Tampere, Finnland 2020 - Technische Universität Darmstadt · Tampere, Finnland 2020 Daniela Hoffmann | FB 15 | Erasmus | Tampere 2020. Bewerbung Zuerst zu den praktischen Angelegenheiten:

Vorwort zum Erfahrungsbericht – Covid-19

Mein Auslandssemester war von Januar bis Mai mit

anschließender Rückreise durch Europa geplant.

Durch den Ausbruch von Covid-19 im Frühjahr

musste ich das Semester allerdings leider digital

abschließen und habe, auf Empfehlung der

Tampere University, Finnland bereits im März

verlassen. Mein Bericht konzentriert sich deswegen

vorrangig auf die erste Hälfte des Semesters. Ich

empfand den Umstieg auf das digitale Lernen als

gut kommuniziert und organisiert, jedoch

verständlicherweise nicht komplett reibungslos. Ich

musste leider eine Reise absagen, sowie etliche

Freizeitangebote von denen ich hier jetzt nicht

berichten kann. Ich hatte trotz allem eine sehr

schöne Zeit in Finnland und hoffe dir mit meinem

Bericht auch Lust auf Finnland zu machen!

Tampere, Finnland 2020

Daniela Hoffmann | FB 15 | Erasmus | Tampere 2020

Bewerbung

Zuerst zu den praktischen Angelegenheiten:

Nach einem Praktikums-Semester bewarb ich mich entgegen vorher

getroffener Aussagen doch noch für ein Auslandssemester über das Erasmus

Programm. Ich habe mich auf englischsprachige Restplätze im Frühjahr

beworben und wurde bei meiner Erstwahl genommen. Der

Bewerbungsprozess an der TU, sowie an der Tampere University lief

problemlos. Bei Unklarheiten waren beide International Office immer schnell

und hilfsbereit zur Verfügung. Der Zusammenschluss zwischen der „Tampere

University“ und der „Tampere University of Applied Sience“ zu den „Tampere

Universities“ war zum Zeitpunkt meiner Bewerbung noch nicht vollständig

abgeschlossen und sorgte zu Beginn für etwas Verwirrung. Meines Wissens

organisiert sich die Universität ab Sommer 2020 in einem neuen digitalen

System, sodass ich dir zur Suche nach Kursen keinerlei Links geben kann.

Nach etwas suchen sollte man die Kurse jedoch finden.


Wohnen

Die Wohnungssuche habe ich als relativ entspannt wahrgenommen, habe

mich allerdings auch direkt nach meiner Bewerbung ran gesetzt und hatte

deshalb viel Vorlaufzeit. Die Uni hat auf ihrer website verschiedene

Wohnheimanbieter und private Vermieter gelistet. Ich habe mich über TOAS

auf ein möbliertes Wohnheimzimmer beworben, da mir das am einfachsten

schien. Diese Zimmer sind für Austauschstudenten reserviert und mit dem

nötigsten ausgestattet (Bett, Schrank, Regal, Stuhl, Tisch). Die Wohnheime

sind sehr groß und nah an der Uni gelegen. Wer es etwas persönlicher mag,

müsste sich wohl bei einem privaten Vermieter erkundigen. Alle

Küchenutensilien und Bettbezüge habe ich mir mit dem starting kit bei ESN

INTO geholt. Diese kits werden zu Beginn des Semesters gegen eine kleine

Gebühr ausgegeben und zu Ende zurück genommen. Licht ist

selbstverständlich ein wichtiges Thema in Finnland und ich habe mir im Laufe

des Semesters deshalb noch eine kleine Lampe und abdunkelnde Vorhänge

gekauft.


Finanzierung

In Finnland zahlt man mit Euro und sollte deshalb keinerlei größeren

Probleme mit Überweisungen oder ähnlichem haben. Allgemein wird mit Karte

oder digital gezahlt und nur in seltenen Fällen mit Bargeld. Meine Miete betrug

338€ und inkludierte das Waschen mit den Waschmaschinen und die Nutzung

der Trockenräume, sowie die Sauna. Die meisten Mahlzeiten habe ich in der

Mensa gegessen und nur Kleinigkeiten zu Hause oder Auswärts. Da eine sehr

leckere und ausgiebige Mahlzeit in den Mensen nur 2,60€ kostet, hielten sich

meine Versorgungskosten also in Grenzen. Auch die Freizeit kann sich durch

die vielen kostenlosen Veranstaltungen an der Universität günstig gestalten.

Teuer hingegen sind das Nachtleben, Reisen, Sportvereine und Alkohol.


Ankunft

Und nun zum Aufenthalt:

Am 02.01. begann die welcome week und die Anmeldungen an der

Universität. Durch meine späte Buchung und das ungünstige Datum, bin ich

bereits vor Silvester angereist. Im Nachhinein würde ich wohl jedem

empfehlen lieber ein paar Tage später anzureisen oder einen Zwischenstopp

in Helsinki für Silvester zu machen. Ab dem 02.01. verlief jedoch alles wie am

Schnürchen. Man wird gut durch alle Anmeldung durch geführt und kann stets

Fragen stellen. Da so viel am Anfang passiert ist das auch nötig. Tampere

University hat ein hervorragendes Tutorensystem sodass du stets gut

aufgehoben bist und schnell mit anderen Austauschstudenten in Kontakt

kommst. Die ersten Tage waren sehr aufregend und haben viel Spaß

gemacht. Ich würde auf jeden Fall empfehlen für deine Orientierung bei der

Schnitzeljagd durch die Unigebäude teilzunehmen. Die einzelnen

Gebäudeteile sind über Brücken verbunden und wirken deshalb besonders zu

Beginn sehr chaotisch.


Studium – Kurse in der Architektur

Die Lehrveranstaltungen im Master finden alle auf Englisch statt und sind klar

strukturiert. Ich wollte gerne an einem Entwurf teilnehmen, da mich eventuelle

Unterschiede hier am meisten interessiert hätten. Die Entwürfe geben 10 CP

und viele Masterstudenten belegen zwei Entwürfe pro Semester. Beide

wurden in Partnerarbeit durchgeführt und verliefen sehr ähnlich zu den

Entwürfen an der TU. Es gab Korrekturen, Testate und am Ende wurde vor

Plakaten (diesmal ungeplant digital) präsentiert. Die Lehrumgebung war sehr

positiv und motivierend. Alle Architekturstudenten arbeiten in einer Glasbox im

Fachbereich. Hier kann man seine Sachen lagern und bekommt auch

unangemeldet einen Tisch. Die Entwurfsaufgabe bestand dieses Jahr aus

einer Erweiterung für die Universität. Ich habe mit einem anderen

Austauschstudenten zusammengearbeitet und habe im Entwurf einiges

gelernt.

Ebenfalls aus dem Architekturfachgebiet habe ich noch das Seminar

„Contemporary Nordic Architecture“ belegt. Ich hatte es ergänzend zum

Entwurf gewählt und habe mir erhofft mehr über die nordische Architektur zu

erfahren. Dieser Kurs musste leider ungeplant komplett digital stattfinden und

konnte meine Erwartungen deshalb leider nicht erfüllen.


Studium – andere Kurse

Ich habe zusätzlich den Sprachkurs „Starting finish“ und die Kursassistenz für

Deutsch belegt. Den Sprachkurs kann ich uneingeschränkt jedem ans Herz

legen. Der zweimonatige Kurs legt seinen Fokus auf die Nutzung der Sprache

im Alltag und beginnt ganz am Anfang. Es handelt sich quasi um einen

Crashkurs in finnischer Sprache und Kultur. Er erfordert etwas Engagement,

gibt dafür aber auch sehr viel zurück. Finnisch ist eine sehr interessante

Sprache und es macht Spaß im Laufe des Tages dann doch die eine oder

andere Phrase verstehen zu können.

Die Kursassistenz habe ich kurzfristig zu meinem Learning Agreement

hinzugefügt. Als deutscher Muttersprachler kann man den Deutschunterricht

der Finnen begleiten und zusätzlich Themenabende zur organisieren. Deinen

Arbeitsaufwand kannst du selbst wählen und hierfür bis zu 3CP erhalten. Mir

hat der Kurs viel Spaß gemacht und mir eine neue interessante Perspektive

auf meine eigene Sprache und Kultur vermittelt. Hier hatte ich auch den

meisten Kontakt zur finnischen Sprache und zu finnischen Studenten, da in

der Uni sonst alles auf Englisch ist. Selbstverständlich hat man durch die

Assistenz viel Kontakt zu anderen deutschen Austauschstudierenden. Wer

das nicht möchte, ist hier vielleicht falsch aufgehoben.


Freizeit - Gilden

Die Tampere University hat eine sehr traditionsreiche Studierendenkultur. Die

Universität ist in etlichen Gilden (TamArk für Architektur) und Clubs (ESN

INTO für Internationale Studierende) organisiert. Die Gilden veranstalten

Events jeder Art (Partys, Sauna, Sport, Spieleabend…), welche über

Mailverteiler oder Telegram jede Woche angekündigt werden. Die

Veranstaltungen befinden sich dann meist in oder um die Uni herum. Viele

Events finden in Finnisch statt, machen aber auch ohne finnisch verstehen zu

können viel Spaß. Alle Veranstaltungen von ESN INTO sind auf Englisch. Sie

organisieren auch die welcome week und die Einführung in den Saunagang

etc. Zudem werden hier auch Trips nach Lappland, Russland, Stockholm…

angeboten. Eine Mitgliedschaft lohnt sich also. Es gibt noch viel mehr zu dem

Studentenleben und der zahlreichen Traditionen der Gilden zu erzählen, aber

ich möchte nicht vorweg greifen. Lass dich überraschen und hab vor allem

Spaß!


Freizeit - Natur

Die Natur Finnlands ist für mich eine der schönsten Flecken Erde geworden.

Finnland hat eine große Waldfläche und viele Seen, weshalb es nicht

verwunderlich ist, dass fußläufig von meinem Wohnheim mehrere Seen

liegen. Einer dieser Seen kann über einen Wanderweg umrundet werden.

Ebenfalls ist an dem See eine kleine Sauna platziert, um danach direkt im See

baden zu gehen. Ich habe es leider nicht mehr geschafft eines der

Naturschutzgebiete zu besuchen. Vielleicht kann ich ja in deinem

Erfahrungsbericht davon lesen. Leider habe ich nur den Winter und den

Frühling in Finnland verbringen können und plane irgendwann nochmal im

Sommer zurück zu kommen. Zuletzt möchte ich noch empfehlen sich eine

App zur Vorhersage von Nordlichtern zu installieren. Soweit südlich ist es

sehr, sehr selten, dass man die Nordlichter sehen kann. Aber wir hatten

einmal Glück und es war ein einzigartiges Erlebnis.


Reisen

Ich wollte unbedingt nach Lappland und bin dann mit anderen

Austauschstudenten gemeinsam mit Timetravels gefahren. Ich war vorher

noch nie so weit im Norden und fahre im Winter auch nicht in die Berge zum

Ski fahren. Deshalb war diese Erfahrung für mich einzigartig und ist auf jeden

Fall zu empfehlen. Doch Vorsicht! In Lappland wird man vermutlich Aktivitäten

buchen (Hundeschlittenfahrt, Eisangeln, Nordlichter, Ausflug nach Tromsø…),

das kann schnell teuer werden.

Zudem habe ich mit ein paar anderen Architekturstudenten für ein

verlängertes Wochenende Helsinki besucht. Hier gibt es ein paar aus

architektonischen Gesichtspunkten interessante Sehenswürdigkeiten.

Besonders empfehlen würde ich hier Aaltos Wohnhaus, sein Büro und die

Felsenkirche.

Eine Reise nach Stockholm war geplant, musste jedoch wegen Corona

abgesagt werden. Ebenfalls sehr beliebt waren Ausflüge nach St. Petersburg,

die leider ebenfalls nicht stattfinden konnten.


Meine Abreise endet leider mit einem lachendem

und einem weinenden Auge. Aufgrund der

unsicheren Situation wurde uns eine verfrühte

Heimreise von der Tampere Unviersity empfohlen,

welcher ich gefolgt bin. Ich wäre gerne länger

geblieben und hätte das Semester dort zuende

gemacht. Im August soll Wappu (das größte Fest in

Tampere) nachgefeiert werden und ich hoffe dann

noch einmal dahin zurück zu können.

Finnland hat mich mit seiner Natur berauscht und

ich möchte es definitiv noch einmal besuchen.

Insbesondere die Universität kann ich wärmstens

empfehlen. Die gute Organisation und

Freundlichkeit von allen Seiten war mir als

Austauschstudent besonders wichtig. Jetzt hast du

meine Erfahrungen gelesen und ich hoffe sie helfen

dir bei deiner Entscheidung oder Organisation

deines Auslandsaufenthalts.

Fazit


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