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themenzeitung Liechtenstein

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Themenzeitung Liechtenstein des Verlags LombardMedia.

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Page 1: themenzeitung Liechtenstein

Liechtenstein

Perspektivwechsel

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Bereit für den Aufbruch in eine neue Zeit: Das Fürstentum punktet mit zahlreichen Standortvorteilen.

Ausgabe November 2011

FinanzplatzLiechtenstein überzeugt

durch Stabilität und

Erfahrung

NachhaltigkeitDas Staatsoberhaupt

Erb prinz Alois von Liech-

tenstein im Interview

SicherheitWie die Versicherungs-

industrie neues

Poten zial aktiviert

Page 2: themenzeitung Liechtenstein

editorial november 2011 | 2

Werterhalt .......................................................................................................... Seite 3

Intelligente Anlagelösungen mit langfristiger Sicherheit.

Fürstlicher Souverän ................................................................................. Seite 4

Ein Streifzug durch die Geschichte des Alpenstaates.

Nachhaltigkeit ................................................................................................ Seite 5

Staatsoberhaupt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Gespräch mit

Kornelia Pfeiff er.

Finanzplatz ........................................................................................................ Seite 6

Das Land will künftig als angesehen, nachhaltig und stabil wahrge-

nommen werden.

Wirtschaftsstandort ............................................................................... Seite 15

Liechtenstein als Global Player.

Versicherungen.......................................................................................... Seite 19

Konsolidierungsphase: Zeit für neue Aktivitäten und noch nicht

ausgeschöpfte Potenziale.

Tourismus ....................................................................................................... Seite 23

Ob Wandern, Wellness oder Erholung: im Winter wie im Sommer eine

lebendige Mischung.

Inhalt

Herausgeber und Verlag:

Lombard Media Swiss AG

www.lombardmedia.ch

Konzept, Realisierung und

redaktionelle Bearbeitung:

newpublic communication Ver-

waltungsges. UG (haftungsbe-

schränkt) & Co. KG, Marie-Cu-

rie-Str. 11-13

53332 Bornheim

Tel: +49 (0) 2227/921242

Net: www.newpublic.org

newpublic-Redaktions-

leitung (V. i. S. d. P.):

Wolfgang Haselbauer,

[email protected]

newpublic-Projektleitung:

Christian Poell,

[email protected]

newpublic-Projektmanager:

Oliver Hammel,

[email protected]

newpublic- Layout:

Andreas Schnittker,

Rosa Aiello,

Eva Blankenheim

Bildmaterial entnommen von

istockphoto.com, sxc.hu, fotolia.

com, Presse- und Informations-

amt Vaduz

Autorin:

Kornelia Pfeiffer

Verbreitete Aufl age: 103.000

Exemplare als Fremdbeilage im

Handelsblatt

Der Finanzplatz Liechtenstein hat einen grund legenden Wandel erfahren. Eine neue Sicht weise brachte Erkenntnisse und damit ver bun den Chancen, die es jetzt zu nutzen gilt. Das alte Bankenkundengeheimnis ist Ver- gangenheit. Ein neuer europäischer Regulie-rungsrahmen ersetzt größtenteils die bisheri-gen Aufsichtsregularien der Finanzinstitute und damit deren Finanzinstrumente.

Nun bietet Liechtenstein Sicherheit in un sicheren Zeiten. Eine stabile Wäh rung. Ei-nen gesunden Staatshaushalt. Weiterhin ga-rantiert das ver fas sungs mäßige und gesetzli-che Umfeld den Schutz der Privatsphäre. Und na tür lich spricht die langjährige Verwal-tung von Vermögen für sich. Liechtenstein bietet aber Lösungen für den europäischen und Schweizer Wirtschafts raum, denn die zunehmende internationale Ein bindung soll-te als Chance erkannt werden. Denn gerade in Zeiten immenser Staat s ver schuldung bie-tet Liechtenstein den privaten und institutio-nellen Kunden Stand ort vor teile.

Im Titelthema „Alles im Fluß“ geht Auto-rin Kornelia Pfeiffer ausführlich auf den Wan- del des liechtensteinischen Finanzplatzes ein: „An Tabus von früher wird heute gerüttelt“, stellt sie fest, „der Finanzplatz will als angese-hen, nachhaltig und stabil wahrgenommen

werden“. „Stabilität“ ist auch für Staatsober-haupt Erbprinz Alois von Liechtenstein „ein entscheidendes Merkmal“ der Zukunft, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. „Da bei steht der Werterhalt ganz oben“, er-gänzt Bankexperte Florian Dürselen: Werter-haltende Anlagelösungen und ein neues Ban- ken ver ständ nis wiesen den Weg dort hin.

Umbruch schließlich auch bei Ver siche-rungen und etwa der Al ters vorsorge. Neuar-tige An gebote und in novative Ver sor gungs-mög lich keiten eröffnen bisher wenig bekann-te Dimensionen, wie unsere Versiche rungs-reportage deutlich macht. Nicht zuletzt: Eine starke Indus trie mit welt weit führenden Pro-dukten und ein herausragendes Bildungsan-gebot der Uni versität Liechtenstein mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Finanzen be-gleiten den mas siven Aufbruch, in dem sich der Kleinstaat befi ndet.

Unsere Autorin Kornelia Pfeiffer sprach mit wichtigen Personen in diesen Unterneh-men und Finanzinstituten in Liechtenstein. Die Ressortleiterin Wirtschaft des „Liechten-steiner Volksblatt“, konnte dabei interessante Details der Neuausrichtung des Stand ortes erfahren. Aus der ersten Reihe – versteht sich.

Wolfgang Haselbauer

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EDITORIAL

Page 3: themenzeitung Liechtenstein

Das Fürstentum Liechtenstein war in den letzten Jahren oft wegen Steuerthe-men im Gespräch, heute genießt das Land bei Anlegern den Ruf als „siche-rer Hafen“. Hierfür schaffen die politi-sche und wirtschaftliche Stabilität die Voraussetzungen. In Liechtenstein fi n-den Anleger aber nicht nur verlässliche Rahmenbedingungen, sondern vor al-lem auch maßgeschneiderte Beratung und ausgezeichnete Anlagelösungen. Die Zeit der Jagd nach möglichst hohen Renditen ist vorbei. Für viele Anleger hat heute der Werterhalt ihrer Vermö-gen oberste Priorität.

Herr Dürselen, das Image von

Liechtenstein und seinen Banken

hat in den letzten Jahren vor allem

unter der Steuerdebatte gelitten.

Hat sich da etwas getan?

In Liechtenstein hat sich die Lage in den letzten drei Jahren stark verändert: Das Land hat mit mehr als 20 Staaten Abkommen über einen Informations-austausch in Steuerfragen abgeschlos-sen. Wir unterstützen das Bestreben Liechtensteins, eine verbindliche Rechts grundlage für die Zukunft zu schaffen. Zudem gehen wir davon aus, dass mit einem allfälligen Abkommen zwischen Liechtenstein und Deutsch-land über eine Abgeltungssteuer auch die letzten Differenzen in Steuerfragen beigelegt werden können. Liechten-stein wird heute nicht mehr als „tax ha-ven“, sondern als „safe haven“ gesehen.Mit dem „safe haven“, dem „siche-

ren Hafen“, sprechen Sie die Schul-

denkrise an. Inwiefern hat hier

Liech tenstein einen Vorteil?

Liechtenstein hat keine Staatsverschul-dung. Die Solidität eines Staatswesens wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Für Anleger ist entscheidend, dass sich die gesetzlichen Rahmenbe-dingungen nicht über Nacht ändern. Länder wie Liechtenstein oder die Schweiz, die eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität aufweisen, verfügen über eine gute Ausgangslage. Die Schuldenkrise führt die Standort-vorteile Liechtensteins und der Schweiz ausländischen Kunden wieder klar vor Augen.Haben sich denn die Anforderun-

gen an eine Privatbank in den letz-

ten Jahren verändert?

Ja, die Finanzkrise hat auch die Kun-den verändert. Der vermögende Un-ternehmer zum Beispiel sucht nicht

nur ein Produkt, sondern das umfas-sende Beratungsgespräch. Er möchte einen Gesprächspartner, der ihn über Jahre begleitet und in Finanzfragen be-rät. Eine von einer Unternehmerfa-milie geführte Privatbank kann das wahrscheinlich viel eher bieten als ein Großunternehmen. Für viele An-leger ist der Werterhalt heute das oberste Ziel, die Zeit der Jagd nach möglichst hohen Renditen ist vorbei.

Die LGT will ja künftig in Deutsch-

land nicht mehr mit eigenen Nieder-

lassungen vor Ort präsent sein. Ist

das nicht ein Nachteil für die Kun-

den?

Wir können heute einem deutschen Anleger in Liechtenstein oder in der Schweiz grundsätzlich die gleiche Dienst leistungspalette anbieten, die er bei einer qualifi zierten Bank vor Ort in Deutschland erhält. Zusätzlich kann er

aber auch seine Risiken reduzieren, in-dem er die Möglichkeiten einer geogra-phischen Diversifi kation nutzt und nicht „alle Eier in den gleichen Korb legt“.Bietet die LGT auch eigene Produk-

te an?

Die LGT Capital Management bietet im Fondsbereich und die LGT Capital Partners im alternativen Segment eine Vielzahl Erfolg versprechender Pro-dukte an, die sich für private wie für institutionelle Anleger eignen. Für un-sere Anlagefonds haben wir auch die-ses Jahr wieder vom Analysehaus Lip-per mehr als 20 Auszeichnungen erhal-ten. Im Fund-of-Hedge-Funds- und Pri-vate-Equity-Bereich gehören wir zu den weltweit führenden Anbietern. Wenn ich einen Bereich herausheben müsste, dann wäre es sicher die unse-re „Fürstliche Strategie“. Hier kom-men alle unsere Anlagekompetenzen in einem langfristigen Investment-ansatz zusammen, der auf einem sehr disziplinierten Prozess und einer brei-ten Streuung der Anlagen basiert. Für das Management dieser Anlagestrate-gie arbeiten wir mit den besten exter-nen Spezialisten zusammen. Anlagekompetenz nehmen viele

Banken für sich in Anspruch. Was

ist denn das Besondere an der

„Fürstlichen Strategie“?

Einzigartig daran ist die Konstellation, die sich daraus ergibt, dass unsere Ei-gentümerfamilie einen Großteil ihres Anlagevermögens nach diesem Ansatz investiert hat. Ihren Kunden bietet die LGT die Möglichkeit, Vermögenswer-te nach der gleichen Strategie anzule-gen, und damit Zugang zu einem An-lageuniversum, welches in der Regel Privatkunden verwehrt bleibt. Als Kun-de gibt mir das mehr Sicherheit, dass meine Interessen und die Interessen der Eigentümer der Bank nicht ausei-nander laufen. Welche Renditen wurden mit die-

ser Strategie denn in den letzten

Jahren erzielt?

Wenn ich als Anleger 2008 in diese Strategie investiert hätte, hätte ich in den letzten beiden Jahren die durch die Finanzkrise verursachten Verluste wie-der ausgleichen können. In den Jahren von 2003 bis 2007 konnte jeweils eine schöne positive Rendite erzielt werden. Für einen langfristig orientierten Kun-den hat sich die Anlage auf jeden Fall gelohnt. Weitere Informationen unter:

www.lgt.com

INTERVIEW Dr. Florian Dürselen plädiert für werterhaltende Anlagelösungen und ein neues Bankenverständnis. Gefragt sind Anlagelösungen, die den Kunden langfristig Sicherheit bieten.

Werterhalt steht ganz oben

Dr. Florian Dürselen ist Mitglied der Geschäftsleitung der LGT Bank in Liechten-

stein AG, Vaduz, und für die Betreuung der internationalen Private Banking-Kund-

schaft zuständig. Bevor er 2007 zur LGT stieß, war er für verschiedene Schweizer

Banken tätig. Er hat in Frankfurt und Heidelberg Rechtswissenschaft studiert und

promoviert. An der Universität St. Gallen absolvierte er einen Executive MBA mit den

Schwerpunkten Finance und Strategie. Dürselen lebt mit seiner Familie am Zürichsee.

| november 2011 titelreportage 3

Page 4: themenzeitung Liechtenstein

Ein kleines Ölgemälde von Pierre Paul Prud’hon gibt Historikern Hinweise. Es zeigt das Treffen zwischen

Napoleon und Österreichs Kaiser Franz I. nach der Schlacht von Aus-terlitz im Dezember 1805. Fürst Jo-hann I. von Liechtenstein ist mit da-bei. Er führte auch die Verhandlun-gen, die 1806 den Pressburger Frie-den brachten. War es eine Laune Na-poleon Bonapartes, dass Liech ten-stein als einziger Kleinstaat unver-sehrt erhalten blieb, während die al-ten deutschen Kleinstaaten im 19. Jahrhundert der Nationalstaaten ver-schwanden? Eine schriftliche Notiz, die das erklärt, gibt es nicht. Die Achtung, die der französische

Kaiser dem Fürsten entgegenbrach-te, schuf – so sagen viele – die Grund-lage für die Souveränität des Staates Liechtenstein. Nie hat jemand die Grenzen des ehemals 343. Mitglied-staates des Heiligen Römischen Rei-ches Deutscher Nation angetastet. Nach Napoleons Niederlage bei Wa-terloo legte der Wiener Kongress dann 1815 in Europa die Grenzen neu fest. Liechtenstein wurde als selbst-ständiger Kleinstaat Mitglied des Deutschen Bundes.

Im Jahr 2012 ist es 300 Jahre her, dass das Fürstenhaus die Grafschaft Vaduz kaufte, im Jahr 1712, nachdem Fürst Johann Adam Andreas 1699 schon die Herrschaft Schel lenberg erworben hatte. 1719 wurde das Ge-biet zum Reichsfürstentum Liechten-stein erhoben. Im Jahr 1938 nahm Fürst Franz Josef II. als erster Lan-desfürst seinen Wohnsitz auf Schloss Vaduz. Seit 1921 besitzt die konstitu-tionelle Erbmonarchie eine Verfas-

sung, welche wesentliche direktde-mokratische Elemente wie Volksini-tiative und Referendum vorsieht.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war das Fürstentum arm und ange-sichts fehlender Bodenschätze und Transitrouten für Eroberer uninteres-

sant. 1852 hatte es einen Zollvertrag mit Österreich-Ungarn geschlossen. Nach dem Zusammenbruch der Do-naumonarchie im Jahr 1919 wandte es sich der Schweiz zu. Seit 1924 ist der Schweizer Franken Lan des wäh-rung und Liechtenstein über den

Wirtschafts- und Zollvertrag eng mit der Schweiz verbunden. Und als 1926 das Personen- und Gesellschaftsrecht in Kraft trat, war ein Grundstein für die Entwicklung zum erfolgreichen Wirt schafts stand ort gelegt.

Mit hohem Tempo holte die liech- tensteinische Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg die Modernisie-rung nach. In den 1930er Jahre ka-men vor allem deutsche Unterneh-mer, die aus politischen Gründen ge-fl ohen waren. In den 1950er Jahren erlebte das Land mit der zweiten In-dustrialisierungswelle den Beginn ei-nes „kleinen Wirtschaftswunders“. Heu te konzentrieren sich die Unter-nehmen an ihren Hauptsitzen in Liech- tenstein verstärkt auf Forschung und Entwicklung. Nach dem Ende der weltweiten Wirtschafts- und Finanz-krise, die im September 2008 einsetz-te, fasste das von den Weltmärkten abhängige Exportland Liechtenstein schnell wieder Tritt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schärfte auch der Finanzplatz Liech-tenstein sein Profi l. Die Finanzindus-trie spezialisierte sich auf die Verwal-tung von ausländischem Finanzver-mögen, zumeist via Privatstiftungen, dem Herzstück des Gesellschafts-rechts. Das Bankgeheimnis gehörte zum Erfolgskonzept, was zum Miss-brauch als „Steuersparvehikel“ führ-te. Liechtenstein kam 2008 auf die graue Liste der Organisation für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung (OECD): als unkooperative Steueroase.

Seit 12. März 2009 richtet sich der Finanzplatz neu aus. Liechten-stein reformiert das Stiftungsrecht, setzt die OECD-Standards um und schließt mit zahlreichen Staaten Steu-erinformationsabkommen sowie Dop-pel besteuerungsabkommen ab. Die Reformen greifen tief. Zugleich ist der Kleinstaat eng in die internatio-nale Staatengemeinschaft eingebun-den: seit 1975 als Gründungsmitglied der Konferenz für Sicherheit und Zu-sammenarbeit in Europa (KSZE, heu-te OSZE), seit 1978 als Mitglied des Europarats und seit 1990 als 160. Mit-gliedsland der Vereinten Nationen. Darüber hi naus wurde das Fürs ten-tum 1991 Vollmitglied der Europäi-schen Frei handelsassoziation EFTA und 1995 Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Zudem trug Liechtenstein 2010 maßgeblich zur Stärkung des Internationalen Strafge-richtshofs (ICC) bei.

LANDESGESCHICHTE Liechtenstein machte aus seiner Not, der Kleinheit, eine Tugend. Die Souverä-nität des Fürstentums war die entscheidende Grund-lage des Erfolgs. Ein Zeit-raffer durch die Geschichte.

War es eine Laune Napoleons?

Liechtenstein soll als einziger Kleinstaat unversehrt erhalten bleiben – war

es das, was hier Napoleon, Österreichs Kaiser Franz I. und Fürst Johann I. von

Liechtenstein besprechen? Das Gemälde stammt von Pierre Paul Prud‘hon.

titelreportage november 2011 | 4

Page 5: themenzeitung Liechtenstein

Durchlaucht, welche Gefühle hat

die Wirtschafts- und Finanzkrise

bei Ihnen hinterlassen?

Die Krise hat deutlich gemacht, dass die Globalisierung die verschiedenen Teile der Welt eng miteinander ver-netzt hat. Dies gilt besonders für ei-nen international ausgerichteten Klein staat wie Liechtenstein, der Wirtschaftskrisen seiner Handels-partner sehr schnell und stark spürt. Nun denkt der Finanzplatz über

nachhaltige Investments nach...

... ich sehe, dass einiges in Gang kommt. Nachhaltige Investments werden zu einem wichtigen Thema. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch nachhaltig fi nanzierte Haushalte und Sozialsysteme. Ein entscheidendes Merkmal Liechtensteins wird in Zu-kunft noch viel mehr die Stabilität des Landes sein, eine Eigenschaft, die man in der Vergangenheit zu wenig kommuniziert hat. Unser politisches System ist stabil, ebenso das breit di-versifi zierte Wirtschaftssystem. Un-ser Staatshaushalt ist sehr gesund. Das Land hat erneut eine AAA-Be-wertung erhalten. Mit dem Schweizer Franken haben wir eine sehr stabile Währung und die Finanzinstitute ver-fügen über hohe Eigenmittel. Hinzu kommt, dass wir als einziger Staat in Europa Zugang zu zwei Wirtschafts-

räumen haben: zur Schweiz und zur Europäischen Union. Wo sehen Sie den Wirtschafts-

standort Liechtenstein in fünf

Jah ren?

Die Industrie wird sich weiterhin auf forschungsintensive Nischen konzen-trieren und mit einer hohen Wert-schöpfung erfolgreich ihre Produkte in der Welt umsetzen. Beim Finanz-platz gehe ich davon aus, dass er die wichtigsten Schritte zur erfolgreichen Bewältigung der derzeitigen Um-bruchphase getan haben wird. Die Rahmenbedingungen werden wir vo-raussichtlich bis in fünf Jahren noch weiter verbessert haben. Dies wird nötig sein, weil das internationale wirtschaftliche Umfeld schwierig bleiben dürfte.Ende 2011 sollen die Grenzkon-

trollen wegfallen und das Fürsten-

tum Schengen-Staat werden. Ein

wichtiger Schritt?

Europa und damit auch wir stehen vor allem auch aufgrund der Ent-wicklungen in Afrika und im Nahen Osten vor großen Herausforderungen betreffend neuer Flüchtlingsströme. Diese Aufgaben können nur gemein-sam gelöst werden. Dies dürfte der größte Vorteil des Schengen- bezie-hungsweise vor allem des Dublin-Ab-kommens sein. Ansonsten gibt es ver-

schiedene andere Vorzüge wie die Teilnahme am Schengen-Informa-tions-System. Wir mussten in den letzten Jahren beispielsweise feststel-len, dass die europäischen Staaten ver-mehrt über dieses System zur Fahn-dung ausschreiben und nur noch sel-ten zusätzlich über Interpol. Diese Ver-netzung erleichtert die Kriminalitäts-bekämpfung. Engmaschige Vernetzung – ist dies

das Gebot der Stunde?

Als Kleinstaat war Liechtenstein immer schon eng vernetzt. Für eine erfolg rei-che Entwicklung waren wir stets auf eine enge Zusammenarbeit mit an de ren Staaten – vor allen den Nachbar staa ten – und einen freien Zugang zu den aus-ländischen Märkten angewiesen. In ei-ner Zeit, in der selbst große Staaten vie-le Fragestellungen nur noch durch inter-nationale Kooperationen lösen, ist für uns eine gute Vernetzung fast noch be-deutender geworden. www.fuerstenhaus.li

UMBRUCH Liechtenstein macht sich fit für die Zukunft. „Ein entscheidendes Merkmal wird noch viel mehr die Stabilität des Landes sein“, sagt Erbprinz Alois von Liechtenstein, der seit 2004 als Staatsoberhaupt amtiert.

S.D. Erbprinz Alois von

Liechtenstein

Der Stellvertreter des Fürsten setzt

auf Stabilität: „Nachhaltige Invest-

ments werden zu einem wichtigen

Thema. Nachhaltigkeit bedeutet

aber auch nachhaltig fi nanzierte

Haushalte und Sozialsysteme.“

Seit 2004 ist der Erbprinz mit den

Aufgaben des Staatsoberhauptes

betraut. Der Thronnachfolger

studierte Rechtswissenschaften

in Salzburg und ließ sich in der

königlichen Militärakademie in

Sandhurst zum Offi zier ausbilden.

Seit 1993 ist er mit Herzogin

Sophie verheiratet, mit der er vier

Kinder hat.

Klein, vernetzt und sehr stabil

„Unser politisches System ist stabil, ebenso wie das breit diversifi zierte Wirtschaftssystem“, erklärt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Gespräch mit Kornelia Pfeiffer.

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Page 6: themenzeitung Liechtenstein

titelreportage november 2011 | 6

Als Daniel – aus Mauren – losrannte und wütend die blaurote Fahne mit der Fürstenkrone aufpfl anzte,

war er der Held des Gegenprotests. Für einen Augenblick am 1. März 2008, als Globalisierungsgegner von Attac mitten in Vaduz gegen die 50 Steueroasen der Welt demonstrier-ten. Heute kritisiert Attac die zwi-schen der Schweiz und Deutschland beschlossene anonyme Abgeltungs-steuer auf deutsche Vermögen, die in den letzten zehn Jahren am Fiskus vorbei in die Schweiz geschafft wur-den. Das Abkommen steht und soll 2013 in Kraft treten, Bundestag und Bundesrat müssen jedoch noch zu-stimmen. Deutschland rechnet mit Einnahmen von zehn Milliarden Eu-ro. Das Abkommen dürfte einen po-sitiven Effekt auf die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden ha-ben. Doch Attac Deutschland protes-

tiert und schickt einen offenen Brief an Bundestagsfraktionen und Minis-terpräsidenten.

Bundesfi nanzminister Wolfgang Schäuble hebt hervor, dass sich Steu-erfl üchtlinge künftig nicht mehr hin-ter dem Bankgeheimnis verstecken könnten. Und in Vaduz steht derweil die Regierung zu Verhandlungen pa-rat, um rasch nach- und gleichzuzie-hen, sobald das Abkommen Schweiz-Deutschland abgesegnet ist. Die Ab-geltungssteuer hätte für Steuerfl ücht-linge den Vorteil, dass sie gegenüber dem deutschen Fiskus anonym blie-ben. Ihre Steuerschulden der Vergan-genheit wären abgegolten und die Vermögen legalisiert. Die Privatsphä-re bliebe geschützt. Berlin signalisier-te, dass die Nachbesteuerung von Kapitalanlagen deutscher Anleger in Liechtenstein sowie die Besteuerung von Kapitaleinkünften Gegenstand künftiger Gespräche sein würden.

FINANZPLATZ Die Wandlungsfähigkeit spricht für, nicht gegen

Liechtenstein. An den Ta-bus von früher wird heute gerüttelt. Der Finanzplatz will als angesehen, nach-haltig und stabil wahrge-

nommen werden. Und das bis spätestens 2015.

Alles im Fluss

Staatsform

Das Fürstentum ist gemäß

Artikel 2 der liechtensteinischen

Verfassung eine konstitutionelle

Erbmonarchie auf demokratischer

und parlamentarischer Grundlage.

Die Staatsgewalt ist beim Fürsten

und im Volke verankert.

Landtag

Der liechtensteinische Landtag,

so heißt im Fürstentum das

Parlament, wird direkt vom

Volk gewählt. Der Landtag wird

vom Fürsten einberufen und

geschlossen. Dem Fürsten steht

auch das Recht zu, das Parlament

aus erheblichen Gründen

aufzulösen.

Hauptaufgabe des Landtags ist

die Gesetzgebung. Zur Gültigkeit

eines Gesetzes bedarf es außer

der Zustimmung des Landtags

auch der Sanktion des Landes-

fürsten, der Gegenzeichnung des

Regierungschefs und der Kundma-

chung im Landesgesetzblatt.

In die Kompetenz des Landtags

fällt auch das Vorschlagsrecht bei

der Ernennung der Regierung, die

im Einvernehmen zwischen Fürst

und Landtag zu erfolgen hat.

Regierung

Die Regierung des Fürstentums

Liechtenstein ist das oberste

Exekutivorgan. Sie wird für eine

Dauer von vier Jahren vom

Fürsten auf Vorschlag des

Landtags ernannt.

Seit dem 25. März 2009 besteht

eine Regierungskoalition der

beiden Parteien Vaterländische

Union und Fortschrittliche

Bürgerpartei mit Klaus Tschütscher

(VU) als Regierungschef.

Page 7: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 titelreportage 7

Zwischen Attac-Protest und liech-tensteinischer Anpassung liegen drei- einhalb Jahre, in denen Kritik von au-ßen, politisches Drängen und die welt-weite Finanzkrise Tempo gemacht ha ben. Doch während das globalisie-rungskritische Netzwerk Attac auf den automatischen Informationsaus-tausch pocht, um Steuerfl ucht zu be-kämpfen, will man in Liechtenstein wie in der Schweiz eben diesen auto-matischen Informationsaustausch ver-meiden. Der Wunsch nach Privatsphä-re und Selbstbestimmung – und zwar unabhängig vom Bankgeheimnis – wird in beiden Ländern als zentrales Bedürfnis des Menschen respektiert. Bislang haben Deutschland und Liech-tenstein den Informationsaustausch auf Anfrage bei Verdacht der Steuer-hinterziehung nach OECD-Standard vereinbart.

Am 16. August 2011 haben Verte-ter beider Länder in der liechtenstei-nischen Bot schaft in Berlin den Ent-wurf eines Doppelbesteuerungsab-kommens paraphiert. Dies soll die guten wirtschaftlichen Beziehungen weiter vertiefen und die Zusammen-arbeit in Steuerfragen weiterentwi-ckeln. Damit sei ein „weiterer Mei-

lenstein auf unserem nachhaltigen und zukunft orientierten Kurs ge-setzt“, konstatiert Liechtensteins Re-gierungs chef Klaus Tschüt scher. Mit dem Abkommen wird ein Schluss-strich unter die Steueraffäre gesetzt, die im Februar 2008 mit der spek-takulären Festnahme des deutschen Ex-Post-Chefs Klaus Zumwinkel ih-ren Höhepunkt erreichte. Dieser hat-te gestanden, über eine Stiftung in Liechtenstein Geld am Fiskus vorbei-geschleust zu haben.

Seit dem Steuerskandal, ausge-löst durch den Diebstahl von Kun-dendaten bei der früheren LGT Treu-hand und deren Verkauf an Deutsch-land, steckt der Finanzplatz Liechten-stein in einer Transformation. Der Reformprozess hatte allerdings schon vor der Zumwinkel-Affäre begonnen. 2006 war die Regierung aktiv gewor-den, um ein Steuerinformationsab-kommen mit den Vereinigten Staaten auszuhandeln, das 2010 in Kraft trat. Mit der Erklärung vom 12. März 2009 hat der Kleinstaat seine neue Strategie dann ausformuliert und veröffentlicht. Liechtenstein bekennt sich zum globalen OECD-Standard und bietet anderen Staaten die Zu-

sammenarbeit bei Steuerbetrug und Steuerhinterziehung an.

„Wir sind uns unserer Verantwor-tung als Teil eines weltweit inte grier-ten Wirtschaftsraumes bewusst“, hatte der damalige Regierungschef Otmar Hasler betont. Seitdem steht das Land auf der weißen Liste der Industrielän-derorganisation OECD. Der globale Standard sieht keine Trennung zwi-schen Steuerbetrug und Steu er hin-terziehung vor, bei der Liechtenstein wie die Schweiz bis dahin grundsätz-lich Amtshilfe ablehnten. Mit 24 Län-dern hat Liechtenstein mittlerweile Steuer-Informationsaustausch-Ab-kommen (TIEA) abgeschlossen zur grenzüberschreitenden Amtshilfe nach den Regeln der OECD.

Mit Großbritannien werden zu-gleich die „Altlasten“ unversteuerten Offshore-Vermögens auf eine Weise gelöst, die Vorbildcharakter hat. Bei diesem Modell geht es weder um In-formationsaustausch auf Anfrage noch um einen automatischen Infor-mationsaustausch. Dieses Steuerab-kommen sieht bis 2015 mildernde Bedingungen vor, wenn britische Kun-den des Finanzplatzes Liechtenstein verborgenes Vermögen dem britischen Fiskus offen legen. Von 2015 an wer-den Liechtensteiner Finanzdienstleis-ter im Gegenzug alle Kunden ableh-nen, die ihr Geld nicht im Heimat-land deklariert haben. Ähnliches sei für Frankreich geplant, sagt Regie-rungschef Klaus Tschütscher.

Die neue Linie zwingt die Finanz-branche dazu, tiefgreifend umzuden-ken. Dass sich das traditionelle Ge-schäft mit unversteuerten Geldern dem Ende zuneigt, haben auch die 392 Treuhänder im Land längst ak-zeptiert. Die Branche verliert zwar Kun den; das frühere Massengeschäft, Privatstiftungen zu gründen und zu verwalten, ging massiv zurück. Nach wie vor gilt die liechtensteinische Stif-tung unter den Finanzakteuren je-doch als ein gutes Instrument, um langfristig größere internationale Pri-vatvermögen zu sichern. Die Steuer-affäre habe viele Kunden verunsi-chert, sagt Clemens Laternser, Ge-schäftsführer der Liechtensteinischen Treuhändervereinigung. Der Trend der Löschung von Stiftungen habe sich zwar abgeschwächt, sei aber noch nicht gestoppt. Und wohin wan-dern die Vermögen ab? In die neuen Finanzplätze in Asien oder auch nach Großbritannien und in die USA, ver-mutet er. Besonders in Asien wachse die Nachfrage nach Dienstleistungen im Bereich der Nachlassplanung. Da-für sei die liechtensteinische Privat-

Historie des Finanz-platzes Liechtenstein

1861 Gründung der Liechten-

steinischen Landesbank

1920 Gründung der LGT Bank

in Liechtenstein

1923 Zollvertrag mit der

Schweiz

1923 Verankerung des Bankge-

heimnisses in das Bankengesetz

1924 Einführung des Schweizer

Franken als gesetzliche Währung

1926 Erlass des Personen- und

Gesellschaftsrechts

1970 Erster Bankomat in

Liechtenstein

1980 Währungsvertrag mit

der Schweiz

1990 Beitritt zur UNO

1991 Beitritt zur EFTA

1995 Liechtenstein tritt dem

EWR und der WTO bei

2001 Schaff ung der Financial

Intelligence Unit (FIU)

2005 Gründung der Integrier-

ten Finanzmarktaufsicht

(FMA)

2009 Bekennung Liechtensteins

zum globalen OECD-Standard

in Steuerbelangen

2011 Paraphierung des Doppel-

besteuerungsabkommens

mit Deutschland

Fotos: Presse- und Informationsamt, Vaduz. Fotograf: Close Up, Triesen

Page 8: themenzeitung Liechtenstein

titelreportage november 2011 | 8

stiftung ein gutes, bislang aber kaum genutztes Instrument.

Asien ist ein Wachstumsmarkt für Finanzprodukte. Da erscheint es nur logisch, dass drei große liechtenstei-nische Treuhandunternehmen der-zeit Standorte in Singapur, Hongkong und Shanghai aufbauen. Zugleich er-weitern Treuhänder, Vermögensver-walter und Banken in Liechtenstein ihr Know-how über ausländische Rechts- und Steuersysteme. Schließ-lich sind Steuerdelikte weniger eine Frage des Stiftungsrechts als des Steu-er- und Strafrechts, der Rechtshilfe und der internationalen Kooperation. Derweil erlebt die Stiftung in Europa eine Renaissance. Das in Liechten-stein praktizierte Privatstiftungsmo-dell bleibt dabei zwar ein Sonderfall, jedoch mit Po tenzial für gemeinnüt-zige Stiftungen.

Ein Beispiel, wie es sich immer häufi ger abspielt: Unternehmer A hat sein Haus gut bestellt. Obwohl in der Familie ein geeigneter Nachfolger fehlt, kann es sein Unternehmen auch noch in 100 Jahren geben. Denn um sein Lebenswerk zu sichern und einen Verkauf der Firma auszuschlie-ßen, hat der Fabrikant eine Stiftung gegründet. Die ist zu einem bestimm-ten Prozentsatz an der Firma beteiligt und wird nach dem Tod des Inhabers alleinige Gesellschafterin. Stiftung, Ge schäftsleitung und Stiftungsrat müs sen die Gewinne zuallererst für Investitionen und Wachstum nutzen, der Rest geht in die Forschung und die Förderung neuer Technologien. Damit ist die Stiftung gemeinnützig und sichert sich auch Steuervorteile. Strukturen, wie sie häufi g in Liech-tenstein zu fi nden sind.

Im neuen Stiftungsrecht, seit Ap-ril 2009 in Kraft, ist die Flexibilität verankert, eine langfristig philan thro-pisch agierende Stiftung ursprüng-lich als privatnützige oder gemischte Familienstiftung ins Leben zu rufen. Stiftungsfachleute sehen im liechten-steinischen Sonderfall ein modernes Konzept. Heute gelte das Bedürfnis des Stifters nach Flexibilität zuneh-mend als „modernes Stiftungs ver ständ-nis“, meint Professor Dominique Ja-kob von der Universität Zürich. Liech-tenstein folgt einem Privatstiftungs-modell, lässt also Stiftungen auch zu privat- und eigennützigen Zwecken zu. Der Stifter kann sich auf Lebzei-ten Rechte vorbehalten, den Zweck zu ändern oder zu widerrufen. Diese Rechte vererben oder übertragen kann er jedoch nicht. Bei privatnützi-gen Stiftungen geht es vor allem dar-um, ein Unternehmen oder ein Fa-

milienvermögen zu erhalten oder schlicht um „Asset Protection“, also Vermögensschutz.

Erstmals hat Liechtenstein den klaren Unterschied festgeschrieben zwischen der Privatstiftung, dem bis-herigen Herzstück des Finanzplatzes, und der gemeinnützigen Stiftung, die im Grundbuch- und Öffentlichkeits-register eingetragen sein muss und von einer eigenen Stiftungsaufsichts-behörde (Sifa) kontrolliert wird. Mit dem neuen Stiftungsrecht haben letz-tere eine stärkere Position erhalten. Politik, Finanzindustrie und Wissen-schaft unterstreichen denn auch, wie gut sich der Stiftungsstandort Liech-tenstein für Stifter eigne, die gemein-nützige Zwecke verwirklichen wol-len. Professor Francesco A. Schurr, Inhaber des im November 2009 ge-schaffenen Lehrstuhls für Gesell-schafts-, Stiftungs- und Trustrecht an der Universität Liechtenstein, erklärt auch warum: Wer heute einen Stif-tungs standort suche, habe nicht mehr nur die Besteuerung der Stiftung im Fokus, son dern auch, wie fl exibel der Stiftungszweck gestaltet werden kann, und er stellt Fragen zur Foundation Governance. Dem System der Gover-nance in Liechtenstein könnte da in Europa „durchaus Modellcharakter zukommen“.

Jetzt will Schurr auch mit den stereotypen Bildern aufräumen, die über Liechtenstein kursieren. Die Zukunft liege nicht mehr im Verspre-chen von Steuervorteilen. Das neue Stiftungsrecht war nach über sieben Jahren Diskussion zwischen Markt-akteuren und Wissenschaft überfäl-lig. Die Auslegung des über 80 Jahre alten Stiftungsrechts war unüber-sichtlich geworden, die Rechtssicher-heit hatte gelitten. Der Reformpro-zess in Liechtenstein hatte also auch hier bereits begonnen, als der Tief-schlag mit der Steueraffäre kam. Die Voraussetzungen sind heute intakt am Stiftungsstandort, die tiefgrei-fende Stiftungsreform hat einen Ent-wicklungsschub ausgelöst. Die Rechts-sicherheit gewinnt an Boden, Streit-themen werden offen diskutiert und Lösungen anvisiert, die in die Welt von heute passen.

Eine Stiftung, die seit über 30 Jah-ren diesen Anspruch erfüllt, ist die Alexander S. Onassis Public Benefi t Foundation. Eine rein philanthropi-sche Stiftung, die Projekte unterstützt, die mit Griechenland verknüpft sind. Unter ihrem Dach denken Wissen-schaftler über Lösungen nach, die Stabilität Griechenlands zu fördern. Die Stiftung vergibt jedes Jahr 500

Klaus Tschütscher ist seit 2009

Regierungschef. Ihm unterstehen

die Ressorts Präsidium, Finanzen,

Familie und Chancengleichheit.

Dominique Jakob, Professor an

der Universität Zürich, präferiert ein

„modernes“ Stiftungsverständnis.

Prof. Francesco A. Schurr ist

Inhaber des Lehrstuhls für

Gesellschafts-, Stiftungs- und

Trustrecht an der Universität

Liechtenstein.

Weiterbildung

Wealth Management

Der Masterstudiengang Wealth

Management der Universität

Liechtenstein richtet sich an

ambitionierte und erfahrene

Kadermitarbeitende, Führungs-

kräfte oder Unternehmerinnnen

und Unternehmer aus den

Bereichen Treuhandwesen, Private

Banking und Wealth Management.

Die Absolventen erhalten ein

Masterdiplom und den Titel

„Master of Advanced Studies in

Wealth Management (MAS)“.

Treuhandwesen I

Der Zertifi katslehrgang

Treuhandwesen bildet den

ersten Baustein zur berufl ichen

Weiterbildung im Treuhandwesen.

Er setzt einen kaufmänni-

schen Lehrabschluss oder

einen gleichwertigen anderen

Bildungsabschluss voraus. Nach

Absolvieren verschiedener Module

wird der Titel „Liechtensteinischer

Treuhand-Sachverständiger“

vergeben.

Treuhandwesen II

Mit dem Diplomlehrgang

Treuhandwesen bereitet die

Universität Liechtenstein

Teilnehmer auf Kaderpositionen

oder auf eine selbständige

Tätigkeit als Treuhänder vor. Der

Studiengang vermittelt praxisori-

entiert vernetzte Fachkompetenz

zur Bewältigung komplexer

Beratungs- und Managementauf-

gaben. Erfolgreiche Absolventen

erhalten ein Diplom und die

Befugnis, den Titel „Diplomierter

liechtensteinischer Treuhand-

Experte“zu führen.

Page 9: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 titelreportage 9

Stipendien an Studenten und fi nan-ziert Forschungsprojekte, um Know-how nach Griechenland zu bringen. Mit ihren Geldern entsteht zurzeit in Athen ein modernes Krankenhaus für Herzchirurgie. Sie unterstützt aber auch junge griechische Künstler, um die moderne Kultur zu fördern.

Der Reformprozess in Liechten-stein steht auf einer guten Basis. Und etwas, was vor der Krise mutig klang, leuchtet inzwischen in Liechtenstein vielen ein. Ein Vorreiter ist die Ver-mögensverwaltungs-Gruppe Kaiser Partner. Sie hat sich schon 2006 für die sogenannte Weißgeldstrategie ent schieden und löst den bisheri-gen Treuhandansatz beschleunigt ab durch ein modernes, zukunftsgerich-tetes Verständnis von Ver mögens ma-nagement. „Risiken ver stehen und ma-nagen“ stehe ganz oben auf der Priori-tätenliste, sagt Firmenchef Fritz Kai-ser. Steuern spielten dabei nur eine Rolle unter vielen. Die Bedeutung der „Asset Protection“ als Sicherung von Privatvermögen wachse. Zum ei-nen, weil die Steuerfahnder in hoch verschuldeten Staaten die Reichen

im Visier hätten. Zum anderen, weil das wirtschaftliche, po litische und re-gulatorische Umfeld immer komple-xer werde.

Liechtenstein hat ein neues Ka-pitel des Finanzplatzes aufgeschlagen – nach einer Doppelkrise: Die „Affä-re Zumwinkel“ hat die Verhandlun-

gen zu Steuerinformationsabkom-men beschleunigt. Zugleich hat die weltweite Finanz- und Wirtschafts-krise, welche im September 2008 offen ausbrach, die Finanzinstitute ge zwungen, jeweils ihren eigenen Weg in die Zukunft zu fi nden. Wie überall in der global zunehmend ver-

fl ochtenen Finanzwelt wirkten sich die Turbulenzen an den Börsen nega-tiv auf die Performance der Invest-ments der Liechtensteiner Banken aus. Von der Finanzmarktkrise direkt betroffen waren sie jedoch nicht, kein Institut war in der jüngsten Fi-nanzkrise auf staatliche Hilfe ange-wiesen. Die Banken, die eine tragen-de Rolle für den Finanzplatz spielen, halten freiwillig im Durchschnitt mehr als das Doppelte der erforder-lichen Eigenmittel. Und das Ge-schäftsmodell des Private Banking erwies sich als stabil. In Zeiten der Unsicherheit wollen viele Kunden in Europa Unsicherheit reduzieren.

Der Finanzplatz Liechtenstein, das sind: 17 Banken, 40 Versiche-rungsunternehmen, 27 Fondsleitungs- und Anlagegesellschaften mit rund 600 Anlagefonds sowie 392 Treuhän-der und Treuhandunternehmen. Hin-zu kommen 107 Vermögensverwal-tungsgesellschaften, 33 Pensionsver-sicherungen, 79 Wirtschaftsprüfer so-wie Rechts- und Patentanwälte. Sie erwirtschaften rund ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes und beschäf-

Die liechtensteinische Wirtschaft zeigt sich stark. Inmitten all der Krisen welt-weit. Liechtenstein gehört zu den wett-bewerbsfähigen Ländern in Europa und den Gewinnern der Globalisierung. Der Kleinstaat hält den Anteil der klassischen produzierenden Industrie am Bruttoin-landsprodukt (BIP) stabil – bei satten 36 Prozent. Die Politik sorgt für ein wirt-schaftsfreundliches Klima, eine erstklas-sige Infrastruktur und unterstützt unter-nehmerische Initiative. Als Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA sichert das Land für die Wirtschaft den Zugang zu den Weltmärkten: Wo Handelshemmnisse beseitigt werden, sind Unternehmen innovativer. Seit 2011 hat Liechtenstein zudem ein modernes, in Europa anerkanntes Steuerrecht. Herz-stück ist eine Unternehmenssteuer von 12,5 Prozent. Ein Pluspunkt für die wert-schöpfungsintensive High-Tech-Exportin-dustrie. Ansonsten aber gilt im Fürsten-tum in den Alpen das Credo: mehr privat und weniger Staat. Liechtensteins diversifi zierte Wirtschaft profi tiert seit Jahrzehnten von einem li-beralen Marktumfeld, stabilen politi-

schen Bedingungen und unbürokratisch kurzen Wegen. Der kleine Binnenmarkt hat Liechtensteiner – meist – Familien-unternehmen immer schon veranlasst, ihre Absatzmärkte rund um den Globus zu suchen. Einige sind in ihren Nischen

Weltmarktführer mit insgesamt etwa 170 Niederlassungen in Europa, den USA und Asien, mit über 30.000 Mitar-beitern weltweit. Der Hauptanteil aller Warenimporte und Güterexporte entfal-len auf den Austausch mit der EU. Liech-tenstein – eingebettet zwischen der Schweiz und Österreich – bildet als einzi-ges Land in Europa die Brücke zu zwei Wirtschaftsräumen: Es gehört zum Schweizer-Franken-Raum und zum Euro-päischen Wirtschaftsraum. Der kleine Staat taucht zwar kaum in in-ternationalen Ranglisten auf, dennoch gehört Liechtenstein – wie die Schweiz – zu den innovativsten und unternehme-rischsten Ländern der Welt. Das zeigt sich am hohen Unternehmergeist und in zahlreichen Patentanmeldungen. Das geistige Eigentum ist in Liechtenstein durch ein Netzwerk internationaler Ver-träge geschützt. Wirtschaft und Land sind mit Universitäten sowie Forschungs- und Entwicklungsinstituten regional und international vernetzt. Ein liberales Ar-beitsrecht, eine geringe Regulierungs-dichte und außerordentlich soziale Stabi-lität prägen den Arbeitsmarkt. Exportin-

dustrie, Finanzwirtschaft, Dienst-leistungs- und Gewerbebetriebe zählen beinahe so viele Beschäftigte, wie Liech-tenstein Einwohner hat. Tendenz steigend. Jeder zweite Arbeitsplatz ist besetzt mit Pendlern – Know-how aus der Schweiz, Österreich und Süddeutschland. „Unser Land ist ein Job-Kraftwerk in der Boden-see-Region“, erklärt der stellvertretende Regierungschef und Wirtschaftsminister Martin Meyer. „Bei zuletzt knapp 36.000 Einwohnern haben wir rund 33.000 Ar-beitsplätze im Land. Etwa die Hälfte da-von kommt täglich als Pendler nach Liechtenstein aus Süddeutschland, der Schweiz und aus Österreich. Die größten Pendlerströme der gesamten Region ver-ursacht damit Liechtenstein.“Ein Grund für die Stärke der liechtenstei-nischen Wirtschaft sind gesunde und so-lide Finanzen. Bei den Industrieunterneh-men, den Banken, den Privathaushalten und dem Staatshaushalt. Liechtenstein verfügt über genügend Finanzreserven und die Industrieunternehmen können – trotz des starken Frankens – durch Zu-käufe in der EU und in Asien ihre Positi-on weiter stärken. www.regierung.li

GUTE GRÜNDE FÜR LIECHTENSTEIN WI RTS C H A F TS STAN D O RT

Dr. Martin Meyer, ist Minister für Wirtschaft, Bau und Verkehr und stell-vertretender Regierungschef des Fürstentums Liechtenstein.

Den größten Anteil (39 Prozent) an der Bruttowertschöpfung haben Industrie

und produzierendes Gewerbe. Dadurch stellen sie auch mit 42 Prozent der

Beschäftigen die stärkste Gruppe der Arbeitnehmer.

31%

23%

39%

6%

Aufteilung der Bruttowertschöpfung

17%

39%

42%

2%

Anteil der Beschäftigten

Finanzdienstleistungen Landwirtschaft und Haushalte

Industrie und warenproduzierendes Gewerbe

allg. Dienstleistungen für Unternehmen (Beratung;

Recht; Marketing; Architektur)

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Rund

ung

Stützen der Volkswirtschaft

Page 10: themenzeitung Liechtenstein

titelreportage november 2011 | 10

tigen rund 17 Prozent der Arbeitneh-mer. Das Finanzzentrum Liech tenstein entspricht der Größe einer mittleren Schweizer Bank. Nicht selten wird der Finanzplatz als „Außenstelle des Finanzplatzes Zürich“ bezeichnet. Die Vermögenswerte werden meistens auf ausländischen Börsenplätzen an-gelegt, die Finanzakteure arbeiten eng mit Schweizer Banken zusammen.

Im herausfordernden weltwirt-schaftlichen Umfeld hat sich der Fi-nanzplatz 2010 gut behauptet. Ende 2009 verwalteten die Banken 172,5 Milliarden Franken Kundenvermö-gen und fi elen in etwa dahin zurück, wo sie im Herbst 2006 standen. Ende 2010 verwalteten die 17 Banken noch ein Kundenvermögen von 168,1 Mil-liarden Franken. Die Finanzmarkt-auf sicht Liechtenstein (FMA) führt den Rückgang um 2,5 Prozent auf das Marktumfeld zurück. Die Welt-wirtschaft hat sich 2010 überra-schend gut erholt, die Zinsen jedoch waren historisch niedrig und der Schweizer Franken äußerst stark. Die hohe Staatsverschuldung einzelner europäischer Staaten und die Ent-

wicklungen im arabischen Raum ha-ben zusätzlich für Verunsicherung an den Finanzmärkten gesorgt. Grund-sätzlich stellt die FMA dem Finanz-platz ein gutes Zeugnis aus.

Die Banken, denen in der zwei-ten Jahreshälfte 2010 wieder verstärkt Neugelder – bei den Gruppengesell-schaften aus Westeuropa sowie Asi-en und dem Nahen Osten – zugefl os-sen sind, liegen, was Eigenmittel und Liquidität angeht, weiterhin im euro-päischen Spitzenfeld. Das neue Re-gelwerk „Basel III“, das die interna-tionale Finanzwelt stabiler machen soll, dürfte für den Bankplatz wenig ändern. Dennoch, der Wettbewerb um die Verwaltung der Reichtümer der Welt geht unvermindert weiter. Dem begegnen Liechtensteins Banken mit der kontinuierlichen Weiterentwick-lung ihres Know-hows im Wealth Management in Zusammenarbeit mit der Universität Liechtenstein, der kos-tensparenden Zusammenarbeit in In-formatik und Logistik, der Entwick-lung innovativer Produkte sowie der Schulung der Menschen, die moder-nes Private Banking umsetzen.

Roger H. Hartmann, CEO der VP Bank, bringt auf den Punkt, was „modernes Private Banking“ bedeu-tet: „Die Banken müssen neuen Ge-nerationen von Kunden gerecht wer-den, die gut informiert bei der Anla-ge ihrer Gelder mitreden. Dazu braucht es bestens ausgebildete Bera-ter, die über Know-how in Steuerfra-gen verfügen, in Netzwerke einge-bunden und offen für neue Entwick-lungen sind. Ganz wichtig für einen Private Banker aber ist eine gewisse Empathie, ein Gespür also, um he-rauszufi nden, was wirklich zum Kun-den passt. Zudem muss man dem Kunden eine breite Palette von Pro-dukten und Dienstleistungen anbie-ten können, so dass für jedes Bedürf-nis die passende Lösung gefunden wird.“

Josef Fehr, Vorsitzender der Ge-schäftsleitung der Liechtensteinischen Landesbank, sieht im internatio-nalen Private Banking die Zukunft: „Vermögensschutz, Schutz der Pri-vatsphäre und die Qualität des Priva-te Banking werden auch künftig im Vordergrund stehen. Gleichzeitig wird

Liechtenstein ist weltweit als Finanz-platz bekannt. Dass es im Fürstentum aber auch eine öffentliche Universität gibt, unterstreicht die Bedeutung als Wissensstandort. Mit rund 1.300 Studierenden aus über 40 Nationen ist sie ein internationaler Bildungs-Kosmos mit persönlicher Atmosphäre und höchster Standortqualität. Welt-weit vernetzt, werden Forschungs-projekte mit Relevanz für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bearbeitet.Liechtenstein weist bei knapp 36.000 Einwohnern über 33.000 Beschäftigte aus. Mehr als die Hälfte davon sind Pendler aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Dieses spezielle Klima der Internationalität zeigt sich sowohl in Unternehmen und der Politik, aber auch im Studium. Studierende der Uni-versität Liechtenstein werden in kleinen Gruppen optimal betreut. Viele fi nden dank des starken Praxisbezugs und der engen Vernetzung mit Partnern nach ihrem Abschluss einen hoch qualifi zier-ten Arbeitsplatz im Land, welches ein gegenüber der Schweiz rund doppelt so hohes BIP pro Kopf ausweist.

Da Liechtenstein ein internationales Dienstleistungszentrum im Finanzbereich ist, bewegen sich die Studierenden im Zentrum ihres zukünftigen Aufgabenge-bietes und erleben die Theorie in der Pra-xis. Forschungsaufträge von Regierung, Verwaltung, Banken und Wirtschafts-betrieben erlauben ihnen zudem einen tiefen Einblick in Abläufe auf politischer

und wirtschaftlicher Ebene und reelle Aussichten auf eine attraktive Karriere. Im Angebot der Universität Liechten-stein sind Bachelor-Studiengänge in Architektur und Betriebswirtschaft sowie Master-Studiengänge in Architektur, Banking and Financial Management, Entrepreneurship und Business Process Management. Alle Studiengänge sind

international akkreditiert. Seit 2008 kön-nen zudem Doktoranden-Studiengänge in Business Economics und Architecture and Planning absolviert werden. Im Architekturbereich liegt ein Hauptau-genmerk bei der nachhaltigen Raum-entwicklung, in den Wirtschaftsstudien sind die Schwerpunkte Entrepreneurship, Wealth Management und Geschäfts-prozessmanagement. Mit Erfolg, wie ein neutrales Universitäts-Ranking zur Förderung von Unternehmensgründun-gen an Hochschulen feststellte. In dieser Studie belegte die Universität Liech-tenstein hinter der ETH Zürich und vor der Universität St. Gallen den zweiten Rang. Damit bewegt sich Liechtenstein in der Spitzengruppe im Bereich der akademischen Gründungsförderung. „Eine kleine Universität mit hohen Entwicklungspotenzialen“, so stuften die unabhängigen Experten des Organs für Akkreditierung und Qualitätssiche-rung der schweizerischen Hochschulen OAQ die Universität Liechtenstein aufgrund ihres Studienkonzeptes und ihrer Forschungsausrichtung ein. Wei-tere Informationen unter: www.uni.li

UNIVERSITÄT FORMT WISSENSGESELLSCHAFTB I LD U NG

Das begeistert Studenten aus vielen Ländern: Ein zukunftsweisendes Fächerangebot in Theorie und Praxis der Universität Liechtenstein.

Finanzplatz

Im Liechtensteiner Finanzplatz

sind insbesondere tätig

• 17 Banken

• 392 Treuhänder und Treuhand-

unternehmen

• 40 liechtensteinische

Versicherungsunternehmen

• 27 Fondsleitungs- und

Anlagegesellschaften mit rund

600 Anlagefonds

Die liechtensteinischen Banken

(inkl. der ausländischen Gruppen-

gesellschaften) verwalteten Ende

2010 ein Kundenvermögen von

CHF 168,1 Mrd. Gegenüber 2009

bedeutet dies einen Rückgang

von 2,5 Prozent, der jedoch vor

allem auf den starken Franken

zurückzuführen ist.

Page 11: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 titelreportage 11

Expertenpanel

Der Finanzplatz Liechtenstein

heute ist nicht mehr der von vor

drei Jahren. Ist das gut so?

Ja, denn der Finanzplatz hat auf die

Rahmenbedingungen, die sich äußerst

dynamisch verändern, umfassend reagiert.

Die meisten Akteure verstehen dies als

Chance zur Metamorphose. Denn damit

verbunden sind neue Produkte und neue

Möglichkeiten, sich im Markt zu positio-

nieren, ein neues Profi l zu gewinnen.

Sich weiterentwickeln zu können, wünsche

ich jedem Land. Der Bankenplatz hat

turbulente Zeiten mit extremen Heraus-

forderungen hinter sich gebracht. Das

ohne Staatshilfe. Der Platz hat sich als stabil

erwiesen und aus den Erfahrungen gelernt.

Inzwischen fl ießt wieder Neugeld nach

Liechtenstein, das Vertrauen kommt zu-

rück. Und die Banken zeigen sich innovativ.

Das ist sehr gut so. Der Finanzplatz Liech-

tenstein hat sich den Herausforderungen

der letzten Jahre gestellt und diese gut

bewältigt. In der Folge vernetzt er sich

zusehends auf internationaler Stufe und

hält Schritt mit den globalen Entwick-

lungen. Das ist auch für die international

tätige Versicherungsindustrie wichtig.

Bis 2015 will Liechtenstein ein

angesehenes Finanzzentrum

sein. Was tragen Sie dazu bei?

Mit einem umfassenden Aus- und Weiter-

bildungsprogramm sowie Forschungs- und

Transferleistungen. Das Institut für Finanz-

dienstleistungen der Universität Liechten-

stein hat sich auf die zentralen Themen des

Wealth Managements in den Bereichen

Finance, Recht und Steuern spezialisiert.

Sämtliche Banken haben sich der Stabilität,

Qualität und Nachhaltigkeit verschrieben.

Mit der Roadmap 2015 hat der Bankenplatz

dazu eine zukunftsgerichtete Strategie

entwickelt mit über 40 Handlungsfeldern:

darunter die Bereiche Wealth Manage-

ment, alternative Investments, Nachhaltig-

keit, Philanthropie und Pensionsfonds. Und

wir verstehen internationale Regulie-

rungen als Chance, innovative Produkte

und Dienstleistungen zu entwickeln.

Liechtenstein bietet Versicherern als einzi-

ges Land den Marktzugang zu ganz Euro-

pa, das heißt sowohl zur Schweiz als auch

zum EWR/EU-Raum. Diese Position wollen

wir nutzen und Liechtenstein als Standort

für internationale Versicherungslösungen

in den Bereichen Leben, Pensionskassen,

Schaden und Eigenversicherungen von

Unternehmen fördern. Dies erfolgt, indem

wir die Rahmenbedingungen optimieren.

Besitzt Liechtenstein das Know-

how, um sich zur Trauminsel für

versteuerte Privatvermögen zu

entwickeln?

Liechtenstein hat einen soliden Staatshaus-

halt, eine starke Währung und Finanzin-

stitute, die über Jahrzehnte gewachsene

Erfahrung und Know-how im Bereich

Private Banking verfügen. Die Universität

Liechtenstein sieht sich als Think Tank zur

Unterstützung von Politik und Praxis.

Wir sind keine Trauminsel, sondern

reales Festland inmitten Europas, das sich

gerade in diesen turbulenten Zeiten als

stabiler Finanzplatz erwiesen hat. Unsere

Banken entwickeln ihr Know-how im

Wealth Management Jahr für Jahr weiter.

Wir begreifen dies als stetigen Prozess.

Liechtenstein besitzt Know-how und

einige Standortvorteile, wie seine Zu-

gehörigkeit zu zwei Wirtschaftsräumen,

seine fi nanzielle und politische Stabilität

oder die kurzen Verwaltungswege.

Noch ist der Finanzplatz trotz

Steuerinformationsabkom-

men nach OECD-Standard und

Doppelbesteuerungsabkom-

men auf dem internationalen

Radarschirm. Inwieweit sind die

„Altlasten“ unversteuerter Gelder

eine Frage der Zeit?

Das Land ist dabei, bilaterale Regelungen

mit den Heimatstaaten von Anlegern

zu vereinbaren. Wenn Liechtenstein

auf diesem Weg weitergeht, wird das

Thema der Altvermögen nach und

nach in den Hintergrund rücken.

Solange wir als attraktiver und stabiler

Finanzplatz auf dem Radar sind, ist es

ein gutes Signal. Für die Vergangenheit

wird intensiv nach Lösungen gesucht.

Insofern sind Regularisierungslösungen

auch ein Teil der Zukunft des Platzes.

Die Banken wollen sich jedoch ver-

mehrter wieder nur noch mit dem

„Jetzt“ und dem „Morgen“ befassen.

Liechtenstein ist für die Zukunft auf

gutem Weg: Die Bereinigung der

Herausforderungen in Steuerfragen

und der Abschluss von entsprechenden

Abkommen schaff en Rechtssicherheit

und erhöhen die Reputation des Landes.

Martin Wenz, Leiter des Instituts für Finanz-

dienstleistungen, Universität Liechtenstein

Philippe Moser, Präsident des Liechtenstei-

ner Versicherungsverbandes

Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des

Liechtensteiner Bankenverbands

es eine Entwicklung im Cross-Bor-der-Private Banking geben. Mit den Steuersystemen der Heimatländer der Kunden konforme und transpa-rente Lösungen stehen dabei im Mit-telpunkt.“ Und S.D. Prinz Philipp von Liechtenstein, Präsident des Stif-tungsrates der LGT-Gruppe, erin-nert: „Eine lange Tradition im Priva-te Banking, wie wir sie haben, lässt sich nicht so leicht vom Tisch wi-schen. Hinzu kommt unsere große

politische Stabilität. Nicht von unge-fähr ist die Schweiz der größte Priva-te Banking-Standort der Welt. Liech-tenstein ist ein Teil davon, wenn auch ein kleiner.“

Die drei großen Liechtensteiner Banken setzen zunehmend auf das Onshore-Geschäft vor Ort. Asien verzeichnet eine der höchsten Zu-wachsraten vermögender Leute und rückt zunehmend in den Fokus. Die asiatische Wachstumslokomotive be-

fl ügelt auch den Luxusboom. Die Bank Alpinum in Vaduz ist eine Spe-zialistin, geht es um Investitionen in Luxusgüter-Aktien und –Fonds. „Lu-xusgüterhersteller sind in einer äu-ßerst günstigen Position und zykli-schen Schwankungen weniger aus-gesetzt. Der Luxusgüterbereich wächst deutlich stärker als die Gesamtwirt-schaft“, erklärt CIO Eduard Werder.

Aber auch der deutsche Private Banking-Markt bleibt weiter attrak-

tiv und in Osteuropa zeigen sich ebenfalls Chancen. Gleichzeitig wird das margenreiche internationale grenz überschreitende Geschäft an-gepasst. Will heißen, Akteure des Fi-nanzplatzes Liechtenstein sind da-bei, ihre Cross-Border-Geschäftsmo-delle kritisch zu überprüfen. Auf-sichts-, zivil-, steuer- und strafrechtli-che Aspekte spielen heute eine wich-tige Rolle. Sie beeinfl ussen auch die Unternehmensreputation stark.

Page 12: themenzeitung Liechtenstein

titelreportage november 2011 | 12

„Die Zukunft gehört denen, die neue Spielregeln auf den Finanz-märkten akzeptieren und innovativ sind. Diesen Willen der Neuorientie-rung müssen die Akteure mitbrin-gen“, unterstreicht Mario Gassner, Vorsitzender der FMA-Geschäftslei-tung. Die FMA sieht den Finanzplatz Liechtenstein, sprich die Banken und Finanzintermediäre, vor strukturel-len Herausforderungen, um neue Wachstumsmärkte und Wachstums-produkte zu erschliessen. Die 2005 gegründete FMA sieht sich auch als „Türöffner“ für neue Märkte und dringt auf internationale Vernetzung. Seit April 2011 ist sie Mitglied der In-ternationalen Vereinigung der Wert-papieraufsichtsbehörde IOSCO. Da-mit ist Liechtenstein auch in der Amtshilfe im Wertpapierbereich in-ternational konform und unter-streicht damit seine Null-Toleranz-Politik gegen Missbrauch. Seit Mai hat die FMA zudem Beobachtersta-tus bei der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA.

An die goldenen Jahre kann der Finanzplatz Liechtenstein noch nicht wieder anknüpfen. Die Akteure ar-

beiten noch an Innovationen und Strategien. Während Liechtenstein vor der Krise nur reagierte, wenn Druck von außen kam, will der Bankenver-band nun aktiv bis 2015 einen nach-haltigen Finanzplatz aufbauen. Bis in vier Jahren soll dieser als „angesehe-ner, nachhaltig agierender und stabi-ler Finanzplatz wahrgenommen wer-den“, formuliert Bankenverbands-Prä-

sident Adolf E. Real das ehrgeizige Ziel. Die Strategie baue auf den tradi-tionellen Stärken Liechtensteins auf. Der Finanzplatz sei für seine hohe In-novationskraft und Effi zienz sowie seine ausgewiesene Kompetenz im Wealth Management bekannt. Die Strategie des Bankenverbandes fasst zusammen, was in den letzten zwei-einhalb Jahren angedacht wurde oder

sich vereinzelt bereits etabliert hat: da-runter die Positionierung der gemein-nützigen Stiftung, die internationale Etablierung von Trusts und grenzüber-schreitenden Pensionsfonds, die Stär-kung des Konzepts der Vermögenssi-cherung, der Ausbau zum Kompe-tenzzentrum für nachhaltige Anlagen und eines attraktiven Fondsplatzes.

Letzterer hofft darauf, die Markt-anteile des liechtensteinischen Fonds-geschäfts in Europa zu erhöhen. Am 1. August ist das Gesetz für bestimm-te Organismen für gemeinsame An-lagen in Wertpapieren, kurz UCITS-Gesetz, in Kraft getreten. Damit über-nimmt das EWR-Land Liech tenstein die EU-Richtlinie UCITS IV. Künftig gibt es den EU-Pass nicht nur für In-vestmentfonds, sondern auch für Ver-waltungsgesellschaften. Ein Wertpa-pierfonds, der in einem EU-Land zum Vertrieb zugelassen ist, kann oh-ne weiteren administrativen Aufwand in allen EU-Ländern verkauft werden. Und weil Liechtenstein als einziges Land dem Europäischen wie dem Schweizer Wirtschaftsraum angehört, kann eine Fondsgesellschaft neu auch ohne Luxemburger Niederlassung

„Der asiatische Hunger nach Luxusgütern befl ügelt das Geschäft“, sagt Eduard Wer der, CIO der Bank Alpinum in Vaduz, „und die Aktien der Hersteller haben weiteres Potenzial.“

Luxus ist die Sehnsucht der Men-schen nach schönen Dingen. Wa-rum lohnt es sich, in Unternehmen zu investieren, die Luxusgüter her-stellen?Die Anlagetätigkeit ist ja keine exakte Wissenschaft. Wir bewegen uns in einer Welt von Wahrscheinlichkeiten, Chancen und Risiken, die wir gegeneinander ab-wägen. Die Luxusgüterindustrie stufen wir derzeit als attraktiv ein. Vor dem Hin-tergrund einer Schuldenkrise in den USA und in Europa mag es erstaunen, auf Lu-xusgüter zu setzen. Wie kann dieser Sek-tor fl orieren, wenn die Konsumenten den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen müssen? In der Tat sieht man wenig Dy-namik in den alten Absatzmärkten. Dies wird aber überlagert durch eine gewalti-ge Nachfrage in den Schwellenländern. Die Märkte Asiens und Lateinamerikas haben das Potenzial, die westliche Flaute

mehr als nur zu kompensieren, insbeson-dere China. Man schätzt, dass bereits heute die Hälfte aller Luxusgüter von „ethnischen Chinesen“ gekauft wird. So ist es bezeichnend, wenn der prestige-trächtige Schmuckhersteller Cartier sei-ne wichtigste Verkaufsstelle nun in Hongkong hat. In China gibt es einen stark wachsenden Mittelstand, für den Luxusgüter nicht mehr unerschwinglich sind.Die Luxus-Fonds zeigen den Turbu-lenzen an den Börsen die kalte Schulter. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?Der Sektor hat sich an der Börse gut ge-halten. Aber trotz positivem Ausblick darf man nicht davon ausgehen, dass er im-mun bleibt gegenüber den Entwicklun-gen der Gesamtbörse. Ich erinnere mich an die Finanzkrise von 2008, als der Sek-tor stark gelitten hat. Was die heutige Si-tuation von damals unterscheidet, ist der Fokus auf die Schwellenländer. In diesen Märkten entscheidet sich der künftige Er-folg oder Misserfolg. Experten erwarten, dass Chinas Wirtschaft über die nächsten Jahre weiterhin mit sechs bis zehn Pro-

zent pro Jahr wachsen wird. Dies bedeu-tet wiederum, dass der lokale Markt für Luxusgüter 20 bis 30 Prozent pro Jahr zulegen sollte. Das sind gewaltige Zu-wächse, und wenn das eintrifft, sehe ich noch ein schönes Potenzial für die Akti-en der Luxusgüter.Auf der Anlageliste der Bank Alpi-num fi guriert der „CL Luxury Goods Eq. Fund“ der Bank Clari-den Leu. Weshalb haben Sie diesen Fonds ausgewählt?Für mich ist dieser Fonds ein gutes In-strument, um diversifi ziert in den Sektor zu investieren. Bei uns in der Vermö-gensverwaltung der Bank Alpinum ste-hen zwar Direktanlagen im Vordergrund. Doch wenn es unseren Kunden mehr Vorteile bringt, setzen wir Fonds ein. Ent-scheidend bei der Fondswahl sind für uns unter anderem ein Management, dem wir zutrauen, in verschiedenen Markt-phasen eine überdurch schnittliche Per-formance zu erzielen. Das Team von Ju-an Manuel Mendoza in Hongkong hat das in den letzten Jahren bewiesen. Weitere Informationen unter:www.bankalpinum.com

SCHÖNES POTENZIAL FÜR AKTIENLUXUS GÜTER

Höhepunkt vor dem Sturzfl ug: 2007 betrug des verwaltete Kundenvermögen

konsolidiert noch 201,3 Mrd. CHF und einzeln 153,2 Mrd. CHF.

2005

2006

2007

2008

2009

2010

148,0122,1

173,4140,8

201,3153,2

156,6116,7

172,5118,3

168,1116,2

konsolidiert (Banken in Liechtenstein inkl. ausl. Gruppengesellschaften)

in Mrd. CHF

einzeln (Banken in Liechtenstein ohne ausl. Gruppengesellschaften)

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1

Verwaltetes Kundenvermögen

Während wenig Dynamik in den alten Absatzmärkten zu verzeichnen ist, sieht Eduard Werder eine gewaltige Nachfrage in den Schwellenländern.

Page 13: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 titelreportage 13

dort Fonds aufl egen und Schweizer Fonds zum Beispiel den Vorteil der Marke Luxemburg anbieten.

Und auch die Altersvorsorge wird europäisch. Jedes dritte internationa-le Unternehmen dürfte bis 2015 euro-paweite Pensionslösungen einsetzen. Als EWR-Land hat Liechtenstein nicht nur Zugang zu diesem Riesenmarkt in Europa, sondern auch das Know-how. In Zeiten des Mangels muss man Ingenieure, Wissenschaftler und Fach-kräfte nicht nur gewinnen, man muss sie auch erhalten. Um die Konkurrenz in der Region auszustechen, werfen in-ternationale Unternehmen zuneh-mend das Argument der betrieblichen Altersvorsorge in die Waagschale. Wer erwartet, dass Mitarbeiter von Land zu Land ziehen, braucht eine fl exible Alterssicherung. Und wer Tochtergesellschaften und Betriebs-stätten im Ausland hat, ist daran inte-ressiert, dies so effi zient und kosten-sparend wie möglich zu managen, bei größtmöglicher Steuerung und Risikokontrolle. Paneuropäische Pen-sionsfonds gelten dazu als modernes, fl exibles Instrument.

Seit Ende 2005 ist der Weg zu ei-nem grenzenlosen europäischen Bin-nenmarkt für Produkte der betriebli-chen Altersvorsorge frei: mit der Pen-sionsfondsrichtlinie. Sie ermöglicht es den Einrichtungen der betriebli-chen Altersvorsorge, ihre Produkte von einem Staat aus grenzüberschrei-tend in der gesamten EU anzubieten. So will die Europäische Union das Entstehen einer europäischen be-trieblichen Altersvorsorge sowie die

Mobilität der Arbeitnehmer fördern. Liechtenstein hat die „Lizenz“ dazu. Seit 2007 gilt mit dem neuen Pensi-onsfondsgesetz im EWR-Land die EU-Richtlinie für Betriebsrenten. Da-mit kann ein Unternehmen alle seine in der EU beschäftigten Arbeitneh-mer in einem einzigen Pensionsfonds versichern. Zum Beispiel mit Sitz in Vaduz. Bislang haben sich sechs der 85 paneuropäischen Pensionsfonds für Liechtenstein entschieden.

Wenn die Nachfrage nach Pensi-onsfonds in Europa zunimmt, ist Liechtenstein in einer guten Position: für Unternehmen, deren Mitarbeiter in mehreren EU- und EWR-Ländern verstreut arbeiten und die fi rmenei-genen Pensionsfonds gründen wol-len. In der Fachsprache EIORPs (Eu-ropean Institution for Occupational Retirement Provision) genannt, ope-

rieren die grenzüberschreitenden Pen-sionsfonds ähnlich wie die Schweizer oder Liechtensteiner Sammelstiftun-gen. Ein Player im Fürstentum hat übrigens frühzeitig begonnen, sich zum Kompetenzzentrum für paneu-ropäische Pensionsfonds zu entwi-ckeln: keine geringere als die Liech-tensteinische Landesbank.

Als „Tor zum europäischen Bin-nenmarkt“ macht sich Liechtenstein aber auch für Schweizer Versiche-rungsgesellschaften interessant. Denn zugleich können Versicherer mit Sitz in Liechtenstein auch in der Schweiz aktiv werden. So wächst die Dreh-scheibe Versicherungsplatz – zu 94 Prozent bestehend aus Lebensversi-cherern – langsam aber stetig. Und mit dem mit Deutschland geplanten Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) kann die Branche weiteres Wachstumspotenzial aktivieren. Bis-lang hat Liechtenstein vier DBAs: mit Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Hongkong. Mit Deutschland – dem wichtigsten Markt – soll ein DBA bis Ende 2011 unterzeichnet sein.

Drei andere Buchstaben kenn-zeichnen Liechtenstein schon heute: die Bestnote „AAA“, mit der Stan-dard & Poor’s Liechtenstein im Sep-tember 2010 bewertete. Das bedeu-tet beste Bonität und null Ausfallrisi-ko. Die Ratingagentur bestätigt dem Land hohen Wohlstand, einen star-ken Staatshaushalt und eine solide und kluge Wirtschaftspolitik. S & P geht davon aus, dass Liechtenstein auch einer Phase wirtschaftlicher Stagnation standhalten kann.

Der Finanzplatz Liechtenstein hat in der Vergangenheit viel geleistet, um auch in Zukunft ein international anerkannter und qualitativ hochwertiger Standort zu sein. Werte wie Stabilität und Nachhaltig-keit spielen dabei eine wesentliche Rolle. Dass die Strategie des Finanzplatzes auf-geht, zeigen die aktuellen Zahlen der 16 Privatbanken in Liechtenstein: Trotz des sehr anspruchsvollen Umfelds, mit volati-len Märkten, tiefen Zinsen und dem Fran-ken als starke Währung, konnten die Banken positive Ergebnisse erzielen und Neugeldzufl üsse verzeichnen. Zur Strate-gie des Bankenplatzes Liechtenstein ge-hört einerseits die konsequente Nischenpo-

litik, die die Vorteile zweier Wirtschafträu-me zu nutzen weiß, andererseits aber auch die Fokussierung auf das Private Banking. Liechtensteins Banken verfügen über Know-how und Erfahrung in Bezug auf maßgeschneiderte grenzüberschreitende Lösungen und qualitativ hochwertige Dienstleistungen und Produkte. Darüber hinaus gehören Stabilität und Kontinuität zu den tragenden Säulen des Banken-platzes, was gerade in schwierigen Zeiten ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Dank ihrer europaweit höchsten Eigenmittel-quote haben sich die liechtensteinischen Banken in der Finanzindustrie als stabile Partner erwiesen. Gemeinsam mit dem

gesamten Wirtschaftsstandort Liechten-stein verfolgen die Banken eine Strategie des nachhaltigen und organischen Wachstums, das sie durch eine weitere Steigerung der Dienstleistungsangebote und eine nachhaltige Profi tabilität errei-chen. Auch die internationale Ausrichtung spielt in Zukunft weiterhin eine wichtige Rolle. So sehen die Banken denn auch das im Sommer 2011 paraphierte Dop-pelbesteuerungsabkommen mit Deutsch-land als positiv an und begrüßen, dass damit die Partnerschaft zwischen den beiden Ländern auf eine konstruktive Ebene gestellt wurde. Weitere Informatio-nen unter: [email protected]

MIT NACHHALTIGEM WACHSTUM ÜBERZEUGENBAN K EN PL ATZ

Institutionen und Verbände

Liechtensteiner

Bankenverband

www.bankenverband.li

Liechtensteiner

Anlagenfondsverband

www.lafv.li

Liechtensteinische Treuhän-

dervereinigung

www.thv.li

Liechtensteinischer Versiche-

rungsverband

www.versicherungsverband.li

Liechtensteinische Wirt-

schaftsprüfer-Vereinigung

www.wpv.li

Verein unabhängiger

Vermögensverwalter in

Liechtenstein

www.vuvl.li

FMA Finanzmarktaufsicht

Liechtenstein

www.fma-li.li

Vermögensschutz, Schutz der

Privatsphäre und die Qualität

werden im internationalen Private

Banking laut Josef Fehr auch

künftig im Vordergrund stehen.

Page 14: themenzeitung Liechtenstein

titelreportage november 2011 | 14

Die verschärfte Regulierung und der zunehmende Druck auf die Un-antastbarkeit der fi nanziellen Privat-sphäre zwingen die Banken zur An-passung ihrer Geschäftsmodelle. Das gilt vor allem im grenzüberschreiten-den Geschäft. Dieses verspricht je-doch nur dann nachhaltiges Wachs-tum, wenn es gelingt, die immer kom-plexer werdenden regulatorischen Vor gaben einzuhalten und gleichzei-tig den höheren Ansprüchen der Kun-den zu genügen. In den kommenden Jahren richtet sich der strategische Fo-kus der Privatbanken darauf, ein Ge-schäftsmodell zu entwickeln und um-zusetzen, das alle gesetzlichen Anfor-derungen sowie die komplexen Kun-denbedürfnisse gleichermaßen erfüllt.

Der anhaltende Standar disie -r ungsdruck auf die Regulierung und die Steuergesetzgebung verwischen zunehmend die Grenzen zwischen nationalen und internationalen Fi-nanzplätzen. Es gibt heute kaum mehr ein internationales Gremium, das sich nicht technische, fi nanzielle und mo-ralische Aspekte der Regulierung der Finanzmärkte auf seine Fahnen ge-schrieben hat: IWF, OECD, FATF, EU, G7, G20, UNO, Europarat – um nur einige zu nennen. Diesen Organi-sationen ist gemeinsam, dass sie, wie bei den G7 und den G20 deutlich wird, von den Großstaaten maßgeb-lich beeinfl usst sind.

Das heißt, das Bankgeschäft wird in den kommenden Jahren noch stär-ker als bisher von international gel-tenden Regeln bestimmt werden, die wiederum wesentlich von den großen Staaten beeinfl usst werden. Mehr Re-gulierung bedeutet jedoch nicht zwin-gend auch bessere Regulierung. Die Qualität der Regeln muss künftig ent-scheidend sein, nicht die Quantität

oder die Anzahl der Akteure, welche die Regulierung ungehemmt und un-hinterfragt vorwärts treiben.

Eine Vernetzung von Kunde und Bank ist gefragt, denn der fundamen-tale Umbruch des Marktumfeldes hat den Wettbewerb unter den Privatban-ken verschärft. Die Neugeldzufl üsse im Private Banking sprudeln nicht mehr so üppig wie vor einigen Jah-

ren. Die Margen sinken und wegen der immer größer werdenden regula-torischen An forderungen steigen die Kosten tendenziell weiter an. Der Wettbewerbserfolg wird mehr denn je davon abhängen, ob und in wel-chem Umfang auf Veränderungen im internationalen Umfeld reagiert wer-den kann.

Gleichzeitig dazu sind die Anzahl vermögender Personen und ihre be-sonderen Bedürfnisse nach speziali-sierten Private Banking Dienstleistun-gen derart angewachsen, dass sich da-raus neue, interessante und auch at-traktive Geschäftsfelder für Privat-banken ergeben.

Die mittelgroßen und traditionel-len international tätigen Privatbanken sind dabei im Vorteil. Sie besitzen die erforderliche internationale Kompe-tenz zur Vermögensstrukturierung, die Beratungsqualität und die Inno-vationskraft, um das Vertrauen der Kundschaft wieder zu gewinnen. Die VP Bank hat mit ihren Standorten rund um den Globus, der offenen Produktearchitektur und der Schaf-fung von gruppenweiten Kompetenz-zentren für Wealth Management So-lutions, Family Offi ce-Dienstleistun-gen, Fund Solutions und Kredite die Voraussetzungen geschaffen, diesen ge-stiegenen Kun denanforderungen ge-recht zu werden.

Der Private Banking Kunde von heute stellt zu Recht hohe Anforde-rungen an die Kompetenzen seiner Bank. Diese konnten bisher nur von spezialisierten Family Offi ces angebo-ten werden. Für unabhängige Privat-banken ohne eigenes Investment Ban-king liegt hier die Zukunft. Selbst wenn die erschwerten Marktbedin-gungen eine neue, herausfordernde Ära eingeläutet haben, wird die glo-bale Diversifi kation von Vermögens-werten wichtiger sein als jemals zuvor. Das Verständnis für die komplexen Be-dürfnisse der Kunden, die weltweite Vernetzung mit Partnern zur Suche der besten Anlagevorschläge sowie intelligente Lösungen für die Kunden sind die Erfolgsfaktoren des Private Bankings der Zukunft. Privatbanken und Kunden, die einen solchen Weg gemeinsam gehen können und wollen, werden die großen Gewinner sein. Ge-winner vor allem deshalb, weil mit konkreten Zieldefi nitionen, Ertrags-erwartungen, Erfolgskontrollen und umfangreichen Anlagevorschlägen gearbeitet und auf die Wünsche der Kunden und deren individuelle Ri-sikobereitschaft mit oberster Priori-tät eingegangen wird. Weitere Infor-mationen unter: www.vpbank.com

SPEZIALISIERUNG Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise suchen viele vermögende Privatkunden verstärkt nach hoch qualifizierter Bankberatung und verlässlichen Partnern.

Vertrauen zurückgewinnen

Roger H. Hartmann ist seit 1. April 2010 Mitglied des Group Executive

Management und Chief Executive Offi cer (CEO) der VP Bank Gruppe. Bis zu

seinem Wechsel zur VP Bank hatte er verschiedene Funktionen und Führungs-

positionen bei Finanzinstituten in der Schweiz, Luxemburg, Asien und den USA

inne, zuletzt war Hartmann als Partner bei Ernst & Young in Luxemburg tätig.

Page 15: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 wirtschaftsstandort 15

Der Export ist der Lebens-nerv des Fürsten tums. Von der Wirtschaftspo-litik kommt zwar Rü-

ckenwind. Die Unternehmen ver-lassen sich aber vor allem auf ihre eigene Kraft.

Fotos lügen nicht, jedenfalls nicht alle. In den Zeitungen zeigten die Wirt schaftskapitäne nachdenk-liche Gesichter, als die Finanzkrise die Weltwirtschaft in die Rezession stürzte, die den globalen Warenaus-tausch regelrecht einbrechen ließ. Das Fürstentums Liechtenstein spürt direkt, wie sich die Weltwirtschaft bewegt. Die Exportindustrie hängt stark von der weltweiten Konjunk-turentwicklung ab. Jedoch konnte die Liechtensteiner – wie auch die Schwei zer – Wirtschaft nach der Finanzkrise schnell wieder Tritt fassen und wachsen. Auch wenn Exportindustrie und die Zulieferer gegen den starken Franken rudern.

Liechtenstein ist ein globaler Player, über 30 Industriebetriebe, dar-unter einige Weltmarkführer, liefern

forschungsintensive, innovative Spit-zentechnologie in rund 140 Länder der Erde. Etwa 3.500 kleine und mitt-lere Unternehmen bilden das starke Rückgrat der kleinen Volkswirtschaft und erwirtschaften 36 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Auf zehn Einwohner kommt ein operativ täti-ges Unternehmen. Das macht den Werkplatz äußerst widerstandsfä-hig. Die Wirtschaftsstruktur ist breit gestreut. Das Gewerbe behauptet sich im regionalen Markt. Der Löwenan-teil der High-Tech-Erzeugnisse und Nischenprodukte der Industrie geht in die Länder des Europäischen Wirt-schaftsraums.

„Der Wirtschaftstandort hat die internationale Wirtschaftskrise schnel-ler hinter sich gelassen als andere und verfügt immer noch über Staatsreser-ven“, sagt Vize-Regierungschef Mar-tin Meyer. Die kleinen und mittleren Unternehmen seien exportstark, in-novativ und eigeninitiativ. Doch sei die Talsohle der Weltwirtschaft noch nicht durchschritten, an deren Tropf die Exportindustrie hänge. Immerhin

aber gebe die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestkurs des Frankens zum Euro auf 1,20 festzulegen, eine gewis-se Planungssicherheit. Wichtig sei zu-gleich, dass die Unternehmen inves-tieren können. Dies sei mit der Steu-erreform, die 2011 in Liechtenstein in Kraft trat und eine Flat Tax von 12,5 Prozent vorsieht, gewährleistet.

Das Steuersystem ist nicht nur modern und in Europa anerkannt. Es ist auch so einfach gehalten, dass je-der es verstehen kann. Und es macht den Wirtschaftsstandort wettbewerbs-fähiger. Wirtschaft und Staaten ste-hen heute im Wettbewerb um Kapi-tal, Investitionen, Vermögensanlagen und Arbeitskräfte. Die Steuerpolitik ist Qualitätsmerkmal eines attrakti-ven Wirtschaftsstandortes. Die liech-tensteinische Flat Tax ist eine gute Voraussetzung für die Ansiedlung wert-schöpfungsintensiver Industriebetrie-be. Neu gibt es zudem die internatio-nale Gruppenbesteuerung, Gewinne und Verluste der Tochterunterneh-men werden bei der Konzernmutter zusammengefasst und einheitlich be-steuert. Und Patenteinkünfte, die aus Forschungsergebnissen erzielt wer-den, sind zu 80 Prozent steuerfrei.

Die Wirtschaftspolitik des Für-stentums in den Alpen sorgt für ein wirtschaftsfreundliches Klima, wirft unnötigen Bürokratie-Ballast über Bord und sichert den Zugang junger Unternehmen zu Venture-Capital-Fonds und Risikokapitalgebern. Zur Exportförderung nimmt der Wirt-schaftsminister keine Gießkanne für Subventionen in die Hand. Unterneh-men, die sich dem internationalen Wettbewerb stellen, erhalten gezielt Unterstützung, um an internationales Wissen bei Forschungszentren anzu-docken. Zugleich können sie sich kos-tenlos beim offi ziellen Exportförderer der Schweiz Osec beraten lassen. Hin-zu kommt ein fl exibler Arbeitsmarkt. Streiks übrigens – die gibt es in Liech-tenstein nicht. Und die Lohnneben-kosten sind im internationalen Ver-gleich niedrig.

Noch ist der – in der Krise – tiefe Absturz nicht wieder aufgeholt: Ende 2010 lagen die Ausfuhren der liech-tensteinischen Exportindustrie bei 3,3 Milliarden Franken, 2007 waren es noch 4,2 Milliarden. Die Weltwirt-schaftskrise hatte die Warenexporte

Anfang 2009 um fast ein Drittel auf 3,08 Milliarden Franken unter das Ni-veau von 2004 schrumpfen lassen. Die Kurzarbeit erreichte Mitte des Jahres ein Rekordhoch, half aber die Arbeitsplätze zu erhalten. Deren Zahl steigt wieder stetig: Ende 2010 waren 34.334 Menschen in Liechtenstein in Industrie, Gewerbe, Finanzindustrie, Tourismus, Landwirtschaft in Lohn und Brot. Das bei nur 36.149 Einwoh-nern. Der Kleinstaat ist ein „gro-ßer“ Arbeitgeber für die Region Ost-schweiz, Westösterreich und Süd-deutschland. Jeder zweite Arbeitneh-mer pendelt morgens über die Gren-ze. Der Fachkräfte-Arbeitsmarkt im Land freilich ist recht ausgetrocknet – bei praktischer Vollbeschäftigung.

Die Wirtschaft überall in den Ex-portländern ist in Eile. Hochschulen und Wirtschaft werben um techni-sche Fachkräfte aus dem Ausland. Nirgends sind so viele internationale Konzerne angesiedelt wie im Wirt-schaftsraum Schweiz/Liechtenstein. Mitarbeiter aus dem Ausland zu ho-len gehört zur Entwicklung. Doch auch hier klafft eine Fachkräftelücke. Zwar gibt es keine Statistiken, doch geht eine Studie für die Schweiz von einem strukturellen Fachkräfteman-gel aus, bleibt das Exportland langfris-tig auf dem Wachstumspfad. In den letzten Jahren hatten immer weniger junge Leute Ingenieurwissenschaft studiert, und die Liechtensteiner und Schweizer Unternehmen mußten zu-nehmend Ingenieure aus dem Aus-land anstellen.

Inzwischen ist die Zahl an Ma-schinenbaustudenten aber stark ange-stiegen. Pius Baschera, VP-Präsident der Hilti-Gruppe und Professor an der ETH Zürich, hofft, dass dies eine Trendumkehr ist, die anhält. Ein na-turwissenschaftliches Studium sei zwar keine Jobgarantie, aber eine gute Voraussetzung. Baschera fordert von seinen Studenten Methodenkompe-tenz zur Lösung von komplexen tech-nischen Problemen. Hinzu komme als zweites Persönlichkeit und Sozial-kompetenz. Auch daran arbeite man an der ETH Zürich stark. Die Wirt-schaft braucht aber nicht nur Univer-sitäts-Ingenieure, die stark in der The-orie sind. Fachhochschul-Ingenieure wie beispielsweise solche von der NTB Hochschule für Technik in Buchs, Kanton St. Gallen, sind mit ih-

INDUSTRIE Rund 3.500 kleine und mittlere Unternehmen bilden das starke Rückgrat der kleinen Volkswirtschaft und erwirtschaften 36 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Der kleine Global Player

Liechtensteins Wirtschaftsminister Martin Meyer im Gespräch mit dem ehema-

ligen Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Über 40 Prozent seiner Im -

porte bezieht Liechtenstein aus Deutschland.

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Page 16: themenzeitung Liechtenstein

wirtschaftsstandort november 2011 | 16

rem Praxis-Hintergrund mindestens so gesucht.

Eine der Stärken Liechtensteins – wie aller deutschsprachigen Länder – ist zudem die duale Berufsaus bil-dung, also die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. „Das duale System erleichtert den Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt und genießt inzwischen auch anderswo in Europa wieder An-sehen“, weiß Wirtschaftsminister Martin Meyer. Die Produktion von Hightech-Maschinen und -Produkti-onsanlagen basiere auf der besonde-ren Kompetenz von Facharbeitern in Zusammenarbeit mit Meistern und Ingenieuren. Dies schaffe das innova-tive Entwicklungs- und Produktions-milieu, auf das der Werkplatz Liech-tenstein stolz sein könne. Entspre-chend hat der Baugerätekonzern Hilti mitten in der Wirtschaftskrise gehan-delt. Weil es immer auch ein Leben nach der Krise gibt, hat das Unterneh-men am Hauptsitz in Liechtenstein seine hoch moderne Lehrwerkstatt noch um 700 Quadratmeter vergrö-ßert. Um bis 2015 an den Standorten

Liechtenstein, Schweiz, Österreich und Deutschland die Fachleute für übermorgen auszubilden, nimmt Hil-ti richtig viel Geld in die Hand.

2011 zeigt das Exportbarometer – trotz des starken Frankens – in den ersten acht Monaten wieder nach oben, hat sich aber im letzten Quartal verlangsamt. Die Warenexporte stie-

gen um 1,8 Prozent gegenüber 2010. Die Warenexporte nach Asien ver-zeichnen ein Plus von 8,4 Prozent, die Exporte in die europäischen Länder blieben stabil, die Ausfuhren nach Deutschland steigen um 7,9 Prozent deutlich an. Das liegt auch daran, dass sich die Unternehmen nicht auf den Staat verlassen, sondern auf ihre

eigene Kraft. Wie eben auch das er-folgsverwöhnte Flaggschiff der liech-tensteinischen Exportindustrie. Als die Rezession in der Bauwirtschaft ankam, erwischte sie den globalen Bautechnologiekonzern Hilti mit vol-ler Wucht. Die Hilti Gruppe zeigte Disziplin und fuhr eine „Sicherungs-strategie“. Forschung und Entwick-lung blieben dabei unangetastet, ebenso der Direktvertrieb, der Hilti-Innovationen zu den Profi s auf den Baustellen der Welt bringt.

Über 30 Bauwerkzeug-Innovatio-nen hat Hilti 2010 auf den Markt ge-bracht. Der Konzern ist wieder auf Wachstumskurs. Trotzdem überdenkt die Chefetage die bisherige Erfolgs-routine und will bis Ende 2011 ihre Strategie anpassen. Die Krise hat die Veränderung der Welt beschleunigt. Lag der Schwerpunkt der Bauindus-trie vor 15 Jahren zu etwa 70 bis 80 Pro zent in den Industrieländern und nur zu 20 bis 30 Prozent in den Schwel-lenländern, wird dies in zehn Jahren genau umgekehrt sein. Hilti will seine Marktposition in den Schwellenlän-dern verbessern und stark in China

Auf Baustellen rund um den Globus ist Hilti präsent. Ein wesentlicher Grund dafür, dass aus einer kleinen Werkstatt in Liechtenstein ein international erfolg-reicher Konzern entstehen konnte, ist der Wille zu stetiger Weiterentwicklung.1941 gründete der Maschinenbauinge-nieur Martin Hilti zusammen mit seinem Bruder Eugen Hilti im liechtensteinischen Schaan die Maschinenbau Hilti oHG. Ein kleiner Familienbetrieb mit fünf Mitar-beitern, die in erster Linie mechanische Drehteile und Komponenten für die schweizerische Webmaschinenindustrie fertigten. Heute ist die Hilti Aktiengesell-schaft ein weltweit tätiger Bautechnolo-giekonzern mit einem Jahresumsatz von fast vier Milliarden Schweizer Franken. Das Unternehmen ist noch immer in Familienbesitz, und auch der Hauptsitz befi ndet sich nach wie vor in Schaan.Mitentscheidend für den Erfolg von Hilti war der Einstieg in die Befestigungstech-nik im Jahre 1948, der den Ausgangs-punkt für die modernen Bolzensetzge-räte markierte. Sie zählen noch heute zu den Aushängschildern unter den Hilti-Geräten. Mit der wegweisenden Einfüh-

rung der Bohrhämmer mit dem legen-dären elektropneumatischen Schlagwerk folgte 1967 ein weiterer Meilenstein der Hilti-Geschichte, der schließlich auch den internationalen Durchbruch brachte.Die Fähigkeit zu technischen Neue-rungen und bedeutenden Erfi ndungen war stets ein wesentlicher Treiber des Unternehmenserfolgs. Immer wieder verbreitern wichtige Innovationen das Produkt- und Serviceportfolio, das heute von der Abbau- und Befestigungstech-nik über die Messtechnik bis hin zu Brandschutz- oder Installationssystemen reicht. Hinzu kommen ebenso innova-tive Dienstleistungen und Services wie beispielsweise das Flottenmanagement, eine Art Leasingsystem für Geräte. Außergewöhnlich ist bei Hilti auch das Geschäftsmodell des reinen Direktver-triebs. Gut zwei Drittel der weltweit rund 20.000 Mitarbeiter sind im Be-reich Vertrieb tätig. So kommen täglich 200.000 Kundenkontakte zustande. Das bedeutet ebenso viele Gelegenheiten, Kundenbedürfnisse zu erkennen und diese in Neuentwicklungen einfl ießen zu lassen. Im Fokus stehen dabei die

professionellen Anwender auf den Baustellen und in den Planungsbüros. Die dafür erforderliche globale Präsenz nahm 1948 mit der ersten Auslands-vertretung in Italien ihren Anfang. Weitere Niederlassungen in Frankreich, Australien und Deutschland folgten. Mittlerweile sind in Deutschland neben der Vertriebsgesellschaft auch zwei Produktionswerke, eine Entwicklungs-gesellschaft, ein länderübergreifendes Logistikzentrum und ein Geräteser-vicezentrum mit ins gesamt rund 3.000 Beschäftigten etabliert. Weltweit ist Hilti in mehr als 120 Ländern vertreten. Die global verankerte Unternehmenskul-tur, die auf den Werten Integrität, Mut zur Veränderung, Teamarbeit und hohes Engagement gründet, stellt in erster Linie die Menschen in den Mittelpunkt. Ganz im Sinne des Firmengründers wird Arbeit nicht einfach als Beschäftigung verstanden, sondern als Quelle für persönliches Wachstum. Schon Martin Hilti war der Überzeugung, dass nur zufriedene Mitarbeiter herausragende Ergebnisse erzielen können. Weitere Informationen unter: www.hilti.com

DIE KRAFT DER INNOVATIONBAUTE C H N O LO G I E

Innovation von Hilti: Der Abbruch ham-mer TE 3000-AVR ist eine Alternative zum herkömmlichen Presslufthammer.

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner: Jährlich verlassen Exporte im

Wert von rund 605 Mio. Euro das Fürstentum in Richtung Bundesrepublik.

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Page 17: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 wirtschaftsstandort 17

und Indien investieren. 2015 zielt der Konzern außerdem auf über eine Mil-liarde Franken Umsatz mit neuen Geschäftsfeldern. „Solar wird einen Haupt teil ausmachen, dazu kommen Untertagebau und die petro-chemi-sche Industrie“, sagt CEO Bo Risberg.

Seit über drei Jahren folgt eine öko nomische Krise der nächsten und stellt die Unternehmen stetig vor neue Herausforderungen. Die Schuldenkri-se in den Euroländern und die dro-hende Staatspleite in den USA machte den Schweizer Franken so teuer wie nie. Das verteuert die Produkte im Aus-land und mindert die Erträge, wenn Schweizer und Liechtensteiner Kon-zerne ihre im Ausland erzielten Um-sätze und Gewinne in Franken um-rechnen. In einem Jahr gewann der Franken zum Euro rund 20 Prozent. Die Aufwertung, besonders aber die rasante Geschwindigkeit ließen den Unternehmen kaum Zeit, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen.

In Liechtenstein stemmt sich Hil-ti zwar mit robustem Umsatzwachs-tum gegen die Entwicklung, dennoch drückte der starke Franken schon 2010 den Gruppenumsatz um 5,2 Prozent. Es blieb ein Plus von 2,2 Prozent und ein Umsatz von 3,9 Milliarden Fran-ken. In den ersten acht Monaten 2011 steigerte der Bautechnologiekonzern den Umsatz um 15 Prozent – in Lokal-währungen. Umgerechnet in Schwei-zer Franken bleibt noch ein Wachstum des Umsatzes von ein Prozent auf 2,6 Milliarden. Ein herber Wehrmutstrop-fen, der sich auch mit Absicherungsge-schäften und laufend verbesserter Syn-chronisierung von Einkauf, Produk tion und Verkauf nicht vermeiden lässt.

Die Liechtensteiner Exportindus-trie muss sich mit Währungseffekten und steigenden Materialpreisen aus-einandersetzen. Zugleich aber stehen die Leuchttürme der Exportindustrie auf solider fi nanzieller Basis. Das ver-setzt sie in die Lage, im Ausland auf „Shoppingtour“ zu gehen. So hat Hilti Anfang 2008 die Mehrheitsbeteiligung an Bhukhanvala Diamond Systems Private Ltd. in Indien gekauft. Im Juli 2009 fasste der Konzern mit der Über-nahme des US-amerikanischen Unter-nehmens Diamond B Fuss im nord-amerikanischen Markt für schwere Diamanttechnik. Im Mai 2010 hat das Unternehmen Unirac Inc. übernom-men, einen führenden Hersteller von Solar-Montagesystemen im nordame-rikanischen Markt. Hilti stärkt so sei-ne Position in der wachstumsstarken Solarindustrie. Im Juli 2011 kam dann die österreichische Firma Eurofox hin-zu, womit sich Hilti ein weiteres Seg-

ment im Wachstumsmarkt für ener-gieeffi zientes Bauen erschloss.

Und auch ein typischer Mittelständ-ler, die Kaiser AG in Schaanwald, ist im Juli 2011 mit einem Zukauf in ei-nen neuen Markt vorgestoßen. Der Marktführer für Schreit-Mobil-Bagger sowie Kanalreinigungsfahrzeuge mit Wasserrückgewinnung in Europa fes-tigt seine Position mit der Übernahme des fi nnischen Unternehmens Eur-Mark AB. Damit will das Unterneh-men nun den skandinavischen Markt, speziell Finnland, Schweden und Nor-wegen, erschließen. Der Zeitpunkt

scheint ideal, die Gründe für Zukäufe sind jedoch vielfältig: Der tiefe Kurs von Euro und Dollar senkt die Kauf-preise, hinzu kommen die Umsätze in den jeweiligen Währungen, und in-dem ein Unternehmen ein starkes Standbein in der EU oder den USA erhält, ist es weniger von den Expor-ten aus der Schweiz oder Liechten-stein abhängig.

Bliebe noch die Flucht ins Aus-land. Mit einem Werk in der Slowakei rückte die Kaiser-Gruppe 2007 zwar näher an die osteuropäischen Wachs-tumsmärkte. Abwanderung, um im

Für jeden von uns ist es selbstverständ-lich, dass das Spülwasser im Abfl uss verschwindet. Wasser transportiert die Zivilisationsabfälle unserer Zeit, gleich-zeitig wird sauberes Wasser weltweit knapper. Städte und Gemeinden haben die Aufgabe, für reines Wasser und eine lebenswerte Umwelt zu sorgen. Sie investieren dazu mehr denn je in Wirtschaftlichkeit und Qualität. Kanalrei-nigung mit Wasserrecycling ist das Feld der Kaiser AG in Schaanwald. Mit einer weltweit einzigartigen Technologie ist das Unternehmen Marktführer rund um den Globus. Das Herzstück des paten-tierten Wasserrückgewinnungs-Systems ist der Kaiser Druckumsetzer als Hoch-druckpumpe in Kombination mit einer oszillierend drehenden Filtertrommel, die Feststoffe vom Kanalwasser trennt. Bei einer Spülleistung von 300 Litern pro Minute und einer Spüldauer von fünf Stunden spart das Rotomax-System 9.000 Liter Frischwasser. Kaiser-Fahr-zeuge gehen aber nicht nur schonend mit der natürlichen Ressource Wasser um. Zugleich entfallen Fahrtwege zum Nachtanken von Frischwasser, was Abgas- und Lärmemissionen reduziert. Das Kaiser-Recycling-Prinzip funktio-niert auch dann, wenn die Kanalisation extrem verschmutzt ist. Zudem bieten Kanalreinigungsfahrzeuge „made in Liechtenstein“ im Vergleich zu anderen Fahrzeugen bis zu 4,5 Tonnen mehr Nutzlast. 2010 haben die Entwickler von Kaiser einen weiteren Nerv der Zeit getroffen und zwei „Cityfl itzer“ für die engen Gassen in Europas Altstädten auf den Markt gebracht. Der „CityCycler“

ist das kleinste Kanalreinigungsfahrzeug mit Wasserrückgewinnung, das Spül- und Saugfahrzeug „CityCleaner“ bietet hohe Flexibilität für Noteinsätze. Beide sind echte Erfolgsmodelle in Frankreich, der Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei und Deutschland. „Innovation ist eng mit der Nähe zwischen Entwicklung und Fertigung verknüpft“, sagt Firmenchef Markus Kaiser. Dies ist die Stärke des Unterneh-mens am Hauptsitz in Liechtenstein. Jede Region hat auch bei der Kanalreini-gung ihre eigenen Gesetze, sich darauf auszurichten entscheidet über die Stärke der Marktposition. Die Kaiser-Gruppe ist weltweit eine der größten Firmen der Branche und eine der wenigen, die

international vertreten ist. Mit einem Werk in der Slowakei rückte Kaiser bereits 2007 näher an die osteuropäi-schen Wachstumsmärkte. Im Juni 2011 ist das mittelständische Unternehmen in einen weiteren Markt vorgestoßen. Der Marktführer für Kanalreinigungsfahrzeu-ge festigt und vergrößert seine Position mit der Übernahme des fi nnischen Unternehmens Oy Eur-Mark Ab. Damit öffnet sich der für die Kaiser-Technologie hoch interessante skandinavische Markt – speziell in Finnland, Schweden und Norwegen. Das Familienunternehmen Kaiser feiert 2013 sein 100-jähriges Ju-biläum. Innovation heißt der Weg in die Zukunft. Weitere Informationen unter: www.kaiser.li

NACHHALTIGES AUS LIECHTENSTEINK A N A L R E I N I G U N G S FA H RZ E U G E

Mit Hochdruck gegen Verschmutzungen aller Art: Kanal reini-gungs fahrzeuge von Marktführer Kaiser AG in Schaanwald.

„Wir haben die internationale

Wirtschaftskrise schneller hinter

uns gelassen als andere“, sagt Wirt-

schaftsminister Martin Meyer.

Page 18: themenzeitung Liechtenstein

wirtschaftsstandort november 2011 | 18

Euro-Land zu produzieren, ist für Markus Kaiser jedoch kein Thema, auch wenn sich die Euro-Krise auf das innovative Exportunternehmen „mas-siv“ auswirke. „Innovation ist eng mit der Nähe zwischen Forschung und Fertigung verknüpft“, sagt er. „Diese Verzahnung ist eine unserer Stärken am Standort Liechtenstein, die wir hoffentlich nie aufgeben müssen.“ Mit der Technologie für Kanalreini-gung ist das Unternehmen in der „pole position“ weltweit, das stachelt die Entwickler an, mit weiteren In-novationen den Nerv der Zeit zu tref-fen. Der kleine Binnenmarkt Liech-tensteins hat die Industrie immer schon zum Export gezwungen. Der Löwenanteil sind forschungsintensive Hightech-Erzeugnisse und Nischen-produkte. Die Ausgaben für For-schung und Entwicklung – das sind mehr als 300 Millionen Franken – trägt die Exportindustrie selbst.

Wer nachhaltig in Innovationen investiert hat, kam in der Rezession glimpfl ich davon. Das gilt ebenso für die Weltmarke Ivoclar Vivadent mit Hauptsitz in Liechtenstein. Nach ei-nem leichten Einbruch 2009 legte das Dentalunternehmen 2010 um 9,5 Prozent auf 659 Millionen Franken Umsatz zu. In Europa betrug das Um-satzwachstum zehn, in Nordamerika und Asien jeweils 19 Prozent. Wach-sen durch Innovation gehört zur Stra-tegie des Unternehmens. „Der Anteil der Neuprodukte am Umsatz liegt mit 30 Prozent sehr hoch“, sagt Volker Rheinberger, Geschäftsleitung For-schung und Entwicklung. „Dahinter

steht natürlich ein großer Forschungs- und Entwicklungsapparat.“ Zugpferd ist hoch ästhetische Vollkeramik, mit der Ivoclar Vivadent als Innovations- und Weltmarktführer einen neuen Standard gesetzt hat. Und das Ge-schäft mit dem Lifestyle-Markt läuft. Schöne, natürlich wirkende Zähne ge-hören für Frauen wie Männer – auch für den wachsenden Mittelstand in China – zum Lifestyle, zum Selbstbe-wußtsein. So investiert die Ivoclar-Vi-vadent-Gruppe nicht nur laufend in die Produktionsstandorte in Liechten-stein, der EU und Nordamerika, son-dern treibt auch ihre Expansion in den Schwellenländern voran.

Offene Märkte sind entschei-dend für Liechtensteins Lebensnerv. Globalisierung heißt zwar, Zölle und Subventionen und jede Art von Pro-tektionismus abzuschaffen. Während allerdings EU, USA, Japan oder die Europäische Freihandelsassoziation EFTA das Loblied des Multilateralis-mus singen, liebäugeln sie seit der Weltwirtschaftskrise noch stärker mit einem parallelen Bilateralismus. Über die EFTA und deren Netz an Freihan-delsabkommen erhalten denn auch Exportunternehmen der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechten-steins einen möglichst großen Markt-zutritt. Mittlerweile stehen auf der EFTA-Liste 23 Vereinbarungen mit 32 Staaten und Territorien, wobei Liech-tenstein auch vom Freihandelsabkom-men profi tiert, das die Schweiz mit Japan abgeschlossen hat. Dasselbe würde für China gelten – mit dem die Eidgenossen noch verhandeln.

Das Fürstentum hat als einziges Land in Europa direkten Zugang zu zwei Wirtschaftsräumen: als EWR-Land zur EU und als Währungs- und Zollvertragspartner zur Schweiz. In ihrer „Vision 2020“ fordert die Liech-tensteinische Industrie- und Handels-kammer zusätzlich Doppelbesteue-rungsabkommen mit anderen Län-dern. Bislang hat Liechtenstein vier DBAs abgeschlossen: mit der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Hong-kong. Im August 2011 kam der Durch-bruch mit Deutschland. Damit er-kennt der größte EU-Staat an, dass ein DBA für den viertkleinsten Staat Europas und seine Exportindustrie eine Notwendigkeit ist.

Die elektronische Beschaffung von Pro-dukten und Dienstleistungen ist in aller Munde. Schätzungen gehen von bis zu 250 Mrd. Euro jährlichem Einsparpoten-zial in Europa aus. Der Papierverbrauch, der zu zehn Prozent auf Rechnungen zu-rückgeht, kann durch die Einführung von elektronischen Beschaffungssystemen wesentlich minimiert werden. Die Liech-tensteinische Post AG ist bereits seit eini-gen Jahren aktiv im Bereich eBusiness und beteiligte sich im April 2011 an der DIG AG, dem österreichischen Markt- und Technologieführer im Bereich elektroni-scher Geschäftsbeziehungen. Nach wie vor spielen Papierdokumente in Unter-

nehmen eine zentrale Rolle. Der Trend geht aber eindeutig weg von konventio-nellen Arbeitsweisen hin zum papierlosen Büro. Neue Rechtsgrundlagen, verbesser-te Technologien und eine erhöhte Akzep-tanz ebnen den Weg zu einer ganzheit-lichen elektronischen Vorgangsbearbei-tung. Deutliche Kostensenkungen erreichen Unternehmen, die den kom-pletten Beschaffungsprozess von der Be-stellung über die Rechnungsstellung bis zum Controlling optimieren. Mit den Produkten der DIG AG kann die Post nun den gesamten Lauf eines Doku-mentes im Geschäftsprozess elektronisch abbilden, von A bis Z: Von Anforderung

bis Zahlungsavis. eRelation von DIG AG ist die elektronische Plattform für die Ab-wicklung von Bestellungen bis hin zu Rechnungen und damit die perfekte Lö-sung für die Optimierung von Geschäfts-prozessen. Alle Datentransfers wie Be-stellungs- und Auftragsabwicklung, Fak-turierung und Archivierung zwischen Kunden und Lieferanten kann die Post nun aus einer Hand anbieten. Das Resultat sind schlanke Prozesse, er-höhte Transparenz, mehr Übersicht, kurze Durchlaufzeiten und eine damit verbun-dene langfristige Kostenersparnis. Weite-re Infor mationen unter: www.dig.at; www.post.li

Frei für andere Aufgaben: E-Solutions verkürzen Geschäftsprozesse erheblich.

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Handelspartner

Deutschland

Exporte im Wert von 605 Mio. Euro

(907 Mio. CHF) verlassen jährlich

das Fürstentum. Der Wert der

Importe beträgt 675 Mio. Euro

(1.012 Mio. CHF). Vier Prozent aller

in Liechtenstein tätigen Pendler

stammen aus Deutschland. Die

Industrieunternehmen der

Liechtensteinischen Industrie- und

Handelskammer beschäftigen in

Deutschland 4.800 Mitarbeiter.

Schweiz

In das Nachbarland werden jährlich

Waren und Güter im Wert von 500

Mio. Euro (747 Mio. CHF) aus geführt.

Das sind elf Prozent aller liech-

tensteinischen Exporte. 45 Prozent

aller Pendler kommen aus der

Schweiz. Liechtensteiner

Industrieunternehmen beschäfti-

gen in der Schweiz 1.500

Mitar beiter.

USA

Der jährliche Exportumsatz in die

Vereinigten Staaten beträgt 327

Mio. Euro (490 Mio. CHF). In den

USA befi nden sich zwölf

Auslandsniederlassungen

Liechtensteiner Unternehmen.

„Inzwischen steigt die Zahl an

Maschinenbaustudenten wieder

an“, freut sich Pius Baschera,

VP-Präsident der Hilti-Gruppe und

Professor an der ETH Zürich. Er

hoff t damit auf eine Trendumkehr.

Page 19: themenzeitung Liechtenstein

W arum der Standort Liechtenstein für Ver sicherer interes-sant ist? „Zum ei-

nen, weil es das einzige Land ist mit Zugang zum gesamten europäischen Markt“, sagt Caroline Voigt. Zugleich führt die Geschäftsführerin des Liech-tensteiner Versicherungsverbands (LVV) das moderne, unternehmer-freundliche Steuersystem an. Dies ver bunden mit einer stabilen und li-beralen Wirtschaftsordnung, die Pro-duktinnovationen fördere. 2010 hat-ten in Liechtenstein 40 Versicherungs-gesellschaften ihre Zelte aufgeschla-gen. Die Prämieneinnahmen haben sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt: von 4,21 Milliarden Franken im Jahr 2005 auf 9,42 Milli-arden im Jahr 2010. Die liechtenstei-nischen Versicherer vertreiben ihre Produkte in EU-Län der wie Großbri-tannien, Italien oder Deutschland sowie in die Schweiz.

Sichere, innovative und fl exible Versicherungslösungen, die auf die rechtlichen und steuerlichen Gesetz-gebungen der Zielländer zugeschnit-ten werden, sind Hauptgrund für den Erfolg und das Wachstum des Versi-cherungsplatzes Liechtenstein. Der Grundstein wurde mit dem EWR-Beitritt Liechtensteins 1995 gelegt, 1997 folgte das Direktversicherungs-abkommen mit der Schweiz. Die ers-ten Jahre verliefen noch zögerlich. Jedoch ab 2005 setzte ein deutlicher

Aufschwung ein, wie die Zahlen zei-gen. Die Anzahl der Mitarbeiter in den Versicherungsgesellschaften stieg innerhalb von fünf Jahren von 182 auf 510 an, ein Wachstum von beina-he 300 Prozent. Erheblich auch die Steigerung der von den Versicherun-gen verwalteten Kapitalanlagen: 2005 machten die Anlagen über Lebens-

versicherungen erst 8,5 Milliarden Franken aus, Ende 2010 betrug das Volumen 29,5 Milliarden Franken.

Im Unterschied zu den anderen Branchen des Finanzdienstleistungs-platzes konnte die Versicherungswirt-schaft von der internationalen Steu-erdiskussion sogar profi tieren: Fonds-gebundene Lebensversicherungen ent puppten sich als interessante Pro-dukte für vermögende Kunden, die im Rahmen von Steueramnestien ih-re vorher nicht versteuerten Vermö-gen deklarierten. Diese Art Lebens-versicherungen gilt als attraktiv, weil die private Vorsorge in der Regel von den Staaten gefördert und zumeist steu erlich begünstigt wird. Allerdings sorgt die Steuerdebatte auch in die-sem Bereich für Forderungen nach Pri vilegienabbau und weiteren Regu-lierungen, die in den nächsten Jahren möglicherweise auch das Geschäft der liechtensteinischen Versicherungs-unternehmen beeinfl ussen werden. Das Versicherungsgeheimnis jeden-falls steht, wie das Bankkundenge-heimnis, in verschiedenen Ländern ebenfalls zur Debatte.

Der LVV bleibt entsprechend re-alistisch und erwartet eine Phase der Konsolidierung, nachdem die inter-nationale Wirtschaftskrise Gelder in die Versicherungsbranche gespült hat-te. 2011 zeichnet sich eine Abfl achung des Wachstums ab. „Doch das Poten-zial ist noch nicht ausgeschöpft“, sagt Philippe Moser, Präsident des LVV.

So sei Liechtenstein nicht nur ein gu-ter Platz für Lebensversicherer, son-dern ebenso für Sachversicherungen europaweit. Moser sieht zudem Mög-lichkeiten für außereuropäische Ver-sicherer, zugleich könne sich Liech-tenstein als Standort für internatio-nale Pensionsfonds positionieren.

Tatsächlich hat Liechtenstein

eine gute Ausgangslage, um im jun-gen Wachstumsmarkt Pensionsfonds-lösungen mitzuspielen. Seit zwei Jahr-zehnten ist das Know-how im Be-reich der betrieblichen Vorsorge ge-wachsen. So gibt es im Fürstentum seit 1989 die obligatorische berufl i-che Vorsorge. Und seit 2007 gilt mit dem neuen Pensionsfondsgesetz im EWR-Land die EU-Richtlinie für Be-triebsrenten. „Damit kann ein Un-ternehmen alle seine in der EU be-schäftigten Arbeitnehmer in einem einzigen Pensionsfonds versichern. Zum Beispiel mit Sitz in Vaduz“, sagt Mario Gassner, Vorsitzender der Ge-schäftsleitung der Finanzmarktauf-sicht Liechtenstein (FMA).

Die FMA ist die Aufsichtsbehör-de für die sechs Pensionsfonds, die sich bislang für Liechtenstein als Do-mizilland entschieden haben. Sie ha-ben 2010 rund 82,6 Millionen Fran-ken an Bruttoprämien eingenommen, das Vorsorgekapital und die Rückstel-lungen beliefen sich auf 273,2 Milli-onen Franken. Das ist noch nicht ge-rade viel, immerhin sprechen Exper-ten weltweit von einem Billionen-

Dynamischer Versiche rungsplatzSICHERHEITDie Versicherungsindustrie hat sich in Liechtenstein gut etabliert. Nun tritt eine Konsolidierungsphase ein. Zeit, noch unaus-geschöpftes Potenzial zu aktivieren.

In der liechtensteinischen

Versicherungslandschaft setzt man

bewusst auf Qualität und nicht auf

Quantität, so Mario Gassner,

Vorsitzender der Geschäftsleitung

der Finanzmarktaufsicht (FMA).Qu

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| november 2011 versicherungen 19

Page 20: themenzeitung Liechtenstein

markt. Doch verfügt der Finanzplatz Liechtenstein als Standort für das neue Finanzprodukt über gute Argu-mente. Keine drei Wochen ließ denn auch der erste Pensionsfonds auf sich warten. Die LV 1871 legte ihn im März 2007 in Vaduz auf. Münchens älteste Versicherungsgesellschaft gilt als Trendsetter für solide Versor-gungskonzepte.

Liechtenstein hält sich eng an den Wortlaut der EU-Pensionsfonds-richtlinie, das lässt Spielräume bei der Kapitalanlage: In Deutschland löst eine vorübergehende Unterde-ckung von mehr als fünf Prozent ei-ne Nachschusspfl icht aus, was zu einer konservativen Anlagestrategie zwingt. Anders in Liechtenstein, wo die Versicherung fl exibler reagieren und den Arbeitgebern mehr Pla-nungssicherheit geben kann. In den höheren Renditechancen sehen Fach-leute den großen Vorteil von Pensi-onsfonds, die auf paneuropäischer Ebene arbeiten.

Um die höheren Risiken abzufe-dern, verlangt die liechtensteinische Finanzmarktaufsicht ein „angemes-

senes Risikomanagement“. Es gilt das Vorsichtsprinzip. Jedes dritte in-ternationale Unternehmen wird bis 2015 europaweite Pensionskassenlö-sungen einsetzen.

Bislang arbeiten zwar fast aus-schließlich Großunternehmen mit maßgeschneiderten, eigenen Lösun-gen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Markt für den Mittelstand attraktiver wird, wenn Anbieter Lö-

sungen für die Allgemeinheit bieten – und der Wettbewerb zu Preissen-kungen führt.

Eine sehr mobile Arbeitnehmer-gruppe sind Wissenschaftler: Sie be-nötigen Pensionslösungen, die die grenzübergreifende Mobilität fördern. Die EU-Kommission hat daher ein Projekt initiiert, um circa 2013 einen paneuropäischen Pensionsfonds für Wissenschaftler einzurichten.

Einen Vor sprung dürfte Liech-tenstein auch bei den Aufsichtsre-geln haben. Als erstes Land hat es ei-ne Solvency-II-Lösung im Versiche-rungsaufsichtsgesetz vorgeschlagen. Solvency II, das ab 2013 gelten soll, ist ein Projekt der EU-Kommission. Damit müssen die Unternehmen erstmals für jedes einzelne Risiko Kapital unterlegen, das ihnen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als Puffer dient, um ihre Kundenzusa-gen erfüllen zu können. Die Versi-cherungsindustrie in Europa steht insgesamt unter Druck. Die zuneh-mende Konsolidierung in den ver-schiedenen Sparten und die regula-torischen Anforderungen fordern al-le, wobei die Bedeutung des Risiko-managements zunimmt.

Die regulatorischen Entwicklun-gen waren auch Thema beim Tref-fen der Geschäftsführer des europäi-schen und der deutschsprachigen Versicherungsverbände Mitte Sep-tember 2011 in Vaduz. „Die Versi-cherer in Liechtenstein sind solide aufgestellt“, informierte LVV-Präsi-dent Moser. Und die Nähe zwischen

Knapp elf Jahre ist es her, dass Diplom-Volkswirt und Versicherungsaktuar Mar-kus Brugger die PrismaLife AG gründete. Der Lebensversicherer bedient von Liech-tenstein aus den deutschen und österrei-chischen Markt. Mit der Entwicklung von transparenten und fl exiblen Vorsorgelö-sungen für jedes Budget ist das Unter-nehmen rasant gewachsen. Inzwischen hat sich die PrismaLife mit Todesfall-schutz- und Berufsunfähigkeitsversiche-rungen auch als Anbieter biometrischer Risiken einen Namen gemacht.

Herr Brugger, in welchem Maße pro fi tiert die PrismaLife als Lebens-versicherer vom Standort Liech-tenstein?Liechtenstein hat als Versicherungsstand-ort jede Menge zu bieten. Seit 1995 ge-hört das Fürstentum dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an. Anfang 1996 trat ein EU-konformes Versicherungsauf-sichtsgesetz in Kraft, dem ein Jahr später die entsprechende Verordnung folgte. Als liechtensteinischer Lebensversicherer ge-nießen wir den Vorteil, unsere Vorsorge-produkte im gesamten EWR-Raum und

gleichzeitig in der Schweiz anbieten zu können. Dadurch können wir Kosten ein-sparen und sind außerdem in der Lage, unsere Produkte in den von uns bevor-zugten Märkten zu vertreiben. Welche Vorteile hat der Versiche-rungsstandort Liechtenstein für deutsche Kunden?Die Vorschriften zur Kapitalanlage ent-sprechen weitestgehend denen in Deutschland oder anderen Staaten der Europäischen Union. Wer meint, da sei Hexerei am Werk, der irrt gewaltig. Man fi ndet bei uns auch keine so genannten „Zockerprodukte“. Wir bieten moderne, rentable Vorsorgelösungen für unter-schiedliche Anlegertypen. Unsere deut-schen Kunden fi nden bei uns Versiche-rungsprodukte, die sich den rechtlichen Vorgaben aus Deutschland anpassen. Unsere Fondspolicen sind deshalb steu-erlich privilegiert, weil sie ein rechtskon-formes Instrument zur Vermeidung der Abgeltungsteuer darstellen. Die liechten-steinischen Versicherungs- und Sorgfalts-pfl ichtgesetze bieten den Kunden eine solide Basis, die in ihrer Strenge manche andere nationale Gesetzgebung in der

EU übertrifft. Wussten Sie übrigens, dass Liechtenstein über das modernste Versi-cherungsrecht im Europäischen Wirt-schaftsraum verfügt? Einen weiteren ent-scheidenden Vorteil sehe ich in der Nähe zur Finanzmarktaufsicht. Diese Nähe

macht eine intensive Kommunikation, kurze Amtswege und rasche Entschei-dungen möglich. Davon profi tieren letzt-lich unsere Kunden. Ein weiterer Vorteil ist die Finanzstärke. Neben den Banken sind auch die liechtensteinischen Lebens-versicherer für ihre starke Finanzkraft be-kannt. Unsere Solvenzquote betrug zum 31. Dezember 2010 genau 1.135 Pro-zent. Die PrismaLife verfügt also über 11,35 mal so viel Eigenkapital, wie von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein gefordert. Welche Kundenbedürfnisse bedient die PrismaLife?Wir bedienen keine bestimmte Nische, sondern bieten Vorsorgelösungen für je-des Budget und alle Anlegertypen. Für unsere Retailkunden stehen Einfachheit, Flexibilität und Sicherheit des Vorsorge-produktes im Vordergrund. Unseren ver-mögenden Kunden bieten wir angemes-sene Individualität, eine weitreichende Anlagefreiheit, Produkte für die private Altersvorsorge und Durchführungswege für die betriebliche Altersvorsorge. Weitere Informationen unter: www.prismalife.com

VORSORGELÖSUNGEN FÜR JEDES BUDGETA N L AG E S I C H ER H E IT

PrismaLife-Chef Markus Brugger: „Wir bieten moderne, rentable Vorsorgelösungen für unterschiedliche Anlegertypen, die dem deutschen Recht angepasst sind.“

versicherungen november 2011 | 20

Eine kontinuierliche Zunahme der Versicherungsgesellschaften bis 2008 macht

den Versicherungssektor auch als Arbeitgeber immer bedeutender. Das erhöht

die Verankerung der Versicherungswirtschaft im Land.

182

2005 2006 2007 2008 2009 2010

223

311

463507 510

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Beschäftigte im Versicherungssektor

Page 21: themenzeitung Liechtenstein

einer international verankerten Fi-nanzmarktaufsicht (FMA) und den Unternehmen helfe, mögliche Chan-cen wahrzunehmen. 21 Lebensversi-cherer bilden den stärksten Pfeiler. Gefolgt von 14 Schadensversiche-rern, meist spezialisiert auf die De-ckung von Großereignissen und Son-derrisiken, wie die Kunstversiche-rung. Zudem ist Liechtenstein Stand-ort für Captives, die von hier aus die Tochtergesellschaften und Nieder-lassungen ihrer Muttergesellschaf-ten sowohl in der Schweiz als auch im gesamten EWR-Raum versichern. Die sieben Direktversicherer und fünf Rückversicherer sind weitge-hend sehr große, renommierte Kon-zerne. Dabei setze man bewusst auf Qualität und nicht auf Quantität, sagt FMA-Chef Gassner.

Für einen attraktiven und nach-haltigen Versicherungsplatz ist eine gute Abkommenspolitik Liechten-steins wichtig. „Wir brauchen offene Märkte. Doppelbesteuerungsabkom-men in Europa und besonders mit den Nachbarländern sind zentral, um im internationalen Wettbewerb mitzumischen“, unterstreicht Philip-pe Moser. Im Wettbewerb der Versi-cherungen untereinander und mit anderen Finanzsektoren braucht es zugleich aber hoch qualifi zierte Mit-arbeiter. Die Aus- und Weiterbildung ist in Liechtenstein ganz entschei-dend. In diesem Bereich arbeitet der LVV eng mit der Universität Liech-tenstein zusammen.

94 Prozent der eingenommenen Prämien entfi elen 2010 auf Lebens-versicherungen. Die Versicherungs-unternehmen vertreiben von Liech-tenstein aus eine Bandbreite an Pro-dukten: von der 30 Euro-Sparversi-cherung über Variable Annuities bis zur vermögensgebundenen Lebens-versicherung. Das Land legt Wert auf seine wirtschaftspolitische Unab hän-gigkeit und Sicherung der Standort-vorteile für die Versicherungswirt-schaft. So gibt es mehrere Gründe, sich mit liechtensteinischen Le bens- versicherungen zu befassen, darun-ter das Konkursprivileg und das Ver-sicherungsgeheimnis. Letz teres dient vor allem der Diskretion. Der Insol-venzschutz soll das Ver mögen einer Lebensversicherung für die Familie erhalten und vor Begehrlichkeiten Drit ter bewahren. Das Ver siche rungs-recht gestattet auch die Begünstigung nichtehelicher Lebenspartner. Der Schutz einer Alters vorsorge hat in Liech tenstein – wie auch der Schweiz – ein höheres Gewicht als die Inter-essen eventueller Gläubiger.

Neben Immobilien sind Le-bensversicherungen heute die wich-tigste Form der Altersvorsorge in Deutschland. Swiss Life gehört zu den führenden Unternehmen in Eu-ropa, geht es um Vorsorge und Nach-lassplanung für internationale Pri-vatkunden. Auch von Liechtenstein aus bietet die Private Placement Life Insurance anspruchsvollen Privat-kunden Lösungen an, die Vermö-gensverwaltung mit erstklassiger Le-bensversicherung verbinden. Anle-ger- und Vermögensschutz spielen eine zentrale Rolle. Für Lebensversi-cherungs-Policen von der Stange zur

Absicherung biometrischer Risiken für jedes Budget, wie sie PrismaLife anbietet, kommt die Kostenfrage hinzu. CEO Markus Brugger weiß, dass das Thema Kosten für die Ver-braucher immer wichtiger wird. Im-merhin hat das Deutsche Finanz-Ser-vice-Institut (DFSI) dem Versicherer Anfang Oktober erst das Gütesiegel „Höchste Transparenz“ verliehen.

Die Versicherer nehmen die Sorgfaltspfl icht sehr ernst. Die Fi-nanzmarktaufsicht überprüft lau-fend auch Solvenz und Geschäfts-plan der Versicherungsunternehmen. Die Kapitalanlagen für fondsgebun-

dene Rentenversicherungen sind streng reglementiert. Zugleich be-steht Anlagefreiheit. Liechtensteins Versicherer dürfen daher in Spezial-märkte investieren: etwa in Gold- oder Rohstoff-Fonds. Auch diese Fle-xibilität sei ein großer Vorteil, sagt Dietmar Noelle, Geschäftsleitung Quan tum Leben, die sich auf den B2B-Markt spezialisiert hat. „Die Zu-kunft gehört transparenten und nachhaltigen Vorsorgelösungen, die rechts- und steuerkonform sind und den Kunden gewisse Flexibilität bie-ten“, fasst LVV-Präsident Philippe Moser zusammen.

Der konstant steigende Goldpreis, der immer günstigere Dollar, die europäi-sche Schuldenkrise genauso wie Klima-wandel, immer regelmässiger eintreten-de Naturkatastrophen und vieles mehr zeigen wieder einmal, wie wichtig fl exi-ble Versicherungsmodelle sind. Versicherungshäuser, die sich genau darauf spezialisieren, sind daher im Aufwind. Quantum Leben, der unab-hängige Liechtensteiner Versicherer, bietet maßgefertigte Lebens- und Ren-tenversicherungen quer durch den Eu-ropäischen Wirtschaftsraum und die Schweiz an. „Die Herausforderungen, mit denen der Makler zu kämpfen hat, sind in den vergangenen Jahren drastisch angestie-gen. Der administrative Aufwand ist in-zwischen ungeheuerlich“, sagt Dietmar Noelle, Geschäftsleitung der Quantum. „Wertvolle Zeit für die Akquisition neu-er Kunden geht dadurch verloren. Die Zeit, die der Makler mit seinem Kunden verbringt, ist somit deutlich reduziert. Wenn der Makler dann bei seinem Kun-den sitzt und Interesse wecken möch-te, muss sich sein Produkt radikal vom Einerlei der Marktes unterscheiden und die aktuelle wirtschaftliche Lage be-rücksichtigen.“Die günstige Gesetzeslage im Fürsten-tum Liechtenstein erlaubt es den ansäs-sigen Lebensversicherern, ihre Produkte auf die Risiko- und Investitionsbedürf-nisse der jeweiligen Kunden anzupas-sen und wenn gewünscht, fl exibel auf veränderte Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen zu reagieren.Liechtenstein bietet den ansässigen

Versicherungshäusern im Bereich der fondsgebundenen Lebensversicherun-gen den größtmöglichen Spielraum hin-sichtlich der Anlageklassen. Dies führ-te in den vergangenen Jahren zu einer verstärkten Nachfrage von Maklerun-ternehmen, die diesen Vorteil als Zu-kunftsmodell erkannt haben. In Liechtenstein bestehen keine Anlage-restriktionen dank der gesetzlich gere-gelten Anlagefreiheit. „Immer mehr Broker nutzen diese Frei-heit, um Anlagen in echten Sachwerten, wie zum Beispiel Gold, Silber, Schiffs- und Flugzeugbeteiligungen, anzubie-ten“, sagt Martina Hochfellner, Leiterin Investment der Quantum.„In den vergangenen Jahren haben wir eine deutliche Zunahme an Invest-

ments in Edelmetallfonds gesehen. Die Anlagefreiheit Liechtensteins ermög-licht es dem Kunden, 100 Prozent sei-nes Investments zum Beispiel in Gold zu investieren und sich dieses bei Be-endigung der Police bar auszahlen zu lassen.“Aber nicht nur physische Metalle er-freuen sich großer Beliebtheit. Das Be-dürfnis, sich in turbulenten Zeiten nicht schutzlos den Märkten auszuliefern, veranlasst immer mehr Anleger, in nicht zu Aktien oder Bonds korrelierende An-lagen zu investieren. Die Flexibilität bei den Anlagen ist einer der großen Vorteile Liechtensteinischer Lebensversicherer und wird vermehrt durch renommierte Broker genutzt. In-fos unter: www.quantum.li

PROBLEME IN CHANCEN WANDELNL E B E N SV E R S I C H E R U N G

Martina Hochfellner und Dietmar Noelle von Quantum Leben betonen die Vorteile der liechtensteinischen Lebensversicherer.

| november 2011 versicherungen 21

Page 22: themenzeitung Liechtenstein

Sie haben das „Feeling“ für Heraus-forderungen und den Sinn für Qualität und Verantwortung. Zugleich stehen Menschen ab Mitte 40 oft vor einer Neuorientierung, während Menschen ab Mitte 60 neue Freiheiten haben, aber auch über das Älterwerden nach-denken. In beiden Phasen gilt es, die fi -nanzielle Situation zu überprüfen und anzupassen. So unterschiedlich die Le-bensmodelle von Menschen über 45 sind – eins eint sie: der Wunsch nach individuell zugeschnittenen Finanz- und Absicherungsstrategien. Lebens-versicherungen sind ein gutes Instru-ment, um komplexe Vorsorge- und Ver-mögensfragen ganzheitlich zu lösen: über Ländergrenzen und Generatio-nen hinweg, rechts- und steuerkon-form, vertraulich, mit Rendite und mit Steuervorteilen.

Swiss Life gehört zu den führen-den Unternehmen in Europa, geht es um Vorsorge und Nachlassplanung für internationale Privatkunden. Die Pro-dukte sind innovativ, und die Versiche-rung arbeitet auf der ganzen Welt mit namhaften Privatbanken und Vermö-gensverwaltern zusammen. Kunden pro fi tieren also von Beziehungen rund um den Globus. Von Luxemburg, Sin-gapur und Liechtenstein aus bietet die Geschäftseinheit Private Placement Life Insurance anspruchsvollen Privat-kunden Lösungen an, die Vermögens-

verwaltung mit erstklassiger Lebens-versicherung verbinden. Für deutsche Kunden sind der Anleger- sowie der Vermögensschutz besonders interes-sant, den das liechtensteinische Auf-sichtsrecht gewährleistet. Das Depot wird gesondert geführt, im Insolvenz-fall des Versicherers kommt es zu kei-ner Vermischung mit anderen Vermö-genswerten, der Versicherungsnehmer kann direkt auf seine Einlagen zugrei-fen. Der Insolvenzschutz stellt zudem sicher, dass der Versicherungsnehmer seine Vermögenswerte vor dem Zugriff eigener Gläubiger schützen kann. Da-niel Welker, bei Swiss Life verantwort-lich für die vermögenden Privatkun-den im deutschen Markt, ist denn auch überzeugt von der innovativen Lösung, die er den Geschäftspartnern vorstel-len kann: „Wir bieten unseren Kunden ein verlässliches und vom Gesetzgeber gestütztes Tool zur Altersvorsorge, Ver-mögens- und Nachlassplanung. Damit beschreiten wir einen neuartigen Weg, der sich von der Lebensversicherung im klassischen Sinne klar unterschei-det.“

Neben Immobilien sind Lebens-versicherungen heute die wichtigste Form der Altersvorsorge in Deutsch-land. Wer heute Mitte 40 ist, stellt nicht nur die Absicherung der Familie in den Mittelpunkt der Finanzplanung, für ihn wird auch die eigene Altersvorsorge

immer mehr ein Thema. Eine Liquidi-tätsplanung für eine vermögende Erbin zeigt, wie einfach und doch individuell dies funktioniert: Die Privatkundin hat keine Kinder, ist aber zuckerkrank. Sie verfügt über zwei Millionen Euro, kon-servativ angelegt, und ein sehr hohes Jahreseinkommen. Sie schloss eine Life Asset Portfolio Germany Pension ab – und zwar ohne Gesundheitsprüfung – dafür mit vielen Freiheiten, Zugriff auf das Vermögen und höchstem Vermö-gensschutz. Für die Erträge zahlt sie bei einer Laufzeit der Police von mindes-tens zwölf Jahren keine Einkommens-steuer.

Schon seit über 140 Jahren konzi-piert Swiss Life in Deutschland passge-naue Lösungen für jede Lebensphase. Im 21. Jahrhundert spielen Lebensver-sicherungen vor allem auch für die Nachlass- und Nachfolgeplanung eine immer wichtigere Rolle. Daniel Welker stellt bei der Bearbeitung des Marktes fest, dass über die letzten Jahre sehr große Vermögenswerte angespart wur-den, die nun zur Vererbung anstehen. Wie beispielsweise etwa ein pensio-niertes Ehepaar mit zwei Kindern, das sein erspartes Vermögen von einer Mil-lion Euro mit einem Life Asset Portfo-lio Germany Capital ohne komplizier-te Strukturen vererben kann. Die Kin-der erhalten nach dem Tod der Eltern zu gleichen Teilen das Vermögen plus

eine einkommenssteuerfreie Todesfall-leistung. Oder nehmen wir eine Unter-nehmerfamilie mit drei Kindern. Die älteste Tochter übernimmt den Famili-enbetrieb, in dem das gesamte Famili-envermögen von rund 50 Millionen Euro steckt. Mit einem Life Asset Port-folio Germany Capital wird das Risiko beseitigt, dass sich die Erben streiten, zugleich bleibt das Unternehmen un-angetastet.

Wer heute Mitte 60 ist, verändert seine Prioritäten vom Vermögensauf-bau hin zur Vermögenssicherung. Ver-mögenswerte müssen verwaltet oder umgeschichtet werden. Das gilt eben-so für Unternehmer, die sich rund um den Globus bewegen oder auch Wohn-sitze in verschiedenen Ländern haben. Er oder sie hat zum Beispiel 20 Millio-nen Euro in Anteilen an einer deut-schen Kapitalgesellschaft investiert. Nun zieht es sie oder ihn etwa von Deutschland weg in ein anderes Land. Mit einem Life Asset Portfolio Germa-ny Capital oder Pension fi ndet sich ei-ne einfache Lösung, die nachteilige steuerliche Folgen auf ein Minimum reduziert. Die Anlagemöglichkeit bleibt fl exibel, die Erträge fl ießen dem Versi-cherten während der Laufzeit der Poli-ce einkommensteuerfrei zu.

Swiss Life will Partner sein, für je-de Generation, in jeder Lebenslage. Die Berater verfügen über umfassen-des Know-how, aber auch über das nö-tige Gespür, um herauszufi nden, wel-che Lösung zu den Zielen, Wünschen und Vorstellungen des Menschen passt, der ihnen gegenüber sitzt. Und sie neh-men sich Zeit dafür. Weitere Informa-tionen unter: www.swisslife.com

ALTERSVORSORGE Mit der Private Placement Life Insurance öffnen sich indi vi duell zuge-schnittene Finanz- und Absicherungsstrategien für Vorsorge und Nachlassplanung.

Maßgeschneiderte Lösungen

Daniel Welker: „Wir bieten

unseren Kunden ein verlässliches

und vom Gesetzgeber gestütztes

Tool zur Altersvorsorge, Vermö-

gens- und Nachlassplanung“.

versicherungen november 2011 | 22

Page 23: themenzeitung Liechtenstein

| november 2011 tourismus 23

Zwischen Büro und Couch im heimischen Wohnzim-mer pendelt der moderne Mensch zu vielen „dritten

Orten“. Im Zeitalter des Welttouris-mus hat mancher alles schon gese-hen – und sehnt sich nach Inseln der Ruhe und Erholung, wo der Alltag noch überschaubar ist. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“, wie Goet hes Faust es sagt. Dies macht Liechtenstein zu einem Land für Ent-decker von Glücksmomenten.

Die Berge rund um das Fürsten-tum versprechen noch ursprüngliche Wildheit, dort, wo Adler lautlos ihre Kreise ziehen. Unter allen Ländern im Alpenbogen, von Frankreich bis Slowenien, ist Liechtenstein das einzi-ge Land, das vollständig in den Al-pen liegt. Eingebettet zwischen der Schweiz und Österreich an der Nord-Süd-Route, die vom Bodensee nach Italien führt.

Von Zürich, München, Mailand, Genf, Frankfurt und Wien ist Vaduz, Liechtensteins Hauptstadt ohne Bahn hof, gut 100 oder knapp 700 Kilometer entfernt. Mit der Schwei-zerischen und der Österreichischen Bundesbahn aber leicht erreichbar. Und für Flugreisende sind die Air-ports von Zürich, Altenrhein und Frie drichshafen einfacher zu errei-chen als von mancher Innenstadt. Mit dem Erlebnispass „Liechtenstein all inclusive“ liefert Liechtenstein Tourismus 25 Ideen, wie sich die Al-penmonarchie entdecken lässt.

Das Fürstentum ist klein und weltoffen: Wer durch alle elf Dörfer fährt, schafft das in weniger als ei-nem halben Tag. Zugleich dürfte die Telefon- und Internet-Dichte – der Türöffner der Globalisierung – an-derswo kaum höher sein. Liechten-stein ist überdies sportlich und sinn-lich: Tennisplätze, Sportplätze, Bike-Routen, Inline-Strecken und Wan-

derwege fädeln sich auf wie an einer Schnur. Daneben wächst auf unzäh-ligen kleinen Rebbergen Wein, (noch) ein Geheimtipp, den man gern Freun-den empfi ehlt, ebenso wie Liechten-steins Spitzenrestaurants. Der größte Weinbauer im Land ist der Fürst von Liechtenstein, Hans-Adam II.

Er besitzt vor allem aber eine der bedeutendsten privaten Kunstsamm-lungen der Welt. Eine wechselnde Auswahl der berühmten Fürstlichen Sammlungen aus vier Jahrhunder-ten ist immer wieder in Vaduz zu

sehen: im Kunstmuseum Liechten-stein. Die Fassade dieses großen mo-nolithischen Baukörpers, fugenlos aus schwarzem Basaltgestein und feinkörnigem Rheinkies gegossen, gilt als Meilenstein der Betonkunst. Die Klarheit der Architektur wirkt städtisch, und die Nationalgalerie zeigt internationale moderne und zeitgenössische Kunst, die sich mit dem Lebensgefühl in Europa ausein-andersetzt.

Zum Kunstmuseum gehört ein „SkulpturParcours“, der sich durch

das ganze Land zieht. Wer in der Fuss-gängerzone in Vaduz spaziert, fi ndet daher Skulptur an Skulptur von Künst lern mit großen Namen. Darun-ter ein berühmtes Meisterwerk aus Bronze von Henry Moore aus dem Jahr 1983: „Figure in a Shelter“, eine bildnerisch reduzierte Mutterfi gur, die ihr Kind schützt. Die Figur ist Hin-tergrund unzähliger Urlaubsfotos.

Ob sieben oder 70, fast ein jeder scheint auch das Suchspiel zu mö-gen, welches der Bildhauer Georg Ma lin mit einem Z-Würfel vor der Post in Vaduz treibt. Nur wer sich in die Mitte des Würfels stellt, erkennt das Z auf der Innenseite des Würfels aus Chromstahl. Es steht für Zent-rum. Kunst und Kultur gehören zum Leben im Kleinstaat. Manchmal reicht ein Blick, und die Welt scheint so viel weniger chaotisch. Manch-mal verzaubert eine Melodie.

Und manchmal reichen zwei Wör-ter, um Lust auf mehr zu wecken. So steht in großen Lettern an der Wand im Foyer des TAK Theater Liechten-stein im Nachbarort Schaan „Change – Chance“. Das kleine Regional-The-ater wirft einen anderen Blick auf die moderne Welt und bestärkt den Mut, Neuland zu betreten. In Liech-tenstein spielt das Aben teuer Kunst im Alltag, ganz nebenbei. Ein Ge-gensatz zur Welt oben in den Ber-gen, hoch über dem gezähmten, in sein gerades Bett gemauerten Rhein.

ENTDECKUNGSREISE Liechtenstein ist eine lebendige Mischung. Es gibt von allem etwas. Die Berge und die Kunst aber bieten fünf Minuten zum Verschnaufen – ein rares Gut in unserer „High Speed-Welt“.

Hier bin ich Mensch...

Vom Rheintal bis auf über 2.500 Meter Höhe erstreckt sich das Fürstentum Liechtenstein, das sich nur eine Stunde entfernt von Zürich befi ndet. Elf Dörfer und 35.000 Einwohner zählt der kleine Staat, und doch hat er seinen Wander-gästen eine Vielfalt zu bieten, die keine Wünsche offen lässt. Der Liechtensteiner Panoramaweg gilt als Liechtensteins Höhenklassiker. Im Rah-men einer Drei- bis Vier-Tagestour verbin-det er inmitten alpiner Blütenpracht Gra-te, Gipfelerlebnisse, Berghütten und Rundblicke vom Rätikon bis zum Boden-see. Die einzelnen Etappen können auch als Tagesausfl üge geplant werden.Den Auftakt bildet der Fürstin-Gina-Weg, einer der schönsten und aussichtsreichs-ten Gratwanderwege in alpinen Höhen. Ausgangspunkt ist das auf 2.000 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Sa-

reiserjoch, das man bequem über den Bergort Malbun und die Sesselbahn Malbun-Sareis erreicht. Über den auf 2.360 Meter ü.M. gelegenen Augsten-berg führt ein gut gesicherter Bergweg am Grat zur Pfälzerhütte auf 2.108 Me-ter hinunter. Im Gleichlauf mit der Via Al-pina geht es weiter durch die Nord-fl anke des Naafkopfs über das Alpelti in Richtung Steg, wo das Berggasthaus Sücka direkt am Wegesrand eine Über-nachtung gewährt.Trittsicher und erfahren sollte man sein für die Etappe über den Drei-Schwes-tern-Weg mit dem berühmten Fürsten-steig. Die zum Teil direkt in den Fels ge-hauenen, an der steilen Felskante verlau-fenden Wege sind gesichert und durch einen selten schönen Panorama-Grat-weg miteinander verbunden. Vom höchs-ten Punkt, dem Kuhgrat (2.123 Meter

ü.M.), blickt man über den Rätikon zu den Schweizer und Vorarlberger Alpen, während sich weit unten kleine Dörfer, der Rhein und der Bodensee ausbreiten. Über die Alp Garsella kann der gesicher-te Steig durch die Felsfl anken der Drei Schwestern, des zentralen Liechtenstei-ner Gipfelmassivs, umgangen werden. Dann senkt sich der Weg mit Säntis-Blick dem wohlverdienten Lager auf der Gafa-durahütte zu. Im Wechsel aus Serpenti-nen im Wald und aussichtsreichen Alm-wegen führt die letzte Etappe hinab über das Wal ser-Höhendorf Planken, über Nen-deln und Mauren bis nach Ruggell im Rheintal.Ein kompakter Tourenguide bündelt 20Wandervorschläge aus Liechtenstein undkann kostenlos bei LiechtensteinTourismus bezogen werden. Weitere In-fos unter: www.wanderbar.li

HERBSTLICHE WANDERERLEBNISSE IN LIECHTENSTEINB E RGWE LT

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tourismus november 2011 | 24