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DR. MED. SAMUEL PFEIFER PSYCHIATRIE SEELSORGE SEMINARHEFT STRESS BURNOUT verstehen und bewältigen und

Stress und Burnout - Seminarheft Psychiatrie und …€¦ · Müdigkeit und Erschöpfung ..... 21 Der Burnout-Kreislauf ... trauma und extremer Stress W arum kann es nach dem frühen

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D R . M E D . S A M U E L P F E I F E R

P S Y C H I A T R I E S E E L S O R G ES E M I N A R H E F T

STRESS BURNOUTverstehen und bewält igen

und

zweijährig, berufsbegleitend innovativ, interdisziplinär, praxisrelevant Unterricht durch führende Expertinnen und Experten des Fachgebietes

auch einzelne Module Zielgruppe: Psychologen, Ärzte, Pädagogen, Theologen, Seelsorger, Therapeuten, Berater

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D E R A U T O R : Dr. med. Samuel Pfeifer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und war 25 Jahre lang Chefarzt der Klinik Sonnenhalde in Riehen bei Basel. Er ist seit 2015 in eigener Praxis tätig (www.samuelpfeifer.com) und lehrt als Professor an der Evangelischen Hochschule in Marburg (www.studium-religion-psychotherapie.de).

B E Z U G S Q U E L L E F Ü R S E M I N A R H E F T E :

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

AS

STRESS UND BURNOUT

Verstehen, Beraten, Bewältigen

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

AT

Gibt es Kulturen ohne Stress? ................................................................................ 2

Vier Begriffe: Stress, Strain, Eustress, Distress .................................................... 3

Trauma und extremer Stress .................................................................................4

Belastende Lebensereignisse ................................................................................. 5

Körperliche Symptome von Stress ........................................................................ 6

Unterschiede zwischen Frauen und Männern ..................................................... 7

Stresskrankheiten - Psychosomatik ...................................................................... 8

Resilienz - Schutzfaktor gegen Stress ................................................................ 10

Burnout - Notbremse der Seele ........................................................................... 13

24 Fragen zur Erfassung von Burnout ................................................................. 15

Faktor 1: Arbeitsplatz ............................................................................................ 17

Faktor 2: Privatleben und Familie ........................................................................18

Faktor 3: Persönlichkeitsmuster ..........................................................................19

Faktor 4: Wenn der Körper nicht mehr mitmacht ..............................................20

Müdigkeit und Erschöpfung .................................................................................21

Der Burnout-Kreislauf .......................................................................................... 23

Burnout bei Lehrpersonen ..................................................................................24

Burnout bei Pflegeberufen................................................................................... 26

Compassion Fatigue - Leiden an der Not der andern ........................................ 28

Burnout und Stress in der Bibel .......................................................................... 30

Work-Life-Balance ................................................................................................. 32

Burnout-Vorbeugung am Arbeitsplatz ...............................................................34

Die innere Einstellung verändern ....................................................................... 36

Burnout als Chance .............................................................................................. 38

Was hilft gegen Burnout? .................................................................................... 39

Weiterführende Literatur und Internetadressen ............................................... 40

Inhalt

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

1

STRESS – dieses Schlagwort fand man vor 100 Jahren noch nicht im Lexikon. Heute

aber gibt es niemand, der nicht zeitweise «gestresst» ist. Hans Selye (1907 - 1982), der in Wien geborene Kanadier, fasste sein Lebenswerk in einem einzigen Satz zusam-men: «Ich habe allen Sprachen ein neues Wort geschenkt – Stress!»

Zu den Auswirkungen von Stress gehören nicht nur Gefühle der Anspannung sondern auch körperliche Symptome, die die Lebens-freude trüben, Beziehungen belasten und die Arbeitsfähigkeit vermindern können.

BurNoutWenn Stress zu einem Zustand körper-

licher, emotionaler und geistiger Erschöp-fung führt, so spricht man von «Burnout».

Erstmals wurde der Begriff von dem amerikanischen Psychotherapeuten Her-bert Freudenberger beschrieben. Er be-obachtete, wie aus engagierten Helfern Menschen wurden, die nicht mehr die Kraft hatten, anderen mit der nötigen Einfühlung und Professionalität zu begegnen.

Es handelt sich nicht um eine gewöhn-liche Arbeitsmüdigkeit, sondern um einen Zustand, der mit wechselhaften Gefühlen der Erschöpfung und Anspannung verbun-den ist. In einem destruktiven Kreislauf kommt es zu ausgeprägten Veränderungen

Stress - neue Krankheit des Jahrhunderts?

Herkunft: engl. STRESS = «Anspannung, Druck, Belastung, Beanspruchung»

bei der betroffenen Person. Dadurch wird die Atmosphäre in einem Team empfind-lich gestört. Auch im Privatleben kommt es zum Rückzug und zu strapazierten Be-ziehungen.

Wie kann man Stress verstehen? Wie kann man Herausforderungen positiv nut-zen («Eustress») ohne an einer Überlastung zu zerbrechen («Distress»)? Wie erkennt man die Warnzeichen? Und wie kann man sein Leben so gestalten, dass es nicht aus den Fugen gerät?

Das Seminarheft will Anregungen ge-ben und auf weitere Literatur verweisen. Ziel der Informationen ist es, sich selbst und betroffene Menschen besser zu ver-stehen und sie fachgerecht und einfühl-sam zu begleiten.

Dr. med. Samuel Pfeifer

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

2

gibt es Kulturen ohne Stress?

Der englische Psychiatrieprofessor David Mumford stellte sich die Frage: Gibt es vielleicht Gegenden der Welt, wo die Men-schen weniger gestresst sind? Hat die reine Bergluft, die Abgeschiedenheit von der Zivi-lisation, das Fehlen von Telefon und Hektik sowie das naturnahe Leben in einem Hoch-tal des Himalaja-Gebirges positive Auswir-kungen auf die Gesundheit der Bewohner?

Die Ergebnisse überraschten die Forscher: Das scheinbar idyllische Leben ohne Zivilisationsstress birgt andere Be-lastungen: Die Männer müssen sich weit entfernt gefährliche Arbeit (z.B. Holzflössen auf den wilden Flüssen) suchen und sind oft wochenlang abwesend; es gibt kaum medi-zinische Versorgung, die Kindersterblichkeit ist hoch. Im harten Winter gibt es oft Nah-rungsmittel-Knappheit.

Dies führt dazu, dass gerade die in den abgelegenen Dörfern lebenden Frauen in über 40 % unter deutlichen Stress-Sym-ptomen mit Ängsten und Depressionen lit-ten.

KörperSpr ache alS auSdrucK VoN StreSS IN der drIt teN Welt:Fühlten Sie in letzter Zeit einen

Energiemangel?Spürten Sie Schmerzen im ganzen

Körper?Fühlten Sie sich müde, auch wenn Sie

nicht arbeiteten?Hatten Sie Schmerzen auf der Brust

oder tat Ihnen das Herz weh?Spürten Sie häufig Herzklopfen?Hatten Sie ein Zittern oder Schlot-

tern? Hatten Sie ein Gefühl wie «Magen-

f lattern»?Haben Sie oft starkes Kopfweh?War es Ihnen als ob Ihr Kopf zusam-

mengepresst würde?Hatten Sie ein Erstickungsgefühl

oder einen Kloß im Hals?Mussten Sie häufiger Wasser lösen?Spürten Sie Mundtrockenheit? Haben Sie oft einen schweren Kopf?Hatten Sie Verstopfung? Litten Sie unter Blähungen?Hatten Sie Schmerzen / Verspan-

nungen in Schulter und Nacken?Hatten Sie kalte Hände oder Füße?Litten Sie unter vermehrtem Schwit-

zen?

(Bradford Somatic Inventory; BSI)

Der obige Fragebogen wurde für die Be-schreibung der Depression in der Dritten Welt entwickelt und zeigt, wie stark die psychische Befindlichkeit mit körperlichen Symptomen verwoben ist. (Mumford 1996)

BILD: Eine Familie in Papua-Neugui-nea sitzt um das Feuer in der Hütte. Leiden die Menschen in ursprünglichen Kulturen weniger an Stress?

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

3

Vier Begriffe: Stress, Strain, eustress, distress

Stress ist ein Modewort unserer Zeit. Doch jeder versteht darunter etwas an-deres, vom harmlosen Ärger über eine vo-rübergehende Hektik bis hin zu dauernden Belastungen, die die Gesundheit schädi-gen. Unter Stress versteht man einen vo-rübergehenden oder einen anhaltenden Zu-stand von Anspannung und Erregung.

Der Stressforscher Hans Selye unter-schied zwischen «Eustress» und «Distress».

eustressNeues kann aufregend, herausfordernd,

stimulierend sein. Körper und Geist werden gefordert, aber der Mensch genießt diese Herausforderung (Beispiele: Sport, Aben-teuer, Prüfungen). Die Stresshormone er-zeugen einen «Kick», der als anregend er-lebt wird. Aus der Holmes-Rahe Skala (S. 5) wird ersichtlich, dass auch positive Le-bensereignisse wie etwa Heirat oder Feri-en recht stressig sein können.

distressDieses Wort wird für negative Formen

der Belastung verwendet. Wenn Anforde-rungen und Konflikte als dauernder Druck erlebt werden, wenn Zeitnot und übermä-ßige Forderungen verbunden sind mit Kri-tik und mangelnder Anerkennung; wenn ei-ne Situation auswegslos erscheint — dann wird Stress zerstörerisch.

Tragen Sie Beispiele fürStress und Strain zusammen!

Stress = äußere Ereignisse und Lebensbelastungen

.............................................................................

.............................................................................

.............................................................................

.............................................................................

.............................................................................

Strain = innere Konflikte, Befürch-tungen, Kränkungen und belastende Vor-stellungen..............................................................................

.............................................................................

.............................................................................

.............................................................................

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ÜBuNg

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

4

trauma und extremer Stress

Warum kann es nach dem frühen Ver-lust der Mutter oder nach schwerem

sexuellem Missbrauch lebenslang zu einer depressionsneigung kommen? Welches ist die Verbindung zwischen einem emotio-nalen erlebnis und der Veränderung der Neurobiologie im gehirn?

cortISol alS zellgIf t?Manche Forschungen weisen darauf

hin, dass die Ausschüttung von Stresshor-monen eine toxische Wirkung auf Zellen im Gehirn haben können. Besonders be-troffen ist dabei das limbische System, in dem die Gefühle eines Menschen gesteuert werden. Hier befindet sich auch der Hippo-campus, der eine wichtige Rolle beim Ge-dächtnis spielt.

Die gleichen Hormone, die in einer plötz-lichen Bedrohung die nötigen Energien mo-bilisieren, um dem Stress zu begegnen, wirken bei lang dauernder Ausschüttung als langsames Zellgift. Wer ständig unter

Bremner J.D. (1999): Does stress damage the brain? Bio-logical Psychiatry 45:797-805.

Post R.M. (1992): Transduction of psychosocial stress into the neurobiology of recurrent affective disor-der. American Journal of Psychiatry 149:999-1010.

Braun K. & Bogerts B. (2001). Erfahrungsgesteuerte neuro-nale Plastizität. Bedeutung für Pathogenese und Thera-pie psychischer Erkrankungen. Der Nervenarzt 72:3-10.

Charney D.S. (2004). Psychobiological mechanisms of resi-lience and vulnerability: Implications for successful ad-aptation to extreme stress. American Journal of Psych-iatry 161:195-216.

Stress steht, kann weniger gut lernen und neue Gedächtnisinhalte speichern.

SeNSIBIlISIeruNg IM gehIrNDauerstress führt zu einer Sensibili-

sierung im Gehirn. Es kommt zu einem Kreislauf von Überlastungsgefühlen und Erschöpfung, zum Eindruck, nichts mehr im Griff zu haben, zu Gefühlen von Sinn- und Hoffnungslosigkeit – kurz zu einer De-pression. Diese ist wiederum begleitet von körperlichen Beschwerden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass der Stresshormonpegel bei Depressiven deut-lich gesteigert ist, selbst wenn sie sich schon völlig zurückgezogen haben. Adre-nalin und Cortisol führen zu dem Gefühl der inneren Unruhe, das für Depressive so quälend ist.

Mehr noch: Die Hirnzellen werden auf Zellkernebene (DNA und RNA) so umpro-grammiert (sensibilisiert), dass es später schon aus viel kleinerem Anlass wieder zu einer depressiven Phase kommen kann.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

5

Belastende lebensereignisse (holmes & rahe)

punkte ereignis / problem100 Tod eines Ehepartners

73 Scheidung65 Trennung vom Ehepartner63 Gefängnisstrafe63 Tod eines Familienangehörigen53 Eigene Verletzung oder Krankheit50 Heirat47 Verlust des Arbeitsplatzes45 Eheliche Aussöhnung45 Pensionierung44 Krankheit in der Familie40 Schwangerschaft39 Sexuelle Schwierigkeiten39 Familienzuwachs39 Arbeitsplatzwechsel38 Erhebliche Einkommensveränderung37 Tod eines Freundes36 Berufswechsel35 Streit in der Ehe31 Aufnahme eines grösseren Kredits30 Kündigung eines Darlehens29 Neuer Verantwortungsbereich im Beruf29 Kinder verlassen das Elternhaus29 Ärger mit angeheirateten Verwandtschaft28 Grosser persönlicher Erfolg26 Anfang oder Ende der Berufstätigkeit der Ehefrau26 Schulbeginn oder -abschluss25 Änderung des Lebensstandards24 Änderung persönlicher Angewohnheiten23 Ärger mit dem Chef20 Änderung von Arbeitszeit und -bedingungen20 Wohnungswechsel20 Schulwechsel19 Änderung der Freizeitgewohnheiten19 Änderung der kirchlichen Gewohnheiten18 Änderung der gesellschaftlichen Gewohnheiten16 Änderung der Schlafgewohnheiten15 Änderung der Häufigkeit familiärer Kontakte15 Änderung der Essgewohnheiten13 Urlaub12 Weihnachten11 Geringfügige Gesetzesübertretungen

die amerikanischen autoren holmes und rahe haben eine Skala zusammengestellt, die lebensereignissen ein punkt-zahl zuordnen. Wenn Sie mehr als 120 punkte erreichen, sind Sie gesund-heitlich gefährdet.

Quelle: Holmes T.H. & Rahe R.H. (1967): The social readjustment rating scale. Journal of Psychosomatic Re-search 11:213–218.

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Körperliche Symptome von Stress

Das Bild zeigt die wichtigsten Organe, die durch das vegetative Nervensystem gesteuert werden.

daS VegetatIVe NerVeNSySteM

kann nicht durch den Willen gesteuert werden (unwillkürlich).

begleitet alle Organe, Drüsen, Gefässe, Muskeln.

steuert ihre Funktion (Muskelspan-nung, Sekretion, Durchblutung).

erzeugt unter Stress Beschwerden ohne organisch fassbaren Befund.

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7

Vier funktionen des vegetativen Nervensystems

fuNKtIoN BeISpIele

Rhythmus Herz, Darmperistaltik

Tonus Muskeln (Atmung, Kehlkopf, Rücken, Blase etc.)

Sekretion Speichel, Darm, Sexualorgane

Durchblutung Hände, Füsse, Innenohr

Fehlregulation

MissempfindungSchmerz, Verspannung, Übelkeit, MagenbrennenSchwindel, Schwächegefühl, Ohrgeräusch etc.

frauenstress - Männerstress

frauen fühlen sich stärker gestressT als Männer. Dies er-gab eine Studie, die im

Jahre 2006 von der American Psychological Association (APA) in Auftrag gegeben wurde. 51 Prozent der befragten Frauen gaben an, gestresst zu sein, verglichen mit 43 Prozent der Männer.

Frauen spüren - noch eher als Männer Stress durch körperliche Symptome. Ge-stresste Frauen fühlten sich oftmals ner-vös, energielos und dem Weinen nahe. Männer hingegen waren eher gereizt, är-gerlich und neigten zu Schlafstörungen.

Frauen suchen öfter eine Behandlung für ihre Probleme auf und zeigen mehr Störungen, die durch Stress verursacht sind. Männer hingegen sterben häufiger an stress-bezogenen Krankheiten, wie et-wa Herzinfarkt.

(Quelle: Monitor on PsychologyVolume 37, No. 4 April 2006)

Von den Befragten, die sich gestresst fühl-ten, berichteten> 59 Prozent über Nervosität oder Trau-

rigkeit> 51 Prozent über Erschöpfung> 56 Prozent über Schlafstörungen> 55 Prozent über Interesselosigkeit

und Energiemangel> 48 Prozent über Muskelverspan-

nungen> 46 Prozent über Kopfschmerzen> 37 Prozent über zu viel oder zu wenig

Appetit> 32 Prozent über Magen- oder Verdau-

ungsprobleme> 29 Prozent über Benommenheit und

Schwindel> 26 Prozent über Engegefühle im

Brustraum> 23 Prozent über Probleme mit der Li-

bido.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Stresskrankheiten - psychosomatik

WeItere INforMatIoNeN: aus der Reihe Psychiatrie und Seelsorge:S. Pfeifer: Psychosomatik - Wie können wir die Sprache des Körpers verstehen?

hörSturz«Seit seinem Amtsantritt als Stadt-präsident von Zürich hat Elmar Ledergerber vier Hörstürze erlitten, zum letzten Mal, als er in die aufrei-benden Verhandlungen um das Züri-cher Schauspielhaus involviert war. Ein Hörsturz ist ein plötzlicher, mei-stens einseitig auftretender Hörver-lust, der durch eine akute Durch-blutungsstörung im Innenohr ver-ursacht wird... Er schließt nicht aus, dass der Stress eines Amtes zu den Hör stürzen geführt hat: «Der Job ist zum Teil sehr beanspruchend, und die 80-Stunden-Wochen häufen sich».Sein Amtskollege in Winterthur mußte sich unlängst wegen Herzbe-schwerden für eine Woche in Spital-pf lege begeben.»(aus einer Zeitungsmeldung)

p S yc h o S o M at I S c h e S t ö r u N g e N SINd oftMalS StreSSKraNKheIteN. Dabei kann grundsätzlich jedes Organ be-troffen sein. 40 Prozent aller Arztbesuche werden durch vierzehn Symptome ausge-löst. Nur 10 bis 15 Prozent davon haben eine organische Ursache. Häufig durch Stress bedingt oder zumindest durch Stress ver-schlimmert sind folgende Störungen (im-mer vorausgesetzt, dass eine Untersu-chung keine organischen Befunde ergibt):

> Spannungskopfschmerzen, Migräne

> Hörsturz, Tinnitus, Schwindel

> Stimmverlust (Aphonie)

> Herzbeklemmung, Druck auf der Brust

> Hautreaktionen, Neurodermitis

> Magen-Darm-Störungen

> Rückenschmerzen

> Fibromyalgie und andere allgemeine Schmerzsyndrome (Somatisierung)

> Unterleibsbeschwerden und Verlust von Libido und Potenz

> Schlafstörungen

> Allgemeine Erschöpfung

c aVe: Es wäre vereinfacht, die obigen Störungen auf die Formel «Stress macht krank!» zu reduzieren. Oftmals kommt es zu einem komplexen Kreislauf von indivi-dueller Sensibilität, äußeren Belastungen und anstrengenden Beziehungen, die schließlich im Körper eine Reaktion aus-lösen.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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WeItere INforMatIoNeN: Rüegg J.C.: Psychosomatik, Psychotherapie und Gehirn. Schattauer.Charney D.S. (2004). Psychobiological mechanisms of res-ilience and vulnerability: Implications for successful adap-tation to extreme stress. American Journal of Psychiatry 161:195-216.

unser denken beeinflußt den Stress

Das Denken beeinflusst die Biolo-gie des Körpers. Wie man eine Situati-on wahrnimmt und wie man sie einord-net, bestimmt die persönliche Bedeu-tung. Je nachdem resultiert ein völlig un-terschiedliches Gefühlsmuster. Depression und Angst führen zudem zu einer «dunklen Brille», die vermehrt negative Bewertungen nach sich zieht.

«NIcht dIe dINge SelBSt BeuNru-hIgeN dIe MeNScheN, SoNderN dIe MeINuNgeN uNd dIe BeurteIluNgeN ÜBer dIe dINge.»(der griechische Philosoph Epiktet)

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resilienz - Schutzfaktoren gegen Stress

WeItere INforMatIoNeN: R. Welter-Enderlin: Resilienz. Gedeihen trotz widriger Umstände. Carl-Auer. M. Rampe: Der R-Faktor. Das Geheimnis unserer inneren Stärke. Eichborn.

Warum zerbricht der eine an seinen Lebensbelastungen, während der an-

dere die gleichen Probleme ohne ersicht-liche Stressreaktion meistert? Immer mehr wird in der Forschung die Frage nach den Schutzfaktoren gestellt.

Resilienz beschreibt die Fähigkeit, unter Stress angemessen zu handeln und die Fä-higkeit, sich von Verletzungen und Widrig-keiten zu erholen.

Die stärksten Faktoren für die Resilienz eines Kindes sind

ein unbeschwertes Temperament, dauerhafte

familiäre Beziehungen, kompetente Bezugspersonen, die Entwicklung von Selbst-

achtung und ein Gefühl emotionaler Sicherheit.

reSIlIeNz BeI KINderNKindheit muss kein Schicksal sein. Selbst

Kinder aus armen Risikofamilien haben die Chance, sich zu erfolgreichen und ausge-glichenen Erwachsenen zu entwickeln, wie die Langzeitforschungen von Emmy Werner gezeigt haben. In der Folge haben verschiedene Forscherteams Faktoren für eine resiliente Entwicklung herausgear-beitet, die sich gegenseitig unterstützen und fördern:

ein unbeschwertes temperament:> Die Fähigkeit, Probleme zu lösen.> Gutes Selbstwertgefühl.> Eigeninitiative.> Ein Sinn für Humor.

Intelligenz und Bildung> Höheres Intelligenzniveau.> Gute (Aus-) Bildungs-Chancen.

Stabile Bezugspersonen> Dauerhafte familiäre Beziehungen> Kompetente, präsente und warmher-

zige Bezugspersonen.

Stabiles Wertesystem> Zugehörigkeit zu einer Glaubensge-

meinschaft.> Respekt, Fürsorge und Mitgefühl für

andere Menschen.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Resilienz bedeutet Widerstandskraft und Durchhaltevermögen in schwie-

rigen Situationen, in Schicksalsschlägen, Bedrohungen und Beziehungsproblemen. Jeder Mensch hat in sich Faktoren, die ihn «resilient» machen - der eine mehr, der andere weniger.

Doch Resilienz kann bewusst aufge-baut und entwickelt werden. Dies bedeu-tet nicht ein problem-freies Leben. Oft-mals sind es gerade seelische Schmerzen und Verlusterlebnisse, die eine Person in ihrer Lebensbewältigung stärker machen können.

Ein ganzes Bündel von Faktoren be-stimmt, wie Misserfolge und Lebenskrisen verarbeitet werden. Die neuere Forschung zeigt deutlich, dass der wesentlichste Fak-tor gute und tragfähige Beziehungen (Fa-milie, Freunde) sind. Dazu kommt natür-lich die eigene Grundhaltung, Problem-löseverhalten und ein gutes Selbstvertrau-en. Hier sind zehn Wege zum Aufbau von Resilienz (*).

1. Pflegen Sie BeziehungenGute Beziehungen mit Familie und

Freunden sind wichtig. Wer Hilfe und Un-terstützung von Menschen annimmt, die sich um ihn kümmern und ihm zuhören, wird dadurch gestärkt. Jugendgruppe, Hauskreis und andere Gruppen können ei-ne große Hilfe sein. Wer andern hilft, er-lebt auch selbst Unterstützung.

2. Krisen sind nicht unüberwindbarAuch wenn Sie einen Schicksalsschlag

nicht verhindern können, so können Sie doch beeinflussen, wie Sie die Ereignisse einordnen und damit umgehen. Krisen wer-den nicht als unüberwindliches Hindernis

resilienz entwickeln

* In Anlehnung an eine Leitlinie der APA, www.apahelpcenter.com

gesehen. Der Glaube kann dabei eine wich-tige Hilfe sein (Beispiel Hiob). Schauen Sie über die Gegenwart hinaus. 3. Veränderung gehört zum Leben

Schwere Erfahrungen gehören zu un-serem Leben. Auch resiliente Menschen sind vor der Opferrolle nicht gefeit. Nach einer gewissen Zeit gelingt es ihnen je-doch, anders über die Situation zu denken. Nehmen Sie die neue Lebenssituation an. Indem man das Unveränderliche loslässt, kann man sich auf diejenigen Dinge kon-zentrieren, die sich ändern lassen.

4. Setzen Sie sich ZieleEntwickeln Sie kleine, aber realistische

Ziele für jeden Tag. Halten Sie einen geord-neten Tagesablauf ein. Streben Sie nicht nach grossen Zielen, sondern fragen Sie sich: «Was kann ich heute tun, das mich in die Richtung führt, die ich erreichen möchte?» 5. Mutig handeln

Packen Sie das an, was zu tun ist. Las-sen Sie sich nicht gehen, in der Annahme, die Dinge lösten sich von allein. Überlegtes und mutiges Handeln gibt Ihnen das Gefühl zurück, wieder selbst am Ruder zu sein und in die Zukunft zu schauen.

6. Was kann ich aus der Situation lernen?Viele Menschen haben erlebt, dass sie

gerade in schweren Ereignissen innerlich gewachsen sind. Sie berichten, dass sie bes-sere Beziehungen entwickelten, ein grö-ßeres Selbstvertrauen, eine vertiefte Spi-ritualität und eine neue Wertschätzung für das Leben.

7. Trauen Sie sich etwas zu!Entwickeln Sie ein positives Selbstver-

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

12

Raum für Notizen

trauen: Sie können Probleme lösen und dür-fen Ihrem Instinkt vertrauen – das stärkt die Resilienz.

8. Bewahren Sie die richtige Perspektive!Auch wenn Sie durch sehr schwere Erfah-

rungen gehen, so versuchen Sie das Ereig-nis in einem breiteren Zusammenhang zu sehen. Welchen Platz hat es in Bezug auf Ihre gesamte Lebenssituation und auf lan-ge Sicht? Vermeiden Sie, ein Ereignis über-mäßig zu gewichten.

9. Geben Sie die Hoffnung nicht auf!Eine optimistische Lebenseinstellung

stärkt die Resilienz entscheidend. Es wird auch in Ihrem Leben wieder bessere Zeiten geben. Leben Sie nicht unter dem Diktat Ihrer Ängste, sondern setzen Sie sich neue Ziele.

10. Achten Sie auf sich selbst!Spüren Sie, was Ihnen gut tut. Nehmen

Sie Ihre Bedürfnisse und Ihre Gefühle ernst. Machen Sie Dinge, die Ihnen Freude berei-

ten und zur Entspannung beitragen. Be-wegen Sie sich und gehen Sie an die fri-sche Luft. Wenn Sie im guten Sinne für sich selbst sorgen, so bleiben Körper und Geist fit und können besser mit den Situa-tionen umgehen, die Durchhaltevermögen und Widerstandskraft brauchen – eben: Resilienz.

Der Glaube als Kraftquelle der ResilienzDie eben aufgeführten zehn Punkte zur

Bildung einer gesunden Resilienz lassen sich nicht aus eigener Kraft erreichen. Die psychotherapeutische Erfahrung zeigt, dass Menschen mit einer tiefen Glaubens-beziehung zusätzliche Kräfte entwickeln.

Für gläubige Menschen sind Optimis-mus, Hoffnung und Perspektive einge-bettet in den Glauben. Ihr Selbstvertrau-en wächst durch Gottvertrauen und Ge-bet. Das bewahrt sie nicht vor Zweifeln und Konflikten – aber gerade im Ringen mit Gott kann eine Resilienz heranwach-sen, die tiefer greift als jede oberflächliche psychologische Selbstsuggestion.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout - Notbremse der Seele

BetroffeNe Br aucheN eINdrÜcKlIche BIlder:

«Wie eine Raketenstufe, die ausgeglüht und nutzlos ins Meer fällt.»

«Wie ein Haus, das ausge-brannt ist, aber die Fassade steht noch.»

«Wie ein Marathonläufer in der Wüste. Ich kann weder vorwärts noch rückwärts.»

«Wie ein leerer Akku.»

«Bankrott: Bei meinem En-ergiebudget habe ich dau-ernd auf Pump gelebt, per-manent überbucht. Ich muss ein neues Budget ma-chen und abbezahlen.»

«Ich fühle mich wie ein Wolf in der Falle: Schmerz-hafte Neuorientierung, die nicht ohne Verluste geht.»

BurNout kommt nicht von einem Tag auf den andern. Meist künden sich die Symptome schleichend an, klopfen nur leise an die Tür, ziehen sich dann am Wo-chenende wieder etwas zurück, bis ein neues Ereignis wie ein Donnerschlag ins Leben einbricht.

Burnout ist eine körper-liche und emotionale Erschöpfung aufgrund dauernder Anspannung, ständiger sozialer Begegnungen, täglichen Stresses.

Burnout ist besonders tiefgreifend, wenn aufreibende Arbeit und dauernde Belastung von wenig Anerkennung und mitmenschlicher Unterstützung begleitet sind.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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24 fragen zur erfassung von Burnout

Ja NeIN

O O Fühlen Sie sich in letzter Zeit häufig müde?

O O Sind Sie körperlich erschöpft, ohne dass sich ein medizinischer Grund findet?

O O Fühlen Sie sich manchmal einfach leer, ohne neue Ideen?

O O Wächst Ihnen die Arbeit zunehmend über den Kopf?

O O Denken Sie oft, dass ihre Mitmenschen schwieriger geworden sind als früher?

O O Sind Ihre Gefühle leichter zu verletzen als früher?

O O Erleben Sie frühere Herausforderungen im Beruf heute als Strapaze?

O O Wirken Sie manchmal gedankenverloren und hören Sie andern nicht zu? Verlieren Sie sich in Tagträumereien?

O O Haben Sie den Eindruck, dass sie von Kollegen und Vorgesetzten keine Unterstützung bekommen?

O O Sind Sie rasch gekränkt, wenn andere an Ihnen oder Ihrer Arbeit etwas bemängeln?

O O Trinken Sie öfter als früher Alkohol, um sich zu beruhigen?

O O Haben Sie Ihren früheren Optimismus und Ihr Engagement verloren?

O O Haben Sie Mühe mit Veränderungen bei der Arbeit und beim Einsatz neuer Technologien?

O O Gehen Ihnen so viele Gedanken durch den Kopf, dass Sie nicht abschalten können?

O O Möchten Sie manchmal einfach keinen andern Menschen mehr sehen?

O O Haben Sie manchmal den Eindruck, es gebe keinen andern Ausweg als den Ausstieg aus Ihrem Beruf oder die Kündigung?

O O Vernachlässigen Sie Dinge, die Ihnen früher wichtig waren?

O O Sorgen Sie sich schon am Tag zuvor, wie es am nächsten Tag wohl bei der Arbeit laufen wird?

O O Werden Sie vermehrt von Schmerzen geplagt?

O O Erleben Sie ein Nachlassen von Lebensfreude oder sexuelle Lustlosigkeit?

O O Haben Sie Minderwertigkeitsgefühle, die Sie früher nicht kannten?

O O Machen Sie sich Sorgen um Ihre Gesundheit?

O O Nehmen Sie vermehrt Aufputschmittel wie etwa Kaffee zu sich?

O O Haben Sie den Eindruck, viel zu wenig Zeit für Ihre Familie und für Ihre Freizeit zu haben? Entfremden Sie sich Ihren Freunden?

O O Leiden Sie an Schlaflosigkeit?

Wenn Sie mehr als 10 — 12 Fragen mit «Ja» beantworten, so weist dies auf ein Burnout hin:

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DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

16

Vier faktoren bei der entstehung

Burnout ist nicht nur ein Problem der Arbeit. Nach klinischer Erfahrung spie-len mindestens vier große Faktoren bei der Entstehung eines Burnouts mit (vgl. Abbildung). Oftmals schaukeln sich die-se gegenseitig hoch und führen dann zum emotionalen Ausbrennen.

fachartIKel zuM theMa:Maslach C., Schaufeli W.B. & Leiter M.P. (2001): Job Burnout. Annual Review of Psychology 52:397-422.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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«Seit diesem Frühjahr bin ich stän-dig krank. Mal habe ich ein Grippe, dann fühle ich mich wieder fiebrig, habe leichte Lymphknotenschwel-lungen oder Halsweh. Der Arzt fin-det nichts Richtiges. Er hat mich nur gefragt, ob ich viel Stress am Ar-beitsplatz habe. Seit letzten Herbst haben wir einen sehr fordernden Chef. Für ihn zählt nur die Leistung, nicht die Person. Manchmal möchte ich am liebsten den Bettel hinsch-meissen»

faktor 1: arbeitsplatz

Organisationspsychologische Burnout-forscher sehen Burnout in Zusammen-hang mit den Arbeitsbedingungen

1. WORKLOAD: Überforderung und Zeit-druck.

2. Große Verantwortung ohne ausreichende Kompetenz.

3. Unklare Erfolgskriterien. 4. Fehlendes Feedback. 5. Mangel an Autonomie / Handlungs-

spielraum.6. Allgemeine Arbeitszufriedenheit. 7. Gefühl ständiger Kontrolle.8. Diskrepanz zwischen humanitären

Werten und Arbeitsalltag.9. Rollenstruktur:

> Rollenkonflikte.> Rollenambiguität (ungenaues Be-rufsbild, unklare Arbeitsziele).> Rollenarmut: wenig motivierendes Potential, gleichförmige Routine, we-nig Möglichkeiten zur Selbstentfal-tung.

10. Fehlende Rückzugsmöglichkeiten. 11. Schlechtes Image des Berufs. 12. Mangelnde soziale Unterstützung.

WaS MerKeN KollegeN uNd VorgeSetzte?> Klagen über Arbeitsunlust und Überfor-

derung> Keine neuen Ideen und Projekte, die die

Person früher auszeichneten> Vermehrt Fehlleistungen und Konzen-

trationsprobleme.> Negative Grundeinstellung, Dienst nach

Vorschrift> Widerstand gegen Veränderungen> Weniger Kontakt mit Kollegen> Vermehrt krankheitsbedingte Absenzen> «Innere Kündigung»

eINIge BeISpIele

«Lehrer sind faule Säcke!»

«Morgen will ich

diesen Bericht auf meinem Schreibtisch! Wie Sie das machen,

ist mir egal»

«Letzten Mo-nat haben Sie wieder 4 Stunden

für Gespräche verwendet, die wir nicht nö-tig finden.»

«Wir sind zwar ein Pflegeheim, aber

unsere Aktionäre wollen Gewinne sehen!»

«Pro Tag erwar-te ich mindestens 11 Patientenkon-

takte von Ihnen. Ihre Aufgabe ist die Medikamen-tenabgabe. Gespräche überlassen Sie andern!»

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

18

faktor 2: privatleben und familie

Leidet das Privatleben, so reduziert sich auch die Leistungsfähigkeit am Arbeits-platz. Letztlich ist die Arbeit – und sei sie noch so interessant – kein ausreichender Ersatz für erfüllende persönliche Bezie-hungen, vitalisierende Bewegung und Le-bensgenuss abseits des Schreibtisches.

Folgende Faktoren erweisen sich als Burnout-fördernde Belastung:> Konflikte mit Partner / Partnerin> Konflikte mit Kindern> Konflikte mit Freunden> Mehrfachbelastungen

(Haushalt / Erziehung / Beruf)> Mangel an Kontaktmöglichkeiten> Aufgeben von Hobbys, Musik oder

sportlichen Aktivitäten> Vernachlässigung des Privatlebens.

der SpIlloVer-effeKtEine Studie des deutschen Psychologen

Joachim Lask hat gezeigt, dass das Privat-leben mehr zur Arbeitszufriedenheit bei-trägt als bisher gedacht. Die Befindlich-keit im Privatleben schwappt also in die Arbeit über (engl. spillover). Einige Be-funde der Studie: > 63 % der Befragten gaben an, dass

sich der Familienstress auf das Berufs-leben auswirkt.

> Je intensiver anhaltende Probleme bei Kindern bestehen, desto höher ist die berufliche Belastung in der letzten Woche.

> Das Ausmass an Fröhlichkeit bei der Arbeit wird von 87 % der Befragten hauptsächlich auf die Familie zurück-geführt.

> Konzentrationsstörungen, Deprimiert-heit und Angst am Arbeitsplatz wer-den zu über einem Drittel hauptsäch-lich auf die Familie zurückgeführt.

Quelle: www.workfamily-institut.de

BurNout – der prIVate faKtor

«Privat geht es nicht so gut. Meine Frau entzieht sich mir, liest am Abend lieber, als sich einen romantischen Abend zu gönnen. Unsere Beziehung ist nicht mehr, was sie einmal war.

Vor kurzem habe ich gehört, dass sich Freunde von uns scheiden lassen – das macht mir Angst und mein Herz zieht sich zusammen. Dabei wollten wir doch miteinander glücklich werden.

Wir haben Streit über kleine Din-ge: eine Einladung; die Dekoration; Geld . . .

Vor kurzem ist ein väterlicher Freund von mir gestorben. Das hat mich wirklich getroffen. Er hat mir zu meiner Karriere verholfen und mich immer wieder unterstützt. Jetzt ist er nicht mehr da. Ich bin im Alter, wo man an vorderster Front steht.

Meine Frau und ich hatten noch gar keine Zeit, so richtig über das zu re-den, was uns bewegt. Wir haben ver-sucht Normalität zu leben; aber unter der Oberf läche brodelt es.»

(ein 42-jähriger Manager)

privatleben

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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faktor 3: persönlichkeitsmuster

Die Persönlichkeitsforschung hat ty-pische Muster ergeben, die zu einem Burnout führen können.Hier sind einige Hinweise:> Hohes persönliches Engagement im

täglichen Umgang mit anderen Men-schen.

> Hoher Anspruch an sich selbst: «Ich will gut sein – Ich will erfolgreich sein – Ich will es den andern zeigen!» – «Geht nicht gibt’s nicht!»

> Gefühl der Unentbehrlichkeit: «Ohne mich geht es nicht!»

> Hohe Sensibilität für Mitarbeiter und Situationen.

> Ethisches Verantwortungsgefühl: «Ich kann sie doch nicht im Stich lassen!»

> Schlechte Abgrenzungsfähigkeit.> Labiles Selbstwertgefühl.

daS helferSyNdroM

Hierzu gehören alle Fragen, die sich auf die Biographie, die beruflichen Erwar-tungen und Ideale der Helfer beziehen. Man geht davon aus, dass die «Diskrepanz zwi-schen Erwartungen und Wirklichkeit» einen großen Teil von Burnout ausmacht.

Helfer gehen häufig zu idealistisch an ih-ren Beruf heran. Zwei Drittel der Altenpfle-gerinnen zeichnen sich durch einen sehr grossen beruflichen Idealismus-Wert aus.

Personen mit dem Helfersyndrom versu-chen, ihr labiles Selbstwertgefühl durch die Aufopferung an eine grosse Aufgabe und der damit verbundenen Dankbarkeit vie-ler Hilfsempfänger zu stabilisieren. Nach Wolfgang Schmidbauer sind Helfer mit die-ser Persönlichkeitsstruktur besonders ge-fährdet, da ihr emotionelles Defizit und so-mit ihr Bedürfnis nach Zuwendung so gross ist, dass es kaum gestillt werden kann.

Persönlichkeit. Die Thematik der Hel-ferpersönlichkeit wird im deutschspra-chigen Raum hauptsächlich unter dem Schlagwort „Helfersyndrom“ diskutiert.

t yp-a-VerhalteN

Typ A Verhalten ist gekennzeichnet durch folgende Eigenschaften:

> Starke Wettbewerbsorientierung: dis-zipliniert, tüchtig, verantwortungsbe-wusst, dominierend, aggressiv, viel-leicht sogar feindselig.

> Neigung zu extremer Verausgabung: verspannt, überlastet, gestresst, im-mer in Zeitnot, ungeduldig.

> Erhöhte Reizbarkeit und Gereiztheit im Zusammenhang mit Kränkbarkeit und Tendenzen zu Angst und Depression.

> Psychophysisches Risikoverhalten: unregelmässige Ernährung, mangeln-de Körperbewegung im Wechsel mit sportlichen Höchstleistungen, wenig kontrollierter Genussmittelkonsum, Schlafdefizite.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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faktor 4: Wenn der Körper nicht mehr mitmacht

Stress hat nicht nur gesundheitliche Fol-gen – Gesundheitsprobleme können auch selber zum Stress werden.Körperliche Krankheiten, die mit grosser Erschöpfung einhergehen können:

> Grippe> Rheumatoides Fieber> Hepatitis> Malaria und andere Infektionen.

Auch scheinbare Bagatellunfälle können sich als grosser Belastungsfaktor erwei-sen: Eine Muskelzerrung lässt einen alt aussehen; eine Handverletzung verhin-dert das Musizieren oder das Schreiben. Zitate aus einem Interview mit dem

deutschen Politiker Horst Seehofer:«Gesundheitlich angeschlagen zu sein wird in der Politik als Schwäche eingestuft. Man schleppt sich weiter, solange es geht. Ich war so weit, dass ich den Termin, den ich eigentlich noch ansteuern wollte, nach Mei-nung des Arztes nicht mehr erreicht hätte.»

«Man hält sich bis zu einer solchen Erkrankung für unentbehrlich, auch wenn man das nie öffentlich einräu-men würde. Wenn dann der Blitz eingeschlagen hat, stellt man plötz-lich fest, dass das politische Leben reibungslos weiterläuft, ohne dass man dabei ist.»

Der Spiegel 18 / 2006, S. 34

«Gesundheitlich angeschlagen zu sein wird in der Politik als Schwäche eingestuft. Man schleppt sich weiter, solange es geht.»

Wenn wir gesund sind, so fühlen wir uns sicher in unserem Körper. Fallen einzelne Funktionen aus oder plagen uns Schmer-zen, so fällt eine wichtige Stütze weg, die unser Selbstwertgefühl und unsere Lei-stungsfähigkeit wesentlich beeinflusst.

Die Gesundheit ist ein Geschenk – aber der Mensch kann auch selbst dazu beitra-gen – durch gesunde Ernährung, durch re-gelmässigen Sport und durch gesunde Le-bensgewohnheiten. Neben einem guten Tagesrhythmus ist auch die Bewegungs-disziplin am Arbeitsplatz wichtig: Wer im-mer nur vor dem Bildschirm sitzt, der wird

sich bald Rückenschmerzen, Augenbren-nen und andere Probleme einhandeln.

Nehmen Sie bewusst die Treppe und nicht den Lift. Jede Treppe ist eine Chan-ce für mehr Bewegung!

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Müdigkeit und erschöpfung

Ein bekannter Fussballspieler erkrankt an einem Pfeiffer’schen Drüsenfieber. Monatelang hat er keine Energie zu Spielen. Er fühlt sich minderwertig, geht nicht ans Training, zieht sich vom Team zurück. Er schaut Fernsehen und ernährt sich von Fast Food. Das Übergewicht vermindert weiter die sportliche Leistung. Versuche, wie-der einzusteigen, sind enttäuschend. Es beginnt eine Abwärtspirale, die in ein Burnout mit einer ausgeprägten Depression mündet. Dank professio-neller Hilfe kann er 14 Monate nach seinem Ausfall wieder spielen.

Die Bewegung der Selbst- verwirklichung und die Leistungs-gesellschaft haben dem Menschen neue Lasten auferlegt. Thesen von Alain Ehrenberg

Ein Kernsymptom des Burnout-Gesche-hens sind Müdigkeit und Erschöpfung.

So weit verbreitet ist diese Befindlichkeit in unserer Gesellschaft, dass sie bereits als Signatur der Epoche gedeutet wird. «Lähmende Gefühle der Erschöpfung und der Unzulänglichkeit gehören zu ihren Erkennungszeichen, verbunden mit der letzten Hoffnung, dass die Medizin dieser Unerträglichkeit abhelfen könne,» schreibt die ZEIT über die Depression.

KörperlIche urSacheNDabei fand man bis heute keinen bio-

chemischen Marker für die Müdigkeit. Na-türlich gibt es vielfältige körperliche Er-krankungen, die Müdigkeit und Erschöp-fung auslösen können, von der Blutarmut bis hin zu Krebsleiden, die in bis zu 80 % der Fälle von großer Müdigkeit begleitet sind, die in der Fachliteratur als «Fatigue» bezeichnet wird.

Länger dauernde Erschöpfungszustän-de können auch von Viruserkrankungen verursacht werden. Besonders häufig sind grippe-artige Erkrankungen und das Pfeiffer‘sche Drüsenfieber, das vom Ep-stein-Barr-Virus (EBV) hervorgerufen wird.

daS erSchöpf te SelBStUm so befremdlicher ist es für die Be-

troffenen eines Burnouts, dass bei ihnen keine körperliche Ursache gefunden wird. Ist es möglich – so fragen sie – dass man allein von seelischer Anstrengung derart ausge laugt und erschöpft werden kann?

Offenbar ja. Die Bewegung der Selbst-verwirklichung und die Leistungsgesell-schaft haben dem Menschen neue Lasten auferlegt: Bei vielen Frauen sei sie eine unangenehme Nebenwirkung der Eman-zipation der letzten vierzig Jahre: Die Er-schöpfung und Überforderung des befrei-ten Selbst.

Der heutige Mensch ist zwar freier, aber er trägt schwer an seinen neuen Freihei-ten und an seiner Verantwortung. Er kann zwar nicht mehr schuldig werden, aber er kann an den neuen Herausforderungen scheitern und versagen.»

WeItere INforMatIoNeN: Alain Ehrenberg: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Campus Verlag

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Veränderung der persönlichkeit

Burnout trifft nicht selten die begabtesten und engagiertesten Mitarbeiter in einem

Betrieb.Neben den bereits genannten Symptomen

fällt bei ihnen die Veränderung des Verhal-tens besonders auf, weil es sich so sehr vom früheren Einsatz unterscheidet.

Folgende Eigenschaften werden beschrie-ben:

IN guteN zeIteN IM BurNout

Schwungvoll, spritzig Verlangsamt, humorlos

Initiativ, hat neue Ideen und Konzepte Lethargisch, resigniert, läßt Dinge schlit-tern.

Gelassen, geduldig, aufbauend Gereizt, ungeduldig, fordernd, kritisierend

Anpassungsfähig, flexibel Widerstand gegen Veränderungen

Mitfühlend, menschen-orientiert Sarkastisch, «depersonalisiert», reizbar

Denkt ganzheitlich Wirkt ich-zentriert, egoistisch, kümmert sich nicht mehr um das Wohl von Betrieb und Mitarbeitern

Setzt Prioritäten, denkt klar und konzeptuell

Bleibt an Nebensächlichkeiten hängen, «sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht»

Teamplayer: gibt sich ins Team ein Rückzug: zieht sich zurück und nimmt nicht an gemeinsamen Aktivitäten teil.

grÜNde fÜr Ver äNderuNgeN

Wie die Abbildung auf Seite 23 zeigt, er-folgen die Veränderungen in einem allmäh-lichen Kreislauf.

Wir können unsere positiven Persönlich-keitseigenschaften nur dann ausleben bzw. zum Einsatz bringen, wenn wir genügend Energiereserven haben. Diese werden aber durch einen ständig erhöhten Einsatz zuneh-mend aufgebraucht. Die Oberfläche von po-sitivem Verhalten wird abgewetzt und lässt negative Eigenschaften durchbrechen, die zu

neuen Problemen führen können. Der verstärkte Einsatz (Stadium 2) raubt

Kräfte und führt dazu, dass die eigenen Be-dürfnisse subtil vernachlässigt werden (Sta-dium 3).

Es kommt zu Konflikten im Team oder im Privatleben, die aber mit Ausreden bzw. oberflächlichen Hoffnungen verdrängt wer-den (Stadium 4).

Gerade in Berufen, die Menschen dienen sollen, schleicht sich das Gift des Zynis-mus (Stadium 5) besonders destruktiv ein («Hauptsache, der Umsatz stimmt!» «We-

Positive Persönlichkeits-eigenschaften sind das «Schmieröl» in der Zusammenarbeit eines Teams.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

23

der Burnout-Kreislauf

nach

Fre

uden

berg

er &

Nor

th

nigstens haben wir eine gute Statistik!»). Weil die eigenen Reserven aufgebraucht sind, kann man auch den anderen Men-schen nicht mehr mit der nötigen Achtung, Fürsorge und Professionalität begegnen.

Diese Werteverschiebung erfordert im-mer mehr «Verleugnungs-Arbeit» – ein kräf-te-raubender Doppelstandard, der schließ-lich umkippt in resignierenden Rückzug und Abstumpfung.

Die betroffene Person verletzt andere mit ihrem Verhalten und macht sich selbst Vorwürfe für ihr negatives Verhalten. Stu-dien haben gezeigt, dass es vom Beginn der ersten Symptome etwa neun Monate bis zum Vollbild eines Burnouts braucht, wenn man nichts dagegen tut.

«Die ersten Berufsjahre ging ich unbekümmert mit viel Schwung und Begeisterung an. Ich sprühte gera-dezu vor Ideen. Glückliche Jahre, in denen ich nicht spürte, wenn ich mich an der Grenze meiner Belast-barkeit bewegte. Es gab auch Pro-bleme, aber weil ich mit einem gesunden Selbstvertrauen ausgestat-ten war, mochte ich meiner Seele nicht viel Zeit lassen, darüber nach-zudenken. Zu spät merkte ich, dass ich zum Beispiel den Sport vermisste, das Spiel und die pure Freude am Leben. Die Droge Anerkennung wirkte und bediente ein Defizit mei-ner Seele ...» Arne Völkel

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout bei lehrpersonen

«Wir Lehrerinnen und Lehrer sollen für jeden Wunsch der Gesellschaft, der Wirtschaft

und jedes Problem der Politik ein entsprechendes Angebot

vorhalten, erhalten aber so gut wie gar keine Unterstützung. »

Lehrerinnen und Lehrer gehören zu den Berufen, die am meisten von einem Burnout gefährdet sind. Von der Öf-fentlichkeit erhalten sie oft nur wenig Anerkennung. Oft fühlen sie sich als «Prügelknaben der Nation»; der frühere deutsche Bundeskanzler bezeichnete sie einmal als «Faule Säcke». Und das Maga-zin FACTS schrieb: «Mit Unterstützung im Volk können die Lehrer kaum rech-nen. Dort geistert noch das Bild des gut bezahlten Ferientechnikers mit krisensi-cherem Job herum, der gern jammert.»Verschiedene Studien haben aber ge-zeigt, wie gestresst Lehrpersonen sind:> In Deutschland erreichen nur ca. 4 %

aller PflichtschullehrerInnen die nor-male Dienstaltersgrenze.

> Das Durchschnittsalter für krankheits-bedingte Frühpensionierungen liegt bei ca. 58 Jahren.

> Etwa 50% der Frühpensionierten ha-ben i.w.S. eine Erschöpfungsdiagno-se. Die Hälfte davon suchte deshalb schon in den ersten fünf Dienstjahren den Arzt auf!

> Jeder zweite Lehrer fühlt sich durch den Stress in seinem Beruf im Über-maß belastet, jeder dritte zeigt An-zeichen von Selbstüberforderung und Resignation und schwebt in Gefahr, eines Tages auszubrennen und dauer-haft krank zu werden.

Ein Schweizer Lehrer kümmerte sich intensiv um einen schwierigen Schüler. Dabei kam er auf 114 Stun-den Einsatz – fast drei Arbeitswochen.

Dazu gehörten Telefongespräche, außerplanmäßige Elternbesuche, Leh-rersitzungen, Treffen mit der Schul-kommission.

Ein Viertel seiner Zeit nahm al-lein der Schüler Esteban L. in An-spruch, ein 15-jähriger Albaner. Wenn Esteban die Schule schwänzte, fuhr er mit ihm zum Arzt, damit der sei-ne Gesundheit abklärte. Wenn Este-ban Mädchen betatschte, führte der Lehrer stundenlange Telefone mit den empörten Eltern. Er organisierte für den renitenten Schüler einen Arbeits-einsatz bei einem Malermeister und musste anschließend die Arbeiter des Betriebs beruhigen, die sich über Es-tebans Manieren aufregten.

Inzwischen ist der Schüler aus der Schule ausgeschlossen worden. Der Lehrer aber kann nicht mehr ...

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

25

> Desinteressierte und störende Schüler

> Hohe Erwartungen der Eltern> Ständige Schulreformen und Ver-

änderungen> Isolation im Klassenzimmer> Zu viele Projekte> Keine bzw. negative Rückmel-

dungen> Konflikte mit Kollegen und Vor-

gesetzten> Verantwortungsgefühl für die

Schüler und Schülerinnen> Vorbereitungsarbeiten in Ferien

und Freizeit> Erhöhte Gewaltbereitschaft der

Schüler

15 Wege zum sicheren Burnout

1. Lächeln Sie nicht – Unterricht ist ein ernstes Geschäft!2. Machen Sie alles 150-prozentig – nur der perfekte Lehrer ist ein guter Lehrer!3. Trauen Sie keinem – Kontrollieren Sie alles!4. Zeigen Sie Qualitätsbewußtsein – fordern Sie Leistung!5. Schaffen Sie neue Lehrmaterialien – erfinden Sie das System neu!6. Setzen Sie Prioritäten – die Schule ist das Wichtigste im Leben!7. Bedauern Sie sich und Ihre aussichtslose Lage!8. Decken Sie die Schwachstellen Ihrer Schule auf!9. Lassen Sie nichts ungestraft – finden Sie den Schuldigen!10. Seien Sie nicht nur Lehrer, sondern vor allem auch Erzieher!11. Unterricht allein ist zu wenig, übernehmen Sie Zusatzaufgaben!12. Nutzen Sie das Wochenende und die Ferien zur Unterrichtsvorbereitung!13. Engagieren Sie sich im Freizeitbereich außerhalb der Schule!14. Als Lehrer verdienen Sie zu wenig – schaffen Sie sich einen kleinen Neben-

verdienst!15. Setzen Sie sich ein Denkmal – Hinterlassen Sie Spuren! Quelle: www.tresselt.de

Stressoren in der Schule

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout bei pflegeberufen

Bildquelle: AOK-Mediendienst

Menschen, die in Krankenhäusern, Al-tenheimen oder in der häuslichen

Pflege arbeiten, werden besonders häufig wegen psychischer Leiden krankgeschrie-ben. Das geht aus Gesundheitsreporten der Krankenkassen hervor (DAK). Die Zahlen sind ein wichtiger Indikator für die wirt-schaftliche Belastung von Unternehmen, Krankenkassen und der Gesellschaft durch Krankheitsausfälle.

Während 2001 im Gesundheitswesen auf 100 DAK-Mitglieder 158 Arbeitsun-fähigkeits-Tage wegen psychischer Stö-rungen kamen, waren es im Handel ledig-lich 80 Tage und in der Datenverarbeitung sogar nur 65 Tage.

auSStIegSWÜNScheLaut einer internationalen Studie (NEXT)

denken zwischen 18,5 und 36 % der Pfle-genden häufig daran, aus ihrem Beruf auszusteigen. Auch wenn nur ein Teil auf Burnout zurückzuführen ist, zeigt die Stu-die doch die schwierigen Arbeitsbedingun-gen auf, wie etwa unregelmäßige Arbeits-zeiten, schwierige Patienten, Zeitdruck, unbefriedigende Organisation und man-gelnde Aufstiegs-Chancen. 30-50% der be-fragten Pflegefachkräfte zweier internatio-naler Studien waren mit ihrer jetzigen Ar-

beit unzufrieden. 30% – 50% der Befragten wiesen „Burnout-Scores“ auf, die über den für medizinische Personen rapportierten Normwerten lagen.

MagNet hoSpItalSManche Einrichtungen haben Rekrutie-

rungsprobleme. Dem gegenüber stehen sogenannte «Magnet-Spitäler», die über-durchschnittlich attraktiv erscheinen. Ei-ne Untersuchung zeigte folgende Eigen-schaften auf:

dIMeNSIoN eIgeNSchaf teN

Führungsstil Autonomie

Organisationsstruktur Lokale Aufstellung

Managementstil Pflegende als Lehrende

Personalplanung &-entwicklung

Image der Pflege

ProfessionellesPflegemodell

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Pflegequalität Professionelle Entwicklung

Beratung und Ressourcen

fachlich und administrativ

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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SpaNNuNgSfelder der pflegeDie moderne Pflege ist in einem en-

ormen Spannungsfeld. Die Medizin wird immer komplexer und erfordert immer mehr Fachwissen auf Pflegestufe. Gleich-zeitig wird sie immer teurer. Während die Kosten weiter steigen, wurde die Anzahl der Pflegekräfte um 12 bis 14 Prozent ab-gebaut. Die sinkende Anzahl von Pflege-fachkräften zeigt negative Auswirkungen auf die Pflegequalität.

Aufgrund von Personalmangel und ei-ner Zunahme der Pflegeintensität und

BerufSSpezIfISche BurNoutprophyl a xe

MobbingDer Begriff leitet sich ab von «mob»

(=feindselige Menge) und bezeichnet ganz allgemein Handlungen, die von der betroffenen Person als feindselig, demü-tigend oder einschüchternd erlebt wer-den. Die Angriffe dauern über einen län-geren Zeitraum an und kommen häufig vor. Die betroffene Person sieht sich au-ßerstande, ihnen aus dem Weg zu ge-hen oder sich angemessen zur Wehr zu setzen.

Eine genauere Analyse von Mobbing-fällen zeigt oft ein komplexes Geflecht von eigenen Minderwertigkeitsgefühlen und problematischen Verhaltensweisen, die bei andern Teammitgliedern eben-falls schwierige Abwehrreaktionen aus-lösen.

SchWIerIge BeWertuNgB. Schmidt schreibt in ihrem Fachbuch

«Burnout in der Pflege» folgendes: «Da-hinter stehen unsichtbare und schwer nachvollziehbare Eigeninteressen. Häu-fig werden Verhaltensweisen benutzt, die beide Parteien normalerweise verur-teilen würden, wobei keine Seite die Ver-antwortung für die Eskalation überneh-men will. Ein rationaler Streitpunkt ist im fortgeschrittenen Verlauf kaum noch erkennbar. Die Auseinandersetzung er-folgt auf einer emotionalen Basis, auf der sich beide Parteien nicht mehr mit Sachargumenten begegnen können.»

In der Bewertung von Mobbingvor-würfen solle man sich die Beziehungs-konstellation und den Prozess genau an-sehen, bevor man Täter-Opfer-Zuschrei-bungen vornehme. «Meistens sind die Zusammenhänge viel komplizierter und vielschichtiger, als dass man rasch einen Schuldigen finden könnte.»

WeItere INforMatIoNeN:

B. Schmidt: Burnout in der Pflege. Risikofaktoren – Hintergründe – Selbsteinschätzung. Kohlhammer.Untersuchungen am Institut für Pflegewissenschaft, Universität Basel. http://nursing.unibas.ch

«Kümmern Sie sich optimal um die Menschen − ABER: denken Sie daran, Ihre Ar-

beitszeit ist kostbar und wir müssen Kosten senken!»

-komplexität ist überall ein Anstieg der Arbeitsbelastung zu beobachten. Das Be-rufsbild wird zunehmend weniger attrak-tiv und durch häufige Änderungen der Aus-bildungsmodalitäten weiter kompliziert.

teaMproBleMe uNd perSöNlIch-KeIt

Die Strukturprobleme des Gesundheits-wesens dürfen aber nicht darüber hinweg-täuschen, dass auch in den Pflegeberufen alle vier Faktoren des Burnoutgeschehens zusammenwirken, also Arbeitsplatz, Pri-vatleben, Persönlichkeitsstruktur und Ge-sundheitsfaktoren.

Ein Begriff, der in der Pflege besonders häufig auftaucht, ist der des MOBBING (vgl. Kasten).

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compassion fatigue – Sekundärtrauma leiden an der Not der andern

In den letzten Jahren wurde vermehrt das Augenmerk auf die Befindlichkeit derje-

nigen Helferinnen und Helfer gelegt, die in Kriegs- und Katastrophengebieten im Einsatz sind – Entwicklungshelfer, UNO-Beobachter, Ärzte, Psychologen, Pflegende, – um nur einige Beispiele zu nennen. Sie sehen menschliches Leid in seiner extrems-ten Form, nicht als seltene Ausnahme im friedlichen Alltag, sondern als «täglichen Wahnsinn».

WeItere INforMatIoNeN: www.interhealth.org.ukwww.peopleinaid.orgwww.humanitarian-psy.org

Trauma ist ansteckend. Das Anhören von traumatischen Erlebnissen oder

das Mitfühlen mit Opfern traumatischer Erfahrungen führt zu ähnlichen Reaktionen wie beim direkt betroffenen Opfer selbst. > Vegetative (körperliche) Übererre-

gung> Intrusion (Sich-Aufdrängen von Bil-

dern, Gefühlen, Ängsten, Tagträu-men, Albträumen etc.)

> Konstriktion (Rückzug von Bezie-hungen, Aktivitäten, Freuden des Le-bens).

MöglIche auSWIrKuNgeN> Das Erzählte weckt eigene Erinne-

rungen.> Das Gehörte löst Bilder aus (in Tag-

oder Nachtträumen).> Man wird sich der eigenen Verwund-

barkeit bewusst.> Es erschüttert das eigene Grund-

vertrauen in das Gute; Vorwürfe an Gott?

> Man hat Gefühle der Wut, der Ver-zweiflung. Vorwürfe an Polizei, an schlechte Regierung, an alle mög-lichen «verantwortlichen Leute».

gefahreN fÜr dIe BetreuuNgVermeidungsverhalten des Thera-

peuten: Er/sie will nicht mehr von den Traumata hören, obwohl die betroffene Person darüber reden möchte.

Intrusion: Der Therapeut beharrt auf Details des Traumas, obwohl die betrof-fene Person jetzt nicht darüber sprechen will.

Allgemeiner Rückzug: Weil der Thera-peut unter Schlafstörungen und Alpträu-men leidet, ist er für Anliegen der betrof-fenen Person nicht mehr offen.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Die folgenden Symptome wurden von Krankenschwestern zusammengestellt, die in Südafrika mit freigelassenen Ge-fangenen in einer speziellen Abteilung für Psychotrauma arbeiteten.

deNKeN > Verminderte Konzentration> Vermindertes Selbstwertgefühl> Apathie> Zerstreutheit> Perfektionismus, Rigidität> Bagatellisieren> Ständige Beschäftigung mit

dem Trauma> Gedanken, sich selbst oder andern

etwas zu Leide zu tun

gefÜhle> Ohnmacht, Hilflosigkeit> Angst> Schuld> Zorn / Wut> Überlebensschuld> Abkapselung, Gefühlstaubheit> Traurigkeit, Depression> Stimmungsschwankungen> Erschöpfung> Übermäßige Sensibilität

VerhalteN> Ungeduld, Reizbarkeit> Rückzug> Launisch> Schlafstörungen, Alpträume> Appetitveränderung> Überwachheit, Schreckhaftigkeit> Verlegen von Dingen (Zerstreutheit)

SpIrItualItät> Infragestellung des Lebenssinnes> Sinnverlust> Verlust der inneren Zufriedenheit und

Gelassenheit> Durchgehende Hoffnungslosigkeit> Zorn auf Gott

> Infragestellung all dessen, was man früher geglaubt hat

> Verlust des Glaubens an eine höhere Macht, die uns schützt

BezIehuNgeN> Rückzug, Isolation, Einsamkeit> Vermindertes Interesse an Zärtlich-

keit oder Sex> Misstrauen> Überbehütendes Verhalten gegenüber

den Kindern.> Projektion von Zorn und Schuldzu-

weisung, Intoleranz> Vermehrte zwischenmenschliche

Konflikte

KörperSyMptoMe> Schwitzen, Herzklopfen> Atembeklemmung, Schwindel> Schmerzen> Vermehrte Krankheitsanfälligkeit> Häufige körperliche Beschwerden> Verminderte Immunabwehr

arBeIt> Wenig Antrieb und Motivation> Vermeiden von Aufgaben> Beharren auf Details> Apathie, Erschöpfung> Negativismus> Mangel an Wertschätzung> Mangelndes Engagement> Teamkonflikte> Vermehrte Abwesenheit> Reizbarkeit> Rückzug von Kolleginnen

Gekürzt nach Pelkovitz, zitiert bei C. Figley.

WeItere INforMatIoNeN:C. Figley, ed.: Treating Compassion FatigueBrunner Routledge 2002.People-in-aid Code of Good Practice - Download von: www.peopleinaid.org

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout und Stress in der Bibel

Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Psalm 69,3

BurNout-protot ypeN der BIBel

Zwei klassische Beispiele für Burnout finden sich bereits im Alten Testament.

In beiden Fällen paaren sich Sendungsbe-wusstsein und Überengagement. Allerdings waren die Umstände ganz unterschiedlich.

BeISpIel 1: MoSeEr führte das Volk Israel aus der ägyp-

tischen Gefangenschaft. In seiner Füh-rungsaufgabe war er ein anerkannter Rat-geber und Richter. Aber er war schlecht or-ganisiert. Sein Schwiegervater Jethro, der ihn im Wüstencamp besuchte, erkannte das sofort:

«Als aber sein Schwiegervater alles sah, was er mit dem Volk tat, sprach er: Was tust du denn mit dem Volk? Warum musst du ganz allein da sitzen, und alles Volk steht um dich her vom Morgen bis zum Abend? ... Es ist nicht gut, wie du das tust. Du machst dich zu mü-de, dazu auch das Volk, das mit dir ist. Das Geschäft ist dir zu schwer; du kannst es al-lein nicht ausrichten.» (2. Mose 18)

B e achte: Ausgebrannte Leiter sind nicht nur selbst ermüdet, sondern sie ma-chen auch die Menschen, die sie motivie-ren sollen, müde und setzen sie unnötigen Belastungen aus.

BeISpIel 2: elIaDer Prophet kämpfte im Auftrag Gottes

gegen das diktatorische Regime von Ahab und Isebel, das von einer Propagandatrup-pe falscher Propheten unterstützt wurde.

Endlich gelang ihm der große Durch-bruch, der vernichtende Schlag gegen die Priesterkaste und die dramatische Bestäti-gung Gottes durch das Einsetzen des lang ersehnten Regens. Doch Königin Isebel gibt nicht auf, bedroht ihn mit dem Tod und

hetzt ihm ihre Gestapo auf den Hals. Plötzlich verwandelt sich sein Mut in

Angst. Eine unendliche Müdigkeit bricht durch, eine Verzweiflung ungekannten Ausmaßes und das Gefühl von Gott und Menschen verlassen zu sein. Später sagt er:

«Ich habe geeifert für den Herrn, denn Is-rael hat deinen Bund verlassen ... und ich bin allein übriggeblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen.» (1. Könige 19)

Beachte: In der Erschöpfung scheinen alle bisherigen Werte und Glaubenskräfte nicht mehr zu greifen. Es kommt zu einer tiefen depressiven Verstimmung, in der alle Hoffnung auf Gott, alles Vertrauen in seine Leitung verloren erscheint.

Prototypisch ist nicht nur diese emoti-onale Reaktion der Erschöpfung, sondern auch die darauf folgende Gottesbegegnung: Drei Dinge sind es, die Elia erfährt: 1. Schla-fen, 2. Essen, und dann wieder Schlafen. Schliesslich führt ihn Gott auf eine 40-tä-gige Wanderung durch die Einsamkeit der Wüste. Und hier kommt es zum dritten wichtigen Element der Begegnung, zum Gespräch. Gott macht ihm keine Vorwürfe, aber er gibt ihm einen neuen Auftrag und ein neues Gottesbild: Er ist nicht im Sturm, sondern in der Stille.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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«ausgebrannt für gott?»

«Manchmal fühle ich mich wie ein verdurstender Wasserschöp-fer: jemand, der anderen zu trinken reicht und darüber selbst auszutrock-nen beginnt. Eine Ursache dafür ist ein zu eng gesteckter Zeitplan mit zu vielen Terminen und Verpf lich-tungen. Schwerer wiegt aber, wenn man das eigene Auftanken vernach-lässigt. Geben kann ich nur, was ich selber zuvor genommen habe. Jesus sagt von sich: «Ich bin das lebendige Wasser!» Aus eigener Substanz kann ich zwar einiges weitergeben. Doch die Erschöpfung folgt auf den Fuß, wenn ich es vernachlässige, aus der einen unerschöpf lichen Quelle zu trinken, die mir Christus anbietet.» Aus dem Buch von Arne Völkel: Ausgebrannt für Jesus. Brockhaus 2006.

Hohes Engagement für andere Menschen ist auch im christlichen Umfeld ge-

fragt. Kein Wunder, dass Burnout auch bei Pastoren, Missionaren und kirchlichen Entwicklungshelfern weit verbreitet ist.

Ein amerikanischer Pastor schreibt: «Die aktive Gemeinde ist mittlerweile zur Norm geworden und mit ihr der ha-stige Pastor. Es mutet schon fast seltsam an, wenn der Gemeindekalender Lücken aufweist und die Mitglieder sich nicht an mindestens drei oder vier Gruppen ak-tiv beteiligen. Sogar Unterhaltungen, Sit-zungen oder die Anbetungszeiten müssen zügig vonstatten gehen. Die Erwartungen der Gemeinde sind hoch aber noch höher sind die Erwartungen, die Pastoren an sich selbst stellen... Diese Überlastung machte sich bei mir auf drei verschiedene Weisen bemerkbar: Viel Zeit für die Gemeinde, sehr wenig Zeit für die Familie und keine Zeit für mich selbst.» (Dr. Kirk Byron Jones)

dreI faKtoreN:a) Hohe Erwartungen der Gemeinde-

glieder an den Pastor (vergleichbar allen Helferberufen): Verfügbarkeit, Einfüh-lung, Engagement, effektive Beratung, aktive Vermittlungstätigkeit etc.

b) Geistliche Erwartungen: Gute Pre-digten, wohlgesetzte Gebete, geistlicher Durchblick, hohe Standards in der eigenen Gottesbeziehung, Vertreten christlicher Ideale und Standpunkte in schriftlicher Form, hohe Ansprüche an die Familie etc.

c) Persönlichkeitsfaktoren: Pastoren ha-ben auch hohe Erwartungen an sich selbst. Sie möchten gut sein und leben von der Resonanz der Gemeinde. Es kommt zu ei-ner fatalen Mischung aus eigener Sucht nach Anerkennung und dem christlichen Sendungsbewusstsein.

VorBIld JeSuS: ruheN, BeteN, feIerN

Markus 6,31: Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit ge-nug zum Essen.

Obwohl er seinen göttlichen Auftrag hatte und sich mit intensiven Gefühlen investierte, nahm Jesus immer wieder Zeit zum Ruhen, zur Stille und zum Gebet. Das Wegfahren mit dem Boot ist beinahe ein Symbol für diese bewusste Distanzierung von den drängenden Aufgaben und den Er-wartungen der Menschen.

Essen und Feiern: Doch Jesus war nicht nur der entrückte Mystiker. Er feierte mit den Menschen und ermutigte seine Jün-ger – entgegen den asketischen Pharisä-ern – mit Freude zu essen und zu trinken.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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dIe förderuNg der WorK-faMIly-Bal aNce NÜtzt auch deM uNterNehMeN.

«Vielen Unternehmen ist bewusst ge-worden, dass im ausserberuflichen Le-ben bedeutende Schlüsselkompetenzen erworben werden. ‚Wer den Haushalt schmeißt, qualifiziert sich.‘ Mitarbei-tende, die erfolgreich einen Haushalt führen und Kinder erziehen, verfügen über Kompetenzen wie Kommunika-tions- und Teamfähigkeit, Konfliktfä-higkeit, Belastbarkeit, Organisations- und Planungsfähigkeit und Flexibilität. Diese ‚soft skills‘ oder sozialen Kompe-tenzen werden als genauso wichtig an-gesehen wie das fachliche Wissen und Können, die ‚hard skills‘.»

(Zitate nach einem Vortrag von Urs Klingler, Director HR, PriceWaterhouseCoopers, an einer Burnout-Tagung in Zürich 2005).

Leistung und Effizienz lassen sich nicht beliebig steigern. Jeder Mensch hat seine Leistungsgrenze, die er mit vernünftigem Aufwand erreicht. Doch dann flacht die Kurve ab. Man mag noch so viel zusätz-liche Energie investieren – das Ergebnis ist enttäuschend: Denken und Handeln wer-den langsamer, die Konzentration sinkt. Körperliche Beschwerden machen sich be-merkbar, oder unangenehme Persönlich-keitseigenschaften im Team. Schließlich neigt sich die Leistungskurve trotz hohen Einsatzes sogar nach unten.

Nur wer rechtzeitig aus dieser fatalen Kurve aussteigt und wieder auftankt, hat am nächsten Tag wieder die Energie zum Einsatz.

Jeder Mensch braucht eine Balance von Arbeit und Freizeit, von Einsatz und Ruhe, von arbeitsbezogenen Kontakten und pri-vaten Beziehungen. Diese Balance nennt man WORK-LIFE-BALANCE.

Wir brauchen erholung

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Work-life-Balance

> Was ist mir wirklich wichtig? Wo will ich meine Schwerpunkte setzen?

> Was raubt mir Kraft? Wo verzettle ich mich?

> Was will ich erreichen in der Arbeit / in der Zukunft?

> Welche Kontakte will ich vermehrt pflegen?

> Was tue ich für meine Gesundheit? Habe ich Zeit zum Entspannen, zum Wandern, für Fitness?

> Welcher Sinn trägt mein Leben? Nehme ich Zeit zum Nachdenken, zur Stille, zum Gebet?

Kontakt

KörperGesundheit, ErnährungErholung, Entspannung,Fitness, Lebenserwartung

Schöner Beruf, GeldErfolg, Karriere

Freunde, Familie, ZuwendungAnerkennung

LebenserfüllungAntwort auf grund-legende Fragen,Liebe, Glaube.

Leistung/ArbeitSinn/WerteZeit

Balance

WeItere INforMatIoNeN:L. J. Seiwert & B. Tracy: Lifetime-Management. Mehr Lebensqualität durch Work-Life-Balance. Gabal.

WeSeNtlIch fÜr dIe VorBeuguNg Vo N S t r e S S u N d p S yc h o S o M a-t I S c h e N B e S c h W e r d e N I S t e I N e a u S g e W o g e N e l e B e N S f Ü h r u N g , eINe Bal aNce zWIScheN deN VIer groSSeN BereIcheN deS leBeNS. dIe NeBeNSteheNdeN fr ageN KöNNeN daBeI helfeN.

«Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.»

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout-Vorbeugung am arbeitsplatz

«Der Ausfall von Leistungsträgern stellt

ein hohes unternehme-risches Risiko dar.»

Immer stärker werden sich Unterneh-men bewußt, dass Mitarbeiter ein «hu-manes Kapital» darstellen. Wichtigster «Rohstoff» seien die Menschen, ihre Kre-ativität, ihre Ideen, ihre Leistungsfähig-keit und ihre Leistungsbereitschaft. «Hier-von hängt die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens ab.» Ein sorgfältiger Um-gang mit Menschen fördert das Image eines Unternehmens.

Unternehmen können die Verantwor-tung für «Burnout» nicht ausschließlich den Mitarbeitenden delegieren. Verant-wortungsbewusste, nachhaltige Unter-nehmen stellen Konzepte und Maßnah-men bereit, welche den Fitnessgrad der Mitarbeitenden aufmerksam überprüfen und wo nötig Einfluss nehmen («caring»).

(Zitate nach einem Vortrag von Urs Klingler, Direktor HR, PriceWaterhouseCoopers, an einer Burnout-Ta-gung in Zürich 2005).

arBeItSBedINguNgeN Ver äNderN

Was nützt es, immer nur derjenigen Person Unterstützung zu geben, die ge-rade ein Burnout hat? Müsste man nicht viel mehr die Arbeitsbedingungen ändern?

Burnoutforscher haben diesbezüglich vielfältige Vorschläge zur Burnoutprophy-laxe in der Organisation zusammenge-stellt. Hier einige Beispiele: > Festlegung von realistischen und

konkreten Zielen, die eine Effizienz-kontrolle, Feedback und die damit verbundenen Erfolgserlebnisse erst möglich machen.

> Verbesserte Planung und Abbau von Zeitdruck.

> Vermeidung von Verantwortungs-diffusion durch Festlegung von Ar-beitsinhalten, Zielen und Verantwort-lichen.

> Verlagerung der Verantwortung in Teams.

> Erweiterung der Handlungsspielräu-me

> Teambesprechungen: Zeit für gegen-seitigen Austausch sollte gegeben sein, so dass sich Teammitglieder ge-genseitig unterstützen können.

> Schaffung der Möglichkeit eines Sab-batjahres bzw. Sabbatmonate (unbe-zahlter Urlaub).

Große Bedeutung für die Vermeidung von Burnout hat auch die Aus- und Fortbil-dung. Unsicherheiten bei neuen Program-men und Konzepten führen zu einem in-neren Stress, der mehr Energie verbraucht als die Arbeit selbst. Bei der Ausbildung sollte neben der Vermittlung von Fach-wissen und Fertigkeiten auch darauf vor-bereitet werden, wie man mit beruflichen Belastungen umgehen kann.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Wie kann man wieder einsteigen?

WaS Macht dIe BezIehuNg zu BetroffeNeN SchWIerIg?> Die Person fühlt sich isoliert> Sie schämt sich> Sie sieht sich als Versager> Sie ist durch jede kleine Anstrengung

und Begegnung sehr erschöpft> Sie wagt sich nicht nach draußen, weil

man ihn/sie erkennen / sehen könnte> Begegnung mit Bekannten läßt auslö-

sende Konflikte wieder aufleben> Angst vor Wiedereinstieg

SpaNNuNgSfeld zWIScheN SelBSt-Schutz uNd INforMatIoNSBe-dÜrfNIS> Eine offene Mitteilung ist besser als

Ausreden> Selbstschutz: keine Details über per-

sönliche Angelegenheiten > Keine Schuldzuweisungen> Ansprechperson benennen, die den

Kontakt hält

WaS erleIchtert deN eINStIeg?> Verständnisvolle Vorgesetzte> Anpassung des Arbeitspensums> Dazu stehen, dass man eine Krise hat-

te> Veränderung der inneren Einstellung> Stufenweiser Aufbau der Leistung> Anpassung der Arbeit an die Grenzen

des Betroffenen («Job-fitting»)

Ein Burnout ist als «Weckruf» zu verste-hen, als Alarmsignal, seine Grenzen recht-zeitig zu spüren und zu respektieren.> Behalten Sie gesunde Gewohnheiten

bei: Schlafen, Essen, Fitness, Lachen.> Pflegen Sie Ihre Beziehungen!> Behalten Sie Ihre Erwartungen im Au-

ge: Sind sie zu hoch oder zu niedrig?> Lassen Sie Unsicherheiten nicht anste-

hen, sondern klären Sie sie möglichst.> Dämpfen Sie Stress nicht mit un-

tauglichen Mitteln: Alkohol, Nikotin, Schmerzmittel, Porno, übermäßigem Essen oder Süßigkeiten.

> Sprechen Sie Probleme rechtzeitig mit Ihrem Vorgesetzten an.

langfristige prävention

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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die innere einstellung verändern

eINe aNdere art VoN hIlfeIn der Diskussion um die Vorbeugung

und Behandlung von Burnout kommen im-mer wieder Forderungen nach neuen Struk-turen und Empfehlungen von effizienterem Zeitmanagement, Vorschläge einer besse-ren Weiterbildung und Konzepte einer ver-mehrter Betreuung durch Vorgesetzte. Alle diese Dinge sind einem guten Arbeitsklima sicher förderlich und können Burnout zu einem wesentlichen Teil reduzieren helfen.

Wesentlicher aber noch ist die Entwick-lung einer neuen Grundhaltung gegenüber Leben und Leistung.

1. daNKBarKeItDer Stress-Forscher Hans Selye arbeitete

in seinen späteren Jahren an einer «Philo-sophie der Dankbarkeit». Wie steht es mit Ihrer eigenen Dankbarkeit? Da ist so vieles, das uns geschenkt ist, und das wir acht-los für selbstverständlich nehmen. Aber wir können auch Dankbarkeit bei andern auslösen, schon durch kleine Gesten der Freundlichkeit. Wann haben Sie letztes Mal einem Menschen zugelächelt, einfach so?

Herr, schenke mir die Gelassenheit, Dinge

hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut Dinge zu ändern,

die ich ändern kann; und die Weisheit,

das eine vom andern zu unterscheiden

2. zufrIedeNheItDie Werbung unserer Zeit überflutet uns

auf allen Kanälen mit neuen Bedürfnissen. Dabei ist letztlich viel weniger zu einem glücklichen Leben nötig, als wir meinen. In der Bibel findet sich folgender Hinweis: «Lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt ‚Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen‘.« (Hebr. 13,5)

3. aBgreNzuNgGerade in helfenden Berufen ist die Ge-

fahr des Helfersyndroms groß. Aber dür-fen wir uns den Nöten der Menschen so einfach verschließen?

Wer sich nicht abgrenzt, gerät früher oder später an den Rand seiner Kräfte. So schadet man nicht nur sich selbst, sondern gerade auch den Menschen, denen man hel-fen will. Ein Nein ist oft der einzige Weg, die Energien so einzuteilen, dass sie lang-fristig verfügbar bleiben.

4. BeScheIdeNheItDer bescheidene Mensch muss nicht im-

mer im Vordergrund stehen und nicht im-mer der Beste sein. Er weiß, dass Gelingen nicht nur von seinen Anstrengungen ab-hängt, sondern aus dem Zusammenspiel vieler günstiger Faktoren entsteht – nicht zuletzt auch im Team.

5. SpIrItuelle Ver aNKeruNgAllein schon der Blick auf den Sternen-

himmel macht uns klein in der Ehrfurcht vor dem Schöpfer – klein nicht im Sinne von Minderwertigkeitsgefühlen, sondern klein im Wissen, dass wir Teil eines viel größe-ren Ganzen sind. Wer im Glauben an eine göttliche Führung verankert ist, der geht mit Gelassenheit durchs Leben.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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anti-Stress-rituale

deN alltag uNterBrecheNBurnout-Prophylaxe beginnt im Alltag,

nicht erst in den Ferien. Wir müssen also lernen, den Alltag so zu unterbrechen, dass wir immer wieder neue Kraft schöpfen. Die Mediziner Gerd und Kirsten Schnack haben dafür den Begriff der «Anti-Stress-Rituale» geprägt. Sie schreiben:

«Rituale sind Lichtsignale im täglichen Einerlei, die uns die Richtung zu mehr Ge-sundheit, Leistung, Elastizität und Ausdau-er weisen. Sie bringen eine rhythmische Struktur ins Leben und bewirken ein acht-sames Bewußtsein, das uns in die Lage ver-setzt, eigenverantwortlich mit unserer Ge-sundheit umzugehen.»

Diese Rituale können ganz unterschied-lich sein: Muskeldehnungen im Bürosessel — ein kurzer Spaziergang zwischen zwei Sitzungen — ein Power-Nap über Mittag — einige Minuten der Andacht in der nahe gelegenen Kirche.

Das Aufsuchen der Stille in Entspannung und Meditation ist oft wirksamer als hek-tische sportliche Aktivitäten. In solchen Ri-

«Ohne Rituale ist das Leben leer und sinnlos, alles ist nur noch banal, alles dreht sich ausschließlich um Arbeit, Freizeit und Vergnügen. Der Mensch braucht für seine Gesundheit etwas, das größer ist als er selbst, er braucht die leuchtende Kraft der Rituale.» C. G. Jung

tualen der bewussten Achtsamkeit geht es nicht um Leistung und Anstrengung, son-dern vielmehr um ein inneres geistiges und körperliches Loslassen, ein Fokussieren von Körper und Geist.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Burnout als chance

eBBe uNd flut deS leBeNS

«Von Jesus können wir ler-nen, dass ständiges Arbei-ten kein christliches Ideal ist. Anstrengung und Ent-spannung, sich investieren und sich zurückziehen ge-hören in unserem Leben zusammen wie Ebbe und Flut. Diesen natürliche Rhyth-mus von Geben und Neh-men, Bewegen und Ruhen, Ausströmen und Einkehren lehrte Jesus seine Jünger.»

Arne Völkel

Krisen rütteln auf und können dem Leben eine neue Perspektive vermitteln. Drei Chancen sehe ich immer wieder im Burnout:

a) Erkennen, dass wir auch wertvoll sind, wenn wir an unsere Grenzen geraten sind.

b) Neue Weichenstellung für die Gestaltung des Lebens.

c) Mehr Verständnis für an-dere Menschen.

In der Krise eines Burnout liegt also ei-ne Chance: Eine Burnout-Krise stellt den Selbstwert eines Menschen zutiefst in Fra-ge. Wer bin ich überhaupt, wenn nichts lei-ste? Es ist ein Geschenk, wenn man tiefere Quellen entdeckt als alle vordergründigen Maßstäbe der Arbeitswelt.

Ein Zusammenbruch fordert oft heraus, neue Weichenstellungen für die Gestaltung des Lebens vorzunehmen – neue Schwer-punkte, neue Inhalte, eine neue Aufgabe.

Und schließlich hat so mancher in seiner eigenen Krise gelernt, andere Menschen besser zu verstehen. Wer früher hart im Urteilen war, konnte sich mit einem Mal besser in die Probleme anderer einfühlen.

So gesehen kann Burnout auch zu einem Neuanfang werden, der dem Leben eine neue, bessere Wendung gibt.

zuSaMMeNarBeIt VoN SeelSorger uNd arzt

Unerklärliche Schmerzen sollten nie nur psychologisch oder geistlich gedeutet wer-den. In jedem Fall empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit mit einem Arzt, der die körperlichen Anteile abklären kann.

Bei einem «Burnout» ist oft auch ei-ne Krankschreibung notwendig, um ei-nen Menschen zu entlasten, bis die Sym-ptome nachlassen und er wieder einsatz-fähig wird. Dabei ist gleichzeitig eine seel-sorgliche Betreuung von grossem Wert.B u c h t I p p :

F. Flach: In der Krise kommt die Kraft. Das Geheimnis unserer seelischen Ressourcen. Herder.

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Was hilft gegen Burnout? – acht tipps

1. Bedenken Sie, dass jeder Mensch nur be-grenzte Energie hat. Sie können ihren seelischen Akku schnell herunterfahren oder aber Ihre Kräfte gezielt einsetzen.

2. Bauen sie bewusst Atempausen in den Alltag ein – eine halbe Stunde an die fri-sche Luft, ein kurzer Spaziergang zum nächsten Park oder vielleicht ein «Po-wer-Nap» zum Auftanken?

3. Lernen Sie NEIN zu sagen – freundlich, aber bestimmt! Wenn Sie zuviel geben, reicht die Kraft weder für Sie selbst noch für die andern.

4. Wenn es zu hektisch wird: Halten Sie inne und fragen Sie sich: «Was kann passie-ren, wenn ich die Arbeit aufschiebe? Sind die Folgen wirklich so schlimm?» Man-che Arbeiten erledigen sich von selbst, indem man sie einmal liegen lässt. Was macht es aus, wenn Sie einmal nicht an vorderster Front in perfektem Einsatz stehen? Wenn Sie ausbrennen, dankt Ih-nen niemand dafür.

5. Setzen Sie Grenzen: Verlagern Sie beruf-liche Probleme nicht ins Privatleben. Kein Mensch ist unersetzlich. Aber die Scherben zerbrochener Beziehungen lassen sich kaum mehr nahtlos zusam-mensetzen.

6. Nehmen Sie sich Zeit – etwa für Hobbys, Entspannung, Sport, Musik oder einen lustigen Film. Überprüfen Sie ihren Ta-gesrhythmus. Sind Sie ein Morgen- oder ein Nachtmensch? Passen Sie Ihren Ar-beitsalltag an, dann ergeben sich neue Zeitfenster!

Sei nicht allzu gerecht und allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest. Prediger 7,16

7. Spitzenleistungen sind manchmal nötig. Aber Sie dürfen dann auch ein Gegen-gewicht setzen: Nehmen Sie sich Zeit, Wochenendarbeit, Jetlags oder Über-müdung auszukurieren. So kommen Sie wieder frisch und mit neuen Ideen zur Arbeit.

8. Wenn Sie den Eindruck haben, der Job ma-che Sie kaputt, so seien Sie konsequent: Haben Sie schon an ein Time-out (Sab-bathical) gedacht? Überlegen Sie, ob es Sinn machen kann, sich versetzen zu lassen, die Stelle zu kündigen oder gar den Beruf zu wechseln.

WeItere INforMatIoNeN:

W. Küstenmacher & L. Seiwert: Simplify your life. Campus. – M. Grabe: Zeitkrankheit Burnout. Fran-cke – L. Seiwert: Die Bären-Strategie. In der Ruhe liegt die Kraft. Ariston.

„Ich rate, lieber mehr zu können, als man macht, als mehr zu machen, als man kann“. Berthold Brecht

DR . SAMUEL PFEIFER : S TRESS UND BURNOUT

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Die folgenden Bücher enthalten weitere Informationen zur Thematik dieses Arbeits-heftes. Im Rahmen der knappen Übersicht ist es jedoch nicht möglich, alle Aspekte ausreichend zu beleuchten.

Benkert O.: Stress-Depression. Die neue Volkskrankheit und was man dagegen tun kann. C.H. Beck.

Burisch M.: Das Burnout-Syndrom. Theo-rie der inneren Erschöpfung, Springer.

Cherniss C.: Jenseits von Burnout und Praxisschock. Hilfen für Menschen in lehrenden, helfenden und beratenden Berufen, Beltz.

Domnowski M.: Burnout und Stress in Pflegeberufen, Kunz Verlag.

Flach F.: In der Krise kommt die Kraft. Das Geheimnis unserer seelischen Res-sourcen. Herder.

Grabe M.: Zeitkrankheit Burnout. Fran-cke.

Hagemann W.: Burn-Out bei Lehrern. Ur-sachen, Hilfen, Therapien. C.H. Beck.

Hillert A. & Marwitz M.: Die Burnout-Epi-

literaturdemie. oder: Brennt die Leistungsge-sellschaft aus? C.H. Beck.

Kernen H.: Burnout-Prophylaxe im Ma-nagement, Paul Haupt Verlag.

Kretschmann R.: Stressmanagement für Lehrerinnen und Lehrer. Ein Trainings-buch mit Kopiervorlage, Beltz.

Küstenmacher W. & L. Seiwert: Simplify your life. Campus.

Pfeifer S.: Der sensible Mensch. Leben zwischen Begabung und Verletzlich-keit. Brockhaus.

Pines A.M. u. a.: Ausgebrannt. Vom Über-druss zur Selbstentfaltung, Klett-Cotta.

Rush M.: Brennen ohne auszubrennen. Das Burnout-Syndrom − Behandlung und Vorbeugung. Schulte & Gerth.

Schnack G. & K.: Anti-Stress-Rituale. Kö-sel.

Seiwert L.J. & Tracy B.: Lifetime-Manage-ment. GABAL.

Völkel A.: Ausgebrannt für Jesus? Was Christen auslaugt und was sie auf-baut. Brockhaus.

Internet-ressourcen

allgeMeINer hINWeIS: Das Internet ist ein kurzlebiges und sehr mobiles Me-dium. Websites kommen und gehen. Tip-

Das grösste Lexikon im Netz findet man unter http://de.wikipedia.org.

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DR . MED. SAMUEL PFEIFER

2

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