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DELMENHORSTER KREISBLATT SEITE 30 MONTAG, 6. JULI 2015 LOKALSPORT RETHORN. Als es zu nieseln beginnt, zieht Gerd Hill- mann den Reißverschluss seiner Trainingsjacke hoch bis zum Bartansatz. Wäh- rend die Spieler des SV Ret- horn im Bummeltempo ih- re Aufwärmrunden drehen, ist der Trainer, Abteilungs- leiter und Vereinsvorsitzen- de ebenso gemächlich da- bei, die Hütchen auf dem Sportplatz in Kühlingen zu verteilen. „Hoffentlich reg- net’s nicht zu sehr“, sagt er, argwöhnisch gen Himmel blickend. „Nicht, dass sich einer was wegholt.“ Ein Schleifer wird er wohl nie, der ewige Rethorner, dazu ist er doch zu fürsorglich: Als ein Spieler bei der nächsten Übung quengelt, ob er denn wirklich dreimal durch den schief aufgestell- ten Slalom muss, zeigt Hill- mann Verständnis: „Oder halt zweimal. So oft, wie du kannst.“ Beim SV Rethorn ist man da nicht so. Es ist ein Freitag Ende Juni, die meisten Fußball- Vereine haben ihre Saison schon vor Wochen beendet. Aber hier, auf dem holpri- gen Platz in Küh- lingen neben ei- nem Kindergar- ten, beginnt ge- rade etwas. Es ist das zweite offizi- elle Training des SV Rethorn; ei- nes Vereins, den es vor zwei Mo- naten eigentlich gar nicht mehr gab und der nun dabei ist, aus dem Nichts wie- der aufzuerste- hen. Sechs Jahre lang war Hillmann praktisch das einzige echte Mitglied, das einsam und ziemlich er- folglos um eine Wiederbe- lebung kämpfte, bis das dk Ende Mai seine Geschichte erzählte. Wie der Klub aus seinem Heimatort 1980 ge- gründet wurde, sich sym- pathisch, aber größtenteils untalentiert durch die Kreisklassen rumpelte und 2009 schließlich mangels Masse die einzige Mann- schaft abmelden musste. Und wie Hillmann den SV Rethorn seitdem alleine mit Herzblut und Trickse- reien vor der Streichung aus dem Vereinsregister be- wahrte. Die Sache wurde zum Renner bei Facebook, in wenigen Tagen meldeten sich dutzende interessierte Spieler bei Hillmans Sohn Marvin. Sogar das Fußball- magazin „11 Freunde“ be- suchte ihn kurz darauf. „Das war vielleicht ein Stress“, stöhnt er. Er wäre allein eine Stunde lang auf dem Platz her- umgeturnt, ein Riesen-Trara für ein Foto. Doch der Effekt der Mini-Medi- en-Offensive ist verblüffend. Mehr als 20 Fuß- baller kommen mittlerweile re- gelmäßig zum Training, das Hillmann tak- tisch clever auf Freitagabend ge- legt und damit einige Schü- ler und Studenten gewon- nen hat. Viele von ihnen haben seit Jahren nicht mehr gespielt, ihre Pässe sind in irgendeiner Schub- lade verschwunden und müssen neu beantragt wer- den. Andere kommen aus unteren Mannschaften um- liegender Vereine, die sich sehr kooperativ verhalten haben, wie Hillmann dank- bar erklärt. Er meldete den neuen SV Rethorn für die nächste Saison an, und zwar gerade noch rechtzeitig: Sechs Jah- re nach dem letzten Liga- spiel läuft sein Verein nun wieder in der 5. Kreisklasse auf. Und Hillmann, der Einzelkämpfer a.D., ist vom unverhofften Comeback re- gelrecht ergriffen. Ein Wun- der sei das, kaum zu glau- ben, schwärmt er: „Es ist wieder Leben auf dem Platz. Ich bin beim ersten Training mit den Jungs ge- laufen – das war ein Wahn- sinnsgefühl, Gänsehaut.“ Selbst seine Frau, die ihn immer ein wenig belächelt hat, trägt es mit Fassung, dass sie ihren Mann an Wo- chenenden demnächst sel- tener sieht. Wo es dem Gerd doch solchen Spaß macht. Am liebsten wäre er jetzt nur noch Trainer, aber erst einmal muss Hillmann bie- dere Funktionärsarbeit leis- ten; auch ein Wunder gibt’s ja nicht ohne Bürokratie. Denn seit vergangenem Dienstag hat Rethorn zwar Spieler, dafür aber keinen Platz mehr. Die zuletzt jah- relang praktisch ungenutz- te Heimspielstätte in Küh- lingen gehört der Gemein- de, die mit dem ebenfalls dort ansässigen TSV Grüp- penbühren – einem Klub ohne Fußballer – aber kurz nach dem zweiten Welt- krieg einen noch immer gültigen Nutzungsvertrag abgeschlossen hat. Damals wurde dort noch Feldhand- ball gespielt. Die Rethorner waren seit ihrer Gründung 1980 quasi die Untermieter, deren Vertrag allerdings Ende Juni ausgelaufen ist. Nun stehen auf dem Ge- lände die einst vom SV Ret- horn in Eigenarbeit errich- tete Flutlichtanlage und das von Hillmann gebaute Kabinengebäude, doch auf den Rasen darf das neue Team offiziell nicht. Grüp- penbührens Vereinschef Christian Schütte versi- chert zwar, dass „wir nie- manden vom Platz jagen, weil man sowas unter Sportsleuten nicht macht“. Al- lerdings kann er sich einen Sei- tenhieb auf den Nachbarn nicht verkneifen: Das gewaltige SV-Ret- horn-Schild am Umkleidegebäu- de, möge als Zei- chen des guten Willens doch bit- te abgehängt werden. Schließ- lich sei der Herr Hillmann nicht allein auf der Anlage. „Außerdem“, findet Schütte, „hätte er sich vielleicht etwas früher um einen Platz kümmern sollen.“ Geduldet sind sie also, die Rethorner, aber nur vorläufig und nur fürs Trai- ning. Doch wohin für die anstehenden Punktspiele? Hillmann wandte sich ver- gangene Woche in gebote- ner Hektik an die Gemein- de, die ihr Bestes tat und als Ausweichplatz die Anla- ge am Ammerweg im Nachbarort Bookholzberg anbot. Man wolle ja „nicht derjenige sein, der dem SV Rethorn den Todesstoß ver- setzt“, wie die zuständige Fachbereichsleiterin Sieg- linde Jahn es ausdrückt. Hillmann, unter zeitli- chen Zwängen, nahm zäh- neknirschend an, was auch den Fußball-Kreis aufat- men ließ, der Pflichtspiele auf dem urigen Platz in Kühlingen ohnehin nur mit Bauchschmerzen veran- staltet hätte. Hillmann, ein bekennender Sturkopf, ak- zeptiert die Ausquartierung aber nur unter Protest. „Wir werden um einen neuen Vertrag verhandeln. Ich will mir unseren Platz nicht nehmen lassen“, sagt er. Grüppenbührens Klubchef Schütte sieht das gelassen. Man werde sich im Vor- stand beraten; etwas De- mut würde dem Herrn Hill- mann, bei aller Freude über sein neues Team, aber ge- nerell nicht schaden. Für einen Voll- blutfußballer im Euphorie-Modus ist das nur manchmal leich- ter gesagt als ge- tan. Nachdem der Spielbetrieb nun gesichert ist, formuliert Hill- mann schon an den Saisonzielen herum. Kicken könnten seine Jungs ja, viel- leicht sei der Auf- stieg drin, sagt er. Im Kreispokal starten die Rethorner auch, obwohl der längst ausgelost war, als Hillmann die Mannschaft auf den letzten Drücker an- meldete. Doch der Inklusi- onsverein SC Rote Teufel, mit dem sich die Rethorner künftig den Platz in Book- holzberg teilen, verzichtete aus Angst vor einer heftigen Abfuhr auf das Erstrunden- spiel gegen den Kreisligis- ten SV Achternmeer und überließ Neuling Rethorn das Startrecht. Ein heikles Willkommensgeschenk, wenn man bedenkt, dass die Rethorner damit im ers- ten Pflichtspiel am 2. Au- gust einem fünf Klassen höher spielenden Gegner gegenüberstehen. Gerd Hillmann allerdings hat keine Angst. Er wird dann an der Seitenlinie stehen und genießen, was er sieht: eine Mannschaft des SV Rethorn, die tatsächlich ein Pflichtspiel bestreitet. „Es gibt uns wieder“, sagt er. „Der SV Rethorn spielt Fuß- ball. Das ist doch die Hauptsache.“ Seit 2009 war Klubchef Gerd Hillmann praktisch das einzige Mitglied. Nach einem dk-Artikel, der zum Facebook-Renner wurde, hat er wieder eine Mannschaft und spricht von einem Wunder. VON DANIEL NIEBUHR Kleinster Verein Deutschlands war gestern: Nach sechs Jahren ohne Team ist der SV Rethorn zurück Rethorn reloaded Aus dem Schrank zurück auf den Platz: Nach sechs Jahren Pause rollen die Bälle des SV Rethorn wieder über den Rasen. FOTO: DANIEL NIEBUHR ‚‚ Ich bin mit den Jungs gelaufen – das war ein Wahnsinnsgefühl, Gänsehaut. GERD HILLMANN MR. RETHORN ÜBER DAS ERSTE TRAINING ‚‚ SIEGLINDE JAHN VON DER GEMEINDE ÜBER DAS PLATZ-PROBLEM Wir wollen nicht derjenige sein, der dem SV Rethorn den Todesstoß versetzt. Sie spielen wieder: Gerd Hillmann (rechts) steht nach sechs Jahren als Einzelkämpfer wieder mit einem Team auf dem Platz. FOTO: DANIEL NIEBUHR nom LANDKREIS/DELMEN- HORST. Der Fußballkreis Oldenburg-Land/Delmen- horst darf sich über einen leichten Zuwachs an Mannschaften im Herren- bereich freuen. In der Sai- son 2014/15 nahmen in den fünf Staffeln unterhalb der Kreisliga 74 Teams den Punktspielbetieb auf, wäh- rend für die kommende Spielzeit 75 Mannschaften gemeldet wurden. Nicht mehr dabei sind der Adel- heider TV, der SC Dünsen II und der TuS Vielstedt III. Neu gemeldet wurden Bo- russia III, der DTB V, der TuS Heidkrug II und der SV Rethorn. Es gab etliche Auf- stiegsverzichte und Rück- züge in tiefere Spielklassen. Dafür konnten einige Mannschaften nachrücken, die es sportlich nicht ge- schafft hatten. Alle fünf Staffeln starten am Wo- chenende 7. bis 9. August in die neue Spielzeit. 1. Kreisklasse (16 Teams): FC Huntlosen, SF Littel, VfL Stenum II, TV Falkenburg, SV Atlas II, Bookholzberger TB, GW Kleinenkneten, Harp- stedter TB II, TuS Hasbergen, SV Baris II, SF Wüsting, FC Hude II, Delmenhorster TB, TSV Ip- pener, TuS Vielstedt, SC Colnrade. 2. Kreisklasse (15): TSV Ganderkesee III, TSV Großenkneten II, TV Falkenburg II, VfL Stenum III, TV Jahn II, SV Tungeln II, VfL Wildeshausen III, Tur Abdin II, TuS Hasbergen II und III, FC Hu- de III, SC Dünsen, Delmenhorster TB II, SG Bookhorn, Borussia I. 3. Kreisklasse (15): Borussia II, TuS Heidkrug II, Delmenhorster BV, FC Huntlosen II, TV Jahn III, DTB III und IV, Tur Abdin III, KSV Hicretspor II, TSV Ganderkesee IV, SF Wüsting II, VfL Wil- deshausen IV, SG Döhlen/Großenkneten, Ahl- horner SV II, TV Munderloh II. 4. Kreisklasse (15): Beckeln Fountains, Harp- stedter TB III, BSV Benthullen, SV Tungeln III, TSV Ganderkesee V, Kickers Ganderkesee, SF Littel II, FC Hockensberg, SV Achternmeer II, FC Hude IV, SF Wüsting III, VfR Wardenburg II, TSV Ippener II, TV Dötlingen II, Ahlhorner SV III. 5. Kreisklasse (14): Rote Teufel Ganderkesee, SV Rethorn, Borussia III, TV Falkenburg III, Bookholzberger TB II, SV Atlas III, KSV Hicret- spor III, GW Kleinenkneten II, Delmenhorster TB V, SV Baris III, TuS Vielstedt II, VfL Stenum IV, SG Bookhorn II, DBV II. Felder der Kreisklassen stehen fest ric VERDEN/DELMENHORST. Torben Clemens Westphal vom Delmenhorster TV ist am Wochenende bei den Leichtathletik-Landesmeis- terschaften in Verden sei- ner Favoritenrolle gerecht geworden. Mit seinen im letzten Versuch geworfenen 62,96 Metern gewann er souverän den Speerwurfti- tel in der Altersklasse U18. Westphals Vorsprung vor dem zweitplatzierten Mar- co Schulz (TWG Niens- tädt/Sülbeck) betrug mehr als vier Meter. Auch mit drei weiteren Versuchen, die allesamt über 60 Meter weit gingen, hätte er noch gewonnen. „Das Werfen war bei dieser Affenhitze megaschwer“, meinte Westphal zu seinem Ergeb- nis. „Angesichts dieser Wärme ich bin dennoch ei- nigermaßen zufrieden.“ Bereits in einer Woche stehen für Westphal die nächsten Meisterschaften ins Haus. In Celle wird er bei den am 11. und 12. Juli stattfindenden Landestitel- kämpfen in der nächsthö- heren Altersklasse U20 mit dem 100 Gramm schwere- ren Erwachsenenspeer an den Start gehen und versu- chen, seinen Vizetitel zu verteidigen. Westphal holt den Landestitel

Teilseite 'SPO LOK02 DK' - fh-mittelstand.de · Bookholzberger TB II, SV Atlas III, KSV Hicret-sp o rI,GW K l ei nk tD m h TB,S VBar i s IT uel td fL n m SG Bookhorn II, DBV II. Felder

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DELMENHORSTER KREISBLATTSEITE 30 MONTAG, 6. JULI 2015

LOKALSPORT

RETHORN. Als es zu nieselnbeginnt, zieht Gerd Hill-mann den Reißverschlussseiner Trainingsjacke hochbis zum Bartansatz. Wäh-rend die Spieler des SV Ret-horn im Bummeltempo ih-re Aufwärmrunden drehen,ist der Trainer, Abteilungs-leiter und Vereinsvorsitzen-de ebenso gemächlich da-bei, die Hütchen auf demSportplatz in Kühlingen zuverteilen. „Hoffentlich reg-net’s nicht zu sehr“, sagt er,argwöhnisch gen Himmelblickend. „Nicht, dass sicheiner was wegholt.“ EinSchleifer wird er wohl nie,der ewige Rethorner, dazuist er doch zu fürsorglich:Als ein Spieler bei dernächsten Übung quengelt,ob er denn wirklich dreimaldurch den schief aufgestell-ten Slalom muss, zeigt Hill-mann Verständnis: „Oderhalt zweimal. So oft, wie dukannst.“ Beim SV Rethornist man da nicht so.

Es ist ein Freitag EndeJuni, die meisten Fußball-Vereine haben ihre Saisonschon vor Wochen beendet.Aber hier, auf dem holpri-gen Platz in Küh-lingen neben ei-nem Kindergar-ten, beginnt ge-rade etwas. Es istdas zweite offizi-elle Training desSV Rethorn; ei-nes Vereins, denes vor zwei Mo-naten eigentlichgar nicht mehrgab und der nundabei ist, ausdem Nichts wie-der aufzuerste-hen. Sechs Jahre lang warHillmann praktisch daseinzige echte Mitglied, daseinsam und ziemlich er-folglos um eine Wiederbe-lebung kämpfte, bis das dkEnde Mai seine Geschichteerzählte. Wie der Klub ausseinem Heimatort 1980 ge-gründet wurde, sich sym-pathisch, aber größtenteilsuntalentiert durch dieKreisklassen rumpelte und2009 schließlich mangelsMasse die einzige Mann-schaft abmelden musste.Und wie Hillmann den SVRethorn seitdem alleinemit Herzblut und Trickse-

reien vor der Streichungaus dem Vereinsregister be-wahrte. Die Sache wurdezum Renner bei Facebook,in wenigen Tagen meldetensich dutzende interessierteSpieler bei Hillmans SohnMarvin. Sogar das Fußball-magazin „11 Freunde“ be-suchte ihn kurz darauf.„Das war vielleicht einStress“, stöhnt er. Er wäreallein eine Stunde lang auf

dem Platz her-umgeturnt, einRiesen-Trara fürein Foto.Doch der Effektder Mini-Medi-en-Offensive istverblüffend.Mehr als 20 Fuß-baller kommenmittlerweile re-gelmäßig zumTraining, dasHillmann tak-tisch clever aufFreitagabend ge-

legt und damit einige Schü-ler und Studenten gewon-nen hat. Viele von ihnenhaben seit Jahren nichtmehr gespielt, ihre Pässesind in irgendeiner Schub-lade verschwunden undmüssen neu beantragt wer-den. Andere kommen ausunteren Mannschaften um-liegender Vereine, die sichsehr kooperativ verhaltenhaben, wie Hillmann dank-bar erklärt.

Er meldete den neuen SVRethorn für die nächsteSaison an, und zwar geradenoch rechtzeitig: Sechs Jah-re nach dem letzten Liga-

spiel läuft sein Verein nunwieder in der 5. Kreisklasseauf. Und Hillmann, derEinzelkämpfer a.D., ist vomunverhofften Comeback re-gelrecht ergriffen. Ein Wun-der sei das, kaum zu glau-ben, schwärmt er: „Es istwieder Leben auf demPlatz. Ich bin beim erstenTraining mit den Jungs ge-laufen – das war ein Wahn-sinnsgefühl, Gänsehaut.“Selbst seine Frau, die ihnimmer ein wenig belächelthat, trägt es mit Fassung,dass sie ihren Mann an Wo-chenenden demnächst sel-tener sieht. Wo es demGerd doch solchen Spaßmacht.

Am liebsten wäre er jetztnur noch Trainer, aber ersteinmal muss Hillmann bie-dere Funktionärsarbeit leis-ten; auch ein Wunder gibt’sja nicht ohne Bürokratie.Denn seit vergangenemDienstag hat Rethorn zwarSpieler, dafür aber keinenPlatz mehr. Die zuletzt jah-relang praktisch ungenutz-te Heimspielstätte in Küh-lingen gehört der Gemein-de, die mit dem ebenfallsdort ansässigen TSV Grüp-penbühren – einem Klubohne Fußballer – aber kurznach dem zweiten Welt-krieg einen noch immergültigen Nutzungsvertragabgeschlossen hat. Damalswurde dort noch Feldhand-ball gespielt. Die Rethornerwaren seit ihrer Gründung1980 quasi die Untermieter,deren Vertrag allerdingsEnde Juni ausgelaufen ist.

Nun stehen auf dem Ge-lände die einst vom SV Ret-horn in Eigenarbeit errich-tete Flutlichtanlage unddas von Hillmann gebauteKabinengebäude, doch aufden Rasen darf das neueTeam offiziell nicht. Grüp-penbührens VereinschefChristian Schütte versi-chert zwar, dass „wir nie-manden vom Platz jagen,weil man sowas unterSportsleutennicht macht“. Al-lerdings kann ersich einen Sei-tenhieb auf denNachbarn nichtverkneifen: Dasgewaltige SV-Ret-horn-Schild amUmkleidegebäu-de, möge als Zei-chen des gutenWillens doch bit-te abgehängtwerden. Schließ-lich sei der HerrHillmann nicht allein aufder Anlage. „Außerdem“,findet Schütte, „hätte ersich vielleicht etwas früherum einen Platz kümmernsollen.“

Geduldet sind sie also,die Rethorner, aber nurvorläufig und nur fürs Trai-ning. Doch wohin für dieanstehenden Punktspiele?Hillmann wandte sich ver-gangene Woche in gebote-ner Hektik an die Gemein-de, die ihr Bestes tat undals Ausweichplatz die Anla-ge am Ammerweg imNachbarort Bookholzberganbot. Man wolle ja „nichtderjenige sein, der dem SVRethorn den Todesstoß ver-setzt“, wie die zuständigeFachbereichsleiterin Sieg-linde Jahn es ausdrückt.

Hillmann, unter zeitli-chen Zwängen, nahm zäh-neknirschend an, was auchden Fußball-Kreis aufat-men ließ, der Pflichtspieleauf dem urigen Platz inKühlingen ohnehin nur mitBauchschmerzen veran-staltet hätte. Hillmann, einbekennender Sturkopf, ak-zeptiert die Ausquartierung

aber nur unter Protest. „Wirwerden um einen neuenVertrag verhandeln. Ich willmir unseren Platz nichtnehmen lassen“, sagt er.Grüppenbührens KlubchefSchütte sieht das gelassen.Man werde sich im Vor-stand beraten; etwas De-mut würde dem Herrn Hill-mann, bei aller Freude übersein neues Team, aber ge-nerell nicht schaden.

Für einen Voll-blutfußballer imEuphorie-Modusist das nurmanchmal leich-ter gesagt als ge-tan. Nachdemder Spielbetriebnun gesichert ist,formuliert Hill-mann schon anden Saisonzielenherum. Kickenkönnten seineJungs ja, viel-leicht sei der Auf-

stieg drin, sagt er.Im Kreispokal starten die

Rethorner auch, obwohlder längst ausgelost war, alsHillmann die Mannschaftauf den letzten Drücker an-meldete. Doch der Inklusi-onsverein SC Rote Teufel,mit dem sich die Rethornerkünftig den Platz in Book-holzberg teilen, verzichteteaus Angst vor einer heftigenAbfuhr auf das Erstrunden-spiel gegen den Kreisligis-ten SV Achternmeer undüberließ Neuling Rethorndas Startrecht. Ein heiklesWillkommensgeschenk,wenn man bedenkt, dassdie Rethorner damit im ers-ten Pflichtspiel am 2. Au-gust einem fünf Klassenhöher spielenden Gegnergegenüberstehen. GerdHillmann allerdings hatkeine Angst. Er wird dannan der Seitenlinie stehenund genießen, was er sieht:eine Mannschaft des SVRethorn, die tatsächlich einPflichtspiel bestreitet. „Esgibt uns wieder“, sagt er.„Der SV Rethorn spielt Fuß-ball. Das ist doch dieHauptsache.“

Seit 2009 war KlubchefGerd Hillmann praktischdas einzige Mitglied. Nacheinem dk-Artikel, derzum Facebook-Rennerwurde, hat er wieder eineMannschaft und sprichtvon einem Wunder.

VON DANIEL NIEBUHR

Kleinster Verein Deutschlands war gestern: Nach sechs Jahren ohne Team ist der SV Rethorn zurück

Rethorn reloaded

Aus dem Schrank zurück auf den Platz: Nach sechs Jahren Pause rollen die Bälle des SV Rethorn wieder über den Rasen. FOTO: DANIEL NIEBUHR

‚‚Ich bin mit den

Jungs gelaufen –das war ein

Wahnsinnsgefühl,Gänsehaut.

GERD HILLMANNMR. RETHORN ÜBERDAS ERSTE TRAINING

‚‚SIEGLINDE JAHN

VON DER GEMEINDE ÜBERDAS PLATZ-PROBLEM

Wir wollen nichtderjenige sein, derdem SV Rethornden Todesstoß

versetzt.

Sie spielen wieder: Gerd Hillmann (rechts) steht nachsechs Jahren als Einzelkämpfer wieder mit einemTeam auf dem Platz. FOTO: DANIEL NIEBUHR

nom LANDKREIS/DELMEN-HORST. Der FußballkreisOldenburg-Land/Delmen-horst darf sich über einenleichten Zuwachs anMannschaften im Herren-bereich freuen. In der Sai-son 2014/15 nahmen inden fünf Staffeln unterhalbder Kreisliga 74 Teams denPunktspielbetieb auf, wäh-rend für die kommendeSpielzeit 75 Mannschaftengemeldet wurden. Nichtmehr dabei sind der Adel-heider TV, der SC Dünsen IIund der TuS Vielstedt III.Neu gemeldet wurden Bo-russia III, der DTB V, derTuS Heidkrug II und der SVRethorn. Es gab etliche Auf-stiegsverzichte und Rück-züge in tiefere Spielklassen.Dafür konnten einigeMannschaften nachrücken,die es sportlich nicht ge-schafft hatten. Alle fünfStaffeln starten am Wo-chenende 7. bis 9. Augustin die neue Spielzeit.1. Kreisklasse (16 Teams): FC Huntlosen, SFLittel, VfL Stenum II, TV Falkenburg, SV Atlas II,Bookholzberger TB, GW Kleinenkneten, Harp-stedter TB II, TuS Hasbergen, SV Baris II, SFWüsting, FC Hude II, Delmenhorster TB, TSV Ip-pener, TuS Vielstedt, SC Colnrade.

2. Kreisklasse (15): TSV Ganderkesee III, TSVGroßenkneten II, TV Falkenburg II, VfL StenumIII, TV Jahn II, SV Tungeln II, VfL WildeshausenIII, Tur Abdin II, TuS Hasbergen II und III, FC Hu-de III, SC Dünsen, Delmenhorster TB II, SGBookhorn, Borussia I.

3. Kreisklasse (15): Borussia II, TuS HeidkrugII, Delmenhorster BV, FC Huntlosen II, TV JahnIII, DTB III und IV, Tur Abdin III, KSV HicretsporII, TSV Ganderkesee IV, SF Wüsting II, VfL Wil-deshausen IV, SG Döhlen/Großenkneten, Ahl-horner SV II, TV Munderloh II.

4. Kreisklasse (15): Beckeln Fountains, Harp-stedter TB III, BSV Benthullen, SV Tungeln III,TSV Ganderkesee V, Kickers Ganderkesee, SFLittel II, FC Hockensberg, SV Achternmeer II, FCHude IV, SF Wüsting III, VfR Wardenburg II, TSVIppener II, TV Dötlingen II, Ahlhorner SV III.

5. Kreisklasse (14): Rote Teufel Ganderkesee,SV Rethorn, Borussia III, TV Falkenburg III,Bookholzberger TB II, SV Atlas III, KSV Hicret-spor III, GW Kleinenkneten II, Delmenhorster TBV, SV Baris III, TuS Vielstedt II, VfL Stenum IV,SG Bookhorn II, DBV II.

Felder derKreisklassenstehen fest

ric VERDEN/DELMENHORST.Torben Clemens Westphalvom Delmenhorster TV istam Wochenende bei denLeichtathletik-Landesmeis-terschaften in Verden sei-ner Favoritenrolle gerechtgeworden. Mit seinen imletzten Versuch geworfenen62,96 Metern gewann ersouverän den Speerwurfti-tel in der Altersklasse U18.Westphals Vorsprung vordem zweitplatzierten Mar-co Schulz (TWG Niens-tädt/Sülbeck) betrug mehrals vier Meter. Auch mitdrei weiteren Versuchen,die allesamt über 60 Meterweit gingen, hätte er nochgewonnen. „Das Werfenwar bei dieser Affenhitzemegaschwer“, meinteWestphal zu seinem Ergeb-nis. „Angesichts dieserWärme ich bin dennoch ei-nigermaßen zufrieden.“

Bereits in einer Wochestehen für Westphal dienächsten Meisterschaftenins Haus. In Celle wird erbei den am 11. und 12. Julistattfindenden Landestitel-kämpfen in der nächsthö-heren Altersklasse U20 mitdem 100 Gramm schwere-ren Erwachsenenspeer anden Start gehen und versu-chen, seinen Vizetitel zuverteidigen.

Westphalholt den

Landestitel