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1 Syntax III Teil IV: Argumentstruktur Übersicht: Wiederholung und X'-Theorie Phrasenstrukturregeln Selektion: Subkategorisierung und Thetatheorie Verschiebung Adjunkte Kontrastive Aspekte Zusammenfassung 22.12.0 5

Syntax III 1 Teil IV: Argumentstruktur Übersicht: Wiederholung und X'-Theorie Phrasenstrukturregeln Selektion: Subkategorisierung und Thetatheorie Verschiebung

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Page 1: Syntax III 1 Teil IV: Argumentstruktur Übersicht: Wiederholung und X'-Theorie Phrasenstrukturregeln Selektion: Subkategorisierung und Thetatheorie Verschiebung

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Syntax III

Teil IV: Argumentstruktur

Übersicht:

Wiederholung und X'-Theorie Phrasenstrukturregeln Selektion: Subkategorisierung und Thetatheorie Verschiebung Adjunkte Kontrastive Aspekte Zusammenfassung

22.12.05

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Syntax III

Lexikalische und funktionale Projektionen

Lexikalische Projektionen: Phrasen mit lexikalischem Kopf:

NP – Phrase mit einem Nomen als Kopf:

Maria, alle drei Teller, grüne Männchen, dieses blaue Buch,… VP – Phrase, die aus einem Verb gebildet wurde:

schläft, zeigte Hans das Buch, sehen einen Film, … AP – aus Adjektiv gebildete Phrase:

langsam, auf die Leistung stolz, ihren Grundsätzen treu, … PP – Phrase mit präpositionalem Kopf:

mit Maria, über einen Fluß, zwischen Berlin und Wien,…

Funktionale Projektionen: Phrasen mit funktionalem Kopf:

CP – Phrase mit C als Kopf – der Satz IP – Enthält Subjekt und Flexionsmerkmale. DP – Die maximale Projektion der Nominalgruppe.

Gibt es einen gemeinsamen Bauplan für Phrasen, oder müssen diese jeweils getrennt erstellt werden?

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Syntax IIIStruktur der PP

(4) PP 3 DPSUBJ P' 4 2

ihn P DP g 2 aus D NP

g g

dem N g

Haus

(Die meisten) Präpositionen verlangen ein Objekt, das unter P' (sprich "P-bar") generiert wird:

(1) a. Pawel stammt aus Warschau.

b. *Pawel stammt aus.

In einigen Kontexten erlauben PPs ein Subjekt in SpecPP:

(2) a. Er will ihnSUBJ aus dem Haus.

b.Er will ihnSUBJ aus dem Haus haben.

(3) Sie wähnten unsSUBJ in Moskau.

Objekt (oder Komplement)

der Präposition

Spezifikator der PP (kurz: "SpecPP")

[Dreiecke (4) markierenAbkürzungen für Teile von Bäumen]

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Syntax IIIStruktur der AP: Objekte und… Adjektive fallen (so wie Verben) in zwei Klassen was ihre

Objektseigenschaften angeht.

Transitive Adjektive sind – teils obligatorisch - mit einem Objekt zu kombinieren. Das Objekt befindet sich unter A'.

(1) a. Das Resultat war [der Mühe] wert.b. *Das Resultat war wert. Objekt obligatorisch

(2) a. Hans ist [seinem Chef] hörig.b. *Hans ist hörig. Objekt obligatorisch

(3) a. Maria ist [ihr] dankbar.b. Maria ist dankbar. Objekt optional

Intransitive A's werden mit keinem Objekt kombiniert:

(5) a. Der Hund ist gesundb. *Der Hund ist die Ohren gesund.

(4) Maria ist... AP 3 A' 3

DP A 4 g

ihr dankbar

Komplement (= Objekt)

des Adjektivs

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Syntax III…Subjekte in der AP

In einigen Kontexten erlauben APs ein Subjekt in SpecAP:

(1) Die Geschworenen erkannten ihnSUBJ (des Mordes) schuldig.

In diesen Konstruktionen ist – so wie in Sätzen - das Subjekt obligatorisch. (Die DP verhält sich wie ein richtiges Subjekt.)

(2) a. *Die Geschworenen erkannten schuldig. b. *Die Geschworenen erkannten des Mordes schuldig.

(3) Die Geschworenen erkannten ...

AP 3

NPSUBJ A' 4 3

ihn DP A 2 g

D NP schuldig g 5 des Mordes

Spezifikator der PP (kurz: "SpecAP")

Komplement

des Adjektivs

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Syntax IIIStruktur der VP

Die Objekte (Komplemente) transitiver und ditransitiver Verben befinden sich direkt unter dem V'-Knoten. Ditransitive Verben besitzen zwei V'-Knoten (s.(1)).

So wie andere Kategorien können auch Verben ein Subjekt innerhalb der Phrase (hier VP) zulassen.

(2) a. Der Richter ließ [VP ihnSUBJ einen Eid schwören].

b. Der Richter veranlaßte, daß erSUBJ einen Eid schwor.

Im Gegensatz zum Satzsubjekt wird dieses VP-interne Subjekt mit Akkusativ markiert (vgl. mit PP/DP/AP-internen Subjekten).

(1) Sie wollten VP 2

V' 3 DPIO V' 6 3

dem Gast DPDO V0

6 g ein Bild zeigen

(2) Die Geschworenen ließen...

VP 3 DPSUBJ V' 4 3

ihn DP V0 6 g einen Eid schwören

Komplemente

des Verbs

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Syntax IIISubjekte und Objekte der DP

(2) DP 3

NPSUBJ D' g 3 Maria D NP g 2 -s Ø N'

2 N PP

g 2 Bericht Ø P'

2 P DP g 2 über Ø D' 2

D NP g 2

die Ø N' g

N g

Wahlen

(1) a. MariasSUBJ Bericht über die Wahlen

dauerte 3 Stunden.

b. MariaSUBJ berichtete 3 Stunden lang

über die Wahlen.

Spezifikatoren

Komplemente

NB: Spezifikatoren und Komplemente müssen – mit Ausnahme SpecIP – nicht gefüllt sein! (Leere Positionen werden durch 'Ø' markiert.)

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Syntax IIIStruktur der IP(1) They are sleeping.

Die Zwischenprojektion I' ("I bar") verbindet den Kopf der Phrase und die IP mit der maximalen Projektion.

Das Subjekt befindet sich in der Spezifikatorposition der IP (kurz: "SpecIP")

Der Kopf I sorgt für (i) Kongruenz und (ii) den Subjektskasus.

(2) IP wo

NP3.Pers.Pl., NOM g

N g

They3.Pl., NOM

I' Zwischen- 3 projektion I'

I3.Pers.Pl. VP g g are V g sleeping

Spezifikator ('SpecIP')

I überträgt Nominativkasus an Subjekt in SpecIP

I übermittelt Kongruenzzwischen Subjekt und Verb

(hier: 3. Person Plural)

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Syntax IIIGemeinsamkeiten zwischen PhrasenAlle Phrasen besitzen:

einen Kopf X (auch X0 notiert) sowie eine maximale Projektion XP einen Spezifikator SpecXP (direkt unter der maximaler Projektion) Zwischenprojektionen (X', sprich "X-bar") Komplementpositionen, die direkt unter dem X'-Knoten liegen. Je nach Stellung des Kopfes ist XP kopfinitial oder kopffinal.

(2) Sie erkannten AP 3 DPSUBJ A' 4 3

ihn DP A0 6 g des Mordes schuldig

(1) Er wollte PP 3 DPSUBJ P' 4 3

ihn P0 DP g 6 aus dem Haus (3) DP 3 DPSUBJ D' 5 3

Brendel D0 NP g 6

-s Interpretation der Sonate

(4) Die Geschworenen ließen... VP

3 DPSUBJ V' 4 3

ihn DP V0 6 g

einen Eid schwören

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Syntax IIIX'-Theorie

X'-Theorie: ein allgemeiner, kategorieunabhängiger Bauplan für syntaktische Phrasen.

Der Kopf wird als X0 ("X-Null") notiert (z.B. N0 oder A0) Der Kopf projiziert den X'-Knoten. Der X'-Knoten enthält den Kopf sowie das Komplement (= Objekt

des Kopfes). Die Maximale Projektion dominiert den Spezifikator sowie den X'-

Knoten. Der Spezifikator und das Komplement sind immer selbst Phrasen.

(1) XP (X, Y, Z {V, A, N, D, P,....})

ei SPEZIFIKATOR YP X' ("X-bar")

Der Kopf kann links (PP, DP) oder rechts ([deutsche] VP, AP) sitzen.

ei X0 ZP KOMPLEMENT g

[terminales Symbol]

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Syntax IIIPhrasenstrukturregeln

(3) XP

ei YP X'

ei X0 ZP

Syntaktische Bäume werden mittels Phrasenstrukturregeln generiert.

Die der X'-Struktur zugrundeliegenden Bildungsprinzipien werden – wie in der Morphologie – in Pfeilnotation notiert.

(1) XP YP X' (Lies '' als "verzweigt zu" od. "enthält")

(2) X' X0 ZP

Anwendung: AP

(4) AP DP A'

(5) A' DP A0

(6) Sie hielt AP ei DP A' 5 ihn

ei DP A0

6 g seinen treu Grundsätzen

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Syntax III

Beispielsatz: (Hans sah,) daß Maria den Bericht las.

(1) a. CP XP C' b. C' C0 YP

(2) a. IP XP I'b. I' I0 YP

(3) a. DP XP D'b. D' D0 YP

(4) a. NP XP N'b. N' N0 YP

(5) a. VP XP V'b. V' V0 YP

(wobei X,Y {V, A, N, D, P, C,....})

Wie wird sichergestellt, daß 'XP'

und 'YP' in den Regeln jeweils mit der richtigen Phrase besetzt werden?

3 Ø V'

3 V0

g las

(6) CP 3 Ø C'

3 C0 IP g daß

ei DP I'

3 I0 VP

2 Ø D'

2 D0 NP

g 2 Ø Ø

N' 2

N0 Ø g

Maria

DP 2 Ø D'

2 D0 NP

g 2 den Ø

N' 2

N0 Ø g

Bericht

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Syntax IIIKomplementwahl Nicht alle Köpfe können mit allen Projektionen verbunden werden. D

verlangt z.B. nach einem NP-Komplement:

(1) a. Die [NP Aufführung] endete. D + NP

b. *Der/die/das [VP aufführen] endete. *D + VP

(4) *Die [PP in der Oper] fror es. *D + PP

(5) a. *Der [AP angebliche] log. *D + AP

b. Der [NP angebliche Täter] log. D + NP

c. *Der [DP der angebliche Täter] log. *D + DP

(6) a. [CP Daß Hans Maria einlud] überraschte uns.

b. *Der [IP Hans lud Maria ein] überraschte uns. *D + IP

c. *Der [CP daß Hans Maria einlud] überraschte uns. *D + CP

(2) DP 2 D' 2

D0 NP g 6 die Aufführung

(3) *DP 2 D' 2

D0 g 6 die/der/das ........

VP /AP/PP /DP/IP/CP

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Syntax IIISelektion und Subkategorisierung Die Komplementwahl unterliegt Selektionsbeschränkungen

Zwei Arten von Selektion: Semantische Selektion: regelt Bedeutungskompatibilität

(1) #Der Stein las das Buch.

(2) #Grüne Ideen schlafen wild. s. Abschnitt zu Thetarollen

Kategoriale Selektion: Subkategorisierung

Kategoriale Selektionsbeschränkungen werden im Subkategorisierungsrahmen des Lexikoneintrags festgehalten.

Beispiel: Lexikoneintrag für verschlingen:

(3) Phonetische Form: [vrlngn]Kategorie: V

Subkategorisierung: NPBedeutung: hastig essen

Ein Ausdruck kann auch mehr als eine Subkategorisierung besitzen:

(4) a. Der Hund aß1 den Kater. essen1 subkategorisiert NP

b. Das Kind aß2 nicht. essen2 subkategorisiert Ø

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Syntax IIIFunktionale und lexikalische Selektion

Funktionale Köpfe (D, I, C) subkategorisieren obligatorisch ein Komplement einer spezifischen Kategorie:

• D selegiert immer eine NP D subkategorisiert NP

• I selegiert immer eine VP I subkategorisiert VP

• C selegiert immer eine IP C subkategorisiert IP

Funktionale Köpfe besitzen immer ein Komplement.

Die Kategorie des Komplement bleibt konstant.

Der Subkategorisierungsrahmen lexikalischer Projektionen (AP, VP, PP, NP) ist vom spezifischen Lexikoneintrag abhängig.

Verben die kein Komplement subkategorisieren (intransitive Vs):

(1) ankommen, schnarchen, frieren, gerinnen, sterben,…

Transitive Verben selegieren eine DP oder eine PP.

Transitive Verben, die ein DP Komplement subkategorisieren:

(2) gleichen, drücken, bauen, verschlingen, schlagen, treffen,…

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Syntax IIIKategoriale Selektion Transitive Verben, die ein PP Komplement subkategorisieren:

(1) a. Sie staunte [PP über die Antwort].b. *Sie staunte [DP die Antwort].

(2) a. Er kümmerte sich [PP um den Gast].b. *Er kümmerte sich [DP den Gast].

(3) a. Der Wagen fuhr [PP unter die Brücke] durch.b. *Der Wagen fuhr [PP die Brücke] durch.

Verben, die zwei DP Komplemente subkategorisieren:

(4) zeigen, geben, vorstellen, unterziehen, übertragen, nennen,…

Verben die ein DP und ein PP Komplement subkategorisieren:

(5) legen, stellen (auf, unter,…), unterweisen (in), aufklären (über),..

Adjektive können DPs oder PPs subkategorisieren:

(6) a. Er ist sich dessen bewußt.b. *Er ist sich bewußt.

(7) a. Sie ist mit ihm bekanntb. *Sie ist bekannt (in Bedeutung)

Ps selegieren DPs od. PPs: umP [PPihn herum], upP [PP to now],…

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Syntax IIIArgumente und Thetarollen I

Argumente:Def Subjekt + Gesamtheit der Objekte eines Kopfes.

Argumente werden nach ihrer thematischen Rolle ('Thetarolle' oder Θ-Rolle) kategorisiert, nach dem Bedeutungsbeitrag den sie leisten.

Agens: aktiver Ausübende(r) einer Handlung:

(1) Der SchmiedAgens hämmert das Schwert

Thema/Patiens: (mitunter abstraktes) Objekt, das von der Handlung betroffen wird. Das Patiens ist immer belebt:

(2) Wir lösten das ProblemThema

(3) Die Polizei schlug den MannPatiens

Rezipient/Ziel: Empfänger in einer Handlung. Rezipient ist belebt:

(4) a. SieAgens gab MariaRezipient ein BuchThema

b. MariaRezipient erhielt ein BuchThema

(5) MariaAgens gab dem WagenZiel einen TrittThema

NB! Unterschiedliche grammatische Funktionen können ein und die selbe Θ-Rolle ausdrücken. Die Rezipientenrolle in (4a) is z.B. das IO, jedoch das Subjekt in (4b).

Thema

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Syntax IIIThetarollen II Instrument: Instrument, mit dem eine Handlung vollbracht wird:

(1) Der AffeAgens öffnete die SchachtelThem mit dem StabInstrument

Experiencer: Individuum, dem Emotion/Eindruck vermittelt wird:

(2) a. Der FahrerExperiencer freute sich über die Nachricht.

b. Die Nachricht freute den FahrerExperiencer

(3) a. Die KritikerExperiencer interessierten sich für das Buch.

b. Das Buch interessierte die KritikerExperiencer

Nicht nur DPs können als Träger von Θ-Rollen fungieren:

(4) a. Er weiß [DP die Antwort]Thema

b. Er weiß, [CP daß zwei mal zwei vier ist]Thema

(5) a. [DP Sein Schweigen]Faktum? verwunderte niemanden.

b. [CP Daß er schwieg]Faktum? verwunderte niemanden.

PPs können Θ-Rollen tragen:

(6) Wir kümmerten uns [PP um die Organisation]Thema

(7) Der Landwirt schlug [PP auf den Esel]Thema ein.

, und Subjektssätze ((5)b) auch:Objektssätze ((4)b) tragen Θ-Rollen

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Syntax IIIThetarollenzuweisung Prädikate weisen ihren Argumenten die Θ-Rollen zu:

(1) [DP Hans] entwickelte [DP den Film]

Jede Θ-Rolle tritt in einem Satz nur einmal auf.

Wenn ein Verb ein Argument subkategorisiert, so muß dieses syntaktisch ausgedrückt werden Argumente sind obligatorisch:

(2) a. Die Leute unterzogen ihn einer Prüfung.b. *Die Leute unterzogen (ihn). 1 oder 2 Argumente fehlen!c. *Die Leute unterzogen einer Prüfung.

(3) a. Maria nannte ihn dumm.b. *Maria nannte ihn. 1 Argument fehlt!

Es dürfen aber auch nicht mehr Argumente aufscheinen, als der Kopf subkategorisiert:

(4) a. Maria geht einen Hügel hinauf.b. *Maria geht einen Hügel. 1 Argument zu viel!

(5) a. Hans hat einen tiefen Schlaf geschlafen.b. *Hans ist einen tiefen Schlaf eingeschlafen.

Thema-RolleAgens-Rolle

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Syntax IIIThetakriterum I

Diese Abhängigkeiten werden durch das Thetakriterium erfaßt:

Das ThetakriteriumTeil A: Jede Arguments XP erhält genau eine Thetarolle.

Teil B:Jede Thetarolle wird genau einer Arguments XP zugewiesen.

Wohlgeformter Satz, keine Verletzung des Thetakriteriums:

(1) WirAgens drängten [Churchill]Rezipient [sich selbst]Thema als Kandidaten auf.

Verletzung von Teil A: ein Argument erhält mehr als eine Thetarolle

Konsequenz: es gibt mehr Thetarollen als Argumente!

(2) *Wir drängten [Churchill]Rezipient + Thema als Kandidaten auf.

Churchill erhält

zwei Thetarollen

Intendierte Bedeutung von (2): wie (1).

Thema RolleRezipienten Rolle

Thema Rolle

Rezipienten Rolle

Agens Rolle

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Syntax IIIThetakriterum II Teil A des Thetakriteriums beantwortet auch die erste der drei

allgemeine Grundfragen der Syntax:

I. Was muß ein grammatischer Satz mindestens enthalten?

Teil A des Thetakriteriums stellt sicher, daß in jedem Satz mindestens so viele Argumente wie Thetarollen vorhanden sind.

Verletzung von Teil B ("Jede Thetarolle wird genau einer Arguments- XP zugewiesen"): ein Argument erhält mehr als eine Thetarolle.

Konsequenz: es gibt mehr Argumente als Thetarollen

(1) *HansAgens ist MariaAgens gelaufen.

Intendierte Bedeutung von (1): "Hans und Maria sind gelaufen."

Teil B des Thetakriteriums beantwortet die zweite der drei allgemeine Grundfragen der Syntax:

II. Was kann ein grammatischer Satz höchstens enthalten?

Teil B des Thetakriteriums stellt sicher, dass in jedem Satz höchstens so viele Argumente wie Thetarollen vorhanden sind.

Agensrolle wird an zwei

DPs zugewiesen!

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Syntax IIIThetakriterum III Warum referiert das Theta-Kriterium auf Argument

XPs, und nicht einfach auf DPs/CPs/PPs oder gar nur auf XPs?

Nicht alle DPs/CPs/PPs oder gar XPs erhalten Thetarollen!

Prädikate (im Hauptsatz) weisen Θ-Rollen zu, erhalten aber keine.

(1) MariaAgens ist gelaufen.

DPs, die als Modifikatoren fungieren, erhalten keine Θ-Rollen:

(2) Sturm GrazAgens spielte [DP Freitags].

spielen weist nur eine Θ-Rolle an das Subjekt Sturm Graz zu. Das Adverbial Freitags erhält keine Θ-Rolle.

Auch andere Modifikatoren (AP, PP,...) erhalten keine Θ-Rolle:

(3) Sturm GrazAgens spielte wie üblich relativ eigenartig.

Sogenannte Expletive Pronomen (auch pleonastische Elemente genannt) tragen keine Θ-Rolle.

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Syntax IIIesDas Pronomen es im Deutschen ist mehrfach ambig, es kann

zumindest drei unterschiedliche Funktionen übernehmen.

I. Personalpronomens 3. Pers. Sg. neutrum:

(1) Es hinkte. (wobei es z.B. für ‘das Tier’ steht)

II. 'Wetter-es'

Kann – so wie ein echtes Argument - nicht weggelassen werden:

(2) a. Da es regnete, blieben wir zu Hause.

b. *Da regnete, blieben wir zu Hause.

Im Unterschied zum regulären Pronomen (s. (3)) ist Wetter es nicht durch eine volle DP ersetzbar (s. (4)):

(3) a. Es hinkte.

b. Das Tier hinkte.

(4) a. Da es regnete, blieben wir zu Hause.

b. *Da die Wolke regnete, blieben wir zu Hause.

c. *Da das Wetter regnete, blieben wir zu Hause.

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Syntax IIIExpletiva I III. Expletives es

Expletivum:Def Element ohne Bedeutung aber mit grammatischer Funktion.

Funktion IIIA. Expletivum als Einleitung des Satz

Aussagesätze werden nicht mit finitem Verb eingeleitet:

(1) a. Maria meinte, ein Soldat stünde an der Straße nach Moskau.b. *Maria meinte, stünde ein Soldat an der Straße nach Moskau.

es kann die satzeinleitende Position übernehmen:

(2) Maria meinte, es stünde ein Soldat an der Straße nach Moskau.

Stehen weist eine einzige Θ-Rolle zu, und diese an das Subjekt.

(3) [Der Soldat] stand (stundenlang herum).

es kongruiert nicht mit dem finitem Verb.

(4) a. Es3.Sg. standen3.Pl. zwei Soldaten3.Pl an der Straße nach Moskau.

b. *Es3.Sg. stand3.Pl zwei Soldaten3.Pl an der Straße nach Moskau.

Expletives es ist kein Argument, und erhält daher keine Θ-Rolle!

Agens-Rolle es fungiert nicht als Subjekt!

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Syntax IIIExpletiva II

Funktion IIIB. Expletives es in der Subjektsposition (mit Kongruenz)

Expletives es als Subjekt von geben in der Bedeutung 'existieren':

(1) a. Maria meinte, daß es einen Fehler im System gibt.

b. *Maria meinte, daß einen Fehler im System gibt.

Subjektskriterium: SpecIP muß (mit DP oder CP) gefüllt sein.

(1)b verletzt Subjektskriterium.

Weitere Evidenz für Subjektssatus des Expletivums: Verb kongruiert mit dem grammatischen Subjekt (es), und nicht mit dem logischen Subjekt (zwei Fehler):

(2) a. Maria meinte, daß es3.Sg. zwei Fehler3.Pl. im System gibt3.Sg.

b. *Maria meinte, daß es3.Sg. zwei Fehler3.Pl. im System geben3.Pl.

Die Θ-Rolle wird von geben an das logisches Subjekt zwei Fehler zugewiesen.

Das expletive Subjekt es trägt daher keine Θ-Rolle!

Das expletive Subjekt es erfüllt das Subjektskriterium.

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Syntax IIIExpletiva III

Funktion IIIC. Es als Platzhalter. Es dient als semantisch leererPlatzhalter einer CP, welche die Θ-Rolle trägt (s. (1b)).

(1) a. [CP Daß zwei und zwei fünf ist] stimmt nicht.

b. Er weiß, daß es nicht stimmt, [CP daß zwei und zwei fünf ist].

c. *Er weiß, daß nicht stimmt, [CP daß zwei und zwei fünf ist].

Expletives da in Subjektsposition (ohne Kongruenz – vgl. es)

Expletives da als Subjekt von sein in der Bedeutung 'existieren':

(2) a. Maria meinte, daß da ein Problem wäre.

b. *Maria meinte, daß ein Problem wäre.

Das Verb kongruiert mit dem logischen Subjekt zwei Probleme und nicht mit dem grammatischen Subjekt da:

(3) a. Maria meinte, daß da3.Sg. zwei Probleme3.Pl. wären3.Pl.

b. *Maria meinte, daß da3.Sg. zwei Probleme3.Pl. wäre3.Sg.

Arbeitsteilung der beiden Subjekte:

Die Θ-Rolle wird von sein an das logisches Subjekt zugewiesen

Das expletive Subjekt da erfüllt das Subjektskriterium.

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Syntax IIIscheinen I

Neben DPs, die keine Θ-Rollen tragen (Expletiva) gibt es auch Verben, die keine Θ-Rollen zuweisen: der Fall scheinen.

Die Subjektsposition von scheinen muß besetzt sein:

(1) a. (Maria meinte,) daß es scheint, daß sie gewinnen wird.

b. *(Maria meinte,) daß scheint, daß sie gewinnen wird.

Subjektsposition von scheinen darf nicht mit CP belegt werden:

(2) *[Daß Maria gewinnen wird] scheint.

(3) [Daß Maria gewinnen wird] ist sicher.

Da expletives es keine Θ-Rolle tragen

kann, folgt für (1a), daß scheinen seinem

Subjekt keine Θ-Rolle zuweist!

(5) zeigt weiters, daß das Subjekt nicht

unbedingt mit einem Expletivum besetzt sein muß:

(5) (Maria meinte,) daß [sie.zu gewinnen] scheint.

Was füllt die Subjektsposition SpecIP in (5)?

scheinen weist dem Subjekt keine

Θ-Rolle zu!

(4) IP 3 *Ø I' *CP 3

es I0 VP 6 scheint

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Syntax IIIscheinen II Mögliche Antwort: Der Satz(teil) [sie zu gewinnen] belegt SpecIP

(1) (Maria meinte,) daß sie. zu gewinnen scheint.

Problem 1: Kongruenz

Subjekt-Verb Kongruenz ist auf DPs in SpecIP beschränkt. scheinen kongruiert mit jener DP, welche die Agensthetarolle von

gewinnen trägt (sie in (2), bzw. wir in (3)):

(3) a. (Maria meinte,) daß wir1.Pl. zu gewinnen scheinen1.Pl.

b. *(Maria meinte,) daß wir1.Pl. zu gewinnen scheint3.Sg.

DP okkupiert zwar die Subjektsposition von scheinen, aber erhält

die Θ-Rolle von gewinnen.

3. Sg.

(2) Maria meinte, daß ... IP

ei XP I' 6 2

sie I0 VP zu gewinnen 6 scheint

3. Sg.

(4) daß… IP 3 DP I' 5 2

sie I0 VP 3 XP V' 6 4 zu gewinnen scheint

Agens-Rolle

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Syntax IIIBewegungProblem 2: Subjektskriterium

Was belegt SpecIP des eingebetteten Satzes? Wie kann sich das Subjekt (sie) in zwei Positionen gleichzeitig befinden?

Wie kann gewinnen seine Θ-Rolle auf derart weite Distanz zuweisen? Bisher wurden alle Θ-Rollen an nahestehende DPs verteilt.

Lösung: Das Subjekt erhält seine Θ-Rolle im unteren SpecIP, und bewegt sich in den oberen SpecIP, um dort das

Subjektskriterium zu erfüllen.

(1) Maria meinte, daß IP 3 DP I' 4 2

sie I0 VP 2 IP V' 2 5 I' scheint 2 I0 VP 6 zu gewinnen

(2) ... daß IP 2 I' 2

I0 VP 2 IP V' 2 5 I' scheint 2 I0 VP 6 zu gewinnen

Agens-Rolle

???

DP

4sie

DP

4sie

Bewegung

Agens-Rolle

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Syntax IIIZusammenfassung

Wo werden Grammatische Funktionen ausgedrückt?

Subjekte okkupieren Spezifikatoren (SpecXP).

Objekte (generell: Komplemente) befinden sich direkt unter X'-Knoten.

Modifikatoren werden als Adjunkte zu XP generiert (s.unten).

Konsequenz: Grammatische Funktionen sind strukturell, d.h. ohne Referenz auf die Funktion, definierbar. Die GF einer Phrase kann direkt von deren Position im Baum abgelesen werden!

Welche Positionen sind obligatorisch, welche optional?

SpecIP muß immer gefüllt sein (Subjektskriterium).

Das Thetakriterium reguliert, ob ein Komplement besetzt werden muß.

Modifikatoren sind optional.

Mit welcher syntaktischen Position werden Modifikatoren assoziiert?

Eine letzte Ergänzung zur X'-Theorie

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Syntax IIIAdjunkte

Modifikatoren sind keine Argumente nicht an X' oder in SpecXP

(1) Er kündigte (gestern) (freiwillig) (im Beisein von Maria).

[Klammern markieren Optionalität – die Phrase kann weggelassen werden]

Modifikatoren werden an die maximale Projektion XP adjungiert – sie besetzen Adjunktspositionen und werden daher auch als Adjunkte bezeichnet.

Der Prozeß der Verdoppelung der XP und der Schaffung

einer neuen Position wird als Adjunktion bezeichtet.

XP

3 Spezifikator X' 3

(Kopf) X0 Komplement

(2) XP 3

Adjunkt

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Syntax IIIAdjunkte an VP und NP

Adverbiale Modifikatoren

werden an VP adjungiert (s.(1)):

Adnominale Modifikatoren

(attributive Adjektive, PPs,…)

werden an NP adjungiert ((2) & (3)):

(1) Wir vermuten, daß…

IP 3

DP I'4 3

Maria I VP 3

Adjunkt AP VP g 3

A' V' g 3

A0 DP V0

g 6 g gerne/heute die Geige spielt

(2) DP 3

D' 3 D0 NP g rp die AP Adjunkt NP

g 2 A' N' g g

A0 N0

g ggute/frühere/ukrainische,...Präsidentin

(3) DP 3

D' 3 D0 NP g 3 die NP PP Adjunkt

2 2 N' P' g 2

N0 P0 DP g g 6 Präsidentin aus der Ukraine mit dem Zopf

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Syntax IIIAdjunkte und Ellipse

Evidenz daß Adjunkte über XP liegen: Ellipse (Wh. vom 15.12.)

Das Pronomen es kann eine VP ersetzen:

(1) Hans kündigte seinen Vertrag um 12, und Karl tat es um 4 Uhr.

(es = [VP kündigte seinen Vertrag])

Die VP kann – wie in (1) – unter Zurücklassung des Adverbs pronominalisiert werden.

Das Adverb befindet sich nicht innerhalb der VP, sondern wird höher, als ein Adjunkt zur VP, generiert:

VP

3 V NP g 2

kündigte D N

g

g seinen Vertrag

PP belegt VP-Adjunktsposition

PP 2 P DP

g 5 um 4 Uhr

(2) VP qp

...und Karl tat es

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Syntax IIIKontrastive Aspekte I: Partizipien

Einige prominente sprachspezifische Eigenschaften, die alle mit Wortstellung – der vernachlässigten dritten Grundfrage der Syntax – zu tun haben.

Französiches Partizipialkongruenz

Wenn das finite Auxiliar être ist: Partizipien kongruieren mit dem Subjekt.

(1) a. Le magazin est ouvert.

b. La fenêtre est ouverte.

Wenn das finite Auxiliar avoir ist: Partizipien kongruieren nicht.

(2) a. J'ai mis la bouteille sur la table.

b. *J'ai mise la bouteille sur la table.

Wenn das finite Auxiliar avoir ist, und das Objekt des Partizips in einem Relatisatz vorangestellt wird, dann kongruiert das Partizip wieder – und zwar mit dem relativierten Objekt (la bouteille):

(3) a. *J'ai mise la bouteille sur la table.

b. [la bouteille] que j'ai mise sur la table.

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Syntax IIIKontrastive Aspekte II: Pro-drop

Italienische Subjekte

Das Subjekt muß im Italienischen nicht phonetisch realisiert werden ('pronoun drop' oder pro-drop):

(1) a. E arrivato Gianni.

b. E arrivato. (Bedeutung: "Hans ist angekommen.")

Das Subjekt kann vor oder hinter dem Verb stehen (prä- und postverbale Subjekte):

(2) a. E arrivato Gianni.

b. Gianni è arrivato.

Präverbale Subjekt dürfen jedoch nur verwendet werden, wenn über das Subjekt bereits geredet (oder gefragt) wurde:

(3) a. Che chosa è passato? ('Was ist passiert?')

b. E arrivato Gianni.

c. *Gianni è arrivato.

(4) a. Chi è arrivato? ('Was ist passiert?')

b. *Gianni è arrivato.

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Syntax IIIKontrastive Aspekte III: V2 Warum steht V0 an 2. Stelle im Hauptsatz

(1) a. Maria kennt den Piloten.b. *Maria den Piloten kennt.

(2) a. Hans sagt, daß Maria den Piloten kennt.b. *Hans sagt, daß Maria kennt den Piloten.

Das Verb wird am Satzende generiert, wo es im Nebensatz auch bleibt.

Das Verb bewegt sich nach C0,sofern dieser Kopf leer ist ( Hauptsatz)

Wenn das Verb sich bewegt, muß auch SpecCP besetzt werden.

(3) CP 3

C' 3 C0 IP g 3

daß DP VP 5 3 (= (2b)) Maria DP V0

6 g den Piloten kennt

kennt

kenntV2-Bewegung

(4) CP 3

C' 3 IP 3

VP 3 DP V0

6 g den Piloten

DP 4Maria

DP 4Maria

, aber an letzter im Nebensatz?

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Syntax IIIKontrastive Aspekte IV: Subject-Aux inversion Im Englischen geht das Subjekt finiten Auxiliaren voran:

(1) a. (We knew that) John did not arrive late.

b. *(We knew that) did John not arrive late.

Unter besonderen Umständen (Fragen, negative Adverbiale) kann das Subjekt dem finiten Auxiliar folgen.

(2) When did John arrive?

(3) Under no circumstances will John arrive late.

did

did

(5) CP 3

C' 3 IP 3

John I' 3 I0 VP

g 3 VP

5 (= (2)) arrive

AP 4when

AP 4When

(4) IP 3 John I' 2

(= (1b)) I0 VP g 2 did not VP 2 VP AP g 5 arrive late

1. Bewegung von did nach C

2. Bewegung von when ( vgl. V2)

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Syntax IIIWas sollte man wissen?

Grundlagen

Kompetenz/Performanz, Universalgrammatik, Parameter Regeln deskriptiv & präskriptiv Adäquatheit, deskriptive & explanative Definition v. Sprache, Generative Grammatik, Logisches Problem

des Spracherwerbs

Phrasen/Phrasenstruktur

Grammatische Funktionen (Subj, Prädikat,…) erkennen Syntaktische Kategorien erkennen Konstituententests anwenden Phrasenstruktur: was ist XP, X, X', Projektion, Endozentrizität,… Phrasenstrukturregeln anwenden Bäume für transitive Sätze, einfache PPs, DPs und APs zeichnen,

inklusive Adjunktionsstrukturen Subjekt im Satz (Kongruenz, obligatorisch, Nom. in Satz) Subjekte in anderen Kategorien

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Syntax IIIWas sollte man wissen?

Argumentstruktur

Selektion: semantisch und kategorial (Subkategorisierung) Thetarollen erkennen und zuordnen (Agens, Thema,…) Thetakriterium und dessen Anwendung Eigenschaften von Expletiven Elementen (es, da) Bewegung bei scheinen [Adjunktionsstrukturen]