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Sven Sygnecka Zusammenfassung der Folien aus Wirtschaftspolitik I+II von Prof. Paul J.J. Welfens Inhalt: 1. Konjunktur- und Wachstumspolitik 2. Wettbewerbspolitik 3. Wirtschaftspolitik und Beratung (Analyse der Wirtschaftspolitik aus Sicht der Neuen Politischen Ökonomie (Public Choice)) 4. Marktversagen als Begründung wirtschaftspolitischer Regulierung Beispiel: Wettbewerb im Hochschulbereich 5. I&K-Technologie, Produktivität und Wachstum: (Transatlantische Analyseperspektiven und Wirtschaftspolitische Optionen) 6. Wirtschaftssystem, Wirtschaftspolitik und Wohlstand bei Sicherheit 7. Globalisierung, Konkurrenz der Wirtschaftssysteme und internationale Einkommensunterschiede 8. Mittelfristige Herausforderungen für Euroland: Stabilität, EU Osterweiterung, Wachstum 9. Systemtransformation als Problem der Wirtschaftspolitik

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Sven Sygnecka

Zusammenfassung

der Folien aus Wirtschaftspolitik I+II

von Prof. Paul J.J. Welfens Inhalt:

1. Konjunktur- und Wachstumspolitik 2. Wettbewerbspolitik 3. Wirtschaftspolitik und Beratung (Analyse der Wirtschaftspolitik aus Sicht der Neuen

Politischen Ökonomie (Public Choice))

4. Marktversagen als Begründung wirtschaftspolitischer Regulierung Beispiel: Wettbewerb im Hochschulbereich

5. I&K-Technologie, Produktivität und Wachstum: (Transatlantische Analyseperspektiven und Wirtschaftspolitische Optionen)

6. Wirtschaftssystem, Wirtschaftspolitik und Wohlstand bei Sicherheit 7. Globalisierung, Konkurrenz der Wirtschaftssysteme und internationale

Einkommensunterschiede 8. Mittelfristige Herausforderungen für Euroland: Stabilität, EU Osterweiterung,

Wachstum 9. Systemtransformation als Problem der Wirtschaftspolitik

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I. Konjunktur- und Wachstumspolitik Konjunktur = zyklische Schwankungen der Wirtschaftsentwicklungen in Marktwirtschaften; Konjunktur= Schwankungen im Auslastungsgrad des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials Produktionspotential = maximal mögliche Produktion der Wirtschaft auf Basis der in Unternehmen vorhandenen Produktionsfaktoren (K= Kapital, L= Arbeit, Z= technisches Wissen) Wachstum = langfristiger Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials, das als Aggregation firmenindividueller Produktionsfunktionen zu verstehen ist: Ypot (K, L, Z); z. B. Spezifikation einer Funktion für Produktionspotential als Y pot = ZK ß L 1- ß ; 0< ß< 1 Positive, aber abnehmende Grenzprodukte von Kapital bzw. Arbeit; bei Entlohnung nach dem Faktorgrenzprodukt gilt ß= K/ Y= Profitquote (mit r= Realzins) und 1- ß= Lohnquote wL/ Y (w= Reallohnsatz W/ P, mit W= Nominallohn, P= Preisniveau) Kurzfristig kann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage für die tatsächliche gesamtwirtschaftliche Produktion entscheidend sein, langfristig ist das Produktionspotential ein Begrenzungsfaktor des tatsächlichen Outputs. Idealerweise herrscht im Makrogleichgewicht gleichzeitig internes Gleichgewicht (Vollbeschäftigung bzw. Arbeitsmarktgleichgewicht; bei effizientem Einsatz der Produktionsfaktoren dank Wettbewerb) und externes Gleichgewicht (ausgeglichene Leistungsbilanz bzw. ausgeglichener Devisenmarkt). Frage: Gibt es in Mw automatische Tendenz zu Makrogleichgewicht? • Klassiker im 19. Jh. waren hierbei optimistisch und konnten auf hohe Flexibilität der

Preise auf Güter- und Faktormärkten verweisen; Keynes unter Hinweis auf Großbritanniens Arbeitslosigkeit in den 20er Jahren und später in der Weltwirtschaftskrise 1929- 35 weniger optimistisch (General Theory of Employment, Interest and Money). Keynes bzw. Keynesianern sehen wichtige Rolle des Staats für die Stabilisierung der Wirtschaft

• Gegenposition der Monetaristen (z. B. FRIEDMAN, BRUNNER, MELTZER), die mehr die Rolle der Zentralbank bzw. der Geldpolitik zur Beeinflussung der Gesamtnachfrage betonen Mit Wachstum ist typischerweise sektoraler Strukturwandel verbunden; Bedeutung des technischen Fortschritts und der Einkommenselastizität der Nachfrage bei Gütern i und j;

Denkbare Unterscheidung von Sektoren in nichthandelsfähige Güter (viele Dienstleistungen, Bauwirtschaft) und handelsfähige Güter. Wichtig bei offenen Volkswirtschaften – in kleiner offener Vw ist Angebotsüberschuß auf T- Markt gleichbedeutend mit einem Handelsbilanzüberschuß

interdependentes strukturelles Gleichgewicht im Makrogleichgewicht

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II. Wettbewerbspolitik (Theorien, Konzepte und Anwendungsbereiche) Was heißt Wettbewerb? • Wettbewerb ist gekennzeichnet durch nachhaltige Konkurrenz mehrerer Anbieter auf einem bestimmten (relevanten) Markt • Nach Anbieterzahl man unterscheidet

• Monopol (1 Anbieter) • Oligopol (wenige Anbieter) • Polypol (viele Anbieter) (denkbarer Sonderfall: nur 1 Nachfrager (Monopson) – staatl. Rüstungsaufträge

Wozu Wettbewerb? Annahmen:

Nachfrager mobil, Markttransparenz Funktionen:

• schafft für Nachfrager Wahlmöglichkeiten • ist Ausdruck unternehmerischer Freiheit • stimuliert Anbieter, Preis auf Kosten zu drücken (statische Effizienz, Infofunktion) • Stimuliert Anbieter zu Prozeß- und Produktinnovationen; für Innovator ergibt sich temporär hoher Preis p („Prämie“=temporärer Monopolpreis) – im Zuge der Diffusion sinkt p auf Grenzkosten

oder nach dem Buch: - Informationsfunktion - Innovationsfunktion (resultiert aus der dynamischen Effizienz) - Allokationsfunktion - Sozialfunktion (resultiert aus der statischen Effizienz, niedrige Preise bedeuten

einen realen Einkommensanstieg) - Lenkungsfunktion (dynamisch oder statisch?) - Machtbegrenzungsfunktion (schafft für Nachfrager Wahlmöglichkeiten, so dass

kein Unternehmer Macht bekommt; gleichzeitig Ausdruck der Freiheitsfunktion, dabei aber auch von Unternehmerseite zu betrachten)

Wettbewerbswirkungen

1. statische Effizienz Preis = Grenzkosten 2. dynamische Effizienz Produkt- und Prozessinnovationen, 3. Freiheitsfunktion des Wettbewerbs (Für Unternehmer= wirtschaftliche Freiheit; für

Nachfrager= Wahlmöglichkeit) Wettbewerbsmarkt ?! Statischer Wettbewerb (Preis = konstante k’) vs. Preisdiskriminierung (z.B. via Produktdifferenzierung) • Bei konstanten Grenzkosten (k’=p0) ergibt bei q0 Gewinn =Null • Marktsegmentierung bzw. vollständige Preisdifferenzierung =höherer Durchschnittsertrag (p1); Gewinn = P1FE0P0 • Technischer Fortschritt bedeutet Verschieben k‘0 zu

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k‘1 Strategieelemente

a) Konzept b) Verfahrensweise c) Relevanter Markt

a) Zwei Konzepte der Wettbewerbspolitik

1. Konzept des nachhaltig funktionsfähigen Wettbewerbs: stellt ab auf viele Anbieter, ggf. weites Oligopol mit mäßiger Produktdifferenzierung (Clark, Kantzenbach); GWB! (befürwortet Monopolaufsicht)

2. Konzept bestreitbarer Märkte (contestable markets approach), das Rolle offener Märkte u. potentiellen Wettbewerbs bzw. niedriger versunkener Kosten (=nichtreversible Kosten bei Marktaustritt) betont

Annahme: nicht nur tatsächliche, sondern auch potentielle Konkurrenz ist für Marktverhalten maßgebend: • bei potentieller Konkurrenz wird Monopolist den Preis unterhalb des Cournot-Preises ansetzen, um potentielle Konkurrenz vom Markteintritt abzuhalten • Wann funktioniert das Konzept der Bestreitbarkeit der Märkte? Entscheidend sind (I): • Freier Zugang zu Absatz- und Beschaffungsmärkten für potentielle Konkurrenten • Freier Zugang zu Technologien • Monopolist läßt sein Marktverhalten hinreichend lange unverändert o niedrige Markteintrittsschranken (Marktaustrittsschranken können Eintrittsschranken darstellen: sunk costs) „Sunk costs (verlorene bzw. nicht rückholbare Kosten) bezeichnen den Wert von Aufwendungen bzw. Produktionsfaktoren, der für den Markteintritt erforderlich ist und bei einem Marktaustritt unwiederbringlich abgeschriben werden muß“ (FRITSCH/WEIN/EWERS,1996, 161) • sunk costs sind nicht gleich den fixen Kosten!

- • je höher sunk costs, desto unwahrscheinlicher der Markteintritt

b) Regulierungsfelder:

- Preissetzung (Einzelpreis oder Leistungskorb) - Investitionsgenehmigung - Markteintritt

Kritische Aspekte der Regulierung:

- Informationsasymmetrie (Kostenkalkulation) zwischen Regulierungsbehörde und regulierten Firmen =Probleme bzgl. Regulierungseffizienz

- Gefahr eines „regulatory capture“: Regulierer wird durch regulierte Firmen instrumentalisiert

- Regulierungsalternativen: Preis- versus Renditeregulierung: letztere begünstigt anreizmäßig Ineffizienz bzw. zu kapitalintensive Produktionsweise: Averch/Johnson-Argument

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Globale Regulierungspyramide

Nationale und Internationale Aspekte

- Nationale Politikebene (D: Bkart-Amt, RegT+P, Monopolkommission) - EU Wettb.politik (+Forum European Competition Auth. = EU-weite Kooperation) - Bilaterale Verträge: EU –USA (1998; zuvor D-USA 1976, D-F in 1984), EU- Canada,

EU-Japan; Bsp. Zu Kooperation EU-USA ist Covisint Internet Plattform (FCC, DoJ, EU)

- Multilateral Approaches: a) US Global Competition Initiative (2000) b) OECD (einflussreich) Global Forum on Competition c) World Trade Organization: noch offen – Rahmenabkommen zu

Wettbewerbsfragen (z.B. Kartellverbot, Diskriminierungsverbot) Transaktionskostenproblem in allen Märkten • Auf Nachfrageseite muss man zwischen der Bruttozahlungsbereitschaft DDgross und DDnet (inkl. Infokosten) unterscheiden • P1 ist pekunärer Preis, E1F reflektiert Info- bzw. Transactionskosten; netto Preis ist P1<Bruttopreis P1’; (und q1<q0) • Infokosten sind in vielen Märkten hoch und implizieren Potential für transaktionskostensenkende Technologien/Dienste

Telekom: Netzwerkeffekte • Bei Telekommunikation wird bei Netzexpansion (Bewegung auf Kostenkurve nach unten) der Nutzen bisheriger Nachfrager steigen, die neue interessante Kommunikationspartner haben; also endogene Drehung der DD-Kurve nach außen (DD0 nach DD1). • Nutzung von Netzwerkeffekten impliziert hohe Investitionserfordernisse (q2 größer als q1) c) Elemente wettbewerbspolitischer Konzeptionen

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- Anbieterzahl etc. - Räumlich relevanter Markt (Mobilität von Nachfragern und Anbietern) - Sachlich relevanter Markt (Bedarfsmarktkonzept*, Bedeutung der

Kreuzpreiselastizität!) *Bedarfsmarktkonzept grenzt Markt so ab, dass Güter, die ein Bedürfnis annähernd gleich gut befriedigen, demselben relevanten Markt zuzurechnen sind (Ei, j hoch) Ansatzpunkte der Wettbewerbspolitik

- Allgemeine Regeln (Kartellverbot, Fusionskontrolle) - Regulierung für einige Sektoren mit Marktbeherrschungssystem (ex ante Kontrolle) - Missbrauchsaufsicht über marktbeherrschende Unternehmen (ex post Kontrolle)

Kern der EU-Wettbewerbspolitik (Art. 81 und 82)

- Gefährdung des Wettbewerbs bzw. Wettbewerbsverzerrung sollen vermieden werden (insbes. Binnenmarktrelevanz!)

- Verhindern von Marktmachtmissbrauch Verhindern von Diskriminierung; zudem Beihilfenaufsicht III. Wirtschaftspolitik und Beratung (Analyse der Wirtschaftspolitik aus Sicht der Neuen Politischen Ökonomie (Public Choice)

Akteure der Wirtschaftspolitik und ihr Verhalten: - Ausgangspunkt ist die Hypothese nutzenmaxierender Politik, wobei in die

Nutzenfunktion Einkommen, Prestige, Macht, Zahlder Untergebenen eingehen - Parlamentarier in der Demokratie wollen Wiederwahlwahrscheinlichkeit unter

Nebenbedingung (Ök. System) maximieren - Bürokratie will Budget maximieren

Interessen und Verhalten von Politik und Wählerschaft

- Politk: o Wiederwahlfunktion seitens der Politik, mit den Argumenten

Pro- Kopf- Einkommen (Wachstum=+) Inflation (- Einfluß) Arbeitslosgkeit (-) reale Abwertung (-/ 0)

- Wählerschaft: haben geringe Anreize sich gut zu informieren, da der Wahlausgang ein

öff. Gut (oder Übel) ist Erstaunlich, daß Wähler überhaupt wählen (Anreize?/ Kosten/ Nutzen)

Einfluss von Interessengruppen - Interessengruppen bieten hochspezialisiertes Know- how,

das Sie in Stellungnahmen und die Öffentlichkeit einbringen

- Logik kollektiven Handelns nach OLSON - Interessengruppen sind unterschiedlich konfliktfähig;

Durchsetzungsfähigkeit hängt von letzterem ab - Interessengruppen mobilisieren Wähler - Interessengruppen finanzieren Parteien Einflussträger der nationalen Wirtschaftspolitik

- Interessengruppen mit jeweiligen speziellen Interessen (z. T. sektoral, auch regional)

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• Renditenormalisierungsfunktion • Übermachterosionsfunktion • Innovationsverbreitungsfunktion bei Nichterfüllung zumindest einer dieser Funktionen im Idealfall mit Marktversagen zu rechnen = Normative Theorie der Regulierung: Identifikation von Tatbeständen des Marktversagens zur Begründung von regulatorischen Eingriffen seitens der Wirtschaftspolitik Tatbestände des Marktversagens:

a) Externe Effekte (Nutzen- und Kostenfunktion von Individuen werden von Dritten beeinflußt)

o Extremfall externer Effekte: öffentliches Gut (free rider-Problem, Nichtrivalität im Konsum)

b) Natürliches Monopol (Subadditivität der Kostenfunktion; Marktversagen durch Existenz von Unteilbarkeiten)

c) Informationsmängel (asymmetrisch verteilte Infomation) d) darüber hinaus:

a. Anpassungsmängel b. Nichtrationalität der Marktteilnehmer (Fall meritorischer, demeritorischer

Güter) a) zu den externen Effekten: Externe Effekte sind dann vorhanden, wenn in der Produktions- bzw. Nutzenfunktion eines Individuums mindestens eine Variable enthalten ist, die nicht vollständig von diesem kontrolliert werden kann Externe Effekte beeinflussen die Knappheitsrelationen und damit die Marktergebnisse bzw. die Nutzen- und Kostenfunktionen von Nachfragern und Produzenten Arten externer Effekte:

- Technologische Externalitäten - Pekuniäre externe Effekte (indirekte Auswirkungen auf andere Märkte durch z.B.

technischen Fortschritt) - Psychologische externe Effekte - weitere Unterscheidung nach der Art ihrer Auswirkung auf Betroffene:

• negative externe Effekte (kostensteigernd) • positive externe Effekte (nutzensteigernd)

Internalisierung • bei negativen externen Effekten müssen Zusatzkosten dem Verursacher der externen Effekte zugeschlagen werden • bei positiven externen Effekten muß der Zusatznutzen vom Konsumenten entsprechend getragen werden Eine Fülle von Regulierungsmöglichkeiten seitens der Wirtschaftspolitik denkbar:

- Erhebung von Steuern und Abgaben - Verkauf von Schädigungsrechten (bei negativen externen Effekten) - Zahlung von Subventionen (bei positiven externen Effekten) - Ge- und Verbote, Auflagen - Rechtliche Regelungen (Haftungsrecht) - Staatliche Bereitstellung

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Kriterien zur Beurteilung von Regulierungsmöglichkeiten/-instrumenten: - Statische Effizienz (Wird Marktgleichgewicht im Sinne von Preis = sozialen

Grenzkosten bei vertretbaren Zusatzkosten hergestellt?) - Dynamische Effizienz (Passt sich das Gleichgewicht auf Veränderungen der

Nachfrage- oder Angebotsseite, z.B. technische Innovationen, im Zeitablauf an oder wird dieser Anpassungsprozeß von der Maßnahme beeinflusst?)

- Treffsicherheit (Genauigkeit der Maßnahme) Beispiel: Pigou-Steuer zur Internalisierung negativer externer Effekte (Öko-Steuer)

- Statische Effizienz (gut, allerdings möglicherweise hoher Kostenaufwand) - Dynamische Effizienz (gut, Veränderungen der Nachfrage und Angebotsparameter

werden nicht wesentlich beeinflusst, allerdings auch keine Anreize für die Umsetzung innovativer Techniken - z.B. bei Senkung der Grenzkostenkurve des externen Effekts)

- Treffsicherheit (schwierig) Probleme bei Internalisierung externer Effekte über Steuern: • Informationsproblem (Höhe der Steuer, Subvention) • schwierige Zurechenbarkeit des Verursachers (saurer Regen, Schadstoffbelastung der Luft) • Treffsicherheit der Maßnahmen oft ungenau • bürokratischer Aufwand • Staat kann seinerseits Marktverzerrungen hervorrufen • Abwägung zwischen Kosten und Nutzen der Maßnahme sinnvoll; Handlungsmöglichkeiten stark von dem jeweiligen Einzelfall abhängig b) zu natürlichem Monopol Kriterien für natürliches Monopol:

- sinkende Durchschnittskosten (K/X sinkt mit steigender Produktionsmenge X) - Subadditivität der Kostenfunktion (ein Anbieter ist in der Lage, eine Menge X zu

geringeren Kosten herzustellen als zwei oder mehrere Anbieter, Grenzkosten dauerhaft unter Durchschnittskosten)

Problematik des nat. Monopols

1. Fall sinkender Grenzkosten bzw. Durchschnittskosten: die jeweils größte Firma hat also Kostenvorteile, was eine Monopolisierung nach sich zieht; relevante Sektoren sind u.a. Eisenbahn (dort ggf. Auch Verbundvorteil zwischen Netz und Dienstbetrieb?), Telekomfestnetz, Strom- u. Gasnetz

2. Große Divergenz zwischen der effizienten Lösung (Preis=Grenzkosten, die mit Verlust verbunden ist – Subvention als Ausgleich zahlen ?!) und Monopolpreis!

3. Regulierter Preis = Durchschnittkosten sinnvoll!? 4. Gefahr von Überinvestition bei n Firmen, z.B. doppelte

Netzinfrastruktur=Verschwendung (!?), Fragezeichen ergibt sich wegen erhöhter Innovationsdynamik im Fall von n Anbietern – dynamische Effizienzgewinne sind hier gegen unvollständige Nutzung von Skalenvorteilen aufzurechnen!

grafische Darstellung

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zum Vergleich: Statisches Monopol vs dynamische Effizienzgewinne im Duopol

Symmetrisches Duopol von Vorteil, sofern duopolinduzierter technischer Fortschritt hinreichend stark, so dass Gleichgewichtspreis (beide Anbieter produzieren q2=1/2 q3) <p0 Regulierung bei Vorliegen eines natürlichen Monopols: Wie kann ein optimales Marktergebnis (Preis=Grenzkosten) erreicht werden? • bei Wettbewerb: Ineffizienzen wegen sinkender K/X • Gefahr ruinöser Konkurrenz • daher: Regulierung zu einem Monopol (Beschränkung des Markteintritts) • Problem: Wie zwingt man einen Monopolisten zum optimalen Marktergebnis? Regulierungsoptionen:

- Kontrolle des Monopolisten: Kosten und Produktionsmenge und –qualität - bei Preis = Grenzkosten Ausgleich des Defizits durch Subventionen

(Informationsproblem) - staatliche Preisregulierung (Festsetzen von Preisobergrenzen)

o bei Existenz von Preisobergrenzen zusätzlich Qualitätskontrolle - Verpflichtung zu gerade kostendeckenden Preisen - Begrenzung des Aktivitätsbereichs des Monopolisten um weitere Ausbreitung auf

andere Märkte zu verhindern (Quersubventionierung durch Monopolrente) - Begrenzung der Macht durch zeitlich befristete Vergabe des Monopols über z.B.

Versteigerung - staatliche Bereitstellung

oder:

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1. Staatsunternehmen – nicht als AG; Staat als Eigentümer UND Regulierer = Interessenkonflikt beim Staat

2. Staatsunternehmen als AG – erhöht Transparenz, erleichtert Unternehmensbewertung 3. Privates Monopol mit Regulierung

Regulierungsoptionen: - Kontrolle des Monopolisten: Kosten und Produktionsmenge und –qualität - bei Preis = Grenzkosten Ausgleich des Defizits durch Subventionen

(Informationsproblem) - staatliche Preisregulierung (Festsetzen von Preisobergrenzen)

o bei Existenz von Preisobergrenzen zusätzlich Qualitätskontrolle - Verpflichtung zu gerade kostendeckenden Preisen - Begrenzung des Aktivitätsbereichs des Monopolisten um weitere Ausbreitung

auf andere Märkte zu verhindern (Quersubventionierung durch Monopolrente) - Begrenzung der Macht durch zeitlich befristete Vergabe des Monopols über

z.B. Versteigerung staatliche Bereitstellung

4. Marktöffnung + Privatisierung +Regulierung (später allg. Wettbewerbspolitik) Privatisierungsprobleme:

- Soll Unternehmen als Ganzes privatisiert werden oder erst Entflechtung, dann Privatisierung

- Korporatisierung als AG, dann erfolgt eine Privatisierung in Teilschritten, wobei strategischer Investor (mind. 30% Anteil) zu suchen ist – soll Firmenerfolg sichern! Vollprivatisierung dann meist ok!

- Marktöffnung, die Neuanbietern Möglichkeit des Markteintritts bietet =(?)nachhaltiger Wettbewerb

- NO: Dumping, wettbewerbswidrige Kampfpreise oder Begrenzung der Marktmacht des Monopolisten durch „Bestreitbarkeit der Märkte“ Konzept der „contestable markets“ (siehe II.) Denkbare Marktdynamik nach Ende des Monopols • Durch Regulierung gesicherter Wettbewerb mit großem Unternehmen (Ex- Monopolisten) vs. Viele kleine Newcomer • Wettbewerb internationalisiert • Innovationswettbewewerb • Weitgehend regulierungsfreier Wettbewerb, der zur Herausbildung eines engen Oligopols mit mehreren Großfirmen führt: Im Oligopol besteht strategische Interdependenz der Anbieter(Preisführer?) Oligopol (mit geknickter Hitch-Sweezy Nachfragekurve) Nachfrageknick ergibt sich, da annahmegemäß Anbieter xi bei Preiserhöhung von Firma X nicht mitziehen; hingegen bei Preissenkung von X auch Preise senken; während die Nachfragekurve oberhalb des Gleichgewichtspunkts B relativ preiselastisch ist, ist sie unterhalb von B unelastisch. Volkswirtschaftlich optimale Menge q1 wenig größer als q0!!! Oligopolanalayse

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Bei einem Oligopol (mit ähnlich großen Anbietern) mit einer Hitch-Sweezy- Nachfragekurve und sinkenden Durchschnitts- bzw. Grenzkosten ist die Ressourcenallokation (q) bei einer Durchschnittskostenbildung nah an der volkswirtschaftlich optimaler Preisbildung (p=k‘): Also zu erwägen, ob Regulierung reduziert oder aufgegeben werden kann! c) Informationsasymmetrien als Tatbestand des Marktversagens Eine der beiden Marktseiten (oder einzelne Gruppen innerhalb der Marktteilnehmer) besitzen private Zusatzinformationen, die vertragsrelevant sind und die nach Vertragsabschluß zu einer nachträglichen Verbesserung der eigenen Position genutzt werden können. Marktteilnehmer (Nachfrager) können transaktionsrelevante Eigenschaften eines Gutes aufgrund von Informationsmängeln nicht richtig beurteilen. Beispiele: Versicherungsmarkt (Krankenversicherung), Kreditvergabe bei Banken Folgen von Informationsmängeln:

- keine Markträumung mangels Nachfrage (z.B. bei Nutzenunkenntnis)

- Entstehung von Informationsasymmetrien, diese können zu einer adversen Selektion im marktwirtschaftlichen Wettbewerbsprozeß oder zu moralischem Risiko- (moral hazard-) Verhalten von Marktteilnehmern führen

Ursachen für adverse Selektion durch Informationsasymmetrien:

- Nachfrager ist nicht in der Lage, die zu seinen Preisvorstellungen passende Qualität des gewünschten Gutes festzustellen.

- Marktteilnehmer sind nicht in der Lage, die Erfüllung der Vertragskonditionen durch den Transaktionspartner zu überwachen bzw. zu überprüfen (Möglichkeit von „moral hazard Verhalten‘‘ des Transaktionspartners)

Moral hazard -Verhalten: o eine der Vertragsparteien ist in der Lage, die Vertragskonditionen nach Inkrafttreten des Vertrags zu ihren Gunsten zu beeinflussen o mögliche Konsequenz: adverse Selektion Maßnahmen zur Beseitigung von Informationsmängeln/-asymmetrien: marktbasierende Maßnahmen (Selbstinformation oder -

regulierung): o Informationsnachfrage (screening): Selbstinformation,Einholung von Expertisen o Informationsübertragung (signaling):Besser Informierte stellt Informationen bereit durch Reputation, Garantien, Selbstbehalt, Schadensfreiheitsrabatte

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staatliche Regulierung: o Verpflichtung zur Information oder Informationsübertragung, also z.B. zur Garantie o Verpflichtung von Mindeststandards o Einführung einer Pflichtversicherung Beispiel zu c) Hochschulbereich (Theoretische Aspekte und rationale Reformoptionen der Wirtschaftspolitik) Grundprobleme • Markt für höhere Bildung betrifft erwachsene mobile Nachfrager • Qualitativ gute private (und staatliche) Universitäten grundsätzlich möglich, sofern Kosten finanzierbar sind • Markt- bzw. Wettbewerbsmechanismus aber problematisch bei höherer Bildung, da Qualitätsunsicherheit beim Vertrauensgut universitäre Bildung besteht Informationsökonomik und Güterkategorien • Inspektionsgüter (wie Erdbeeren), deren Qualität offenbar leicht bestimmbar ist • Erfahrungsgüter (etwa Urlaubsreisen) – muss man erfahren • Vertrauensgüter: möglich nur langfristige Qualitätseinstufung: Es droht MARKTVERSAGEN Problem Marktversagen bei Vertrauensgütern moral hazard • Es gibt nachfragerseitig eine angenommene Referenzqualität; aber Anbieter haben Anreiz, Qualität (für Nachfrager unsichtbar) zu verschlechtern – ist profitabel! • Gute bzw. qualitativ verbesserte Anbieter können nicht überleben; Qualität fällt laufend, was ein Zeichen von Marktversagen ist. Mechanismus des Marktversagens bei Vertrauensgütern

1. Blender senken Qualität 2. andere Anbieter folgen 3. Qualitätsniveau sinkt

Optionen zur Überwindung von Marktversagen: • Staat (in D) setzt staatliche Einheitsqualitätsstandards bei staatlichen Universitäten durch; • Staatl. organisierte staatliches hierarchisches Unisystem (FR) • Private und staatliche Unis konkurrieren auf Basis von Qualitätssignalen (USA) zum amerikanischen System: Entstehen hierarchischer Märkte • Strenge des Auswahlgrads bei Studenten und Professoren • Bewußtes langfristiges Offenlassen eines Teils der Ausbildungsrechnung (erst langfristig weiß ja Absolvent, Qualität der Uni zu beurteilen) • Infos zu Anfangsgehältern von Absolventen etc. veröffentlichen • ERGEBNIS: hierarchische Anforderungs- und Qualitätsstufen... Finanzierung:

1. Studiengebühr 2. Spenden von Alumni 3. Forschungsaufträge

Pfadabhängigkeit im System der USA

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o Top-Unis ziehen Top-Studenten an, so daß Auswahlpool der Uni sich vergrößert: Also verbesserter Humankapitalinput beim Bildungsprozeß • Leitfunktion recht gut im System hierarchischer Qualitätsstufen Vorteile des US.Systems o Zieht weltweit die besten Studenten an o Erzielt damit höchste Arbeitsproduktivitäten o Vorsprung bei Wachstum USA Fazit o EU fällt ökonomisch und machtpolitisch im globalen Wettbewerb zurück, falls keine Reformen im Unisystem: WETTBEWERB!? V. I&K-Technologie, Produktivität und Wachstum: (Transatlantische Analyseperspektiven und Wirtschaftspolitische Optionen)

1. New Economy und I&K-Dynamik Es sei mit Blick auf die nachfolgende Analyse betont, dass der I&K Sektor aus vier dynamischen Teilsektoren besteht: » Computersektor, » Softwarebranche, » Telekommunikationssektor, » Internetsektor und digitale Mediendienste. - HINWEIS: I&K-Wertschöpfungsanteil an BIP hat sich in den USA in 90er Jahren verdoppelt (2000 ca. 10%); gewisse Meßprobleme (USA: hedonischer Preisindex); I&K-Ausgabenanteile in EU-Ländern meist größer als BIP-Anteile, und zwar wg. Nettoimport - Laut OECD ist D bei I&K insgesamt im hinteren Drittel Die New Economy mit ihren Ecksteinen Computer, Telekommunikation, Medien, Internet und Software weist insgesamt eine Reihe von Eigenheiten auf, von denen einige positive Wachstumsimpulse, andere negative erwarten lassen (WELFENS, 2002b): • Unvollkommenheiten in Märkten für Informationen, • Technologische Konvergenz, • Telekom-Internationalisierung und Wettbewerbsintensivierung, • Enorme Fortschrittsraten bei der Computer-Produktion, • individuelle Produktdifferenzierungen, um die Durchschnittserlöse zu erhöhen, • steigenden Ausgaben für Software – wo die Grenzkosten der Produktion nahe Null liegen, • Telekommunikation und Softwarenutzung – Stichwort Standardisierung - weisen Netzwerkeffekte auf (Expansion+++).

2. Theoretische Aspekte zur Verbindung von I&K-Dynamik und Produktivität 2.1 Theoretische Basis der I&K-Analyse

• Technischer Fortschritt im I&K-Sektor: wie hoch ist Fortschrittsrate (approximativ= Senkungsrate des rel. PCPreises) und wie groß ist I&K-Sektor; HINWEIS: US=2xD, • Produktivitätseffekt könnte von I&K-Anwendern, • Akkumulation von komplementärem Humankapital, • Telekommunikationssektor – inklusive Internet, • Arbeitsproduktivität steigt via höhere Kap.intensität... (I&Ksektor z.T. kapitalsparend, vermutlich vor allem arbeitsparend)

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PRODUKTIVITÄTSANSTIEG UND WACHSTUM a) Humankapitalakkumulation ( inkl. e-learning) b) Technischer Fortschritt im computerproduzierenden Sektor; Softwareinnovationen; Handel mit I&K-Gütern c) Anwender von I&K-Technologien; allgemeiner technischer Fortschritt (embodied und disembodied) d) Erhöhung der Kapitalintensitivität e) Telekommunikationssektor+ Internet: Innovationen plus Netzwerkeffekte - 50% des Wachstums werden dem IT-Sektor zugeschrieben

2.2 Mittelfristige Wachstumsperspektiven in USA und Europa

Wenn man die längerfristigen Wachstumsimpulse vom I&K-Sektor analysieren will, dann ist im wesentlichen auf vier Punkte abzustellen: • Innovationsdynamik des Telekomsektors und des Computersektors, • Entwicklungsperspektiven der Mobiltelekommunikation, • Entwicklung der relativen PC-Preise bzw. das Wachstum der Computer- und Softwareindustrie, • New-economy-spezifische Innovationsdynamik. • D/EUROLAND mit Ausnahme von Mobilfunk hinter den USA, die im Softwarebereich und bei Venture capita sowie Links Universitäten-digitale Firmengründungen weit führen; in D fehlt dem Staat fiskalischer Spielraum (Sonderbare Fiskalpol...)

3. Wirtschaftspolitische Optionen für mehr Wachstum in Deutschland 3.1 Ökonomisch rationale Strategieoptionen für Wachstumspolitik in der New

Economy Zu a) Bildungspolitik Arbeitsmarktpolitik Zu b) und c) F+E Politik Zu d) Kapitalmarkt- und Steuerpolitik Zu e) Telekomregulierung und Internetpolitk 3.2 Politische Rationalität: Wachstumspolitik als subjektbasierte Strategie? Was die Entwicklungsdynamik der New Economy bzw. des I&Ksektors angeht, so ist festzustellen, dass in Deutschland die Nutzung des digitalen Fortschritts einen geringen Stellenwert auf der politischen Agenda hat und zudem im Telekombereich durch einen Interessenkonflikte auf Seiten des Bundes behindert wird:

•Schulen sind seit Ende 2001 – zwei Jahre später als in Irland und Finnland – endlich alle am Netz, aber nur in technischer Hinsicht. •kleines Projekt E-governance •Interessenkonflikt besteht bei der Deutschen Telekom AG (DTAG).

Strategie der selektiven Subjektförderung Zwar kommt der rot-grünen Regierung das Verdienst vor, den Reformstau in Deutschland überwunden zu haben, aber negativ fällt in der Wirtschaftspolitik auf, dass die Regierung keine strategischen Ziele – wie etwa preiswerte innovative Telekomdienste zum Nutzen der Haushalte und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit aller Unternehmen – hat, sondern vor

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allem auf „selektive Subjektförderung“ (z.B. Förderung DTAG, VW, DB) setzt: Großunternehmensförderung = Wirtschaftspolitik??

Fehlen einer Konzeption der Wirtschafts- bzw. Wachstumspolitik für die digitale Wirtschaft; fraglich, ob von der Ebene der Bundesländer oder aber aus Brüssel entsprechende

Korrekturimpulse kommen werden

Fehlender Dialog Wirtschaftspolitik-Wissenschaft; ?!Mediakritie...)

4. Anhang - ICT Sektor 5% am BIP in D - Ausgaben für ICT in D 7%

VI. Wirtschaftssystem, Wirtschaftspolitik und Wohlstand bei Sicherheit Die Weltwirtschaft besteht aus einzelnen Ländern mit jeweils spezifischem Wirtschaftssystem, wobei marktwirtschaftliche Systeme – in verschiedenen Ausprägungen – zu Beginn des 21. Jahrhunderts dominieren. Die aus der Wirtschaftsgeschichte bekannten Effizienzvorteile von Marktwirtschaften lassen sich nur realisieren, wenn es entsprechende • Stabile Institutionen (Zentralbank, Börse...) • Regeln für die Wirtschaft; • und Beschränkungen staatlicher Willkür bzw. Sicherung individueller Freiheit gibt Wichtiges Kennzeichen der Wirtschaftsentwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Globalisierung, d. h. zunehmende internationale Verflechtung via • Handel (Güter und Dienstleistungen) • Kapitalverkehr • Migration • Informationsaustausch (Internet) Unter Wirtschaftssystem versteht man die Verbindung von • Wirtschaftsordnung als einer Kombination von Regeln und Institutionen, die einzelwirtschaftliches Handeln begrenzen • Typische tatsächliche Verhaltensweisen – etwa eine typischerweise hohe Gesetzestreue bzw. strikte Ausrichtung an kodifizierten Regeln („ Schweizer Verhalten“) gegenüber etwa einem mehr traditionsbehafteten Verhalten oder einem stark auf illegale Erwerbstätigkeiten orientierten Verhaltensmuster (schattenwirtschaftliche Orientierung). Das Weltwirtschaftssystem ist die gedachte Verbindung der einzelnen nationalen Wirtschaftssysteme, wobei für die internationale Wirtschaftsordnung prägend sind • global bzw. regional dominante Wirtschaftsmächte und ihre Wirtschaftssysteme (global: USA als freie Marktwirtschaft; Asien: Japan und China, Europa: EU als Soziale Marktwirtschaft; und Rußland...) • Internationale Organisationen mit globaler oder regionaler Reichweite (global: UN, IMF/ World Bank, WTO, BIS; regional: z. B. OECD, EBRD, EU)

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Top- Liga der Weltwirtschaft Die größten 10 Länder der Welt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu Kaufkraftparitäten , waren in 1998: USA, China, Japan, Indien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Brasilien, Rußland (gefolgt von Mexiko, Indonesien, Kanada, Südkorea und Spanien) Als G- 7- Gruppe (ursprünglich G- 5) bezeichnet man die Länder USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien; G- 8= G- 7 +R. (siehe Tabelle) Innerhalb des Wirtschaftssystems wird vom Staat Wirtschaftspolitik betrieben. Wirtschaftspolitik ist die • Gesamtheit aller staatlichen Maßnahmen, • mit denen Entstehung, Verteilung und Verwendung des Sozialprodukts • und die Vermögensakkumulation (Kapitalbildung via Investitionen, Vermögensverwaltung) • zielgerichtet beeinflußt werden. Wichtige Nebenbedingungen der Politik, die in Demokratien auf Wählerstimmenmaximierung ausgerichtet ist (Machgewinnung/- erhalt): • Demokratie (!?), • Zentralisationsgrad des Staats • Rechtsstaatlichkeit, • Wirtschaftl. Offenheitsgrad, • IO- Mitgliedschaften (z. B. WTO) • Landesgröße • Kulturkreis Man unterscheidet vereinfachend in der Wirtschaftspolitik zwei sehr grundlegende Aktivitätsbereiche: • Ordnungspolitik als langfristig angelegte Maßnahmen zur Gestaltung des wirtschaftlichen Ordnungsrahmens bzw. der Wirtschaftsordnung; wichtig ist u. a. die Abgrenzung von Privatwirtschaft und Staat (letzterer zentral vs. dezentral) • Prozeßpolitik zur kurz- und mittelfristigen Beeinflussung der laufenden Wirtschaftsentwicklung grafiken siehe Buch (folie 13+14;16) Marktförderung und Marktkonformität Wichtig ist, daß die Funktionsweise der Märkte durch Wirtschaftspolitik hergestellt bzw. gefördert wird. Auf Wettbewerbsmärkten entsteht ein Gleichgewicht, bei dem nicht nur beide Marktseiten (Angebot) und (Nachfrage) simultan ihre Pläne realisieren – alle Märkte sind im übrigen interdependent. Es entsteht im Gleichgewicht ein sozialer Zusatznutzen (Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente). Maßnahmen der Wirtschaftspolitik können u. a. an ihrer Auswirkung auf den sozialen Zusatznutzen geprüft werden – wohlfahrtsökonomische Betrachtung. Aktuelles Stichwort: Sicherheitspolitik

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Menschen wünschen Güter zu konsumieren, und zwar ohne große Risiken für Leib und Leben; Sicherheit beim Konsum ist eine implizite Nebenbedingung beim individuell gewünschten Konsumieren von Gütern. Im Normalfall sorgen das Zusammenwirken von • Wettbewerb, • Haftungsregeln für Produzenten • Selbstregelung der Industrie via Standards und • staatlichem Verbraucherschutz dafür, daß nur gesundheitlich unbedenkliche Güter in den Verkehr gebracht werden; und daß Herstellungsverfahren eine geringe Gefährung aufweisen bzw. ggf. Standorte für gefahrenträchtige Produktion in geeigneter Weise gewählt werden bzw. einem Genehmigungsvorbehalt unterliegen. Exemplarische Problemfelder: • BSE- Problematik • Sicherheit beim Betrieb von AKWs • Bahnunglück von Eschedde (Haftungsbegrenzung bei der DB) • Arzneimittelsicherheit (Contergan- Fälle) Explizit bewußt der Nutzen von Sicherheit den Menschen meist nur in Zeiten von Krieg, Bürgerkrieg oder Terroranschlägen Das Gut Sicherheit im Sinn von innerer oder äußerer Sicherheit ist kaum sinnvoll als privates Gut bereitzustellen, d. h. als ein Gut, das nur demjenigen zur Verfügung steht, der dafür zahlt. Vielmehr wird typischerweise Sicherheit durch den Staat via Verteidungsarmee einerseits (äußere Sicherheit) und Polizei sowie Katastrophenschutz (innere Sicherheit) als öffentliches Gut zur Verfügung gestellt. Ein öffentliches Gut ist dadurch gekennzeichnet, daß man andere – Nichtzahler insbesondere – nicht von der Nutznießung ausschließen kann (und daß keine Rivalität beim Konsum vorliegt). Damit gibt es ein Finanzierungsproblem bzw. eine Gerechtigkeitsproblematik (letzteres im Sinn, daß jeder Nutznießer zumindest irgendeinen Finanzierungsbeitrag aufbringt), wobei Verteidigungsarmee und Polizei sowie Katastrophenschutz normalerweise aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert werden. Zudem akkumulieren Firmen bzw. Individuen Vermögensobjekte, die dem Risiko des wirtschaftlichen oder physischen Untergangs ausgesetzt sein können. Für viele Risiken gibt es Versicherungen und Versicherungsmärkte, auf denen der Preis des Risikos ermittelt wird. Im Rahmen der Portfoliotheorie werden Entscheidungsgrundsätze für eine optimale Mischung von risikofreien und risikobehafteten entwickelt bzw. das Verhalten von Anlegern untersucht. Nichtversicherbare Güter bzw. Dienstleistungen oder Veranstaltungen sollten aus ökonomischer Sicht nicht realisiert werden – Annahme ist hier, daß auf Versicherungsmärkten kein Marktversagen vorliegt, was allerdings kaum als zutreffend anzusehen ist. Gibt es effiziente Versicherungsmärkte, die etwa für den Hausbau an der Eigernordwand oder anderen exponierten Gefahrenpunkten keine Gebäudeversicherung anbieten, so sollte aus gesellschaftlicher Sicht der Hausbau am betreffenden Gefahrenstandort unterbleiben; der Staat könnte auf lokaler oder anderer staatlicher Ebene eine Baugenehmigung verweigern. Indem der Staat Rahmenbedingungen für das Wirtschaften in geeigneter Weise setzt bzw.

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selbst bestimmte „Produktionsleistungen“, und zwar auch risikomindernder Art, in adäquatem Umfang erbringt – z. B. Bereitstellung von äußerer Sicherheit – schafft der Staat Grundlagen für funktionsfähige Märkte VII. Globalisierung, Konkurrenz der Wirtschaftssysteme und internationale Einkommensunterschiede Mit der Entstehung einer modernen Weltwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, werden Länder in Europa, Nord- und Südamerika und Asien zunehmend durch Außenhandel miteinander verbunden. (1860 Cobden- Chevalier- Vertrag zwischen Großbritannien und Frankreich als Ausgangspunkt für bilaterale Handelsliberalisierung in Europa, zuvor 1834 Deutscher Zollverein mit der Abschaffung der Zollgrenzen in Deutschland- Österreich). Die Exportquote x, d. h. die Relation Exporte X zu Bruttoinlandsprodukt Y, ist ein brauchbarer Indikator, um das Ausmaß der Internationalisierung im Handelsbereich direkt zu messen. Entsprechendes gilt für die Importquote J/ Y. Mit steigender Importquote sinkt der Einfluß der wirtschaftspolitische Autonomiegrad isolierter nationaler Regierungsmaßnahmen. In der Stabilitätspolitik etwa sinkt der Einfluß expansiver nationaler Fiskalpolitik parallel zu J/ Y. Hieraus ergeben sich internationale Koordinierungs-erfordernisse. Auch der Kapitalverkehr wurde im späten 19. Jahrhundert international liberalisiert bzw. entwickelte sich unter dem Eindruck des Goldstandards (bis 1914); das große Ausmaß an internationaler Kapitalmarktintegration wurde sichtbar an der Angleichung der Nominalzinssätze in den Ländern des Goldstandards – die internationale Zinsdifferenz betrug nur etwa 1%. Im übrigen war das 19. Jahrhundert durch erhebliche Emigration aus Europa gekennzeichnet. Neben Lateinamerika waren Haupteinwanderungsländer die USA, Kanada und Australien. Durch Immigration erhöht sich das Produktionspotential eines Landes, sofern die Integration der Zuwanderer in den Arbeitsmarkt gelingt. Damit steigt auch die ökonomische Macht der Immigrationsländer. Man kann die Zeit 1860- 1914 als eine erste Globalisierung bezeichnen, da alle Länder der Welt miteinander in beträchtlichem und zunehmendem Ausmaß wirtschaftlich miteinander verbunden waren. Wirtschaftspolitisch einflußreich in der Welt war vor allem Großbritannien, das eine liberale Wirtschaftsordung mit außenwirtschaftlicher Liberalisierung und Imperialismus (mit Sendungsbewußtsein) verband. Deutschland und Italien, die ihre jeweilige politische Einigung und Industrialisierung wesentlich auch zentralistischen Staatsaktivitäten verdankten, entschieden sich für eine nur teilliberale Wirtschaftspolitik; in Frankreich spielte ohnehin der Staat eine traditionell wichtige Rolle im Wirtschaftsleben. Die soziale Frage stand im Mittelpunkt der Politik. Konkret ging es bei der Lösung der Sozialen Frage etwa um ordnungspolitische Reformoptionen, etwa Forderungen nach Verstaatlichung der Produktionsmittel; in der Wirtschaftspolitik ging es andererseits um die Einführung einer staatlichen Sozialpolitik, was bei hohem Bevölkerungswachstum über eine staatliche Umlagefinanzierung relativ leicht

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zu finanzieren war (junge Generationen bezahlen mit ihren Rentenbeiträgen die Rentenauszahlung für Pensionsgeneration, so daß der Start der Sozialversicherung leicht ist). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg – 1945- 2000 - kam es unter der Führung der USA zu einer umfassenden verstärkten internationalen Wirtschaftsverflechtung auf Basis marktwirtschaftlicher (realer/ monetärer) Außenwirtschaftsbeziehungen, wobei zunächst einige Regionen außen vorblieben: die Sowjetunion und die von ihr beherrschten osteuropäischen Länder (bis 1991, als die UdSSR zerbrach) sowie das kommunistische China (bis 1978, als sich China zur externen Liberalisierung entschloß). Es kam schließlich in den 80er und 90er Jahren zu einer – zweiten – Globalisierung, bei der hoher Intra- Industriehandel (Handel mit ähnlichen Produkten) und hohe Direktinvestitionen charakteristisch war. Besonders bemerkenswert sind die ab etwa 1985 einsetzenden hohen Wachstumsraten der Direktinvestitionen multinationaler Unternehmen, die bis 2000 sogar die des Außenhandels übertrafen. Die Wachstumsraten des Außenhandels wiederum waren höher als die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts, d. h. daß die Exportquoten anstiegen. Hohe Wachstumsraten an Direktinvestitionen zeugen von einer großen Bedeutung von multinationalen Unternehmen, die die Investitionsquote im Gastland und insgesamt auch den Außenhandel wesentlich mitprägen. Durch den seit 1985 sichtbar verschärften Wettbewerb um mobiles internationales Portfolio- und Realkapital bzw. Direktinvestoren, kam es zu einem verschärften internationalen Standortwettbewerb und einer fast globalen wirtschaftspolitischen Konzeptionskonkurrenz (Abb.) Grafik siehe Buch (Folie 13) Mobile Unternehmen – aber auch mobile Arbeitnehmer – werden bei ihrer Ansiedlungs- bzw. Wanderungsentscheidung die Wirtschaftsordnung, die wirtschaftliche Dynamik und die jeweilige Wirtschaftspolitik des Gastlands – quasi als Standortfaktor -als einer der für die Investitionsentscheidung wichtigen Faktoren betrachten. Soweit es um die wirtschaftliche Dynamik bzw. das Wirtschaftswachstum geht, kann im übrigen davon ausgegangen werden, daß sowohl die Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung als auch die Wirtschaftspolitik einen Einfluß auf das Wachstum haben. Wirtschaftspolitische Konzeptionen verschiedener Länder stehen gerade bei Globalisierung miteinander im Wettbewerb. Viele OECD- Länder haben in den 90er Jahren als Reflex auf die verschärfte Standortkonkurrenz z. B. die Körperschaftssteuersätze deutlich gesenkt. Auf seiten der Entwicklungsländer gab es in den 60er und 70er Jahren einen Gegensatz zwischen außenorientierter Wirtschaftspolitik (exportfördernden Ansätzen der Politik) – verbreitet vor allem in Asien - und wirtschaftspolitischen Strategien zur Importsubstitution (Ersetzen von Importen durch eigene inländische Produktion). Die Strategie der Importsubstitution war vor allem in Lateinamerika populär, wurde allerdings wegen relativ geringer Wachstumsraten später aufgegeben. Asiatische Länder verzeichneten in den 70er und 80er Jahren deutlich höhere Wachstumsraten als lateinamerikanische. Insgesamt am geringsten fielen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Wachstumsraten in Afrika aus, wo nur sehr wenigen Ländern eine wachstumsförderliche Integration in die Weltwirtschaft gelang. Vielmehr gab es wegen Bürgerkriegen, Korruption

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und unzureichenden Bildungsausgaben (Analphabetenproblem) nur sehr geringes Wachstum. Afrika ist ein Sonderfall in der Weltwirtschaft, hier bedarf es U. besonderer Entwicklungshilfepolitik. Wenn man findet, daß die Pro- Kopf- Einkommen USA/ Kanada/ Australien als reichster „Region“ der Weltwirtschaft relativ zur ärmsten Region von 15: 1 in 1950 auf 13: 1 in 1973 fiel (“ ökonomische Konvergenz“), dann kann diese Entwicklung – bei fast gleich hohen Pro- Kopf- Einkommen in Afrika und Asien (ohne Japan) in beiden Stichjahren und Wachstum in beiden Erdteilen – als positiver Effekt der Internationalisierung; sicher spielte auch die Wirkung des globalen technischen Fortschritts eine Rolle. Die Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen hat sich, zeitweise gestört durch die internationalen Ölpreisschocks der 70er Jahre (1973, 1979) bzw. Verschuldungsprobleme vieler Entwicklungsländer, in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts beschleunigt. Es kam nach Abklingen der Ölpreisschocks zu einer umfassenden Globalisierung, zu der ab 1995 auch das Internet beitrug. Während viele öffentlichkeitsaktive Globalisierungsgegner auf einen Anstieg der internationalen Einkommensunterschiede zwischen 1960 und 2000 als Kritikpunkt gegen die Globalisierung verweisen, dürfte wachsende Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen in der Realität im Gegenteil zu internationaler Einommenskonvergenz beigetragen haben; dies wäre in Übereinstimmung mit Standardtheorien der Wirtschaftswissenschaft (Heckscher- Ohlin- Außenhandelstheorie und neoklassische Wachstumstheorie) – zu einer internationalen Einkommenskonvergenz beigetragen haben. Denn wenn man den Sonderfall Afrika außen vor läßt bzw. als politischen regionalen Sonderfall betrachtet, dann war die Relation Pro- Kopf- Einkommen USA/ Kanada/ Australien zum niedrigsten Einkommen einer Weltregion, nämlich Asien, in 1998 auf 9: 1 gefallen; es gab also Globalisierung bei Konvergenz. Berücksichtigt man Afrika, das sich gerade durch ein Sichfernhalten von der Globalisierung auszeichnete – also geringe Handelsquoten, geringe Pro- Kopf- Zuflüsse an Dirkteinvestitionen -, dann beträgt die Nord- Süd-Einkommensrelation 19: 1. Die nur auf den ersten Blick in internationale Statistiken angezeigte Verschärfung der internationalen Einkommensunterschiede hat in der Tat mit Globalisierung wenig zu tun; die insgesamt vorfindbare ökonomische Divergenz im Nord- Süd- Verhältnis reflektiert vor allem Staatsversagen in vielen afrikanischen Ländern. Während das Pro- Kopf- Einkommen im Zeitraum 1973- 1998 in Afrika stagnierte, hat es sich in Asien (ohne Japan) mehr als verdoppelt. In Asien spielten Bürgerkriege im Zeitraum 1973- 98 kaum eine Rolle, die Analphabetenquote konnte deutlich gesenkt werden. Zudem hat in vielen Ländern Asiens eine solide Haushaltspolitik mit niedrigen Inflationsraten, d. h. letztlich einer stabilitätsförderlichen Geldpolitik kombiniert. Auch hier besteht ein Gegensatz zu den meisten Ländern Afrikas. Nicht unproblematisch ist im übrigen die Entwicklung in einigen extrem- islamischen Ländern Afrikas und Asiens, wo Frauen weitgehend Bildungs- und Arbeitsrechte verwehrt bleiben; niedrige Pro- Kopf- Einkommen sind dann die Folge (Ausnahme Saudi- Arabien infolge seines enormen Ölreichtums) diskriminierender Wirtschaftspolitik. Ob westliche

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Länder dann für derart sich selbst verarmende Staaten bzw. Länder Entwicklungshilfe geben sollen, ist eine schwierige Frage . Pro- Kopf- Einkommensposition und Einkommensrelationen in der Weltwirtschaft, 1000- 1998 (Relationen von Top- und Niedrigsteinkommensregion mit [R+] und ohne Afrika [R-]) Quelle: Maddison (2001), S. 126; und eigene Berechnungen

1000 1500 1820 1870 1913 1950 1973 1998 Western Europe 400 774 1232 1974 3473 4 594 11534 17 921 Western Offshoots 400 400 1 201 2 431 5 257 9 288 16172 26 146 Japan 425 500 669 737 1 387 1 926 11439 20 413 Asia (exc. Japan) 450 572 575 543 640 635 1231 2 936 Latin America 400 416 665 698 1 511 2 554 4531 5 795 Eastern Europe & former USSR 400 483 667 917 1 501 2 601 5729 4 354 Africa 416 400 418 444 585 852 1365 1 368 World 433 565 667 867 1 510 2 114 4104 5 709 Interregional Spreads (R + ) 1.1: 1 2: 1 3: 1 5: 1 9: 1 15: 1 13: 1 19: 1 Interregional Spreads (R - ) 1.1: 1 2: 1 2.1: 1 4.5: 1 8.2: 1 15: 1 13: 1 9: 1 VIII. Mittelfristige Herausforderungen für Euroland: Stabilität, EU Osterweiterung, Wachstum 1. Einleitung: Euro-Start als kritische Übergangsphase Vertrauensproblem I: Euro UND die EZB müssen sich erst noch bewähren: stabil und funktionsfähig AUCH in wirtschaftliche schwierigen Phasen (z.B. Rezession) Vertrauensproblem II: Anfangsphase einer dreijährigen Euro-Abwertung ist problematisch, da Abwertungsimage/ -erwartungen sich verfestigen: also weitere große Abwertung!? Könnte zu Risikoprämie im Zins führen; pol. Abwertungsrisiken meiden/begrenzen! Internationale Währungsreserven (Änderung u. Bestand: Weltwirtschaft ist ein $ Standard ($ 3/ 4 Anteil an Res.))

1997 1998 1999 2000 Stand Ende 2000 (in Mrd. US-Dollar)

Veränderungen zu jeweiligen Wechselkursen Insgesamt 56,1 55,9 129,6 139,5 1908,7 Industrieländer -12,0 -11,3 40,7 54,5 774,8 Asien1 8,5 82,2 79,1 46,4 688,4 Lateinamerika2 10,9 -8,3 -8,0 2,4 127,6 Osteuropa3 4,9 5,1 0,6 21,2 95,2 Übrige Länder 43,8 8,2 17,2 15,0 222,7

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Veränderungen zu konstanten Wechselkursen 4 Insgesamt 113,5 18,6 181,0 172,1 1908,7 Reserven in Dollar 72,5 51,3 140,3 130,3 1450,5 Reserven in anderer Währung 41,0 -32,1 40,7 41,8 458,2 1 China, Hongkong, Indien, Indonesien, Korea, Malaysia, Philippinen, Singapur, Taiwan, Thailand. 2 Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Venezuela. 3 Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Rußland, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn 4 Teilweise geschätzt; bewertet zum Wechselkurs am Jahresende. Nach: IWF; Angaben der einzelnen Länder, eigene Schätzungen 2. Stabilität für Euroland: Institutioneller Rahmen und Rolle der Geldpolitik in integrierten Wirtschaftsräumen Stabilität für Euroland in doppelter Weise interpretierbar: (1) mittel- und langfristige stabile Wirtschaftsentwicklung in Euroland, wobei Inflation bzw. Deflation u. hohe Arbeitslosenquote u. großes SDV(Y) zu vermeiden sind (2) EZB sollte bei Politik auch Außenwirkung und Rückwirkungen berücksichtigen; bislang aber nicht erkennbar, daß EZB auch globale Analysesicht von Stabilität hat.

EZB im institutionellen Politikwettbewerb mit US FED... also Stabilitätsorientierung via... - Langfristige Preisniveaustabilität als Ziel - Solidität desFinanzsystems: effektive/effiziente Aufsicht (!?) Probleme - Anhaltendes Wachstum (Wipo!, aber auch die Tarifpartner sind gefordert!) - Einhalten der fiskal. Konvergenzkriterien (nicht Steuererhöhung!) - Glaubwürdigkeitsaufbau (Ok? EZB-Büro N.Y.fehlt! - Erhaltung der EZBHandlungsfähigkeit - Euroland-Interessenpolitik in Int. Org.: IMF,G7 etc. fehlt noch drei große internationale Stabilitätsprobleme

(Stabilitätsperspektiven für Euroland und Global) - Stabilitätspolitik in Eurozone: Probleme (relativ hohe Intra- Inflationsunterschiede, bzw. zeitweise Inflationsdruck auch wg. Abwertung des Euros) - Japanische Deflationskrise = globales Risikopotential, für Japan selbst und die USA (Aufwertungsdruck YEN) verantwortlich. - Potentielle Risiken in a) Osteuropa und b) Schwellenländern. Bislang kein Krisenmanagementplan (IWF allein, BIZ unvollständig, EZB..? EZB-Geldpolitik am Anfang OK:

- EZB hat trotz neuartiger geldpolitischer Problematik Eurozone mit 11/12 Ländern --stabilitätsorientierte Geldpolitik umgesetzt; - Beitritt Griechenlands (wie künftige Osterweiterung der Eurozone? hat Euro-Abwertung gebracht - Entwicklungsbedürftig ist die Zwei-Säulen-Strategie, die übergangsweise sinnvoll war, Geldmengenziel besser

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- Kooperation mit der FED funktioniert teilweise - Politikdialog mit Wirtschaftspolitik (EU,Nationalstaaten) z.T. inkonsistent, unklar Europäische Währungsunion: Perspektiven für Euroland

EZB Glaubwürdigkeit der Geldpolitik Reduzierung der Schwankungen des Geldangebots Verminderung der realen Wechselkursvolatilität? potentielle Probleme der Reputation niedrigerer realer Zins Höheres Wirtschaftswachstum in Euro-Land Wachstum global

Der Wachstumseffekt nachhaltiger Preisniveaustabilität kann

auf vier Effekte zurückgeführt werden - Relativpreissignale sind bei fehlender Inflation eindeutige Knappheitssignale - Die zeitliche Tiefe der Kontrakte auf allen Märkten ist bei Preisniveaustabilität groß - Preisniveaustabilität hält reale Kapitalkosten niedrig. - Die Problematik eines „bracket creep‘‘ - DENNOCH: Ziel Preisniveaustabilität kann nicht ohne Bezug zur Haushaltspolitik bzw. Wachstumsorientierung der Fiskalpolitik diskutiert werden; EZB hat Wachstum (Neue Wa.theorie) kaum thematisiert Neue Euro-Währung hat von den vertraglichen

Konstruktionskriterien her gute ’’genetisch - institutionelle” Merkmale:

- politisch unabhängig Notenbank, - auf das Ziel Preisniveaustabilität Priorität verpflichtete

Notenbank - mit dem Nebenziel einer Unterstützung der Wirtschaftspolitik der EU-Länder, soweit dies die Preisniveaustabilität nicht beeinträchtigt,

e) pragmatische Konvergenzkriterien als wesentliches Prüfkriterium bei Auswahl von Neumitgliedern, auch „Nebenkonvergenzkriterien‘‘

f) Euroland-weite Zahlungssysteme, die Transaktionskosten senken und zusammen mit der einheitlichen Euro-Denomination den Wettbewerb im Banken- und Kapitalmarkt intensivieren,

g) Stabilitäts- und Wachstumspakt als weitgehend sinnvolle Ergänzung der Konvergenzkriterien,

h) die Bundesbank-Erfolgsgeschichte als Vorbild- und Referenzmaßstab. 3. EU-Osterweiterung: Probleme, Risiken und Flankierungsoptionen a. ESZB-Struktur und Euroisierung Osteuropas als Problem Risiken einer raschen EU- Megaerweiterung absehbar i) Leitungsgremium der ESZB erreicht durch Osterweiterung

ineffiziente Größenordnung: Direktorium hat in 2002 1/3 Stimmanteile, 2007?

j) EU-Osterweiterung wird mittelfristig zu einem erhöhten Leistungsbilanzdefizit der erweiterten EU führen.

k) EU-Osterweiterung könnte via Anstieg der EU-Strukturfonds Probleme beim Wirtschaftswachstum der EU bescheren (Ineffizienzen, Verteilungskämpfe)

Auswirkungen:

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w) Infrastrukturlücke D hat Relation öff. Investition zu Bruttoinlandsprodukt von unter 2 % (rote Laterne)

x) Lücke bei F& E F&E-Quote nur noch 2.3 % (2000) (1989 noch 2.9%) Notwendig wären ca. 4 % - wie Schweden

y) Bildungslücke Deutschland nicht unter den führenden OECD-Ländern (D 4.7%) Top-Länder: Skandinavien, USA

z) I& K- Lücke Geringe Hostdichte, Internetnutzerintensität (Mangel an Pauschaltarifen),I zu gering

Wachstumspolitik in Euroland? aa) Wachstum in USA in 1993-2000 war 4% pa (3% auf Pro-

Kopf-Basis) bb) Wachstum in Euroland im selben Zeitraum nur etwa 2%,

Deutschland noch darunter cc) Wachstum wichtig für Haushaltskonsolidierung,

Wechselkursstabilität, Beschäftigung dd) Wachstumspolitik fehlt bisher! Trotz Stabilitäts-

undWachstumspakt, in D: Stabilität und Wachstumsgesetz Finanzminister Eichel

In Deutschland ist es unter Finanzminister Eichel zu einer Konsolidierung des Bundeshaushalts gekommen: Dabei hat Finanzminister Eichel die Neuverschuldungsquote in 1999/2000 zurückgefahren und gar für 2004 einen ausgeglichenen Bundeshaushalt angekündigt. Aber die im Zug des Konsolidierungskurses verfehlten wachstumsrelevanten realen Kürzungen der Infrastrukturausgaben und fehlende Ausgabenerhöhungen bei Bildung und Forschungsförderung lassen eine nachhaltige Stabilisierung der Schuldenquote von 60% in Deutschland nicht erwarten (verfehlte Strategie). Denn bekanntlich ist die langfristige Schuldenquote (Relation von Staatsschuld D zu Bruttoinlandsprodukt Y; D/Y= Omega) nach DOMAR (1944) langfristig durch die Relation von trendmäßiger Neuverschuldungsquote [(dD/dt)/Y] zu langfristiger Wachstumsrate gY´ bestimmt. Omega= [(dD/dt)/Y]/gY´

Wachstumspolitik in Euroland: Notwendige Weichenstellungen rationaler Wirtschafts- und Tarifpolitik

ee) Infrastrukturlücke (D hat die geringes öff. Inv.quote)

ff) F&E-Lücke (1989: F&E-Quote 2.9%, 1999 2.3%) gg) Bildungslücke (2000: 4.7% B.ausgabenquote, USA>6) hh) Lücke bei Informations- und Kommunikationstechnologie

(Internetdichte und -nutzung zu gering) ii) Produktivitätslücke im Hochtechnologiesektor jj) Arbeitmärkte: z.T. verkrustet, inflexibel,

einstellungsfeindliche Regulierungen, zu hohe Lohnnebenkosten; bei EU-Osterweiterung beschleunigte Verlagerung arbeitsintensiver Industrien zu befürchten...

Rückstand der EU gegenüber USA auf Hochtechnologiemarkt Erfolgversprechend wäre eine wachstumsorientierte Strategie

mit fünf Eckpunkten -- (keine Industriepolitik!) kk) Erhöhung der öffentlichen Investitionsquote ll) Erhöhung der F&E-Quote auf rund 4% mm) Steigerung der Effizienz der F&E-Politik nn) Erhöhung der Bildungsausgabenquote oo) Eigenständige Internetpolitik, die energisch einen

Pauschaltarif bei der schmalbandigen und breitbandigen Internetnutzung durchsetzen und breitbandigen Universaldienst einführen sollte

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pp) Wachstumspolitik auf Basis der Neuen Wachstumstheorie notwendig. Wachstumspolitik muß auf Politikagenda!

Reformimpulse im Rahmen des Bündnisses für Arbeit qq) Auflockerung des Flächentarifvertrags, der bislang zu

wenig Lohndifferenzierung zwischen den Unternehmen und Regionen ermöglicht

rr) Durchsetzung eines vernünftigen Einkommensabstands zwischen Löhnen für Wenigqualifizierte und Sozialhilfesatz, wobei der Staat die Sozialausgaben entsprechend zurückfahren muß.

ss) Größere Flexibilisierung der Arbeitswelt als Basis für eine volle Mobilisierung wachstumsförderlicher Potentiale der Expansion des I&K-Sektors: eine OECD-Studie hat gezeigt, daß erst die Verbindung von hoher I&K-Dynamik und Reorganisationsbereitschaft hohe Produktivitätsgewinne bringt.

5. Perspektiven Im europäischen Ausland sieht man z.T. mit Schadenfreude, aber auch mit Bestürzung, daß aus dem ehemaligen dynamischen Wirtschaftswunderland Deutschland eine flügellahme Ente geworden ist. Ein stabiler Euro verlangt stabilitäts- und wachstumsorientierte Politik. Wenn die Wachstumsorientierung der Politik ausbleiben sollte, dann wird die Stabilitätsseite des Euros unweigerlich Schaden nehmen. Es wäre außerordentlich problematisch, wenn die Transformationsländer rasch Mitglied der Eurozone würden. Dies würde den ökonomischen Aufholprozeß in Osteuropa erschweren und die neuen Mitgliedsländer in eine katastrophale Abhängigkeit von den EU-15-Ländern bzw. von EU-Transferzahlungen bringen. Auch hier gilt mit Blick auf die EZB, die Kommission und den Europäischen Rat, daß es hochgradig gefährlich wäre, die Erfordernisse nachhaltigen und beschäftigungsförderlichen Wachstums für Euroland bzw. die erweiterte EU zu ignorieren. IX. Systemtransformation als Problem der Wirtschaftspolitik (eine Analyse am Beispiel osteuropäischer Transformationsländer)

Ausgangsfragen bei der Wahl und der Gestaltung der Wirtschaftsordnung • Welchen Zielen soll die Wirtschaftsordnung (A) dienen, welche Verhaltensweisen (B) sind typisch; gibt es fortlaufende Legitimität in Politik? • Wird Knappheit wirksam, effizient und dauerhaft vermindert: Wie entscheidet sich, wer, wo, was, wann, wie für wen produziert? • Kann Anpassung der Wirtschaftsordnung an veränderte technologische und natürliche Umwelt geleistet werden = „Systemlernen“ • Werden exogene und endogene Schocks angemessen verarbeitet (Stabilität des Systems) Sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft: Konzeption: Wirtschafts- und Politiksystem in sozialistischer Zentralverwaltungswirtschaft

1. Wirtschaftsordnung: Zentral geplant, staatl. Megabetriebe Ziel: Stabilität + Wachstum, rel. Gleichheit! – Geld passiv!

2. Soziale Ordnung: Partei organisiert Gesellschaft

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3. Politikordnung: Partei als Firmen-Eigentümer, pol. Kommunistische Diktatur Zentralismus=Antiföderal

Realität: Wirtschafts- und Politiksystem im Sozialismus: 1. Wirtschaftssystem: in 80er J.: Stagnation, Versorgungskrise, große Schattenwirtschaft,

zunehmende Ungleichheiten 2. Soziale Ordnung zerfällt in privilegiert versus Normalbürger 3. Politikordnung: Parteikader korrumpiert, Legitimation zerstört, ratlose,zerstrittene

Führung; Jugend wendet sich ab

Beginn und Zerfall: • Sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft = System der staatlichen Planwirtschaft, das Gleichheit, Staatsrolle und Kollektivismus betont; soll stabile Wirtschaftsexpansion ohne Inflation, Entfremdung/Arbeitslosigkeit bringen (Marx). • Start im Kontext der Kriegswirren in Russland 1917, Aufstieg/Popularität in 30er Jahren wegen Kapitalismusproblemen der Großen Depression. • Grundlagen der Zentralverwaltungswirtschaft im ressourcenreichen wenig industriellen Rußland gelegt: UdSSR überträgt System nach 1945 auf Ost.-E. Institutionelle Merkmale • Zentralplanung des Staates (hyperkomplex) • Staatseigentum an den Produktionsmitteln/-Anreiz • Staatliches Anweisungs- und Zuteilungssystem • Planerfüllungsprinzip (Prämie für Erfüllung) • Branchenorientierung (oft Monopol; in ZVW werden Massenproduktionsvorteile betont!) • Kaderpolitik (Staat wählt Management aus) • Außenhandelsmonopol (Abkopplung Weltmarkt) • Einstufiges Geld- und Kreditversorgungssystem • Konkursunfähigkeit der Betriebe (Ineffizienzen!) • Staatliche Preissetzung auf Kostenbasis (s.o) Versorgungsprioritäten: Zentralistische Grundbedürfnisstrategie – ggf. ok für arme Gesellschaften, aber Motivationsdefizite • Wohnen • Medizinische Versorgung • Kinderbetreuung • Ernährung • Bildung Prioritäre Versorgungsziele; Produktion in Staatsfirmen, Verkauf über staatliches Distributionssystem zu administrierten Preisen (Staatliche Planpreise also KEINE Knappheitssignale: steigen die Kosten, wird der Planpreis angehoben – also hier kein Effizienzanreiz!) Angebot und Nachfrage: • Angebotsmenge wird im Rahmen 5jähriger zentraler Wi.pläne erbracht (staatl. Preise) • Nachfrage (N.) private Haushalt abhängig von Realeinkommen und Vermögen; Nachfrage von Unternehmen trifft auf monopolistische Inputlieferanten (=König!) – begünstigt zu große Fertigungstiefe: unzureichende Spezialisierung • Kein Mechanismus zum Ausgleich Ang./N. • Nachfrageüberschüsse zeigen sich in Warteschlangen und erzwungener Substitution:

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Kein Kaffee nach 2h Schlange bekommen, also Wodka! Konsumangebot demotivierend f. Arbeit Monopolistische Zuliefererstruktur führt zur Abhängigkeit – deshalb wird die ineffiziente hohe fertigungstiefe angestrebt. Tonnenideologie: • Produktionsvorgaben quantitativ. Auf der Angebotsseite hatte die ”Tonnenideologie” Planvorgaben in Verbindung mit dem Wunsch der Betriebsleiter, die Zentralpläne zu erfüllen (Prämie!) bzw. überzuerfüllen, eine überhöhte Faktornachfrage zur Folge; anfangs eher unproblematisch im ressourcenreichen Rußland. Zudem gab es wegen der ideologischen Geringschätzung konsumtiver Dienstleistungen (nach Marx: nichtproduktiv) eine massive Überdimensionierung der kapitalintensiven Industrie. • Produktion am Bedarf vorbei begünstigt was Nachfrageüberhänge; Produktion leicht zu steigern, solange noch elastisches Arbeitsangebot aus Landwirtschaft für wachsende Ind.produktion verfügbar Krise und Schattenwirtschaft: Übergang vom extensiven auf intensives Wachstum systemimmanent gescheitert: technischer Fortschritt gering (T=techn. Wissen): • (1)Y= KaLbTg

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• Expandierende Schattenwirtschaft, in der Nachfrageüberhänge aus offiziellem Wi.system wirksam werden; steigende Preise bzw. Löhne in Schattenwi. =Sinken des effektiven Reallohns in offizieller Wi. =Motivationskrise =Stagnation • Wachsende Ungleichheiten der Einkommen! • Schattenwirtschaft einerseits Symptom der Wirtschaftskrise im offiziellen System; andererseits hat die Expansion der Schattenwirtschaft die Stagnationstendenzen der offiziellen Wirtschaft verstärkt: Denn je mehr Ressourcen in die Schattenwirtschaft aus den Betrieben der offiziellen Wi. verlagert wurden, desto schwieriger wurde es für den Staat, Wachstum im offiziellen Sektor zu erreichen. • Hortungsstreben der Betriebe bedeutet verdeckt elastisches Faktorangebot für sozial. Sch.wi, wobei auch zwischenbetriebliche Schattenwirtschaft (Inputs!) wuchs Expansion der sozialistischen Schattenwirtschaft und Motivationsprobleme o P‘= (PO) ⟨ PS (1-⟨) o wO=WO/[(PO) ⟨ PS (1-⟨)] • Effektiver Preisindex P‘ zusammengesetzt aus Teilindices für off. Wi. & Schattenwi. • Effektiver Reallohnsatz in offizieller Wi. ergibt sich durch Deflationierung mit P‘ • Expansion Sch.wi.=-Demotivation off. Wi. Teufelskreis:

1. Nachfrageüberhang in offizieller Wirtschaft (OW) 2. Bedeutet Nachfrage in der SW 3. Angebot in SW durch Abziehen von Arbeit aus OW 4. Reduzierte Arbeitsmotivation in OW, da w effektiv fällt und wieder von vorn

Systematische Interdependenz von Versorgungungskrise und Schattenwirtschaft • Planmenge wird zu staatl. administriertem Preis(Po) präferierter bestimmter Nachfragerschicht zugeteilt (z.B. Militär, Schwerindustriearbeiter) – nicht die Nachfrager (wie Marktw.)mit höchster Zahlungsbereitsschaft kommen zu Zuge (s.Abb.: Angebot=Strecke OM“, zugeteilt Nachfr.schicht MR;also AM=Nachfr. Swi) • Nachfrageüberschuß aus off. Wirtschaft. stellt die Nachfragekurve in der Schattenwirtschaft dar; Angebot (S) ergibt sich durch Abziehen von Inputs &(Arbeits-)Zeit aus off. Wirtschaft; Preis PS hoch bzw. Rendite in Schattenwirtschaft top. Also Expansionssignale für Emigration“ aus off. Wirtschaft=Versorg.krise!! Systematische Interdependenz von offizieller und inoffizieller Wirtschaft

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Arbeitsmarkt in der offiziellen Wirtschaft bei Schattenwirtschaft Ein sinkender effektiver Reallohn in off. Wirtschaft führt zu reduziertem Arbeitseinsatz in off. Wirtschaft (& -dY/dt)

Monetäre Aspekte der Systemkrise • (I) M‘ = M + e’M* • (II) M‘V = P‘Y(1+z); • Effektives nominales Geldangebot M‘ = inl.Geldbestand M + Schwarzmarktwech-selkurs mal Dollarbestand in Händen der Privaten (jedeAbwertung erhöht M‘) • Modifizierte Fisher-Gleichung, bei der z die reale verdeckte Wertschöpfung in Schattenwi. anzeigt • Für konstantes V etc. impliziert M‘, dP‘/dt>0; nur in Schattwi. kann Preisniveau flexibel steigen Devisenschwarzmarktproblem • In Zentralverwaltungswirtschaft gab es mehrere administrierte Wechselkurse im Außenhandel • Existenz erheblicher Devisenschwarzmärkte, vor allem nach zaghafter Öffnung der Länder der Rats für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW = eine Art sozialistischer EG), die Zugang zu Devisen erleichterte. • Versorgungskrise mit wachsender Länge der Käuferschlange= effektive Geld-/Zeitentwertung • Versteckte Inflation sichtbar an schwarzer Abwertungsrate = Rendite des Haltens von $. $-Halter sind Gewinner im Quasi-Verteilungskampf Abwärtspirale

Ende 60er bis Anfang 70er • Keine Arbeitskräftereserven mehr in der Landwirtschaft: Betriebe konkurrieren verschärft um Arbeitskräfte und beginnen Lohnfonds aufzublähen – Geldangebot steigt unkontrolliert, Geld nicht länger neutral • Weltmarktkonkurrenz der Schwellenländer führt zu Verfall der terms of trade (relative Exportpreise) bzw. Realeinkommensverlusten in soz. Konkurrenzländern • Expansion der sozialistischen Schattenwirtschaft fördert Korruption Bestechungszahlungen), Eink.ungleichheiten • Politische Legitimität schwindet allmählich: DDR-Mauer 1961, Ungarn-Aufstand 1956, CSSR-Besetzung 1968

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80er • Stagnation bzw. Wachstumsschwäche • Wachsende Einkommensungleichheiten • Korruption im Kontext wachsender Schattenwi. • Planerfüllungsdruck verhindert Reinvestitionen! • Wachsende Auslandsverschuldung • Tschernobyl-Atommeilerkatastrophe 1986 unterminiert Führungsanspruch von Komm. Partei/Militär, Rußl. Verliert Afghanistan-Krieg • Bürgerrechts(CSFR/DDR)/Gewerk.bewegungPL

90er (Ende der Krise und erzwungener Neustart) o Systemtransformation= vom Sozialismus zur Marktwi. wg Ausgangskrise schwer, o Man hatte in lange quasi „trainiert‘‘ in Planwirtschaft bzw. Sozialismus für Art Winterspiele, plötzlich Start in offener Marktwirtschaft gefragt =Sommerspiele -- schwierig! Teile des Kapitalbestands obsolet, also Einbruch bei Bruttoinl.produkt, es entsteht Arb.losigk. Kritik: Ansprüche nicht eingelöst, ökonom. Desaster: • Versorgungskrise immer größer im RGW der 80er Jahre; Kapitalstock in miserabler Qualität • Langfristig (nach 74 Jahren) klar gescheitert: Rußland 1990 im Pro-Kopf-Einkommen bei 1/6 des US-Werts; Zerfall der UdSSR gibt pol. Raum für Demokratisierung und Marktwirtschaft in osteuropäischen Ex-Satelliten-Staaten; DDR 1950 =1/2 BRD, 1990 = 1/4 BRD-pro-Kopfeink. • China seit 1978 Richtung Marktwi., politisch aber Kommun. Monopolsystem; unter Mao – großer Feldherr/Revolutionär, aber....- es starben ca. 12 Mio. Menschen im „Großen Sprung“ nach vorn Evolutorische Argumentation

POSITIV • Mittelfristiger(kollektivist.) Industrialisierungschub • Aufhebung des Feudalismus in Rußland • Ausbau des allgemeinen Bildungssystems • Pol. Ost-West-Barriere zw. BRD und Polen/CSFR, was vermutlich Revanchismus(D) verhinderte; Angst vor UdSSR treibt EU-Integration voran

NEGATIV • Kollektivierung als gewalttätige Aktion von kommunistischer Partei und Staat; politische Opposition unterdrückt! • Verfall der Substanz ! bei Firmen: mangelh. Re-Inv. • Demoralisierung der Bevölkerung in Schatt.wi

GESAMTBILANZ nach 74 Jahren negativ Transformation: Eckpunkte • Neue Rollendefinition des Staates (bei Demokratie und Rechtsstaat) bzw. Markt • Institutioneller Wandel • Stabilisierung der Wirtschaft • Privatisierung und angebotsseitige Modernisierung

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• Öffnung zur Weltwirtschaft: Mitgliedschaft im IMF, WTO etc., Handelsliberalisierung, Kapitalverkehrsliberalisierung SYSTEMTRANSFORMATION Neue Sozialpolitik (getrennt vom Staat) Außenwirtschaftliche Öffnung bei Handel und Kapitalverkehr

tt) Freigabe des Wechselkurses Institutioneller Wandel bzw. Anpassung der Wirtschaftsordnung

uu) Zweistufiges Bankensystem vv) Zulassung von Börsen ww) Tarifautonomie xx) Wettbewerbspolitik

Liberalisierung der Märkte - bei Einführung von Wettbewerb yy) Freigabe der Preise (inkl. Zinsen) zz) Privatisierung der Produktionsmittel bzw. von Firmen

Stabilisierung der Wirtschaftsentwicklung aaa) Beseitigung des bestehenden „sozialistischen

Geldüberhangs‘‘ bbb) Übergang zu stabilitätsorientierter Geld- und

Fiskalpolitik ccc) Monetäre Stabilisierung ddd) Kapitalakkumulation

Transformation der sozialistischen Zentralverwaltungswirtschaften • Umfassende Neugestaltung des Wirtschaftssystems – plus Demokratie im Ex-RGW, 1990ff; 1991 Zerfall UdSSR, Warschauer Pakt, RGW • In kleinen Ländern als Befreiung empfunden • In Rußland als Element eines Machtabstiegs verstanden – nach 74 Jahren Kommunismus (Oktoverrevolution von 1917/in Kriegswirren entstanden!; nach 50 Jahren Atommacht und Gegenpol zu USA hat Rußland konventionelle Grenzprobleme in Asien/Ex-UdSSR-Regionen) Soziale Veränderungen: • Abstieg der bürokratischen Nomenklatura • Aufstieg von Maklern, Managern, Bankern • Hohe Arbeitslosenquote (ca. 20%) • Entsteht kapitalist. Schattenwirtschaft (0,5% des BIP): Gleichgew.preis <pO Institutioneller Wandel: • NEUE INSTITUTIONEN • (pol. Unabhängige?!) Zentralbank • Tarifautonomie • Wettbewerbsaufsicht • Börsenaufsicht • Wertpapieraufsicht • Unabhängige Justiz (inkl. Konkursrecht) Liberalisierung und Stabilisierung • Im Zuge der Aufhebung niedriger staatlich administrierten Preise Übergang zu hohen Markträumungspreisen; Ändern rel. Preise • Angleichung des offiziellen Wechselkurses an den Schwarzmarktkurs & Legalisierung der privaten $bestände; $-Konten möglich

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• Kontrolle der Geldmengenentwicklung, ggf. ergänzt um Einkommenspolitik (Lohnbegrenzung; gg. Lohn-Preis-Lohnspirale) Privatisierung • Restrukturierung von Betrieben =Anpassungsmaßnahmen, um Überlebensfähigkeit der Firma zu sichern • Korporatisierung, ggf. Gründung einer AG, macht Unternehmen sichtbar und sorgt – bei AG – für erste Unternehmensbewertung • Veräußerung nicht betriebsnotwendiger Aktiva • Suche nach strategischem Investor (Anteil>30%)

Privatisierungsaspekte

Verzerrungen bei Privatisierungen

• Gefahr, daß Management zu zu niedrigem Preis via Management-buy-out Firma erhält; • Infrastrukturunternehmen: zu hohe Preise? • Gefahr, daß Insiderprivatisierung (Belegschaft+ Management) zu keiner Restrukturierung führt; dito bei Fehlen strategischer Investoren aus dem In- oder Ausland • Erwartung, daß optimale Privatisierung zu Produktivitäts- und Gewinnsteigerung bzw. Aktienkursgewinnen führt. Transformationsrezession • Die Transformation ist mit anfänglich sehr hoher Inflation und starkem Sozialproduktsrückgang (Entwertung von K+ Anstieg der Arbeitslosigkeit verbunden (wie in Weltwirtschaftskrise 1929ff) • 2000: y nur in Slowenien, PL, HU, Estland>1990 • Sektor der handelsfähigen Güter muß sich an relative Weltmarktpreise anpassen; Handel expandiert, in Ungarn, Tschechien +Estland +Polen hohe Direktinvestitionen

Mittelfristige Perspektiven

Vergleich von Rezessionen

Schocktherapie in Polen relativ erfolgreich, aber hohe Arbeitslosenquote (17% in 2001), Ungarn mit gradualistischer Strategie +Privatisierung bei starker Einbeziehung ausländischer Investoren insgesamt besser. Russland – wo IMF (mit fragwürdiger Strategie) massiv in Transformation involviert – ein Desaster. Erst unter Präsident Putin nachhaltiges Wachstum

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Fazit • Transformation schmerzhaft, radikale Reformländer hatten nur kurze (starke) Rezession; hilfreich EBRD, IMF (nicht R.) • Transformationsländer, die EU-Beitrittskandidaten sind, erhalten technische u. finanzielle Hilfe; zudem ordnungspolitische Vorgaben=Acquis Communautaire (Anker) • Nicht-EU-Beitrittsländer vor großen Problemen, auch Rußland nach 98er Krise • Auch wenn Polen nach einer Transformationsdekade Pro-Kopf-Einkommen um 1/5 erhöht hatte, so bedeutet das keineswegs, dass grosse Mehrheit der Bevölkerung Vorteile von Transformation hat; deutlich ist nämlich Anstieg der Ungleichheit festzustellen – Gini-Koeffizient(Lorenz-Kurve) steigt! dy/dt=+20% kann resultieren aus top Fünftel der Eink.pyramide hat +100%, untere 80% hat Einkommenswachstum 0! • Osteuropa zerfällt in Länder, die EUMitglieder werden und daher Acquis Communautaire als EU-Regelwerk übernehmen und von mehr Handel mit EU profitieren, zudem +Direktinvestitionen aus EU anziehen; außerdem EU-Strukturfonds • EU-Outsider in Osteuropa haben relativ schweres Los, da negative Handelsablenkungseffekte Wachstum schwächen (R!) Russland EU-Perspektiven nach Osterweiterung