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STUDI VERSUM NUMMER 44  | 2012.04 Schlaf STUDIS ERZäHLEN VON IHREM PLAN B 05 GEBüHREN EMPöREN 28 «FREIE ENERGIE» DIE REVOLUTION? 30

StudiVersum #44

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Schlaf, StudiVersum schlaf...

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Page 1: StudiVersum #44

STUDIVERSUM

NUMMER 44 | 2012.04

SchlafSTUDIS ERzählEN VoN IhREM plaN b 05 gEbühREN EMpöREN 28«fREIE ENERgIE» – DIE REVolUTIoN? 30

Page 2: StudiVersum #44

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Page 3: StudiVersum #44

3 STUDIVERSUM | 2012.04

04 LIEBLINGSDING

WaRUM Ich MEIN fahRRaD lIEbE

05 UMFRAGE

WaS IST DEIN plaN b?

07 AUS DEM LEBEN

zWEI haUDEgEN zUM lIEbhabEN

08 DAS UNIKAT | STUDIKRAKEL

gUTE NachT!

09 WISSENSCHAFT

aRbEITSflUT

10 ATELIER

DESIgN füR DEN aUToMaTEN

28 UNIPOLITIK MEhR IST MEhR!

30 REPORTAGE zUM WISSEN VERfühRT

32 UNTERHALTUNG IMpRESSUM, RäTSEl

33 ExTREM ohNE «Ich» UND «DaNkE»

34 WIE ANNO DAZUMAL

aUfSchIEbERITIS

04

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Träum ich?

Insomnia

Probiers mal mit Gemütlichkeit

Aus dem Rhythmus

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Liebe Leserinnen und Leser, Der Schlaf ist faszinierend. Ein Mensch, der schläft, ist verletzlich, in dem Moment aber total entspannt. Die Körpertempera-tur sinkt, der Herzschlag wird langsamer und der Blutdruck geht zurück. Im Schlaf können aber auch die rätselhaftesten Dinge geschehen: Zuckungen, Albträume, Reden (sogar Schreien), Schlafwandeln…

Manche leiden unter der Schlafkrank-heit (Narkolepsie), die verursacht, dass sie tagsüber plötzlich unter Schlafatta-cken leiden. Andere können aufgrund von Schlafstörungen kein Auge zuma-chen. Kinder schlafen viel. Niemand wird vor dem Zubettgehen so gut darauf einge-stellt wie Kinder. Ich erinnere mich noch ans Guetnachtgschichtli mit der Maus und das uns allbekannte Einschlaflied: «Schlaf Chindli schlaf. Dä Vater hüetet d'Schaf…»

Wer hilft den Erwachsenen, wenn sie nicht einschlafen können – wenn sie sich zigmal hin und her wälzen und Gedanken nicht loslassen können? An Insomnia lei-den mehr Menschen, als man denkt. Evelin Meierhofer hat mit zwei Experten gespro-chen und kennt die Ursachen.

Nebenbei mal Fliegen? Eine Flight At-tendant der Swiss erzählt, wie sie neben dem Studium mit dem Jetlag umgeht. Jonas Frehner fand heraus, wie gesundheitsschä-digend dieser sein kann.

Und was trägt ihr beim «Pfusen»? Wie sieht die Schlafmode der Leute von heute aus? Claudia Piwecki ist dem auf den Grund gegangen. Schlabberlook ist hoch im Ren-nen.

Daniel Amstutz hat luzides Träumen zu seinem Hobby gemacht. Mal eine Runde fliegen? Wer hart daran arbeitet, kann ler-nen bewusst zu träumen und seine Träume zu steuern. Myriam Schuler teilt ihr gewon-nenes Wissen mit euch.

Und falls euch eine Vorlesung mal schläfrig machen sollte, dann ist diese Aus-gabe das perfekte Kissen! Legt euch einfach auf die Titelseite. Hübsche Kissenbezüge gibt es zu gewinnen auf Seite 8.

Ein Einschlaftipp an alle Schlaflosen: Panflötenmusik.Eure Raffaela Angstmann

EDITORIAL | INHALT

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4 STUDIVERSUM | 2012.04

«In Istanbul gibt es einen sehr dichten Verkehr. Dauernd gibt es Stau. Dank meinem fahrrad mache ich einen bogen um dieses problem.»

Samet Aksuoglu, 24, studiert Grafikdesign an der Marmara Universität in Istanbul

WaRUM Ich MEIN fahRRaD lIEbELIEBLINGSDING

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5 STUDIVERSUM | 2012.04

WaS IST DEIN plaN b?Angenommen, es geht in die Hose, was in die Hose gehen kann: Kurz vor dem Abschluss fliegt man aus dem Studium. DIE gewollte Stelle bekommt man nicht. Der erkämpfte Arbeitsplatz wird gestrichen. Der erkämpfte Arbeitsplatz ist besch… Was dann? Wir haben an der Hochschule St. Gallen nachgefragt. r Text und bilder Julia krättli

«Ich würde eine leguanzucht im Muotathal aufbauen. Die Eleganz dieser Tiere fasziniert mich seit meiner kindheit.»

Simon Betschart, 25, Organisation und Kultur

Glenn Vogt, 23, Organisation und Kultur«In die landwirtschaft gehen und biobauer werden. Ich finde es spannend, wie sich die Menschheit mit Nahrung versorgt. Ich würde dann mich selbst und andere in kleinem Rahmen versorgen.»

«Wenn ich nichts anderes mehr zu tun habe, kann ich ja kinder bekommen und hausfrau werden.»

«Dann würde ich eine Marktlücke ausnützen und eine avocadofarm in Namibia aufbauen. Dort ist es schön, es hat ein gutes klima, viel platz und günstiges fleisch.»

Doris Ammann, 28, Rechtswissenschaften

Julian, 25, Informations-, Medien und Technologiemanagement

«Ich würde nach kanada auswandern und snowboarden.»

«poner una empresa de ‹churros› postre mexi-cano en gossau.»

«ohne plan a – kein plan b…»

«Dann werde ich buschauffeurin, so einen 2-achser-bus will ich schon lange mal fahren.»

«Ich würde einen reichen Mann heiraten und dann pelz tragen können in St. Moritz.»

Ruedi, 23, Law and Economics

Cynthia Palacios Garza, 22, Studentin aus Mexico, Industrial Engineering

Bernhard, 25, Marketing-, Dienstleistungs- und Kommunikationsmanagement

Lisa, 21, Betriebswirtschaftslehre

Michelle, 22, International Affairs

UMFRAGE

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AUS DEM LEBEN

QUIck RESpoNSEDer «Quick Response Code» hat sich deutlich langsamer etabliert, als der Name vermuten lässt. Richtig eingesetzt hat das hässliche Quadrat trotzdem eine Zukunft.

Ich habe einen Schal mit personalisiertem QR-Code. Das Muster ist zwar nicht sehr schön, enthält dafür unsichtbare Informa-tionen und in meinem Fall einen Link zu ei-ner Webseite. Klingt ein wenig nerdig, kann aber ganz cool sein: Eine Prise Paparazzi-Feeling kommt schon auf, wenn tatsächlich mal jemand auf den Code aufmerksam wird und das Geheimnis lüften will. Wohin der Schal tatsächlich verlinkt, kann ich an die-ser Stelle nicht verraten. Ihr dürft es natür-lich gerne selber herausfinden, wenn ihr das gute Stück unbeaufsichtigt in einem Vorle-sungssaal entdeckt.

Noch nie wirkte die Verbindung zwi-schen der realen Welt und dem Internet eleganter: ein Direktlink vom Werbepla-kat auf den Online-Shop oder eine Wettbe-werbsausschreibung. Was für den technik-begeisterten Online-Marketingspezialisten die eierlegende Wollmilchsau verkörpert, bereitet bestimmt so manchem Creative Director schlaflose Nächte: Wie lässt sich dieses übergrosse schwarz-weisse Quad-rat, das den potenziellen Kunden auf die Firmenwebsite holen soll, unauffällig in ei-ne durchdesignte Hochglanz-Kampagne in-tegrieren? QR-Codes sind keine Neuheit, im Gegenteil. Ein Automobilzulieferer der To-yota-Gruppe hat die Technik vor 18 Jahren zu Logistikzwecken erfunden: Mit dem 2D-Code, der sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Leserichtung Informationen enthält, konnte Toyota bei der Produk- tion verschiedene Autobestandteile mar-kieren und später wieder identifizieren. Grosser Beliebtheit erfreut sich die Tech-nik erst mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones, die dank Kamera und In-ternet als Scanner fungieren und die Codes für alle lesbar machen. Das hat die Mar-keting-Verantwortlichen auf den Plan ge-rufen. Mit dem QR-Code lässt sich echter Mehrwert generieren – wenn er denn rich-tig eingesetzt wird.

Die Automobilindustrie selber soll-te sich vielleicht wieder auf die Wurzeln besinnen – oder aber lernen, wie man die Codes sinnvoll einsetzt. Jeden Abend ergöt-ze ich mich am Bahnhof Stadelhofen an ei-nem BMW-Plakat: «In Bestform. Die neue

BMW 3er-Limousine», geschmückt mit ei-nem QR-Code. Weil ich zu ängstlich bin, um über die Geleise zu schreiten und den Code auf der anderen Seite zu fotografieren, weiss ich bis heute nicht, was die neue Kar-re drauf hat.

Text Dominic Illi

Zu viel Plaudern im Training kann nicht nur den Wettkampfsieg in weite Ferne rücken, sondern sogar gesundheitsschädlich sein. Vorsicht bei Unter-haltungen über Milchgetränke!

Kleine Kinder sind ja grossartige Erzäh-ler. Doch trotz allem Respekt für ihre rhe-torischen Fähigkeiten, muss man zugeben: Die Themen werfen einen meist nicht vom Hocker. Einmal mehr wurde ich Opfer ei-nes Kindererzählüberfalls. Es geschah im Leichtathletiktraining, wo die Kinder, wenn ich nicht gerade am Erklären bin, eigentlich schnell sprinten und weit springen, schwit-zen und keuchen sollten, anstatt lange Ge-schichten zu erzählen. Aber eben – die Dis-ziplin ist im LC Meilen oft am Pausieren und über die Existenz meiner Autorität lässt sich sowieso streiten.

Also erklärte mir der kleine Philip nach den Rumpfbeugen lang und breit, wie man aus den vielen Kerzenstummeln von Weihnachten nigelnagelneue Kerzen gies-sen könne. Ich nickte immer wieder inter-essiert, warf nette Ahas und Mhms auf die Turnmatte und überlegte mir dabei, was ich nachher im HB noch einkaufen mus-ste. Doch plötzlich riss mich ein Wort aus den Einkaufsgedanken. «Wohin hast du den Wachs gegossen, Philip?», fragte ich irritiert. «Einfach in eine Cabotinaschachtel, das geht richtig gut», sagte er mit der grössten Selbstverständlichkeit. Ca-b-otina? Hatte

er tatsächlich Cabotina gesagt? Mich juckte das überflüssige b auf der Zunge, die nicht nur wusste, wie Caotina schmeckt, sondern auch, wie man sie richtig ausspricht, doch ich konnte sie rechtzeitig zurückhalten.

Dass ich nicht immer total aufmerksam den kindlichen Geschichten folge, kann man ja noch durchgehen lassen, doch dem unschuldigen Kind seine Cabotina zu ver-derben, das geht nicht. Schliesslich ist es mit dem heissen Frühstücksgetränk wie mit der Migros und dem Coop; entweder ist man ein Ovikind oder ein Caotinakind, so etwas wirft man nicht so leicht ab. Ich erinnerte mich, wie ich es jahrelang vermied, vom Hi-malaya zu sprechen, nachdem er plötzlich Himálaya hiess und damit jeglichen Reiz verloren hatte. Sollte dem kleinen Philip nun tatsächlich das gleiche Schicksal wider-fahren? Sollte er in Zukunft keine Morgen-milch mehr trinken, da er die Caotina oh-ne b nicht mehr runter bringt und dies alles nur, weil seine Trainerin einen Sprachfim-mel hat? Ich dachte an die Osteoporose und andere Mangelerscheinungen, die er davon bekommen würde, und liess ihm als verant-wortungsvolle Trainerin seine Cabotina. Schliesslich bin ich sowieso ein Ovikind.

Text Melanie keim

caboTINa STaTT oSTEopoRoSE

6 STUDIVERSUM | 2012.04

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AUS DEM LEBEN

Weltweit gilt der Verzehr von nicht toten Lebewesen meist als exquisite Gaumenfreu-de. Speziell im asiatischen Raum wird die-se extrem «frische» Nahrungsaufnahme nur allzu gerne zelebriert. Die Japaner schwö-ren auf ihre in der Schale wuselnden Baby-aale, die einfach wie Spaghetti geschlürft werden, oder auf lebendiges Sashimi, das dem noch zappelnden Fisch in Form von Fi-letstücken direkt aus dem Körper geschnit-ten wird. Die Koreaner (wie auch Japa-ner) wickeln auch gerne einmal einen Tin-tenfisch auf ihre Stäbchen und mit einem Happen landet das sich schlängelnde Bün-del im Mund. In Vietnam dagegen kommt eine frisch geschnittene Schlange auf den Teller, deren Einzelteile sich noch schlän-geln, während man herzhaft hinein beisst. Und nicht zuletzt ist auch China immer gut für einen frisch-fröhlich zappelnden Frosch am Spiess, dem man die Schenkelchen vom Körper lutscht.

Ist ja absolut ekelhaft, werden die meis-ten jetzt denken. Doch aller fernöstlichen Abneigung zum Trotz: Auch in unseren Breiten werden Tiere lebendig gegessen. Die allseits beliebten Austern werden zu-meist roh verzehrt, denn sie sollten sich auf Grund der Frische immer noch im ak-tiven Zustand befinden, um mögliche Ver-giftungen einzudämmen. Die durch den kräftigen Muskel fest verschlossene Scha-le ist der beste Beweis für die vorerst noch währende Vitalität der Auster. Vor einer Magenverstimmung schützt aber auch der Zustand der untoten Auster nicht endgül-tig. Verschmutzte Gewässer oder andere Krankheitserreger können natürlich dem lebenden Tier, und schliesslich seinem Konsumenten, ein wenig die Lebensfreude rauben, selten jedoch mit tödlichem Aus-gang (für den vertilgenden Menschen zu-mindest).Weshalb sich jedoch nicht alle Tierschüt-zer vehement für das Leben von Kleintie-ren einsetzen, liegt an ihrer nicht gänzlich reinen Weste. Sie gehören wie alle Men-schen zu den «Lebendig-Verzehrern». Be-reits seit längerem geistert der Mythos um-her, dass wir in unserem Leben im Schnitt zehn Insekten während des Schlafes essen.

Von daher: guten Appetit oder als Tipp für Vegetarier, Insektophobiker und radikale Tierschützer: Einfach immer ein feinma-schiges Netz vor dem Einschlafen über den Kopf ziehen.

aUSTERN lEbEN

Text filip Dingerkus

Die Antwort, wieso sich WWF und Co. bedeckt halten, wenn es um kulinarische Genüsse à la «lebendig verspeisen» geht, könnte nicht klarer auf der Hand liegen (oder sich darin winden).

zWEI haUDEgEN zUM lIEbhabENHappy Birthday, Terence Hill! Am 29. März feierte einer der beiden beliebtesten Prügelknaben seinen 73. Geburtstag. Lasst uns der beiden erinnern.

Prügel. Western. Coolness. Gute Sprüche. – Das zeichnete die beiden aus. Bud Spencer und Terence Hill boten unterhaltsames Ki-no. Als kleines Mädchen konnte man mich von ihren Filmen kaum wegzerren – und heute? Heute werde ich nostalgisch. Ihre Filme sind meine Feel-Good-Movies. Wo kriegt man sonst so lockere Schinken mit trockenem Humor und blutlosen Schläge-reien zu sehen? Wo bekommt man sonst noch Filmtitel zu lesen wie: «Vier Fäuste für ein Halleluja», «Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle», «Zwei Asse trumpfen auf», «Zwei bärenstarke Typen», «Vier Fäus-te gegen Rio», «Zwei Engel mit vier Fäus-ten»? Die zwei-mal-zwei Fäuste-Power ist unschlagbar.

Terence Hill und Bud Spencer sind Künstlernamen der italienischen Schau-spieler Mario Girotti und Carlo Pedersoli. Pedersoli, den wir eigentlich nur mit Bier-wampe und Vollbart kennen, war früher Profischwimmer und zwar ein erfolgrei-cher: Er war der erste Italiener, der 100 Me-ter Freistil unter einer Minute schwamm*. Für Girotti war das Schwimmen eigentlich nur ein Hobby, aber da hat er Pedersoli das erste Mal getroffen.

Ihre Filme sind die einzigen, bei denen es mir nichts ausmacht, sie nicht in Origi-nalsprache zu schauen. Obwohl ich Italie-nisch spreche, finde ich sie in beiden Spra-

chen saukomisch. Auf Italienisch ist der Humor jedoch weitaus vulgärer, die deut-sche Version wurde klar zensiert. Eine Weile lang hat Terence seine Stimme auf Deutsch angeblich selber synchronisiert. Er spricht es nämlich fliessend, weil er ei-nige Jahre seiner Kindheit in Deutschland verbracht hat. Drei der besten Filmszenen:

In «Das Nilpferd und sein Krokodil»: Bösewicht Ormond will die beiden beste-chen, damit sie ihm nicht weiter in die Que-re kommen, und fragt: «Wie viel?» Spencer: «Auf jeden Fall das Doppelte.»

In «Zwei wie Pech und Schwefel»: Spencer und Hill haben einen schönen ro-ten Strand-Buggy gewonnen und diskutie-ren darüber, wer ihn zuerst fahren darf. Hill: «Wer geht zuerst?» Spencer: «Mir egal. Ich will einfach nicht der Letzte sein!»

In «Die rechte und die linke Hand des Teufels»: Tobias, der Siedler, bedankt sich bei Spencer und Hill für ihre Hilfe. Spencer: «Wenn ihr mich braucht…» Hill unter-bricht ihn: «Uns!» Spencer verdreht die Au-gen und sagt: «Wenn ihr uns braucht, wisst ihr ja, wo ihr mich findet.»Musiktipp: Von «Annibale»: «Trinity»*Buchtipp: Bud Spencer (mit Lorenzo de Lu-ca und David de Filippi): «Mein Leben, meine Filme – Die Autobiographie»Filmtipp: Die rechte und die linke Hand des Teufels

Text Raffaela angstmann

7 STUDIVERSUM | 2012.04

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8 STUDIVERSUM | 2012.04

Diesmal mit einem kuscheligen Design: Durchzwei und StudiVersum schenken dir die Kissenbezüge zum Titelthema!

Ohne die richtige Stütze kann man nicht richtig träumen. Durchzwei hat hier Abhil-fe geschaffen. Wir wollen dein ganz beson-derer Dreamcatcher sein! Auf diesen wei-chen «Chüssis» träumst du garantiert nie schlecht.

Willst du dich schon bald gemütlich darin einkuscheln können? Dann schreib an [email protected], wovon du träumst, und mit etwas Glück sind diese Kissenbezüge bald dir. StudiVersum und Durchzwei wünschen süsse Träume! rkre-ation Durchzwei

Gute Nacht!DAS UNIKAT

STUDIKRAKEL

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9 STUDIVERSUM | 2012.04

arbeits-flut

renz das «Projekt Bibliometrie 2007» ins Le-ben gerufen. Dahinter steckt die Idee, dass alle Schweizer Unis ihre Arbeiten in Da-tenbanken erfassen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Erfassung der Ar-beiten ist eine Möglichkeit zu überprüfen, ob die Uni ihren Auftrag erfüllt. Die Uni wird aber auch im internationalen Kontext «sichtbarer» und ist damit besser auf inter-nationale Rankings vorbereitet.

Web of KnowledgeWenn Publikationen auf internationalen Datenbanken wie dem Web of Knowledge vorhanden sind, lässt sich ablesen, wie oft sie zitiert werden. Im Web of Knowledge befinden sich mehr als eine halbe Million wissenschaftliche Publikationen, die mit der Schweiz in Verbindung gebracht wer-den. Am häufigsten zitiert wurde ein natur-wissenschaftlicher Artikel – exakt 52'116-mal. Doch die Schlüsse, die sich aus solchen Datenbanken ziehen lassen, sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Im Web of Know-ledge wird nur ein Bruchteil aller Arbeiten veröffentlicht. Die Anzahl Zitierungen sagt zudem nicht zwingend etwas über die Qua-lität der Arbeit aus.

Urheberrechte unklarDie Universitäten erfassen auch eigene

Alleine an der Uni Zürich werden jedes Jahr rund 820 Dissertationen und Habilitationen eingereicht. In den Jahren 2008 bis 2010 wur-den pro Jahr im Schnitt 7’868 Artikel der Uni Bern in Fachzeitschriften veröffentlicht, die meisten davon aus dem naturwissenschaft-lichen Bereich. Das lässt ahnen: Der Output an wissenschaftlichen Arbeiten ist gross. Was geschieht aber mit diesen Arbeiten?

Unsere Ressource WissenMit dieser Frage beschäftigt sich der Bil-dungsstandort Schweiz seit einigen Jahren besonders intensiv. Die Frage, wie viele Pu-blikationen eine Uni vorweisen kann und wie die Resonanz darauf ist, ist sehr wichtig geworden. Das zeigt, wie intensiv der wis-senschaftliche und wirtschaftliche Wett-bewerb herrscht. Forschung, Bildung und Wissen, das sind mit die wichtigsten Res-sourcen der Schweiz. Zur Qualitätssiche-rung hat die schweizerische Rektorenkonfe-

JEDER STUDENT VERfaSST IM VERlaUf SEINES STU- DIUMS MEhRERE aRbEITEN. pRofESSoRINNEN UND aSSISTENTEN pRoDUzIE- REN laUfEND foRSchUNgS- RESUlTaTE. VERSTaUbEN DIESE WISSENSchafTlI-chEN aRbEITEN NUN IN DEN bIblIoThEkEN?

Datenbanken, in denen sie mehr oder we-niger alle Forschungsarbeiten veröffentli-chen, die an ihren Fakultäten erarbeitet wer-den. Jürg Friedli von der Universität Bern sagt: «Im Rahmen der Leistungsvereinba-rung mit dem Kanton Bern und der Berli-ner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen erarbeiten wir eine öffentlich zugängliche Datenbank. Die-se dient auch als Leistungsausweis der Uni und ist ein wichtiges Instrument der Quali-tätssicherung. Wir wollen bis Ende 2012 al-le Publikationen erfasst haben.» Mit einer öffentlichen Datenbank haben auch For-schende in ärmeren Ländern Zugriff auf ak-tuelle wissenschaftliche Informationen. Die umfassende Veröffentlichung wirft jedoch verschiedene Fragen zu juristischen und fi-nanziellen Aspekten auf. So bestehen etwa Unklarheiten im Bezug auf Urheberrechte.

Auch auf Papier gefragtWissenschaftliche Arbeiten, die im Inter-net vorhanden sind, sind automatisch ei-ner breiten Öffentlichkeit zugänglich und werden, sofern auffindbar, durchaus auch genutzt. «Arbeiten, die im elektronischen Volltext zugänglich sind, werden wohl am häufigsten konsultiert», weiss Elio Pellin von der Universitätsbibliothek Bern. Wie siehts aber mit den gedruckten und gebun-denen Exemplaren aus, die in Bibliothe-ken lagern? Auch an gedruckten Arbeiten besteht Interesse, weiss Anne-Marie Wells von der Zürcher Zentralbibliothek. «Sobald die Titel im Katalog erfasst sind, werden sie genutzt», erklärt sie. Die Ausleihstatistiken geben ihr Recht: Im Jahr 2011 wurden rund 12’000 Zürcher Dissertationen ausgeliehen, hinzu kommen 1’600 Liz-Arbeiten alleine von der philosophischen Fakultät. Die Zen-tralbibliothek führt aktuell etwa 50'000 Zür-cher Dissertationen in ihrem Bestand, wo-von 40'000 rekatalogisiert und elektronisch recherchierbar sind. Die älteste stammt von 1833 und ist in Latein verfasst. Auch wenn tatsächlich mal eine Arbeit jahrelang nicht gelesen wird, hat sie ihren Wert, fin-det Wells. «Wir haben einen wissenschaft-lichen Auftrag, deswegen ist unser Bestand breit. Es ist schön, dass wir auch Bücher ha-ben, die lange nicht gelesen werden, aber plötzlich wieder gefragt sind.» rText My-riam Schuler, Illustration Melanie Imfeld

WISSENSCHAFT

anton Stadelmann hat einen anderen Weg gefunden, wissenschaftliche arbeiten zugänglich zu machen. Sein Unternehmen bietet auf der Website makingsciencenews.com journalistisch aufbereitete arbeiten an. So will er den zugang zu den arbeiten erleichtern und sie verständlicher machen. Sein angebot richtet sich an Unternehmen und Medien, aber auch an Studierende, professorinnen und professoren.

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10 STUDIVERSUM | 2012.04

ATELIER

DESIGN FüR DEN AUTOMATEN

WIE WERDEN PLASTIKTüTEN SCHöNER UND BLEIBEN PRAKTISCH? UND WIE BRINGT MAN SIE MODIFIZIERT MIT KORDEL IN EINE ZIGARETTEN-SCHACHTEL?

Angefangen hat es damit, dass die beiden Textildesignerinnen in der Fachhochschu-le meistens nebeneinander gesessen haben. Jetzt studieren Julia Sager und Tina Tomo-vic nicht mehr zusammen, sind aber über ihre Taschenidee noch miteinander verbun-den. Die geht so: Ein vorhandenes Material soll so verändert werden, dass etwas Neu-es daraus entsteht. Im Falle ihrer Plastikta-schen wird aus dem Massenprodukt Ein-kaufstüte mittels eines bunten Stoffsaumes, einer Kordel und zwei Ösen ein Unikat, das zur Zeit in einem zum «Designomat» um-funktionierten Zigarettenautomaten für acht Franken erstanden werden kann.

Dieser Designomat war es auch, der von den beiden Designerinnen etwas Er-findungsreichtum forderte. Denn wer sein Werk über diese Verkaufsfläche anbieten möchte, muss einerseits den von den Betrei-bern halbjährlich ausgeschriebenen Wett-bewerb gewinnen und andererseits beim Produkt die Verpackungsmasse einer Ziga-rettenschachtel einhalten: 5.7 x 2.4 x 8.75 cm. Doch die beiden haben es geschafft und ih-re hundert handgefertigten Plastiktaschen auf die passende Grösse zusammengefaltet. Das Gute daran ist: Hat man die Tasche ein-mal ausgepackt, kann man sie immer wieder zurückpacken und spart Platz, wenn man sie gerade nicht braucht. «Perfekt für die Ba-di», meint Julia, «wasserdicht ist sie ja auch.»

Gibt es noch weitere Taschenpläne? «Ja, mit den Taschen sind wir noch nicht ganz durch», findet Tina, «es gibt sicher noch Optimierungsmöglichkeiten.» Eine Versi-on aus Stoff gibt es bereits. Dabei haben die Designerinnen alte, gemusterte Bettlaken mit weiteren Formen überdruckt, um das alte Material zu modifizieren. Mal schauen, welche Idee als Nächstes kommt. rText Ju-lia krättli, bild David Röthlisberger

pRoJEkT VoN JUlIa SagER UND TINa ToMoVIc

ab Ende März sind die plastiktaschen von Julia und Tina in fünf Designomaten in zürich erhältlich. Die Standorte sind auf designomat.ch verzeichnet.Den blog der Designerinnen findet ihr unter http://styleyourbag.wordpress.com

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11 STUDIVERSUM | 2012.04

besonders gerne von der esoterischen Sei-te her beleuchtet. Esoteriker sind der An-sicht, dass luzides Träumen zu einer ausser-körperlichen Wahrnehmung führen kann. In der Geschichte des luziden Träumens, soweit überliefert, zeigen sich tatsächlich viele Anknüpfungspunkte zu schamanis-tischen und transzendentalen Methoden. Die ältesten Hinweise auf bewusste Träu-me sind in den Aufzeichnungen des Zhang Zhung Nyan Gyud zu finden, ein uraltes ti-betisches Lehrensystem, welches lange vor unserer Zeitrechnung entstanden ist und später in den tibetischen Bön-Buddhismus überging. Ebenfalls bekannt ist das Traum-yoga. Der indische Adelige Naropa führte im elften Jahrhundert diese Disziplin als eine seiner sechs Lehren ein. Es geht dabei darum, geistige Klarheit zu erreichen. Der luzide Zustand in einem Traum wird im Traumyoga mit klarem Licht verbunden. Im 17. Jahrhundert berichtete der Englische Schriftsteller Thomas Browne als einer der ersten aus westlicher Sicht ausführlich über seine Wachträume.

Wissenschaftliche AspekteDie luziden Träume werden von der Wis-senschaft heute eher stiefmütterlich be-handelt, obwohl sich längst auch etablier-te Wissenschaftler mit dem Phänomen be-fassen und ernstzunehmende Ergebnisse präsentieren. Die USA ist in Sachen Klar-traumforschung weit fortschrittlicher als Europa. In Kalifornien existiert ein Insti-tut für luzide Träume. Der US-amerikani-sche Psychologe Stephen LaBerge war der Erste, der mit einem spezifischen Test die Existenz von Wachträumen wissenschaft-lich nachweisen konnte. Im Schlaflabor kommunizierten seine Probanden mittels Augenbewegungen mit ihm, während sie sich nachweislich in der Schlafphase be-fanden.

Einen Lehrstuhl für luzide Träume gibt es in der Schweiz nicht. Es sind meistens Neurologen und Psychologinnen, die in ih-rer Freizeit auf dem Gebiet der luziden Träume forschen. «In letzter Zeit interes-

Am Beginn von Daniel Amstutz‘ Reise in die Welt der luziden Träume stand ein Er-lebnis im sommerlichen Frankreich. Der 24-Jährige, der in Basel deutsche Literatur-wissenschaft und Kulturanthropologie stu-diert, fühlte sich während seines Sprach-aufenthalts eines schönen Nachmittags un-vermittelt müde. Er gönnte sich ein kleines Nickerchen. Doch es sollte kein gewöhn-liches Nachmittagschläfchen werden: Da-niel erlebte etwas, das seinen Blick auf die Realität veränderte. Er döste langsam ein. «Ich realisierte, dass ich am Eindösen war. Ich hatte das Gefühl, ich würde ins Bett hineinsinken. Plötzlich sah ich mich von oben aus einer Distanz von etwa zwei Me-tern.» Daniel träumte und war sich gleich-zeitig bewusst, dass er träumte. Dieses Phänomen nennt man luzides Träumen, Wachträumen oder auch Klarträumen. Daniel meint, er habe das Bild, wie er da-lag und schlief, wohl nur Kraft seiner Vor-stellung wahrgenommen, ohne sich wirk-lich von oben zu sehen. Er schliesst zwar nicht aus, dass so etwas wie ausserkörper-liche Erfahrung möglich sei, folgt im Zwei-fel aber lieber seinem rationalen Verstand.

Geschichte und EsoterikDas Phänomen des Wachträumens wird

NACHTS, WENN WIR IN DEN SCHLAF GLEITEN, TUT SICH EINE GEHEIMNISvOLLE WELT AUF – DIE WELT DER TRäUME. FüR DIE EINEN SIND SIE NUR REFLExIONEN DES TAGSüBER ERLEBTEN, ANDERE SEHEN IN DEN TRAUMBILDERN SCHICKSAL-HAFTE SyMBOLE. WIEDER ANDERE ER- LEBEN IHRE TRäUME AUF GANZ BESONDERE ART: SIE TRäUMEN UND BLEIBEN GLEICH-ZEITIG WACH.

TRäUM ICH?

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12 STUDIVERSUM | 2012.04

sieren sich vermehrt Neurologen für das Thema, da sie sich Rückschlüsse auf das Bewusstsein erhoffen. Einen Boom gibts aber nicht», weiss PD Dr. Daniel Erlacher. Er ist Sportwissenschaftler an der Univer-sität Bern. Bereits während seines Stu- diums hat er sich intensiv mit Klarträumen befasst. In seiner Dissertation untersuchte er, ob motorisches Lernen im luziden Traum möglich ist. Während einer Ver-suchsreihe hat Erlacher im Schlaflabor Probanden aufgetragen, in einer luziden Traumphase Kniebeugen zu machen. Bei der Auswertung der Daten wurde klar: Die geträumten Kniebeugen haben tatsächlich den Herzrhythmus beschleunigt. Erlacher berichtet ausserdem von einem Snowboar-der, der dank luzidem Traumtraining plötzlich Tricks konnte, die ihm vorher nie gelangen. Eine von Erlacher befragte

nicht der Einzige war, der bewusst träumte. «Im Internet fand ich Berichte, die genau das beschrieben, was ich erlebt hatte.» In einem Internetforum tauschte er sich mit anderen Wachträumern aus und erkannte, dass sich Wachträume kontrollieren las-sen. Er praktizierte die Wachträume un-gefähr ein Jahr lang. Im Wesentlichen sind zwei Möglichkeiten bekannt, wie ein Klar-traum eingeleitet werden kann: Entweder behält die träumende Person ihre Klarheit beim Einschlafen, nimmt sozusagen das Bewusstsein mit in den Traum, oder sie ge-winnt die Klarheit im Verlauf eines Trau-mes.

«Als Erstes habe ich ein Traumtage-buch geführt», berichtet Daniel. Mit einem Traumtagebuch lassen sich Regelmäs-sig-keiten in Träumen erkennen. Träumt man etwa immer wieder von einem roten

Turmspringerin gab an, sie könne ihre Fall-geschwindigkeit beliebig verlangsamen und so wichtige Details ihres Sprungs stu-dieren. Der inzwischen verstorbene deut-sche Psychologe Paul Tholey lernte mithil-fe von luziden Träumen Skate- und Snow-boarden. Er trainierte dabei nicht unbedingt die exakten Bewegungsabläufe im Schlaf, sonder arbeitete an seinem Kör-pergefühl und der Orientierungsfähigkeit. Um jedoch deutlich zu belegen, ob dank lu-zidem Träumen tatsächlich bessere Trai-ningserfolge erzielt werden, sind weitere Studien nötig, sagt Erlacher.

Kontrolle im TraumNach seinem Traumerlebnis suchte Dani-el Amstutz eine Erklärung für das, was pas-siert war. Bald wurde ihm klar, dass er lu-zid geträumt hatte und dass er bei Weitem

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«Ich konnte mich bewusst durch die Traumwelt bewegen und mir ihren Aufbau näher anschauen. Dabei habe ich bemerkt, wie sinnlos sie auf- gebaut ist» DANIEL AMSTUTZ

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Auto, so kann dieses rote Auto als Marker benutzt werden. «Hat man einen Marker entdeckt, kann man sich immer fragen, ob man gerade träumt, wenn man ihn im All-tag sieht. Mit der Zeit macht man das auto-matisch auch dann, wenn der Marker im Traum wieder auftaucht.» Fragt man sich dann tatsächlich irgendwann in einem Traum, ob man gerade träumt, braucht es aber noch eine Antwort. Wie merke ich denn im Traum, ob ich nun träume oder nicht? Hier kommt der Reality-Check ins Spiel. «Der bekannte Trick mit dem Knei-fen funktioniert nicht», weiss Daniel «Schmerz kann man auch im Traum emp-finden.» Wirksam ist aber der Blick auf die Uhr. Die Uhrzeit läuft im Traum nämlich meistens nicht chronologisch. «Auch alles, was mit Schaltern zu tun hat, dient dem Re-ality-Check. Lichtschalter, Knöpfe und Ähnliches funktionieren in Träumen prak-tisch nie», erklärt Daniel.

Die Fähigkeit, luzide Träume herbeizu-führen, hatte Daniel sich in kurzer Zeit an-geeignet. Nun tauchte aber ein grösseres Problem auf: Die luzide Phase ist sehr in-stabil. «Wenn du’s mal geschafft hast, im Traum bewusst zu werden, bist du so auf-geregt, dass die luzide Phase schnell wieder vorbei ist.» Um die luzide Phase zu nutzen, muss man sich also beruhigen. Auch dafür gibt es Methoden, beispielsweise sich im Kreis drehen.

Faszinierende EindrückeEinen wirklichen Nutzen für sein Wachle-ben konnte Daniel aus den luziden Träu-men nicht ziehen. «Ich war nie so fortge-schritten, dass es mir etwas gebracht hät-te.» Mit der Zeit war es ihm zu aufwändig, ständig ein Traumtagebuch zu führen. «Manchmal habe ich am Morgen zuerst mal eine halbe Stunde meine Träume fest-gehalten, das wurde mir zu blöd.» Auch wenn er keinen messbaren Nutzen aus den Klarträumen ziehen konnte, bleiben ihm die faszinierenden Eindrücke. «Ich konnte mich bewusst durch die Traumwelt bewe-gen und mir ihren Aufbau näher anschau-en. Dabei habe ich bemerkt, wie sinnlos sie aufgebaut ist. Der Himmel zum Beispiel hört plötzlich irgendwo auf. Ganz beson-ders gefiel mir das Fliegen. Du springst von einem Dach oder einem Balkon und treibst einfach davon. Oder du sprichst mit ande-ren ‹Menschen›. Oft ergeben sich interes-sante Gespräche. Und vielleicht ist das so-gar eine Möglichkeit, mit dem eigenen Un-terbewusstsein zu kommunizieren.»

Traumhafte InspirationDas besondere Erlebnis der Klarträume inspirierte zahlreiche Künstler in ihrem

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Schaffen. Der belgische Maler René Mag-ritte berichtete von Wachträumen. In sei-nen Bildern sind Szenen zu sehen, die Be-wusstheit und Traumzustand vermischen. Auch Musiker verarbeiten Wachträume in ihren Werken, so etwa die Band Franz Fer-dinand und Aphex Twin. Wolfgang Ama-deus Mozart schrieb in einem Brief, ihm seien die Melodien im Traum zugeflogen, was als Anspielung auf einen Wachtraum ausgelegt werden kann. Schliesslich befas-sen sich zahlreiche Filme mit dem Klar-traumphänomen, allerdings meist mit düs-teren Szenarien. Zu den bekanntesten ge-hören wohl der erste Teil der Filmreihe «A Nightmare on Elm Street» um den Serien-mörder Freddy Krueger und die Matrix-Trilogie. rText Myriam Schuler, porträt gregor brändli, bild Selin bourquin

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gen sind in der Regel kein Grund zur Sor-ge und häufig auf Ursachen wie vorüberge-hende starke Gemütsbewegungen (Ärger, Enttäuschung, aber auch grosse Freude), eine neue Umgebung, Jetlag oder leich-te Erkrankungen wie Erkältungen zurück-zuführen. Sollten die Probleme jedoch an-dauern und zu einer Belastung werden, ist ein Gang zum Arzt empfehlenswert. Die Mehrheit der Betroffenen meidet aller-dings professionelle Hilfe. Schwarz vermu-tet, dass viele Menschen Angst haben, ih-re Schlaflosigkeit könnte in unserer Leis-tungsgesellschaft als Versagen ausgelegt werden. Von Schlaflosigkeit im Sinne ei-ner Schlafstörung spricht man erst, wenn ein Mensch zwei bis drei Mal pro Woche innerhalb desselben Monats an Ein- be-ziehungsweise Durchschlafstörungen lei-det. «Dies trifft auf ungefähr zehn Prozent der vorab genannten Fälle zu, welche eine mittlere bis schwere Symptomatik aufwei-sen», präzisiert Willi.

Stress als häufige UrsacheUnser Schlaf-Wach-Rhythmus wird durch unsere innere Uhr gesteuert, wobei auch äussere Faktoren wie soziale Einflüsse oder insbesondere die Lichteinwirkung ei-ne Rolle spielen. Bis zu einem gewissen Grad ist dieser Rhythmus flexibel und an-passungsfähig. So schläft der durchschnitt-liche Europäer 7,5 Stunden am Tag, diese Zeit kann jedoch durch bestimmte Um-stände (beispielsweise Prüfungssituatio-nen) deutlich verkürzt werden, um sich ei-ner Stresssituation anzupassen. Laut Willi sind die Ursachen für Ein- und Durch-schlafprobleme oft im anstrengenden Be-rufs- oder Schulalltag mit den hohen Leis-tungsanforderungen zu suchen, denen die Personen gerecht werden müssen: «Selbst abends vor dem Einschlafen, beim Aufwa-chen in der Nacht oder in den frühen Mor-genstunden kreisen die Gedanken weiter und lassen die Patienten nicht zur Ruhe kommen. Dadurch können zusätzliche psychische Belastungen wie beispielsweise Burn-out oder Depressionen auftreten.»

Schlaf ist von nicht zu unterschätzendem Wert für unseren Organismus. Sowohl un-ser Körper als auch unser Geist ist auf die Erholung angewiesen, die ein gesunder Schlaf mit sich bringt. Tiere, die über lan-ge Zeit nicht schlafen können, verenden, und auch für Menschen ist ein zu langer Schlafentzug prekär. «Schlaf erhält unse-ren Körper und unseren Geist am Leben. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass nach 24 Stunden Schlafentzug die Reiz-schwelle drastisch sinkt und nach 64 Stun-den Wahnvorstellungen auftreten. Irgend-wann tritt dann der Tod ein», erklärt der Entspannungstherapeut und Gesundheits-coach Andreas Schwarz. Insbesondere für erfolgreiches Lernen sei ein gesunder Schlaf von ausserordentlicher Bedeutung, da das Verankern neuer Informationen da-durch gefördert werde.

Schlechte Schlafqualität ist verbreitetDurchwachte Nächte, in denen man sich unzählige Male von der einen auf die an-dere Seite wälzt und am nächsten Mor-gen wie gerädert aus den Federn kommt, kennt fast jeder. «Ungefähr ein Viertel der Schweizer Bevölkerung leidet hin und wie-der an schlechter Schlafqualität; das heisst, in einzelnen Nächten wird schlecht ge-schlafen», berichtet der klinische Psycho-loge Roger Willi vom Schlaflabor Fluntern. Leichte oder gelegentliche Schlafstörun-

WäHREND MANCHE STUDENTEN IHRE AUGEN WäHREND DER STATISTIKvORLESUNG AM MONTAGMORGEN KAUM OFFEN HALTEN KöN- NEN, KäMPFEN ANDERE MIT CHRONISCHEN SCHLAFSTöRUNGEN. OBWOHL WIR RUND EINEN DRITTEL UNSERES LEBENS IM SCHLAF vERBRINGEN, WIRD DESSEN WICHTIGKEIT HäUFIG UNTERSCHäTZT.

INSOMNIA

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Schlafberatung werden als ärztliche Diens-te von der Krankenkasse übernommen.

Weg mit der AngstAbhilfe kann auch eine kognitive Verhal-tenstherapie schaffen, die darauf abzielt, die Angst vor der Schlaflosigkeit zu redu-zieren, irrationale Einstellungen und Er-wartungen abzubauen und ein gesünderes Verhältnis zu Schlaf durch Entspannungs-übungen und Einschlafrituale zu fördern. Der Gang zur psychologischen Schlafbe-ratung sei auch dann sinnvoll, wenn die klinischen Voraussetzungen nicht erfüllt sind, die Person jedoch an starker selbst wahrgenommener Schlaflosigkeit leidet, so Schwarz. «Die moderne Schlafberatung zeigt, dass zirka 90 Prozent der später be-handlungsbedürftigen Schlafprobleme bei rechtzeitigem Handeln mit Beratung und Selbsthilfe beseitigt werden können. Ra-sches Handeln kann hier viel Leid erspa-ren.»

Schlafhygiene kontrollierenDie Verbesserung der sogenannten Schlaf-hygiene kann ebenfalls viel zu einem bes-seren Umgang mit Schlaf und einer Ver-besserung seiner Qualität beitragen. Re-gelmässige Schlafenszeiten (ja, auch am Wochenende!) sind wichtig für den Kör-per, der sich so an einen Rhythmus gewöh-nen kann. So sollte man jeden Tag ungefähr zur selben Zeit aufstehen und zu Bett ge-hen. Die optimale Schlafdauer ist zwar von Person zu Person verschieden, liegt aber in der Regel zwischen sechs und acht Stun-den täglich. Am besten findet man selbst heraus, wie viele Stunden Schlaf man be-nötigt, um am nächsten Morgen gut erholt in den Tag starten zu können. Wichtig ist auch, dass vor dem Zubettgehen anregen-de Tätigkeiten wie harte körperliche oder geistige Arbeit, schweres Essen sowie der Konsum von Alkohol und Kaffee vermie-den werden, die das Einschlafen unnötig erschweren können. Die Schlafumgebung ist ebenfalls von grosser Bedeutung; idea-lerweise sollte das Bett in einem abgedun-kelten und gut gelüfteten Raum stehen. Das Schlafzimmer sollte ein Ort der Ruhe und der Erholung sein – idealerweise ge-trennt vom Ort, an dem man arbeitet. Für WG-Bewohner gilt, dass sie den Arbeits-platz zumindest so weit wie möglich vom Schlafplatz trennen sollten, indem sie im Bett nicht lesen und lernen. Das Bett soll-te neben dem Schlafen einzig und alleine dem genüsslichen Nicht-Schlafen mit dem Partner vorbehalten bleiben. rText Evelin Meierhofer, bilder Selin bourquin

Willi bemerkt, dass bei der Einordnung das subjektive Empfinden der Betroffe-nen eine wichtige Rolle spiele. So sei eine Schlafstörung insbesondere dann behand-lungsbedürftig, wenn sie von den Patienten als Belastung und als im Alltagsleben ein-schränkend erfahren wird. Dass der indivi-duelle Standpunkt der Betroffenen wich-tig ist, bestätigt auch Schwarz: «Wer ver-mutet, schlecht zu schlafen, achtet mehr auf die Wachphasen als jemand, der seinen Schlaf als nicht so problematisch ansieht.» Personen mit ausgeprägten Schlafstörun-gen nehmen diese also grundsätzlich deut-licher wahr, messen ihnen mehr Bedeutung zu und machen sich in der Regel dann auch grosse Sorgen über mögliche negativen Konsequenzen. Dadurch setzen sie sich je-doch vermehrt unter Druck, was sich nicht schlaffördernd auf den Körper auswirkt, sondern im Gegenteil den Körper immer mehr verkrampft und anspannt. Frustra- tion, Wut und Müdigkeit am nächsten Tag sowie Angst vor der kommenden Nacht sind die Folgen und es wird für die Betrof-fenen immer schwieriger, aus diesem Teu-felskreis auszubrechen. Eine Überweisung ins Schlaflabor erfolgt meistens über den Hausarzt, der eine Vorabklärung macht. Dabei werden organische Ursachen ausge-schlossen und festgestellt, ob der Schlafstö-rung möglicherweise ein Schlafapnoe-Syn-drom oder ein störendes Bewegen der Bei-ne in der Nacht (Restless Leg Syndrom oder Periodische Beinbewegungen) zugrunde liegt. Das Labor erstellt dann mittels nächt-licher Schlafaufzeichnung eine Diagno-se. Nicht jeder muss im Schlaflabor schla-fen, das Schlaflabor Fluntern beispielswei-se bietet auch eine Schlafberatung an. Die Behandlungen im Schlaflabor sowie die

Auch Schwarz berichtet über den negati-ven Einfluss, den Stress auf unser Schlaf-verhalten hat: «Stresserleben löst bei uns Menschen eine Reaktion im Autonomen Nervensystem (ANS) aus, die ein Notpro-gramm für kurzfristigen Überlebenskampf startet. Dies legt unser für den Alltag zu-ständiges Programm weitestgehend lahm. Evolutionär ist dieses Notprogramm für die kurzfristige Mobilisierung all unserer Kräfte und Sinne entwickelt worden. Wäh-rend wir in der Steinzeit nach solchen, in der Regel temporären Gefahrensituatio-nen genügend Entspannungsreize erfuh-ren, um wieder zuverlässig in den Alltags-modus zurückkehren zu können, fehlen diese in der heutigen Zeit immer mehr. Die Folge: Wir können abends immer schlech-ter abschalten um zu entspannen. Sind wir diesem Dauerstress langfristig ausgeliefert, können sich die dadurch ausgelösten Schlafstörungen verselbstständigen und unabhängig von der ursprünglichen Belas-tung auftreten.»

Jeder kann betroffen seinDie Folgen von Schlaflosigkeit sind in der Regel Tagesmüdigkeit beziehungswei-se Schläfrigkeit und Konzentrationsman-gel; teilweise kann sie zu kompletten Ar-beitsausfällen führen. «Studien zeigen, dass Frauen häufiger unter Schlafproble-men leiden», erläutert Willi. Schwarz weist darauf hin, dass grundsätzlich jeder von Schlaflosigkeit betroffen sein kann, ob-wohl insbesondere Schichtarbeitende ver-mehrt darüber klagen. Dies liegt vermut-lich daran, dass sie häufig gegen ihre innere Uhr arbeiten und die Nacht zum Tag ma-chen müssen, was unser Organismus nur bis zu einer gewissen Grenze mitmacht.

Insbesondere für erfolgreiches Lernen sei ein gesunder Schlaf von ausserordentlicher Bedeutung, da das Ver- ankern neuer Informationen gefördert werde.

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PROBIERS MAL MIT GEMüTLICHKEIT

nerträume bleiben. Bis auf zwei Ausnah-men schlafen die Damen der Schöpfung nicht in spitzenverzierten Seiden-Neg-ligés, wie uns Hollywood immer wieder gerne glauben lässt – dort wachen die Da-men morgens ja auch perfekt geschminkt und frisiert auf – sondern im Gammellook. Schweizer Studentinnen mögen «H&M-Zeugs, Schlabbershirts, Wollsocken und breite, weite Sachen.»

Männer haben es da ein bisschen einfa-cher, von ihnen wird ja grundsätzlich we-niger Schönheit erwartet. Bei ihnen siegt die Faulheit: Hose runter, T-Shirt ausgezo-gen (im Winter angelassen) und ab unter die Bettdecke. In der kalten Jahreszeit ist die Situation sowieso anders. Die Herren greifen da dann schon manchmal zum klas-sischen Pyjama mit Knöpfen oder einfach zum Tenue vom Tag. Sogar Schlafmützen decken das Haupt. Die Damen trotzen den Niedrigtemperaturen auf fiesere Art und Weise: mit Flanell-Schlafanzügen, Pyjama-hose in Wollsocken gestopft, Jogginghose und Kapuzenpulli.

Omis, Tanten und geschmacklose Goo-die-Verteiler können sich glücklich schät-zen, denn alle schlecht gewählten Klei-dungsgeschenke finden nun Verwendung. Der Blümchen-Pyjama der letzten Weih-nacht, das Schulsport-T-Shirt von 1994 oh-ne Grössenangabe, weil es sowieso nur in XXXL existiert, die ollen Weihnachtspul-lis, die die ganze Familie nur am 24. Dezem-ber trägt und in denen man ja «so süss» aus-sieht: Das ist ihr Auftritt! Wahrscheinlich trägt niemand von uns das schöne Shirt vom letzten Shoppingtrip so häufig wie

Wer nicht gut schläft, hat auch keinen gu-ten Tag, und im Bett gilt deshalb nur eine Regel: Hauptsache wohlfühlen. Schwit-zen ist schlecht, also fällt zu viel Synthetik schon mal weg. Von wegen sexy Seiden-hemdchen – sogar eingefleischte Fashio-nistas und Modeblogger geben zu: Damit ist es schlicht zu heiss. Frieren ist genauso schlecht. Deshalb gewinnt ein bei der Klei-derherstellung ansonsten sehr verpöntes Textil an Bedeutung: Frottee. Ein Zwicken und Kneifen zerstört jeden sanft fliessen-den Traum, was die Möglichkeiten an Kla-motten auch einschränkt.

Eine Umfrage hat ergeben…Eine Umfrage unter rund 100 Studieren-den hat ergeben: Menschen schliessen nachts nicht aus biologischen Gründen die Augen, sondern wegen der Hässlich-keit und Einfallslosigkeit der Schlafmo-de. Männerträume müssen leider Män-

ERZäHL MIR, WAS DU TRäGST, UND ICH SAG, DIR WER DU BIST – LEIDER FUNK- TIONIERT DAS BEI DER SCHLAFMODE NICHT, DENN ANDERS ALS IN SONSTIGEN MODISCHEN BEREICHEN SIEGT IM BETT DIE BEqUEMLICHKEIT. DAS ZEIGT SICH IN DEM STILUNBEWUSSTSEIN, MIT DEM WIR UNS NACHTS KLEIDEN.

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diese Kleidungsstücke, die wir nie ausser-halb der eigenen vier Wände tragen wür-den. Täglich sechs bis neun Stunden lang gibt es nur sie, uns, ein Bett und unsere Träume. Mit keinem anderen Kleidungs-stück lagen wir schon am Strand, erhielten den Oscar oder Nobelpreis, sahen uns an unbekannten Orten, in neuen Situationen, gealtert oder verjüngt. Da können weder das kleine Schwarze, die sündhaft teuren Louis Vuitton Pumps oder der gute alte ele-gante Smoking mithalten, nein, so etwas er-leben wir in Billigware.

Ganz so schlimm ist die Lage nun aber doch nicht. Es gibt ein paar Ladies, die überzeugt sind, besser zu schlafen, wenn der Schlafanzug farblich passt, bunt ist oder gestreift. Sogar Markenware wie Cal-vin Klein, Puma oder Calida findet sich an den Allerwertesten – aus Qualitätsgrün-den natürlich. Schläft und träumt sich’s da-rin vielleicht wirklich besser? Unterwäsche ist auch sehr beliebt, wenn keine Minusgra-de herrschen, obenrum tut’s ein einfaches T-Shirt. Im Sommer ist weniger eben doch mehr. Wer was mit wem, wann, während, vor und nach dem Schlafen im Bett tut, ist Privatsache, hat aber doch einen Einfluss auf das Schlafoutfit. Die eine oder ande-re findet unter diesen Voraussetzungen doch noch ein schimmerndes Leibchen im Schrank oder schlüpft gleich ins Evakos-tüm, wenn ein Adam daneben liegt.

Ein weit gereistes KleidungsstückZum Pyjama gehören eigentlich eine Ho-se und ein Hemd mit Knöpfen, heute wird das Wort aber synonym für Schlaf-anzug verwendet. Das Wort stammt aus Indien. Auf Hindi bedeutet «Pajama» ur-sprünglich «Beinkleidung» und bezeich-net eine leichte Hose, die am Bund von ei-ner Schnur zusammengehalten wird. Der Pyjama kam im 17. Jahrhundert nach Eu-ropa. Britische Kolonialherren aus Indi-en trugen ihn als Freizeitkleidung, er kam aber schnell wieder aus der Mode. Als um 1870 der britisch-indische Handel ver-stärkt wurde, setzte sich der Pyjama end-gültig durch, auch weil nun die dafür ver-wendeten Textilien Baumwolle und Seide in grösseren Mengen erschwinglich wa-ren. Anfangs war er nur den Männern vor-behalten, die bis anhin auch in Nachthem-den schliefen. Das Nachthemd hat eine etwas längere Geschichte. Bis ins 16. Jahr-hundert schlief man nackt. Das Nacht-

hemd war ursprünglich einfach ein Unter-kleid, das die Damen nachts anbehielten, um nicht zu frieren. Erstmals in Italien ent-deckt, setzte sich das knöchellange, weite Hemd aus Leinen oder Seide, das am Hals mit zwei Knöpfen geschlossen wurde, in den kälteren Breitengraden und in der eu-ropäischen Oberschicht bald für beide Ge-schlechter durch. Je nach sozialer Stellung war es mit Spitzen und Stickereien ver-ziert. Im deutschen Sprachraum erhielt es den schönen Namen «Herzschützer». Als 1870 die Herren Pyjamas zu tragen be-gannen, wurde das Nachthemd weiblicher und verspielter. Ein Stehkragen, mehr Rü-schen und Verzierungen, ein Taillenband und eine zusätzliche Falte am Rücken, da-mit es eleganter wirkte. Nach dem Ersten Weltkrieg war der Pyjama dann für beide Geschlechter gesellschaftlich akzeptiert. Gleichzeitig erhielt auch das Nachthemd einen modischen Aufschwung. Es wurde kürzer und erste Satin-Hängerchen kamen in den 1920er-Jahren auf. Das entwickel-te sich weiter zum Babydoll, getragen mit oder ohne Puffhosen. In den 1960er-Jahren kehrte man zurück zu einfacheren Schnitt-mustern und Bequemlichkeit wurde wich-tiger als Rüschen und Spitzen.

Pyjama-Polizei und VerboteDer Pyjama wurde nie nur ins Schlafzim-mer verbannt. Der «Vertrag von Rapallo» von 1922 ging in die Geschichte ein, als das Deutsche Reich und die spätere Sowjet-union in Italien ihre diplomatischen Be-ziehungen wieder aufnahmen. Am Abend zuvor traf sich die deutsche Delegation zur legendär gewordenen «Pyjama-Kon-ferenz», um nochmals über die Vertrags-unterzeichnung abzustimmen. Ähnliches passierte an der Weltwirtschaftskonferenz 1933 in London: Alle Mitglieder der ameri-kanischen Delegation wurden nachts ge-

weckt und entschieden, ihr Memoran-dum zurückzuziehen, um die Währungen nach der Wirtschaftskrise zu stabilisieren, worauf die Anliegen der Konferenz als ge-scheitert angesehen wurden. Dieses Tref-fen wurde in den Zeitungen ebenfalls als «Pyjama-Konferenz» bezeichnet.

Die bequemen Pyjamahosen fanden auch in der Modebranche grossen Anklang und in den 1930er-Jahren erhielt der soge-nannte Strand-Pyjama Einzug in die Mo-dewelt. So wurde eine weite, leichte Hose und Jacke bezeichnet, die Damen im Ur-laub am Meer trugen. In China wurde der Pyjama als Sinnbild aus dem Westen über-nommen. Er stand für Wohlstand und das legere westliche Lebensgefühl. Besonders die Bewohner von Shanghai schossen ein wenig über das Ziel hinaus und wollten die Coolness auch auf der Strasse zur Schau tragen, weshalb es ab den 1970er-Jahren üb-lich wurde, im Schlafanzug zum Einkaufen oder auf Besuch zu den Nachbarn zu ge-hen. Shanghai wurde bekannt für die Pyja-ma-Träger, die dann nicht ganz so glücklich waren, als ihre Stadt Austragungsort für die World Expo 2010 wurde. Shanghai er-wartete 70 Millionen Besucher aus der gan-zen Welt, was die Stadtregierung zu einer Anti-Schlafanzug-Kampagne veranlasste. Schilder hingen in der Stadt mit der Auf-schrift «Pajamas don’t go out of the door; be

Schweizer Studentinnen mögen «H&M-Zeugs, Schlabbershirts, Wollsocken und breite weite Sachen.»

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a civilized resident for the Expo» und Pyja-ma-Polizisten liefen umher, um Schlafan-zugträger wieder nach Hause zu schicken. Selbst Prominente sprachen sich im Fern-sehen gegen Pyjamas auf der Strasse aus. So wurde ein Markenzeichen der Stadt ver-bannt.

Auch in England hatte die Öffentlich-keit irgendwann genug vom nächtlichen Gammellook auf den Strassen. Die Super-markt-Kette Tesco hing 2010 in Cardiff ein Verbot an seine Eingangstüren: «No night-wear is permitted.» Tesco wollte nicht, dass sich andere Kunden belästigt fühlten durch das doch sehr persönliche Outfit. Ei-ner Frau wurde dann sogar der Einkauf ver-wehrt, als sie im Pyjama an der Kasse stand.

Diese Anti-Pyjama-Haltung wider-spricht der Mode von heute. Einerseits hat die Umfrage oben gezeigt, dass viele in aus-

rangierten Jogginghosen schlafen, die wie-derum auf den Strassen Shanghais oder bei Tesco erlaubt wären. Andererseits soll gerade der Sommertrend dieses Jahr bun-te weite Hosen im Pyjamastyle sein. Gucci oder Dolce&Gabbana schickten ihre Mo-dels schon so auf den Laufsteg. Grossen Anklang fand schon 1956 der Palazzo-Pyja-ma, den die russische Prinzessin Galitzine 1956 bei der Haute Couture Show in Rom präsentierte.

Kein Wunder also sind wir heute ver-

wirrt, welcher Look im Bett angemessen sein könnte. Die Augen zu verschliessen und sich an die Regel der Gemütlichkeit zu halten ist deshalb wahrscheinlich die bes-te Lösung. rText claudia piwecki, bil-der Selin bourquin, assistenz und Modell Rabia ciplak

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erinnern. Sie flog an Silvester nach Chica-go – die Zeitumstellung dahin beträgt minus sechs Stunden. Nach einem langen Flug, zehn oder zwölf Stunden, den man durch-arbeitet, bedeutet diese Zeitumstellung eine zusätzliche Belastung für den Körper. Un-sere innere Uhr orientiert sich an verschie-denen wichtigen Zeitgebern. Dazu gehören das Sonnenlicht, Mahlzeiten zu festen Zei-ten, die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, die körperliche Bewegung so-wie die Pflege von sozialen Kontakten. Bei einer Reise über mehrere Zeitzonen hin-weg geraten alle diese Zeitgeber aus dem Takt. Wenn, wie bei Nadja, noch der durch eine Nachtschicht im Flugzeug entstande-ne Schlafmangel dazu kommt, kann der Körper die Umstellung nur schlecht kom-pensieren. Christian Kolb, einer der sechs Company Doctors bei den Swiss Medical Services, rät dazu: «Man sollte bei Kurzauf-enthalten unter drei Tagen, wie die Flight-Attendants sie haben, sich nicht an die Zeit in der Destination anpassen, sondern viel-mehr versuchen, den alten Rhythmus bei-zubehalten. Sonst muss man bei der Rück-kehr ein zweites Mal den Rhythmus anpas-sen, was zusätzlichen Stress verursacht.» Für die heute 26-jährige Flight-Attendant war damals alles neu. Den Lifestyle einer Stewardess bezeichnet sie, wie viele ihrer Berufskolleginnen, als «einfach nur geil». Dazu gehört auch, an der Zieldestination zu feiern, wenig zu schlafen und die Zeit im fremden Land zu nutzen. Als sie von ih-rem ersten Langstreckenflug nach Zürich zurückkam, schlief sie erstmal 24 Stunden durch. «Auch heute noch bin ich meist to-tal übermüdet, wenn ich zuhause ankom-me, und verpasse mindestens einen Tag», beschreibt Nadja die Belastung.

Unterschiedliche BeschwerdenDer Begriff Jetlag leitet sich aus dem Eng-

AUS DEM RHyTHMUS

Für viele Aussenstehende scheint der Job der Flight-Attendants ein Traumberuf zu sein: Reisen, fremde Destinationen erkun-den und die Welt entdecken. An den Stress, im Schichtbetrieb zu arbeiten oder den Lau-nen der Passagiere ausgesetzt zu sein, denkt dabei keiner. Immer aus dem Koffer leben und keinen Ruhepol haben, lange Nacht-schichten arbeiten und nie richtig entspan-nen – das gehört ebenso zu diesem angeb-lichen «Traumberuf» wie die schönen Er-lebnisse, die er einem bescheren kann. Seit fünf Jahren fliegt Nadja* nun schon für die Swiss, die grösste Schweizer Fluggesell-schaft. Nach ihrer Matur hat Nadja nach Jobs gesucht und ist so zum Fliegen gekom-men. Sie erklärt, sie habe diese Arbeit nicht speziell wegen des Lifestyles gewählt. In erster Linie wollte sie nach der Matur eine Pause einlegen, Geld verdienen und die Zeit bis zum Studium überbrücken.

Zusätzlichen Stress vermeidenNach ersten Erfahrungen bei Kurzstrecken-flügen wechselt man als Flight-Attendant zu den Langstreckenflügen. Nadja kann sich noch gut an ihren ersten Langstreckenflug

BEI EINER REISE üBER MEHRERE ZEITZONEN HINWEG GERäT DIE INNERE UHR AUS DEM TAKT. vIELE REISENDE HABEN MIT EINEM JETLAG ZU KäMPFEN. FLIGHT-ATTENDANTS, DIE üBER DEN WOLKEN IM SCHICHTBETRIEB ARBEITEN, SIND TAG-TäGLICH DIESER BELASTUNG AUSGESETZT: EIN LEBEN IM DAUERJETLAG.

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Magendarmprobleme auftreten. Gewisse Studien sagen sogar, es sei mit einem er-höhten Tumorrisiko verbunden, wenn man dauerhaft einem Jetlag ausgesetzt sei. Auch der Schlafspezialist rät dazu, sich bei einem Kurzaufenthalt nicht an die Zeitzo-ne zu gewöhnen, sondern den alten Rhyth-mus beizubehalten. Bei längeren Reisen sollte man sich schon ein paar Tage vorher langsam an die neue Zeit anpassen, damit dann die Umstellung am Zielort einfacher fällt. Pro Tag lässt sich unsere innere Uhr, die nicht auf 24 Stunden, sondern auf 24,5 bis 26 Stunden geeicht ist, nur um eine Stunde anpassen. Dies hätte bei einer Zeit-umstellung von sechs Stunden nach Chica-go eine Anpassungsphase von einer knap-pen Woche zur Folge, welche mit erhebli-chen Strapazen verbunden ist.

Gefahr liegt in der SchichtarbeitHeute studiert Nadja an der Uni Zürich Chemie und arbeitet daneben nur noch Teilzeit als Flight-Attendant. «Die Zeit bei der Swiss war schön, doch über kurz oder lang macht dich dieser Job kaputt», be-schreibt sie ihren Schritt. Christian Neu-mann sieht in erster Linie nicht den Zeit-

lischen von Jet («Düsenflugzeug») und Lag («Zeitdifferenz») ab. Christian Neumann ist Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und Schlafspezialist an der Klinik für Schlafmedizin (KSM) in Bad Zurzach. Für ihn ist klar, dass bei einem Zeitzonenwech-sel nicht alle Menschen mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben: «Je nach-dem, wie ich das Problem emotional ange-he, ob ich zum Beispiel schon im Voraus Angst vor dem Jetlag habe, habe ich mit mehr oder weniger Problemen zu rech-nen.» Fest steht, dass ein Flug nach Osten, also der aufgehenden Sonne entgegen, mit viel mehr Problemen verbunden ist als ein Flug gegen Westen, wo man der Sonne da-vonfliegt. Dies erklärt sich dadurch, dass es ist viel einfacher ist, am Zielort länger wach zu bleiben, als plötzlich einige Stun-den früher zu Bett zu gehen, wie dies zum Beispiel bei einem Flug nach Tokyo der Fall wäre. Die kurzfristigen Folgen einer Umstellung der inneren Uhr sind in erster Linie Schlafstörungen, dazu kommen aber auch Konzentrations-, Aufmerksamkeits-, Lern- und Verdauungsprobleme. Länger-fristig können laut Christian Neumann aber auch ernsthafte Herz-Kreislauf- und

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zonenwechsel im Beruf der Stewardess als Gefahr, sondern die damit verbundene Arbeit im Schichtbetrieb. «Ein zwölfstün-diger Flug durch die Nacht, danach we-nig Erholung verbunden mit dem Zeitzo-nenwechsel, und danach ein zwölfstün-diger Nachtflug zurück – das bringt den Biorhythmus ganz schön aus dem Takt», so der Schlafspezialist. Er sieht jedoch ei-ne fast grössere Belastung in der Schichtar-beit, wie sie in Fabriken, Spitälern oder der Industrie angewendet wird: «Die Schicht-zyklen sind meist mit einer Woche zu lang. Wenn möglich, sollte man nur zwei Näch-te am Stück Nachtschicht leisten müssen.» Eine Person, die 24 Stunden nicht geschla-fen habe, sei so aufmerksam und konzen-triert wie jemand mit 1.0 Promille Alko-hol im Blut. Darauf angesprochen, ob dies nicht ein Sicherheitsrisiko im Flugzeug darstelle, meint Christian Kolb von den Swiss Medical Services: «Bei Flight-Atten-dants besteht kein grosses Sicherheitsrisi-ko. Die Piloten jedoch haben eine Verant-wortung sich selber und den Flugpassagie-ren gegenüber und müssen daher selber beurteilen, ob sie ‹Fit-to-Fly› sind.»

Tricky in der AnwendungMit Medikamenten in den Schlafrhythmus einzugreifen, war für Nadja nie ein Thema. Auch Neumann rät von Schlafpräparaten ab. Nur erfahrene Flieger, die wissen, wie sie auf ein Schlafmittel reagieren, können damit versuchen, ihren Rhythmus anzu-passen. Nicht völlig ausschliessen möchte der Schlafspezialist den richtigen Einsatz von Melatonin. Dies ist ein körpereigenes Hormon, das in der Zirbeldrüse im Gehirn produziert wird. Solange Licht auf die Au-gen fällt, ist die Melatoninproduktion ge-stoppt. Geht die Sonne aber unter, beginnt die Produktion des «Einschlafhormons», das uns auf natürliche Weise klarmacht, dass Zeit zum Schlafen ist. In der Schweiz sind Melatonin-Präparate rezeptpflichtig, in vielen anderen Ländern aber frei erhält-lich. «Die Anwendung von Melatonin ist sehr tricky. Man muss es drei Stunden vor dem geplanten Einschlafen einnehmen und mit der Dosierung des Lichts kom-binieren, damit es richtig wirkt», so Neu-mann. Neben dem Studium als Flight-At-tendant zu arbeiten, davon rät Neumann eher ab, denn im Schlaf lernen wir. Wer wenig schläft, kann folglich schlechter ler-nen und wird es schwieriger haben, sein Studium erfolgreich zu beenden. rText Jonas frehner, Illustration Nilüfer üstüner

*Vollständiger Name der Redaktion bekannt

DIE NachT zUM Tag MachENNicht nur beim Wechsel der zeitzonen mit dem flugzeug gerät die innere Uhr aus dem Takt. auch wenn wir – und hierbei sind Studierende sicher ganz vorne mit dabei – am Wochenende eine Nacht durchfeiern, bringen wir unsere innere Uhr durcheinander. hierbei sprechen Spezialisten von einer «circadianen Rhythmusstörung». In der Umgangssprache kommt häufig auch der begriff vom «sozialen Jetlag» zum Einsatz. anders als bei einem Jetlag entsteht diese Schlafstörung jedoch sehr bewusst und vielfach wird zusätzlich mit verschiedenen Substanzen nachgeholfen, um noch länger feiern zu können. Doch was passiert, wenn jemand jedes Wochenende so verbringt und die innere Uhr pausenlos aus dem Takt ist? kann man in so einem Dauerzustand überhaupt noch produktiv sein oder geht das leben neben der «grossen party» völlig den bach runter? Was treibt einen dazu an, Wochenende für Wochenende die Nächte zum Tag zu machen?StudiVersum hat bei Schlafspezialisten und partyfreaks nachgefragt. lest selbst nach unter semestra.ch/schlaflos, was die folgen von exzessivem feiern und selbstverschuldetem Schlafentzug sind. Und wie die unermüdlich feierwütigen damit umgehen.

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Neben dem Studium als Flight-Attendant zu arbeiten, davon rät Neumann eher ab, denn im Schlaf lernen wir.

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28 STUDIVERSUM | 2012.04

Sie sass neben Rektor Andreas Fischer an einem langen Pult im Hörsaal mit den ne-onfarbigen Wänden und blickte durch ih-re eckigen Brillengläser zu den Studieren-den hoch. Regierungs- und Unirätin Regine Aeppli hatte sich nach der Hörsaalbeset-zung an der Uni Zürich im Winter 2009 zu einem Gespräch mit der Bewegung «Unse-re Uni» eingefunden. Sie wirkte etwas an-gespannt, aber doch souverän, und eröff-nete die Diskussion mit dem Versprechen, sich gegen eine Studiengebührenerhöhung einzusetzen. «Bildung ist ein öffentliches Gut, das für alle unabhängig von ihrem so-zialen Hintergrund zugänglich sein muss», beteuerte sie. Tatsächlich wurde kurz dar-auf im Kantonsrat der Antrag um eine Ver-doppelung der Studiengebühren abgelehnt. Aeppli hatte Wort gehalten – vorerst.

Hat uns die Sozialdemokratin verraten?Ende Februar dieses Jahres erhielten der Präsident des Studierendenrates der Uni Zürich und Vertreter und Vertreterinnen der Fachhochschulen eine Einladung zum Gespräch mit Regina Aeppli. Beim Ge-spräch informierte sie über ihren Vorstoss im Unirat: Die Studiengebühren sollen an der Uni um 160 Franken im Jahr erhöht wer-

Nach DEN kaNToNEN bERN UND baSEl WURDEN DIE STUDIENgEbühREN NUN aUch IN züRIch ERhöhT. DER bETRag IST NIchT gRoSS, DIE EMpöRUNg DURchaUS. WIE 2009 WERDEN ERNEUT fRagEN Nach DEM zUgaNg zUR bIlDUNg aUfgEWoRfEN.

UNIPOLITIK mehr ist mehr!

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29 STUDIVERSUM | 2012.04

den, an den Fachhochschulen um 80 Fran-ken. Die Vertreterinnen und Vertreter fie-len aus allen Wolken. In ihrer Pressemit-teilung vom 1. März liessen sie verlauten: «Die bevorstehenden Studiengebührener-höhungen widersprechen dem Sinn einer offenen Hochschule als Teil unserer Ge-sellschaft. Bildung an sich und der Zugang dazu sind Grundwerte, die allen gleicher-massen offen stehen sollten.» Hatte Aeppli 2009 nicht sinngemäss das Gleiche gesagt? Ihre Rechtfertigung gegenüber den Studie-rendenvertretungen war diffus. Einerseits wolle sie mit diesem Antrag den bürgerli-chen Parteien, die stets auf eine massive Er-höhung der Studiengebühren drängen, den Wind aus den Segeln nehmen, andererseits sei die Erhöhung als Teuerungsausgleich zu verstehen.

Vorauseilender Gehorsam ist in der Schweizer Politiklandschaft nichts Neu-es. Weshalb also die Aufregung? Fabian Würtz, Fraktionsvorsitzender der kriPo (kritische Politik) im Studierendenrat der Uni Zürich sieht die Studiengebührenerhö-hung in einem grösseren Zusammenhang: «Die 160 Franken pro Jahr sind leider nur ein kleines Puzzlestück in einer Gesamtent-wicklung. Als erstes wurde die Einschrei-begebühr der Universität Zürich von 50 auf 100 Franken verdoppelt. Danach traf es die Medizinstudierenden. Sie müssen in ihrem Praxis-Jahr die kompletten Studiengebüh-ren bezahlen, obwohl sie in dieser Zeit die Universität gar nicht besuchen. Als nächs-tes die Bachelor-Studierenden aus dem Ausland: Sie bezahlen seit letztem Jahr zu-sätzlich zu den regulären Studiengebühren ganze tausend Franken pro Jahr.»

Handelt es sich dabei um kleine, schein-bar geringfüge Gebührenerhöhungen im Sinne einer Salamitaktik? Würtz hält dies für eine geschickte Strategie der Bildungs-direktion und des Unirates: «Die einzelnen Erhöhungen erscheinen stets als gering und somit unser Widerstand als übertrieben.» Auch Romina Loliva, Vorstandsmitglied des Verbands der Schweizer Studierenden-schaften (VSS) glaubt, dass die Bildungdi-rektion sich vor Studierendenprotesten schützen will: «Die Bildungsdirektion hat bis zum letzten Moment gewartet, die Stu-dierenden nur widerwillig informiert und

akTIV Unsere Uni und die JuSo riefen am 5. März zu einer Demo auf, bei der rund 200 personen gegen die Studiengebüh-renerhöhungen protestierten. am 8. März fand die erste Vollversammlung von «Unsere Uni» seit den Studieren-denprotesten 2009/2010 statt. Es waren etwa vierzig leute anwesend, die sich alle einig waren: Die bewegung muss wieder aktiv werden. Es sind weitere aktionen geplant. Siehe: www.unsereunizh.ch

die Sitzung des Unirates vom 5. März wegen den Protesten vor der Uni kurzzeitig ver-legt. Die Politikerinnen und Politiker wol-len den Dialog mit den Studierenden um-gehen, weil er unbequem ist.»

Das Recht auf BildungAber nicht nur Proteste der Studierenden dürften zu dieser Taktik geführt haben. 1992 hat die Schweiz den UNO-Pakt I über wirt-schaftliche, soziale und kulturelle Rechte unterzeichnet, dessen Artikel 13 das Recht auf Bildung festlegt. Bildung soll es gemäss Abschnitt I, « jedermann ermöglichen [...], eine nützliche Rolle in einer freien Gesell-schaft zu spielen». «Im Hinblick auf die vol-le Verwirklichung dieses Rechts» müsse, so steht es in Abschnitt II c, «der Hochschul-unterricht auf jede geeignete Weise, insbe-sondere durch allmähliche Einführung der Unentgeltlichkeit, jedermann gleichermas-sen entsprechend seinen Fähigkeiten zu-gänglich gemacht werden.» Wie allerdings aus der Antwort auf eine Anfrage des Na- tionalrats Andreas Gross (SP) von 2000 her-vorgeht, sieht der Bundesrat diesen Pakt le-diglich als «programmatisch». Das bedeu-tet, dass Einzelpersonen seinen Inhalt nicht einklagen können.

So gelang es denn 2003 auch nicht, mit Berufung auf diesen Artikel die Studien-gebührenerhöhung von rund 200 Franken jährlich an der Uni Basel zu verhindern. Al-lerdings räumte das Bundesgericht im ent-sprechenden Entscheid ein, dass «im Zu-sammenhang mit einer Gebührenerhöhung [...], die völlig losgelöst von bildungs- und hochschulpolitischen Überlegungen, zum Beispiel bloss zur Entlastung des allgemei-nen Staatshaushaltes, oder unter vollstän-diger Missachtung der Vertragsziele, etwa allein zur Beschränkung des universitären Zugangs, erlassen worden wäre», die Anru-fung des UNO-Paktes I in Frage käme. Zu-dem hielt das höchste Gericht fest, dass sich für künftige Erhöhungen, die deutlich über die Teuerung hinausgingen, die bestehende formellgesetzliche Grundlage als ungenü-gend erweise. Somit besteht tatsächlich ein gewisser rechtlicher Schutz vor massiven Erhöhungen der Studiengebühren, den die Bildungsdirektion berücksichtigen muss.

Die Taktik der kleinen, schrittweisen

Erhöhung macht umso mehr Sinn, als dass laut UNO-Pakt die Gebühren erhöht wer-den dürfen, um sie an die Gebühren ande-rer Hochschulen anzugleichen. Wenn nun einige Institutionen die Gebühren leicht anheben, kann dies anderen wiederum als Legitimation dienen, ihre Gebühren dem Durchschnitt anzupassen. Tatsächlich ist die Gebührenerhöhung im Kanton Zürich nicht die erste und auch nicht die drama-tischste der jüngsten Vergangenheit. In Bern wurden 2011 die Gebühren um 300 Franken jährlich erhöht, in St. Gallen An-fang Jahr um 400 Franken.

Chancengleichheit?Der Artikel 13 des Uno-Paktes I richtet sich an den Gesetzgeber: Ihm obliegt auch die Wahl der Mittel zur Erreichung des ange-strebten Zieles – den Hochschulunterricht allen zugänglich zu machen. Die Antwort des Bundesrates auf die Anfrage von An-dreas Gross legt nahe, dass bei einer Bei-behaltung der Studiengebühren das Sti-pendienwesen ausgebaut werden müsste. Dies hatte 2009 auch Regine Aeppli ver-sprochen. Romina Loliva ist allerdings skeptisch: «Die Bildungsdirektorinnen und -direktoren versprechen dies seit langem und benutzen eine angestrebte Verbesse-rung in der Stipendienpolitik als Argument für die Studiengebührenerhöhung. Verbes-sert hat sich bisher nichts, aber die Gebüh-ren werden trotzdem erhöht. Diese Taktik ist politisch längstens durchschaut worden; leider gehört es sich aber für auf dem Papier sozialorientierte Politikerinnen und Politi-ker, diesen Ton anzuschlagen.»

Tatsache ist, wie in den Berichten zur statistischen Auswertung der Volks-zählungen von 1990 und 2000 nachzule-sen ist, dass Kinder aus «bildungsfernen» Familien – und diese sind in aller Regel auch fern von Reichtum – nur sehr sel-ten Hochschulen besuchen. Von einer Chancengleichheit ist man also weit ent-fernt. Eine Erhöhung der Studiengebüh-ren scheint aber auf jeden Fall und gera-de angesichts der Steuersenkungen in den vorigen Jahren die falsche Massnahme zur Erreichung dieses Ziels zu sein. rText Marina lienhard, Illustration Melanie Im-feld

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30 STUDIVERSUM | 2012.04

berichte über UFOs sind Beispiele. Im Be-reich des Übernatürlichen oder Übersinn-lichen klagen sich jeweils beide Seiten der Gläubigkeit beziehungsweise der Ungläu-bigkeit an: Der Wissenschaftler degradiert den anderen zum Scharlatan oder Esoteri-ker, der andere den Wissenschaftler zum von Naturgesetzen geblendeten Regelläu-fer ohne Weitsicht. Und beide bezeichnen sich selbst als wissend und den anderen als gläubig. So auch beim Thema «Freie Ener-gie», einer weltweiten Bewegung. Doch wo-rum geht es dabei überhaupt?

Eine EnergierevolutionIn der Physik wird dieser Begriff im Bereich der Thermodynamik verwendet und meint dort den Teil der Energie, der von Wärme in mechanische Arbeit umgesetzt werden kann. In der Freien-Energie-Szene versteht man darunter jedoch etwas anderes. De-ren Anhänger gehen davon aus, dass es frei im Raum vorhandene Energie gibt, die je-dem ohne Kostenaufwand zur Verfügung steht. Es handelt sich dabei um Energiefor-men, die in der Wissenschaft als nicht nutz-bar oder als nicht existent gelten. Weiter

Auf der Damentoilette im Erdgeschoss der Universitätsbibliothek Basel gab es bis vor Kurzem einen Disput per Wandkrit-zelei, ob eine religiös Gläubige überhaupt Wissenschaft betreiben kann, ob Wissen-schaft nicht per se Glaube sei oder ob Wis-senschaft doch nur eines produziert, näm-lich gesichertes Wissen. Jede, die sich auf besagte Schüssel setzte und zufällig einen Stift mit sich führte, hätte sich zur Aussage «Gläubige(r) Religionswissenschaftler(in) ist ein Widerspruch in sich» äussern kön-nen. Einige haben das auch getan – aber prägnant, kurz und toilettenwandgerecht ist diese Frage kaum zu lösen. Und inzwi-schen hat die Zensur des Putzpersonals nur noch Spuren dieses hochtrabenden Kritzel-gesprächs übrig gelassen.

Dabei gibt es diese Spannung zwischen Wissenschaft und Glaube nicht nur im Be-reich der Theologie. Es gibt sie vor allem auch im Bereich der exakten Wissenschaf-ten, wenn es um Phänomene geht, die nicht naturwissenschaftlich beschrieben werden können oder die naturwissenschaftlichen Grundsätzen gar zuwiderlaufen. Kornkrei-se, die Homöopathie oder Augenzeugen-

IN zEITEN DES aToMaUS-STIEgS IST DIE ERfINDUNg EINES MoToRS, DER ohNE ENERgIEEINSaTz läUfT, WIE WEIhNachTEN, oSTERN UND gEbURTSTag zUSaM-MEN. «DaS gEhT!», bEhaUp-TEN TüfTlER WElTWEIT: «fREIE ENERgIE» hEISST IhR zaUbERWoRT. übER WISSEN, glaUbEN UND DIE NUaNcEN DazWISchEN.

Zum WisseN ver-fuhrt

REPORTAGE

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31 STUDIVERSUM | 2012.04

wird davon ausgegangen, dass diese Ener-gie mit der richtigen Konvertierungstech-nologie von jedem unbegrenzt gewonnen oder nutzbar gemacht werden kann, wenn er einen entsprechenden Apparat zur Ener-giegewinnung hat: einen Motor, der sozusa-gen aus sich selbst heraus läuft. «Freie Ener-gie» oder auch «Raumenergie» wäre somit die ultimative Lösung für jegliche Energie-probleme: keine Atomkraftwerke mehr, die strahlenden Müll produzieren, und kein Öl als Kraftstoff mehr. Tankstellen könnten gleich abgerissen werden und stinkende Kohlekraftwerke ebenfalls. Auch Wasser-kraftwerke und Windmühlen wären über-flüssig und Steckdosen und Stromleitun-gen sowieso von gestern. Wir Energiever-braucher würden kein Benzin und keine Stromrechnungen mehr bezahlen, sondern nur noch die Anschaffung und Instandhal-tung unserer Energiegewinnungsappara-te. Und genau deshalb ist diese ultimative Technologie angeblich noch nicht in seriel- ler Produktion. Von systematischer Unter-drückung, ja gar Bedrohung ist die Rede! Aber beginnen wir von vorne.

Die VerschwörungJe nach Quelle beginnt die Erforschung der Freien Energie und das Erfinden von Ap-paraten zu ihrer Nutzung im Jahre 1269 mit Petrus Peregrinus, der an einer Art Mag-netmotor gearbeitet haben soll, oder aber am Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Wechselstrompionier Nikola Tesla. Tes-la war ein Erfinder höchsten Ranges und hat zahlreiche (funktionierende) Patente im Bereich der Elektrotechnik angemeldet. Daneben arbeitete er jedoch auch an Ideen, die in Fachkreisen als abstrus galten, und liess sich 1901 «a method of utilizing radiant energy» patentieren. Er glaubte also Zugriff auf «Strahlenenergie», oder, wie viele Leu-te es heute verstehen wollen, «Raumener-gie», zu haben. Doch – und an dieser Stel-le wird es nun verschwörerisch – bevor er seine Arbeit an dieser Methode abschlies-sen konnte, beendete seinerseits J.P. Mor-gan die Finanzierung dieses Projektes, weil er seine Gewinne aus der Stromindustrie nicht in Gefahr sehen wollte. Schliesslich hätte ein derartiger Apparat schon damals diesen Wirtschaftszweig revolutioniert. Von Tesla inspiriert, baute Adam Trombly achtzig Jahre später einen Generator, der auf elektrische Energie direkt aus der Luft zugriff und den er auf Einladung sogar vor den Vereinten Nationen hätte vorstellen sollen. Dummerweise war die Bush-Regie-rung darüber jedoch nicht erfreut und liess

den Generator in einer Razzia beschlagnah-men.

Die Liste unterdrückter Erfinder liesse sich leicht mit Geschichten ähnlichen In-halts verlängern. Die darauf logisch folgen-de Frage in der Raumenergie-Szene bleibt jedoch dieselbe: Wenn diese Erfinder nur Scharlatane wären, warum werden sie dann so deutlich und teils brutal unterdrückt? Foster Gamble, Teil der Szene und Macher des Filmes «Thrive – what on earth will it take?», gibt darauf gleich selbst die Antwort: «Wenn eine Geschichte keinen Sinn ergibt, folge dem Geld!»

Besuch bei den PhysikernWährenddessen steht ausserhalb der Sze-ne eine andere Frage im Raum: Warum be-schäftigt sich eine relativ grosse Anzahl von Menschen damit, an Technologien zu tüf-teln, mit der eine Energie genutzt werden soll, die nicht konkret beschrieben werden kann? Zeugen dieser Forschungsbestrebun-gen sind zahlreiche Filme auf YouTube, die entsprechende Motoren in Betrieb zei-gen, und Blogs und Foren, auf denen welt-weit Bauanleitungen geteilt werden, um ge-meinsam die Technik zu verfeinern.

Im Physikinstitut der Uni Basel verbrei-tet sich angesichts der Thematik eine hei-tere Stimmung. «Zu den Grundsätzen der Physik gehört der Energieerhaltungssatz», erläutert Ph.D.-Student Gregor Fessler. «Dieser besagt, dass die Summe der Energie in einem geschlossenen System konstant bleibt. Einfach so Energie dazu zu gewin-nen ist deshalb nicht möglich.» Manchmal sei bei einem Motor oder etwas Ähnlichem nicht gleich ersichtlich, woher die Energie für den Antrieb komme, meint er, und de-monstriert dies anhand eines Gerätes, bei dem Mittels Temperaturunterschied zwei Räder angetrieben werden können. «Aber ohne Energieeinsatz, in diesem Fall Wär-me, wäre diese Bewegung nicht möglich.»

Nachfrage beim LaienRené* ist Grafiker und führt seine eigene Werbeagentur. Einen Hang zum Überna-

türlichen liegt ihm eigentlich fern, aber als ein Freund ihm von dieser Sache erzählte und ihn bat, beim Bau eines Motors zu hel-fen, packte ihn das Thema. Ein Magnetmo-tor sollte her. Gesagt, getan. Doch der ers-te und nicht besonders ausgefeilte Ver-such scheiterte. «So einfach ist es offenbar doch nicht. Aber Magnete sind eine faszi-nierende Sache, wir bleiben dran», meint er danach. Warum glaubt er, dass es funk-tionieren wird? «Es muss noch etwas ande-res geben als das, was die Physik bis heu-te weiss. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die einzigen Lebewesen in diesem riesi-gen Weltraum sind. Und wenn man die Be-richte anderer Menschen über UFOs ernst nimmt, muss man sich fragen, mit wel-cher Art von Energie die unterwegs sind. Mit Öl jedenfalls nicht.» Aber tatsächliche Energiegewinne würden ihn an dieser Sa-che eigentlich nicht interessieren. «Wenn sich unser Motor ohne Zuführung von her-kömmlicher Energie zu drehen beginnen würde, wäre mein Ziel erreicht.» Und was hält er von der Verschwörungstheorie der Raumenergie-Anhänger? «Tja, das ist scha-de, das macht das Ganze unglaubwürdig.»

Wie sieht es aber nun beim Physiker mit dem Glauben an seine Wissenschaft aus? «Etwas, das man sich in der Physik noch nicht erklären kann, ist die sogenann-te dunkle Materie oder auch dunkle Ener-gie. Das hat mit Astrophysik zu tun», ant-wortet Gregor und meint auf die Frage, ob es möglich wäre, dass er etwas übersieht, weil er zu viel weiss: «Theoretisch… Nein, mich würde es sehr erstaunen, wenn es Leute gäbe, die eine Energie nutzen kön-nen, von der sie nicht genau wissen, wor-um es sich handelt. Wenn es so einfach wä-re, diese Energie zu nutzen, wäre der Phy-sik deren Existenz längst aufgefallen.» Und ein im Zimmer ebenfalls anwesender Dok-torand ergänzt: «Das mit den Motörchen sind Ingenieure, die einfach noch nicht wis-sen, welche Energiequelle sie da anzapfen.» rText Julia krättli, bild Selin bourquin

*Vollständiger Name der Redaktion bekannt

aNSchaUENMotorfilme zum Thema finden sich auf YouTube unter dem Stichwort «freie Energie», Magnetmotoren unter dem Stichwort «perendev-Motor».Die ganze Theorie der Verschwörung zeigt der film «Thrive», der über google gesucht werden kann. aber achtung: aus verschwörungstechnischen gründen wird immer mal wieder die Domain gewechselt.

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DENkSpIEl | Gruppenbild mit und ohne DamenZu zweit ist es ein Bedürfnis, zu sechst ein Muss: das Gruppenfoto. Ob beim Beobachten der Affen im Zoo oder beim Gläserklirren nach bestandenem Examen, ein Erinnerungs-foto muss her. Diese Begierde kann sich durchaus als heimtückisch erweisen, insbeson-dere wenn der Selbstauslöser defekt ist. Wie wir aber wissen, verbirgt sich hinter jedem zweiten Problem ein simpler Lösungsansatz. Streikt der Selbstauslöser, warten wir ein-fach so lange, bis jemand auftaucht, der die unzertrennbaren Köpfe in ein fotografisches Rechteck pressen wird.

Und wie verkürzen wir eine unerwünschte Wartezeit? Besser als jeder Witz eignet sich ein Rätsel. Ein passendes Rätsel steckt zum Beispiel in folgender Frage: Wie viele ver-schiedene Varianten gibt es, bei sechs Personen die Köpfe abzulichten? Zuerst werden die Personen einzeln geknipst. Weitere Varianten entstehen durch Fotos mit zwei Personen (A/B, A/C, …, E/F). Die folgenden Kategorien sind Trio-, Quartett- und Quintett-Aufnah-men, bis abschliessend das Gruppenbild mit dem Sextett erfolgt.

Anstatt alle Varianten aufzulisten, versuchen wir, einen eleganten Lösungsweg zu kre-ieren, denn vor der Tür steht ein unvergesslicher Abend mit weiblicher Begleitung. Somit möchten wir zusätzlich wissen: Wie viele verschiedene Varianten von Aufnahmen gibt es bei einer Party mit drei Frauen und drei Männern unter der Bedingung, dass auf jedem Foto mindestens eine Frau sein muss?

lösung der letzten ausgabe (Sieben als Querschläger):Tatsächlich beansprucht nur die Siebener-Kubikzahl (343) zur Bildung als Summe vier Quadratzahlen. rkreation peter hammer

343 = 196 + 121 + 25 + 1

1 = 1 64 = 64 512 = 256 + 256

8 = 4 + 4 125 = 100 + 25 729 = 729

27 = 9 + 9 + 9 216 = 196 + 16 + 4 1000 = 900 + 100

HERAUSGEBERIN:

Campus Lab AGEschenring 26300 Zug

CHEFREDAKTORIN:

Raffaela Angstmann

REDAKTOREN DIESER AUSGABE:

Raffaela Angstmann, Filip Dingerkus Jonas Frehner, Mario Fuchs Peter Hammer, Dominic Illi Melanie Keim, Julia Krättli Marina Lienhard, Evelin Meierhofer Claudia Piwecki, Myriam Schuler

LAyOUT:

Aline Dallo

BILDREDAKTION:

Selin Bourquin

ILLUSTRATION:

Melanie Imfeld, Gregor SchenkerNilüfer üstüner

FOTOGRAFIE:

Selin Bourquin, Gregor BrändliDavid Röthlisberger

LEKTORAT:

Katrin Rychener

DRUCK:

Vogt-Schild Druck AG

KONTAKT:

Campus Lab AGLavaterstrasse 718002 ZürichTel: +41 44 201 16 57Fax: +41 44 201 16 [email protected]

LESERBRIEFE:

[email protected]

StudiVersum erscheint sechs Mal jährlich in einer Auflage von 25 000 Exemplaren an allen Universitäten und Fachhochschulen der Deutschschweiz. Alle Rechte vorbehal-ten; Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste und Internet und Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-Roms etc. nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der Herausgeberin.

IMpRESSUM | 2012.04

lösungswort in der nächsten ausgabe.

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33 STUDIVERSUM | 2012.04

OhNe «ich» uNd «daNke»

WIE SchWER IST ES EIgENTlIch, EINEN gaNzEN Tag laNg aUf «Ich»

UND DaS zaUbERWoRT «DaNkE» zU VERzIchTEN? EIN SElbST-

VERSUch.Ob es für einen spricht, wenn man wenige Probleme

damit hat, sich nicht zu bedanken, aber sich krampfhaft bemühen muss, nicht das Wort «Ich» zu verwenden? In

unserer Individualgesellschaft möchte man als Narzisst natürlich vorne mitspielen. Einen ganzen Tag lang kei-

nen Bezug zur eigenen Person herzustellen, hat vor allem anfangs etwas Befremdliches an sich. Man ertappt sich

ständig dabei, doch einmal ein «mich» in die Runde zu werfen, und muss sich gehörig konzentrieren, um gänz-

lich auf dieses Personalpronomen verzichten zu können. Erst beteiligt man sich nur sporadisch an Gesprächen,

versucht dann aber, mit dem eigenen Namen in der drit-ten Person zu agieren: «Filip fand den Film nicht wirklich

spannend», hört man sich sagen. Verwundert blicken ei-nen die Gesprächspartner an. Irgendwie scheint das auf

sie verstörend zu wirken, vor allem wenn man selbst da-bei einen völlig ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt hat.

Blöd. Doch bereits nach kurzer Zeit hat man den Kniff he-rausgefunden. Folglich wird der Satz mit dem generalisie-

renden «man» korrigiert. Das entspricht wahrscheinlich dem eigenen, zur Arroganz neigenden Charakter viel bes-

ser, wenn man in Allaussagen kommuniziert: «Man kann den Film gar nicht spannend finden!» Das klingt schon

viel eher nach Filip und so erntet man bloss die gewohn-ten Augenroller. Auffällig ist, dass viele das permanen-

te Generalisieren etwas zu ernst nehmen, und so ist das Tagesfazit einige plötzlich abgebrochene Unterhaltungen

und ein paar leicht entnervte Kollegen. Da passte es nur zu gut, dass man sich nie bedankt, auch wenn das wirk-

lich nebensächlich scheint und keine direkten Reaktionen auslöst. Im Gegensatz zum fehlenden «Ich» geht es unter.

Gesamthaft gesehen ist es allerdings eine schöne Metho-de, um einmal einige Personen vor den Kopf zu stossen

– als ob man dafür diesen Extrem-Test benötigen würde. Trotzdem freue ICH MICH, nun wieder DANKE (für gar

nichts) sagen zu können! rText filip Dingerkus, bilder Selin bourquin

ExTREM

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34 STUDIVERSUM | 2012.04

aRbEITSTIppAufschieberitis

Sandra war atemlos in die Cafeteria ge-stürmt, hatte mich mit einem flüchtigen Blick hektisch begrüsst und sich gedanken-verloren an der Kafimaschine zu schaffen gemacht, um kurz darauf weinend vor ei-ner grossen Kafilache und einem mittleren Scherbenhaufen zusammenzubrechen. «Was ist denn mit dir los, wo hast du bloss deinen Kopf?», fragte ich sie und half ihr auf die Beine. «Ach, Horst», erwiderte die jun-ge Frau schniefend, «ich habe so viel zu tun. Während der letzten drei Wochen habe ich kaum gearbeitet, und jetzt hat sich so viel angehäuft, dass ich nicht weiss, wo ich an-fangen soll.»

Ich begleitete sie zu einem Tischchen, spendierte ihr einen Kafi und antwortete: «Du leidest an Prokrastination, an Aufschie-beritis, meine Teure. Ich kenne das nur zu gut. Auch ich pflege Unangenehmes gerne vor mir herzuschieben. Aber weisst du» – ich klopfte ihr aufmunternd auf die Schul-tern – «es gibt ein paar einfache Tipps da-gegen.» Und ich fing an zu erzählen. Vom kleinsten Schritt etwa. Von Belohnungen. Oder dem Fünf-Minuten-Trick. Aber eins nach dem anderen.

Bei unangenehmen Aufgaben kann es hilfreich sein, sich zunächst nur den kleins-ten ersten Schritt zu überlegen und diesen auszuführen. Ist der erste Schritt einmal ge-tan, ergibt sich das Weitere oft von selbst. Anregend können dabei kleine Belohnun-gen sein: Ich kaufe mir hin und wieder ei-nen Strauss Schnittblumen oder schenke mir einen feinen Schnaps ein, wenn ich et-wa ein Referat vorbereitet habe. Wichtig dabei ist: Sich die Belohnung immer vor-her überlegen, nur so kann man sich dar-auf freuen. Der Fünf-Minuten-Trick kann uns Aufschieblern ebenfalls helfen: Man nimmt sich vor, sich nur fünf Minuten mit einer Aufgabe zu beschäftigen – und wird bald merken, dass alles nur halb so schlimm ist und manchmal sogar Spass macht, wenn man erst damit angefangen hat.

Sandra hat sich meine Ratschläge gedul-dig angehört. Sie will gleich morgen damit anfangen, sich zu bessern. Tja, so sind wir halt, wir Aufschiebler.Horst

horst, 75, ist allzeit bereit: ob im haushalt oder in der garage, beim Einkaufen oder an der Uni, horst hilft! als hörer besucht er regelmässig Vorlesungen und weiss daher bestens bescheid, was den Jungen von heute unter den Nägeln brennt. Seine Tipps sind längst schon keine geheimtipps mehr. Deshalb: horst ausschneiden, an den kühlschrank oder die pinnwand heften, dann kann nichts mehr schiefgehen!

WIE ANNO DAZUMAL

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