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Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Republik Ch Republik Ch Republik Ch Republik China na na na Herausgeber: Karl C.Y. Cheng, Chefredakteur: Bo-Sung Hsu Redaktion: Helga Doppler Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland, Büro München - Presseabteilung Sonnenstraße 25, 80331 München, Tel: 089-271 19 58, Fax: 271 32 02 Email:[email protected] , Internet: http://www.roc-taiwan.de Ma startet zweite Amtszeit WHA lobt Taiwans Gesundheitssystem Taiwan auf Platz 7 im IMD Schlankheitswahn bei Jugendlichen Politik Ma startet zweite Amtszeit Präsident Ma Ying-jeou, der am 14. Januar 2012 mit einer Stimmenmehrheit von 51,6 Prozent im Amt bestätigt worden war, legte am Sonntag, den 20. Mai 2012, seinen Eid für seine zweite vierjährige Amtszeit ab. Während Ma im Präsidentenpalast in Taipeh vereidigt wurde, waren auf den Straßen wie üblich Demonstranten aus dem Oppositionslager unterwegs. Bei der Zeremonie zum Amtsantritt am Sonntag im Präsidentenpalast waren insgesamt 230 ausländischen Gäste anwesend, darunter 5 Staatsoberhäupter, 6 Premierminister, 2 Vizepräsidenten, ein Vizepremier, 3 Außenminister und 2 Gouverneure. Nach der Vereidigung hielt der Präsident seine Antrittsrede, die er unter das Motto gestellt hatte: Die historische Bedeutung der fünften direkten Präsidentenwahl: Durchbruch zu einer gereiften Demokratie. Im folgenden Auszüge aus der Rede: Ein Rückblick auf die vergangenen vier Jahre zeigt, dass die durchgeführten Reformen bereits Früchte tragen und die Nation auf dem richtigen Weg ist. Wir haben die Zentralregierung modernisiert und die wichtigsten Städte und Nr. 546 31.05.2012 20. Jahrgang ISSN 0945-618X

Taiwan Aktuell #546 31.05.2012

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Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Republik China. Herausgegeben von der Taipeh-Vertretung München.

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Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Zweiwöchentliche Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Republik ChRepublik ChRepublik ChRepublik Chiiiinananana

Herausgeber: Karl C.Y. Cheng, Chefredakteur: Bo-Sung Hsu Redaktion: Helga Doppler Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland, Büro München - Presseabteilung

Sonnenstraße 25, 80331 München, Tel: 089-271 19 58, Fax: 271 32 02 Email:[email protected] , Internet: http://www.roc-taiwan.de

Ma startet zweite Amtszeit WHA lobt Taiwans Gesundheitssystem Taiwan auf Platz 7 im IMD Schlankheitswahn bei Jugendlichen

Politik

Ma startet zweite Amtszeit Präsident Ma Ying-jeou, der am 14. Januar 2012 mit einer Stimmenmehrheit von 51,6 Prozent im Amt bestätigt worden war, legte am Sonntag, den 20. Mai 2012, seinen Eid für seine zweite vierjährige Amtszeit ab. Während Ma im Präsidentenpalast in Taipeh vereidigt wurde, waren auf den Straßen wie üblich Demonstranten aus dem Oppositionslager unterwegs. Bei der Zeremonie zum Amtsantritt am Sonntag im Präsidentenpalast waren insgesamt 230 ausländischen Gäste anwesend, darunter 5 Staatsoberhäupter, 6 Premierminister, 2 Vizepräsidenten, ein Vizepremier, 3 Außenminister und 2 Gouverneure. Nach der Vereidigung hielt der Präsident seine Antrittsrede, die er unter das Motto gestellt hatte: Die historische Bedeutung der fünften

direkten Präsidentenwahl: Durchbruch zu einer gereiften Demokratie. Im folgenden Auszüge aus der Rede: Ein Rückblick auf die vergangenen vier Jahre zeigt, dass die durchgeführten Reformen bereits Früchte tragen und die Nation auf dem richtigen Weg ist. Wir haben die Zentralregierung modernisiert und die wichtigsten Städte und

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Landkreise aufgewertet. Darüber hinaus haben wir den Energieverbrauch drastisch gesenkt, die Kohlenstoffemissionen reduziert, die gerechte Verteilung von Wohnraum gefördert und das soziale Netz weiter verstärkt. Es sind fünf Pfeiler, auf denen Taiwans Wettbewerbsfähigkeit fußen wird: Zunächst werden wir die Anreize zum Wirtschaftswachstum verstärken. Zweitens werden wir neue Arbeitsplätze schaffen und uns für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Drittens werden wir durch niedrige Kohlenstoffemissionen und eine verstärkte Nutzung grüner Energie die Umweltbedingungen verbessern. Viertens werden wir uns für die Förderung der Kultur einsetzen, die eine Quelle der nationalen Stärke ist, und fünftens werden wir uns besonders um unsere heimischen Talente bemühen und Anreize schaffen, damit sie ihre kreative Energie für Taiwan einsetzen. Wenn uns dies alles gelingt, werden wir Taiwans globale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Die Liberalisierung des Handels muss beschleunigt werden. Nur wenn sich Taiwan öffnet, wird die Welt Taiwan umarmen. In Kaohsiung soll eine Freihandelszone eingerichtet werden, ein erster Schritt, um Taiwan zu einer “Freihandelsinsel“ zu machen. Wir werden schnellstmöglich die Nachverhandlungen zu der Rahmenvereinbarung für wirtschaftliche Zusammenarbeit (ECFA) abschließen und Verhandlungen über wirtschaftliche Kooperationsvereinbarungen mit wichtigen Handelspartnern wie Singapur und Neuseeland vorantreiben. Wir werden ein neues Industriemodell schaffen, das auf Innovation und Wertschöpfung basieren wird. Dafür werden wir den typischen Charakter unserer Dienstleistungsindustrie durch unsere Technologien sowie internationales Knowhow erweitern. Neue Arbeitsplätze und soziale Gerechtigkeit werden Taiwans Wettbewerbsfähigkeit stärken. Wir müssen an Fairness und Chancengleichheit festhalten, das Gefälle zwischen arm und reich muss verringert werden, und wir müssen sicher stellen, dass die Früchte des wirtschaftlichen Erfolges allen zugute kommen. Wir werden uns für Steuergerechtigkeit einsetzen, ein umfassendes soziales Sicherungssystem aufbauen und dafür sorgen, dass die Grundversorgung Benachteiligter gewährleistet ist. In den nächsten vier Jahren wird sich meine Regierung nach Kräften für eine Justizreform einsetzen. Mein Ziel ist es, dass unsere Justizorgane, die vor hundert Jahren aus dem Westen übernommen wurden, in Taiwan wirklich verwurzelt werden, damit die Rechtsstaatlichkeit zu einer Lebensform und der Schutz der Menschenrechte ein verinnerlichtes Bekenntnis werden. Grüne Industrien sind neue Wettbewerbsfelder. Wir werden die Privatwirtschaft ermutigen, in Forschung und Entwicklung für grüne Energie, grüne Architektur und grüne Herstellung zu investieren, damit diese sich zu einem neuen wirtschaftlichen Erfolgsmodell entwickeln und Taiwan allmählich zu einer Insel der grünen Energie und des geringen Kohlenstoffausstoßes wird. Die kulturelle Identität Taiwans ruht auf drei Grundpfeilern: Die Menschen sind heimatverbunden und bodenständig, traditionelles Brauchtum und Kultur werden erhalten, und die Verbindungen und Übergänge von Tradition zu Moderne sind bestens entwickelt. Die Demokratie hat unsere bürgerliche Gesellschaft geformt, in der Offenheit und Freiheit der Nährboden für Kreativität sind.

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Da Taiwan über keine natürlichen Ressourcen verfügt, sind Begabung und Können unser wichtigstes Kapital und der Schlüssel für die weitere Entwicklung des Landes. Wir müssen unsere Universitäten und Fachhochschulen so gestalten, dass sie optimal die jungen Talente des Landes ausbilden und so unserer Wettbewerbsfähigkeit nutzen. Unsere Politik muss vorurteilsfrei und zukunftsorientiert sein und eine lebenswerte, freundliche, internationale Umgebung schaffen, die inländische Talente im Land hält und ausländischen Talenten aus aller Welt Anreize bietet ins Land zu kommen. Die drei Pfeiler der nationalen Sicherheit sind: Frieden an der Taiwan-Strasse, eine praxisorientierte Diplomatie und eine starke Verteidigung. Zunächst müssen wir die Annäherung in den Beziehungen über die Taiwan-Strasse dazu nutzen, um einen stabilen Frieden zu gewährleisten. Zweitens müssen wir eine praxisorientierte Diplomatie nutzen, um uns in der internationalen Gemeinschaft mehr Handlungsspielraum zu verschaffen. In den letzten vier Jahren hat meine Regierung wieder institutionalisierte Verhandlungen über die Taiwan-Strasse aufgenommen und 16 bilaterale Vereinbarungen unterzeichnet. Während dieses Prozesses haben wir uns stets standhaft an die für uns geltenden Gebote von “Gleichheit, Würde und Gegenseitigkeit“ gehalten sowie an das Prinzip “Taiwan steht zum Nutzen der Bevölkerung an erster Stelle“. An dieser Stelle versichere ich noch einmal, dass die Verfassung der Republik China die höchste Priorität als Richtlinie für die Regierung bei den Beziehungen über die Taiwan-Strasse hat. In diesem verfassungskonformen Rahmen muss die Festlandpolitik unter den Prämissen des Staus quo angelegt sein: “keine Wiedervereinigung, keine Unabhängigkeit, keine Anwendung von Gewalt“. Auf der Grundlage des Konsens von 1992, der besagt, jede Seite erkennt die Existenz des “einen Chinas“ an, behält sich dabei jedoch die jeweils eigene Interpretation vor, was darunter zu verstehen ist, wird der friedenstiftende Prozess fortgeführt. Wenn wir von “einem China“ sprechen, ist damit selbstverständlich die Republik China gemeint. Nach unserer Verfassung umfasst das Gebiet der Republik China Taiwan und das Festland. Zur Zeit hat die Republik China nur die Regierungshoheit über Taiwan, Penghu, Kinmen und Matsu. Anders ausgedrückt werden seit zwei Jahrzehnten die beiden Seiten an der Taiwan-Strasse als “eine Republik China, zwei Gebiete“ bezeichnet. In den nächsten vier Jahren müssen sich die beiden Seiten neue Bereiche für die Zusammenarbeit eröffnen und weiter daran arbeiten, den Frieden zu konsolidieren, Wohlstand zu verbreiten und das gegenseitige Vertrauen stärken. Mit unserer praxisorientierten Diplomatie leisten wir unseren Verbündeten Hilfe, die gerecht, legal und effektiv ist. Daneben hoffen wir, dass die beiden Seiten an der Taiwan-Strasse in internationalen Nichtregierungsorganisationen gemeinsam in Toleranz agieren können und sich dabei gegenseitig beistehen, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Wir stehen an einem historischen Wendepunkt, an einem neuen Jahrhundert, das ein guter Anfang ist. Wenn ich zurück blicke auf die letzten vier Jahre, so bin ich mit Dankbarkeit erfüllt. Wir haben den weltweiten Finanztsunami überstanden und mit Freude die Hundertjahrfeier der Republik China begangen; wir haben Tränen vergossen angesichts der Naturkatastrophen, die uns und andere heimsuchten, doch wir haben auch große Freude erlebt durch die unübertroffenen Leistungen unserer Landsleute. (eB)

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WHA lobt Taiwans Gesundheitssystem Anlässlich der 65. Weltgesundheitsversammlung (WHA) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben die Gesundheitsminister und Vertreter verschiedener Länder Taiwans Gesundheitssystem und die hohen Standards der medizinischen Versorgung des Landes ihre Anerkennung und ihr Lob ausgesprochen, erklärte Chiu Wen-ta, Gesundheitsminister der Republik China, am 22. Mai 2012. Taiwan nimmt bereits seit vier Jahren als Beobachter an der WHA teil. Die diesjährige Delegation, die aus sechzehn Experten zusammengesetzt war, war die bislang größte, die das Land zur WHA entsendet hat. Chiu erklärte, dass im Rahmen der bilateralen Beratungen bei der Versammlung in Genf vom 21. bis zum 26. Mai die Delegation Taiwans die Gelegenheit für zahlreiche Gespräche mit hochrangigen Vertretern aus dem Gesundheitswesen anderer Länder nutzen sowie die Zusammenarbeit mit ihnen voranbringen konnte. So traf sich Chiu gleich am Eröffnungstag der Konferenz mit der US-amerikanischen Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius. Zu einem weiteren Treffen kam es mit den Vertretern aus dem Vereinigten Königreich. Die Briten interessierten sich besonders für das Kostenrechnungssystem, nach dem Taiwans Krankenversicherung wirtschaftet. Chiu hielt am 23. Mai eine Rede, in der er das Krankenversicherungssystem Taiwans vorstellte und auch auf die finanziellen Schwierigkeiten einging, mit denen sich die Krankenversicherung seines Landes derzeit konfrontiert sieht. Daneben präsentierte er die Gesundheitsreform, die in naher Zukunft implementiert werden soll. Die Vertreter aus Großbritannien gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, mit Taiwan in einen gegenseitigen Austausch in Gesundheitsfragen treten zu können. In diesen Bereich sollen auch die Verhandlungen für den Abschluss eines Geheimhaltungsabkommens für pharmazeutische Beratungen einbezogen werden. Laut Chiu planen die Briten, in der zweiten Junihälfte dieses Jahres Fachkräfte nach Taiwan zu entsenden, die bei Fragen der allgemeinen Gesundheitsvorsorge sowie bei der Prophylaxe und der Kontrolle von übertragbaren Krankheiten beratend tätig sein werden. Daneben hat die WHA-Delegation aus Taiwan einen Meinungsaustausch mit den japanischen Gesundheitsvertretern geführt zu solchen Themen wie einer bilateralen Zusammenarbeit zur Medikamenten- und zur Lebensmittelsicherheit. Im Rahmen des Treffens sprachen die japanischen Vertreter Taiwan ihre Anerkennung und ihren Dank für die Katastrophenhilfe aus, die das Land seinem Nachbarn zur Verfügung gestellt hatte nachdem der Nordosten Japans am 11. März 2011 von einem Erdbeben und einem anschließenden Tsunami verwüstet worden war, fügte Chiu hinzu. Der Gesundheitsminister lud die japanische Seite ein, an einem internationalen Forum zur Gesundheitsvorsorge teilzunehmen, das im November dieses Jahres in Taiwan abgehalten wird. Daneben gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass Japan Taiwans Anliegen unterstützen werde, eine aussagekräftige Teilhabe bei den internationalen Organisationen zu erwirken. Am Rande der WHA führte die Delegation Taiwans Gespräche mit wichtigen Vertretern aus dem Gesundheitssektor von insgesamt zehn Ländern oder regionalen Zusammenschlüssen,

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um Themen wie Lebensmittelsicherheit, ansteckende Krankheiten, Drogenmissbrauch, Krankenversicherung oder den Austausch medizinischen Fachpersonals zu besprechen. Gesundheitsminister Chiu rief die Mitgliedstaaten der WHO auf, sich für die Teilnahme Taiwans an weiteren Treffen und Aktivitäten der WHO einzusetzen. Am 24. Mai reiste Chiu weiter nach Brüssel, wo er ein bilaterales Abkommen zur Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucherschutz der Europäischen Kommission unterzeichnete, durch das die Zusammenarbeit in den Bereichen Medizin- und Gesundheitstechnologie sowie Arzneimittel und Impfstoffe ausgebaut werden soll. Daneben hielt er am Europäischen Institut für Asienstudien in Brüssel, eine von der EU geförderte Denkfabrik für Politik und Forschung, einen Vortrag, in dem er die Initiativen zur Gesundheitsvorsorge vorstellte, die von Taiwan aktiv gefördert werden, darunter die Gesundheitsvorsorge für Benachteiligte in Taiwan. In seiner Rede empfahl Chiu, Taiwan solle auf dem Weg von Beratungen mit der Unterstützung seiner diplomatischen Verbündeten weiter daran arbeiten, mehr Teilhabe an der WHO zu erwirken. Außerdem solle die Regierung ihre internationalen humanitären Hilfsleistungen bündeln. Daneben regte er an, in Taiwan eine Organisation nach dem Vorbild der US-ansässigen Global Health Initiatives zu gründen. Abschließend rief er Organisationen und Individuen aus allen Bereichen der Gesellschaft auf, einen Beitrag zur “Gesundheitsdiplomatie“ Taiwans zu leisten, um so den bedeutenden Austausch des Landes im medizinischen und im Gesundheitsbereich mit dem Rest der Welt weiter erfolgreich zu verbessern. (taito)

Wirtschaft

Taiwan auf Platz 7 im IMD Die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft Taiwans nimmt weltweit den siebtbesten Platz ein – so ist es im World Competitiveness Yearbook nachzulesen, einer Studie des in Lausanne ansässigen IMD - International Institute for Management Development, kurz IMD, die am 31. Mai 2012 veröffentlicht worden ist. In der Studie werden 59 große Volkswirtschaften weltweit untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr ist Taiwan im Ranking zwar um einen Platz zurückgefallen doch die Gründe dafür müssen vornehmlich der Schuldenkrise der Europäischen Union und dem schleppenden Verbraucherverhalten in den Vereinigten Staaten zur Last gelegt werden. Das IMD hob im Falle Taiwans besonders die Leistungsfähigkeit der Regierung lobend hervor, die um fünf Ränge auf den fünften Platz gestiegen ist. Besonders die Unternehmensgesetzgebung, die Finanzpolitik und die öffentlichen Finanzen trugen zu diesem gutem Ergebnis bei.

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In der Sparte “Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit“ allerdings ist Taiwan um fünf Plätze auf den 13. Rang gefallen. Dabei lagen die Subindices Binnenwirtschaft, Arbeitsmarkt, internationale Investitionen sowie Handel und Preisniveau alle unter den Werten des Vorjahres. Auch in der Sparte “Unternehmensproduktivität“ hat Taiwan einen Platz eingebüßt und fiel damit auf den vierten Rang zurück. Dafür verantwortlich sind der schwächelnde Arbeitsmarkt und die rückläufige Produktivität. Im Gegenzug nimmt Taiwan nun weltweit die Spitzenposition im Bereich “Managementmethoden“ ein. Durch Fortschritte in der Bildung, der Umweltpolitik sowie im Gesundheitsbereich und in der Wissenschaft konnte sich Taiwan in der Kategorie “Infrastruktur“ um vier Plätze auf den zwölften Rang vorschieben. Außerdem hob das IMD die positive Haltung des Inselstaates zu den Themen Globalisierung und wirtschaftliche und soziale Reformen hervor und platzierte das Land in diesen Bereichen auf Rang drei respektive Rang sechs. Ingesamt empfahl das IMD Taiwan, seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu stärken. Ein Vertreter des Rats für wirtschaftliche Planung und Entwicklung der Republik China bezeichnete die bislang beste Platzierung des Landes bei der Leistungsfähigkeit der Regierung und der Infrastruktur als ein Vertrauensvotum in die Administration Ma und in ihre Bestrebungen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Taiwan weiter zu verbessern. In Bezug auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erklärte der Ratsvertreter, die Regierung werde angesichts zunehmender Herausforderungen im In- und Ausland weitere politische Maßnahmen umsetzen, die einen Strukturwandel herbei führen sollen. Im Ganzen gesehen ist Hongkong nach wie vor die weltweit wettbewerbsfähigste Wirtschaftsmacht, während die USA und die Schweiz auf dem jeweils zweiten und dritten Platz landeten, belegt Deutschland den neunten Platz. Taiwan befindet sich insgesamt vor seinen Hauptkonkurrenten Südkorea, der Volksrepublik China und Japan. (taito/rti)

Gesellschaft

Übergewicht bei Jugendlichen Eine kürzlich durchgeführte Befragung unter Jugendlichen in Taiwan ergab, dass die meisten 18- bis 29-Jährigen unzufrieden mit ihrer Figur sind. Wenn du übergewichtig bist, so heißt es, geht es nicht nur darum, dass dir deine Klamotten nicht mehr passen. Für junge Leute kann Übergewicht ein existentielles Ausmaß annehmen: Beziehungen können den Bach hinunter gehen und Leistungen in der Schule oder im Studium leiden. Obwohl Teenager und junge Erwachsene sich danach sehnen abzunehmen, ist es nicht immer einfach, bestimmte Essgewohnheiten zu überwinden, besonders wenn man in einem Umfeld lebt, in dem bestimmte In-Produkte und Fastfood allgegenwärtig sind und eine eher ungesunde

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Lebensweise geführt wird. Angesichts dieser Problematik hat die Stadtregierung von Taipeh eine kostenlose Hotline für Ernährungsberatung eingerichtet, um übergewichtigen Menschen sowohl in der Stadt als auch inselweit zu helfen, eine Fixierung auf Gewicht und Diäten zu überwinden. Die Ernährungsberatung sollte jedoch nur ein Teil einer weiter gefassten Initiative sein, um dieses zunehmende gesellschaftliche Problem an Schulen und Universitäten zu lösen. Die meisten Leute wissen nicht, dass Taiwan mittlerweile weltweit an 16. Stelle steht auf der Skala der stark übergewichtigen Bevölkerung. Hinzu kommt, dass die meisten der Übergewichtigen im Land bereits seit ihrer Kindheit mit den Pfunden zu kämpfen haben. Wider Erwarten ist Taiwan ein Land der 24-Stunden-Läden, der Lunchboxes und der Imbissstände; ein Inselstaat, in dem viel zu viele Mahlzeiten auf der Straße oder im Büro eingenommen werden. Die daraus resultierende zunehmende Fettleibigkeit ist symptomatisch für eine überarbeitete, vorwiegend sitzende Tätigkeiten ausübende Gesellschaft, wo die Preise für gute Lebensmittel überproportional hoch sind, insbesondere im Vergleich mit billigen und schnell verfügbaren, jedoch ungesunden Alternativen. Übergewicht ist keine Krankheit, die mit einer Pille zu heilen ist, sondern es erfordert eine radikale Umstellung der Gewohnheiten. Zunächst muss sich die taiwanische Gesellschaft entschleunigen. Slow Food International, eine gastronomische Bewegung, die in den 1980er Jahren in Italien ihren Anfang nahm und dazu aufruft, eine verantwortliche Landwirtschaft zu betreiben und die Kultur des Essens und Trinkens zu fördern, könnte eine Antwort auf dieses gesellschaftliche Problem sein. Sicher kann es sich nicht jeder leisten jeden Tag Biolebensmittel zu essen, aber wenn eine größere Wertschätzung des Essens und der Quellen, aus denen die Lebensmittel stammen, kultiviert werden kann, so werden die Eltern vielleicht in ihrer Entscheidung, was sie ihren Kindern zu essen geben, positiv beeinflusst. 2005 hatte die Regierung gesetzliche Regelungen eingeführt, um den Verkauf von Junkfood, das noch auf Schulgeländen oder direkt vor den Schultoren verkauft wird, auf den Schulhöfen einzudämmen. Interessant dabei ist, dass nicht in der Hauptstadt Taipeh die meisten übergewichtigen Kinder leben, sondern tatsächlich in den ländlichen Gebieten Taiwans. Dafür könnte es eine Reihe von Gründen geben: ein Mangel an Informationen über die Gesundheit, das plötzliche Auftauchen von Schnellrestaurants und ein Mangel an Sportzentren und Sportveranstaltungen. Süßigkeiten, die viele versteckte Kalorien enthalten und zuckerreiche Getränke sind zusammen mit dem in den letzten Jahren stark angestiegenen Verzehr von Fleisch und dem Mangel an Obst und Gemüse in den Mahlzeiten die allgemeinen Ernährungsprobleme von Kindern und Jugendlichen. Die Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen, dass es 43 Millionen übergewichtige Kinder unter 5 Jahren in der Welt gibt und das der Hauptgrund dafür der Verzehr von Junkfood ist. (cp)

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Veranstaltungskalender Singende Insekten Ausstellung in der Zoologischen Staatssammlung München Münchhausenstraße 21, 81247 München, Telefon 089/ 8107102, S 2 Obermenzing www.zsm.mwn.de Neben Hunderten von präparierten Insekten, Schautafeln und Plastikmodellen sind in der Ausstellung auch lebende Tiere zu sehen und zu hören. Die vom National Museum of Natural Science in Taiwan erstellte Ausstellung wurde aufgrund des großes Interesses verlängert bis zum 27. Juli 2012: Montag bis Freitag 10 bis 16 Uhr Eintritt frei “EDEN – Im Garten des Außergewöhnlichen“ JEAN BOGGIO FOR FRANZ vom 04.05.-07.10.2012 im Porzellanikon Selb, Werner-Schürer-Platz 1 Kontakt: 09287-918000, www.porzellanikon.org Täglich 10-17 Uhr (außer montags) sowie nach Vereinbarung Führungen nach Voranmeldung (auch fremdsprachig) In Europas größtem Spezialmuseum für Porzellan, dem Porzellanikon in Selb, ist die einzigartige Sonderausstellung des taiwanischen Porzellanunternehmens Franz Chen auf einer Fläche von 800 Quadratmetern in einer ehemaligen Porzellanfabrik der Weltmarke Rosenthal zu sehen. In eigener Sache: In Zukunft wollen wir Sie noch umfangreicher informieren. Deshalb wird TAIWAN AKTUELL nicht mehr nur 6, sondern ab sofort 8 Seiten umfassen. Aus eben diesem Grund hat sich auch die Zusendung dieser Ausgabe verzögert, wir bitten dafür um Verständnis. Abkürzungen: (cp) = China Post (cna) = Central News Agency (tn) = Taiwan News (tt) = Taipei Times (ten) = Taiwan Economic News (taito) = Taiwan Today (rti) = Radio Taiwan International (eB) = eigener Bericht