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SWG/08/01/01 Modul 0801 Modul 0801 Soziale Ungleichheit, soziale oziale Ungleichheit, soziale Schichtung, Status und Schichtung, Status und soziale Mobilität soziale Mobilität Sozialwissenschaftliche Grund- lagen der Humangeographie © Peter Weichhart WS 2013/14 290085 VO StEOP 2 Std., 2,5 ECTS-Punkte Dienstag, 10:45 -13:10; Hs. II, NIG Kapitel 29.01; 29.02 (B11-STEOP) (B11-1.2) (B07-1.2)

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SWG/08/01/01

Modul 0801Modul 0801Soziale Ungleichheit, sozialeSoziale Ungleichheit, soziale

Schichtung, Status und Schichtung, Status und soziale Mobilitätsoziale Mobilität

Sozialwissenschaftliche Grund-lagen der Humangeographie

© Peter Weichhart

WS 2013/14

290085 VO StEOP

2 Std., 2,5 ECTS-Punkte Dienstag, 10:45 -13:10; Hs. II, NIG

Kapitel 29.01; 29.02 (B11-STEOP) (B11-1.2) (B07-1.2)

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Soziale Ungleichheit

SWG/08/01/02

Darunter versteht man „...die unterschiedlich ver-Darunter versteht man „...die unterschiedlich ver-teilte Chance, Macht und Einfluss zu haben, Aner-teilte Chance, Macht und Einfluss zu haben, Aner-kennung und Privilegien zu genießen, über einkennung und Privilegien zu genießen, über einhohes Einkommen und Vermögen zu verfügen usw.“hohes Einkommen und Vermögen zu verfügen usw.“

F. THIEME, 2002, S. 184F. THIEME, 2002, S. 184

Konzepte zur Darstellung sozialer Ungleichheit:Kaste, Stand, Klasse, Schicht, soziale Lage, sozi-ale Milieus, sozialer Raum, Geschlecht. Diese Be-griffe kennzeichnen jeweils bestimmte historischeTypen sozialer Ungleichheit.

„„Vertikale“ Segmentierung der Gesellschaft in Vertikale“ Segmentierung der Gesellschaft in „„hohe“ und „niedrige“ soziale Gruppierungen.hohe“ und „niedrige“ soziale Gruppierungen.

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Kaste

SWG/08/01/03

Der Begriff „Kaste“ dient als Bezeichnung für Der Begriff „Kaste“ dient als Bezeichnung für Gruppierungen, deren Angehörige über sozialeGruppierungen, deren Angehörige über sozialeMerkmale verfügen, die als Merkmale verfügen, die als angeborenangeboren und und nichtnichtveränderbarveränderbar gelten. gelten.

Nach F. THIEME, 2002, S. 186.

(Portugiesisch „casta“ = unvermischt, rein)

Die Zugehörigkeit zu einer Kaste ist durch Geburt bestimmt;ein Verlassen ist ausgeschlossen. Heirat ist nur innerhalb derKaste möglich (Endogamie).

Die Kastenzugehörigkeit determiniert alle Lebensumständeeiner Person. Die soziale Ungleichheit zwischen den Kastenist groß und wird als unüberwindbar empfunden.

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Kaste II

SWG/08/01/04Nach F. THIEME, 2002, S. 186.

Die Existenz von Kasten wird religiös legitimiert. Im Hinduismus gilt die weltliche Ordnung der Kasten „...als Widerspiegelung eines allumfassenden, nicht veränderbaren kosmischen Kreislaufs des Lebens“.

Beispiel für eine aktuelle Kastengesellschaft ist (mit Ein-schränkungen) Indien.

Sozialer Wandel: Kastengesellschaft wird zum Teil aufge-brochen; Parias („Unberührbare“) können z. B. zu Volks-vertretern gewählt werden.

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Stand

SWG/08/01/05Nach F. THIEME, 2002, S. 187.

„„Stand“ bezeichnet „...eine Gruppierung von Men-Stand“ bezeichnet „...eine Gruppierung von Men-schen, deren Angehörige hinsichtlich ihres Berufs, schen, deren Angehörige hinsichtlich ihres Berufs, ihrer Rechte und Pflichten sowie ihrer gesamten ihrer Rechte und Pflichten sowie ihrer gesamten Lebensumstände strengen sozialen Regeln unter-Lebensumstände strengen sozialen Regeln unter-worfen sind... Die Zugehörigkeit zu einem Standworfen sind... Die Zugehörigkeit zu einem Standbestimmt die Wertschätzung, das Ansehen der bestimmt die Wertschätzung, das Ansehen der Person.“ Person.“

Abweichendes Verhalten kann zum Ausschluss und zumsozialen Abstieg führen (möglicherweise in eine „unter-ständische“ Gruppierung). Besondere Verdienste können inEinzelfällen zum Aufstieg führen (z. B. „Nobilitierung“).

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Die ländliche Feudalgesellschaft im Mittelalter

SWG/08/01/06Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 146

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Die städtische Gesellschaft im Mittelalter

SWG/08/01/07Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 146

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Klasse

SWG/08/01/08Nach F. THIEME, 2002, S. 194.

Mit dem Begriff „Klasse“ „...wird eine Gruppierung von Menschen bezeichnet, deren Angehörige be-stimmte ökonomische Merkmale gemeinsam haben. Daraus resultiert eine ähnliche soziale Lage ... z.B. für Arbeiter oder Angehörige des Bürgertums... Häufig wird mit der gemeinsamen sozialen Lage ein Gemeinsamkeitsgefühl, ein „Wir-Gefühl“ verbun-den... Zur ökonomisch bestimmten Lage tritt dann die Empfindung einer gemeinsamen (Klassen-)Lage.“

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Die historische Abfolge von „Gefügen sozialer Ungleichheit“

SWG/08/01/09Nach S. HRADIL, 2002, S. 208-209.

• Vorindustrielle Ständegesellschaft

• Frühindustrielle Klassengesellschaft

• Industriegesellschaftliche Schichtgesell- schaft

• Pluralisierte und polarisierte Ungleichheits- struktur fortgeschrittener Industriegesell- schaften

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Vorindustrielle Ständegesellschaft

SWG/08/01/10Nach S. HRADIL, 2002, S. 209.

Determinante der Ungleichheit: Geburt

Medien und Wirkfaktoren: rechtlich festgelegte Pri-vilegien (Ungleichheit der Besteuerung, der Wahl-rechte, Erwerbsmöglichkeiten, Arbeitspflicht etc.), Gebote und Verbote.

Die Ständegesellschaft war eine geschlossene Ge-sellschaft. Ein Wechsel des Standes war nur untersehr seltenen Umständen möglich.

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Frühindustrielle Klassengesellschaft

SWG/08/01/11Nach S. HRADIL, 2002, S. 209.

Determinante der Ungleichheit: Besitz

Medium: Kapital (vor allem ökonomisches Kapital).

„Wer besitzlos war, musste sich bei Besitzenden ver-dingen, konkurrierte mit vielen um Arbeit und erhielteinen Lohn, der kaum zum Überleben reichte. ...Die beiden Klassen der Besitzenden und Besitzlosenwaren nicht durch rechtliche Privilegien, wohl aberdurch wirtschaftliche und gesellschaftliche Schran-ken voneinander getrennt, die Auf- und Abstiegeselten machten.“

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Industriegesellschaftliche Schichtgesellschaft

SWG/08/01/12

Determinante der Ungleichheit: Berufsstellung

„Die mit dem Beruf einhergehenden Vor- und Nach-teile der Qualifikation, Arbeitsmarktchancen, Ein-kommen, beruflichem Ansehen (Prestige) und An-weisungsbefugnissen (Macht) stellten nun die wich-tigsten Dimensionen sozialer Ungleichheit dar. Die Verteilung dieser Vor- und Nachteile wird als Schichtungsgefüge bezeichnet.“

S. HRADIL, 2002, S. 210.

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Grundzüge sozialer Schichtung

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Schichtgesellschaften weisen abgestufte Übergängezwischen den Statuspositionen auf. Kern des Un-gleichheitsgefälles ist die Berufsstellung.

Schichtgesellschaften sind „offen“. Die Mitgliederkönnen je nach Leistungsfähigkeit höhere Status-positionen erreichen oder in der Statushierarchieabsinken.

Status (Sozialstatus): die Stellung eines (Berufs-)Status (Sozialstatus): die Stellung eines (Berufs-)Positionsinhabers auf den Abstufungen von Qua-Positionsinhabers auf den Abstufungen von Qua-lifikation, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Prestigelifikation, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Prestigeund Macht.und Macht.

Nach S. HRADIL, 2002, S. 210.

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Grundbegriffe der Schichtungssoziologie

SWG/08/01/14Nach S. HRADIL, 2002, S. 210-211.

Statuskonsistenz: eine Person besitzt auf allen Di-mensionen sozialer Ungleichheit einen ähnlich ho-hen Status.

Statusgruppen: Gruppen von Menschen, die einenähnlich hohen oder ähnlich zusammengesetzten Status aufweisen.

Statusaufbau: bezeichnet die Verteilung der Indivi-duen einer Population über die verschiedenen Sta-tuslagen.

Schichten: durch bestimmte Grenzen voneinandergetrennte, vertikal angeordnete Statusgruppen.

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Statusdimensionen am Beispiel Deutschland

SWG/08/01/15Nach S. HRADIL, 2002, S. 211-216.

• Formale Bildung: seit den 1960er Jahren „Bildungs- explosion“;

• Beschäftigung: der Erwerbsstatus zählt zu den be- sonders wichtigen Statusdimensionen; „Pragmati- sierung“ - Vollzeiterwerbstätigkeit – „prekäre Beschäf- tigungsformen“ – Arbeitslosigkeit.

• Einkommen: korreliert mit Bildung und Beschäfti- gung; Schere zwischen arm und reich öffnet sich.

• Prestige: Außenbewertung.

• Macht: 1995 in Deutschland: 4.500 Elitepositionen.

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Der Statusaufbau in der BRD

SWG/08/01/16Nach L. BÖTTCHER, 1979, S. 145

„„Neuer Mittelstand“ (Beamte, Angestellte, Facharb.)Neuer Mittelstand“ (Beamte, Angestellte, Facharb.)

„„Alter Mittelstand“ (Hand-Alter Mittelstand“ (Hand-werker, Kaufleute...)werker, Kaufleute...)

ArbeiterschaftArbeiterschaft

„„Mitte“ nach der Vor-Mitte“ nach der Vor-stellung der Bev.stellung der Bev.

„„Mitte“Mitte“nach dernach derrealen realen Vertei-Vertei-lunglung

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SWG/08/01/17

Veränderung der Position in einem SystemVeränderung der Position in einem SystemMobilitätMobilität

Motilität(Mobilitätsbereitschaft)

Räumliche MobilitätRäumliche Mobilität Soziale MobilitätSoziale Mobilität

MigrationMigration Zirkulation*Zirkulation*

(Permanente Wohnsitzver-

änderung)

(z. B. Pendeln)

VertikaleVertikalesoz. M.soz. M.

HorizontaleHorizontalesoz. M. soz. M.

Intergenerationen-Mob.Intergenerationen-Mob.

Intragenerationen-Mob.Intragenerationen-Mob.

Strukturelle Mob.Strukturelle Mob.

?Zu-sammen-hänge?

Multilokalität

?Zu-sammen-hänge?

* Tagesrhythmische Ausgänge; Wochenpendeln: Übergang zu Multilokalität .

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„Durchlässigkeit“ des Bildungssystems in Österreich

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Multilokalität

„Multilokalität bedeutet Vita activa an mehrerenOrten: Der tätige Lebensalltag in seiner Gesamt-heit verteilt sich auf verschiede Orte, die in mehroder weniger großen Zeiträumen aufgesucht und mit einer mehr oder weniger großen Funk-tionsteiligkeit genutzt werden.“

(J. Rolshofen, 2006, S. 181)

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Wohnen

Arbeiten

Freizeit

Sich Versorgen,Infrastruktur

Sozialkontakte

etc.

Gemarkung

SWG/08/01/17b

Wohnen und Aktionsräume in der Agrargesellschaft

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Wohnen

Arbeiten

Freizeit Sozialkontakte

etc.

Gemeinde

Die Wohnung als „Zentrum“der Lebenswelt

Sich Versorgen,Infrastruktur

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Wohnen und Aktionsräume heute

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Migration versus MultilokalitätMan könnte nun Multilokalität als eine spezifische

Form oder einen Subtypus von Migration ansehen. Multilokalität ließe sich auch als eine Art Über-

gangsform von der Sesshaftigkeit zur Migration interpretieren.

Eine derartige Interpretation wird aber weder den lebensweltlich-existenziellen und kognitiv-emotiven

Sinnkonfigurationen der beteiligten Subjekt, noch den sozialen, ökonomischen und planungsrelevan-ten Besonderheiten und Konsequenzen der Multi-

lokalität gerecht.

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Multilokalität als eigenständige soziale Praxis

Es erscheint deshalb sinnvoll, Multilokalität doch als eigenständige Form einer spezifischen sozialen

Praxis gleichberechtigt neben Migration und Zirkulation zu stellen.

Im Falle der Migration wird in der Literatur meist zwischen Nahwanderung (intraregionaler Wanderung) und Fernwan-

derung (interregionaler Wanderung) unterschieden.Die Unterscheidung zwischen beiden Typen wird nicht durch

„objektive“ Kriterien der Distanz begründet, sondern durch Veränderungen der haushaltsspezifischen Aktionsräume („total displacement/partial displacement-Hypothese“ von

C. C. ROSEMAN.)

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Umzug

Der alte Wohnstandort wirdaufgegeben, das vorher be-stehende Aktionsfeld wirddeaktiviert.

Am neuen Wohnstandortwird ein neues Aktionsfeldaufgebaut, das ein neuesSet von Standortoffertenin Wert setzt.

„Total Displacement“(C. C. ROSEMAN, 1971)

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Migration

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Umzug

„Partial Displacement“(C. C. ROSEMAN, 1971)

Ein Teil der vorher genutzten Stand-ortofferten wird beibehalten und vomneuen Wohnstandort aus weiter-hin aufgesucht.

SWG/08/01/17g

Migration

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Transitionsraum, Transitionskosten, Transitionsnutzen

Die „Lokalitäten“ (Orte) lassen sichaus der Sicht der Akteure als spezi-fische Konfigurationen von Nutzungs- und Aneignungspotenzialen be-schreiben (Standortofferten).

„Verknüpfung“ der Standortoffertenzweier oder mehrerer Lokalitäten.

„Bindungswirkung“ desAusgangsstandortes

Der subjektive (haushaltsspezifische) Mehrwert dieserVerknüpfung muss die subjektiv (vom Haushalt) wahr-genommenen Gesamtkosten zumindest marginalübersteigen.

„kritische Standortofferten“

„kritischeStandortofferten“

Multilokalität

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MultilokalitätDie wahrgenommenen Kosten und Nutzen sind Größen,die sich im Entwicklungsverlauf der Haushalte und beider Änderung von Rahmenbedingungen ebenfalls dra-matisch verändern können.

Damit stellt sich Multilokalität als soziale Praxisdar, mit deren Hilfe es für (kollektive) Akteure möglich wird, die Standortpotenziale von zweioder mehreren Lokalitäten zu kombinieren unddadurch den „Ertrag“ der eigenen Handlungs-praxis zu erhöhen.

(Gilt für alle ökonomischen Subjekte.)

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Multilokalität

Transitionsraum, Transitionskosten, Transitionsnutzen

„Mitnahme der sozialen Paxis an den jeweils anderen Ort.“

Durch Multilokalität kommt es für die Akteure in der Konstitu-tion ihrer Lebenswelt zu einer kommuni-kativen und kognitiven „Ver-knüpfung“ der betreffendenLokalitäten.

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Wohnsitz A

Haushalt, Subjekt(e)

Wohnsitz B

Haushalt, Subjekt(e)

Wohnsitz C

Haushalt, Subjekt(e)

Transitionsraum (Zeit, Frequenz, Kosten, Nutzen)

Transitionsraum (t, frequ, Kt, Nt)

TransitionsraumTransitionsraum(t, frequ, K(t, frequ, Ktt, N, Ntt))

Standortofferten?Kritische Standortofferten(Bindungswirkungen)?Hauptorientierung: Familie.

Standortofferten,kritische Standortofferten?KzB? Hauptorientierung:Beruf.

Standortofferten?kritische Standortofferten?KzB? Hauptorientierung:Freizeit.

Mitglieder, Struktur, Aktionsraum, Positions- und Rollenset? Soz. Interaktion? Statusposi-tionen? Gruppenzuge-hörigkeiten? Transfer von Ressourcen? Resi-denzielles Kapital? NlokA?

Wie wird Multilokalität „gemanagt“ (Logistik der Transition, „Choreographie der Koexistenz“, „Doing Family“, „Beziehungs-Management“?)

Phase der Haushaltsentwicklung?Ist einer der Wohnsitze „privilegiert“?Aushandlungsprozesse zur haus-haltsspezifischen Bewertung von NlokA, B, C, KzB, Kt und Nt? Welche Haushaltsmit-glieder nehmen am Transitionsprozessteil und nutzen die zusätzlichen Wohn-sitze auf welche Weise und zu welchemZweck?

Nutzer, Aktionsraum, Positions- und Rollenset? Soz. Interaktion? Statusposi-tionen? Gruppenzuge-hörigkeiten? Transfer von Ressourcen? Resi-denzielles Kapital? NlokC?

Nutzer, Aktionsraum, Positions- und Rollenset? Soz. Interaktion? Statusposi-tionen? Gruppenzuge-hörigkeiten? Transfer von Ressourcen? Resi-denzielles Kapital? NlokB?

SWG/08/01/17k

Beschreibungsdimensionen und Forschungsfragen

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SWG/08/01/17l

MünchenMünchen

BerlinBerlin BerlinBerlin

MLML

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Designed by: Dr. Michaela Schier, Schumpeter-Research Group, DJI, Munich

3. Multi-local everyday life: challenges for ‚doing family‘ (2/4)

Different requirements for ‚actively‘ and ‚passively‘ multilocal family members

Munich Stuttgart

Shuttling 2nd weekend

Ute

HannahJakob Jakob

Hannah

DirkSeparated/divorced

part

ners

hip

Diego

Luano

Lena

Katja

part

ners

hip

Shuttling each week

SWG/08/01/17m

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„Neue“ soziale Ungleichheiten

• GesundheitsbedingungenGesundheitsbedingungen

• Freizeitbedingungen Freizeitbedingungen

• WohnbedingungenWohnbedingungen

• Soziale SicherheitSoziale Sicherheit

• „ „Ungleichbehandlung“Ungleichbehandlung“

SWG/08/01/18Nach S. HRADIL, 2002, S. 220.

„„Neu“ an diesen Dimen-Neu“ an diesen Dimen-sionen ist vor allem diesionen ist vor allem dieBedeutung, die ihnenBedeutung, die ihnenheute zugeschrieben heute zugeschrieben wird. wird.

Ursachen/Hintergründe des Bedeutungsgewinns:Ursachen/Hintergründe des Bedeutungsgewinns:Vermehrung des Wohlstandes und der „postmate-Vermehrung des Wohlstandes und der „postmate-rialistische Wertewandel“.rialistische Wertewandel“.

Neue Werte:Neue Werte:Lebensqualität,Lebensqualität,

Selbstverwirklichung,Selbstverwirklichung,IdentitätsfindungIdentitätsfindung

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„Lebenslagen“ statt Schichten

SWG/08/01/19Nach S. HRADIL, 2002, S. 221.

Im „unteren“ Bereich der Statushierarchie ist das Gefüge derLebenslagen durch eine unterschiedliche Anhäufung vonNachteilen gekennzeichnet; als Problem- und Randgruppenfinden sich hier Flüchtlinge und Asylbewerber, Sozialhilfebe-zieher, Alleinerziehende, nicht integrierte Aussiedler, Lang-zeitarbeitslose, Wohnungslose etc.

Im „oberen“ Bereich der Statushierarchie sind die Lebensla-gen durch eine immer stärkere Ballung von Vorteilen gekenn-zeichnet. Dies gilt vor allem für die Dimension „Einkommen“.

In der gegenwärtigen Gesellschaft ist eine zunehmende Polari-In der gegenwärtigen Gesellschaft ist eine zunehmende Polari-sierung festzustellen. Gegenüber der Schichtgesellschaft neh-sierung festzustellen. Gegenüber der Schichtgesellschaft neh-men die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu.men die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu.

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Einkommen und Netto-Vernögen 1998 in Deutschland - Verteilung auf 10 Haushaltsgruppen (in 1000 DM)

-200

0

200

400

600

800

1000

1200

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Haushaltseinkommen proJahrNettogeldvermögen

Netto-ImmobilienvermögenGesamtnettovermögen

Quelle: Creutz 2001, S. 35

Ungleichverteilung der Vermögen

SWG/08/01/20Nach N. GELBMANN, 2002

Oberschicht ~ 5%,Oberschicht ~ 5%,Marginalisierte Schicht ~10%,Marginalisierte Schicht ~10%,Unterschicht und untere MitteUnterschicht und untere Mittesind stark angewachsen, diesind stark angewachsen, dieMittelschicht wurde erheblichMittelschicht wurde erheblich

ausgedünnt:ausgedünnt:„„20:80-Gesellschaft“20:80-Gesellschaft“

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Ungleichverteilung der Vermögen in der BRD 2007

0

10

20

30

40

50

60

70

Unterste 70% Perzentil 8 und 9 Oberste 10%

Prozentanteil amGesamtvermögen

Prozentanteil der Bev.

SWG/08/01/20b

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Vermögensdisparitäten in Österreich

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Die "Reichen"(oberste 1%)

Die "Wohlhabenden"(oberste 2-10%)

Die untersten 90%

Anteile am Gesamtvermögen in Prozent (2002)

Quelle: Bundesministerium für soziale Sicherheit, 2005, Bericht über die soziale Lage, S. 248

SWG/08/01/20c

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Die TriadeDie Triade

SWG/08/01/20d

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Räumliche Disparitäten

SWG/08/01/20b

Das Beispiel Mumbai (Bombay)

SWG/08/01/20e

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Theorie der fragmentierenden Entwicklung – „Dual Cities“

Quelle: F. SCHOLZ, 2005, S. 7 SWG/08/01/20f

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Theorie der fragmentierenden Entwicklung – „Dual Cities“

Quelle: F. SCHOLZ, 2005, S. 7 SWG/08/01/20gSWG/08/01/20g

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„Neue“ Lebensweisen und „Milieus“

SWG/08/01/21

Soziales Milieu: eine Gruppe Gleichgesinnter, diebestimmte Werthaltungen, Einstellungen und Mei-nungen vertreten.

Nach S. HRADIL, 1987 und 2002, S. 222-223

Beispiel: das konservative Milieu ist gekennzeichnet durcheine Verzahnung traditioneller Werte, politisch konservativerEinstellung und hohem Pflichtbewusstsein.

Die Milieuzugehörigkeit beeinflusst den Lebensstil eines Menschen.

Als Lebensstil bezeichnet man typische Regelmäßig-keiten in der Gestaltung des Alltags eines Menschen.

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Soziale Milieus in Westdeutschland 1997

SWG/08/01/22S. HRADIL, 2002, S. 224.