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Suhrkamp Verlag Leseprobe Mayröcker, Friederike Pathos und Schwalbe © Suhrkamp Verlag Bibliothek Suhrkamp 1504 978-3-518-22504-2

Suhrkamp Verlag · auch ohne mich wird der blaue Flieder wiederSPRINGEN, »eswareinZufall(v.Holland)dabei.«»kannstduausdeiner PAPETERIE ein paar Flügelmappenbringen«, »das war

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Suhrkamp VerlagLeseprobe

Mayröcker, FriederikePathos und Schwalbe

© Suhrkamp VerlagBibliothek Suhrkamp 1504

978-3-518-22504-2

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SV

Band der Bibliothek Suhrkamp

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Friederike MayröckerPathos und Schwalbe

Suhrkamp Verlag

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Erste Auflage © Suhrkamp Verlag Berlin

Alle Rechte vorbehalten,insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragungdurch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlagesreproduziert oder unter Verwendung

elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigtoder verbreitet werden.

Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH,WaldbüttelbrunnDruck: Druckhaus Nomos, Sinzheim

Printed in GermanyISBN ----

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Pathos und Schwalbe

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du! Geistlein! E.S.!durch die Wälder!

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(indes ich Wochen in Klostergarten und Krankensaal,)

Mäntelchen ich weine mir die Augen aus …… du bist ge-zeichnet sagt er, hast du das GRAZ-GEFÜHL? ich liebäu-gelte mit Fenstersturz, wirst du dich hinausschwingen? dasist ungeheuer dieses taumelnde Leben, das Belieben des He-gel, Passagen am lichtblauen Firmament. Zimmernachbarintrompetet am Morgen, ihr Trällern : Zerstörung meines me-lancholischen Temperaments, ich bin verzagt mein Augeohne Hoffnung, im Schock hörten die Haare zu wachsenauf, jetzt die Stunde der Wahrheit…… sie fanden Blutstrop-fen imBad, »haben Sie sich verletzt?«, das ist das Totengeläuteines Pissoirs, JD, mit demBlitz also als der Blitz kam, wurdeSchwester Ingrid verbrannt : Ohren und Brust mit dem Blitznämlich, der Blitz hatte Schwester Ingrid verbrannt : die Au-gen die Ohren die Brust, und sie hatte dieses Zeichen. Ichliesz mir im ganzen Gesicht die Haare wachsen. Bist meinAdagio, Liebster, Vorreden und Vorbegriffe des Hegel, seheauswie Pfannkuchen da lerntmanbeten, diesesHitzegestam-mel, weiszt du, ach mein Bruder war eine Wachskerze, mangehe nämlich zu Fusz von dannen. Uhr kommt hl.GeistkommtLesebändchen, lauter fächelndeRosen imKlostergar-ten und Phlox. Möchte herausschleichen aus TRITTICO etc.Wir sitzen lange in der Cafeteria, er bemalt mir den Daumen-nagel was eine Liebkosung. Geriesel der Haare indes eineTräne mir aus dem Schlund usw., die mit Blüten bedeckte

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Wunde. küszt mir die Füsze…… . Juli : Übersiedlung nachFranziskus . Kannst du mir den neuen Setz schicken, Radia-tor wie BOTERO, in einer Zeitung die Fotografie des Dich-ters : er war Schildkröte, Ungaretti. Ich, Mietling Gottes,schreie ich, nimm denWegwo die meiste Angst ist!, mit The-rapeutin Connie DEREN BLUMENAUGEN. Blut Schweiszund Tränen Föhnfische im Abendhimmel ich meine feenhaf-tes Gewölk, Schwester Celine, , sehr kleine gebückte Per-son wartet auf ihren Himmel, tritt den Silbermond tritt dieSchlange …… aus meinem Auge ein Tau ein Wässerchen,danke für blitzende Briefe = im Fenster blitzender Mond,mir geht’s zusehends, besser, eingehüllt in welkende Blütenetc., liebe Brita plötzlich kommt ein Winterbild auf michzu : steigt ein Winterbild in mir hoch : vor vielen Jahren(mit dieser SCHNEEHAUBE) mit H. auf den Bergen : durchden Schnee stapfend mit ungeeignetem Schuhzeug, in einerBauernstube vorlesend – wie haben diese Literaturtage ge-heiszen deren Leitung du innehattest reglose Blume ohnesich zu vermischen JD., Wie erbarmend erbauend : gesternnach Wochen zum .Mal wieder an freier Luft, ich würd’umhergehen, mit Lavendelöl tief geschlafen, als ich am Mor-gen die Augen aufklappte flüsterte eine Stimme »Menschendie herniederregnen du bist gezeichnet«, viele Blumensträu-sze in meinem Zimmer zart wie Menschenfleisch Blüten derAmaryllis Gladiolen v.zauberhafter Blässe, »Kinder wachsenfiebers«, wer hat das gesagt. Hölzern und roh stehen die Dinge,die geistlichen Schwestern tragen Ehering, in der Holzbarak-ke des Klostergartens darf geraucht werden (sodann diesesSittenbild an Sommer’s Ende), und gingen im Klostergar-ten zwischen den Apfelbäumen auf und ab, nämlich das Pa-triotische sei ihm wichtig …… und hingegossen SchwesterReimunda in Polsterstuhl, weh mir bin Krüppelchen usw.

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auch ohne mich wird der blaue Flieder wieder SPRINGEN,»es war ein Zufall (v.Holland) dabei.« »kannst du aus deinerPAPETERIE ein paar Flügelmappen bringen«, »das war dasallerblutigste«, sage ich, »man erfüllt mir, jeden Wunsch,habe mich in die Zunge gebissen, Leibstuhl wird mir ausder Hand gerissen weh mir Trommel in meinem Kopf, ausdem Fenster blickend : tiefrote Tuberose ich meine vorwirbelnden Büschen, vergelt’s Gott und (Südwind) manschmaucht in der Baracke, entblöszt frische Wunden, TödinmitDauerwelle, klagend…… ich rennemit Rollator dieGän-ge entlang nicke der leise schnarchenden Nonne zu die imPolsterstuhl : HINGEGOSSEN, Seelsorger K. zelebriert dieMesse in der Klosterkapelle. Dauerfurz mit Efeuraute, An-sturm zur Gruppentherapie im Franziskus-Saal,TherapeutinConnie : süsze Theateraugen…… nehme die Mahlzeiten aufdem Zimmer ein, meide Gemeinschafts-Speisung etc. Tat-sächlich ist linker Arm länger als rechter, ich begleite dichzum Ausgang, hinreiszende Schmerzen im linken Schädelwann besuchst du mich wieder, Siegfried Höllrigl kommtaus Meran drückt mich an seine Brust ich meine wir sitzeninmeinemZimmer ichbeobachte wie er die Beine über einan-der schlägt = ein Synonym für höchste Distanz und Dezenz,seine Sitzhaltung erinnertmich anG.H.wie einst (seine Stief-letten), Blutdruck : , werde probeweise nach Hauseentlassen : lebe im Zoomein tobender Kopf, träume von Lili-put-Computer, den ich nicht bedienen kann, schlucke ½Me-xalen, ohne Wirkung, taumle mit Krücke und KrankenstockConnie sagt du hast Fortschritte gemacht, tägliche Postvon Sabine H. die mich mit Kunstkarten von R.W.Pickfordversorgt (Bonsai im Zimmer), DER SPÄTSOMMER INSLAND GEZOGEN, meine Synkopen-Dichtung, sehr elo-quent Oberarzt M. den ich mit Herr Professor anspreche,

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stellt mir baldige Entlassung inAussicht, SchwesterNataschabadet mich. Ach! Gartenlandschaften…… ich weine mir dieAugen aus, Puls . Eines Morgens liegt Patientin M. reglosauf dem Boden, habe mich wieder in die Zunge gebissen,denkst an Veitstanz? schenkst mir runzeliges Äpfelchen?warst wohl lange nicht im Katastrophen-Lokal? ach einGlanz in deinen Augenhöhlen nämlich Ergriffenheit als duhinter der Lifttür verschwandest. Ein bebilderter Schlaf ichmeine der Feldweg mit opulentem Schnee usw., dein zartesOhr, diese zarten Assoziationen : Apulien, Feder eines Perl-huhns zwischen den Seiten deines Briefes (wenn aber danndie Fäulnis über mich kommt ……) – es geht um Leben undTod. Habe jetzt, (dauernd), eine Kopfwallung usw., auf mei-nem Kopfpolster Malereien aus Haaren, sogar, eine Zun-gen-Erhitzung, ich meine dieses synkopische Schreiben, in-mitten von künstlichen Gebüschen in der Cafeteria, daszdie Kommata an ungerechten Positionen. Schwester Nata-scha jagt mit Tritton durch den Gang bringt die Briefpost,ich wettere usw. So wütet mein graues Haar vor Kummer= ins Totenreich, du sagst in mein Ohr es ist eine schwereZeit, ein zu Nagendes weiszt du ich zog dann den body an,die schwärmerischen Blüten in der Holzbaracke am Früh-abend die jüngste Schwester imweiszenHabit, mit derGiesz-kanne zwischen den Rosenbeeten wie einst (in Bad Ischl) alswir die Narzissenbeete plünderten während triefende Pöl-sterchen nämlich lugte aus Gangfenster auf Herz-Areal :nämlich lugte nämlich ins verschwommene Areal : da einejg.Krähe KLAGEND also KLAGEND eine jg.Krähe auf Au-todach und wie schwarze Perlen ihr Augenpaar war sie etwa,invalid? : plusterte Federkleid, fugato auf der gelben Terras-se zusammengefalteter Sonnenschirm wie Kutscherkragen,denke an Tàpies …… (letzten Endes seien sie über einander

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gestolpert und niedergetreten worden). Da ich ein Knabewar damals in D., in die Brennessel gegriffen,mein Knochen-bau knarrt wie Potiphar usw., eineGefühlssache sagt er, ersteStubenfliege heute Herbstbeginn, kritzelt auf Papierserviette»Bernard Stiegler : Fidibus, groszer Bankräuber und Philo-soph«, meine Synkopen-Dichtung (Albatros), eine vergilbteFotografie unter den Spiegel geklemmt : damals wie jung wirwaren, in den Forellen-Bergen, ich meine bis er schlieszlichmit den Vögelchen flatterte ein libertiner Schlaf ich meineGehäuse deines Ohrs usw., was ist dir mein Liebster. Bindurchgeknallt! ach Gartenlandschaft Zeit steht still, Schwe-ster Ingrid wird gewickelt, ein Kranz von Ringelblumen,Maja Haderlap in der Villa, betörendes Wetter, ein Rauschvon Rosenblättern auf deinem Nacken weine mir die Augenaus, Brief anKurtN. »lieberKurt, Sewastopol imNebenzim-mer die Lockenpracht der Fersensporn, dasz Sie nur ja keinenFersensporn, so die Schwester, ein Rosenkranz aus bitt-bitt,dank-dank, getreulich mit den Argusaugen ein Wolken-Schimmel«, ein jeder Wunsch wird mir erfüllt wie stürz’ ichin die Gladiolen des Jean Genet, Schwertlilien von D., hoffe,dasz ich, ca. Ende September die Ketten sprenge also die Ket-ten hier sprenge …… irgend etwas Blätter und Ästchen,träumte mir eine Erinnerung, weiszt du, wie ich OHN’ ER-BARMEN! ihm folgte durch dieGemächer undKammern in-dem ich Kübelchen hinter ihm hertrug, wie eines Hosenbein :kürzer : und wie ich lachte darüber : ihn auslachte! : meinGott bestrafe mich nicht : was ER genügend ach genüszlichtat. Habe mich hier häuslich eingerichtet werde von gutenGeistern beschirmt, so geh’n die Sterne auf (Semperdepot :es gosz aus Kannen über aufgespannte Regenschirme wehmir, von Peter Greenaway), das Zimmermädchen küszte zumAbschied meine Wange, Ilse A. brütete den Text in ihrem

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Kopf erst aus. Ehe sie ihnniederschrieb und schmetterte, aufsPapier, die wunderbaren Strophen, für die uns anvertrautenkranken und alten Menschen …… der Liebreiz Gottes ichfluche viel mein Prosa-Rhythmus herzt mich, viel des mor-gens. Diesen Text aus deinem »Blumenbuch« herauskopiert,mitDank für Rohrmoos-Karte. Hoffe, EndeAugust, AnfangSeptember dasz ich die Ketten sprenge. Die Gebüsche näm-lich, im Klostergarten, ich glaube dasz es keine Einbildunggewesen ist usw.Die Fingernägel zerrissen, dieHaare zerwühlt, Swedenborg /Wässerchen,Vater’s Lapislazuli-Ring imSpind ehe er insKran-kenhaus, durchflutete Stretta sogar, die Wundmale. Da ichmarianischen Traum hatte und Thorsten Ahrend sagte daswäre eine Wucht wenn wir. Ich beobachte wie die Kinder imKlostergarten die Tauben jagen, mit Hasz etwa?, der letzteTagmit Gottesgaben,…… ins graugrüne Becken in derMittedes Klostergartens eingetaucht. Letzte Mode : man stülpt einLeibchen über das andere,Tödin im Hain = Raucherbaracke,erzählt lebhaft von ihrer Krankengeschichte, ach Insekten-beinchen, vielleicht um ihre Erbärmlichkeit zu entschärfen,immer wieder sinkt mein Blick ins Rosarium Connie küsztmich zum Abschied der lauwarme Frühstückskaffee wirdaufgetragen, zwischen halb und erwarte ich deinenAnruf,»Kokerei und Zweizeiler« schreibe Zweizeiler für Connie :

so blau dein Auge : wieImmergrün!

denmeistenWeg, kicherten (wir). Fuszschemel aus Samt,Ma-ria’s Füsze auf Sichelmond und Schlange, lauter Seerosen,habe Verlustängste im Traum (Wolken wie BOTERO), die er-sten Morgenfröste, Exoten im Himmel, Herr Professor wielange geben Sie mir noch? zarte Amsel duckt sich ins Unter-holz hat schwarzen Habit (angelegt) …… möchte biszchen

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auf Boheme machen, sage ich, lasse mir die Haare wachsenstreune abgerissen umher, usw., ein Stückchen Ocker (ver-zückt), »wasWindwasMeer«, jüngstesGedicht reinschreiben!pilgernde Ameise auf Parkett, erzähl’ mir von Humboldt,wir sitzen imCafé Sperl, diese besonders EINGERINGELTEBildsprache von Kurzschrift : würde ich gerne in die Maschi-ne übertragen! sie qualmen im Holzhäuschen, sekundenweiseSchwindelanfälle im Sitzen, Haarausfall …… Fauré unbe-schuht : vielleicht zu manieristisch? die himmlischen Augen-schlitze des Giotto was mir die Träne erpreszt, ach flimmern-den Augenschlitze innerer Redeflusz : Santa Croce : Florenz,etc. (»bis an des Waldes Grund verfolgt von Euren Blik-ken ……«)

mein immer tieferer Verfall, wollte Messer aus der Kredenz,und meinen Schatten UMBRINGEN, die Puffärmel = Palm-farne (nach Celan) setzte mich auf das Trittbrett des Talbot(damals) indes der Schmerz inmeinemKopfmir ärgstens lau-erte, vor mich hin weinend möchte gar nicht mehr sprechen :schweigen möchte ich und weissagen …… siehe invalidejg.Krähe auf dem Autodach nämlich flog dann dahin, inden unaufhörlichen Wald usw., die Beschriftung des Flieder-baums ich meine was die Malerin Linde Waber hervor-brachte (und mir widmete) es war die rosa Erinnerung einesGedankens, oder Inschrift in einGebüsch oder die roten Blü-ten eines Kastanienbaums im Schillerparkwelcher eine .Blütealso ein . Sprieszen im Frühherbst vollbringt usw.

(doofe Paula Becker befolgte tatsächlich dieAnordnungen ihres MEISTERSOtto Moder-sohn, z.B. in dieKochschule zu gehenumko-chen zu lernen, etc.)

Das Zimmer in meinem Traum war von Sonnenlicht durch-

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flutet und die Menschen welche sich darin tummelten spra-chen eine Sprache die mich verstörte, ich konnte kein Wortverstehen oder dessen Bedeutung ahnen also, verzweifelteich am Sinn der Welt. Ich meine viele meiner Freunde fügtenmir Enttäuschungen zu ODER von vielen meiner Freundemuszte ich Enttäuschungen erleiden was mir tiefe Kränkun-gen beibrachte ODER ich konnte nicht begreifen dasz meineFreunde mir jemals solche Kränkungen zufügen würdenODER die Enttäuschungen die meine Freunde mir zugefügthatten, lösten in mir eine Bitterkeit aus ODER ich war ver-wirrt und erschrocken über die Enttäuschungen welchemeine Freunde. ODER es erfülltemichmit groszem Schmerzdasz meine Freunde etc. Hier endete meine Schmerz-Erfah-rung :sie ähnelt dem Ende des BOLERO v.Ravel welches Musik-stück die Koloratur des Höhepunkts eines Liebesakts nach-zeichnetachwasmir träumte ich blicke in einen Spiegel und sehemeinHaar hinter das linkeOhr gekämmt dasz es ockerfarben, einepoetische Verdammnis führt mich SO zwischen wahnwitzi-ges Experiment und klassische Korrektheit, lese in GeorgChristoph Lichtenberg’s Sudelbüchern (»ach der mit demApfelbaumundAphorismen«, etc.), ich war in derUnterweltich weine mir die Augen aus, anfragen bei EMINENZ: »wasmacht dein Lorbeerbäumchen?«, luzides Traumbewusztsein,»bist sehr fragil«, sagst dumir ins Ohr. Ich war einmal in KA-MENZ (da bin ich aufgewachsen), es schnäbelt am offenenFenster vorbei schwarzes versus blau …… was unter einesFrühling’sHimmel, ichmeine die Berge umWien (graugrüneHügel), achwie die Träne rollt, samt saftig und schmeckt’ ich,die Gräser des Frühherbsts : guck’ ich : guck’ ich des Wiede-hopf ’s Bühel und Büschel : pelziges Vaterland. Dielenboden

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voll Blut lauter Schwalben seh’ ich in deinen Augen undwallte die reine Luft, hast tolles Sensorium, so Schwester Na-tascha, während im Refektorium das Mittagsgebet gefolgtvon der gemeinsamen Mahlzeit, Schwester Celine, , mitSpitzenhäubchen und weiszem Habit wird an der Handgeführt usw., plötzlich war ich ausgeschlafen = ½ Uhrfrüh …… was die Museumsinsel (Berlin) bei zirpendemFrost, angeht sprang ich mit meinem dünnen Jäckchen dahinich jagte dahin weil dein Feuer flackerte inmeiner Brust, wehmir ich suchte in TRÄNENSUCHT nach deinem jüngstenBrief, das schwarze Seidenhemdchen hatte etwas anUntersei-te, ich müszte den ganzen Tag für mich haben um unbändig,ich meine schreiend, schreiben zu können ach der Palmwedelan der Eingangstür, fürstlich nämlich das Exkrement auf demBettuch, die Szene sehr expressiv, lese in Beethoven’s Testa-ment,

(Dr.Keusch Kniegespenst, linkes Knieröntgenisieren, Achtung)

dieses Sportgesindel von Fuszball, gesichtet vom oberstenSpitalsfenster, in der Sportecke zierlicher Fliederbusch des-sen Blüten wie winzige rote Strophen = Gemälde auf Pappevon Linde Waber, entferne mich weiter von den Menschen,JD, Waldvögelchen ohnegleichen, damals gingen wir Handin Hand und im Stadtpark blühte der Flieder (»le kitsch«)

möchte beim RAINER ein paar Therapiestunden nehmen,weiszt du, mein Hagebutten-Delirium, »eine tgl.Prosa (derGegenstände)« von Jean Baudrillard, das Feuer im Fensterschwankte wie Looping, ich wachte mitternachts auf wäh-rend ein Brüllen von Donnerschlägen mich entsetzte ……

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ha! bin so angeflammt! halte nichts von »politischerKorrekt-heit« etc., heute Brief an Bernhard Trebuch geschrieben :»nein dieser Mozart macht mir keine Freude – ich brauchealte Musik einen Bach z.B. gestirnte Musiken,« wir drehten’/ in Köln den experimentellen Film »TRAUBE«, spa-zierten in Köln umher und erinnerten die Stelle wo RobertSchumann sich in die Fluten stürzte, weh mir unser schlitt-schuhlaufen am Domplatz. Auch sehe ich dasz Klaus Schö-ning Abschied winkte als wir abreisten …… die alte Nonnelag HINGEGOSSEN im Ohrensessel welcher mit Paradies-vögeln, bestickt usw. meine Haarwurzeln schmerzen mich /es sei blöde, Träume nachzuerzählen (bei Hölderlin hat dasWort blöde einen anderen Sinn, usw.), jetzt im Oktobereine halbgeschlossene Schneeglöckchen-Blüte auf dem Par-kett, auch steckt manmir einen goldenen Ring an den linkenRingfinger, der mir zu grosz ist, frage mich ob dies ein Zei-chen dasz ich ins Kloster. Ich gehe auch im Traum am Stock,die Träne aus meinem Augenpaar, ich tauche in einen Waldv.Farnkraut : ein besonderes Grün blinkender Edelsteine,ich produziere kl.Lüge in meinem Traum, es berühren sichetwa Wasser und Horizont, nun ja irgendwelche Maler ausDeutschland, er faszte mich an der Hand und wir liefen zwi-schen den Galerien der Museumsinsel hin und her, er hatteeinen Zauber über mich, ausgegossen ich war ihm erlegenwir verbissen uns in einander, fielen über einander her, zer-fleischten uns endlich.Wir öffnetenunsereAdernund lieszenunser beider Blut sich vereinigen (was ging in dir vor? deinSchlüsselbein zart wie das eines Kindes …… ich meine derPhonograph usw.). Schwärme v.Sperlingen damals in einemGastgarten v. Ischl, beim .Ausgang im Freien fallen mirdie häszlichen Pelargonienstöcke in den Fenstergärten auf,Handschuh Unserer Lieben Frau, fischte die Handschuhe

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aus dem Wintervorrat weil es kalt geworden war, mit Win-terausrüstung in den Klostergarten, sodann, ich meine der. Schnee also erlauchte Flusen und Flocken, die reinen Buch-staben imOhr (JD) weh mir meine verdorrte Hand, zausigesVögelchen …… eine Galanterie in der Fieberkurve, das Eja-kulat gelb statt weiszlich was auf eine Krankheit hinweisenmochte, die verwelkten Glocken (Blumen), halb liegend (zumFrühstück) am Küchenstuhl, bin zerknirscht, den Kopf aufdenArmen, in denArmen vergraben, ichmeine derKuckuckaus dem Äther, punkt Uhr am Morgen etwa ein Fuchs, dieLeidenschaft Tränen zu vergieszen / Dinkelnahrung derletzte Schrei usw.,Wolfsgeheul in der Kammer, die Welt hatauf mich vergessen, zu Besuch in der Cafeteria jg. Spa-nierinnen mit tiefschwarzen langen Locken. Damals wirsaszen imWiesengrün und es rauschte im Blattwerk über un-seren Häuptern, Gaia v.S. mit Gesichtsschleier geschmückt,Knospe v.Mündchen, verschreibe mich zuweilen : adressiereMÜNDCHEN statt MÜNCHEN / Schwester Birgit besuchtmich aufmeinemZimmer derGarten ergieszt sich, alles aura-tisch, Kölz gestorben. Mein Büschel mein Vaterland verbrin-ge die Tage mit Lesen Schlafen und Essen, die Ärzte hoff-nungsfroh dasz ich bald entlassen werde dasz ich die Kettensprenge (wie blutend, dieRosetten imKlostergarten, imHim-mel dieHostienHundsveilchen Ideale,meinVäterchen der Il-lusionist, im unaufhörlichen Wald wo ich aufgewachsen / inKAMENZ) etc.

die verwesten ach Blümchen, im Abfall

heulend und heulend im Birkenwald Döschen Heidelbee-ren mir in den offenen Rachen (geschüttet), ich meine in un-vordenklichen Waldtagen, auch selber GEBROCKT, erin-nerst du dich, damals in Rohrmoos, hingegossen mein Fell

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und mein Fusz ins Wespen-Laub während Waldvögelchenihre…… (Liebeslieder) aus zarter Kehle.Weh mir Clementi-nen-Pärchen am Fenster neben wildem Gesträuch in derblauen Vase, indes Skrjabin’s Kletterrosen da reisz’ ich mirdas Herz aus dem Leib (jagend im Lehnstuhl oder halb lie-gend das kl.»j« – an Connie schreibend Fado-Stimme mich,ergötzte,)

»liebe F.«, so Sabine H., »komme gerade von der DomäneDahlem zurück, ich sasz dort auf einer Bank ringsherumFlie-der und Tiere da kommt der Engel die Pferde füttern, einPferd schaut ihm UNBEGRENZT nach läszt seinen Phallusherabhängen usw., Golfe, Lagunen im Himmel«, jemandwinkte mir von der gegenüberliegenden Straszenseite aberich konnte nicht erkennen wer es sei / womöglich blonderKopf. JD’s GLAS aus dem Leim gegangen. Damals, salutierteer (P.H.) indes ich langsam imAuto losfuhr die Freunde stan-den Spalier und es war ein blühender Tag, in Offenbach, da-heim schrieb ich einige Zeilen über PaulaModersohn-Beckerwas wie eine Übersetzung seines = P.H.’s Abschiedsgruszesgewesen sein mochte, ein Backenzahn mit Wurzeln, ver-mutlich in denWaldungen der Phantasie, damals die sonnen-beschienenen Fauteuils des Café Jelinek dessen Brüder, fas-sungslos die Girlande des Goldkettchens über dem Notruf-Knopf, usw.

so ein Bube im Fenster (wahrlich hinter Gardinen,bläulicher jumper), oder eine Strähne hinter’s Ohr ich meine,ZÄHMEND, das Läppchen, weiszt du, Lampionblume imGlas, usw. bin sehr fragil habe mich totgesungen. KeinNusz-knacker im Haus, wollte Handvoll Walnüsse für dich auf-knacken …… Freund Uli hatte den bayerischen Akzent an-

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genommen da er an die Jahre dort gelebt was mir ein ner-vöses Gefühl beibrachte, ein Döschen Heublumen in den of-fenenMund (gestreut), laufe gerne durch die Büsche des Klo-stergartens, ein wenig, aus einem Schälchen löffelnd seltensolche Luxuszeiten erlebt, auf Lineal mit lila Filzstift kalli-graphiert »ach Todestrieb. Nachts schwärmt ein künstlicherZahn in der Mundhöhle ……«

»mein Bruder ist eine Wachskerze«, soSchwester Ingrid,

das Wolkenschiff über dem Klostergarten wo sie paarweiseoder zu dritt segelten, durch Posaune und Schleier-Regen.Rosa Malven und Beete v.Goldlack, ach ins Laub geducktzierliches Amselpaar, Antony Hegarty aus dem GRAM-MO ……

hier alles FAKE (gefächertes Abendlicht), dies tonnenschwe-re, Herz. Ihn anlügend indem ich ihn küszte, ihn küssend imSchlaf indem ich ihn anlügte, ihn in den Mund küssend in-dem ich ihn belügte ich meine während ich hustete, es waram frühen Morgen dasz ich ihn anlügend küszte indes,nach einem Aufstieg ins grüne ich die Pianistin Clara S. er-blickte im Freien (an einem Pianino) und wir den Gardaseeüberquerten während ich meine Hand ins Wasser tauchteund zu dir sagte »wie bei Theodor Storm, usw.«, wir kreuz-ten den Gardasee in einem Boot und ich erblickte ein Pferdam Ufer des Sees das seinen Phallus herabhängen liesz indesmeine Hand in die Wellen tauchte. Aber er blieb sodann mi-nutenlang im Pissoir wie es JD beschreibt, usw., wie meinegeliebte Groszmutter stecke ich den Kopf in den Sand undscheide verarmt. Ha! SCHMUTZ-Fink in den Gärten, ichverkoste die Sprache : schmeckt köstlich!, lebhafte Träume

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das rechte Ohr auch im Traum delikat!, ich defloriere die Hi-rudoid-Tube …… da ist dieser EINE : EINZIGE Mensch(dessen Blüten in meiner Seele) aber auch er ist einsam undsehnsuchtsvoll : der Herr wache über dich dasz kein Haar dirgekrümmt werde dasz eine .Haut dir wachse um zu hütendich vor jeglicher Unbill etc. Als ich geboren wurde. Gingich den Flusz hinunter.War ich von gelber Farbe hatte blaueAugenund schwarzesHaar, dieHebamme sagte zu derGebä-renden : »solch Engelgotteskind« usw.

Ach!MundstationMaultrommel, empfange eineKom-munion dieMonde wie sie vorüberhuschen (die Rück-seite des Unglücks sei Glück),

also sagte er »diese winzige Mücke im Glas : ihre minimalenStiefelchen! ihr zarterHals! ach sie bewegt sich nichtmehr,

solch Donauwelle meinKäuzchen!«

Die meiste Zeit mit H. in der Cafeteria (der mir die Welt er-zählt), Elegie auf den Tod v.Corinna’s Sittich. Ach so einBube am Fenster wahrlich hinter Gardinen, etc., unter Balsa-minenmeine verdorrteHand, lieber Lungen-Flügel sag anwo-hin geht die Reise, also versank ich hinter dem Bücherschrankdes Vaters auch donnerte es, über dem Bielersee und ich saszmitHeinz Schafroth imWohnzimmer seinesHauses als RuthSchafroth eintrat und die Glocken über den Bielersee flogenund Heinz Schafroth Ovid zu zitieren begann, dasz mir dieTräne. Erglühten wir bei den Strophen der Metamorpho-sen …… Schamanen-Komposition des Robert Schumannoh dasz ich den Verstand verlöre! die Gefühle amHorizont :dannbin ich inOhnmacht gefallen, grau-grüneAsche und bisaufs Blut (sie sei in Bludenz geboren), trenz’ ich am Tassen-rand, ist die französische Sprache eine Sprache der raison,