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TC-Vortrag 04 34/161 Waschen – Bleichen – Färben 5 Anlagen und Quellen 5.1 Bildmaterial 5.1.1 Bleichen

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Anlage 1 von 2 zum Vortrag zu den Themenbereichen Waschen, Seife, Bleichen und Färben mit natürlichen und künstlichen Farbstoffen bis 1871. In den separaten Anlagen finden Sie auch neuere Hintergrundinformationen nach 1871 ...Beachten Sie auch den ersten Teil, das Scriptum zum öffentlichen Vortrag vom 10.11.2013 in der Wäscherei von Tucson auf AZ Arizona, Teil der größten deutschsprachigen WildWest-Simulation auf SecondLife

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TC-Vortrag 04 34/161 Waschen – Bleichen – Färben

5 Anlagen und Quellen

5.1 Bildmaterial

5.1.1 Bleichen

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TC-Vortrag 04 35/161 Waschen – Bleichen – Färben

Bleicherei um 1800 in Wuppertal

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TC-Vortrag 04 36/161 Waschen – Bleichen – Färben

5.1.2 Indigo

Indische Indigo-Pflanze Indigofera spec.blühend

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TC-Vortrag 04 37/161 Waschen – Bleichen – Färben

Indigopflanze

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TC-Vortrag 04 38/161 Waschen – Bleichen – Färben

Indigoterie – Manufaktur von der Pflanze zum Farbstoff (oben) Indigopaste (unten)

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TC-Vortrag 04 39/161 Waschen – Bleichen – Färben

Indigo-Küpe mit zu färbendem Garn

Färber beim Färben eines Tuches

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TC-Vortrag 04 40/161 Waschen – Bleichen – Färben

Indigofarbstoff und gefärbtes Garn

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TC-Vortrag 04 41/161 Waschen – Bleichen – Färben

indigogefärbtes Garn erhält durch Trocknen an der Luft seine endgültige Farbe

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TC-Vortrag 04 42/161 Waschen – Bleichen – Färben

Vertiefung der Indigofärbung durch mehrmaliges Färben in der Küpe

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TC-Vortrag 04 43/161 Waschen – Bleichen – Färben

Lactarius indigo

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5.1.3 Safran

Crocus sativus

Safran (von arabisch/persisch za'farān زعفران , „Safran“, wissenschaftlicher Name Crocus sativus) ist eine Krokus-Art, die im Herbst violett blüht. Aus den Stempeln ihrer Blüten wird das ebenfalls Safran genannte Gewürz gewonnen.

Diese Pflanzenart ist eine triploide Mutante des auf den ägäischen Inseln und auf Kreta beheimateten Crocus cartwrightianus. Sie ist wegen des dreifachen Chromosomensatzes unfruchtbar und kann nur vegetativ durch Knollenteilung vermehrt werden. Die Stammform Crocus cartwrightianus besitzt deutlich kürzere, aber ebenfalls aromatische Stempelfäden.

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TC-Vortrag 04 45/161 Waschen – Bleichen – Färben

Jede Blüte enthält einen sich in drei Narben verzweigenden Griffel. Nur diese süß-aromatisch duftenden Stempelfäden werden getrocknet als Gewürz verwendet. Um ein Kilogramm von ihnen zu gewinnen, benötigt man etwa 150.000 bis 200.000 Blüten aus einer Anbaufläche von ca. 1000 Quadratmetern; die Ernte ist reine Handarbeit, ein Pflücker schafft 60 bis 80 Gramm am Tag. Hinzu kommt, dass Safran nur einmal pro Jahr im Herbst (und das nur für etwa zwei Wochen) blüht. Deshalb zählt Safran zu den teuersten Gewürzen. Im Einzelhandel zahlt man ca. 19 Euro pro Gramm.

Die Safran-Pflanze stammt aus der Familie der Schwertliliengewächse und ist eine mehrjährige Krokusart. Die Safranknolle treibt erst im Herbst und überdauert den Rest des Jahres im Boden. Safran wird fälschlicherweise oft in die Kategorie der Zwiebelgewächse eingeteilt, jedoch handelt es sich beim Safran um eine Knollenpflanze.

Die Blüte der Safran-Pflanze ist aus 6 fliederfarbenen Perigonblättern aufgebaut, welche in der Blütenröhre münden. Jede Safran-Pflanze produziert jährlich einen hellgelben Griffel, der sich innerhalb der Blütenröhre befindet. Dieser hellgelbe Griffel teilt sich am oberen Ende der Blüte in drei 2,5 cm – 3,5 cm lange rote Narbenäste. Diese 3 Narbenäste stellen nach der Ernte das fertige Safrangewürz dar.

Safran schmeckt bitter-herb-scharf, was bei normaler Dosierung – anders als der typische Duft – nicht zum Tragen kommt, und enthält Carotinoide, vor allem Crocin, die dafür verantwortlich sind, dass mit Safran gewürzte Gerichte sich intensiv goldgelb färben. Weiter enthält er den Bitterstoff Safranbitter, aus dem sich beim Trocknen teilweise der für das Safranaroma verantwortliche Aldehyd Safranal bildet. Weitere Aromastoffe sind unter anderem Isophorone. In Europa bekannte Gerichte, die Safran enthalten, sind Bouillabaisse, Risotto alla milanese, schwedische Lussekatter (ein Süßgebäck) und Paella. Im Iran werden besonders Reisgerichte gerne mit Safran verfeinert.

Safran muss vor Licht und Feuchtigkeit geschützt in fest schließenden Metall- oder Glasgefäßen aufbewahrt werden, da das Gewürz am Licht schnell ausbleicht und sich das ätherische Öl relativ leicht verflüchtigt.

Um den aromatischen Duft zu bewahren, sollte Safran nicht allzu lange gekocht werden. Es empfiehlt sich, die Narbenschenkel einige Minuten in etwas warmem Wasser einzuweichen und mit der Flüssigkeit gegen Ende der Garzeit dem Gericht zuzugeben. Eine noch intensivere Färbung erhält man, wenn die Safranfäden frisch gemörsert werden.

Von Zeus wird in einer Sage aus der griechischen Mythologie berichtet, dass er auf einem Bett aus Safran schlief und bereits die Phönizier verwendeten Safran als Heil- und Gewürzmittel. Kennengelernt hatten sie ihn vermutlich von den Indern. Schon in der Antike war er ein Luxusartikel. Auf das Fälschen oder Verschneiden von Safran standen hohe Strafen.

Reiche Römer streuten Safranfäden auf ihre Hochzeitsbetten – möglicherweise eine Erklärung für den lateinischen Spruch dormivit in sacco croci („er schlief in einem Bett aus Safran“), womit ein Zustand unbeschwerter Heiterkeit gemeint war. Fest steht, dass es in vielen Kulturen Brauch war, den Hochzeitsschleier mit Safran gelb zu färben.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Österreich das Anbauzentrum Mitteleuropas. Der Safran höchster Qualität wurde auch als Crócus austriacus bezeichnet.

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TC-Vortrag 04 46/161 Waschen – Bleichen – Färben

Safran wurde auch als Farbmittel eingesetzt; der wasserlösliche Farbstoff Crocetin ist in der Pflanze glycosidisch an das Disaccharid Gentiobiose gebunden; diese Verbindung wird als Crocin (siehe oben) bezeichnet. Bereits Plinius erwähnt Safran als Farbmittel. Es wurde auch eingesetzt, um Goldschriften zu imitieren, oder um Zinn oder Silber wie Gold erscheinen zu lassen. Es wurde auch in Mischungen mit anderen Pigmenten oder Farbstoffen verwendet.

Crocetin

Gentobiose Crocin

Safranfäden (getrocknet)

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TC-Vortrag 04 47/161 Waschen – Bleichen – Färben

5.1.4 Krapp

Rubia tinctorum

Der Färberkrapp (Rubia tinctorum), auch Echte Färberröte, Krapp genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Diese Kulturpflanze ist eine traditionelle Färbepflanze. Die Bezeichnung „Rubia“ (bis heute der wissenschaftliche Gattungsname) verliehen die Römer dem Krapp, weil seine Wurzel roten Farbstoff enthält.

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Färberkrapp umfasst den östlichen Mittelmeerraum und Vorderasien. In Mittel- und Westeuropa ist der Färberkrapp aus der Kultur verwildert. Der Lebensraum der wärmeliebenden Pflanze sind Äcker, Weinberge, Schuttplätze und Wegränder. In Deutschland kommt der Färberkrapp selten in Rheinland-Pfalz und Sachsen vor, in Sachsen-Anhalt gilt er als ausgestorben.

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TC-Vortrag 04 48/161 Waschen – Bleichen – Färben

Wichtigste Inhaltsstoffe des Färberkrapps sind Di- und Trihydroxyanthrachinon-Glycoside, insbesondere des 1,2-Dihydroxyanthrachinons (Alizarin).

Die kristallisierende, zitronengelbe Ruberythrinsäure ist ein Primverosid (Glycosid des Disaccharids Primverose, Alizarin-2-O-β-primverosid) und damit Vorstufe und Speicherform des Farbstoffs Alizarin.

Der Farbstoffgehalt der Krappwurzel erreicht etwa 5 bis 7 % in der Trockenmasse. Daneben enthält Färberkrapp in geringeren Mengen Rubichlorsäure, Zitronensäure und andere Pflanzensäuren, Gerbstoffe, Pectinstoffe, bis zu 15 % Gesamtzucker, Eiweiß und etwas fettes Öl.

blühende Krapp-Pflanze

Vorstufe des Alizarins

Krappwurzeln

Der Färberkrapp spielte von der Antike bis zur Entdeckung der synthetischen Herstellung von Alizarin eine zentrale Rolle als Färbepflanze in Mitteleuropa und im gesamten Mittelmeergebiet. Es ist eine der ältesten Farbmittel der Menschheit und verglichen zu anderen Färbemitteln, die ein Rot ergaben, verhältnismäßig preisgünstig.

Die Krappwurzel war eine der wichtigsten Kulturpflanzen und ein wichtiges Handelsgut zwischen Asien und Europa. Angebaut wurde er bereits im Altertum von den Ägyptern, den Persern, den Griechen und den Römern. Im pharaonischen Ägypten ist Krapp ab der 18. Dynastie (1552-1306 v. Chr.) nachweisbar. Plinius der Ältere erzählt von Krappkulturen, auch im Papyrus Holmensis wird er mehrfach erwähnt, u. a. zum Überfärben geblauter Wolle zu Purpur empfohlen.

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TC-Vortrag 04 49/161 Waschen – Bleichen – Färben

In historischer Zeit war das Färben mit Färberkrapp jedoch durchaus anspruchsvoll. Die Qualität der verwendeten Wurzeln schwankte stark und das Färbeergebnis wurde auch von der Außentemperatur beeinflusst. Verhältnismäßig häufig war das Farbergebnis ein Orange oder Ziegelrot, das Färber preisgünstiger mit anderen Pflanzen erzielen konnten.

Gegen Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit waren es vor allem Färber des Osmanischen Reiches und Indien, die konsistent den gewünschten Farbton erzielten. Dazu trug auch bei, dass das beste Farbergebnis mit Färberkrapp erzeugt wurde, wenn auf Baumwolle gefärbt wurde. Dieses Material war zu diesem Zeitpunkt jedoch in Europa verhältnismäßig unbekannt.

Das sogenannte „Türkische Rot“ wurde mit einem drei- bis viermonatigen Verarbeitungs-prozess erzielt, der mehr als ein dutzend Schritte umfasste. Detaillierte Kenntnisse über die einzelnen Arbeitsschritte wurden in Europa erst im 18. Jahrhundert bekannt.

Zum Färben wurden die drei Jahre alten Rhizome im Frühjahr und Herbst ausgegraben, in Öfen getrocknet und zerkleinert. Frisch ist das Rhizom innen gelb, erst beim Trocknen entwickelt sich der rote Farbstoff (Alizarin). Neben Alizarin (6-10% in der Trockenmasse) sind Purpurin, Anthrachinon und andere organische Verbindungen in der Wurzel enthalten.

Der Farbton kann, je nach Beize und Extraktionsart, zwischen einem kräftigen Rot, einem Rot-Orange und Rosa schwanken. Zusammen mit Alaun als Beize wurde vor allem Wolle rot gefärbt, und mit Eisenbeize erzielte man schwärzliche Farbtöne. Die Farbe zeichnet sich als Textilfarbe durch eine hohe Lichtechtheit und Waschbeständigkeit aus.

Bekannte Anwendungen sind bzw. waren türkische Kopfbedeckungen (Fes) und historische Uniformen. Die geschälte und gemahlene Wurzel der Färberröte wurde früher auch als Grapp bezeichnet.

Geschichte des Anbaus in Mitteleuropa und im Orient

Die Benediktiner waren es wohl, die die Pflanze über die Alpen brachten, und Karl der Große empfahl dringend ihre Kultur. Wichtige Anbaugebiete lagen im Mittelalter im niederländischen Zeeland (seit dem 12. Jahrhundert), am Oberrhein (Elsass, seit dem 13. Jahrhundert). Im Mittelalter war Speyer für den roten Farbstoff (Speyerer Rot) bekannt, der aus Krapp gewonnen wurde. Dieser wurde in größerem Umfang in der Umgebung der Stadt angebaut. Kleinere Anbaugebiete gab es um Braunschweig, in Frankreich (Provence), Spanien (Kastilien) und Ungarn. Der Elsässer Krapp, die „Hagenauer Röte“, war weit berühmt und wurde in bedeutenden Mengen ausgeführt. Sie hat im Mittelalter mit zum Reichtum der freien Reichsstadt Straßburg beigetragen.

Große Anbaugebiete gab es auch in Frankreich, besonders um das Städtchen Senlis bei Paris. Im 15. Jahrhundert nahm Holland die führende Stellung im Krappanbau ein, in den folgenden Jahrhunderten überflügelten es die Franzosen durch intensive Kultivierung in Südfrankreich und im Elsass. Als hier der Krappanbau durch die Revolutionswirren nach 1789 zum Erliegen gekommen war, befahl Louis-Philippe (1830–1848), dass die französischen Soldaten mit Krapp gefärbte rote Hosen zu tragen hätten. Durch diese Anordnung konnte Frankreich den Krappanbau fördern und seine bedeutende Stellung als Lieferant des Farbstoffs zurückerobern. Im Jahre 1868 kam Krapp im Werte von 25 Mio. Reichsmark in den Handel. In den Niederlanden war die Pflanze bis ins 19. Jahrhundert eines der Hauptexportprodukte der Insel Schouwen-Duiveland.

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TC-Vortrag 04 50/161 Waschen – Bleichen – Färben

Im Orient waren extrem komplizierte Färbetechniken unter Verwendung fetter Öle (Türkischrotöl) bekannt, mit denen ein sehr farbintensives Rot erzielt werden konnte (Türkisch Rotgarn). Verwendet wurde der Farbstoff unter anderem, um die traditionelle türkische Kopfbedeckung, den Fes, zu färben. Färberkrapp kam auch bei indischen Textilien seit dem 17. Jahrhundert zum Einsatz. Auch die herrlichen Rotfarben in Elsässer Trachten waren nur mit Krapp möglich. Krapp wurde auch in der mittelalterlichen Tafelmalerei eingesetzt, da sein rotbraunes bzw. rosa Farbmittel nicht so lichtempfindlich war, wie das nuancenreichere Farbmittel aus dem teuren Brasilholz, das dementsprechend häufiger in der Buchmalerei eingesetzt wurde.

Seit man 1869 den Farbstoff Alizarin auch synthetisch aus Steinkohleteer herstellen konnte, ging der wesentlich teurere Krappanbau drastisch zurück. Erstmals synthetisierten die deutschen Chemiker Carl Graebe, Carl Liebermann und Heinrich Caro den Krappfarbstoff. Heute spielt Färberkrapp ebenso wie andere Färberpflanzen mengen- und wertmäßig keine Rolle mehr und werden nur in sehr kleinen Nischen nachgefragt. Ein kommerzieller Anbau ist entsprechend kaum mehr vorhanden, lediglich in den Niederlanden werden jährlich etwa 50 ha Färberkrapp angebaut.

5.1.5 Färberwau

Der Färber-Wau (Reseda luteola), auch Färberwau, Färber-Resede, Echter Wau, Gelb- oder Gilbkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Resedagewächse (Resedaceae). Sie ist in Westasien und dem Mittelmeergebiet beheimatet und ist in weiten Gebieten Europas als alteingebürgert (Archäophyt). Es handelt sich um eine alte Färberpflanze.

Luteolin heisst der im Färber-Wau vorkommende Farbstoff. Er wird auf Tonerdehydrat niedergeschlagen. Luteolin gilt als der beständigste gelbe Pflanzenfarbstoff. Die Farbe wird unter der Bezeichnung Gelblack in den Handel gebracht. Der gelbe Lack ist eine ausgesprochene Lasurfarbe und ergibt als Ölfarbe auf einem hellen Untergrund lasiert einen warmen, dunkelgoldgelben Ton. Es ist zu vermuten, dass der Färber-Wau wie Krapp und Indigo schon sehr früh zum Färben verwendet wurde. Ein Depot mit Samen der Pflanze konnte am schweizerischen Pfäffikersee nachgewiesen werden (8000 vor Chr.). Vermutlich nutzten auch die Römer den gelben Farbstoff zum Färben ihrer Hochzeitsgewänder.

Färber-Wau ist eine sommergrüne, ein- bis zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 40 bis 150 Zentimeter erreicht. Die steif aufrechten Stängel sind verzweigt. Die im ersten Jahr in einer grundständigen Rosette und im zweiten Jahr wechselständig und spiralig am Stängel angeordneten Laubblätter sind fast sitzend. Die ungeteilten, kahlen Blattspreiten sind linealisch bis lanzettlich mit ganzem Rand, der oft gewellt ist.

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TC-Vortrag 04 51/161 Waschen – Bleichen – Färben

Färber-Wau

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TC-Vortrag 04 52/161 Waschen – Bleichen – Färben

Im steifen, traubigen Blütenstand stehen viele Blüten dicht zusammen. Die Blütenstandsachse verlängert sich bis zur Fruchtreife. Der Blütenstiel ist höchstens 2,5 Millimeter lang. Die geruchlosen, zwittrigen Blüten sind zygomorph und vierzählig. Es sind meist vier, selten drei, Kelchblätter vorhanden. Die vier Kronblätter sind hellgelb. Das obere Kronblatt ist vier- bis fünfzipfelig, die seitlichen sind dreizipfelig. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und September.

Der Fruchtstand trägt zahlreiche Kapselfrüchte. Die aufrecht stehenden Kapselfrüchte sind bei einer Länge von 2 bis 4 Millimeter kugelig und enthalten viele Samen. Die sehr kleinen Samen sind nur 0,2 Mikrogramm schwer. Die Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober.

Der Färber-Wau ist eine zweijährige Halbrosettenpflanze, Hemikryptophyt und ein Tiefwurzler. Blütenökologisch handelt es sich um unauffällige, homogame „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Gelbfärbung der Kronblätter wird durch das Flavon Luteolin hervorgerufen. Die Blüten sind selbstfertil und ihr Nektarium ist überdeckt. Bestäuber sind vor allem kleinere Wildbienen, Fliegen und Käfer.

Es handelt sich um Kapselfrüchte mit einer endständigen Pore. Bereits junge Früchte sind an der Spitze geöffnet. Sie sind Wind- und Tierstreuer. Die winzigen Samen besitzen ein schwarzes Elaiosom, das die Ausbreitung durch Ameisen begünstigt. Außerdem erfolgt Menschenausbreitung. Wegen der Kleinheit der Öffnung der Fruchtkapsel werden sie Samen nur sehr allmählich ausgestreut. Die winzigen Samen sind langlebige Kälte- und Lichtkeimer.

Der Färber-Wau ist in Westasien und dem Mittelmeergebiet beheimatet. Als alte Färber-pflanze ist er in weiten Gebieten Europas als Kulturrelikt alteingebürgert (Archäophyt).

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TC-Vortrag 04 53/161 Waschen – Bleichen – Färben

Lediglich in Skandinavien tritt er nur vereinzelt auf und in Osteuropa fehlt er. Er ist seit der Jungsteinzeit als Kulturbegleiter nachgewiesen. Möglicherweise ist er in Deutschland indigen. Auch in Amerika, Australien und Neuseeland wurde der Färber-Wau eingeschleppt.

Färber-Wau wächst auf Waldschlägen und trockenen Ruderalfluren wie Wegrändern, Schuttplätzen und Gesteinsschutt. Er ist ein Rohboden-Pionier und bevorzugt trockene, nährstoffreiche Standorte. Die Art wächst bis in die montane Höhenstufe.

Der Färber-Wau kann zum Färben von Stoffen genutzt werden. Verwendet werden dabei die oberirdischen Pflanzenteile, wobei vor allem die oberen blühenden Äste reich an den Farbstoffen Luteolin und Apigenin sind (2-4 % Farbstoff in der Trockenmasse). Die Pflanze eignet sich vor allem zum Färben tierischer Fasern wie Wolle und Seide, aber auch von Leinen. Sie wurde auch für Wandfarbe in Wohnräumen verwendet.Der Samen enthält bis zu 40 % Öl, das zu Firnissen verarbeitet werden kann.

Die ältesten Funde von Samen stammen aus jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen am Pfäffikersee und Neuenburgersee sowie am Zürichsee. Es ist jedoch nicht klar, ob die Pflanzen genutzt oder nur mit Saatgut nach Mitteleuropa verschleppt wurden. Für einen sicheren Nachweis der Nutzung zum Färben wären Reste von Blättern oder Stengeln oder massenhaftes Vorkommen von Samen erforderlich. Das Auftreten von weiteren Färberpflanzen in der eisenzeitlichen Siedlung von Hochdorf deutet ebenfalls auf eine solche Nutzung hin. Vergil und Vitruv beschrieben eine Pflanze lutum, die zum Gelb- und Grün-Färben verwendet wurde. Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um den Färber-Wau handelte. Ab dem Mittelalter (12. Jahrhundert) sind wieder Samenfunde bekannt.

Vor der Entdeckung Amerikas war der Färber-Wau in Europa einer der wichtigsten gelben Farbstoffe, angebaut vor allem in England, Frankreich und Deutschland, hier besonders in Thüringen und der Region um Halle. Pflanzen aus nördlicheren Breiten hatten eine geringere Farbwirkung. 1927 wurde Färber-Wau nur noch zum Färben von Seide verwendet. Im Zuge des gestiegenen Interesses an Färberpflanzen wurde stellenweise der Anbau wieder aufgenommen, unter anderem in Deutschland, hier in Thüringen und Brandenburg, und in der Türkei.

Blütenstand

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TC-Vortrag 04 54/161 Waschen – Bleichen – Färben

5.1.6 Rotholz

Caesalpinia echinata ist eine Art in der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Diese stark bedrohte Art ist in der Küstenebene Brasiliens beheimatet. Sie war, bis der Farbstoff synthetisch hergestellt werden konnte, eine wichtige Färberpflanze. Das Holz des Baumes, Brasilholz, Fernambuk oder Pernambukholz genannt, ist für Drechselarbeiten und als Ausstattungsholz verwendbar.

Caesalpinia echinata wächst als mittelgroßer Baum und erreicht Wuchshöhen von meist etwa 12 Metern (8 bis 30 Meter) sowie Stammdurchmesser von maximal 70 Zentimetern. Seine Wachstumsrate ist gering und richtet sich nach den Wachstumsbedingungen wie Bodentyp und Klima, er kommt aber mit ariden Bedingungen zurecht. Seine Borke und Rinde ist bedornt.

Er gedeiht in halbimmergrünen Wäldern und lässt je nach Standort in der Trockenzeit einen Teil seiner Laubblätter fallen. Die wechselständig und spiralig an den Zeigen angeordneten Laubblätter sind zweifach-gefiedert. Es sind fünf bis neun Fiedern erster Ordnung mit 15 bis 20 festsitzenden Fiederblättchen vorhanden.

Die Blütezeit im Bundesstaat São Paulo liegt am Beginn der Regenzeit zwischen August und September. Die Blütedauer eines Exemplars beträgt 10 bis 15 Tage. Meist endständig, selten seitenständig an den Zweigen stehen in aufrechten traubigen Blütenständen viele Blüten

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TC-Vortrag 04 55/161 Waschen – Bleichen – Färben

zusammen. Eine Blüte ist weniger als 24 Stunden lang bestäubungsfähig. Die Blüten duften leicht süßlich nach einer Citrusfrucht. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf freien Kelchblätter sind gelblich-grün. Die fünf Kronblätter sind intensiv gelb mit roter Musterung an ihrer Basis; das untere Kronblatt steht hervor und besitzt ein dunkelrotes Saftmal, das fast die ganze Fläche bedeckt. Es sind zwei Kreise mit je fünf freien Staubblättern vorhanden.

Die 5 mm lang bestachelten Hülsenfrüchte sind bei einer Länge von 6 bis 8 cm und einer Breite von 2 bis 3 cm fast halbmondförmig und schräg. Die Hülsenfrüchte reifen vom Ende der Regenzeit bis zum Beginn der Trockenzeit des folgenden Jahres. Bei Reife öffnen sich die holzigen Hülsenfrüchte mit sich verdrehenden Klappen und enthalten zwei bis drei Samen. Die bräunlichen Samen weisen einen Durchmesser von 1 bis 1,5 cm auf. Die Samen sind so hart, dass bis zum ersten Keimen zwei Jahre vergehen.

Das natürliche Verbreitungsgebiet von Caesalpinia echinata liegt zwischen den Bundesstaaten Rio Grande do Norte und Rio de Janeiro und in Bahia, Espirito Santo, sowie Pernambuco. Caesalpinia echinata gedeiht ursprünglich hauptsächlich im Mata Atlântica, dem Küstenwald entlang der brasilianischen Atlantikküste, einem halbimmergrünen Saisonwald, auf Böden, die sich aus sandigen marinen Ablagerungen entwickelt haben.

Harz und Rinde von Caesalpinia echinata haben eine rötliche Färbung, sie erinnert an die Glut (portugiesisch: brasa) des Feuers. Die etymologische Quelle liegt vielleicht im arabischen Wort "Braza" für hellrot. Daher wohl „pau brasil“ (= direkt übersetzt „glühendes Holz“) und später als Lehnwort Brasilholz ins Deutsche. Aus „pau brasil“ wurde der Name des Landes Brasilien abgeleitet.

Pernambuco ist ein Trivialname für diese Art und der des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco. Andere Trivialnamen sind auf Portugiesisch: brasileto, ibirapitanga, orabutá, pau de tinta und pau rosado; auf Englisch: Brazilwood; auf Spanisch: palo brasil, leño de brasil. Auch andere Arten aus der Gattung der Caesalpinien (Caesalpinia) und der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) werden Brasilholz genannt.

In den ersten dreißig Jahren der portugiesischen Kolonisation (1503–1533) war Brasilholz das einzige Produkt, das sowohl durch die Kolonialmacht als auch durch Franzosen aus der Normandie genutzt wurde. Der Portugiese Diogo Alvares Correia, dessen Ankunft zwischen 1509 und 1511 datiert wird, war bald als Zwischenhändler für die Franzosen bekannt.

Aufgrund der großen ökonomischen Bedeutung der Ressource wurde die Kolonie bald Terra do Brasil genannt und lieferte so dem Land den heutigen Namen. Die Ausbeutung dieses Holzes führte bis zum Jahr 1850 zur Vernichtung großer Waldgebiete an der Atlantikküste Brasiliens und zur weitgehenden Dezimierung dieser Art, die heute unter Naturschutz steht. Am 7. Dezember 1978 wurde der „pau brasil“ (Caesalpinia echinata) zum Nationalbaum Brasiliens erklärt.

Das zu den Rothölzern gehörende Brasilholz wurde zur Gewinnung eines kostbaren roten Farbstoffes genutzt. Das Holz wurde seit dem 13. Jahrhundert über italienische Händler aus Indien, Sumatra und Ceylon nach Europa eingeführt. Stoffe, die mit Brasilholz gefärbt wurden, wurden leuchtend scharlach oder karminrot, allerdings verblassten die Farben häufig schnell zu einem dunkleren Rotbraun.

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TC-Vortrag 04 56/161 Waschen – Bleichen – Färben

Der Mangel an geeigneten roten Farbstoffen führte jedoch dazu, dass Brasilholz bis ins 17. Jahrhundert als Färbemittel sehr geschätzt wurde. Der Name „Brasilholz“ ging auf das um 1500 in Brasilien und Jamaika entdeckte Rotholz Fernambuk- (Pernambuk-) und Bahiaholz über. Daneben fand es in der Kolonialzeit Verwendung als Bauholz, zum Drechseln und für die Herstellung von hochwertigen Möbeln.

Heute werden aus Brasilholz vor allem Bögen der unteren und mittleren Qualität für Violinen und andere Streichinstrumente hergestellt. Besonders hochwertiges Holz für den Bogenbau wird nach wie vor als „Fernambukholz“ bezeichnet (auch „Pernambuk“, nach der brasilianischen Provinz Pernambuco), welches von besonders langsam gewachsenen Bäumen auf kargen Böden stammt. Als bestes Bogenholz gilt das englische Fernambuk, die Bezeichnung leitet sich von Vorkommen im ehemaligen Britisch-Guayana ab. Das unbearbeitete Holz für Violinbögen ist bei den CITES-Bestimmungen eingeschlossen.

Der Begriff "Rotholz" bezeichnet eine ganze Reihe verschiedener Holzarten, welche nach den Eigenschaften ihrer färbenden Inhaltsstoffe in zwei Gruppen eingeteilt werden: lösliche Rothölzer und unlösliche Rothölzer. Brasilholz gehört nach dieser Einteilung zu den löslichen Rothölzern. Unlösliche Rothölzer sind beispielsweise Sandelholz, Camholz, Narraholz, Barholz, Muningaholz und Korallenholz.

Farbstoff: 36150 Rotholz, Brasilholz, Lignum fernambuci, C.I. Natural Red 24

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TC-Vortrag 04 57/161 Waschen – Bleichen – Färben

Das beste Fernambukholz kommt aus Brasilien oder Jamaika. Es handelt sich um Caesalpinia crista, einen Baum aus der Familie der Leguminosen. Das Holz ist im Inneren gelblich, aussen rot gefärbt. Der Inhaltsstoff Brasilin wird durch Oxidation in Brasilein umgewandelt und ist sehr eng mit dem im Blauholz enthaltenen Hämatoxylin (bzw. Hämatoxylein) verwandt, beide sind Neoflavonoide. Um den Farbstoff zu gewinnen, stellt man aus dem geraspelten Holz wässrige Auszüge her, welche zunächst gelblich sind, später dann durch Stehen an der Luft rötlich werden. Älteres Holz enthält mehr Farbstoff und die Auszüge sind von Anfang an rötlich. Durch Säuren ändert sich die Farbe zum Gelblichen, Laugen bewirken einen stärkeren Rotton. Mit Hilfe von Salzen können Lacke ausgefällt werden. Zinnsalze ergeben einen karminroten Niederschlag, Eisenvitriol einen violetten. Die Lacke wurden früher z.B. als Münchner Lack, Berlinerrot oder Kugellack gehandelt.

Rotholz wurden schon in alter Zeit in Ostindien zum Färben verwendet. Erst als um 1500 portugiesische Schiffe die Ostküste Brasiliens (zuerst Terra de Brasil, später Brasil genannt) entdeckten, wurde der rotbraune, geruchslose Farbstoff Brasilin nach Europa importiert.

Bis zum 16. Jahrhundert waren Rotholz, Kermes, Krapplack und lac dye die einzigen roten, pflanzlichen Farbmittel. Im Mittelalter wurde der Farbstoff in der Miniaturmalerei und Textilfärberei verwendet. Um ein rotes Farbpigment für die Malerei herzustellen, musste der Farbstoff aus dem Rotholz extrahiert werden. Die dadurch entstandenen gelblich-braunen bis rötlichen Farblacke wurden meist auf Tonerde gefällt und auf Kaolin oder ähnlichen Substrate niedergeschlagen. Der Rotholzextrakt hatte auch zum Rotfärben von Textilien, Hölzern und Tinten eine grosse Bedeutung.

Heute wird er seltener zum Färben dieser Materialien eingesetzt, da er durch synthetische Farbstoffe weitgehend verdrängt ist. Rotholzextrakt wird heute verstärkt zum Färben mikroskopischer Präparate und als Säure-Base-Indikator verwendet.

Obwohl Säuren und Laugen eine Farbtonveränderung der Rotholzextrakte bewirken können, sind bereits gefärbte Materialien gegenüber Säuren und Laugen sehr empfindlich. Auch die Lichtbeständigkeit ist, verglichen mit heutigen Farbstoffen, nur sehr gering. Gefärbt wurde neben Woll- und Baumwollstoffen vor allem auch Leder. Häufig wurden durch Mischen mit Cochenille, Gelbholz oder Blauholz violette, graue oder schwarze Farbtöne erzielt.

Rotholzextrakte (36160) werden durch Eintrocknen wässriger Auszüge hergestellt. Sie sind als Stücke oder in Pulverform im Handel, früher war Rotholzextrakt auch als flüssiger Brei erhältlich. Rotholzextrakte sind etwas schwieriger zu handhaben, teilweise müssen sie sehr lange gekocht werden, bis der Farbstoff wieder in Lösung geht.

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TC-Vortrag 04 58/161 Waschen – Bleichen – Färben

5.1.7 Santelholz

Sandelholz (Santelholz, Santalholz, lat. lignum santalinum, lignum santali, frz. bois de santal, engl. sandal wood) ist eine Handelsbezeichnung für verschiedene Hölzer, die von Bäumen der Gattung Santalum stammen.

Unter diesem Namen kommen zwei mit verschiedenen Eigenschaften und Verwendungen, auch von ganz verschiedenartigen Bäumen stammende Hölzer in den Handel, erstens das rote Sandelholz, ein Farbholz, und zweitens das weiße und gelbe (letztere beiden von dem nämlichen Baum) die in dem Produktionsland, dem östlichen Asien, als ein kostbares wohlriechendes Möbelholz und zu Parfümeriezwecken verbraucht werden, während in Europa nur diese letztere Anwendung stattfindet.

Pterocarpus santalinus in Koehler (1887)

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Das rote Holz, das, zum Teil wenigstens, in den stärksten Blöcken auch Kaliaturholz genannt wird, stammt von einem mächtigen Baum mit Hülsenfrüchten, Pterocarpus santalinus, der in den Gebirgen Ostindiens und Ceylons wächst.

Das Holz kommt sowohl in Blöcken oder Scheiten von 50 kg Gewicht und mehr, als auch geraspelt und gemahlen in feinen wolligen Fasern oder in Pulverform in den Handel. Ein besonders feines, unfühlbare Körnchen bildendes Pulver wird Flugsandel genannt. Das gewöhnliche Pulver benutzt man auch zur Herstellung der roten Räucherkerzchen. Die Farbe ist dunkler oder heller rot, durch Lufteinfluss ins Braune ziehend. Das Holz ist schwer, schwimmt nicht auf dem Wasser, hat grobe gewundene und gekreuzt verlaufende Fasern und ist mit harzglänzenden Kanälen durchzogen.

Von anderen Rothölzern unterscheidet es sich dadurch, dass es weder an kaltes noch an siedendes Wasser seinen Farbstoff abgibt. Er kann aus dem zerkleinerten Holz durch Ethanol (mit blutroter Farbe) oder alkalische Laugen (Sodalösung, violett) ausgezogen werden. Aus der alkalischen Lösung lässt sich der Farbstoff durch Säuren niederschlagen; man kann also die Farbe auf Textilien fixieren, wenn man sie mit jener Lösung tränkt und dann durch ein saures Bad zieht. Doch ist die Farbe so gefärbter Wolle stets ins Violette gehend. Die Wolle nimmt jedoch schon den Farbstoff trotz seiner Unlöslichkeit in Wasser aus dem Holze auf, wenn das feine Pulver mit Wasser und Wolle gekocht wird. Die Farbe ist dann rein rot und wird durch Zusatz einer Beize noch schöner.

Man verwendet das Sandelholz auch in Verbindung mit anderen Holzfarbstoffen zu grünen, bronzenen und braunen Schattierungen auf Wollstoffen. Alkoholische Auszüge des Holzes werden außerdem zum Rotfärben verschiedener Tinkturen, Konditoreiwaren, besonders Likören benutzt.

Das Sandelholz enthält mehrere Farbstoffe, der bekannteste ist das Santalin.

Farbstoff 36180 Sandelholz engl.: sandalwood, frz.: santal, C.I. Natural Red 22

Es handelt sich hier um fein gemahlenes Holz (Sägemehl), nicht um einen Sandelholzextrakt. Sandelholz gehört zusammen mit anderen Hölzern (Narra-, Bar-, Cam-, Muninga- und Korallenholz) in die Gruppe der unlöslichen Rothölzer. "Unlöslich" bezieht sich hierbei nicht auf das Holz selbst, sondern auf die harzähnlichen Inhaltstoffe, welche nur zu einem sehr geringen Prozentsatz wasserlöslich sind.

Ebenso wie bei Rot- und Blauholz handelt es sich um Pterocarpus santalinus, einen Baum aus der Familie der Leguminosen. Pterocarpus santalinus ist in Ostindien und auf Ceylon, sowie in Afrika heimisch. Das Holz ist frisch geschnitten von heller roter Farbe, erst später entsteht durch Oxidationsprozesse ein dunkler, braunroter bis violetter Farbton, welcher auf den Inhaltsstoff Santalin zurückzuführen ist. Der Farbstoff ist ein Gemisch aus Santalin A, B und C und gehört chemisch gesehen der Flavonoidgruppe an. Sandelholz enthält zwischen 15 und 20% Santalin.

Santalin ist in Wasser, sowie in einigen ätherischen Ölen nicht oder nur ganz wenig löslich. In Alkohol und Essigsäure dagegen löst sich der Farbstoff sehr gut mit roter Farbe. Ist der Farbstoff einmal in Lösung gebracht, kann mit Wasser verdünnt werden, ohne dass sich ein Niederschlag bildet. In Äther löst sich Santalin mit gelber Farbe. In alkalischen Lösungen verändert sich der Farbton zu violett. Um Textilien zu färben, stellt man sich einen alkoholischen Extrakt aus Sandelholz her.

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Je nach Beizenart kann man dunkle Rottöne (Zinnsalze), orange bis scharlachrote Töne (Aluminiumsalze) oder Violettöne erzielen (Eisensalze).

Santalinlacke werden mit Hilfe von Natronlauge-Extrakten hergestellt, aus welchen mit verschiedenen Salzen Lacke verschiedener Töne ausgefällt werden:

Alaun dunkelbraun bis purpurrot, feurig

Magnesiumsulfat braunviolett, dunkel

Zinksulfat violettbraun

Bleiacetat rotviolett, sehr farbintensiv

Kupfersulfat tief violettbraun

Fällt man die Lacke auf weisse Substrate, z. B. Gips, kann man auch Rosatöne erzielen.

Quelle: http://kremer-pigmente.de/36180.htm

5.1.8 Blauholz

Farbstoff 36100 Blauholz, Lignum campeche

engl.: logwood, frz.: bois de campêche, C.I. Natural Black 1

Blauholz ist das Kernholz des Blauholz- oder Blutholzbaums Haematoxylum campechianum, einer Pflanze aus der Familie der Leguminosen. Das Holz riecht leicht nach Veilchen. Sowohl Rinde als auch Splintholz sind farbstofffrei. Die Bäume sind heimisch in Mexiko (in den Ländern um die Campechebai im Golf von Mexiko, daher der Name) und im nördlichen Südamerika, in Indien, Westindien, Jamaika, Kuba und anderen Ländern mit ähnlichem Klima.

Im Holz ist ein in die Gruppe der Neoflavonoide gehörendes Glycosid enthalten, welches Hämatoxylin heisst. Beim Lagern des Holzes entsteht aus dem Hämatoxylin der eigentliche Farbstoff Hämatein. Gut gelagertes Holz ist daher frischem Holz vorzuziehen. Heutzutage wird das Holz auch in kleine Schnitzel geschnitten, was den Umwandlungsprozess von Hämatoxylin zu Hämatein durch die vergrösserte Oberfläche des Holzes beschleunigt. Hämatein ist besser in Wasser löslich als Hämatoxylin, es kann durch Auskochen des Holzes gewonnen werden.

Blauholz kann zum Färben (Beizen) von Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide verwendet werden. Je nach zugesetztem Salz erhält man verschiedene Farbtöne: Alaun ergibt blau, Zinn violett und Kupfer, Chrom und Eisen ergeben schwarze Farbtöne. Schwarz gefärbte Stoffe sind sehr lichtecht. Teilweise wurde auch Birkenrinde mit Blauholz zusammen zum Färben verwendet, was die Farbe beständiger machen sollte. Das diesen Färbeverfahren zugrundeliegende Verlackungsprinzip kann auch ohne Fasern durchgeführt werden, und so sind auch Blauholzlacke auf dem Markt. Auch zum Färben von Leder, Papier, Federn, Holz und anderen natürlichen Stoffen wurden Blauholzextrakte eingesetzt.

Obwohl Stoffe mit Blauholz sehr dauerhaft gefärbt werden konnten, gab es beispielsweise in England im 16. Jh. ein Gesetz, welches die Blauholzfärberei mit der Begründung verbot, dass die Farben wenig lichtecht seien. Die Wahrheit ist aber eher, dass Blauholz stark mit der einheimischen Malve konkurrierte.

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5.1.9 Färberdistel, Safflor

Färberdistel, Safflor (Carthamus tinctorius)

Blütenstand getrocknete Blütenblätter

Safflor sind die Blütenblätter der Färberdistel, Carthamus tinctorius. Den getrockneten, leuchtend orangefarbenen Blütenblättern wird durch Einweichen in Wasser der Farbstoff

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entzogen. Der färbende Inhaltsstoff des Safflors ist Carthamin, das auch Safflorcarmin oder Safflorrot genannt wird. Baumwolle und Seide können kirschrot oder in Rosa gefärbt werden. Der Farbstoff ist nicht lichtecht. Safflorcarmin wurde ausser in der Textilfärberei in der Lederfärberei sowie in Schminken oder anderen Kosmetika verwendet. Anwendung fand Safflor auch bei der Verfälschung oder Streckung von echtem Safran.

Carthamin C43H42O22, Carthaminsäure, Safflorrot

5.1.10 Orseille

Die Orseille ist ein purpurner Farbstoff, der aus Flechtenarten der Gattung Rocella, die in Küstennähe wachsen, gewonnen wird. Im Altertum galt er neben dem Purpur der Purpurschnecke als wertvollster Farbstoff. Schon Theophrast beschreibt die Farbwirkung. Im vierten nachchristlichen Jahrhundert nahm die Nutzung des Farbstoffes ab, womöglich wurden die langsamwüchsigen Flechten zu stark dezimiert.

Lange Zeit wurde aus den an Küstenfelsen vorkommenden Flechten der Gattung Roccella und der Art Pertusaria corallina die purpurfarbene Orseille, ein wertvoller Farbstoff, gewonnen. Lackmus ist ebenfalls ein Flechtenfarbstoff, der aus Roccella-Arten gewonnen wird. Auch andere Flechtenarten, etwa Evernia- oder Parmelia-Arten, können zum Färben von Wolle und Stoffen verwendet werden, was in Europa hauptsächlich in Skandinavien und Schottland praktiziert wurde. Vor allem angenehme Gelb- und Brauntöne können erzielt werden. Im Süden Chiles finden für das Färben von Wolle nach wie vor Bartflechten der Gattung Usnea Verwendung. Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné erwähnt in seinem „Plantae tinctoriae“ sechs Färberflechten.

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Rocella phycopsis

Usnea spec

Rocella fuciformis

Zur Herstellung wurden zerkleinerte Rocella-Flechten mit verdünntem Ammoniak oder Urin versetzt und gärten dann einige Tage bis Monate, wodurch der rote Farbstoff Orcein entstand. Als Nebenprodukt erhielt man unter Zugabe von Kaliumcarbonat, Kalk und Leim den tiefblauen Lackmus.

Orcein ist ein organischer Pflanzenfarbstoff aus Flechten und ein Gemisch aus mindestens 14 Stoffen. Orcein (C.I. Natural Red 28) wird als braunrotes, mikrokristallines Pulver gehandelt, das in Wasser, Benzol, Chloroform oder Ether praktisch unlöslich ist, in Alkohol, Aceton oder Eisessig mit roter Farbe und in verdünnten Alkalilösungen mit blauvioletter Farbe löslich ist. Insofern eignet sich eine alkoholische (ethanolische) Lösung von Orcein wie Lackmus als Indikator für alkalische (blauviolett), neutrale (rotviolett) und saure Lösungen (rot).

Aus Orcein lassen sich chromatographisch mindestens 14 Komponenten isolieren. Diese lassen sich in drei Phenoxazin-Chromophore einteilen:

7-Hydroxy-2-phenoxazon, 7-Amino-2-phenoxazon und 7-Hydroxy-2-phenoxazin

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7-Hydroxy-2-phenoxazon (Hydroxy-Orcein)

7-Amino-2-phenoxazon (Amino-Orcein)

7-Amino-2-phenoxazim (Hydroxy-Orceimin)

Orcein war in der Antike, im Mittelalter und der frühen Neuzeit ähnlich wie das Brasilholz ein wichtiger Lieferant für die Rotfärbung von Stoffen. Ähnlich wie Brasilholz verblasste die Farbe sehr schnell. Auf Grund des Mangels an geeigneten Farbstoffen wurde Orcein jedoch häufig verwendet. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches geriet die Verwendung von Orcein in Europa weitgehend in Vergessenheit. Lediglich im Nahen Osten wurde mit diesem Stoff weiter gefärbt. Um 1300 wurde die Verwendung von Orcein als Färbemittel durch einen Florentiner Kaufmann wiederentdeckt und spielte für in den folgenden Jahrhunderten wieder in Europa erneut eine wichtigere Rolle als Färbemittel.

Der basische Farbstoff wird heute (wie auch der Farbstoff Karmin) unter anderem als essigsaure Lösung zum Einfärben von Chromosomen oder Chromatiden in mikroskopischen Präparaten verwendet. Mit einer Lösung von Orcein in einer Natriumcarbonatlösung, die schwach alkalisch wirkt (blauviolette Farbe), lässt sich farblose Wolle einfärben. Nach dem Waschen mit Wasser hat die Wolle eine intensiv rotviolette Farbe. Die so gefärbte Wolle ist jedoch nicht waschecht.

Lackmus ist ein blauer Farbstoff, der sich aus verschiedenen Flechten gewinnen lässt. Er kommt in der Natur wie der mit ihm verwandte Farbstoff Orcein in verschiedenen Flechtenarten vor. Für die Farbstoffgewinnung verwendet wurden früher meist Roccella tinctoria (wächst auf Felsen Makaronesiens (Kap Verde, Kanarische Inseln, Madeira, Azoren) und der Westküste Südamerikas), Roccella fuciformis (Herkunft meist Angola und Madagaskar), Roccella pygmaea (Algerien), Rocella phycopsis, Lecanora tartarea (Norwegen, Schweden), Variolaria dealbata (Pyrenäen und Auvergne), Ochrolechia parella (gesamte Atlantikküste Nordwesteuropas), Parmotrema tinctorum (ebenfalls Kanaren) und verschiedene Parmelia-Arten (weite Verbreitung auf vielen Laubbäumen). Hauptquellen sind heutzutage Roccella montagnei (Mosambik) und Dendrographa leucophoea (Kalifornien).

Er fand früher besonders in den Niederlanden zum Bläuen von Wäsche u. zum Färben von Genußmitteln (Weine, Backwerk, Likör, Käse), Schminke u. Zuckerpapier Verwendung. Für die Textilfärberei ist Lackmus wegen seiner Farbumschläge in Säuren u. Laugen ungeeignet. Heute wird Lackmus ausschließlich als Säure-Base-Indikator verwendet (bei pH 4,5 rot, bei 8,3 blau), und zwar hauptsächlich in Form der wässrigen Lösung (Lackmus-Tinktur) und des Lackmus-Papiers, bei dem es sich um Papierstreifen handelt, die mit schwach saurer oder alkalischer Lackmus-Tinktur imprägniert sind (Reagenzpapier). Der Hauptbestandteil des Lackmus ist polymer aus 7-Hydroxy-2-phenazinon-Chromophoren aufgebaut, was seine Verwandtschaft mit Orcein erklärt.

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TC-Vortrag 04 65/161 Waschen – Bleichen – Färben

Lackmus wurde als chemisches Reagenz um 1300 n.Chr. von dem Arzt und Alchemisten Arnaldus de Villanova erstmals verwendet. Der Name kommt von indogermanischen: leg = tröpfeln und Mus, da man bei der Herstellung den Brei abtropfen ließ.

Struktur von Lackmus mit dunkelblau = Orcinchinonrest, schwarz = Orceinrest, hellblau = Orcinrest und n = 3-5

Ozazin-Protonierung/Deprotonierung