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TECHNISCHE UNIVERSITÄT ILMENAU Telekommunikation Telekommunikation im Wandel der Zeit im Wandel der Zeit Prof. Jochen Seitz Fachgebiet Kommunikationsnetze Technische Universität Ilmenau Vortrag anlässlich der Eröffnung der Dauerausstellung zur Geschichte der Nachrichtentechnik im Thüringer Museum für Elektrotechnik, Erfurt am 30. November 2004.

Telekommunikation im Wandel der Zeit - forschungsnetzwerk.at · (Transmission Control Protocol/ Internet Protocol) 1988 IP-Verbindung zum Internet aus Deutschland über EUnet-IRB

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TECHNISCHE UNIVERSITÄT

ILMENAU

TelekommunikationTelekommunikationim Wandel der Zeit im Wandel der Zeit

Prof. Jochen SeitzFachgebiet KommunikationsnetzeTechnische Universität Ilmenau

Vortrag anlässlich der Eröffnung der Dauerausstellung zur Geschichte der Nachrichtentechnik im Thüringer Museum für Elektrotechnik, Erfurt am 30. November 2004.

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Grundmodell der Grundmodell der TelekommunikationTelekommunikation

Medium

Sender

Empfänger

NachrichtNachricht

räumliche Distanz

Dienst-schnittstelle

Dienst-zugangspunkt

Ein Telekommunikationssystem besteht aus einer Menge von Teilnehmern und einem Erbringer eines Telekommunikationsdienstes (TK-Dienst). Der TK-Dienst hat die Aufgabe, die räumliche Distanz zwischen den Teilnehmern zu überbrücken.

Die Teilnehmer des TK-Dienstes können dabei entweder als Sender oder als Empfänger agieren. Der Erbringer des Dienstes (in Bezug auf die räumliche Distanz) wird als Medium bezeichnet.

In der heutigen Zeit werden auch viele neue TK-Dienste von modernen TK-Systemen angeboten, wie z.B. ISDN, Internet,... . Dabei können auch Rechner als TK-Teilnehmer fungieren (Fax, BTX,...)

Der TK-Dienst wird über einen speziellen Dienstzugangspunkt an einer Dienstschnittstelle in Anspruch genommen.

Beispiel: Telekommunikationsdienst „Briefverkehr“

- Telekommunikationssystem: eine Sparte des Diensterbringers Post

- Medium: Postweg (verschiedene Transportmedien wie Auto, Bahn, Flugzeug)

- Teilnehmer: Kunde des Dienstes „Briefverkehr“: „Postkunde“

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Erste AnsErste Ansäätze der tze der TelekommunikationTelekommunikation

§ Kommunikation über Trommeln, Licht und Rauch:X „Gebt Feuerzeichen, wie sehen die von Aseka nicht

mehr!“(Tonscherbe aus einer Schlacht 588 v. Chr.)

§ Nachrichtenversand mit Hilfe von Windmühlenflügeln

X Dokumentiert vom französischen Schriftsteller Fénelonum 1700

§ Telegrafie in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts

X 1837 Patent für elektromagnetischen Telegraphenapparat an Samuel Morse

X 1870 wurde eine 10.000 km lange Telegrafenleitung von London nach Kalkutta verlegt

Die Übermittlung von Informationen an ferne Orte fand schon lange vor der Erfindung des Telefons statt.

Die Scherbe wurde während einer Schlacht im Jahr 588 v. Chr. Um die palästinensische Stadt Sachsich versandt.

Fénelon: „Die Antwort wurde ihm durch Signale gegeben, die man einem Flügel der Mühle aufpflanzte und in Meudon durch ein Fernrohr ablas.“

Großer Fortschritt „Telegrafie“

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Erfindung des TelefonsErfindung des Telefons

§ Philip Reis (1834-1874)

X 1861: Gehörmodell um „Töne aller Art durch den Strom in beliebiger Entfernung zu reproduzieren“

§ Alexander Graham Bell (1847-1922)

X 1876 Anmeldung des Telefons zum Patent (auf der Basis der Arbeiten von Philip Reis)

Beides waren Lehrer für Gehörlose

Philip Reis:

Selbstgebastelter Apparat zur Übertragung akustischer Signale -> als Spielzeug abgetan

Vorstellung des Fernsprechers beim physikalischen Verein in Frankfurt

Problem: Aufnahme der Schallwellen (ursprünglich über die Schwimmblase eines Störs, auf der ein Platinstreifen befestigt war, der einen unbeweglichen Metallstreifen berührte, sodass Schallwellen den Kontakt herstellten. Dadurch, dass der Kontakt aber auch unterbrochen wurde, ist keine verständliche Sprachübertragung möglich -> Reis verstand vom ersten telefonisch übertragenen Satz „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ nur die ersten beiden Wörter.)

Verbesserung durch Kohlekörnermikrophon

Graham Bell:

Erahnte das Potential der Erfindung

Die Anmeldung zum Patent erfolgte, obwohl der Apparat noch nicht richtig funktionierte

Führte zahlreiche Prozesse, um als Erfinder des Telefons anerkannt zu werden

1883 ließ er die veröffentlichte Reis-Biographie durch die Bell Company fast komplett aufkaufen und vernichten

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Erste Prognosen zum TelefonErste Prognosen zum Telefon

§ „Das 'Telefon' hat zu viele ernsthaft zu bedenkende Mängel für ein Kommunikations-mittel. Das Gerät ist von Natur aus von keinem Wert für uns.“

Western Union Interne Kurzinformation, 1876

§ „No, Sir. Die Amerikaner brauchen vielleicht das Telefon, wir aber nicht. Wir haben sehr viele Eilboten.“

Sir William Preece, Chefingenieur der britischen Post, 1896, zu Graham Bell, als dieser ihm die praktische Verwendbarkeit des Telefons demonstriert hatte.

Niemand hat auf das Telefon gewartet, die Telegrafie befriedigte das Bedürfnis des Informationsaustauschs über größere Distanzen.

1881 sind in Berlin 48 Teilnehmer registriert.

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Akzeptanz des TelefonsAkzeptanz des Telefons

§ Telegrafie war als Kommunikationsmittel etabliert è Konkurrenz Telefon wurde von den Telegrafengesellschaften nicht geduldet

§ Telefon wurde als Spielzeug abgetan (insbesondere durch die Dienste wie Übertragung von Musikstücken oder Gedichten (1880))

§ Tonqualität war anfangs sehr schlecht§ Telefonübertragung galt als unpersönlich und

unzuverlässig§ Telefon soll Schuld am Schwarzen Freitag 1929

gewesen sein!

Telefon galt anfangs als Spielerei, schriftliche Mitteilungen wurden bevorzugt

Im Ersten Weltkrieg nahm allerdings die Bedeutung des Telefons zu: Das Freileitungsnetz betrug fast eine Million Kilometer, täglich wurden 11.000 Gespräche vermittelt. Dennoch wurde der Telefonie Misstrauen entgegengebracht.

Ab 1927 waren Ferngespräche über den Atlantik möglich.

Schuld am Schwarzen Freitag: Ohne das Telefon wären die zahlreichen Panikverkäufe nicht möglich und damit der Börsenkrach zu verhindern gewesen.

Nach dem zweiten Weltkrieg gewann das Telefon zunehmend an Bedeutung, aber es war verpönt, Persönliches telefonisch zu regeln (Lexikon des Guten Tons 1954: Reaktion auf Vermählungs-, Geburts- oder Todesanzeige niemals am Telefon!)

1960: 3,3 Millionen Anschlüsse in Deutschland: Telefonieren war immer noch Luxus

Erst in den 70er Jahren war das Telefon endgültig akzeptiert.

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Telefoninfrastruktur im Telefoninfrastruktur im internationalen Vergleichinternationalen Vergleich

0 20 40 60 80 100

Dänemark

Deutschland

Finnland

Frankreich

Italien

Japan

Kanada

Norwegen

Österreich

Portugal

Schweden

Schweiz

Spanien

Vereinigte Staaten

Vereinigtes Königreich

ISDN-Teilnehmer/innenpro 100Einwohner/innen, 2000

Mobiltelefonteilnehmer/innen pro 100Einwohner/innen, 2001

Telefonhauptleitungenpro 100Einwohner/innen, 2001

Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz

Aktueller Trend: Weg vom Festnetz, hin zum Mobilnetz! Schimpfwort „Festnetztelefonierer“

Daher folgt jetzt Geschichte der Mobilkommunikation.

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Kommunikation Kommunikation üüber Funkber Funk

§ Vater der Funkkommunikation: Gugliemo Marconi (1874-1937)

§ Aber: „Die Ehre der Entdeckung jener Phänomene, aus denen er Nutzen zog, gebührt Hertz und Branly. Dazu kam eine Reihe von Entdeckungen und Verbesserungen, Marconi hatte jedoch als erster den Mut, das Ganze auf praktische Füße zu stellen.“ [nach Alexander Popow]

X Heinrich Hertz (1857-1894) demonstrierte 1888 die Existenz elektromagnetischer Wellen in einem Hörsaal der Karlsruher Universität;

X Desiré Edouard Branly (1844-1940) lieferte den Empfänger;

X Augusto Righi (1850-1920) baute den Sender.

705 Schiffbrüchige konnten am 15. April 1912 nach dem Untergang der Titanic gerettet werden, weil der Funkoffizier einen Notruf über Funk absetzen konnte, sodass ein nahe gelegener Frachter zu Hilfe eilen konnte. Marconi war persönlich zugegen, als die Geretteten im New Yorker Hafen einliefen. Die Medien inthronisierten ihn daher als Vater der drahtlosen Telegraphie. Er war zwar die treibende Kraft der rasanten Funkentwicklung, aber keinesfalls ihr alleiniger Erfinder.

In den Vorlesungen von Augusto Righi, Physikprofessor in Bologna, erfuhr er von den Arbeiten von Hertz. Marconi war aber ein Autodidakt ohne Schulabschluss, der sich für Grundlagenforschung nicht interessierte. Sein Grundsatz lautete „Ich stelle weder Theorien noch Formeln auf. Ich erkenne, was man in der Praxis tun muss und finde, Gott sei Dank, fast immer den richtigen Weg“.

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Bemerkenswerte Daten der Bemerkenswerte Daten der MobilkommunikationMobilkommunikation

1896 Guglielmo MarconiX erste Demonstration der drahtlosen

Telegraphie (digital!)X Langwellenübertragung, hohe

Sendeleistungen benötigt (> 200kW)

1907 Kommerzielle Transatlantik-VerbindungenX sehr große Basisstationen

(30 100m hohe Antennenmasten)

1915 Drahtlose Sprachübertragung New York - San Francisco

1920 Entdeckung der Kurzwelle durch Marconi1926 Zugtelefon auf der Strecke Hamburg - Berlin1958 A-Netz in Deutschland

1900 erreichte Marconi Reichweiten von über 300 km, im Dezember 1901 schafft er sogar eine Funkübertragung von England nach Neufundland.

Die erste drahtlose Sprachübertragung gelang dem Kanadier Reginald AubrayFessenden 1900 auf einer Distanz von rund anderthalb Kilometern, obwohl ihm 10 Jahre zuvor niemand Geringerer als Thomas Alva Edison den Misserfolg prognostiziert hatte.

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Entwicklung der GSMEntwicklung der GSM--TeilnehmerzahlenTeilnehmerzahlen

0,2 1,4 5 13 32,8 71,1138,4

258,4

456,1

626,2

790,6

991,2

0

200

400

600

800

1000

1200

1992

1993

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1997

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1999

2000

2001

2002

2003

GSM-Kunden weltweit(in Millionen)

Differenz zum Vorjahr

GSM – ein europäischer Standard – ist die bis dato kommerziell erfolgreichste Mobilkommunikationstechnik.

Die zweite Generation der Mobilkommunikationsnetze – digitale Sprach- und Signalübertragung – erlaubt das freizügige Roaming, das heißt den Wechsel des Anbieters, in ganz Europa. Zudem sollte es auch beim Zellenwechsel nicht zu einem Verbindungsabbruch kommen.

Der Short Message Service, der eigentlich als Nebenprodukt abfiel, wurde unerwartet zum Renner gerade bei den jüngeren Handy-Nutzern.

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ZukZuküünftige Mobilfunknetzenftige Mobilfunknetze

2. Generation

GSM9,6 kb/s

2. Generation

GSM9,6 kb/s

3. Generation

UMTS< 2 Mb/s

3. Generation

UMTS< 2 Mb/s

4. Generation

> 50 Mb/s

4. Generation

> 50 Mb/s

Sprache Multimedia

Mobilnetzteilnehmerin Europa

0

100

200

300

400

2000 2005 20101995

Multimedia

Sprache und schmalbandigeÜbertragung

Jahr

mio

Waren ursprünglich Telegrafie und danach Telefonie Anwendungen der Funkübertragung, wird es mit der neuen „Always On“-Generation immer mehr der Austausch multimedialer Dokumente.

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MultimediaMultimedia--TerminalsTerminalsffüürr UMTSUMTS

Die Frage ist allerdings, ob diese Dienste wirklich gebraucht werden. Doch die Entwicklung der Telefonie verdeutlicht, dass anfangs missachtete Kommunikationsdienste sich schlussendlich doch durchsetzen werden.

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UMTS UMTS –– Universal Mobile Universal Mobile Telecommunications SystemTelecommunications System

Dennoch waren die Erwartungen in UMTS – aufgrund der Erfolge von GSM – viel zu hoch. Wie bei der Telefonie existiert ein äußerst erfolgreiches Konkurrenzprodukt und die angebotenen Dienste sind nicht dazu angetan, potentielle Kunden dazu zu bringen sich diese Technik anzuschaffen.

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Geburt des InternetsGeburt des Internets

§ AusgangspunkteX „Sputnik-Schock“ von 1957 (vielleicht…)X Zentrale Großrechner mit sternförmig

angeschlossenen Terminals è sehr störanfällig

X Proprietäre Verbindungstechnik§ Ziel der Entwicklung

X Generell einsetzbare NetzschnittstelleX Fehlertolerantes paketorientiertes Datennetz

§ 30. August 1969: Geburtsstunde des Internets (Verbindung zweier Rechner von der UCLA an das Stanford Research Institute

In UMTS wird auch die enorme Nachfrage nach Datendiensten berücksichtigt. Ausgangspunkt hierzu ist das ARPANET, ins Leben gerufen von der AdvancedResearch Project Agency, die als Kind des kalten Krieges die technische Überlegenheit der USA gegenüber der UdSSR wieder herstellen sollte, als diese ihre Sputnik-Mission erfolgreich hinter sich gebracht hatte.

Das Internet ist nicht die Erfindung eines Einzelnen, sondern hat sich vielmehr organisch entwickelt.

1961: Leonard Kleinrock veröffentlichte einen Aufsatz zum Thema „Paketorientierte Datenübertragung“.

1964: Paul Baran leistete Vorarbeiten zum Thema „Verteilte Netze“.

Grundidee: Einem Großrechner einen Interface Message Processor IMP vorzuschalten, der die Kommunikation mit anderen IMPs handhabte.

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Leonard Kleinrock zur ersten Leonard Kleinrock zur ersten InternetInternet--KommunikationKommunikation

§ Der Rechner der UCLA sollte die drei Buchstaben „L“ „O“ „G“ an das SRI übermitteln, welches die Botschaft dann um die Buchstaben „I“„N“ergänzen sollte.

§ Um den Vorgang zu überwachen, standen die Forscher an beiden Instituten in direktem Telefonkontakt.

§ Nach dem Senden des „L“ bestätigten die SRI-Forscher: „Wir haben das „L“!“

§ Dann wurde das „O“ übertragenund telefonisch nachgefragt, obes angekommen ist. „Wir habendas „O“!“, bestätigte das SRI.

§ Beim Senden des „G“ stürzte dasSystem dann ab… was für ein Start!

Auch das Internet litt an Kinderkrankheiten…

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Evolution des InternetsEvolution des Internets

1970 Erstes „Internet”: 4 Hosts1971 Betriebsaufnahme ARPAnet mit 15 Knoten,

das erste Internet-Backbone1974 Neue Protokollsuite: TCP/IP

(Transmission Control Protocol/Internet Protocol)

1988 IP-Verbindung zum Internet aus Deutschland über EUnet-IRB Dortmund und XLink(eXtended Lokales Informatik-Netz Karlsruhe)

1991 EBONE: Europäisches Backbone1995 Sun führt den HotJava Web-Browser und die

fünf Jahre zuvor entwickelte Programmiersprache Java ein

1996 University Corporation for Advanced Internet Development — Internet2

Abrisse über die Geschichte des Internets gibt es an vielen Stellen im Internet. Hier sei nur auf die URL

http://www.anderbergfamily.net/ant/history/

verwiesen, wo Anthony Anderberg zu Thema „History of the Internet and Web” die wichtigsten Daten zusammengefasst hat.

Dem geschichtlich interessierten Leser sei noch das folgende, wirklich lesenswerte Buch über Geschichte und Entwicklung des Internets empfohlen:

Katie Hafner, Matthew Lyon: Arpa Kadabra - die Geschichte des Internet. 1. Auflage, dpunkt-Verlag, Heidelberg, 1997.

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AblAblöösung des reinen sung des reinen SprachSprach--verkehrsverkehrs als Wachstumstrals Wachstumsträägerger

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50

100

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200

250

300

1996

1997

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1999

2000

2001

% (

auf

das

Jah

r 1

99

6 b

ezo

gen

)

SpracheIP-Verkehr

Quelle: Alcatel Telecommunication Review, 1998

Die Relevanz der Datenkommunikation zeigt diese Grafik.

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DatenDaten-- und Telefondiensteund Telefondienste

Aus: BMWi: „Entwicklungstrends im Telekommunikationssektor bis 2010“[Prof. Dr. G.-U. Tolkiehn: VoIP: Der lange Weg zu Nutzen und Vorteilen für den Anwender]

Verhältnis von Sprach-zu Datenverkehr Umsatzanteile

Hier sieht man deutlich, dass die größte Wertschöpfung in Zukunft von der Datenkommunikation herrührt.

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Computerisierung der WeltComputerisierung der Welt

§ „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“

Thomas Watson, Vorsitzender von IBM, 1943§ „Ich habe die Länge und Breite dieses Landes bereist und

mit den besten Leuten geredet, und ich kann Ihnen versichern, dass Datenverarbeitung ein Tick ist, welcher dieses Jahr nicht überleben wird.“

Herausgeber für Business Books bei Prentice Hall, 1957§ „Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen

Computer in seinem Haus wollen würde.“

Ken Olson, Präsident der Digital Equipment Corp., 1977

Auch bei der Computerisierung der Welt haben sich manche Experten doch ziemlich geirrt.

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Konvergenz der KommunikationKonvergenz der Kommunikation

SprachkommunikationSprachkommunikation

InternetkommunikationInternetkommunikation TechnischeKommunikation

TechnischeKommunikation

Entertainment-KommunikationEntertainment-Kommunikation

Mobile und drahtgebundene

Kommunikations-infrastruktur

Mobile und drahtgebundene

Kommunikations-infrastruktur

Bisher getrennte Netze:

• Sprachkommunikation über Telefon / ISDN

• Internetkommunikation nutzt zwar Telefonie, aber nur als Bearer

• Entertainment-Kommunikation verfügt über eigenes Kabel- oder Satellitennetz, neuerdings wieder vermehrt über Antenne

• Technische Kommunikation bislang weitestgehend abgetrennt von anderen Netzen

Aber:

• Netze wachsen zusammen

• Beispiel Kommunikation im Auto: MOST (Media Oriented Systems Transport) / CAN

Grund:

• Aufwandsminimierung

• Kosteneinsparung

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Telekommunikation morgen(?)Telekommunikation morgen(?)

zellulare Mobilfunknetze(UMTS, GSM)

Multimedia-dienste und Applikation

Daten-basis

WLL

LEO

PersönlicheNahbereichs-kommunikation

paketvermitteltes Kommunikationsnetz

mobilesTerminal

WLAN

DABDVB-T

CoaxxDSL

ISDN Power Line

fiber to the homeSmart Home

Die Telekommunikation wird – unabhängig von den Inhalten – in Zukunft also auf einem paketvermittelten Netz, basierend auf Internet-Technologie, aufsetzen. Die Deutsche Telekom AG wird beispielsweise bis 2010 ihr komplettes Telefonnetz auf IP umstellen. Dieses Netz bietet sowohl festen als auch mobilen Zugang, der immer breitbandiger und leistungsfähiger wird. Die im Netz angebotenen Dienste können überall, zu jeder Zeit von unterschiedlichsten Endgeräten genutzt werden.

Die Anbindung von Wohnungen (die so genannte „Last Mile“) kann auf bestehenden kabelgebundenen Techniken aufsetzen oder drahtlose Techniken wie den neuesten Standard WiMAX nutzen.

Für die Inhouse-Kommunikation bietet sich eine drahtlose Kommunikation an, die aber möglichst selbstorganisierend sein soll. Darüber hinaus können natürlich bereits verlegte Kommunikationsmedien weiter verwendet werden.

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Beispiele der KonvergenzBeispiele der Konvergenz

§ Nutzung freier Ressourcen bestehender Netze

X xDSLX Internetzugang über Stromleitungen,

Kabelfernsehnetze, Satellitennetze

§ Nutzung existierender Infrastrukturen für andere Dienste

X GPRS: Paketvermittelte Datendienste in GSMX Voice over IP: Telefonie über DatennetzX Internet-Radio / -Fernsehen

§ Problem: Kommunikationsdienstgüte

Die Konvergenz der verschiedenen Kommunikationsarten wird offensichtlich an den aufgeführten Beispielen.

Egal, welche Informationen man auch über ein Netz verschicken möchte, wichtig ist, dass das Netz bestimmte Anforderungen an diese Kommunikation erfüllen kann, d.h. eine bestimmte Kommunikationsdienstgüte (Quality of Service) gewährleisten kann.

Dabei spiele unterschiedliche Aspekte eine wichtige Rolle:Angemessenheit

Eignung des Dienstes für das vorgesehene EinsatzgebietTechnische Leistung

z.B. Laufzeit, Antwortzeit, Sende- und Empfangsrate, DurchsatzKosten

Investitions- und Betriebskosten zur Erbringung des DienstesZuverlässigkeit

Verhinderung von störenden EinflüssenSchutz

Verhinderung von bewussten Eingriffen

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Zukunftstrend:Zukunftstrend:Technische KommunikationTechnische Kommunikation

§ Heute: X Telekommunikation zwischen Menschen im

Vordergrund§ Zukünftig:

X Technische Geräte / technische Systeme kommunikationsfähig

§ Beispiele:X Produktionseinrichtungen

Tele-Diagnose, Tele-Wartung, Tele-BetriebX Kommunikation in/mit Fahrzeugen

u.a. VerkehrstelematikX Hausnetze

Sicherheit, Haushaltsgeräte-Kommunikation,Heizungssteuerung, usw.

Die Telekommunikationstechnik der letzten 150 Jahre war auf den Menschen als Nutzer ausgerichtet. Das gilt auch im Kern für die on-line Nutzung eines PC.

In Zukunft wird sich dieses Bild grundlegend ändern. Da immer mehr technische Geräte, Maschinen, Fahrzeuge und komplexere „Verbunde“ von Maschinen (technische Systeme) durch Computer (Mikroprozessoren) überwacht, gesteuert und geregelt werden, ist es nahe liegend, auch die in die Gerätefunktionen eingebetteten Computersysteme (embedded systems) mit Kommunikationsfähigkeit auszustatten.

Bereits heute haben in der industriellen Produktion Systeme zur Fernwartung, Ferndiagnose und auch Fernbedienung große Bedeutung erlangt. Viele deutsche mittelständische Maschinenbauunternehmen können so ihre gegebenenfalls weltweit verteilten Produkte, wie Werkzeugmaschinen, Fertigungsstraßen usw. fernbetreuen, ohne permanent hochqualifizierte Spezialisten vor Ort oder auf Reisen zu haben.

Ein anderer Bereich, in dem technische Kommunikation eine große Rolle spielt, ist der Verkehr. So werden bei Kraftfahrzeugen schon in kurzer Zeit fast 30% des Wertes auf elektronische Einrichtungen entfallen. Weiterhin werden Fahrzeuge ohne dauernde Einwirkung des Fahrers mit anderen Fahrzeugen und der zentralen Verkehrsinfrastruktur kommunizieren.

Auch im Privatbereich, z.B. der Haus- und Sicherheitstechnik, spielt technische Kommunikation eine wichtige Rolle. Eine permanente Überwachung des Gesundheitszustands älterer Personen durch medizinische (Fern-) Diagnosegeräte ist ebenfalls in der Diskussion.

Die Entwicklung geht voraussichtlich dahin, dass auch für diese Kommunikationsanwendungen das Internet eingesetzt wird. Wenn Milliarden technischer Geräte einen Internetanschluss haben werden, erreicht auch der Umfang des Internet eine neue Größenordnung.

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Zukunftstrend: Zukunftstrend: UbiquitUbiquitäärereInformationstechnologienInformationstechnologien

§ UbiquitätX Nichtgebundensein an einen StandortX Überall erhältliches Gut

§ SchlagwortX Information Technology (IT) beyond the PC

§ Persönliche TechnologienX Zugang zu IT-Diensten mit sich herumtragenX Beispiele: Persönliche Digitale Assistenten (PDAs), Wearable

Devices§ Informationsumgebungen

X Zugang zu IT-Diensten überall vorhandenX Beispiele: Intelligente, kommunikationsfähige

Geräte/Systeme, Aktive Gebäude (cooperative buildings)§ Ubiquitäre Unterstützung wirkt im Hintergrund,

wird selbst aktiv,(teil-)autonom von Menschen.

Allgemeine Entwicklungstendenz:

früher: Viele Menschen ⌦ ein Computer

heute: Ein Computer pro Person

in naher Zukunft: Viele Computer pro Person

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Entwicklung der RechnernutzungEntwicklung der Rechnernutzung

Mainframe-Ära

ein Computer,viele Anwender

PC-Ära

ein Computer,ein Anwender

Ubicomp-Ära

ein Anwender,viele Computer

Die Anzahl der Prozessoren, die in Alltagsgegenstände eingebaut sind, erhöht sich ständig. Somit wird auch jeder Gegenstand kommunikationsfähig!

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Trends der Rechnernutzung nach Trends der Rechnernutzung nach Mark WeiserMark Weiser

Quelle: http://sandbox.xerox.com/weiser/

Diese Voraussage traf Mark Weise schon 1989, und der aktuelle Trend stützt diese Aussage.

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UbiquitousUbiquitous ComputingComputing

Allgegenwärtiger Rechnereinsatz

X „pervasiveComputing“

X „wearableComputing“

Anpassung der Technik an den Menschen – nicht umgekehrt!

Der Mensch trägt den Zugang zu verschiedenen Informationstechnologien mit sich herum und kann immer und überall auf angebotene Dienste zugreifen. Für das Smart Home bedeutet das, dass beispielsweise an jedem Ort das Licht eingeschaltet, die Heizung gestellt, die Stereoanlage eingeschaltet oder die Schließanlage scharf gemacht werden kann. Und das, ohne dass sich der Endbenutzer großartig in die Technik einlesen muss (oder ein Studium braucht).

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UbiquitUbiquitäärerrer RechnereinsatzRechnereinsatz

§ „The most profound technologies are those that disappear. They weave themselves into the fabric of everyday life untilthey are indistinguishable from it.“

Mark Weiser, 1991§ Jeder Mensch wird kontinuierlich mit einer Vielzahl von

(drahtlos kommunizierenden) Computern interagieren, die sich kaum mehr wahrnehmbar in die Umgebung integrieren.

§ Der Mensch muss sich nicht mehr an das Gerät anpassen, sondern das Gerät wird sich an den Menschen anpassen!

§ Was ist mit den Informationen, die bereitgestellt werden?X Personalisierte DiensteX Angepasste Auswahl und

Darstellung der InformationX Lokationsbezogene Diensterbringung

KontextsensitiveDiensterbringungKontextsensitiveDiensterbringung

Dafür müssen aber alle angebotenen Dienste und Informationen auf den Benutzer abgestimmt werden. Der Kontext des Nutzers muss berücksichtigt werden. Welche Vorlieben hat er? Wo befindet er sich? Wie hat er das letzte Mal in einer ähnlichen Situation reagiert? Welche anderen Personen sind noch in seiner Umgebung? Welche Ein/Ausgabemöglichkeiten benutzt er?

Für die Aufnahme des Kontexts muss es ebenfalls eine Infrastruktur geben, die Informationen sammelt, verdichtet und auswertet.

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Was kommt noch?Was kommt noch?

§ „Alles, das erfunden werden kann, ist erfunden worden.“

Charles H. Duell, American Commissioner of US Office of Patents, 1899

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit