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TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINTYA-BR.~HMAI~IA I~on KARL HOFFMANN Erlangen Das Jaiminiya-Br~thma.na ist einer der inhaltfich und sprachfich interes- santesten vedischen Texte. Seine drei Biieher mit insgesamt 1192 Ab- schnitten enthalten in ihren z.T. neuarfigen Ritual-Er6rterungen eine Ftille yon mehr oder mimer ausfiihrlich erz~ihlten Legenden und bieten dabei, abgesehen von mancherlei Grammatischem und Syntaktischem, zahlreiche Neubelege ftir W6rter, die anderswo entweder iiberhaupt nieht bezeugt oder dunkel gebfieben waren. Es war deshalb sehr bedauerlich, dab lange Zeit nur einzelne, an verstreuten Often publizierte Stiicke zu- g~tnglich waren, insgesamt etwa ein Viertel des Ganzen. Die wesentlich- sten Beitriige zur Edition, Obersetzung und Erkl~irung einzelner Stticke leisteten H. Oertel in verschiedenen Aufs~itzen (s. Renou, Bibliographic vddique, p. 68 f.) und W. Caland, Das Jaiminfya-Br~hman.a in Auswahl. Text, L~bersetzung, Indices (Amsterdam, 1919). Aufgrund neu entdeckten Handschliftenmaterials unternahm Raghu Vira die Herausgabe des ganzen I. Buches (Sarasvati Vihara Series, 2, Lahore, 1937). 1 Sein Sohn Lokesh Chandra lieB daran anschliel3end die (kommentierte) Edition eines weiteren zusammenh~ingenden Textteils (II 1-80, Gavfimayana) folgen (Sarasvati Vihara Series, 21, Nagpur, 1950). Nunmehr liegt der vollst~indige Text vor, und zwar unter dem Titel Jaiminiya-Brahmana of the Samaveda. Complete text critically editedfor the.first time by Raghu Vira and Lokesh Chandra (Sarasvati Vihara Series, 31, Nagpur, 1954). Allein schon durch die Tatsache, dab Caland im Vorwort seiner Auswahl resigniert feststellen muBte, dab ,,es so gut wie sicher ist, dab weiteres handschriftliches Material ftir das Jaiminiya-br~hman.a uner- reiehbar ist, und wohl niemand unter diesen Umst~inden es wagen wird, den ganzen Text herauszugeben", wird die Bedeutsamkeit dieser Gesamt- ausgabe ersichtlich. Die HeIausgeber haben Anspruch auf den Dank aller Vedaforscher, well erst jetzt eine Arbeit am und mit dem JB. iiberhaupt m6glich ist. Da die Handschriften, auch die durch Raghu Viras Tatkraft 1 Mir unzug~inglich.

Textkritisches zum Jaiminīya Brāhmaṇa

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Karl Hoffmann

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  • TEXTKRIT ISCHES ZUM JAIMINTYA-BR.~HMAI~IA

    I~on

    KARL HOFFMANN

    Erlangen

    Das Jaiminiya-Br~thma.na ist einer der inhaltfich und sprachfich interes- santesten vedischen Texte. Seine drei Biieher mit insgesamt 1192 Ab- schnitten enthalten in ihren z.T. neuarfigen Ritual-Er6rterungen eine Ftille yon mehr oder mimer ausfiihrlich erz~ihlten Legenden und bieten dabei, abgesehen von mancherlei Grammatischem und Syntaktischem, zahlreiche Neubelege ftir W6rter, die anderswo entweder iiberhaupt nieht bezeugt oder dunkel gebfieben waren. Es war deshalb sehr bedauerlich, dab lange Zeit nur einzelne, an verstreuten Often publizierte Stiicke zu- g~tnglich waren, insgesamt etwa ein Viertel des Ganzen. Die wesentlich- sten Beitriige zur Edition, Obersetzung und Erkl~irung einzelner Stticke leisteten H. Oertel in verschiedenen Aufs~itzen (s. Renou, Bibliographic vddique, p. 68 f.) und W. Caland, Das Jaiminfya-Br~hman.a in Auswahl. Text, L~bersetzung, Indices (Amsterdam, 1919). Aufgrund neu entdeckten Handschliftenmaterials unternahm Raghu Vira die Herausgabe des ganzen I. Buches (Sarasvati Vihara Series, 2, Lahore, 1937). 1 Sein Sohn Lokesh Chandra lieB daran anschliel3end die (kommentierte) Edition eines weiteren zusammenh~ingenden Textteils (II 1-80, Gavfimayana) folgen (Sarasvati Vihara Series, 21, Nagpur, 1950). Nunmehr liegt der vollst~indige Text vor, und zwar unter dem Titel Jaiminiya-Brahmana of the Samaveda. Complete text critically edited for the.first time by Raghu Vira and Lokesh Chandra (Sarasvati Vihara Series, 31, Nagpur, 1954).

    Allein schon durch die Tatsache, dab Caland im Vorwort seiner Auswahl resigniert feststellen muBte, dab ,,es so gut wie sicher ist, dab weiteres handschriftliches Material ftir das Jaiminiya-br~hman.a uner- reiehbar ist, und wohl niemand unter diesen Umst~inden es wagen wird, den ganzen Text herauszugeben", wird die Bedeutsamkeit dieser Gesamt- ausgabe ersichtlich. Die HeIausgeber haben Anspruch auf den Dank aller Vedaforscher, well erst jetzt eine Arbeit am und mit dem JB. iiberhaupt m6glich ist. Da die Handschriften, auch die durch Raghu Viras Tatkraft 1 Mir unzug~inglich.

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    neu beschafften, alle fi.ir einen vedischen Text ungewahnlich fehlerhaft sind, wurden die Herausgeber VOT die griiI3ten Schwierigkeiten gestellt. Die Leistung, einen im allgemeinen lesbaren Text hergestellt zu haben, sol1 und darf nicht verkannt werden, such wenn im Folgenden erhebliche Mgngel genannt werden miissen.

    Die Ausgabe mu& urn mit einer &3erlichkeit zu beginnen, leider schon drucktechnisch als nicht gelungen bezeichnet werden. Es wimmelt von uneserlichen, versttimelten Aksaras (/a statt ke, kci statt ki, ma statt sa, usw.), was bei einem so schwierigen und problematischen Text wie dem JB. doppelt peinlich ist. Zum Gliick scheint das im Varianten- Apparat nicht der Fall zu sein, da hier ein anderer Schrifttyp angewendet ist.

    Wie in anderen Editionen Raghu Viras ist such hier Wort- und Satztrennung durchgefiihrt. Dies stellt gewifl eine wesentliche Erleich- terung fiir den Leser dar. Gegen die Art und Weise der Worttrennung ist kein ernstlicher Einwand zu erheben, wohl aber gegen die Satztrennung, denn hier werden nicht etwa nur Ligaturen aufgelSst, sondern mit Setzung des Satzzeichens such die Pausaformen des Sandhi hergestellt. Diesen schweren Eingtiff in die Texttiberlieferung halte ich bei einem Sruti-Text schlechthin fiir unzul&sig. Es gibt such andere Mittel, die Satzgrenzen anzuzeigen, z.B. das von L. v. Schroeder in der MS.-Ausgabe ange- wendete Hilfszeichen. &.&erst stiirend und irrefiihrend ist es aber, da13 die Herausgeber Wort- und Satztrennung such in den textkritischen Noten durchgefiihrt haben, d.h. such hier nicht die handschriftlich iiber- lieferten Sandhiformen angeben. So werden ohne erneute Einsicht in die Handschriften manche textkritische Probleme ungelijst bleiben miissen, wenn sich such im allgemeinen trotz fehlerhafter Textgestaltung das hand- schriftlich uberlieferte rekonstruieren lX3t (vgl. unten zu II 264, II 398).

    Die Fehler der Handschriften, deren Beschreibung uns in einem ge- planten 2. Bande versprochen wird,2 bestehen in einer Unzahl von Ver- schreibungen in einzelnen WGrtern oder griiSeren Wortkomplexen. Der urspriingliche, oft genug bis zur Unkenntlichkeit verstiimmelte Wortlaut mu13 also aus den handschriftlichen Lesungen erst hergestellt werden, Dazu stehen uns eine Anzahl von Hilfsmitteln zur Verfiigung, die in vielen FBllen eine exakte Beweisfiihrung ermijglichen. Grammatik,

    2 ijber die Zahl und das gegenseitige Verhgliltnis der vorhandenen bzw. beniitzten Handschriften ist keine Klarheit zu gewinnen (die Sigeln im I. Buch unterscheiden sich von denen im II. und III. Buch). Vgl. vorerst Whitney, JAOS, 11, p. CXLIV ff.; Caland, Over en uit bet JB., p. 10; Lokesh Chandra, JB. ZZ I-80 (GavEmuyanu), p. XV f.; und besonders Rau, OLZ, 1953, Sp. 273 ff.

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    Syntax, Stil und Wortschatz sind aus den zahlreichen, umfangreichen und inhaltlich weitgehend parallelen Denkmalern der vedischen Prosa gut bekannt. Wir haben also das jeweilige Problem im JB. mit den uns be- kannten Tatsachen zu konfrontieren und kritisch zu iiberprtifen. Alle Handschriften bieten z.B. JB. I 126 kdmadughas. Aus dem Kontext geht einwandfrei hervor, da13 diese Form Nom. Plur. fem. sein mu& Nicht nur in allen anderen Brahmana-Texten, sondern such im JB. selbst (z.B. I 181) lautet die Form kiimadugh&. Wenn nun im selben Zusammenhang (I 127) noch kdmadughdbhihr (von einem d-Stamm) folgt, dann liegt in kdmadughas keine grammatische Besonderheit des JB. vor, die es zu bewahren gilt, sondern ein simpler Schreibfehler. Ein Herausgeber, der kdmadughas etwa fiir eine lectio difficilior halt und ohne jede Anmerkung im Text belaDt, kennt entweder die grhhammatischen Fakten nicht, oder er mil3versteht die ihm gestellte Aufgabe. Ebensowenig ist z.B. avizhiyEd (yajamdnasya loka sydt) II 260 eine lectio difficilior, denn schon das un- mittelbar vorausgehende variy2n (yajamcinasya loko bhavati) beweist, daB such im JB. der Nom. Sing. mask. eines Komparativs regelrecht gebildet wird und dal3 such keine Sandhifinesse in Betracht kommen kann.

    Ein wesentliches Hilfsmittel zur Liisung von Verderbnissen ist, wie sich von selbst versteht, die exakte Interpretation des gesamten Text- zusammenhangs. Damit kann in vielen Fallen ohne weiteres erschlossen werden, was in einer Korruptel inhaltlich stehen mu& Dieses Verfahren wird erleichtert durch eine Erscheinung, die ich die Zwangslaufigkeit des Brahmana-Stils nennen miichte. Wenn es z.B. hei&: ,,er sagte zu ihr: (Korruptel). Darauf tat sie das und das, dann kann man mit allerg,riiBter Wahrscheinlichkeit erschlieBen, da13 in der Korruptel die Aufforderung steckt: ,,tu das und das, und zwar mit ziemlich genau denselben Worten (s. unten zu II 263 Z. 3, III 246 Z. 8). Zu der Zwangslauhgkeit des Brahmapa-Stils gehijrt such die Erscheinung, daB Satze im selben Kon- text parallel gebaut sind und sich oft nur durch den Austausch eines Wortes voneinander unterscheiden (s. unten zu I 249). Hat man nun fest- gestellt, was in der betreffenden Korruptel inhaltlich etwa stehen mu& dann braucht man unter Zuhilfenahme des im Textzusammenhang vor- kommenden Wortschatzes lediglich den betreffenden Ausdruck oder Satz zu rekonstruieren und mit den handschriftlichen Lesungen in Einklang zu bringen. Die Varianten selbst mtissen nattirlich ebenfalls kritisch aus- gewertet werden. Es ist doch z.B. selbstverstandlich, da13 bei Vorliegen von zerebralem n ein r oder s vorausgehen mul3 und daD von solchen markanten Punkten aus die Autlijsung der Korruptel in Angriff zu nehmen ist, s. unten zu I 249, III 319.

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    Ein weiteres Hilfsmittel zur Herstellung des ursprfinglichen Wortlauts sind die oft Wort fiir Wort iibereinstimmenden Parallelstellen in anderen Brfihma.na-Texten. Sie aufzufinden gehSrt zu den pflichtgem~i/3en Auf- gaben eines Brfihma.na-Philologen, wie uns Caland und Oertel in all ihren Arbeiten gezeigt haben. Diese oft recht mfihselige Arbeit, jetzt dutch Vigva-Bandhu S~tstri's Vedic Word Concordance sehr erleichtert, ist unentbehrlich in jedem Fall, der auch nur die geringste inhaltliche oder sprachliche Schwierigkeit bietet, s. unten zu 1 251, III 319 usw.

    Die Voraussetzung flit ein solches textkritisches Verfahren ist allerdings nicht nur die Oberzeugung, dag die Sprache des JB. korrektes Vedisch ist und nicht irgendein Kauderwelsch, sondern auch, dab jeder Satz auch im JB. einen Sinn haben muB. Dieser Oberzeugung scheinen die Heraus- geber nicht gewesen zu sein. Sie haben nicht nur zahlreiche grammatische UnmSglichkeiten in ihrem Text ohne jede Bemerkung stehen lassen, sondern auch einzelne S~itze und ganze Abschnitte nicht verstanden, weil sie sich offensichtlich um ein Verstiindnis ga~ nicht bemiiht haben. Ja, sie haben sogar richtig iiberlieferte Siitze mil3verstanden und falsch ediert, s. unten zu II 263 Z. 10, III 8.

    Die textkritische Problematik beim JB. liegt nach dem Gesagten in der Herstellung des urspriinglichen Wortlauts aufgrund von fehlerhaften Handschriften. Damit ist die Situation grunds~itzlich anders als bei den meisten anderen vedischen Texten, deren Handschriften im allgemeinen reeht gut sind und eine einheitliche ~berlieferung bieten, selbst wenn offensichtliehe Fehler vorliegen (z.B. AB. VI 1, 4 nahyus statt nehus). In solehen FNlen ist dann zu prtifen, ob die Verderbnis wirklich erst der schriftliehen Oberlieferung angeh6rt, oder nicht vielmehr schon der miindlichen Texttradition, well dann n~imlich das Zustandekommen des Fehlers nicht yon der Sehreibung her, sondern vom Lautbild her erkliirt werden mul3. 3 Dies ist insbesondere bei den rituellen Mantras der Fall. So steht z.B. anstelle von VS. XXXVIII 12 dgvind; gharmdrh patarh hdrdvanam dhardivdbhir atibhi.h ,,A~vins, trinkt den herzhaften Gharma mit tagt~iglichen Labungen" in MS. IV 9, 9:129,6 gharmdm dpdtam agvfna vdhad divydbhir fitibhi.h. Es ist offensiehtlieh, dab der MS.-Mantra aus einem ursprtinglichen (nicht bezeugten) gharmdm apatam agvinav, dhardivdbhir fitibhi.h infolge eines akustischen MiBverst~tndnisses verderbt ist, und zwar ist der tiefere Grund fiir dieses MiBverstiindnis darin zu suehen, dab das hypostatisehe Dvandva-Adjektiv dhardivd- singul~ir und

    8 Akustische Fehler k~rmen allerdings auch bei der schriftlichen Aufzeiclmung durch Vorsprechen oder Diktieren zustandekommen.

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    auch seiner Bildung nach ungew6hnlich ist. Der erste Schritt bei dieser Verderbnis (agvinav dhar zu advina vdhar) hat die Bildung einer Pseudo- Verbalform vdhad nach sich gezogen und dann schliel31ich die Umge- staltung des nunmehr isoliert stehenden -divdbhir zu einem normalen divydbhir (,,mit himmlischen"), wobei man dem Ganzen etwa den Sinn unterschoben hat: ,,fahrend (er f~ihrt, er soil fahren) mit himmlischen Labungen". Vom philologischen Standpunkt aus ist der MS.-Mantra sekundiir und fehlerhaft, so dab z.B. aus der Kunstform vdhad keinerlei Schliisse ftir Grammatik und Syntax gezogen werden dtirfen, im Sinne der MS.-Oberlieferung abet ist der Mantra in der vorliegenden Form authen- tisch, d.h. er mug so im Text belassen werden. Vgl. auch meine Bemer- kung Mtinchener Studien zur Sprachwissenschaft 2 (Nachdruck) p. 122 ~.

    Bei den Mantras des JB. handelt es sich zun~ichst einmal um die Feststellung des eigenst~indigen Wortlautes. So muff II 258 Z. 4 start praj~ndrh dacist.h~m ~ vratam anugesam mit Handschrift G. dv.rtam gelesen werden, well unmittelbar darauf im Prosa-Text folgt: e.sd ha vai Aaci.s- t.hdv.rdyad asav aditya.h,,dieser m~ichtigste Weg (avrt-) ist die Sonne dort". Das handschriftfiche avratam zeigt also lediglich eine der h~iufigen Vertauschungen von .rund ra, die iibrigens bei Lokesh Chandra, Gava- mayana, p. XVI, ausdriicklich genannt wird. Das (~) vratam der Ausgabe scheint nun allerdings durch vratam in der Parallele PB. XXI 3,7 gestiitzt zu werden: dabali prajdndrh daci.st.hd vratam anuge.sam ,,m6chte ich als m~tchtigstes der Gesch6pfe dem Gebote folgen". Doch ist diese Lesung lediglich eine akustische Variante, die f'tir das PB. als authentisch be- trachtet werden muB, da sie .~p~S. XXII 17,10 weiterhin in (davi.st.ha) vrajam ,,verdeutlicht" wurde. Die ursprtingliche Form dieses Mantra dtirfte wohl (mit Hiat) gelautet haben: prajanati~ daci.st.ha dv.rtam anuge- .sam ,,mtichte ich als m~ichtigstes der Gesch6pfe dem Wege (dem Sonnen- laufe) folgen". Im JB. wurde der Hiat durch daci.st.hdm dv.rtam (,,mtichte ich dem m~ichtigsten Weg der Gesch6pfe folgen") beseitigt, im PB. aber wurde kontrahiertes *saci.st.hav.rtam zu daci.st.hd vratam umgedeutet, wobei die semantische Bertihrung von avrt- ,,Pdtualhandlung" mit vrata- ,,Observanz" (vgl. Minard, Trois dnigmes, II, p. 111) eine Rolle spielte.

    Bei der Unzahl von textkritischen Problemen, vor die das JB. die Her- ausgeber gestellt hat, wird man viele M~ingel der vorliegenden Erstansgabe gerechterweise mit Nachsicht betrachten miissen. Wenn es mir auch nicht recht verst~indlich ist, so kann es doch vorkommen, dab man vergil3t, die beiden Verse in III 255 schon einmal in II 398 textkritisch behandelt zu haben, und dab man deshalb an beiden Stellen einen anderen Text bietet. V/511ig unverst~indlich aber ist mir, warum die Herausgeber die

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    bereits erschienene Literatur tiber ihren Text nicht oder nut ungentigend verwertet haben. In ihrem Aufsatz ,,Studies in Jaiminiya Brahma.na (Book I)", der im selben Jahr (1955) nicht nur in Acta Orientalia, 22, p. 54-74, sondern auch in Studia Indologica. Festschrift ff~ WillibaM Kirfel, p. 255-276 (mit unwesentlichen ~iuBerlichen Verschiedenheiten) publiziert wurde, ist zwar die Literatur zum I. Buch gesammelt, aber die Herausgeber haben offensichtlich die Aufs~itze Oertels nicht oder nicht griindlich gelesen, geschweige denn verwertet, s. unten zu I 126, I 185, II 398 Z. 13. Nicht einmal Calands grundlegende Arbeit Over en uit het Jaimin~ya-Brahman. a (Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Aka. demie van Wetenschappen, Afd. Letterk., Amsterdam, 1915, p. 1-106) ist gebfihrend bentitzt worden (s. unten zu I 345, II 110), ebensowenig Calands Obersetzung des Paficavifia~a-Br~hma.na (Calcutta, 1931), in der immer wieder auf das JB. verwiesen ist. In den Anmerkungen zu seiner Sonderausgabe des Gav~tmayana (II 1-80) zeigt Lokesh Chandra allerdings, dab er durchaus die arbeitsm~iBigen Erfordernisse kennt, aber es wird eben nur in diesem TeilstiJck eine Edition geboten, die man mit Recht eine kritische nennen daft, doch s. unten zu II 52; 73. Was sonst gelegentlich an Erkl~irungen in den Notch geboten wird, empfinde ich als peinlich. So wird z.B. II 92 dokumentiert, dab man an die Edition eines vedischen Textes gegangen ist, ohne das Adverb satrd zu kennen, II 300 (durch die Note evarh kodayo.h ,,so in den zwei Handschriften"), dab par~n.ad, der regul~ire Nom. Sing. yon parf.nah-, als besonders bemerkens- wert erschienen War. Der Gipfel der Naivit~it aber ist es, den Leser eines Br~hman.a-Textes dariiber zu belehren, dab evedam III 357 in eva + ~dam aufzul6sen ist.

    Im Folgenden habe ich einen Teil der Notizen ausgearbeitet, die ich mir bei der gelegentlichen Lekttire, nicht etwa bei einer systematischen Durcharbeitung des JB. machte. Dabei beschranke ich mich vor allem auf diejenigen, die mir aus irgendeinem sachlichen oder sprachlichen Grund interessant erscheinen. Kleinigkeiten (z.B. fehlender oder falsch gesetzter Avagraha) und offensichtliche Druckfehler (z.B. I 220 Z. 7 avidant statt avindat, I 254 Z. 18 parovarisyor statt parovar~yasyor) sind nicht erw~ihnt. Start der bloBen Berichtigung lege ich meist die Beweis- ffihrung vor, damit ein Urteil fiber die angewendete Methode und den Grad der Sicherheit bei jeder einzelnen Textverbesserung m6glich ist.

    I 19 (Z. 1) - manasd vai vacarh p.rktath duhre, vatsena vai mdtararh p.rktarh duhre.

    Die Hss. bieten statt des konjizierten p.rktath das erste Mal nur prattarh,

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    das zweite Mal pratdrh, prattarh,prak.rtarh. Die Hg. wissen leider erst von I 173 an, waspratta- heiBt. In der Note zu 1 173 geben sie niimlich Acta Or., 22 (1955), p. 64 (= Festschrift Kirfel, p. 264) die von Caland l~ingst fest- gestellte Bedeutung (etwa ,,angesaugt", gesagt von einer Kuh, deren Milch durch das Kalb zum FlieBen gebracht ist). Obwohl die Hg. Calands Note zu PB. XIII 9, 17 (PB. transl., Calcutta, 1931, p. 336), in der gerade unser Satz (I 19) als Beispiel gegeben ist, zitieren, haben sie den Text bier nicht richtiggestellt. Das Wort mit Calands Bedeutungsansatz ist iibrigens in Renous Index v~dique angegeben, der in dem von Raghu Vira herausgegebenen Journal of Vedic Studies, I, bereits 1934 erschienen ist.

    I 61 (Z. 5) - upa ha tam. . . So auch Oertel, JAOS, 23, p. 342, obwohl alle Hss. upaha haben. Es liegt aber kein Grund vor, warum hier nicht die Partikel aha stehen sollte, yon der Delbriick, Altind. Syntax, p. 520 sagt: ,,Gew6hnlich steht 6ha in Prosa in einem ersten Satz, zu welchem der zweite in einem Erg~inzungsverh~tltnis, meist in einem leisen Gegensatz steht." Auf die Partikel u im zweiten Satz wird von Delbriick ausdriicklich hingewiesen; und bier folgt: upo (upa u) tam. . .

    I 125 (Z. 3) - te.sarh ha trig~r.sagandharvo vijayasyavet, sa hai.sasa, tasya hapsv antar naunagarath pariplavam asa. ,j0ber deren Entscheidungssieg wuBte der Gandharve Tri~ir.san Bescheid. Er war . . . Ihm war mitten im Wasser eine herumschwimmende Schiffsburg."

    Oertel, der die Legende von Uganas K~tvya (JB. I 125-127) in JAOS, 28 (1907), p. 81 ft. herausgegeben, iibersetzt und ausf'tihrlich kommentiert hat, liest richtig: trigir.sa gandharvo, wie sich auch aus der Wiederholung der Namensform trigir.sa im unmittelbar folgenden Satz ergibt. Die rich- tige Lesung fiir das unverstiindliche sa hai.sdsa ist, da der Phantasie allzu weiter Spielraum bleibt, aus den Hs.-Varianten allein nicht auszumachen: he.st.aryur~sa (Y.), ai.sasa (R.), he.sasa (V..S.), bei Oertel e.sasa (A.), he.st.u- rasa (B.), ho.sturasa (C.). Aus dem Folgenden geht hervor, dab sich aufder Schiffsburg auch die Frau des Gandharven befindet, und Caland, Over en uit het JB., p. 96, Anm. 318, hat aufmerksam gemacht, dab hier dasselbe Eifersuchtsmotiv vorliegt wie JB. III 197, wo Asita Dh~tmnya einen Palast im Luftraum hat, um seine Tochter zu bewachen: atha hasito dhamnya ~r.syur asa. tasya h~ntarik.se pr~s~da ~sa. Aus dieser Parallele (vgl. bes. den zweiten Satz) geht hervor, dab statt sahai.sasa zu lesen ist sa her.syur asa,,er war eifersiichtig", was sich mit geniigender Deutlichkeit nun auch in den Varianten (Y., B., C.) erkennen l~iBt. Den Hinweis auf Calands Anmerkung verdanke ich den Hg., Acta Or., 22, p. 61 (---- Festschrift Kirfel, p. 262). [S. Korrektur-Nachtrag, p. 36.]

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    I 126 (Z. 9) -ya ima virocanasya prahlade.h kamadughas tabhir atitabhirha pratvitvera praduduvatu.h.

    Die Hg. haben die auf besseren Hss. beruhende evident richtige Text- gestaltung Oertels, dAOS, 28 (1907), p. 83, entweder nieht gekalmt oder nicht beniitzt, beides in gleicher Weise unverst~ndlich. Oertel liest: ya ima virocanasya prahlade.h kamadughas tdbhir iti. tabhir ha pra tv [SV. II 27] ity eva pradudruvatu.h. ,,Welche die wunschgewiihrenden (Verse) des Virocana Prfihl~di sing mit diesen (als Antwort auf die Frage des U~anas K~vya: kena mopamantrayase ,womit wirbst du reich an?'). Mit diesen (Versen, deren Anfangsworte) pra tu (sinG) liefen sie beide vorw~irts."

    Die wichtige Erkenntnis Oertels, dab pra tu Pratika yon RV. IX 87, 1-3 bzw. SV. II 27-29 ist (vgl. a.a.O., p. 863), schlieBt auch die M6glich- keit aus, praduduvatuh. (so aueh zwei yon Oertels Hss.) statt pradudruva- tu.h als lectio difficilior beibehalten und darin etwa eine Form yon du ,,gatau" (vgl. v. Schroeder, WZKM, 13, p. 119 ft., 297 f.) bzw. von d~ in d~rd-, d~ttd- finden zu wollen, denn die Anfangsworte yon RV. IX 87, 1 lauten prd t~ drava ,,lauf doch vorw~rts", was iibrigens in der Variante pratudravatus (fiir pradudruvatus) seinen Niederschlag gefunden hat.

    Z. 11 lies yatha nay ete nanvagacchan ,,damit diese uns nicht nach- kommen" statt etenanvagaechan.

    I 145 (Z. 6) - sa vahatoruhainai veda ya evarh veda. Neben dieser Lesung (Y.) werden notiert: havahatoahaine (R.), vahato-

    trihaine (L., Caland -trahaine), vahatok.rhainai (V., .S.), hatorfthaine (6.). Caland, Ausw., p. 46, gibt savahata (so statt Druckfehler sarvahatfO

    ahaine als ,,ganz unsichere Vermutung", die abet dem Zusammenhang nach das Richtige trifft und nut einer kleinen Korrektur (u ha statt aha) bedarf: savahatft u haine veda ya evarh veda ,,mit einer Hochzeitszeremonie (vahatu-) versehen (Akk. Du. fern.) aber weiB sie, wer so weiB". Da u ha (wie iibrigens auch aha) an zweiter Stelle im Satz steht, muB das Voraus- gehende ein Wort sein (savahatfO. Das korrelative sa fehlt hier wie z.B. AB. III 19, 16 ajarasarh ha (!) cak.su.sman bhavati ya evarh veda. Die Re- konstruktion zeigt, worin der AnlaB ftir die Korruptel zu suchen ist: die Schreiber waren der Rarit~tt, dab auf Prag.rhya-a die Partikel u folgt, nicht gewaehsen.

    I 184 (Z. 1) - aptyan sate nayato 'ran.yepipasavindat. Den Hg. ist sate nayato ebenso unklar geblieben wie Oertel, JAOS,

    18, p. 19, und Ghosh, Fragm. p. 20 f., der satarh vermutet. Es ist satena yato zu lesen: ,,Die mit ihrem Erwerb (satena) dahingehenden (yant-)

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    .~ptyas befiel in einer Wildnis Durst". Mit sdta- ,,das Erworbene ''4 ist der Priesterlohn gemeint, der gew/Shnlich aus Kfihen besteht. So ent- spricht dem sdtena yant- sowohl inhaltlich wie grammatisch (i ,,gehen" mit soziativem Instrumental) das folgende gobhi.h praitam ,,sie (nl. Ekata und Dvita, die ihren Bruder Trita in einem Brunnen umkommen lassen wollten) gingen mit den Kiihen weiter". [S. Korr.-Nachtr. p. 36.]

    I 185 - Die Hg. haben Oertels Edition dieses Abschnitts (JAOS, 19, p. 123 f.) nicht verwertet, obwohl sie Acta Or., 22, p. 64 darauf verweisen. Die von Oertel beniitzten Hss. sind hier z.T. er~eblich besser und erm6g- lichen die Herstellung des urspriinglichen Wortlautes. Der Anfang des Abschnittes lautet in Ubersetzung: ,,Das Traikakubha-S~man verwende einer, der Speise wtinscht. Indra lieferte die Yatis den Sfdftv.rkas aus. Von diesen, als sie gefressen wurden, blieben drei Knaben iibrig, Rayov~tja, PrthurMmi und Brhadgiri. Sie priesen Indra. Er sagte zu ihnen: Welchen Wunsch habend preist ihr reich, 5 Knaben? Zieh uns auf (bibh.rhi, das gleichzeitig heiBt: ,,trage uns"), Maghavan, sagten sie. Er warf sie sich zwischen die Schultern. Diese drei Hticker hingen an ihm (td asya tisra.h kakubho 'lambanta). Diese Welten, die beisammen waren, gingen drei- fach auseinander ( tredhd vydyan)". Darauffolgt Z. 5: tarhs te sdnnddyam anuvyaino u/e.sarh trayan, drh lokd- ndrh tisra.h kakubho 'nnddyam avalambata. Dafiir liest Oertel aufgrund seiner Hss. : tdrhs tredhdnnddyam anuvyait, ta u e.sdrh trayan, drh lokdndrh tisra.h kakubho ' nnadyam alambanta. "Diesen (drei Welten) gem~iB (anu) ging die Speise dreifach auseinander. Die drei Gipfel (kakubha.h) dieser drei Welten hingen als Speise da."

    Der einzige AnstoB liegt m.E. in ta u, wofiir ich td u erwarte. Wenn ich die Note der Hg. zu anuvyaino: ,,? evarh koge.su (Y.R.-ta)" richtig aus- deute, dann lesen Y.R. anuvyaita u, d.h. das erwartete anuvyait td u.

    (Z. 6:) sa aik.satai.sdrh ted vai tray&nd~h lokdndth tisra.h kakubho " nnddyam avdrundhate nemas tisra.h kakubho ' vahareyeti.

    Oertel: sa aik.satai.sdth eed vai traya.ndrh lokdndrh tisra.h kakubho 'nnadyam avarundh~ya tenemas tisra.h kakubho 'pahareyeti. ,,Er dachte: wenn ich mir die drei Gipfel (kakubha.h) dieser drei Welten als Speise aneignete, wiirde ich damit diese (meine) drei H6cker (kakubha.h wegbringen."

    (Z. 7:) sa etat samdpa~yat, tendstuta, tenai.sarh traydn, arh lokandrh

    4 Vgl. JB. HI 139 asdtarh ndv idarh sdtarh sydd ,,m6ge dieses Erworbene uns zu Nicht- erworbenem werden". Zur sachlichen Erkl/irung vgl. Sieg, Sagenstoffe, p. 62 f. 5 ma ,,reich" bei Oertel fehlt in JB.-Ed.

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    tisra.h kakubho 'nnSdyam 'vSrundhata. tenemds tisra.h kakubho 'vSharata. Oertel liest ebenfalls avSrundhata, allerdings ohne den absurden Avagraha. In Entsprechung zu dem vorausgehenden avarundh~ya ist hier abet eine 3. Sing. Impf. zu erwarten, also avSrundha (-~ avSrunddha), avSrundhata verdankt seinen Ausgang wohl dem folgenden apaharata, wie mit Oertel statt avSharata zu lesen ist, vgl. oben apahareya statt avahareya. Die Obersetzung lautet dann: ,,Er erschaute dieses S~man (nl. das Traika- kubha). Damit pries er. Damit eignete er sieh diese drei Gipfel (kakubha.h) dieser drei Welten als Speise an. Damit braehte er diese (seine) drei H6cker (kakubha.h) weg."

    (Z. 9 :) tad yad ete.sSm traySgdrh lokSnarh tisra.h kakubho "nnddyam avdrundhata tat traikakubhasya traikakubhatvam.

    Statt ete.s~rh (ohne Variante) Oertel e.sdrh (ohne Variante). Die Ober- setzung mug offensiehtlich lauten: ,,Deshalb weil er sich die drei Gipfel dieser drei Welten als Speise aneignete, ist das die Traikakubhaheit des Traikakubha." Dann steht hier wiederum fehlerhaft avSrundhata statt av~rundha. Nach Oertels Ausgabe ist aber das folgende tat erg~inzt. Seine Hss. haben also: avSrundhatatraikakubhasya, d.h. die regelreehte Sehreibung fiir normalisiertes avSrunddha tat traikakubhasya.

    I 187 (Z. 9) - subh.rtarh v8 imd.h praj8 abhflr~am i t i . . , subh.rtSth prajdrh bibharti.

    Caland, Ausw., p. 76, sehreibt beide Male subh.rtarh (eine Hs. an der zweiten Stelle: -tSm). Wackernagel, BSOS, 8, p. 823 (= Kleine Schriften, I, p. 405), hat die Emendation zu kongruierendem subh.rtd(.h) bzw. subh.rt(zrh erwogen, aber wegen anderweitig vorkommenden erstarrten Ausgangs -am wieder zuriickgestellt. Die Einsetzung der kongruierenden Formen scheint mir jetzt fiir das JB. gefordert, da sich aueh an der ersten Stelle als Variante -tS.h findet. Entspreehend wird man aueh PB. VIII 8,16 subh.rtam in subh.rta.h und BaudhSS. VII 6 (208,8) susambh.rtam in susambh.rtSm ~indern diJrfen, da die Oberlieferung auch dieser Texte nieht einwandfrei ist.

    1 249 (Z. 6) - tasya haradvemn, etmikeva can(ldSsti. Die Hg. versehen in einer Note das einhellig iJberlieferte canSddsti mit

    einem Fragezeichen. Dasselbe canSdasti steht aber sechs Zeilen vorher ohne Fragezeichen, wohl deshalb, weil Caland diesen Abschnitt (I 248) iibersetzt hat (Ausw., p. 96 f.): tasya na bh~ty alpikeva canSddsti ,,fiir ihn gibt es auch nicht die geringste Hoffnung auf Wohlfahrt". Caland bemerkt, dab bhf~ty (yon den Hg. nieht mit Fragezeichen versehen!) verdorben sein miisse, und vermutet bh~ter. Jedenfalls miissen beide S~itze,

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BR-~HMANA 11

    die tasya . . . candgdsti gemeinsam haben, in ParaUele gesetzt werden. Neben haradvemn, etmikeva (S.) bieten die Hss. : nadvemn, oplikeva (Y.), haradye mn. etyikeva (R.), nagnednemdplikeva (L.). Nach Acta Or., 22, p. 68, stehen in Whitneys Abschrift (1.) hara ~yemn. etmike vacand~dsti und (2.) nagnes..nemSlpike vacan~d~sti (nach Festschrift Kirfel, p. 269 vacan a~asti). Es ist unschwer zu sehen, dab hier dasselbe alpikeva wie im Paral- lelsatz vorliegt (Y., L., Whitney 2). Auch das yon cana geforderte na (ha - cana ,,nicht einmal") ist vorhanden (Y., L., Whitney 2). Ferner deutet das in fast allen Varianten vorkommende zerebrale .n darauf hin, dab im selben Wort ein r oder .s vorhergehen mull Mit geringfiigiger ~nderung von Y. ergibt sich also: tasya na dremn, o 'lpikeva canddasti ,,Ftir ihn gibt es aueh nicht die geringste Hoffnung auf Vorrang (dreman.-)". ~rem.no steht hier also anstelle von bh~ty des Parallelsatzes. DaB diese durch Satzanalyse und kritische Auswertung der Varianten gewonnene Kon- jektur richtig ist, beweist MS. IV 7,6 (101,7), wo dieselben W6rter als Asyndeton nebeneinanderstehen: bh~tyai ~remn. d ,,fiir Wohlfahrt und Vorrang". Damit ergibt sich auch die Erkl~irung fiir die Korruptel bh~ty. Es ist nicht bhftter (Caland), sondern bhfttyd (d.h. Gen. bhfttyd.h) alpikeva statt bhgtyalpikeva zu lesen, zur Verschreibung s. unten zu III 221. Wie z.B. SB. II 1, 3, 4 n~m.rtatvdsyai~sti ,,nicht ist Hoffnung auf Nicht- Sterben" zeigt, wird aid- in der vedischen Prosa mit dem Genetiv ver- bunden

    1 251 (Z. 13) - dada hastyahgulayo da~a padya atmaikavirhda.h.,,Zehn sind die Finger der H~inde, zehn (die Zehen) der FiiBe, der Atman ist der ein- undzwanzigste". Aueh ohne Kenntnis von gleichlautenden Parallel- stellen wie AB. I 19,11 oder dem richtig edierten JB. III 319 (Z. 5) ergibt schon die Satzgliederung, dab hier hastya aitgulaya.h zu lesen ist und dab auch im Vorausgehenden hastya ahgulaya.h (2real) und padya ahgulaya.h (2 real) jedesmal zwei Warter sind, zur Verschreibung s. unten zu III 221.

    I 285 (Z. 7) - upacarasarh vavedam ad.rn, ma yad ayam iyatkumarako abhivedayata iti

    Statt des unverst~indlichen upacarasam, von Caland, Ausw., p. 111, nicht tibersetzt, ist upajarasam ,,gegen das Alter zu, im Alter" zu lesen: ,,Ira Alter fiirwahr harten wit das, was so ein Kn~tblein 6 hier kundtut."

    Der Avyayibh~va upajarasam (vgl. AB. SB. JB. I 289 djarasdm ,,bis zum Alter", RV. ajarasdya dss. : jards-) hat seine n~ichste Entsprechung

    6 Zu sonst nicht belegtem iyatkumdraka- vgl. iyatpriya- ,,so lieb" 1271, iyadvirydvant- ,,so kraftvoll" II 153, iyadb.rhant- ,,so hoch" III 183.

  • 12 KARL HOFFMANN

    in upavyu.sdm ,,gegen Tagesanbruch" (TB. I 1, 9, 9; 5, 2, 1 ; PB. XXI 3, 5). ~ Das bei dem Grammatiker Vopadeva VI 62 genannte upajarasam beruht wohl kaum auf lebendiger Tradition. Es kann aufgrund yon P~.n. V 4, 107 (avyay~bh~ve ~aratprabh.rtibhya.h) neugebildet sein, da im Gan.a garat auch jaras- aufgefiihrt ist.

    1 289 ajarasam (Z. 3 und Z. 4) ist ajarasam zu schreiben, wie der Akzent yon ~B. ajarasdm beweist. Zum Typus vgl. Wackernagel, Kleine Schriften, p. 339, und oben zu I 285.

    1 300 (Z. 13) - yatha pum6rhso va saha gayatarh striyau va. Abgesehen yon dem Druckfehler (?) pumarhso start pumarhsau kann

    gayatarh (ohne Note) nicht richtig sein. Die 3. Du. Ind. Pras. von ~ lautet ~dyate (KS., SB. IV 5, 7, 5), der entsprechende Optativ, der im yatha-Satz Niufiger ist, gay~yatam (GobhGS. 1 6, 5): ,,als ob zwei Manner oder zwei Frauen zusammenl~igen". Eine Fehlschreibung dieser Form findet sich auch JB. II 188: yatha pitarau putran abhita.h parigayyat6m, s. Oertel, JVS, 2, p. 171. Einen sprachlichen Lautwandel yon -yiy- zu -yy- (-y-) wird man kaum annehmen diJrfen.

    I 345 (Z. 12) - trir apasalair marjal~yarh paryapayanti. Aus der Note ko~es.u avasala (-li, l~ va) ,,in den Hss. avasala (oder

    -li,-lO" geht hervor, dab die Form apasalair ,nach finks' konjiziert ist. Die Hg. haben dabei offensichtlich fibersehen, dag sie 1 49 (Z. 1) apasal~rh edierten mit der Note ,,? R.S. avasal~ anyatra apasal~". Oertels Hss. (JAOS, 19, p. 111) haben hier apasalarh A., -Era B. C. Caland, Over en uit het JB., p. 24, will an beiden Stellen apasal~ lesen, da seine Hss. I 345 nur avasal~ haben. Der auslautende Nasal abet scheint mir dutch Oertels Hss. ffir I 49 gesichert, in I 345 kann seine Bezeichnung wegen des fol- genden m- unterblieben sein. Damit erhalten wir AnschluB an Adverbial- bildungen wie sddhr~m, t~.sn, fm, taddn~m, iddn~m. SB. hat dafiir, ~Sfters be- zeugt, apasalavl ,,nach finks" (prasalavl ,,nach rechts"), die SOtras apasalavi, apasalam und apasalai.h, das aber jedenfalls nicht im JB. zu lesen ist. Ob KB. X 3 prasavi als Korruptel fiir prasalavf ,,nach rechts" oder fiir prasavyam ,,nach finks" (~tfikh~S. XIII 11, 4) zu beurteilen ist. lasse ich dahingestellt, vgl. KB. X 2 (!)prasavya- ,,nach finks gewendet",

    Da p und v in den JB.-Hss. h~tufig vertauscht sind, stellt sich die Frage, ob statt des anscheinend singul~iren paryapayanti nicht das sonst vor-

    Zu Lokativ upavyus.e (V~dhS., Caland, Acta Or., 2, p. 159) vgl. updmMe gBK. gegeniiber upamftldm gBM. (MS. I 10, 17; KS. XXXVI 12), doch s. Caland, ,~BK., Introd., 19. 67.

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BR.X~IMANA 13

    kommende pari-ava-i einzusetzen ist. Die Parallelstellen haben hier abel soweit mir zugiinglich, nur pari-i ,,herumgehen" (PB. IX 8, 9 trir mdrja- liyathpariyanti; KS. XXXIV 2: 37, 5, TB. I 4, 6, 6 mSrjdlfyathpdriyad; SfifikhSS. XIII 11, 4 trio prasavyarh marjal~yarhpariyanti; AgvSS. VI 10 tri.h prasavyam dyatanath par~tya paryupavi~anti, vgl. Caland zu PB. IX 8 und zu ,~pSS. XIV 22, 1.2). Da pari-ava-i, wenn ich recht sehe, immer bedeutet ,,ira Bogen auf etwas zugehen", paBt es an unserer JB.- Stelle schlecht. So wird man an paryapayanti festhalten miissen, dessen apa wohl unter dem Einflul3 yon apasal?m die Nuance des ,,nach links Gehens" zum Ausdruck bringt: ,,dreimal gehen sie nach links um die Mfirjfiliya-Hiitte herum". [S. Korrektur-Nachtrag p. 36.]

    II 52 (Z. 9) - pur~ sftry~candramasa~ ca p~rve. Die Hg. kennen, wie aus Lokesh Chandras Note, Gavam., p. 78, her-

    vorgeht, zwar Oertels Lesung sftry6c candramasad ca (Ved. Conc., p. 726: ya .rtava), setzen sie aber nicht in den Text, obwohl ca ihre Richtigkeit beweist und ein (auch der Endung nach unwahrscheinliches) Dvandva ausschliegt.

    II 73 (Z. 11) - traya.h panth~nas sukrta devaydn~ ak.sayya.h padyakmyad ca. Dieser Vers, der auch in dem vorausgehenden Prosa-Text (Z. 8) verbaut

    ist, lautet richtig: traya.h panthanas suk.rta devay6na ak.sarya.h padya .rkmya~ ca. ,,Drei sind die wohlbereiteten Pfade, die zu den G6ttern ftihren: der aus Silben (aks.ara-) bestehende, der aus Versvierteln (pad- = pada-) bestehende und der aus .Rc-Versen bestehende".

    Fiir padya .rkmyad bedarf es keiner Konjektur, denn so steht in der besten Hs. (K.). Die Lesung ak.sarya.h ftir ak.sayya.h wird durch den Inhalt des ganzen Abschnitts nahegelegt, der von den ak.sara- handelt, und auBerdem durch den folgenden Vers (Z. 13) bestiitigt: ak.sarada.h paccho 'mrtarh lihana.h ,,silbenweise, versviertelweise das Amrta leckend", also mit derselben Folge von ak.sara- undpad- wie in ak.sarya- undpadya-. Sachlich vergleicht sich ferner PB. VIII 5, 7 padyaya vai deva.h svargarh lokam ayann ak.saryayd .r.sayo 'nuprdj~nan. yad ete padyd c~k.saryd ca virgtjau bhavata.h svargasya lokasya praj~atyai ,,Mit Hilfe der Versviertel- Virfij gingen die G6tter zur Himmelswelt, mit Hilfe der Silben-Virfij fanden die Seher hinterher den Weg. DaB die Versviertel-Vir~tj und die Silben-Virgj angewendet werden, dient zttm Auffinden (des Weges) zur Himmelswelt", vgl. Caland, PB. transL, p. 173 f., fernerpadya-, ak.sarya- PB. XII 11, 22.

    .rkmya- ist in dieser Laufform sonst unbelegt. Das durch den Hand- schriftenbefund gesicherte -k- verdeutlicht den AnschluB an .rc- (.rk).

  • 14 KARL HOFFMANN

    Die Bedeutung ,,aus .Rc-Versen bestehend" zeigt (gmiya- TS. VI 6, 2, 1 ((gmya- MS. IV 8, 4) gegeniiber dem auch im Akzent abweichenden RV. rgmiya- (.rgmiyd- I 62, 1) ,,preiswiirdig".

    II 74 (Z. 2) - tapasa karma kavayo 'nugatya ahnaya m.rtyum ati medhay~yan

    Die Hss. haben offensichtlich 'nugatyahnaya bzw. 'nugatyanhaya, worin in Ved. Conc., p. 1050 (suvar ayan), zu Unrecht anuhaya vermutet wird. Die von den Hg. gegebene Sandhi-Aufl6sung wird von Lokesh Chandra, Gav~m., p. 99, mit dem Hinweis auf SB. VI 6, 4, 3 ahndya ,,for a succession of days" (Eggeling) begrtindet. Obwohl die Sandhi- Aufl6sung m. E. zurecht besteht, kann die angegebene Bedeutung von ahnaya nicht richtig sein: "Nachdem die Seher mit Askese das Werk vollendet batten, gingen sie ahnaya durch ihre Weisheit fiber den Tod hinweg". DaB die Seher nur ffir eine Reihe von Tagen den Tod tiber- winden, kann nicht gemeint sein. Auch im SB. ist dieser Bedeutungs- ansatz trotz Eggeling unpassend. ~B. VI 6, 4, 1.2 wird gesagt, dab der Priester durch gewisse Kulthandlungen ,,ftir die Nacht bzw. fiir den Tag Unverletzbarkeit und Wohlfahrt zuweist" (1: rdtrya ev&itdm 6ri.st.irh svastlm dgaste ; 2: dhna evditdm 6ri.st.irh svastlm d~aste). In 3 wird dann die SchluBfolgerung gezogen: ahoratr6 rd abhivartamane savhvatsardm ~pnuta.h. sarhvatsard iddrh s6rvam, ahndyaivditdm dri.st.irh svastim ddaste ,,Tag und Nacht in ihrem Ablauf ergeben ein Jahr. Das Jahr ist dieses All. ahndya weist er diese Unverletzlichkeit und Wohlfahrt zu". Die hier ge- gebene Identifikationsreihe (Tag und Nacht -= Jahr =- dieses All) erweist m.E., dab ~hndya keinen begrenzten Zeitabschnitt meinen kann, sondern ,,ffir immer" heil3en muB. In dieser Bedeutung ist ahnaya auch in dem ge- nannten JB. - Vers sinnvoll: ,,Die Seher gingen ffir immer tiber den Tod hinweg". Auch die Bildung des Wortes stimmt zu dieser Bedeutung. Als V.rddhi-Ableitung von dhan- ,,Tag" heigt ahnd- ,,t~iglich", ahndya also eig. ,,ftir das T~igliche". Wenn auch eine kleine ,~nderung von Eggelings Bedeutungsansatz, niimlich in ,,for the (!) succession of days", den rich- tigen Sinn tr~ife, so besteht doch keine Veranlassung, ein Kollektivum ahnd- ,,Reihe yon Tagen" (PW. nach Gan.a khan..dika- zu Prin.. IV 2, 45) anzunehmen, zumal auch die bei Wackernagel-Debrunner, Altind. Gramm., II 2, p. 132 f., angefiihrten Bildungen keine Kollektiva, sondern substantivierte Adjektive sin& So heiBt z.B. pargvd- ,,Seite" urspriinglich ,,das zu den Rippen Geh6rige", ein Kollektivum yon p6r~u- mtiBte ja ,,Brustkorb" oder iihnl, bedeuten. Der Dativus temporis bei 6hndya ,,flit immer" hat seine Entsprechung in RV. apardya ,,ffir die Zukunft" (eig.

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BRAHMANA 15

    ,,ffir das Sp~itere"), MS. sarhvatsardya ,,fiir ein Jahr", LB. rdtryai ,,ftir die Nacht", dhne ,,flit den Tag", vgl. Delbyiick, Altind. Syntax, p. 149, Oertel, Syntaktische A'quimlenz des Genitivs und Ablativs, p. 4 Anm.

    Es liegt nahe, das adverbielle ~hndya ,,flit immer" mit dem ep.-klass. ahn~ya in Verbindung zu setzen, was lautlich ohne weiteres m6glich ist, vgl. Vokalkiirzung vor Doppelkonsonant z.B. bei an. da- ffir red. ~.n.dd-, Wackernagel, KZ, 59, p. 231 (= Kleine Schriften, I, p. 3431). Die Be- deutung allerdings scheint zu widersprechen, da einheimische und mo- derne W6rterbiicher ,,sofort, sogleich" ansetzen. Diese Bedeutung liegt sicher bei Kfilid~tsa (Kum. V 86, Ragh. V 71, Kir. XVI 16) vor. Die drei- malige Verbindung ahn~ya ca cir~ya ca im Mah~bh~rata (XIII 392. 3042. 4903, nach PW. V, Sp. 1086) heiI3t aber eher ,,fiir immer und ewig" als ,,sogleich und flit immer" (es ist jedesmal die Rede vom Gehen in die ,,lichten Welten", also ins Jenseits). Auch Mah~bh. III 1385 ahn~ya narakath gacchet kann als ,,ftir immer soll er zur H611e gehen" verstanden werden, w~ihrend (in dem Versprechen) IV 703 ahn~ya tam sudron, i datarh ni.skan dad6my aham wohl eher ,,sogleich" anzunehmen ist. Der Bedeu- tungsfibergang erklgrt sich wohl daraus, dag ,,fiir immer" zumeist den Sinn hat ,,yon jetzt an ffir immer" und dieses ,,von jetzt an" dominierend geworden ist. s DaB ahnaya jedenfalls ursprfinglich ein auf die Zukunft weisendes Adverb war, daffir scheint mir die dativische Form zu biirgen.

    Aufgrund von Naigh. III 27 (pura.nanamani) wird fiir ahn6ya aueh die Bedeutung ,,ehemals, einst" angegeben. Da eine groge Zahl yon BedeutungsansRtzen im Naigh. naehweislich durch Fehlinterpretation yon bestimmten einzelnen Textstellen zustande gekommen ist, ist es sehr wohl m/Sglieh, dab gerade unser JB.-Vers die Grundlage ffir das MiB- verstandnis abgab. Der Sandhi l~igt eine Aufl6sung in ahnaya (statt ahnaya) zu, und eine Ubersetzung ,,die Seher gingen einst fiber den Tod hinweg" liegt nahe, wenn man SB. ahndya ,,ffir immer" auger Betracht liiBt.

    II 110 (Z. 2) - te svargam lokarh gatvgl s~rdham evdvyavasit~ ~sata / didau prajdn~n~s te akglmayanta [sic!] - dida.h prajgmiy~meli /.

    Aus diAah, prajan~ydma ,,m6chten wir die Himmelsgegenden erkennen" ergibt sich zwangsl~iufig, dab didau praj~n~n~s,,zwei Himmelsgegenden er- kennend" zu ~indern ist in dido 'prajdnands ,,die Himmelsgegenden nicht erkennend", hinter dem auch die Satzgrenze anzunehmen ist: ,,Als (die G6tter) zur Himmelswelt gegangen waren, saBen sie unentschlossen s Nhnlich ist iibrigens wohl auch die Bedeutung yon nhd. so fort gegeniiber fort ,,weiterhin" zustande gekommen (,,yon jetzt an weiterhin"), vgl. Trtibners Deutsches W6rterbueh, VI, p. 391.

  • 16 KARL HOFFMANN

    (avyavasita-) beieinander, da sie die Hirnmelsgegenden nicht erkannten. Sie wiinschten: m~Schten wir die Himmelsgegenden erkennen."

    II 110 (Z. 12) - te.s(trh parigrhitandrh yathd k.sudra matsya ak~yor ak.sy atigfyerann evam eva ye k.sudrah, pagava asus te ati~eru.h.

    Start ak.syor ist m.E. aks.or, d.h. Gen. Sg. yon RV. AV. 6k.su- ,,Netz" zu lesen (ak.sor ak.si ,,Auge, Masche des Netzes"), woriiber an anderer Stelle.

    atigeruh, ist falsch. Der Brfihman.a-StiI erfordert hier eine zum voraus- gehenden atig~yeran geh~Srige Verbalform: yath(t . . , atig~yeran, evam 9 atigeru.h ,,wie (die kleinen Fische) hinausfallen diirften, so fie]en (die kleinen Tiere) hinaus". Bekanntlich wird g~yate yon den indischen Gram- matikern (P~t.n. VII 3, 78) als Pr~isens-Stamm der (aktivisch flektierten) Wurzel fad gelehrt, vgl. Whitney, Roots, p. 170, 173, Debrunner, Nach- triige (p. 6) zu Wackernagel, II 1, p. 16, Z. 28. Es ist also atigeduh, zu lesen, vgl. vydvafagdda und vydvageduh. SB. II 1, 2, 16. Unsere Stelle bietet den bisher klarsten literarischen Beleg fiir die Suppletion yon medialem g~ und akfivischem fad. Die richtige Lesung hat bereits Caland, Over en uit het JB., p. 22, erkannt, der zum Beweis noch auf Baudh~S. XVIII 15: 360, 1 (mir unzug~ngfich) verweist. Die von ihm fiir denkbar gehaltene Lesung atigetu.h scheidet aus, da fat nur als Kausativ (gatayati) belegt ist, vgl. auch Oertel, JVS, 2, p. 169 und Minard, Trois dnigmes, II, w 472 b. [S. Korrektur-Nachtrag p. 36.]

    II 148 (Z. 1) - [email protected] praja as.rjata, tasarh srs.t.anarh n~venvo eva prajgt avidu.h praj@atir no 's.r.st.eti.

    Statt navenvo lies haven no d.h. na aved, na u: ,,Praj~pati erschuf die Gesch~Spfe. Uber sie, als sie erschaffen waren, wul3te er nicht Bescheid, noch wuBten die GeschSpfe: Praj~tpati hat uns erschaffen."

    II 148 (Z. 4) - sa saptadafo 'niruktasu bhavati / yatha ha vai vana kaks.a evarh saptadafo 'niruktasu / sa yatha vanat kak.sat par~tyarbhaved evam evaitabhir d.r.st.avat~bhir dvirbabhftva / yad ddarf i gatuv i t tama ity etasu dt'.st.avat~.sv agni.st.omasglma bhavati / tato vai tarh td avidur asya vai vayarh smo 'yavh vgtsmakam dseti / atho hglbhyo 'nnam eva bhftto dad.rfe / ta enam annakafinLh praja abhyup~vav.rdhu.h / tad yasmad rajanyad vifo 'pakrameyur brahman, ad va sa jatas sa etena yajeta /

    Vom Neutrum vana- ,,Wald" kann in der Brahma .na-Prosa keine Form vana gebildet werden. Der Lokativ in evarh saptadafo 'niruktasu ,,so ist der Saptada~a-Stoma in den anirukta-Versen" legt die Emendation zu vane nahe: yatha ha vai vane kak.sa.h ,,wie im Wald die Bfische".

    Statt yatha vandt kak.sat parrty(trbhaved ist zu tesen yatha vanat kak.san parityavir bhaved ,,wie man aus einem Wald, nachdem man die Biische

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINIYA-BRAHMANA 17

    umgangen hat, sichtbar (drir) werden dtirfte". Damit ist die zu erwartende Numerus-Obereinstimmung bei vane/randt und kaks~.h/kak.sSn hergestellt und zudem ein passender Sinn gewonnen.

    Das im Druck als Mantra gekennzeichnete yad ddardi gaturittama(.h) ist in der Ved. Conc. nicht verzeichnet. Der in Frage kommende Mantra lautet ddardigdturittama.h (RV. VIII 103,1 = SV. 147, I1865), dessen adardi, nicht aber 8dardi zum handschriftlichen Befund stimmt. Dann muB yad zum Prosa-Satz geh6ren: ,,Well (yad) es heil3t (iti) adardi g~tuvittama.h, wird das Agni.stoma-Sfiman auf diese das Wort d.rd enthaltenden Verse angewendet".

    Die Parallelit~it verlangt, statt asya rai rayarh smo 'yarh rdsmSkam 8seti zu lesen asya vai (!) vayarh smo 'yarh vd (!) asmdkam dseti ,,zu ihm fiirwahr geh6ren wir, er fiirwahr hat zu uns geh6rt".

    Der Satz td enam annakddiM.h prajd abhyupSrar.rdhu.h (K. Kh. abhyu- pdvavratudhu.h, G. abhyupdr.rdhu.h) hat im folgenden Abschnitt (II 149 Z. 2) seine Parallele: td enam annakSdinLh prajd abhyupSvartante. Es kann kein Zweifel bestehen, dab das h~ufig bezeugte abhi-upa-~-v.rt (mit ak- tivem Perfekt: SB. abhyupSvavdrta) auch hier vorliegt: abhyupSvar.rtu.h. Das aus den Varianten herausgelesene -var.rdhu.h ist also keine lectio difficilior, sondern einfach falsch.

    Im letzten Satz ist noch sajStds f'fir sajdtSs zu verbessern. Das ausgehobene Textsttick, dessen Verst~indnis dutch den Wechsel

    von erz~ihlenden S~itzen und Ritualerkl~irungen erschwert wird, lautet in Obersetzung: ,,Der Saptadaga-Stoma wird auf anirukta-Verse ange- wendet. Wie fiirwahr in einem Wald die Btische, so ist der Saptada~a- Stoma in den anirukta-Versen. Dieser (Praj~tpati) wurde, wie einer aus einem Wald nach Umgehung der Btische sichtbar werden dtirfte, so mittels der das Wort d.rd enthaltenden Verse 9 sichtbar. Well es heiBt adardi g8tuvittama.h, wird das Agnis.toma-SEtman auf solche das Wort d.rd enthaltenden Versen angewendet. Darauf wuBten die (Gesch6pfe) yon ihm (Praj~pafi): zu ihm geh6ren wir, er hat zu uns geh6rt. Da aber erschien er ihnen in Speise verwandelt. Die Speise erblickenden 1~ Ge- sch6pfe wendeten sich ihm zu, Wenn yon einem Ftirsten die Untertanen etwa weglaufen oder von einem Brahmanen die Verwandten, so soll dieser damit opfern."

    zu Bildung und Bedeutung von bisher unbelegtem d.rst.avant- vgl. Lindner, Sb. Heidelb. Akad., 1919, XV, p. 15 ft.; Wackernagel-Debrunner, II 2, p. 586. lo annakd~in- (auch I 88, II 149, JUB. I 11, 1) ,,Speise (Futter) erblickend", eig. ,,Speise-Anblick habend" (Oertel ungenau: ,,yearning after food", vgl. Ghosh, Fragm., p. 2) bezieht sich m.E. auf die typische Verhaltensart eines Tieres beim Anblick yon Futter. Zur Wortbildung vgl. TS. III 4, 7,3 k.rpaeakdMn- ,,jammervollen Anblick habend", VS. XVI 2 dp~pakdAin- ,,kein b6ses Aussehen habend", Wackemagel- Debrunner, II 2, p. 345.

  • 18 KARL HOFFS~ANN

    II 234 (Z. 5) - tad ubhayam avarundhamah~ iti. Statt dieser falseh gebildeten Konjunktiv-Form ist avarun.adhamaha

    (-ai) einzusetzen, was dureh die Variante avarun, aySmaha (G.) best~tigt wird.

    II 258 (Z. 4) - daci.st.ham a vratam anuge.sam Lies fzv.rtam, Miinchener Studien zur Sprachwissenschaft, 10, p. 63 f.

    II 259 (Z. 4) - uta tvainam am.rtasya kamo vindej, fivanakSmya v& str?- k~mya va, narmakdmya va, sakhyakamya va. r~tryarh va hainarh ch~ya- y(trh vd vadet, tatha hainarh tan na d.rn. ote. sve hy enad 8yatane vadati.

    Lies nach Miinchener Studien zur Sprachwissenschaft, 10, p. 64 ft.: tv enam an.rtasya start tvainam am.rtasya, sakhik(tmy8 statt sakhyakSmya, hainac chay?tyarh start hainarh chayayarh, drun.?te start d.rn. ote: ,,Doch k~Snnte ihn aber die Lust nach Unwahrheit ankommen, sei es um des Lebensunterhalts willen, sei es um einer Frau, eines Scherzes oder eines Genossen willen. In der Nacht oder im Schatten soil er sie (die Unwahr- heir) sprechen. So seh~idigt diese ihn nicht. An ihrer eigenen Statte spricht er sle namlich.

    II 263 (Z. 3) - te 'bruvann - ime va asyarh sarve bhoga.h, etemam eva pran. o janayati brav~meti, tam abruvan - pr6n. o janayati, s(t trayastr#h- data~h ca tr~.ni ca datany agnaye prajanayat.

    Diesen unverstandlichen Passus h~itten die Hg. durch ganz einfache Oberlegungen richtigstellen k~Snnen. Das Obersetzbare lautet: ,,Sie (die G6tter) sagten: alle diese Gentisse sind in dieser (Kuh). Kommt, wir wollen zu dieser sagen: pran. o janayati. Sie sagten zu ihr:pran, o janayati. Sie gebar 333 (Geniisse) dem Agni." pran.o janayati enth~ilt also eine direkte Rede, die mit iti geschlossen sein mull Aus prajanayat l~iBt sich nicht nut folgern, dab ein Imp. janaya vorliegen muB (also janayeti statt janayati), sondern auch, dab in pran. o das Praverb pra (zujanaya)zu suchen ist, zumal pra~a- in diesem Abschnitt keinerlei RoUe spielt. Somit ergibt sich pra n.o janayeti. Wegen des Dativs agnaye ist auch no Dativ: ,,gebier ftir uns". pra n. ojanaya stammt aus RV. VII 41, 3 bh6ga pr6 n. ojanaya g6bhir dgvaih., wo allerdings .no als Akkusativ steht: ,,Bhaga, lab uns fortpflanzen dutch Kiihe, Pferde".

    Z. 8 - te 'bruvann - alarh vai tasmai smo yan ndnago viparetya yajamana as~marh hy eta, nanago viparetya yajamana asamaha iti. te nan~tdo viparetya yajamana asata.

    Es ist unerfindlich, warum die Hg. das sinnlose as~marh hy im Text belassen, da doch der auf dieselbe Wortgruppe (nanado viparetya yaja-

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BRAHMANA 19

    mEnd.h) folgende Konj. asamahai und ebenso das Impf. dsata die Emen- dation zu Opt. dsimahi fordern: ,,Passend sind wir f'tir dieses (Tausend), wenn wir je in anderer Riehtung auseinander weg (nach Hause) gehen (zu ndnd~o viparetya vgl. LB. IV 6, 8, 4 yath~yathdrh vipardtya) und op- fernd dasitzen wtirden. Kommt, wit wol len. . , dasitzen. S ie . . . saBen da."

    Z. 10 - tenaiva dreydmso 'bhavann ap6piydrhsa.h, te 'bruvan - na vai drey~rhso ' bhftma na p~p~y~rhsa.h.

    Die Hg. haben es hier ferfig gebracht, den ersten, in den Hss. v611ig korrekt iiberlieferten Satz falsch zu edieren, obwohl der zweite Satz, der mit bestem Willen nicht miBzuverstehen war, eine genaue ParaUele dazu bietet. Es ist zu lesen: te naiva dreydrhso 'bhavan na pdp?ydrhsa.h: ,,Sie wurden nicht besser, nicht schlechter. Sie sagten: nicht fiirwahr sind wir besser geworden, nicht schlechter."

    II 264 (Z. 1) - tat sardharh sahasrarh sdmakurvan / tad e.sam sahasrasarh- khyana.h / ekasyai gor nodabhavat/.

    Start sdmdkurvan muB re_it Hs. G. samakurvan stehen: ,,Da braehten sie (n~iml. Agni, Vfiyu und Aditya, vgl. II 263) gemeinsam (sardharh) ein Tausend zusammen". Vgl. AB. V 14, 6 samakurvdn, a- ,,sich (die tausend Kiihe) zusammentreibend", s&dham ist hie.r Adverb ,,zusammen, gemeinsam"; es hat im Veda anscheinend noch nicht die Bedeutung ,,zusammen mit der Halfte", was hier auch sinnlos ware. Da aus dem Folgenden hervorgeht, dab die G6tter kein ganzes Tausend zusammen- brachten, liegt in samdkurvan wohl Imperfectum de conatu vor, vgl. JB. II 158 (Z. 3) tam aharanta ,,sie machten sich daran (versuchten), dieses (Opfer) herbeizuholen" (Oertel, Dativifinales, p. 91), MS. 1 5, 12: 81, 2 t~ devdyamydyamdm dpabruvan ,,die G6tter versuchten, der Yami den Yama auszureden". [S. Korrektur-Nachtrag p. 36.]

    Da sarhkhyana- Neutrum ist, ist sahasrasarhkhyana.h (mit vorausge- hendem tad/) yon vornherein unwahrscheinlich. Es darf als sieher ange- nommen werden, dab die Hss. sahasrasarhkhyana ekasyai aufweisen und daB sowohl der Visarjaniya als auch der Dan..da erst den Hg. zu verdanken sind. Dann liegt Lok. Sing. vor wie MS. I 10, 8: 148, 10 f. td ydvatLh sarhkhydne tdvat~.h sarhvatsar6sya rdtraya.h ,,wieviele bei der Z~ihlung (an Zahl) sind, soviele sind die N~ichte des Jahres", vgl. KS. XXXVI 2: 70, 9 ta yavat~s samvatsarasya rdtrayas tdvat~s sarhkhyane. Bei der Interpre- tation des durch Tilgung des Da.n.da nunmehr einheitlichen Satzes ist zu vergleichen TB. I 5, 12, 3 cat~trbhir ak.s6rair anu.st.~tb brhatbh n6dabhavat ,,um vier Silben (Instr.) erreiehte die Anu.s.tubh (32 Silben) nicht die

  • 20 KARL HOFFMANN

    Brhati (36 Silben)". (ud-bh~ mit Akk. ist bei Gaedicke, Acc., p. 94, nach- zutragen.) Anstelle des Instr. (cat~rbhir ak.sdrai.h) steht im JB. der Ablativ ekasyai go.h, der aber in dem gut bezeugten Typus dk~n nd datdm ,,urn eines (dk~t) nicht hundert, d.h. neunundneunzig" (Whitney, Gramm., w 477 b, Delbriick, Altind. Syntax, p. 112, Wackernagel-Debrunner, Altind. Gramm., III, p. 386 f.) seine Entsprechung hat. Das Subjekt des Satzes tad summiert das auf, was die GStter zusammengebracht haben, dann aber fehlt eine Entsprechung zum Akk. b.rhatfm der TB.-Stelle. Es ist deshalb wahrscheinlich statt sahasrasarhkhyane ,,bei der Tausend- Z~ihlung" sahasrarh samkhygme zu emendieren. Der Passus lautet dann in korrigierter Form: tat sardharh sahasrarh sam~kurvarhs, tad e~arh sahas- rarh sarhkhydna ekasyai got nodabhavat ,,Da versuchten sie, gemeinsam ein Tausend zusammenzubringen. Das von ihnen (Zusammengebrachte) erreichte ein Tausend bei der Z~ihlung um eine Kuh nicht". Derselbe Text k~Snnte allerdings vielleicht auch heiBen: ,,Dieses ihr Tausend (als Nora.) reichte um eine Kuh nicht." [S. Korrektur-Nachtrag p. 36.]

    Z. 7 - yat samenety abruvan sama eva tad vat.sam akurvata, samai r~.st.rarh sarhj~gtm eva tad akurvata, atha yad avak.syann asamenety asama eva var.sam abhavi.syad asamai ra.s.tram asarhjgabhavi.syat.

    In Anmerkung 14 werden wir belehrt, dab samai gleich samai.h sei. Das ist falsch, denn samai steht parallel zu sama eva wie asamai zu asama eva. Es fiegt in allen Fallen Lok. same bzw. asame ,,ira Gleichm~iBigen" bzw. ,,ira Ungleichm~iBigen" vor. Die Fehlschreibung (a)samai mag in den Hss. deshalb stehen, weil die Schreiber in (a)samerd~t.ram ein (a)- samair vermuteten. Im iibrigen findet sich bier des 6fteren auch die Schreibung (a)samaina start (a)samena. Die Ubersetzung lautet: ,,Weil sie sagten: gleichm~iBig, setzten sie sich damit das Jahr in die Gleichm~iBig- keit, in die Gleichm~iBigkeit die Herrschaft. Eintracht schufen sie sich damit. Wenn sie gesagt h~itten: ungleichm~iBig, ware das Jahr in Ungleich- m~tBigkeit gekommen, in Ungleiehm~iBigkeit die Herrschaft. Zwietracht w~ire entstanden."

    Wegen samena vgl. Eggeling zu SB. XII 3, 2, 7. 8 und besonders XII 3, 5, 12. 13, wo yon der Gleichm~tBigkeit des Jahres (sarhvatsardsya samfta) die Rede ist.

    II 300 (Z. 4) - . . . etan pagfm parig.rhn. ~te, "va pagfm rundhate. Lies parig.rhn, ate, das in zwei Hss. (K.G.) bezeugt ist und als 3. Pers.

    Plur. dem parallelen rundhate entspricht.

    II 310 (Z. 5) - tad yath~ matyena til~n st.rrhhyad evarh ha smaivain~rhs tat s.rd~napoptan abhivyucchati.

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINIYA-BR.~IMANA 21

    Selbst wenn die Hss. tildnstrrhhyad (mit n) bieten sollten, ist tilaths t.rrhhyad zu lesen. Es ist ganz unwahrscheinlich, dab gerade bier ein ve- discher Beleg fiir das singul~ire st.rh (ApDhS. I 31, 9 st.rhant~rh gdrh ndcakr ,,wenn eine Kuh etwas zertritt, soll er sic nicht verraten", PW.) vorliegen sollte. Zudem ist t.rh mit matyh- AV. VI I I 8, 11 verbunden: t.rn.~.dhv enan matydrh bhavdsya ,,es zerschmettere sic der Kniippel des BhavaI". Bei dem ungetrennt gebliebenen s.rdanapoptan l~tl3t sich apoptan abtrennen (: apa-vap ,,zerstreuen"), das verbleibende s.rdan (G. s.rdan) ist sicher Korruptel. Die stilistische Parallele TS. I I 4, 1, 1 (KS. X 7: 132, 12 f.) tdn subdhdn m.rtdn abh[ vy ducchat ,,tiber sic, die ausgesogenen, n toten leuchtete es auf" (d.h. ,,am Morgen waren sie ausgesogen und tot") zeigt zwei asyndetisch nebeneinandergestellte Verbaladjektive bei abhi-vi- vas. 1~ Wie bier subdhd- ein unmittelbar vorausgehendes asubhnan (KS. asumbhan) aufnimmt, so ist im JB. wegen t.rrhhyad ein t.r.dha- ,,zerschmet- tert" zu erwarten. Das halte ich fiir wahrscheinlicher als die Emendierung des tiberlieferten tatsrdan in tat st.rtan, obwohl st.rta- ,,niedergestreckt" in st.rn, ute (Z. 8) AnschluB h~itte. Es ergibt sich damit die ~bersetzung: ,,Wie man etwa mit einem KniippeP 8 Sesamk6rner zerquetscht, so pflegten sic am n~ichsten Morgen zerschmettert und zerstreut zu sein."

    I I 398 (Z. 11) - yad vair@a upahate vyadhve, hirhk.rn, vantas samati.st.hanta yam anta.h / devasthanam as.rjanta sama tena devdso 'mrtatvam ayan.

    In I I I 255, wo derselbe Vers steht, wird (abgesehen yon fehlerhaftem vyaddhve start vyadhve ,,auf halbem Weg" und am.rtatvam statt 'm.rtatvam) an der Versgrenze gelesen samati.st.hanta yamam / tad devasthanam. Ob- it Die unsichere Bedeutung yon subh ist hier im Anschlug an Caland, Wunschopfer, p. 63 Anm., nut zum Zwecke der Ubersetzung mat ,,aussaugen" wiedergegeben. 1~ Dieselbe Ausdrucksweise fmdet sich auch KS X 6: 130, 14 f. tasya yat kithca Dh.rtara.st.rasydsit tat sarvam avakarnam vidra.nam abhivyauchat ,,Welches (Vieh) auch immer dem Dh.rtafft.st.ra geh6rte, all das war am niiehsten Morgen amkar.nam trod aus- einandergelaufen", avakar.na-, yon Caland, Wunschopfer, p. 53, fragend mit ,,versttim- melt" wiedergegeben, k6nnte ,,mit herabhangenden Ohren" bedeuten. Es liegt aber wohl Verderbnis vor. Vielleicht ist das erste r in der Variante arvakar.na- der letzte Rest eines/-Zeichens, so dal] avakfr.na- ,,zerstreut" zu lesen w~e. Mit Loc. absol, ist abhi-vi- vas JB. I 348 verbtmden: yady ekasmin parygtye 'stute 'bhivyucchet. ~3 Zu Herknnft und Bedeutung yon matyd- s. Ernst Schneider, WZKM, 47, p. 267 ft., und Wrist, PHMA, 3, p. 121 IT. Die yon Schneider mit Evidenz aufgezeigte Verwendung des maty&- als eines Ger/ites zum Zerschlagen tier Ackerschollen ist auch im JB. (IlI 301) bezeugt: sa yatha sthalalo.stam matyena ~amayed evam evaitad v~madevyena sarv6.ni stutagastra.ni gamayanti ,,wie man etwa ein grobscholliges (Feld) mit einem Kntippel beruhigt (zurechtbringt, wieder gut machO, so bringt man mit der Vamadevya-Melodie alle Stuta und Sastra wieder in Ordnung". Das sich hier findende gamayet hat seine Entsprechung in dean ~dntyai ,,zur Wiedergutmachung" der matyh-Belege TS. VI 6, 7, 4; KS. XXIX 4: 172, 9, Schneider a.a.O., p. 276 (vgl. p. 284). Wie Miinch. Stud. z. Sprachwiss., 1 (Nachdruck), p. 55 f., zu zeigen versucht wttrde, entspricht sachlich das yon Pa.nini genannte Aambd kr ,,(ein Feld) mit einem Prtigel behandeln".

  • 22 KARL HOFFMANN

    wohl keinerlei Varianten gegeben werden, geht aus Oertels Zitat in Ved. Conc., p. 761, hervor, dab II 398 die Hss. ydmantardevasthanam lesen und deshalb wohl entsprechend III 255 yamantaddevasthanam, was an beiden Stellen in verschiedener Weise unrichtig normalisiert wurde. Es ist zu lesen samati.st.hanta yaman / tad devasthdnam. Der Vers ist etwa zu iibersetzen: ,,Ms (die GStter) auf halbem Weg (vyadhve), in der Vairfipa-Melodie stecken geblieben (upahate), hi~ machend auf ihrem Zug (ydman, Lok.) stehen bfieben, schufen sie die Devasth~na-Melodie. Damit gingen die GStter zur Unsterbfichkeit."

    Z. 13 - m~ y~yam adadhvam. Fiir ~da.dhvam (K.G.) hat bereits Oertel, JVS, 1 (1934), p. 164, richtig ad.r.dhvam konjiziert, was allein einen Sinn ergibt: ,,ihr braucht euch nicht zu sorgen".

    II 399 (Z. 1) - so 'syarh pracydth didi purarh vaidh~tram adadh~t, tasya pracl"na ahur ydyan.a.h purohitah..

    Es handelt sich bier urn eine recht gekiinstelt aussehende Legende, in der Vidh~tt.r ,,der Verteiler" die Himmelsrichtungen (der Erde) an seine vier SShne verteilt. Der erste Satz heiBt deshalb: ,,Er setzte in diese 5st- fiche Himmelsrichtung Pura, den Sohn des Vidh~tr." Ebenso werden ein- gesetzt Adhaffthi Vaidh~ttra im Siiden, PMca Vaidh~ttra im Westen, Uttaffthi Vaidh~tra im Norden. Die Namen selbst sind Hypostasen der Adverbien purds ,,ira Osten", padcd(t) ,,ira Westen", uttardhi ,,im Norden" (SB. II 1, 2, 4; III 2, 3, 15) und eines ebenso gebildeten, aber unbelegten *adhardhi ,,ira SiJden". Im zweiten oben angeftihrten Satz muB ahurydyan.a.h als ein Wort gelesen werden, wie schon das -.n- zeigt: ,,Dessen Purohita war Pfftcina Ahury~yan.a". Ebenso werden als Puro- hitas genannt Daks.in. a, Praticina (Ed. und Hss. praffci, was schon wegen des Sandhi falsch sein muB) und Udicina. Wie vaidhatra- muB ahurya- yan.a- Patronymikum sein, fraglich bleibt aUerdings das Grundwort, zu- real fiir alle vier Belege keinerlei Varianten angegeben sind. Am einfach- sten erscheint bei diesem offensichtlich ki~nstlichen Gebilde die Zugrunde- legung von dhar ,,Tag" (ira inhaltlich zugehSrigen Abschnitt II 398 Z. 7 genannt), womit allerdings die Konjektur *aharyayan. a- notwendig wtirde. Von den belegten Patronymika kommt amu.syayan.a- ,,der Sohn des Soundso" klanglich am n~ichsten. Der Autor hatte sich dann die Miihe er- spart, fiir die kiinstfichen Namen der Purohitas auch noch einen Vaters- namen zu ersinnen. Obwohl wir ftir die Konjektur (tmu.sydyan. a- keinerlei handschriftfichen Anhalt haben, seheint sie mir doch die wahrschein- fichste zu sein.

    II 400 (Z. 2) - 'tyudasitsan siehe III 246.

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BRAHMANA 23

    II 441 (Z. 10) - sa hana~i.sy uvasa. Lies hana~u.sy, d.h. ha anagu.si: ,,sie weilte nicht gefressen habend",

    vgl. TB I 1, 4, 2 ndsya brahman, b 'nagvdn (!) grh~ vaset (!) ,,nicht soil in seinem Haus ein Brahmane ohne gegessen zu haben weilen". Vgl. III 327 (Z. 7) ~hu.s~ statt f~hi.sL [S. Korrektur-Nachtrag p. 36.]

    IiI 8 (Z. 7) - tasm8d u haitayo stotren.a supyat. Weder der Sinn des Satzes, noch die Textgestaltung Calands, Over en

    uit her JB., p. 23 (stotre n.a), noch die korrekte Lesung in der besten Hs. (K.) konnten die Hg. veranlassen, das richtige stotre na in den Text aufzu- nehmen: ,,Deshalb soil man beim Stotra der beiden (Atiffttras) nicht schlafen."

    III 64 (Z. 3) - kva nu sa dadhya~h bhavad iti. Da auslautendes -h~ nicht vor bh- stehen kann, lauten die von den Hg.

    nicht angegebenen handschriftlichen Lesungen (in K.C.) mit Sicherheit dadhyahh abhavad, d.h. abhavad mit Plufi im Fragesatz. Nicht-plufiertes abhavad hat G. (dadhyandandabhavad) und Veflka.tam~dhavas Zitat aus dem gleichen Passus des S~.tyB. (Ghosh, Fragm., p. 14). DaB tats~ichlich Impf. abhavat und nicht etwa Konj. bhavdt oder Ind. Pr~is. bhavati (Oertel, JAOS, 18, p. 17 f.) vorliegt, beweist das Impf. udakramat in der Antwort. Hier wie sonst bezieht sich das Impf. in der direkten Rede auf ein Ereig- his, das der ferneren Vergangenheit angeh/Srt. Die Frage lautet demnach: ,,Wo ist nun (damals) dieser Dadhyafic hingekommen?" Ghosh, a.a.O., p. 17, bezweifelt zu Unrecht, dab damit gemeint sei: ,,Was ist mit ihm ge- schehen?" Der Sinn der Phrase - sie liegt noch einmal im selben Text- sfiick vor (tat tuna vidma yatr8bhavad iti ,,das wissen wit nicht, was mit ihm geschehen ist") - ergibt sich zweifelsfrei aus JB. II 231 yadima.h parabhavanti kva tato bhavani ,,wenn diese (Gesch/Spfe) zugrunde gehen, was wird dann mit mir geschehen?" Weitere Belege: RV. VII 88,5; SB. I 2, 5, 9; III 8, 2, 25; JB. III 176 (s.u.) und PB. XIV 1, 12. [S. Korrektur- Nachtrag p. 36.]

    III 72 (Z. 1) - vyavapl~nat~va vai vairajarh yaj~am, tarh trai~okenottabh- nuvanti . . .

    Lies vyavavl~nativa: ,,Das Vairfija-Saman drtickt gleichsam alas Opfer zusammen. Mit dem Trai~oka sfiitzen sie es empor . . . " Dieselbe Ver- bindung yon vi-ava-vff und (prati-) ut-stambh findet sich MS. 1V 8, 1 : 108, 5 wdvavlrnati vd ekada~[n[ yaj~dm, ydt patn[vatd.h, praty&tabdhyai ,,Die Elfsilbenzahl driickt das Opfer zusammen. Wenn der P~ttnivata (angewendet wird, dient das) zum Emporsfiitzen." Der Bedeutungsansatz ,,welk zusammenfallen" (pw. VII p. 377) bzw. ,,to sink down, collapse"

  • 24 KARL HOFFMANN

    (Monier-WiUiams) ist unrichtig. Zur Bedeutung von vl~im allgemeinen s. bes. Geldner, (HOS. 33, p. 305) zu RV. II 23, 16.

    III 72 (Z. 14 und 16) - wapad dyur, yuhgdhvam s~ran, i. Diese Textgestaltung beruht auf einer Konjektur Calands (Ausw.,

    p. 234 f.), der aber selber an ihrer Richtigkeit zweifelt (p. 2364). Caland tibersetzt zwar ,,es hat aufgeleuchtet, spannet eure Pfltige an", gramma- tisch hat er aber in vydpad den Aor. von vi-ap und in dyur einen Nomi- nativ (= dyau.h) gesehen, also ,,angekommen ist der Tag". Die Hss. lesen Z. 14 wavadyurbhagdhvarh s~ran, iund Z. 16 vyavadyurdagdhvath s~ran, i.

    Es handelt sich um die Legende von Kan.va Nfir.sada, dem die Asuras die Augen verschmierten, um ihn auf die Probe zu stellen: ,,Hier erkenne die aufgeleuchtete (Morgenr6te), d.h. den Tagesanbruch (atra vyu.st.am viian[hi), wenn du wirklich ein Brahmane bist". Die A~vins verspreche, dem Ka .nva Nfir.sada, den Tagesanbruch (vyu.stam) durch Lautenschlagen anzuzeigen. Als die Asuras wahrend der Nacht einige Male aufspringen und rufen: ,,Stehet auf, vyavadyurbhagdhvarh s[ran, i", antwortet Kan.va Nfir.sada: ,,Sie (die Morgenrtite) leuchtet jetzt noch nicht auf" (na vava nu vyucchati). Erst als er das Lautenschlagen der A~vins h~Srt, sagt er: ,,Jetzt (etarhi) vyavadyurdagdhvarh s[ran, i".

    Die Formen vyus.ta- ,,die aufgeleuchtete (Morgenr/Ste)" und vyucchati ,,sie leuchtet auf" fordern nach dem Stil der Brfihma.na-Prosa zwangs- l~iufig in vyavad, wie es yon den Hss. geboten wird, eine Form desselben Verbums (vi-vas) und zwar im Aorist-Indikativ. Wie seit Kaegis Nach- weis, Festgrufi Roth, p. 159 ft., bekannt ist, lautet die 3. Sg. Ind. Aor. yon vi vas im .Rgveda v[ avas, vgl. Oldenberg, Noten zu RV., VII 79, 1 (Konj. vl vasas RV. VII 8, 3, doch Oldenberg z. St.). Das Niufige Eintreten von analogischem -t fiir auslautendes -s in nach.rgvedischen Formen der 3. Person Sing., die Oertel, Festgabe Jacobi, p. 18 ft., gesammelt und be- sprochen hat, liefert ffir RV. vl avas ein vy-avat, 14 vgl. z.B. die nach- .rgvedischen Wurzelaoriste aghat (von ghas), asrat (von srarhs). Das fiir die nach.rgvedische Sprache als regular anzusprechende vyavat ,,sie (die Morgenr6te) leuchtete auf" bedarf nun keines Subjekts, wie auch vyu.st.am und Wucchati kein Nomen bei sich haben. Calands Konjektur dyur, das als Nom. Sing. anstelle von korrektem dyaur anzunehmen ware, ist deshalb von vornherein unwahrscheinlich, zumal das Subjekt bei vi vas,

    14 AV. VIII 1, 21 vyg~vat ist m.E. weder auf *a-vas-t noch auf *a-vat-s-t (s. Oertel, a.a.O., p. 18 f.) zuriickzuffihren, sondern ist eine durch Quantit~itsvertauschung zu- standegekommene sekund~e Umgestalttmg von vyavat nach dem klanglichen Muster etwa yon abhat, adhat usw.

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BR/kHMANA 25

    durch den RV. (und sonst) verbiirgt, nicht dydu-, sondern u.sds- ist. Caland hat aber richtig gesehen, dab der zweite Tell des Passus yuhg- dhvarh s?rdn, i ,,spannet euch die Pfltige an" lauten muB. Abgesehen yore Vorkommen der Wendungen yundkta drgt und sfra yugjanti RV. X 101, 3. 4 wird diese Konjektur durch Veflka.tamftdhavas Zitat aus dem ~.tyB. bestiitigt: etarhi yavad yuhgdhvarit s[ran, i (Ghosh, Fragm., p. 37, 39). Wenn auch diese Lesung wegen des fehlerhaften ydvad nicht ,,im- peccable" ist, wie Ghosh meint, so erm6glicht sie doch die sichere Her- stellung des ursprtinglichen Wortlauts: vyavad, yuhgdhvam s?ran, i. Bei Aufl6sung der JB.-Lesarten (vyavad-yurbhagdhvarh und vyavad-yurdag- dhvarh) ergeben sich dann yurbhagdhvarh und yurdagdhvarh als Schrei- bungen fiJr yuhgdhvarh. Die Ak.saras -rbha- und -rda. stehen also an der Stelle yon -h-. Es spricht nun alle Wahrscheinlichkeit dafiir, dab im Archetypus der vorliegenden JB.-Hss. -t~- als eigenes Aks.ara (mit VirSaxla) bei der anderenfalls aus vier Buchstaben bestehenden Ligatur -~gdhva- geschrieben war und als -rbha- bzw. -rda- verlesen wurde. ~hnlich steht z.B. -nda- f'dr -h- in dadhyandandabhavad (G.) ftir dadhyahhabhavad III 64, pardndeva fiir pardheva II 407.

    III 176 (Z. 4) - tad dhur - yat samarh kas t.rn. asyagrarh sarpati, kva sa tato bhavaffti, ut pak.sin, a.h patantity dhu.h, katham apak.sa bhindata iti.

    In dem sinnlos getrennten samarh kas liegt das aus AV. VI 50, I be- kannte samahkd- vor. Als Bedeutung war aus dem AV.-Kontext lediglich auszumachen, dab es sich um einen Getreidesch~tdling handelt (genannt zwischen tardd- ,,Bohrer" und akhfi- ,,Maulwurf"). Durch den JB.-Beleg wird eine genauere Bedeutungsbestimmung ermtiglicht: ,,Das sagt man: wenn ein samahka- an die Spitze eines Grashalms kriecht, was geschieht dann mit ihm? ''aS Hiermit ist sachlich zu vergleichen BAU. IV 4, 3 (= SB. XIV 7, 2, 4) tdd ydtha t.rn. ajaldyukd 16 t(n. asydntarh gatv~tmdnam upasarhhdrati ,,wie sich eine Raupe (oder: ein Gras-Blutegel), nachdem sie an das Ende eines Grashalms gekommen ist, zusammenzieht". Die

    15 Zu kva. . , bhavati vgl. oben zu III 64. 1~ jalayuka-, als Simplex belegt JB. 1 125 tmd zwar wohl in der Bedeutung ,,Blutegel", kann kaum von jardyu- ,,Eihaut" getrennt werden, wobei bei der Benennung gewisse gemeinsame Merkmale des Aussehens eine Rolle gespielt haben mtigen. Wenn das Wort ursprtinglich (wie in t.r.najaldyukd-) aber doch vielleicht ,,Raupe" (und erst sekund~ir ,,Blutegel", der sich ,,spannerraupenartig" fortbewegt) bedeutet hat, dann k6nnte die Benennung auch wegen des H/iutungsvorgangs erfolgt sein (vgl. jardyu- im Sinne yon ,,abgestreifte Schlangenhaut"). Bei der Beurteilung der neuiran. W/Srter f'tir ,,Blutegel" (rip. zalG zdl~, zargt, past6 ~awara, Morgenstierne, EVP, p. 106, vgl. Mayrhofer s.v. jalakd) ist zu erw~igen, ob nicht eine der mittel- oder neuindoar. Ent- spreehungen von Skt. (lex.)jal~kd-, buddh. Skt. jalaka-, m. (vgl. Turner, Nep. Diet., s.v. juko) als medizinischer Terminus gewandert ist.

  • 26 KARL HOFFMANN

    .~hnlichkeit beider Aussagen legt auch fiir samatika- die Bedeutung ,Raupe' nahe, da aufgrund des AV.-Belegs ,,Blutegel" ausscheidet. Da ftir die Raupe das ,,Zusammenziehen" charakteristisch ist, ergibt sich ftir samahka- zwanglos der AnschluB an sam-a~c ,,zusammenkrtimmen ''17. Textbefund und Worterkl~irung best~itigen also in gleicher Weise den Ansatz ,,Raupe".

    Daran dtirfen auch die im JB. folgenden Sgtze nicht irre machen, in denen zwischen gefltigelten (pak.si.na.h) und ungefltigelten (apaks.&h) Wesen unterschieden wird. Die Antwort auf die Frage, was mit einer Raupe geschieht, die an die Spitze eines Grashalms gekommen ist, lautet selbstverst~indlich: sie kann nicht welter. Diese Antwort ist hier, eben weil sie selbstverstgndlich ist, unterdrtickt und durch eine andere ,,Lebensweisheit" ersetzt, die ihre Unabh~ingigkeit yore vorausgehenden Satz schon dadurch zeigt, daB ein weiteres ahu.h folgt und dab nunmehr der Plural steht (pak.sin.a.h, apak.sa.h). Es erscheint m6glich, dab im JB. die wohl volksttimliche ,,Raupen-Frage" und eine Anekdote kontami- niert sind, die das nahestehende PB. berichtet (XIV 1, 12): d.rta aindrota iti hovdcabhiprat~rT kfik.sasenir ye mahgtv.rk.sasydgrarh gacchanti kva te tato bhavanti, pra r~tjan pak.sin.a.h patanty avfipak.sd.h padyante ,,D.rti Aindroti, sagte Abhiprat~rin Kftk.saseni, was geschieht mit denen, die an die Spitze eines groBen Baumes kommen? Weg fliegen, o K6nig, die Ge- fliigelten, herab fallen die Ungefltigelten." Hier liegt also in Frage und Antwort einheitlich der Plural vor. Im JB. ist ut pak.sin, a.h patantfty ahu.h ,,auf fliegen die Gefltigelten, so sagt man" klar, schwierig aber ist katham apak.sa bhindata iti. Wenn bhindate (ohne Variante) zurecht besteht, dann muB es wohl bedeuten ,,sich spalten, sich auftun, sich 6ffnen"18: ,,wie /Sffnen sich Ungefltigelte?" d.h. ,,wie k6nnen Ungefliigelte Fliigel aus- breiten?"19

    Il l 221 (Z. 2) - tam jdtarh parastdv 'brav~t. Der absurde Avagraha bei 'brav~t (auch Z. 4 pardstav 'bravLh) ist der

    letzte Rest von Calands Konjektur parastave 'bravft (-Lh), Ausw., p. 276 f. Die Hss. lesen nach Caland parastavabrav~t (40). In einer Note werden

    ~ samahkd- AV. I 12, 2 (vgl. Kuiper, Vhk 2 p. 62 ~6) ist wohl ebenfaUs ,,Zusammen- kriimmer", abet im Sinne eines KranldaeitsdSJnons (ahkdn samahkdn havi.sa vidhema ,,wir m/Schten die Krtimmer, die Zusammenkrtimmer mit Opfergabe verehren"). Ein anderes sama/tkd- liegt SB. III 6, 2, 1 vor: ,,mit gleichem Merkmal versehen". ~ Medium yon bhidist selten: RV. pdtrd bhindand.h ,,die ihre GefiiBe zerbrechenden", ~B. VI 5, 2, 22 (ukhd) bhetsyate ,,der Topf wird zerspringen". is Vgl. TS. V 2, 5, 1 pak# bhavati, nd hy g~paks.dh pdtitum drhati ,,er wird geftiigelt, derm ungefltigelt k~nnte er nicht fliegen" [und JUB. III 13,9].

  • TEXTKRITISCHES ZUM JAIMINiYA-BRAHMANA 27

    wir von den Hg. belehrt, dab parastdv Lok. Sing. von parasti- sei. Aber gerade deshalb, weil ein Lok. syntaktisch nicht paBt, hat ja Caland konjiziert. Da niimlich der Sinn des Satzes sein muB ,,er befahl, diesen, sobald er geboren war, auszusetzen", l~ige hier der einzige vedische Infini- tiv auf-tau vor. Oertel hat nun JVS, 1, p. 141, gezeigt, dab br~ im JB. (und LB.) mit dem Infinifiv auf-tavai konstruiert wird. So ist also nicht Calands parastave 'brav~t, worauf schon Renou, Monogr. Skt., II, p. 35, hinweist, sondern parastava abrav~t (-i.h) zu erwarten. Da nun -a a- in JB.-Hss. als bloBes -d- erscheinen kann (z.B. hastyaitgulaya.h I 251, stotryasya II 72, vasmakam II 148) oder sogar als -a- (z.B. bhfttyalpikeva I 249), so dfirfte die erste Verschreibung *pardstavabrav~t oder *pard- stavabrav~t gewesen sein, die dann in parastavabrav?t ,,verbessert" wurde.

    III 238 (Z. 3) - tayor hdMattayor juhavendrakroda iti / ammakas tasmims ti.st.han - vidv~mitrajamadagM, ima ik.svakfm, arh ga vindadhvam iti /.

    Wie ich all anderer Stelle zeigen werde, ist zu lesen: tayor hadattayor juhdvendrakroda ity armakas tasm#hs ti.sthan . . . . . Als (ibm) diese beiden (erbetenen Falben) nicht gegeben worden waren, rief er - Indrakro~a mit Namen ist eine Ruinenst~itte - dort stehend: Vi~v~tmitra und Jamad- agni, holt euch diese Ktihe der Ik.sv~kus!"

    III 246 (Z. 8) - tarh yad apas~t sa mathamedyantikam evanartM iti. Dieser Satz, in Calands Hs. (vgl. Ausw., p. 284 ft.) fehlend, steht in

    einer direkten Rede und bezieht sich auf das im erz~ihlenden Text berich- tete Ereignis (Z. 5) : tarh ha sma yad apasedhaty, atha ha smasya antikam eva n.rtyati ,,sooft sie ihn wegjagte, da tanzelte er in ihre Niihe". Durch Parallelsetzung der beiden Siitze ergibt sich dann folgende Aufl6sung des handschriftlich Oberlieferten: tath yad apasitsam, atha me "dydntikam evdnartM iti. Gemeint muB sein: ,,als ich ihn wegjagte, da tiinzelte er heute z~ in meine N~ihe". D.h. apas~tsam geh6rt zu apasedhati, und zwar als Aorist, wie anartM zu nrtyati. Dann ist, da sa- Aor. formal unm6glich, apdsaitsam zu korrigieren. Diese Aoristbildung scheint sonst nicht belegt zu sein, wird aber von Vopadeva VIII 48.49 (asaits~t, asaiddham) gelehrt. Sie ist bei der anit-Wurzel sidh als regular zu betrachten gegen- fiber dem i.s-Aor., der wohl im md-Satz RV. X 27, 20 m6 .sfi prd sedM.h als Augenblicksbildung zu beurteilen ist (doch Vopadeva auch asedMt, asedhi.st.dm).

    Ein weiterer Beleg fiir diese Aoristbildung findet sieh vielleicht II 400 (Z. 2). Das fiir das Verstandnis der Textstelle Notwendige beginnt bereits

    so Das etwas unpassende adya ,,heute" ist aus Z. 7 sthavira eva me 'dydntikam anartM ,,ein alter Mann t~inzelte heute in meine Nahe" bezogen (Perseveration).

  • 28 KARL HOFFMANN

    II 399 (Z. 5): ,,Die G6tter sagten zu Vidh~tt.r: Wenn du das so bestimmt hast (n~imlich die Aufteilung der Himmelsgegenden auf der Erde an seine eigenen S6hne), dann sorge so fiir uns, dab (yatha) wir glfieklieh zur Himmelswelt gehen dfirften. Er sorgte ffir sie mit dieser Kro~a-Melodie. (II 400 :) Indem er indrdsute~u some.su hoyeh~ho rief, trieb er sie vorw~irts (lies prdsedhat statt prasedhat). Sie sagten: satr~ vai no 'tyudasitsan. Sorge so ffir uns, dab (lies yathd statt rathe, vgl. oben) du uns nach- einander Anteil an dieser (irdischen) Welt geben wirst (anvdbhajd.h, Konj.). Ihnen gab er mit dieser Anukro~a-Melodie (rufend:) indrd ho iha veho Anteil an dieser (irdisehen) Welt. Darauf fanden die G6tter in diesen beiden Welten einen Standort."

    Aus dem Zusammenhang geht hervor, dab Vidhftt.r die G6tter re_it der Kro~a-Melodie zum Himmel vorw~irts trieb (prdsedhat), und zwar so stark, dab sie keinen Anteil an der Erde mehr hatten. In dem fragfiehen Satz mit 'tyudasitsan muB also eine Beschwerde, die auf die Art des ,,Vorw~irtstreibens" Bezug nimmt, liegen, so dab die Annahme yon ati- ut-sidh ,,fibermiiBig hinauftreiben" oder ,,fiber (die Erde) hinaus hinauf- treiben" nahe liegt. Da sich die Beschwerde an Vidh~tt.r riehtet, ist eine 2. Sing. (des Aorists) zu erwarten, eine 3. Plur. ist v611ig unpassend. Wenn man berficksiehtigt, dab die Hg. bei ihrer eigenmSehtigen Setzung des Dan..da aueh die Pausa-Form herstellen, dann lesen also die Hss. nicht'tyudasitsan / tathd, sondern tyudasitsarhstathd (G. tyudas~tsastathd), was sieh nun leichter als Korruptel der zu postulierenden korrekten Form atyudasaits~s begreifen l~iBt: ,,v/511ig (satrd) ffirwahr hast du uns fiber (die Erde) hinaus hinaufgetrieben". Eine andere M6gliehkeit zur formalen und syntaktisehen Erkl~irung der handsehriftlichen (9.) Lesungen sehe ich vorerst nicht.

    III 255 (Z. 9) - . . . tadatasthus tad u hai.sa~h vy~rate / hirhk.rtya . . . Die richtige Vers-Teilung steht bereits II 398 tad dtasthus tad u hai.sarh

    vy~ra [ te hirhk.rtya...

    III 295 (Z. 9) -paro gurur ira hi vajra, drambhan.ato 'n. iyan. Statt paro gurur (so auch Ghosh, Fragm., p. 52) ist parogurur als ein

    Wort zu schreiben: ,,sozusagen oben schwer ist ja die Keule, am Griff ist sie diinner", paroguru- steht auf einer Linie mit pardiiru- und parb'rhhu- (SB. III 4, 4, 26. 27). ~1 pardiiru- ,,oben breit" wird im Kontext verdeut-

    31 ~B. parb'rhhu- (PW.) ist nach pw. IV, p. 50, Konjektur fiJr parb'hu-, wie sechsmal in Webers Text steht und wie auch S~tya .ha gelesen hat (Weber, p. 331). Obwohl *ahu- (aus idg. *.n~hu-, das im Keltischen vertreten ist, vgl. Pokorny, lndogerman, etymolog. Wb., p. 42) in Betracht gezogen werden k6nnte, besteht die Konjektur m.E. zurecht.

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    licht durch die aufsteigende Zahlenreihe ,,eins, zwei, drei", parb'rhhu- ,,oben eng" durch die absteigende Zahlenreihe ,,drei, zwei, eins". Ge- l~iufiger als pardiiru- ist par6var~ydrhs- ,,oben breiter". TS. VI 2, 3, 5 steht es im Gegensatz zu dr@ra- ,,eine Ahle als Spitze habend", d. h. ,,oben spitz zulaufend". Auch hier werden Zahlenreihen in Beziehung gesetzt, allerdings umgekehrt wie im SB., da yon der Spitze aus gerechnet wird. So heiBt es in Bezug auf dr@ra- ,,eins am Anfang (agre ,,an der Spitze"), dann zwei, dann drei, dann vier" und in Bezug auf par6var[- y6rhs- ,,vier am Anfang, dann drei, dann zwei, dann eins". Start paroguru- der JB.-Stelle steht in der Parallele AB. II 35,5 parorariyarhs-: vajram eva tat parovariyarhsarh karoti . . . arambha.nato vai vajrasyan, imatho dan..dasyatho para~o.h ,,Eine Keule, die oben breiter wird, macht er dann. 9 Am Griff ist das Diinne der Keule, ebenso des Priigels, ebenso des Beils." Der Bedeutungsansatz ,,oben breiter" bedarfnoch der Erkl~irung, da ja pards nicht ,,oben", sondern ,,dartiber hinaus, in der Ferne" heiBt. Das Ursprtingliche scheint noch AB. I 25,6 vorzuliegen; parovariyarhso va ime loka arv@arhh[yarhsa.h ,,in der Ferne breiter sind die Welten, herw~trts enger". Damit ist gemeint, dab die Weltr~iume, je mehr sie in der Ferne liegen, umso breiter werden, je rnehr in der N~ihe, umso enger. Das geht auch aus KB. VIII 9 hervor, wo in Bezug auf parovariyarhs- gesagt wird: paras-para eva tarh (= tarhl) lokan rariyasa.h kurute ,,immer mehr in der Ferne (paras-paras) macht er sich diese Welten breiter" und ebenso aus SB. III 4, 4, 27 (im AnschluB an pardiiru-) tdd asyaitdt pard.h- para evd vdrfyas tdpo bhavati, pard.h-para.h ~rdydrhsarh lokdrh jayati ,,dieses sein Tapas wird immer breiter, eine immer herrlichere Welt er- siegt er". Auch das Kompositum par6variyarhs- hat die Bedeutung ,,immer breiter, immer weiter": KS. XXIV 9:101,2 tasmat parovariya.h prajayd putren, a pautren, a prathate ,,Deshalb breitet sich das immer Breitere durch Nachkommenschaft, Sohn und Enkel aus". SchlieBlich liegt dieselbe Bedeutung und nicht ,,besser als gut, der allervorztiglich- ste", wie PW. ansetzt, auch in ChU. I 9, 2-4; II 7, 1.2 vor, denn I 9,2 parovariyaso ha loka~ jayati ,,immer breitere Welten ersiegt er" zeigt z.B. deutlich Zusammenhang mit den oben genannten Textstellen. Aus der Bedeutung ,,in der Ferne breiter, je ferner, desto breiter, zunehmend breiter werdend" hat sich bei Anwendung auf begrenzte Gegenst~inde

    d ie Bedeutung ,,am entfernteren Ende breiter, oben breiter" herausge- bildet. Damit war auch der Weg geebnet, einen Positiv pardiiru- ,,oben

    In der als ursprfinglich zu postulierenden Schreibung parbrhhu-, die mittelbar dutch gBK. parbfthu- (mit velarem a nach Leumann, s. pw. V, p. 259) bestfitigt wird, wurde der Anunasika th als Avagraha verlesen.

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    breit" rtickzubilden, der weiterhin parb'rfihu- ,,oben eng" und paroguru- ,,oben schwer" naeh sieh gezogen hat.

    III 319 (Z. 2) - dada hastya ahgulayad catvSry uror bdhva~i, yad ~rdhvarh n~bhes tat pa~cadada.

    Da die Hg. yon der Sinnlosigkeit ihrer Textgestaltung nicht gestiSrt wurden, haben sic auch den Fingerzeig, der in dem zerebralen .n yon bahvan, i liegt, nicht beachtet. Da sie ferner das in alien W6rterbiichern verzeichnete dorbahavd- offensichtlich nicht kennen, konnten sic auch die Belegstellen nicht nachschlagen. Sic h[itten SB. VIII 4, 3, 10 gefunden: ddda hdstya a~g~layad catvdri dorbdhavdn, i y6d ~rdhvdrh ndbhes tdt paX- cadaddm,, Zehn sind die Finger der H~inde, vier die Unter- und Oberarme; was oberhalb des Nabels ist, das ist das fiinfzehnte". Es ist also im JB. catvdry u dorbahv6n, i zu lesen. An dorbahvdn, i wird man, wenn die Hss. tats~chlich nur -hv (notiert nur G. urodhorbahva.ni) bieten, nicht riitteln diirfen, da die Bildung sprachlich m6glich ist. SB. dorbahavdn, i (Wacker- nagel, II 1, p. 112, 119, 150, 156; II 2, p. 140; III, p. 50) ist allerdings das Ursprfingliche, da sein Ausgang -avd- kaum unabh~ingig vom .rgvedischen Dual bahdva (awest. bazava) zustandegekommen ist. Ferner ist JB. pa~cadada ,,fiinfzehn" nach gB. in pa~cadadam ,,das fiinfzehnte" zu ~indern. In den Aufz~ihlungen dieses JB.-Abschnitts kommt zwar auch das Kardinale vor, aber nur, wenn am Ende der Reihe mehrere Sachen genannt werden, z.B. ,,Zehn sind die Finger, zehn die Zehen, sieben die Pfft.nas im Kopf; das sind siebenundzwanzig (tat saptav#hdati.h)". Wird aber am Ende nur eine Sache genannt, dann steht das Ordinale, z.B. ,,Zehn sind die Finger, zehn die Zehen, der Atman ist der einundzwan- zigste ( atmaikav#hda.h ) ".

    III 327 (Z. 7) - sai.sd ~ranta vik.r.st, adaya rag yajgam ~thi.s~ kalilimatta yathd s#hM va vijdta sy6d waghr~ va dirhgumar~ vaivam, tarh yad etarhi pratyak.sam alabheran vyaptam asya @adyeran. yady u va sa iyur etasmat sarvasmad i yuh. .

    Statt vik.r.st.agaya ist zu lesen vik.r.st.adayad,,sie lag (adayad) auseinander- gezogen da", start fthi.s~ fthus.~ ,,gefahren habend", vgl. die ParalMe PB. XIII 12, 14 ~hu.s~va vd etarhi rag ,,the Word (the Voice) has fulfilled, as it were, its task of conveying (the sacrifice to the Gods)" (Caland). Fiir kalilimatta (G. kalaldmatta) vermute ich Mlalamatta ,,vom Kifftla- Trank berauscht". Der Sinn von vijata- mul3 sein ,,die geboren hat, (mehrere Junge) geworfen hat". Aktivisch ist auch dvijata- ,,die nieht geboren hat" (VS. XXX 15, TB. III 4, 11, 1) und s~ta- ,,die (nur einmal) geworfen hat" (MS. II 5,4: 52,8), aUe bei Wackernagel-Debrunner, II 2,

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    p. 576 f., nachzutragen. Im Vergleich bezieht sich v~idt~ auf die im Voraus- gehenden (III 326. 327) geschilderte T~itigkeit der Vfic, und es ist wahr- scheinlich, dab auch vik.r.st.a nicht etwa als ,ausgestreckt", sondern im wfrtlichen Sinne als ,,auseinandergezogen, auseinandergezerrt" zu ver- stehen ist. Der Satz lautet nun: ,,Diese Vfic lag miide, auseinanderge- zogen da, nachdem sie das Opfer gefahren hatte, vom SiiBtrank berauscht, und zwar so, wie etwa eine L/Swin ist, die (mehrere Junge) geworfen hat, oder ein Tigerweibchen oder ein Krokodilweibchen."

    Stellen wie ~B. 1 6, 4, 18 sb ' sya vydttam dpadyate ,,er ger~it in sein ge- 6ffnetes Maul" (vgl. III 6, 2, 20) einerseits und JB. I 176 (Z. 1) dirhdum~- ryai vyattam ,,das getiffnete Maul des Krokodilweibchens" andererseits zeigen, dab vydttam start vyaptam zu lesen ist: ,,Wenn man die Vfic jetzt often anfassen wiirde, wiirde man in ihren geOffneten Rachen geraten."

    In yady u va sa iyur mul3 ein Ablativ stecken, wie etasmat sarvasmad iyu.h zeigt. In der Korruptel va sa muB deshalb asya.h ,,von ihr (nl. der Vfic)" enthalten sein. Dann ist wohl zu lesen: yady u va asyd iyur: ,,Wenn sie aber (u) yon ihr weggehen wiirden, wtirden sie yon diesem All weggehen."

    Meine Obersetzung von dirhdumdr[- mit ,,Krokodilweibchen" bedarf noch einer Begfiindung, da ved. di/adumdra- ursprfinglich sicher ,,Del- phin" bedeutet (Ltiders, ZDMG, 96, p. 61 ft. ; Wrist, PHMA, 2, p. 32 ft.). Diese Bedeutung kann jedoch hier nicht vorliegen, auch wenn man unter- stellt, dab der Delphin als ,,Raubfisch" - eine plastische Schilderung bietet Homer, Ilias XXI 22-24 (Hinweis von J. Narten) - zu den gef~ihr- lichen Tieren gerechnet wurde. Wie rich aus dem Vergleich (JB. III 327) ergibt, geh6rt zum Vorstellungsbild, dab die dirhdumdr~- ebenso wie L6win und Tigerweibchen miide daliegt und dab man in ihren ge6ffneten Rachen geraten kann. Das entspricht der typischen Verhaltensweise des Kroko- dils, vgl. Brehms Tierleben. Lurche und Kriechtiere, I. Bd. (4. Aufl., 1912), p. 506: ,, ; . . das were 0ffnen des Rachens in ,,behaglicher Stimmung" ist bei Krokodilen, namentlich wenn sie sich sonnen, eine regelm~iNge Erscheinung". Dasselbe Verhalten der dirhdumdri- ergibt sich auch aus JB. 1 176. Die wohl sprichw6rtliche Redensart ka u svidadya dirhdumaryai vydttam atipro.syata iti ,,wer wird denn heute am ge6ffneten Rachen der dirhdumdr?- vorbeischwimmen?" zeigt die Anschauung, dab das gef~ihrdete Lebewesen sich bewegt, die d. aber sich ruhig verh~ilt, was durch den folgenden Satz noch erlgutert wird: e.sd ha va ekdyane dirh- ~umdr~ praffparh vy~d~ya ti.st, hati yad yaj~yaj~?yam ,,Das Yajfiftyajfiiya ist die dirhdumar~-, die an einem EngpaB (ekdyana- ,,Weg nur fiir einen") gegen den Strom den Rachen 6ffnend verweilt" (oder ,,den Rachen be-

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    st~indig often halt", vgl. zu stha ink Absolutiv Delbrfick, Altind. Syntax, p. 407 f.). Der Delphin, dernur im Wasser lebt, gilt als ziemfich beweglieh (vgl. deutsch Tiimmler und die Benennungen jalakapi-, ambukapi- ,,Wasseraffe", capalat~ga- ,,Zappelleib", ,,wegen der bekannten Spiellust aller Delphinarten", Liiders, a.a.O., p. 62) und konnte wohl kaum in Ruhelage oder gar mit ge6ffnetem Rachen beobachtet werden. AuBerdem wird er als Fisehfresser dem Menschen nicht gefiihrlich. Caland, Ausw., p. 68, und Lfiders, a.a.O., p. 66, hiitten also JB. I 176 nieht ,,Delphin" annehmen dtirfen. Dementsprechend heiBt didumar~- auch in der ParalMe PB. VIII 6, 8.9 ,,Krokodilweibchen" : karh svid adya stsumart yajnapathe "pyasta gari.syati, e.sd vai digumar~ yaj~apathe "pyasta yad (Caland, ZDMG, 72, p. 21) yajgayajgfyam ,,Wen wird heute das auf den Opfer- pfad gelegte Krokodilweibchen verschlingen? Das Yajfiftyajfiiya ist das auf den Opferpfad gelegte Krokodilweibchen". Caland gibt hier aller- dings zu (PB.-Transl., p. 177), dab vielleicht Krokodil gemeint sei. Als ,,Delphin" jedoch ist ~irhdumdra- JB. III 193 (wie didum~ra- in der Paral- lele PB. XIV 5, 15) zu bestimmen (Caland, Ausw., p. 266 ft.; PB.-Transl., p. 362; Liiders, a.a.O., p. 66 f.). Hier wird niimlich ein ftir den Delphin typisches Geschehen erwiihnt, das bei allen Walfischarten vorkommende ,,Stranden": Parjanya schwemmt den ~irh~umara- durch Regen auf das trockene Land und l~igt ihn durch den Wind aus dem Norden v6Uig ausd6rren. Es ergibt sich also, dab ira JB. (und PB.) dirhdumara-, m. ,,der Delphin" heiBt, dirhdumdr~-, f. abet ,,das Krokodil(weibchen)". Dieser seltsam anmutende Befund erkliirt sich m.E. folgendermagen. Der in den Flugsystemen von Indus, Ganges und Brahmaputra vorkommende Delphin ist der Schnabeldelphin (Platanista gangetica). In denselben FluBsystemen lebt aueh das Schnabelkrokodil (Gavialis gangeticus). Da die ungewiShnlich lange schmale Schnauze des Schnabelkrokodils der ebenfalls beachtlich langen schmalen Schnauze des Schnabeldelphins ziemlich iihnlich ist (die Zahl der Ziihne ist fast dieselbe: beim Schnabel- krokodil oben 27-29, unten 25-26 jederseits, beim Schnabeldelphin oben und unten 30 jederseits), konnten beide Tiere miteinander verwechselt werden, wobei es mir nicht ausgeschlossen erscheint, dab man das Schnabelkrokodil (girhdumarP, f.) fiir das Weibchen des Schnabeldelphins (dith~umara-, m.) hMt. Wie bei den neuindoarischen Entwicklungen von dirhdumdra- sich beide Bedeutungen zeigen (Liiders, a.a.O., p. 61, 69 f.; Turner, Dict. Nep. Langu., s. vv. suis, sos), so heiBt auch die Entsprechung von Hindi gharyal (beng. ghariyal),,Schnabelkrokodil" (woraus iibrigens dutch Schreibfehler die zoologische Bezeichnung Gavialis) in der Sindhi (gharyalu) ,,longsnouted porpoise" (Turner s.v. gha.riydl). - Ftir Belch-

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    rung und Literaturhinweise in zoologischen Fragen bin ich den Herren Dr. Tretzel und Dr. Kraus (Zoologisches Institut, Erlangen) zu Dank verpflichtet.

    III 352 (Z. 1) - te 'sura riditvaitat para vai te bhavantiti, [email protected] akurvata prathamottanak~ ca.n.d6takav#sin[r yat kaly~.natamarh rftpa~rh tat.

    Der Sinn und die Varianten tve (K.), tte (G.) legen nahe, tye statt te zu lesen, und zwar in der Bedeutung ,,wir". f0ber den Gebrauch yon sya/tya- ,,ich, wir" vgl. Wackernagel, III, p. 547 f., und Caland, Over en uit het JB., p. 17 f.