1
Sie ist bei den Verantwortlichen fast in aller Munde: die Trennung von strategischen und operativen Aufga- ben auf Gemeindestufe. Konkret: Ge- meinderäte sollen sich auf langfristige Fragen und die Ausrichtung der Ge- meinde konzentrieren, die Verwal- tung auf das Tagesgeschäft. Mit der Einführung von HRM2 und der Revision der Ge- meindeordnung bietet sich den Luzerner Kom- munen auf 2018 die Chance, auch ihre Führungsmo- delle (welche Optionen es gibt: siehe Beispiele unten) anzupassen. Doch längst nicht für alle Gemeinden macht dies Sinn. Und die Umstellung zum sogenannten CEO-Modell kann auch Probleme mit sich bringen: In Rickenbach, Ebikon und Meierskap- pel kam es zu personellen Wechseln. Nebikon mit eigenem Modell Eine Umfrage bei den Gemeinden im Einzugsgebiet dieser Zeitung zeigt: Vielerorts bleibt es, wie es ist. Es gibt aber Ausnahmen: So in Nebikon, wo das Modell des Geschäftsführers ab 2018 übernommen werden soll. Si- mon Bisang, bisher und weiterhin Fi- nanzverwalter, soll diesen Posten übernehmen, Yvonne Bühler wird Gemeindeschreiberin in Teilzeit und Monika Krieger Stellvertreterin eben- falls in Teilzeit. Die Nebiker orientie- ren sich in grossen Teilen am CEO- Modell, nennen es aber aufgrund in- dividueller Anpassungen «Nebiker- Modell». In Reiden war das CEO-Mo- dell auch im Gespräch, dann aber entschied man sich dagegen. Es soll aber künftig eine grössere Konzentra- tion der Gemeinderäte auf die strate- gische Führung geben: «Die Füh- rungsstrukturen sehen vor, dass jedes Ratsmitglied weiterhin für ein Ressort zuständig ist und die politische Steue- rung des Ressorts ausübt. Das Rats- mitglied ist zudem verantwortlich für die strategische Steuerung des zugewiesenen Verwaltungsbe- reichs. Der Ver- waltungsbereich wird von einem Bereichsleiter geführt, welcher den betrieblichen Leistungsauftrag und die Zielsetzungen operativ ausführt, erklärt die Gemeinde Reiden. Und: «Des Weitern wird der Gemeinderat von der Verwaltungsleitung, beste- hend aus den Bereichsleitenden und dem Gemeindeschreiber, in beraten- der Funktion bei bereichsübergrei- fenden Themen unterstützt. Sodann stellt die Verwaltungsleitung die Orga- nisation und Entwicklung der Ge- samtverwaltung sicher.» «Für diese Grösse richtig» In der knapp über 1500 Einwohner zählenden Gemeinde Wikon setzt man auch weiterhin auf das Modell des Gemeindeschreibers mit Gemein- deräten, die teilweise noch operativ tätig sind wie zum Beispiel Sozialvor- steherin Michaela Tschuor. «Ich bin der Meinung, dass ein operativer Ge- meinderat für diese Grösse richtig ist», erklärt Gemeindepräsident René Wiederkehr. Für einiges grössere Ge- meinden könnten Vollzeitämter ange- bracht sein, in Wikon sei der Bedarf dafür aber sicher nicht gegeben. Die Position des Gemeindeschrei- bers versteht man in Wikon als Stabs- stelle. Wiederkehr ist überzeugt, dass das Führungsmodell einer Gemeinde neben der Grösse der Ortschaft auch personenabhängig ist. Dem pflichtet auch Wikons Gemeindeschreiberin Janine Bron bei. Sie sagt zudem: «Der Beruf des Gemeindeschreibers hat sich total verändert.» So erfolgt die Ausbildung heute nach New Public Management – dieses orientiert sich an dienstleistungsorientiertem Den- ken und der Trennung von strategi- schen und operativen Aufgaben. «Man wird auf Führungsaufgaben vorbereitet.» Ein Gemeindeschreiber, so Bron, müsse alles können und die Gemeinderäte unterstützen. Und im Gegensatz zu früher auch mehr ge- stalten. In Wikon funktioniert diese Schnittstelle zwischen Exekutive und Verwaltung gut – wäre das nicht der Fall, sei es ihre Aufgabe, diese Lücke zu füllen, erklärt Janine Bron. Die Ge- meindeverwaltung Wikon hat sich so oder so in den letzten anderthalb Jah- ren neu aufgestellt mit der Gemeinde- schreiberin Janine Bron, ihrer Stell- vertreterin und Steueramtsvorstehe- rin Stefanie Gomes, Sachbearbeiterin Céline Solleder und Gemeindebuch- halterin Käthi Saner. Für Gemeinde- schreiberin Bron ist Vertrauen zudem ein zentraler Faktor. «Solange gegen- seitiges Vertrauen besteht, kann jedes System funktionieren.» Das Einzige, was sich in Wikon mit der neuen Ge- meindeordnung organisatorisch än- dern könnte – sofern die Stimmbür- ger dies bewilligen –, ist, dass künftig Gemeindeammann und Sozialvorste- herin nicht mehr ins Amt direkt ge- wählt werden, sondern sich der Wi- koner Gemeinderat selber konstitu- iert. Klassisch unterwegs sind übrigens auch Wauwil, Egolzwil und Roggliswil mit teilweise operativ tätigen Gemein- deräten. Dagmersellen arbeitet mit dem Ressortsys- tem. «Die Res- sortvorsteher führen die Abtei- lungsleiter. Die Verwaltungslei- tung, bestehend aus den Abtei- lungsleitungen und dem Gemeindeschreiber, hat Ko- ordinationsaufgaben innerhalb der Verwaltung», erklärt Gemeinde- schreiber Kurt Steiger. Bereits das Führungsmodell angepasst hat Schötz auf das Jahr 2016. Dort ist ein Geschäftsleitungsmodell mit teilweise operativen Aufgaben eingeführt wor- den. «Mit der Anpassung der Gemein- deordnung 2016 hat man die Funkti- on des klassischen Gemeindeam- manns aufgeteilt, neu Gemeinderat Bau und Infrastruktur und Gemeinde- rat Finanzen, mit dem Ziel, ein Tan- densystem mit den Abteilungsleiten- den aufzubauen», führt Matthias Ett- lin, Finanzsekretär der Gemeinde Schötz, aus. Und ein Geschäftslei- tungsmodell mit teilweise operativ tä- tigen Gemeinderäten wird schliess- lich in Altishofen angewandt. «In den vergangenen drei Jahren wurden je- doch die operativen Aufgaben ver- mehrt in die Gemeindeverwaltung oder extern übertragen. Es wurde eine Tren- nung der strate- gischen und ope- rativen Aufgaben angestrebt. Die- ser Prozess wird laufend weiterge- führt», so Stefan Mehr, Gemeinde- schreiber in Altishofen. Ein Wechsel zum CEO-Modell sei derzeit nicht ge- plant. In Pfaffnau ist seit 1992 das Mo- dell «Gemeinderäte auch als operati- ve Führungspersonen» im Einsatz. Ei- ne Änderung ist nicht geplant. Das Modell mit den drei Dienststel- len «Gemeindeverwaltung, Finan- zen/Steuern und Bauverwaltung» mit den drei Dienstchefs auf Verwaltungs- stufe hat sich bewährt. Bei einem Wechsel auf Stufe Gemeinderat bleibt das Fachwissen im Haus und kann weitergegeben werden», erklärt Ge- meindeschreiber Markus Stirnimann. Mit der Revision der Gemeindeordnung bietet sich Luzerner Gemeinden die Möglichkeit für eine Modifizierung ihrer Führungsmodelle. VON ANDRÉ WIDMER Für kleinere Gemein- den ein geeigneter Lösungsansatz: Der Gemeinderat sowohl als politisches Füh- rungs- als auch admi- nistrativ vollziehendes Organ. Der Gemein- deschreiber hat eine Stabs- und Linien- funktion und führt das Sekretariat des Gemeinderates. Der Vorteil sind Syner- gien, wenn das Ge- Der Gemeinderat hat die Funktion eines Verwaltungsrates. Die Verwaltung wird von einem Verwaltungsdi- rektor geführt, dieses muss nicht unbedingt vom Gemeindeschrei- ber ausgeübt werden. Nicht infrage für den Posten des CEO kom- men Gemeinderäte. Als Vorteil gilt neben der betriebswirt- schaftlich effizienten Lösung, dass die Ge- meinderatspensen klein gehalten werden können. Gemeinderä- te führen keine Res- sorts mehr selber . Es kommt zu einer Ver- sachlichung der Dienstleistungen. Al- lerdings kann es zu einem Verlust von Bürgernähe kommen, da Gemeinderäte nicht mehr für Details zuständig sind. (VLG) das System des regie- renden Bürgermeis- ters. Im Leitfaden des Verbandes der Luzer- ner Gemeinden sieht man in diesem Modell die Gefahr eines «Dorfkönigs»; dieser kann aufgrund seiner Funktion als Verwal- tungsdirektor einen Informationsvor- sprung gegenüber seinen Ratskollegen erhalten. (VLG) meinderatsmitglied in seinem Ressort gleich den administrativen Vollzug erledigt. Hin- gegen: Diese Verwal- tungsdienstleistungen werden durch poli- tisch gewählte Perso- nen erbracht, eine entsprechende Fach- ausbildung ist nicht Wahlvoraussetzung. Die Qualität könnte daher womöglich lei- den. (VLG/LN) Wenn der Gemeinde- rat als Geschäftslei- tung agiert, führen die einzelnen Ge- meinderatsmitglieder ihre Ressorts, über- nehmen aber keine operativen Aufgaben. Der Gemeinderat kann die Verwaltung so besser überwa- chen, es gibt mehr Bürgernähe. Im Ver- gleich zum Modell ei- nes Gemeinderates mit Führung und ad- ministrativem Vollzie- hen (siehe rechts) kommt es zu einer klaren Trennung zwi- schen Führung und Administration. Das Ressortsystem hat je- doch den Nachteil, das Einzelinteressen vorgezogen werden könnten. Für kleinere Gemeinden kommt dieses Modell weniger infrage. (VLG/LN) Diese Variante ist am CEO-Modell ange- lehnt, Gemeinderäte haben keine Ressort- verantwortung. Hier ist es aber ein Mit- glied des Gemeinde- rates, welches das Amt des Verwal- tungsdirektors aus- übt. Das heisst, diese Person ist CEO und Delegierter des Ver- waltungsrates. In Deutschland ist das CEO-Modell GR in Führung und Administration Gemeinderat als Geschäftsleitung Gemeinderat als Verwaltungsrat «Mit der Anpassung der Gemeindeordnung 2016 hat man die Funktion des klassi- schen Gemeindeammanns aufgeteilt.» MATTHIAS ETTLIN FINANZSEKRETÄR SCHÖTZ «Solange gegenseitiges Vertrauen besteht, kann jedes System funktionieren.» JANINE BRON GEMEINDESCHREIBERIN WIKON Passend für die Gemeinde Gemeindeschreiberin Janine Bron und Gemeindepräsident René Wiederkehr in Wikon: Die Schnittstelle funktioniert gut. André Widmer Schweiz am Wochenende 21. Oktober 2017 luzern 34 Wann ist es für eine Gemeinde angezeigt, ihr Führungsmodell zu überprüfen? Thomas Lipp: Eine Überprüfung der eigenen Organisationsstruktu- ren, und dazu gehört auch das ge- wählte Führungsmodell, sollte im- mer dann ein Thema sein, wenn markante personelle Veränderun- gen anstehen. Das kann auf Stufe Gemeinderat wie auch bei der Ver- waltungsführung sein. Liegt es am drohenden «Macht- verlust» des Gemeinderates in den Tagesgeschäften, dass das CEO-Modell noch nicht sehr weit verbreitet ist im Luzernischen? Nein, das ist aus unserer Sicht nicht oder nur teilweise der Fall. Es wer- den eher der Sinn und die Chancen einer Anpassung nicht genügend aufgezeigt, beziehungsweise er- kannt. Wir stellen in unseren Pro- jekten fest, dass der Entscheidfin- dung, ob und wenn ja für einen Wechsel, welches das geeignete Führungsmodell darstellt, zu wenig Gewicht und Zeit beigemessen wird. Es geht in dieser Phase darum, die bestmögliche Lösung zu definieren. Das ist hauptsächlich eine strategi- sche Klärung und erst in zweiter Li- nie eine operative Frage, welche in der langfristigen Perspektive be- trachtet und beurteilt werden muss. Die Ausbildung von Gemeinde- schreibern orientiert sich im Ver- gleich zu früher viel stärker auch an den Führungsaufgaben. Sind die heutigen Führungsmodelle der meisten Gemeinden diesem Umstand gewachsen? Die Frage ist aus unserer Betrach- tung heraus eher die, ob der Name «Gemeindeschreiber» ein tradiertes, vergangenheitsbezogenes Bild sug- geriert. Gemeindeführung hat heute sehr viel mit Projektmanagement, Marketing, Kommunikation und erst in zweiter Linie mit dem Abfassen von Schriftlichkeiten zu tun. Viele Gemeindeschreiber verstehen sich auch heute noch als Stabsstelle des Gemeinderates. De facto liegt die ganze Entscheidungskompetenz und somit die sich daraus ergeben- de Macht beim Gemeinderat. Unab- hängig vom gelebten Führungsmo- dell ist das ein markanter Unter- schied zur Privatwirtschaft, welcher aus unserer Erfahrung heraus viele Projekte scheitern lassen. Genau hier legen wir bei unseren Beratun- gen einen markanten Schwerpunkt im Abgleich der Erwartungen und Bedürfnisse zwischen Gemeinderat und Bewerberinnen und Bewer- bern. Nur ein angepasstes Organi- gramm, ein neues Pflichtenheft und eine revidierte Gemeindeordnung reichen hier bei weitem nicht aus, um Konflikte aufgrund von unter- schiedlichen Interessen, Kompeten- zen und Verantwortung erst gar nicht entstehen zu lassen. Wie zeitgemäss sind die Gemein- deorganisationen im Kanton heute allgemein aufgestellt? Grundsätzlich sind die Gemeindeor- ganisationen zeitgemäss aufgestellt, denn die Leistungen gegenüber den Anspruchsgruppen werden meist sehr kompetent und durchaus effizi- ent erbracht. Die Fragen aus unse- rer Sicht sind, wie zukunftsgerichtet sind die Gemeindeorganisationen und wie ist der Umgang mit der Di- gitalisierung in der Gemeindearbeit? Kann sich ein Gemeinderat auf die wirklich wichtigen und stra- tegisch bedeutsamen Themen fo- kussieren und das operative Ge- schäft dem Geschäftsführer und seiner Verwaltung überlassen? Die ganze Thematik ist sehr stark von Menschen abhängig und kann sich jederzeit infolge von personel- len Wechseln verändern. Angenommen, Kompetenzen ver- schieben sich stark von Gemein- derat zur Verwaltungsführung. Geht hier nicht etwas an politi- scher Einflussnahme von Seiten der Bevölkerung verloren? In Gesprächen mit Gemeinderäten stellen wir immer wieder fest, dass der Bezug der Bevölkerung zum Ge- meinderat als solches oder zur Ver- waltung tendenziell abnimmt. Im- mer mehr Dienstleistungen werden wenn möglich auf elektronischem Weg erledigt. Ein Kontakt zur Ge- meinde reduziert sich auf ein zwin- gendes Minimum. Die heute meis- tens mässig besuchten Gemeindever- sammlungen sind kein Abbild mehr der Bevölkerung und somit auch nicht deren politischen Willens. Aus unserer Sicht ist eine Verlagerung hin zu mehr Professionalität in der Verwaltungsführung kein Abbau oder Verlust von politischem Ein- fluss seitens der Bevölkerung. Die Gemeinderäte haben die Aufgabe, den Puls der Bevölkerung zu spüren, nicht der Gemeindeschreiber. Wo liegen die Verwaltungsrefor- men von Luzerner Gemeinden im Vergleich mit anderen Kanto- nen? Der Kanton Luzern ist sehr offen für Veränderungen. Das Prinzip des New Public Management ist auf Kan- tonsstufe schon seit vielen Jahren Realität. Verglichen mit den ande- ren Kantonen der Zentralschweiz, welche aber auch andere strukturel- le Voraussetzungen als der Kanton Luzern haben, sind viele Gemein- den auf einem durchaus zukunftsge- richteten Weg oder haben Schritte daraufhin geplant. New Public Management, dienst- leistungsorientiertes Arbeiten und die Trennung von strategi- schen und operativen Aufgaben: Wie weit sind die Luzerner Ge- meinden hier? Das ist schwer abzuschätzen. NPM hat sehr viele Facetten und wird nur von ganz wenigen Gemeinden wirk- lich richtig gelebt. Hier kann und wird die Umsetzung des neuen Fi- nanzhaushaltgesetzes für Gemein- den mit der Einführung des neuen Harmonisierten Rechnungsmodells 2 neue Chancen bieten. Aus unserer Sicht und Erfahrung bestehen auch hier Widerstände gegen die gefor- derten Anpassungen. Der Aufbau von Kennzahlen und Indikatoren für das Finanzreporting, der Aufbau und die Implementierung eines in- ternen Kontrollsystems und Risiko- managements oder eben der Wech- sel zur professionalisierten Führung der Verwaltung erfordert viel Erfah- rungswissen im Projektmanagement und der Veränderungsführung. Und genau diese Bereiche werden in der Ausbildung von Führungskräften für Verwaltungen aus unserer Sicht nur ungenügend berücksichtigt. Im Luzernischen haben nur noch ungefähr die Hälfte der Gemein- deschreiber eine Ausbildung zum Notar, gleichzeitig wachsen die Anforderungen im rechtli- chen Bereich. Läuft hier nicht et- was diametral auseinander? Die Frage der Anforderungen im rechtlichen Bereich von öffentlichen Verwaltungen ist primär nicht von der Ausbildung des Verantwortungs- trägers zum Notar abhängig, son- dern von der Ausbildung in Verwal- tungsmanagement, New Public Ma- nagement. Bei dieser Ausbildung wird unter anderem das notwendige rechtliche Rüstzeug zur Bewältigung der zukünftigen Aufgaben vermittelt. «Sehr stark von Menschen abhängig» Führungsmodelle: Interview mit dem Experten Thomas Lipp «Die Frage ist aus unserer Betrachtung heraus eher die, ob der Name ‹Gemein- deschreiber› ein tradiertes, vergangenheitsbezogenes Bild suggeriert.» 2003 gründete Thomas Lipp die Lipp Kommunal GmbH mit Sitz in Sursee. Die Firma berät, begleitet und unterstützt Verwaltungen in allen Fragen der Strategieentwick- lung und -umsetzung, der Legisla- turplanung oder in Veränderungs- projekten. Thomas Lipp ist diplo- mierter Gemeindeschreiber , arbei- tete unter anderem 14 Jahre für die Gemeinde Knutwil. Thomas Lipp VON ANDRÉ WIDMER

Teilseite ZT LU01 02 uPano - Lipp Kommunallipp-kommunal.ch/files/user_upload/Bericht_Luzerner_Zeitung_2017... · Sie ist bei den Verantwortlichen fast in aller Munde: die Trennung

  • Upload
    vandiep

  • View
    213

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Teilseite ZT LU01 02 uPano - Lipp Kommunallipp-kommunal.ch/files/user_upload/Bericht_Luzerner_Zeitung_2017... · Sie ist bei den Verantwortlichen fast in aller Munde: die Trennung

Sie ist bei den Verantwortlichen fastin aller Munde: die Trennung vonstrategischen und operativen Aufga-ben auf Gemeindestufe. Konkret: Ge-meinderäte sollen sich auf langfristigeFragen und die Ausrichtung der Ge-meinde konzentrieren, die Verwal-tung auf das Tagesgeschäft. Mit derEinführung vonHRM2 und derRevision der Ge-meindeordnungbietet sich denLuzerner Kom-munen auf 2018die Chance, auch ihre Führungsmo-delle (welche Optionen es gibt: sieheBeispiele unten) anzupassen. Dochlängst nicht für alle Gemeindenmacht dies Sinn. Und die Umstellungzum sogenannten CEO-Modell kannauch Probleme mit sich bringen: InRickenbach, Ebikon und Meierskap-pel kam es zu personellen Wechseln.

Nebikon mit eigenem ModellEine Umfrage bei den Gemeinden imEinzugsgebiet dieser Zeitung zeigt:Vielerorts bleibt es, wie es ist. Es gibtaber Ausnahmen: So in Nebikon, wodas Modell des Geschäftsführers ab2018 übernommen werden soll. Si-mon Bisang, bisher und weiterhin Fi-nanzverwalter, soll diesen Postenübernehmen, Yvonne Bühler wirdGemeindeschreiberin in Teilzeit undMonika Krieger Stellvertreterin eben-falls in Teilzeit. Die Nebiker orientie-ren sich in grossen Teilen am CEO-Modell, nennen es aber aufgrund in-dividueller Anpassungen «Nebiker-Modell». In Reiden war das CEO-Mo-dell auch im Gespräch, dann aberentschied man sich dagegen. Es soll

aber künftig eine grössere Konzentra-tion der Gemeinderäte auf die strate-gische Führung geben: «Die Füh-rungsstrukturen sehen vor, dass jedesRatsmitglied weiterhin für ein Ressortzuständig ist und die politische Steue-rung des Ressorts ausübt. Das Rats-mitglied ist zudem verantwortlich für

die strategischeSteuerung deszugewiesenenVerwaltungsbe-reichs. Der Ver-waltungsbereichwird von einem

Bereichsleiter geführt, welcher denbetrieblichen Leistungsauftrag unddie Zielsetzungen operativ ausführt,erklärt die Gemeinde Reiden. Und:«Des Weitern wird der Gemeinderatvon der Verwaltungsleitung, beste-hend aus den Bereichsleitenden unddem Gemeindeschreiber, in beraten-der Funktion bei bereichsübergrei-fenden Themen unterstützt. Sodannstellt die Verwaltungsleitung die Orga-nisation und Entwicklung der Ge-samtverwaltung sicher.»

«Für diese Grösse richtig»In der knapp über 1500 Einwohnerzählenden Gemeinde Wikon setztman auch weiterhin auf das Modelldes Gemeindeschreibers mit Gemein-deräten, die teilweise noch operativtätig sind wie zum Beispiel Sozialvor-steherin Michaela Tschuor. «Ich binder Meinung, dass ein operativer Ge-meinderat für diese Grösse richtigist», erklärt Gemeindepräsident RenéWiederkehr. Für einiges grössere Ge-meinden könnten Vollzeitämter ange-bracht sein, in Wikon sei der Bedarfdafür aber sicher nicht gegeben.

Die Position des Gemeindeschrei-bers versteht man in Wikon als Stabs-stelle. Wiederkehr ist überzeugt, dassdas Führungsmodell einer Gemeindeneben der Grösse der Ortschaft auchpersonenabhängig ist. Dem pflichtetauch Wikons GemeindeschreiberinJanine Bron bei. Sie sagt zudem: «DerBeruf des Gemeindeschreibers hatsich total verändert.» So erfolgt dieAusbildung heute nach New PublicManagement – dieses orientiert sichan dienstleistungsorientiertem Den-ken und der Trennung von strategi-

schen und operativen Aufgaben.«Man wird auf Führungsaufgabenvorbereitet.» Ein Gemeindeschreiber,so Bron, müsse alles können und dieGemeinderäte unterstützen. Und imGegensatz zu früher auch mehr ge-stalten. In Wikon funktioniert dieseSchnittstelle zwischen Exekutive undVerwaltung gut – wäre das nicht derFall, sei es ihre Aufgabe, diese Lückezu füllen, erklärt Janine Bron. Die Ge-meindeverwaltung Wikon hat sich sooder so in den letzten anderthalb Jah-ren neu aufgestellt mit der Gemeinde-

schreiberin Janine Bron, ihrer Stell-vertreterin und Steueramtsvorstehe-rin Stefanie Gomes, SachbearbeiterinCéline Solleder und Gemeindebuch-halterin Käthi Saner. Für Gemeinde-schreiberin Bron ist Vertrauen zudemein zentraler Faktor. «Solange gegen-seitiges Vertrauen besteht, kann jedesSystem funktionieren.» Das Einzige,was sich in Wikon mit der neuen Ge-meindeordnung organisatorisch än-dern könnte – sofern die Stimmbür-ger dies bewilligen –, ist, dass künftigGemeindeammann und Sozialvorste-

herin nicht mehr ins Amt direkt ge-wählt werden, sondern sich der Wi-koner Gemeinderat selber konstitu-iert.

Klassisch unterwegs sind übrigensauch Wauwil, Egolzwil und Roggliswilmit teilweise operativ tätigen Gemein-deräten. Dagmersellen arbeitet mitdem Ressortsys-tem. «Die Res-sortvorsteherführen die Abtei-lungsleiter. DieVerwaltungslei-tung, bestehendaus den Abtei-lungsleitungenund dem Gemeindeschreiber, hat Ko-ordinationsaufgaben innerhalb derVerwaltung», erklärt Gemeinde-schreiber Kurt Steiger. Bereits dasFührungsmodell angepasst hatSchötz auf das Jahr 2016. Dort ist einGeschäftsleitungsmodell mit teilweiseoperativen Aufgaben eingeführt wor-den. «Mit der Anpassung der Gemein-deordnung 2016 hat man die Funkti-on des klassischen Gemeindeam-manns aufgeteilt, neu GemeinderatBau und Infrastruktur und Gemeinde-rat Finanzen, mit dem Ziel, ein Tan-densystem mit den Abteilungsleiten-den aufzubauen», führt Matthias Ett-

lin, Finanzsekretär der GemeindeSchötz, aus. Und ein Geschäftslei-tungsmodell mit teilweise operativ tä-tigen Gemeinderäten wird schliess-lich in Altishofen angewandt. «In denvergangenen drei Jahren wurden je-doch die operativen Aufgaben ver-mehrt in die Gemeindeverwaltung

oder externübertragen. Eswurde eine Tren-nung der strate-gischen und ope-rativen Aufgabenangestrebt. Die-ser Prozess wirdlaufend weiterge-

führt», so Stefan Mehr, Gemeinde-schreiber in Altishofen. Ein Wechselzum CEO-Modell sei derzeit nicht ge-plant. In Pfaffnau ist seit 1992 das Mo-dell «Gemeinderäte auch als operati-ve Führungspersonen» im Einsatz. Ei-ne Änderung ist nicht geplant.

Das Modell mit den drei Dienststel-len «Gemeindeverwaltung, Finan-zen/Steuern und Bauverwaltung» mitden drei Dienstchefs auf Verwaltungs-stufe hat sich bewährt. Bei einemWechsel auf Stufe Gemeinderat bleibtdas Fachwissen im Haus und kannweitergegeben werden», erklärt Ge-meindeschreiber Markus Stirnimann.

Mit der Revision der Gemeindeordnungbietet sich Luzerner Gemeinden dieMöglichkeit für eine Modifizierung ihrerFührungsmodelle.VON ANDRÉ WIDMER

Für kleinere Gemein-den ein geeigneterLösungsansatz: DerGemeinderat sowohlals politisches Füh-rungs- als auch admi-nistrativ vollziehendesOrgan. Der Gemein-deschreiber hat eineStabs- und Linien-funktion und führtdas Sekretariat desGemeinderates. DerVorteil sind Syner-gien, wenn das Ge-

Der Gemeinderat hatdie Funktion einesVerwaltungsrates. DieVerwaltung wird voneinem Verwaltungsdi-rektor geführt, diesesmuss nicht unbedingtvom Gemeindeschrei-ber ausgeübt werden.Nicht infrage für denPosten des CEO kom-men Gemeinderäte.Als Vorteil gilt nebender betriebswirt-schaftlich effizienten

Lösung, dass die Ge-meinderatspensen

klein gehalten werdenkönnen. Gemeinderä-te führen keine Res-sorts mehr selber. Eskommt zu einer Ver-sachlichung derDienstleistungen. Al-lerdings kann es zueinem Verlust vonBürgernähe kommen,da Gemeinderätenicht mehr für Detailszuständig sind. (VLG)

das System des regie-renden Bürgermeis-ters. Im Leitfaden desVerbandes der Luzer-ner Gemeinden siehtman in diesem Modelldie Gefahr eines«Dorfkönigs»; dieserkann aufgrund seinerFunktion als Verwal-tungsdirektor einenInformationsvor-sprung gegenüberseinen Ratskollegenerhalten. (VLG)

meinderatsmitglied inseinem Ressort gleichden administrativenVollzug erledigt. Hin-gegen: Diese Verwal-tungsdienstleistungen

werden durch poli-tisch gewählte Perso-nen erbracht, eineentsprechende Fach-ausbildung ist nichtWahlvoraussetzung.Die Qualität könntedaher womöglich lei-den. (VLG/LN)

Wenn der Gemeinde-rat als Geschäftslei-tung agiert, führendie einzelnen Ge-meinderatsmitglieder

ihre Ressorts, über-nehmen aber keineoperativen Aufgaben.Der Gemeinderatkann die Verwaltungso besser überwa-chen, es gibt mehrBürgernähe. Im Ver-gleich zum Modell ei-nes Gemeinderates

mit Führung und ad-ministrativem Vollzie-hen (siehe rechts)kommt es zu einerklaren Trennung zwi-schen Führung undAdministration. DasRessortsystem hat je-doch den Nachteil,das Einzelinteressenvorgezogen werdenkönnten. Für kleinereGemeinden kommtdieses Modell wenigerinfrage. (VLG/LN)

Diese Variante ist amCEO-Modell ange-lehnt, Gemeinderätehaben keine Ressort-verantwortung. Hierist es aber ein Mit-glied des Gemeinde-rates, welches dasAmt des Verwal-tungsdirektors aus-übt. Das heisst, diesePerson ist CEO undDelegierter des Ver-waltungsrates. InDeutschland ist das

CEO-Modell GR in Führung und AdministrationGemeinderat als GeschäftsleitungGemeinderat als Verwaltungsrat

«Mit der Anpassung derGemeindeordnung 2016 hatman die Funktion des klassi-schen Gemeindeammannsaufgeteilt.»MATTHIAS ETTLIN FINANZSEKRETÄR SCHÖTZ

«Solange gegenseitigesVertrauen besteht, kannjedes System funktionieren.»JANINE BRON GEMEINDESCHREIBERIN WIKON

Passendfür dieGemeinde

Gemeindeschreiberin Janine Bron und Gemeindepräsident René Wiederkehr in Wikon: Die Schnittstelle funktioniert gut. André Widmer

Schweiz am Wochenende21. Oktober 2017luzern 34

Wann ist es für eine Gemeindeangezeigt, ihr Führungsmodellzu überprüfen?Thomas Lipp: Eine Überprüfungder eigenen Organisationsstruktu-ren, und dazu gehört auch das ge-wählte Führungsmodell, sollte im-mer dann ein Thema sein, wennmarkante personelle Veränderun-gen anstehen. Das kann auf StufeGemeinderat wie auch bei der Ver-waltungsführung sein.

Liegt es am drohenden «Macht-verlust» des Gemeinderates inden Tagesgeschäften, dass dasCEO-Modell noch nicht sehr weitverbreitet ist im Luzernischen?Nein, das ist aus unserer Sicht nichtoder nur teilweise der Fall. Es wer-den eher der Sinn und die Chanceneiner Anpassung nicht genügendaufgezeigt, beziehungsweise er-kannt. Wir stellen in unseren Pro-jekten fest, dass der Entscheidfin-dung, ob und wenn ja für einenWechsel, welches das geeigneteFührungsmodell darstellt, zu wenigGewicht und Zeit beigemessen wird.Es geht in dieser Phase darum, diebestmögliche Lösung zu definieren.Das ist hauptsächlich eine strategi-sche Klärung und erst in zweiter Li-nie eine operative Frage, welche inder langfristigen Perspektive be-trachtet und beurteilt werden muss.

Die Ausbildung von Gemeinde-schreibern orientiert sich im Ver-gleich zu früher viel stärker auchan den Führungsaufgaben. Sinddie heutigen Führungsmodelleder meisten Gemeinden diesemUmstand gewachsen?Die Frage ist aus unserer Betrach-tung heraus eher die, ob der Name«Gemeindeschreiber» ein tradiertes,vergangenheitsbezogenes Bild sug-geriert. Gemeindeführung hat heutesehr viel mit Projektmanagement,Marketing, Kommunikation und erstin zweiter Linie mit dem Abfassenvon Schriftlichkeiten zu tun. Viele

Gemeindeschreiber verstehen sichauch heute noch als Stabsstelle desGemeinderates. De facto liegt dieganze Entscheidungskompetenzund somit die sich daraus ergeben-de Macht beim Gemeinderat. Unab-hängig vom gelebten Führungsmo-dell ist das ein markanter Unter-schied zur Privatwirtschaft, welcheraus unserer Erfahrung heraus vieleProjekte scheitern lassen. Genauhier legen wir bei unseren Beratun-gen einen markanten Schwerpunktim Abgleich der Erwartungen undBedürfnisse zwischen Gemeinderatund Bewerberinnen und Bewer-bern. Nur ein angepasstes Organi-

gramm, ein neues Pflichtenheft undeine revidierte Gemeindeordnungreichen hier bei weitem nicht aus,um Konflikte aufgrund von unter-schiedlichen Interessen, Kompeten-zen und Verantwortung erst garnicht entstehen zu lassen.

Wie zeitgemäss sind die Gemein-deorganisationen im Kantonheute allgemein aufgestellt?Grundsätzlich sind die Gemeindeor-ganisationen zeitgemäss aufgestellt,denn die Leistungen gegenüber denAnspruchsgruppen werden meistsehr kompetent und durchaus effizi-ent erbracht. Die Fragen aus unse-rer Sicht sind, wie zukunftsgerichtetsind die Gemeindeorganisationenund wie ist der Umgang mit der Di-gitalisierung in der Gemeindearbeit?

Kann sich ein Gemeinderat aufdie wirklich wichtigen und stra-tegisch bedeutsamen Themen fo-kussieren und das operative Ge-schäft dem Geschäftsführer undseiner Verwaltung überlassen?Die ganze Thematik ist sehr starkvon Menschen abhängig und kannsich jederzeit infolge von personel-len Wechseln verändern.

Angenommen, Kompetenzen ver-schieben sich stark von Gemein-derat zur Verwaltungsführung.Geht hier nicht etwas an politi-scher Einflussnahme von Seitender Bevölkerung verloren?In Gesprächen mit Gemeinderätenstellen wir immer wieder fest, dassder Bezug der Bevölkerung zum Ge-meinderat als solches oder zur Ver-waltung tendenziell abnimmt. Im-mer mehr Dienstleistungen werdenwenn möglich auf elektronischemWeg erledigt. Ein Kontakt zur Ge-

meinde reduziert sich auf ein zwin-gendes Minimum. Die heute meis-tens mässig besuchten Gemeindever-sammlungen sind kein Abbild mehrder Bevölkerung und somit auchnicht deren politischen Willens. Ausunserer Sicht ist eine Verlagerunghin zu mehr Professionalität in derVerwaltungsführung kein Abbauoder Verlust von politischem Ein-fluss seitens der Bevölkerung. DieGemeinderäte haben die Aufgabe,den Puls der Bevölkerung zu spüren,nicht der Gemeindeschreiber.

Wo liegen die Verwaltungsrefor-men von Luzerner Gemeindenim Vergleich mit anderen Kanto-nen?Der Kanton Luzern ist sehr offen fürVeränderungen. Das Prinzip desNew Public Management ist auf Kan-tonsstufe schon seit vielen JahrenRealität. Verglichen mit den ande-ren Kantonen der Zentralschweiz,welche aber auch andere strukturel-le Voraussetzungen als der KantonLuzern haben, sind viele Gemein-den auf einem durchaus zukunftsge-richteten Weg oder haben Schrittedaraufhin geplant.

New Public Management, dienst-leistungsorientiertes Arbeitenund die Trennung von strategi-schen und operativen Aufgaben:Wie weit sind die Luzerner Ge-meinden hier?Das ist schwer abzuschätzen. NPMhat sehr viele Facetten und wird nurvon ganz wenigen Gemeinden wirk-lich richtig gelebt. Hier kann undwird die Umsetzung des neuen Fi-nanzhaushaltgesetzes für Gemein-den mit der Einführung des neuenHarmonisierten Rechnungsmodells2 neue Chancen bieten. Aus unsererSicht und Erfahrung bestehen auchhier Widerstände gegen die gefor-derten Anpassungen. Der Aufbauvon Kennzahlen und Indikatoren fürdas Finanzreporting, der Aufbauund die Implementierung eines in-ternen Kontrollsystems und Risiko-managements oder eben der Wech-sel zur professionalisierten Führungder Verwaltung erfordert viel Erfah-rungswissen im Projektmanagementund der Veränderungsführung. Undgenau diese Bereiche werden in derAusbildung von Führungskräften fürVerwaltungen aus unserer Sicht nurungenügend berücksichtigt.

Im Luzernischen haben nur nochungefähr die Hälfte der Gemein-deschreiber eine Ausbildungzum Notar, gleichzeitig wachsendie Anforderungen im rechtli-chen Bereich. Läuft hier nicht et-was diametral auseinander?Die Frage der Anforderungen imrechtlichen Bereich von öffentlichenVerwaltungen ist primär nicht vonder Ausbildung des Verantwortungs-trägers zum Notar abhängig, son-dern von der Ausbildung in Verwal-tungsmanagement, New Public Ma-nagement. Bei dieser Ausbildungwird unter anderem das notwendigerechtliche Rüstzeug zur Bewältigungder zukünftigen Aufgaben vermittelt.

«Sehr stark vonMenschen abhängig»Führungsmodelle: Interview mit dem Experten Thomas Lipp

«Die Frage ist aus unsererBetrachtung heraus eherdie, ob der Name ‹Gemein-deschreiber› ein tradiertes,vergangenheitsbezogenesBild suggeriert.»

2003 gründete Thomas Lipp dieLipp Kommunal GmbH mit Sitz inSursee. Die Firma berät, begleitetund unterstützt Verwaltungen inallen Fragen der Strategieentwick-lung und -umsetzung, der Legisla-turplanung oder in Veränderungs-projekten. Thomas Lipp ist diplo-mierter Gemeindeschreiber, arbei-tete unter anderem 14 Jahre für dieGemeinde Knutwil.

Thomas Lipp

VON ANDRÉ WIDMER