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18 2. Kapitel. Motive des wissenschaftlichen Denkens der durch unser Menschenwesen hindurchgeht und es von überlegenen Zwecken her lenkt. Das Bewußtsein, so scheint es, wird hierbei nach Gesichtspunkten höherer Zweckmäßigkeit aus- oder eingeschaltet, je nachdem ob ihT" in. der Ausführung eine Rolle zufallt oder nicht. Niemals aber besteht es im Zweckbewußtsein. Und darum bleiben uns die Zwecke dieser Finaldetermination verborgen. In solcher Überzeugung hat die teleologische Auffassung von Welt und Menschenleben eine geradezu mystische, und darum schwer angreif- bare Stütze. Ihr liegt es himmelfern zu bedenken, daß der Mensch, ebenso wie jedes Lebewesen, artgemäß angepaßt ist an die Grundsituation seines Lebens, und daß diese Anpassung ebensogut auch auf etwas ganz anderem beruhen könnte als auf Weisheit und Vernunft einer alles lenkenden Instanz, einerlei, ob diese nun als in ihm oder außer ihm bestehend vorgestellt wird. Erst ein sehr spätes wissenschaftliches Denken kommt dem Geheimnis von anderer Seite auf die Spur. Aber auch dieses Denken dringt gegen die Aktualität des unmittelbar Erlebten nicht durch, denn es ist kom- pliziert und reicht bis in die Komplexheit der einschlägigen Phänomene nicht so leicht hinein. Es nimmt seinen Umweg über die Instinktphäno- mene des tierischen Lebens und ihre selektiven Ursprünge. Es erfordert ein minutiöses Eindringen in die besondere Art, wie auch das instinkt- arme Menschenwesen in langem Lern- und Gewöhnungsprozeß Dinge und Situationen beherrschen lernt, wie es auf seinem Wege vom Kinde zum Erwachsenen langsam die umgebende Welt zu meistern und das Gegebene sich verfügbar zu machen beginnt. Ein Verstehen solcher Art, das über die in den Phänomenen enthalte- nen Determinationsformen nicht vorentscheidet, sondern erst nach ihnen als den maßgebenden Kategorien menschlicher Aktivität sucht, ist nicht auf einen Schlag zu gewinnen. Die heutige Anthropologie steht erst in den Anfängen solcher Überlegungen. Und wenn sie auch einen viel- versprechenden Weg eröffnet, das Leben selbst mit seinen Rätselfragen kann doch auf ihre Resultate nicht warten. Es hilft sich mit seinen ver- einfachten Deutungen und wird durch sie immer wieder zur Teleologie zurückgeführt. 2. Kapitel Motive des wissenschaftlichen Denkens a. Art und Auswahl der Phänomene Es liegt auf der Hand, daß das wissenschaftliche Denken den genannten Verführungen weniger unterliegt als das naive. In seinen reiferen Stadien tritt es ihnen ja auch bewußt entgegen und wird dann .zum Hauptträger einer ganz anderen Weltorientierung. Dafür aber wird die Wissenschaft von anderer Seite her doch wieder zur Teleologie gedrängt. Denn ihre Probleme sind nicht nur ausgereifter und tiefer als die des Alltags, sondern Brought to you by | St. Petersburg State University Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 11/5/13 3:55 AM

Teleologisches Denken () || 2. Kapitel. Motive des wissenschaftlichen Denkens

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18 2. Kapitel. Motive des wissenschaftlichen Denkens

der durch unser Menschenwesen hindurchgeht und es von überlegenenZwecken her lenkt. Das Bewußtsein, so scheint es, wird hierbei nachGesichtspunkten höherer Zweckmäßigkeit aus- oder eingeschaltet, jenachdem ob ihT" in. der Ausführung eine Rolle zufallt oder nicht. Niemalsaber besteht es im Zweckbewußtsein. Und darum bleiben uns die Zweckedieser Finaldetermination verborgen.

In solcher Überzeugung hat die teleologische Auffassung von Weltund Menschenleben eine geradezu mystische, und darum schwer angreif-bare Stütze. Ihr liegt es himmelfern zu bedenken, daß der Mensch, ebensowie jedes Lebewesen, artgemäß angepaßt ist an die Grundsituationseines Lebens, und daß diese Anpassung ebensogut auch auf etwas ganzanderem beruhen könnte als auf Weisheit und Vernunft einer alleslenkenden Instanz, — einerlei, ob diese nun als in ihm oder außer ihmbestehend vorgestellt wird.

Erst ein sehr spätes wissenschaftliches Denken kommt dem Geheimnisvon anderer Seite auf die Spur. Aber auch dieses Denken dringt gegendie Aktualität des unmittelbar Erlebten nicht durch, denn es ist kom-pliziert und reicht bis in die Komplexheit der einschlägigen Phänomenenicht so leicht hinein. Es nimmt seinen Umweg über die Instinktphäno-mene des tierischen Lebens und ihre selektiven Ursprünge. Es erfordertein minutiöses Eindringen in die besondere Art, wie auch das instinkt-arme Menschenwesen in langem Lern- und Gewöhnungsprozeß Dingeund Situationen beherrschen lernt, wie es auf seinem Wege vom Kindezum Erwachsenen langsam die umgebende Welt zu meistern und dasGegebene sich verfügbar zu machen beginnt.

Ein Verstehen solcher Art, das über die in den Phänomenen enthalte-nen Determinationsformen nicht vorentscheidet, sondern erst nach ihnenals den maßgebenden Kategorien menschlicher Aktivität sucht, ist nichtauf einen Schlag zu gewinnen. Die heutige Anthropologie steht erst inden Anfängen solcher Überlegungen. Und wenn sie auch einen viel-versprechenden Weg eröffnet, das Leben selbst mit seinen Rätselfragenkann doch auf ihre Resultate nicht warten. Es hilft sich mit seinen ver-einfachten Deutungen und wird durch sie immer wieder zur Teleologiezurückgeführt.

2. KapitelMotive des wissenschaftlichen Denkens

a. Art und Auswahl der PhänomeneEs liegt auf der Hand, daß das wissenschaftliche Denken den genannten

Verführungen weniger unterliegt als das naive. In seinen reiferen Stadientritt es ihnen ja auch bewußt entgegen und wird dann .zum Hauptträgereiner ganz anderen Weltorientierung. Dafür aber wird die Wissenschaftvon anderer Seite her doch wieder zur Teleologie gedrängt. Denn ihreProbleme sind nicht nur ausgereifter und tiefer als die des Alltags, sondern

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Art u.AuBwahl der Phänomene / Verwechselung von Kausal- u. Finalverh&ltnia 19

auch entsprechend schwieriger, undurchdringlicher und rätselhafter. Woaber das Erkennen vor dem Undurchdringlichen steht, da neigt es miteiner gewissen Zwangsläufigkeit zu Lösungen, welche die Sachlage ver-einfachen und ein greifbares Resultat vortäuschen. Das aber geschiehtam leichtesten durch die Kategorie des Zweckes.

Von den mancherlei Irrwegen, welche die Wissenschaft in teleologischerRichtung eingeschlagen hat, sind nicht alle gleich lehrreich. Manche vonihnen beruhen auf mehr äußeren Fehlern, auf durchsichtigen Vorurteilenund Einseitigkeiten oder auch auf unsachlichem Vorgehen. Von diesensoll hier nicht die Rede sein, zumal die Vorurteile, um die es sich handelt,zumeist die aus der Sphäre des naiven Denkens mitgebrachten sind. Aberkeineswegs alle Teleologismen des wissenschaftlichen Denkens sind vondieser Art. Es gibt auch solche, die sehr prinzipieller Natur sind unddurchaus erst an der wissenschaftlichen Problematik entstehen. Vondiesen muß hier gesondert gehandelt werden.

Da es sich aber hierbei um eine Auslese von Motiven unter dem Ge-sichtspunkt des Lehrreichen handelt, so kann das Vorgehen im Folgendenkein historisches sein, obgleich das Material durchweg der Geschichte derWissenschaften entnommen werden muß. Denn in der Geschichte häufensich einige wenige Formen teleologischen Denkens bis zum Überdruß,während andere, an sich nicht weniger bemerkenswerte, von ihnen ver-drängt und kaum bemerkbar dastehen. Die Darlegung muß also eineranderen, mehr systematisch angelegten Ordnung folgen.

b. Verwechselung von Kausal- und FinalverhältnisMan muß sich zuerst fragen: wie ist es überhaupt möglich, daß ein

Kausalprozeß für einen Finalprozeß gehalten wird ? Man sollte dochmeinen, es müßte einem Vorgang anzusehen sein, ob eein Verlauf vomFrüheren oder vom Späteren her bestimmt ist.

Hier aber liegt gerade die erste Merkwürdigkeit in der Gegebenheits-weise zeitlicher Vorgänge: es ist einem Ablauf rein als solchem niemalsanzusehen, ob er kausal oder final determiniert ist. Und da in aller Final-determination das Kausalverhältnis schon mit vorausgesetzt ist — dennim Realprozeß bringen auch die Mittel den Zweck kausal hervor —, somuß man richtiger sagen: es ist einem Ablauf als solchem nicht anzu-sehen, ob er bloß kausal oder auch final determiniert ist.

Warum dem so ist, dürfte aus den Humeschen Analysen wohlbekanntsein, die freilich nur das kausale Geschehen betreffen. Gegeben ist hier-nach überhaupt niemals ein Abhängigkeitsverhältnis, sondern durchausnur eine zeitliche Aufeinanderfolge; alles übrige ist vom Verstande hinzu-gefügt. Die ganze weitere Streitfrage geht dann lediglich darum, ob dasAbhängigkeitsverhältnis mit Recht oder mit Unrecht hinzugefügt wird.Um diese Frage allein geht es auch in Kants aprioristischer Lösung. Hieraber handelt es sich nicht um sie, sondern um eine viel einfachere Konse-quenz: darum nämlich, daß die bloße Gegebenheit des Nacheinander

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20 2. Kapitel. Motive des wissenschaftlichen Denkens

keine Entscheidung über kausalen oder finalen Charakter der Abhängig-keit enthält. Wie sollte sie das auch, da sie doch, rein als solche, nichteinmal das Abhängigsein selbst gewährleistet!

Die Gegebenheitsweise der Prozesse leistet also von vornherein derVerwechselung kausaler und finaler Determination Vorschub. Nicht inder Weise freilich, daß sie einseitig auf die eine oder die andere hin-drängte — das Hindrängen gibt es, aber es ist anderen Ursprungs —,wohl aber in der Weise, daß eine Deutungstendenz der Auffassung, dienach der einen oder der anderen Seite geht, an ihr (der Gegebenheit)keinerlei Widerstand findet.

So ist es zu verstehen, daß die teleologische Tendenz, die das naiveBewußtsein mitbringt, und die vom metaphysischen Bedürfnis her dannnoch mancherlei Bestärkung erfährt, in der Wissenschaft zunächst keinenGegenhalt findet. Freilich findet sie auch keinen Anhalt. Aber dieses reinNegative bildet noch kein Gegengewicht. Wäre das Ursachenverhältnisin ähnlicher Weise gegeben wie das Zeitverhältnis, so wäre das Gegen-gewicht da. Aber es ist ebensowenig wie das ZweQkverhältnis direkt auf-weisbar. Nur die Reihe der Zustände selbst in den Prozessen ist gegeben.Dieses Gegebene aber läßt ebensowohl Dependenz vom Früheren wievom Späteren her zu.

Konkreter kann man das so ausdrücken: wenn keine Richtung derDependenz eindeutig gegeben ist, so läßt jede Ursache sich auch alsMittel, jede Wirkung auch als Zweck auffassen. Und ebenso umgekehrt.Und tatsächlich sind ja auch im final gelenkten Prozeß die Mittel dieUrsachen, welche die Verwirklichung des Zweckes bewirken, der erreichteZweck aber die Wirkung der Mittel, und zwar der ganzen Reihe derMittel. Und darum wählt ja auch der Handelnde die Mittel, die er„anwendet", so aus, daß sie den gewünschten Zweck zur Folge haben.Zweckmäßige Mittel sind eben nur diejenigen, welche das Bezwecktekausal hervorbringen. Findet der Mensch keine solchen Mittel, so ist seinHandeln gelähmt.

Das Charakteristische aber ist, daß es auch im menschlichen Tun den„Mitteln" (oder was in ihm als Mittel erscheint) nicht anzusehen ist, obsie wirklich Mittel sind oder bloß final-zufällige Ursachen eines Resultats,das man hinterher für den Zweck des Tuns hält; was dann weiter be-deutet, daß auch hier finales und kausales Geschehen, also absichtsvollesHandeln und unabsichtliches Bewirken, nicht immer eindeutig unter-scheidbar ist. Das ist ein Phänomen, das wir im Leben gut kennen; allesirrtümliche Zumessen von Schuld und Verdienst hat hier seine Wurzel.Und wo es um folgenschwere Entscheidung geht — wie etwa vor Gerichtbei der Frage, ob der Effekt einer Tat gewollt war (ein dolusmalusvorlag) oder nicht —, da kann diese grundsätzliche Ununterscheidbarkeitdie schwersten Folgen haben.

Denkt man sich in diese Sachlage recht hinein, so wird es verständlich,daß auch in einem der Tendenz nach wissenschaftlichen Denken derleiseste Anstoß nach der teleologischen Seite genügt, um Vorgänge von

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Umkehrung des Verhältnisses in der Theorie 21

durchaus neutralem Ansehen final erscheinen zu lassen. Scheint sichdoch allgemein zu ergeben, daß jeder Kausalprozeß sich ebensogut alsFinalprozeß verstehen läßt.

c. Umkehrung des Verhältnisses in der TheorieDamit stehen wir dicht vor einer Konsequenz, die oft von den Theorien

zum Hauptargument des Teleologismus gemacht worden ist. Denn nunkehrt man den Spieß um und sagt: im Kausalnexus steckt immer schonverborgen die Finaldetermination; dann ist alle Unentschiedenheit auf-gehoben, und alle Wirkung ist in Wahrheit schon Zweck der Ursachen,diese aber sind in Wahrheit die Mittel der Wirkung.

Und ist man einmal so weit, so sieht das Ergebnis auch fast selbst-verständlich aus. Muß denn nicht die Wirkung in der Ursache „enthalten"sein? Wie könnte sie sonst aus ihr hervorgehen! Und wenn sie in derUrsache enthalten ist, muß diese da nicht auf die Wirkung hin „angelegt"sein ? Liegt hier aber ein Anlageverhältnis vor, so muß die Ursache dochauch auf die Wirkung abzielen, muß also Mittel zu ihr als ihrem Zwecksein.

Eine etwas andere Wendung gibt man dem Argument, wenn mananstelle des Enthaltenseins und Angelegtseins das Bild der Ausrichtungeinführt. Die Ursache ist auf die Wirkung „gerichtet", muß also diesezum Ziel haben; sie könnte sonst nicht eindeutig auf sie hinausführen.Es entgeht dem Argumentierenden, daß eben das Bild der Richtung einzweideutiges ist: es kann die Absicht bedeuten und ist dann der mensch-lichen Zwecksetzung entnommen, es kann aber auch bloß die unvermeid-liche Folge bedeuten. Im letzteren Sinne drückt es zutreffend das Kausal-verhältnis aus, involviert aber wird es stillschweigend im ersteren Sinne.Und dadurch scheint in der Ursache ein „Mittel" zu liegen, das seinerseitsschon vom Zweck her bestimmt ist.

Gedankengänge dieser Art sind es, die implicite der ganzen teleolo-gischen Physik des Mittelalters zugrundeliegen. In ihnen wurzelt derBegriff der causa finalis, die als immanente, zugleich bewegende undlenkende Kraft den Werdeprozeß der Dinge bestimmt, und neben derschließlich jede anderweitige causa efficiens als unwesentlich ver-schwindet. Man darf annehmen, daß auch das große Vorbild dieserTheorien, die Aristotelische Physik, bereits aus ähnlichen Überlegungenerwachsen war. Freilich waren dort andere Motive die vordergründigen.Die neuzeitlichen Nachfolger haben das Argument klarer ausgesprochen,vor allem Hegel in seiner „Wissenschaft der Logik". Nach ihm ist daaVerhältnis ein objektiv dialektisches: die Ursache kann nur deshalbdie Wirkung hervorbringen, weil diese schon der Grund ihres Wirkensist. Nicht wenige einflußreiche Denker sind ihm darin gefolgt (z. B.Eduard v. Hartmann). Man kann aber auch vor Hegel Anklänge desselbenGedankens finden; so bei Leibniz und einigen Leibnizianern, denen dieKausalität nur als Sache der Erscheinung gilt, während die Entwicklungder Substanzen eine finale ist.

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22 2. Kapitel. Motive dea wissenschaftlichen Denkens

Solche Argumentationen, die im Grunde alle auf einfache Inversion desAbhängigkeitsverhältnisses hinauslaufen, wären an sich nicht so ver-führerisch, wenn ihnen nicht jene anderen Motive entgegenkämen, dieaus dem naiven Bewußtsein in das wissenschaftliche hineinragen. Dazuaber kommt noch sehr viel anderes, was erst in der wissenschaftlichenÜberlegung aktuell wird. So z.B. dieses, daß alle Ganzheitsdeterminationfast zwangsläufig für Zwecktätigkeit gehalten wird. Das gilt nicht nurim Reiche der organischen Ganzheiten — bei diesen setzen vielmehr nochbesondere Phänomene der Scheinfinalität ein —, sondern schon weitunterhalb ihrer bei den anorganischen Naturgebilden, und zwar überallda, wo diese eine gewisse durchsichtige Geschlossenheit und auffallendeErhaltungskraft zeigen. So sah Kepler das Sonnensystem mit seinerwunderbaren Gesetzesordnung als „Weltharmonik" an, auf derenBestehen und Selbsterhaltung hin die Gesetze der Planetenbewegungangelegt sein müßten. Und man braucht diesen Gedanken nur ein wenigzu verallgemeinern, so läuft er auf eine Wiederkehr des alten Zweck-formenreiches in neuer Gestalt und im Einklang mit der neuentdecktenGesetzlichkeit der Naturvorgänge hinaus. Denn eben diese Gesetzlichkeitläßt sich dann widerstandslos als Mittel zum Zweck der Weltharmonikdeuten.

Vorschub leistet dem natürlich die sehr erklärliche Meinung, daß alleOrdnung, Schönheit oder Harmonie nur durch einen ordnenden Verstandzustande kommen könne. Und selbst wo die Vorstellungsweise nichtganz so gröblich anthropomorph ist, lehnt man es doch geflissentlich ab,daß das Geordnete und Wohlgefügte durch bloße .Kontingenz — d. h.aus dem bloß kausal Notwendigen, aber final Zufälligen — entstehenkönnte. Daß schon eine sehr einfache statistische Überlegung uns einesanderen belehrt, ist zwar ein alter Gedanke, hat sich aber bis in sehrneue Zeiten hinein kaum irgendwo durchsetzen können.

. Es muß denn auch gleich an dieser Stelle ausgesprochen werden, daßsich in fast aller Problematik der einschlägigen Art ein Moment derDenkbequemlichkeit — um nicht zu sagen der Denkfaulheit — geltendmacht. Es ist verführerisch leicht, mit einer bequemen Einheitskategoriedas Unbewältigte und vielleicht auch Undurchdringliche zu „meistern",statt den mühevollen Weg langsamer Forschung zu beschreiten, auf demder Einzelne in seiner Zeit nicht zu Ende kommt. Denn unerschöpflichsind die Probleme; mit dem Prinzip des Zweckes aber ist der Verstandaller Nöte überhoben. Mit ihm kann er den undurchsichtigen Ent-stehungsprozeß von seinem Ende her fassen und alle unerforschtenBedingungen als wohlgewählte Mittel verstehen. Hieraus ergibt sich dieunwiderstehliche Tendenz, dort, wo die Kausalerklärung aufhört (oderauch nur einstweilen nicht weiterkommt), teleologisch fortzufahren.Wobei dann das kausal Erkannte sich als bloßer Teilaspekt dem ein-geführten Zweckverhältnis einfügt. Denn dieses geht von vornhereinauf das Ganze des Phänomenzusammenhanges. Die Folge ist aber, daßdas Finalverhältnis dem Kausalverhältnis übergeordnet erscheint.

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Zweckmäßigkeit und Zwecktätigkeit 23

Dieses zusammen mit dem Argument der Umkehrung ergibt eine Artsubjektiven Zwanges zur teleologischen Deutung, dem auch der metho-disch Geübte und Vorsichtige sich nicht leicht entzieht.

d. Zweckmäßigkeit und ZwecktätigkeitDem allen ließe sich vielleicht noch mit ruhiger kritischer Über-

legung allein begegnen, wenn es nicht ein großes Wissenschaftsgebietgäbe, auf dem der Schein finaler Determination am Gegenstande selbstsich bis zu einer Art Denkzwang verdichtet. Dieses Gebiet ist das derbiologischen Wissenschaften.

Das Grundphänomen ist hier die tiefe Zweckmäßigkeit, die denOrganismus ebensowohl in seinen inneren Funktionen und Formen alsauch in seinem Verhältnis zur umgebenden Welt auszeichnet. DieseZweckmäßigkeit soll hier in ihren Einzelheiten nicht geschildert werden;von ihr ist in den biologischen Wissenschaften selbst so viel die Rede,daß sie ohne weiteres als bekannt vorausgesetzt werden kann. Nur dreiDinge sind es, die an dieser Stelle hervorgehoben zu werden verdienen.

1. Der „Zweck", auf den hier Formen und Funktionen bezogen sind,ist immer das Leben selbst — seine Erhaltung und Selbstbehauptung —,einerlei ob es sich um das Leben des Individuums oder das der Art(Stammesleben) handelt. Zweckmäßig in diesem Sinne ist so gut wiealles an den Organismen, von den äußerlichen Schutzfarben und Zeich-nungen bis zu den subtilsten Begulationen, Reaktionen, Instinkten. Aus-nahmen davon gibt es freilich, aber keine sehr gewichtigen; und meistist dann das Unzweckmäßige durch anderweitige Einrichtungen be-sonderer Art ausgeglichen.

2. Diese Zweckmäßigkeit ist nicht etwas Umstrittenes oder auch nurUmstreitbares; sie ist vielmehr schlechterdings gegeben, ist ein durchausgreifbares Erfahrungsphänomen, und zwar ein als große Hauptliniedurch das ganze Reich des Organischen durchgehendes, zugleich aberauch ein in den Einzelheiten immer wieder überraschendes und erstaun-liches. Denn es handelt sich hier nirgends um die äußerliche oder „zu-fällige" Zweckmäßigkeit — wie der Mensch sie an Dingen vorfindet, diekeineswegs für seine Zwecke geschaffen sind, die er aber für diese ver-wenden kann —, sondern um wesentliche, dem Organismus als solchemeigentümliche Zweckmäßigkeit, ohne welche er gar nicht bestehen kann.

3. Aber eben diese Zweckmäßigkeit ist nicht nur empirisch gegeben,sondern auch a priori einsichtig. Genauer gesprochen, das Grundsätzlichean ihr ist a priori einsichtig, und dadurch bekommt sie den Charaktereiner Kategorie des Organischen. Es leuchtet nämlich durchaus amWesen der Sache ein, daß ein Organismus mit unzweckmäßigen Organen,Gliedern, Formen und Funktionen nicht lebensfähig sein kann. Das istein wichtiger Satz in der Theorie des Organischen; und er bleibt unbe-streitbar, solange man ihn nur auf Wesentliches und wirklich Lebens-relevantes bezieht, und nicht auf irrelevante Nebensachen. Denn das

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24 2. Kapitel. Motive des wissenschaftlichen Denkens

fortgesetzte Zugrundegehen unzweckmäßig geratener Individuen bildeteinen wesentlichen Faktor im phylogenetischen Werdegang der Art-formen.

Hat man dieses einmal erfaßt, so ist damit auch erwiesen, daß es daswesenhaft Zweckmäßige auch außerhalb des vom Menschen Bezwecktengibt. Und dann ist es begreiflich, daß man das gleiche Prinzip auch imAußerorganischen wiederzufinden meinte; sind doch die dynamischenGefüge im Aufbau des Kosmos ausgewogene Gleichgewichte. Ihre Kraft-komponenten lassen sich also mühelos gleichfalls als zweckmäßig für dasGanze verstehen. Dann aber ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zurDeutung der Gefüge als determinierender Zwecke. Ohne Zweifel steckteein solches Abfärben der organischen Zweckmäßigkeit auf den allge-meinen Naturbegriff in der teleologischen Physik des Aristoteles und desMittelalters.

Wichtig indessen ist hier nicht diese Erweiterung des Prinzips, sondernzunächst nur das, was auf biologischem Gebiet mit ihm geschah. An sichnämlich ist Zweckmäßigkeit etwas ganz anderes als Zwecktätigkeit(Zweckläufigkeit oder Zweckbestimmtheit). Aber es liegt dem unkriti-schen Denken nun einmal nichts näher als die Verwechselung von Zweck-mäßigkeit und Zwecktätigkeit. Schon die Mißverständlichkeit des Wortesverführt dazu: daß etwas „zweckmäßig" ist, heißt ja geradezu, daß esdas geeignete Mittel zu etwas ist. Da kann man sich kaum wundern, daßzu dem Mittel nun auch ein Zweck hinzugedacht und das ganze Ver-hältnis als ein finales aufgefaßt wird. Damit aber gewöhnt sich dasDenken, hinter aller Zweckmäßigkeit eine reale Zweckbestimmtheit zuvermuten. Es darf fraglich erscheinen, ob vor der Kritik der Urteilskraftüberhaupt irgendwo ein klarer Grenzstrich zwischen Zweckmäßigkeitund Zweckbestimmtheit gezogen worden ist.

Tatsächlich läßt sich ja auch alle Zweckmäßigkeit widerstandslos alsProdukt von Zwecktätigkeit verstehen, solange es keine genauere Kate-gorialanalyse gibt, die hier einen Riegel vorschiebt. Diese Widerstands-losigkeit beruht darauf, daß es einem Prozeßablauf als solchem, zumalwenn er in einem Prozeßgefüge verläuft, niemals direkt anzusehen ist,wie er determiniert ist, ob in ihm die hervorbringenden Ursachen wirk-liche (d. h. ad finem ausgewählte) Mittel sind oder nicht. Man kanndieses die „determinative Neutralität" der Phänomene nennen. Von ihrwar schon oben die Rede, aber die kategoriale Erklärung für sie wirdspäter noch besonders zu geben sein. Indessen liegt hier die Wurzelzahlloser Mißverständnisse. Ist es doch schon gar nicht so einfach, dieseNeutralität auch nur einzusehen.

Dem leistet natürlich die tiefe Rätselhaftigkeit des Organischen Vor-schub. Man braucht dazu gar nicht erst die auffallendsten und kompli-ziertesten Erscheinungen heranzuziehen, wie etwa die der organischenRegulationen. Es genügt schon, sich an das Grundverhältnis von Formund Prozeß zu halten. Die wichtigsten Vorgänge im Organismus sindeben Formbildungsprozesse, und in diesen ist das Charakteristische, daß

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Zweckmäßigkeit und Zwecktätigkeit / Fehlurteile im Streit der Theorien 25

eine Reihe formverschiedener Stadien zielgerecht auf ein Endstadiumhinausläuft, welches die vollentwickelte, lebensfähige Form darstellt.Die letztere erscheint deshalb als der determinierende Zweck des ganzenProzesses. Die Kantische Analyse sprach diesem Schein die Berechtigungab; sie unterschied streng zwischen der „Beurteilung eines Dinges alsNaturzweck" und der Neigung, es „für einen Zweck der Natur zu halten".Aber sie drang damit nicht tief in das wissenschaftliche Bewußtseindurch. Es blieb im großen Ganzen bei den alten Anschauungen, und bisheute zeigt sich in vielen biologischen Theorien derselbe Mangel angedanklicher Schulung, gegen den sich einst die Kritik der teleologischenUrteilskraft richtete.

e. Fehlurteile im Streit der Theorien

Hiermit hängt aufs engste die unerfreuliche Spaltung in der Theoriedes Organischen zusammen, die aus der gegenseitigen Bekämpfung von„Vitalismus und Mechanismus" zur Genüge bekannt ist. Beide Seitenhaben es sich in diesem Streit wohl zu leicht gemacht, beide haben sicheinseitig an die Schwächen des Gegners gehalten, ohne das Affirmativegenügend zu berücksichtigen, um das es ihm eigentlich ging.

So hat man dem Vitalismus ohne Zweifel Unrecht getan, wenn manjeden Versuch, eine eigene Determinationsweise in den morphogenetischenProzessen zu umschreiben (etwa als planmäßig lenkende oder regu-lierende Instanz), von vornherein als teleologisch verwarf. Mit solchenVersuchen ist ja zunächstnur em Phänomen beschrieben; und wenn manvon den unvermeidlichen Verfehlungen und Vagheiten in ihnen absieht,so bleibt doch unbestreitbar das Positive zurück, daß sie überhauptErnst damit machen, die unterscheidende Eigentümlichkeit von selbst-tätig formaufbauenden Vorgängen allererst greifbar zu machen. Daßaber diese Eigentümlichkeit eine kausal nicht bis zu Ende faßbare ist,entspricht der schlichten Erfahrung der Forschung. Der Gegner kannwohl meist nachweisen, daß noch vieles bislang Unerforschte sich demeindringenden Fahnden nach Ursachen erschließt, wo man es nicht fürmöglich gehalten hätte, aber er kann nicht zeigen, daß man auf diesemWege die rätselhafte steuernde und hinlenkende Wirkung von Erb-faktoren in ihrem Wesenskern erklären kann. Hier eben liegt ein kate-goriales Novum des Organischen, und in der Ausrichtung auf diesesbesteht das Verdienst der vitalistischen Theorie. Daß die letztere selbstsich immer wieder durch vorschnelle Einführung teleologischer Begriffeins Unrecht setzt, ist freilich ihre Schwäche. Aber das hebt die Aus-richtung auf das affirmativ Gesehene doch nicht auf.

Noch größer sind indessen die Fehler, die sich der Vitalismus seiner-seits in der Kritik des „Mechanismus" zuschulden kommen läßt. Wenner nichts täte, als das Nichtausreichen der linearen Kausalität nachzu-weisen, so behielte er Recht. Aber er bleibt nicht dabei. So haben viele,sonst durchaus ernsthafte Vitalisten der Kausalforschung am Organismus

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26 2. Kapitel. Motive dee wissenschaftlichen Denkens

kurzerhand eine ,,Maschinentheorie" unterschoben. Sie verstehen dar-unter die Auffassung des Organismus als einer komplizierten Maschinenach Analogie des technischen Menschenwerks. Im 17. und 18. Jahr-hundert hat es solche Auffassung gegeben; der heutigen Wissenschaftdürfte sie selbst in den extremen Theorien ganz fremd sein, viel zu solideist dafür ihr wirkliches Verfahren. Der Vitalist kämpft hier gegen einviel zu einfaches Schema, das dem Ernst der Forschung in keiner Weisemehr entspricht. Schon der von ihm erfundene und polemisch geprägteAusdruck „Mechanismus'' ist irreführend. Denn nicht alle Kausalität ist„mechanisch".

Auch in anderer Hinsicht ist die Herabsetzung der Kausalforschungin der Biologie zur Maschinentheorie gänzlich abwegig. Steht doch geradehinter der Maschine der zwecktätig konstruierende Verstand des Tech-nikers. Das teleologische Fehlurteil wäre also damit nicht aufgehoben,sondern nur verschoben. Was allenfalls noch anginge, wäre die Auf-fassung, der Organismus sei ein höherer Typus des „dynamischen Ge-füges" — wie wir solche vom Atom aufwärts bis zum kosmischen Spiral-system in allen Größenordnungen finden. Das wäre wenigstens konse-quent im Sinne der Theorie. Haltbar würde es deswegen auch noch nichtsein, denn die für den Organismus charakteristischen Selbstwieder-bildungsprozesse finden sich am dynamischen Gefüge nirgends. Die abergerade würde es zu erklären gelten. Und hier wäre der wirklich schwachePunkt einer rein kausalistischen Theorie. Eine Kritik, die sich gegen ihnrichtete, würde leichte Arbeit haben. Statt dessen Heben es die Vitalisten,ihren Gegnern ein falsches, von niemandem behauptetes Anschauungs-schema unterzuschieben und dieses dann zu widerlegen. Was offenkundigauf eine ignoratio elenchi hinausläuft.

Darüber hinaus muß man allgemein und grundsätzlich sagen: woTheorien diskutiert werden, ist es stets unfruchtbar, den Gegner bloß anseinen Fehlern und Schwächen zu packen. Fehler und Schwächen könnender Theorie auch ganz äußerlich sein, ihr Sinn und Wesen kann in etwasganz anderem liegen. Nur um das Wesen aber sollte eine ernsthafteDiskussion gehen. In jeder Theorie gibt es eine gewisse Enge der Be-griffe, die revidiert und überwunden werden muß; bei den Kausalistenliegt sie meist in der veralteten Erkenntnistheorie, die sie zugrundelegen,deren positivistische Begriffe hier unmöglich zureichen können, weil siefür ganz andere Erkenntniszwecke geprägt sind (für die der exaktenNaturwissenschaft). In den meisten Theorien gibt es überdies offen-kundige Überspannung von an sich fruchtbaren Prinzipien; und esscheint dem logisch ungeschulten Denken dann leicht, das Prinzip zuwiderlegen, indem es die überspannten Folgerungen widerlegt. Nichtsist falscher als das^ So glaubte man in der Biologie das Selektionsprinzipüberwunden zu haben, wenn man die übertriebenen Ansprüche seinerAnwendung aufgedeckt hatte. Man setzte dort ein, wo das Prinzipseine natürliche Grenze hat, glaubte aber, es damit auch innerhalb seinerGeltHngsgrenze aufgehoben zu haben. Der Fehler des Gegners — in

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Unbemerkte Übertragung der höheren Kategorien 27

seiner begreiflichen Entdeckerfreude — war eben bloß der einer Grenz-überschreitung .

Sieht man genauer zu, was ein vernünftiger Vitalismus und was einaktiv forschender Kauealismus eigentlich will — nämlich wenn beidesich auf ihr affirmatives Wesen besinnen —, so findet man zu seinemErstaunen, daß sie einander garnicht so sehr feindlich gegenüberstehen,daß sie vielmehr nur die verschiedenen Seiten einer und derselbenProblemsituation vertreten. Der eine sucht mit den Kausalzusammen-hängen so weit vorzudringen, wie diese nur irgend führen; daß sie ihmdas ganze Geheimnis des Organismus erschließen werden, meint er gar-nicht. Der andere sucht nach einem positiven Ausdruck für das, was anüberkausaler Bestimmung im Organismus steckt; daß diese Bestimmungallein für alles aufkomme und gar keine Kausaldetermination nebensich dulde, meint er gar nicht und kann er natürlich auch im Ernst nichtmeinen. Was also hindert die beiden Theorien, sich zu vereinigen undeine einzige Theorie zu werden ? Es scheint: nichts als der Eigensinn dereigenen Überspanntheit beider, sowie die Unfähigkeit, das Affirmativeder Gegenseite auch nur zu sehen.

3. KapitelWeitere Motive des wissenschaftlichen Denkensa. Unbemerkte Übertragung der höheren Kategorien

Solche Fehlurteile im Streit der wissenschaftlichen Theorien sindüberaus lehrreich für die Sachlage im Teleologieproblem. Aber wedergehören sie der organologischen Wissenschaft allein an — hier sind sienur am bekanntesten —, noch erschöpfen sie die im Reich der Forschungsich geltend machenden Motive finalistischer Tendenzen.

Die Verführung zur Teleologie wäre auf Grund der betrachtetenMotive schwerlich so mächtig, wie sie sich tatsächlich erweist, wennnicht eine Versteckte Tendenz der Angleichung alles Unerkannten undUnerkennbaren an das Wohlbekannte und Geläufige hinzukäme. Vonallen Determinationsformen ist aber die finale die dem Menschengeläufigste. Er kennt sie in der eigenen Aktivität, die eben eine zweck-tätige ist; er kennt sie also nur zu gut von sich selbst her, und sie paßtallem Anschein nach gar zu schön auf die unzähligen Fälle rätselhafterZweckmäßigkeit, die ihm im Felde der Forschung begegnen: sie löstgleichsam mit einem Schlage alle Bätsei, entschleiert alles Geheimnis-volle. Und da sie das ohnehin ihm Geläufige ist, so überträgt er sie aufden Organismus, auf das eigene Lebensschicksal, auf den Lauf derGeschichte, auf die Welt als Ganzes. Zwecktätigkeit ist vielleicht die ammeisten dominante Kategorie des bewußten personalen Geistes: derGeist eben ist der Zwecksetzung und der Verwertung vorhandenerMittel für die gesetzten Zwecke mächtig, und in den Grenzen seines

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