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Tages-Anzeiger – Donnerstag, 26. Januar 2012 21 Linkes Seeufer Anzeige «Ich verspüre vor allem Enttäuschung» – TA vom 20. 1. Auf ein Baugesuch Alsen darf der Gemeinderat nicht eintreten Die Enttäuschung von Bauvorstand Richard Gautschi nach der Rückwei- sung der BZO-Teilrevision durch den Thalwiler Souverän ist nachvollziehbar. Denn an dieser Gemeindeversammlung ist tatsächlich die Chance verpasst worden, detailliert über die gesamte Vorlage zu diskutieren und darüber abzustimmen, auch über die Waldab- standslinie beim Grundstück Kat.-Nr. 4620 an der Alsenstrasse. Das Aussichts- und Ruhebänkli an der Alsen ist sicher nicht das gewich- tigste Thema dieser Vorlage. Allerdings war für den Gemeinderat bereits im Rahmen der Mitwirkung klar ersicht- lich, dass sich über 150 Thalwiler für dessen Erhaltung einsetzten, ohne dass ihn dies zu einer Reaktion veranlasst hätte. Mit einem Flyer in alle Haushal- tungen haben diese daher versucht, sich zusätzliches Gehör zu verschaffen. Auch den übrigen, klar gewichtigeren Anliegen und Ängsten der Bevölkerung vor Verdichtung, Aufstockung und Einzonung von Grünflächen etc. hat der Gemeinderat wohl zu wenig sorg- fältig Rechnung getragen. Der Gemeinderat will die Gründe für den Rückweisungsentscheid nun gründlich analysieren. Das ist sehr zu begrüssen. Es wäre ihm und uns Thalwilern zu wünschen, dass dabei geäusserte Vorbehalte ernst genommen werden. Für das Aussichts- und Ruhebänkli an der Alsen heisst das, dass auf ein allfälliges Baugesuch für das – wegen des Fehlens einer Waldab- standslinie – nicht baureife Grundstück Kat.-Nr. 4620 nicht eingetreten wird. Und zwar so lange, bis die Bevölkerung an einer Gemeindeversammlung dem Waldabstandslinienplan zustimmt. Sonst könnte leicht der Eindruck entstehen, der Gemeinderat politisiere mit der Opferung dieses jahrhunderte- alten Aussichtspunkts bedenkenlos an der Thalwiler Bevölkerung vorbei. Fredi Wittenwiler, Thalwil Leserbrief Von Anna-Katharina Ehlert Wädenswil – Die Konstruktion ist 6 Me- ter lang, 5 Meter hoch und wiegt 3 Ton- nen. Sie besteht aus einem Gewächs- haus, in dem Gemüse und Salat wach- sen. Das steht auf einem riesigen Aqua- rium. Der seltsame Container ist eine Kleinfarm, die Fischzucht und Gemüse- anbau verbindet. Er wurde gestern von den Zürcher Viaduktbögen nach Wädenswil transportiert: Urban Far- mers, eine neu gegründete Ablegerfirma der Hochschule für Angewandte Wissen- schaften mit Sitz in Zürich, stellt ihren Modelltank der Zurich International School (ZIS) in Wädenswil für ein Jahr zur Verfügung. So lange übernehmen die Schüler im Zuge eines Umweltbil- dungsprojekts die Pflege der Fisch- und Gemüsefarm. Roman Gaus, Geschäftsführer von Urban Farmers, sagt: «Die Box ist fast so einfach konstruiert wie ein Ikea-Möbel.» Im Idealfall dauere der Auf- und Abbau nur eine Stunde. Da der Tank ausserdem seit der öffentlichen «Uusfischete» im Dezember leer sei, könne er leicht beför- dert werden. Ein Sattelschlepper mit Anhänger und Hebekran war dennoch nötig, um das tonnenschwere Objekt zu transportieren und in der Zufahrt zur ZIS zu deponieren. Biologisch und nachhaltig Anfang April wird das Aquarium wieder aufgefüllt und mit Fischen besetzt. Der Fischkot im Wasser dient den Pflanzen, die in Blähtonkügelchen wurzeln, als Dünger. Das Gemüse filtert die im Fisch- kot enthaltenen Nährstoffe aus dem Wasser. So gereinigt kann dieses zurück in den Fischtank fliessen. Der geschlos- sene Kreislauf funktioniert ohne zusätz- liche Dünger, Pestizide, Fungizide oder Antibiotika. Gemüse und Fische, die der Container hervorbringt, sind demnach biologisch und nachhaltig produziert. Die ZIS denkt darüber nach, diese an einem Stand am Wädenswiler Wochen- markt anzubieten. Die Schule kann das System in ver- schiedene Schulfächer wie Biologie, Um- weltnaturwissenschaften und Mathema- tik integrieren. ZIS-Projektleiter Nicho- las Bentley sagt: «Es ist uns wichtig, die Schüler für ökologische Zusammen- hänge und nachhaltiges Handeln zu sen- sibilisieren.» Mit dem Urban-Farmers- Container könne die Schule das nicht nur im Klassenzimmer, sondern anhand eines kompletten Ökosystems im Klein- format auch ausserhalb davon vermit- teln. Die Mitarbeiter von Urban Farmers unterstützen Schüler und Lehrer in tech- nischen Belangen. Ausserdem stellen sie Lehrmittel bereit, beispielsweise zum Thema «Ressourcen-Management». Die Stadt Wädenswil unterstützt die Zusammenarbeit der Zurich Internatio- nal School und den Urban Farmers mit 4500 Franken. Stadtpräsident Philipp Kutter (CVP) ist von den Vorzügen des Projekts überzeugt: «Wir möchten die Forschung, die in Wädenswil passiert, sichtbar machen.» Es freue ihn deshalb, dass der an der Wädenswiler Hoch- schule entwickelte Container nun wie- der zurück in die Forschungs- und Bil- dungsstadt komme und den ZIS-Schü- lern als Studienobjekt dienen werde, sagt Kutter. Ein kleines Ökosystem für Wädenswil Die Schüler der Zurich International School haben ein neues Studienobjekt: Einen Fischtank, auf dem ein Gewächshaus steht. In diesem Container düngen Fische mit ihrem Kot Gemüse, das wiederum das Wasser reinigt. Foto: Sabine Rock Ein Flugblatt empfiehlt Gemeinderatskandidat Thomas Klemm (FDP) ohne sein Wissen als Schulpräsidenten. Von Elio Stamm Schönenberg – Der Wahlkampf in Schö- nenberg erfolgt per Flugblatt. Sämtliche Haushalte finden in den Wochen vor den Gemeinderatsersatzwahlen vom 5. Feb- ruar regelmässig einfach gestaltete A4- Zettel im Briefkasten vor, auf denen die Kandidaten für die beiden vakanten Sitze und das Gemeindepräsidium be- worben werden. Ein Flugblatt ohne Absender, das die Schönenberger vorgestern Dienstag in ihren Briefkästen gefunden haben, sorgt nun aber für Aufregung in der 1900-See- len-Gemeinde. Es gibt vor, dass Gemein- deratskandidat Thomas Klemm (FDP) die Seiten gewechselt habe: Klemm wird im Flugblatt zur Wahl als neuer Schul- präsident empfohlen. Seine Partei hat ihn aber offiziell für den anderen freien Gemeinderatssitz portiert. Klemm: «Es ist stillos» Thomas Klemm wusste weder vom Flug- blatt, noch hat er sich entschieden, für das Schulpräsidium zu kandidieren. Er distanziert sich deutlich vom Wahlvor- schlag und sagt: «Ich werde eine allfäl- lige Wahl ablehnen.» Dass er hinter seinem Rücken für ein Amt vorgeschlagen wird, findet Klemm stillos. Er hat sich noch am Dienstag mit FDP-Präsident Hanspeter Sihler getrof- fen und klargemacht, dass er weiter hin- ter der Strategie der Partei steht: Für das Schulpräsidium empfiehlt die FDP Bri- gitte Käser Hägin, Vizepräsidentin der Schulpflege, für den siebten Gemeinde- ratssitz Klemm und den parteilosen Je- rome Koch. Fürs Gemeindepräsidium schlägt sie Willi Schilling (FDP) vor. FDP-Präsident Sihler hat per Telefon und E-Mail über 30 Reaktionen von irri- tierten Wählern erhalten. Er verurteilt das Verwirrspiel. Um die Sache klarzu- stellen, verfasste er eine Medienmittei- lung. «Die FDP hält nichts von anony- men Flyern», schreibt er. Sihler hat eine Theorie, wer für das Flugblatt verantwortlich sein könnte: «Man wird den Eindruck nicht los, dass dieses Flugblatt aus dem gleichen Win- kel kommt wie das Pro Komitee für die Wahl von Felix Meier.» Eine Vermutung, die wohl viele haben: Der parteilose Meier ist direkter Konkurrent von Klemm um den siebten Gemeinderats- sitz und wird im Flugblatt auch gleich noch als Gemeindepräsident empfohlen – für das Amt kandidiert er auch offiziell. «Lebenserfahrung, Führungserfahrung, Intelligenz: Thomas Klemm und Felix Meier» heisst es in grossen Lettern. Beim Komitee Pro Felix Meier weist man den Vorwurf der Urheberschaft aber entschieden zurück. Die angefrag- ten Tony Blaser, Uschi Müller und Beat- rice Wagner wissen allesamt nicht, wo- her das Flugblatt stammt. Meier selbst war gestern nicht zu erreichen. Er habe sich aber auch unwissend und über- rascht gezeigt, sagt Müller. Bei der Post Schönenberg, wo die Flugblätter normalerweise aufgegeben werden, ist wegen des Postgeheimnisses nichts zu erfahren. Anonymes Flugblatt irritiert Schönenberger Richterswil will Jugendliche weiterhin für Testkäufe einsetzen, obwohl Geschäfte und Restaurants nicht mehr gebüsst werden dürfen. Von Elio Stamm Richterswil – Während Stäfa ab sofort auf Alkoholtestkäufe verzichtet, will Richterswil weiterhin Jugendliche los- schicken. Der Stäfner Gemeinderat reagiert damit auf ein Urteil des Bundes- gerichts vom 10. Januar und zieht eine Beschwerde am höchsten Gericht der Schweiz zurück (siehe Seite 15). Das Bun- desgericht hat entschieden, dass Ver- käufer nicht gebüsst werden dürfen, wenn sie Jugendlichen im Rahmen eines Testkaufs Alkohol verkaufen. Aus Sicht von Armin Steinmann (SVP), Statthalter des Bezirks Horgen, seien Bussen nicht die einzige wirkungs- volle Sanktion. Man könne wiederholt fehlbaren Wirten mit dem Patententzug drohen. Situation analysieren Ob der Stäfner Entscheid, künftig keine Testkäufe mehr durchführen zu lassen, Signalwirkung hat für die Gemeinden am linken Seeufer und im Sihltal, lässt sich momentan noch schwer abschät- zen. Die Verwaltungen und Exekutiven müssen erst die neue Situation analysie- ren. Nicht alle dürften aber dieselben Schlüsse daraus ziehen. Die Richterswiler Gemeinderätin Renate Büchi (SP), die auch im Kantons- rat an vorderster Front für die Testkäufe kämpfte, sagt: «Die diesjährigen Test- käufe sind seit letztem November im Budget 2012 und beim Blauen Kreuz re- serviert.» In Horgen dagegen will der Jugend- beauftragte Ulrich Meyer dem Gemein- derat Horgen empfehlen, künftig auf Testkäufe zu verzichten. Er pflichtet dem Stäfner Gemeinderat bei: «Ohne Bussen ist die Wirkung der Testkäufe gering.» Ein Entscheid stehe aber noch aus, genauso wie die Prüfung alternati- ver Massnahmen. Richterswil plant weitere Alkoholtestkäufe Thomas Klemm Der FDP-Politiker kandidiert für den Gemeinderat. Raphael Egli aus Adliswil steht wieder auf seinen Rollschuhen: In einem prämierten Video tritt der CVP-Gemeindrat als weisser Hase auf. Von Bettina Ledergerber Adliswil – Ein Hase auf Rollschuhen dreht seine Runden auf einem Stadtzür- cher Industrieareal. Ziellos und sachte gleitet er über den Asphalt. Seine Ohren wippen scheu zum Song «Hailey Fought the Law». Das Klavier setzt ein, der Hase dehnt seine Oberschenkel. Flauschig und weiss ist sein Fell, die Hände ste- cken in weissen Fäustlingen. Der 31-jährige Raphael Egli hat wie- der einen Auftritt. Der Adliswiler Roll- kunstläufer hat zwar im letzten Sommer seinen Rücktritt vom Sport gegeben. Von der Bildfläche ist er deswegen noch nicht verschwunden. An den Solothur- ner Filmtagen ist er diese Woche wieder aufgetaucht. Er ist der Hauptdarsteller im Musikvideo der Zürcher Indieband Blanket, das zum besten Schweizer Mu- sikvideo 2011 gekürt worden ist. Egli ist als Vizeweltmeister, Europameister und 50-facher Schweizer Meister das Siegen gewohnt. Der Turnlehrer und neue Ad- liswiler CVP-Gemeinderat weiss daher, was er in solchen Momenten sagen muss: «Ich fühle mich sehr geehrt.» In der langen Sportlerkarriere ist fast an jedem Wettkampf eine Medaille hin- zugekommen, bei jeder Adliswiler Sport- lerehrung ein Goldvreneli. Ob dieser Palmarès auch der Jury bekannt war? Je- denfalls schreibt sie über Eglis Auftritt: «‹Hailey Fought the Law›, inszeniert von Piet Baumgartner, ist eine Choreografie von kunstvoller Eleganz.» Mit hängendem Kopf dreht der Hase eine Pirouette. Der melodiöse Song däm- mert vor sich hin, sein einziger Antrieb scheint der fragile Hase mit den trauri- gen Augen zu sein. Den Auftritt hat Egli gratis auf den As- phalt gelegt. Produzent Baumgartner hatte ihn über seinen Rollschuhklub an- gefragt. Die Band hat er nicht gekannt, inzwischen war er aber an zwei Konzer- ten. Egli ist froh, muss er sich nicht wie- der das wärmende Hasenfell überzie- hen. In der Erinnerung ist ihm nämlich geblieben, wie die schwarze Schminke für die Augen beim Rollschuhfahren über das ganze Gesicht gelaufen ist. Ein alter Hase in neuer Rolle Raphael Egli im Musikvideo der Zürcher Indieband Blanket. Foto: PD www.brockenstube.ch / www.rentabus.ch • Wohnungsräumungen • Abholungen / Entsorgungen AX9889.M • Lieferwagenvermietung

Tages Anzieger, Ubran Farmers

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Tages Anzieger, Ubran Farmers, January 2012

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Tages-Anzeiger – Donnerstag, 26. Januar 2012 21

Linkes Seeufer

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«Ich verspüre vor allem Enttäuschung» – TA vom 20. 1.

Auf ein Baugesuch Alsen darf der Gemeinderat nicht eintretenDie Enttäuschung von Bauvorstand Richard Gautschi nach der Rückwei-sung der BZO-Teilrevision durch den Thalwiler Souverän ist nachvollziehbar. Denn an dieser Gemeindeversammlung ist tatsächlich die Chance verpasst worden, detailliert über die gesamte Vorlage zu diskutieren und darüber abzustimmen, auch über die Waldab-standslinie beim Grundstück Kat.-Nr. 4620 an der Alsenstrasse.

Das Aussichts- und Ruhebänkli an der Alsen ist sicher nicht das gewich-tigste Thema dieser Vorlage. Allerdings war für den Gemeinderat bereits im Rahmen der Mitwirkung klar ersicht-lich, dass sich über 150 Thalwiler für dessen Erhaltung einsetzten, ohne dass ihn dies zu einer Reaktion veranlasst hätte. Mit einem Flyer in alle Haushal-tungen haben diese daher versucht, sich zusätzliches Gehör zu verschaffen. Auch den übrigen, klar gewichtigeren Anliegen und Ängsten der Bevölkerung vor Verdichtung, Aufstockung und Einzonung von Grünflächen etc. hat der Gemeinderat wohl zu wenig sorg-fältig Rechnung getragen.

Der Gemeinderat will die Gründe für den Rückweisungsentscheid nun gründlich analysieren. Das ist sehr zu begrüssen. Es wäre ihm und uns Thalwilern zu wünschen, dass dabei geäusserte Vorbehalte ernst genommen werden. Für das Aussichts- und Ruhebänkli an der Alsen heisst das, dass auf ein allfälliges Baugesuch für das – wegen des Fehlens einer Waldab-standslinie – nicht baureife Grundstück Kat.-Nr. 4620 nicht eingetreten wird. Und zwar so lange, bis die Bevölkerung an einer Gemeindeversammlung dem Waldabstandslinienplan zustimmt.

Sonst könnte leicht der Eindruck entstehen, der Gemeinderat politisiere mit der Opferung dieses jahrhunderte-alten Aussichtspunkts bedenkenlos an der Thalwiler Bevölkerung vorbei.

Fredi Wittenwiler, Thalwil

Leserbrief

Von Anna-Katharina EhlertWädenswil – Die Konstruktion ist 6 Me-ter lang, 5 Meter hoch und wiegt 3 Ton-nen. Sie besteht aus einem Gewächs-haus, in dem Gemüse und Salat wach-sen. Das steht auf einem riesigen Aqua-rium. Der seltsame Container ist eine Kleinfarm, die Fischzucht und Gemüse-anbau verbindet. Er wurde gestern von den Zürcher Viaduktbögen nach Wädenswil transportiert: Urban Far-mers, eine neu gegründete Ablegerfirma der Hochschule für Angewandte Wissen-schaften mit Sitz in Zürich, stellt ihren Modelltank der Zurich International School (ZIS) in Wädenswil für ein Jahr zur Verfügung. So lange übernehmen die Schüler im Zuge eines Umweltbil-dungsprojekts die Pflege der Fisch- und Gemüsefarm.

Roman Gaus, Geschäftsführer von Urban Farmers, sagt: «Die Box ist fast so einfach konstruiert wie ein Ikea-Möbel.» Im Idealfall dauere der Auf- und Abbau nur eine Stunde. Da der Tank ausserdem seit der öffentlichen «Uusfischete» im Dezember leer sei, könne er leicht beför-dert werden. Ein Sattelschlepper mit Anhänger und Hebekran war dennoch nötig, um das tonnenschwere Objekt zu transportieren und in der Zufahrt zur ZIS zu deponieren.

Biologisch und nachhaltigAnfang April wird das Aquarium wieder aufgefüllt und mit Fischen besetzt. Der Fischkot im Wasser dient den Pflanzen, die in Blähtonkügelchen wurzeln, als Dünger. Das Gemüse filtert die im Fisch-kot enthaltenen Nährstoffe aus dem Wasser. So gereinigt kann dieses zurück in den Fischtank fliessen. Der geschlos-sene Kreislauf funktioniert ohne zusätz-liche Dünger, Pestizide, Fungizide oder Antibiotika. Gemüse und Fische, die der Container hervorbringt, sind demnach biologisch und nachhaltig produziert. Die ZIS denkt darüber nach, diese an

einem Stand am Wädenswiler Wochen-markt anzubieten.

Die Schule kann das System in ver-schiedene Schulfächer wie Biologie, Um-weltnaturwissenschaften und Mathema-tik integrieren. ZIS-Projektleiter Nicho-las Bentley sagt: «Es ist uns wichtig, die Schüler für ökologische Zusammen-hänge und nachhaltiges Handeln zu sen-sibilisieren.» Mit dem Urban-Farmers-Container könne die Schule das nicht

nur im Klassenzimmer, sondern anhand eines kompletten Ökosystems im Klein-format auch ausserhalb davon vermit-teln. Die Mitarbeiter von Urban Farmers unterstützen Schüler und Lehrer in tech-nischen Belangen. Ausserdem stellen sie Lehrmittel bereit, beispielsweise zum Thema «Ressourcen-Management».

Die Stadt Wädenswil unterstützt die Zusammenarbeit der Zurich Internatio-nal School und den Urban Farmers mit

4500 Franken. Stadtpräsident Philipp Kutter (CVP) ist von den Vorzügen des Projekts überzeugt: «Wir möchten die Forschung, die in Wädenswil passiert, sichtbar machen.» Es freue ihn deshalb, dass der an der Wädenswiler Hoch-schule entwickelte Container nun wie-der zurück in die Forschungs- und Bil-dungsstadt komme und den ZIS-Schü-lern als Studienobjekt dienen werde, sagt Kutter.

Ein kleines Ökosystem für WädenswilDie Schüler der Zurich International School haben ein neues Studienobjekt: Einen Fischtank, auf dem ein Gewächshaus steht.

In diesem Container düngen Fische mit ihrem Kot Gemüse, das wiederum das Wasser reinigt. Foto: Sabine Rock

Ein Flugblatt empfiehlt Gemeinderatskandidat Thomas Klemm (FDP) ohne sein Wissen als Schulpräsidenten.

Von Elio Stamm Schönenberg – Der Wahlkampf in Schö-nenberg erfolgt per Flugblatt. Sämtliche Haushalte finden in den Wochen vor den Gemeinderatsersatzwahlen vom 5. Feb-ruar regelmässig einfach gestaltete A4-Zettel im Briefkasten vor, auf denen die Kandidaten für die beiden vakanten Sitze und das Gemeindepräsidium be-worben werden.

Ein Flugblatt ohne Absender, das die Schönenberger vorgestern Dienstag in ihren Briefkästen gefunden haben, sorgt nun aber für Aufregung in der 1900-See-len-Gemeinde. Es gibt vor, dass Gemein-deratskandidat Thomas Klemm (FDP) die Seiten gewechselt habe: Klemm wird im Flugblatt zur Wahl als neuer Schul-präsident empfohlen. Seine Partei hat ihn aber offiziell für den anderen freien Gemeinderatssitz portiert.

Klemm: «Es ist stillos»Thomas Klemm wusste weder vom Flug-blatt, noch hat er sich entschieden, für das Schulpräsidium zu kandidieren. Er distanziert sich deutlich vom Wahlvor-schlag und sagt: «Ich werde eine allfäl-lige Wahl ablehnen.»

Dass er hinter seinem Rücken für ein Amt vorgeschlagen wird, findet Klemm stillos. Er hat sich noch am Dienstag mit FDP-Präsident Hanspeter Sihler getrof-fen und klargemacht, dass er weiter hin-ter der Strategie der Partei steht: Für das Schulpräsidium empfiehlt die FDP Bri-gitte Käser Hägin, Vizepräsidentin der Schulpflege, für den siebten Gemeinde-ratssitz Klemm und den parteilosen Je-rome Koch. Fürs Gemeindepräsidium schlägt sie Willi Schilling (FDP) vor.

FDP-Präsident Sihler hat per Telefon und E-Mail über 30 Reaktionen von irri-tierten Wählern erhalten. Er verurteilt das Verwirrspiel. Um die Sache klarzu-stellen, verfasste er eine Medienmittei-lung. «Die FDP hält nichts von anony-men Flyern», schreibt er.

Sihler hat eine Theorie, wer für das Flugblatt verantwortlich sein könnte: «Man wird den Eindruck nicht los, dass dieses Flugblatt aus dem gleichen Win-kel kommt wie das Pro Komitee für die Wahl von Felix Meier.» Eine Vermutung, die wohl viele haben: Der parteilose Meier ist direkter Konkurrent von Klemm um den siebten Gemeinderats-sitz und wird im Flugblatt auch gleich noch als Gemeindepräsident empfohlen – für das Amt kandidiert er auch offiziell. «Lebenserfahrung, Führungserfahrung, Intelligenz: Thomas Klemm und Felix Meier» heisst es in grossen Lettern.

Beim Komitee Pro Felix Meier weist man den Vorwurf der Urheberschaft aber entschieden zurück. Die angefrag-ten Tony Blaser, Uschi Müller und Beat-rice Wagner wissen allesamt nicht, wo-her das Flugblatt stammt. Meier selbst war gestern nicht zu erreichen. Er habe sich aber auch unwissend und über-rascht gezeigt, sagt Müller.

Bei der Post Schönenberg, wo die Flugblätter normalerweise aufgegeben werden, ist wegen des Postgeheimnisses nichts zu erfahren.

Anonymes Flugblatt irritiert Schönenberger

Richterswil will Jugendliche weiterhin für Testkäufe einsetzen, obwohl Geschäfte und Restaurants nicht mehr gebüsst werden dürfen.

Von Elio Stamm Richterswil – Während Stäfa ab sofort auf Alkoholtestkäufe verzichtet, will Richterswil weiterhin Jugendliche los-schicken. Der Stäfner Gemeinderat reagiert damit auf ein Urteil des Bundes-gerichts vom 10. Januar und zieht eine Beschwerde am höchsten Gericht der Schweiz zurück (siehe Seite 15). Das Bun-desgericht hat entschieden, dass Ver-

käufer nicht gebüsst werden dürfen, wenn sie Jugendlichen im Rahmen eines Testkaufs Alkohol verkaufen.

Aus Sicht von Armin Steinmann (SVP), Statthalter des Bezirks Horgen, seien Bussen nicht die einzige wirkungs-volle Sanktion. Man könne wiederholt fehlbaren Wirten mit dem Patententzug drohen.

Situation analysierenOb der Stäfner Entscheid, künftig keine Testkäufe mehr durchführen zu lassen, Signalwirkung hat für die Gemeinden am linken Seeufer und im Sihltal, lässt sich momentan noch schwer abschät-zen. Die Verwaltungen und Exekutiven müssen erst die neue Situation analysie-

ren. Nicht alle dürften aber dieselben Schlüsse daraus ziehen.

Die Richterswiler Gemeinderätin Renate Büchi (SP), die auch im Kantons-rat an vorderster Front für die Testkäufe kämpfte, sagt: «Die diesjährigen Test-käufe sind seit letztem November im Budget 2012 und beim Blauen Kreuz re-serviert.»

In Horgen dagegen will der Jugend-beauftragte Ulrich Meyer dem Gemein-derat Horgen empfehlen, künftig auf Testkäufe zu verzichten. Er pflichtet dem Stäfner Gemeinderat bei: «Ohne Bussen ist die Wirkung der Testkäufe gering.» Ein Entscheid stehe aber noch aus, genauso wie die Prüfung alternati-ver Massnahmen.

Richterswil plant weitere Alkoholtestkäufe

Thomas KlemmDer FDP-Politiker kandidiert für den Gemeinderat.

Raphael Egli aus Adliswil steht wieder auf seinen Rollschuhen: In einem prämierten Video tritt der CVP-Gemeindrat als weisser Hase auf.

Von Bettina Ledergerber Adliswil – Ein Hase auf Rollschuhen dreht seine Runden auf einem Stadtzür-cher Industrieareal. Ziellos und sachte gleitet er über den Asphalt. Seine Ohren wippen scheu zum Song «Hailey Fought the Law». Das Klavier setzt ein, der Hase dehnt seine Oberschenkel. Flauschig und weiss ist sein Fell, die Hände ste-cken in weissen Fäustlingen.

Der 31-jährige Raphael Egli hat wie-der einen Auftritt. Der Adliswiler Roll-kunstläufer hat zwar im letzten Sommer seinen Rücktritt vom Sport gegeben. Von der Bildfläche ist er deswegen noch nicht verschwunden. An den Solothur-ner Filmtagen ist er diese Woche wieder aufgetaucht. Er ist der Hauptdarsteller im Musikvideo der Zürcher Indieband Blanket, das zum besten Schweizer Mu-

sikvideo 2011 gekürt worden ist. Egli ist als Vizeweltmeister, Europameister und 50-facher Schweizer Meister das Siegen

gewohnt. Der Turnlehrer und neue Ad-liswiler CVP-Gemeinderat weiss daher, was er in solchen Momenten sagen muss: «Ich fühle mich sehr geehrt.»

In der langen Sportlerkarriere ist fast an jedem Wettkampf eine Medaille hin-zugekommen, bei jeder Adliswiler Sport-lerehrung ein Goldvreneli. Ob dieser Palmarès auch der Jury bekannt war? Je-denfalls schreibt sie über Eglis Auftritt: «‹Hailey Fought the Law›, inszeniert von Piet Baumgartner, ist eine Choreografie von kunstvoller Eleganz.»

Mit hängendem Kopf dreht der Hase eine Pirouette. Der melodiöse Song däm-mert vor sich hin, sein einziger Antrieb scheint der fragile Hase mit den trauri-gen Augen zu sein.

Den Auftritt hat Egli gratis auf den As-phalt gelegt. Produzent Baumgartner hatte ihn über seinen Rollschuhklub an-gefragt. Die Band hat er nicht gekannt, inzwischen war er aber an zwei Konzer-ten. Egli ist froh, muss er sich nicht wie-der das wärmende Hasenfell überzie-hen. In der Erinnerung ist ihm nämlich geblieben, wie die schwarze Schminke für die Augen beim Rollschuhfahren über das ganze Gesicht gelaufen ist.

Ein alter Hase in neuer Rolle

Raphael Egli im Musikvideo der Zürcher Indieband Blanket. Foto: PD

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