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Das Stuttgarter Mineralwasser Herkunft und Entstehung

Stuttgarter Mineralwasser. Herkunft und Entstehung

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Für Stuttgart stellt Wasser – Bäche und Seen, die Mineralquellen, das Grund- und Regenwasser – ein hohes Gut dar, das es zu schützen gilt. Kaum eine andere Großstadt ist von der Natur so reich mit Mineralwasser beschenkt worden wie Stuttgart. Bis zu 44 Millionen Liter des kostbaren Wassers entspringen täglich aus dem Bad Cannstatter und Berger Untergrund. Damit hat Stuttgart nach Budapest das größte Mineralwasservorkommen Europas.

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Page 1: Stuttgarter Mineralwasser. Herkunft und Entstehung

Das Stuttgarter MineralwasserHerkunft und Entstehung

Herausgeber: Kur- und Bäderbetriebe StuttgartNadlerstr. 4, 70173 StuttgartE-Mail: [email protected]

Redaktion: Kur- und Bäderbetriebe StuttgartInhalt und Amt für Umweltschutz Stuttgart Grafiken: Dr. Wolfgang Ufrecht

E-Mail: [email protected]: Kur- und Bäderbetriebe Stuttgart

Amt für Umweltschutz StuttgartMineralbad Berg AGStaatl. Museum für Naturkunde StuttgartStadtarchiv Stuttgart Klaus BürkleProf. Dr. Winfried Reiff Dipl. Ing. K. Scheuerle Umweltwirtschaft GmbH

Stand: 0508

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1MineralBad Cannstatt, Außenbereich und Bade -halle.

2Mineralbad Leuze, Außenbecken mit Blick auf die Berger Kirche.

3Mineralbad Berg.

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Der Stuttgarter Mineralwasserschatz

aum eine Großstadt ist von der Natur so reich beschenkt

worden wie Stuttgart. Das trifft in besonderem Maß für

den Bad Cannstatter und Berger Mineralwasserschatz zu, der

täglich in einer Menge von bis zu 44 Millionen Litern aus dem

Untergrund entspringt. Nicht umsonst stellen die Bad Cann-

statter und Berger Mineralquellen nach Budapest das zweit-

größte Mineralwasservorkommen in Europa dar.

Während das Mineralwasser früher in natürlichen Quell -

töpfen – den so genannten Sulzen – ausfloss, wird es heute

mit 19 Brunnen in verschiedenen geologischen Schichten ge-

fasst. Sie erschließen Mineralwasser, Solen, Säuerlinge und

sogar Thermalwasser mit einer Schüttung von täglich über

22 Millionen Litern. Zwölf der Muschelkalk-Brunnen und eine

thermale Sole aus dem Buntsandstein und Kristallin sind als

Heilquellen staatlich anerkannt. Zusätzlich tritt über die Hälf-

te des gesamten Mineralwasserschatzes unerkannt und un-

genutzt in den Neckar oder in den Kieskörper der Neckar -

talaue über.

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Ursprünge der Nutzung –Schon die Römer...

ie Nutzung des Mineralwassers und die damit untrennbar verbun-

dene Badetradition geht bis auf die Römer zurück. Einige Bäder und

Badestuben sind aus dem Mittelalter urkundlich belegt. Zahlreiche Über-

lieferungen berichten aus dieser Zeit von der wohltuenden Wirkung des

Mineralwassers. Aus Trinkkuren im späten 18. Jahrhundert und frühen

19. Jahrhundert entwickelten sich Badekuren. Die Blüte des Cannstatter

Badewesens fällt in die Zeit von 1840 bis 1870. Cannstatt war zum renom -

mierten Kurort aufgestiegen, wo sich unter anderem auch der europäi-

sche Hochadel traf. Doch die zunehmende Industrialisierung verdrängte

allmählich die Badegäste und ließ den kurörtlichen Glanz verblassen.

Aber nicht nur zahlreiche Kur- und Badeeinrichtungen profitierten aus

dem beinahe unerschöpflich scheinenden Reichtum an Mineralwasser.

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wurde auch mehr oder weniger

erfolgreich versucht, durch Sieden des Wassers Salz zu gewinnen. Ab den

30er Jahren des 19. Jahrhunderts diente die Kraft des artesisch austreten -

den Wassers sogar zum Antrieb von Ölmühlen, Wasserrädern und Turbi-

nen. Diese durch Bohrungen erschlossenen und zunächst technisch ge-

nutzten Mineralwässer bildeten schließlich ab Mitte des 19. Jahrhunderts

die Grundlage für das hochentwickelte Badeleben.

Heute haben die drei großen Mineralbäder Berg, Leuze und Cannstatt

das historische Erbe angetreten und die salzreichen und mit Kohlen säure

beladenen Mineralwässer werden dort von gesundheitsbewussten, Erho -

lung suchenden und kurbedürftigen Gästen ausgiebig genutzt.

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1 Das Mineralbad »Neuner«um 1858, heute MineralbadBerg.

2 Orthopädische Heilanstaltvon Dr. H. Ebner 1832.

3 Leuze’sches Mineralbad Bergim vorletzten Jahrhundert –Vorläufer des heutigen Mine-ralbads Leuze.

4 Auf der Suche nach salzrei-chem Wasser wurde 1773beim Sulzerrainhügel, naheder damals bestehendenCarlsquelle, eine fast 72Meter tiefe Bohrung nieder-gebracht. Der Salzgehalt desim Oberen Muschelkalk an-getroffenen Wassers war je-doch für die Salzgewinnungzu gering. Das unter arte -sischem Druck stehendeWasser der Bohrung wurdedanach zum Antrieb einerÖlmühle verwendet.

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Das Mineralwasser führende Schichtglied in Stuttgarts Unter -

grund ist der Obere Muschelkalk. Er steht nur in den nörd-

lichen Stuttgarter Stadtteilen sowie im Neckartal nördlich Stutt-

gart-Münster zu Tage an. In den übrigen Gebieten wird der

Obere Muschelkalk von den Gesteinen des Keupers, auf den

Fildern zusätzlich sogar von denen des Unterjuras, bedeckt.

Treten die 80 Meter mächtigen Kalk- und Dolomitsteine des

Oberen Muschelkalks mit Kohlensäure beladenem Wasser in

Kontakt, geht Kalk in Lösung. Dadurch erweitern sich die

ursprünglich nur Millimeter geöffneten Klüfte, die das Gebir-

ge durchziehen und primär vom Grundwasser durchströmt

werden, sukzessive zu Karströhren und Spalten, manchmal

sogar zu Höhlen. Infolge dieses Verkarstungsprozesses ent-

wickelte sich der Muschelkalk erst allmählich zu einem hoch-

durchlässigen und ergiebigen Grundwasserleiter, wie wir ihn

heute als leistungsfähigen „Mineralwasserspender“ kennen.

Wie Sauerwasserkalke belegen, treten im Bad Cannstat-

ter Neckartal und unteren Nesenbachtal schon seit meh-

reren hunderttausend Jahren Mineralwässer aus. Geologisch

gesehen ist die Lage dieser Quellaustritte kein Zufall. Denn

hier haben sich der Neckar und seine Zubringer in die Ge-

steine des Keupers eingetieft und damit die Mächtigkeit der

geringdurchlässigen und deshalb schützenden Deckschich-

ten über dem Oberen Muschelkalk, in dem das Mineralwas-

ser strömt, verringert. Spannungen in der Erdkruste, die zu

Verbruch, Zerscherung und Versatz des Deckgebirges an Ver-

werfungen führten, haben ein Weiteres bewirkt. Sie schufen

Aufstiegswege für das Mineralwasser im sonst eher gering-

durchlässigen Keuper.

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Ein Blick in den UntergrundUnterjura

Mittel- und Oberkeuper

Unterkeuper

Oberer Muschelkalk

Mittlerer und untererMuschelkalk

Buntsandstein

Perm

Kristallines Grundgebirge

Verwerfung

Mineralwasser-Quellgebiet

Die geologische Karte und dergeologische Schnitt durch dasEinzugsgebiet der Mineralquel-len zeigen die Verbreitung derzu Tage anstehenden Schichten.Während im abgesenkten Fil-dergraben der Obere Muschel-kalk noch mit über 300 Metermächtigen Schichten überdecktwird, ist er im Westen an derOberfläche aufgeschlossen.

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Ein langer Weg

as Stuttgarter Mineralwasser hat einen langen unterirdischen Weg

hinter sich. Das Quellwasser wird durch versickernde Niederschläge

im Gebiet des Oberen Gäus zwischen Gärtringen, Sindelfingen und Ren-

ningen neugebildet. Dort steht der Obere Muschelkalk an der Erdober-

fläche an oder ist nur noch mit geringmächtigem Keuper bedeckt. So kann

das niedergehende Regenwasser rasch in das geklüftete Kalkgestein ein-

sickern. Das neugebildete Karstgrundwasser gelangt in einem Zeitraum

von 15 bis 20 Jahren allmählich nach Osten bzw. Nordosten unter dem

westlichen Filderraum und dem Stuttgarter Talkessel hindurch nach Bad

Cannstatt.

Zunächst weist das Karstgrundwasser, das im Gäu vielerorts zur Trink-

wasserversorgung herangezogen wird, nur einen geringen Lösungsinhalt

auf. Erst ab dem Stuttgarter Talkessel wird es mit gelöstem Calciumsul-

fat angereichert, zunächst aber nur durch infiltrierende Wässer aus dem

überlagernden Gipskeuper. Die für die hochkonzentrierten Bad Cannstat-

ter und Berger Wässer charakteristischen Bestandteile an Natriumchlo-

rid werden dagegen erst im Quellaufstiegsgebiet durch Solewässer aus

tieferen Schichten – nämlich aus dem kristallinen Grundgebirge, dem Bunt-

sandstein und dem Mittleren Muschelkalk – zugeführt. Der Aufstieg der

Sole wird durch tiefreichende, quer zum Fildergraben verlaufende Stö-

rungszonen begünstigt, über die letztlich auch die Kohlensäure in das

Mineralwasser gelangt.

3 Geologischer Schnitt entlangdes Stuttgarter Talkessels (inStrömungsrichtung des Grund-wassers im Muschelkalk) unddes Neckartals. Im Kreuzungs-bereich der beiden Schnitte liegtdas Aufstiegsgebiet der Mine-ralquellen. In den Schnitten istdeutlich der tektonische Versatzder Schichten zu erkennen. Diedabei entstandenen Verwerfun-gen sind wichtige »Wege« fürdas aufsteigende Mineralwas-ser.

1 Ein Steinbruch zeigt die Schich-tenfolge des Unterkeupers unddes Oberen Muschelkalks. Die-ser ist etwa 80 Meter mächtigund besteht aus Kalk- und Dolomitsteinen mit zwischen-geschalteten Mergel- und Ton-horizonten. Letztere zeigen sichim Profil als zurückgewittertedunkle Lagen.

2 Durch Lösung des Kalkgesteinserweitern sich Klüfte zu Karst-röhren. Sie werden von Grund-wasser erfüllt und durchströmt.

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3

2

1Quartäre Lockersedimente

Schichten über Gipskeuper

Gipskeuper

Unterkeuper

Oberer Muschelkalk

Mittlerer Muschelkalk

Grundwasserdruckflächeim Oberen Muschelkalkim Buntsandstein/Kristallin

Gipsauslaugungsfront

Gipskeuper mit Gips, undurchlässig

Mineralwasserfassung

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Grundwasserströme

ie Grundwasserströmung im Oberen Muschelkalk kann mit

Hilfe von Wasserständen in Brunnen abgebildet werden.

Aus den daraus interpolierten Linien gleichen Grundwas ser -

stands, den Grundwassergleichen, zeichnet sich die mittlere

Strömungsrichtung des Wassers entlang des größten Druck-

gefälles, also senkrecht zu den Grundwassergleichen, ab.

Mit Hilfe moderner numerischer Computermodelle kann man

nicht nur die Strömungsrichtung, sondern auch die strömen-

de Grundwassermenge in einem bestimmten Abschnitt des

Grundwasserleiters ermitteln. Derartige Rechenmodelle,

denen die Grundgleichungen hydraulischer Fließgesetze hin-

terlegt sind, helfen, das Haupteinzugsgebiet der mit 500 Liter

pro Sekunde schüttenden Cannstatter Quellen zu definieren.

Die Berechnungen zeigen, dass der Löwenanteil der Quell-

schüttung aus westlicher Richtung, d.h. aus dem Gäu bei Sin-

delfingen nach Stuttgart strömt. Die Fläche, aus der 95 %

der Quellschüttung stammt, ist in der Graphik grün hinter-

legt. Dagegen ist der Grundwasseranteil, der längs des Fil-

dergrabens aus Süden in Richtung der Mineralquellen zufließt,

zu vernachlässigen. Er ist weder für die Schüttungsmenge noch

für die hydrochemische Prägung der Bad Cannstatter und Ber-

ger Quellen maßgebend.

Aufgrund des natürlichen artesischenDrucks im Oberen Muschelkalk läuft das Mineralwasser aus den Fassungenfrei über Gelände aus, wie hier im Bild während Baumaßnahmen an derAuquelle. Der Überdruck ist die Kraftder Natur, welche die Pumpe im Brun-nen ersetzt. Die natürliche Druckhöheder Mineralwässer (Muschelkalk) liegtbei etwa 223 bis 225 Metern über dem Meeresspiegel; das sind sechs bissieben Meter über dem Stauspiegel desNeckars.

Dagegen entspannt sich die Sole der 477 Meter tiefen Hofrat-Seyffer-Quelle(Buntsandstein/Kristallin) auf 242 Meter über dem Meeresspiegel. Zusammen mit der örtlichen tektoni-schen Gebirgszerrüttung sind damit diehydraulischen Bedingungen geschaffen,die den natürlichen Aufstieg der salzhal-tigen Tiefenwässer durch mehrereSchichten hindurch bis in den OberenMuschelkalk und von dort aus weiter bis in die Vorflut Neckar ermöglichen.

Ausstrich des Oberen Muschelkalks

Neubildungsgebiet für über 95 % derQuellschüttung in Bad Cannstattund Berg

Linie gleichen Grundwasserstands(m ü. NN)

Richtung der Grundwasserströmung

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Unermüdlich schütten die Quellen

s scheint als hätte die Natur allhier ihren Vorrath an mine -

ralischen Wässern auf einmahl ausschütten wollen.« Mit

diesen Worten beschreibt der herzogliche Leibarzt Johann

Albrecht Gesner im Jahre 1749 den Mineralwasserreichtum

Cannstatts.

Heute bilden die Stuttgarter Mineralquellen mit einer Schüt-

tung von mehr als 500 Litern pro Sekunde das zweitgrößte

Mineralwasservorkommen Europas. Etwa 225 Liter pro Se-

kunde sind durch 19 artesische Brunnen gefasst. Davon ge-

hören 165 Liter pro Sekunde zum Typ des hochkonzentrier-

ten Mineralwassers, wovon allein die Insel- und Leuzequel-

le sowie der Berger Urquell mehr als die Hälfte ausschütten.

60 Liter pro Sekunde zählen zum Typ des niederkonzentrier-

ten Mineralwassers. 40 bis 50 Liter pro Sekunde treten im

Quellsee der Mombachquelle aus. Etwa 230 Liter pro Sekun-

de gelangen direkt über Verwerfungs zonen in die Talkiese der

Neckaraue oder direkt in den Neckar. Hiervon ist wiederum

etwa ein Drittel hochkonzentriert und kohlensäurereich.

Diesen »wilden« Mineralwässern ist in den letzten Jahren ver-

mehrt Aufmerksamkeit geschenkt worden. Hat man bisher

durch sichtbar aufsteigende Kohlensäureblasen im Neckar von

deren Existenz gewusst, wollte man aus Gründen des Heil-

quellenschutzes auch die übrigen Austrittsstellen und -men-

gen ermitteln. Umfangreiche Messungen der Wassertempe-

ratur und hydrochemischer Parameter im Neckar und im Tal-

grundwasser führten zur Lokalisierung zahlreicher Mineral-

wasser-Aufstiegszonen.

1 Kohlensäureblasen zeigen im Neckarbeim Mineralbad Leuze aufsteigendesMineralwasser an.

2Wegen der Regulierung des Neckarswurde als Ersatz für die aufgegebene»Alte Inselquelle« 1928 am linkenNeckarufer eine neue Bohrung abge-teuft. Diese »Neue Inselquelle« er-schloss in 29,5 m Tiefe im Grenzbe-reich Unterkeuper/Oberer Muschel-kalk Mineralwasser, das unter sohohem Druck stand, dass der Wasser-spiegel in Aufsatzrohren auf 5 m überGelände anstieg. Auf Geländeniveausollen anfangs 300 bis 400 Liter proSekunde, während eines dreiwöchigenDauerüberlaufs 185 Liter pro Sekun-de ausgelaufen sein. Aufgrund derdeutlich messbaren Schüttungsminde-rung der anderen Quellen wurde fürden Dauerbetrieb der Auslauf durchSchieber auf 30 bis 32 Liter pro Se-kunde gedrosselt. Bei der Sanierungder Fassung in den Jahren 1951/52vertiefte man die Bohrung auf 37,7Meter.

3 In Bad Cannstatt und Berg treten proSekunde 500 Liter Mineralwasseraus. Davon gehen 230 Liter unge-nutzt in den Neckar und in den Kies-körper der Neckaraue über. Die Auf-stiegsbereiche im Neckar konntendurch aufwändige Temperaturmes-sungen des Flusswassers, die im Ne-ckarkies durch hydrochemische Ana-lysen von Grundwasserproben ausBohrungen lokalisiert werden.

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Drei Güterwagons voller Mineralsalze am Tag

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ie hydrochemische Zusammensetzung der Bad Cannstat-

ter und Berger Heilquellen wird wesentlich durch Wäs-

ser aus anderen Grundwasserstockwerken geprägt. Ohne deren

Beteiligung käme auf dem Weg vom Gäu, wo die Nieder-

schläge in den Oberen Muschelkalk einsickern, bis nach Bad

Cannstatt nur ein gering mineralisiertes, lediglich durch ge-

lösten Kalk angereichertes Wasser zustande. In den Heilquel-

len stellen wir aber hohe Konzentrationen an gelöstem Stein-

salz (Natriumchlorid) und Gips (Calciumsulfat) fest.

Rund 60 Tonnen der genannten Mineralsalze – das entspricht

der Füllmenge von drei Güterwaggons – führen die Quellen

täglich aus. Wie neuere Untersuchungen belegen, dringen zu-

sätzlich sulfatreiche Wässer aus dem Gipskeuper von oben

und salzreiche Solewässer von unten in den Oberen Muschel-

kalk ein und konzentrieren das gering mineralisierte Karst-

wasser mit der zugeführten Fracht in unterschiedlichem Maße

auf. Die Sole wiederum stammt anteilmäßig aus dem Mittle-

ren Muschelkalk, dem Buntsandstein und dem tiefliegenden

kristallinen Grundgebirge.

Die Mineral- und Heilquellen zeigeneine ausgeprägte hydrochemische Differenzierung. Sie können aufgrundder Gehalte an gelösten Feststoffenvereinfacht in nieder- und hochkonzen-triertes Mineralwasser unterschiedenwerden.

Zur grafischen Darstellung der hydro-chemischen Charakteristik der Wässerwerden Udluft-Diagramme verwendet.Der Feststoffinhalt bestimmt denDurchmesser des Außenkreises, dieKohlensäure den des Innenkreises. ImAußenkreis verteilen sich die gelöstenBestandteile im Wasser, in der oberenKreishälfte anteilmäßig die Kationen,in der unteren Hälfte die Anionen.

Legende:

NatriumKaliumMagnesiumCalcium

Kohlensäure

SulfatHydrogenkarbonatChlorid

Größe entsprichteinem Feststoffgehaltvon 1000 mg/l

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Die Vielfalt der Wässer

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Als Produkt der Mischung von Karstwasser, Gips- und Sole -

wasser finden wir in Bad Cannstatt und Berg Wässer mit

beträchtlichen Unterschieden an gelösten Feststoffen und Koh-

lensäure. Wir sprechen daher von den niederkonzentrierten

und hochkonzentrierten Mineralquellen. Zu letzteren zählen

die Quellen im Mineralbad Berg, die Leuze- und Inselquelle

im Mineralbad Leuze, die Veielquelle und die Wilhelmsbrun-

nen 1 und 2 im MineralBad Cannstatt. Sie sind alle als Heil-

quellen staatlich anerkannt. Ihr Gehalt an gelösten Feststof-

fen liegt zwischen vier und sechs Gramm pro Liter, der Koh-

lensäuregehalt erreicht bis zwei Gramm pro Liter.

Zwei weitere Heilquellen mit Wasser aus größerer Tiefe sind die

135 Meter tiefe Gottlieb-Daimler-Quelle und die 477 Meter

tiefe Hofrat-Seyffer-Quelle. Sie erschließen stark natriumchlo-

ridhaltige Sole im Grenzbereich zwischen Oberem und Mitt-

lerem Muschelkalk (Lösungsinhalt bis 12 Gramm pro Liter)

bzw. im Buntsandstein und Kristallin (Lösungsinhalt bis

35 Gramm pro Liter).

Erschlossenes Brunnen Bohr- Auslauf- Gelöste davon Freie Koh- Mineralwasser-TypGrundwasserstockwerk tiefe temperatur Feststoffe Chlorid lensäure

[m] [°C] [mg/l] [mg/l] [mg/l]

Buntsandstein, Hofrat-Seyffer-Quelle 477 22 24.700 11.450 250 Natrium-Chlorid-ThermalsolePerm, Kristallin

Grenzbereich Mittlerer Gottlieb-Daimler-Quelle 135,5 18,2 10.600 4.715 450 Natrium-Calcium-Chlorid-Soleund Oberer Muschelkalk

Oberer Muschelkalk Natrium-Calcium-Chlorid-(teilw. mit Unterkeuper) Inselquelle 38,0 20,2 5.615 1.505 2.020 Sulfat-Hydrogenkarbonat-

Thermalsäuerling

Leuzequelle 37,3 19,9 3.975 955 1.450 Natrium-Calcium-Chlorid-Veielquelle 26,4 18,0 3.500 960 1.225 Sulfat-Hydrogenkarbonat-

Wilhelmsbrunnen 1 69,7 18,0 5.570 1.375 1.850 Mineralsäuerling

Wilhelmsbrunnen 2 41,5 17,5 4.500 990 1.385 Natrium-Calcium-Chlorid-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Mineralsäuerling

Berger Urquell 61,3 20,3 4.085 920 1.540Natrium-Calcium-Chlorid-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Thermalsäuerling

Berg, Mittelquelle 61,3 18,4 3.150 600 975

Berg, Nordquelle 62,0 18,0 2.870 500 830 Calcium-Natrium-Sulfat-Berg, Ostquelle 62,0 18,7 3.240 625 975 Chlorid-Hydrogenkarbonat-

Berg, Südquelle 2 24,5 19,0 3.750 680 1.150 Mineralwasser

Berg, Westquelle 43,6 18,5 3.150 600 975

Auquelle 40,0 17,0 960 50 110

Brunnen Maurischer Garten 37,4 17,6 1.480 100 195

Kellerbrunnen alt 43,5 17,3 990 60 140 Calcium-Magnesium-Sulfat-Kellerbrunnen neu 59,4 16,3 1.040 55 125 Hydrogenkarbonat-Mineralwasser

Schiffmannbrunnen 67,6 17,9 1.115 75 165

Quellsee, Mineralwasser Mombachquelle ------ 16,3 1.050 60 100nicht gefasst

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Sauerwasser und Kohlensäure – Baden im Champagner

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in wesentliches Merkmal der Bad Cannstatter und

Berger Heilquellen ist die Kohlensäure. Zwischen

ein und zwei Gramm pro Liter sind davon in den

meisten der hochkonzentrierten Heilquellen enthal-

ten, die demnach als Säuerlinge bezeichnet werden

dürfen. Die Existenz des Gases im Cannstatter Mi-

neralwasser erwähnt schon 1736 der hochfürstliche

Leibmedicus Georg Friedrich Gmelin in seiner kur-

zen, aber gründlichen Beschreibung aller in Würt-

temberg berühmten Sauerbrunnen und Bäder: »Das

Kantstatter Sauerwasser enthält sehr volatilische (d.h.

flüchtige) wie auch weniger fixe, sowohl saure, als

mehr alcalische Salz-Geister nebst einem gemeinem

Kochsalz.«

Die Säuerlinge – oder wie die Stuttgarter sagen: »die

Sauerwässer« – sind früher wie heute Bestandteil

der therapeutischen Anwendungen. Beim Aufstieg

des Mineralwassers aus der Tiefe beginnt die darin

gelöste Kohlensäure infolge Druckentlastung auszu-

1 Durch Messungen des Kohlensäure-Ge-halts in bestehenden Brunnen kann mansich ein Bild über die räumliche Vertei-lung der kohlensäurehaltigen Mineral-wässer im Oberen Muschelkalk machen.Kohlensäure und zugleich erhöhte Mine-ralisierung im Karstwasser tritt schonin der Innenstadt ab dem Alten Schloss,verstärkt im unteren Nesenbachtal undnatürlich im Cannstatter Neckartal auf.

2 Beim Aufstieg des Mineralwassers ausder Tiefe beginnt die im Wasser gelösteKohlensäure infolge Druckentlastungauszugasen. Die sich bildenden Kohlen-säureblasen bringen das Wasser »zumKochen«.

gasen. Wir sehen dies in unzählig vielen kleinen Koh-

lensäurebläschen, die das Wasser scheinbar zum »Ko-

chen« bringen. Sobald man ins naturbelassene und

chlorfreie Mineralwasser eintaucht, prickeln die Koh-

lensäurebläschen auf der Haut – Baden im Cham-

pagner!

Über 90 % des Gesamtgasgehalts bestehen aus Koh-

lensäure. Stickstoff hat weniger als 5 % Anteil. Sau-

erstoff, Methan, Argon und weitere Edelgase sind

nur noch in Spuren nachweisbar. Hinsichtlich der Her-

kunft des Gases liefern jedoch gerade die Spuren-

und Edelgase sowie deren Isotope wichtige Hinwei-

se. Sie lassen auf mehrere Gasquellen schließen, die

in der tieferen Erdkruste, aber auch im Erdmantel

zu suchen sind. Die Gase stammen also aus dem

Erdinneren, zum Teil aus mehr als 30 Kilometern

Tiefe. Für den Aufstieg nutzen sie Verwerfungen, die

das Grund- und Deckgebirge Süddeutschlands in viel-

fältiger Weise durchziehen.

1

2

Grundwasseraufschluss

Verwerfung

Aufschluss mit hochkonzentriertem undkohlensäurereichem Mineralwasser

Aufschluss mit niederkonzentriertemund kohlensäurearmem Mineralwasser

Farbabstufung Kohlensäure [mg/l]

20001000

750500250100

50

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Sauerwasserkalke – Schicht für Schicht die Vergangenheit konserviert

n der Talniederung des Neckars, am Hang über älteren Ter-

rassenschottern des Ur-Neckars sowie in Hochlage bis zu

30 Meter über der heutigen Talsohle findet man zwischen

Untertürkheim und Münster Sauerwasserkalke. Die ältesten

Vorkommen reichen bis zu 500.000 Jahre in die Erdgeschich-

te zurück.

Die Entstehung der Sauerwasserkalke, die in Anlehnung an

den antiken Ort Tibur auch als Travertine bezeichnet werden,

ist mit dem Mineralwasser verbunden. Es enthält in großer

Menge gelösten Kalk, der beim Austritt des Wassers an die

Erdoberfläche durch das Entweichen von Kohlensäure in Form

winziger Kristalle ausfällt. So sind allmählich mächtige Kalk-

absätze entstanden, die sich aus unzählig vielen millimeter-

dicken gelbbraunen bis ockerfarbenen Lagen aufbauen.

Die Sauerwasserkalke haben eine reiche fossile Tier- und Pflan-

zenwelt, ja sogar Werkzeuge des Urmenschen, der einst an

den Quellen rastete, überzogen und so bis zum heutigen Tag

konserviert. Diese Funde sind wichtige Urkunden zur Rekon-

struktion von Klima und Umwelt während des Eiszeitalters.

Zahlreiche Fundstücke sind im Stuttgarter Museum am Lö-

wentor zu besichtigen.

1 Das Cannstatter Neckartal vor250.000 Jahren mit der Sauerwasser-kalk-Terrasse der linksufrigen Neckar-halde. Die Anhöhe rechts im Hinter-grund ist heute der Höhenrücken desBurgholzhofes.

2 Abbau von Sauerwasserkalk (Travertin)im Steinbruch Haas, Bad Cannstatt. Der Stuttgarter Sauerwasserkalk wurdewährend der letzten 500.000 Jahre vorallem während der Warmzeiten desPleistozäns aus dem kohlensäurereichenMineralwasser ausgeschieden.

3 Sumpfschildkröte (Emys orbicularis),Travertinbruch Lauster 1936. Breite der Panzer 146 und 149 mm.

4 Schädel des Waldelefanten (Elephas antiquus) in Schrägansicht, Travertin-bruch Haas 1980.

5 Blätter und Früchte der Stieleiche (Quercus robur), Travertinbruch Bieder-mann 1930.

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Sulzen im Neckartal � Verwerfung

� Neckartalrand

� natürliche Mineralquelle(Sulz)

� Brunnen im Unterkeuperund Muschelkalk mithochkonzentriertem Mine-ralwasser

� Brunnen im Unterkeuperund Muschelkalk mit nieder- und mittelkonzen-triertem Mineralwasser

� Sole (Mittlerer Muschel-kalk)

� Aufschluss/Quelle nicht mehr zugänglich

�als Heilquelle staatlich anerkannt

23

Aufgrund des artesischen Überdrucks im

Oberen Muschelkalk kann Mineralwasser

entlang von Verwerfungen aus den tieferen Fest-

gesteinsschichten bis in die Neckartalaue bezie-

hungsweise bis in den Neckar aufsteigen. Des-

halb kommen zwischen Bad Cannstatt und Müns-

ter seit altersher »wilde« Mineralwässer vor.

Abgesehen von der Mombachquelle – dem ein-

zigen noch weitgehend im ursprünglichen Zustand

erhaltenen Quellaufbruch – sehen wir von den

vielen einstigen Quellen nichts mehr. Sie sind alle

überbaut und unter der Stadt verborgen. Die salz-

reichen Quellen lagen in Bad Cannstatt am Fuß

des Sulzerrainhügels, im Umfeld des heutigen Rat-

hauses (Stadtsulz oder Rathaussulz) und am Wil-

helmsplatz (»riche« Sulz).

1 Die Mombachquelle in der Neckar-talstraße ist ein natürlicher Quell-topf. Solche »Sulzen« waren vor Erschließung des Mineralwasser-schatzes durch Brunnen in der Neckartalaue weit verbreitet.

2 Im Umfeld der natürlichen Quellenund Sulzen wurden ab 1773 zahl-reiche Bohrungen abgeteuft unddarin Mineralwasser erschlossen.Der oft unkontrollierte Auslauf vonWasser ließ die Schüttung der Quel-len zurückgehen, manche Sulzen fielen trocken. Dies veranlassteKönig Wilhelm I im Jahre 1833, das Bohren von artesischen Brun-nen in der Nähe von Cannstatt ohnehöhere Genehmigung zu verbieten –die erste uns bekannte Maßnahmezum Schutz der Mineralquellen.

2

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Aus Quellen werden Brunnen

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ie bis in die Römerzeit zurückgehende Nutzung des Mineralwassers war ursprüng-

lich an natürliche Quellaustritte gebunden. Die gezielte Erschließung des Was-

serschatzes setzte 1772/73 unterhalb des Sulzerrainhügels mit einer 71,5 Meter tie-

fen Bohrung ein, die der Salzgewinnung dienen sollte (seit 1844 Wilhelmsbrunnen

genannt). Die 1932 erforderliche Neufassung war mit der Vertiefung der Bohrung

auf 164,4 Meter verbunden. Durch die damals gewählte teleskopartige Verrohrung

in einem Bohrloch wurden im Grenzbereich Oberer/Mittlerer Muschelkalk die Gott-

lieb-Daimler-Quelle, im Oberen Muschelkalk der Wilhelmsbrunnen 1 und im Unter-

keuper der Wilhelmsbrunnen 2 gefasst. Aus dieser Dreier-Kombination bezieht das

MineralBad Cannstatt sein unterschiedliches Mineralwasser. In den Jahren 1973/74

kam noch die Hofrat-Seyffer-Quelle hinzu – eine Bohrung am Rande des Fildergra-

bens, die in 477 Meter Tiefe im kristallinen Grundgebirge endet und eine Thermal-

sole erschließt.

Das Mineralwasser der auf einer Insel im Neckar gelegenen Inselquelle wurde schon

ab 1842 im damaligen Mineralbad Koch genutzt. Im Zuge der Neckar-Kanalisierung

musste die Quelle 1928 aufgegeben und auf dem Leuze-Gelände 1929 eine 38 Meter

tiefe »Neue Inselquelle« gebohrt werden. Zusammen mit der 1833 in der Klotz’schen

Fabrik erschlossenen Leuzequelle bildet sie die betriebliche Grundlage des Leuze.

Die 1831/32 abgeteuften fünf Muschelkalk-Bohrungen der Bockshammer’schen Spin-

nerei dienten zunächst 20 Jahre lang zum Antrieb von Wasserrädern. Aus dieser An-

lage ging 1855/56 das »Stuttgarter Mineralbad« hervor – das spätere »Neuner«

und heutige Mineralbad Berg.

Außerdem wird noch ein Reihe anderer Muschelkalkbrunnen für Trink- und Bade-

zwecke genutzt, die ebenfalls auf die Erschließungsaktivität in der ersten Hälfte des

19. Jahrhunderts zurückgehen.

321

1 Erschließung der Inselquelle 1929.

2 Geologische Schichtenfolge und Ausbau der Inselquelle.

3 Geologische Schichtenfolgeund Ausbau der Hofrat-Seyffer-Quelle.

D

Page 14: Stuttgarter Mineralwasser. Herkunft und Entstehung

26

Stuttgarts Mineralwasser – ein Kulturerbe

27

raditionsgemäß sind die Bad Cannstatter und Berger Quel-

len heute nicht nur ein wasserwirtschaftliches Schutzgut,

sondern auch ein herausragendes städtisches Kulturerbe.

Daher darf der sorgsame und nachhaltige Umgang mit die-

ser Ressource nicht vernachlässigt werden. So ist in der Re-

gion, insbesondere aber auch im Stuttgarter Stadtgebiet, das

Grund- und Mineralwasser vielschichtigen Einflüssen durch

den Menschen ausgesetzt, die zu Beeinträchtigungen der

Grundwassergüte und -menge führen können.

Die vom Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart erarbei-

teten neuen Erkenntnisse zur Entstehung und Herkunft der

hochkonzentrierten Wässer lieferten maßgebliche Impulse für

die Wiederaufnahme und Fortsetzung der Bemühungen zur

Ausweisung eines Heilquellenschutzgebiets.

Mit der Festsetzung einer Schutzgebietsfläche einschließlich

einer Rechtsverordnung konnte im Jahre 2002 das Verfah-

ren erfolgreich abgeschlossen werden.

Das Aufstiegsgebiet der Mineral-wässer in Bad Cannstatt ist voll-ständig bebaut. Zum Schutz derQuellen werden bauliche Ein -griffe in den Untergrund starkbegrenzt und mit hohen Auflagenverbunden.

Qualitative Schutzziele:� Erhalt des geochemischen

Charakters (Ionenverhältnisse)� Erhalt des Gehalts

an gelösten Feststoffen� Erhalt des Gehalts

an freier Kohlensäure� Schutz vor Eintrag anthropogener

Stoffe (geogene Reinheit)

Quantitative Schutzziele:� Wahrung des natürlichen

Schüttungsgangs� Erhalt der hydraulischen

Verhältnisse an den Quellen

T

Page 15: Stuttgarter Mineralwasser. Herkunft und Entstehung

KernzoneAußenzone Innenzone

28

Ein Schutzgebiet für die Stuttgarter Mineralquellen

as rechtskräftig festgesetzte Quellenschutzgebiet erstreckt sich mit

einer Fläche von 300 Quadratkilometern auf sechs Landkreise. Es

konzentriert sich auf die hydrogeologisch sensiblen Bereiche, nämlich auf

das Neubildungsgebiet in den Gäuflächen um Sindelfingen, auf den

direkten Zustrombereich zu den Mineral- und Heilquellen in der Stutt-

garter Innenstadt sowie auf das Quellgebiet im Cannstatter Neckartal

und unteren Nesenbachtal.

Das Gesamtgebiet gliedert sich nach qualitativen und quantitativen Schutz-

kriterien jeweils in die Fassungsbereiche sowie in die Kern-, Innen- und

Außenzone. Abgestuft nach dem Gefährdungspotenzial gibt es für jede

Zone Regeln bzw. Verbote mit dem Ziel, die natürlichen Eigenschaften,

wie Schüttungsgang, hydrochemischen Charakter und Kohlensäure -

gehalt zu erhalten und das Mineralwassersystem vor dem Eintrag anthropo -

gener Stoffe zu schützen.

29

2 Die Kern- und Innenzone desQuellenschutzgebiets konzen-triert sich auf das CannstatterNeckartal und das zentraleNesen bachtal im Stuttgarter Talkessel.

1 Das seit 2002 rechtskräftigeSchutzgebiet für die Heilquellenerstreckt sich auf 300 Quadrat-kilometer Fläche in West-Ost-Richtung von den Gäuflächen biszum Neckartal bei Bad Cann-statt. Die Schutzgebietsfläche istin Kern-, Innen und Außenzoneunterteilt.

Neckar

Stuttgart

NE

SindelfingenWürm

SW

FildergrabenNeubildungsgebiet Quellgebiet

Fassungsbereich

Kernzone

Innenzone

Außenzone

2

1

1

D

Page 16: Stuttgarter Mineralwasser. Herkunft und Entstehung

3130

Überwachung des Mineralwassers – Kontrolle ist besser!

Öffentliche Mineralwasser-Trinkbrunnen

ie zuständigen Stellen der Stadtverwaltung und die Betreiber der

Mineralbäder überwachen die Schüttungsmenge und Qualität der

Heilquellen kontinuierlich. Seit etwa 1950 wird ein „Monitoring“ betrie-

ben, bei dem Schüttung und Wasserstände gemessen sowie die hydro-

chemischen Parameter der Quellwässer und Schadstoffgehalte im Zustrom

der Quellen untersucht werden. Die Messungen und Analysen erfolgen

im monatlichen bis vierteljährigen Abstand.

Dadurch erlangen die Fachleute Informationen über Prozesse und hy-

draulische Vorgänge im Untergrund, die wiederum zum Verständnis des

Fließsystems im Muschelkalk beitragen. Darüber hinaus gilt es, die Wirk-

samkeit vorsorgender wie reparierender Maßnahmen zum Schutz des

Grundwassers zu dokumentieren. Monitoring ist also ein Werkzeug zur

Sicherung des Quellsystems.

21

1 Der Vergleich des Schüttungs-gangs einzelner Fassungen –hier der Leuzequelle und desBrunnens im Maurischen Gar-ten der Wilhelma – zeigeneinen nahezu synchronen Ver-lauf.

2 Schüttung und hydrochemi-sche Zusammensetzung derMineralquellen sowie Grund-wasserstände in oberstromigenBeobachtungsmessstellen wer-den seit 1950 in regelmäßigenAbständen gemessen und do-kumentiert.

ichtbares Zeichen für das Vorkommen von Mi ne ralwasser in Stuttgart

sind neben den drei Mineralbädern Berg, Leuze und Cannstatt die 19

öffentlich zugänglichen Trinkbrunnen, die mit Mineral wasser gespeist wer-

den. Ihnen wird das Wasser sowohl von staatlich anerkannten Heilquel-

len als auch von einigen niederkonzentrierten Mineralquellen zugeführt.

Entsprechend unterschiedlich ist der Geschmack.

Aufgrund der natürlichen Inhaltsstoffe soll das hochkonzentrierte und koh-

lensäurereiche Heilwasser nicht wie normales Trinkwasser zum täglichen

Gebrauch verwendet werden. @ Brunnen in der Kellerbrunnengasse; Schreinereibrunnen in der Zaisgasse= Brunnen an der Wilhelmsbrücke% Brunnen hinter der Stadtkirche& Erbsenbrunnen in der Marktstraße( Brunnen in der Badergasse) Jakobsbrunnen in der Spreuergasse

(Die Brunnen 1–7 werden vom Kellerbrunnen gespeist)

+ Schiffmannbrunnen in der Bad straße (Schiffmannquelle)

§ Lautenschlägerbrunnen (Heilwasser des Wilhelmsbrunnens)

/ Gottlieb-Daimler-Quelle (Heilquelle): Wilhelmsbrunnen (Heilwasser)· Gottlieb-Daimler-Quelle,

Wilhelmsbrunnen$ Brunnen am Mühlsteg (Auquelle)£ Leuzequelle (Heilwasser)| Leuzebrunnen (Heilwasser)¡ Berger Urquell (Heilwasser)Q Mühlbrunnen

(Heilwasser der Leuzequelle)W Veielbrunnen (Heilwasser der Veielquelle)E Inselebrunnen (Mombachquelle)

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Page 17: Stuttgarter Mineralwasser. Herkunft und Entstehung

Das Stuttgarter MineralwasserHerkunft und Entstehung

Herausgeber: Kur- und Bäderbetriebe StuttgartNadlerstr. 4, 70173 StuttgartE-Mail: [email protected]

Redaktion: Kur- und Bäderbetriebe StuttgartInhalt und Amt für Umweltschutz Stuttgart Grafiken: Dr. Wolfgang Ufrecht

E-Mail: [email protected]: Kur- und Bäderbetriebe Stuttgart

Amt für Umweltschutz StuttgartMineralbad Berg AGStaatl. Museum für Naturkunde StuttgartStadtarchiv Stuttgart Klaus BürkleProf. Dr. Winfried Reiff Dipl. Ing. K. Scheuerle Umweltwirtschaft GmbH

Stand: 0508