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Ausgabe 3/2010 Dachorganisation der kommunalen Seniorenbeiräte und Seniorenvertretungen in Bayern Teil 1 der Demenz-Reihe: Was man über Demenzen wissen sollte Aus den Regionen: „Großeltern-Gespräche“ Die neuen Alten in der Arbeitswelt: Notwendige Umdenkungs- prozesse zur Berentung Interessantes aus der Praxis: Seniorenpolitik neu gedacht Nachgefragt Interview mit Rupert Englbrecht Nachgefragt Interview mit Rupert Englbrecht Aus den Regionen: „Großeltern-Gespräche“ Die neuen Alten in der Arbeitswelt: Notwendige Umdenkungs- prozesse zur Berentung Interessantes aus der Praxis: Seniorenpolitik neu gedacht

Teil 1 der Demenz-Reihe - LandesSeniorenVertretung Bayern3_2010.pdf · dienten und auch sichtbar alten Diri-gent – aber nichtsdestoweniger voller Vitalität – zu engagieren. Je

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Ausgabe 3/2010

Dachorganisation der kommunalen Seniorenbeiräte und Seniorenvertretungen in Bayern

Teil 1 der Demenz-Reihe: Was man über Demenzen wissen sollte

Aus den Regionen: „Großeltern-Gespräche“

Die neuen Altenin der Arbeitswelt: Notwendige Umdenkungs-prozesse zur Berentung

Interessantesaus der Praxis:Seniorenpolitik neu gedacht

Nachgefragt

Interview mit

Rupert Englbrecht

Nachgefragt

Interview mit

Rupert Englbrecht

Aus den Regionen: „Großeltern-Gespräche“

Die neuen Altenin der Arbeitswelt: Notwendige Umdenkungs-prozesse zur Berentung

Interessantesaus der Praxis:Seniorenpolitik neu gedacht

LSVB_Nachrichten_1_2010 14.09.2010 15:46 Uhr Seite 1

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2 Inhaltsverzeichnis

Inhalt der Ausgabe 3/2010:

2 Inhaltsverzeichnis

3 ImpressumLeitartikel des Vorsitzenden

4 InternHand in Hand ins zweite Halbjahr 2010

5 Wichtiges gleich zu BeginnBayer. Verdienstorden für Staatssekretär Sackmann

6 TitelthemaDie neuen Alten in der Arbeitswelt

8 Interessantes aus der PraxisSeniorenpolitik neu gedacht

10 Demenz-Reihe (Teil 1)Was man über Demenzen wissen sollte

14 Bildung & KulturKulturelle und religiöse Aspekte sind zu trennen

15 GesundheitSöder stellt sich gegen Rösler

16 AktuellesAktuelles zur Seniorenpolitik

19 Nachgefragt…Interview mit Rupert Englbrecht

20 Aus den Regionen20 Seniorenbeirat München21 Seniorenbeirat Aichach22 Seniorenbeirat Augsburg22 Seniorenbeirat Dachau und Karlsfeld22 Seniorenbeirat Gilching23 Seniorenbeirat Main-Spessart23 Seniorenbeirat Schweinfurt23 Seniorenbeirat Würzburg23 Seniorenvertreter des Landkreises Fürth

24 Fachtagungen auf Bayerischer Ebene

25 Ansichts-SacheDinge des Alltags

26 Veranstaltungskalender

27 Zu guter Letzt

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Leitartikel des Vorsitzenden 3

Unsere LSVB-Nachrichten – immer wieder ein Thema beiunseren Mitgliedern, natürlich auch in unseren Gremien.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

die Vorstandschaft und die Geschäftsführung hoffen sehr, dass sie mit der Ge-staltung der Zeitung auf einem guten Weg sind. Mit großer finanzieller Unter-stützung durch das Sozialministerium konnte die Aufmachung – Layout, Bild-bearbeitung, Druck- und Bildqualität erheblich verbessert werden.Alle Vorstandsmitglieder sind bereit, redaktionelle Beiträge für den Inhalt zuübernehmen. Wir haben die Zuständigkeiten in Anlehnung an persönliche In-teressen in verschiedenen Bereiche aufgeteilt:

• Rente, Finanzen, Wirtschaft

• Gesundheit, Ernährung, Sport

• Verbraucherschutz

• Wohnen im Alter

• Bildung, Kultur

• Altersdiskriminierung,Rechtliche Angelegenheiten

• Pflege

• Berichte unsere Mitgliedskommunen

Wir sind gespannt auf Ihre Resonanz!Lassen Sie uns Ihre Meinung wissen. Gerne drucken wir auch den einenoder anderen Beitrag hierzu inunserer nächsten Ausgabe ab.

Übrigens:Unsere LSVB-Nachrichtenerscheinen vier Mal im Jahr:am 01.03., 01.06., 01.09. und am 01.12.

Ihr Walter Voglgsang, 1. Vorsitzender

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4 Intern

Sehr geehrte Seniorinnenund Senioren,

seit dem 1. Juli 2010 vertrete ich mit20 Stunden/Woche die LSVB als Ge-schäftsführerin und möchte mich Ih-nen heute offiziell vorstellen:

Mein Name ist Veronika Schneider, ichlebe mit meinem Partner Wolfgangund meiner fast fünfjährigen TochterSophie in Reichertshofen, Nähe Ingol-stadt.

Nach meinem Abitur im Sommer 2000entschied ich mich für eine Ausbil-dung zur examinierten Altenpflegerinin München. Ich arbeitete in dieserZeit sowohl stationär als auch ambu-lant und ergänzte die Ausbildung imAnschluss daran um eine Fachweiter-bildung in der Gerontopsychiatrie.

Im Herbst 2004 nahm ich mein Stu-dium zur Dipl.-Pflegemanagerin (FH)an der Hochschule Nürnberg auf.Noch während meines Studiums be-gann ich meine berufliche Tätigkeitbei der Alzheimer Gesellschaft Ingol-stadt e. V. und der Ingenium Stiftung(Stiftung für Menschen mit Demenz)als Assistentin der Geschäftsführung.

Berufsbegleitend arbeite ich seit Herbst2008 an meiner Dissertation: „WelcheBesonderheiten des Sterbens gibt esbei Menschen mit Demenz?“. Im März2010 wurde ich als Lehrbeauftragte andie Hochschule Nürnberg berufen.

Die Stellenausschreibung der Landes-seniorenvertretung Bayern im Donau-kurier war für mich eine neue Heraus-forderung.

Seit 1. Juli 2010 bin ich nun als Ihre Ge-schäftsführerin im Amt. Dieser wichti-gen Aufgabe möchte ich mit Engage-ment und großer Freude begegnen.Es gilt, den Interessen der Seniorinnenund Senioren eine wichtige, ernst-zunehmende, gesellschaftspolitischeStimme zu verleihen.

Nachdem ich mir über den Gesamt-bereich der Seniorenpolitik und de-ren unterschiedlichste Handlungs-felder in Bayern einen Überblick ver-schafft habe, sehe ich zu Beginn einenSchwerpunkt in der Entwicklung einesSchulungskonzeptes zur Qualifizie-rung von Seniorenbeiräten und –ver-tretern. Um die Werbung für unserenVerband zu verstärken, gilt es, unsereBroschüre „Wie gründe ich einen Seni-orenbeirat?“ zu modifizieren. Die Er-gebnisse möchte ich Ihnen gerne aufunserer ersten großen Fachtagung„Potenziale wecken – Alter gestalten“am 3. November in Fürth vorstellen.

Soweit es die Zeit erlaubt, werde ichgerne nach und nach die Bezirke besu-chen und mich vor Ort persönlich vor-stellen.Mittelfristig gilt es, die noch weißenFlecken Bayerns für unseren Verbandzu interessieren und zu gewinnen.Darüber hinaus ist mir ein regelmäßi-ger und fruchtbarer Kontakt zu denentsprechenden Referaten vor allem

im Sozialministerium und zur Politikwichtig.

Gemeinsam mit Ihnen, unseren Mit-gliedern, den Damen und Herren imVorstand, aber insbesondere Hand inHand mit Herrn Voglgsang und FrauObst wünsche ich mir, manches zu be-wegen und die LSVB zu einem starkenbayerischen Verband zu entwickeln..

Ich hoffe dabei auch sehr auf IhreUnterstützung und Ihr großes Erfah-rungswissen. Lassen Sie es uns ge-meinsam anpacken!

Herzliche Grüße,

Ihre Veronika Schneider

Mein erster offizieller Termin war dieWahrnehmung unserer Interessen beieiner Fachkonferenz für die Oberpfalzin Weiden „Innovative Projekte in derSeniorenarbeit.“ Auf dieser Tagungkonnte ich den Staatssekretär im So-zialministerium, Markus Sackmann,am Stand der LSVB begrüßen undkennen lernen. Er gratulierte mir zumeiner verantwortungsvollen Aufga-be und wünschte viel Erfolg und einegute Zusammenarbeit.

Hand in Handins zweiteHalbjahr 2010

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Wichtiges gleich zu Beginn 5

Staatssekretär Sackmann bekam alsAuszeichnung für sein Engagementund seine bisherige Arbeit im August2010 den Bayerischen Verdienstordenverliehen. In folgendem Schreiben andie LSVB bedankte er sich für unsereGlückwünsche:

Sehr geehrter Herr Voglgsang,sehr geehrte Frau Schneider,

Die zahlreichen Glückwünsche zudiesem doch sehr besonderen Ereig-

nis haben mich sehr gefreut. Ich ha-be die Auszeichnung aber nicht nurals Bestätigung meiner bisherigenArbeit in den vergangenen Jahr-zehnten empfunden, sondern alsWertschätzung der gesamten Re-gion und der Menschen. Erfolgrei-che politische Arbeit ist nur gemein-sam mit den Bürgerinnen und Bür-gern möglich. Daher sehe ich denBayerischen Verdienstorden als An-erkennung für alle, die sich mit mirfür unsere Heimat engagieren und in

den unterschiedlichsten Bereichenzumeist ehrenamtlich einbringen.Ich habe Politik immer als Dienst fürdie Menschen verstanden. Daher istdie Verleihung des Bayerischen Ver-dienstordens für mich persönlichgleichzeitig auch Ansporn und Ver-pflichtung, diesen Dienst fortzuset-zen und in Zukunft weiterhin mitganzer Kraft für die Anliegen derMenschen zu arbeiten.

Nochmals herzlichen Dank für dieGlückwünsche.

Mit freundlichen GrüßenMarkus Sackmann

Bayerischer Verdienstordenfür Staatssekretär Sackmann

Dort wo man sich wohlfühlt, bleibtman nicht nur länger, sondern mankommt auch gerne wieder. Deshalbsollte der alltägliche Einkauf für alleKunden unbeschwerlich und barriere-arm möglich sein. Ganz gleich, ob fürEltern mit Kinderwagen, Menschenim Rollstuhl oder Senioren. Der Han-delsverband Bayern – Der Einzelhan-del e. V. (HBE) gemeinsam mit Part-nern wie der Initiative „Wirtschafts-faktor Alter“ das Thema Generationen-freundlichkeit in den Fokus.Der HBE will mit diesem Gütesiegelbewusst auf gesellschaftliche Verän-derungen und auf die Bedürfnisse derKunden reagieren.

Mit dem neuen bundesweiten Qua-litätszeichen „Generationenfreundli-ches Einkaufen“ können ab dem Früh-

jahr 2010 Einzelhan-delsunternehmen in ganz Deutschland aus-gezeichnet werden. Anhand von eigens fürdieses Verfahren ent-wickelten Kriterien prüfen ehrenamtlicheTester vor allem Leis-tungsangebote, Zu-gangsmöglichkeiten, Ausstattung der Ge-schäftsräume sowie das Service-verhalten von Einzelhändlern.Auch Sie können ehrenamtlicherTester werden:Bei Interesse wenden Sie sicheinfach direkt an den Handels-

verband Bayern, Sandra Kaulfersch,Telefon: 0 89-55 11 81 17, E-Mail: [email protected],oder Alexander SpickenreutherTelefon: 0 89-55 11 81 40, E-Mail: [email protected]

Neues Qualitätszeichen„Generationen-freundliches Einkaufen“

Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.generationenfreundliches-einkaufen.de

LSVB_Nachrichten_1_2010 14.09.2010 15:47 Uhr Seite 5

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Rente mit 67 – Köder oder Falle?

Nicht nur wegen des Sommerlochs,sondern aus gezieltem politischenKalkül heraus wird in unregelmäßigenAbständen eine Debatte um dengeeigneten Rentenbeginn losgetre-ten. Die Gründe dafür und dagegensind bekannt.Wer möchte nicht mit 60 Jahren –meist gesund und rüstig – in das Rent-nerdasein flüchten, wenn Staat undWirtschaft den Vorruhestand soschmackhaft machen?Jetzt das Ruder herumzureißen, istwahrlich eine Herausforderung!Wenn unsere Gesellschaft die Fahnensozialer Marktwirtschaft hoch hält,kann es nicht als sozial oder wirt-schaftlich angesehen werden, denälteren Mitarbeitern ihr Berentungs-alter kraft Gesetz vorzuschreiben. DerEintritt ins Rentenalter sollte denMenschen selbst überlassen werden.Wir erheben doch den Anspruch,mündige Bürger zu sein!

Wer vor dem durchschnittlichen Ren-teneintrittsalter in Ruhestand geht,sollte Abzüge der gesetzlichen Ren-tenversicherungszahlung in Kauf neh-men, wer danach in Ruhestand geht,sollte entsprechende Zuschläge erhal-ten.

Fatale Begründungenfür Frühberentung

Die Begründungen gegen die Rentemit 67 sind fadenscheinig:

Auf dem Bau, in der Pflege, in Bil-dungseinrichtungen oder in der Gas-tronomie könne man nicht bis 67 Jah-re arbeiten; zu groß sei der Verschleißin diesen Branchen. Die Arbeitsbedin-gungen in diesen prekären Branchenso zu ändern, dass ältere Menschengerne und weitestgehend ohne kör-perliche und seelische Beschwerdenarbeiten können, das muss Ziel einerneuen Arbeits- und Beschäftigungs-Politik sein! Es sollte Verpflichtung füralle Entscheidungsträger sein, die

Arbeitsbedingungen so zu gestalten,dass ältere Mitarbeiter auch gegenEnde ihres beruflichen Werdegangsmit Engagement, Freude und Pro-duktivität ihrer Arbeit nachgehen. DieGeneration ab 50 Jahre durch Fort-und Weiterbildung zu fördern und zufordern, muss absolute Priorität in derArbeitswelt haben.Die Aussicht auf frühzeitige Beren-tung verführt manch älteren Mitarbei-ter allzu leicht, den möglichen Arbeits-einsatz zu drosseln, um möglichst „fit“in den „Ruhestand“ hinüberzuwech-seln. Älteren Menschen zu zeigen,dass ihre Arbeit dem Betrieb nützt, istein wichtiger Schritt zu einer neuenArbeitseinstellung.Die Generation der älteren Mitarbeitermuss insbesondere dort gefördertwerden, wo aufgrund der sich raschwandelnden Arbeitsabläufe, ein Sys-tem aus Fort- und Weiterbildung ge-paart mit Engagement und persön-lichem Interesse die wirtschaftlicheExistenz der Betriebe garantiert.

6 Titelthema

Verfasst von Michael Reich

Die neuen Alten in der Arbeitswelt:Notwendige Umdenkungsprozesse zur Berentung

LSVB_Nachrichten_1_2010 14.09.2010 15:47 Uhr Seite 6

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Titelthema 7

Flexible Einstellung ist gefordert

Die Unterschiede in unserer Gesell-schaft hinsichtlich des Renteneintrittswerden immer größer: Zwar sind nichtalle, aber zahlreiche Freiberufler,Selbstständige, Künstler, Politiker, Fir-meninhaber weit über die jeweils ge-setzliche Altersgrenze hinaus in ihrenBerufen tätig.Von katholischen Würdenträgern wirdbeispielsweise geradezu „verlangt“,dass sie erst dann als Bischöfe undKardinäle tätig werden, wenn unser-eins den Ruhestand vor Augen sieht.Ein Publikumsmagnet für ein erstklas-

siges Symphonieorchester ist ohneZweifel, einen renommierten, alt ge-dienten und auch sichtbar alten Diri-gent – aber nichtsdestoweniger vollerVitalität – zu engagieren.Je höher die Berufsqualifikation, destoeher ist es gesellschaftlich erlaubt, alsälterer oder alter Mensch entweder imursprünglichen Beruf weiter zu arbei-ten, oder das Lebenswerk in vielfälti-gen Ehrenämtern fortsetzen zu kön-nen. Absolut töricht ist die sich ver-breitende Einstellung, das „nackte“Alter als Richtschnur für die Berentungheranzuziehen. Es kommt einer geis-tigen Kapitalvernichtung ungeheurenAusmaßes gleich, wenn sich dieserungute Trend der Frühberentung inVorstandsetagen, Regierungen, imöffentlichen Dienst und den Firmen inIndustrie, Handel, Handwerk undDienstleistungen durchsetzt.Andererseits gibt es mittlerweile guteBeispiele dafür, wie sich die Altvorde-ren in Berufsschulen, bei Firmengrün-dungen, in der Entwicklungshilfe undbei der wirtschaftlichen Zusammenar-beit im europäischen Ausland mit ih-rem Wissen und Können sehr effektiveinbringen. Bei etwas mehr Phantasie

und Gestaltungsbereitschaft kann ichmir vorstellen, dass insbesondere dieEinsatzbereiche jener Älteren, die inbelastenden Berufen tätig sind, so ge-ändert werden, damit diese trotzdemihren angestammten beruflichen Tä-tigkeiten effektiv nachgehen können.Von allen am Wirtschaftsleben Betei-ligten muss verlangt werden, dass mitsehr viel Kreativität und geistigerBeweglichkeit ein dynamisches Ren-tensystem entwickelt wird, in dem je-der nach seinen individuellen Fähig-keiten und seinem persönlichen Alt-werden in Rente geht. GleitendeRuhestandsphase, Beraterfunktionen

nach der Berentung, freiberufliche Be-schäftigungen können Maßnahmensein, um den Wissensfundus ältererMenschen an die Jüngeren in derArbeitswelt weiterzugeben.Jungen Menschen kann ihre negativeEinstellung nicht verübelt werden,wenn sie sich als Rentenzahler für defacto Nicht-Rentenberechtigte sehen.Die Quelle der geleisteten Renten-zahlungen sind die Einzahlungen derArbeitnehmer und Arbeitgeber imgleichen Zeitraum. Von einer wirkli-chen Versicherung kann bei der ge-setzlichen Rentenversicherung keineRede sein. Diese Tatsache ist vielenBürgern gar nicht bewusst. Wenn wireine Garantie für Rentenzahlungenauch in Zukunft sicherstellen wollen,müssen wir gerade im Hinblick aufdie Bevölkerungsverschiebung außer-ordentlich flexibel und konsequenthandeln.Neben der beruflichen Wendigkeit derArbeitnehmer muss, wie schon er-wähnt, sich ebenso ein geistiger Wan-del in den Unternehmensspitzendurchsetzen – das Ganze von gesetz-geberischen Maßnahmen der Politikflankiert.

r Arbeitswelt:g

Hierzu ein Streiflicht aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ.NET vom 31.07.2010von Marcus Theurer, London:

GroßbritannienDas unendliche ArbeitslebenDie Menschen leben länger – also warummit 65 Jahren in Rente gehen müssen ?Großbritanniens Regierung will diese„Diskriminierung“ ab Oktober 2011 ab-schaffen: Dann soll es keine gesetzlicheAltersgrenze im Berufsleben mehr geben.„Ich habe nicht vor, mich demnächst zurRuhe zu setzen“, sagt Sydney Prior. 95Jahre ist der Engländer alt, und nochimmer arbeitet der rüstige Senior ausdem Londoner Süden jeden Mittwochvon 10.00 bis 16.00 Uhr in einer Filiale derBaumarktkette B&Q. Prior, der erst mit 76Jahren bei seinem jetzigen Arbeitgeberangefangen hat, begrüßt am Ladenein-gang die Kunden. Mitarbeiter, die älterals 65 Jahre sind, seien bei B&Q keineSeltenheit, sagt eine Sprecherin: „Wirhaben festgestellt, dass viele Leute es zuschätzen wissen, von älteren Menschenbedient zu werden.“

Geht es nach Edward Davey, dann solldas Beispiel von B&Q in GroßbritannienSchule machen. „Die Leute leben länger,und sie leben gesünder. Es ist überholt,sie mit 65 Jahren in Rente zu schicken“,so der Staatssekretär im britischen Wirt-schaftsministerium und kündigt an: „Wirwerden dieser Diskriminierung ein Endesetzen.“ Ab Oktober 2011 will die neuekonservativsozialliberale Regierungskoa-lition in London die gesetzliche Alters-grenze im Berufsleben abschaffen. Bisherkönnen Arbeitgeber dagegen ihre Be-schäftigten mit dem 65. Geburtstag auchgegen deren Willen in Rente schicken.

Michael Reich

SeniorenbeiratMain–Spessart.

LSVB_Nachrichten_1_2010 14.09.2010 15:47 Uhr Seite 7

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Mit der Entwicklung von seniorenpoli-tischen Gesamtkonzepten begegnenbayerische Kommunen aktiv, konzep-tionell und nachhaltig dem demogra-fischen Wandel und dessen Folgewir-kungen für die ältere Generation. Un-terstützung erhalten Sie dabei vomBayerischen Sozialministerium, das ineinem Eckpunktepapier „KommunaleSeniorenpolitik“ wesentliche Inhalteund auch Vorschläge zum methodi-schen Vorgehen bei der Entwicklungund Umsetzung derartiger Konzepteempfiehlt. Hierfür gibt es eine gesetz-liche Grundlage, nämlich den Art. 69Abs. 2 AGSG. (www.stmas.bayern.de).

Mit diesem Eckpunktepapier wurdeinhaltlich ein Paradigmenwechsel inder Seniorenpolitik eingeleitet, dennergänzend zur bisherigen Bedarfsfest-stellung für Menschen mit Pflegebe-darf rücken auch andere Themen, wieOrts- und Entwicklungsplanung undWohnen zu Hause als zwei von insge-samt elf Handlungsfeldern, die imEckpunktepapier unterschieden wer-den, in den Mittelpunkt der Betrach-tung. Es sind dies Themen, die auch fürSeniorenvertreterinnen und Senioren-vertreter in dem Kommunen zuneh-mend auf der Tagesordnung stehen.

Bedürfnisse Älterer bei derOrts- und Entwicklungsplanung

Während die barrierefreie Gestaltungdes öffentlichen Raumes und öffentli-cher Gebäude schon seit einiger Zeitim Bewusstsein von Architekten undVerantwortlichen in den Kommunenpräsent ist, macht man sich erst seitkurzem Gedanken über eine genera-tionengerechte Stadt- oder Ortsent-wicklung. Dabei zeigt sich, dass man-che Entwicklungen und Planungsent-

scheidungen in der Vergangenheitnicht den Wohn- und Lebensbedürf-nissen einer älter werdenden Gesell-schaft entsprechen: Durch die Auswei-sung von Gewerbeflächen an den Ort-srändern und der damit einhergehen-den Ansiedlung von Discountern und/oder Gewerbeparks etc. kam es vieler-orts zu innerörtlichen Leerständenund somit zum „Ausbluten“ der Zent-ren. Die Abwanderung der Jüngeren,sinkende Geburtenzahlen (mit regio-nalen Unterschieden) und Auswirkun-gen des wirtschaftlichen Strukturwan-dels verstärken diese Entwicklung.

Für die Älteren bedeutet dies mitun-ter, dass ihre Kinder weit entfernt woh-nen, weite Wege zu notwendigen Ver-sorgungseinrichtungen zurückzule-gen sind und innerörtliche informelleTreffpunkte und Kommunikationsorteverloren gehen. Bürgerbefragungenin Landkreisen brachten zu Tage, dassrund 15 % der Älteren mit Mobilitäts-einschränkungen zu tun haben undHilfsmittel (meist den Rollator) zurFortbewegung nutzen, so dass kurzeDistanzen zu notwendigen Versor-gungsangeboten nicht nur eine kleineRandgruppe treffen. Die Stärkung derZentren ist somit auch aus der Per-spektive der Älteren eine Notwendig-keit zum Erhalt einer selbständigenLebensführung. In zahlreichen Work-shops und Expertenrunden, die beider Erarbeitung von seniorenpoliti-schen Gesamtkonzepten durchgeführtwurden, fanden folgende Themen be-sondere Beachtung:

• Die fach- und hausärztliche Ver-sorgung, vor allem im ländlichenRaum, ist für viele Ältere mit weitenWegen verbunden.

• Mit dem Schließen von Gaststättenfallen Kommunikations- und Treff-punktmöglichkeiten weg.

• Durch die Schließung von Geschäf-ten zur Nahversorgung wird dertägliche Einkauf erschwert.

• Der Öffentliche Personennahver-kehr entspricht vor allem im ländli-chen Raum nicht den zeitlichen Be-dürfnissen der Älteren.

Wünschenswert ist aus gerontologi-scher Sicht eine stärkere Berücksich-tigung der Belange älterer Bürgerin-nen und Bürger im Rahmen städte-baulicher Förderprogramme, wie z.B.„leben findet innen stadt“ (www.lebenfindetinnenstadt.de).

Wie man zumindest einige dieserEntwicklungen aufhalten bzw. ihnenentgegen wirken kann, konnte durcheinen Wettbewerb der Wüstenrot Stif-tung „Land und Leute – kleine Ge-meinden gestalten ihre Zukunft imdemografischen Wandel!“ beispielhaftund praxisnah für kleine Gemeindenaufgezeigt werden. Die vielverspre-chenden Ansatzpunkte sind in einerausführlichen Dokumentation zusam-mengestellt, eine Wanderausstellungmit den Preisträgern zeigt die reali-sierten Ideen anschaulich(www.wuestenrot-stiftung.de). Wettbewerbssieger ist die mittelfrän-kische Gemeinde Langenfeld mit ihrerneuen Ortsmitte („Dorflinde“).Auch im Detail gibt es Vieles zu beach-ten: Ausreichende Beleuchtung (auchin Unterführungen), Ampelschaltun-gen, die ein gefahrloses Queren auchmit Rollator ermöglichen, Bänke zumVerweilen und Ausruhen, öffentliche

8 Interessantes aus der Praxis

Seniorenpolitikneu gedacht Verfasst von Sabine Wenng

LSVB_Nachrichten_1_2010 14.09.2010 15:47 Uhr Seite 8

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Interessantes aus der Praxis 9

saubere Toiletten, Straßenbeläge, dieauch mit Rollatoren und Rollstühlenbefahrbar sind und sichere Radwegesind Beispiele hierfür. Seniorenfreund-liche Geschäfte zeichnen sich durcheine barrierefreie Gestaltung der Ver-kaufsräume und lesbare Etikettenaber auch durch Dienstleistungen aus,wie z.B. die Lieferung schwerer Ein-käufe nach Hause. Um sich einenÜberblick zu verschaffen, sollten inallen Gemeinden „Ortsspaziergänge“von den Seniorenvertreterinnen undSeniorenvertretern organisiert wer-den. Anhand von Checklisten könnendann Defizite erkannt und Verbesse-rungsvorschläge entwickelt werden.

Wohnen zu Hause,der Wunsch der meisten Älteren

Bürgerinnen und Bürger möchten inder Mehrheit zu Hause wohnen blei-ben, auch bei gesundheitlichen Beein-trächtigungen. In Bürgerbefragungenzeigt sich, dass nur etwa ein Drittel derSenioren überhaupt über andereWohnformen für Ältere nachdenkt.Dabei sind zwei „Typen“ zu unterschei-den: Jüngere Senioren, die sich nachder Rente in der dritten Lebensphasenoch einmal umorientieren – hier liegtdas Interesse eher bei gemeinschafts-orientierten Wohnalternativen – undHochbetagte, die aufgrund gesund-heitlicher oder sozialer Problemenicht mehr in ihrer angestammtenWohnung bleiben möchten oder kön-nen. Während die „Jüngeren“ sichdann doch meist gegen einen Umzugentscheiden, bleibt den Hochbetag-ten häufig keine Alternative. Sie sindauch die „klassischen“ Interessentenfür Betreute Wohnanlagen; das dortdurchschnittliche Eintrittsalter mit fast80 Jahren belegt dies.

Um zu Hause wohnen bleiben zu kön-nen, sind zwei Bereiche miteinanderzu verknüpfen: Eine Wohnung, die andie Wohnbedürfnisse Älterer ange-passt ist und soziale aber auch pro-

fessionelle Unterstützungsnetzwerke. Soweit die Theorie, doch wie sieht esin der Praxis aus?Umfragen belegen, dass z.B. im Land-kreis Neu-Ulm mehr als jeder zehnteBefragte über Probleme in der Woh-nung klagt, je älter um so häufiger dieProbleme. Hauptschwierigkeiten sindTreppen und die Nutzung des Bade-zimmers. Im ländlichen Raum kommthäufig noch die Gartenpflege hinzuund ein verhältnismäßig großes Haus,das zum Reinigen und zum Heizen ist.Ein besonderer Interessenskonflikt istin historischen Gebäuden zu beobach-ten: Anforderungen des Denkmal-schutzes lassen sich leider häufig nichtmit Bedürfnissen nach Barrierefreiheitund Bewegungsflächen in Einklangbringen, die für eine älter werdendeBevölkerung notwendig sind.

Wie sieht es mit sozialen Netzwerkenaus? Rund zehn Prozent der Älterenhaben zum Beispiel im Landkreis Neu-Ulm keine Kinder und bei denen, dieKinder haben, lebt jedes Fünfte weitentfernt, zusammen ist es immerhinfast ein Drittel der Älteren, die damitnicht auf Unterstützung von Kindernzählen können. Positiv ist in allen unsbekannten Landkreisen eine gute Aus-stattung mit professionellen Dienst-leistungen zu beobachten, dies be-trifft insbesondere ambulante Pflege-dienste, Hausnotrufanbieter, Essen aufRädern, Hospiz- und Palliativangebo-te. Die Notwendigkeit des Ausbaussehen wir jedoch für Angebote, beidenen Professionelle und Ehrenamtli-che zusammenarbeiten, vor allem beihäuslichen Betreuungsangeboten z.B.für Menschen mit Demenzerkrankung,Besuchsdiensten oder Betreutem Woh-nen zu Hause. In die Zukunft gedacht,ist ein besonderes Augenmerk auf dieHochaltrigen zu legen, denn dieserPersonenkreis wird sich in den näch-sten 20 Jahren verdoppeln. Damitauch sie zu Hause wohnen bleibenkönnen, sind kleinräumige, zugehen-

de, präventiv orientierte Unterstüt-zungsnetzwerke aufzubauen. DasBayerische Sozialministerium hat dieserkannt und unterstützt den Aufbausolcher Netzwerke durch eine Reihevon Fördermöglichkeiten und mitdem Modellprogramm „InnovativeAltenhilfekonzepte“(www.stmas.bayern.de).

Eines haben die bislang vorliegendenSeniorenpolitischen Gesamtkonzeptezu Tage gebracht: Die Handlungsfel-der sind regional zum Teil sehr unter-schiedlich entwickelt und ausgestal-tet, wobei sich abzeichnet, dass fürden ländlichen Raum eigenständigeLösungsansätze entwickelt werdenmüssen, weil die Lebensbedingungenfür die ältere Bevölkerung dort anderesind, als in städtischen Verdichtungs-räumen.

Sabine Wenng,Leiterin derKoordinationsstelleWohnen zu Hause

Die Koordinationsstelle Wohnen zuHause informiert und berät bayernweitzu allen Fragen, die das „Wohnen blei-ben“ betreffen im Auftrag des Bayeri-schen Staatsministerium für Arbeit undSozialordnung, Familie und Frauen.Sie ist telefonisch erreichbar unter derTelefonnummer 0 89 -20 18 98 57 und imInternet zu finden unter:www.wohnen-zu-hause.de

TIPP:Die Broschüre „Kommunale Senioren-politik“ kann man sich auf der Home-page des Bayerischen Staatsministeri-ums für Arbeit und Sozialordnung,Familie und Frauen als PDF- Dateiherunterladen oder auch über folgendeAdressdaten zuschicken lassen:Bayerischen Staatsministeriums für Arbeitund Sozialordnung, Familie und Frauen Winzererstraße 980797 Mü[email protected]

LSVB_Nachrichten_1_2010 14.09.2010 15:47 Uhr Seite 9

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Verfasst von Dr. Winfried Teschauer

10 Demenz-Reihe (Teil 1)

Demenzerkrankungen werden in deröffentlichen Wahrnehmung immerwichtiger. Und das mit gutem Grund.Unter dem Begriff „Demenz“ wird eineReihe von Erkrankungen zusammen-gefasst, von denen die AlzheimerscheKrankheit die bekannteste ist. Vongroßer gesellschaftpolitischer Bedeu-tung sind dabei die sogenannten Al-tersdemenzen, also Krankheitsbilder,die sich in der Regel nach dem 65stenLebensjahr zeigen. Gottseidank wer-den wir alle – meist bei guter Gesund-heit – immer älter. Gerontologen, alsoAlterswissenschaftler, haben heraus-gefunden, dass das Lebensalter nachJahren nur einen groben Anhalts-punkt für die tatsächliche Gesundheitund Aktivität der Menschen gibt.Dieses kalendarische Alter kann sichdeutlich vom biologischen Alter, dassich eben auch in Form von Gesund-heit oder Krankheit äußert, unter-scheiden.

Das biologische Altern bringt bei ei-nem Teil der älteren Menschen auchAbbauprozesse im Gehirn mit sich, die

eben als Demenz bezeichnet werden.Studien zeigen dabei, dass mit zuneh-mendem Alter der Anteil der Demenz-

kranken deutlich ansteigt. Währendbei den 70-Jährigen etwa jeder drei-ßigste betroffen ist, ist es bei den 80-Jährigen jeder achte und bei den 90-Jährigen jeder dritte. im neuntenLebensjahrzehnt sind die Demenzen

also etwa zehnmal häufiger als imsiebten. Das Alter ist damit der größtebisher bekannte Risikofaktor zu er-kranken. Auf diesen Erkenntnissen be-ruhen auch die Schätzungen der Er-krankungszahlen für die nächstenJahrzehnte. Die Anzahl der Personenim hohen und höchsten Lebensaltersteigt in den nächsten Dekaden starkan – und damit die Anzahl der Men-schen mit Demenzerkrankung, wennman dieselbe Erkrankungswahrschein-lichkeit zugrunde legt. Somit würdesich die Anzahl der Demenzkrankenbis 2050 etwa verdoppeln.

Es gibt gute Gründe, diese Zahlen fürrealistisch zu halten: Dass die Lebens-erwartung seit über hundert Jahrennahezu geradlinig zunimmt ist keineneue Erkenntnis. Es gibt z.B. für diejetzt Erwachsenen keinen Grund anzu-nehmen, dass sich diese Entwicklungändert oder gar umkehrt. Entspre-chend viele Senioren wird es also in 30bis 40 Jahren geben. Bleibt noch diezweite Variable zu besprechen: DieErkrankungshäufigkeit. Wie entstehen

Was man überDemenzen wissen sollte

Demenzerkrankungen führen zu Gedächtnis-verlust und Verwirrtheit. Durch geeignete Pfle-ge und Verhaltensregeln kann die Lebensquali-tät der Betroffenen deutlich höher sein.

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überhaupt Demenz-erkrankungen und gibt es Hoffnung inabsehbarer Zukunft in diese Prozesseeinzugreifen?Im Wesentlichen weiß man sehr ge-nau, was sich in den und um die Ner-venzellen der Erkrankten abspielt. Vorallem für die Alzheimersche Krankheit,die gleichzeitig auch die häufigsteDemenzerkrankung ist, sind die Vor-gänge genau beschrieben. BereitsAlois Alzheimer konnte im Gehirn sei-ner Patientin Auguste D. unter demMikroskop zwei Veränderungen fest-stellen, die für die später nach ihmbenannte Krankheit charakteristischsind. Zum einen bilden sich außerhalbder Nervenzellen Ablagerungen, dievor allem aus einem klebrigen Eiweißbestehen, dem sogenannten β-42-Amyloid. Unter dem Mikroskop siehtes so aus, als habe das Gewebe Fle-cken, die als Plaques bezeichnet wer-den. Die zweite Veränderung betrifftGerüst- und Transportstrukturen derNervenfasern. Hier kommt es zu Ver-änderungen, durch die die normale In-formationsübermittlung, die ja dieHauptaufgabe der Nervenzellen ist,gestört wird. Als Folge der beiden Stö-rungen sterben Zellen ab, die betrof-

fenen Gehirnregionenverlieren über kurz oder lang

ihre Funktion. Heute wissen wir, dasssich dieses Sterben der Nervenzellenüber Jahre und Jahrzehnte hinweg er-streckt, und lange beginnt, bevor dieersten Beeinträchtigungen sichtbarwerden.

Diese Veränderungen finden wahr-scheinlich bei jedem von uns ab etwa40 Jahren statt. Völlig unklar ist bisheraber warum einige Menschen bereitsvor dem siebzigsten Lebensjahr er-kranken, andere bis weit über 90 aberkeine Probleme haben. Unwahrschein-lich scheinen nach dem gegenwärti-gen Kenntnisstand erbliche Faktorenzu sein. Zwar wurden mehrere Geneidentifiziert, die am Ausbruch derKrankheit im weiteren Sinne beteiligtsind, keines davon ist aber im engerenSinne für die Demenz „verantwort-lich“. Das Erkrankungsrisiko für engeVerwandte von Alzheimerkranken istzwar etwas höher als im Bevölke-rungsdurchschnitt, für Hinweise auferbliche Komponenten reicht diesaber nicht aus. Als wichtiges anderesErklärungsmodell bei zufällig auftre-tenden Krankheiten bleibt noch derLebensstil zu nennen. Faktoren wie ge-sunde Ernährung, ausreichende Bewe-gung und geistige Aktivität scheinen

hier eine Rolle zu spielen. Im Wesent-lichen sind dies die gleichen Mecha-nismen wie bei Herz-Kreislauf-Erkran-kungen.

Welche Auswirkungen hat aber nundas Sterben der Nervenzellen im Ge-hirn? Der geradezu sprichwörtlicheFunktionsverlust betrifft bei Alzhei-mer das Gedächtnis. Nun gibt es beimMenschen nicht einfach nur ein Ge-dächtnis, sondern eine Vielzahl von

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Demenz-Reihe (Teil 1) 11

Durch die Veränderungen im Gehirn kann esauch zu Verkennungen der Realität kommen.Die Dame auf dem Foto hält daher die Puppefür ihr eigenes Kind.

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Speicherfunktionen die ineinandergreifen. So werden zum Beispiel Be-wegungsmuster (Rad fahren, schwim-men, tanzen) im Gehirn an anderenStellen archiviert, als Erlebnisse oderTelefonnummern. Letztere verschwin-den viel leichter wieder aus unseremGedächtnis als eben eingeübte Bewe-gungen. Ein weiterer Unterschied liegtin dem Zeitraum, für den Gedächtnis-inhalte aufbewahrt werden. Sehr ver-einfacht kann man zwischen einemKurz- und einem Langzeitgedächtnisunterscheiden. Das Kurzzeitgedächt-nis umfasst Inhalte etwa der zurücklie-genden drei bis fünf Minuten. Danachwird durch noch nicht genau bekann-te Verfahren entschieden, ob die Infor-mation gelöscht oder ob sie behaltenwird. Wir wissen, an welchem Ort imGehirn dieser Prozess stattfindet: Imsogenannten Hippocampus. Genaudort aber bilden sich in der Regel dieersten Plaques der AlzheimerschenErkrankung. Als Folge des Zellunter-ganges ist bei den Erkrankten alsodie Übernahme von Information vomKurzzeitgedächtnis ins Langzeitge-dächtnis gestört. Das bedeutet letzt-lich nicht mehr und nicht weniger, alsdass es Alzheimerpatienten zuneh-

mend schwerer fällt sich neueInformationen einzu-

prägen.

Dies betrifft nicht nur z.B. die neueTelefonnummer der Tochter sondernsukzessive alle neuen Gedächtnisin-halte.

Gleichzeitig wird mit zunehmenderSchwere der Erkrankung aber auchdas Langzeitgedächtnis geschädigtund zwar vom aktuellen Zeitpunkt

beginnend in die Vergangenheit fort-schreitend. Das Wissen über die eige-ne Biographie geht also vom Jetztbeginnend immer weiter zurück. Dementsprechend leben viele Demenz-kranke in einer mehr oder wenigerweit entfernten Vergangenheit, oftum Jahrzehnte zurückversetzt. Nunwird auch verständlich, warum derdemenzkranke Opa z.B. im Detail Er-eignisse von seiner Hochzeitsfeier

samt Gästeliste erinnert,

aber nicht mehr weiß, ob er an diesemTag bereits gegessen hat, dass er über-haupt Enkel hat oder dass seine Frauschon vor Jahren gestorben ist. Dieserelativ neuen Inhalte des Gedächtnis-ses sind verloren, die alten lebendig.Wegen des Funktionsverlustes bei derNeuaufnahme von Informationenkann der zitierte Opa diese Tatsachenaber auch nicht einfach neu aufneh-men. In Gegenteil wird er vielleichtdrei oder viermal pro Stunde fragen,wo denn seine Frau bleibt.So ergibt sich auch die meiner Mei-nung nach beste Übersetzung des Be-griffes „Demenz“. In dem lateinischenWort steckt die Vorsilbe „de-“, über-setzt „ent-“ sowie „mens“ in Deut-schen „Geist“. Dement bedeutet also„entgeistert“. Genau so fühlen sichMenschen mit Demenz in vielen Situ-ationen. Vieles ist nicht so, wie derKranke es erwartet, eine permanenteÜberforderung ist die Folge. Diesbetrifft zunächst Dinge, die im Umfeldüberspielt werden können. Mit wei-terem Verlauf der Erkrankung kommtes zu immer stärkeren Problemenauch in Alltagssituationen. Neben denGedächtnisproblemen treten häufigWortfindungsstörungen, räumlicheund zeitliche Verwirrtheit auf. Spätertreten auch Schwierigkeiten auf Per-

Alzheimer Gesellschaften bieten häufig niedrig-schwellige Betreuungsangebote, wie hier die„Atempause“ oder das Tanzcafé der AlzheimerGesellschaft Ingolstadt.

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sonen – auch aus dem engsten Um-feld – zu erkennen. Depressionen imAnfangsstadium und Verhaltensauf-fälligkeiten im weiteren Verlauf kön-nen hinzutreten. Pflegebedürftigkeitund rund um die Uhr-Betreuung sinddie Folge der Veränderungen, die einekaum zu bewältigende Belastung fürdie Angehörigen der Demenzkrankendarstellen.

Rat und Hilfe vor Ort bieten in dieserSituation vor allem die Alzheimer Ge-sellschaften, die Beratung und nied-rigschwellige Angebote für Betroffeneund Angehörige vorhalten. AlzheimerGesellschaften sind als gemeinnützigeVereine organisiert, in denen sich nichtnur Angehörige sondern auch andeream Thema interessierte zusammen-schließen. Die zentrale Aufgabe derAlzheimer Gesellschaften sind dabeidrei Themenbereiche: Beratung, Selbst-hilfegruppen für Angehörige sowieÖffentlichkeitsarbeit. Am wichtigstenist dabei die Beratung von Personen –meist Angehörigen – die mit der Diag-nose Demenz oder dem Verdacht kon-frontiert wurden. Wesentlich Inhaltder Beratung ist zunächst häufig eineAufklärung über das Krankheitsbildsowie die meist auftretenden Verän-derungen des Verhaltens des Kranken.

An diesen häufig sehr schwierigenSituationen drohen Angehörige zuzerbrechen. Die umfassende Aufklä-rung über die Krankheit und dem Um-gang damit, aber auch zu Fragen derPflegeversicherung, der Patientenver-fügung oder der Vorsorgevollmachtkann am besten in einem Kurs für pfle-gende Angehörige erreicht werden. Indiesem Umfeld wird auch häufig dieBasis für die regelmäßige Teilnahmean Selbsthilfegruppen für Angehörigegelegt. Zunächst ist es nämlich häufigso, dass diese mit dem Gefühl zur Be-ratung kommen, nur in der eigenenFamilie seien die Verhaltensverände-rungen vorhanden. Im Gespräch mitanderen zeigt sich dann häufig, dassdie Situationen auch in anderen Fa-milien bewältigt werden müssen. Da-bei ist auch wichtig zu wissen, dassmehr als zwei Drittel der zurzeit ca. 1,2Millionen Demenzkranken in Deutsch-land im häuslichen Umfeld gepflegtwerden. Deshalb ist auch die dritteSäule der Alzheimer Gesellschaften sowichtig: Im Rahmen der Öffentlich-keitsarbeit ist es wichtig, auf die Krank-heit hinzuweisen und sie zu entstig-matisieren. Im Gegensatz zu den USAbekennen sich in Deutschland nurwenige Prominente bzw. deren Fami-lien zu der Erkrankung.

Für weitere Informationen bzw. einunverbindliches Beratungsgesprächstehen Ihnen die Alzheimer Gesell-schaften vor Ort zur Verfügung. Wei-tere Informationen zu den Bayeri-schen Alzheimer Gesellschaften fin-den Sie im Internet unterwww.alzheimer-bayern.de(Landesverband Bayern der Deut-schen Alzheimer Gesellschaft e. V.)oder unterwww.deutsche-alzheimer.dewo Sie die Angebote vor Ort findenkönnen.

Dr. Winfried Teschauer

Erweiterter Vorstand derDeutschen Alzheimer Gesellschaft– Landesverband Bayern Bereich Öffentlichkeitsarbeit e. V.

Vorstandsmitglied der DeutschenAlzheimer Gesellschaft e. V.

Deutsche Alzheimer Gesellschaft– Landesverband Bayern e. V.Wallensteinstraße 6390431 NürnbergTelefon: 09 11-4 46 67 84Telefon Dr. Teschauer: 08 41-4 9137 85

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Infofahrt mit Besichtigungder Moschee in Oberschroffen – Erläuterungen zum Thema Islam

Der Seniorenbeirat der Stadt Neu-ötting, 1. Vorsitzende Frau Uta Dietl,und die Koordinierende Integrations-stelle des Landratsamts Altötting,Leiterin Frau Ursula Birnkammer, fuh-ren auf Einladung des Türkisch-Islami-schen Kulturvereins mit 20 Seniorin-nen und Senioren nach Unterneukir-chen/Oberschroffen. Ziel: Besichti-gung der Sultan Selim Camii-Mo-schee. Dazu war das Tragen von Kopf-tüchern und Socken obligatorisch.

Herr Beytulla Sahin, 1. Vorstand desKulturvereins und Frau Saniye Can, 2.Vorsitzende, hießen die nun mit Kopf-tuch verschleierten Damen und dieHerren – alle ohne Straßenschuhe –im Gebetsraum willkommen. Faszi-niert von den vielen Mosaiksteinchen,kunstvollen Kalligraphien und golde-nen Verzierungen folgten die Besu-cher den Ausführungen der Gemein-devorsteher.

„Unserer Gemeinde gehören 98 Mit-glieder an, die aus dem gesamtenLandkreis Altötting stammen“, sagtHerr Sahin. Das Gebäude, früher einGasthaus, wurde erworben und um-gebaut. Es enthält jetzt den Gebets-raum, einen Konferenzraum und ei-nen Versammlungsort. Die Vortrags-kanzel gegenüber der Predigtkanzelwird auch für Vorträge verschieden-ster Art genutzt: Wissenschaftliche,

pädagogische und religiöse Themenstehen auf dem Programm. „Die Mo-schee ist ein Treffpunkt für Jung undAlt“, erklärt Herr Sahin.„Was wissen Sie vom Islam?“, wandtesich Frau Saniye Can an die auf demBoden und auf Stühlen sitzenden Be-sucher. Schlagworte wie Eingottglau-be und Fastenzeit fielen. „Es gibt sehrviele Gemeinsamkeiten zwischenChristentum und Islam“, sagt AngelikaInce, die Frau Can bei ihrem Vortragunterstützte. Auch der Islam hat eineFastenzeit, den Ramadan, zehn Gebo-te und eine Art Rosenkranz, ergänztFrau Can.

Auf die Frage nach der Bedeutung desWortes „Islam“: Fragende Blicke. FrauCan löst das Rätsel: „Islam bedeutetFriede, Sicherheit und Hingabe.“ Undschon befand man sich tief in der Ma-terie. „Der Islam beruht auf fünf Säu-len: Das sind das Glaubensbekenntnis,das Gebet, die Fastenzeit, die Almo-sensteuer und die Hadsch, die Pilger-fahrt“, erklärt Frau Can. Dazu gab esweitere Erklärungen zu jeder Glau-benssäule.

Saniye Can führte das rituelle Gebet,das von Muslimen fünfmal am Tag ab-solviert werden muss vor. Angekün-digt wird jedes Mal durch einen Ge-betsruf.Cemal Türkmen, der Priester der Ge-meinde, im Islam „Hodscha“ genannt,stieg hierzu in seinem weißen Pries-tergewand auf die goldene Gebets-rufergalerie. „Allahu akbar“ tönte eslaut durch das Moscheegebäude.„Gott ist groß“, übersetzt Frau Inceanschließend die Worte des Priesters.„Der Gebetsruf wird auch in der Türkeiauf arabisch durchgeführt, dort ist erlaut wie Glockenläuten“, ergänzt sie.

Dann führt Frau Can die rituelle Wa-schung vor, die vor dem Gebet Pflicht

ist. Im Stehen werden anschließendweitere Formeln und die erste Suredes Korans rezitiert. Es folgt das sichNiederwerfen in die Gebetsrichtungnach Mekka, zum zentralen Heiligtumdes Islam, der Kaaba. In der Gebets-nische führt der Hodscha das rituelleGebet vor: Er kniet nieder, ruft Gott an,verbeugt sich und wirft sich nieder,während er weitere Suren aus demKoran rezitiert.

Zum Fasten erklären die Gemeinde-mitglieder: Während des Fastenmo-nats Ramadan wird von Sonnenauf-gang bis Sonnenuntergang nichts ge-gessen und getrunken, auch keine Zi-garetten oder Kaugummis. Der Monatist spirituell geleitet, eine Zeit der Be-sinnung.

Abschließend kam Frau Can auf dieWahrnehmung des Islams in der Öf-fentlichkeit zu sprechen: „Kulturelleund religiöse Aspekte sind voneinan-der zu trennen. Das Kopftuch z.B. istein religiöser Aspekt – es soll unsSchutz vor den Männern geben.“ „Ebenso stehen das Verbot vonSchweinefleisch und Alkohol, im Bier-land Bayern schwierig, im Koran“, soFrau Ince. Die Unterdrückung der Frausei jedoch eine kulturelle Sache. ImKoran dagegen heißt es: „Der, der sei-ne Kinder und seine Frau am bestenbehandelt, wird dafür belohnt“, stelltFrau Can klar.

Zum Abschluss wurden die Gästenoch mit wunderbaren türkischenSpezialitäten verwöhnt, die viele flei-ßige Frauenhände geschaffen hatten.

14 Bildung & Kultur

Von Vorstandsmitglied Uta Dietl„Kulturelle und religiöse Aspekte sind zu trennen“

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Gesundheit 15

Der Grund für die Absage der Protest-veranstaltung der Hausärzte in Nürn-berg heißt offenbar CSU: Bayerns Ge-sundheitsminister Markus Söder willsich den Reformplänen in Berlin ent-gegenstellen und „darauf achten, dasskein Hausarzt weniger Honorar be-kommt als vorher“, erklärte der Politi-ker der „Süddeutschen Zeitung“. DieCSU werde auch dafür sorgen, dass dieHausärzte weiter das Recht auf eigen-ständige Verhandlungen mit den Kas-sen hätten. Nur so werde „die haus-ärztliche Versorgung im ländlichenRaum“ gesichert.

Damit sage Söder seinem Kollegen imBund, Philipp Rösler, wieder einmalden Kampf an – für den Fall, dass die-ser die Honorare für Hausärzte senkenwill, heißt es weiter. Im Herbst werdeRösler seine Vorschläge unterbreiten,wie er die Ärztehonorare begrenzenwill. Das werde man sich „genau an-schauen“, betonte Söder.Der CSU-Politiker reagierte damit aufden Protest unter Bayerns Hausärzten.Das BMG hatte zuvor erklärt, dass sichdie Vergütung für die Hausärzte künf-tig am KV-Niveau orientieren soll (wirberichteten). Der Bayerische Hausärz-teverband befürchtet eine Honorarab-

senkung, wenn die Verträge auslaufenund neu verhandelt werden müssen.

Rösler will im Streit um Hausarztverträge nicht nachgeben

Bundesgesundheitsminister PhilippRösler (FDP) hat bekräftigt, an denumstrittenen Plänen für eine Absen-kung des Honorars bei neuen Haus-arztverträgen nach Paragraf 73 b fest-halten zu wollen. Die Menschen wür-den es nicht tolerieren, wenn für ein-zelne Arztgruppen Ausnahmen ge-

macht würden, sagte Rösler der„Passauer Neuen Presse“.Nach den Plänen der Koalition für eineGesundheitsreform 2011 soll das Ver-gütungsniveau bei Hausarztverträgenauf das Honorarniveau im KV-Systemgesenkt werden. Für bereits bestehen-de Verträge soll es aber „Vertrauens-schutz“ geben.Rösler betonte, die Hausarztverträgenach 73 b blieben – wie im Koalitions-vertrag fixiert – weiterhin gesetzlichverankert. Die Koalition sei sich den-noch einig darin, „dass sich die Ver-gütung für die hausärztliche Versor-gung in Zukunft am Niveau der nor-malen ärztlichen Versorgung orientie-ren soll.“Vertreter der Hausarztverbände lau-fen seit Tagen Sturm gegen die PläneRöslers. Der Chef des BayerischenHausärzteverbands, Dr. WolfgangHoppenthaller, drohte sogar mit demAusstieg aus dem KV-System.Derweil kam der Bundesvorstand desDeutschen Hausärzteverbands amMittwochnachmittag in Köln zusam-men, um das weitere Vorgehen in derAngelegenheit zu beraten. Bekanntwurde auch, dass Rösler seine Teilnah-me am Deutschen Hausärztetag imSeptember abgesagt hat.

CDU-Politiker für höhere finanzielleBelastung von Übergewichtigen

Der sächsische CDU-Bundestagsabge-ordnete Marco Wanderwitz hat vordem Hintergrund steigender Gesund-heitskosten einen höheren finanziel-len Beitrag von Übergewichtigen insSpiel gebracht. „Es muss die Frageerlaubt sein, ob die immensen Kosten,die zum Beispiel durch übermäßigenEsskonsum entstehen, dauerhaft ausdem solidarischen System beglichenwerden können“, sagte Wanderwitzder „Bild“-Zeitung (Onlineausgabe). Erhalte es für sinnvoll, dass bewusst un-gesund lebende Menschen eine eige-ne Verantwortung auch in finanziellerHinsicht tragen müssten.

Auch der Gesundheitsökonom JürgenWasem forderte eine Diskussion überdie Belastungen des Gesundheitssys-tems durch Übergewichtige. Wasemsagte der Zeitung: „Man sollte, wie beiTabakwaren, den Kauf gesundheits-schädlicher Konsumgüter höher be-steuern und teilweise ins Gesund-heitssystem führen. Das betrifft Alko-hol, Schokolade oder Risikosportge-räte wie Drachenflieger.“ Dicke Men-schen belasten dem Zeitungsberichtzufolge das Gesundheitssystem lauteiner Studie mit 17 Milliarden Europro Jahr.

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Söder stellt sich gegen Rösler:„Kein Hausarzt soll weniger Honorar bekommen“

Von Vorstandsmitglied Hanka Schmitt-Luginger

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Förderpreis „KommunaleSeniorenpolitik“ (10. August 2010)

Sozialministerin Christine Hader-thauer: „Bewerbungsfrist für denFörderpreis endet am 30.09.– Preise für seniorenpolitischeGesamtkonzepte!“

„Noch bis zum 30. September habenKommunen Zeit, sich mit ihrem seni-

orenpolitischen Gesamtkonzept fürden Förderpreis „Kommunale Senio-renpolitik’ zu bewerben“, so BayernsSozialministerin Christine Haderthau-er heute mit Blick auf das Ende derBewerbungsfrist. „In Zeiten des demo-grafischen Wandels stehen die Kom-munen vor der Herausforderung dasLebensumfeld wie Umgebung undInfrastruktur auf die Lebensumständeund Wünsche unserer älteren Mitbür-

gerinnen und Mitbürger bestmöglichauszurichten. Die Lebensqualität imAlter hängt in erster Linie von den Be-dingungen vor Ort ab! Hier sind inno-vative Konzepte gefordert, um aucheiner älter werdenden Gesellschafthohe Lebensqualität, Selbstbestimmt-heit und jedem den möglichst langenVerbleib in der vertrauten häuslichenUmgebung zu ermöglichen. Das mitdem Förderpreis verbundene Preis-

Aktuelles zur Seniorenpolitik

16 Aktuelles

Pressemitteilungen des Bayerischen Staatsministeriumsfür Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

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geld gibt den Kommunen die Gele-genheit, entscheidende Impulse fürdie Zukunft zu setzen“, so die Minis-terin.Der Förderpreis „Kommunale Senio-renpolitik“ wurde erstmals 2008 ver-geben. Zur Unterstützung der Kom-munen hat das Bayerische Sozialmi-nisterium die Broschüren „Kommuna-le Seniorenpolitik“ und „Zukunftswei-sende Seniorenpolitik in Bayern –

Preisgekrönte seniorenpolitische Ge-samtkonzepte“ herausgegeben.Vorgesehen ist, in jedem Regierungs-bezirk jeweils drei Landkreise undkreisfreie Städte sowie drei kreisan-gehörige Städte und Gemeinden miteinem regionalen Förderpreis auszu-zeichnen. Die ersten Preise sind mit10.000 Euro dotiert, die zweiten mit7.000 Euro und die dritten mit 5.000Euro. Insgesamt stehen Preisgelder inHöhe von rund 310.000 Euro zurVerfügung.Die Teilnahmekriterien und weitereInformationen können unter http://www.stmas.bayern.de/senioren/kom-munen/foerderpreis.htm eingesehenwerden.

2. Bayerischer Hospiz- und Palliativtag (16. Juli 2010)Sozialministerin Haderthauer:„Ernährung um jeden Preis – wasnährt Menschen auf ihrem letztenWeg?“

„Die moderne Medizin kann in einembisher nie dagewesenen Ausmaß Le-ben retten und erhalten. In der Sterbe-begleitung wirft dies für Betroffene,Angehörige und begleitende Men-schen aber auch viele juristische undethische Fragen auf. Das vor kurzemergangene Grundsatzurteil des Bun-desgerichtshofs zum Abbruch leben-serhaltender Maßnahmen – bei vorlie-gender künstliche Ernährung undBerücksichtigung des Patientenwil-lens – zeigt die Problematik deutlich.“„Menschen sollen auf ihrem letztenLebensweg eine verständnisvolle undliebevolle Begleitung erhalten. Des-halb steht in der Hospizarbeit derMensch ganzheitlich im Focus. Nichtnur der Körper benötigt Nahrung,auch unser Geist und unsere Seelehaben Bedürfnisse. Gerade dieseAspekte sind ein Schwerpunkt in derHospizarbeit.“Weitere Informationen unter:www.nahrung-am-lebensende.de.

Pflegemindestlohn (14.Juli 2010)

„Für die etwa 800.000 Pflegekräfte inAltenheimen und bei ambulantenDiensten wird es vom 1. August anMindestlöhne von 8,50 € im Westenund 7,50 € im Osten geben. Das sind

gute Nachrichten für alle Beschäf-tigten, die in dieser Zukunftsbranchetäglich wertvolle und unverzichtbareArbeit leisten.“Der Mindestlohn steigt in zwei Stufenzum Jahresbeginn 2012 sowie zum1. Juli 2013 um jeweils 25 Cent. DieRegelung gilt zunächst bis 2014.

renpolitik

Aktuelles 17

aatsministeriumsnd Frauen

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Sozialministerin Haderthauerbekräftigt: „Demografiecheck vonProdukten und Dienstleistungenist überfällig!“ (15. April 2010)

Bayerns Sozialministerin ChristineHaderthauer bekräftigte heute anläss-lich der 30. Sitzung des Landespflege-ausschusses Ihre Forderung: „Die zu-nehmende Bedeutung älterer Men-schen als Kundengruppe muss Kon-sequenzen bei der Ausgestaltung vonProdukten und Dienstleistungen ha-ben!“ Die Ministerin kritisiert, dass diedeutsche Wirtschaft angesichts derdemografischen Entwicklung die Be-dürfnisse älterer Kundinnen und Kun-den nicht ausreichend berücksichtigeund die Chancen auf dem Zukunfts-markt nicht genügend wahrnehmeund kündigte an, dass sich der Lan-despflegeausschuss in seiner näch-sten Sitzung intensiv mit diesem The-ma befassen werde. Nach der festen Überzeugung derMinisterin ergeben sich aus der demo-grafischen Entwicklung Möglichkeitenund Chancen sowohl für die Wirt-schaft als auch für die älteren Men-schen. „Wer sich rechtzeitig auf dieseKundengruppe einstellt, wird in derglobalisierten Wirtschaft einen Stand-

ortvorteil haben. Gleichzeitig bedeu-tet eine starke Orientierung der Pro-dukte, Dienstleistungen und Techno-logien an den Bedürfnissen und Wün-schen der älteren Generation eine Ver-besserung der Lebensqualität, Selbst-ständigkeit und Teilhabe.“, so dieMinisterin. Sie betont, dass es dabeioft nur um Kleinigkeiten geht. So sindFragen von Bedeutung, wie: „SindAutomaten leicht bedienbar? Ist dieSchrift bei dem Produkt gut lesbar?Kann ich die Ware im Regal überhaupterreichen? Gibt es Beratung und Ser-vice? Die Erfahrung zeigt, dass von ei-nem Umdenken nicht nur ältere Men-schen profitieren, sondern eine Neu-ausrichtung für alle Generationen vor-teilhaft ist. Es ist an der Zeit, dass sichbei der Wirtschaft die Einsicht durch-setzt, dass die Entwicklung kundenge-rechter Produkte und ein guter Ser-vice für den zukünftigen Markterfolgentscheidend sind“!

Im Jahr 2035 wird knapp die Hälfte derbundesdeutschen Bürgerinnen undBürger über 50 Jahre alt sein. Bereits heute wird das monatlicheAusgabenbudget der über 65-Jähri-gen in Deutschland auf rund 19 Milli-arden Euro monatlich geschätzt.

Politik für ältere Menschen(24. März 2010)

„Wir können es uns nicht leisten, denErfahrungsschatz der älteren Genera-tion brach liegen zu lassen“, betonteSozialministerin Christine Haderthau-er anlässlich der Fachtagung „Erfah-rungswissen für Initiativen“ in Ingol-stadt. „Wir müssen Rahmenbedingun-gen schaffen, die es älteren Menschenermöglichen, ihre Kompetenzen undFähigkeiten sowie ihr Erfahrungswis-sen stärker einzubringen“, betonte dieMinisterin. „Notwendig seien, überholte Alters-bilder zu korrigieren und die Rolle derÄlteren in der Gesellschaft neu zu defi-nieren, damit sie ihre Erfahrungenund Kenntnisse aus Beruf, Familie, Eh-renamt und Alltagsleben einbringenkönnen“.Die aktuellen Zahlen des dritten Frei-willigensurveys vom Februar 2010verdeutlichen diese Entwicklung: Beiden 60- bis 69-Jährigen engagierensich 37 Prozent, in der Altersgruppeder über 70-Jährigen gab es einenZuwachs von 7 Prozentpunkten. DasEngagement älterer Menschen istsomit deutlich über dem Durchschnittder Gesamtbevölkerung.

18 Aktuelles

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Nachgefragt 19

Bündnis für Ausbildungund Fachkräftenachwuchs(17. März 2010)

„Ziel des Ausbildungspaktes ist dieGewinnung von Nachwuchskräftenund die Verbesserung der Rahmenbe-dingungen in der Pflege. Herzstückdes Bündnisses ist das speziell auf dieLebenswelt der Jugendlichen ausge-richtete Werbekonzept HERZWERKER,mit dem das Berufsbild Altenpflegeund seine Aufstiegschancen anschau-lich und direkt an die Jugendlichenherangetragen werden soll! Es gibtHandwerker. Es gibt Kopfarbeiter.Und es gibt junge Menschen, die nichtnur mit Hand und Köpfchen arbeitenmöchten, sondern noch etwas mehrsuchen. Die mit anderen und fürandere Menschen arbeiten möchten.Professionell und engagiert und de-nen es Spaß macht, anderen Men-schen mehr Lebensqualität und Le-bensfreude zu schenken – Herzwerkereben“, so Bayerns SozialministerinChristine Haderthauer abschließend.Hauptakteure von HERZWERKER sinddie Einrichtungsträger, die in Koope-ration mit den Schulen und Arbeits-agenturen lokale Veranstaltungen zurNachwuchsgewinnung durchführen.Mit attraktiven Werbemitteln wie z.B.einer eigenen Website (www.herz-werker.de) will HERZWERKER mög-lichst viele und vor allem geeigneteJugendliche für den zukunftssicheren,abwechslungsreichen und gesell-schaftlich wertvollen Pflegeberuf be-geistern. Es sollen aber auch Lehrerangesprochen werden und vor allemEltern als wichtige Impulsgeber undMitentscheider bei der BerufswahlJugendlicher. Die Umsetzung desKonzeptes fördert das BayerischeSozialministerium mit 300.000 Euro.Zudem erhalten seit dem Jahr 2007Einrichtungen, die Ausbildungsplätzeschaffen 3.000 Euro pro zusätzlichgeschaffenen Ausbildungsplatz ausESF-Mitteln.

...bei Rupert Englbrecht, Vorsitzenderdes Seniorenbeirats Bad Tölz überEinsamkeit im Alter undLeistungfähigkeit über 50

LSVB:Was hat sich durch die Arbeit des Senioren-beirats in 11 Jahren verändert?

Rupert Englbrecht:Die Beziehungen zu den Kommunen sind intensiver geworden.Ein geriatrische, also eine seniorenmedizinische Rehabilitation wurde ander Tölzer Asklepios-Klinik eingerichtet. Wir wissen sehr viel darüber,wie Therapie bei Senioren aussehen muss. Allerdings wird in Bayern zuwenig davon umgesetzt. So gibt es nur einen Lehrstuhl für Geriatrie inNürnberg. Ziel ist es ja, den älteren Menschen länger ein selbständigesLeben zu ermöglichen. Es geht dabei nicht nur um Lebensqualität, son-dern auch um Kostenersparnis. Das ist auch nicht allen Medizinern klar.Bei Senioren geht es meist nicht nur um eine akute Erkrankung, sondernauch um die psychische, geistige und soziale Situation, die bei derGeriatrie eben miteinbezogen wird. Die hochspezialisierte Medizin wirddieser Forderung in der Regel nicht gerecht.

LSVB: Haben Senioren eine Lobby?

Rupert Englbrecht:Ja, aber sie ist zu schwach.Es wird immer von Überalterung gesprochen, wie groß die Leistungs-fähigkeit der Älteren ist wird aber kaum beachtet. Dies sieht man inanderen europäischen Ländern anders. In der Erfahrung der Senioren,verbunden mit Fortbildung und Qualifizierung steckt ein riesiges Poten-tial, das zu nutzen notwendig wäre. Es ist ein verbreitetes Vorurteil, dassÄltere häufig krank und schwächer sind. Mit den Ministerien, vor allemmit Arbeitsministerin Frau Haderthauer haben wir guten Kontakt undversuchen dagegen vorzugehen.

LSVB: Wann zählt man zu den Senioren?

Rupert Englbrecht:Weder der 50. Geburtstag noch der Renteneintritt sind hier ausschlag-gebend. Manche haben schon mit 50 Probleme, andere sind mit 80 unddarüber noch mitten im Leben. Viele ziehen sich zurück. Die Folgen sindDepressionen und Kontaktverlust und fördern die negativen Erschei-nungen des Alters. Im Seniorenbeirat engagieren sich viele verschiede-ne Menschen, die alle noch aktiv sein wollen.

Nachgefragt…

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> Seniorenbeirat MünchenEine Veranstaltungsreihe ineinem ASZ in München

Wie können, dürfen, müssen Groß-eltern handeln? Ein Austausch überden Erfahrungsschatz und das Kon-

fliktpotential. Besinnung auf Werte,Familiensinn, Verantwortung und Kon-sequenzen.

Über ein Drittel aller Kinder unter 6Jahren werden mindestens 1 x wö-chentlich von Großeltern versorgt.

Liegt die Arbeitszeit der Mutter außer-halb der Hort-Öffnungszeiten, werdenrund die Hälfte der Kinder unter 14Jahren von ihnen betreut, stellt dasDeutsche Jugendinstitut in einer Stu-die fest.

Aber das Thema Erziehung – seit ei-nigen Jahren ein Dauerbrenner derMedien – bezieht sich meist auf dieEltern, Lehrer, Erzieher. Von den Sor-gen, den Freuden, dem Engagementund dem Einfluss der Großeltern redetkaum einer. Auch nicht von demStress, wenn man noch voll einge-spannt wird in die „Familienarbeit“,wenn man fester Anker sein muss, Ver-antwortung tragen muss, und ande-rerseits auch nicht von dem Schmerz,wenn man nicht gebraucht oder ge-wollt wird und sich im Zweifel nichteinbringen kann.

Entsprechend groß ist deshalb offen-bar der Gesprächsbedarf von Großel-tern, denn die Anfang des Jahres insLeben gerufene Veranstaltungsreihedes Alten- und Service-Zentrums Mün-chen-Obermenzing in Kooperationmit der örtlichen Seniorenvertretungdes Seniorenbeirats der Stadt ist eingroßer Erfolg. Der Anstoß kam von ei-ner pensionierten Grundschullehrerin,die jetzt die Gespräche moderiert:Margareta Rick hatte sich nach ihremaktiven Berufsleben, aufbauend aufihren Erfahrungen mit Kindern, zurTrainerin für gewaltfreie Kommunika-tion (nach Rosenberg) ausbilden las-sen und dabei weitere nähere Ein-blicke in familiäre Konfliktfelder be-kommen. Das Alten- und Servicezent-rum griff ihre Idee in Form von Groß-eltern-Gesprächen sofort auf.Die Philosophie des ASZ-Leiters Hel-mut Schmidt: Wir wollen die Men-schen im Alter auch in ihren Nöten un-terstützen und sie dazu befähigen,ihre Vorstellungen und Bedürfnisse sozu formulieren, dass sie gehört undgeachtet werden.

20 Aus den Regionen

„Großeltern-Gespräche“

Verfasst von VorstandsmitgliedFranziska Miroschnikoff

Themen aus folgenden Seniorenbeiräten:

„Großeltern-Gespräche“

Aichach

AugsburgDachau und Karlsfeld

Gilching

München

Würzburg

Schweinfurt

Landkreis Main-Spessart

Fürth

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Aus den Regionen 21

Die Veranstaltung findet einmal imMonat statt und hat einen vertrauli-chen Charakter. Sie steht jedes Mal un-ter einem bestimmten Thema (Beispie-le: Erziehungsstile – Allein gelassen –Schwiegerkinder – Enkel und Kinder –Patchwork-Familie – Vorbilder – Eifer-sucht – Grenzen (preis)geben – Freu-de anzünden) und unter dem Aspekt:Wie können, dürfen, müssen Großel-tern handeln, und wie können sie be-fähigt werden, ihre Vorstellungen undBedürfnisse so zu formulieren, dass siegehört und geachtet werden. Es gehtauch um den Austausch über Erfah-rungen und Konfliktpotentiale, umBesinnung auf Werte, Familiensinn,Verantwortung und Konsequenzen.

Zur entsprechenden Thematik findetjeweils eine kurze Einführung statt,aus der sich dann sofort Beiträge, Er-fahrungen und Fragen der Teilnehmerergeben. Der Kreis der Beteiligten setztsich zusammen aus einem festen Kern,der regelmäßig teilnimmt, und immerwieder neuen Interessenten, die sichvon dem jeweils aktuellen Thema an-gesprochen fühlen. Das sind keines-wegs nur „echte“ Großeltern – und üb-rigens durchaus auch Großväter undsogar Urgroßeltern –, sondern auch In-teressierte am Geschehen zwischenden Generationen, die die Verände-rungen in unserer Gesellschaft beob-achten und mitwirken wollen, dassmittels gelungener = gewaltfreierKommunikation Werte und Erfahrun-gen diskutiert und weitergegebenwerden können. Geplant war eine Staffel – inzwischenwird die dritte Staffel mit weiterenThemen vorbereitet. Es treffen sich„Experten“ und Fragende, wobei esdas Spannende ist, wie diese Rollenwechseln, jeder einmal der Fragendeist und im nächsten Austausch derExperte. Man hat den Eindruck, dassjeder nach 2 Stunden den Raum ver-lässt mit dem Gefühl, etwas gegebenund etwas gewonnen zu haben.

> Seniorenbeirat AichachMit 90 auf der Schulbank

Traudl Kraus ist wohl die älteste Kurs-teilnehmerin in ganz Bayern, die Eng-lisch lernt. Das würdigte Walter Vogl-gsang im Haus der Senioren in Aich-

ach anlässlich einer Feier. Warum siein ihrem Alter noch Englisch lernt,erklärt die rüstige Seniorin: Ich habeschon in der Volkshochschule Franzö-sisch geschafft, nun soll es Englischsein. Zuhause fällt mir doch nur dieDecke auf den Kopf. Die ehemaligeRealschullehrerin Gudrun Fries bietetnach ihrer Pensionierung ehrenamt-lich einen Englischkurs im Haus derSenioren an. Der Erfolg gibt ihr recht.Neben einem Grundkurs hat sich auchein „Konversationskurs“ zusammen-gefunden. Grund genug für eine klei-ne Feier mit Musik der Seniorenband,Kaffee und Kuchen, Häppchen, Sektund einem kleinen Tänzchen. Solltendie Kenntnisse demnächst bei einerFahrt nach London auf den Prüfstandkommen, ist Traudl Kraus bestimmtdabei.

> Seniorenbeirat AichachTreff mit älterenRusslanddeutschen

Seit vier Jahren ist das Haus der Senio-ren in Aichach zu einer wirklichen Be-

gegnungsstätte geworden. Jetzt plantdie Arbeiterwohlfahrt in Zusammen-arbeit mit dem Seniorenbeirat eineKaffeerunde mit älteren Russland-deutschen.Die Initiative geht von der früherenSPD-Stadträtin Christl Reich aus. DieStadt lud im April ältere Migranten zudem Treff ein. Wir hoffen auf gute Re-sonanz, sagte Walter Voglgsang. ImJuni soll ein Frühlingsfest stattfinden,im September ist eine Woche desbürgerschaftlichen Engagements ge-plant. Am Christkindlmarkt will dasHaus der Senioren an einem Standund anderem Kerzenkunst anbieten.Wichtig wäre es dem Vorsitzenden,wenn mehr Bürger aus den Ortsteilendie Angebote annehmen würden. Esgibt „Singen mit Toni Neuß“, Englisch-kurse mit Gudrun Fries, Computerkur-se, Spiel- und Schafkopfrunden, Bas-telkurse und anderes, was stets imWochenplan bekannt gemacht wird.

Marianne Faltus leitet das Helferteamund hofft auf noch regeren Zuspruch.Walter Voglgsang hofft auf noch eini-ge Verbesserungen: schräge Auffahrt,Treppenlift mit Handlauf und Sitze mitLehne wären ein guter Anfang.

Mit Blumen und Urkunde – Traudl Kraus, diewohl älteste Kursteilnehmerin in ganz Bayern.

Aktive Senioren in Aichach.

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> Seniorenbeirat AugsburgAusschuss für Verkehrund Sicherheit

Die Vorsitzende dieses Ausschussessandte der Geschäftsstelle einen um-fangreichen Tätigkeitsbericht über dieArbeit und Ergebnisse des Senioren-beirats:Die Stadt baut eine neue Straßen-bahnlinie zur Nachbarstadt Friedberg.Dem SB war es wichtig bei der Fest-legung der Verbesserungen der Halte-stellen (z.B. naheliegende Heime) mitden Stadtwerken engen Kontakt zuhalten.In enger Zusammenarbeit mit demTiefbauamt wurden auf Vorschlag desSB's eine Reihe von Bordsteinabsen-kungen an neuralgischen Straßen-kreuzungsbereichen durchgeführt.Die Wünsche des Seniorenbeiratsnach Ruhebänken wurden fast alleerfüllt und ein Anruf im Gartenamtgenügt meist, um überhängendeÄste/Zweige in die Gehwege zu besei-tigen

Der Bericht erreichte die Geschäfts-stelle von der Leiterin des AusschussesFrau Gerda Kraus. „Gute Kontakte –Geduld – aber auch Durchhaltevermö-gen zahlen sich aus!“

> SeniorenbeiratDachau und KarlsfeldSenioren informieren sichüber Altersmedizin

Aus Anlass der Eröffnung einer Einheitfür Akutgeriatrie besuchten die Senio-renbeiräte von Stadt und LandkreisDachau und von Karlsfeld die KlinikIndersdorf, um sich über die beson-deren Angebote der Geriatrie zu in-formieren. Nach einem Vortrag vonChefarzt Dr. Einhäuser und einer Kli-nikführung konnte man sich intensivmit Ärzten und Pflegekräften austau-schen. Frau Thea Zimmer, Vorsitzendedes Seniorenbeirat Dachau gab ihrerFreude über dieses verbesserte An-gebot für ältere Patienten Ausdruckund bedankte sich für die Möglichkeitzur genauen Information. Chefarzt Dr.Einhäuser gab einen Überblick überdie Entwicklung der Lebenserwartungund der daraus resultierenden Ände-rungen in der Behandlung ältererMenschen. Er berichtete von Depres-sionen, Demenz, aber auch die Fol-gen von Sturzverletzungen. Auch dieWechselwirkung vieler Medikamente,Mangelernährung und Abnahme derMobilität kamen zur Sprache. „Obers-tes ZieI in der Altersmedizin ist es im-mer, dass der Patient nach dem Klinik-aufenthalt wieder in sein gewohntesUmfeld zurückkehren kann“ betonteEinhäuser. In der Akutgeriatrie küm-mert sich ein Team aus Ärzten ver-schiedener Fachrichtungen gemein-

sam mit Physio- und Ergo-therapeuten, Logopädenund Neuropsychologen umden Patienten. Ein auf Al-tersmedizin spezialisierterArzt leitet das Experten-team. Nach der Akutbe-handlung kann eine geriat-rische Rehabilitation fol-gen, um die Selbstständig-keit im gewohnten sozialenUmfeld sicherzustellen. Zimmer zeigte sich beein-druckt: „Mit der Einrichtung

der Akutgeriatrie ist ein Meilensteinfür die Behandlung geriatrischer Pa-tienten in Dachau und Indersdorf ge-setzt worden.“

> Seniorenbeirat GilchingZu wenig Pflegeplätze

Hanka Schmitt-Luginger, Vorsitzendedes Seniorenbeirats Gilching zeigt sichbesorgt über den Mangel an Pflege-plätzen. Für 3000 bis 4000 Seniorenüber 60 Jahre stehen gerade einmal50 Pflegeplätze zur Verfügung. Dasschöne Seniorenheim an der Römer-straße kann wahrscheinlich der Forde-rung nach 80 % Einzelzimmern nochnicht nachkommen. Über diese Pro-bleme will sich die Beiratsvorsitzendein Kürze mit Bürgermeister Walterunterhalten. Dieser versichert vorab,dass bereits Pläne vorliegen und sichder Gemeinderat demnächst mit derThematik befassen wird. Auch wenner seine Aktivitäten nicht immer an dieÖffentlichkeit bringt, ist der Senioren-beirat sehr aktiv. Neben regelmäßigenTreffen der Mitglieder organisiert erAusflüge und Spaziergänge für Senio-ren, besucht alle über 95-Jährigen undhat sich um Ziel gesetzt, künftig Altund Jung noch mehr zusammenzu-bringen.

> SeniorenbeiratMain-SpessartWorkshop zum Senioren-politischen Gesamtkonzeptim Landkreis Main–Spessart

Am Rande des Workshops äußertesich Gertrud Fries, Vorsitzende desSeniorenbeirats des Landkreises Main-Spessart zu dem strammen Arbeits-tag. Sie habe diese Veranstaltung sehrpositiv erlebt, war doch ein recht aus-erwählter Kreis von Interessierten ge-kommen, der sich rege über die Zu-kunft der Seniorenarbeit ausgetauschthat. Im Flächenlandkreis Main-Spes-sart sind die Probleme in den ehema-ligen Kreisstädten und den dörflichenGebieten extrem unterschiedlich. Esgilt die dörflichen Strukturen zu erhal-ten, weil hier bürgerschaftliches Enga-gement noch sehr gut funktioniert.

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Die Wohnqualität ist aber zunehmendschlechter geworden, weil es an ärzt-licher Versorgung und Mobilität man-gelt. Auch die seniorengerechte Aus-stattung der Familienhäuser ist kaumeinmal gegeben. Maßnahmen in denKommunen müssen schon in der Pla-nung darauf überprüft werden, ob sieden Bedürfnissen der immer älter wer-denden Bevölkerung entspricht.

> SeniorenbeiratSchweinfurtTag der offenen Türedes Seniorenbeiratesder Stadt Schweinfurt

Zum ersten Mal veranstaltete der Se-niorenbeirat der Stadt Schweinfurt am5. Juni gemeinsam mit dem Senioren-

büro der Stadt Schweinfurt und derFachstelle für pflegende Angehörigeder Diakonie Schweinfurt und der Ser-vicegesellschaft des Bayerischen Ro-ten Kreuzes einen Tag der offenen Türe.

Den Besuchern wurde dabei ein rei-ches Angebot an Informationen ver-schiedener im Seniorenbeirat vertre-tenen Verbände sowie Unterhaltunggeboten.

> Seniorenbeirat WürzburgDringendes Problemeiner Lösung zugeführt

Lange Zeit stellten die fehlendenöffentlichen Toiletten in der Würzbur-ger Innenstadt für Besucher jedenAlters ein Problem dar. Umso erfreuterzeigten sich Seniorenbeirat/Senioren-vertretung der Stadt über die nunerzielte Lösung. „Nette Toilette“ heißtsie. Eine Reihe von Gastronomiebe-trieben und Einzelhandelsgeschäftenstellen ihre Toiletten zur Verfügung.Dies ist am roten Logo „Nette Toilette“an ihren Häusern zu erkennen. DieStadt beteiligt sich finanziell an denBetriebskosten. Ein neuer Stadtplanmit eingezeichneten Toiletten liegt inden Info-Stellen aus.

> Seniorenbeirat WürzburgEnkeltrick

Nicht oft genug können Senioren vorjenen Betrügern gewarnt werden, die

sich auf deren Hilfsbereitschaft ge-genüber Verwandten, vor allem Kin-dern und Enkeln berufen. PlötzlicherFinanzbedarf trifft immer auf Ver-ständnis von Oma und Opa und setzt

jegliches Misstrauen außer Gefecht.Dies veranlasste den SeniorenbeiratWürzburg in Zusammenarbeit mit derPolizei zu einer Aufklärungsaktion.Flyer in deutscher und russischer Spra-che wurden in einigen Stadtteilen inGeschäften, Banken und anderen Ein-richtungen verteilt. Mit einer Anzahlvon Bürgern wurden Aufklärungsge-spräche geführt, die ihnen das richtigeVerhalten bei einschlägigen Anrufennahebringen sollten. Vor allem dieWeitergabe von familiären oder finan-ziellen Details, die fehlende Nachfragebei Angehörigen und die unbedachteÜbergabe von Geld an Unbekanntesind gravierende Fehler, die es den Be-trügern leicht machen.

> Seniorenvertreterdes Landkreises FürthSeniorenvertreterauf Geschichtsreise

Auf die Spuren der Geschichte bega-ben sich 33 Seniorenvertreter desLandkreises Fürth mit Frau Körner ausdem Landratsamt bei einem Ausflugnach Cadolzburg.Wolfgang Meding, stellvertretenderSprecher der „Arbeitsgemeinschaftfür Senioren im Landkreis Fürth“ be-

tonte in seiner Begrü-ßung die Wichtigkeitgemeinsamer Unter-nehmungen für dieKontakte der Kommu-nen untereinander.Eine eindrucksvolleFührung vom Markt-platz bis in die ge-heimsten Winkel derBurg vermittelte denBesuchern überra-schende Einblicke indie frühere Bedeu-

tung Cadolzburgs.Bei der Schlussrast im Gasthaus „ZurPost“ gaben die Seniorenbeiräte ih-rem Wunsch nach weiteren ähnlichenZusammenkünften Ausdruck.

Unterhaltung, Musik, Tanz und Gymnastik.

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24 Fachtagungen auf Bayerischer Ebene

„Reife Kunden – reife Leistung“

„Wirtschaftsfaktor Alter“, eine Initia-tive des Bundesministeriums für Fa-milie, Senioren, Frauen und Jugend(BMFSFJ) und des Bundesministeri-ums für Wirtschaft und Technologie(BMWi) lud am 28.06.2010 zur Fach-tagung „Reife Kunden – reife Leis-tung“, Chancen für Industrie, Handelund Dienstleistung“ in die IHK Akade-mie in München ein.

Die Initiative „Wirtschaftsfaktor Alter“verbindet Senioren-, Wirtschafts- undVerbraucherpolitik miteinander. Zielder Initiative ist es, die Lebensqualitätälterer Menschen zu verbessern unddie ökonomischen Chancen desdemografischen Wandels besser zunutzen.

Die LSVB nahm mit ihrem Vorsitzen-den, mehreren Vorstandsmitgliedernund der Geschäftsführerin teil; derVorsitzende sprach ein Grußwort.Siehe auch: Aussagen von Sozialminis-terin Haderthauer anlässlich der 30.Sitzung des Landespflegeausschusses„Demografiecheck von Produkten undDienstleistungen ist überfällig!“

6. Bayerischer Geriatrietag

Die Arbeitsgemeinschaft Geriatrie inBayern e. V. lud am 12.07.2010 zum 6.Bayerischen Geriatrietag am 12. Juli in

Nürnberg mit folgendem Thema ein:Fachprogramm Akutgeriatrie: Chan-cen und Herausforderung für Kran-kenhäuser – Unterstützung und Per-spektiven für ältere Menschen.

So spät wie möglich ins Pflegeheim– Ausbau der Altersheilkunde

Nürnberg – Nach Ansicht von Alters-medizinern braucht es in BayernsKrankenhäusern künftig viel mehrFachabteilungen für Geriatrie, umältere Patienten besser zu versorgenund ihnen einen verfrühten Wechselins Pflegeheim zu ersparen. Das bayerische Fachprogramm Akut-geriatrie, das zu diesem Zweck im ver-gangenen Jahr anlief, mache guteFortschritte, sagte Gesundheitsminis-ter Markus Söder auf dem BayerischenGeriatrietag im Germanischen Natio-nalmuseum. Seit November sind an

den 360 bayerischen Krankenhäusernzwölf Akutgeriatrien hinzugekom-men. 13 weitere Anträge liegen vor.Davor gab es nur die vier großen Geri-atrie-Abteilungen in Bamberg, Bay-reuth, München und Nürnberg.

Der Vorteil der auf Altersheilkundespezialisierten Kliniken sei, dass sieSenioren – die meist wegen Herz-krankheiten oder Knochenbrücheneingeliefert werden – umfassend mitRücksicht auf Alterserscheinungenbehandeln können. So können diePatienten nach einem anschließendengeriatrischen Reha-Aufenthalt häufi-ger nach Hause zurückkehren undmüssen nicht ins Pflegeheim.Auf dem Land geht es nur langsamvoran. Allerdings schicke man noch zuviele alte Menschen vom Krankenhausdirekt ins Heim, kritisierte Bezirkstags-präsident Richard Bartsch, Vorsitzen-der der Arbeitsgemeinschaft Geriatrie.Gerade auf dem Land würden derzeitmehr Heime gebaut als Reha-Einrich-tungen – von solchen „Pflegevermei-dungseinheiten“ bräuchte es vielmehr, wenn die Pflege finanzierbarbleiben soll. „Jeder vierte Heimbe-wohner kann die vollen Heimkostennicht mehr tragen, Tendenz steigend.“Bartsch wünscht sich, die Übernahmeder Pflegeleistungen sogar nur dannzu gewähren, wenn zuvor eine Geria-triebehandlung erfolgte.

Ein Drittel der Krankenhauspatientensei heute älter als 70 Jahre, berichteteSiegfried Hasenbein, Geschäftsführerder Bayerischen Krankenhausgesell-schaft. Deshalb müsse geriatrischeKompetenz in zumutbarer Entfernungvom Wohnort, auch in kleinen Kreis-krankenhäusern, angeboten werden.Der Ausbau schreitet allerdings lang-samer als gewünscht voran, da es anFacharztnachwuchs fehle. Auch ver-schaffen sich Krankenhäuser im Mo-ment noch Nachteile durch das unge-nügende Vergütungssystem.

Der 2. Vorsitzende der LSVB, Dr. Grabner beiseinem Referat zum Thema Akutgeriatrie „Waswünschen sich die Betroffenen?“.

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Ansichts-Sache 25

Es gibt sie noch, die Wunder!

Eines ist mir jüngst begegnet.Seit vielen Jahren fahre ich dann undwann mit der Deutschen Bahn nachAichach zur Vorstandssitzung. Das hatden Vorteil, dass ich am gleichen Tagwieder den Heimweg antreten kann.Aber es hatte auch Haken. Schon imICE machte ich mir Gedanken darüber,wie ich in Aichach aus dem Zug kom-men würde. Das war nämlich dannbesonders spannend, wenn es regne-te oder schneite. War doch der Sprungaus dem Zug – ich weiß nicht wie weites hinunterging – mit dem Schirm inder Hand oder bei Eisglätte keines-wegs seniorengerecht. Auf dem Heim-weg war es nicht einfach, mit dem vie-len Papier, das man aus der Geschäfts-stelle mitbrachte, den Zug zu erklim-men. Standen dazu doch immer jun-

ge, gelenkige, gelegentlich ungedul-dige oder auch über die Maßen hilfs-bereite Menschen hinter mir, derenGedanken ich mir vorstellen konnte.

Aber nun kam das Wunder: Geradehatte ich mich mental auf den Sprungeingestellt, da – ich traute meinenAugen nicht – fast geräuschlos fuhreine Stufe aus dem Zug heraus, diebequemes Aus- und Einsteigen er-möglicht. Ich war versucht an dasWunder zu glauben, dass man vonnun an als Senior bei der DeutschenBahn bestens versorgt ist und zog wei-tere Bahnfahrten nach Aichach ernst-haft in Betracht. Aber da machten dieBerichte über ausgefallene Klima-anlagen in den ICEs dieses Vorhabenwieder fraglich.

Eigentlich schade!

Unser Buch-Tipp:

Wer in punkto Wohnraum, Wohnaus-stattung, Betreuung, Hilfe und Pfle-ge vorausschauend plant, hat denGrundstein für ein sorgenfreies Le-ben im Alter bereits gelegt. Dabeihilft dieser DIN-Ratgeber.

Systematisch informiert er über dieverschiedenen Wohnformen und gibtso eine gute Orientierungshilfe. Zudem stellt er dar, wie eine altersge-rechte und sichere Wohnumgebungaussehen kann, zeigt auf, was bei derhäuslichen Pflege zu beachten ist, be-leuchtet, worauf bei Abschluss einesHeimvertrags zu achten ist.Mit Checklisten, Experten-Tipps, Be-griffserklärungen und Adressen – auchvon Web-Sites.

Verweisen aufDIN-Normen etc.EUR 14,80

„Das Wunder von Aichach“Von Vorstandsmitglied Gertrud Fries

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26 Veranstaltungskalender

Veranstaltungskalender: September bis November 2010

> „Hoffnung Alter“2. Gemeinsamer Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrieund der Schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie,10. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie von 15. bis 17. September 2010im Virchow-Klinikum der Charité in Berlin

> 9. KWA Symposium 2010am 29.09.2010 im Georg Brauchle Haus in München.Von 10.00 bis 17.00 Uhr, Thema „Teilhabe und Verbundenheit“; u. a. Podiumsdiskussion mitMinisterialdirigent Franz Wölfl (Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familienund Frauen), Dr. Thomas Röbke (Geschäftsführer, Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement)und Walter Voglgsang (Vorsitzender der Landesseniorenvertretung Bayern)

> „Älter werden – wohnen bleiben“am 20.10.2010 in München. Fachtag im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums organisiert durchdie Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung, München in Kooperation mit dem VdWBayern Verband bayerischer Wohnungsunternehmen mit Vorträgen rund um das Wohnen im Alter mitStaatsministerin Haderthauer. Anmeldung über die Homepage der AfA (www.afa-sozialplanung.de)die Homepage www.wohnen-zu-hause.de oder direkt an die LSVB

> 1. Große Fachtagung der LSVB„Potenziale wecken, Alter gestalten“ in Fürth am 3. Novembermit Prof. Dr. Tippelt (LMU München), Dr. Krämer (Wüstenrot-Stiftung) und Staatsministerin Haderthauer.Einladungen gehen an alle bayerischen Kommunen und unsere Mitglieder

> Con Sozial12. Fachmesse und Congress des Sozialmarktes am 3. und 4. November 2010im Messezentrum in Nürnberg

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Zu guter Letzt 27Impressum

LSVB-Nachrichten Ausgabe 3/2010

Verbandszeitschrift für Mitglieder derLSVB und andere interessierte Aktivein Seniorenarbeit und Seniorenpolitik

Erscheinungsweise:vierteljährlich

Redaktionsschluss der Ausgabe 4/2010:30.10.2010

Redaktion:Walter Voglgsang · 1. VorstandVeronika Schneider · GeschäftsführungGabriele Obst · SekretariatGertrud Fries · 2. StellvertreterinMichael Reich · Seniorenbeirat Main–Spessart

Herausgeber:LandesSeniorenVertretung Bayern (LSVB)Münchner Straße 686551 AichachTelefon: 0 82 51-87 0168Fax: 0 82 51-89 25 [email protected]

Layout & Grafikdesign:Grafikbüro (S) · Werner SchrommAn der Kreuzbreite 1186556 Kühbachwww.grafikbueros.de

Produktion:Druckerei Wenng Druck GmbHBreslauer Straße 791550 Dinkelsbühlwww.wenng.de

Fotos:LSVB · Fotolia.com

Hinweis:Namentlich gekennzeichnete Artikelgeben nicht unbedingt die Meinungder Redaktion wieder. Die Autoren sindim Sinne des Presserechtes für denInhalt selbst verantwortlich.Die Redaktion behält sich vor, einge-reichte Beiträge zu kürzen und zuüberarbeiten.Der Nachdruck von Textbeiträgen istgegen Quellenangabe und Belegexem-plar kostenfrei gestattet, die Nutzungvon Fotos nur nach Rücksprache mitder LSVB.

Wir werden durch das BayerischeStaatsministerium für Arbeit und Sozial-ordnung, Familie und Frauen gefördert.

Zu guter Letzt:

Diese Postkarte, die mir bei einerStadtbesichtigung der wunder-schönen Stadt Bamberg unter ge-kommen ist, hat mich spontan zueinem Lächeln veranlasst.

� �Sie verdeutlicht nämlich meinerAnsicht nach zwei ganz wesent-liche Aspekte unserer Arbeit: Dieältere Generation und neue, inno-vative Entwicklungen. Wie siesehen, ist es durchaus möglich,beides zusammenzubringen…

In diesem Sinne hoffen wir in derGeschäftsstelle, Sie ermutigen zukönnen, uns möglichst viele Arti-kel, Berichte und Fotos auf dem„neuen Weg“ des Internets zu-kommen zu lassen.

Vielen Dank dafürund weiterhin alles Gute!

Ihre Veronika Schneider

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Dachorganisation der kommunalen Seniorenbeiräte und Seniorenvertretungen in Bayern

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