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W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Schwalbenschwanz (Papilio machaon) Seite 1 / 12 Tagfalter in Bingen und Umgebung (Binger Wald, Soonwald, Rheinhessen, Hunsrück und Rheinland-Pfalz) Der Schwalbenschwanz -Papilio machaon, Linnaeus 1758- Inhalt Kurzporträt & Verbreitung .......................................................................................2 Falterbeschreibung ....................................................................................................2 Lebensraum ..................................................................................................................3 Lebensweise des Falters ...........................................................................................3 Eier ................................................................................................................................5 Raupe.............................................................................................................................6 Puppe .............................................................................................................................8 Überwinterung.............................................................................................................9 Besonderheiten ......................................................................................................... 10 Beobachten / Nachweis ........................................................................................... 10 Zucht / Umweltbildung ............................................................................................ 10 Artenschutz / Gartengestaltung ........................................................................... 11 Literaturverzeichnis ................................................................................................ 12

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Tagfalter in Bingen und Umgebung (Binger Wald, Soonwald, Rheinhessen, Hunsrück und Rheinland-Pfalz)

Der Schwalbenschwanz

-Papilio machaon, Linnaeus 1758-

Inhalt

Kurzporträt & Verbreitung .......................................................................................2

Falterbeschreibung ....................................................................................................2

Lebensraum ..................................................................................................................3

Lebensweise des Falters ...........................................................................................3

Eier ................................................................................................................................5

Raupe .............................................................................................................................6

Puppe .............................................................................................................................8

Überwinterung.............................................................................................................9

Besonderheiten ......................................................................................................... 10

Beobachten / Nachweis ........................................................................................... 10

Zucht / Umweltbildung ............................................................................................ 10

Artenschutz / Gartengestaltung ........................................................................... 11

Literaturverzeichnis ................................................................................................ 12

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Tagfalter in Bingen und Umgebung – der Schwalbenschwanz Autor: Wolfgang Düring Letzte Aktualisierung: 08. September 2018 Dieses Dokument und viele weitere Artenporträts von Tagfaltern in RLP wurden vom BUND veröffentlicht unter: http://schmetterlinge.bund-rlp.de/wissenswertes/artenportraets/

Kurzporträt & Verbreitung Der Schwalbenschwanz kommt in fast allen Regionen von Rheinland-Pfalz vor, so auch in Bingen und Umgebung. In den kühleren Regionen von Hunsrück, Soonwald, Eifel und Westerwald ist er seltener zu beobachten. In der Pfalz und in Rheinhessen ist er dagegen regelmäßig anzutreffen.

Abbildung 1: Vorkommen des Schwalbenschwanzes gemäß der Landesdatenbank Schmetterlinge in Rheinland-Pfalz (POLLICHIA, 2018)

Als Kulturfolger ist er eine Art, die in fast allen warmen Offenlandbiotopen (Äcker, Wiesen, Brachen, Gärten) vorkommt. Er überwintert als Puppe und erscheint ab Mitte April. Er lebt in zwei Generationen, seltener

erscheint auch eine partielle dritte Generation. Die Flugzeit endet Ende August.

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Falterbeschreibung Der Schwalbenschwanz gehört zur Familie der Ritterfalter. Er ist ein großer gelb-schwarzer Falter mit einer Reihe blauer und zwei roten Punkten am Schwanzansatz und den zwei namensgebenden schwalbenähnlichen Schwanzfortsätzen.

Abbildung 2: Frisch geschlüpfter Schwalbenschwanz am 19.8.2006 auf Wasserdost in Bingen Dromersheim

Auch die Unterseite ist wunderschön, weißgelb mit einer schwarzen Zeichnung. Hellblaue und orange Flecken überziehen den Hinterflügel in Form eines Bandes.

Abbildung 3: Flügelunterseite eines im Garten frisch geschlüpften Schwalbenschwanzes am 12.6 2017

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Abbildung 4: Schwalbenschwanz – frisch geschlüpft - Detailansicht der Flügelunterseite am 7.8.2015

Manchmal treten auch Tiere auf, bei denen die blauen und roten Punkte am Schwanzansatz fehlen.

Abbildung 5: Schwalbenschwanz Männchen ohne blaue und rote Punkte beim Hilltopping auf dem Martinsberg bei Siefersheim am 17.5.2014

Lebensraum Der Schwalbenschwanz besiedelt Mähwiesen, Weiden, Grünland, Äcker, Brachen, Trockenrasen, Deiche, Gärten und Berghänge gleichermaßen. Er hat eine Vorliebe für trockene und warme Biotope.

Abbildung 6: Typisches Raupenhabitat des Schwalbenschwanzes in Bingen-Dromersheim mit einer nicht zu erkennenden erwachsenen Raupe auf Wilder Möhre am 17.8.2004

Dabei nutzt als „Biotopkomplexbewohner“ (Weidemann, 1986) verschiedene Biotope für

die Eiablage (Äcker, Gärten, Störstellen in

Wiesen), die Nektaraufnahme (Kleefelder, Gärten, blütenreiche Wiesen) und die Partnersuche (Bergkuppen, Kleefelder). Idealerweise befinden sich diese Biotope in unmittelbarer Nähe zueinander.

Lebensweise des Falters Die Falter schlüpfen ab Mitte April aus den Puppen. Die jahreszeitlich früheste eigene Beobachtung erfolgte am 9.4.2014 im Mainzer Sand saugend an Löwenzahn.

Abbildung 7: Schwalbenschwanz am 15.4.2009 im NSG Jakobsberg bei Ockenheim beim Hilltopping

Die Falter leben in zwei Generationen pro Jahr. Ende Juni schlüpfen die Falter der zweiten Generation. In Jahren mit einem frühen warmen Frühling können die Falter der zweiten Generation auch schon Mitte Juni fliegen. In solchen Jahren erscheint auch eine zumindest partielle dritte Generation ab Mitte August. Die jahreszeitlich späteste eigene Beobachtung gelang jeweils am 30.8.2002 auf einem Luzernefeld und 1.9.2008 in Bingen-Dromersheim.

Abbildung 8: Schwalbenschwanz saugend an Wiesenwitwenblume am 9.5.2014 im eigenen Garten

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Der Schwalbenschwanz hat eine Vorliebe für rote und violette Blüten. Er saugt im Sommer gerne an Klee, Luzerne, Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis), Disteln, Kartäusernelke (Dianthus carthusianorum), Dost, aber auch an Sommerflieder (buddleja davidii) oder Lavendel im Garten.

Abbildung 9: Schwalbenschwanz saugend auf Distelblüte in Bingen-Dromersheim am 26.7.2005

Abbildung 10: Schwalbenschwanz saugend an Kartäusernelke im eigenen Garten am 12.6.2017

Abbildung 11: Schwalbenschwanz auf Luzernefeld in Bingen-Dromersheim am 14.8.2002

Abbildung 12: Schwalbenschwanz vor der Eiablage im eigenen Garten in Bingen-Dromersheim am 5.7.2009

Im Frühjahr stehen auch gelbe Blüten (Löwenzahn, Kreuzblütler) auf dem Speisezettel.

Abbildung 13: Schwalbenschwanz saugend an Kreuzblütler am Heimberg bei Waldböckelheim am 24.4.2014

Abbildung 14: Schwalbenschwanz der zweiten Generation ruhend auf einer Grasähre am 1.6.2012 am Heimberg bei Waldböckelheim

Im Frühjahr finden sich die Partner auf Bergkuppen beim Hilltopping. Im Sommer erfolgt die Partnerfindung in den Nektarhabitaten. Die Männchen besetzen dann Reviere z.B. in Klee- bzw. Luzernefeldern oder Distelbrachen.

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Abbildung 15: Paarung des Schwalbenschwanzes in einem Luzernefeld bei Bingen-Dromersheim am 23.7.2004

In der Literatur wird eine Lebensdauer von 14-22 Tagen angegeben (Settele, et al., 1999).

Eier In warmen Jahren beginnt die erste Generation ab Ende April, in normalen Jahren ab Anfang Mai, mit der Eiablage. Der Schwalbenschwanz ist ein Streubrüter und verteilt seine Eier über große Flächen von mehreren Quadratkilometern.

Abbildung 16: Schwalbenschwanz Weibchen bei der Eiablage auf Jungpflanze von Wilder Möhre an einer offenen teilweise vegetationsfreien Störstelle in einer Wiese am 23.5.2018 in Urbar

Die Weibchen belegen vor allem junge Pflanzen, die an vegetationsarmen Stellen, wie z.B. Störstellen, stehen. Die Ablage erfolgt im Flatterflug auf die Blätter oder in die Blüten von regional verschiedenen Doldenblütlern (Apiaceae), wie Wilder Möhre, Gartenmöhre, Pastinake, Fenchel, Dill, Haarstrang und vielen weiteren.

Abbildung 17: Jungpflanze von Wilder Möhre an einer offenen teilweise vegetationsfreien Stelle in einer Wiese am 23.5.2018 in Urbar – mit frisch abgelegtem Ei des Schwalbenschwanzes

Nach der Eiablage wird eine Pause zur Nektaraufnahme oder zum Ausruhen auf der Vegetation eingelegt.

Abbildung 18: Schwalbenschwanz Weibchen - Pause nach der Eiablage in einer Wiese am 23.5.2018 in Urbar

Abbildung 19: Frisch abgelegtes Ei des Schwalbenschwanzes in die Blüte eines Doldengewächses im Binger Wald bei Dichtelbach am 3.6.2010

Die Eier sind relativ groß (2mm) und kugelförmig. Sie sind zunächst weißgelblich. Nach einigen Tagen beginnen sie sich bräunlich zu verfärben.

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Abbildung 20: Ei des Schwalbenschwanzes im Binger Wald an Doldenblüte am 21.7.2014 ca. 2 Tage nach der Eiablage

Abbildung 21: Ei des Schwalbenschwanzes - zwei Tage nach der Eiablage auf Wilder Möhre am 29.4.2009

Nach ungefähr einer Woche hat sich das Ei dunkel verfärbt, der obere Teil ist jetzt dunkelblau fast schwarz, der Kopf der Raupe schimmert durch die dünne transparente Eischale.

Abbildung 22: Ei des Schwalbenschwanzes – acht Tage nach der Ablage - ein Tag vor dem Schlüpfen der Raupe am 5.5.2009 (Zuchtfoto ex ovo)

Die Eier entwickeln sich in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur sehr schnell in 5 Tagen oder bei kühlerer Umgebung in 10 Tagen bis zum Schlüpfen der Raupe. In der Literatur werden 5-8 Tage angegeben (Settele, et al., 1999).

Raupe Die Raupe ist zunächst grau mit schwarzem Kopf und schwarz behaart. Ein heller Sattelfleck auf dem Rücken, typisch für Ritterfalterraupen, ist zu erkennen. Die Raupe ist jetzt leicht mit Vogelkot zu verwechseln, man spricht deshalb von Vogelkot-Mimese. Nach dem Schlüpfen verspeist die Raupe zunächst die Eischale.

Abbildung 23: Frisch geschlüpfte Raupe des Schwalbenschwanzes beim Fressen ihrer Eihülle am 6.5.2009 in Bingen-Dromersheim (Zuchtfoto ex ovo)

Abbildung 24: Frisch geschlüpfte Raupe des Schwalbenschwanzes am 22.7.2014

Die Raupe wird sich im Folgenden noch viermal jeweils im Abstand von ungefähr jeweils einer Woche häuten.

Abbildung 25: Vier Tage alte Raupe (L1) des Schwalbenschwanzes am 10.5.2009

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Mit jeder Häutung ändert sich die Färbung.

Abbildung 26: Sieben Tage alte Raupe (L2) des Schwalbenschwanzes am 12.5.2009

Nach der nächsten Häutung erscheinen weitere Rotanteile, der Sattelfleck hat jetzt ein kräftiges Weiß. Die Färbung kann allerdings unterschiedlich ausfallen.

Abbildung 27: Frisch gehäutete L3-Raupe am 18.7.2015

Abbildung 28: Schwalbenschwanz Raupe (L3) am 7.6. 2018 auf Möhre im Garten

Abbildung 29: Dunkele L3-Raupe des Schwalbenschwanzes nach 13 Tagen am 19.5.2009

Nach jeder Häutung beginnt wieder eine Fressphase, bis die Haut wieder zu eng geworden ist. Die nächste Häutung wird erneut durch eine 1-2-tägige Ruhephase eingeleitet.

Abbildung 30: Raupe (L3) des Schwalbenschwanzes nach 18 Tagen am 24.5.2009 (gleiche Raupe wie oben)

Abbildung 31: Raupe (L4) des Schwalbenschwanzes nach 18 Tagen - direkt nach der Häutung beim Fressen der alten Haut am 24.5.2009 (gleiche Raupe wie oben)

Nach jeder Häutung wird die Haut einschließlich der harten Kopfkapsel von der Raupe verspeist.

Abbildung 32: Raupe (L4) des Schwalbenschwanzes nach 21 Tagen am 27.5.2009 (gleiche Raupe wie oben)

Nach der dritten Häutung ist die Raupe grün mit Querbändern aus schwarzen und orangen Flecken. Dieses Muster führt zu einer Auflösung der Körperkonturen in der

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Vegetation (Somatolyse) und dient zur Tarnung (Bräu, et al., 2013).

Abbildung 33: Raupe (L5) des Schwalbenschwanzes nach 21 Tagen direkt nach der Häutung am 27.5.2009 (gleiche Raupe wie oben)

Jetzt hat die Raupe ihre endgültige Gestalt angenommen. Die letzte Fressphase beginnt.

Abbildung 34: Schwalbenschwanz Raupe (L5) auf Haarstrang Mainz (Geiersköppel) am 6.6.2018

Abbildung 35: Erwachsene Raupe des Schwalbenschwanzes (L5) nach ca. 30 Tagen - kurz vor der Verpuppung - Freilandfoto in Bingen-Dromersheim am 28.7.2003

Kurz vor der Verpuppung beginnt wieder eine Ruhephase, bevor die Raupe mit ihrer Suche nach einem geeigneten Verpuppungsplatz beginnt. Die Raupe benötigt je nach Nahrungsangebot und Umgebungstemperatur ca. drei bis fünf

Wochen (22 bis 36 Tage) vom Schlüpfen aus dem Ei bis zur Verpuppung. Dies stimmt exakt mit dem Literaturwert überein. (Settele, et al., 1999).

Puppe Kurz vor der Verpuppung entleert die Raupe ihren Darm vollständig, dabei verliert sie auch ein wenig ihrer Fülle. Die Färbung wird etwas blasser. Sie verlässt jetzt die Fraßpflanze und sucht einen dunklen Ort in der Nähe auf. Sie spinnt sich dann kunstvoll mit einem Spinnfaden ca. 10 bis 20 cm über dem Erdboden an einem trockenen Stängel oder Ästchen fest. Dabei wird zunächst ein Gürtel angefertigt in den sie sich dann einhängt, am Hinterleib verhakt sie sich in ein von ihr angefertigtes Spinnpolster.

Abbildung 36: Vorpuppe des Schwalbenschwanzes an einem Ästchen im Garten in Bingen-Dromersheim am 5.8.2008 (Zuchtfoto ex ovo)

Nach weiteren zwei Tagen beginnt sie sich durch zuckende Bewegungen erneut zu häuten. Die Haut platzt hinter der Kopfkapsel auf und löst sich immer weiter, bis sie schließlich zu Boden fällt und die frische Puppe entlässt. Die Ausfärbung der Puppe kann nach Wiklund durch die Umgebungsfärbung beeinflusst werden und dient zur Tarnung (Bräu, et al., 2013).

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Abbildung 37: Grüne Puppe des Schwalbenschwanzes am 9.8.2008 (gleiche Raupe wie in Abb. 20)

Neben der grünen Puppe kommt noch eine braun-graue Puppe vor. Beide Varianten kommen sowohl im Frühjahr/Sommer, wie auch im Herbst vor.

Abbildung 38: Braun-graue Puppe des Schwalbenschwanzes am 22.8.2010 (Zuchtfoto ex larva)

In Abhängigkeit von genetischen Faktoren, der Tageslänge und der Temperatur während des 4. und 5. Raupenstadiums (Hensle, et al., 2018), überwintern die Puppen oder sie entwickeln sich noch im gleichen Jahr zum Falter. In Bingen konnte als Stichtag der 10. August ermittelt werden. Raupen, die sich vor dem Stichtag verpuppt hatten, schlüpften in der Regel noch im gleichen Jahr (Subitan-Entwicklung). Raupen, die sich nach dem Stichtag verpuppt hatten, entwickelten sich erst nach einer Winterruhe im April des folgenden Jahres zum Falter (Latenz-Entwicklung).

Abbildung 39: Überwinternde Raupe des Schwalbenschwanzes im Garten am 28.12.2004 (Zuchtfoto ex larva)

Bei der Subitan-Entwicklung schlüpft der Falter nach ca. 12-19 Tagen aus der Puppe (Literaturangabe: 13-18 Tage vgl. (Settele, et al., 1999)).

Abbildung 40: Frisch geschlüpfter Schwalbenschwanz im eigenen Garten am 16.5.2010 (Zuchtfoto ex larva)

Überwinterung Der Schwalbenschwanz überwintert als Puppe im Freien. Freilandpuppen werden extrem selten gefunden. Es ist davon auszugehen, dass diese unter dichter Vegetation an Stängeln angesponnen in ca. 10 cm über dem Boden zu finden sind. Gezüchtete Raupen sollten, falls diese im Spätsommer nicht mehr schlüpfen, deshalb unbedingt geschützt aber im Freien überwintert werden. Erst nach Kälteeinwirkung können sich die Puppen im nächsten Frühjahr zum Falter weiterentwickeln.

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Besonderheiten Der Schwalbenschwanz ist eine flugstarke und vagabundierende Art und ein Kulturfolger (Weidemann, 1986). Er ist den Menschen in früheren Jahrhunderten in die damals typischen Bauerngärten und auf ihre extensiv bewirtschafteten Felder und Wiesen gefolgt. Ähnlich wie beim Landkärtchen, bildet sich eine Sommerpuppe, die sich aufgrund von Langtagbedingungen (Mitteleuropa: Tageslänge > 15 Stunden) subitan entwickelt oder bei Kurztagbedingungen eine Winterpuppe, die eine Winterruhe einlegt, bevor sie sich im folgenden Jahr weiterentwickelt. Schwalbenschwanzraupen können kannibalistisch werden. Manchmal werden zwei Eier auf der gleichen Pflanze abgelegt. Die Raupen schlüpfen dann eventuell dennoch an unterschiedlichen Tagen. Ein Entwicklungsvorsprung von nur einem Tag ist bei den Jungraupen ein bedeutender Vorteil. Bei zwei Raupen, die als Eier auf der gleichen Pflanze abgelegt worden waren, konnte ich in der Zucht beobachten, wie die ältere fünf Tage alte Raupe ihr „Geschwisterchen“, welches einen Tag später geschlüpft war, verspeiste.

Abbildung 41: Schwalbenschwanzraupe beim Verspeisen ihres Geschwisterchens am 3.8.2002 (Zuchtfoto ex ovo) in Bingen-Dromersheim

Der Autor konnte aber ebenfalls Schwalbenschwanzraupen beobachten, die gemeinsam friedlich nebeneinander auf der gleichen Fraßpflanze lebten. Meist waren diese Raupen aber beim Zusammentreffen schon älter.

Schwalbenschwanzraupen verfügen ebenso wie die Segelfalter- und Appollofalterraupen über eine als Stirn- oder Nackengabel (Osmaterium) bezeichnete Drüse am Kopf.

Abbildung 42: Schwalbenschwanzraupe mit ausgestülpter Stirngabel am 31.7.2008 (Zuchtfoto ex ovo)

Diese Stirngabel wird bei einer Störung (Bedrohung) ausgefahren und es wird ein übelriechendes Sekret (Buttersäure) abgesondert. Durch den Geruch sollen offensichtlich Feinde abgeschreckt werden.

Beobachten / Nachweis Der Schwalbenschwanz ist am leichtesten als Falter beim Hilltopping Ende April und Anfang Mai auf Bergkuppen (in Bingen z.B. auf dem Scharlachkopf oder in Ockenheim im NSG Jakobsberg) zu beobachten. Im Sommer (Juli und August) ist er im Garten an Sommerflieder oder auf Luzerne- oder Kleefeldern zu finden. Manchmal gelingt Anfang Juli auch die Beobachtung eines eierlegenen Weibchens im Raupenhabitat (z.B. Garten oder frisch gemähtes Grünland). Die Raupen sind sehr gut getarnt und deshalb nur mit etwas Aufwand zu finden (Siehe das Bild in Abbildung 6 zum Raupenhabitat). Auch die Eier sind schwierig zu finden. Puppenfunde sind extrem selten. Ebert berichtet über den (Zufalls-) Fund einer leeren Puppenhülle in einer Bärwurz-Wiese im Schwarzwald (Ebert, et al., 1991).

Zucht / Umweltbildung Schwalbenschwanzraupen lassen sich leicht züchten. Da der Schwalbenschwanz in Deutschland aber „besonders geschützt“ ist, sollten keine Raupen aus der Natur entnommen werden. Die Beschaffung über

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Züchter ist etwas schwierig. Es sollte in Umweltbildungsprojekten deshalb auf die Zucht des Schwalbenschwanzes verzichtet werden und lieber auf Raupen häufigerer Arten (Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs) zurückgegriffen werden. Wenn aber Raupen über Züchter beschafft werden können, dann ist es natürlich für Kinder ein besonderes Erlebnis, die wunderschönen Raupen des Schwalbenschwanzes aufwachsen und den Falter schlüpfen zu sehen.

Abbildung 43: Kind mit frisch geschlüpftem Schwalbenschwanz am 2.05.2005

Ein Wechsel der Futterpflanze ist für die Raupen in der Regel unproblematisch. In der Zucht sollte beachtet werden, dass die Puppen im Spätsommer sich nicht mehr zum Falter weiterentwickeln. Hier muss dann für die entsprechende Überwinterung im Freien gesorgt werden.

Artenschutz / Gartengestaltung Der Schwalbenschwanz ist in Rheinland-Pfalz seit 2013 nur noch als Art der Vorwarnliste eingestuft (Schmidt, 2014). Vorher galt er als gefährdet. In Deutschland ist die Art mittlerweile als ungefährdet eingestuft, vorher stand sie auf der Vorwarnliste für Deutschland (Settele, et al., 2005). Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gilt der Schwalbenschwanz aber als „besonders geschützt“. Im eigenen Garten kann man dem Schwalbenschwanz auf vielfältige Art ein Refugium bieten. Durch das Anlegen eines sonnigen Beetes mit den Raupennahrungspflanzen südlich eines größeren Sommerflieders lockt man den

Falter in Gegenden, in denen er regelmäßig vorkommt, in den Garten und veranlasst ihn mit etwas Glück zur Eiablage. Als Raupennahrungspflanzen eigen sich Möhren, Fenchel, Dill und Pastinake. Die Pflanzen sollten, zum Zeitpunkt der Eiablage z.B. der zweiten Generation im Juli, noch sehr jung (10 cm hoch) sein und lückig stehen. An den zur Eiablage in Frage kommen Pflanzen, sollte es durch Reflexion der Sonneneinstrahlung am Boden, sehr warm werden. Zum Anlocken der Falter eigen sich vor allem Sommerflieder aber auch andere violette Blumen, wie z.B. Kartäusernelken, Dost, Lavendel oder Flockenblumen.

Abbildung 44: Schwalbenschwanzraupen an Dill im eigenen Garten am 31.7.2008 in Bingen-Dromersheim

Der Autor fand im Juli 2008 in einer wie oben beschrieben angelegten Ecke im eigenen Garten dreizehn Schwalbenschwanz-Raupen bzw. Eier auf Dill. Zehn der Raupen verpuppten sich. Die Raupen wurden allerdings durch ein Netz gegen Vogelfraß geschützt.

Abbildung 45: Schwalbenschwanz frisch geschlüpft im eigenen Garten am 24.8.2008

Da der Schwalbenschwanz sicher auch durch das sich erwärmende Klima in Deutschland ungefährdet ist, sind besondere Maßnahmen zu seinem Schutz zurzeit nicht unbedingt

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erforderlich. Hilfreich ist es aber, wenn das noch bestehende extensive Grünland erhalten bleibt. Weiterhin wäre ein etwas weniger an Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden im Gemüseanbau, insbesondere bei Möhren und Dill für den Falter von großem Vorteil. Ein erhöhter Anteil an Bio-Gemüseanbau würde sich hier positiv auswirken. In Naturschutzgebieten ist die Mosaikpflege unbedingt der Kahlschlag-Mahd großer Flächen vorzuziehen.

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