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Aktuelle Themen und interessante Fälle aus der
Pharmakovigilanz
Therapiesymposium Hamburg am 15.12.2010
Dr. med. Thomas Stammschulte
Referent Pharmakovigilanz
Es bestehen keine Interessenkonflikte.
Spontanmeldesystem:
Frühwarnsystem zur Erkennung von Arzneimittelrisiken
• systematische Erfassung und Bewertung von UAW-
Verdachtsfällen, die „spontan“ gemeldet werden
(Ärzte, Apotheker, Patienten)
Entdeckung bislang unbekannter und seltener Reaktionen
Entdeckung von UAW neuer Präparate
ständige Überwachung bekannter Präparate
Generierung von „Signalen“:
Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen
Statistische Signaldetektion vs. Einzelfallbewertung
Datenbank
Signal
Expertenbewertung
Maßnahmen
Einzelfall
Signal
Maßnahmen
Expertenbewertung
bestätigt
Wie viele Patienten werden benötigt um UAW
zu entdecken?
seltene und sehr seltene UAW werden vor
Zulassung nicht entdeckt
300.0001 : 100.000 (sehr selten)
30.0001 : 10.000 (selten)
3.0001 : 1000 (gelegentlich)
3001 : 100 (häufig)
301 : 10 (sehr häufig)
Zahl der exponierten PatientenInzidenz der UAW
Multaq® (Dronedarone):
Zahl der exponierten Patienten vor und nach Zulassung
Exponierte Patienten zum Zeitpunkt der
Zulassung(November 2009)
Exponierte Patienten in Deutschland
(nur GKV)
Multaq®
Dronedarone3410
(2875 Placebo) ?
Multaq®: Verordnungen für mehr als 21.000 GKV-
Versicherte (Mitte 2010)
3.30
5
6.75
1
10.1
90
11.0
81
11.9
43
13.7
75
15.7
40
15.9
62
228.130
474.070
758.390
863.370957.650
1.122.600
1.308.740 1.335.360
0
4.000
8.000
12.000
16.000
20.000
Jan 10 Feb 10 Mrz 10 Apr 10 Mai 10 Jun 10 Jul 10 Aug 10
Vero
rdne
te P
acku
ngen
(Säu
len)
0
300.000
600.000
900.000
1.200.000
1.500.000
vero
rdne
te T
able
tten
(Lin
ie)
PackungenTabletten
Datenquelle: Insight HealthAufbereitung: Abt. ArzneimittelKBV 12.10.10
Effect of dronedarone on renal function in healthy
subjects
Tschuppert et al., Brit J Clin Pharmacology 2007
• 14 Fälle von Nierenversagen bzw. Erhöhungen des Serum-
kreatinins, in der Mehrzahl der Fälle Krea-Erhöhung > 20 %
des Ausgangswerts
Drei Kernfragen bei der Bewertung von
Spontanmeldungen
• Handelt es sich bei dem beschriebenen Ereignis
um eine unerwünschte Arzneimittelwirkung?
• Wenn ja, handelt es sich um ein relevantes
Sicherheitsproblem?
• Sind Maßnahmen zur Risikoabwehr erforderlich
und wenn ja, welche?
Metamizol (Novaminsulfon) und Agranulozytose:
AkdÄ-Fall Nr. 153111 (forts.)
seit 12.04. Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Fieber
15.04. stationäre Aufnahme, schwerste Epiglottitis
Leuko 0,06/nl, CRP 358 mg/l, Krea 2,1 mg/dl (186 µmol/l) KM: fast vollständige Aplasie der Granulozytopoese antibiotische + antimykotische Abdeckung, G-CSF
25.04. ausgedehnte Abszesse der Halsweichteile, ITN + B., mehrfache operative Sanierungen, Pneumonie bds.
08.05. hämodynamisch wirksame Blutung A. thyroidea sup. durch Abszess-Arrosion, Gefäßligatur
21.05. Entlassung aus stationärer Betreuung, Reha
Metamizol und Agranulozytose:
Wie groß ist das Risiko?
1 Fall pro 1.100.000 Wochen Anwendung
International Agranulocytosis and Aplastic Anemia
Study (IAAAS), 1986
1 Fall pro 1.431 Verschreibungen
Hedenmalm K, Spigset O., 2002
Jahrestagung der Gesell. für Arzneimittelanwendungsforschung u. Arzneimittelepidemiologie. Berlin, 2009
Metamizol: Entwicklung der Verordnungen und
Meldungen von Agranulozytosen 1990 bis 2010
9
7
15
4
12
7
3
7
11
1312
9
1718
31 31
26
17
24
38
28
3 2
7
3 3 3 2 3 2 3 15
1 35
3 3
7 67
10
5
10
15
20
25
30
35
40
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Anzahl
0
20
40
60
80
100
120
140
Mio. DDD
Fälle insges. Todesfälle Verordnungen
Einflüsse auf die Verstoffwechslung von Glibenclamid
Glibenclamid
Fluconazol
Clarithromycin
Levofloxacin
Cotrimoxazol
CYP
3A4
P-Glykoprotein
CYP
2C9
Antiinfektiva und Risiko von schweren Hypoglykämien
bei gleichzeitger Einnahme von Glibenclamid
Schelleman et al., Clin Pharmacology & Therapeutics 2010