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Termine Themen Texte Heft 44 – Juni 2010 Herausgegeben von der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V.

Termine Themen Texte - ALR-SH

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TermineThemenTexteHeft 44 – Juni 2010

Herausgegeben von derAkademie für die Ländlichen RäumeSchleswig-Holsteins e.V.

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Impressum

Herausgeberin:Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V.Horst Müller (V.i.S.d.P.)

Geschäftsstelle:Hamburger Chaussee 25, 24220 FlintbekTelefon: 043 47- 704 - 800Fax: 043 47- 704 - 809E-Mail: [email protected]: www.alr-sh.de

Redaktion: Andrea Weigert

Foto des Titelblattes:

Druck: Heider Offsetdruckerei Pingel-Witte

Die Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V.

Staatssekretär a.D. Rüdiger v. Plüskow (Vorsitzender)

Helga Klindt, (stellvertretende Vorsitzende)

Bürgermeister a.D. Horst Müller (geschäftsführendes Vorstandsmitglied)

Jörg Bülow, Geschäftsführer des S.-H. Gemeindetages

Jürgen Feddersen, MdL

Propst i.R. Manfred Kamper

Landrat Dr. Jörn Klimant

Unser Titelfoto zeigt: Verleihung des Preises der Akademie an den Verein „Bücher ohne Grenzen/ Bøger over grænsen B.O.G.e.V.“ am 12.03.2010 in Aventoft (v. rechts:Rüdiger von Plüskow, Ulla Pieper, Niels Erik Tyge, Gebbe List-Petersen).

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EDITORIAL

Unsere Akademie befindet sich im19. Jahr ihres Bestehens in schwieri-gem Fahrwasser. Es geht um ihrenFortbestand.In der letzten Mitgliederversamm-lung hat Staatssekretär Rabius dieAbsicht der Landesregierung allge-mein erläutert, die Umweltakademieund die Akademie und die Akademiefür die Ländlichen Räume zusam-menzuführen. Die ALR soll dabeials Rumpfakademie fortbestehen. Inder anschließenden Diskussion be-stand Einigkeit, dass in jedem Falldie Eigenständigkeit der ALR undihre umfassende Zuständigkeit ge-währleistet bleiben müssen. Inzwi-schen hat das Ministerium seine Ab-sicht mit Vorschlägen konkretisiert.Diese sehen im Wesentlichen dieGründung einer neuen öffentlich-rechtlichen Anstalt vor, auf welchedie Aufgaben der Umweltakademieund wesentlichen Aufgaben des pri-vat-rechtlichen Vereins ALR über-tragen werden sollen. Gleichzeitigsoll die finanzielle Förderung derALR drastisch vermindert werden.Vorstand und Ministerium haben

diese Vorschläge diskutiert. Den ge-genwärtigen Verhandlungsstand ha-ben wir Ihnen in einem Mitglieder-brief vor kurzem mitgeteilt. Der Vor-stand hat sich natürlich in zahlrei-chen Sondersitzungen mit diesemTatbestand befasst. Es wurde sehrernsthaft und auch kontrovers disku-tiert, ohne wegen der existentiellenBedeutung dieser Frage für denFortbestand der ALR zu einem ab-schließenden Ergebnis zu kommen.Dies gilt nicht zuletzt deshalb weildie vom Ministerium vorgelegte Sat-zungsentwurf für die neue Instituti-on noch gar nicht erörtert werdenkonnte. Dieser Entwurf ist wegender vorgesehenen Zusammenset-zung des Vorstands und des Abstim-mungsverfahrens gegenwärtig nichtannehmbar. Die endgültige Meinungsbildungwird uns dadurch erschwert, dass derSinn der vom Ministerium ange-strebten Neuorganisation bisher imDunkeln geblieben ist. Denn einespürbare Einsparung wird nicht er-reicht. Dagegen sind bei Erhalt derALR in ihrer gegenwärtigen Form

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erheblich größere Einsparungenmöglich, denen wird uns nicht ver-schließen. Völlig unverständlich ist,warum Aufgaben eines erfolgrei-chen, flexibel funktionierenden pri-vaten Vereins auf eine neue staatli-che Organisation übertragen werdensollen. Eine solche Teilverstaatli-chung widerspräche dem richtigenpolitischen Ziel staatliches Handelnmöglichst zu privatisieren. Das Ne-beneinander – oder Gegeneinander?– von 2 Interessenvertretern desländlichen Raumes wäre zudem derÖffentlichkeit kaum zu vermitteln inZeiten, in denen Bündelung derKräfte angesagt ist.

Die Mitgliederversammlung wirdschließlich entscheiden, ob eine vomMinisterium angestrebte Übertra-gung der Hauptaufgaben auf eine

neu zu schaffende Anstalt des öffent-lichen Rechts mit der von ihr selbstvorgegebenen Bedingungen Erhaltder Eigenständigkeit und umfassen-de Zuständigkeit vereinbar ist.

Wir befinden uns in also in bewegtenZeiten, die von Mitarbeitern undVorstand höchsten Einsatz verlan-gen. Dennoch gehen die geplantenAktivitäten uneingeschränkt weiter,um unsere Aufgaben für den ländli-chen Raum erfüllen zu können. Wirbleiben uns also selbst treu, unter-stützen Sie uns dabei.

Für eine bevorstehende Ferienzeitwünsche ich Ihnen und Ihren Famili-en gute Erholung und viel Sonne.

Rüdiger v. Plüskow,Vorsitzender der ALR

Wir brauchen Ihre Mitarbeit!Ein interessantes Mitgliederheft lebtvom Engagement seiner Leserschaft.

Bitte senden Sie uns Berichte, Informationen undHinweise aus Ihrer Arbeit, die auch anderen Mitgliedern

Anregungen geben könnten.Leserbriefe nehmen wir ebenfalls gern entgegen.Der Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe

ist der 29. Oktober 2010.

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In diesem Heft:

Editorial ....................................................................................................................... 3

Termine ......................................................................................................................... 6

Themen

Schulen braucht das Land ............................................................................................. 11

MORO Nord: Großräumige Partnerschaft Norddeutschland /Metropolregion Hamburg – eine Zukunftsvision? ........................................................ 13

Stadt und Land in gemeinsamer Verantwortung„Bad Bevenser Erklärung“ ............................................................................................. 14

Schweriner Erklärung: Kulturlandschaft in Gefahr! ..................................................... 20

Bundeswettbewerb "Bioenergie-Dörfer 2010" gestartet (6.5.2010) ............................. 21

Aus der Arbeit der Akademie

Projekt „Bücher ohne Grenzen / Bøger over grænsen B.O.G.e.V.“erhält den Preis der ALR 2009 ....................................................................................... 22

Kommune trifft Kirche in gemeinsamer Verantwortungfür unsere Bestattungskultur ......................................................................................... 24

„Wege mit Aussichten müssen weiter beschritten werden“ .......................................... 26

Aus der Arbeit der europe direct

Intelligent, nachhaltig und integrativ: Europa erneuert sich ......................................... 28

2010: Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ............................................ 30

Rock for your Children: die Charity-Song-Initiative .................................................... 31

Künftiger EU-Haushalt und Vertrag von Lissabon –wie stehen die Aussichten für die ländliche Räume in Schleswig-Holstein ................ 32

Welche Landwirtschaft braucht das Europa von morgen? ........................................... 34

Die Debatte um die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)in Schleswig-Holstein – die ALR bringt sich ein .......................................................... 35

einfach – einmalig – ea-sh ............................................................................................. 37

Sozialleistungen auch im Europäischen Ausland .......................................................... 38

Die Zukunft der Energieversorgung: ............................................................................. 39

INTERREG IVC „Renewable Energy Regions Network“ (RENREN) ........................ 40

Literaturtipps .............................................................................................................. 41

Texte

Prof. emer. Dr. Klaus Klemm: Bildung zwischen Rhetorik und Realität ...................... 46

Adressenverzeichnis der Veranstalter ....................................................................... 53

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Juli 2010

Seminar12. – 14.07. Beratungsgespräche führen

In diesem Seminar erlernen Sie die Grundfähigkeiten undMethoden zum erfolgreichen Moderieren von Gruppen.Dazu gehört auch die Vermittlung von Fragetechniken mitdenen Sie Gruppen durch das Thema von Arbeitssitzungenund Veranstaltungen führen können.

Ort: BonnTeilnahmebeitrag: 325,00 € (incl. Tagungsgetränke und -Imbiss sowie Seminarmaterialien)

Veranstalter: kommunareInstitut für die Nachhaltige Regional- &Organisationsentwicklung – Stefan & Dorle Gothe, GbR

September 2010

Seminar6. – 8. 9. Teams entwickeln

Das Seminar dient dazu, dass Vorstände, Vorgesetzte,Regionalmanager oder Arbeitskreis- und Projektleiter er-lernen, wie sie ihr Team entwickeln können. Dabei stehenpraktische Übungen im Vordergrund des Seminars.

Ort: BonnTeilnahmebeitrag: 350,00 € (incl. Tagungsgetränke und-Imbiss sowie Seminarmaterialien)

Veranstalter: kommunareInstitut für die Nachhaltige Regional- &Organisationsentwicklung - Stefan & Dorle Gothe, GbR

TERMINEVeranstaltungen der ALR finden Sie immer aktuell im Internet unter www.alr-sh.de/Veranstaltungen

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Messe NordBau2. – 7. 9. Hilfe bei Europafragen? –

am Europastand auf der Fachmesse Nordbau

Das Europaministerium Schleswig-Holstein hat auch indiesem Jahr einen Europastand für die Europe Direct –Informationszentren in Flintbek und Kiel, das europeenterprise-network, das Europäische Verbraucherzentrum,den Verein der Europaschulen und eurodesk, dem Spezia-listen für Jugendauslandaufenthalte verschiedenster Artorganisiert. Auch das Glücksrad ist wieder im Einsatz.

Ort: Neumünster, Messegelände bei den Holstenhallen,Halle 8, Stand 8119 hinter der Innovationsstiftung

Messe NORLA9. – 12. 9. ALR und Europe Direct

präsentieren sich wieder auf der NORLA

Wir freuen uns auf Gespräche rund um die AktivRegionenund MarktTreffs, sind aber auch offen für Ihre Anliegenund nehmen auch Anregungen für unsere Aktivitäten gernauf.Europe Direct finden Sie zusätzlich am Europastandin Halle 2 neben Edeka. Hier erwarten Sie kompetenteAnsprechpartner/innen, Informationsmaterial und einGlücksrad mit Fragen zu Europa und der Aussicht auf denGewinn eines kleinen Preises.

Ort ALR: Messegelände, Halle 2, neben dem Standdes Landtages

Ort Europe Direct: Messegelände, Halle 2,gegenüber der Edeka und neben dem MLUR

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Tag des offenen Denkmals12. 9. „Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr“ –

Handelswege durch den Aukrug

Ausstellung mit Exkursionen in die nächste Umgebung.

Ort: Aukrug-BünzenTeilnehmerbeitrag: kostenlos

Veranstalter: Museum zur Volkskunde des Aukrugs„Dat ole Hus“

Tagung16. 9. Abschlusstagung „Lust auf Lösungen. “Coaching als

Unterstützung von regionalen Entwicklungsprozessen

Die Ergebnisse des Coachings-Vorhabens „Von der Küstezu den Alpen-Regionen im Aufbruch: Umsetzungsbeglei-tung regionaler Projekte durch Qualifizierung, Coachingund Beratung der Regionalentwickler“ gefördert durch dieDBU wird vorgestellt.Im Rahmen eines Info-Cafés (mit Imbiss) werden Praxis-Erfahrungen mit der Erarbeitung von Lösungen durchCoaching sowie die Inhalte der Regionalcoaching-Fortbil-dung vorgestellt.Anschließend stehen unter dem Programmpunkt „Lö-sungswege suchen – rent a coach“ den Teilnehmenden der Tagung 6 Coaches aus der Fortbildung für eine Coaching-Sitzung zur Verfügung um Anliegen, bzw. Fälle zu den Themenbereichen Arbeits- und Organisationsstrukturen,Führung, Teamentwicklung, Rollenfindung zu bearbeiten.

Ort: Osnabrück Teilnahmebeitrag: 30,00 € (incl. Getränke und Imbiss)

Veranstalter: Zentrum für Umweltkommunikation (DBU)(Univ.-Prof. Dr. Ulf Hahne)

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Tagung16. 9. Die Zukunft der Landschaftspläne in Schleswig-Holstein

Die Veranstaltung will die aktuellen Anforderungen undZiele für eine moderne Landschaftsplanerstellung in Schleswig-Holstein umreißen, einen Überblick über denStand der Fortschreibung bieten, dem Aspekt nach der aus-bleibenden Fortschreibung der auslaufenden Landschafts-plan-Verordnung nachgehen sowie die Frage, was die bis-herige Landschaftsplanerstellung tatsächlich für den Zu-stand von Natur und Landschaft gebracht hat, klären.

Ort: Akademie für Natur und Umweltdes Landes Schleswig-Holstein, FlintbekTeilnahmebeitrag: 45,00 € zzgl. Verpflegung

Veranstalter: Akademie für Natur und Umweltdes Landes Schleswig-Holstein (Elke Boysen-Feldt)in Zusammenarbeit mit dem BBN, Regionalgruppe SH

Tagung29. 9. – 3. 10. Der Nationalpark Kellerwald-Edersee im Reich

der urigen Buchen

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee bedeckt einen klei-nen nördlichen Teil des südwestlich von Kassel gelegenen Kellerwaldes. Aufgrund seines bunten Mosaiks konnten imNationalpark bisher mehr als 1000 Arten von Farn- undBlütenpflanzen, Großpilzen und Flechten nachgewiesenwerden. Gleichermaßen sind im gebiet des Kellerwaldes viele seltene Großsäugertier-, Vogel-, Fledermaus-, Käfer-und Schmetterlingsarten erfasst. Mehr als 75% der Fläche werden bereits jetzt ohne menschliche Eingriffe der natür-lichen Dynamik überlassen.

Ort: Nationalpark Kellerwald-EderseeTeilnahmebeitrag: 300,00 €(incl. Übernachtungskosten zzgl. Verpflegungskosten)

Veranstalter/Anmeldung: Akademie für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (Gudrun Keck)NABU Schleswig-Holstein, Gruppe Büchenin Zusammenarbeit mit der Freien LauenburgischenAkademie für Wissenschaft und Kultur Wentorf

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Oktober 2010

Tagung6. 10. Fragen zum praktischen Vollzug

des Landesnaturschutzgesetzes

Die Veranstaltung soll vor allem professionellen Anwende-rinnen und Anwendern außerhalb der Naturschutzverwal-tung Gelegenheit geben, mit Vertreterinnen und Vertreternder obersten Naturschutzbehörden über besondere Fra-gestellungen im Vollzug des Naturschutzes zu diskutieren.

Ort: Akademie für Natur und Umwelt, FlintbekTeilnahmebeitrag: 45,00 € zzgl. Verpflegung

Veranstalter: Akademie für Natur und Umweltdes Landes Schleswig-Holstein (Dörte Paustian)in Zusammenarbeit mit dem Ministeriumfür Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume

November 2010

Naturschutztag 2010Naturschutztag Schleswig-Holstein 2010:Unternehmen Naturschutz – Die ökonomischeBedeutung der Natur und ökonomische Betrachtungdes Naturschutzes

Vorgesehene Themen sind:– Güter und Dienstleistungen der Natur und deren

ökonomische Bewertung– Klimawandel und seine Folgen– Verantwortungsvoller Umgang mit der Natur

Ort: Kulturzentrum RendsburgTeilnahmebeitrag: 15 €

Veranstalter: Akademie für Natur und Umweltdes Landes Schleswig-Holstein (Dörte Paustian)in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume, dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und vielen Vereinen und Verbänden des Natur- und Umweltschutzes

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Einführung der Begleitveranstal-tung zum Zukunftsforum LändlicheEntwicklung 2010 im Rahmen derInternationalen Grünen Woche inBerlin, veranstaltet von der ArgeLändlicher Raum am 21.1.2010. Indieser Arbeitsgemeinschaft habensich die Akademien ländlicher Räu-me der Länder zusammengeschlos-sen, um ihre Kräfte zu bündeln undein Sprachrohr gegenüber Bund undEU zu haben.

Bildung ist für den Einzelnen undfür die Gesellschaft von entschei-dender Bedeutung. Für jeden ist Bil-dung die Voraussetzung für persönli-che und berufliche Entfaltung, fürwirtschaftliche und gesellschaftlicheTeilhabe und damit persönlichesGlück. Sie ist nicht zuletzt wichtigerSchutz vor Arbeitslosigkeit.

Das Bildungsniveau bestimmtWohlfahrt und Wachstum unseresrohstoffarmen Landes. In der heuti-gen Wissensgesellschaft ist ein ho-hes Humankapital ein bedeutsamerWettbewerbs- und Stanortvorteil.Nur eine Zahl dazu: eine neue Un-tersuchung der Bertelsmannstiftungstellt fest: hätten alle deutschenSchüler den finnischen Standard,

könnte unser Land bis 2090 fast 10Billionen Euro zusätzlich erwirt-schaften – unser Schuldenproblemwäre gelöst.

Das deutsche Bildungssystem –früher das beste der Welt – hat heutebesorgniserregende Defizite:

- ein zu starres, unübersichtlichesSchulsystem, das übermäßig Ri-sikoschüler, Wiederholer und Ab-brecher produziert und so Bil-dungsgerechtigkeit und Chancen-gleichheit beeinträchtigt,

- unattraktive Hochschulen, die zuwenig Studenten anlocken undgleichfalls hohe Abbrecherratenhaben,

- eine teilweise marode Infrastruk-tur.

Wir sind also in den auf Grund de-mografischen Wandels, Finanzmise-re und Globalisierung notwendigenUmbau unseres Bildungssystemsnicht aus der Poleposition gestartet.

Was für die Republik generell gilt,gilt für den ländlichen Raum im Be-sonderen. Das Bildungsangebot isthier wegen der geringeren Einwohn-erdichte zwangsläufig begrenzter alsin der Stadt. Drohende Überalterung

Schulen braucht das Land

THEMEN

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und Abwanderung vor allem gutausgebildeter Frauen wird zur weite-ren Verringerung von Bildungsein-richtungen führen und kann damitdie Zukunftsfähigkeit der ländlichenRegionen gefährden, wenn nichtsgeschieht.

Was also ist zu tun?Erfreulich ist immerhin, dass die Er-kenntnis der entscheidenden Bedeu-tung der Bildung für die Zukunft un-seres Landes sich – wenn auch spät –zumindest verbal durchgesetzt hat.Die Bundeskanzlerin selbst hat dieBildungsrepublik ausgerufen.

Allerdings verläuft die Umsetzungdes guten Willens zäh:

- die Reformansätze sind unzurei-chend,

- die Finanzmittel sind viel zuknapp bemessen, um den gewalti-gen Reformstau schnell aufzuho-len. Außerdem wird selbst bei denvom Bildungsgipfel beschlosse-nen Budgets getrickst, um dieVorgaben wenigstens rechnerischzu erreichen

- und schließlich behindern dieüberflüssigen Eifersüchteleienzwischen Bund und Ländern denReformprozess. Der Föderalis-mus erweist sich hier als Störfak-tor zum Nachteil des ganzen Lan-des.

Wie können die Lösungsansätze aus-sehen?

Dazu wollen wir heute einiges

hören. Doch generell kann man fest-stellen:

Neben den allgemeingültigen – al-lerdings umstrittenen – Vorstellun-gen für den Umbau des Bildungssy-stems bedarf es für die ländlichenRäume besonderer Lösungen. Diewichtigsten Stichworte sind dabeiFlexibilität und Kooperation. Wirbrauchen mehr Gestaltungsspielräu-me und Eigen-Verantwortung für al-le Bildungseinrichtungen, vor allemfür die Schulen, die sich am viel zukurzen Zügel der Schulbürokratennicht selbst entfalten können.

Für die Erhaltung von Schulstandor-ten auf dem Land müssen flexiblereKriterien gelten als in der Stadt. Beider Entscheidung über den Erhalt ei-ner Schule auf dem Land könnennicht allein schulische Überlegun-gen eine Rolle spielen. Zur berück-sichtigen sind auch die soziale undkulturelle Funktion der Schule fürden Ort und seine Umgebung.

Dabei müssen die betroffenen Ge-meinden ebenso wie die Eltern engeingebunden werden in die Ent-scheidungen. Nur so kann Akzep-tanz entstehen. Vom grünen Tischnach Aktenlage geht das nicht.

Wir brauchen eine intensive Koope-ration aller Bildungseinrichtungenauch über die Ostgrenzen hinaus.Wir brauchen eine enge Zusammen-arbeit der Schulen mit dem vorschu-lischen Bereich, den Institutionender Aus- und Weiterbildung und mit

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den außerschulischen Partnern wieVereinen und Verbänden.

Unverzichtbar für eine lebendigeländliche Bildungslandschaft istaber auch die sozial gerechte Rege-lung der Kosten der Kinderbeförde-rung. Und schließlich brauchen wir

endlich eine flächendeckende Breit-bandversorgung, um auch entlege-nen Regionen ein ausreichendes Bil-dungsangebot machen zu können.

Rüdiger v. Plüskow, Vorsitzender derAkademie für die Ländlichen Räume

MORO Nord: Großräumige Partnerschaft Nord-deutschland / Metropolregion Hamburg –eine Zukunftsvision?Die Großräumige PartnerschaftNorddeutschland / MetropolregionHamburg (MORO Nord) ist ein ge-meinsames Projekt der Länder Ham-burg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holsteinsowie der Metropolregion Hamburg.Mit dem Modellvorhaben werdenMöglichkeiten der Zusammenarbeitzwischen der Metropolregion undihrem weiteren Verflechtungsbe-reich aufgezeigt und erprobt. Ge-meinsam sollen Metropolregion,städtische und ländliche Teilräumezu einem nachhaltigem Wachstumund einer zukunftsfähigen Entwick-lung in Norddeutschland beitragen.In Projekten aus den Bereichen Wirt-schaft, Wissenschaft und Bildungvernetzen sich Akteure aus den ver-schiedenen Teilräumen. Ziel derProjekte ist mittelfristig die Schaf-fung von Mehrwert durch großräu-mige Kooperation und langfristigdie Stärkung des Gedankens derüberregionalen Partnerschaft.

Die Laufzeit des Modellvorhabensist auf zwei Jahre (2008 bis 2010)angelegt, wobei MORO Nord aus-drücklich Kooperationen über die-sen Zeitraum hinaus anstoßen will.Ausgelobt wurde das Modellvorha-ben vom Bundesministerium fürVerkehr, Bau und Stadtentwicklung(BMVBS) unter der Begleitung desBundesamtes für Bauwesen undRaumordnung (BBR). Aus bundes-weit 60 Bewerbern setzten sich ins-gesamt 7 Antragsteller durch, darun-ter MORO Nord.

Finanziert wird das Projekt MORONord durch das BMVBS und dieLänder Schleswig-Holstein, Nieder-sachsen, Mecklenburg-Vorpom-mern, die Hansestadt Hamburg, dieMetropolregion Hamburg sowie dieIHK Lübeck. Die Federführung desProjektes hat das InnenministeriumSchleswig-Holstein (Abteilung Lan-desplanung) inne.

Die Akademie für die Ländlichen

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Räume hat sich an zwei der insge-samt 15 Teilprojekte beteiligt:

In dem Projekt „Aus der Region fürdie Region“ ist die Stärkung der re-gionalen Wirtschaftskreisläufe inder MORO-Region Norddeutsch-land das Ziel. Der Schwerpunkt derArbeit liegt in der Verbesserung derWirtschaftsbeziehungen zwischenPartnern innerhalb der Metropolre-gion und in den angrenzenden nord-deutschen Regionen.

In dem Projekt „Position beziehen“ist das Hauptziel die Herausarbei-tung von Ansätzen und Chancen fürdie Entwicklung ländlicher Räumesowie die Verbesserung der Vernet-zung ländlicher und städtischer Räu-me. Konkret wurde eine Gesamt-schau der Stärken und Potenziale der

ländlichen Räume in Norddeutsch-land erarbeitet und mögliche Koope-rationsthemen und -projekte zwi-schen den ländlichen Räumen unter-einander oder in Zusammenarbeitmit den städtischen Räumen darge-stellt. Eine gemeinsame Erklärungzur künftigen Entwicklung und Zu-sammenarbeit der ländlichen Räumemit der Metropolregion Hamburgwurde erarbeitet und in der Ab-schlussveranstaltung dieses Teilpro-jektes in Bad Bevensen am28. April2010 verabschiedet.

Die Studie zu den Stärken und Po-tenzialen werden Sie in Kürze aufunserer Homepage finden; die ge-meinsame Erklärung können Siehier nachlesen:

Die Kooperationspartner

Im MORO-Nord-Modellvorhabender Raumordnung "ÜberregionalePartnerschaften" arbeiten die Metro-polregion Hamburg (Freie und Han-sestadt Hamburg sowie die sechsschleswig-holsteinischen KreiseDithmarschen, Steinburg, Pinne-berg, Segeberg, Stormarn, Herzog-tum Lauenburg und die acht nieder-sächsischen Landkreise Cuxhaven,Stade, Soltau-Fallingbostel, Roten-

burg (Wümme), Harburg, Lüneburg,Uelzen, Lüchow-Dannenberg), dieübrigen schleswig-holsteinischenKreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde,Plön und Ostholstein, die RegionLübeck und die kreisfreien schles-wig-holsteinischen Städte Flens-burg, Kiel, Neumünster und dieHansestadt Lübeck, sowie die Pla-nungsregion Westmecklenburg mitden Landkreisen Nordwestmecklen-

Gemeinsame Erklärung des MORO-Nord Teilprojektes 11: Positionbeziehen – Ländliche Räume in der überregionalen Partnerschaft“

Stadt und Land in gemeinsamer Verantwortung„Bad Bevenser Erklärung“

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burg, Ludwigslust, Parchim und denkreisfreien Städten Schwerin undHansestadt Wismar und die Pla-nungsregion Mittleres Mecklen-burg/Rostock mit den LandkreisenBad Doberan und Güstrow sowieder kreisfreien Hansestadt Rostock –als Teilräume in Mecklenburg-Vor-pommern – zusammen.

Das Selbstverständnis der Koope-rationspartner

Die Zusammenarbeit in der Metro-polregion Hamburg (MRH) und dar-über hinaus in ganz Norddeutsch-land hat eine langjährige und erfolg-reiche Tradition. Mit dem Koopera-tionsvorhaben wird angestrebt,Möglichkeiten der weiteren partner-schaftlichen Zusammenarbeit inner-halb der Metropolregion Hamburgund mit ihren Nachbarregionen auf-zuzeigen und zu erproben. Um derGröße und Vielfalt der Partnerschaftmit all ihren Teilräumen gerecht zuwerden, ist diese als flexibles Netz-werk ausgestaltet, d.h. die Zusam-menarbeit kann je nach Bedarf auchpunktuell und mit beschränktemTeilnehmerkreis erfolgen.

Die Kooperationspartner verstehensich als eine Gemeinschaft, in die je-der Partner seine Potenziale undStärken einbringt und in der Ver-knüpfungen ausgebaut bzw. gestärktwerden.

Warum eine politischeErklärung?

Bisher hat es weder in der Metropol-

region Hamburg, noch in Nord-deutschland insgesamt eine Definiti-on zur Bedeutung und Rolle derländlichen Räume sowie zu derenVerhältnis zur Metropole Hamburggegeben. Im erweiterten norddeut-schen Kooperationsraum MORO,der zu einem noch größeren Anteilaus ländlich geprägten Räumen be-steht, gewinnt diese Positionsbe-stimmung zusätzlich an Bedeutung.

Neben Hamburg als metropolitanemKern und Wachstumszentrum desnorddeutschen Kooperationsraumesgibt es weitere städtische und ländli-che Räume mit eigenen Wertigkeitenund wirtschaftlichen Stärken. Zwi-schen ihnen bestehen vielfältige Be-ziehungen und wechselseitige Ab-hängigkeiten. Sowohl die städti-schen als auch die ländlichen Räumesind in sich sehr heterogen struktu-riert.

Bislang erfolgte eine Betrachtungder ländlichen Räume oft in ihrerFunktion als Ergänzung zur Metro-pole. Weniger im Fokus stand eineeigenständige Profilierung mit Po-tentialen und Stärken, die die ländli-chen Räume aus sich heraus aufwei-sen.

Die ländlichen Räume sind sich ih-rer Stärken und Potenziale bewusstund wollen diese aktiv in die Ent-wicklung der Gesamtregion einbrin-gen. Das Erkennen der eigenen Stär-ken ist notwendig, um Handlungs-schwerpunkte setzen, erfolgreicheKooperationen entwickeln und

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Potentiale selbstbewusst nach außenvertreten zu können. Daher sollte ei-ne Entwicklungsstrategie zur eigen-ständigen Profilierung und Hervor-hebung eben dieser Stärken den Pro-zess begleiten.

Die ländlichen Räume und die Me-tropole wollen gemeinsam durch ei-ne partnerschaftliche Kooperationzu verbesserten regionalen Lebens-bedingungen, wirtschaftlichemWachstum und einer nachhaltigenEntwicklung in Norddeutschlandbeitragen. Dies ist der Grund, war-um sich die Partner im Sinne einerVerantwortungsgemeinschaft aufdiese Erklärung verständigt haben.

Sie erklären deshalb:

• Allgemeine Grundsätze

Wir, die Vertreter der städtischenund der ländlichen Räume der Me-tropolregion Hamburg und der an-grenzenden Landesteile von Schles-wig-Holstein und von Mecklenburg-Vorpommern arbeiten über alle poli-tischen Ebenen in einer partner-schaftlichen Verantwortungsge-meinschaft zusammen. Die nachfol-gend benannten Handlungsfelderbilden den Rahmen für unsere Zu-sammenarbeit.

Kooperationen sind ein geeigneterWeg, gemeinsame zielgerichteteProblemlösungen zu erarbeiten undumzusetzen. In Zusammenarbeitkann eine „kritische Masse“ über-wunden werden, um in gemeinsa-

men Aktivitäten oder Projekten an-spruchsvollen Herausforderungenbegegnen zu können, die von denRessourcen einer Gebietskörper-schaft alleine oft nicht mehr bewäl-tigt werden können. Der Erfolg re-gionaler Kooperationen hängt vonder Kultur der Zusammenarbeit unddes Miteinanders ab. Die Interessender ländlichen Regionen müssen ge-bündelt werden, um gemeinsam mitden Zentren für alle Partner vorteil-hafte Kooperationsvorhaben zu ge-stalten.

Ziel und Maßstab unseres gemeinsa-men Handelns sind eine erfolgreicheEntwicklung der gesamten Regionsowie gleichwertige Lebensverhält-nisse und Zukunftschancen in allenTeilräumen unserer Region. Wir fol-gen dabei dem Leitbild einer nach-haltigen Regionalentwicklung undbehandeln Soziales, Wirtschaft, Um-welt und Kultur gleichrangig.

Die ländlichen Räume sind einwichtiger unverzichtbarer Bestand-teil unserer Region. Städtische undländliche Räume stellen im Grund-satz keine Gegensätze dar, sondernbilden mit ihren jeweiligen Ausprä-gungen und Fähigkeiten eine funk-tionale Einheit. Die Möglichkeitenmoderner Mobilität und Kommuni-kation haben die Unterschiede zwi-schen Stadt und Land vielfach ver-ändert, so dass sich neue Formen derKooperation entwickeln.

Die Metropole Hamburg ist derWachstumsmotor für Norddeutsch-

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land. Im nationalen sowie internatio-nalen Wettbewerb ist sie zugleichMarkt und Schaufenster für die Re-gion.

Die Stärken und Chancen unsererTeilräume mehren und nutzen wirgemeinsam. Auch ihre Schwächenund Risiken mindern und tragen wirgemeinsam.

• Ausgewählte Handlungsfelder

In den städtischen und ländlichenRäumen gibt es sowohl gleiche alsauch unterschiedliche Interessen.Wir stimmen sie in gemeinsamenHandlungsfeldern untereinander abund gleichen sie erforderlichenfallsdurch eine „Strategie der Balance“im Sinne eines Gebens und Neh-mens aus.

Demographischer Wandel

Wir sehen die Chancen, aber auchdie Risiken in der Bevölkerungsent-wicklung unserer Region. Zuwande-rung und dem steigenden Anteil älte-rer Menschen stehen ein sinkenderAnteil junger Menschen und derenAbwanderung aus den ländlichenRäumen gegenüber.

Wir werden solidarisch auf einelangfristig ausgewogene Verteilungund Altersstruktur unserer Bevölke-rung, ganz besonders in den entlege-neren ländlichen Räumen, hinarbei-ten. Damit verfolgen wir neben einerkurzfristigen Anpassungsstrategieausdrücklich auch eine langfristigePräventionsstrategie.

Klimawandel und Energie

Wir werden die Entwicklung unsererRegion wie auch in ihren Teilräumennoch umweltverträglicher gestalten.Besonders beim Klimaschutz undder Anpassung an den zu erwarten-den Klimawandel gibt es noch um-fangreiche Risiken und Handlungs-bedarfe, denen es gemeinsam zu be-gegnen gilt.

Energiegewinnungs- und Versor-gungssysteme in unserer Regionwerden wir auf ihre Klimaverträg-lichkeit überprüfen und nötigenfallsinnovativ neu gestalten. Dabeikommt den ländlichen Räumen beider verstärkten Erzeugung erneuer-barer Energien eine wachsende Be-deutung zu. Sie besitzen große Stär-ken und Chancen, im Hinblick aufeine sichere und nachhaltige CO2-arme Wirtschafts- und Lebensweisein der Region Wachstum zu bewir-ken und Arbeitsplätze zu schaffen.

Bildung und Kultur

Wir wollen den Zugang zu Wissenund Bildung in der Region stetigverbessern, die Angebote intensivie-ren und optimal vernetzen. So sollenSchulen und Hochschulen verstärktals Impulsgeber für nachhaltige Re-gionalentwicklung fungieren. Diekreativen Fähigkeiten der ländlichenund der städtischen Bevölkerungverstehen wir als Voraussetzung fürgleichwertige Lebensverhältnisse,für Wachstum, Innovation und Wett-bewerbsfähigkeit, für die soziale

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und kulturelle Daseinsvorsorge undfür die dauerhafte Erhaltung unserernatürlichen Lebensgrundlagen. Die-ses Potential zur Bewältigung ge-genwärtiger und künftiger Heraus-forderungen wollen wir fördern undverstärkt nutzen. Dabei messen wireiner Bildung für nachhaltige Ent-wicklung große Bedeutung bei.

WirtschaftUnsere Region begreifen wir als ei-nen Wirtschaftsraum und Arbeits-markt. Durch eine intensivere Zusam-menarbeit und Integration wollen wirderen Potentiale - auch international -besser entwickeln und vermarkten.Die Vielfalt von Strukturen, Kompe-tenzen und Potentialen in der Regionsowie zwischen Stadt und Land sehenwir als Chance für Wachstum und In-novation, die es durch kooperativeStrategien zu nutzen gilt.

Die mit der Internationalisierungs-strategie der Metropolregion Ham-burg verfolgte Steigerung der inter-nationalen Wettbewerbsfähigkeit isteine zentrale gemeinsame Strategie.Dies werden wir konsequent weiterumsetzen.

Sie soll durch eine Regionalisie-rungsstrategie ergänzt werden, in derwir die lokalen Ökonomien in unse-ren Städten und Dörfern durch eineVerknüpfung zu regionalen Wirt-schaftskreisläufen stärken.

VerkehrDie Erreichbarkeit unserer Regionwollen wir durch den Ausbau und

die Optimierung überregionaler Ver-kehrswege weiter verbessern.

Wir wollen die Verkehrssituationzwischen städtischen und ländlichenRäumen unserer Region für die pri-vaten wie öffentlichen Personen-und Güterverkehre im Sinne einerguten Vernetzung und wechselseiti-gen Erreichbarkeit stetig verbessern.

Arbeiten in den Städten und Wohnenauf dem Land darf auch verkehrlichkeinen Widerspruch bedeuten. Dabeiwerden wir darauf hinwirken, dassallgemeine Straßenverkehrsaufkom-men durch Verlagerungen und Ver-bünde zwischen den Verkehrssyste-men nicht weiter zu steigern.

Tourismus

Der norddeutsche Raum ist eine at-traktive Urlaubsregion. Wir werdendie Attraktivität unserer Städte so-wie die Erlebbarkeit der kulturland-schaftlichen Vielfalt unserer Regionsowohl für die naturnahe Erholungals auch für den Städtetourismuszielstrebig weiter stärken und nutzen– zum Wohle der einheimischen Be-völkerung und unserer Gäste aus derganzen Welt.

Stadt und Land können hier eine sichgegenseitig fördernde Symbiose ein-gehen und eine gemeinsame Iden-tität und Vermarktung entwickeln,ohne ihre eigene Identität aufzuge-ben. Unser touristisches Marketing –nach innen wie nach außen – stelltdie Stärken und Chancen aller Räu-me heraus.

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Gesundheit

Die sich durch den demographi-schen Wandel ergebenden veränder-ten Altersstrukturen in unserer Be-völkerung bringen auch veränderteAnforderungen an die gesundheitli-che Versorgung mit sich. Gleichzei-tig stellt die Gewährleistung der am-bulanten ärztlichen Versorgung inden ländlichen Räumen eine zuneh-mende Herausforderung dar.Wir werden in Kooperationen mitden Zentren z.B. durch die Nutzungvernetzter Gesundheitstechnologiendie Versorgung in den ländlichenRäumen sicherstellen.Ein weiteres zu entwickelndes Po-tential stellt auch der Gesundheits-tourismus dar.Das Strategiepapier zur Ermittlungvon Entwicklungspotenzialen inNorddeutschland hat als eines seinerErgebnisse gezeigt, dass in denHandlungsfeldern Energie / Klima-wandel, Tourismus und Gesundheitdie besten Chancen für erfolgreicheKooperationen zwischen den Part-nern gesehen werden. Wir werdendeshalb diese Handlungsfelder inden besonderen Fokus unserer wei-teren Zusammenarbeit, stellen.

Wie geht es weiter?

Wir wollen die begonnene Koopera-tion fortsetzen. Denn nach dem Aus-laufen des Bundesraumordnungs-projektes MORO Nord fehlt vor al-lem den von Hamburg peripher gele-genen ländlichen Regionen eine

Plattform auf der Kooperationsvor-haben mit der Metropolregion Ham-burg entwickelt und initiiert werdenkönnen. Alle sind aufgefordert, denProzess zu begleiten und sich einzu-bringen. Bis zu einer abschießendenFestlegung der weiteren Arbeits-strukturen ist die Regierungsvertre-tung Lüneburg, Auf der Hude 2,21339 Lüneburg, Ansprechpartnerfür die – von Kooperationspartnerngewollte – Umsetzung der Hand-lungsfelder.

Die Entscheidung über diese Ar-beitsstrukturen wird getroffen, so-bald die die Einzelheiten über dieweitere Fortführung des Prozessesdes MORO-Nord Modellvorhabensentschieden sind. Unabhängig davonbegrüßen wir es, wenn konkrete Ein-zelprojekte schon jetzt begonnenwerden können.

Ansprechpartner:

Harald Ottmar, Leiter derRegierungsvertretung Lüneburg,Auf der Hude 2, 21339 LüneburgTel: (04131) 15 1300

Ernst Hansen, Innenministerium, Abt. Landesplanung undVermessungswesen, DüsternbrookerWeg 92, 24105 KielTel.: (0431) 988-1738

Andrea Weigert, Akademie für die Ländlichen RäumeSchleswig-Holsteins e.V.Tel.: (04347) 704-801

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Schweriner Erklärung: Kulturlandschaft in Gefahr!4.5.2010: Anlässlich seiner Jahres-hauptversammlung in Schwerin er-klärte der Bund Heimat und Umweltin Deutschland (BHU), der einehalbe Million Mitglieder repräsen-tiert:

Wir müssen erkennen, dass sich un-sere Landschaft in Deutschland ineiner besorgniserregenden Weiseverändert.

Naturräume werden zurückge-drängt, Natur- und Kulturdenkmaleimmer weniger beachtet, ein Verlustvon Heimat erfolgt. Neue Autobah-nen und Brückenbauten, Windkraft-und Biogasanlagen, Großmärkte aufder „grünen“ Wiese sowiegroßflächige Gewerbe- und Bauge-biete führen zu einem Landschafts-verbrauch von mehr als 100ha täg-lich. Diese Entwicklung gilt es nichtnur zu stoppen, sondern es muss ihrkonzeptionell entgegengewirkt wer-den!

Wir anerkennen die Zielsetzung derBundesregierung, die Flächeninan-spruchnahme von derzeit rund 100ha pro Tag bis zum Jahre 2020 auf 30ha täglich zu senken. Dieses ambi-tionierte Ziel sollte in Abstimmungmit öffentlichen Trägern wie kompe-tenten Verbänden der Zivilgesell-schaft nach einem festzulegendenZeitplan erfolgen. Das gesetzlicheInstrumentarium ist vorhanden, wasvorliegt ist ein Umsetzungsproblem.

a) Revitalisierung der Zentrenmuss Vorrang haben

Da es sich beim Flächenmanage-ment um eine Querschnittsaufgabehandelt, sollte eine Kooperation derVerantwortlichen mit interessiertenBürgern und fachlich orientiertenVerbänden erfolgen. Vorrangig istder Schwerpunkt auf die Revitalisie-rung von Stadtzentren und Ortsker-nen zu legen, also auf die Schaffunglebendiger Innenstädte und die Stär-kung ihrer historischen Kerne. Vor-rang hat die Innenentwicklung.

b) Bürgerbeteiligungbereits beim Start

Manche Fehlentwicklungen in derSicherstellung unserer Kultur- wieNaturlandschaft sind darauf zurück-zuführen, dass Bürger und Verbändenicht frühzeitig genug an den Pla-nungsprozessen beteiligt werden.Hier erwartet der BHU, dass seineLandesverbände wie auch der Bun-desverband bereits in der Startphaseeingebunden werden.

c) Schlusslicht Deutschland, nein!

Um dafür verbindliche und für Pla-nungsträger orientierende Festle-gungen vornehmen zu können hältder BHU an seiner Forderung fest,dass die Bundesrepublik noch in die-ser Legislaturperiode die vom Euro-parat vor 10 Jahren beschlosseneeuropäische Landschaftskonvention

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unterzeichnet. Es widerspricht denöffentlichen Äußerungen der ver-schiedenen Bundesregierungen,dass Deutschland noch immer zuden drei letzten EU-Staaten gehört,die die Konvention nicht unterzeich-net haben. Deutschland, in vielen

Bereichen der Kulturlandschafts-pflege durchaus engagiert, solltenicht das Schlusslicht in Fragen derLandschaftsbewahrung bilden.Wir richten diesen Appell an Ge-meinden, Städte und Kreise wieauch die Länder und den Bund.

Die Präsidentin Der 1. VizepräsidentDr. Herlind Gundelach, Senatorin Wolfgang Börnsen (Bönstrup), MdB

Kontakt:

Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU), Bundesverband fürNatur- und Denkmalschutz, Landschafts- und Brauchtumspflege e. V.,Adenauerallee 68, 53113 Bonn, Telefon (02 28) 22 40 91,Fax (02 28) 21 55 03, Internet: www.bhu.de, E-Mail: [email protected]

Bundeswettbewerb „Bioenergie-Dörfer 2010“gestartet (6. 5. 2010)Der Wettbewerb "“Bioenergiedörfer2010“ richtet sich an kleine Gemein-den im ländlichen Raum in Deutsch-land, die maßgebliche Anteile ihresStrom- und Wärmebedarfs aus Bio-masse decken.

Am 6. Mai 2010 ist der Startschussfür den Wettbewerb gefallen.

Prämiert werden drei besonders in-novative Bioenergiedörfer, die dieeffiziente Nutzung von Bioenergiein hervorragender Weise mit regio-naler Entwicklung verknüpfen, dieBevölkerung vor Ort in die Prozesseentscheidend einbinden und die Nut-zung von Bioenergie aktiv in das Re-gionalmarketing integrieren. Damitsollen die Bioenergiedörfer 2010Vorbildwirkung für die Entwicklungländlicher Regionen und die regio-

nale Nutzung von Biomasse entfal-ten.

Die mit jeweils 10.000 Euro dotier-ten drei Preise „Bioenergiedorf2010“ werden vom Bundesministe-rium für Ernährung, Landwirtschaftund Verbraucherschutz (BMELV)ausgeschrieben. Die Bewerbungsun-terlagen und weitere Informationenstehen auf der Internetseitewww.bioenergie-doerfer.de zur Ver-fügung.

Bewerbungsschluss ist der 18. Juli2010. Die Gewinner werden imHerbst dieses Jahres prämiert.

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AUS DER ARBEIT DERAKADEMIE FÜR DIE LÄNDLICHEN RÄUME

Projekt „Bücher ohne Grenzen / Bøger overgrænsen B.O.G.e.V.“ erhält den Preis derALR 2009Die ALR verlieh bereits zum 7. Malihren Preis. Man kann also schonvon Tradition sprechen. Die Aus-wahl der Preisträger zeigt das breiteSpektrum unserer Arbeit. Wir wol-len als unabhängige Instanz alle Pro-blemfelder abdecken, die die ländli-chen Räume und ihre Bewohner be-wegen und auch besorgen. Genaudas erwartet man von uns.

Dabei geht es um das Thema regio-nale Infrastruktur, Gesundheitsver-sorgung, Bildung vor allem imSchulbereich, Kultur und die aktu-ellsten zu nennen. Hier drohen dieländlichen Regionen, die man sogern strukturschwachen nennt, infol-ge des demografischen Wandels undder Finanznot vor allem der Ge-meinden gegenüber den städtischenBallungsräumen entscheidend inRückstand zu geraten. Dieser Ent-wicklung muss energisch gegenge-steuert werden, wollen wir nicht dieIdentität unseres Landes als ländlich– nicht landwirtschaftlich – geprägteRegion gefährden.

Schon zum 3. Mal hat die ALR einKultur und Bildungsprojekt alsPreisträger gewählt. Nach dem Kin-

derkulturdorf Bokel 1999, dem Kul-turzentrum Charlottenhof inKlanxbüll ist es heute das BuchdorfAventoft/Tondern.

Mich freut diese Entscheidung be-sonders, da ich bei dem 1. Besuchbegeistert sah, was hier in diesem400 Einwohnerort im äußersten Nor-den mit den dänischen Freundendurch Bürgerengagement erreichtwurde. Das Sahnehäubchen an die-sem grenzüberschreitenden Projektaber ist die Einbindung in das Eu-ropäische Netzwerk Buchdörfer, ichglaube, dass ist wahrhaft internatio-nal Gratulation!

Dass wir erneut ein Kulturprojektprämiert haben, ist kein Zufall. Ichbin überzeugt, dass Kultur und Bil-dung – beide Bereiche sind Teil ei-nes Ganzen – die entscheidendenZukunftsrahmen sind. Es ist ein gra-vierender Denkfehler, Wirtschaft ge-gen Kultur und Bildung auszuspie-len. Nicht zufällig hat eine US-Öko-nom gesagt: „Kultur macht den ent-scheidenden Unterschied“. Weit-sichtig für einen Ökonomen. DerLeitsatz des Kieler OB: „Bildungvor Strassen“!

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Schleswig-Holstein und insbesonde-re seine ländlichen Räume haben beiKultur und Bildung besondere Stär-ken, auf die wir bauen können unddie wir weiter entwickeln müssen.Als Kulturregion ist unser Land aufseine Art einzigartig. Seine Men-schen sind aus einer Vielzahl vonGründen besonders aufgeschlossen,Bildungschancen zu nutzen. DieseChancen müssen ihnen nur gegebenund erhalten werden.

So nutzen die Schleswig-Holsteinervon allen Flächenländern die öffent-lichen Büchereien am häufigsten.Jugendliche auf dem Land lesenmehr als in der Stadt. Die Einstel-lung von Büchereibussen erscheintda kontraproduktiv. Nicht zufällighat der Bundespräsident die desolate

Gesamtsituation der öffentlichen Bi-bliotheken vor allem auf dem Landebeklagt. Als Grund nannte er das inDeutschland fehlende Bewusstseindafür, dass neben den Schulen auchin Medienzeitalter die Bibliothekendie entscheidenden Bildungsortesind. Er fordert, das Thema endlichauf die politische Tagesordnung zusetzen. Da hat er Recht.

Um die vorhandenen Potentiale zunutzen, sind vor allem die Bildungs-und Kulturträger aufgerufen, ge-meinsame Konzepte zu entwickeln,um die Attraktivität der ländlichenRegionen zu erhöhen. Dabei hilftvielleicht der Hinweis, dass Kulturund Bildung ein immer wichtigerwerdender Standfaktor ist.

Dem Engagement der Bürger und

Gut 60 Teilnehmer begleiteten die Preisverleihung, darunter auch die Ministerin fürLandwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Dr. Juliane Rumpf und der dänische

Generalkonsul Henrik Becker-Christensen (1. Reihe: 3. u. 4. v. links)

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Kommune trifft Kirche in gemeinsamerVerantwortung für unsere BestattungskulturMit diesem nicht ganz alltäglichenThema beschäftigte sich die Akade-mie in einer Kooperationsveranstal-tung mit den Kirchenkreisen Lü-beck-Lauenburg und Nordfriesland.Herr Müller erläuterte die Verbin-dung zwischen der NordelbischenKirche und der Akademie, die zu derVeranstaltungskooperation unterdem Motto „Kommune trifft Kir-che“ geführt hat. Als Interessenver-tretung kümmere sich die ALR umalle Facetten der ländlichen Räume,denn es gehe um die Lebensqualität

und Lebensfähigkeit der Dörfer inihrer Ganzheitlichkeit. Infrastrukturbedeute eben nicht nur Verkehrswe-ge, Ver- und Entsorgungsleitungen,sondern unter anderem auch Bildungund Kultur. Die Kirche verstehe erdabei als einen ganz besonderen,starken Kulturträger. Kirche undKommune seien die klassischenFriedhofsträger. Durch die Diversifi-zierung und Individualisierung auchim Bestattungswesen entstehe anvielen Stellen ein Zuschussbedarf.Daher müsse über gemeinsame Lö-

des Ehrenamtes kommt dabei eineentscheidende Bedeutung zu. DiePrivatinitiative darf jedoch nicht al-lein gelassen werden. Die Erhaltungdes Kulturerbes ist ebenso Staatsauf-gabe wie die Schaffung umfassenderBildungschancen.

Die öffentliche Hand darf sich auchnicht mit der Ausrede bestehenderFinanznot und dem Hinweis auf dieFreiwilligkeit der Unterstützung ge-rade aus dem Thema Kultur und Bil-dung zurückziehen, wie das nur zugern auch in den aktuellen Sparrun-den geschieht. Denn gerade hierkann auf dem Lande mit vergleichs-weise geringen Mittel wesentlicheszur Motivation der Bürger bewirktwerden.

Das Land sollte außerdem seine För-derung nicht auf die städtischen Bal-lungsräume konzentrieren, weil dasangeblich ökonomischer ist. DerVerfassungsgrundsatz der Ge-währung gleichwertiger Lebensver-hältnisse im ganzen Land verlangtauch – und da wiederhole ich michgern – den Menschen in den ländli-chen Räumen den Zugang zu Kulturund Bildung angemessen zu erhal-ten. Eine Kultur- und Bildungswüstekönnte andernfalls die Folge sein,die die Verödung der gesamten Regi-on einleitete.

Rüdiger v. Plüskow, Vorsitzender derAkademie für die Ländlichen RäumeSchleswig-Holsteins e.V.

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sungswege nachgedacht werden.Unsere Gesellschaft sei geprägtdurch christlichen Glauben und Kul-tur, dafür müsse man auch einstehen.Pröpstin Frauke Eiben griff in ihrerBegrüßung noch einen anderenAspekt auf: Lachen auf demFriedhof? Frau Eiben erzählte vom4-jährigen Sohn, der mit seinem Va-ter auf dem Lübecker Friedhof Grab-pflege betreibt. Eine Trauerfeier wargerade beendet, die feierlich angezo-genen Sargträger kommen von einerErdbestattung entlang des Weges:schwarze Talare, schwarze Dreispit-ze und insgesamt sehr feierlich:„Achtung Papa: Piraten“ und ersuchte hinter seinem Vater Schutz.Lachen ist also erlaubt! Friedhöfesind Stätten der Trauer und Erinne-rung und der Seelsorge.Einen kulturhistorischen Abriss überden Wandel der Bestattungskulturlieferte Herr Prof. Fischer mit ein-drücklichen Beispielen in einemhervorragenden Vortrag. GothardMagaard, bischöflicher Bevoll-mächtigter, zweigte theologischeAspekte zum Thema Bestattungs-wandel auf und Frau Wenck-Bauer,Leiterin der Friedhofsverwaltung inMölln führte die Teilnehmer/innenüber den sehenswerten, parkartigangelegten Alten Friedhof in Möllnund zu verschiedenen Angeboten,die der Friedhof für Erdbestattungenund zum Gedenken bereithält. DieWirtschaftlichkeit des Friedhofsbe-triebs war das Thema von ThomasRasmussen, Geschäftsführer der

Flensburger Friedhöfe, der fürden Städtebund Schleswig-Holsteinsprach. Angesichts des enormen fi-nanziellen Handlungsdrucks beivielen kommunalen Friedhöfenmachte konkrete Vorschläge fürkurz- und langfristige Maßnahmen,mit denen er selbst den Betrieb derFlensburger Friedhöfe konsolidierenkonnte.

Propst Dr. Kay-Ulrich Bronk stelltein seinem Schlusswort fest, dass dasThema höchst lebensnahen sei undmit der Urfrage über die Konfessio-nen hinweg zu tun habe: „Wo bleibeich?“.

Dem werde man gerecht, wenn Be-stattungen im Wesentlichen dreiDinge erfüllten:

1. Wir sorgen dafür, dass der Ab-schied gelingt,

2. der Ausblick auf meine eigeneTrauerfeier ist tröstlich,

3. Friedhöfe erzählen davon, dass esein Leben gibt, über das sich keinGrabdeckel je schließt.

Die Dokumentation der Tagung mitallen Präsentationen und Vorträgenwird vorbereitet und steht dem-nächst auf unserer Website zum Her-unterladen zur Verfügung.

Auszug aus der Zusammenfassungder Tagung von Britta Mirbach,Pressesprecherin des Ev.-Luth. Kir-chenkreises Lübeck-Lauenburg

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„Wege mit Aussichtenmüssen weiter beschritten werden“ –die Akademie startet ein Folgeprojekt zur praxisorientierten Er-probung der Ergebnisse aus der Studie „Wege mit Aussichten“

Durch die öffentlichkeitswirksameVorstellung der Ergebnisse derStudie „Wege mit Aussichten“ am30.10.2008 in Rendsburg hat dieAkademie einen bis heute andau-ernden landesweiten Prozess zumThema Ländlicher Wegebau aus-gelöst. Der Handlungsleitfaden fürKommunen, Teil C der Studie, warinnerhalb weniger Monate vergrif-fen. Viele Anrufe zum Thema liefenseit dem in der Geschäftsstelle inFlintbek auf – vor allem positiveRückmeldungen zur Studie undFragen zur weiteren Umsetzung inder Fläche.

Im April 2009 folgten 3 Regional-veranstaltungen zu den neuen För-derrahmenbedingungen der ländli-chen Verkehrsinfrastruktur. In die-sen Veranstaltungen kündigte dieAkademie auch Ihre Absicht an,das Projekt „Wege mit Aussichten“fortzuführen. Die Ergebnisse derStudie sollen anhand von kleinenModellregionen (2 – 4 Gemeinden)praxisorientiert erprobt und die ge-sammelten Erfahrungen zur Fort-schreibung der Studie genutzt wer-den. Interessierte Gemeinden wur-den aufgerufen, sich bei der Ge-schäftsstelle zu melden.

Parallel wurden Gespräche zur Fort-

führung der Studie mit den beteilig-ten Trägern – Gemeindetag undBauernverband – und dem zuständi-gen Fachreferat im Ministerium fürLandwirtschaft, Umwelt und ländli-che Räume betreffs der Finanzie-rungsmöglichkeiten einer solchenpraxisorientierten Fortführung ge-führt. Auf beiden Ebenen musste dieAkademie einige Hürden überwin-den, doch die Beharrlichkeit, daseinmal erfolgreiche begonnene The-ma mit dem viel versprechenden Ti-tel „Wege mit Aussichten“ fortzu-führen, wurde belohnt.

Mitte April diesen Jahres bewilligtedas MLUR unserer Akademie einsolches Folgeprojekt. Mit einemFörderbetrag von knapp 34.000 € er-hielt die ALR die notwendige finan-zielle Sicherheit, um das Projekt miteinem Gesamtvolumen von knapp55.000 € zu starten. Inzwischen wur-den die externen Leistungen ausge-schrieben und vergeben. Am30.06.2010 fand das erste Arbeitsge-spräch der Modellregionen-Betreuerin Flintbek statt.

Folgende vier Regionen werden imSinne der Studie in den nächstenMonaten die Umsetzung der Studi-energebnisse in die Praxis erproben:

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ã Amt Oldenburg-Land mit allenamtsangehörigen Gemeinden (Kreis Ostholstein)

ã Gemeinde Süsel mit den Nach-bargemeinden Sierksdorf, Kas-sedorf und Bosau (Kreis Osthol-stein)

ã Gemeinde Welt mit den Nach-bargemeinden Kirchspiel Gar-ding und Tating (Kreis Nord-friesland)

ã Gemeinde Gribbohm mit denNachbargemeinden Holsten-niendorf und Wacken(Kreis Steinburg)

Die praxisorientierte Umsetzung hatfolgende Schwerpunkte:

1. Erproben des Handlungsleitfa-dens auf gemeindlicher Ebene

2. Sammeln von Erfahrungen mit der Entwicklung des ländlichenKernwegenetzes

3. Ermitteln des notwendigen Um-fangs der fachlichen Betreuung

4. Einschätzen der Aussagekraft der durch „Laien“ erhobenenWegedaten für den weiterenWegeentwicklungsprozess

5. Erkennen von Problemen und mögliche Fehlentwicklungen

6. Umsetzung der praktischen Er-kenntnissen in zukünftige Emp-fehlungen für Gemeinden undPolitik

Als Projektlaufzeit wurde nach Erör-terung mit den Betreuern und den re-gionalen Ansprechpartnern der Zeit-raum Juni 2010 bis April 2011 fest-gelegt.

Neben der Arbeit in den Regionen,die nun beginnt, gehören zu demProjekt auch zwei Arbeitstreffen derlandesweiten Arbeitsgruppe „Wegemit Aussichten“, ein öffentlicherWorkshop zum Thema LändlicherWegebau (voraussichtlich im Nov. /Dez. 2010), ein Arbeitstreffen allerWegeunterhaltungsverbände imLande und am Ende des Projektesdie Fortschreibung des Handlungs-leitfadens für Kommunen (Teil C derStudie) unter Berücksichtigung dergewonnenen – hoffentlich zahlrei-chen – Erkenntnisse.

Für Rückfragen oder Anregungenwenden Sie sich an den Projektleiterund Referent der Akademie für dieLändlichen Räume:

Torsten SommerTel.: 04347/704-803E-Mail: [email protected]

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Mit klarem Kurs aus der Krise insnächste Jahrzehnt: Die EU-Kom-mission hat Anfang März mit Euro-pa 2020 eine Strategie vorgestellt,die beschreibt, „was wir heute undmorgen tun müssen, um die Wirt-schaft auf den richtigen Weg zu brin-gen.“EU-Kommissionspräsident JoséManuel Barroso zufolge wird sieEuropa helfen, eine neue Wachstum-sphase zu erreichen.

Drei Schlüsselelemente stehen imZentrum der Strategie Europa 2020:

1. Wissen, Bildung, Innovation so-wie die Förderung von Informati-on und Kommunikation (intelli-gentes Wachstum);

2. Ressourcenschonende, energieef-fiziente Produktion (nachhaltiges Wachstum);

3. Stärkere Konzentration auf Aus-bildung, Qualifizierung der Ar-beitskräfte und Armutsbekämp-fung (integratives Wachstum).

Diese Offensive für Wachstum und

Arbeitsplätze müsse von der höch-sten politischen Ebene getragen wer-den. Maßnahmen auf EU-Ebene undInitiativen der Mitgliedstaaten soll-ten sich ergänzen.

Lehren aus der Krise

„Die Krise hat grundlegende Proble-me und schädliche Tendenzen offen-gelegt, die wir nicht länger ignorie-ren können“, sagte Barroso. „Europahat ein Wachstumsdefizit, das unsereZukunft gefährdet. Wir müssen ent-schlossen unsere Schwächen ange-hen und Nutzen aus unseren vielenStärken ziehen. Gewinnen könnenwir dabei nur, wenn sich alle Akteu-re in Europa einbringen.“ Eine derLehren aus der weltweiten Wirt-schaftsund Finanzkrise bestehe dar-in, dass künftig kein Mitgliedstaatmehr globale Herausforderungen imAlleingang lösen könne. „Wir sindstärker, wenn wir gemeinsam han-deln.“

Die Überwindung der Krise werdevon einer intensiven wirtschaftspoli-tischen Abstimmung

Strategie Europa 2020Intelligent, nachhaltig und integrativ:Europa erneuert sich

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abhängen, sonst drohe Europa ein„verlorenes Jahrzehnt“. Die Strate-gie Europa 2020 ist eine Vision fürdie europäische soziale Marktwirt-schaft im nächsten Jahrzehnt. Fort-schritte beim Erreichen der gesteck-ten Ziele sind an fünf Kennziffernabzulesen, die von den Mitgliedstaa-ten in nationale Ziele umgesetztwerden:

– 75 Prozent der Menschen im Alterzwischen 20 und 64 Jahren sollteneine Arbeit haben (bisher 66 Pro-zent).

– Drei Prozent des Bruttoinlands-produkts(BIP) der EU sollen in Forschung und Entwicklung in-vestiert werden (bisher rund zweiProzent).

– Die „20/20/20“-Klima- und Ener-gieziele müssen verwirklicht wer-den.

– Der Anteil der Schulabbrecher muss auf unter zehn Prozent (bis-her 15 Prozent) zurückgehen. 40 Prozent der jungen Menschen sol-len eine Hochschulausbildung ab-solvieren (die Zahl liegt derzeitbei 31 Prozent).

– Die Zahl der von Armut bedrohtenMenschen soll um 20 Millionensinken.

Die EU-Komission fordert dazu auf,in allen Mitgliedstaaten Anstrengun-gen zu unternehmen, um diese Zielezu erreichen. Auch lokale und regio-nale Behörden seien hier gefordert.

Digitale Gesellschaft

Die Neuausrichtung der For-schungs- und Innovationspolitik be-deutet zum Beispiel, dass neueProdukte aus den Entwicklungsla-bors der Wissenschaftler schnellerden europäischen Markt erreichen.Ein EU-weites Gemeinschaftspatentstatt der bisherigen nationalenPatente würde jedes Jahr Einsparun-gen in Höhe von 289 Millionen Eurofür Unternehmen bedeuten.

Die Hochschulen sollten die Mobi-lität von Studenten und jungen Fach-kräften stärker fördern. In den Mit-gliedstaaten ausgeschriebene Stellenwären in ganz Europa besser zu-gänglich, wenn berufliche Qualifi-kationen und Erfahrung über alleGrenzen hinweg in angemessenerWeise anerkannt würden.

Das Hochgeschwindigkeitsinternetsollte spätestens 2013 allen Eu-ropäern zugänglich sein. Ein „digita-ler Binnenmarkt“ bringt wirtschaft-liche und soziale Vorteile für alle.Wenn Europa seine Ziele für 2020im Hinblick auf Energieproduktion,-effizienz und -verbrauch einhält,könnten bei Öl- und Gasimporten 60Milliarden Euro eingespart werden.

Umweltfreundliches Wachstumkann die Wettbewerbsfähigkeit dereuropäischen Industriestruktur nachder Krise sichern. So könnten Mil-lionen neuer Arbeitsplätze entste-hen. Eine weitere Voraussetzung fürdie Modernisierung der Arbeits-

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Im diesjährigen Europäischen Jahrwird das Bewusstsein für die vielenArten von Armut und Ausgrenzunggeweckt, unter denen europäischeBürger zu leiden haben. Der Kampfdagegen ist eines der Hauptziele derEuropäischen Union und ihrer Mit-gliedstaaten. Trotz vieler Bemühun-gen lebt ein großer Teil der europäi-schen Bevölkerung nach wie vor inArmut und hat keinen Zugang zugrundlegenden Leistungen wie etwamedizinischer Versorgung. DieserZustand steht im Konflikt mit dengemeinsamen Werten der Solidaritätund sozialen Gerechtigkeit, die sichdie Europäische Union auf die Fah-nen geschrieben hat.

Unsere sozialen Sicherungssystemegehören zu den fortschrittlichstender Welt und dennoch leben heuteimmer noch zu viele Menschen in

der EU in Armut. Einige Zahlensprechen für sich: Nahezu 80 Millio-nen Menschen leben unterhalb derArmutsgrenze (die in Deutschlandbei 60% des Durchschnittseinkom-mens des Landes liegt). Das ent-spricht 17% der EU-Bevölkerung.Für 8 % der Europäer reicht eine be-rufliche Anstellung nicht aus, umsich aus der Armut zu befreien. Dar-über hinaus sind es in den meistenMitgliedstaaten die Kinder, die nochstärker unter diesem Misstand zu lei-den haben, als die restliche Bevölke-rung: 19 Millionen Kinder sind da-von betroffen.

Ein Jahrzehnt nachdem sich dieStaats- und Regierungschefs der EUdazu verpflichteten, „die Beseitigungder Armut entscheidend voranzubrin-gen“, soll die Öffentlichkeit im Eu-ropäischen Jahr 2010 für die vielen

2010: Bekämpfung von Armutund sozialer Ausgrenzung

märkte sind der Erwerb neuer Kom-petenzen. Auch eine europäischePlattform gegen Armut gehört zurStrategie Europa 2020. Dabei gehtes um die Unterstützung armer undsozial ausgegrenzter Menschen.

Barroso betonte, dass die „ehrgeizi-gen, aber realistischen Ziele“ von Eu-ropa 2020 Führungskraft und Verant-wortung verlangen. „Die Kommissi-on macht Vorschläge, die Mitglied-staaten müssen sie diskutieren undumsetzen.“ Die Staats- und Regie-

rungschefs beraten über die Strategiebeim nächsten EU-Gipfel am 25. und26. März. Auch das Europäische Par-lament wird stärker einbezogen. DieKommission wird Umsetzung undFortschritte überwachen. (vth)

aus: EU-Nachrichten, Nr. 8,vom 4.3.2010Das komplette Dokument finden Sieunter:http://ec.europa.eu/eu2020/pdf/

COMPLET%20%20DE%20SG-

2010-80021-06-00-DE-TRA-00.pdf

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Rock for your Children:die Charity-Song-Initiative Aktuell lebt hierzulande fast jedessechste Kind in relativer Armut, sodie Organisation für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung(OECD) 2009. Das Projekt „Rockgegen Kinderarmut“ verleiht betrof-fenen Kindern mit dem Song „Rockfor your Children“ eine Stimme -und erhält dafür Unterstützung re-nommierter Stars und der Politik.

Conny Conrad, ein Musiker undKomponist aus der Nähe von Stutt-gart, konnte als Botschafter gegenKinderarmut für seinen Charity-Song den EU-Parlamentarier Micha-el Theurer gewinnen, der (zusam-men mit weiteren regionalen Vertre-tern) die Schirmherrschaft übernom-

men hat. „Ich finde es ein wirklichbemerkenswertes und unterstüt-zungswürdiges Projekt, wenn Musi-ker und Komponisten sich für dieVerbesserung von Chancen für Kin-der einsetzen“, so Theurer. Die Bun-desministerin für Arbeit und Sozia-les, Ursula von der Leyen, würdigtdas Engagement mit einemGrußwort im CD-Booklet: „Ich […]hoffe, dass Ihre Aktion einen Beitragdazu leistet, dass alle Kinder in derBundesrepublik Deutschland chan-cengleich auf eine behütete und ge-sicherte Kindheit zurückschauenkönnen.“

Weltbekannte Musiker hat Conradfür den Charity-Song „Rock for your

Formen von Armut und sozialer Aus-grenzung sensibilisiert werden undzu einem gemeinsamen Handeln er-muntert werden. Ein weiteres Ziel istes, darauf aufmerksam zu machen,wie wirksamere Lösungen zurBekämpfung von Armut und sozialerAusgrenzung in der EU gefundenwerden können, wenn wir uns allegemeinsam dafür einsetzen, die Si-tuation spürbar zu verändern und die-sem Kampf neuen Auftrieb verleihen.

Seit 1983 wurde in Europa jedesJahr eine neue Bewusstseinskam-pagne in Form eines „EuropäischenJahres“ auf den Weg gebracht, mit

dem Ziel, die Bürger zu informierenund den Dialog hinsichtlich einerVeränderung von Sichtweisen undVerhaltensweisen zu suchen. DieOrganisation des Europäischen Jah-res findet vor Ort statt. Alle 27 EU-Mitgliedstaaten, Norwegen und Is-land haben sich der Initiative ange-schlossen und führen eigene Veran-staltung durch. Über eine wird imFolgenden berichtet.

aus: Sozial Agenda, Nummer 23,April 2010 / Magazin der Europäi-schen Kommission für Beschäfti-gung und Soziales,http://ec.wuropa.eu/social/contact

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Künftiger EU-Haushalt und Vertragvon Lissabon – wie stehen die Aussichten für dieländliche Räume in Schleswig-Holstein Als Beitrag zur diesjährigen Europa-woche veranstaltete das Europe Di-rect bei der Akademie für die Länd-lichen Räume einen Europaabendmit Minister a.D. Uwe Döring zumThema „Die Debatte um den künfti-gen EU-Haushalt und der Vertragvon Lissabon“.

Für eine positive Einstimmung sorg-ten die „Hitchhikers of Jazz (Dr. Ro-land Otto, Prof. em. Wolfgang Bies-

terfeld und M.A. Willem Strank).Sie spielten mit einer flotten Versionder Europahymne auf und sorgtenfür die ebenfalls beschwingte Unter-malung zum Ausklang des Europa-abends bei einem „europäischen“Imbiss und Gesprächen.

Der Vorsitzende der Akademie fürdie Ländlichen Räume, Rüdiger v.Plüskow, dankte Herrn Döring fürseine Bereitschaft, sich dem Thema

Children“ ins Boot holen können:Sandra („Maria Magdalena“), StefanZauner von der „Münchener Frei-heit“, Mick Rogers von „ManfredMann´s Earthband“, Dave Cousinsvon „The Strawbs“, Joe Lynn Turner(Ex-„Rainbow“), David Readmannvon „Pink Cream 69“, Yvonne Du-rand von „Zed Yago“ sowie die Ne-wcomer Yeomen, Helena Mace undTshasi. Der so noch nie dagewesene„All-Stars-Chor“ wird ergänzt durcherstklassige Instrumentalprofis wieOve Bosch am Bass, Richy Denisam Schlagzeug und Jo Baumann imStudio.

Ob im eigenen Dorf, in der Gemein-

de, dem Kreis, im Land, in Europa-oder gar weltweit: Conny Conradmöchte, dass sein Song als eine ArtErkennungsmelodie überall für dieBekämpfung der Kinderarmut ein-gesetzt wird. Die Erlöse aus der CDsollen Kinderprojekten zufließen.Und was global gedacht ist, hilft lautConny Conrad vor allem auch regio-nal: „Da wo das Geld gesammeltwird, da geht es auch wieder hin.“

Quelle: Europe Direct-Informa-tionsnetzwerk sowie tagblatt.de, be-arbeitet von Andrea Weigert, Leite-rin der europe direct-Informations-stelle in Flintbek

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der aussichten für die ländliche Räu-me ab dem Jahr 2014 zu nähern.Auch wenn eine Voraussage noch et-was von Kaffeesatzlesen an sich ha-be, so seien doch die Beratungenüber den künftigen EU-Haushalt inder Europäischen Kommission undim Europäischen Parlament in voll-em Gange, begann Herr Döring. DerVertrag von Lissabon gebe dabeierstmals auch allen Bürgerinnen undBürgern der EU die Möglichkeit,sich direkt an den Debatten zu betei-ligen. Er machte auf die Mitte Aprilbis Mitte Juni stattfindende öffentli-che Debatte im Internet aufmerksam(siehe unten). Vom derzeitigenKenntnisstand aus seien folgendeVorzeichen für die künftige Agrar-politik und den europäischen Fondfür die Landwirtschaft und die länd-liche Entwicklung (in Schleswig-Holstein: Zukunftsprogramm ländli-cher Raum) auszumachen:

– Dem Agrarhaushalt wird keinePriorität mehr eingeräumt, anderePolitikbereiche werden stärker im Vordergrund gesehen und generellwird auf einen „EuropäischenMehrwert“ abgehoben.

– Es wird eine gerechtere Verteilungzwischen den alten und den neuenMitgliedstaaten gefordert. Zwarwerden die 2 Säulen der Gemein-samen Agrarpolitik (volle Finan-zierung durch die EU, z.B. von Direktzahlungen an die Landwirtein der 1. Säule / Teilfinanzierung

bei Projekten in der 2. Säule, z.B. „Verbesserung der Lebensquali-tät“ und LEADER/AktivRegio-nen) wohl erhalten bleiben, wahr-scheinlich aber mit weniger Mit-teln ausgestattet werden.

– Für die 2. Säule wird mehr Wirt-schaftlichkeit und Effizienz undeine enge Verzahnung mit der Re-gional- und Strukturpolitik gefor-dert.

– Angesichts der Einsparungen auchim Bundeshaushalt und im Haus-halt des Landes Schleswig-Hol-stein steht zu befürchten, dass die Kofinanzierung immer weniger leistbar sein wird.

In der Diskussion mit den Teilneh-mern teilten sich Herr Döring undHerr v. Plüskow die Beantwortungder Beiträge. Aufgrund der Proble-matik mit der Konfinanzierung wur-de gefordert, entsprechend demFond für die regionale Entwicklung(EFRE bzw. „ZukunftsprogrammWirtschaft“) auch privates Geld zu-zulassen, was heute (noch) nichtmöglich ist.

Bedenklich sei, so der Minister a.D.,dass den ländlichen Räumen bei derStrategie „Europa 2020“ für die Zie-le Wachstum und Beschäftigung kei-ne Bedeutung zugemessen wird. Voneiner Verlagerung der Förderung derländlichen Räume in den Regional-fond rät er aber ab, denn es stehe zubefürchten, dass dies nur zu einer zu-

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Welche Landwirtschaft braucht das Europa vonmorgen? Dacian Ciolofl, für Landwirtschaftund ländliche Entwicklung zuständi-ges Mitglied der EuropäischenKommission, stieß vom 12. April –11.Juni 2010 eine öffentliche Debat-te über die Zukunft der Gemeinsa-men Agrarpolitik (GAP) in der Eu-ropäischen Union an. Seit ihrer Ein-führung wurde die GAP immer wie-der an die Herausforderungen ihrerZeit angepasst. In den letzten Jahren,insbesondere 2003 und mit demGAP-Gesundheitscheck von 2008,wurden wichtige Reformen durch-geführt, um den Agrarsektor zu mo-dernisieren und stärker am Marktauszurichten. Die Strategie „Europa2020“ eröffnet nunmehr eine neuePerspektive. In diesem Zusammen-hang kann die GAP einen nochgrößeren Beitrag zur Förderung ei-nes intelligenten, nachhaltigen undinte¬grativen Wachstums leisten, in-dem sie Antworten auf die vor unsstehenden neuen Herausforderungenaus Wirtschaft und Gesellschaft wieauch in Bezug auf Umwelt, Klimaund Technologie liefert. Außerdem

muss die GAP der Vielfalt und demReichtum der Landwirtschaft in den27 EU-Mitgliedstaaten Rechnungtragen. Die angestoßene Debatte warden künftigen Zielen der GAP ange-sichts der neuen Perspektive derStrategie „Europa 2020“ gewidmet.Die Diskussion über die Instrumentezur Zielerreichung wird dann späterfolgen.

Die Europäische Kommission wirdEnde des Jahres eine Mitteilung überdie Zukunft der GAP nach 2013 vor-legen. Bevor jedoch die ersten poli-tischen Leitlinien für diesen strategi-schen Sektor festgelegt werden, willKommissar Ciolofl eine öffentlicheDiskussion über die Zukunft der Ge-meinsamen Agrarpolitik, ihre Ziele,ihre Grundsätze und ihren Beitragzur Strategie „Europa 2020“ an-stoßen, deren Ergebnisse in die Vor-arbeiten zum Entscheidungsprozesseinfließen sollen.

Eine unabhängige Einrichtung wirddie per Internet abgegebenen Beiträ-ge zusammenfassen. Im Juli 2010

sätzlichen Förderung der Metropol-regionen führe. Die ländlichen Räu-me sollten sich jedoch gemeinsamstärker positionieren, ihre Funktionklarstellen, die Herausforderungendes demographischen Wandels an-nehmen und ihre eigenständige

Funktionsfähigkeit als gesellschaft-liche Aufgabe deutlich machen.

Andrea Weigert, Leiterin der europedirect-Informationsstelle in Flintbek

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veranstaltet die Europäische Kom-mission eine Konferenz, um die öf-fentliche Diskussion auszuwerten.Sie hofft, mit dieser Auswertunggute Ideen für ihre Mitteilung zurGAP nach 2013 zu finden, die Ende2010 vorliegen soll.

Neben der Erörterung, welchen Bei-trag die GAP zur Umsetzung derStrategie „Europa 2020“ liefernkann, gliederte sich die öffentlicheDiskussion um folgende vier Haupt-themen:

– Wozu brauchen wir eine Gemein-same Agrarpolitik der EU?

– Welche Ziele weist die Gesell-

schaft der Landwirtschaft in ihrer Vielfalt zu?

– Weshalb soll die GAP reformiert werden, und wie lässt sie sich anden Erwartungen der Gesellschaftausrichten?

– Welche Instrumente benötigt dieGAP von morgen?

Die eingegangenen Beiträge sind aufder unten angegebenen Website ein-sehbar.

http://ec.europa.eu/agriculture/cap-post-2013/debate/index_de.htm

IP/10/419, Brüssel, den 12. April2010

Die Debatte um die Weiterentwicklung derGemeinsamen Agrarpolitik (GAP)in Schleswig-Holstein – die ALR bringt sich einDie Ministerin für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume, FrauDr. Rumpf, hat im Vorwege der Kon-ferenz der Bundesagrarminister imPlöner Schloss ein Positionspapierfür die im Bund vorgelegt und mitdem Begleitausschuss für dasschleswig-holsteinische Zukunfts-programm Ländlicher Raum disku-tiert. Die Akademie für die Ländli-chen Räume hat die Funktion derSprecherin für die Partnergruppe„übergeordnete Politikbereiche“(P5) in diesem Begleitausschuss in-ne. Mit der Partnergruppe wurde ei-ne Stellungnahme zu den Vorschlä-

gen von Frau Dr. Rumpf abgegeben.

Gemeinsam mit den Mitgliedern derPartnergruppe spricht sich die ALRdafür aus, die gemeinsame Europäi-sche Politik für die Landwirtschaftund die ländliche Entwicklung überdas Jahr 2013 hinaus fortzusetzen.

Warum?

– Wir wollen, dass Leistungen, diedie Landwirtschaft und das ehren-amtliche Engagement der Bürgerim ländlichen Raum für eine nach-haltige ländliche Umwelt, Kultur-landschaft und das Gemeinwohl

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erbringt und die der Markt nichtbereitstellt, honoriert werden.

– Wir glauben, nur so wird die eu-ropäische Landwirtschaft weiter-hin die Produktion von Nahrungs-mitteln sicherstellen und zur Er-haltung vielfältiger Naturressour-cen sowie zum Klimaschutz bei-tragen.

– Nach unserer Auffassung wird einEuropäischer Mehrwert nur er-reicht, wenn es gelingt, den öko-nomischen und sozialen Zusam-menhalt innerhalb existenzfähigerländlicher Räume zu festigen.

– Daher spricht sich die P5 für einemöglichst breite, flexible 3. Achsein der 2. Säule der GAP aus.

– Die P5 hat sich mehrheitlich dafürausgesprochen, dass Agrar-/Um-welt-Maßnahmen ausschließlichin die 2. Säule gehören.

Bezogen auf die Achse 3 der 2. Säu-le „Diversifizierung und Lebensqua-lität“ sowie LEADER führte diePartnergruppe weiter aus:

„Im Health Check des laufendenProgramms wurden Anpassungen an‚neue Herausforderungen’ vorge-nommen. Durch eine erneute Anpas-sung nach 2013 dürfen langfristigbestehende Herausforderungen, wiez.B. die demographische Entwick-lung nicht in den Hintergrund treten.Nach unserer Auffassung müssendie ländlichen Räume als Quer-

schnittsaufgabe in der 2. Säule ge-stärkt werden, damit neben den Her-ausforderungen bei der Infrastruk-tur, insbesondere Breitbandversor-gung, der Förderung von Begeg-nungs- und Einkaufsmöglichkeitenvor Ort sowie mehr Innovationenund Flexibilität auch bei wichtigenStandortfaktoren wie z.B. „Gesund-heitsversorgung“ aufgegriffen wer-den können. Diversität und Lebens-qualität umfassen dabei auch dieWeiterentwicklung einer im europäi-schen Kontext stehenden, aber re-gional verwurzelten Kultur, auf de-ren Grundlage Antworten aufzukünftige Herausforderungen ge-funden werden können. Deswegenbrauchen wir die Stärkung der kultu-rellen Infrastruktur im ländlichenRaum. Des Weiteren ist es wichtig,den Bereich ‚Bildung’ in den Fokuszu nehmen. Wir denken, dass wirden Aufbau kommunaler Bildungs-landschaften unterstützen müssen,um Übergänge zu erleichtern undangesichts zurück gehender finanzi-eller und personeller RessourcenSynergien zu nutzen.

Die nachhaltige ländliche Entwick-lung muss einen eigenständigen För-derfond behalten und darf nicht aufeine Ergänzung zu den anderen bei-den Strukturfonds ESF und EFREreduziert werden.

Die Generaldirektion Landwirt-schaft und ländliche Entwicklungsetzt vor allem in der 2. Säule auf

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Kofinanzierung. Da Fördermittel inder Regel ein Vielfaches an Investi-tionen auslösen, fordern wir dasLand Schleswig-Holstein dringendauf, die Mittel zur Kofinanzierungsicherzustellen. Zur Verfügung ste-hende EU-Mittel dürfen nicht unver-ausgabt zurückgegeben werden. […]

Nach Auffassung der P5 ist die kon-sequente Weiterentwicklung desbottom-up- bzw. LEADER-Ansat-zes mit der Bildung von LAG Aktiv-Regionen in Schleswig-Holsteinbeispielgebend für Demokratie undSubsidiarität innerhalb der EU. Wirfordern daher, dass die Förderungmit möglichst erhöhter Mittelaus-stattung fortgesetzt werden kann.[…]“

Frau Dr. Rumpf hat diese Stellun-gnahme zur Kenntnis genommen.Das Ministerium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume wartetnun die angekündigte dezidiertereMitteilung von Kommissar Ciolosfür die neue GAP ab, um danach, soerwarten wir, den Diskussionspro-zess in Schleswig-Holstein mit denWirtschafts- und Sozialpartnern desProgramms fortzusetzen.

Andrea Weigert, Akademie für dieLändlichen Räume Schleswig-Hol-steins e.V.unter Verwendung der gemeinsamenStellungnahme der Partnergruppe 5des ZPLR

einfach – einmalig – ea-shDer Einheitliche Ansprechpartner(kurz EA) ist Bestandteil der EG-Dienstleistungsrichtlinie und hat dasZiel die Aufnahme und Ausübungvon Dienstleistungen künftig zu er-leichtern. Seit dem 28.12.2009 bil-det die Einrichtung als Kontaktstelledas Bindeglied zwischen Dienstlei-stern und Behörden (englische Be-zeichnung: „Single Point ofContact“).

Zentrale Aufgabe ist die Bereitstel-lung von Informationen, welche An-forderungen für die rechtmäßigeAufnahme und Ausübung einerDienstleistungstätigkeit bestehen.

Zusätzlich fungiert die EinrichtungEA auf Wunsch auch als Verfahrens-mittler, über den der Antragsprozessdes Dienstleisters (Erklärungen, An-meldungen, Eintragungen oder dieBeantragung von Genehmigungenund so weiter) weitestgehend koor-diniert und abgewickelt werdenkann. Alle Leistungen werden bisauf Weiteres kostenfrei angeboten.Im Bereich Dienstleistungen stehenIhnen alle nötigen Informationenüber Verfahren und Formalitäten, diefür die Aufnahme und Ausübung ei-ner Dienstleistungstätigkeit erfor-derlich sind, zur Verfügung. Es sinddie Wege beschrieben, wie Sie Kon-

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takt mit dem EA aufnehmen könnenbeziehungsweise welche Möglich-keiten zur Verfügung stehen, ihn alsVerfahrensmittler einzusetzen. Über das Internetportal des Einheit-lichen Ansprechpartners können Siejederzeit diverse unternehmerischeAnliegen, für die Sie bisher ver-schiedene Behörden aufsuchen mus-sten, bequem und zügig von zu Hau-se aus abwickeln.

Für die Antragstellung werden neueelektronische Verfahren angeboten,die eine sichere Datenübermittlunggarantieren. Sämtliche Informatio-nen zu den erforderlichen Verwal-tungsleistungen und den dafür ein-zureichenden Formularen und Do-kumenten erhalten Sie beim EA, derauch den nötigen Schriftverkehrzwischen Ihnen und den zuständigenBehörden für Sie übernimmt.

Einheitlicher Ansprechpartner Schleswig-HolsteinDüsternbrooker Weg 64, 24105 KielTelefon: +49 (0)431 988-8650, Telefax: +49 (0)431 988-616 [email protected] | www.ea-sh.de

Sprechzeiten: Mo – Fr: 09.00 – 12.00 Uhr, Mo – Do: 14.00 – 16.00 Uhr

Sozialleistungen auch im Europäischen AuslandAb dem ersten Mai können sich dieBürger in Europa noch freier bewe-gen. Die dann geltenden neuen Re-geln garantieren allen Bürgern, ins-besondere Arbeitnehmern, Jobsu-chenden und Jugendlichen Soziallei-stungen auch im europäischen Aus-land. Im Bereich Krankenversiche-rung, Pensionsansprüche, Arbeitslo-sigkeit und Familienleistungen kön-nen diese Ansprüche bei Umzug ineuropäische Nachbarländer geltendgemacht werden. Die neuen Regelnzur Koordinierung der Sozialsyste-me sind ein wichtiger Schritt inRichtung bürgerfreundliches Euro-pa. Durch das neue Gesetz werdendie Mobilität innerhalb der EU ver-einfacht, die sozialen Sicherungs-

system geschützt und die Ziele derEU Strategie 2020 schneller ver-wirklicht. Bislang gab es noch keinGesetz für den freien Personenver-kehr. Darüber hinaus wird das Ge-setz die künftige Koordinierung die-ser Bereiche entscheiden verändern.

Weitere Informationen auf Englischdazu erhalten Sie hier:

http://europa.eu/rapid/press

ReleasesAction.do?reference=MEX

/10/0430&format=HTML&aged=

0&language=EN&guiLanguage=en

http://ec.europa.eu/social/main.jsp?

catId=26&langId=de

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Windkraft aus der Nordsee, Wüsten-strom aus Afrika, Offshore-Wind-kraft aus dem Norden, Wüstenstromaus dem Süden, Erdgas über NordStream und NABUCCO aus demOsten – EU-EnergiekommissarGünther Oettinger hat in Berlin auf-gezeigt, wie die Zukunft der Ener-gieversorgung für die EU aussehenkönnte.

Investitionen bis zu einer Höhe von300 Milliarden Euro seien in denkommenden Jahrzehnten notwen-dig, um die Energieversorgungsnet-ze in der EU auf den künftigen Ener-giebedarf auszurichten, betonte Oet-tinger bei der Vorstellung seinerAgenda im Europäischen Haus inBerlin. „In diesen Jahren stellen wirdie Weichen für die Energieversor-gung im Jahr 2050. Das Zeitfensterist eng. Jetzt entscheidet sich, ob dasGas aus Zentralasien nach Europaoder nach China fließen wird.“ Oet-tinger sieht in dem Ausbau der eu-ropäischen Netze die Lösung fürviele Fragen und Probleme. Die Ver-legung der Gasleitungen Nord Stre-am und NABUCCO sei ebensowichtig wie der Bau von Stromtras-sen von Nord nach Süd, um Wind-kraft aus der Nordsee und Solar-strom aus dem afrikanischen Deser-tec-Projekt auf den europäischen

Kontinent zu bringen. Außerdemkönne ein europaweites Energienetzhelfen, das Problem der Energiespei-cherung zu entschärfen, da sich En-ergie entsprechend des Spitzenver-brauchs in den verschiedenen Zeit-zonen besser verteilen ließe.

Binnenmarkt für Energie

Noch herrsche in der Energieversor-gung kein echter Binnenmarkt, soOettinger. „Es mangelt an der nöti-gen Netz-Infrastruktur.“ Doch dieEnergieversorger agieren zuneh-mend europaweit. Und der Vertragvon Lissabon enthält erstmals einEnergiekapitel, in dem die Ziele undInstrumente der europäischen Ener-giepolitik definiert sind.

Natürlich, so hob der Kommissarhervor, seien die Zuständigkeitender EU beim Thema Energie be-schränkt. So bleibe die Wahl des En-ergiemixes Sache der Mitgliedstaa-ten. „Die Entscheidung für oder ge-gen Kernkraft ist und bleibt eine na-tionale Angelegenheit.“ Es müsstenjedoch europaweit gleiche Sicher-heitsstandards für den Umgang mitatomarem Abfall gelten. Dazu wirdOettinger im Herbst einen Richtlini-envorschlag vorlegen. Oettinger willaußerdem in Zukunft die bestehen-den Gebäude stärker bei den Ener-giesparvorschriften einbeziehen.„Hier tun wir noch zu wenig.“ Bis-

Die Zukunft der Energieversorgung:

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INTERREG IVC„Renewable Energy Regions Network“ (RENREN)Vom 28. bis 30. April 2010 fand dieAuftaktkonferenz des INTERREGIVC-Projekt „Renewable EnergyRegions Network“ (RENREN) imLandeshaus statt.

Für diese dreitägige Veranstaltungkamen Vertreter von 14 europäi-schen Partnerinstitutionen in derLandeshauptstadt zusammen, sodass ca. 130 Gäste aus Wirtschaftund Politik im Plenarsaal begrüßtwerden konnten.

Hauptziel des von der EU unter demProgramm INTERREG IVC mit 1,6Mio. Euro geförderten Projekts istder Erfahrungs- und Wissensaus-tausch über die Gestaltung von Rah-menbedingungen zur Förderung undNutzung regenerativer Energien.

Die Federführung des Projekts liegtbeim Land Schleswig-Holstein, des-sen Minister für Wissenschaft, Wirt-schaft und Verkehr Jost de Jager dieVeranstaltung eröffnete. EU-Kom-missar Günther Oettinger übersand-te seine besten Wünsche für das Pro-jekt per Videobotschaft und seineÜberzeugung, dass „RENREN“Vorbildcharakter für ähnliche Pro-jekte haben kann.

Wissensaustausch über das Über-winden technischer und administra-tiver Hürden soll zudem die Öffent-lichkeit auf eine verbesserte Nut-zung dieser Energien aufmerksamgemacht werden. Davon könnenauch Unternehmen aus Schleswig-Holstein profitieren, die im Bereichvon erneuerbaren Energien tätigsind.

Die Investitionsbank Schleswig-Holstein unterstützt das Land bei derKoordinierung und Umsetzung die-ses Projektes.

Die 14 Partnerregionen gelten je-weils als Experten für einen Bereicherneuerbarer Energien. Dies sindz.B. im Bereich Windenergie dasLand Schleswig-Holstein, für dieGeothermie die Westfjorde in Island.Weitere Energiefelder sind Biomas-se, Wasserkraft und Gezeitenkraft.

Näheres siehe: www.renren.eu

aus: Eurobrief, Juni 2010, heraus-gegeben von der Investitionsbankund der Europaabteilung der Staats-kanzlei Schleswig-Holstein

lang hätten die Neubauten im Vor-dergrund gestanden. Vorstellbar sei-en etwa neue Standards und Mög-lichkeiten der Ko-Finanzierung der

notwendigen Investitionen durchEU-Gelder. (hb)aus: EU-Nachrichten Nr. 15, vom29.4.2010

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L I TERATURT IPPSGemeinsam für die ländlichen Räume in Schleswig-HolsteinArbeitsergebnisse der Initiative füreine Koalition für die ländlichenRäume

Hrsg.: Akademie für die LändlichenRäume Schleswig-Holsteins e.V.,Januar 2008, 22 Seiten, kostenlos er-hältlich bei der Akademie für dieLändlichen Räume Schleswig-Hol-steins e.V.Die Broschüre umfasst die gemein-same Erklärung der ALR und der

Nordelbischen Kirche und dieBeiträge der Fachgruppen zu denRahmenbedingungen und den Her-ausforderungen, unter denen dieländlichen Räume stehen, sowieForderungen, Ziele und Lösungs-ansätze in den Bereichen „Bildung“,„Gesundheit“, „Kultur“, „Mobilitätund Verkehr“, „Umwelt und Natur-schutz“ sowie „Wirtschaft und Re-gionalentwicklung“.

„Wege mit Aussichten“Teil C „Handlungsleitfaden fürKommunen“ der Studie zur Zu-kunftsfähigkeit des ländlichenWegenetzes in Schleswig-Holstein,Oktober 2008, 45 Seiten, kostenloserhältlich bei der Akademie für dieLändlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V.

Hrsg.: Akademie für die LändlichenRäume Schleswig-Holsteins e.V.,Bauernverband Schleswig-Holsteine.V. und Schleswig-HolsteinischerGemeindetag

Der Handlungsleitfaden ist Ergebnisder Studie „Wege mit Aussichten“,einem gemeinsamen Projekt der dreiHerausgeber, welches mit finanziel-

ler Unterstützung des Ministeriumsfür Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume aus Mitteln desSchleswig-Holstein Fonds umge-setzt wurde. Die Dokumentation derStudie zur Zukunftsfähigkeit desländlichen Wegenetzes in Schles-wig-Holstein gliedert sich in 3 Teile:Teil A: AbschlussberichtTeil B: Untersuchung der Beispiel-

gemeindenTeil C: Handlungsleitfaden

für KommunenSollten Sie auch Interesse an denTeilen A und B haben, sprechen Siebitte Herrn Sommer in der Ge-schäftsstelle der Akademie für dieLändlichen Räume an.

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Land in FormDas „Magazin für Ländliche Räu-me“ widmet sich in der Ausgabe02/2009 dem Schwerpunkt „Koope-rationen in der Agrar- undErnährungswirtschaft als Chance fürländliche Räume“. Ob überregional, regional oder lo-kal, ob mit dem Ziel, den Lebens-mittelabsatz, die Bioenergieerzeu-gung, die Holzvermarktung oder denNaturschutz zu verbessern: Koope-rationen in der Agrar- undErnährungswirtschaft sind vielfältigund weit verbreitet. Doch wie undaus welchen Gründen kommen Ko-operationen eigentlich zustande?

Welche Vorteile können sie bieten?Und welche Rahmenbedingungenbeeinflussen den Erfolg einesKooperationsprojektes? Diese undandere Fragen werden im Fokusthe-ma dieser Ausgabe behandelt undanhand interessanter Projekte ausder Praxis veranschaulicht.

„Land in Form“ wird herausgegebenvon der dvs (Deutsche Vernetzungs-stelle Ländliche Räume) und kannkostenlos bezogen werden.Weitere Informationen:www.netzwerk-laendlicher-raum.de/service/publikationen

Land-Berichte, Sozialwissenschaftliches JournalHrsg.: Karl Friedrich Bohler, AntonSterbling, und Gerd Vonderach.Shaker Verlag 2010, Jahrgang XIII,Heft 1/2010.ISBN 978-3-8322-8922-5.ISSN 1868-2545. 114 S. Preis: 10,00 €

Die Zeitschrift dient der sozialwis-senschaftlichen Bildung in einemfächerüberübergreifenden Verständ-nis. Eine besondere Aufmerksamkeitfinden dabei Themen und Problem-stellungen regionale und ländlicherLebenswelten. Ländliche Regionen

unterliegen in modernen Gesell-schaften einem weitgreifenden Wan-del ihrer Erwerbs- und Sozialstruk-tur, ihrer Kultur, Siedlungsgestaltund Landschaftsnutzung.Beiträge in Heft 1/2010:

- Erleben im Raum der Erlebnis-landschaft

- „Soziale Landwirtschaft

- Das Ilse-Projekt. Sozialwiss.Aspekte bei der Umsetzung einesNaturschutzprojektes

- Das Pendlerwesen im historischenWandel … u.a.

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Gerd Vonderach: Erkundungen ländlicher Lebenswelten. Berichte über lebensweltnahe For-schungsvorhaben aus vier Jahrzehn-ten. Buchreihe Land-Berichte; Bei-hefte der Zeitschrift „Land-Berichte.Sozialwissenschaftliches Journal“,Band 4.Shaker Verlag 2010.ISBN 978-3-8322-8709-2.139 S. Preis: 10,00 €

In der Buchreihe „Land-Berichte“werden Entwicklungen ländlicherRegionen und Initiativen ihrer Be-

wohner zur Gestaltung ihrer Lebens-welt in vielfältiger Hinsicht vorge-stellt und diskutiert. Im Band 4 wer-den interessante Entwicklungen inverschiedenen Bereichen des sozia-len Lebens thematisiert, unter ande-rem: Fremdenverkehr als Ortsge-schichte und Lebensform, Arbeitslo-sigkeit sowie Berufliche Rehabilita-tion als Teil der Lebensgeschichte,Landwirte im Vertragsnaturschutz,Ehrenamtliches Engagement imländlichen Naturschutz.

Land-Pioniere. Kreativität und Engagement –Lebensbilder aus ländlichen Praxisfeldern. Hrsg.: Gerd Vonderach. BuchreiheLand-Berichte, Band 3.Shaker Verlag 2008.ISBN 978-3-8322-7710-9.116 S. Preis: 10,00 €

Im Band 3 der Buchreihe „Land-Be-richte“ werden folgende Themenvorgestellt

- Die Entwicklung ländlicher Le-bensräume als Ausgangspunkt für heutige „Land-Pioniere“

- Biolandwirte in der AgrarregionOldenburger Münsterland

- Seniorenbetreuung als Initiativeniederbayerischer Bäuerinnen

- Engagement in der ländlichen Er-wachsenenbildung …u.a.

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Wissen – Verstehen – Mitreden 2010Ab sofort ist die jährlich aktualisier-te Broschüre des Informationsbürosdes Europäischen Parlaments in derGeschäftsstelle bei Europe Direct er-hältlich.„Europa 2010 - Wissen, Verstehen,Mitreden“ erläutert Neuerungen desVertrags von Lissabon, der dem EU-Parlament weitreichende neue Kom-petenzen einräumt. Außerdem ent-hält die Broschüre Informationen zuThemen wie EU-Erweiterung, Bin-

nenmarkt, Klimapolitik, Außenpoli-tik und Verbraucherschutz sowie zuJugend- und Bildungsprogrammeninnerhalb der EU. Die Broschüre„Europa 2010“ kann auch kostenlosüber die Internetseite des Informati-onsbüros des Europäischen Parla-ments bestellt sowie in digitalerForm heruntergeladen werden.

www.europarl.de/ressource/static/files/publication/europa-2010.pdf

„Stadt – Land – Wirtschaft. Zukunft oder Vergangenheit?“Schriftenreihe der Bayerischen Aka-demie ländlicher Raum e.V.,Heft 50/2010Hrsg. Bayerische Akademie Ländli-cher Raum e.V. München 2010.Preis: 12,00 €

Im Heft 50 der Schriftenreihe wirddie Dokumentation der Veranstal-tung zum Thema „Stadt – Land –Wirtschaft / Zukunft oder Vergan-genheit veröffentlicht. Das Sommer-

kolloquium widmete sich überwie-gend der Landwirtschaft in der Stadt,der wechselseitigen Abhängigkeitvon Stadt und Land in der Landnut-zungsfrage und der landwirtschaftli-chen Energiegewinnung. SpannendeAspekte – aus ländlicher und ausstädtischer Sicht – einer gerade vordem Hintergrund des Klimawandelsaufkommenden Landnutzungsdis-kussion wurden in den Referaten undDebatten angesprochen.

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Unterrichtspaket Europa in der Grundschule – neu aufgelegt„Entdeckt Europa – Europa in derGrundschule“ – das sind 21 Arbeits-blätter und ein Lehrerheft. Sie sollenGrundschulkinder im Alter vonsechs bis zwölf Jahren mit dem The-ma „Europa“ und „Europäische Uni-on“ vertraut machen und erscheinenjetzt in zweiter Auflage. Als Beraterwar der renommierte Bremer Grund-schulpädagoge Rudolf Schmitt ein-gebunden. Mit dem Unterrichtspro-jekt zielt die EUKommission auf ei-

ne kindgerechte Vermittlung desThemas Europa. Die EU-Kommissi-on, das Europäische Parlament unddie Bundesregierung haben die Ma-terialien gemeinsam im Rahmen derPartnerschaft „Aktion Europa“ her-ausgebracht. Die Unterrichtsmate-rialien können auf den folgendenWebseiten kostenlos heruntergela-den werden.www.entdeckt-europa.eu undwww.zeitbild.de

Aktualisierte Präsentation zur EU als FoliensatzDie Präsentation „Die EU – Grund-lagen, Erfolge, Geschichte, Institu-tionen“ wurde nach dem Inkrafttre-ten des Lissabon-Vertrags grundle-gend aktualisiert und überarbeitet.Im Bereich Institutionen wurden dieÄmter des Präsidenten des Europäi-schen Rates und der Hohen Vertrete-rin für Außen- und Sicherheitspolitikergänzt. Die Rubrik Erfolge wurdeunter anderem um die Senkung der

Roamingkosten oder die neuen Vor-schriften zum Energiesparen durchstromsparende und langlebigeGlühlampen erweitert. Die Power-point Präsentation steht auf der Web-seite der Vertretung der EU-Kom-mission in Deutschland kostenloszum Download bereit.

http://ec.europa.eu/deutschland/service/bookshop/index_de.htm

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Wer in diesen Tagen die Homepageder Bundeskanzlerin Angela Merkelbesucht, findet dort in einem Beitragunter der Überschrift „Unser Landbraucht Talente, praktische wie aka-demische“ Angela Merkels Feststel-lung: „Eine erstklassige Bildung istder wichtigste Rohstoff in unseremLand.“ Mit dieser bündigen Formu-lierung folgt die Bundeskanzlerin ei-ner in der Bildungsökonomie seitder Mitte des vergangenen Jahrhun-derts – zunächst mit Blick auf Ent-wicklungsländer und dann generali-sierend mit Blick auf alle Volkswirt-schaften – herausgearbeitet, ausdif-ferenziert und durch zahlreiche em-pirische Studien international wienational belegt These, der zufolgeBildungsausgaben investive Ausga-ben sind, einer These, die zuletzt inDeutschland wieder durch den Mün-chener Bildungsökonomen Wöß-

mann in einer größeren Studie unter-mauert wurde.

Die bildungsökonomische Argu-mentationsfigur

Wenn die Bildungsökonomie so ar-gumentiert, geht sie davon aus, dasssich der Wohlstand eines Landes inAbhängigkeit entwickelt

– vom eingesetzten Kapital,

– von der Zahl der Erwerbstätigenund deren Lebens- sowie Jahres-arbeitszeit und

– von der Arbeitsproduktivität derErwerbstätigen, also von deren Qualifikation.

Sie, die Bildungsökonomie, konzen-triert sich mit ihren Forschungsar-beiten auf die Frage nach dem Bei-trag, den die Qualifikation der Er-

Prof. emer. Dr. Klaus Klemm

Bildung zwischen Rhetorik und Realität

Vortrag anlässlich der Akademie-Tagung „Bildung im ländlichen Raum“am 28.4.2010 im Nordkolleg in Rendsburg.Prof. Klemm gilt als einer der erfahrensten Bildungsforscher in Deutschland. Von1977 bis 2007 lehrte er an der Universität Duisburg-Essen. Dort leitete er bis zu sei-ner Emeritierung die Arbeitsgruppe Bildungsplanung/ Bildungsforschung. Prof.Klemm gilt als unabhängiger Kopf. Dies zeigte unter anderem auch seine kritischeDistanz zur ersten "PISA"-Studie, deren wissenschaftlichem Beirat er angehörte.

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werbstätigen zum Wirtschafts-wachstum leistet. In der Auseinan-dersetzung mit dieser Frage kommteine neuere einschlägige OECD-Studie schätzt, dass in den meistender von ihr untersuchten OECD-Länder während der neunziger Jahreder Anstieg der Arbeitsproduktivität50% oder mehr des Anstiegs desBruttoinlandsproduktes je Einwoh-ner erklärt. Diese Arbeitsprodukti-vität lässt sich auf dreierlei Weise er-höhen: durch eine Steigerung derQualifikation der Erwerbstätigen,durch eine qualitative Verbesserungdes eingesetzten Kapitals (z.B. dereingesetzten Maschinen) sowiedurch eine Optimierung beim Zu-sammenwirken der einzelnen Pro-duktionsfaktoren, etwa des Zusam-menwirkens der Erwerbstätigen un-tereinander und ihres Zusammen-wirken mit den eingesetzten Produk-tionsmitteln. Verbesserungen in al-len drei Bereichen erfordern einenVorlauf in Bildung und Qualifikati-on. Die Menschen müssen für ihreTätigkeit besser ausgebildet werden.Die Verbesserung der Produktions-mittel erfordert Menschen, die die-sen Verbesserungsprozess ent-wickeln und tragen. Das optimierteManagement beim Zusammenspielder Produktionsfaktoren setzt eineentsprechende Qualifikation voraus.

Folgt man dieser Argumentation,so gilt:

– Ohne die Bereitstellung eines

hoch entwickelten Humankapi-tals haben Regionen oder ganzeLänder in der Konkurrenz mit anderen Regionen bzw. Ländern erhebliche Standortnachteile.

– Ohne die Bereitstellung eines hoch entwickelten Humankapi-tals ist kein dauerhaftes Wirt-schaftswachstum zu erreichen.

– Die für die Bereitstellung desHumankapitals erforderlichenBildungsausgaben sind daherZukunftsinvestitionen.

Die politische Rhetorik und dietraurige RealitätEs scheint, dass nicht nur die schonzitierte Bundeskanzlerin den Befun-den der nationalen und internatio-nalen wirtschaftswissenschaftlicheStudien folgen will. Auf ihrem ‚Bil-dungsgipfel‘ in Dresden konkreti-sierten die Bundeskanzlerin und diesechzehn Regierungschefs der Bun-desländer am 22. Oktober 2008 ge-meinsam eine Politik, die Deutsch-land zur ‚Bildungsrepublik‘ machensollte. Die Verkündigung ihrer Qua-lifizierungsinitiative für Deutsch-land stellten sie gemeinsam unter dieÜberschrift „Aufstieg durch Bil-dung“ (eine Überschrift übrigens,unter die die SPD bereits 1963 einDeutschlandtreffen gestellt hatte!).Auf diesem Bildungsgipfel verkün-deten die Regierungschefs einstim-mig ihre Absicht, die öffentlichenund privaten Aufwendungen für Bil-dung und Forschung bis zum Jahr

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2010 auf 10% des Bruttoinlandspro-duktes zu steigern – auf 7% für Bil-dung und 3% für Wissenschaft. Beidieser Beschlussfassung orientiertensie sich an dem für sie damals aktu-ellen Wert des Jahres 2005, an einemAnteilswert von 8,5%. Die von ih-nen seinerzeit avisierte Steigerungvon 8,5% auf 10%, also um 1,5 Pro-zentpunkte, hätte bezogen auf dasBruttoinlandsprodukt des Verkün-dungsjahres 2008 eine Steigerungder öffentlichen und privaten Bil-dungs- und Forschungsausgaben um37,3 Mrd. Euro.

Konfrontiert man die politischenAbsichtserklärungen mit der realenEntwicklung der Finanzierung desdeutschen Bildungswesens, so zeigtsich: Der Anteil des Bruttoinlands-produktes, den Deutschland jährlichfür Bildung und Forschung ausgibt,ist in den Jahren bis zum Bildungs-gipfel kontinuierlich gesunken:1995 lag er noch bei 8,8%, 2007dann bei 8,4%. Hätte er 2007 nochbei dem Wert des Jahres 1995 gele-gen, so hätte Deutschland in diesemJahr 10 Mrd. Euro mehr für Bildungund Forschung ausgegeben. Für dieJahre ab 2008 liegen – in Folge derVerzögerungen beim Zusammentra-gen der Daten – noch keine belastba-ren Werte vor, so dass auch nichtfestgestellt werden kann, ob und in-wieweit Deutschland eine Trend-wende in Richtung 10% eingeleitethat. Umso erstaunlicher ist vor die-sem Hintergrund die Tatsache, dass

die Finanzministerkonferenz AnfangOktober 2009 feststellte, dass „be-reits gegenwärtig gut 10 v. H. desBruttoinlandsprodukts für Bildungund Forschung aufgewendet wer-den.“ Die Finanzminister bietendafür drei Erklärungen:

– Der Rückgang des Bruttoin-landsproduktes in Folge der Wirtschaftskrise führt dazu, dassauch bei stagnierenden Bil-dungsausgaben ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt steigt.

– Die Ausgaben für Bildung sind2009 gegenüber 2007 gestiegen, nicht zuletzt auch in Folge des für den Bildungsbereich relevan-ten Konjunkturprogramms (Ge-setz zur Umsetzung von Zu-kunftsinvestitionen der Kommu-nen und Länder – 2009).

– Die bisherige (und von der Fi-nanzministerkonferenz korri-gierte) Untererfassung der bishe-rigen Bildungsausgaben – z. B.der nach Meinung der FMKnicht angemessen berücksichtig-ten Versorgungsausgaben (Pen-sionen).

Glaubt man der Finanzministerkon-ferenz, so lässt sich feststellen: DieZielmarke 10% ist bereits erreicht,ein weiterer Ausbau der Bildungs-ausgaben also auch nicht erforder-lich. Wie immer man dazu stehenmag: Diese Konsequenz konterka-riert die auf dem Bildungsgipfel ver-kündete Intention, mehr (bis 2015

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nämlich je Jahr 1,5 Prozentpunkteoder 37,3 Mrd. Euro) für Bildungund Forschung zu verausgaben. DieVerbesserungen im Bildungs- undForschungsbereich, die dadurcherreicht werden sollten, lassensich eben nicht alternativ dadurchbewirken, dass sich die Bezugsgrößeändert oder dass die Definitiondessen, was Bildungsausgaben sind,einseitig und nachträglich verändertwird.

So berechtigt die Kritik an der FMKauch sein mag, so wahrscheinlich istes jedoch, dass sich die Finanzmini-ster mit ihrer Position durchsetzenwerden: Die im Rahmen der Födera-lismusreform im Bundestag und imBundesrat (allerdings gegen dieStimme Schleswig-Holsteins) ver-abschiedete Verfassungsänderungverpflichtet die Länder dazu, bis2020 ausgeglichene Haushalte vor-zulegen. Es fällt schwer anzuneh-men, dass sich in diesem größerenZusammenhang Bildungsausgabennennenswert werden steigern lassen– schon gar nicht, wenn es tatsäch-lich zu Steuersenkungen kommensollte.

Was kommt auf Schleswig-Hol-stein zu?

Die hier formulierte eher pessimisti-sche Perspektive trifft auch und erstrecht für Schleswig-Holstein zu:Schon heute gilt, dass der Anteil deröffentlichen Bildungsausgaben am

Gesamthaushalt (von Land sowieden Gemeinden und Zweckverbän-den gemeinsam) im Jahr 2009 hier-zulande mit 22,3% deutlich unterdem durchschnittlichen Anteil derwestlichen Flächenländer von24,3% lag. Beim Schuldenstand jeEinwohner wird Schleswig-Holsteinmit 8.426 Euro unter den westdeut-schen Flächenstaaten nur noch vomSaarland mit 9.554 Euro übertroffen.Und nicht zuletzt: Schleswig-Hol-stein zählte auch 2009 beim Länder-finanzausgleich zu den Nehmerlän-dern.

Angesichts dieser Perspektive ist zuerwarten, dass der in Folge der de-mographischen Entwicklung anste-hende Rückgang der Schülerzahlengenutzt wird, Ressourcen aus demBildungssystem (gleichsam parallelzum Schülerrückgang) abzuziehen.Dies hätte verheerende Folgen – we-niger für die vier kreisfreien Städtedes Landes und mehr für den ländli-chen Raum in Schleswig-Holstein.Um das zu verdeutlichen und zu be-legen, sollen die für den schulischenBereich relevanten demographi-schen Daten noch einmal in Erinne-rung gerufen werden:

– In der Gruppe der 6- bis unter 18jährigen wird es bis 2020 inSchleswig-Holstein noch einenRückgang auf etwa 85% kom-men,

– bei den Einschulungsjahrgängennur noch auf 90%,

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– bei den Zehnjährigen, die fürden Wechsel in die weiter führenden Schulen anstehen, er-warten wir von 2009 bis 2020 im Landesdurchschnitt noch einenRückgang auf 80%!

Wenn diese demographische Ent-wicklung genutzt wird, parallel zuihr das Bildungsbudget abzuschmel-zen anstatt es – wie auf dem Bil-dungsgipfel versprochen – auszu-weiten, so werden für die Entwick-lung des Bildungswesens zumal imländlichen Raum wichtige Aufgabennicht bewältigt werden. Dies betrifftim Einzelnen:

– den vorschulischen Bereich, al-so Krippen und Kindergärten: – Im Bereich der Krippen ver-

fügt Schleswig-Holstein 2009für 14,3% der unter Dreijähri-gen über Krippenplätze (inEinrichtungen bzw. in der Ta-gespflege) – bei einem bundes-deutschen Durchschnitt von20,2%. Dabei findet sich beiden kreisfreien Städten eineSpreizung von 11,7% in Lü-beck bis hin zu 19,0% in Kiel.In den Landkreisen liegt dasVersorgungsniveau deutlichniedriger: Es reicht dort von7,9% im Landkreis Dithmar-schen bis zu 17,0% im Land-kreis Herzogtum Lauenburg.Insgesamt sind das Land und

insbesondere die Landkreisenoch weit entfernt von dembundesweit für das Jahr 2013proklamiertem Ausbauziel35% entfernt.

– Im Bereich der Kindergärtenist die Lage günstiger: 85,7%der Drei- bis unter Sechsjähri-gen finden in Schleswig-Hol-stein ein Angebot – im Ver-gleich zu bundesweit 91,6%.Auch hier finden wir bei denLandkreisen eine Spannweitevon 77,2% im Dithmarschenbis hin zu 90,4% im LandkreisPlön (und 91,3% in Kiel).

– die Grundschulen: Bei dem imLandesdurchschnitt erwartetenRückgang der Einschulungszah-len auf 90% bis 2020 wird es inzahlreichen Fällen zu Standort-gefährdungen kommen, wenn esnicht gelingt, an Standorten, diedie Mindestgröße 80 nicht errei-chen, Stellenzuweisungen abzu-koppeln von der Schülerzahlent-wicklung.

– die weiterführenden Schulengleich in zweifacher Weise:– Der Rückgang der Zahl der

Zehnjährigen auf 80% bis2020 wird dazu führen, dassRegionalschulen erforderlicheMindestschülerzahl von 240und Gemeinschaftsschulen die

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entsprechende Mindestzahlvon 300 in der Sekundarstufe Inicht dauerhaft erreichen. Diegerade erst neu etablierte Se-kundarschulstruktur wird aneinzelnen Standorten gefähr-det sein, die vielerorts einge-leitete Doppelstruktur (nebenGymnasien noch Regional-und Gemeinschaftsschulen)erschwert eine stabile Schul-entwicklung zusehends.

– Der seit Langem anhaltendeKonzentrationsprozess vonSchulstandorten wird sich fort-setzen: Hier in Rendsburg pen-deln schon heute 18% der Re-gionalschüler, 45% der Ge-meinschaftsschüler und 80%der Gymnasiasten tagtäglichein. Dies erfordert, ganz be-sonders in den G8-Gymnasien,den Ausbau zu Ganztagsschu-len, ein Ausbau, der erheblicheInvestitionen und Folgekostenhervorruft.

– die außerschulische Jugendbil-dung: In dem Maße, in dem Ge-meinden ohne Schulangebote imPflichtschulbereich bleiben bzw.in dem sie diese Angebote aufge-ben müssen, verlieren sie damitzugleich einen wesentlichen Be-zugspunkt für Sport und für mu-sische Bildung ebenso wie fürSozialarbeit. Dies gilt umsomehr, je weiter der Ausbau schu-lischer Ganztagsangebote fort-schreitet.

Insgesamt muss festgestellt werden:Die fortschreitende Entblößung vonörtlichen Angeboten im vorschuli-schen, im schulischen und im außer-schulischen Bereich, die nur durcherhebliche Ressourcenzuflüsse auf-gehalten werden kann, wird zu einerweiteren Polarisierung zwischenländlichen Räumen und Ballungs-räumen führen. Gemeinden, die überkeine ausgebaute Bildungsinfra-struktur verfügen,

– werden – zumal bei insgesamt sinkenden Bevölkerungszahlen –kaum positive Wanderungsent-wicklungen erleben,

– sie werden junge Menschen mitmittleren sowie höheren schuli-schen Qualifikationen verlierenund auf diese Weise Standort-nachteile bei der Ansiedlung vonUnternehmen haben und

– sie werden nicht zuletzt dadurchin ihrer Wirtschaftskraft ge-schwächt.

Was ist zu tun?

Auch wenn die Qualität von Bil-dungseinrichtungen nicht allein vonder Ausstattung mit Ressourcen be-stimmt wird, muss zuallererst daraufgedrungen werden,

– dass die durch die demogra-phisch bedingte Verkleinerung des Bildungssystems insgesamtfrei werdenden Ressourcen imBildungssystem bleiben und dass die bundesweit versprochen zu-

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sätzlichen Bildungsausgabentatsächlich in den Haushaltenverlässlich verankert werden.

– Darüber hinaus muss sicherge-stellt werden, dass die auf dieseWeise im System verbleibendenund neu hinzu kommenden Fi-nanzmittel nicht nach dem Gieß-kannenprinzip gleichermaßen imLand verteilt werden, sondern dass diese Mittel nach dem Prin-zip einer positiven Diskriminie-rung an regional und/oder sozial geschwächte bzw. schwächereRegionen fließen.

– Schließlich muss im Bildungsbe-reich die Art der Bewirtschaf-tung der finanziellen Mittel grundlegend verändert werden.Dies muss auf dreierlei WeiseGestalt annehmen:

– Die einzelnen Kommunen wieauch die einzelnen Bildungs-einrichtungen müssen autono-mer als bisher über die Art undWeise des Einsatzes ihrer Bil-dungsausgaben verfügen kön-nen. Zahlreiche Erfahrungenmit Projekten der ‚selbststän-digen‘ oder ‚autonomen‘Schule und allemal ausländi-sche Erfahrungen lehren uns,dass die Kommunen und dieBildungseinrichtungen, wennsie autonomer agieren können,ihre Ressourcen zielgenauerund effizienter einsetzen kön-nen.

– Innerhalb der Kommunen –und möglichst auch auf derEbene des Landes – mussSchluss gemacht werden mitder Abschottung der Ressortsuntereinander: vorschulischeBildung, Schulbildung, außer-schulische Jugendbildung, Ju-gendhilfe und lebenslangesLernen müssen als Einheit be-griffen und bei der Ausgaben-gestaltung in ihrem Zusam-menhang gesehen werden. Esdarf nicht länger sein, dass z.B.im Schulbereich bei der Förde-rung schwacher Schülerinnenund Schüler das Geld gespartwird, das später dann in der Ju-gendhilfe und bei Weiterbil-dungsbereich nachträglich zur‚Reparatur‘ wieder eingesetztwerden muss.

– Die Kooperation zumal derkleineren Kommunen bei Pla-nung und Steuerung ihrer Bil-dungsangebote muss gestärktwerden. In regionalen Bil-dungslandschaften kann Man-ches ‚aufgehoben‘ werden,was bei fortgeführter Vereinze-lung verloren zu gehen droht.Damit aber sind wir bereits beieinem Thema, das uns im Ver-lauf der Tagung noch beschäf-tigen wird!

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