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Winter 2013/14 WELT DER WUNDER 125 Jahre National Geographic MODERNE APHRODITE Naomi Campbell, die Schaumgeborene MENSCH- MASCHINE Wiederentdeckt: Fritz Kahn, Pionier der Infografik TRAURIG SCHöN Die einzigartigen Kunstmärchen von Hans Christian Andersen DAS ENDE IST NAH! Ein lang verschollenes Wunder- zeichenbuch der Renaissance Est. 1980 Diversity is the spice of life!

TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Winter 2013/14

Welt der

Wunder125 Jahre National Geographic

moderne aphroditeNaomi Campbell, die Schaumgeborene

mensch- maschineWiederentdeckt: Fritz Kahn, Pionier der Infografik

traurigschönDie einzigartigen Kunstmärchen von Hans Christian Andersen

das ende ist nah!Ein lang verschollenes Wunder- zeichenbuch der Renaissance

Est. 1980Diversity is the spice of life!

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Wir gehen auf Weltreise – kommen Sie mit!

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Wir gehen auf Weltreise – kommen Sie mit!

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Halbjährlich heraus­gegeben von TASCHENHohenzollernring 53 D–50672 Köln

Tel: [email protected]­Kontakt für Anzeigen: [email protected]: 643.000

Berlin, Oktober 2013

Im Grünen Trikot: Sebastião Salgado mit dem Rad auf dem Gelände des Instituto Terra in Minas Gerais, Brasilien. Foto © TASCHEN

Text: Harald Hellmann Design: Andy Disl & Benedikt Taschen Koordination: Florian Kobler, Martin Holz und Jonas SchelerProduktion: Claudia Frey, Frauke Kaiser und Daniela Schädlich Directed and produced by Benedikt Taschen

Cover: Vierjähriges tibetisches Mädchen in traditioneller Tracht. Foto: Alison Wright, 2008. © National Geographic Creative

Printed in Germany

Liebe Buchwürmer,ich freue mich sehr, Ihnen eines der schönsten Buchprojekte vorzustellen, das wir je auf die Beine gestellt haben: National Geographic – In 125 Jahren um die Welt. WOW! Was für ein Whopper: drei fantastische Bände, die unsere Welt so zeigen, wie die stets wissbegierigen und wagemutigen Fotografen, Autoren und Redak teure von National Geographic sie dokumentiert haben – von 1888 bis heute.

Um unter den über 11 Millionen Fotos die Highlights aus der 125-jährigen Geschichte des Magazins auszuwählen, gewährte die National Geographic Society unserem Team zum ersten Mal uneingeschränkten Zugang zu ihren Schatzkammern in Washington. Das Resultat stellen wir Ihnen hier vor: ein drei-bändiges Buchset im XL-Format in einer welt-weit limitierten Auflage von 125.000 numme-rierten Exemplaren. Die englische Ausgabe kommt diesen Winter auf den Markt. Deutsche, französische und spanische Ausgaben folgen im Frühjahr 2014.

Und da uns die Schönheit der Erde am Herzen liegt und wir etwas dafür tun wollen, dass sie uns erhalten bleibt, hier noch eine weitere Neuigkeit: TASCHEN wird CO2-neutral! Wir werden künftig unseren öko logischen Fußabdruck komplett neutralisieren, indem wir dem von Lélia Wanick Salgado und Sebastião Salgado gegründeten Instituto Terra, das sich der Wiederaufforstung des Regen-waldes widmet, Emissionszertifikate in Höhe unseres CO2-Ausstoßes abkaufen. Ab sofort tragen Sie also mit jedem TASCHEN-Buch

dazu bei, dass irgendwo auf der Welt ein Baum gepflanzt wird. Wie cool ist das denn?

Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Initiative und das Projekt des Instituto Terra unterstützen würden. Nähere Informationen dazu finden Sie bitte auf Seite 10/11.

Wie stets herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und viel Spaß beim Blättern.

Peace

Benedikt Taschen

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Halbjährlich heraus­gegeben von TASCHENHohenzollernring 53 D–50672 Köln

Tel: [email protected]­Kontakt für Anzeigen: [email protected]: 643.000

Berlin, Oktober 2013

Im Grünen Trikot: Sebastião Salgado mit dem Rad auf dem Gelände des Instituto Terra in Minas Gerais, Brasilien. Foto © TASCHEN

Text: Harald Hellmann Design: Andy Disl & Benedikt Taschen Koordination: Florian Kobler, Martin Holz und Jonas SchelerProduktion: Claudia Frey, Frauke Kaiser und Daniela Schädlich Directed and produced by Benedikt Taschen

Cover: Vierjähriges tibetisches Mädchen in traditioneller Tracht. Foto: Alison Wright, 2008. © National Geographic Creative

Printed in Germany

Liebe Buchwürmer,ich freue mich sehr, Ihnen eines der schönsten Buchprojekte vorzustellen, das wir je auf die Beine gestellt haben: National Geographic – In 125 Jahren um die Welt. WOW! Was für ein Whopper: drei fantastische Bände, die unsere Welt so zeigen, wie die stets wissbegierigen und wagemutigen Fotografen, Autoren und Redak teure von National Geographic sie dokumentiert haben – von 1888 bis heute.

Um unter den über 11 Millionen Fotos die Highlights aus der 125-jährigen Geschichte des Magazins auszuwählen, gewährte die National Geographic Society unserem Team zum ersten Mal uneingeschränkten Zugang zu ihren Schatzkammern in Washington. Das Resultat stellen wir Ihnen hier vor: ein drei-bändiges Buchset im XL-Format in einer welt-weit limitierten Auflage von 125.000 numme-rierten Exemplaren. Die englische Ausgabe kommt diesen Winter auf den Markt. Deutsche, französische und spanische Ausgaben folgen im Frühjahr 2014.

Und da uns die Schönheit der Erde am Herzen liegt und wir etwas dafür tun wollen, dass sie uns erhalten bleibt, hier noch eine weitere Neuigkeit: TASCHEN wird CO2-neutral! Wir werden künftig unseren öko logischen Fußabdruck komplett neutralisieren, indem wir dem von Lélia Wanick Salgado und Sebastião Salgado gegründeten Instituto Terra, das sich der Wiederaufforstung des Regen-waldes widmet, Emissionszertifikate in Höhe unseres CO2-Ausstoßes abkaufen. Ab sofort tragen Sie also mit jedem TASCHEN-Buch

dazu bei, dass irgendwo auf der Welt ein Baum gepflanzt wird. Wie cool ist das denn?

Ich würde mich freuen, wenn Sie unsere Initiative und das Projekt des Instituto Terra unterstützen würden. Nähere Informationen dazu finden Sie bitte auf Seite 10/11.

Wie stets herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und viel Spaß beim Blättern.

Peace

Benedikt Taschen

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Winter 2013/14

40Bist du das, Naomi?

54Quitte oder

Aprikose?

22Dada

oder Data?

16Achtung,

Höllenfeuer!

96Sternenhimmel

über Gotham

8 Mein Liebstes buch von tAschen

TASCHEN-Mitarbeiter verraten ihre Favoriten

10 unser beitrAg zur nAchhALtigkeit

Das gemeinsame Projekt von TASCHEN und Lélia und Sebastião Salgado

12 nAch der nAtur Eine Liebeserklärung an unsere Erde

14 steine WoLLen roLLen Das ultimative Buch zur ultimativen

Rockband

16 vorsicht, bLutregen! Wiederentdeckt: das Augsburger

Wunderzeichenbuch

22 infoMAestro Komplexes verständlich machen:

das Lebenswerk von Fritz Kahn

32 Märchenstunde H. C. Andersen – vom hässlichen Entlein

zum stolzen Schwan

40 she’s got it Glanz und Gloria der unsterblichen Naomi Campbell

50 oh, dieser MerkWert Das Beste vom Besten

der Kreativbranche

52 zeichensprAche Logos à gogo

54 125 JAhre WeLterkundung

TASCHEN auf exklusiver Schatzsuche in den Archiven von National Geographic

76 fühLt sich WArM An Innovative Holzarchitektur

aus aller Welt

82 die revoLution geht Weiter

Neues aus der Modernist Cuisine

84 creAtive Living Schickes Wohnen global

90 Architekt der Architekten

Der poetische Modernismus von Álvaro Siza

93 ich dich Auch Das Fotoalbum von Jane Birkin

und Serge Gainsbourg

96 in struMpfhosen ins ALL

DC Comics – die Jahre 1956 bis 1970

102 sAtyr in sAtin Die illustrierte Autobiografie des

Playboy-Chefs Hugh M. Hefner

106 Wer zu spät koMMt ...

Die meistgesuchten antiquarischen TASCHEN-Titel32

Schneekönigin & Co. KG

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Winter 2013/14

40Bist du das, Naomi?

54Quitte oder

Aprikose?

22Dada

oder Data?

16Achtung,

Höllenfeuer!

96Sternenhimmel

über Gotham

8 Mein Liebstes buch von tAschen

TASCHEN-Mitarbeiter verraten ihre Favoriten

10 unser beitrAg zur nAchhALtigkeit

Das gemeinsame Projekt von TASCHEN und Lélia und Sebastião Salgado

12 nAch der nAtur Eine Liebeserklärung an unsere Erde

14 steine WoLLen roLLen Das ultimative Buch zur ultimativen

Rockband

16 vorsicht, bLutregen! Wiederentdeckt: das Augsburger

Wunderzeichenbuch

22 infoMAestro Komplexes verständlich machen:

das Lebenswerk von Fritz Kahn

32 Märchenstunde H. C. Andersen – vom hässlichen Entlein

zum stolzen Schwan

40 she’s got it Glanz und Gloria der unsterblichen Naomi Campbell

50 oh, dieser MerkWert Das Beste vom Besten

der Kreativbranche

52 zeichensprAche Logos à gogo

54 125 JAhre WeLterkundung

TASCHEN auf exklusiver Schatzsuche in den Archiven von National Geographic

76 fühLt sich WArM An Innovative Holzarchitektur

aus aller Welt

82 die revoLution geht Weiter

Neues aus der Modernist Cuisine

84 creAtive Living Schickes Wohnen global

90 Architekt der Architekten

Der poetische Modernismus von Álvaro Siza

93 ich dich Auch Das Fotoalbum von Jane Birkin

und Serge Gainsbourg

96 in struMpfhosen ins ALL

DC Comics – die Jahre 1956 bis 1970

102 sAtyr in sAtin Die illustrierte Autobiografie des

Playboy-Chefs Hugh M. Hefner

106 Wer zu spät koMMt ...

Die meistgesuchten antiquarischen TASCHEN-Titel32

Schneekönigin & Co. KG

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Page 10: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

— 8 —

Mein liebstes Buch von TASCHEN ist …Unsere Mitarbeiter empfehlen ihre LieblingslektüreIllustrationen von Robert Nippoldt

„Über den Band bauhaus lernte ich TASCHEN kennen. Ich kaufte ihn noch zu Highschoolzeiten 1991 bei Tower Records. Auch heute noch, nach so vielen Jahren, hat der Titel nichts an Gültigkeit verloren.“

„Die perfekte Verbindung von Form und Inhalt ist das Reizvollste beim Bücher machen und hier wundervoll geglückt. Lélia und Sebastião Salgado legen die Messlatte ganz nach oben bei der Qualität ihrer Bücher und mit dem großen GENESIS wurde alles bisherige noch übertroffen.“

Production director

Art director

„Sehet die Zeichen! Bislang in einer Privatsamm-lung verborgen, ist dieses spektakuläre Werk der Renaissance zum ersten Mal als Faksimileausgabe erhältlich. Mit seinen ausdrucksstarken und überraschend modern anmutenden Darstellungen von wundersamen Natur- und Himmelserscheinun-gen aus zwei Jahrtausenden ist das Augsburger Wunderzeichenbuch ein visueller Hochgenuss!“

Art And clAssics editor

_magazin 2013-01_D.indb 8 25.09.13 17:41

„Gar keine Frage: Moonfire. Wenn Norman Mailers Bericht über die Apollo 11-Mission dich nicht für die Raumfahrt begeistern kann, was dann? Zweitens: die tollen Fotos, die dich zurück ins Jahr 1969 versetzen. Und drittens: Bei diesem Projekt habe ich meinen Ehemann kennen gelernt. Wie man sieht, können Bücher also tatsächlich Menschen zusammenbringen!“

„Das Augsburger Wunderzeichenbuch. Es ist toll, dass es immer noch derartige Schätze zu entdecken gibt. Wie im Rausch hat der Künstler diese dramatischen Himmelserscheinungen und schrecklichen Untergangsfantasien dargestellt, und jedem einzelnen Bild ist eine unverhohlene Angstlust anzumerken.“

„Vergiss Instagram, das iPhone oder Digital-fotografie. Das Polaroid ist die ursprüngliche Form der Sofortbildfotografie, eine Kunstform, die dank diesem Buch niemals in Vergessenheit geraten wird.“

„Racinets Complete Costume History ist einer meiner Lieblingstitel. Die Illustrationen sind wunderbar, und ich kann mich gar nicht satt daran sehen, wie Menschen vergangener Epochen sich gekleidet haben.“

literAture And PoPulAr culture editor

PoPulAr culture And VintAge Book editor

PhotogrAPhy editor

Film And PhotogrAPhy editor

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Mein liebstes Buch von TASCHEN ist …Unsere Mitarbeiter empfehlen ihre LieblingslektüreIllustrationen von Robert Nippoldt

„Über den Band bauhaus lernte ich TASCHEN kennen. Ich kaufte ihn noch zu Highschoolzeiten 1991 bei Tower Records. Auch heute noch, nach so vielen Jahren, hat der Titel nichts an Gültigkeit verloren.“

„Die perfekte Verbindung von Form und Inhalt ist das Reizvollste beim Bücher machen und hier wundervoll geglückt. Lélia und Sebastião Salgado legen die Messlatte ganz nach oben bei der Qualität ihrer Bücher und mit dem großen GENESIS wurde alles bisherige noch übertroffen.“

Production director

Art director

„Sehet die Zeichen! Bislang in einer Privatsamm-lung verborgen, ist dieses spektakuläre Werk der Renaissance zum ersten Mal als Faksimileausgabe erhältlich. Mit seinen ausdrucksstarken und überraschend modern anmutenden Darstellungen von wundersamen Natur- und Himmelserscheinun-gen aus zwei Jahrtausenden ist das Augsburger Wunderzeichenbuch ein visueller Hochgenuss!“

Art And clAssics editor

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„Gar keine Frage: Moonfire. Wenn Norman Mailers Bericht über die Apollo 11-Mission dich nicht für die Raumfahrt begeistern kann, was dann? Zweitens: die tollen Fotos, die dich zurück ins Jahr 1969 versetzen. Und drittens: Bei diesem Projekt habe ich meinen Ehemann kennen gelernt. Wie man sieht, können Bücher also tatsächlich Menschen zusammenbringen!“

„Das Augsburger Wunderzeichenbuch. Es ist toll, dass es immer noch derartige Schätze zu entdecken gibt. Wie im Rausch hat der Künstler diese dramatischen Himmelserscheinungen und schrecklichen Untergangsfantasien dargestellt, und jedem einzelnen Bild ist eine unverhohlene Angstlust anzumerken.“

„Vergiss Instagram, das iPhone oder Digital-fotografie. Das Polaroid ist die ursprüngliche Form der Sofortbildfotografie, eine Kunstform, die dank diesem Buch niemals in Vergessenheit geraten wird.“

„Racinets Complete Costume History ist einer meiner Lieblingstitel. Die Illustrationen sind wunderbar, und ich kann mich gar nicht satt daran sehen, wie Menschen vergangener Epochen sich gekleidet haben.“

literAture And PoPulAr culture editor

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— 10 —

Sebastião Salgado hat mit seinem im Früh-jahr 2013 im TASCHEN-Verlag erschiene-nen und schnell zum Bestseller avancierten Bildband GeNeSiS ein nachdrückliches Plädoyer für den Erhalt unseres Planeten abgeliefert. TASCHEN ist stolz, den Bil-dern nun Taten folgen zu lassen und eine

weitere Zusammenarbeit mit Lélia Wanick Sal-gado, Sebastião Salgado und ihrem Instituto Terra ankündigen zu können.Als Ergebnis dieser neuen ökologischen Partnerschaft wirt- schaftet TASCHEN, der größte Kunst-buchverlag der Welt, künftig CO2-neutral.Das Instituto Terra wurde 1998 in Aimorés im brasilianischen Bun-

desstaat Minas Gerais auf dem Anwesen der Familie Salgado gegründet. Das weit-läufige Gebiet der ehemaligen Rinderfarm war durch Rodung des Regenwaldes zu einer unwirtlichen Steppe geworden. Lélia und Sebastião Salgado beschlossen, das gesamte Gebiet mit den ursprünglich dort

heimischen Baumarten wiederaufzufors-ten. Seitdem hat sich eine beinahe wunder-same Verwandlung vollzogen.Mittlerweile werden die Hügel und Ebenen des Instituto Terra von zwei Millionen Bäumen bedeckt, die als Setzlinge nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnis-sen in der eigenen Baumschule herangezo-gen wurden. Unter den mehr als 300 ver-schiedenen Arten finden sich u. a. das Brasilholz (dem Brasilien seinen Namen verdankt), der Jacarandá Caviúna (oder auch Brasilianischer Palisander) und der Jatoba (auch bekannt als Brasilianische Kirsche).Durch diese Maßnahmen wurde ein neues tropisches Mikroklima geschaffen, das der Bodenerosion Einhalt geboten und den ehemals ausgetrockneten Flüssen und Bächen wieder Wasser zugeführt hat.

taschen Wird co2 -neutralDurch die unterstützung des Wiederaufforstungsprogramms von Instituto Terra strebt der größte verleger von Kunstbüchern eine Co2-neutrale Produktion an.

Links: Lélia Wanick Salgado und Sebastião Salgado vor einer Baumschule im Instituto Terra in Aimorés, Minas Gerais, Brasilien, 2013.

2001Das grundstück der Familie Salgado in Aimorés vor beginn der Wiederaufforstung. Die vormalige Rinderfarm war durch jahrelangen Raubbau beinahe vollständig entwaldet.

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— 11 —

Der Urwald ist zurückgekehrt und bietet einer vielfältigen Fauna Nahrung und Schutz. Mehr als 170 Vogelarten haben sich auf dem Gebiet des Instituto Terra wieder angesiedelt, darunter einheimische Waldkauzarten, Drosseln, Finken und Papageien. Darüber hinaus sind viele Tier-arten zurückgekehrt, die hier jahrzehnte-

lang nicht mehr gesichtet worden waren, sodass nun wieder Ozelote, Berglöwen und Tigerkatzen durch die Wälder streifen, aus deren Blätterdach das Geschrei der Affen ertönt. Schlangen, Spinnen und Myriaden von Insekten komplettieren dieses neue Ökosystem.Das Instituto Terra hat ein ehrgeiziges Bil-dungsprogramm gestartet, das über ökolo-gische Zusammenhänge aufklärt und sich an Schulkinder, Lehrer, Leiter landwirt-schaftlicher Kooperationen und die kom-munalen Umweltbehörden wendet. Junge Freiwillige nehmen regelmäßig an Baum-pflanzungen teil. Mitarbeiter des Instituts besuchen und beraten im Rahmen eines

Hilfsprogramms die Farmer und Arbeiter in der Region. Die Arbeit des Instituto Terra hat Modell-charakter, nicht nur für Südamerika. Groß-flächige Abholzungen und die damit ein-hergehende Zerstörung von Naturräumen sind ein Thema von globaler Bedeutung. Bäume schenken uns die Luft zum Atmen.

Sie geben lebensspendenden Sauer-stoff an die Umwelt ab und nehmen überschüssiges Kohlendioxid (CO2 ) auf, einen natürlichen Bestandteil der Luft, den wir Menschen und unsere Industriegesellschaften aber in solchen Mengen produzieren, dass das natürliche Gleichgewicht nachhaltig gestört ist. Dieses über-schüssige Kohlendioxid verbleibt in der Atmosphäre und ist nach Ansicht der meisten Wissenschaft-ler für den Treibhauseffekt und den

daraus resultierenden Klimawandel verantwortlich. Was also tun? Neue industrielle Ferti-gungsprozesse oder Umwelttechnologien können dazu beitragen, die CO2-Emissio-nen zu reduzieren. Ein anderer Weg ist der sogenannte Emissionshandel. Ein Unter-nehmen kann klimaneutral werden, indem es selbst den Treibhausgasausstoß redu-ziert oder aber daran mitwirkt, diesen irgendwo auf der Welt zu kompensieren. TASCHEN hat beschlossen, in Zusam-menarbeit mit dem Instituto Terra seinen CO2-Fußabdruck zu neutralisieren.Nach Berechnungen einer hierauf speziali-sierten Firma produziert TASCHEN ent-

sprechend dem Greenhouse Gas Protocol weltweit jährlich 13 000 Tonnen des Treib-hausgases. Dem Instituto Terra hingegen ist es gelungen, dank des Wiederauffors-tungsprogramms rund 108 000 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre zu binden.TASCHEN wird nun dem Instituto Terra Emissionsrechte in Höhe seines jährlichen CO2-Ausstoßes abkaufen, um so seine gesamten Produktions- und Transport-prozesse auszugleichen und zugleich eines der weltweit vorbildlichsten Umwelt-schutzprojekte zu unterstützen.Der TASCHEN-Verlag, der die Umweltini-tiative der Salgados seit Langem fördert, freut sich, sein Engagement für die wich-tige Arbeit des Instituts auszuweiten. Indem wir dem Instituto Terra neue Mittel zur Verfügung stellen, erhalten wir die befriedigende Gewissheit, in Zukunft eines von wenigen weltweit tätigen Unterneh-men zu sein, die CO2-neutral wirtschaften.

Wenn sie das instituto terra durch eigenes engagement oder eine spende unterstützen möchten, besuchen sie bitte die Website www.institutoterra.org/donations für weitere informationen.

„Doch, man kann die Uhr zurück­drehen und retten, was für immer verloren schien.“—Lélia Wanick Salgado

Jedes taschen-Buchein samenkorn

2013Das Areal des Instituto Terra, nun beinahe wieder im ursprünglichen zustand, mit einer artenreichen Fauna und Flora.

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Sebastião Salgado hat mit seinem im Früh-jahr 2013 im TASCHEN-Verlag erschiene-nen und schnell zum Bestseller avancierten Bildband GeNeSiS ein nachdrückliches Plädoyer für den Erhalt unseres Planeten abgeliefert. TASCHEN ist stolz, den Bil-dern nun Taten folgen zu lassen und eine

weitere Zusammenarbeit mit Lélia Wanick Sal-gado, Sebastião Salgado und ihrem Instituto Terra ankündigen zu können.Als Ergebnis dieser neuen ökologischen Partnerschaft wirt- schaftet TASCHEN, der größte Kunst-buchverlag der Welt, künftig CO2-neutral.Das Instituto Terra wurde 1998 in Aimorés im brasilianischen Bun-

desstaat Minas Gerais auf dem Anwesen der Familie Salgado gegründet. Das weit-läufige Gebiet der ehemaligen Rinderfarm war durch Rodung des Regenwaldes zu einer unwirtlichen Steppe geworden. Lélia und Sebastião Salgado beschlossen, das gesamte Gebiet mit den ursprünglich dort

heimischen Baumarten wiederaufzufors-ten. Seitdem hat sich eine beinahe wunder-same Verwandlung vollzogen.Mittlerweile werden die Hügel und Ebenen des Instituto Terra von zwei Millionen Bäumen bedeckt, die als Setzlinge nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnis-sen in der eigenen Baumschule herangezo-gen wurden. Unter den mehr als 300 ver-schiedenen Arten finden sich u. a. das Brasilholz (dem Brasilien seinen Namen verdankt), der Jacarandá Caviúna (oder auch Brasilianischer Palisander) und der Jatoba (auch bekannt als Brasilianische Kirsche).Durch diese Maßnahmen wurde ein neues tropisches Mikroklima geschaffen, das der Bodenerosion Einhalt geboten und den ehemals ausgetrockneten Flüssen und Bächen wieder Wasser zugeführt hat.

taschen Wird co2 -neutralDurch die unterstützung des Wiederaufforstungsprogramms von Instituto Terra strebt der größte verleger von Kunstbüchern eine Co2-neutrale Produktion an.

Links: Lélia Wanick Salgado und Sebastião Salgado vor einer Baumschule im Instituto Terra in Aimorés, Minas Gerais, Brasilien, 2013.

2001Das grundstück der Familie Salgado in Aimorés vor beginn der Wiederaufforstung. Die vormalige Rinderfarm war durch jahrelangen Raubbau beinahe vollständig entwaldet.

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Der Urwald ist zurückgekehrt und bietet einer vielfältigen Fauna Nahrung und Schutz. Mehr als 170 Vogelarten haben sich auf dem Gebiet des Instituto Terra wieder angesiedelt, darunter einheimische Waldkauzarten, Drosseln, Finken und Papageien. Darüber hinaus sind viele Tier-arten zurückgekehrt, die hier jahrzehnte-

lang nicht mehr gesichtet worden waren, sodass nun wieder Ozelote, Berglöwen und Tigerkatzen durch die Wälder streifen, aus deren Blätterdach das Geschrei der Affen ertönt. Schlangen, Spinnen und Myriaden von Insekten komplettieren dieses neue Ökosystem.Das Instituto Terra hat ein ehrgeiziges Bil-dungsprogramm gestartet, das über ökolo-gische Zusammenhänge aufklärt und sich an Schulkinder, Lehrer, Leiter landwirt-schaftlicher Kooperationen und die kom-munalen Umweltbehörden wendet. Junge Freiwillige nehmen regelmäßig an Baum-pflanzungen teil. Mitarbeiter des Instituts besuchen und beraten im Rahmen eines

Hilfsprogramms die Farmer und Arbeiter in der Region. Die Arbeit des Instituto Terra hat Modell-charakter, nicht nur für Südamerika. Groß-flächige Abholzungen und die damit ein-hergehende Zerstörung von Naturräumen sind ein Thema von globaler Bedeutung. Bäume schenken uns die Luft zum Atmen.

Sie geben lebensspendenden Sauer-stoff an die Umwelt ab und nehmen überschüssiges Kohlendioxid (CO2 ) auf, einen natürlichen Bestandteil der Luft, den wir Menschen und unsere Industriegesellschaften aber in solchen Mengen produzieren, dass das natürliche Gleichgewicht nachhaltig gestört ist. Dieses über-schüssige Kohlendioxid verbleibt in der Atmosphäre und ist nach Ansicht der meisten Wissenschaft-ler für den Treibhauseffekt und den

daraus resultierenden Klimawandel verantwortlich. Was also tun? Neue industrielle Ferti-gungsprozesse oder Umwelttechnologien können dazu beitragen, die CO2-Emissio-nen zu reduzieren. Ein anderer Weg ist der sogenannte Emissionshandel. Ein Unter-nehmen kann klimaneutral werden, indem es selbst den Treibhausgasausstoß redu-ziert oder aber daran mitwirkt, diesen irgendwo auf der Welt zu kompensieren. TASCHEN hat beschlossen, in Zusam-menarbeit mit dem Instituto Terra seinen CO2-Fußabdruck zu neutralisieren.Nach Berechnungen einer hierauf speziali-sierten Firma produziert TASCHEN ent-

sprechend dem Greenhouse Gas Protocol weltweit jährlich 13 000 Tonnen des Treib-hausgases. Dem Instituto Terra hingegen ist es gelungen, dank des Wiederauffors-tungsprogramms rund 108 000 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre zu binden.TASCHEN wird nun dem Instituto Terra Emissionsrechte in Höhe seines jährlichen CO2-Ausstoßes abkaufen, um so seine gesamten Produktions- und Transport-prozesse auszugleichen und zugleich eines der weltweit vorbildlichsten Umwelt-schutzprojekte zu unterstützen.Der TASCHEN-Verlag, der die Umweltini-tiative der Salgados seit Langem fördert, freut sich, sein Engagement für die wich-tige Arbeit des Instituts auszuweiten. Indem wir dem Instituto Terra neue Mittel zur Verfügung stellen, erhalten wir die befriedigende Gewissheit, in Zukunft eines von wenigen weltweit tätigen Unterneh-men zu sein, die CO2-neutral wirtschaften.

Wenn sie das instituto terra durch eigenes engagement oder eine spende unterstützen möchten, besuchen sie bitte die Website www.institutoterra.org/donations für weitere informationen.

„Doch, man kann die Uhr zurück­drehen und retten, was für immer verloren schien.“—Lélia Wanick Salgado

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2013Das Areal des Instituto Terra, nun beinahe wieder im ursprünglichen zustand, mit einer artenreichen Fauna und Flora.

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„Meine Liebeserklärung an den Planeten.“

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€ 49,99Konzipiert, herausgegeben und gestaltet von Lélia Wanick Salgado, 520 Seiten

Ebenso erhältlich als zwei bändige, limitierte Sammleredition in SuMo-größe

Sebastião Salgadosfotografische Hommage an unseren Planeten in seinem ursprünglichen zustand

4.Auflage

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„Meine Liebeserklärung an den Planeten.“

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€ 49,99Konzipiert, herausgegeben und gestaltet von Lélia Wanick Salgado, 520 Seiten

Ebenso erhältlich als zwei bändige, limitierte Sammleredition in SuMo-größe

Sebastião Salgadosfotografische Hommage an unseren Planeten in seinem ursprünglichen zustand

4.Auflage

_magazin 2013-01_D.indb 13 25.09.13 17:42

Page 16: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

ladies and gentlemen ... the rolling stones!

_magazin 2013-01_D.indb 14 25.09.13 17:42

die definitive und autorisierte Bildbiografie der stones – nummeriert und signiert von mick, Keith, charlie und ronnie!

SUMOSIZE

MEHR INFoRMATIoNEN FINDEN SIE AuF WWW.TASCHEN.CoM

Foto

© G

ered

Man

kow

itz/B

owst

ir Lt

d

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ladies and gentlemen ... the rolling stones!

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die definitive und autorisierte Bildbiografie der stones – nummeriert und signiert von mick, Keith, charlie und ronnie!

SUMOSIZE

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Page 18: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

1552 n. Chr., am 17. Mai, ist ein solch grausames unwetter mit Hagel zu Dordrecht in Holland niedergegangen, dass die Leute gedacht haben, es käme der jüngste Tag. und es hat etwa eine halbe Stunde gedauert. Etliche der Steine haben ihre schweren Pfund und 8 Lot. und wo sie herab-gefallen sind, haben sie grausam übel gestunken.

HAgEL IN DoRDRECHT

_magazin 2013-01_D.indb 16 25.09.13 17:42

die pforten der hölleDas Augsburger Wunderzeichenbuch: ein lang verschollenes Meisterwerk der Renaissance

_magazin 2013-01_D.indb 17 25.09.13 17:43

Page 19: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

1552 n. Chr., am 17. Mai, ist ein solch grausames unwetter mit Hagel zu Dordrecht in Holland niedergegangen, dass die Leute gedacht haben, es käme der jüngste Tag. und es hat etwa eine halbe Stunde gedauert. Etliche der Steine haben ihre schweren Pfund und 8 Lot. und wo sie herab-gefallen sind, haben sie grausam übel gestunken.

HAgEL IN DoRDRECHT

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die pforten der hölleDas Augsburger Wunderzeichenbuch: ein lang verschollenes Meisterwerk der Renaissance

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Page 20: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

DRACHEN übER böHMEN

TIbER- MoNSTER

Im 1533. Jahr, im oktober, hat man in böhmen und dem vogtland, auch im Ascher Ländchen fliegende Drachen gesehen, auf dem Kopf eine Krone, ein Rüssel wie ein Schwein, und auch zwei Flügel. Es dauerte dann etliche Tage an, dass jeden Tag von ihnen mehr als vierhundert miteinander geflogen sind, sowohl große als auch kleine, wie hier gemalt ist.

1496 nach Christi geburt, im Monat Januar, zu der zeit, als der Tiber hoch und weit bei Rom über die ufer getreten ist: welch Wundertier zeigte sich tot aufgefunden dort, wo das Wüten und die Kraft des Wassers des Tiber nach-gelassen hatte, und ist in dieser gestalt und Form gewesen, wie es da gemalt ist.

_magazin 2013-01_D.indb 18 25.09.13 17:43

WAL uND ERDbEbEN IN LISSAboN

goLDENE KugEL

Im 1531. Jahr, am sechs- und achtundzwanzigsten Januar, sind in Portugal zu Lissabon am sechs-undzwanzigsten Tag nachts am Himmel blutige und feurige zeichen gesehen worden und ist am achtundzwanzigsten zudem ein großer Walfisch am Himmel gesehen worden. Darauf folgten große Erdbeben, sodass etwa zwei- hundert Häuser eingefallen sind und mehr als tausend Menschen erschlagen wurden.

Im Land der Römer hat man 73 Jahre vor Christi geburt eine goldene Kugel am Himmel gesehen, die dann auf die Erde herabgekommen und herumgerollt und wieder hinauf in die Luft geflogen ist, in Richtung des Aufgangs der Sonne, sodass sie mit ihrer größe die Sonne verdeckt hat. Danach folgte der große Römerkrieg.

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DRACHEN übER böHMEN

TIbER- MoNSTER

Im 1533. Jahr, im oktober, hat man in böhmen und dem vogtland, auch im Ascher Ländchen fliegende Drachen gesehen, auf dem Kopf eine Krone, ein Rüssel wie ein Schwein, und auch zwei Flügel. Es dauerte dann etliche Tage an, dass jeden Tag von ihnen mehr als vierhundert miteinander geflogen sind, sowohl große als auch kleine, wie hier gemalt ist.

1496 nach Christi geburt, im Monat Januar, zu der zeit, als der Tiber hoch und weit bei Rom über die ufer getreten ist: welch Wundertier zeigte sich tot aufgefunden dort, wo das Wüten und die Kraft des Wassers des Tiber nach-gelassen hatte, und ist in dieser gestalt und Form gewesen, wie es da gemalt ist.

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WAL uND ERDbEbEN IN LISSAboN

goLDENE KugEL

Im 1531. Jahr, am sechs- und achtundzwanzigsten Januar, sind in Portugal zu Lissabon am sechs-undzwanzigsten Tag nachts am Himmel blutige und feurige zeichen gesehen worden und ist am achtundzwanzigsten zudem ein großer Walfisch am Himmel gesehen worden. Darauf folgten große Erdbeben, sodass etwa zwei- hundert Häuser eingefallen sind und mehr als tausend Menschen erschlagen wurden.

Im Land der Römer hat man 73 Jahre vor Christi geburt eine goldene Kugel am Himmel gesehen, die dann auf die Erde herabgekommen und herumgerollt und wieder hinauf in die Luft geflogen ist, in Richtung des Aufgangs der Sonne, sodass sie mit ihrer größe die Sonne verdeckt hat. Danach folgte der große Römerkrieg.

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Page 22: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

HIMMLISCHER SCHWERTKäMPFER, HIMMELSbuRg uND KRIEgSHEER übER STRASSbuRg Im 1531. Jahr ist bei Straßburg und in anderen

gegenden ein blutiges Luftbild mit einem Schwert in seiner Hand gesehen worden, zudem eine feurige burg und gegenüber ein berittener Heereszug.

_magazin 2013-01_D.indb 20 25.09.13 17:43

Das WunderzeichenbuchFaksimile mit Kommentarband in einer Schlagkassette, 560 Seiten € 99,99

das ende ist nah!Das erst vor ein paar Jahren wiederentdeckte und jüngst von einem amerikanischen Sammler ersteigerte Augsburger Wunderzeichenbuch ist eines der spektakulärsten Beispiele für die Buchkunst des 16. Jahrhunderts. Das um 1550 entstandene Werk zeigt unerklärliche und verstörende Natur­ und Himmelserscheinungen, die das nahe Ende der Welt anzukündigen scheinen.

_magazin 2013-01_D.indb 21 25.09.13 17:43

Page 23: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

HIMMLISCHER SCHWERTKäMPFER, HIMMELSbuRg uND KRIEgSHEER übER STRASSbuRg Im 1531. Jahr ist bei Straßburg und in anderen

gegenden ein blutiges Luftbild mit einem Schwert in seiner Hand gesehen worden, zudem eine feurige burg und gegenüber ein berittener Heereszug.

_magazin 2013-01_D.indb 20 25.09.13 17:43

Das WunderzeichenbuchFaksimile mit Kommentarband in einer Schlagkassette, 560 Seiten € 99,99

das ende ist nah!Das erst vor ein paar Jahren wiederentdeckte und jüngst von einem amerikanischen Sammler ersteigerte Augsburger Wunderzeichenbuch ist eines der spektakulärsten Beispiele für die Buchkunst des 16. Jahrhunderts. Das um 1550 entstandene Werk zeigt unerklärliche und verstörende Natur­ und Himmelserscheinungen, die das nahe Ende der Welt anzukündigen scheinen.

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Page 24: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

— 22 —

Wie oft haben Sie sich schon vorgestellt, kleine Humanoide würden jeden einzel-nen der vielen Vorgänge steuern, die in der Fabrik unseres menschlichen Körpers vor sich gehen? Für alle, die wie ich vor dem naturwissenschaftlichen Fachjargon kapitulieren, vereinfachen Metaphern und Analogien auf probate Weise das Verständnis um die komplexen Mechanis-men der alltäg lichen menschlichen Exis-tenz. Auf eben diese Art zapfte der jetzt wiederentdeckte Visionär Dr. Fritz Kahn (1888–1968), ein deutscher Naturwissen-schaftler, Gynäkologe und Schriftsteller, unser kollektives Bewusstes und Unterbe-wuss tes an. Zweifellos waren seine Vor-stellungen bisweilen absurd, wenn nicht

gar naiv, doch entwickelte er ein großarti-ges Hilfsmittel für Lehrzwecke. Müsste man eine einzelne Leistung in Kahns eindrucksvoller und bewegter Karriere hervor heben, dann wäre es das subversiv-komische und zugleich resolut-diagram-matische Plakat „Der Mensch als Indus-triepalast“ (1926). Der menschliche Körper als mechanisierte Fabrik.Kahn entdeckte eine Möglichkeit, Daten zu visualisieren, Jahrzehnte ehe Daten-visualisierung zu einer anerkannten Methode für die Aufbereitung und Inter-pretation von Information wurde. Sein „Industriepalast“-Plakat zeigt den sche-matischen Querschnitt eines menschli-chen Kopfes und armlosen Rumpfs, Irrgär-

ten voller Apparaturen in getrennten Räumen, verbunden durch spezialisierte Homunkuli. Jeder Homunkulus ist ein Facharbeiter. Diese „Personen“ sorgen für einen reibungslosen Ablauf aller Körper-funktionen. Bei den präzisen Wunder-werken des Maschinenzeitalters handelt es sich um Organe, Muskeln und Nerven, jedoch besser verständlich in einer anthro-pomorphen Form.Jeder Körperteil hat seinen Avatar: Das Auge ist eine Balgenkamera, die Lunge besteht aus Kupferrohren, Magen und Darm sind Förderbänder. In der linken und rechten Gehirnhälfte wird von klugen Homunkuli gelesen, geplant und diskutiert. Weiter unten bewegt sich das Verzehrte auf

Die visuelle Umsetzung komplexer Vorstellungen ist eine der bedeutendsten Herausforderungen, vor die sich die zahlreichen Grafikdesigner von heute gestellt sehen. Doch wo liegen die Wurzeln dieses Handwerks? Wenn man in die Vergangenheit zurückgeht, liefert das Werk des in Vergessenheit geratenen Genies Fritz Kahn faszinierende Einblicke in die Geburt der Informationsgrafik.

mensch- maschine Wiederentdeckt: Fritz Kahn, ein Pionier der Infografik

_magazin 2013-01_D.indb 22 25.09.13 17:43

WAS SICH IN uNSEREM KoPF AbSPIELT, WENN WIR EIN AuTo SEHEN uND „AuTo“ SAgEN.

_magazin 2013-01_D.indb 23 25.09.13 17:43

Page 25: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Wie oft haben Sie sich schon vorgestellt, kleine Humanoide würden jeden einzel-nen der vielen Vorgänge steuern, die in der Fabrik unseres menschlichen Körpers vor sich gehen? Für alle, die wie ich vor dem naturwissenschaftlichen Fachjargon kapitulieren, vereinfachen Metaphern und Analogien auf probate Weise das Verständnis um die komplexen Mechanis-men der alltäg lichen menschlichen Exis-tenz. Auf eben diese Art zapfte der jetzt wiederentdeckte Visionär Dr. Fritz Kahn (1888–1968), ein deutscher Naturwissen-schaftler, Gynäkologe und Schriftsteller, unser kollektives Bewusstes und Unterbe-wuss tes an. Zweifellos waren seine Vor-stellungen bisweilen absurd, wenn nicht

gar naiv, doch entwickelte er ein großarti-ges Hilfsmittel für Lehrzwecke. Müsste man eine einzelne Leistung in Kahns eindrucksvoller und bewegter Karriere hervor heben, dann wäre es das subversiv-komische und zugleich resolut-diagram-matische Plakat „Der Mensch als Indus-triepalast“ (1926). Der menschliche Körper als mechanisierte Fabrik.Kahn entdeckte eine Möglichkeit, Daten zu visualisieren, Jahrzehnte ehe Daten-visualisierung zu einer anerkannten Methode für die Aufbereitung und Inter-pretation von Information wurde. Sein „Industriepalast“-Plakat zeigt den sche-matischen Querschnitt eines menschli-chen Kopfes und armlosen Rumpfs, Irrgär-

ten voller Apparaturen in getrennten Räumen, verbunden durch spezialisierte Homunkuli. Jeder Homunkulus ist ein Facharbeiter. Diese „Personen“ sorgen für einen reibungslosen Ablauf aller Körper-funktionen. Bei den präzisen Wunder-werken des Maschinenzeitalters handelt es sich um Organe, Muskeln und Nerven, jedoch besser verständlich in einer anthro-pomorphen Form.Jeder Körperteil hat seinen Avatar: Das Auge ist eine Balgenkamera, die Lunge besteht aus Kupferrohren, Magen und Darm sind Förderbänder. In der linken und rechten Gehirnhälfte wird von klugen Homunkuli gelesen, geplant und diskutiert. Weiter unten bewegt sich das Verzehrte auf

Die visuelle Umsetzung komplexer Vorstellungen ist eine der bedeutendsten Herausforderungen, vor die sich die zahlreichen Grafikdesigner von heute gestellt sehen. Doch wo liegen die Wurzeln dieses Handwerks? Wenn man in die Vergangenheit zurückgeht, liefert das Werk des in Vergessenheit geratenen Genies Fritz Kahn faszinierende Einblicke in die Geburt der Informationsgrafik.

mensch- maschine Wiederentdeckt: Fritz Kahn, ein Pionier der Infografik

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WAS SICH IN uNSEREM KoPF AbSPIELT, WENN WIR EIN AuTo SEHEN uND „AuTo“ SAgEN.

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Page 26: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

DAS HERz TREIbT EINEN FAHRSTuHL IN 40 MINuTEN FüNF SToCK-WERKE HoCH. Es füllt im Lauf des Tages 3 Tankautos mit 10 000 Litern Blut und pumpt in 70 Jahren 250 Millionen Liter Blut, die den Rauminhalt eines Wolkenkratzers ausfüllen.

_magazin 2013-01_D.indb 24 25.09.13 17:43

— 25 —

DAS INSEKT KRIECHT AuS DER PuPPE MIT zuSAMMENgEFALTETEN FLügELN. Diese werden durch Blut aus den Adern oder durch Luft aus den Atemröhren entfaltet.

„ Zwar würde ich es nicht begrüßen, dieses diagramm im Behandlungs-zimmer meines arztes anstelle einer anatomischen schautafel vor-zufinden, dennoch war Kahn ein großmeister seines metiers und ein pionier der informationsgrafik. Bilder unterhalten und informieren über etwas, das andernfalls kalt und klinisch wäre.“ — Steven Heller

DER MENSCH ALS INDuSTRIE -

PALAST

_magazin 2013-01_D.indb 25 25.09.13 17:44

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DAS HERz TREIbT EINEN FAHRSTuHL IN 40 MINuTEN FüNF SToCK-WERKE HoCH. Es füllt im Lauf des Tages 3 Tankautos mit 10 000 Litern Blut und pumpt in 70 Jahren 250 Millionen Liter Blut, die den Rauminhalt eines Wolkenkratzers ausfüllen.

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DAS INSEKT KRIECHT AuS DER PuPPE MIT zuSAMMENgEFALTETEN FLügELN. Diese werden durch Blut aus den Adern oder durch Luft aus den Atemröhren entfaltet.

„ Zwar würde ich es nicht begrüßen, dieses diagramm im Behandlungs-zimmer meines arztes anstelle einer anatomischen schautafel vor-zufinden, dennoch war Kahn ein großmeister seines metiers und ein pionier der informationsgrafik. Bilder unterhalten und informieren über etwas, das andernfalls kalt und klinisch wäre.“ — Steven Heller

DER MENSCH ALS INDuSTRIE -

PALAST

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Page 28: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

DER MENSCHLICHE KöRPER PRoDuzIERT TägLICH 30 M HAARSubSTANz. Würde man alle Haare in ein Endhaar einmünden lassen, so wüchse dieses in je 40 Minuten einen Meter vorwärts.

_magazin 2013-01_D.indb 26 25.09.13 17:44

— 27 —

DIE LuNgE: DIE 300 MILLIoNEN LuNgENbLäSCHEN WüRDEN ENTFALTET EINEN TEPPICH voN 75 M2 gRöSSE bEDECKEN.

DAS WuNDER DER DARMSCHLEIMHAuT.1 cm2 Darmschleimhaut zieht mit 1 Milliarde Saugröhrchen die Nährstoffe aus dem Speisebrei in das Blut (1926).

„ Kahn illustrierte jede aussage mit einem Bild, das auch dem begriffsstutzigsten menschen ein loch in den schädel schlug.“

_magazin 2013-01_D.indb 27 25.09.13 17:44

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DER MENSCHLICHE KöRPER PRoDuzIERT TägLICH 30 M HAARSubSTANz. Würde man alle Haare in ein Endhaar einmünden lassen, so wüchse dieses in je 40 Minuten einen Meter vorwärts.

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DIE LuNgE: DIE 300 MILLIoNEN LuNgENbLäSCHEN WüRDEN ENTFALTET EINEN TEPPICH voN 75 M2 gRöSSE bEDECKEN.

DAS WuNDER DER DARMSCHLEIMHAuT.1 cm2 Darmschleimhaut zieht mit 1 Milliarde Saugröhrchen die Nährstoffe aus dem Speisebrei in das Blut (1926).

„ Kahn illustrierte jede aussage mit einem Bild, das auch dem begriffsstutzigsten menschen ein loch in den schädel schlug.“

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Page 30: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

— 28 —

DIE bAKTERIEN IN DER gRoSS-STADTLuFT Man erkennt die außerordentliche Bedeutung der Straßenbesprengung für die Entstaubung und Entkeimung der Luft und die gesundheitlichen Gefahren aller großen Menschenanhäufungen.

DIE HIRNRINDEN - LEISTuNgENFritz Kahn demonstriert die Hirnrindenleistungen (1929).

_magazin 2013-01_D.indb 28 25.09.13 17:44

vIERMAL uM DEN ERDbALL! WENN MAN

DIE bLuTKöRPERCHEN DES MENSCHLICHEN

KöRPERS (INSgESAMT 25 bILLIoNEN) zu EINER KETTE

ANEINANDERREIHT, REICHEN SIE vIERMAL uM DEN gLobuS.

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Page 31: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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DIE bAKTERIEN IN DER gRoSS-STADTLuFT Man erkennt die außerordentliche Bedeutung der Straßenbesprengung für die Entstaubung und Entkeimung der Luft und die gesundheitlichen Gefahren aller großen Menschenanhäufungen.

DIE HIRNRINDEN - LEISTuNgENFritz Kahn demonstriert die Hirnrindenleistungen (1929).

_magazin 2013-01_D.indb 28 25.09.13 17:44

vIERMAL uM DEN ERDbALL! WENN MAN

DIE bLuTKöRPERCHEN DES MENSCHLICHEN

KöRPERS (INSgESAMT 25 bILLIoNEN) zu EINER KETTE

ANEINANDERREIHT, REICHEN SIE vIERMAL uM DEN gLobuS.

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Page 32: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

— 30 —

Fritz KahnEine faszinierende Monografie für Naturwissenschaftsfans und grafikenthusiasten, von uta und Thilo von Debschitz, 392 Seiten€ 39,99

Fritz Kahn – Arzt, Dozent, Autor populärwissen­schaftlicher Bücher und Pionier der Infografik. Von den Nazis aus Deutschland vertrieben, geriet sein Werk für Jahrzehnte in Vergessen­heit. Fotografiert in Berlin, ca. 1914.

den Darm zu, wo Arbeiter es in Zucker, Stärke und andere Komponenten aufspal-ten, die auf dem Demontageband in die Verdauungskammern befördert werden. Zwar würde ich es nicht begrüßen, dieses Diagramm im Behandlungszimmer meines Arztes anstelle einer anatomischen Schau-tafel vorzufinden, dennoch war Kahn ein Großmeister seines Metiers und ein Pionier der Informationsgrafik. Seine Bilder unter-halten und informieren über etwas, das andernfalls kalt und klinisch wäre. Die Dia-gramme fanden so großen Zuspruch, dass sich Kahns Einfluss zu Lebzeiten in alle Welt verbreitete und noch heute, lange nach seinem Tod, in verschiedenen Medien nach-hallt, auch wenn sein Name vergessen ist.

Eine in den 50er- und 60er-Jahren in Eng-land und den USA beliebte Fernsehwer-bung für das Schmerzmittel Bufferin zeigt einen Vorschlaghammer, der wie ein Folter-instrument in der Röntgenaufnahme eines Kopfes fuhrwerkt. Das war von Kahn abge-kupfert. Doch in dessen Welt spielten die Körperfunktionen weit faszinierender zusammen als im reduzierten Einfall der Bufferin-Werbeagentur. Kahns Mission

war es, den Schleier der Biologie und Patho-logie zu lüften und sie so darzustellen, dass fast jeder sie verstand. Seine eigenen Worte waren etwas abgehobener: „Der Zellenstaat ist eine Republik unter der erblichen Vorherrschaft einer Geistes aristokratie“, schrieb er im obskuren soziopoli tischen Jargon der Zeit. „Die Wirtschaftsform ist ein strenger Kommunismus.“

Kahn und der Volksbildner Otto Neurath, der Erfinder von isotype (International System of Typographic Picture Education), waren zwei Hälften desselben Kuchendia-gramms. Obwohl sich die Männer vermut-lich nie begegnet sind, arbeiteten beide an

einer Grafiksprache, die den Fach jargon ersetzen würde. Der Philosoph, Naturwis-senschaftler, Sozio loge und Volkswirt Neu-rath konnte die Zeichen und Symbole nicht selbst gestalten, und auch Kahn war kein Künstler. Er engagierte deshalb professio-nelle Mitarbeiter. Bei der Wahl der grafi-schen Mittel ging er eklektisch vor und verwendete Fotocollagen, Gemälde und Zeichnungen ebenso wie Comics, surrealis-tische oder dadaistische Stilelemente. Ana-logie war seine Stärke: So verglich er ein Ohr mit einem Auto oder eine Vogelfeder mit Eisenbahnschienen – alles zur Erklä-rung undurchdringlicher Phänomene mit-hilfe vorstellbarer Mittel. Kein optischer Trick war zu abseitig für sein Ziel: das all-gemein zugängliche Verständnis.

Das Plakat „Der Mensch als Industrie-palast“, zeigt Kahns Emblematik besonders eindrucksvoll, aber es ist nicht das einzig bemerkenswerte in seinem Œuvre. Einige Illustrationen sind eher Cartoon denn Diagramm, mehr erzählend als didaktisch. Das unglaub liche, fantastische Tableau des einsamen weiblichen Homunkulus, der auf einer Zelle durch die Drüsenhöhle surft, erinnert an Max Ernsts Spätwerk, dann wieder finden sich Zelllandschaften, die es mit jeder Science-Fiction-Illustration aufnehmen können.

Kahn war Befürworter der Moderne, und zu seinen eigenen Anhängern gehörten Bauhäusler wie Herbert Bayer und Walter Gropius. Neue Techniken waren visuelle Hilfsmittel, um die unsichtbare physische Welt zu erläutern. Eines seiner erhellends-ten Diagramme war „Was sich in unserem Kopf abspielt, wenn wir ein Auto sehen und

WIE ENTSTEHT EIN SCHNuPFEN? Die erhöhte Körperwärme treibt auch die Temperatur der Nasenmuschel herauf, da diese als Wärmeregulationsapparat funktioniert. Bei der warm eingehüllten Mutter kühlt sich die Muschelschleimhaut nur unwesentlich ab. Bei der leicht bekleideten Tochter aber fällt die Hauttemperatur der Muschel um 9°C.

‚Auto‘ sagen“. Es beginnt beim Auge, das eine Botschaft auf einen Filmstreifen brennt, der in einen Vorführraum läuft, wo ein Homunkulus ein Foto des Autos auf eine Leinwand projiziert. Sie übermittelt das Bild einer zweiten Leinwand, die das Wort „Auto“ zeigt. Weiter geht die Bot-schaft an eine Orgel, die dem Wort Laut-gestalt gibt. Würde es nur tatsächlich so ablaufen … Trotzdem: So sah Kahn es und mit ihm der Betrachter.

Jetzt findet Kahns Vermächtnis neuen Nachhall, und diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Diese Sammlung seiner weniger bis kaum bekannten Illustrationen ist ein Füllhorn des konzeptuellen Denkens. Wer Kahns Bilder einmal kennen gelernt hat, kann den menschlichen Körper oder eine ähnlich komplexe Entität unmöglich weiter auf bisher gewohnte Art betrachten.

_magazin 2013-01_D.indb 30 25.09.13 17:44

O U T N O WFree samplers available on iPad with specially commissioned films.

For further information see digital.frieze.com

frieze d/e—A bilingual German/English magazine covering contemporary art and culture throughout Germany, Austria and Switzerland. frieze-magazin.de

frieze —The leading international magazine of contemporary art and culture. frieze.com/magazine

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Page 33: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Fritz KahnEine faszinierende Monografie für Naturwissenschaftsfans und grafikenthusiasten, von uta und Thilo von Debschitz, 392 Seiten€ 39,99

Fritz Kahn – Arzt, Dozent, Autor populärwissen­schaftlicher Bücher und Pionier der Infografik. Von den Nazis aus Deutschland vertrieben, geriet sein Werk für Jahrzehnte in Vergessen­heit. Fotografiert in Berlin, ca. 1914.

den Darm zu, wo Arbeiter es in Zucker, Stärke und andere Komponenten aufspal-ten, die auf dem Demontageband in die Verdauungskammern befördert werden. Zwar würde ich es nicht begrüßen, dieses Diagramm im Behandlungszimmer meines Arztes anstelle einer anatomischen Schau-tafel vorzufinden, dennoch war Kahn ein Großmeister seines Metiers und ein Pionier der Informationsgrafik. Seine Bilder unter-halten und informieren über etwas, das andernfalls kalt und klinisch wäre. Die Dia-gramme fanden so großen Zuspruch, dass sich Kahns Einfluss zu Lebzeiten in alle Welt verbreitete und noch heute, lange nach seinem Tod, in verschiedenen Medien nach-hallt, auch wenn sein Name vergessen ist.

Eine in den 50er- und 60er-Jahren in Eng-land und den USA beliebte Fernsehwer-bung für das Schmerzmittel Bufferin zeigt einen Vorschlaghammer, der wie ein Folter-instrument in der Röntgenaufnahme eines Kopfes fuhrwerkt. Das war von Kahn abge-kupfert. Doch in dessen Welt spielten die Körperfunktionen weit faszinierender zusammen als im reduzierten Einfall der Bufferin-Werbeagentur. Kahns Mission

war es, den Schleier der Biologie und Patho-logie zu lüften und sie so darzustellen, dass fast jeder sie verstand. Seine eigenen Worte waren etwas abgehobener: „Der Zellenstaat ist eine Republik unter der erblichen Vorherrschaft einer Geistes aristokratie“, schrieb er im obskuren soziopoli tischen Jargon der Zeit. „Die Wirtschaftsform ist ein strenger Kommunismus.“

Kahn und der Volksbildner Otto Neurath, der Erfinder von isotype (International System of Typographic Picture Education), waren zwei Hälften desselben Kuchendia-gramms. Obwohl sich die Männer vermut-lich nie begegnet sind, arbeiteten beide an

einer Grafiksprache, die den Fach jargon ersetzen würde. Der Philosoph, Naturwis-senschaftler, Sozio loge und Volkswirt Neu-rath konnte die Zeichen und Symbole nicht selbst gestalten, und auch Kahn war kein Künstler. Er engagierte deshalb professio-nelle Mitarbeiter. Bei der Wahl der grafi-schen Mittel ging er eklektisch vor und verwendete Fotocollagen, Gemälde und Zeichnungen ebenso wie Comics, surrealis-tische oder dadaistische Stilelemente. Ana-logie war seine Stärke: So verglich er ein Ohr mit einem Auto oder eine Vogelfeder mit Eisenbahnschienen – alles zur Erklä-rung undurchdringlicher Phänomene mit-hilfe vorstellbarer Mittel. Kein optischer Trick war zu abseitig für sein Ziel: das all-gemein zugängliche Verständnis.

Das Plakat „Der Mensch als Industrie-palast“, zeigt Kahns Emblematik besonders eindrucksvoll, aber es ist nicht das einzig bemerkenswerte in seinem Œuvre. Einige Illustrationen sind eher Cartoon denn Diagramm, mehr erzählend als didaktisch. Das unglaub liche, fantastische Tableau des einsamen weiblichen Homunkulus, der auf einer Zelle durch die Drüsenhöhle surft, erinnert an Max Ernsts Spätwerk, dann wieder finden sich Zelllandschaften, die es mit jeder Science-Fiction-Illustration aufnehmen können.

Kahn war Befürworter der Moderne, und zu seinen eigenen Anhängern gehörten Bauhäusler wie Herbert Bayer und Walter Gropius. Neue Techniken waren visuelle Hilfsmittel, um die unsichtbare physische Welt zu erläutern. Eines seiner erhellends-ten Diagramme war „Was sich in unserem Kopf abspielt, wenn wir ein Auto sehen und

WIE ENTSTEHT EIN SCHNuPFEN? Die erhöhte Körperwärme treibt auch die Temperatur der Nasenmuschel herauf, da diese als Wärmeregulationsapparat funktioniert. Bei der warm eingehüllten Mutter kühlt sich die Muschelschleimhaut nur unwesentlich ab. Bei der leicht bekleideten Tochter aber fällt die Hauttemperatur der Muschel um 9°C.

‚Auto‘ sagen“. Es beginnt beim Auge, das eine Botschaft auf einen Filmstreifen brennt, der in einen Vorführraum läuft, wo ein Homunkulus ein Foto des Autos auf eine Leinwand projiziert. Sie übermittelt das Bild einer zweiten Leinwand, die das Wort „Auto“ zeigt. Weiter geht die Bot-schaft an eine Orgel, die dem Wort Laut-gestalt gibt. Würde es nur tatsächlich so ablaufen … Trotzdem: So sah Kahn es und mit ihm der Betrachter.

Jetzt findet Kahns Vermächtnis neuen Nachhall, und diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Diese Sammlung seiner weniger bis kaum bekannten Illustrationen ist ein Füllhorn des konzeptuellen Denkens. Wer Kahns Bilder einmal kennen gelernt hat, kann den menschlichen Körper oder eine ähnlich komplexe Entität unmöglich weiter auf bisher gewohnte Art betrachten.

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O U T N O WFree samplers available on iPad with specially commissioned films.

For further information see digital.frieze.com

frieze d/e—A bilingual German/English magazine covering contemporary art and culture throughout Germany, Austria and Switzerland. frieze-magazin.de

frieze —The leading international magazine of contemporary art and culture. frieze.com/magazine

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Page 34: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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n einem seiner berühm-testen Märchen, der Ge-schichte „Das hässliche, junge Entlein“, brachte Hans Christian Andersen seinen eigenen Lebenslauf auf den Punkt: „Es schadet nichts, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man

nur in einem Schwanenei gelegen hat.“ Andersen, 1805 in Armut geboren, war ein wenig ansehnlicher Sonderling, der vor Ehrgeiz brannte und alles daransetzte, mittels seiner künstlerischen Talente sei-nen Unterschichtwurzeln zu entkommen. Am Ende seiner Tage war er ein gefeierter Mann, der mit Königen verkehrte. Heute gilt er als der bekannteste skandinavische Schriftsteller überhaupt. Doch die Ge-schichte seines märchenhaften Aufstiegs war gezeichnet von einer Kindheit, in der er verkannt und misshandelt wurde, von tiefem Seelenschmerz und Herzenskum-mer, und darin lag die Antriebsfeder seiner Ambitionen. Während diese Erfahrungen in ihm ein unstillbares Bedürfnis nach Anerkennung weck-ten, gingen aus seinem glänzenden Talent als Geschichtenerzähler und seinem Gespür für Alltags-sprache Märchen einer völlig neuen Art hervor, mit denen er seit seiner ersten Veröffentli-chung im Jahr 1835 Millionen von Lesern für sich gewann.

die spinnstuBe als schule des Zuhörens In der Irrenanstalt von Andersens Heimatstadt Odense spannen die alten Frauen, während sie ihre Garne herstellten, zu ihrer eigenen Unterhal-tung Geschichten. Während Andersens Großmutter väterlicherseits dort den Garten bestellte, zog es den kleinen Hans Christian zur Spinnstube hin – dem tradi-tionellen Hort des Geschichtenerzählens. Hier lauschte er vielerlei Volks- und Bau-ernmärchen in mündlicher Überlieferung, die – typisch für die skandinavische Folk-lore – von übernatürlichen Wesen wie Kobolden, Trollen, Hexen und Wassergeis-

tern bevölkert waren. „Eine Welt so reich wie jene in Tausendundeiner Nacht tat sich vor mir auf“, schrieb Andersen später in einer seiner Autobiografien. „Die Geschich-ten, die diese alten Frauen erzählten, und die geisteskranken Gestalten, die ich um mich herum im Irrenhaus sah, wirkten mit der Zeit so stark auf mich, dass ich nach Einbruch der Dunkelheit kaum mehr aus dem Haus zu gehen wagte.“ Diese ungeord-nete, spontane Form der mündlichen Über-lieferung in ihrer Kraft und Lebendigkeit wurde zum Heiligen Gral einer wachsen-den Zahl europäischer Gelehrter und Schriftsteller der Romantik. Akademiker wie die Brüder Grimm in Deutschland waren bestrebt, genau diese umgangs-sprachliche, ungeschliffene Kunstform in

Sammlungen zu erhalten. Als 1812 der erste Band Grimm’scher Märchen er-schien, war Andersen sieben Jahre alt. Später, als junger Autor, sollte er diese Märchen lesen, und wesentlich später, als er bereits einen Namen hatte, besuchte er die beiden Brüder.

Von der Welt des aBer-glauBens Zur fantasie in flammen Anders als angenommen reisten die Brüder Grimm nicht übers Land, um mündliche Erzählungen zu sammeln, sondern stützten sich auf einige wenige gesicherte Quellen mündlicher wie schriftlicher Art. Andersen dagegen hatte den direkten Zugang: Er wuchs im tiefsten Herzen einer abergläubi-schen Gesellschaft auf, in der mündliches Geschichtenerzählen der Unterhaltung diente und Lektionen fürs Leben lieferte. Die jahrhundertealten skandinavischen Sagen waren Teil einer mündlichen Erzähl-kultur, die Andersens Kindheit bunt färbte, doch die Bauernmärchen gerieten im Zuge der Industrialisierung fast völlig in Verges-senheit. Die Märchenforscher Iona und Peter Opie stellen fest, dass „Andersen tatsächlich der erste Märchenautor war, der – anders als die Brüder Grimm mit

ihrem beruflichen Hintergrund – der ein-fachen Bevölkerung entstammte, für

die das Geschichtenerzählen noch lebendige Tradition war. Abgesehen

von seinem Vater bezogen sämtli-che Menschen, die ihn in seiner Kind heit umgaben, ihr Wissen aus mündlichen Quellen, nicht aus Büchern.“ Seine Mutter war eine zutiefst abergläubi-sche Frau. Für diejenigen in Andersens Umkreis, die zum Aberglauben neigten, hatten leblose Objekte buchstäblich ihren eigenen Kopf. Andersens

Meisterschaft im Vermensch-lichen von Gegenständen

wurde zu einem Güte zeichen seines Werks. Seine Mutter, die

weder lesen noch schreiben konn-te, war Wäscherin und verfiel in

späteren Jahren der Trunksucht. Sein Vater, ein Schuhmacher, der sich

eine rudimentäre Ausbildung erkämpft hatte, liebte die Literatur und besaß einen Schrank voller Bücher, was für die damalige Zeit bemerkenswert war. Aus diesen Büchern las er seinem Sohn bis zu seinem Tod – Hans Christian war da erst elf Jahre alt –regelmäßig vor, auch aus Tausendund-einer Nacht und der Bibel. Dank dieser frühen Heranführung ans gedruckte Wort entwickelte Andersen einen unersättlichen, lebenslang anhaltenden Lesehunger. In sei-nem Tagebuch schrieb er: „Seit ich mich er-

aus den spinnstuBen der fantasie

Die einzigartigen Kunstmärchen von H. C. Andersen

oben: Silhouette von Laura Barrett, angefertigt für die TASCHEN-Ausgabe von Andersens Märchen. Rechte Seite: „Die Schneekönigin“ – Illustration von Kay Nielsen, Dänemark, 1924.

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n einem seiner berühm-testen Märchen, der Ge-schichte „Das hässliche, junge Entlein“, brachte Hans Christian Andersen seinen eigenen Lebenslauf auf den Punkt: „Es schadet nichts, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man

nur in einem Schwanenei gelegen hat.“ Andersen, 1805 in Armut geboren, war ein wenig ansehnlicher Sonderling, der vor Ehrgeiz brannte und alles daransetzte, mittels seiner künstlerischen Talente sei-nen Unterschichtwurzeln zu entkommen. Am Ende seiner Tage war er ein gefeierter Mann, der mit Königen verkehrte. Heute gilt er als der bekannteste skandinavische Schriftsteller überhaupt. Doch die Ge-schichte seines märchenhaften Aufstiegs war gezeichnet von einer Kindheit, in der er verkannt und misshandelt wurde, von tiefem Seelenschmerz und Herzenskum-mer, und darin lag die Antriebsfeder seiner Ambitionen. Während diese Erfahrungen in ihm ein unstillbares Bedürfnis nach Anerkennung weck-ten, gingen aus seinem glänzenden Talent als Geschichtenerzähler und seinem Gespür für Alltags-sprache Märchen einer völlig neuen Art hervor, mit denen er seit seiner ersten Veröffentli-chung im Jahr 1835 Millionen von Lesern für sich gewann.

die spinnstuBe als schule des Zuhörens In der Irrenanstalt von Andersens Heimatstadt Odense spannen die alten Frauen, während sie ihre Garne herstellten, zu ihrer eigenen Unterhal-tung Geschichten. Während Andersens Großmutter väterlicherseits dort den Garten bestellte, zog es den kleinen Hans Christian zur Spinnstube hin – dem tradi-tionellen Hort des Geschichtenerzählens. Hier lauschte er vielerlei Volks- und Bau-ernmärchen in mündlicher Überlieferung, die – typisch für die skandinavische Folk-lore – von übernatürlichen Wesen wie Kobolden, Trollen, Hexen und Wassergeis-

tern bevölkert waren. „Eine Welt so reich wie jene in Tausendundeiner Nacht tat sich vor mir auf“, schrieb Andersen später in einer seiner Autobiografien. „Die Geschich-ten, die diese alten Frauen erzählten, und die geisteskranken Gestalten, die ich um mich herum im Irrenhaus sah, wirkten mit der Zeit so stark auf mich, dass ich nach Einbruch der Dunkelheit kaum mehr aus dem Haus zu gehen wagte.“ Diese ungeord-nete, spontane Form der mündlichen Über-lieferung in ihrer Kraft und Lebendigkeit wurde zum Heiligen Gral einer wachsen-den Zahl europäischer Gelehrter und Schriftsteller der Romantik. Akademiker wie die Brüder Grimm in Deutschland waren bestrebt, genau diese umgangs-sprachliche, ungeschliffene Kunstform in

Sammlungen zu erhalten. Als 1812 der erste Band Grimm’scher Märchen er-schien, war Andersen sieben Jahre alt. Später, als junger Autor, sollte er diese Märchen lesen, und wesentlich später, als er bereits einen Namen hatte, besuchte er die beiden Brüder.

Von der Welt des aBer-glauBens Zur fantasie in flammen Anders als angenommen reisten die Brüder Grimm nicht übers Land, um mündliche Erzählungen zu sammeln, sondern stützten sich auf einige wenige gesicherte Quellen mündlicher wie schriftlicher Art. Andersen dagegen hatte den direkten Zugang: Er wuchs im tiefsten Herzen einer abergläubi-schen Gesellschaft auf, in der mündliches Geschichtenerzählen der Unterhaltung diente und Lektionen fürs Leben lieferte. Die jahrhundertealten skandinavischen Sagen waren Teil einer mündlichen Erzähl-kultur, die Andersens Kindheit bunt färbte, doch die Bauernmärchen gerieten im Zuge der Industrialisierung fast völlig in Verges-senheit. Die Märchenforscher Iona und Peter Opie stellen fest, dass „Andersen tatsächlich der erste Märchenautor war, der – anders als die Brüder Grimm mit

ihrem beruflichen Hintergrund – der ein-fachen Bevölkerung entstammte, für

die das Geschichtenerzählen noch lebendige Tradition war. Abgesehen

von seinem Vater bezogen sämtli-che Menschen, die ihn in seiner Kind heit umgaben, ihr Wissen aus mündlichen Quellen, nicht aus Büchern.“ Seine Mutter war eine zutiefst abergläubi-sche Frau. Für diejenigen in Andersens Umkreis, die zum Aberglauben neigten, hatten leblose Objekte buchstäblich ihren eigenen Kopf. Andersens

Meisterschaft im Vermensch-lichen von Gegenständen

wurde zu einem Güte zeichen seines Werks. Seine Mutter, die

weder lesen noch schreiben konn-te, war Wäscherin und verfiel in

späteren Jahren der Trunksucht. Sein Vater, ein Schuhmacher, der sich

eine rudimentäre Ausbildung erkämpft hatte, liebte die Literatur und besaß einen Schrank voller Bücher, was für die damalige Zeit bemerkenswert war. Aus diesen Büchern las er seinem Sohn bis zu seinem Tod – Hans Christian war da erst elf Jahre alt –regelmäßig vor, auch aus Tausendund-einer Nacht und der Bibel. Dank dieser frühen Heranführung ans gedruckte Wort entwickelte Andersen einen unersättlichen, lebenslang anhaltenden Lesehunger. In sei-nem Tagebuch schrieb er: „Seit ich mich er-

aus den spinnstuBen der fantasie

Die einzigartigen Kunstmärchen von H. C. Andersen

oben: Silhouette von Laura Barrett, angefertigt für die TASCHEN-Ausgabe von Andersens Märchen. Rechte Seite: „Die Schneekönigin“ – Illustration von Kay Nielsen, Dänemark, 1924.

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innern kann, war Lesen mein einziger und liebster Zeitvertreib … Ich spielte nie mit anderen Buben, ich war immer allein.“ Doch Andersen war auch ein ausgezeichne-ter Zuhörer – in der Spinnstube der Irren-anstalt, bei den Märchenstunden seines Vaters, bei den Schauspielern am Theater, für das er schwärmte. Er entwickelte ein inneres Ohr für die Klänge ganzer Fantasie-welten, etwa den hochmütigen Tonfall der verblendeten Nähnadel in „Die Stopfnadel“ oder den inneren Monolog des von Selbst-zweifeln geplagten Kaisers in „Des Kaisers neue Kleider“ oder die Silberglöckchen an den Blumen im Schloss-garten, „welche klangen, damit man nicht vorbei-gehen möchte, ohne die Blumen zu bemerken“, in „Die Nachtigall“. Jeder Mensch und jeder Alltagsgegenstand schien sich ihm zur Fiktiona-lisierung anzubieten.

„ich Werde Berühmt Werden“„Ich werde berühmt wer-den“, schrieb Andersen in seinem Tagebuch und machte damit deutlich, dass sein berufliches Streben nach Größe nichts mit dem eitlen Narzissmus der Vorneh-men und Gebildeten ge-mein hatte. Sein Streben gründete in den tiefsten

Tiefen seiner ge-quälten Seele. Schon früh fiel Andersens Gönnern ein starkes Selbstbewusstsein an ihm auf. Er hatte den Drang und Mut, vor Publikum auf-zutreten, ein Talent zum Geschichten-erzählen und ein strapaziöses Ego. Andersen suchte zeit seines Lebens Anerkennung. Wie wir aus seinen Brie-fen wissen, quälten ihn im Innersten

Einsamkeit und ein Gefühl der Unzuläng-lichkeit. Er heiratete nie und erlebte in der Liebe mehrfach Zurückweisung, was ihn zutiefst verwundete. Er, der Romantiker mit tiefgründigem Sinn für Pathos und ewige Junggeselle, der die Wärme und Ge-borgenheit des Familienlebens seiner engen Freunde genoss, litt unter einem Leben, in dem ihm jedwede Erwiderung seiner Liebe versagt blieb. So etwa von der berühmten schwedischen Sängerin Jenny Lind, der „schwedischen Nachtigall“, die Andersen zu dem Märchen „Die Nachtigall“ inspirierte. In Armut geboren und durch ihr künstleri-sches Talent zu Ruhm gelangt, hatten Lind und Andersen vieles gemeinsam. Doch die große Leidenschaft des Schriftstellers für die Sängerin blieb unerwidert.

ein märchen- hafter aufstiegWährend das mündliche Geschichtener-zählen zur Entwicklung seiner Weltsicht und literarischen Stimme beitrug, öffnete die Demokratisierung der dänischen Gesellschaft ihm Türen, die einem Mann

seiner Herkunft in der Vergangenheit verschlossen geblieben wären. Andersen erkannte bereits als Jugendlicher, der im ärmlichsten Teil von Odense aufwuchs, dass die bessere Gesellschaft durchaus flexibel war und er es weit in ihr bringen konnte, wenn es ihm gelänge, sie zu „kna-cken“. Er versuchte zunächst, sich in die Reihen des Kopenhagener Theaterensem-bles vorzukämpfen. „Andersen erkannte schnell, dass die Dichtkunst ihrem ge-sellschaftlichen Stellenwert nach eine Trumpfk arte war“, schreibt die Biografin Jackie Wullschlager, und weiter: „Zur da-maligen Zeit standen Kunst und Literatur im Brennpunkt des nationalen Geistesle-bens, da politisches Leben kaum stattfin-den durfte.“ Während der absoluten Mon-archie, die bis 1848 in Dänemark herrschte,

„sog das Künstlertum … alle Energie auf, die in anderen Ländern in die Politik floss, und das Ergebnis war ein goldenes Zeit-alter der Kultur, eine in der Geschichte Dänemarks beispiellose Blüte der Malerei, Musik, Literatur und Philosophie.“ König-liche Protektion, für die es guter Kinder-stube und Beziehungen bedurfte, lag au-ßerhalb Andersens Reichweite, und sein Weg zum Erfolg war von Ausgrenzung und

„er, der romantiker mit tiefgründigem sinn für pathos und ewige Jung-geselle, der die Wärme und geborgenheit des familien-lebens seiner engen freunde genoss, litt unter seinem leben, in dem ihm jedwede erwiderung seiner liebe versagt blieb.“

oben: Dieses Buch zu Andersens längstem Märchen, „Die Schneekönigin“, mit Vorsatzpapier und Illustrationen im Art­déco­Stil von Katharine Beverley und Elizabeth Ellender erschien 1929. Es ist ein Beispiel für das Bemühen, Schönheit unter Sparvorgaben zu produzieren, was der Grundidee des Art déco entsprach, hochwertige Gebrauchskunst für den Alltag zu schaffen.Linke Seite: Die englische Künstlerin Eleanor Vere Boyle illustrierte eines der ersten Andersen­Bücher in Farbe mit Holzstichen wie diese Märchenlandschaft im Sonnenuntergang, 1872. unten: Aquarell des schweizer Illustrators Heinrich Strub, 1956.

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innern kann, war Lesen mein einziger und liebster Zeitvertreib … Ich spielte nie mit anderen Buben, ich war immer allein.“ Doch Andersen war auch ein ausgezeichne-ter Zuhörer – in der Spinnstube der Irren-anstalt, bei den Märchenstunden seines Vaters, bei den Schauspielern am Theater, für das er schwärmte. Er entwickelte ein inneres Ohr für die Klänge ganzer Fantasie-welten, etwa den hochmütigen Tonfall der verblendeten Nähnadel in „Die Stopfnadel“ oder den inneren Monolog des von Selbst-zweifeln geplagten Kaisers in „Des Kaisers neue Kleider“ oder die Silberglöckchen an den Blumen im Schloss-garten, „welche klangen, damit man nicht vorbei-gehen möchte, ohne die Blumen zu bemerken“, in „Die Nachtigall“. Jeder Mensch und jeder Alltagsgegenstand schien sich ihm zur Fiktiona-lisierung anzubieten.

„ich Werde Berühmt Werden“„Ich werde berühmt wer-den“, schrieb Andersen in seinem Tagebuch und machte damit deutlich, dass sein berufliches Streben nach Größe nichts mit dem eitlen Narzissmus der Vorneh-men und Gebildeten ge-mein hatte. Sein Streben gründete in den tiefsten

Tiefen seiner ge-quälten Seele. Schon früh fiel Andersens Gönnern ein starkes Selbstbewusstsein an ihm auf. Er hatte den Drang und Mut, vor Publikum auf-zutreten, ein Talent zum Geschichten-erzählen und ein strapaziöses Ego. Andersen suchte zeit seines Lebens Anerkennung. Wie wir aus seinen Brie-fen wissen, quälten ihn im Innersten

Einsamkeit und ein Gefühl der Unzuläng-lichkeit. Er heiratete nie und erlebte in der Liebe mehrfach Zurückweisung, was ihn zutiefst verwundete. Er, der Romantiker mit tiefgründigem Sinn für Pathos und ewige Junggeselle, der die Wärme und Ge-borgenheit des Familienlebens seiner engen Freunde genoss, litt unter einem Leben, in dem ihm jedwede Erwiderung seiner Liebe versagt blieb. So etwa von der berühmten schwedischen Sängerin Jenny Lind, der „schwedischen Nachtigall“, die Andersen zu dem Märchen „Die Nachtigall“ inspirierte. In Armut geboren und durch ihr künstleri-sches Talent zu Ruhm gelangt, hatten Lind und Andersen vieles gemeinsam. Doch die große Leidenschaft des Schriftstellers für die Sängerin blieb unerwidert.

ein märchen- hafter aufstiegWährend das mündliche Geschichtener-zählen zur Entwicklung seiner Weltsicht und literarischen Stimme beitrug, öffnete die Demokratisierung der dänischen Gesellschaft ihm Türen, die einem Mann

seiner Herkunft in der Vergangenheit verschlossen geblieben wären. Andersen erkannte bereits als Jugendlicher, der im ärmlichsten Teil von Odense aufwuchs, dass die bessere Gesellschaft durchaus flexibel war und er es weit in ihr bringen konnte, wenn es ihm gelänge, sie zu „kna-cken“. Er versuchte zunächst, sich in die Reihen des Kopenhagener Theaterensem-bles vorzukämpfen. „Andersen erkannte schnell, dass die Dichtkunst ihrem ge-sellschaftlichen Stellenwert nach eine Trumpfk arte war“, schreibt die Biografin Jackie Wullschlager, und weiter: „Zur da-maligen Zeit standen Kunst und Literatur im Brennpunkt des nationalen Geistesle-bens, da politisches Leben kaum stattfin-den durfte.“ Während der absoluten Mon-archie, die bis 1848 in Dänemark herrschte,

„sog das Künstlertum … alle Energie auf, die in anderen Ländern in die Politik floss, und das Ergebnis war ein goldenes Zeit-alter der Kultur, eine in der Geschichte Dänemarks beispiellose Blüte der Malerei, Musik, Literatur und Philosophie.“ König-liche Protektion, für die es guter Kinder-stube und Beziehungen bedurfte, lag au-ßerhalb Andersens Reichweite, und sein Weg zum Erfolg war von Ausgrenzung und

„er, der romantiker mit tiefgründigem sinn für pathos und ewige Jung-geselle, der die Wärme und geborgenheit des familien-lebens seiner engen freunde genoss, litt unter seinem leben, in dem ihm jedwede erwiderung seiner liebe versagt blieb.“

oben: Dieses Buch zu Andersens längstem Märchen, „Die Schneekönigin“, mit Vorsatzpapier und Illustrationen im Art­déco­Stil von Katharine Beverley und Elizabeth Ellender erschien 1929. Es ist ein Beispiel für das Bemühen, Schönheit unter Sparvorgaben zu produzieren, was der Grundidee des Art déco entsprach, hochwertige Gebrauchskunst für den Alltag zu schaffen.Linke Seite: Die englische Künstlerin Eleanor Vere Boyle illustrierte eines der ersten Andersen­Bücher in Farbe mit Holzstichen wie diese Märchenlandschaft im Sonnenuntergang, 1872. unten: Aquarell des schweizer Illustrators Heinrich Strub, 1956.

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wiederholter Zurückweisung gezeichnet. Doch erstaunlicherweise blieb er unbeirrt. Schließlich fiel er dem Direktor des König-lichen Theaters, Jonas Collin, auf, der dem Jugendlichen zu einem königlichen Stipendium verhalf. Was folgte, waren fünf leidvolle Schuljahre, die der 17-jährige An-dersen unter Elfjährigen zu verbringen hatte, auf Insistieren seiner Förderer hin. Diese hatten von ihm verlangt, entweder eine ordentliche Ausbildung zu machen, bevor er seinen schriftstellerischen Am-bitionen nachginge, oder nach Hause zu gehen und ein Handwerk zu erlernen. Letzteres war das Los seines Vaters gewe-sen und für Andersen absolut indiskutabel. Dank Collins maßgeblicher Hilfe erhielt er fortan eine finanzielle Unterstützung, die ihm die Zeit und Kraft zum Schreiben gab. Collin und dessen Sohn sollten auch in Andersens weiterem Leben wichtige Be-zugspersonen bleiben und ihm als Ersatz-familie dienen.

armer Bauer im KönigsmantelAndersen schwankte zeitlebens zwischen Selbstsicherheit und Minderwertigkeits-gefühlen. Nie gelang es ihm, sich den ge-krönten Häuptern, Berühmtheiten und Würdenträgern ebenbürtig zu fühlen, mit denen er verkehrte. So schrieb er in seinem Tagebuch: „Ich hatte und habe noch immer

das Gefühl, als wäre ich ein armer Bauern-bursche, über den ein Königsmantel gewor-fen wird.“ Doch scheint er auch Kraft aus seinem märchenhaften Aufstieg geschöpft zu haben, den er vor anderen gerne in höchsten Tönen pries. Das Märchen als literarische Gattung muss ihm instinktiv be-hagt haben, allein wegen seiner jahrhunder-tealten Geschichten über sozialen Aufstieg und wahre Identität, in denen ein Tor sich unter Prüfungen als echter König erweist, wenn nicht von Geblüt, so doch dem Wesen nach. Andersen verewigte dieses Motiv in vielen Erzählungen – von „Das hässliche, junge Entlein“ über „Die Prinzessin auf der Erbse“ bis „Däumelinchen“. Er blieb in seinem künstlerischen Schaffen von der eigenen Kindheit inspiriert, erzählte es doch oft Geschichten von sozialem Aufstieg und vertauschten Identitäten.

süsser als schoKolade und sahneAndersen schrieb seine Märchen für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Doch seine innere Stimme richtete sich an einen Emp-fänger, den die Wissenschaft als „das zuhö-rende Kind“ bezeichnet. Es war seine Gabe, für die Bilder und Klänge der Welt offen wie ein Kind zu bleiben, die es ihm erlaubte, auf eine für Kinder so eindringliche Weise zu schreiben. In der Kinderliteratur, die bis dahin vorwiegend mit Moralgeschichten aufgewartet hatte, stellte das eine radikale Neuerung dar. In einem 1928 erschienenen Andersen-Märchenband mit Illustrationen des japanischen Künstlers Takeo Takei nennt der Herausgeber Andersens Erzäh-lungen „süßer als Schokolade und Sahne“. Heutige Leser können vermutlich nur schwer ermessen, wie sehr sich Andersens Märchen von denen seiner Vorläufer unter-schieden. Sie waren wunderbar komponiert, mal traurig und voller Pathos, mal von bei-ßendem Witz. Wie der japanische Verleger so treffend bemerkte, erschienen Andersens Märchen wie Naschwerk nach Jahrhunder-ten schwer verdaulicher Didaktikkost in der

Kinderliteratur (wenngleich Andersen moralische Lehren einstreute, die seiner Leserschaft aus der Mittelschicht ange-messen waren).

Kindergeschichten Zum Vergnügen der KinderAndersen hatte Geschmack an einer Kunst-form gefunden, die noch nicht existierte: Kindergeschichten zum Vergnügen der

„andersens märchen erschienen auf der Bildfläche wie naschwerk nach Jahrhunderten schwer verdaulicher didaktikkost und fader moralpredigten in der Kinderliteratur.“

oben: Theo van Hoytema war einer der vorzüg­lichsten Tier­ und Pflanzenillustratoren der Niederlande, hier eine Illustration zu dem Märchen „Das hässliche, junge Entlein“ von ihm, 1893. Rechts: Der berühmte japanische Illustrator Takeo Takei gestaltete 1928 dieses Titelbild für einen Band mit Andersen­Märchen; es zeigt den „Standhaften Zinnsoldaten“, dessen Liebe zu einer Papierballerina im gleichnamigen Märchen verewigt ist. Rechte Seite: „Die kleine Seejungfer“ von Jennie Harbour, Großbritannien, aus Hans Andersen’s Stories, 1932.

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wiederholter Zurückweisung gezeichnet. Doch erstaunlicherweise blieb er unbeirrt. Schließlich fiel er dem Direktor des König-lichen Theaters, Jonas Collin, auf, der dem Jugendlichen zu einem königlichen Stipendium verhalf. Was folgte, waren fünf leidvolle Schuljahre, die der 17-jährige An-dersen unter Elfjährigen zu verbringen hatte, auf Insistieren seiner Förderer hin. Diese hatten von ihm verlangt, entweder eine ordentliche Ausbildung zu machen, bevor er seinen schriftstellerischen Am-bitionen nachginge, oder nach Hause zu gehen und ein Handwerk zu erlernen. Letzteres war das Los seines Vaters gewe-sen und für Andersen absolut indiskutabel. Dank Collins maßgeblicher Hilfe erhielt er fortan eine finanzielle Unterstützung, die ihm die Zeit und Kraft zum Schreiben gab. Collin und dessen Sohn sollten auch in Andersens weiterem Leben wichtige Be-zugspersonen bleiben und ihm als Ersatz-familie dienen.

armer Bauer im KönigsmantelAndersen schwankte zeitlebens zwischen Selbstsicherheit und Minderwertigkeits-gefühlen. Nie gelang es ihm, sich den ge-krönten Häuptern, Berühmtheiten und Würdenträgern ebenbürtig zu fühlen, mit denen er verkehrte. So schrieb er in seinem Tagebuch: „Ich hatte und habe noch immer

das Gefühl, als wäre ich ein armer Bauern-bursche, über den ein Königsmantel gewor-fen wird.“ Doch scheint er auch Kraft aus seinem märchenhaften Aufstieg geschöpft zu haben, den er vor anderen gerne in höchsten Tönen pries. Das Märchen als literarische Gattung muss ihm instinktiv be-hagt haben, allein wegen seiner jahrhunder-tealten Geschichten über sozialen Aufstieg und wahre Identität, in denen ein Tor sich unter Prüfungen als echter König erweist, wenn nicht von Geblüt, so doch dem Wesen nach. Andersen verewigte dieses Motiv in vielen Erzählungen – von „Das hässliche, junge Entlein“ über „Die Prinzessin auf der Erbse“ bis „Däumelinchen“. Er blieb in seinem künstlerischen Schaffen von der eigenen Kindheit inspiriert, erzählte es doch oft Geschichten von sozialem Aufstieg und vertauschten Identitäten.

süsser als schoKolade und sahneAndersen schrieb seine Märchen für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Doch seine innere Stimme richtete sich an einen Emp-fänger, den die Wissenschaft als „das zuhö-rende Kind“ bezeichnet. Es war seine Gabe, für die Bilder und Klänge der Welt offen wie ein Kind zu bleiben, die es ihm erlaubte, auf eine für Kinder so eindringliche Weise zu schreiben. In der Kinderliteratur, die bis dahin vorwiegend mit Moralgeschichten aufgewartet hatte, stellte das eine radikale Neuerung dar. In einem 1928 erschienenen Andersen-Märchenband mit Illustrationen des japanischen Künstlers Takeo Takei nennt der Herausgeber Andersens Erzäh-lungen „süßer als Schokolade und Sahne“. Heutige Leser können vermutlich nur schwer ermessen, wie sehr sich Andersens Märchen von denen seiner Vorläufer unter-schieden. Sie waren wunderbar komponiert, mal traurig und voller Pathos, mal von bei-ßendem Witz. Wie der japanische Verleger so treffend bemerkte, erschienen Andersens Märchen wie Naschwerk nach Jahrhunder-ten schwer verdaulicher Didaktikkost in der

Kinderliteratur (wenngleich Andersen moralische Lehren einstreute, die seiner Leserschaft aus der Mittelschicht ange-messen waren).

Kindergeschichten Zum Vergnügen der KinderAndersen hatte Geschmack an einer Kunst-form gefunden, die noch nicht existierte: Kindergeschichten zum Vergnügen der

„andersens märchen erschienen auf der Bildfläche wie naschwerk nach Jahrhunderten schwer verdaulicher didaktikkost und fader moralpredigten in der Kinderliteratur.“

oben: Theo van Hoytema war einer der vorzüg­lichsten Tier­ und Pflanzenillustratoren der Niederlande, hier eine Illustration zu dem Märchen „Das hässliche, junge Entlein“ von ihm, 1893. Rechts: Der berühmte japanische Illustrator Takeo Takei gestaltete 1928 dieses Titelbild für einen Band mit Andersen­Märchen; es zeigt den „Standhaften Zinnsoldaten“, dessen Liebe zu einer Papierballerina im gleichnamigen Märchen verewigt ist. Rechte Seite: „Die kleine Seejungfer“ von Jennie Harbour, Großbritannien, aus Hans Andersen’s Stories, 1932.

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Kinder. Wullschlager nennt ihn den ersten großen Fantasy-Erzähler: „Er ließ Spiel-zeug und Tiere sprechen, ungekünstelt, frei von der Leber weg und witzig, mit denen Kinder sich auf Anhieb identifizieren konn-ten.“ Seine Märchen waren die Wegbereiter moderner Geschichten wie Alice im Wunder-land, Der Zauberer von Oz oder Toy Story, die in einer Traumwelt spielen und aus der Kinderperspektive erzählt werden. Diese „neue“ Perspektive ist auch zentral für zwei der jüngsten Genres unserer Zeit: Zeichen-trick- und Animationsfilm. Während sich die akademisch gebildeten Brüder Grimm von der unverblümten Sprache und aus-drucksstarken Metaphorik der Volksmär-chen anregen ließen, schrieb Andersen aus dem Bauch heraus. Er bezeichnete sich selbst als unpolitisch und sagte in einer sei-ner Autobiografien: „Gott hat mir eine ande-re Mission aufgetragen: dass ich fühlen solle und immer weiter fühle.“ Andersen fand in der Poesie und Empfindsamkeit der deut-schen Romantiker, die damals ihre Blütezeit

erlebten, Balsam für seine grüblerische Seele. Seine Erzählungen waren zwar ebenso poetisch und gefühlsbetont wie die Werke der deutschen Romantik, aber auch äußerst modern, waren doch ihre Themen im Alltagsleben der damaligen Zeit veran-kert, nicht in einer idealisierten Vergangen-heit. Andersens Abkehr von dem, was sein Biograf Reginald Spink als „akademische Konventionen“ bezeichnet, ähnelte dem Aufbruch von europäischen Avantgarde-Künstlern, die der seelenlosen Beschrän-kungen des akademischen Kunstbetriebs müde waren. Der Maler van Gogh, ein Zeit-genosse Andersens, war über die bildhaften Details in dessen Märchen so erstaunt, dass er erklärte, Andersen müsse ebenfalls bil-dender Künstler sein. Andersens Welten, die er in seinen Märchen beschrieb, exis-tierten in einem emotionalem Bezugsrah-men, der einer ganz eigenen Logik folgte.

auf der suche nach unsterBlichKeitObwohl er mit dänischen Volksmärchen aufgewachsen war, dachte sich Andersen eigene Geschichten aus, anstatt vorhandene zu sammeln, wie es die Brüder Grimm taten. 1835 erschien ein kleines Heft mit seinen ersten vier Erzählungen. Dem däni-schen Experten Bengt Holbek zufolge ba-sieren nur sieben seiner über 200 Märchen auf Vorlagen. Als ein enger Freund ihm pro-phezeite, nachdem sein erster erfolgreicher Roman, Der improvisator, ihn berühmt ge-macht habe, würden diese Geschichten ihn nun vollends unsterblich machen, „denn sie sind das Vollkommenste, was [du] je geschrieben hast“, befand Andersen: „Ich selbst bin nicht dieser Ansicht.“ Seine Märchen waren aber von einer Psychologie durchdrungen, die neu und frisch war, und im vormodernen Europa einen Nerv traf. Andersen besaß die Gabe, große wie kleine Sehnsüchte in Worte zu fassen und in mär-chenhafte Geschichten zu verwandeln. Die sichere Innenwelt seiner Fantasie sollte zum unerschöpflichen Quell seines kreati-ven Schaffens werden. Sein Verstand war darauf konditioniert, neue Anregungen

augenblicklich aufzugreifen. Wullschlager zitiert Andersens eigene Beschreibung sei-ner Denkweise: „[Ideen] lagen in meinen Gedanken wie Samenkörner, und es bedurf-te nur eines strömenden Flusses, eines Son-

oben: Tom Seidmann­Freud, eine Nichte Sigmund Freuds, setzte neue Maßstäbe in der Kinderbuch­gestaltung. Ihr 1921 erschienenes Buch Kleine Märchen enthielt eine frühe Version ihrer Illustra­tion für „Die Prinzessin auf der Erbse“.Links: Diese Illustration zu dem Märchen „Die Schneekönigin“ ist ein weiteres Beispiel der Art­déco­Eleganz von Katherine Beverley und Elizabeth Ellender.Rechte Seite: Mit seinen Illustrationen zu dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ (1916) zeigte der irische Künstler Harry Clarke seine Liebe zum Material und zum dekorativen Detail, die ihm bereits seinen Ruf als Irlands talentiertestem Glas­maler eingebracht hatten.

„Was andersen für sich selbst nicht erreichen konnte, bescherte er millionen lesern mit der hoffnung, dass deren leben sich anders gestalten würde als das seine.“ — Jack Zipes

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(USA

) Inc

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nenstrahls, eines Tropfens aus dem Becher der Bitternis, um sie aufspringen und er-blühen zu lassen.“ Der Einfluss, den seine Märchen auf die Kin-derliteratur hatten, war so groß, dass der heute wichtigste Preis für Autoren und Illus-tratoren in dieser Sparte Hans-Christian- Andersen-Preis heißt und Andersens Ge-burtstag am 2. April zum Internationalen Tag des Kinderbuchs erkoren wurde.

eine ahnung des unBeWussten Zu Beginn der moderneManche Forscher vermuten, dass Ander-sens Märchen im Grunde frühe Geschich-ten über das Unbewusste sind und somit Vorboten der künstlerischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und später des Surrealismus waren. Wo moderne Künstler und Denker wie Freud das Unbe-wusste zu erfassen oder dessen kreatives Potenzial freizusetzen versuchten, war Andersens Ansatz der, sich von den wilden

Eingebungen seiner blühenden Fantasie überwältigen zu lassen. Die Wirrnisse sei-ner Kindheit und der steinige Weg, den er als gesellschaftlicher Außenseiter meistern musste, hätten ihn scheitern lassen können. Doch ihn verließ nie der Mut. Während der Stellenwert von Andersens Stücken, Reiseberichten und Romanen durchaus umstritten ist, bleiben die Märchen glän-zende Beispiele seiner einzigartigen Vor-stellungskraft und Fantasiewelten. Diese Welten waren ein sicherer Ort, an den er in schwierigen Zeiten zurückkehrte, und hier brachte er seine Gefühle mit der Wirklich-keit in Einklang. Der Märchenkundler Jack Zipes schreibt: „Seine Märchen handelten vom Leben, das er nicht führte, und drück-ten aus, was er öffentlich sagen wollte, aber nicht wagte. Seine Erzählungen waren ma-jestätische Akte der Selbstbestätigung und Selbsttäuschung.“ Die Märchen von Hans Christian Andersen

Fürs Kinderzimmer wie fürs eigene (erwachsene) bücherregalHerausgegeben von Noel Daniel, 320 Seiten€ 29,99

freud und leid der suBJeKtiVitätAndersen belebt ein einfaches Tintenfass, einen Zinnsoldaten, einen Vogel, eine Erbse, einen Kreisel mit eigenen Trieben, Schwächen und Sehnsüchten. Oft haben seine menschenähnlichen Figuren eine leicht verquere Weltsicht, sind unfähig, ihr wahres Los oder ihre Lage zu erkennen, als wollte Andersen ein Schlaglicht auf die Schranken unserer eigenen, menschlichen Subjektivität werfen. Möglicherweise ist gerade dieses unausweichliche Befangen-sein in Subjektivität als Wesenskern menschlichen Erlebens das eigentliche Thema seiner Geschichten. Doch gerade diese Subjektivität ist es auch, die Liebe ermöglicht, das tiefe Ergriffensein vom eigenen Erleben, überwältigt und sogar ver-zehrt zu werden von der Fürsorge für einen anderen Menschen. Für Andersen ist dies der Motor seiner Kreativität, birgt aber auch die Gefahr großer Enttäuschungen. Seine Märchen zeigen die Tiefe des Ge-fühls, zu der er fähig war. Im wirklichen Leben fanden diese Gefühle keine Erwide-rung. Zipes schreibt über Andersens Ver-hältnis zur eigenen Geschichte: „Andersen versuchte verzweifelt, seinem Leben die Form und den Inhalt eines Märchens zu geben, gerade weil er ein gequälter, einsa-mer und hochneurotischer Künstler war, der in literarischen Schöpfungen sein Un-vermögen sublimierte, die eigenen Wün-sche und Träume in der Wirklichkeit auszu-leben. Sein literarischer Ruhm beruht auf diesem Unvermögen, denn was er für sich selbst nicht erreichen konnte, bescherte er Millionen Lesern, Jung und Alt, mit der Hoffnung, dass deren Leben sich anders ge-stalten würde als das seine.“ Sein Geschenk an uns waren Kindermärchen, die den Ge-fühlslandschaften, Schwächen und dunklen Winkeln der menschlichen Seele Raum gaben – einen Raum, zu dem er selbst mit Herz und Seele Zuflucht nahm.

Noel Daniel

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Page 41: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Kinder. Wullschlager nennt ihn den ersten großen Fantasy-Erzähler: „Er ließ Spiel-zeug und Tiere sprechen, ungekünstelt, frei von der Leber weg und witzig, mit denen Kinder sich auf Anhieb identifizieren konn-ten.“ Seine Märchen waren die Wegbereiter moderner Geschichten wie Alice im Wunder-land, Der Zauberer von Oz oder Toy Story, die in einer Traumwelt spielen und aus der Kinderperspektive erzählt werden. Diese „neue“ Perspektive ist auch zentral für zwei der jüngsten Genres unserer Zeit: Zeichen-trick- und Animationsfilm. Während sich die akademisch gebildeten Brüder Grimm von der unverblümten Sprache und aus-drucksstarken Metaphorik der Volksmär-chen anregen ließen, schrieb Andersen aus dem Bauch heraus. Er bezeichnete sich selbst als unpolitisch und sagte in einer sei-ner Autobiografien: „Gott hat mir eine ande-re Mission aufgetragen: dass ich fühlen solle und immer weiter fühle.“ Andersen fand in der Poesie und Empfindsamkeit der deut-schen Romantiker, die damals ihre Blütezeit

erlebten, Balsam für seine grüblerische Seele. Seine Erzählungen waren zwar ebenso poetisch und gefühlsbetont wie die Werke der deutschen Romantik, aber auch äußerst modern, waren doch ihre Themen im Alltagsleben der damaligen Zeit veran-kert, nicht in einer idealisierten Vergangen-heit. Andersens Abkehr von dem, was sein Biograf Reginald Spink als „akademische Konventionen“ bezeichnet, ähnelte dem Aufbruch von europäischen Avantgarde-Künstlern, die der seelenlosen Beschrän-kungen des akademischen Kunstbetriebs müde waren. Der Maler van Gogh, ein Zeit-genosse Andersens, war über die bildhaften Details in dessen Märchen so erstaunt, dass er erklärte, Andersen müsse ebenfalls bil-dender Künstler sein. Andersens Welten, die er in seinen Märchen beschrieb, exis-tierten in einem emotionalem Bezugsrah-men, der einer ganz eigenen Logik folgte.

auf der suche nach unsterBlichKeitObwohl er mit dänischen Volksmärchen aufgewachsen war, dachte sich Andersen eigene Geschichten aus, anstatt vorhandene zu sammeln, wie es die Brüder Grimm taten. 1835 erschien ein kleines Heft mit seinen ersten vier Erzählungen. Dem däni-schen Experten Bengt Holbek zufolge ba-sieren nur sieben seiner über 200 Märchen auf Vorlagen. Als ein enger Freund ihm pro-phezeite, nachdem sein erster erfolgreicher Roman, Der improvisator, ihn berühmt ge-macht habe, würden diese Geschichten ihn nun vollends unsterblich machen, „denn sie sind das Vollkommenste, was [du] je geschrieben hast“, befand Andersen: „Ich selbst bin nicht dieser Ansicht.“ Seine Märchen waren aber von einer Psychologie durchdrungen, die neu und frisch war, und im vormodernen Europa einen Nerv traf. Andersen besaß die Gabe, große wie kleine Sehnsüchte in Worte zu fassen und in mär-chenhafte Geschichten zu verwandeln. Die sichere Innenwelt seiner Fantasie sollte zum unerschöpflichen Quell seines kreati-ven Schaffens werden. Sein Verstand war darauf konditioniert, neue Anregungen

augenblicklich aufzugreifen. Wullschlager zitiert Andersens eigene Beschreibung sei-ner Denkweise: „[Ideen] lagen in meinen Gedanken wie Samenkörner, und es bedurf-te nur eines strömenden Flusses, eines Son-

oben: Tom Seidmann­Freud, eine Nichte Sigmund Freuds, setzte neue Maßstäbe in der Kinderbuch­gestaltung. Ihr 1921 erschienenes Buch Kleine Märchen enthielt eine frühe Version ihrer Illustra­tion für „Die Prinzessin auf der Erbse“.Links: Diese Illustration zu dem Märchen „Die Schneekönigin“ ist ein weiteres Beispiel der Art­déco­Eleganz von Katherine Beverley und Elizabeth Ellender.Rechte Seite: Mit seinen Illustrationen zu dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ (1916) zeigte der irische Künstler Harry Clarke seine Liebe zum Material und zum dekorativen Detail, die ihm bereits seinen Ruf als Irlands talentiertestem Glas­maler eingebracht hatten.

„Was andersen für sich selbst nicht erreichen konnte, bescherte er millionen lesern mit der hoffnung, dass deren leben sich anders gestalten würde als das seine.“ — Jack Zipes

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nenstrahls, eines Tropfens aus dem Becher der Bitternis, um sie aufspringen und er-blühen zu lassen.“ Der Einfluss, den seine Märchen auf die Kin-derliteratur hatten, war so groß, dass der heute wichtigste Preis für Autoren und Illus-tratoren in dieser Sparte Hans-Christian- Andersen-Preis heißt und Andersens Ge-burtstag am 2. April zum Internationalen Tag des Kinderbuchs erkoren wurde.

eine ahnung des unBeWussten Zu Beginn der moderneManche Forscher vermuten, dass Ander-sens Märchen im Grunde frühe Geschich-ten über das Unbewusste sind und somit Vorboten der künstlerischen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts und später des Surrealismus waren. Wo moderne Künstler und Denker wie Freud das Unbe-wusste zu erfassen oder dessen kreatives Potenzial freizusetzen versuchten, war Andersens Ansatz der, sich von den wilden

Eingebungen seiner blühenden Fantasie überwältigen zu lassen. Die Wirrnisse sei-ner Kindheit und der steinige Weg, den er als gesellschaftlicher Außenseiter meistern musste, hätten ihn scheitern lassen können. Doch ihn verließ nie der Mut. Während der Stellenwert von Andersens Stücken, Reiseberichten und Romanen durchaus umstritten ist, bleiben die Märchen glän-zende Beispiele seiner einzigartigen Vor-stellungskraft und Fantasiewelten. Diese Welten waren ein sicherer Ort, an den er in schwierigen Zeiten zurückkehrte, und hier brachte er seine Gefühle mit der Wirklich-keit in Einklang. Der Märchenkundler Jack Zipes schreibt: „Seine Märchen handelten vom Leben, das er nicht führte, und drück-ten aus, was er öffentlich sagen wollte, aber nicht wagte. Seine Erzählungen waren ma-jestätische Akte der Selbstbestätigung und Selbsttäuschung.“ Die Märchen von Hans Christian Andersen

Fürs Kinderzimmer wie fürs eigene (erwachsene) bücherregalHerausgegeben von Noel Daniel, 320 Seiten€ 29,99

freud und leid der suBJeKtiVitätAndersen belebt ein einfaches Tintenfass, einen Zinnsoldaten, einen Vogel, eine Erbse, einen Kreisel mit eigenen Trieben, Schwächen und Sehnsüchten. Oft haben seine menschenähnlichen Figuren eine leicht verquere Weltsicht, sind unfähig, ihr wahres Los oder ihre Lage zu erkennen, als wollte Andersen ein Schlaglicht auf die Schranken unserer eigenen, menschlichen Subjektivität werfen. Möglicherweise ist gerade dieses unausweichliche Befangen-sein in Subjektivität als Wesenskern menschlichen Erlebens das eigentliche Thema seiner Geschichten. Doch gerade diese Subjektivität ist es auch, die Liebe ermöglicht, das tiefe Ergriffensein vom eigenen Erleben, überwältigt und sogar ver-zehrt zu werden von der Fürsorge für einen anderen Menschen. Für Andersen ist dies der Motor seiner Kreativität, birgt aber auch die Gefahr großer Enttäuschungen. Seine Märchen zeigen die Tiefe des Ge-fühls, zu der er fähig war. Im wirklichen Leben fanden diese Gefühle keine Erwide-rung. Zipes schreibt über Andersens Ver-hältnis zur eigenen Geschichte: „Andersen versuchte verzweifelt, seinem Leben die Form und den Inhalt eines Märchens zu geben, gerade weil er ein gequälter, einsa-mer und hochneurotischer Künstler war, der in literarischen Schöpfungen sein Un-vermögen sublimierte, die eigenen Wün-sche und Träume in der Wirklichkeit auszu-leben. Sein literarischer Ruhm beruht auf diesem Unvermögen, denn was er für sich selbst nicht erreichen konnte, bescherte er Millionen Lesern, Jung und Alt, mit der Hoffnung, dass deren Leben sich anders ge-stalten würde als das seine.“ Sein Geschenk an uns waren Kindermärchen, die den Ge-fühlslandschaften, Schwächen und dunklen Winkeln der menschlichen Seele Raum gaben – einen Raum, zu dem er selbst mit Herz und Seele Zuflucht nahm.

Noel Daniel

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Page 42: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

role modelEine Hommage an die Königin der Supermodels

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„ so etwas hat es noch nie gegeben. ein Bild von naomi zu sehen, ist eine sache. etwas ganz anderes ist es jedoch, sie in aktion zu erleben. einfach überwältigend.“ — Vivienne Westwood

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Page 43: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

role modelEine Hommage an die Königin der Supermodels

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„ so etwas hat es noch nie gegeben. ein Bild von naomi zu sehen, ist eine sache. etwas ganz anderes ist es jedoch, sie in aktion zu erleben. einfach überwältigend.“ — Vivienne Westwood

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Von allen Video­shootings, bei denen ich mitgemacht habe, war das zu Bob Marleys “Is This Love” am aufregendsten.Ich war erst sieben Jahre alt. Marley war unglaublich gut-aussehend, mit einer wunder-schönen Knochenstruktur, sehr entspannt, mit sanfter Stimme und einem starken jamaikanischen Akzent, wie ich ihn schon von zu Hause kannte. Meine Familie liebte Reggae. Ich denke, ich sollte öfter Reggae hören, denn ich bin damit verwurzelt.

„ ich hatte eine wunderbare Kindheit. aber ich fühlte mich immer wie ein erwachsener im Körper eines Kindes.“

„ naomi ist eine der ehrlichsten und großherzigsten freundinnen, die ich jemals hatte.“ — Kate Moss

vorherige Doppelseite: Foto shooting in Knysna, Südafrika, für Harper’s Bazaar, USA, September 2009. Foto © Jean­Paul Goudeoben links: Naomi als Baby, 1970.Courtesy Naomi Campbell Collectionoben rechts: Bob Marley mit einer sehr jungen Naomi während des Vi deodrehs von “Is This Love” im Lon­doner Keskidee Centre, 1978. Foto © Adrian Boot/56 Hope Road Music Links: Naomi und Kate Moss in Paris, Aufnahme von 1996 für die amerika­nische Vogue. Foto © Ellen von Unwerth

_magazin 2013-01_D.indb 42 25.09.13 17:46

„ Ich habe nie davon geträumt, einmal Model zu werden; das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Als Teenager wollte ich Tänzerin werden.“

Als Model möchte ich immer, dass Fotografen mir sagen, was sie wollen. Ich liebe es, zu etwas Neuem geformt zu werden. Ein Großteil des Vergnügens besteht darin zu sehen, wie der jeweilige Fotograf mich neu erschafft. 1988 fotogra-fierte mich Peter Lindbergh für die italieni-sche Vogue im Rahmen einer von Josephine Baker inspirierten Story. Peter gibt immer sehr lautstarke Anweisungen und bringt mich oft zum Lachen. Meine Haare waren mit Gel gestylt, und Peter wollte, dass ich so lebhaft wirke wie Josephine Baker. Also tanzte ich Charleston, schmiss die Beine hoch und tat alles, was ich konnte, um so rüberzukommen.

Naomi bei einem Fotoshooting für die italienische Vogue in Deauville, Frankreich, Juli/August 1988. Foto © Peter Lindbergh

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Page 45: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Von allen Video­shootings, bei denen ich mitgemacht habe, war das zu Bob Marleys “Is This Love” am aufregendsten.Ich war erst sieben Jahre alt. Marley war unglaublich gut-aussehend, mit einer wunder-schönen Knochenstruktur, sehr entspannt, mit sanfter Stimme und einem starken jamaikanischen Akzent, wie ich ihn schon von zu Hause kannte. Meine Familie liebte Reggae. Ich denke, ich sollte öfter Reggae hören, denn ich bin damit verwurzelt.

„ ich hatte eine wunderbare Kindheit. aber ich fühlte mich immer wie ein erwachsener im Körper eines Kindes.“

„ naomi ist eine der ehrlichsten und großherzigsten freundinnen, die ich jemals hatte.“ — Kate Moss

vorherige Doppelseite: Foto shooting in Knysna, Südafrika, für Harper’s Bazaar, USA, September 2009. Foto © Jean­Paul Goudeoben links: Naomi als Baby, 1970.Courtesy Naomi Campbell Collectionoben rechts: Bob Marley mit einer sehr jungen Naomi während des Vi deodrehs von “Is This Love” im Lon­doner Keskidee Centre, 1978. Foto © Adrian Boot/56 Hope Road Music Links: Naomi und Kate Moss in Paris, Aufnahme von 1996 für die amerika­nische Vogue. Foto © Ellen von Unwerth

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„ Ich habe nie davon geträumt, einmal Model zu werden; das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen. Als Teenager wollte ich Tänzerin werden.“

Als Model möchte ich immer, dass Fotografen mir sagen, was sie wollen. Ich liebe es, zu etwas Neuem geformt zu werden. Ein Großteil des Vergnügens besteht darin zu sehen, wie der jeweilige Fotograf mich neu erschafft. 1988 fotogra-fierte mich Peter Lindbergh für die italieni-sche Vogue im Rahmen einer von Josephine Baker inspirierten Story. Peter gibt immer sehr lautstarke Anweisungen und bringt mich oft zum Lachen. Meine Haare waren mit Gel gestylt, und Peter wollte, dass ich so lebhaft wirke wie Josephine Baker. Also tanzte ich Charleston, schmiss die Beine hoch und tat alles, was ich konnte, um so rüberzukommen.

Naomi bei einem Fotoshooting für die italienische Vogue in Deauville, Frankreich, Juli/August 1988. Foto © Peter Lindbergh

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Page 46: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„ naomi ist das einzige model, das uns dazu verleitet, über die ‚Kunst der schönheit‘ nachzudenken: sie ist stark, verführerisch, metaphysisch, elegant und unvergleichlich. ein naomi-cover ist ein Bild für die ewigkeit.“ — Stefano Pilati

Naomi, fotografiert für Interview, Oktober 2010.

Foto © Mert & Marcus

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— 45 —

Naomi und Modeschöpfer Azzedine Alaïa beim Shooting für eine Alaïa­Werbekampagne, 1987. Foto © Arthur Elgort/Art + Commerce

Mit 16 bekam ich meinen ersten Auftrag in Paris. Gleich am ersten Tag … wurde mir mein ganzes Geld gestohlen. Niemand hatte mir gesagt, dass man seine Wertsachen einschließen müsse, und so verlor ich alles, was meine Mutter mir mitgegeben hatte. Ich kannte niemanden. Amanda Cazalet, die an diesem Tag auch ein Shooting hatte, schlug vor, dass ich mit zu ihr käme. Aber vorher musste sie noch zu einer Anprobe bei einem Designer. So lernte ich Azzedine Alaïa kennen. Damals hatte ich keinen französischen Agenten; Pariser Shootings wurden von London aus gebucht, es kümmerte sich also in Paris niemand um mich. Azzedine sagte, er würde mit meiner Mutter sprechen … am nächsten Tag zog ich in sein Haus ein. Später wohnte ich dann immer bei Azzedine, wenn ich in Paris war. Ich liebte die Tatsache, dass man nie wusste, wer zum Dinner erscheinen würde: Sänger, Architekten, Fotografen. Als Modeschöpfer halte ich ihn für ein Genie. Seine Kleider sitzen wie eine zweite Haut. Man fühlt sich in ihnen elegant und sexy und feminin — genau, wie man sich als Frau fühlen sollte. Es ist mir völlig egal, wie lange ich in einen seiner Entwürfe festgepinnt herumstehen muss, denn es ist unglaublich faszinierend, ihn bei seiner schöpferi­schen Arbeit zu beobachten.

„ich habe schon immer gespürt, dass ihr etwas Besonderes und außer-gewöhnliches anhaftet. sie ist wie ein rennpferd. sehr elitär.“ — Azzedine Alaïa

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„ naomi ist das einzige model, das uns dazu verleitet, über die ‚Kunst der schönheit‘ nachzudenken: sie ist stark, verführerisch, metaphysisch, elegant und unvergleichlich. ein naomi-cover ist ein Bild für die ewigkeit.“ — Stefano Pilati

Naomi, fotografiert für Interview, Oktober 2010.

Foto © Mert & Marcus

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Naomi und Modeschöpfer Azzedine Alaïa beim Shooting für eine Alaïa­Werbekampagne, 1987. Foto © Arthur Elgort/Art + Commerce

Mit 16 bekam ich meinen ersten Auftrag in Paris. Gleich am ersten Tag … wurde mir mein ganzes Geld gestohlen. Niemand hatte mir gesagt, dass man seine Wertsachen einschließen müsse, und so verlor ich alles, was meine Mutter mir mitgegeben hatte. Ich kannte niemanden. Amanda Cazalet, die an diesem Tag auch ein Shooting hatte, schlug vor, dass ich mit zu ihr käme. Aber vorher musste sie noch zu einer Anprobe bei einem Designer. So lernte ich Azzedine Alaïa kennen. Damals hatte ich keinen französischen Agenten; Pariser Shootings wurden von London aus gebucht, es kümmerte sich also in Paris niemand um mich. Azzedine sagte, er würde mit meiner Mutter sprechen … am nächsten Tag zog ich in sein Haus ein. Später wohnte ich dann immer bei Azzedine, wenn ich in Paris war. Ich liebte die Tatsache, dass man nie wusste, wer zum Dinner erscheinen würde: Sänger, Architekten, Fotografen. Als Modeschöpfer halte ich ihn für ein Genie. Seine Kleider sitzen wie eine zweite Haut. Man fühlt sich in ihnen elegant und sexy und feminin — genau, wie man sich als Frau fühlen sollte. Es ist mir völlig egal, wie lange ich in einen seiner Entwürfe festgepinnt herumstehen muss, denn es ist unglaublich faszinierend, ihn bei seiner schöpferi­schen Arbeit zu beobachten.

„ich habe schon immer gespürt, dass ihr etwas Besonderes und außer-gewöhnliches anhaftet. sie ist wie ein rennpferd. sehr elitär.“ — Azzedine Alaïa

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Page 48: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Fotografiert für die amerikanische Vogue, März 1998. Foto © Ellen von Unwerth

„ naomi ist wie ein stummfilmstar im Zeitalter des lärms. sie ist einzigartig.“— Bono

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Fotografiert für die amerikanische Vogue, März 1998. Foto © Ellen von Unwerth

„ naomi ist wie ein stummfilmstar im Zeitalter des lärms. sie ist einzigartig.“— Bono

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Page 50: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Fotografiert für die Sommer ausgabe des V Magazine, USA, Mai 2007. Foto © Nick KnightAbdruck mit Genehmigung von Trunk Archive

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— 49 —

XXlformat

Bei einem Fotoshooting für die Zeitschrift Max, Deutschland, Juni 1997. Foto © Ellen von Unwerth

Limitierte und signierte Ausgabe. Mehr Informationen auf taschen.com

naomi über naomi: ein aufregendes leben in Wort und Bild

Naomi CampbellXXL-Fotoalbum mit autobiografischem begleittext, 508 Seiten

Mit einer zweibändigen Hommage verbeugt sich TASCHEN vor der Schönheit und Tatkraft von Naomi Campbell: Supermodel, Unternehme­rin, Aktivistin und Provokateurin. Seit ihrem 15. Lebensjahr arbeitet Naomi als Top model. Sie schrieb Geschichte als erstes schwarzes Model, das es auf die Titelseiten der franzö­sischen Vogue und des Time Magazins schaffte. Seit den 80er­Jahren hat sie für über 300 Cover sowie unzählige Fotostrecken und Werbekam­pagnen Model gestanden.Dieser bildgewaltige Rückblick auf Naomis Karriere enthält Erinnerungen an ihre Kindheit, beleuchtet ihre Zusammenarbeit mit einigen der besten Modedesignern und präsentiert noch nie zuvor veröffentlichte private Fotos sowie einige der beeindruckendsten Modeaufnahmen der letzten 25 Jahre.

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Page 51: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Fotografiert für die Sommer ausgabe des V Magazine, USA, Mai 2007. Foto © Nick KnightAbdruck mit Genehmigung von Trunk Archive

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Bei einem Fotoshooting für die Zeitschrift Max, Deutschland, Juni 1997. Foto © Ellen von Unwerth

Limitierte und signierte Ausgabe. Mehr Informationen auf taschen.com

naomi über naomi: ein aufregendes leben in Wort und Bild

Naomi CampbellXXL-Fotoalbum mit autobiografischem begleittext, 508 Seiten

Mit einer zweibändigen Hommage verbeugt sich TASCHEN vor der Schönheit und Tatkraft von Naomi Campbell: Supermodel, Unternehme­rin, Aktivistin und Provokateurin. Seit ihrem 15. Lebensjahr arbeitet Naomi als Top model. Sie schrieb Geschichte als erstes schwarzes Model, das es auf die Titelseiten der franzö­sischen Vogue und des Time Magazins schaffte. Seit den 80er­Jahren hat sie für über 300 Cover sowie unzählige Fotostrecken und Werbekam­pagnen Model gestanden.Dieser bildgewaltige Rückblick auf Naomis Karriere enthält Erinnerungen an ihre Kindheit, beleuchtet ihre Zusammenarbeit mit einigen der besten Modedesignern und präsentiert noch nie zuvor veröffentlichte private Fotos sowie einige der beeindruckendsten Modeaufnahmen der letzten 25 Jahre.

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Page 52: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

die menschen, dieVerrucKt genug sind Zu glauBen, dass sie die Welt Verandern Konnen, sind dieJenigen, die es auch schaffen.

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Game Changers. 60 Jahre Cannes LionsInternational Festival of Creativ ity Die Kampagnen, die die Werbungfür alle zeiten veränderten, 312 Seiten€ 49,99

Weiß, schwarz, gelb united Colors of benetton, 1995 Der italienische Fotograf Oliviero Toscani war Kreativdirektor für Markenkommunikation bei United Colors of Benetton und fotografierte für die Marke von 1982 bis 2000. Er schuf umstrittene und verstörende Werbekampagnen, die aktuelle und soziale Themen auf die Benetton­Plakate brachten. Mehrere Menschenrechtsorganisationen baten darum, Toscanis Arbeiten für ihre Zwecke nutzen zu dürfen, wie beispielsweise SOS Racisme, eine NGO aus Frankreich. Toscanis Fotos von Häftlingen in Todeszellen hatten zur Folge, dass Benetton weltweit als Gegner der Todesstrafe bekannt wurde. „Alles, was ich getan habe, war, ein Nachrichtenfoto auf die Anzeigenseiten zu setzen“, sagte Toscani in einem Interview mit dem Magazin Time. Im Jahre 1993 schrieb David Bowie in einem Liedtext die Zeile „Getting my facts from a Benetton ad“ („erfahre ich die Tatsachen aus einer Benetton­Anzeige“) als Anspielung darauf, dass der Fotograf Reportagemittel in die Werbung einbrachte.

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die menschen, dieVerrucKt genug sind Zu glauBen, dass sie die Welt Verandern Konnen, sind dieJenigen, die es auch schaffen.

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Game Changers. 60 Jahre Cannes LionsInternational Festival of Creativ ity Die Kampagnen, die die Werbungfür alle zeiten veränderten, 312 Seiten€ 49,99

Weiß, schwarz, gelb united Colors of benetton, 1995 Der italienische Fotograf Oliviero Toscani war Kreativdirektor für Markenkommunikation bei United Colors of Benetton und fotografierte für die Marke von 1982 bis 2000. Er schuf umstrittene und verstörende Werbekampagnen, die aktuelle und soziale Themen auf die Benetton­Plakate brachten. Mehrere Menschenrechtsorganisationen baten darum, Toscanis Arbeiten für ihre Zwecke nutzen zu dürfen, wie beispielsweise SOS Racisme, eine NGO aus Frankreich. Toscanis Fotos von Häftlingen in Todeszellen hatten zur Folge, dass Benetton weltweit als Gegner der Todesstrafe bekannt wurde. „Alles, was ich getan habe, war, ein Nachrichtenfoto auf die Anzeigenseiten zu setzen“, sagte Toscani in einem Interview mit dem Magazin Time. Im Jahre 1993 schrieb David Bowie in einem Liedtext die Zeile „Getting my facts from a Benetton ad“ („erfahre ich die Tatsachen aus einer Benetton­Anzeige“) als Anspielung darauf, dass der Fotograf Reportagemittel in die Werbung einbrachte.

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Page 54: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

die Zeichen unserer Zeit Eine monumentale Logo-Sammlung

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Logobookvon Ludovic Houplain

776 Seiten€ 39,99

Der 2009 mit dem Oscar prämierte Animationskurzfilm Logorama treibt ein ästhetisch­ironisches Spiel mit dem Markenkult unserer von Logos übersättigten Welt. Das Archiv des Co­Regisseurs des Films, Ludovic Houplain, bildet die Basis für TASCHENs spektakuläres Nachschlage­werk mit rund 7.000 alphabetisch sortierten Logos, zu denen das Buch weitere Informationen liefert: Designer, Entstehungsjahr, Ursprungsland, Marke und Branche.

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die Zeichen unserer Zeit Eine monumentale Logo-Sammlung

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Logobookvon Ludovic Houplain

776 Seiten€ 39,99

Der 2009 mit dem Oscar prämierte Animationskurzfilm Logorama treibt ein ästhetisch­ironisches Spiel mit dem Markenkult unserer von Logos übersättigten Welt. Das Archiv des Co­Regisseurs des Films, Ludovic Houplain, bildet die Basis für TASCHENs spektakuläres Nachschlage­werk mit rund 7.000 alphabetisch sortierten Logos, zu denen das Buch weitere Informationen liefert: Designer, Entstehungsjahr, Ursprungsland, Marke und Branche.

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unter dem Jubel einer begrüßungs flottille läuft die Mayflower II, ein maßstabs-getreuer Nachbau des be rühmten originals, in den Hafen von New york ein. Wenngleich sie den Atlantik, wie ihr historisches Vorbild, voll ständig unter Segeln überquert hatte, verschafft ihr ein vorbeifliegender Hubschrauber bald den nötigen Rückenwind, und die letzten Meter zu ihrem Liegeplatz wird man sie schleppen müssen.Foto: b. Anthony Stewart, New york, 1957

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nah- aufnahmeWie National Geographic die Fotografie und die Kunst des geschichtenerzählens revolutionierte

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nah- aufnahmeWie National Geographic die Fotografie und die Kunst des geschichtenerzählens revolutionierte

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Das in der Entfernung glitzernde Tadsch Mahalmag ein alltäglicher Anblick für die Bahnarbeiter gewesen sein, die mit ihren Zügen im Bahnhof von Agra ein­ und ausfuhren, doch für den Erbauer, Shah Jahan, den fünften Großmogul von Indien, war das marmorne Mausoleum für seine verstorbene Frau immer etwas Besonderes. Es heißt, er habe es jeden Tag angestarrt, als er später von einem Usurpator im Roten Fort von Agra gefangen gehalten wurde. Foto: Steve McCurry, Indien, 1983

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— 57 —

„¡viva zapata!“ lautete einst ihr Schlachtruf,und er hallte wohl noch in ihren alternden Ohren nach, wenn sich diese Veteranen der Mexikanischen Revolution (1910–1920) an ihren Anführer Emiliano Zapata erinnerten. Als Verfechter der Geknechteten wird Zapata auch heute noch von den Tagelöhnern im südlichen Mexiko verehrt – und von allen anderen, die seinem Motto zustimmen, es sei „besser auf­recht zu sterben, als auf Knien zu leben“. Foto: Thomas Nebbia, Mexiko, 1977

ganze Wälder aus ölbohrtürmen beherrschten einst die Silhouette kalifornischer Küstenstädte wie Long Beach oder Huntington Beach. „In Boomtowns drangen die Bohrtürme oft fast bis in die Küchen der Wohnhäuser vor“, schrieb Frederick Simpich im Juni­Heft 1941 in seinem Artikel „Die Welt von heute dreht sich ums Öl“. Foto: b. Anthony Stewart, Kalifornien, 1940

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Das in der Entfernung glitzernde Tadsch Mahalmag ein alltäglicher Anblick für die Bahnarbeiter gewesen sein, die mit ihren Zügen im Bahnhof von Agra ein­ und ausfuhren, doch für den Erbauer, Shah Jahan, den fünften Großmogul von Indien, war das marmorne Mausoleum für seine verstorbene Frau immer etwas Besonderes. Es heißt, er habe es jeden Tag angestarrt, als er später von einem Usurpator im Roten Fort von Agra gefangen gehalten wurde. Foto: Steve McCurry, Indien, 1983

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„¡viva zapata!“ lautete einst ihr Schlachtruf,und er hallte wohl noch in ihren alternden Ohren nach, wenn sich diese Veteranen der Mexikanischen Revolution (1910–1920) an ihren Anführer Emiliano Zapata erinnerten. Als Verfechter der Geknechteten wird Zapata auch heute noch von den Tagelöhnern im südlichen Mexiko verehrt – und von allen anderen, die seinem Motto zustimmen, es sei „besser auf­recht zu sterben, als auf Knien zu leben“. Foto: Thomas Nebbia, Mexiko, 1977

ganze Wälder aus ölbohrtürmen beherrschten einst die Silhouette kalifornischer Küstenstädte wie Long Beach oder Huntington Beach. „In Boomtowns drangen die Bohrtürme oft fast bis in die Küchen der Wohnhäuser vor“, schrieb Frederick Simpich im Juni­Heft 1941 in seinem Artikel „Die Welt von heute dreht sich ums Öl“. Foto: b. Anthony Stewart, Kalifornien, 1940

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Hunderte junge Japaner feiern 1946 das Mondneujahr, indem sie sich achtlos in völlige Dunkelheit stürzen.Das einzige Licht auf diesem Bild kam vom Blitzgerät des Fotografen. Die Männer hoffen dabei, mit Kampfer parfümierte Stöcke zu finden, die ein Tempelpriester in die Menge geworfen hat. Fotograf Horace Bristol schrieb über dieses berühmte Hadaka Matsuri („Nacktfest“), das alljährlich im Saidaiji­Tempel von Okayama gefeiert wird: „Es liegt auf der Hand, dass die Teilnehmer dieser Zeremonie allesamt jung, sportlich und in bester Verfassung sein müssen, denn das Gedränge ist außerordentlich heftig.“Foto: Horace bristol, Japan, 1946

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Hunderte junge Japaner feiern 1946 das Mondneujahr, indem sie sich achtlos in völlige Dunkelheit stürzen.Das einzige Licht auf diesem Bild kam vom Blitzgerät des Fotografen. Die Männer hoffen dabei, mit Kampfer parfümierte Stöcke zu finden, die ein Tempelpriester in die Menge geworfen hat. Fotograf Horace Bristol schrieb über dieses berühmte Hadaka Matsuri („Nacktfest“), das alljährlich im Saidaiji­Tempel von Okayama gefeiert wird: „Es liegt auf der Hand, dass die Teilnehmer dieser Zeremonie allesamt jung, sportlich und in bester Verfassung sein müssen, denn das Gedränge ist außerordentlich heftig.“Foto: Horace bristol, Japan, 1946

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Sobald sie aus der Dunkelheit des Wawona-Tunnels auftauchen, stürzen Touristen aus ihren Autos, um jenen ersten umwerfenden blick auf das yosemite-Tal in sich aufzusaugen.El Capitan erhebt sich in granitener Majestät zur Linken, der weit entfernte Half Dome lugt über einen abgerundeten Felskamm, und zur Rechten stürzt sich der Bridalveil Fall unterhalb der Cathedral Rocks 189 Meter in die Tiefe. Foto: b. Anthony Stewart, Kalifornien, 1965

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Sobald sie aus der Dunkelheit des Wawona-Tunnels auftauchen, stürzen Touristen aus ihren Autos, um jenen ersten umwerfenden blick auf das yosemite-Tal in sich aufzusaugen.El Capitan erhebt sich in granitener Majestät zur Linken, der weit entfernte Half Dome lugt über einen abgerundeten Felskamm, und zur Rechten stürzt sich der Bridalveil Fall unterhalb der Cathedral Rocks 189 Meter in die Tiefe. Foto: b. Anthony Stewart, Kalifornien, 1965

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Mensch und Natur haben ein eindrucksvolles Werk geschaffen und bilden einen imposanten Rahmen für diesen stoischen Mönch in Ta Prohm, einem der zahlreichen verfallenen Tempel in der aus­gedehnten Anlage von Angkor in Kambodscha. Foto: Robert Clark, Kambodscha, 2009

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um den kurzen Sommer in Sibirien bestmöglich zu nutzen, vergnügen sich diese Teilnehmer eines sonn-täglichen Schiffsausflugs auf der Lena mit einem Strandball am ufer. „Für Siedler aus südlicheren Breiten ist es schwer, sich an diese nachtlosen Sommer und taglosen Winter zu gewöhnen“, berichtete Fotograf Dean Conger 1967 in der März­Ausgabe des Geographic. Die Sibirer halten im Winter praktisch Winterschlaf, stellte er fest, „und leben die Sommernächte, fast ohne Schlaf, vollkom­men aus.“ Foto: Dean Conger, Sowjetunion, 1966

Ein Schäfer treibt seine Herde über die geschäftige Rue georges Picot in beirut. Er versinnbildlicht einen Kontrast, dem man in Beirut Mitte des 20. Jahrhunderts häufig begeg­nete: Er trägt ein arabisches Gewand, aber auch einen Sakko westlichen Stils. Teils islamisch und teils christlich, teils morgenländisch und teils abendländisch war die Hauptstadt des Libanon das „Paris des Nahen Ostens“, das ebenso berühmt war für seine glanzvollen Cafés wie für seine Banken, Basare und Handelshäuser. Foto: Thomas J. Abercrombie, Libanon, 1957

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Mensch und Natur haben ein eindrucksvolles Werk geschaffen und bilden einen imposanten Rahmen für diesen stoischen Mönch in Ta Prohm, einem der zahlreichen verfallenen Tempel in der aus­gedehnten Anlage von Angkor in Kambodscha. Foto: Robert Clark, Kambodscha, 2009

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um den kurzen Sommer in Sibirien bestmöglich zu nutzen, vergnügen sich diese Teilnehmer eines sonn-täglichen Schiffsausflugs auf der Lena mit einem Strandball am ufer. „Für Siedler aus südlicheren Breiten ist es schwer, sich an diese nachtlosen Sommer und taglosen Winter zu gewöhnen“, berichtete Fotograf Dean Conger 1967 in der März­Ausgabe des Geographic. Die Sibirer halten im Winter praktisch Winterschlaf, stellte er fest, „und leben die Sommernächte, fast ohne Schlaf, vollkom­men aus.“ Foto: Dean Conger, Sowjetunion, 1966

Ein Schäfer treibt seine Herde über die geschäftige Rue georges Picot in beirut. Er versinnbildlicht einen Kontrast, dem man in Beirut Mitte des 20. Jahrhunderts häufig begeg­nete: Er trägt ein arabisches Gewand, aber auch einen Sakko westlichen Stils. Teils islamisch und teils christlich, teils morgenländisch und teils abendländisch war die Hauptstadt des Libanon das „Paris des Nahen Ostens“, das ebenso berühmt war für seine glanzvollen Cafés wie für seine Banken, Basare und Handelshäuser. Foto: Thomas J. Abercrombie, Libanon, 1957

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Nur Hawaii kann das vergnügen bieten, mit Skiern vom höchsten berg der Welt hinabzuwedeln.Der Mount Everest mag zwar 8.848 Meter über die Erdoberfläche ragen, doch die eisbedeckten Hänge des Mauna Kea – eines Vulkans, der seit etwa 3.600 Jahren ruht – reichen rund 10.000 Meter tief bis zum Fuß des Berges auf dem Boden des Pazifischen Ozeans. So ist er nach tatsäch­licher Höhe die höchste Erhebung auf dem Planeten, auch wenn zwei Drittel des Berges unter der Meeresoberfläche liegen. Foto: Robert W. Madden, Hawaii, 1974

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Nur Hawaii kann das vergnügen bieten, mit Skiern vom höchsten berg der Welt hinabzuwedeln.Der Mount Everest mag zwar 8.848 Meter über die Erdoberfläche ragen, doch die eisbedeckten Hänge des Mauna Kea – eines Vulkans, der seit etwa 3.600 Jahren ruht – reichen rund 10.000 Meter tief bis zum Fuß des Berges auf dem Boden des Pazifischen Ozeans. So ist er nach tatsäch­licher Höhe die höchste Erhebung auf dem Planeten, auch wenn zwei Drittel des Berges unter der Meeresoberfläche liegen. Foto: Robert W. Madden, Hawaii, 1974

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Ein merkwürdiger Anblick in einem mexikanischen Einbaum: Zwei gefangene Jaguare haben sich im Schiff breitgemacht und begrüßen den Fotografen mit einem Knurren – oder ist es nur ein Gähnen? Foto: Steve Winter, Mexiko, 2000

Mit einem gehstock auf der einen Schulter und einem Jagdbogen über der anderen schaut ein San seinen Verwandten nach, die über die Dünen in der Nähe der Grenze des Kalahari­Gemsbok­Nationalparks laufen. Auch wenn ihre Vorfahren seit Jahrtausenden in diesen Wüsten gejagt haben, mussten die San lange um den Zugang zu diesem Naturschutzgebiet kämpfen, das 1931 eingerichtet wurde, um die migrierenden Spießböcke und andere Pflanzenfresser zu schüt­zen. Inzwischen wurde er mit dem angrenzenden Gemsbok­Nationalpark in Botswana zum grenz­übergreifenden Kgalagadi­Nationalpark zusam­mengelegt. Foto: Chris Johns, Südafrika, 1995

Ein maskierter Mann vom Stamm der Tschokwe posiert vor einem Fetischbaum mit Schädeln, Hörnern und Tierknochen. Die Tschokwe, die einst zu den mächtigsten Stämmen Angolas zählten, fertigten einige der schönsten Ritualmasken in ganz Afrika. Sie wurden aus Holz geschnitzt oder aus Baumrinde herge­stellt, die über einen Rahmen aus kleinen Zweigen gespannt wurde, um dann mit sakraler Kraft „auf­geladen“ zu werden. Zum Einsatz kamen sie in Initiationsriten, aber mitunter auch in schauspie­lerischen Darbietungen. Foto: volkmar K. Wentzel, Angola, 1960

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Ein merkwürdiger Anblick in einem mexikanischen Einbaum: Zwei gefangene Jaguare haben sich im Schiff breitgemacht und begrüßen den Fotografen mit einem Knurren – oder ist es nur ein Gähnen? Foto: Steve Winter, Mexiko, 2000

Mit einem gehstock auf der einen Schulter und einem Jagdbogen über der anderen schaut ein San seinen Verwandten nach, die über die Dünen in der Nähe der Grenze des Kalahari­Gemsbok­Nationalparks laufen. Auch wenn ihre Vorfahren seit Jahrtausenden in diesen Wüsten gejagt haben, mussten die San lange um den Zugang zu diesem Naturschutzgebiet kämpfen, das 1931 eingerichtet wurde, um die migrierenden Spießböcke und andere Pflanzenfresser zu schüt­zen. Inzwischen wurde er mit dem angrenzenden Gemsbok­Nationalpark in Botswana zum grenz­übergreifenden Kgalagadi­Nationalpark zusam­mengelegt. Foto: Chris Johns, Südafrika, 1995

Ein maskierter Mann vom Stamm der Tschokwe posiert vor einem Fetischbaum mit Schädeln, Hörnern und Tierknochen. Die Tschokwe, die einst zu den mächtigsten Stämmen Angolas zählten, fertigten einige der schönsten Ritualmasken in ganz Afrika. Sie wurden aus Holz geschnitzt oder aus Baumrinde herge­stellt, die über einen Rahmen aus kleinen Zweigen gespannt wurde, um dann mit sakraler Kraft „auf­geladen“ zu werden. Zum Einsatz kamen sie in Initiationsriten, aber mitunter auch in schauspie­lerischen Darbietungen. Foto: volkmar K. Wentzel, Angola, 1960

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Ein 15 zentimeter langer Fetzenfisch mag – zumindest aus der Sicht eines winzigen Schalen-tiers – beeindruckend wirken.Doch die Evolution hat ihm einen Streich gespielt: Das hinterlistige Weibchen hat seine 100 bis 250 Eier unter dem Schwanz des Männchens abgelegt und sich danach ins Seegras geschlagen, sodass dem Männchen nun nichts anderes übrig bleibt, als die folgenden drei bis fünf Wochen die rosafarbene Masse zu beschützen, bis die jungen Seedrachen schließlich schlüpfen. Foto: Paul A. zahl, Australien, 1977

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Ein 15 zentimeter langer Fetzenfisch mag – zumindest aus der Sicht eines winzigen Schalen-tiers – beeindruckend wirken.Doch die Evolution hat ihm einen Streich gespielt: Das hinterlistige Weibchen hat seine 100 bis 250 Eier unter dem Schwanz des Männchens abgelegt und sich danach ins Seegras geschlagen, sodass dem Männchen nun nichts anderes übrig bleibt, als die folgenden drei bis fünf Wochen die rosafarbene Masse zu beschützen, bis die jungen Seedrachen schließlich schlüpfen. Foto: Paul A. zahl, Australien, 1977

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geschäftiger Trubel herrscht auf den Straßen Hongkongs.Vom Hafen aus gesehen stieg die Stadt so steil bis zum wolkenverhangenen Victoria Peak an, dass die Gebäude aufeinander zu stehen schienen. Während die Hauptverkehrsstraßen der britischen Kronkolonie waagerecht verliefen, glichen die zahlreichen Querstraßen eher Lei­tern, und einige waren so abschüssig, dass man sie in Steintreppen verwandelte, die man nur zu Fuß oder in einer Sänfte bewältigen konnte. Foto: W. Robert Moore, Hongkong, 1931

Mit einem tragischen blick durch ihren Schleierbereitet sich die italienische Schauspielerin Benedetta Buccellato auf ihre Rolle in Aischylos’ Der gefesselte Prometheus auf einer siziliani­schen Bühne vor. Foto: William Albert Allard, Italien, 1995

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geschäftiger Trubel herrscht auf den Straßen Hongkongs.Vom Hafen aus gesehen stieg die Stadt so steil bis zum wolkenverhangenen Victoria Peak an, dass die Gebäude aufeinander zu stehen schienen. Während die Hauptverkehrsstraßen der britischen Kronkolonie waagerecht verliefen, glichen die zahlreichen Querstraßen eher Lei­tern, und einige waren so abschüssig, dass man sie in Steintreppen verwandelte, die man nur zu Fuß oder in einer Sänfte bewältigen konnte. Foto: W. Robert Moore, Hongkong, 1931

Mit einem tragischen blick durch ihren Schleierbereitet sich die italienische Schauspielerin Benedetta Buccellato auf ihre Rolle in Aischylos’ Der gefesselte Prometheus auf einer siziliani­schen Bühne vor. Foto: William Albert Allard, Italien, 1995

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Kenianer, die an einer Straße entlangtrotten, müssen sich durch riesige Wolken fliegender Heuschrecken kämpfen.Die in den ausgedehnten Wüsten des Nordens geschlüpften Insekten fallen regelmäßig zu Millionen über alles her, was ihnen unterkommt, und verschlingen dabei Ernten, zerstören Weide­flächen und Wälder und bedecken sogar Straßen so dicht, dass Autos ins Schleudern geraten können. Eine Heuschreckenplage begrub 1954 über 200 Quadratkilometer Land unter schät­zungsweise 50 Milliarden einzelnen Insekten.Foto: gervais Huxley, Kenia, 1940er-Jahre

Eine hübsche Schafhirtin flötet eine Melodie in der Wüstenei der Halbinsel Sinai. Dieses wilde und zerklüftete Niemandsland – zu dieser Zeit als Folge des Sechstagekriegs 1967 noch von Israel besetzt – war jahrtausendelang von Ägypten beansprucht worden, aber tatsäch­lich die Heimat nomadischer Beduinenstämme. Foto: David Doubilet, ägypten, 1981

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Das al-Schahid-Monument in bagdad, auch „gedenkstätte der Märtyrer“ genannt, in dessen Herz eine ewige Flamme brenntsoll angeblich an den Sieg der Araber über die Perser bei Kadesia um 637 n. Chr. erinnern. Auf diese Schlacht nahm Saddam Hussein Bezug, als er 1980 das moderne Persien – den Iran – überfiel. Acht Jahre später, als er den Ersten Golfkrieg (1980–1988) mit Unterstützung des Westens und der arabischen Golfstaaten und mithilfe des Einsatzes chemischer Waffen

beendete, sollte dieses Denkmal auch die knappe halbe Million Iraker ehren, die in diesem Konflikt gefallen waren (eine Million Tote auf iranischer Seite zählten freilich nicht). Alle Opfer waren letztlich umsonst, denn am Ende hatte kein Quadratzentimeter Land den Besitzer gewechselt.Foto: Steve McCurry, Irak, 1984

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Kenianer, die an einer Straße entlangtrotten, müssen sich durch riesige Wolken fliegender Heuschrecken kämpfen.Die in den ausgedehnten Wüsten des Nordens geschlüpften Insekten fallen regelmäßig zu Millionen über alles her, was ihnen unterkommt, und verschlingen dabei Ernten, zerstören Weide­flächen und Wälder und bedecken sogar Straßen so dicht, dass Autos ins Schleudern geraten können. Eine Heuschreckenplage begrub 1954 über 200 Quadratkilometer Land unter schät­zungsweise 50 Milliarden einzelnen Insekten.Foto: gervais Huxley, Kenia, 1940er-Jahre

Eine hübsche Schafhirtin flötet eine Melodie in der Wüstenei der Halbinsel Sinai. Dieses wilde und zerklüftete Niemandsland – zu dieser Zeit als Folge des Sechstagekriegs 1967 noch von Israel besetzt – war jahrtausendelang von Ägypten beansprucht worden, aber tatsäch­lich die Heimat nomadischer Beduinenstämme. Foto: David Doubilet, ägypten, 1981

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Das al-Schahid-Monument in bagdad, auch „gedenkstätte der Märtyrer“ genannt, in dessen Herz eine ewige Flamme brenntsoll angeblich an den Sieg der Araber über die Perser bei Kadesia um 637 n. Chr. erinnern. Auf diese Schlacht nahm Saddam Hussein Bezug, als er 1980 das moderne Persien – den Iran – überfiel. Acht Jahre später, als er den Ersten Golfkrieg (1980–1988) mit Unterstützung des Westens und der arabischen Golfstaaten und mithilfe des Einsatzes chemischer Waffen

beendete, sollte dieses Denkmal auch die knappe halbe Million Iraker ehren, die in diesem Konflikt gefallen waren (eine Million Tote auf iranischer Seite zählten freilich nicht). Alle Opfer waren letztlich umsonst, denn am Ende hatte kein Quadratzentimeter Land den Besitzer gewechselt.Foto: Steve McCurry, Irak, 1984

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Page 76: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Nachdem er sein Stativ auf einem Felsvorsprung am Aussichtspunkt Toroweap aufgestellt hat, bereitet sich Fotograf Michael Nichols darauf vor, den Grand Canyon zu fotografieren. Die Herausforderung bestand für ihn darin, ein ikonen­haftes – oder allzu vertrautes – Motiv wie den Grand Canyon auf eine ganz neue Art und Weise darzustellen, „sich durch die Klischees zu wühlen, um an den guten Stoff zu kommen“, wie er es ausdrückte. „Technisch ist es unglaublich schwierig, aber ich möchte nicht, dass irgendjemand an die technische Seite denkt, wenn er das Bild sieht. Es soll auf spiritueller Ebene ansprechen.“Foto: John burcham, Arizona, 2005

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_magazin 2013-01_D.indb 74 25.09.13 17:50

— 75 —

seit 1888 auf entdeckungsreiseseit fünf generationen fasziniert die Zeitschrift National Geographic ihre leser und berichtet mit ihren fotografien, illustrationen und reportagen aus allen ecken der erde. mit seiner Kombination aus reise, Wissenschaft, geschichte, Kultur, tierleben und naturschutz hat das magazin der national geographic society zahllose menschen angeregt, selbst auf entdeckungsreise zu gehen.

Zur feier des 125. geburtstages hat National Geographic taschen uneingeschränkten Zugang zu seinen archiven gewährt, um die ein-drucksvollsten fotografien in drei Bildbänden zusammenzufassen. unsere Weltreise beginnt auf dem amerikanischen doppelkontinent und in antarktika (Band 1), überquert den atlantik nach europa und afrika (Band 2) und segelt über den indischen ozean nach asien und ozeanien (Band 3).

Von frühen schwarz-Weiß-aufnahmen über Kodachrome bis zur modernen digitalfotografie dokumentiert die sammlung, wie National Geographic die ästhetik der fotoreportage begründete – mit meistern ihres fachs wie frans lanting und steve mccurry. der leser kann hierbei auch verfolgen, wie sich die Zeitschrift von einer anfangs noch idyllisierenden sicht der Welt löste und zu dem wurde, was sie heute ist.

dieses Buchset ist eine kulturelle investition, für den eigenen genuss, als geschenk und zur Weitergabe an kommende generationen.

limitierte auflage mit 125.000 exemplaren, übersetzt in zahlreiche sprachen. Weitere informationen zu einer ausgabe mit einem originalabzug finden sie unter www.taschen.com.

National Geographic. In 125 Jahren um die WeltHerausgegeben von Reuel golden 1 468 Seiten in 3 bänden, jeweils in einem Schuber, der sich in einen buchständer verwandelt Lieferbar Frühjahr 2014

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Page 77: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Nachdem er sein Stativ auf einem Felsvorsprung am Aussichtspunkt Toroweap aufgestellt hat, bereitet sich Fotograf Michael Nichols darauf vor, den Grand Canyon zu fotografieren. Die Herausforderung bestand für ihn darin, ein ikonen­haftes – oder allzu vertrautes – Motiv wie den Grand Canyon auf eine ganz neue Art und Weise darzustellen, „sich durch die Klischees zu wühlen, um an den guten Stoff zu kommen“, wie er es ausdrückte. „Technisch ist es unglaublich schwierig, aber ich möchte nicht, dass irgendjemand an die technische Seite denkt, wenn er das Bild sieht. Es soll auf spiritueller Ebene ansprechen.“Foto: John burcham, Arizona, 2005

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seit 1888 auf entdeckungsreiseseit fünf generationen fasziniert die Zeitschrift National Geographic ihre leser und berichtet mit ihren fotografien, illustrationen und reportagen aus allen ecken der erde. mit seiner Kombination aus reise, Wissenschaft, geschichte, Kultur, tierleben und naturschutz hat das magazin der national geographic society zahllose menschen angeregt, selbst auf entdeckungsreise zu gehen.

Zur feier des 125. geburtstages hat National Geographic taschen uneingeschränkten Zugang zu seinen archiven gewährt, um die ein-drucksvollsten fotografien in drei Bildbänden zusammenzufassen. unsere Weltreise beginnt auf dem amerikanischen doppelkontinent und in antarktika (Band 1), überquert den atlantik nach europa und afrika (Band 2) und segelt über den indischen ozean nach asien und ozeanien (Band 3).

Von frühen schwarz-Weiß-aufnahmen über Kodachrome bis zur modernen digitalfotografie dokumentiert die sammlung, wie National Geographic die ästhetik der fotoreportage begründete – mit meistern ihres fachs wie frans lanting und steve mccurry. der leser kann hierbei auch verfolgen, wie sich die Zeitschrift von einer anfangs noch idyllisierenden sicht der Welt löste und zu dem wurde, was sie heute ist.

dieses Buchset ist eine kulturelle investition, für den eigenen genuss, als geschenk und zur Weitergabe an kommende generationen.

limitierte auflage mit 125.000 exemplaren, übersetzt in zahlreiche sprachen. Weitere informationen zu einer ausgabe mit einem originalabzug finden sie unter www.taschen.com.

National Geographic. In 125 Jahren um die WeltHerausgegeben von Reuel golden 1 468 Seiten in 3 bänden, jeweils in einem Schuber, der sich in einen buchständer verwandelt Lieferbar Frühjahr 2014

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Page 78: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„das hölzerne herz des gebäudes ist sinnbild für die nähe zwischen mensch und landschaft.“ —Snøhetta

holZerne hohle fur rentier - BeoBachterHäuser, die nachwachsen – innovative Holzarchitektur weltweit

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ild n

ft.“

RENTIER-bEobACHTuNgSPAvILLoN, NoRWEgENSNØHETTADer Pavillon liegt nicht weit vom Dovrefjell-Nationalpark auf 1220 m über dem Meeresspiegel. Ganzjährig für die Öffentlichkeit geöffnet, dient er als Rentier-beobachtungsstation. Der Bau wurde als „rigide Hülle mit organischem Kern“ gestaltet. Aufgrund der extremen Klimaverhältnisse wurde besonderer Wert auf Qualität und Haltbarkeit der Materialien gelegt. Der Innenausbau wurde mithilfe digitaler 3-D-Modelle aus 25 cm starken Vierkant - hölzern traditionell ausschliesslich mit Holzdübeln montiert. Für die Architekten bietet der Bau „im Wesentlichen Schutz. Die ‚Höhle’ mit integrierten Bänken ist ein Sinnbild für die Nähe zwischen Mensch und Landschaft.“

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Page 79: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„das hölzerne herz des gebäudes ist sinnbild für die nähe zwischen mensch und landschaft.“ —Snøhetta

holZerne hohle fur rentier - BeoBachterHäuser, die nachwachsen – innovative Holzarchitektur weltweit

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RENTIER-bEobACHTuNgSPAvILLoN, NoRWEgENSNØHETTADer Pavillon liegt nicht weit vom Dovrefjell-Nationalpark auf 1220 m über dem Meeresspiegel. Ganzjährig für die Öffentlichkeit geöffnet, dient er als Rentier-beobachtungsstation. Der Bau wurde als „rigide Hülle mit organischem Kern“ gestaltet. Aufgrund der extremen Klimaverhältnisse wurde besonderer Wert auf Qualität und Haltbarkeit der Materialien gelegt. Der Innenausbau wurde mithilfe digitaler 3-D-Modelle aus 25 cm starken Vierkant - hölzern traditionell ausschliesslich mit Holzdübeln montiert. Für die Architekten bietet der Bau „im Wesentlichen Schutz. Die ‚Höhle’ mit integrierten Bänken ist ein Sinnbild für die Nähe zwischen Mensch und Landschaft.“

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Page 80: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„ich wusste intuitiv, dass ich spannungs momente schaffen musste.“—Go Hasegawa

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HAuS IN KoMAzAWA, JAPANgo HASEgAWADie Außenwände des zweigeschossi-gen Hauses sind aus Eukalyptusholz, das Satteldach ist typisch für die Wohn-gegend. Der Boden aus Kanthölzern sorgt für überraschende Durchblicke zwischen den Etagen. „Ich wollte Span-nungsmomente und ein Gespür für den Raum erzeugen“, sagt Hasegawa.

LI yuAN bIbLIo-THEK, CHINALI XIAoDoNg„Mit der Pracht der Natur können wir es nicht aufnehmen,“ sagt Li Xiadong zum Standort dieser Bibliothek, in einem Dorf zwei Autostunden außer-halb von Peking. Der Architekt verwen-dete Holz aus der Umgebung für diesen lichtdurchfluteten atmosphärischen Innenraum.

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Page 81: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„ich wusste intuitiv, dass ich spannungs momente schaffen musste.“—Go Hasegawa

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HAuS IN KoMAzAWA, JAPANgo HASEgAWADie Außenwände des zweigeschossi-gen Hauses sind aus Eukalyptusholz, das Satteldach ist typisch für die Wohn-gegend. Der Boden aus Kanthölzern sorgt für überraschende Durchblicke zwischen den Etagen. „Ich wollte Span-nungsmomente und ein Gespür für den Raum erzeugen“, sagt Hasegawa.

LI yuAN bIbLIo-THEK, CHINALI XIAoDoNg„Mit der Pracht der Natur können wir es nicht aufnehmen,“ sagt Li Xiadong zum Standort dieser Bibliothek, in einem Dorf zwei Autostunden außer-halb von Peking. Der Architekt verwen-dete Holz aus der Umgebung für diesen lichtdurchfluteten atmosphärischen Innenraum.

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Page 82: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Wood Architecture Now! 2Mehr als 50 innovative Holzbauten von Philip Jodidio, 416 Seiten€ 39,99

„das haus ingrid ist letzt-endlich nicht mehr als eine komfortable schutzhütte mit einem 360°-panoramablick an einer steilküste zum meer.“ —Philip Jodidio

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INgRID HouSE, CHILEWMRVon wütenden Winden umtost, bietet diese komfortable Schutzhütte einem 360°-Panoramablick mit ge schützten Terrassen, die durch ihre Ausrichtung optimal von den verschiedenen Tageszeiten profitieren. Fensterrahmen aus Metall und die großen Fensterflächen sind die Aus-nahme in dem ansonsten weitgehend aus Holz gebau-ten Haus wie diese Treppe, die durch das Esszimmer zu schweben scheint.

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Page 83: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Wood Architecture Now! 2Mehr als 50 innovative Holzbauten von Philip Jodidio, 416 Seiten€ 39,99

„das haus ingrid ist letzt-endlich nicht mehr als eine komfortable schutzhütte mit einem 360°-panoramablick an einer steilküste zum meer.“ —Philip Jodidio

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INgRID HouSE, CHILEWMRVon wütenden Winden umtost, bietet diese komfortable Schutzhütte einem 360°-Panoramablick mit ge schützten Terrassen, die durch ihre Ausrichtung optimal von den verschiedenen Tageszeiten profitieren. Fensterrahmen aus Metall und die großen Fensterflächen sind die Aus-nahme in dem ansonsten weitgehend aus Holz gebau-ten Haus wie diese Treppe, die durch das Esszimmer zu schweben scheint.

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Page 84: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Kochen wie ein profi, speisen wie ein KönigDie Revolution der Kochkunst kommt zu Ihnen nach Hause

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Modernist Cuisine at HomeFür alle leidenschaftlichen und professionellen Köche, mit Rezepthandbuch, 676 Seiten€ 99,99

Modernist Cuisine Laut Tim zagat „das wichtigste Werk der Kochkunst seit Escoffier“Sechs bände, 2 478 Seiten€ 399

NEu

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Page 85: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Kochen wie ein profi, speisen wie ein KönigDie Revolution der Kochkunst kommt zu Ihnen nach Hause

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Modernist Cuisine at HomeFür alle leidenschaftlichen und professionellen Köche, mit Rezepthandbuch, 676 Seiten€ 99,99

Modernist Cuisine Laut Tim zagat „das wichtigste Werk der Kochkunst seit Escoffier“Sechs bände, 2 478 Seiten€ 399

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Page 86: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Wohnen mit stilAuf Weltreise durch sensationell kreative Wohnräume

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SHELTER ISLAND, NyJoNATHAN ADLER &SIMoN DooNANWER Adler (unten links) ist ein Einrich-tungsguru und Raumgestalter aus New York, der seine Karriere als Töpfer begann. Doonan ist kreativer Sonderbotschafter der New Yorker Barneys-Kaufhäuser und Ver-fasser mehrerer Bücher über Leben und Stil. WAS Ein 307 m2 großer Bungalow-neubau mit drei Schlaf-zimmern. Wo An der Atlantik-küste von Shelter Island. MITWIR-KENDE Das Paar arbeitete mit der Firma Gray Organschi Architecture aus Connecticut („Seelenverwandte“) und dem Bauunternehmer Carlos Routh aus den Hamptons („begeistert, intelligent, geduldig“) zusammen. gRoSSE EHRE Im Jahr 2009 wurde Doonan von Präsident Obama und der First Lady eingeladen, das Weiße Haus für die Feiertage zu dekorie-ren. FERNSEHRuHM Adler war Mitglied der Jury in der Show Top Design auf Bravo. Doonans Memoiren Beautiful People wur-den als BBC-Serie verfilmt. vIERbEINIgER FREuND Als es seinen munteren Norwich-Terrier Liberace nannte, hatte das Paar (das 2008 in Kalifornien heiratete) einen konkreten Hintergedanken im Sinn: „Man muss die Erinnerung an exzentrische Spaß-vögel wachhalten“, meinte Adler.Fotos: Powers; Produktion: Dominic Bradbury

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Wohnen mit stilAuf Weltreise durch sensationell kreative Wohnräume

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SHELTER ISLAND, NyJoNATHAN ADLER &SIMoN DooNANWER Adler (unten links) ist ein Einrich-tungsguru und Raumgestalter aus New York, der seine Karriere als Töpfer begann. Doonan ist kreativer Sonderbotschafter der New Yorker Barneys-Kaufhäuser und Ver-fasser mehrerer Bücher über Leben und Stil. WAS Ein 307 m2 großer Bungalow-neubau mit drei Schlaf-zimmern. Wo An der Atlantik-küste von Shelter Island. MITWIR-KENDE Das Paar arbeitete mit der Firma Gray Organschi Architecture aus Connecticut („Seelenverwandte“) und dem Bauunternehmer Carlos Routh aus den Hamptons („begeistert, intelligent, geduldig“) zusammen. gRoSSE EHRE Im Jahr 2009 wurde Doonan von Präsident Obama und der First Lady eingeladen, das Weiße Haus für die Feiertage zu dekorie-ren. FERNSEHRuHM Adler war Mitglied der Jury in der Show Top Design auf Bravo. Doonans Memoiren Beautiful People wur-den als BBC-Serie verfilmt. vIERbEINIgER FREuND Als es seinen munteren Norwich-Terrier Liberace nannte, hatte das Paar (das 2008 in Kalifornien heiratete) einen konkreten Hintergedanken im Sinn: „Man muss die Erinnerung an exzentrische Spaß-vögel wachhalten“, meinte Adler.Fotos: Powers; Produktion: Dominic Bradbury

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bERLINMICHAEL FuCHSWER Kunsthändler WAS Eine 450 m2 große Wohnung mit zwei Schlafzimmern. Wo Oberstes Geschoss der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule, erbaut 1927/28 von Gemeindebau-meister Alexander Beer in der Auguststraße in Berlin-Mitte. Fuchs renovierte das Gebäude aus rotem Backstein mit Grüntuch Ernst Architekten. RESTAuRANTS In der früheren Turn-halle ist nun das schicke Restaurant Pauly Saal mit Bar untergebracht. Im Erdgeschoss gibt es zudem das Mogg & Melzer Delicatessen. LEbEN übER DEM LADEN In seiner Galerie im dritten Obergeschoss stellt Fuchs unter anderem Werke von Howard Hodgkin, Frank Stella und Bernar Venet aus. Außerdem sind in dem Hotel das Museum The Kennedys, die CWC Gallery und das EIGEN + ART Lab untergebracht. DENKWüRDIgSTE DESIgNERbEgEgNuNg „Eine Flasche Wein mit dem großen Dänen Verner Panton in seinem Raumschiff von einem Wohnzimmer in Basel getrunken zu haben.“ PEDALKRAFT Gleich nachdem er einge-zogen war, fuhr Fuchs mit seinem Fahrrad über den 40 m langen Flur. „Ich fühlte mich wie ein Acht- oder Neunjähriger, der etwas tat, was seine Eltern ganz gewiss nicht erfahren durften“, erzählt er lachend. Foto: Hiepler, Brunier; Gestaltung: Stephan Meyer

PARISbERNHARD WILLHELMWER Der aus Deutschland stammende Modeschöpfer Bernhard Willhelm. WAS Seine 40 m2 Atelierwohnung mit einer Ter-rasse gleicher Größe in einem Gebäude aus dem Jahr 1972. Wo Im 11. Arrondissement in der Nähe der Kirche Saint-Ambroise. KoNzEPT „Meine Welt als Wille und Vorstel-lung, um Schopenhauer zu zitieren“, erklärt Willhelm. SEINE KoMPLIzEN Efe Erenler, Innenarchitekt mit Sitz in Berlin (vormals bei Erenler Bauer), der schon früh mit dem Bauen begann: „Mein Vater sagt: ,Efe, als du drei warst, hast du schon versucht mir den Bohrer aus der Hand zu nehmen.‘“ Der Pariser Architekt Caspar Muschalek lobt die Zusammenarbeit bei diesem Projekt: „Unsere Rolle bestand darin sicherzustel-len, dass sich Herr Willhelms zahlreiche Ideen festigen und herausschälen konnten und dann fachmännisch umgesetzt werden konnten.“ Er und Erenler arbeiteten auch bei der Innenraumgestaltung der Sessùn-Boutiquen in Paris und Berlin zusammen. uNMögLICH Willhelm schlug vor, die riesige Marmorplatte für sein Badezimmer per Hubschrauber ein-zufliegen. „Ich sagte: ,Wir müssten Daniel Craig als Piloten haben, um dafür eine Genehmigung zu erhalten‘“, lacht Erenler. WACHSEN LASSEN Entgegen allen Erwartungen legte der ungestüme und schrullige Will-helm mit Hilfe der befreundeten Künstlerin Nadine Stich auf der Terrasse einen zier-lichen Rosengarten an. Foto: Jan Bitter; Porträt: Juergen Teller

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SÃo PAuLoPAuLo MENDES DA RoCHAWER Führende Figur der Paulista-Schule der brasilianischen Architektur, Pritzker-Preisträger 2006.WAS Ein 400 m2 großes Haus mit vier Schlafzimmern, erbaut 1969 und renoviert zwischen 2008 und 2010. Wo Vor einem Steilhang im vornehmen grünen Stadtteil Pacaembu. DER AuFTRAggEbER Houssein Jarouche, Inhaber des Design-Warenhauses MiCasa in São Paulo, das sich über drei Gebäude erstreckt – er gab eines beim angesagten Architek-turbüro Triptych in Auftrag und eines bei Marcio Kogan. HEIMATNAH Nahezu alle großen Bauvorhaben von Mendes da Rocha lagen in São Paulo, darunter das Brasilianische Skulpturenmuseum und die St.-Peters-Kapelle. JuNggEbLIEbEN „Paulo ist 45 Jahre älter als ich,“ sagt Jarouche, „aber ich habe das Gefühl, wir sind gleich alt, weil er so modern ist.“ MENDES übER STIL „Ich glaube, alles Überflüssige verwirrt.“ MENDES übER DAS LEbEN „Der Gang zur Schule ist der Anfang des Lebens als Bürger. Sein Kind zu fahren ist ein Verbrechen.“ Foto: Piero Gemelli; Gestaltung: Beatrice Rossetti; Porträt: Paulo Mendes da Rocha, Jr.

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bERLINMICHAEL FuCHSWER Kunsthändler WAS Eine 450 m2 große Wohnung mit zwei Schlafzimmern. Wo Oberstes Geschoss der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule, erbaut 1927/28 von Gemeindebau-meister Alexander Beer in der Auguststraße in Berlin-Mitte. Fuchs renovierte das Gebäude aus rotem Backstein mit Grüntuch Ernst Architekten. RESTAuRANTS In der früheren Turn-halle ist nun das schicke Restaurant Pauly Saal mit Bar untergebracht. Im Erdgeschoss gibt es zudem das Mogg & Melzer Delicatessen. LEbEN übER DEM LADEN In seiner Galerie im dritten Obergeschoss stellt Fuchs unter anderem Werke von Howard Hodgkin, Frank Stella und Bernar Venet aus. Außerdem sind in dem Hotel das Museum The Kennedys, die CWC Gallery und das EIGEN + ART Lab untergebracht. DENKWüRDIgSTE DESIgNERbEgEgNuNg „Eine Flasche Wein mit dem großen Dänen Verner Panton in seinem Raumschiff von einem Wohnzimmer in Basel getrunken zu haben.“ PEDALKRAFT Gleich nachdem er einge-zogen war, fuhr Fuchs mit seinem Fahrrad über den 40 m langen Flur. „Ich fühlte mich wie ein Acht- oder Neunjähriger, der etwas tat, was seine Eltern ganz gewiss nicht erfahren durften“, erzählt er lachend. Foto: Hiepler, Brunier; Gestaltung: Stephan Meyer

PARISbERNHARD WILLHELMWER Der aus Deutschland stammende Modeschöpfer Bernhard Willhelm. WAS Seine 40 m2 Atelierwohnung mit einer Ter-rasse gleicher Größe in einem Gebäude aus dem Jahr 1972. Wo Im 11. Arrondissement in der Nähe der Kirche Saint-Ambroise. KoNzEPT „Meine Welt als Wille und Vorstel-lung, um Schopenhauer zu zitieren“, erklärt Willhelm. SEINE KoMPLIzEN Efe Erenler, Innenarchitekt mit Sitz in Berlin (vormals bei Erenler Bauer), der schon früh mit dem Bauen begann: „Mein Vater sagt: ,Efe, als du drei warst, hast du schon versucht mir den Bohrer aus der Hand zu nehmen.‘“ Der Pariser Architekt Caspar Muschalek lobt die Zusammenarbeit bei diesem Projekt: „Unsere Rolle bestand darin sicherzustel-len, dass sich Herr Willhelms zahlreiche Ideen festigen und herausschälen konnten und dann fachmännisch umgesetzt werden konnten.“ Er und Erenler arbeiteten auch bei der Innenraumgestaltung der Sessùn-Boutiquen in Paris und Berlin zusammen. uNMögLICH Willhelm schlug vor, die riesige Marmorplatte für sein Badezimmer per Hubschrauber ein-zufliegen. „Ich sagte: ,Wir müssten Daniel Craig als Piloten haben, um dafür eine Genehmigung zu erhalten‘“, lacht Erenler. WACHSEN LASSEN Entgegen allen Erwartungen legte der ungestüme und schrullige Will-helm mit Hilfe der befreundeten Künstlerin Nadine Stich auf der Terrasse einen zier-lichen Rosengarten an. Foto: Jan Bitter; Porträt: Juergen Teller

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SÃo PAuLoPAuLo MENDES DA RoCHAWER Führende Figur der Paulista-Schule der brasilianischen Architektur, Pritzker-Preisträger 2006.WAS Ein 400 m2 großes Haus mit vier Schlafzimmern, erbaut 1969 und renoviert zwischen 2008 und 2010. Wo Vor einem Steilhang im vornehmen grünen Stadtteil Pacaembu. DER AuFTRAggEbER Houssein Jarouche, Inhaber des Design-Warenhauses MiCasa in São Paulo, das sich über drei Gebäude erstreckt – er gab eines beim angesagten Architek-turbüro Triptych in Auftrag und eines bei Marcio Kogan. HEIMATNAH Nahezu alle großen Bauvorhaben von Mendes da Rocha lagen in São Paulo, darunter das Brasilianische Skulpturenmuseum und die St.-Peters-Kapelle. JuNggEbLIEbEN „Paulo ist 45 Jahre älter als ich,“ sagt Jarouche, „aber ich habe das Gefühl, wir sind gleich alt, weil er so modern ist.“ MENDES übER STIL „Ich glaube, alles Überflüssige verwirrt.“ MENDES übER DAS LEbEN „Der Gang zur Schule ist der Anfang des Lebens als Bürger. Sein Kind zu fahren ist ein Verbrechen.“ Foto: Piero Gemelli; Gestaltung: Beatrice Rossetti; Porträt: Paulo Mendes da Rocha, Jr.

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LISSAboNJAvIER CARRASCo goNzALEz & JuAN DE MAyoRALgoWER In Lissabon ansässiges spanisches Raumgestalter-Duo. WAS Das Baixa-Haus, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das von dem einheimischen Architekten José Adrião renoviert und anschließend zu einer Pension mit 12 Ferienwohnungen mit Service umgebaut wurde, die in der Fläche von 55 bis 90 m2 reichen. Wo Im Herzen der historischen Unterstadt, der Baixa Pombalina. AuFTRAggEbER Der spanische Landschaftsarchitekt Jesús Moraime, dem das Hotel gehört. HANDWERKER De Mayoralgo (unten rechts) erlernte traditionelle Webkunst in einer Fabrik in der Region Alentejo, während sein Partner bei einem Lissabonner Schneider das Nähen lernte. voLLENDETE PRoJEKTE Dazu gehören Wohnungen in Madrid und in den Schweizer Alpen, eine Villa auf La Palma (Kanaren) und das nüchtern schicke Restaurant Altair

in Mérida (Spanien). IHR TIP FüR LISSAboN Für den ersten Besuch empfiehlt Carrasco González (unten links) einen Abend in einem Fado-Variété in Alfama: „Nichts veran-

schaulicht besser die Seele des portugiesischen Volkes.“ De Mayoralgo schlägt „eine Bootsfahrt auf dem Tejo [vor], um die Stadt aus einem völlig anderen Blickwinkel zu sehen.“ Foto: Ana Paula Carvalho; Gestaltung und Porträt: María Ulecia

NEW yoRKDoug MEyERWER New Yorker Raumgestalter. WAS Die 167 m2 große Maisonnette-Mietwohnung der Modeschöpferin Sylvia Heisel und ihres Ehemanns, des Bildhauers Scott Taylor. Wo In einem Neubau in Chelsea. KoMPLIzEN Heisel und Taylor erschaffen neodadaistische Kunstinstallationen wie das Labyrinth aus großen weißen Ballons, das 2012 bei einer Ausstellung im Pacific Design Center in West Hollywood zu einem „Wolkenraum“ führte. FRüHERES LEbEN In den 1990er Jahren betrieb Meyer einen Zeitungskiosk in South Beach, Miami. Gianni Versace kaufte dort regelmäßig sei-nen Corriere della Sera. JETzIgES LEbEN Mit seinem Bruder Gene entwirft Meyer auch Haus-haltswaren und Modeaccessoires. AuFgEPoPPT Bei den meisten anderen sei-ner Projekte bevor-zugt Meyer grelle Farben. Als Kind bat er seine Mutter um ein Schlafzimmer ganz in Rosa. vERWANDLuNgSKüNSTLER Er ändert die Ausstattung seiner eigenen Wohnung jedes Jahr. Kürzlich waren die Wände mit einem Flickenteppich aus 3.000 farbigen Blättern Papier bedeckt.Fotos: Mark Roskans/Agentur Tripod

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Interiors Now 334 stylische Wohnungen aus aller Welt. Herausgegeben von Margit J. Mayer, 356 Seiten € 39,99

LoNDoNSALLy MACKERETHWER Mitinhaberin des Londoner Architekturbüros Wells Mackereth. WAS Eine 330 m2 große Wohnung mit einem Schlafzimmer, die sich über zwei verschiedene Gebäude erstreckt – ein brandneues Hoch-haus und eine vermutlich viktorianische Remise. Wo Der Londoner Bezirk Little Venice (Klein-Venedig). DER AuFTRAggEbER Als Sohn eines sudanesischen Telekommoguls ist Hosh Ibrahim nicht nur

ein zum Projektentwickler mutierter Ex-Schauspieler, sondern auch ein großer Fan zeitgenössischer Architektur. Der gutaussehende und tadellos gekleidete junge Mann zahlte einst bei einer Wohltätig-keitsauktion ein kleines Vermögen, um Supermodel Kate Moss küssen zu dürfen. MoDERNISMuS- INSPIRATIoN Mackereth bewundert die kühnen Wohnhäuser des Architekten John Lautner, den sie als Studentin auf einer Reise nach Kalifornien kennenlernte. MINIMALISMuS-FAN John Pawson nannte das Haus in Little Venice „zauberhaft und einfallsreich“. LASS WoRTEN TATEN FoLgEN Bei ihren Bauherren streben Wells Mackereth nach „anregenden Räumen, die so gestaltet sind, dass sie begeistern und auf-bauen“. Unter dem gleichen Leitgedanken bauten Mackereth und ihr Ehemann einen Leuchtturm in Norfolk zu ihrem Wochenenddomizil um. Foto: Simon Upton ©The World of Interiors; Porträt: Simon Bevan

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LISSAboNJAvIER CARRASCo goNzALEz & JuAN DE MAyoRALgoWER In Lissabon ansässiges spanisches Raumgestalter-Duo. WAS Das Baixa-Haus, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das von dem einheimischen Architekten José Adrião renoviert und anschließend zu einer Pension mit 12 Ferienwohnungen mit Service umgebaut wurde, die in der Fläche von 55 bis 90 m2 reichen. Wo Im Herzen der historischen Unterstadt, der Baixa Pombalina. AuFTRAggEbER Der spanische Landschaftsarchitekt Jesús Moraime, dem das Hotel gehört. HANDWERKER De Mayoralgo (unten rechts) erlernte traditionelle Webkunst in einer Fabrik in der Region Alentejo, während sein Partner bei einem Lissabonner Schneider das Nähen lernte. voLLENDETE PRoJEKTE Dazu gehören Wohnungen in Madrid und in den Schweizer Alpen, eine Villa auf La Palma (Kanaren) und das nüchtern schicke Restaurant Altair

in Mérida (Spanien). IHR TIP FüR LISSAboN Für den ersten Besuch empfiehlt Carrasco González (unten links) einen Abend in einem Fado-Variété in Alfama: „Nichts veran-

schaulicht besser die Seele des portugiesischen Volkes.“ De Mayoralgo schlägt „eine Bootsfahrt auf dem Tejo [vor], um die Stadt aus einem völlig anderen Blickwinkel zu sehen.“ Foto: Ana Paula Carvalho; Gestaltung und Porträt: María Ulecia

NEW yoRKDoug MEyERWER New Yorker Raumgestalter. WAS Die 167 m2 große Maisonnette-Mietwohnung der Modeschöpferin Sylvia Heisel und ihres Ehemanns, des Bildhauers Scott Taylor. Wo In einem Neubau in Chelsea. KoMPLIzEN Heisel und Taylor erschaffen neodadaistische Kunstinstallationen wie das Labyrinth aus großen weißen Ballons, das 2012 bei einer Ausstellung im Pacific Design Center in West Hollywood zu einem „Wolkenraum“ führte. FRüHERES LEbEN In den 1990er Jahren betrieb Meyer einen Zeitungskiosk in South Beach, Miami. Gianni Versace kaufte dort regelmäßig sei-nen Corriere della Sera. JETzIgES LEbEN Mit seinem Bruder Gene entwirft Meyer auch Haus-haltswaren und Modeaccessoires. AuFgEPoPPT Bei den meisten anderen sei-ner Projekte bevor-zugt Meyer grelle Farben. Als Kind bat er seine Mutter um ein Schlafzimmer ganz in Rosa. vERWANDLuNgSKüNSTLER Er ändert die Ausstattung seiner eigenen Wohnung jedes Jahr. Kürzlich waren die Wände mit einem Flickenteppich aus 3.000 farbigen Blättern Papier bedeckt.Fotos: Mark Roskans/Agentur Tripod

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Interiors Now 334 stylische Wohnungen aus aller Welt. Herausgegeben von Margit J. Mayer, 356 Seiten € 39,99

LoNDoNSALLy MACKERETHWER Mitinhaberin des Londoner Architekturbüros Wells Mackereth. WAS Eine 330 m2 große Wohnung mit einem Schlafzimmer, die sich über zwei verschiedene Gebäude erstreckt – ein brandneues Hoch-haus und eine vermutlich viktorianische Remise. Wo Der Londoner Bezirk Little Venice (Klein-Venedig). DER AuFTRAggEbER Als Sohn eines sudanesischen Telekommoguls ist Hosh Ibrahim nicht nur

ein zum Projektentwickler mutierter Ex-Schauspieler, sondern auch ein großer Fan zeitgenössischer Architektur. Der gutaussehende und tadellos gekleidete junge Mann zahlte einst bei einer Wohltätig-keitsauktion ein kleines Vermögen, um Supermodel Kate Moss küssen zu dürfen. MoDERNISMuS- INSPIRATIoN Mackereth bewundert die kühnen Wohnhäuser des Architekten John Lautner, den sie als Studentin auf einer Reise nach Kalifornien kennenlernte. MINIMALISMuS-FAN John Pawson nannte das Haus in Little Venice „zauberhaft und einfallsreich“. LASS WoRTEN TATEN FoLgEN Bei ihren Bauherren streben Wells Mackereth nach „anregenden Räumen, die so gestaltet sind, dass sie begeistern und auf-bauen“. Unter dem gleichen Leitgedanken bauten Mackereth und ihr Ehemann einen Leuchtturm in Norfolk zu ihrem Wochenenddomizil um. Foto: Simon Upton ©The World of Interiors; Porträt: Simon Bevan

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Page 92: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

Komplexe KlarheitTASCHEN feiert Portugals Meisterarchitekten Álvaro Siza

„Das Entscheidende ist das Zusammen spiel dieser Geometrie mit den natürlichen Elementen und die Transformation der Landschaft.“—Álvaro Siza

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Álvaro Siza. Complete Works 1952–2013Entstanden in enger zusammenarbeit mit dem Architekten. von Philip Jodidio, 500 Seiten€ 99,99

HAuS IN ouDENbuRgbELgIENDas in eine Hofanlage integrierte Projekt umfasste auch die Sanierung und Erweiterung verschiedener Altbauten, um ein Wohnhaus und eine Galerie zu schaffen. Álvaro Siza griff die Formensprache der ländlichen Architektur auf und entwarf schlichte, „unprätentiöse“ Gebäude. Ungewöhnlich ist unter anderem seine Entscheidung, den Neubau mit einer vertikalen Verblendung aus Zedernholz und einer Dachhaut aus Blei zu versehen. Die geringe Durchfensterung ist ein häufiges Merkmal bei Sizas Entwürfen, korrespondiert hier jedoch auch mit älteren Gebäuden auf dem Areal. Die Fenster wurden auf belgische Lichtverhältnisse zugeschnitten, die sich grundlegend von denen in Portugal unterscheiden.

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Komplexe KlarheitTASCHEN feiert Portugals Meisterarchitekten Álvaro Siza

„Das Entscheidende ist das Zusammen spiel dieser Geometrie mit den natürlichen Elementen und die Transformation der Landschaft.“—Álvaro Siza

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Álvaro Siza. Complete Works 1952–2013Entstanden in enger zusammenarbeit mit dem Architekten. von Philip Jodidio, 500 Seiten€ 99,99

HAuS IN ouDENbuRgbELgIENDas in eine Hofanlage integrierte Projekt umfasste auch die Sanierung und Erweiterung verschiedener Altbauten, um ein Wohnhaus und eine Galerie zu schaffen. Álvaro Siza griff die Formensprache der ländlichen Architektur auf und entwarf schlichte, „unprätentiöse“ Gebäude. Ungewöhnlich ist unter anderem seine Entscheidung, den Neubau mit einer vertikalen Verblendung aus Zedernholz und einer Dachhaut aus Blei zu versehen. Die geringe Durchfensterung ist ein häufiges Merkmal bei Sizas Entwürfen, korrespondiert hier jedoch auch mit älteren Gebäuden auf dem Areal. Die Fenster wurden auf belgische Lichtverhältnisse zugeschnitten, die sich grundlegend von denen in Portugal unterscheiden.

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Page 94: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

behind the coverdiscover art through artcurial’s catalogues,

French leading auction house

visit www.artcurial.comemail [email protected]

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Je t’aime ... moi non plusDas private Fotoalbum von Jane und Serge, zusammengestellt von Janes bruder Andrew

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Page 95: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

behind the coverdiscover art through artcurial’s catalogues,

French leading auction house

visit www.artcurial.comemail [email protected]

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Je t’aime ... moi non plusDas private Fotoalbum von Jane und Serge, zusammengestellt von Janes bruder Andrew

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Page 96: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Jane & Serge. A Family AlbumMit Poster, Sticker und verschiedenen gimmicks. Herausgegeben von Alison Castle, 172 Seiten € 39,99

Liebe auf den ersten BlickAls mir Andrew Birkin seine Bilder von Jane und Serge zeigte, war es Liebe auf den ersten Blick. Ganz anders, wie sich herausstellte, als das, was die junge Jane empfand, als sie Serge kennenlernte: Anfangs fand sie ihn ungehobelt, sogar „grässlich“, wie Andrew sich erinnert. Das offen­her zige englische Mädchen und der sardonische, kettenrauchende Dichter und Musiker, 18 Jahre älter als sie, bildeten wirklich ein seltsames Paar — aber ein Paar waren sie. Es war in vieler Hinsicht eine hochgradig öffent­liche Liebesgeschichte: Die leiden­schaftliche Beziehung zwischen Jane und Serge wurde mit Fans in Form einiger ziemlich heißer Songs geteilt, mit einem kompletten Konzept album und durch ständig neue Presseberich­te. Janes Französisch mit englischem Akzent und ihre schüchterne Unschuld waren der perfekte Gegenpart zu Serges düsterem, kühnem Habitus; als Paar wurden und werden sie noch immer verehrt.Soviel Legendenbildung die Geschich­te von Jane und Serge auch umrankt, so wenig zeigt sich davon auf Andrews Fotografien. Es sind Schnappschüsse, die ein liebender Bruder von seiner Schwester, ihrem französischen Freund, ihren Familien und Freunden gemacht hat — nicht mehr, doch gleich­zeitig so viel mehr. Jane ist ein Mäd­chen, dann eine junge Frau, dann eine liebende Frau, dann eine Mutter — aber immer Jane. Ihre Ausstrahlung ist offenkundig, wie die Zuneigung, die Andrew ihr entgegenbringt. Serge ist herzlich, impulsiv, waghalsig — und Andrews Zuneigung für ihn ebenso augenfällig. In diesem Buch geht es um Liebe. Wir sehen sie vor dem Objektiv und spüren, dass sie auch hinter der Kamera empfunden wird — so, wie es bei einem Familienalbum sein sollte.Alison Castle, Paris, 2013

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Page 97: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Jane & Serge. A Family AlbumMit Poster, Sticker und verschiedenen gimmicks. Herausgegeben von Alison Castle, 172 Seiten € 39,99

Liebe auf den ersten BlickAls mir Andrew Birkin seine Bilder von Jane und Serge zeigte, war es Liebe auf den ersten Blick. Ganz anders, wie sich herausstellte, als das, was die junge Jane empfand, als sie Serge kennenlernte: Anfangs fand sie ihn ungehobelt, sogar „grässlich“, wie Andrew sich erinnert. Das offen­her zige englische Mädchen und der sardonische, kettenrauchende Dichter und Musiker, 18 Jahre älter als sie, bildeten wirklich ein seltsames Paar — aber ein Paar waren sie. Es war in vieler Hinsicht eine hochgradig öffent­liche Liebesgeschichte: Die leiden­schaftliche Beziehung zwischen Jane und Serge wurde mit Fans in Form einiger ziemlich heißer Songs geteilt, mit einem kompletten Konzept album und durch ständig neue Presseberich­te. Janes Französisch mit englischem Akzent und ihre schüchterne Unschuld waren der perfekte Gegenpart zu Serges düsterem, kühnem Habitus; als Paar wurden und werden sie noch immer verehrt.Soviel Legendenbildung die Geschich­te von Jane und Serge auch umrankt, so wenig zeigt sich davon auf Andrews Fotografien. Es sind Schnappschüsse, die ein liebender Bruder von seiner Schwester, ihrem französischen Freund, ihren Familien und Freunden gemacht hat — nicht mehr, doch gleich­zeitig so viel mehr. Jane ist ein Mäd­chen, dann eine junge Frau, dann eine liebende Frau, dann eine Mutter — aber immer Jane. Ihre Ausstrahlung ist offenkundig, wie die Zuneigung, die Andrew ihr entgegenbringt. Serge ist herzlich, impulsiv, waghalsig — und Andrews Zuneigung für ihn ebenso augenfällig. In diesem Buch geht es um Liebe. Wir sehen sie vor dem Objektiv und spüren, dass sie auch hinter der Kamera empfunden wird — so, wie es bei einem Familienalbum sein sollte.Alison Castle, Paris, 2013

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„Wenn superhelden existierten, dann müssten sie so aussehen, wie ich sie zeichne.“ — Neal Adams

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— 97 —

Neal Adams veränderte im Laufe seiner legendären Karriere Comics, indem er den Einfluss der dynamischen Illustration stärkte. Als Zeichner von Heften, die Batman aus der Ära der übertriebenen Theatralik herausführten, legte er den Stil des Detektivs und „Dunklen Ritters“ für

eine ganze Generation von Zeichnern und Filmemachern fest. In seinen Comics Green Lantern/Green Arrow, die er mit Texter Denny O’Neil schuf, ergänzte er gesellschaftlich relevante Themen durch visuelle Dramatik, und er setzte sich uner-müdlich für die Rechte der Künstler und Autoren ein.

Am 6. Januar 2012 traf sich Paul Levitz mit Neal Adams in dessen Atelier, Conti-nuity Associates, zu diesem Exklusivin-terview. Das Continuity-Atelier ist einer der sagenumwobenen Orte der Comic-Geschichte, dank der Unzahl von Talen-ten, die hier entdeckt wurden, dank der unglaublich legeren Arbeitsatmosphäre und dank seines legendären Eigentümers, dessen Arbeit von den Comics ausgehend die Werbung und die Neuen Medien er-oberte und der kürzlich wieder zu jenen Bildseiten zurückkehrte, die er so liebt.

Sie waren so viel jünger als all Ihre Kollegen, als Sie bei DC anfingen.Ich war so viel jünger als alle Menschen auf der Erde. Ich hatte von Leuten wie Joe Kubert gehört, die sehr jung begonnen hat-ten, aber als ich anfing, waren die alle längst

erwachsen geworden. Ich begann mit 18 Comics und andere Kunst zu zeichnen, praktisch als ich aus der High School kam.

Wie war der Einstieg in die Comic- Branche 1960?Ich ging zu den Werbe-Comics, weil die Tür zu den Comicheften verschlossen war. Der einzige Grund, weshalb ich bei Archie Comics anfing, war, dass ich versuchte, meine Arbeiten Jack Kirby oder Joe Simon zu zeigen, aber sie waren nicht da. Ich fer-tigte Arbeitsproben an, brachte sie vorbei und versuchte, Jack oder Joe zu treffen, aber sie waren wieder nicht da.

Der Superheld im RaumfahrtzeitalterEin Exklusivinterview mit Neal Adams, geführt von Paul Levitz

Sämtliche verwandten Charaktere und Elemente sind Markenzeichen und © DC Comics. (s13)

Linke Seite: Foto aus dem Jahresbericht von National Periodical, 1964. „Die Gruppe von Jugendlichen, die hier vor dem farbenfrohen Hintergrund [des Gebäudes] der Vereinten Nationen sitzt, symbolisiert die weltweite Attrak­tivität der Unterhaltungsmagazine, die von National Periodical veröffentlicht werden. … Kinder geben dafür in 48 Ländern Pennys, Pence, Centavos, Drachmen, Pfennige, Lire, Rupien, Finnmark, Cruzeiros und Dinare aus.“ – Jack Liebowitz, im Bericht des Vorstandsvor­sitzenden aus dem Jahresbericht 1964 von National PeriodicalUnten: StRANGE ADVENtURES Nr. 208, titelbild­Originalzeichnung, Neal Adams, Januar 1968.

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Page 99: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„Wenn superhelden existierten, dann müssten sie so aussehen, wie ich sie zeichne.“ — Neal Adams

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Neal Adams veränderte im Laufe seiner legendären Karriere Comics, indem er den Einfluss der dynamischen Illustration stärkte. Als Zeichner von Heften, die Batman aus der Ära der übertriebenen Theatralik herausführten, legte er den Stil des Detektivs und „Dunklen Ritters“ für

eine ganze Generation von Zeichnern und Filmemachern fest. In seinen Comics Green Lantern/Green Arrow, die er mit Texter Denny O’Neil schuf, ergänzte er gesellschaftlich relevante Themen durch visuelle Dramatik, und er setzte sich uner-müdlich für die Rechte der Künstler und Autoren ein.

Am 6. Januar 2012 traf sich Paul Levitz mit Neal Adams in dessen Atelier, Conti-nuity Associates, zu diesem Exklusivin-terview. Das Continuity-Atelier ist einer der sagenumwobenen Orte der Comic-Geschichte, dank der Unzahl von Talen-ten, die hier entdeckt wurden, dank der unglaublich legeren Arbeitsatmosphäre und dank seines legendären Eigentümers, dessen Arbeit von den Comics ausgehend die Werbung und die Neuen Medien er-oberte und der kürzlich wieder zu jenen Bildseiten zurückkehrte, die er so liebt.

Sie waren so viel jünger als all Ihre Kollegen, als Sie bei DC anfingen.Ich war so viel jünger als alle Menschen auf der Erde. Ich hatte von Leuten wie Joe Kubert gehört, die sehr jung begonnen hat-ten, aber als ich anfing, waren die alle längst

erwachsen geworden. Ich begann mit 18 Comics und andere Kunst zu zeichnen, praktisch als ich aus der High School kam.

Wie war der Einstieg in die Comic- Branche 1960?Ich ging zu den Werbe-Comics, weil die Tür zu den Comicheften verschlossen war. Der einzige Grund, weshalb ich bei Archie Comics anfing, war, dass ich versuchte, meine Arbeiten Jack Kirby oder Joe Simon zu zeigen, aber sie waren nicht da. Ich fer-tigte Arbeitsproben an, brachte sie vorbei und versuchte, Jack oder Joe zu treffen, aber sie waren wieder nicht da.

Der Superheld im RaumfahrtzeitalterEin Exklusivinterview mit Neal Adams, geführt von Paul Levitz

Sämtliche verwandten Charaktere und Elemente sind Markenzeichen und © DC Comics. (s13)

Linke Seite: Foto aus dem Jahresbericht von National Periodical, 1964. „Die Gruppe von Jugendlichen, die hier vor dem farbenfrohen Hintergrund [des Gebäudes] der Vereinten Nationen sitzt, symbolisiert die weltweite Attrak­tivität der Unterhaltungsmagazine, die von National Periodical veröffentlicht werden. … Kinder geben dafür in 48 Ländern Pennys, Pence, Centavos, Drachmen, Pfennige, Lire, Rupien, Finnmark, Cruzeiros und Dinare aus.“ – Jack Liebowitz, im Bericht des Vorstandsvor­sitzenden aus dem Jahresbericht 1964 von National PeriodicalUnten: StRANGE ADVENtURES Nr. 208, titelbild­Originalzeichnung, Neal Adams, Januar 1968.

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Page 100: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Ich tat das dreimal, und schließlich verband man mich telefonisch mit Joe: „Junge, ich hab deine Arbeit gesehen. Das Zeug ist gut. Ich muss dir sagen, ich würde dich nehmen, aber ich tu dir den größtmöglichen Gefal-len, und du wirst es nicht als Gefallen sehen, aber du musst dir einen Job in der Werbung

suchen. Später wirst du mir dafür dankbar sein. Ich erteile dir eine Absage. Tut mir leid.“ Ich sagte: „Danke, Mr.  Simon“ und legte auf. Victor Gorelick, der dabei war, sah die Tragödie in meinen Augen, und sagte:

„Möchtest du vielleicht Archie-Comics ma-chen?“ „Ja, ich mache alles!“ Und so begann ich, Archie-Comics zu schreiben und zu zeichnen. Ich machte Werbe-Comics für die Werbeagentur Johnstone and Cushing sowie Storyboards. Ich zeichnete dreiein-halb Jahre lang den Zeitungsstrip Ben Casey für den Syndikationsvertrieb. Als ich den Strip aufgab, überlegte ich, zu DC Comics zu gehen, aber der Gedanke, Kerle in Strumpf-hosen zu zeichnen, schreckte mich ab.

Wenn nicht DC, wo dann?Ich ging zu Warren, die mit Archie Goodwin aufgemacht hatten, einem total netten Typen. Ich steckte so viel Arbeit in meine Warren-Aufträge … Jeder einzelne wurde in einer anderen Technik und in einem ande-ren Stil umgesetzt. Man sieht, dass jeder in eine vollkommen andere Richtung geht, als hätte ich mich in einen anderen Zeichner verwandelt. Eine wunderbare Lebensweise, aber nicht so gut als Lebensunterhalt.

Sie blieben nicht lange bei Warren. Was kam als Nächstes?Ich traf mich mit diesem Typen, Kanigher, bei DC und begann, Kriegsgeschichten zu zeichnen, was ich immer schon tun wollte. Als ich Teenager war, waren die besten Zeichner der Branche Heath, Kubert und Drucker, die wundervolle Kriegsgeschich-ten gezeichnet hatten. Hier hatte ich meine Chance, all diese Stile zusammenzuwerfen, um selbst Kriegsgeschichten zu zeichnen.Und am Schreibtisch gegenüber von Kanigher saß Julie Schwartz – der bär-beißige, brummige, griesgrämige Julie Schwartz … Ich kann nicht sagen, woran es lag, dass Julie mir etwas gab, was mir nie-mand anderes im Büro gegeben hätte: Er bot mir eine Geschichte für Elongated Man an – eine Superheldengeschichte. Das war sehr riskant, aber es war erst ganz am An-fang, als Marvel begann, etwas zu machen. Es lag in der Luft, dass DC etwas tun sollte. Julie war der Erste, indem er mich diese Elongated-Man-Story zeichnen ließ. Er gab mir noch andere Geschichten, z. B. Spectre.

Und dann kam Deadman …Die Sache mit Deadman war, dass Arnold Drake die Reihe begonnen hatte. Arnold fiel immer wieder in Ungnade bei DC und konn-

„Carmine – kühn, aber groß­zügig. Was meine ich mit großzügig? Seine Hintergründe setzten sich bis in alle Ewig­ keit fort. Völlig unrealistisch, klar, aber wunderbar.“ — Neal Adams

Links: StrANge AdveNtureS Nr. 207titelbild, Neal Adams, dezember 1967.Rechte Seite: Foto während der dreharbeiten, Sammy davis Jr. mit Burt Ward und Adam West bei den Aufnahmen zu Batman, 1966.

Oben: Neal Adams, dezember 1967. Adams’ Begabung für Porträt zeichnungen erkennt man auf diesem titelbild für Strange Adventures, auf dem viele der abgebildeten gesichter dC-Mitarbeitern gehören: 1) Joe Letterese, 2) Jay Scott Pike, 3) Ira Schnapp, 4) Jerry Serpe, 5) Jack Miller, 6) Jack Adler, 10) ed eisenberg. Andere gesichter (7) zeichnete der Künstler im Stil von Lee elias, wieder andere (8) entwickelten sich spä-ter zu seinen entwürfen für den Batman-Bösewicht rā’s al ghūl. Adams identifizierte ein gesicht (9) als gott.

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te sich dann rehabilitieren. Er wollte eine Gewerkschaft aufmachen … Wenn ich davon gewusst hätte und sie zu mir gekommen wären, dann hätte ich das Problem vermut-lich gelöst, weil ich auf politische Art sehr apolitisch bin. Ich mach’s auf freundliche Art … diplomatisch … „Wir müssen das jetzt nicht klären, es ist gut … Trinken wir einen Kaffee.“ Ich bin kein Drängler, aber ich habe mehr Ausdauer als die meisten Menschen.

Sie übernahmen Deadman, als Carmine Infantino als künstlerischer Leiter in die Redaktion wechselte und im Unternehmen Änderungen vornahm. Deadman war für Sie noch mehr als Spectre ein Spielfeld für Experimente, auf dem Sie durch eine neu-artige Komposition von Bildern und Seiten alle bisherigen DC-Regeln brachen.Wenn man diese Dinge einzeln betrachtet, dann sind sie interessant. Wenn man aber

Deadman als Ganzes betrachtet, dann wird es zu einer einzigen Geschichte: einzelne Abenteuer, die eine Geschichte ergeben. So wurde sie zum illustrierten Roman, einer langen Erzählform, das war für Comic-Hefte zur damaligen Zeit nicht üblich. Sie überließen mir ein Zimmer, und ich stellte einen Projektor hinein. Dann kamen Typen herein, gingen an der Ein-gangstür vorbei, und ich verteilte sie an verschiedene Redakteure: „Julie, das ist Bernie Wrightson. Er ist ein guter Zeich-ner.“ „Ich habe alle, die ich brauche.“ Ich gehe runter, Joe Orlando wird eingestellt, und ich stelle ihm Bernie vor.

Was Sie hier beschreiben, wo Sie Dick und Joe erwähnen, ist doch, dass sich DC zu einem Verlag wandelte, in dem die Künst-ler das Sagen haben … von Carmine Infan-tino bis zu Kubert, Dick und Orlando.

Ich sehe Julie nicht als Autor, sondern als Redakteur. Dick kam als Redakteur. Bei Charlton zeichnete er nicht wirklich viel. Bei Charlton beherrschte er das ganze Unternehmen. Als Carmine Joe Orlando hereinbrachte, sah ich darin nur einen Itali-ener, der einen anderen Italiener einstellte; sobald ich ein paar Gespräche mit Joe geführt hatte, wusste ich, dass er redaktionsorientiert dachte. Er war nicht am Zeich-nen interes-siert.

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Page 101: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Ich tat das dreimal, und schließlich verband man mich telefonisch mit Joe: „Junge, ich hab deine Arbeit gesehen. Das Zeug ist gut. Ich muss dir sagen, ich würde dich nehmen, aber ich tu dir den größtmöglichen Gefal-len, und du wirst es nicht als Gefallen sehen, aber du musst dir einen Job in der Werbung

suchen. Später wirst du mir dafür dankbar sein. Ich erteile dir eine Absage. Tut mir leid.“ Ich sagte: „Danke, Mr.  Simon“ und legte auf. Victor Gorelick, der dabei war, sah die Tragödie in meinen Augen, und sagte:

„Möchtest du vielleicht Archie-Comics ma-chen?“ „Ja, ich mache alles!“ Und so begann ich, Archie-Comics zu schreiben und zu zeichnen. Ich machte Werbe-Comics für die Werbeagentur Johnstone and Cushing sowie Storyboards. Ich zeichnete dreiein-halb Jahre lang den Zeitungsstrip Ben Casey für den Syndikationsvertrieb. Als ich den Strip aufgab, überlegte ich, zu DC Comics zu gehen, aber der Gedanke, Kerle in Strumpf-hosen zu zeichnen, schreckte mich ab.

Wenn nicht DC, wo dann?Ich ging zu Warren, die mit Archie Goodwin aufgemacht hatten, einem total netten Typen. Ich steckte so viel Arbeit in meine Warren-Aufträge … Jeder einzelne wurde in einer anderen Technik und in einem ande-ren Stil umgesetzt. Man sieht, dass jeder in eine vollkommen andere Richtung geht, als hätte ich mich in einen anderen Zeichner verwandelt. Eine wunderbare Lebensweise, aber nicht so gut als Lebensunterhalt.

Sie blieben nicht lange bei Warren. Was kam als Nächstes?Ich traf mich mit diesem Typen, Kanigher, bei DC und begann, Kriegsgeschichten zu zeichnen, was ich immer schon tun wollte. Als ich Teenager war, waren die besten Zeichner der Branche Heath, Kubert und Drucker, die wundervolle Kriegsgeschich-ten gezeichnet hatten. Hier hatte ich meine Chance, all diese Stile zusammenzuwerfen, um selbst Kriegsgeschichten zu zeichnen.Und am Schreibtisch gegenüber von Kanigher saß Julie Schwartz – der bär-beißige, brummige, griesgrämige Julie Schwartz … Ich kann nicht sagen, woran es lag, dass Julie mir etwas gab, was mir nie-mand anderes im Büro gegeben hätte: Er bot mir eine Geschichte für Elongated Man an – eine Superheldengeschichte. Das war sehr riskant, aber es war erst ganz am An-fang, als Marvel begann, etwas zu machen. Es lag in der Luft, dass DC etwas tun sollte. Julie war der Erste, indem er mich diese Elongated-Man-Story zeichnen ließ. Er gab mir noch andere Geschichten, z. B. Spectre.

Und dann kam Deadman …Die Sache mit Deadman war, dass Arnold Drake die Reihe begonnen hatte. Arnold fiel immer wieder in Ungnade bei DC und konn-

„Carmine – kühn, aber groß­zügig. Was meine ich mit großzügig? Seine Hintergründe setzten sich bis in alle Ewig­ keit fort. Völlig unrealistisch, klar, aber wunderbar.“ — Neal Adams

Links: StrANge AdveNtureS Nr. 207titelbild, Neal Adams, dezember 1967.Rechte Seite: Foto während der dreharbeiten, Sammy davis Jr. mit Burt Ward und Adam West bei den Aufnahmen zu Batman, 1966.

Oben: Neal Adams, dezember 1967. Adams’ Begabung für Porträt zeichnungen erkennt man auf diesem titelbild für Strange Adventures, auf dem viele der abgebildeten gesichter dC-Mitarbeitern gehören: 1) Joe Letterese, 2) Jay Scott Pike, 3) Ira Schnapp, 4) Jerry Serpe, 5) Jack Miller, 6) Jack Adler, 10) ed eisenberg. Andere gesichter (7) zeichnete der Künstler im Stil von Lee elias, wieder andere (8) entwickelten sich spä-ter zu seinen entwürfen für den Batman-Bösewicht rā’s al ghūl. Adams identifizierte ein gesicht (9) als gott.

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te sich dann rehabilitieren. Er wollte eine Gewerkschaft aufmachen … Wenn ich davon gewusst hätte und sie zu mir gekommen wären, dann hätte ich das Problem vermut-lich gelöst, weil ich auf politische Art sehr apolitisch bin. Ich mach’s auf freundliche Art … diplomatisch … „Wir müssen das jetzt nicht klären, es ist gut … Trinken wir einen Kaffee.“ Ich bin kein Drängler, aber ich habe mehr Ausdauer als die meisten Menschen.

Sie übernahmen Deadman, als Carmine Infantino als künstlerischer Leiter in die Redaktion wechselte und im Unternehmen Änderungen vornahm. Deadman war für Sie noch mehr als Spectre ein Spielfeld für Experimente, auf dem Sie durch eine neu-artige Komposition von Bildern und Seiten alle bisherigen DC-Regeln brachen.Wenn man diese Dinge einzeln betrachtet, dann sind sie interessant. Wenn man aber

Deadman als Ganzes betrachtet, dann wird es zu einer einzigen Geschichte: einzelne Abenteuer, die eine Geschichte ergeben. So wurde sie zum illustrierten Roman, einer langen Erzählform, das war für Comic-Hefte zur damaligen Zeit nicht üblich. Sie überließen mir ein Zimmer, und ich stellte einen Projektor hinein. Dann kamen Typen herein, gingen an der Ein-gangstür vorbei, und ich verteilte sie an verschiedene Redakteure: „Julie, das ist Bernie Wrightson. Er ist ein guter Zeich-ner.“ „Ich habe alle, die ich brauche.“ Ich gehe runter, Joe Orlando wird eingestellt, und ich stelle ihm Bernie vor.

Was Sie hier beschreiben, wo Sie Dick und Joe erwähnen, ist doch, dass sich DC zu einem Verlag wandelte, in dem die Künst-ler das Sagen haben … von Carmine Infan-tino bis zu Kubert, Dick und Orlando.

Ich sehe Julie nicht als Autor, sondern als Redakteur. Dick kam als Redakteur. Bei Charlton zeichnete er nicht wirklich viel. Bei Charlton beherrschte er das ganze Unternehmen. Als Carmine Joe Orlando hereinbrachte, sah ich darin nur einen Itali-ener, der einen anderen Italiener einstellte; sobald ich ein paar Gespräche mit Joe geführt hatte, wusste ich, dass er redaktionsorientiert dachte. Er war nicht am Zeich-nen interes-siert.

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Page 102: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„die freiheit – die künst lerische freiheit, eine ganze seite zu gestalten, dinge mit einer ganzen seite anzustellen, mich auszudrücken, zu schreiben, zu zeichnen, geschichten zu erfinden – das riss mich einfach total mit.“ — Neal Adams

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Aus alten EC-Tagen wusste er noch, wie man Künstler findet, sie erkennt, denn er konnte zeichnen, aber er wollte als Redakteur arbei-ten. Was passierte, war, dass sich DC verän-derte – durch meinen, aber auch Carmines Einfluss. Carmine suchte nach Talenten, aber die Talente, die ich für DC Comics fand, schufen ungeheure Kunstwerke. Ich brachte junge Künstler zu DC. Einige gingen zu Marvel. Auch im redaktionellen Bereich bildete sich eine Clique von Leuten, die sich in der Kunst und im Schreiben auskannten. Wir waren alle Teil der gleichen Gruppe, und Carmine war dafür verantwortlich.

Hatte das damit zu tun, dass die Verkaufs-zahlen bei Marvel Mitte der sechziger Jahre stiegen?Die Herausforderung kam von Marvel. Was Kirby tat, war, Stan Lees sechsseitige Horror-geschichten zu nehmen und sie auf Heft-länge zu strecken. Das ist der Unterschied zwischen DC- und Marvel-Comics: Alle Figuren bei DC waren aufgrund ihrer Ge-schichte Amerikaner wie aus dem Ei gepellt – sie strahlten, hatten gute Arbeitsplätze und geheime Identitäten. Bei Marvel über-zeugte Jack Kirby Stan Lee von den vier Figuren, die ins Weltall fliegen, von kosmi-schen Strahlen bombardiert werden und als Monster zurückkehren – machen wir die Monster zu Helden! Alle Marvel-Stars waren im Grunde Monster, die zu Superhelden wurden. Bei DC hatten wir Helden mit Goldzähnen: Testpilot, Laborwissenschaft-ler. Das ist noch immer der Unterschied zwischen den Verlagen. Wenn die Menschen über Spider-Man und seine Persönlich keits-probleme reden, dann ist das Teil der Mons-terseite des Superheldengenres, im Gegen-satz zu DC. Batman ist bei DC derjenige, der den Marvel-Figuren am nächsten kommt.

Wovon träumten Sie, als Sie bei DC hereinspazierten?Ich wollte rauskommen, eine Weile Comic-hefte zeichnen, bis ich einen Weg finden

würde, Illustrationsarbeit zu machen und dann auszusteigen. Ich hatte kein Interesse daran, Comics zu machen – sie waren ein Schritt abwärts. Entweder bekäme ich einen neuen Zeitungsstrip, oder ich würde Illustrator. Ich hatte eine Mappe – ich brauchte sechs Monate, sie zusammenzu-stellen. Ich ließ sie in einer Werbeagentur, und als ich sie wieder abholen wollte, war sie verschwunden. Sechs Monate Arbeit! Also machte ich Comics, etwas Werbung, versorgte meine Familie. Dann geschah etwas. Ich weiß nicht, wann es passierte, wie es passierte, aber ich verliebte mich ein-fach in Comichefte. Ich hatte nicht damit gerechnet.Die künstlerische Freiheit, eine ganze Seite zu gestalten, Dinge mit einer ganzen Seite

anzustellen, mich auszudrücken, zu schrei-ben, zu zeichnen, Geschichten zu erfinden – das riss mich total mit. Ich verliebte mich, völlig unerwartet und gegen meinen Willen. Als Kind mochte ich es, aber ich hatte eine Karriere, um die ich mich kümmern musste, eine Familie, für die ich verantwortlich war – und ich verliebte mich in die Comics. Und es macht mir heute mehr Spaß als je zuvor.

oben: Titelbild MAD Nr. 105 Links: Paul Levitz beim Lesen von MAD Nr. 105, 1966. Linke Seite: George Barris wurde engagiert, um sich das Batmobil für die Fernsehserie auszu denken und zu bauen – innerhalb von drei Wochen.

The Silver Age of DC ComicsDie Superhelden im Raumfahrts-zeitalter. von Paul Levitz, 396 Seiten€ 39,99

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Page 103: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

„die freiheit – die künst lerische freiheit, eine ganze seite zu gestalten, dinge mit einer ganzen seite anzustellen, mich auszudrücken, zu schreiben, zu zeichnen, geschichten zu erfinden – das riss mich einfach total mit.“ — Neal Adams

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Aus alten EC-Tagen wusste er noch, wie man Künstler findet, sie erkennt, denn er konnte zeichnen, aber er wollte als Redakteur arbei-ten. Was passierte, war, dass sich DC verän-derte – durch meinen, aber auch Carmines Einfluss. Carmine suchte nach Talenten, aber die Talente, die ich für DC Comics fand, schufen ungeheure Kunstwerke. Ich brachte junge Künstler zu DC. Einige gingen zu Marvel. Auch im redaktionellen Bereich bildete sich eine Clique von Leuten, die sich in der Kunst und im Schreiben auskannten. Wir waren alle Teil der gleichen Gruppe, und Carmine war dafür verantwortlich.

Hatte das damit zu tun, dass die Verkaufs-zahlen bei Marvel Mitte der sechziger Jahre stiegen?Die Herausforderung kam von Marvel. Was Kirby tat, war, Stan Lees sechsseitige Horror-geschichten zu nehmen und sie auf Heft-länge zu strecken. Das ist der Unterschied zwischen DC- und Marvel-Comics: Alle Figuren bei DC waren aufgrund ihrer Ge-schichte Amerikaner wie aus dem Ei gepellt – sie strahlten, hatten gute Arbeitsplätze und geheime Identitäten. Bei Marvel über-zeugte Jack Kirby Stan Lee von den vier Figuren, die ins Weltall fliegen, von kosmi-schen Strahlen bombardiert werden und als Monster zurückkehren – machen wir die Monster zu Helden! Alle Marvel-Stars waren im Grunde Monster, die zu Superhelden wurden. Bei DC hatten wir Helden mit Goldzähnen: Testpilot, Laborwissenschaft-ler. Das ist noch immer der Unterschied zwischen den Verlagen. Wenn die Menschen über Spider-Man und seine Persönlich keits-probleme reden, dann ist das Teil der Mons-terseite des Superheldengenres, im Gegen-satz zu DC. Batman ist bei DC derjenige, der den Marvel-Figuren am nächsten kommt.

Wovon träumten Sie, als Sie bei DC hereinspazierten?Ich wollte rauskommen, eine Weile Comic-hefte zeichnen, bis ich einen Weg finden

würde, Illustrationsarbeit zu machen und dann auszusteigen. Ich hatte kein Interesse daran, Comics zu machen – sie waren ein Schritt abwärts. Entweder bekäme ich einen neuen Zeitungsstrip, oder ich würde Illustrator. Ich hatte eine Mappe – ich brauchte sechs Monate, sie zusammenzu-stellen. Ich ließ sie in einer Werbeagentur, und als ich sie wieder abholen wollte, war sie verschwunden. Sechs Monate Arbeit! Also machte ich Comics, etwas Werbung, versorgte meine Familie. Dann geschah etwas. Ich weiß nicht, wann es passierte, wie es passierte, aber ich verliebte mich ein-fach in Comichefte. Ich hatte nicht damit gerechnet.Die künstlerische Freiheit, eine ganze Seite zu gestalten, Dinge mit einer ganzen Seite

anzustellen, mich auszudrücken, zu schrei-ben, zu zeichnen, Geschichten zu erfinden – das riss mich total mit. Ich verliebte mich, völlig unerwartet und gegen meinen Willen. Als Kind mochte ich es, aber ich hatte eine Karriere, um die ich mich kümmern musste, eine Familie, für die ich verantwortlich war – und ich verliebte mich in die Comics. Und es macht mir heute mehr Spaß als je zuvor.

oben: Titelbild MAD Nr. 105 Links: Paul Levitz beim Lesen von MAD Nr. 105, 1966. Linke Seite: George Barris wurde engagiert, um sich das Batmobil für die Fernsehserie auszu denken und zu bauen – innerhalb von drei Wochen.

The Silver Age of DC ComicsDie Superhelden im Raumfahrts-zeitalter. von Paul Levitz, 396 Seiten€ 39,99

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Page 104: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Wir fragten eine ausgewie sene Expertin: Amy Cappellazzo, Leiterin der Abteilung für Gegenwarts kunst bei Christie’s.

Schaut man sich Sid Tillims Play-boy-Artikel “The Fine Art of Acquiring Fine Art” aus dem Jahr 1962 noch einmal genauer an, sieht man eine Gruppe kultivierter Damen und Herren eine

Auswahl abstrakter Gemälde bewundern, die für einen der glorreichsten Momente in New Yorks Geschichte als Kunstmetropole stehen. Die Abstrakten Expressionisten Jackson Pollock, Willem de Kooning, Philip Guston und Franz Kline hatten mit der Radikalität ihrer Malerei die Kunst der Nachkriegszeit dominiert. Der Pollock, der damals auf $ 40.000 taxiert wurde (was auch zu jener Zeit kein Pappenstiel war), ist heute locker das 1.500fache davon wert. Der de Kooning mit dem Titel Duck Pond wurde 1962 mit $ 20.000 ausgezeichnet und dann 1997 bei Christie’s für $ 530.500 versteigert. Eine Zeit lang befand sich das Werk sogar im Besitz von Hugh Hefner. Und heute? Er läge wohl im Bereich von $ 15 Millionen, je nachdem, welchen Zeitpunkt man auf dem heißumkämpften globalen Kunstmarkt von heute erwischt. Jasper Johns und Robert Rauschenberg – Leo Castellis Stars aus den 50ern – werden im Artikel zwar erwähnt, die gezeigte Szene datiert aber eindeutig vor jenem Zeitpunkt, als diese Pop-Art-Spiel verderber und Andy Warhol in der Kunstszene das Heft in die Hand nahmen. Rauschenbergs Factum II, damals für $ 4.000 zu haben, ziert seit Langem die Wände des MoMA in New York. Eine aktu-alisierte Version dieser Szene mit den Künstlern und Trendsettern von heute sähe wohl ein wenig anders aus. Zweifellos haben Was-wäre-wenn-Spekulationen, zu denen schillernde Beispiele wie dieser alte Artikel verführen, ihren Reiz – vor allem aber lehren sie uns eines: man muss an die Kunst der eigenen Epoche glauben. In diesem Sinne ein Hoch auf das Hier und Jetzt!

Was wäre, wenn …… Sie 1962 auf den Kunstverstand des Playboy gehört hätten?

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„Der Pollock, der damals für $ 40.000 zu haben war, ist heute locker das 1.500fache wert.“—Amy Cappellazzo

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Page 105: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Wir fragten eine ausgewie sene Expertin: Amy Cappellazzo, Leiterin der Abteilung für Gegenwarts kunst bei Christie’s.

Schaut man sich Sid Tillims Play-boy-Artikel “The Fine Art of Acquiring Fine Art” aus dem Jahr 1962 noch einmal genauer an, sieht man eine Gruppe kultivierter Damen und Herren eine

Auswahl abstrakter Gemälde bewundern, die für einen der glorreichsten Momente in New Yorks Geschichte als Kunstmetropole stehen. Die Abstrakten Expressionisten Jackson Pollock, Willem de Kooning, Philip Guston und Franz Kline hatten mit der Radikalität ihrer Malerei die Kunst der Nachkriegszeit dominiert. Der Pollock, der damals auf $ 40.000 taxiert wurde (was auch zu jener Zeit kein Pappenstiel war), ist heute locker das 1.500fache davon wert. Der de Kooning mit dem Titel Duck Pond wurde 1962 mit $ 20.000 ausgezeichnet und dann 1997 bei Christie’s für $ 530.500 versteigert. Eine Zeit lang befand sich das Werk sogar im Besitz von Hugh Hefner. Und heute? Er läge wohl im Bereich von $ 15 Millionen, je nachdem, welchen Zeitpunkt man auf dem heißumkämpften globalen Kunstmarkt von heute erwischt. Jasper Johns und Robert Rauschenberg – Leo Castellis Stars aus den 50ern – werden im Artikel zwar erwähnt, die gezeigte Szene datiert aber eindeutig vor jenem Zeitpunkt, als diese Pop-Art-Spiel verderber und Andy Warhol in der Kunstszene das Heft in die Hand nahmen. Rauschenbergs Factum II, damals für $ 4.000 zu haben, ziert seit Langem die Wände des MoMA in New York. Eine aktu-alisierte Version dieser Szene mit den Künstlern und Trendsettern von heute sähe wohl ein wenig anders aus. Zweifellos haben Was-wäre-wenn-Spekulationen, zu denen schillernde Beispiele wie dieser alte Artikel verführen, ihren Reiz – vor allem aber lehren sie uns eines: man muss an die Kunst der eigenen Epoche glauben. In diesem Sinne ein Hoch auf das Hier und Jetzt!

Was wäre, wenn …… Sie 1962 auf den Kunstverstand des Playboy gehört hätten?

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„Der Pollock, der damals für $ 40.000 zu haben war, ist heute locker das 1.500fache wert.“—Amy Cappellazzo

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Page 106: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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THE ART WORLD IN YOUR HANDS EVERY MONTH

Only The Art Newspaper fully illuminates the world in which art happens. It reports on everything from antiquity to the contemporary. Every month we bring you the important stories from around the globe.

You can also fi nd out more about the personalities, the artists, the events, the sales and the latest market trends. You will have a front-row seat for debates and controversies. You will be stimulated by strong opinions from our new art market and business section within The Art Newspaper 2, and will be able to plan your visits to forthcoming events using our new exhibitions section.

SUBSCRIBE NOW FOR £85 A YEAR Contact us, quoting code TASCH2013Phone: 0844 322 1752 (UK), +44 (0)1604 251495 (RoW)Visit: www.theartnewspaper.com/subscribeEmail: [email protected]

_magazin 2013-01_D.indb 104 25.09.13 17:54

— 105 —

Hugh Hefner’s PlayboyEine illustrierte Autobiografie in sechs Bänden mit Höhepunkten aus der Glanzzeit des Playboy 1.910 Seiten€ 99,99

Wer hätte 1962 $ 100.000 in Kunst investiert und heute ein Vermögen von $ 120 Millionen?Natürlich ein Playboy-Leser!Diese prächtige Anthologie in sechs Bänden lässt noch einmal die ganze Dekadenz, Raffinesse und den Esprit der Mutter aller Männermagazine und ihres Schöp-fers Hugh M. Hefner auferstehen. In seiner mit den besten Playboy-Artikeln der Zeit zwischen 1953 und 1979 gespickten Autobiografie schildert Hefner den Einfluss, den seine Zeitschrift gehabt hat, ver-gisst aber natürlich auch nicht, die schärfsten Centerfolds zu prä-sentieren. Erstklassige Beiträge von Kultautoren wie Gore Vidal, Norman Mailer und Jack Kerouac stehen neben literarischen Debat-ten, Artikeln über Design, Porträts von Jazzmusikern, Kunstkritiken und einigen der legendärsten Play-boy-Interviews, unter anderem mit Martin Luther King, John Lennon, Richard Nixon und Roman Polanski. Mit einer Fülle nie zuvor veröffentlichter Ephe-mera aus Hefners Privatarchiv ist dies die definitive Geschichte einer Zeitschrift, die Einstellungen und Ansichten in vielerlei Richtungen liberalisiert hat.

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Page 107: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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THE ART WORLD IN YOUR HANDS EVERY MONTH

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1998€ 20

1998€ 25

1996€ 25

1996€ 100

2007€ 30

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2000€ 20

2008€ 150

1998€ 25

€ 180(720%)

€ 225(900%)

€ 3.000(3.000%)

€ 90(450%)

€ 300(1.000%)

Heutiger Wert

€ 280(185%)

€ 150(600%)

€ 165(660%)

€ 115(575%)

Hohe RenditeAuch unsere unlimitierten Ausgaben, die dem TASCHEN-Credo folgen,

hochwertige Bücher zu erschwinglichen Preisen anzubieten, können eine lohnende Geldanlage sein. Hier einige Beispiele, zu welchen Preisen

vergriffene Ausgaben derzeit antiquarisch gehandelt werden und welchen Wertzuwachs sie gegenüber dem Ursprungspreis erzielt haben.

Taschen_Investment_magazin 2013_D.indd 106 26.09.13 13:21

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1991€ 15

2003€ 30

1998€ 20

2005€ 150

2001€ 50

1996€ 20

1997€ 35

1993€ 50

€ 100(666%)

€ 510(1.460%)

€ 810(540%)

€ 210(1.050%)

€ 115(575%)

€ 160(530%)

€ 150(300%)

€ 2.450(4.900%)

Kleiner Einsatz – großer Gewinn! Nicht nur TASCHENs Limited Editions erzielen formidable Gewinnmargen. Die Preise hier unten stellen einen Mittelwert dar, ermittelt im August 2013, bei den vier größten antiquarischen Onlinebuchhändlern für den Zustand „Neu“ bis „Fast neu“.

Taschen_Investment_magazin 2013_D.indd 107 26.09.13 13:21

Page 109: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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Heutiger Wert

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€ 100(666%)

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Film

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n. A

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ight

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eser

ved

.

Taschen_Investment_magazin 2013_GB.indd 108 23.09.13 17:32

Ein neuer Laden in Springfield!Mir wurde klar, dass ich nicht mehr der Jüngste war, als meine Kinder mir vor etwa 20 Jahren sagten, ich sähe so aus und würde mich so benehmen wie dieser Typ im Fern­sehen – Homer Simpson. Ich hatte keine Ahnung, wen sie meinten, sah mir aber eine Folge der Simpsons an – und war auf der Stelle total begeistert! Dieser tollpatschige Idiot war genau wie ich! Und er war gleich zeitig eine der größten Erfolgsgeschichten der Popkultur. Einige Jahre später hatte ich das Glück, Matt Groening, Homers genialen Schöpfer, kennen zu lernen und stellte zu meiner Überraschung fest, dass er in einer Folge der Simpsons aus dem Jahr 1996 mein neues Domizil in den Hollywood Hills, das Chemosphere House, eingebaut hatte (die Episode hieß „A Fish called Selma“ und wurde am 24. März 1996 ausgestrahlt). Noch größer war meine Überraschung, als Matt mir zum Geburtstag ein gerahmtes Cel vom Chemosphere House aus dieser Folge schenkte. Natürlich bekam es sofort einen Ehrenplatz in meinem Haus. Aber es kam noch doller: In Springfield eröffnete ein echter TASCHEN­Store! WOO HOO! Das ist wohl der Ritterschlag der Popkultur!

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Ein neuer Laden in Springfield!Mir wurde klar, dass ich nicht mehr der Jüngste war, als meine Kinder mir vor etwa 20 Jahren sagten, ich sähe so aus und würde mich so benehmen wie dieser Typ im Fern­sehen – Homer Simpson. Ich hatte keine Ahnung, wen sie meinten, sah mir aber eine Folge der Simpsons an – und war auf der Stelle total begeistert! Dieser tollpatschige Idiot war genau wie ich! Und er war gleich zeitig eine der größten Erfolgsgeschichten der Popkultur. Einige Jahre später hatte ich das Glück, Matt Groening, Homers genialen Schöpfer, kennen zu lernen und stellte zu meiner Überraschung fest, dass er in einer Folge der Simpsons aus dem Jahr 1996 mein neues Domizil in den Hollywood Hills, das Chemosphere House, eingebaut hatte (die Episode hieß „A Fish called Selma“ und wurde am 24. März 1996 ausgestrahlt). Noch größer war meine Überraschung, als Matt mir zum Geburtstag ein gerahmtes Cel vom Chemosphere House aus dieser Folge schenkte. Natürlich bekam es sofort einen Ehrenplatz in meinem Haus. Aber es kam noch doller: In Springfield eröffnete ein echter TASCHEN­Store! WOO HOO! Das ist wohl der Ritterschlag der Popkultur!

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Page 112: TASCHEN Magazin Winter 2013/14 (deutsche Ausgabe)

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