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ISSN 1862-5126 19/2015 THEMENSCHWERPUNKT: Gitarre – Tatyana Ryzhkova und Chitarra Canta Josephine Lang – Ignatio Fiorillo – Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

THEMENSCHWERPUNKT: Gitarre - furore-verlag.de 19 screen.pdfGitarre – Tatyana ... Albert Schweitzer zum 50. Todestag 2015 Meine Lieder sind mein Tagebuch ... Am 2. Dezember 1880 starb

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1ISSN 1862-5126 19/2015

THEMENSCHWERPUNKT: Gitarre – Tatyana Ryzhkova und Chitarra Canta

Josephine Lang – Ignatio Fiorillo – Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

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INHALT

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IMPRESSUMTableau Musical Nr. 1/2015Verantwortlich: Sabine Kemna,c/o Furore Verlag, Naumburger Str. 40, 34127 KasselHerausgeberInnen: Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Musikverlage (AUM)Redaktion, wiss. Rubriken und Anzeigenverwaltung: Sabine KemnaMitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Milka Backovic, Jochen Faulhammer, Martina Helmig, Angelika Klauke, Carina Schillig, Astrid StäberRedaktionsanschrift: Tableau Musical, Naumburger Str. 40, 34127 Kassel, [email protected]: Es gilt die Anzeigenliste 2/10Coverdesign und Gestaltung: e-bildwerke KasselUmschlagabbildung: Tatjana Ryzhkova, Foto: Evgeni JolondzDruck: Grafische Werkstatt von 1989, KasselVerlag: Furore Verlag, KasselTableau Musical erscheint zweimal im Jahr im Frühjahr und im HerbstAbonnementpreis im Inland: 9,90 €, im Ausland 15,00 €. Jegliche Form der Vervielfältigung, Speicherung etc. ohne ausdrückliche Genehmigung ist un-tersagt.© 2015 by Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Musikverlage AUMISSN 1862-5126

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Jahr werden runde Geburtstage von bedeutenden Per-sönlichkeiten gefeiert. Z. B. der 350. Geburtstag der barocken Hofkomponistin Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre. Sie schuf anspruchsvolle Werke für größere Besetzungen und zahl-reiche Kantaten und Sonaten, die Pfade zu neuen kompositori-schen Gattungen begründeten. Ihre Sonaten gehören zu den ers ten dieser Gattung, die in Frankreich komponiert wurden. Über ihr Leben und Wirken lesen Sie Näheres auf S. 11. „Meine Lieder sind mein Tagebuch“: Die Liedkomponistin Josephine Lang wurde 1815 in München geboren. Zu ihrem 200. Geburtstag wünscht sich unsere Autorin Barbara Gabler Liederabende, in denen Josephine Lang mit ihren künstlerischen Weggefährten gemeinsam auf dem Programm steht (S. 4). Die Musik von Ruth Schonthal erklang anlässlich ihres 90. Geburts-tages in Berlin. Eine Rückschau dazu verfasste Martina Helmig (S. 14). Und: Albert Schweitzer. Zum 50. Todestag widmen wir ihm ein Portrait, das aufzeigt, wie sehr ihm Musik am Herzen lag (S. 3). Das Schwerpunkthema dieses Heftes ist Gitarre. Die Gitarristin Tatyana Ryzhkova macht Musik, die die Seele anspricht, die motiviert, begeistert und lachen oder weinen lässt. Ein Interview mit ihr lesen Sie auf S. 5. Das Duo Chitarra Canta macht mit Liedbearbeitungen von Fanny Hensel auf sich aufmerksam (S. 6). Fanny Hensels 210. Geburtstag wird in diesem Jahr weltweit ge-feiert. Bereits im Januar wurde die neue Pariser Philharmonie mit ihrer Ouvertüre für Orchester eröffnet. Eine kleine Werkschau ih-rer Kompositionen haben wir auf S. 7 zusammengestellt. Eine Wanderin zwischen den Welten – zwischen Jazz und Klassi-scher Musik, zwischen Musizieren und Komponieren, so könnte man Sibylle Pomorin beschreiben. Ein Interview mit der vielfach prämierten Komponistin lesen Sie auf S. 9. Elke Mascha Blanken-burgs jahrelanger Einsatz für die Komponistinnen hat wesentlich dazu beigetragen, das Thema „Frauen in der Musik“ gesellschaft-lich voranzutreiben. Den neuen Orgelband „für mascha“ stellen wir Ihnen auf S. 10 vor. Dazu passt, dass die Kasseler Musikaka-demie einen Wettbewerb ausgeschrieben hat mit der Vorgabe, dass mindestens ein Werk einer Komponistin vorzutragen sei. Qualität und Charakter der Veranstaltung hatten Vorbildfunktion (S. 13) und last but not least blicken wir zurück auf das 35-jährige Jubiläum des Pan Verlages (S. 12).

Viel Freude beim Lesen und neue Ideen wünscht IhnenIhre Redaktion

PS: Schauen Sie mal in unserem neuen Blog im Internet vorbei: www.musik-aus-kassel.de

Besuchen Sie die Verlage im Internet und abonnieren Sie den Newsletter: www.pan-verlag.comwww.merseburger.dewww.furore-verlag.deDort können Sie auch Facebook-Freund/in werden.

Albert Schweitzer zum 50. Todestag 2015

Meine Lieder sind mein Tagebuch Josephine Lang zum 200. Geburtstag 2015

Schwerpunkt: Gitarre

„Lebendige Musik“Die Gitarristin Tatyana Ryzhkova

Chitarra Canta – Das Duo macht mit Liedbearbeitungen von Fanny Hensel auf sich aufmerksam

Werkschau Fanny Hensel zum 210. Geburtstag

Zum 300sten Geburtstag von Ignatio Fiorillo 2015

Eine Wanderin zwischen den Welten: Sibylle Pomorin

für mascha – Ein neuer Band mit Orgelmusik des 19. bis 21. Jahrhunderts

350. Geburtstag der barocken Hofkomponistin Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

Das PAN-Jubiläumsjahr im Rückblick

Wettbewerb an der Musikakademie Kassel mit Musik von Komponistinnen

Nachklänge Zum 90. Geburtstag von Ruth Schonthal

Ticker

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In einer repräsentativen Umfrage „Die Vorbilder der Deutschen“ nahm Albert Schweitzer 2012 den fünften Platz ein,

direkt nach Mahatma Gandhi und noch vor dem Dalai Lama. Was macht den am 14. Januar 1875 im elsässischen Keyers-berg geborenen evangelischen Theolo-gen, Organisten, Philosophen und Arzt so beliebt?

Albert Schweitzer und die MedizinAlbert Schweitzer war Doktor der Theolo-gie, der Philosophie und der Medizin. 1902 wurde er an der Universität Straß-burg Dozent für Theologie und Vikar an der Kirche St. Nikolai. Drei Jahre später begann er ein Medizinstudium mit dem Ziel, in Afrika als Missionsarzt tätig zu werden und schloss das Studium mit der Promotion ab. 1913 setzte Schweitzer sein Vorhaben in die Tat um und gründete mit seiner Frau Helene, die er im Sommer 1912 geheiratet hatte, im heutigen Gabun das Urwaldhospital Lambaréné, das bis heute besteht. Er hatte sich für ein unei-gennütziges Engagement im Dienste der Ärmsten entschieden und baute das Spital als Zufluchtsort für Menschen in Not, insbesondere zur Behandlung und Erfor-schung von Tropenkrankheiten, auf. Nach seiner Rückkehr nach Europa erhielt Schweitzer 1920 die französische Natio-nalität, nahm wieder die Stelle als Vikar in St. Nikolai an und trat als Assistenzarzt in ein Straßburger Spital ein. In seiner Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ forderte er dazu auf, den bedürftigen Völkern in aller Welt zu helfen. Durch Konzert- und Vortragsreisen sammelte er in vielen Län-

Zum 50. Todestag 2015

Albert Schweitzer

dern Geld und Medikamente für sein Hospital. 1954 wurde ihm der Friedens-nobelpreis verliehen.

Albert Schweitzer und die MusikDie Musik war für Albert Schweitzer ein wichtiger Teil seines Lebens: „Musik ist bei mir eben eine Erbschaft, gegen die ich nichts ausrichten kann“. Schweitzers musikalische Begabung zeigte sich schon sehr früh: Mit fünf erhielt er bereits Kla-vierunterricht, mit acht Jahren begann er Orgel zu spielen. Schon als Neunjähriger durfte er den Organisten im Gottesdienst vertreten. Zur Meisterschaft auf der Orgel brachte es Schweitzer vor allem unter der Anleitung der Organistenbrüder Eugène und Ernst Münch und später durch den berühmten Pariser Orgelvirtuosen Charles Marie Widor. Er war ein weltweit bekannter Organist und verfasste wegweisende orgel- und musikwissenschaftliche Veröffentlichun-gen mit nachhaltiger Wirkung. „Die Ge-schichte der Orgel im 20. Jahrhundert

wäre sicherlich in anderen Bahnen ver-laufen, als dies der Fall gewesen ist, hätten ihr die wegweisenden Impulse nicht eine umfassend gebildete Persönlichkeit ge-geben, die es verstand, die dem viel-schichtigen Instrument eigene Universa-lität zu konzentrieren und diese prägnant zu formulieren.“ 1

Albert Schweitzer und der OrgelbauAuf seinen Konzertreisen lernte Schweit-zer viele Orgeln kennen und kam dabei zur Einsicht, dass die moderne Fabrikorgel in klanglicher Hinsicht eher einen Rück-schritt bedeutete. Als einer der Begründer und führenden Köpfe der sogenannten Elsässisch-Neudeutschen Orgelreform propagierte Schweitzer seit Anfang des 20. Jh. einen neuen Orgeltyp, anders als die damals in Deutschland üblicherweise gebauten Instrumente. Vor allem im El-sass wurden mehrere Orgeln nach seinen Vorstellungen realisiert. Schweitzer wirk-te bewusstseinsbildend für die wachsen-de Wertschätzung alter Orgeln im frühen 20. Jahrhundert. Auch in der Zeit seines Wirkens in Afrika setzte er sich immer wieder für die Erhaltung historischer Ins-trumente ein und begleitete Neubauten mit seinem Rat. Am 4. September 1965 starb er in Lam-baréné, wo er auch beerdigt wurde. Sabine Kemna

1 Michael Gerhard Kaufmann, Ars Organi, Heft 2/2013, S. 73-77

WERKAUSWAHL ALBERT SCHWEITZER (1875-1965)SCHWEITZER, ALBERT Zur Diskussion über Orgelbau (1914) Band 1 aus der Reihe: Documenta organologicaHrsg. von E. R. Jacobi EM 1161 · ISBN: 3-87537-144-5 · € 11,00

BERNHARD BILLETERAlbert Schweitzer und sein Orgelbauer In: Acta Organologica, Band 11, S. 173–225 Hrsg. im Auftrag der GdO (Alfred Reichling) EM 1471 · ISBN: 3-87537-154-2 · € 28,00  

Faksimile des Briefes von Albert Schweitzer an Carl Merseburger vom 2. August 1954 (Archiv Merseburger Verlag).

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In der Familie gab es Musik in Fülle: die Mutter und Groß-mutter waren Sängerinnen, der Vater Geiger und der Groß-vater Hornist. Josephine selbst erfand bereits als Fünfjährige

Lieder, die sie am Klavier stehend begleitete und vortrug, wenn Gäste kamen. Dabei galt sie stets als schonungsbedürftig, von fragiler Gesundheit, weswegen die Eltern entschieden, sie von Privatlehrern unterrichten zu lassen, statt sie in die Schule zu schicken. Abendliche Opernbesuche hingegen schienen den Eltern verträglich, sie nahmen sie mit und machten sie mit Opern von Rossini, mit deutscher und französischer Opernli-teratur bekannt.1

Begegnung mit Felix MendelssohnIhre Begegnung mit dem 21-jährigen Felix Mendelssohn Bartholdy 1830 war ein Wendepunkt in ihrer künstlerischen Entwicklung. Sie erinnerte sich: „Die Begegnung mit diesem Meister brachte in meinem Wesen eine völlige Umwälzung hervor. Sein Geist brachte mir Licht, sein Schaffen gab mir ein Ideal.“ Mendelssohn forderte sie auf, ihr Talent heilig zu halten und ihre Gaben nicht in Gesellschaften zu verschleudern. 146 ihrer 300 Lieder wurden zu Lebzeiten in renommierten Verlagen gedruckt. Viele Kompositionen entstanden in jungen Jahren vor ihrer Heirat mit dem Juristen Reinhold Köstlin, und bevor mit sechs Kindern andere Aufgaben vorrangig wurden.

Lieder sind Lebensbegleiter„Meine Lieder sind mein Tagebuch“ soll sie gesagt haben. Sie behandelte ihre Lieder als lebensbegleitende, wandelbare Gestalten, überarbeitete sie mehrfach, setzte in veränderten Lebenssituationen neue Akzente und tat auf expressive Weise ihr Fühlen und Denken kund.Im September 1856 starb Reinhold Köstlin im Alter von 43 Jahren, und für die Familie begann eine Zeit materieller Schwie-rigkeiten. Als sie sich an den Sänger Franz Hauser wandte mit der Bitte, ihr bei der Suche nach Verlegern behilflich zu sein, war dieser skeptisch, weil – so schrieb er an Lang – sie zu gut spiele und zu gut singe und deshalb zu schwer schreibe. Jenny Lind sei die einzige, die er außer ihr kenne, der kein Ton zu hoch und keiner zu tief ist.2 Schließlich gelang die Veröffentlichung von op. 14 und op. 15.

Am 2. Dezember 1880 starb Josephine Lang. Ihr Sohn Heinrich Adolph Köstlin sammelte ihre Autographe und übergab sie 1904

Josephine Lang zum 200. Geburtstag 2015

Meine Lieder sind mein Tagebuch“ Josephine Lang wurde am 14. März 1815 in München in eine Musi-kerfamilie hineingeboren. Sie war eine bedeutende Liedkomponistin und ausgezeichnete Sängerin. 1840 heiratete sie den Dichter und Rechtsgelehrten Christian Reinhold Köstlin. Ihr Werk umfasst ca. 300 Lieder. Sie musste den Tod von dreien ihrer sechs Kinder erleben. Die Komponistin starb am 2. Dezember 1880 in Tübingen, wo sie auf dem Stadtfriedhof begraben ist.

Ausgewählte Liederfür mittlere oder hohe Singstimme und KlavierDeutscher Musikeditionspreis best edition 2010Herausgegeben von Barbara Gabler 84 Seiten, gebunden, mit Faksimile

fue 6500 · ISMN: 979-0-50012-650-8 · € 35,00„Begrüßt wird der Mut, heute nahezu unbe-kannte Werke der Musikliteratur wieder auf den Markt zu bringen, zumal in hervorragen-dem Druck, guter Lesbarkeit, und ergänzt u.a. durch anschauliche Faksimiles.“ Begründung der Jury des Deutscher Musikeditionspreises best edition 2010

der Württembergischen Landesbibliothek. Für Josephine Lang war es das Wort, das den schöpferischen Funken schlug. Beim Lesen eines Gedichts konnte es geschehen, dass die Musik sich in ihr formte, unwillkürlich, weil – so ihre Begründung – das Gedicht selbst bereits Melodie sei. Musik und Dichtung bildeten eine Einheit und waren zugleich die Pole, aus deren Wechselwir-kung Kompositionen entstanden. Bei vielen Liedern sind zwei Entstehungsdaten genannt, nämlich das Kompositionsdatum (oft auf Spaziergängen) und das Datum der Niederschrift. Da-zwischen liegen oft Monate – eine geniale geistige Leistung.

Best EditionDie nach 150 Jahren neu edierte und mit dem „best edition“-Siegel prämierte Furore-Ausgabe enthält sämtliche Heine- und Lenau-Vertonungen; außerdem sprach Goethes Omnipräsenz in der Liedliteratur dafür, auch mit ihm an die fast vergessene Komponistin anzuknüpfen. Wünsche zum 200. Geburtstag: Liederabende, in denen Jose-phine Lang mit ihren künstlerischen Weggefährten gemein-sam auf dem Programm steht: z. B. mit Mendelssohn, der sie beschwor zu komponieren und Pate ihres Sohnes wurde, Robert Schumann, der sie in seiner Zeitschrift würdigte, Clara Schumann, die sich bei Breitkopf für sie einsetzte und vielleicht sogar Brahms, der immerhin zum Freundeskreis ihrer Tochter in Wien gehörte. Barbara Gabler

1 Roberta C. Werner, The songs of Josephine Caroline Lang: the expres-sion of a life, Univ. of Minnesota Diss. 1992, Ann Arbor: UMI, S. 59–60, 2 ebd., S. 133

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THEMENSCHWERPUNKT

:: Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Arbeit?Ich versuche bei meinen Konzerten, dem Publikum eine „lebendige“ Musik zu zei-gen: Musik, die die Seele anspricht, mo-tiviert, begeistert und lachen oder wei-nen lässt. Ich wähle die Stücke für mein Repertoire sorgfältig aus und versuche, die Fantasie und Vorstellungskraft anzu-regen. Als Lehrerin möchte ich meinen Schülern die Freude am Musizieren ver-mitteln und Wege aufzeigen, wie man diese Freude auch mit den anderen teilen und ausstrahlen kann. Außerdem singe ich immer bei meinen Konzerten. Ich empfinde das Lied als eine der univer-sellsten Methoden, den direkten Kontakt zu den Köpfen und Herzen der Menschen herzustellen. Lieder sind bei klassischen Gitarrenkonzerten etwas absolut Uner-wartetes und sie schaffen eine entspann-te Atmosphäre für das Publikum.

:: Wo konzertieren Sie? Ich konzertiere überwiegend in Deutsch-land und Europa, aber auch auf anderen Kontinenten. Im letzten Jahr führten mich Aufführungen gleich in vier neue Länder – Mexiko, Chile, Bolivien und Peru. In Bolivien wurde mein Konzert sogar live im TV übertragen.

:: Woher kommen Ihre musikalischen Ein-flüsse?Als Kind hörte ich ständig neben der Gi-tarrenmusik meines Lehrers Schallplat-ten und Kassetten mit Flamenco, Musik

„Lebendige Musik“

Die Gitarristin Tatyana RyzhkovaTatyana Ryzhkova wurde 1986 in Minsk geboren. Mit 10 Jahren begann sie mit Gitarrenunterricht und schon in den ersten Musikschuljahren nahm sie an mehr als 300 Konzerten und bei vielen Radio- und Fernsehaufnahmen teil. 2005 kam sie nach Deutschland, um Musik zu stu-dieren. Das Studium absolvierte sie bei Prof. Thomas Müller-Pering in Weimar. Sie ist mehrfache Stipendiatin verschiedener Stiftungen sowie Preisträgerin und Gewin-nerin vieler internationaler Wettbewerbe. Neben ihrer Konzerttätigkeit leitet sie eine eigene Gitarrenschule in Bremen. Ryzhkovas Gitarrenspiel zeichnet sich durch Fül-le und Weichheit des Klangs, Feinfühligkeit, große Musi-kalität, Virtuosität und ein reiches Repertoire aus.

der Sinti und Roma und russischer Folklo-re. Diese Musik gab mir ein Verständnis dafür, was Freiheit, Emotionen und Aus-druck in der Musik bedeuten. Als ich in Weimar studierte, habe ich durch meinen Professor gelernt, die Musik nicht nur zu fühlen, sondern auch zu verstehen. So habe ich die „klassische“ Seite der Musik kennengelernt. Beides zu kombinieren – das Gefühl und das Verständnis – ist das Geheimnis meiner Musik.

:: Ihre Zukunftspläne, bevorstehende Projekte?In diesem Jahr stehen einige spannende Projekte an. Erstens geht es in die USA und nach Kanada. Zweitens bereiten wir ein ganz neues Programm vor, das sicherlich einige Überraschungen mit sich bringen wird. Außerdem stehen Aufnahmen neuer Videos bevor, die auf meinem Kanal bei Youtube zu sehen sind. Und an meiner ersten DVD wird gearbeitet, die hoffentlich in diesem Jahr veröffentlicht wird.

:: Der niederländische Komponist Jean Sevriens hat Ihnen Werke gewidmet. Wie kam es dazu? Jean Sevriens hat für mich drei Stücke geschrieben („Suite pour Tatyana“, „Fantasy Dance“ und ein Konzert für Gitarre und Orchester). Jean hat mich einfach angeschrieben. Wir haben dann angefangen uns gegenseitig E-Mails zu schreiben und so entstand unsere Brief-

freundschaft. Ich habe gemerkt, dass Jean ein besonderer Mensch ist: offen, witzig, direkt, kompromisslos – ein Per-fektionist – aber gleichzeitig sehr gefühl-voll. Kurz vor Weihnachten 2009 fand ich in meinem Briefkasten eine weiße Notenmappe. Darauf stand „Suite pour Tatyana“. Und in meiner Emailbox gab’s eine Nachricht von Jean: „Das Baby ist geboren…“ Es erschien dann auf meiner Debüt-CD mit J.S. Bach und A. Piazzol-la. Bach und Piazzolla sind schon immer seine Vorbilder gewesen. Ich fand es ab-solut angemessen, dass seine Musik den Platz unter diesen zwei Meistern hat. Das Interview führte Sabine Kemna

W E R K A U S WA H L JEAN SEVRIENS (1958 - 2013) Suite pour Tatyana für Gitarre (12’40)PAN 359 · ISMN: 979-0-50216-359-4€ 10,00

Loblied – Songs of praise für gemischten Chor und Orgel Partitur EM 598ISMN: 979-0-2007-3058-6 · € 20,00 Chorpartitur EM 598ISMN: 979-0-2007-3045-6 · € 8,00* YouTube-Kanal von Tatyana Ryzhkova:www.youtube.com/user/stierauge

THEMENSCHWERPUNKT

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WERKAUSWAHL FANNY HENSEL, geb. MENDELSSOHN (1805–1847)Und wüssten‘s die Blumen Liederband für Singstimme und Gitarre eingerichtet von Guido Bögerfue 15012 · ISMN: 979-0-50182-812-8Im Werk von Fanny Hensel finden sich einige Lieder, deren Beglei-tung sich für eine Gitarrenbearbeitung anbieten. Insbesondere ist es die stimmlich kommentierende Funktion einer Begleitung, die, einge-bunden oder im Wechsel mit Arpeggio und Akkord, in ihrer musika-lischen Erscheinung auf das wesentliche reduziert, durch eine intime musikalische Besetzung unterstützt, reizvoll und kongenial auf dem Instrument zu Tage tritt.

Margaret Ellen ‚Meg‘ Fitzgerald, geboren und aufgewachsen in den USA, kam nach dem Abschluss Bachelor of Arts der State University of New York als Stipendiatin nach Deutschland, wo sie später in der Opernschule der Musikhochschule in Detmold mit-wirkte. Sie hat in diversen Stilrichtungen als Solistin in Opernauf-führungen, Kirchenkonzerten, kammermusikalisch und als Solistin klassischer Liederabende, im Bereich klassischer Jazz und Irischer Musik in Deutschland und den USA gearbeitet. Am Connecticut College machte sie dann den Master of Arts in Music. Zusammen mit Guido Böger hat sie eine CD-Einspielung eigens arrangierter Irish Art Songs, Aisling, herausgebracht und später ein Songbook mit diesen und weiteren irischen Liedern veröffentlicht. Ein Lied dieser CD wurde im 2010 preisgekrönten irischen Film Rían/Trace als Abschlussmusik verwendet.

Guido Böger, geboren und aufgewachsen in Bad Lippspringe, be-gann sich im Alter von 14 Jahren für die klassische Gitarrenmusik zu in-teressieren. An der Musikhochschule Aachen legte er 1985 die künst-lerische Reifeprüfung bei Thomas Müller-Pering ab. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit, u. a. an der Universität Paderborn, trat er künstlerisch als Solist und in kammermusikalischen Besetzungen auf. Als Bearbeiter hat Guido Böger bei verschiedenen Verlagen u. a. eige-ne Arrangements von Stephen Foster und Turlough O‘Carolan pu-bliziert und Studien für Gitarre von Günther Becker herausgegeben.

Bereits vor 20 Jahren gründeten die Sopranistin Meg Fitz-gerald und der Gitarrist Guido Böger das Duo Chitarra Canta. Gleich von Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit an

interessierte die beiden Musiker neben dem Originalrepertoire für diese Besetzung auch die Bearbeitung von Liedern, die nicht im Original für Gitarre als Begleitung geschrieben wurden. Durch die Transkription von wundervollen Liedern mit Klavier-begleitung auf die Gitarre sind interessante Programme für dieses Duo-Genre entstanden. Neben Bearbeitungen ausgewählter Lieder von Garcia Lorca, Felix & Fanny Mendelssohn, Charles Ives und Maurice Ravel entstand auch eine Sammlung schöner, von beiden auskompo-nierter, irischer Kunstlieder.So entwickelten sich Programme mit Literatur aus verschiedenen Epochen, thematische Programme (Irland, Spanien), ein Pro-gramm mit jüdischen Liedern aus Konzentrationslagern und Liedern von Ravel (u. a. seinem „Kaddisch“), ein romantisches Programm (mit Mendelssohn, Hensel, Spohr, Schubert u. a.) sowie Musik des Barock (J. S. Bach) und der englischen Renais-sance (John Dowland). Der Gitarrist Guido Böger bereitet nun einen Notenband mit Arrangements von Fanny Hensels Liedern für Gitarre vor. Im Werk von Fanny Hensel, selbst eine ausgezeichnete Pianistin, finden sich einige Lieder, deren Begleitung sich geradezu für eine Gitar-renbearbeitung anbietet. Insbesondere ist es die stimmlich kommentierende Funktion einer Begleitung, die reizvoll und kongenial auf dem Instrument zu Tage tritt. Der neue Sammelband trägt den Titel „Und wüssten‘s die Blumen“ und beginnt mit dem einstrophigen Lied „Fischers Klage“, das Fanny Hensel im März 1822 komponierte. Der Textdichter Johann Ludwig Casper war Rechtsmediziner und schrieb die Libretti zu den ersten szenischen Werken des jugendlichen Felix Mendels-sohn Bartholdy. Mit „Willkommen, o silberner Mond“ beginnt die Klopstock-Vertonung „Die frühen Gräber“, die Fanny Hensel extra für den Sänger Franz Hauser komponiert hatte. Des Weiteren erscheinen Bearbeitungen der Hensel-Vertonungen von Ludwig Hölty, Johann Ludwig Tieck, Johann Heinrich Voß, Heinrich Heine, Friederike Robert, Ludwig Uhland, Franz Grillparzer und Johann Gustav Droysen im Sammelband. Sabine Kemna

Chitarra Canta Das Duo Gesang und Gitarre macht mit Liedbearbeitungen von Fanny Hensel auf sich aufmerksam

Frühe Französische Liedereingerichtet für Singstimme und Gitarre von Ulrike Merkfue 6690 · ISMN: 979-0-50012-699-0 · € 20,00Im Alter zwischen 15 und 17 Jahren vertonte Fanny Hensel 18 Gedich-te von französischen Dichtern. 14 dieser Lieder waren als szenische Lieder in Erzählungen und Romanen von Jean Pierre Claris de Florian enthalten, der zur damaligen Zeit auch in Deutschland überaus po-pulär war. Diese Lieder wurden zu Lebzeiten Fanny Hensels nicht pu-bliziert und so bietet nun die Bearbeitung für Gitarre und Singstimme die Möglichkeit, in einer umfassenden Ausgabe mit diesen zyklischen Liedern der jungen Fanny Mendelssohn in Kontakt zu kommen. Ulrike Merk hat diese Lieder aus der Handschrift originalgetreu übertragen und mit Fingersätzen für die Gitarre versehen.

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Fanny Hensel zum 210. Geburtstag 2015: Eine WerkauswahlBÜCHERCORNELIA BARTSCHFanny Hensel geb. Mendelssohn – Musik als Korrespondenz382 Seiten mit vielen Notenabbildungenfue 9120 · ISBN 978-3-927-327-60-3 · € 32,00 Was heißt hier Autorschaft, was Werk? Wer sich mit Leben und Werken Fanny Hensels befasst, sieht sich rasch mit einer ganzen Reihe von Fragen konfrontiert, auf die die Autorin Cornelia Bartsch überraschende Antworten gefunden hat. Sie zeigt am Beispiel von Fanny Hensels frühen Liedern und ihrem Streichquartett, dass die Musik Teil verschiedener musikalischer Dialoge ist, und das nicht nur mit dem Bruder.

Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy. Komponieren zwischen Geselligkeitsideal und romantischer Musikästhetik Beatrix Borchard, Monika Schwarz-Danuser, Hg. 368 S. mit Abbildungen fue 8110 · ISBN 3-927327-54-9 · € 30,00Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre für alle, die sich ernsthaft mit der Musik von Fanny Hensel beschäftigen. Es spiegelt den aktuellen Stand der Forschung und wirft spannende weiterführende Frage auf. Fanny Hensel und ihr umfassendes Werk erscheinen in einer anderen Dimension.

NOTENKLAVIERDas Jahr (47’) Zwölf Charakterstücke (1841) für das Forte-piano fue 1380 · ISMN: 979-0-50012-038-4 (moderne Notenedition) € 49,00fue 8920 · ISBN 978-3-927327-44-3 (vierfarbiges Faksimile) € 88,00 Deutscher Musikeditionspreis Best Edition 2002

Der Klavierzyklus Das Jahr war im Entstehungs-jahr 1841 musikgeschichtlich ohne Vorbild und ist wohl das meist rezipierte Werk F. Hensels. Mit dem Wechsel von virtuosen, lyrischen, liedhaften oder getragenen Charakteren vereint das insge-samt pianistisch anspruchsvolle Klavierwerk recht unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.

Das Jahr (47’) Zwölf Charakterstücke für Klavier und Orchester Orchesterfassung von Martin Torp fue 2571 · ISMN: 979-0-50012-470-0 Part. € 89,00 Besetzung: 2.2.2.2.-2.0.0.0, Streicher, Klavier„Der Berliner Komponist Martin Torp hat Hensels großartigen Zyklus in eine interessante Orches-terfassung gegossen, in der sich alles an Tempe-rament und Melancholie, an Sonne, Nebel und pulsierendem Leben wiederfindet, was im Original angelegt ist.“ WN 27.1.2015

Klaviermusik – Eine Auswahlfue 2005 · ISMN: 979-0-50012-021-6 · € 10,00Die Veröffentlichung mit leichten bis mittelschwe-ren Stücken wendet sich an Liebhaber-PianistIn-nen und ist gut im Klavierunterricht verwendbar.

STREICHERStreichquartett Es-Dur 2. überarbeitete Auflage fue 1210 · ISMN: 979-0-50012-203-6 komplett · € 30,00„Ein unbestritten hochwertiges Stück – ein er-staunlich zerklüftetes, unruhiges, spannungsvolles Werk.“ (Susanne Benda/Klassik heute)

ORCHESTEROuvertüre C-Dur für Orchester (10’) (1832)Erstveröffentlichungfue 2507 · ISMN: 979-0-50012-318-7 Partitur € 43,00Ein „con fuoco“ mit langsamer Einleitung. Inte-ressant auch für Liebhaberorchester.

VOKALMUSIKHero und Leander (1831) (6’) Dramatische Szene für Sopran und Klavier Erstveröffentlichung fue 15011 · ISMN: 979-0-50182-811-1€ 10,00

Lieder ohne Namen (1820-1844)23 ausgewählte Lieder für Singstimme und KlavierVol. 1: 1820-1827fue 6670 · ISMN: 979-0-50012-667-6 · € 19,00

Vol. 2: 1828-1844fue 6730 · ISMN: 979-0-50012-673-7 · € 19,00

Hero und Leander (1832) Dramatische Szene für eine Singstimme mit Begleitung des Orchesters (12‘)Erstveröffentlichung fue 5320 · ISMN: 979-0-50012-332-3Part. € 38,00, Auff.mat. zur Miete

Faust II (12’)Kantate für Solostimme (Sopran), SSAA und Klavier (Text: Goethe) Erstveröffentlichungfue 5760 · Part. € 27,00, Chorp. € 4,50Bearbeitet für Solostimme (Sopran), Frauen-chor (SSAA) und Orchester fue 7580 · Part. € 39,00, Auff.mat. zur Miete„Einfach bezaubernd und des Bruders berühm-ter Sommernachtstraum-Musik ebenbürtig.“

Duette. Gesamtausgabe in fünf BändenVol. 1 Sopran/Sopran (Alt) mit Klavierfue 6400 · ISMN: 979-0-50012-640-9 · € 15,00

Vol. 3 Duette a cappellafue 6420 · ISMN: 979-0-50012-642-3 · € 9,00

Vol. 5 Duette Sopran/Tenor (Bar) mit Klavierfue 6440 · ISMN: 979-0-50012-644-7 · € 19,00

Sonderpreis Duette komplett Band 1-5fue 6441 · ISMN: 979-0-50012-012-4 · € 69,90Alle diese Duette sind Erstveröffentlichungen – bis auf eins, das unter dem Namen ihres Bruders erschien.„Mit dieser dankenswerten Duett-Edition wird nicht nur einer vernachlässigten Komponistin Genüge getan, es erweitert sich auch das kam-mermusikalische Repertoire um anspruchsvolle und begeisternde Werke.“ Schweizer Musikzei-tung Mai 2004

Hiob (1831) (15’)Kantate für Alt, Soli ad lib., Chor (SATB) und Orchester Erstveröffentlichungfue 5260 · Partitur € 32,00, KA 16,50, Chorp. € 5,00, Auff.mat. zur MieteDas Anliegen, die Leiden Hiobs als Glaubens-prüfung darzustellen, ist dramatisch und aus-drucksvoll komponiert.

Oratorium (1831) (45’) nach Bildern der Bibel für Soli, Chor (SATB) und Orchester, Erstveröffentlichungfue 5330 · Part. € 59,00, KA 27,00, Chorp. € 7,50, Auff.mat. zur MieteSinnliche, farbenreiche Musik voller melodischer Eingebungen und erstaunlich dramatischer Energetik. Ein Spannungsbogen vom düsteren Grundton des aus der Tiefe flehenden Sünders bis zum Gotteslob der Erretteten.

Fanny Hensel geb. Mendelssohn* 14.11.1805 in Hamburg † 14.5.1847 in Berlin

„Ohne Zweifel ist Fanny Hensel die bedeutendste Komponistin des 19. Jahrhunderts gewesen.“ (MGG, Bd. 16)

Weitere Informationen siehe www.fanny-hensel.com und www.furore-verlag.de

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Zum 300. Geburtstag

Ignatio Fiorillo

W eit gespannt erscheint der Lebensweg von Ignatio Fiorillo, der am 11. Mai 1715 in Neapel begann und im Juni 1787 – erstaunlicherweise – im nordhessischen

Fritzlar endete.In seiner Geburtsstadt musikalisch ausgebildet (womöglich bei den berühmten Meistern Leonardo Leo und Francesco Durante), führte sein Weg bald nach Norditalien: In Triest wurde 1733 seine erste Oper aufgeführt. Weitere Stationen waren Venedig, Mailand und Padua.

Erste Erfolge in DeutschlandMit den Partituren und Erfahrungen von acht Opernprojekten im Gepäck, ging er 1747 weiter nach Norden: Mit der Truppe von Filippo Niccolini kam er über Prag, Leipzig, Dresden und Hamburg nach Braunschweig. Dort hatten die Ballett- und Pan-tomimen-Aufführungen, für die Fiorillo Intermezzi komponierte, durchschlagenden Erfolg: Niccolini blieb, für Fiorillo aber wurde Braunschweig zum Sprungbrett nach Kassel. Dem kunstsinnigen Landgrafen Friedrich II. muss er als der rich-tige Mann dafür erschienen sein, der durch den Siebenjährigen Krieg gebeutelten Residenz neuen Glanz zu verleihen. Friedrich, einziger katholischer Landgraf seit der Reformation, betraute Fiorillo als Hofkapellmeister ab 1763 mit der Komposition von Opern und mit der Schaffung von Kirchenmusik für die Hofge-meinde an St. Elisabeth. Zur Seite standen ihm drei Kapellmeister, zudem holte der weitgereiste Landgraf immer wieder vorzügliche Solisten nach Kassel.

Die Blütezeit der italienischen OperSo begann hier mit der Eröffnung eines neuen italienischen The-aters im Jahre 1764 eine Blütezeit italienischer Oper: Im Palais des Prinzen Maximilian war Fiorillos „Endimione“ der Auftakt zur ersten „Stagione“, der Opernsaison. Die Musik ist ganz auf den Gebrauch solcher Spielzeiten ausgerichtet, in denen Werke meist nur ein einziges Mal gegeben wurden. So urteilt David August von Apell, Fiorillo habe „das Talent eines schönen und schmei-chelnden Gesanges“ gehabt, doch „das leere, oberflächliche und oft wiederholte in vielen seiner Arbeiten“ sei dafür verantwortlich, dass er, statt zu den großen, „jetzt nur zu den mittelmäßigen“ Komponisten gezählt würde.

Der Rückzug ins PrivateFiorillos nichtsdestoweniger erfolgreiche Arbeit endete sicher nicht ganz freiwillig mit der seit 1776 vom ränkevollen Marquis de Luchet betriebenen Ablösung der italienischen Oper durch die französische: 1780 wurde er, wie Apell berichtet, „angeblich wegen eines Fehlers im Gehör“ unter Bezug einer Pension ins traditionell katholische Fritzlar ausquartiert, wo er bis zu seinem Tod im Juni 1787 als Komponist zurückgezogen lebte.

Jochen Faulhammer

WERKAUSWAHL

FIORILLO, IGNATIO Missa brevis für S, 4st. gemischten Chor und OrchesterHg. Wolfram Boder Erstveröffentlichung EM 688 Part. · ISMN 979-0-2007-3240-5 · € 58,00Chorpart. (KA) · ISMN 979-0-2007-3241-2 · € 19,90*Besetzung: 2.2.0.0.-2.2.0.0., Pk, Streicher Aufführungsmaterial zur MieteWenn man sich auf das Werk einlässt, wird man von dessen Charme und Vitalität in Bann gezogen. Die Grazie der Melodieführung erin-nert stellenweise an Mozart und in den schnellen Sätzen entwickelt die Komposition eine mitreißende Spritzigkeit und Dynamik. Dem fast vergessenen Werk sind daher viele gelungene Aufführungen zu wün-schen, in denen sich ein breites Publikum von den kompositorischen Qualitäten Fiorillos überzeugen kann.

In Vorbereitung: IGNATIO FIORILLO Ouvertura aus „Endimione“Hg. Jochen FaulhammerErstveröffentlichung EM 682 Part. · ISMN: 979-0-2007-0702-1

Besetzung: Oboe 1, 2, Horn in D 1, 2, Streicher

© 2013 Verlag Merseburger, Kassel EM 688 • ISMN 979-9-2007-3240-5 Unerlaubtes KopierenAlle Rechte vorbehalten. www.merseburger.de von Noten ist strafbar.

Missa brevis

Ignatio Fiorillo1715–1787

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Oboi

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Missa brevisIgnatio Fiorillo

©2001 by Wolfram Boder

Kyrie a quattro voci, con Violini, Flauti, Oboe, Trombe, Corni e Timbani

a quattro voci, con Violini, Flauti, Oboe, Trombe, Corni e Timbani

Kyrie

© 2013 Verlag Merseburger, Kassel EM 688 • ISMN 979-9-2007-3240-5 Unerlaubtes KopierenAlle Rechte vorbehalten. www.merseburger.de von Noten ist strafbar.

Missa brevis

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Missa brevisIgnatio Fiorillo

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Kyrie a quattro voci, con Violini, Flauti, Oboe, Trombe, Corni e Timbani

a quattro voci, con Violini, Flauti, Oboe, Trombe, Corni e Timbani

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:: Woran arbeiten Sie gerade? Ich arbeite an einem Kompositionsauftrag für das Berliner Hörfest quEAR! (Herbst 2015). Für die ehemalige Kapelle im Kunstquartier Bethanien werde ich eine mehrkanalige elektroakustische Klang-komposition entwickeln. Im Sommer 2015 werde ich im Rahmen des Nes Artist Residency Program in Skagaströnd/Island arbeiten. Meine Arbeit ist deutlich durch ihren Entstehungsort geprägt. In Island will ich ein Projekt entwickeln, das speziell für einen besonderen Ort oder Raum konzipiert ist.

:: Was motiviert und inspiriert Sie, zu kom-ponieren?Oft kommen die Anregungen von außen, es ergibt sich eine Arbeitsmöglichkeit und ich versuche dann, den Anforderungen ge-recht zu werden und gleichzeitig halbwegs das zu machen, wonach mir der Sinn steht. Und da ich mir ja im weitesten Sinne das Feld der zeitgenössischen Musik ausgesucht habe, geht es immer auch um Originalität und Innovation. Als Komponist/in will man tolle Musik erschaffen, die dann so gut wie möglich aufgeführt werden soll.

:: Vom Musizieren zum Komponieren? Wie kam es dazu?Neben dem Studium und verschiedensten Auftritten, Aushilfen und Erfahrungen im Bereich der Klassik habe ich immer auch in Jazzgruppen gespielt – bald auch mit dem Tenorsaxophon. Für die meisten

dieser Gruppen habe ich eigene Kompo-sitionen beigesteuert. Ab dem 5. oder 6. Semester kam als zweites Hauptfach das Altsaxophon dazu (ausschließlich „Klas-sik“, mein Lehrer war explizit gegen alles „negroide“). Nach dem Studium war ich schon in alle möglichen Aktivitäten invol-viert, der Übergang zur Berufsmusikerin war fließend. Anfangs waren alle drei Arbeitsfelder gleichwertig: Komponieren, Flöte und Saxophon spielen. Um mich voll auf das Komponieren zu konzentrieren, und mich so weiterentwickeln zu können, bin ich zwischen 1995 und 2009 gar nicht mehr als Flötistin und Saxophonistin in Erscheinung getreten. Und auch in den letzten Jahren blieb es eher sporadisch.

:: Woher kommen Ihre musikalischen Ein-flüsse?Meine wichtigsten Einflüsse sind: brand-aktuelle, zeitgenössische E-Musik, die

WERKAUSWAHL

Istanbuler Kompositionen (1996) (10‘)für Klavier fue 3520 · ISMN: 979-0-50012-852-6 · € 10,00

Zahlenspiele (2004) (3’31)für Klavier in dem Sammelband: 25 plus piano solo. 27 Kompositionen zeitgenössischer Komponistinnen Deutscher Musikeditionspreis Best editionfue 4660 · ISMN: 979-0-50012-966-0 · € 25,00

Eine Wanderin zwischen den Welten – zwischen Jazz und Klassischer Musik, zwischen Musizieren und Komponieren, so könnte man Sibylle Pomorin beschreiben. Schon früh begann sie, verschiedenste Instrumente zu spielen und bereits mit 16 Jahren arbeitete sie als Gitarrenlehrerin an einer privaten Musikschule. Neben dem Studium an der Staatli-chen Hochschule für Musik in Münster in den Hauptfächern Flöte und Saxophon spielte sie in Jazzgruppen, nahm Kompositionsunterricht u. a. bei Ernst Bechert in Hamburg und bei Alice Shields in New York. 1986 bekam sie ihren ersten Kompositionsauftrag vom WDR, dem zahlreiche Kompositionsaufträge von Ensembles, Festivals, Rundfunk und Theater folgten. Ihre Werke werden weltweit aufgeführt, in Europa und in Mexiko City ebenso wie beim Australasian Computer Music Congress in Melbourne. Pomorin erhielt Arbeitsstipendien u. a. in New York, Istanbul, Mexiko und Island und ihre Werke wurden mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht, wie der SWF-Jazzpreis 1988 und der 1. Preis beim Kompositionswettbewerb Soundscapes voor 2000. 2014 war sie mit ihrer Komposition „Zahlenspiele“ am Austauschprojekt zwischen georgi-schen und deutschen Komponistinnen beteiligt (Konzert im Konservatorium in Tiflis und eine Buch- und CD-Veröffentlichung). Seit 1986 lebt Sibylle Pomorin als freischaffende Musikerin und Komponistin in Berlin.

Ästhetik der elektroakustischen Musik und vielleicht noch Free Jazz und improvisierte Musik.

:: An wen richten sich Ihre Werke in erster Linie? Oft weiß ich, für wen oder welche Art von Musiker die geplante Arbeit gedacht ist und ich versuche bis zu einem gewissen Grad „spielerfreundlich“ zu schreiben, also die Leute weder zu unter- noch zu über-fordern. Meist habe ich für ausgebildete, professionelle Musiker geschrieben.

:: Welche Themen behandeln Ihre Werke?Wenn ich jetzt versuche, das in Worten auszudrücken, hört sich das womöglich platt oder banal an – die Musik ist für mich das weitaus bessere Ausdrucksmittel!Das Interview führte Sabine Kemna

Istanbuler Kompositionen (1996) (10‘)für Violine und Violoncello fue 3530 · ISMN: 979-0-50012-853-3 · € 15,00

Erzählung (1993/96) (13‘)für Violoncello solo fue 4120 · ISMN: 979-0-50012-912-7 · € 5,50

Das Krippenlied Pansfür Singstimme und Klavierin dem Sammelband: Weihnachtslieder von Komponistinnen Band 1fue 7780 · ISMN: 979-0-50012-778-9 · € 18,00

Eine Wanderin zwischen den Welten

Sibylle Pomorin

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E lke Mascha Blankenburg war ohne Zweifel eine herausragende Per-sönlichkeit. Ihr jahrzehntelanges

unermüdliches Engagement in Sachen Frau und Musik, ihr Einsatz für die Komponistinnen hat wesentlich dazu beigetragen, das Thema „Frauen in der Musik“ gesellschaftlich voranzutreiben. Bewegt durch ihre letzten Begegnungen und Gespräche beschlossen die Furore-Verlegerin Renate Matthei und Mascha Blankenburg, ihr einen Notenband für Orgelmusik zu widmen. „Die Idee dieses Notenbandes und das gewählte Inst-rument haben Mascha begeistert“, so Renate Matthei.

Mascha Blankenburg und die OrgelDie Orgel war Blankenburgs Hauptins-trument im Kirchenmusikstudium und während ihrer langjährigen Berufstätig-keit als Kantorin. Mit dem Orgelband geht es zu ihren musikalischen Wurzeln

für maschazurück. Mascha hat zudem selbst zwei Orgelstücke von Fanny Hensel heraus-gegeben, das Präludium F-Dur und das Präludium G-Dur, die in den Sammelband mit aufgenommen wurden.

Neuer SammelbandMit ihrer oft leidenschaftlichen und mitunter provozierenden Art hat Elke Mascha Blankenburg vieles bewegt. Den meisten wird sie für immer im Gedächtnis bleiben, vor allem vielen zeitgenössischen Komponistinnen. Eini-ge haben speziell für den Sammelband ein Orgelstück für Mascha komponiert. Für Sigrid Ernst war die Begegnung mit Blankenburg ein Meilenstein in ihrem Leben. Das von ihr komponierte Stück Für Orgel - Gedenken an M. B. behandelt eine Frau, die bis ins Extreme auf das Le-ben zugriff und Abschied nehmen muss. Vivienne Olive hingegen komponierte eine Trauermusik Lamento per Mascha, bei dem ein Lamentobass von Henry Purcell im Hintergrund das Geschehen lenkt. Das Stück spiegelt Olives Ansicht von Elke Mascha Blankenburg als eine

Elke Mascha Blankenburg (*15. Dezember 1943 in Mindelheim; † 9. März 2013 in Köln) war als Kirchenmusikerin, Dirigentin, Musik-historikerin, Musikjournalistin und Autorin vielseitig tätig. In der letzten Ausgabe von Ta-bleau Musical berichteten wir über ihr Leben und Wirken. Sie gab viele bis dahin unbe-kannte Werke von Fanny Hensel und anderen Komponistinnen erstmalig im Furore Verlag heraus. Zudem engagierte Mascha sich ihr Leben lang für die Frauen in der Musik und

gründete 1979 das „Archiv Frau und Musik“.

Symbolfigur für die Ende der 70er Jahre entstandene Frauenbewegung in der Musik wieder. Violeta Dinescu erinnert sich mit ihrer Komposition Vier Augen-blicke – Erinnerungen an Elke Mascha Blankenburg an ihre besondere Begeg-nung mit Mascha. Die vier Augenblicke bilden miniREISEN in dem Korridor des Gedächtnisses, in denen sie allein durch Klänge seelische Zustände im Kontext des Lebens suggerieren will. Mit Der Regen op. 96 widmet Olga Magidenko Mascha ein ganz lebendiges Stück, welches in Anlehnung an ihre Begegnung mit ihr auf dem Heidelberger Gegenwelten-Festival komponiert ist. Susanne Zargar Swiridoff erinnert sich mit ihrem Stück Lebenszeit – Weltzeit für Mascha. Die Komposition ist teilweise in präziser und teilweise in Rahmennotation geschrieben, welche von der/dem Organist/in suggestiv in-terpretiert werden kann.

Austausch über den Ozean hinwegDer Band wird durch die Komposition Visione sanctissima aus: The Temptation of St. Anthony, Nr. VIII von Ruth Schonthal vervollständigt, welche mit Mascha einen regen Austausch pflegte. All diese be-sonderen Stücke zeigen die einzigartige Persönlichkeit Elke Mascha Blankenburgs auf. Durch den Orgelband kann nun auch auf musikalische Art an sie gedacht und erinnert werden. Carina Schillig

WERKAUSWAHL

für mascha Orgelband in Gedenken an Elke Mascha BlankenburgSiegrid Ernst (*1929): Für Orgel – Gedenken an M.B., Violeta Dine-scu (*1953): Vier Au-genblicke – Erinnerungen an Elke Mascha Blankenburg, Fanny Hensel geb. Mendels-sohn (1805–1847): Präludium F-Dur, Post-ludium G-Dur und Präludium G-Dur, Olga Magidenko (*1954): Der Regen, op. 96, Vi-vienne Olive (*1950): Lamento per Mascha, Ruth Schonthal (1924–2006): Visione sanc-tissima (aus: The Temptation of St. Anthony), Susanne Z. Swiridoff (*1955): Lebenszeit – Weltzeit für MaschaMit Vorworten von Christa Kirschbaum, Ulf-Peter Miethe und Renate Mattheifue 10141 · ISMN: 979-0-50182-141-9

für maschaOrgelband in Gedenken an

Elke Mascha Blankenburg

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für Orgelfor organ

Neuer Band mit Orgelmusik des 19. bis 21. Jahrhunderts

Orgelbände von Fanny Hensel herausgegeben von Mascha Blankenburg

HENSEL, FANNY GEB. MENDELSSOHNPrelude F-Dur (1829) (5‘) fue 1240 · ISMN: 979-0-50012-024-7 · € 6,50 Orgelstücke zur HochzeitPräludium F-Dur, Postludium G-Durfue 4960 · ISMN: 979-0-50012-996-7 · € 10,00

MULSANT, FLORENTINE Suite Sacrée pour Orgue op. 31 (2004) (13’)fue 10013 · ISMN: 979-0-50182-013-9 · € 15,00Inhalt: 4 Sätze: Ouvertüre, Klage und Gebet, Choral, Toccata

LEE, HOPE

„von einem fremden stern“(1993) (12‘)fue 2180 · ISMN: 979-0-50012-118-3 · € 12,00

Foto: © Dr. Ruth B. Emde

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I m Jahr 2015 gilt es, Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre (1665–1729) und ihrem Vermächtnis zu gedenken.

Bereits zu ihren Lebzeiten bestritt die talentierte französische Komponistin und Cembalistin einen außergewöhnlichen Weg: Als Hofkomponistin Ludwigs des XIV. war es ihre Aufgabe, für musikalische Unterhaltung zu sorgen.

Frühe Karriere als BerufsmusikerinIhre Familie hatte sich seit einigen Generationen im Pariser Musikleben einen Namen gemacht, ihre Eltern be-schlossen daher, nicht nur die Söhne, sondern auch ihre beiden Töchter zu Berufsmusiker/inne/n ausbilden zu las-sen. Um 1673 führte der Vater Claude seine Tochter Elisabeth schon in jungen Jahren beim königlichen Hof ein. Der Sonnenkönig und seine damalige Mä-tresse, Madame de Montespan, waren von den Talenten des jungen Mädchens so begeistert, dass sie Elisabeth für einige Jahre am Hof behielten und förderten. Mit 19 Jahren heiratete sie den Orga-nisten und Cembalolehrer Marin de La Guerre. Obwohl La Guerre durch ihre Heirat den königlichen Hof verließ, wurden ihre Kompositionen weiterhin in den höchsten gesellschaftlichen Krei-sen aufgeführt. Zielstrebig verfolgte sie als Ehefrau ihre musikalische Karriere weiter – sie unterrichtete, komponier-te und konzertierte. Selbst nach dem Tod ihres Mannes und ihres einzigen Sohnes setzte sie ihr künstlerisches

Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre

Schaffen fort. Das kreative Arbeiten spendete ihr Trost in jener schweren Zeit.

Ihre KompositionenDie Komponistin schuf anspruchsvolle Werke für größere Besetzungen, eine Oper und ein Ballett sowie zahlreiche Kantaten und Sonaten, die Pfade zu neuen kompositorischen Gattungen begründeten. Ihre Sonaten gehören zu den ersten dieser Gattung, die in Frankreich komponiert wurden. Darun-ter sind sechs unveröffentlichte Werke (zwei Solosonaten und vier Trios), die mindestens bis in das Jahr 1695 zurück-datieren, und sechs „Sonates pour le viollon et pour le clavecin“, die 1707 veröffentlicht wurden. Die großen Musi-ker und Musikkenner ihrer Zeit kamen zu ihren Hauskonzerten, um den virtuosen Klängen zu lauschen. Im Jahre 1717 verabschiedete La Guerre sich jedoch vom aktiven Musikleben. Als sie 1729 starb, galt sie als eine der bedeutendsten künstlerischen Persönlichkeiten ihrer Ära. Ihr Schaffen als Komponistin wurde nach ca. 100-jähriger Pause Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. So gehört La Guerre heute zu den ersten Komponis-tinnen, die bereits früh wahrgenommen und erforscht wurden.

350. Geburtstag Der 350. Geburtstag der etablierten Ba-rockkomponistin macht auf eine starke Persönlichkeit aufmerksam, der es gelang die traditionellen Grenzen ihrer Zeit zu verwischen. Milka Backovic

350. Geburtstag der barocken Hofkomponistin

WERKAUSWAHL

Sonates pour le Viollon et pour le clavecin Vol. 1: Sonata I (d), Sonata II (D) (1707)für Violine und B. c.fue 2900 · ISMN: 979-0-50012-190-9(P&St) € 28,00

Vol. 2: Sonata III (F), Sonata IV (G) (1707)für Violine und B. c. fue 3500 · ISMN: 979-0-50012-850-2 (P&St) € 28,00

Vol. 3: Sonata V (a), Sonata VI (A) (1707)für Violine und B. c. fue 3920 · ISMN: 979-0-50012-892-2 (P&St) € 28,00

Triosonaten für Violine I & II und Violoncello, Orgel (Cembalo) Vol. 1: Sonate B-Dur, Sonate C-Mollfue 1820· ISMN: 979-0-50012-182-4 (P&St) € 28,00

Vol. 2: Sonate D-Dur, Sonate g-Moll fue 1740 · ISMN: 979-0-50012-074-2 (P&St) € 27,50

Judith Kantate für MS/T und B. c. mit Violine in interludes fue 5400 · ISMN: 979-0-50012-261-6(P&St) € 28,00

Jonas Kantate für MS/T, Violine und B. c.fue 5410 · ISMN: 979-0-50012-264-7 (P&St) € 28,00

Le Sommeil d’Ulisse (1715) (25’) Kantate für MS/T, Violine und B. c. fue 6830 · ISMN: 979-0-50012-683-6 (P&St) € 22,00

CDElisabeth-Claude Jacquet de La Guerre Sonates pour violon et basse continue La Beata Olanda Salto Records International fue 7011 · SAL 7011 · 18.90 €

BuchDanielle Roster: Elisabeth-Claude Jacquet de La Guerre „Mit großen Musikern habe ich um den Preis gekämpft” In: Annäherung VI - an sieben Komponistinnen, S. 69f. 80 S. mit Notenbeispielen, Fotos, Werk- und Literaturverzeichnissen sowie Diskographien fue 8520 · ISBN: 978-3-927327-07-8€ 10,90

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PAN-Jubiläumim Rückblick

Im Jahr seines 35-jährigen Bestehens 2014 erschienen im PAN Verlag spannende und wegweisende Editi-

onen und so manches Konzert machte von sich Reden. Allem voran stand die Veröffentlichung des „Bolivianischen Requiems“ von Juan Arnez. Nach fünf Jahren des Denkens und Planens kam es zu einem editorischen Ergebnis, das zu den außergewöhnlichen Produktionen des europäischen Musikgeschäfts zählt.

Bolivianisches RequiemJuan Arnez, gebürtig aus Bolivien, schuf die Komposition vor acht Jahren, um den unter unmenschlichen Bedingungen beschäftigten Minenarbeitern in seiner Heimat eine Stimme zu geben. Formal orientiert sich das Werk am Proprium der katholischen Totenfeier. Die Erzähl-sprachen sind neben dem Lateinischen die Muttersprache von Arnez, Quechua, und Spanisch. Die Gestaltung der No-tenausgabe war insofern erschwert, als die Musik ihre Wurzeln in der Volksmusik Boliviens hat, rhythmusbetont mit hohem improvisatorischem Anteil. Das Ziel der Druckausgabe war eine Darstellung, die Mitteleuropäern eine Reproduktion ohne weiteres ermöglichen sollte. Es entstand eine Edition, die unter Verwendung der abendländischen Notationstechnik eine Basisversion bietet, von der aus jeder Musi-ker nach eigenem Ermessen und orientiert an den großzügig ausgelegten Harmonie-angaben frei improvisieren kann.

Begeisternde AufführungenDer Veröffentlichung im ersten Halbjahr 2014 folgten drei Aufführungen in der

Schweiz. Unter der Leitung von Stefan Ruppen, der auch 2007 an der Urauffüh-rung des noch nicht verlegten Werkes beteiligt war, sangen die Chöre Spirit Singers Kollegium Brig (Einstudierung Stefan Ruppen und Adrian Zenhäusern) und der Chor der Kantonsschule Trogen (Einstudierung Jürg Surber) begleitet von Los Kusis de Bolivia (Leitung Juan Arnez) Ende November in Brig, Bern und Trogen. Alle drei Konzerte waren sehr gut besucht, das Publikum begeistert. Es gab „Standing Ovations“, die – ungewöhnlich für die Aufführung eines Requiems – eine Zugabe aus dem Halleluja initiierten.Die Erfolgsgeschichte des Requiems in der Schweiz soll nun eine Fortsetzung in Deutschland haben. Am 27. und 28. März 2015 werden die Schweizer Chöre

WERKAUSWAHL PAN VERLAG

FRITSCHUN, GIAN BATTISTA Geistliche Lieder der Rätoromanenaus den Canzuns spirituaelas 1765für 2 Sopranblockflöten und 1 AltblockflötePAN 228 · ISMN: 979-0-50216-228-3(P&St) · € 12,00

KELLER-LÖWY, WALTERVon der Volta zur PolkaNeuauflage der Tänze aus vier Jahrhundertenfür 2 Altblockflöten PAN 211 · ISMN: 979-0-50012-850-2(P&St) · € 15,00

FINK, ROLANDTarantella. Volksmusik aus Italienfür Blockflöten, Gitarren und andere Instrumente PAN 799 · (P) · € 20,00

gemeinsam mit der „Kölner Kurrende“ das Werk in Köln aufführen.

Jubiläumsfeier in KasselSelbstverständlich wurde auch gefeiert. Im September trafen sich FreundInnen und MitarbeiterInnen des Verlags im reizvollen Ambiente der Lagerhalle in der Kasseler Philippistraße zu gutem Essen und leichten Getränken. Roland Fink, einer der Autoren der ersten Stunde des Verlags, reiste extra aus der Schweiz hierzu an. Musikalische Kostproben aus dem Verlagsprogramm gaben Martin Forciniti (Klavier) und Schwester Helga Mantels (Blockflöte). Trotz der ungünstigen Wetterlage fühlten sich die Gäste sichtbar wohl und wünsch-ten dem Verlag alles Gute für die nächsten 35 Jahre. Angelika Klauke

DUMONT, MARIE-LOUISE UND CEDRICAppenzeller Tänzefür zwei Violinen, Klavier und/oder Gitarre, Violoncello ad libitumInstrumentalmusik in verschiedenen Beset-zungenPAN 1101 · (P) € 15,00

BRENNAN, JOHN WOLF

Twelfth Night. 6 Songs for Saxophon Quartet with a Prelude and 5 Intermezzi op. 77 für Saxophon-QuartettPAN 355 · (P) € 17,00

PIAZZOLLA, ASTOR

TangoSechs berühmte Tangos für 4 Blockflöten (S/A/T/B)PAN 768 · (P&St) · € 18,00Die Jubiläumsfeier in Kassel: Im reizvollen

Ambiente der PAN-Lagerhalle trafen sich FreundInnen und MitarbeiterInnen des Verlags. Foto: Astrid Stäber

Das bolivianische Requiem mit den Chören „Spirit Singers“ des Kollegium Brig und der Chor der Kantonsschule Trogen begleitet von Los Kusis de Bolivia (Leitung Juan Arnez) Ende November in der Französischen Kirche in Bern. Foto: Angelika Klauke

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Vorgabe: Das Werk einer KomponistinFür den Wettbewerb wurde in diesem Jahr die Besetzung „Klavier plus“, d. h. Duos mit Klavier, ausgeschrieben. Für die Werkauswahl gab es die Vorgabe, dass mindestens ein Werk einer Komponistin vorzutragen sei. Qualität und Charakter der Veranstaltung hatten Vorbildfunktion – die inhaltlich innovative Gestaltung ist jeder Ausbildungseinrichtung im musi-kalischen Feld national wie international zu wünschen.Viel Zeit zur Vorbereitung hatten die jungen Musiker/innen nicht. Während Brahms, Grieg oder Prokofieff im Unter-richtsrepertoire selbstverständlich sind, ist das Kennenlernen der Werke einer Franziska Lebrun, Clara Schumann oder Barbara Heller unbequem und zeitauf-wändig. Umso erfreulicher war es, mit welcher Hingabe die Werke der Kompo-nistinnen interpretiert wurden.

Faszinierende KlängeEröffnet wurde der Wettbewerb mit dem modernsten Werk des Programms, „Früher oder später“ von Barbara Heller: Klarinettist Yanhui Liu und die Pianistin

Xing Liao forderten gemeinsam durch ungewohnte und zugleich sphärisch faszinierende Klangbildungen die Hör-gewohnheiten des Publikums heraus. Belohnt wurde der Vortrag durch den mit 550,00 € dotierten 3. Preis.Daneben ließen die weiteren Duos Wer-ke von Franziska Lebrun, Edvard Grieg, Clara Schumann, Johannes Brahms und Lili Boulanger erklingen. Den ersten Platz, dotiert mit 1.500,00 €, verlieh die Jury dem Duo Yanfei Fang (Violine) und Hwimin An (Klavier). Für ihren Vortrag bei der öffentlichen Ausscheidung hatten sie jeweils ein Werk von Grazyna Bacewicz und Sergej Prokofieff gewählt. Die Geige-rin und der Pianist bewiesen ihre musika-lische Reife durch einen ausdrucksstarkenVortrag der Werke und ein bemerkens-wert souveränes Duo-Spiel.

Den Publikumspreis, mit 750,00 Euro do-tiert, gewannen Jin Ma (Vl) und Kseniya Najmudinova (Kl), die die Virtuosität des Vortrags von Werken Franziska Lebruns (1756-1791) und Edvard Griegs (1843-1907) in den Vordergrund stellten, was den Zuhörern offenkundig am besten gefiel. Yana Krasutskaya (Vl) und Sergey

Kustov (Kl) belegten mit dem Vortrag von Werken Edvard Griegs und Clara Schumanns Platz 2 (750.00 €).

Innovative Vorgaben Die Jury bildeten Dr. Peter Gries (Leiter der Musikakademie), Prof. Jörg-Wolfgang Jahn (Violinist und Musikpädagoge, Karlsruhe), Hellmuth Vivell (Pianist und Musikpädagoge, Kassel), Hartmut Frit-sche (Vorsitzender der Loge Peredur) und Werner Nolte (Peredur). Die Preis-verleihung erfolgte durch Hartmut Fritsche und Renate Matthei, Gründerin und Ge-schäftsführerin des Furore Verlags.Die ausverkaufte Veranstaltung zeigte das große Interesse der Kasseler Bevölke-rung. Der durch die Förderer ermöglichte Wettbewerb ist von unschätzbarem Wert für die Studierenden der Musikakademie. Die innovative Ausschreibungsvorgabe, Kompositionen von Frauen zu spielen, beinhaltet für alle Beteiligten die Chance, das Besondere zum Normalen, das Fremde zum Gewohnten werden zu lassen und gemeinsam obsolete Traditionen zu ver-lassen. Angelika Klauke

WERKAUSWAHL BARBARA HELLER (*1936) Früher oder später (1981) (9‘) fue 1190 · ISMN: 979-0-50012-019-3 (P&St) € 13,00

FRANZISKA LEBRUN (1756–1791)Sonaten op. 1 für Violine und Klavier fue 3970 · ISMN: 979-0-50012-897-7€ 22,00 CLARA SCHUMANN (1819–1896) Praeludium und Fuge B-Dur op. 16.2 für Orgel fue 1590 · ISMN: 979-0-50012-059-9€ 6,50

Lili Boulanger (1893–1915) und Grazyna Bacewicz (1909–1969) sind porträtiert in: Annäherung V an sieben Komponistinnen Grazyna Bacewicz, Lili Boulanger, Annette von Droste-Hülshoff, Lucija Garuta, Moya Henderson, Tera de Marez Oyens, Clara Wieck-Schumann fue 8430 · ISBN: 978-3-9801326-9-5€ 9,90

Die Teilnehmer der Endrunde mit Renate Matthei, Geschäftsführerin des Furore Verlags (fünfte v.l.) und Hartmut Fritsche, Vertreter der Druidenloge Peredur (zweiter v. r.). (Foto: Astrid Stäber)

Wettbewerb an der Musikakademie Kassel

Beispielhaftes Engagement

Bereits zum 15. Mal lud der Förderverein der Kasseler Loge Stiftung Peredur Studie-rende der Musikakademie der Stadt Kassel zu einem Wettbewerb ein. Erstmals hatte der Verein den Furore Verlag als Partner gewonnen, der als einziger Verlag weltweit seit beinahe 30 Jahren erfolgreich ausschließlich Werke von Komponistinnen ediert.

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Glühbirnen, Schnapsgläser aus Plas-tik, Eiskonfekt-Förmchen, Drähte und Klöppel liegen auf den Saiten

des Flügels. Beim Geburtstagskonzert im Berliner BKA schlägt die Pianistin Adina Mornell die Tasten an. Die Alltagsgegen-stände hüpfen im Bauch des Instruments hin und her und erzeugen leise schep-pernde Nachklänge. „Reverberations (Nachklänge)“ heißt die Komposition für präpariertes Klavier, die im Werkverzeich-nis von Ruth Schonthal eine besondere Rolle spielt. Ihre brüchigen, zerrissenen und verschleierten Erinnerungen an Deutschland hat sie darin festgehalten.

Fragmente deutscher Klänge Als sie das Stück komponierte, lebte sie schon seit mehr als 20 Jahren im ameri-kanischen Exil. Halb erinnerte Fragmente von deutschen Volksliedern, Schlagern und Kirchenmusik hat sie darin verarbei-tet. „Zerstörte Schönheit“ wollte sie mit dem besonderen Klang des präparierten Flügels ausdrücken. Im Konzertsaal wird es ganz still. Die beklemmende Atmo-sphäre der einzigartigen musikalischen Auseinandersetzung mit Exil und Hei-matverlust lässt niemanden unberührt. In der Konzertpause stehen viele Menschen um den Flügel herum und sehen sich die Gegenstände im Flügelinnern an, die die ungewöhnlichen Nachklänge erzeugt haben.

Beeindruckendes KammerkonzertIm Rahmen der „Unerhörten Musik“, der traditionsreichen, international be-kannten Berliner Reihe für Neue Musik, fand die gut besuchte Matinee zum 90. Geburtstag von Ruth Schonthal statt. Adina Mornell (Klavier), Johanna Kotschy (Violoncello) und Patrick Dunst (Klarinette) gaben ein beeindruckendes Kammerkonzert. Drei Werke für Klarinette und Cello erklangen als Deutsche Erstauf-

führungen: „Love Letters“, „Tango for two“ und „Duo“. Die Klarinettenfassung der virtuosen „Sonata concertante“ ist in Berlin vorher noch nie gespielt worden. Das Klavier war Ruth Schonthals eigenes Instrument, dem sie zum Beispiel in dem „Self-Portrait of the Artist as an Older Woman“ (Selbstporträt der Künstlerin als ältere Dame) ihre persönlichsten Gedan-ken anvertraute. Das Cello war unter den Streichinstrumenten ihr Lieblingsinstru-ment, was der große romantische Gestus in der „Sonata in Two Movements“ erah-nen lässt. Auch für die Klarinette hat die Komponistin, Pianistin und Professorin an der New York University eine Reihe von eindrucksvollen Werken geschrieben. An der Florida State University hat Lauren J. Cox vor vier Jahren eine Doktorarbeit nur über Ruth Schonthals Klarinettenstücke verfasst.

Abenteuerliches LebenDie Geburtstagsmatinee für die 2006 verstorbene Komponistin wurde von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin finanziert, von der Akademie der Künste, wo Ruth Schonthals Nachlass liegt, und dem Verein für die Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten „musica reanimata“ unterstützt. Das Porträt der Komponistin war weit mehr als ein Kon-zert. In verschiedenen kurzen Filmen, die auf einer Leinwand gezeigt wurden,

sprach Ruth Schonthal selbst zum Pu-blikum. Die amerikanische Pianistin und Musikwissenschaftlerin Adina Mornell, die als Professorin an der Hochschule für Musik und Theater München lehrt, hat sich mit ihren moderierten Konzerten weit über Deutschland hinaus einen Namen gemacht. Mit einer gelungenen Mischung aus Ernst und Humor führte sie durch das Programm. Sie zeichnete Ruth Schonthals Lebensstationen nach: vom Wunderkind im Berlin der zwanziger Jahre über die abenteuerliche Flucht der jüdischen Familie nach Schweden und Mexiko und Schonthals Kompositions-studium bei Paul Hindemith bis zu ihren Jahrzehnten in den USA. Adina Mornell setzt sich seit zweieinhalb Jahrzehnten für Ruth Schonthal ein und hat auch eine CD mit ihren Klavierwerken aufgenommen. Sie ist mit den Werken der Komponistin inzwischen so vertraut wie mit den Kla-vierstücken von Beethoven und Chopin.

Musik, die berührtDie Zuhörer im Berliner BKA feierten am Ende die Musik und die Musiker. Nicht nur das Publikum, auch die Pianistin ist immer wieder fasziniert von den hef-tigen Emotionen, die Schonthals Werke auslösen: „Im Konzert gibt es immer Momente, in denen ich selbst eine Gän-sehaut bekomme – weil diese Musik so ausdrucksstark ist.“ Martina Helmig

WERKAUSWAHL

Reverberations (Nachklänge) (1967/74) (16‘)für Klavier fue 2560 · ISMN: 979-0-50012-156-5· € 12,00

Tango for two and Duofür Klarinette und Cello fue 3940 · ISMN: 979-0-50012-894-6 · € 5,00

Zum 90. Geburtstag von Ruth Schonthal N a c h k l ä n g e

Sonata concertante (1973/76) (16‘)für Klarinette und Klavierfue 2770 · ISMN: 979-0-50012-177-0 · € 30,00

Sonata in two Movements (1989) (13‘)für Violoncello und Klavierfue 2760 · ISMN: 979-0-50012-176-3 · € 20,00

A Bird over Jerusalem (14‘) (1992)für Flöte, Klavier und Tape fue 2860 · ISMN: 979-0-50012-186-2 · € 20,50

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TickerNeithard Bethke: Urauf-führung im Berliner DomDie Berliner Domkantorei wird unter der Leitung von Domkan-tor Tobias Brommann am 28. März 2015 um 18 Uhr Neithard Bethkes „Crucifixus. Passionso-ratorium zum Karfeitag“ op. 25 uraufführen. Das Werk für vier Soli, Chor, Sprecher, Gemeindegesang wird außerdem in einer öffentlichen Generalprobe am 27.03.2015 zu hören sein.

Florentine Mulsant: Composer in residenceDie französische Komponistin Florentine Mulsant ist in diesem Jahr „Composer in Residence“ des Konservatoriums in Marseille.

Jeden Monat wird sie dort ihre Musik vorstellen und mit den StudentInnen an verschiedenen Partituren arbeiten. Darüber hinaus wurden ihre Troix Mi-niatures pour Flûte et Piano op. 14 als Wettbewerbsstück der Pariser Konserva-torien für Juni 2015 ausgewählt.

Empfehlung: Keltische Musik für KlarinetteÜber John Wolf Brennans „Wurzelklän-ge“ für ein bis zwei Klarinetten und Kla-vier schreibt Frank Klüger in der neuen nmz (02/2015): „Dieser Band enthält 13 gelungene Kompositionen für zwei Klarinetten und Klavier oder eine Klari-nette und Klavier im Schwierigkeitsgrad

Unterstufe/Mittelstufe. Der Klavierpart ist auch von Schülern gut zu bewältigen. Keltische Volksmusik liegt diesem Band zugrunde. Die sehr interessanten und abwechslungsreichen Kompositionen sind eine Bereicherung der Unterrichtsliteratur für Klarinette. Auch für „Jugend musiziert“ sehr empfohlen. Sehr gutes Layout.“

Camille van Lunen: Composer in Residence und PreisverleihungCamille van Lunen wird ab Oktober 2015 Composer in Residence der Gulbenkian Foundation (IGC) in Lissabon. Bereits am 3. Februar war die Uraufführung und Preisüber-gabe des von Prof. Vivienne Olive initiierten internationalen Kompositionswettbewerbes der Hochschule für Musik Nürnberg und der Mariann Steegmann Foundation für die Besetzung Chor, Solistinnen und Solisten, Klavier und Akkordeon. Camille van Lunens Werk „O sacrum convivium“ gewann den mit 500 Euro dotierten 2. Preis. Ein erster Preis wurde nicht vergeben.

Vivienne Olive Portraitkonzert Die Hochschule für Musik Nürnberg veranstaltet am 7. Juli 2015 in Nürnberg im Rahmen ihrer Reihe – Komponisten-portrait – ein Jubiläumskonzert für Prof. Vivienne Olive. Verschiedene kammer-musikalische Werke stehen auf dem Programm, so u. a. ihre Ensemblestücke

„Another silly love song“, „Ragtimes and Sad Songs“, „Sakura“ und der Liedzyklus „Of broken wings and artificial flowers“.

Musikmesse 2015Die Internationale Musikmesse in Frankfurt findet in diesem Jahr vom 15. bis 18. April statt. Die Verlage Furore, Merseburger und Pan stellen in Halle 3.1 B38 aus.

Renate Matthei bekommt den Soroptimist Deutschland Preis 2015Die Gründerin und Geschäftsführerin des Furore Verlages, Renate Matthei, hat mit ihrer Verlagstätigkeit das oft übersehene weibliche Musikschaffen einer breiteren Öffentlichkeit und für wissenschaftliche Erforschung zugänglich gemacht. Dafür und für ihren Einsatz für die Komponistinnen weltweit erhält sie am 8. März 2015 in Regensburg den Haupt-preis (15.000 Euro) des Soroptimist Deutschland Preises. Mit diesem Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird und mit insge-samt 20.000 Euro dotiert ist, werden Personen oder Organisa-tionen ausgezeichnet, die sich durch ihr Wirken vor allem im Rahmen eines konkreten Projekts auf besondere Weise um die Verbesserung der Stellung der Frau in der Gesellschaft verdient gemacht haben.

Bruckners 9. Sinfonie für Orgel auf der Leipziger BuchmesseAuf der Leipziger Buchmesse gibt es was zu sehen und zu hö-ren: Eberhard Klotz wird mit einer Lesung mit Musik seine Orgelbearbeitung der 9. Sinfonie von Bruckner vorstellen. Sein Vortrag „Orgelmusik als abendfüllendes Konzertprogramm“ findet am 13. März von 15:00 – 15:30 Uhr und am 14. März von 12:00 – 12:30 Uhr im Musikcafé in Halle 4, Stand A401 statt.

2. Internationaler Wettbewerb für KomponistinnenDie Hochschule für Musik Nürnberg schreibt in Kooperation mit dem Furore Verlag und der Mariann-Steegmann-Foundation zum zweiten Mal einen Kompositionswettbewerb für Kom-ponistinnen ohne Alters beschränkung aus. Inhalt des Wettbewerbs ist ein 15- bis 20-minütiges Werk für die Besetzung Holzbläserquintett, welches sich an den Möglich-keiten von Studierenden an Musikhochschulen orientiert. Die Einsendung muss bis spätestens 20. November 2015 erfolgen. Mehr Informationen siehe http://hfmweb.hfm-nuernberg.de/hochschule/chancengleichheit

2. Internationaler Kurt-Boßler-Orgelwettbewerb 2016Der mit insgesamt 11.500 € dotierte Internationale Kurt-Boßler-Orgelwettbewerb findet vom 7. bis 11. März 2016 in Freiburg statt – in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Frei-burg und mit Unterstützung des Merseburger Verlages. Orga-nistinnen und Organisten sind herzlich dazu eingeladen, sich für die Teilnahme zu bewerben. Weitere Infos auf der webseite der Hochschule.

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15. – 18. 4. 2015