Upload
walter
View
226
Download
1
Embed Size (px)
Citation preview
19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
19.1 Grundgesetze der Warmeleitung und des Warmeilberganges
Wenn in einem festen Karpel' eine beliebige Temperaturverteilung herrscht, findet eine Warmeleitung statt, die in jedem Punkt gekennzeichnet ist durch einen Wii,rmestromdichtevektor (pro Zeiteinheit durch die Einheit del' Flache geleitete Warmemenge) mit den drei Komponenten qv Q2' Q3' fUr die allgemein qi geschrieben werde. Nach dem Fourierschen Wdrmeleitnngsgesetz ist
8T qi = -A-,
8Xi 19.1(1)
wo A die Warmeleitfahigkeit ist und Xi fiir die drei Koordinaten Xv x2' X3 steht. Mit (l als Dichte und c als spezifischer Warmekapazitat ist die innere Energie eines Raumelementes dX1 dX2 dX3 gegeben durch (lcT dX1 dX2 dx3, womit die Energiebilanz des Elementes
(lc 8T dXl dX2 dX3 = - J; - {[A 8T + ~ (A 8T) dXi] - A 88T} dXj clXk 8t i 8Xi 8Xi 8Xi Xi
wird. Hierbei ist jeweils j =1= i, k =1= i. Aus dieser Gleichung folgt unmittelbar
ec 8T = J; ~ (A 8~), 8t i 8Xi 8Xi
19.1(2)
womit die allgemeine Warmeleitungsgleichung HiI' den warmequellenfreien isotropen Karpel' gefunden ist. 'Venn A mit hinreichender Naherung unabhangig von del' Temperatur ist und wenn die als Temperatnrleitzahl bezeichnete Gruppe a = Alec eingefiihrt wird, geht Gl. 19.1(2) libel' in
8T = ~ ~ 82T =a\J2T 8t I]c i 8xi .
Bei stationarcm Temperaturfeld und konstantem }, gilt also insbesondere
J; 8T = ° 8Xi
odeI' '\j2T = 0,
woran bemerkenswert ist, daB hier kein Stofhvert mehr auftritt.
19.1(3)
19.1(4)
Das Temperaturfeld in einem Karpel' wird daher aufgefunden durch Lasen del' partiellen Diffel'entialgleichungen 19.1(2), (3) odeI' (4) mit den Grenzbedingungen und gegebenenfalls Anfangsbedingungen des jeweiligen Falles. Als Grenzbedingung wird entweder die Oberflachentempel'atur des Karpel's gegeben odeI' abel' - haufiger -eine Wiirmeubergangsbedingnng an del' OberfHiche. 1st T' die Fluidtemperatur, ex die Warmeiibergangszahl und n die nach innen gerichtete Flachennormale (Abb. 19.1.1), so ist die in den Karpel' eindringendEl Warmestromdichte q
q = ex(T' - T).
Da ferner nach dem Warmeleitungsansatz
8T q=-A-" , on
19.1(5)
19.1(6)
W. Traupel, Thermische Turbomaschinen© Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 1982
316 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
folgt
:~ = - ~ (T' - T). 19.1(7)
Dies ist die Grenzbedingung, die in allen Punkten der OberfHiche erfiillt sein muB.
Abb. 19.1.1. Warmestromdichte q an der Oberflache eines Ki:irpers
Ausgehend von der Differentialgleichung 19.1(3) und der Grenzbedingung 19.1(7) ergibt sich durch Dimensionsbefreiung auch das Ahnlichlceitsgesetz der Wiirmeleitung bei konstanten Stoffwerten. Es sei 1 eine charakteristische Lange des Systems, To eine charakteristische Temperaturdifferenz. Dann werde gesetzt
folglich
Mit den Definitionen
T T' {} P' {}' -P'
0 0
8 1 8 8 8Xi =T 8Xi ' 8n
rxl B- T ,
X - Xi i=T'
1 8 T8N'
konnen dann die GIn. 19.1(3) und (7) folgendermaBen dargestellt werden:
8{} ~ 82{} 88N{} = _ B({}' _ {}). 8r: = f 8X7'
19.1(8)
19.1(9)
19.1(3'), (7')
Damit ist die dimensionslose Formulierung des Problems gewonnen. Als maBgebender Parameter tritt B auf, die sog. Biot-Zahl. Sollen zwei Warmeleitungsvorgange ahnlich sein, so ist auBer geometrischer Ahnlichkeit und Ahnlichkeit der Anfangsbedingungen GIeichheit der Biot-Zahlen erforderlich. AuBerdem muB die allfallige zeitliche Variation auBerer Bedingungen ahnlich verlaufen, d. h. {} und B miissen in Funktion von r: den gleichen Verlauf nehmen. Wenn man also die zeitliche Anderung auBerer Bedingungen durch eine charakteristische Zeit to kennzeichnet (z. B. Periode bei periodischen Vorgangen oder Zeit des Anstieges von T' bei einem Anheizvorgang), so muB der mit to gebildete Zeitparameter
_ A aio Fo = ecl2 to = 7,2 , 19.1(10)
die sog. FO'twier-Zahl, fiir beide FaIle gleich sein. Daraus folgt insbesondere, daB die Durchwarmzeiten geometrisch ahnlicher Korper aus gleichem Werkstoff proportional dem Quadrat der Abmessungen sind.
In der Theorie des Warmeiiberganges wird gezeigt, daB sich aus der Warmeiibergangszahl, ahnlichkeitstheoretisch die folgenden dimensionslosen KenngroBen bilden lassen:
rxl Nu-y' 19.1(11)
Nu wird als Nusselt-Zahl, St als Stanton-Zahl bezeichnet. Der Akzent verweist auf die Eigenschaften des Fluid.s (nicht des Korpers) woraus auch der Unterschied zwischen B
19.1 Grundgesetze der Warmeleitung und des Warmeiiberganges 317
und Nu deutlich wird. Die Bezugsgeschwindigkeit wist die gleiche, mit der ReynoldsZahl Re = wlfv'gebildet wird. Wenn noch die Prandtl-Zahl Pr = 'fJc~fA' eingefiihrt wird, liiBt sich das Gesetz des Warmeiiberganges bei erzwungener St1'omung fiir einen Korper gegebener Geometrie in einer der folgenden Formen schreiben:
Nu = ({J (Re, Pr), St = 1Jl (Re, Pr). 19.1(12)
Hier kennzeichnen ({J und 1Jl die betreffenden Funktionalzusammenhange. Praktisch kommen zu Re und Pr oft noch zusatzliche Parameter hinzu, wie Rauhigkeit, Vorturbulenzgrad, EinfluB temperaturabhangiger Stoffwerte. Die beiden Formen G1. 19.1(12) sind einander aquivalent. Die Verwendung der Stanton-Zahl fiihrt meist auf den iibersichtlicheren theoretischen Formalismus.
Bei jreier Konvektion ist nur die Nusselt-Zahl brauchbar. Unabhangige Variable ist dann anstelle der Reynolds-Zahl die Grashoj-Zahl Gr, deren Definition
_ jl3{3(T' - T) Gr = 2
'II 19.1(13)
lautet. Hier ist j die Feldkraft pro Masseneinheit, im Schwerefeld also g, im Zentrifugalfeld die Zentrifugalbeschleunigung. Beim idealen Gase wird die Warmeausdehnungszahl {3 = 1fT. Das Warmeiibergangsgesetz lautet hier
Nu = rp (Gr, Pr) 19.1(14) mit rp als Funktionalzeichen.
Bemerkenswerterweise hat schon Helmholtz [1] erkannt, daB der allgemeinere Fall der temperaturabhangigen Warmeleitfahigkeit (G1. 19.1(2)) mathematisch auf den einfacheren Formalismus zuriickgefiihrt werden kann, der bei konstantem A gilt. Es werde gesetzt
A(T) = Ao({J(T) ,
wo Ao der Temperatur To zugeordnet ist. Weiter wird die Temperaturfunktion
eingefiihrt. Dann ist
Da ferner
folgt
also
_ T
T = J ((J(T) dT T.
8T dT 8T ec 8T ec-=ec---=--, 8t dT 8t ({J 8t
8T A 82T ---:2;-8t - nc . 8x~
I::; t t
in genauer Analogie zu 19.1(3). Ebenso ist
An die Stelle der Warmeiibergangszahl IX tritt der umgerechnete Wert
T'-T IX = IX -=_,---::;-
T'-T
19.1(15)
19.1(16)
19.1(17)
19.1(18)
19.1(19)
19.1(20)
19.1(21)
318 19 Temperatur- und Kuhlungsprobleme
Damit ergibt sich
oT = _ ~(P' _ P). on Ao
19.1(22)
Die GIn. 19.1(19) und (22) entsprechen genau den Formen 19.1(3) und (7). Die Dimensionsbefreiung fuhrt auf
19.1(23)
:: = -B(i)' - iJ). 19.1(24)
In dem (in Funktion von iJ anzugebenden) Faktor rp in del' Differentialgleichung tritt del' Unterschied gegenuber den'l Fall konstanter WarmeleiWi,higkeit in Erscheinung.
19.2 Empirische Dllterlagen fiber Warmelibergallg 1
Empirische Unterlagen iiber den Warmeubergang an Schaufeln und meridionalen Begrenzungswanden wurden bereits in Bd. I unter Abschn. 8.4 angegeben. Fur einige andere Konfigurationen mogen anschlieBend die experimentell gefundenen Werte zusammengefaBt werden.
Del' geracle Kanal (Abb. 19.2.1a) kann in del' Regel hinreichend genau auf das Rohr kreisfOrmigen Querschnittes zuruckgefUhrt werden durch den Begriff des hydraulischen Durchmessers, del' definiert ist durch
19.2(1)
wo f del' KanalquerschniU, U sein Umfang ist. Das gilt insbesondere auch fUr den Spaltkanal, del' durch zwei Ebenen im Abstand h begrenzt ist (Abb. 19.2.1b); die Ausdehnung senkrecht zur Bildebene ist praktisch unendlich. Unter diesen Bedingungen ist D" = 2h. Mit del' Kanallange L, del' mittleren Dichte e und del' Rohrwiderstandszahl 1jJ (oft auch mit A bezeichnet) wird dann del' Druckabfall
c
L -LJp = 1jJ - !L c2 19.2(2)
D" 2
a
l -1-------1---1&-----
I (.... -x-...j t
b
TV
.,~--7'
-tr1 -------e
Abb.19.2.1. Durchstromte Kanale verschiedener Anordnung
1 Die Angaben dieses Abschnittcs entstammen groBteils einer umfassenden Ubersicht, die O. Frei anlaBlich cines Kurses uber "Temperatur und Festigkeit in Stromungsmaschinen" an der ETH Zurich 1975 gegeben hat.
19.2 Empirische Unterlagen tiber Warmeiibergang 319
Das "P des hydraulisch glatten Rohres in ausgebildeter turbulenter Stromung, das "Po benannt werde, ist del' Abb. 19.2.2 zu entnehmen. Die Stanton-Zahl kann daraus vermoge del' Reynoldsschen Analogie bestimmt werden durch die Gleichung
0,05 0,01,.
1 0,03
;;:0,02
0,01 J 2'10
I
I ~ i
Sto = "PolS 1 + f(pj<) V"Po/ S
--- i -1--1-
t::--:..--.. I
l-I--'-r-I 2 4- 6 8 105 2
Re--Abb. 19.2.2. Reibungsbeiwert lfJo des glatten Rohres in Funktion der Reynolds-Zahl
19.2(3)
Die Funktion f(Pr) ist nach Deissler [2] durch Abb. S.4.23, Bd. I, gegeben. Fiiri Fr = 0,7 wird f(Pr) = - 2, 7S. Beziehungen, die Sto direkt, also ohne Bezugnahme auf "Po angeben, existieren in groBer Zahl. Sehr bekannt ist diejenige von Kraussold [3], die im Ergebnis mit Gl. 19.2(3) recht gut iibereinstimmt und
Sto = 0,024Re-o,2Pr-o,67 19.2(4)
geschrieben werden kann.
Diese Relationen beriicksichtigen nicht den EinfluB del' Anlaufstrecke. Er kann nach Ha~lsen [4] naherungsweise erfaBt werden durch
[ 1 (Dl )3/2] St(x) ~ Sto 1 + 3;;!- , 19.2(5)
wobei x del' laufende Weg ist (Abb. 19.2.1). Ebenso kann del' EinfluB del' Rauhigkeit naherungsweise beriicksichtigt werden durch
19.2(6)
wo "P del' effektive Wert "Po del' flir hydraulisch glatte Wand ist, vgl. [5-8]. Fiir gekru1nmte Kanale kreisformigen Querschnittes (Abb. 19.2.1c) lassen sich Wider
standszahlen gemaB [9-11] angebcn zu
wo Index 0 auf den Wert des geraden Kanals verweist.
( 'r )2 Y == Be -:- ' r"
19.2(7)
19.2(S)
Beim rotierenden Kanallassen sich folgende Angaben machen, die auf [9-11] beruhen. Bildet die Kanalachse mit der Drehachse einen rechten Winkel (Abb. 16.2.1d), so liegt VOl' aHem die kritische Reynolds-Zahl Re" hoher als beim ruhenden Kanal. Es ist etwa
Re" ~ 8674 (wDlw)o,3 bei kreisformigem Querschnitt,
Re" ~ 63200 (walw) + 2000 bei quadratischem Querschnitt von Seitenlange a.
320 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Stets ist hier w die Relativgeschwindigkeit. 1m turbulenten Bereich ist dann
{ [(WD)2 ]O,282} "P = 0,942 + 0,058 w h Be "Po' 19.2(9)
St = 1,045Stoyo,o5 [1 + 0,0607 y-O,2], y = Be (D:f, 19.2(10)
wo stets Index 0 auf den ruhenden geraden Kanal verweist. Liegt die Kanalachse parallel zur Drehachse (Abb. 16.2.1e), so liegt St ebenfalls iiber dem Grundwert Sto, im Extremfall bis um einen Faktor 2.
Uber den Warmeiibergang an urn8trornten Korpern geben in einfachen Fallen die fUr die ebene Platte giiltigen Unterlagen einen geniigenden Anhaltspunkt, vgl. dariiber die Angaben in Bd. I, Abschn. 8.4. MaBgebende Fluidtemperatur ist dabei stets die adiabate Wandtemperatur
2
T -T + P 1/3~ ad- r 2 ' cp 19.2( 11)
wobei w stets die Geschwindigkeit relativ zum angestromten Hindernis ist. Tad ist also nahezu gleich der Totaltemperatur. An gerundeten angestromten Kanten (z.B. Schaufeleintrittskante) konnen die Ergebnisse fiir den querangestromten Zylinder verwendet werden. Die Grenzschicht stromt dort laminar. Unter Verwendung der Angaben Abb. 19.2.3, laBt sich im Bereich cp = ± 60° setzen, vgl. [12, 13]
rxD NU-T' Be wID,
v Nu =f(cp) g(Pr) h V Be, 19.2(12)
wobei die Funktionen f, g, h in Abb. 19.2.3 dargestellt sind. h hangt von der Variablen Tu V Be ab, wobei Tu der Turbulenzgrad der Zustromung ist.
1,0 I---I--
5
""'-0,8
"" 1
.,
r--- _--1, I H- I
...J-' '/'
./ I
r------
r----
.~ "l ___ I-
/ J I
r--0,2
20' 1,0' 60' 00 I, 8 r--- Pr--
2,0
1,8
t 1,6
.<::? 1, I,
1,2
---0--11;" rp (i:'\
I " / ./
V
1/ /'
I L / I
V I
J If
V I I 10 20 30 1,0
Tufiie---Abb. Hl.:2.3. Zur Bercchnung des Warmetiberganges am quer angestriimten Zylinder
Fiir den Turbomaschinenbau ist der Warmeiibergang an rotierenden Scheiben, die in ein Gehause eingeschlossen sind, naturgemaB bedeutsam. Dariiber existiert eine groBere Zahl von Veroffentlichungen. Die nachfolgenden Angaben stiitzen sich auf [14], was den praktischen Gegebenheiten etwa am besten entsprechen diirfte. Abb. 19.2.4 zeigt die vorausgesetzte Anordnung. Es ist Be = wr/v der ortliche Wert der Reynolds-Zahl. 1m Radius r 0' wo der Kiihlluftstrom senkrecht auf die Scheibe auftrifft, ist
19.2(13)
wobei vorausgesetzt ist, daB die Kiihlluft durch einen Ringspalt zugefiihrt wird. Hohere Werte erzielt man, wenn man die Luft durch einzelne Locher einblast. Wo die Luft langs
19.2 Empirische Unterlagen libel' Warmelibergang 321
der Stirnflache nach auBen stromt, ist
8, ~ O,lR,"" Pr-O'o [( ~ f: ~l r 19.2(14)
(Bezeichnungen vgl. Abb. 19.2.4). Diese Formel liefert fiir r -+ ro unendliche Werte, ist also dort ungiiltig und durch Formel 19.2(13) zu ersetzen. Der Ubergang zwischen beiden Formeln liegt dort, wo beide den gleichen Wert ergeben. - Stromt die Luft langs der Stirnflache nach innen, so ist
1- -St = 4,2 ' 10- 6 ReO,3 Pr-O,6 1'0 ~ (
1' )2
JO'6
d l' 2--
Abb. 19.2.4. Anordnung einer gekiihlten Scheibe, a) Stromung von innen nach auBen; b) Stromung
von au Ben nach innen a
1'0 1'0
19.2(15)
b
Der gegeniiber Gl. 19.2(14) stark veri.inderte, eigentiimliche Charakter dieses Gesetzes (positiver Exponent von Re) hangt damit zusammen, daB unter dem EinfluB der Fliehkraft kalte Luftteilchen in unmittelbarer Nahe der Scheibenoberflache nach auBen zentrifugiert werden (entgegen del' allgemeinen Stromungsrichtung) und die Scheibe wegen der so entstehenden Luftumwalzung vor allem mit wannerer Luft in Berii.hrung kommt. Die "\Virksamkeit der Kiihlung wird damit beeintrachtigt.
Die Abschatzung von w, mit dem auch die Stanton-Zahl gemaB St = IX/ecpw gebildet ist, bereitet insofern eine gewisse Schwierigkeit, als die Kiihlluft in Umfangsrichtung von del' Scheibe mitgeschleppt wird, was die Relativgeschwindigkeit beeinfluBt. Unter praktischen Bedingungen ist aber hinreichend genau 10 ~ /'OJ, urn so me hI' als die MeBwerte stark streuen. An del' Einblasestelle ist w die Resultierende aus wr und del' Austrittsgeschwindigkeit aus del' Lufteinblaseoffnung. Die Stoffwerte sind fUr die mittlere Kiihllufttemperatur im Radius l' einzusetzen.
Uber den Warmeiibergang in Labyrinthdichtungen finden sich in [15-18] umfangreiche MeBergebnisse. Es zeigt sich dabei, daB del' Warmeiibergang fast nul' durch die Spaltstromung bestimmt wird, wahrend die Umfangsgeschwindigkeit ohne wesentlichen EinfluB ist. Abb. 19.2.5 zeigt die verschiedenen Anordnungen und gibt die Bezeichnungen. Wenn w die purchfluBgeschwindigkeit im Spalt ist, lauten die Definitionen
Re 2ws/v, Nu _ 2IXS/A. 19.2(16)
Die Stoffwerte beziehen sich auf die Kammermitte. Unter IX wird der Mittelwert iiber die Teilung verstanden. Nachstehend werden fii.r die verschiedenen Konfigurationen und Bedingungen die empirischen Formeln angegeben:
322
Rotor a
19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Rotor b
Rotor c
Abb.19.2.5. Labyrinthanordnungen. a) Halblabyrinth, Kamme auf Statorseite; b) Kammnut-Labyrinth, Kamme auf Statorseite; c) Doppellabyrinth
Halblabyrinth (Abb. 19.2.5a)
Spaltseitig, 1,53 < t/b < 10
Nu = 0,041Reo,8 (s/b)-0,05
Spaltseitig, t/o > 10
( S )-0,05 [ ( t )] Nu = 0,041Reo,8 ~ exp -0,004 ~ - 10
Kammerwand: Nu = 0,043Reo,8 (s/b)-O,l (l/b)-0,2
Kammnut-Labyrinth, Kamme statorseitig (Abb. 19.2.5b)
Rotorseitig:
Kammerwand:
5000 < Re < 6000 s/o, o/s < 0,17
Nu = 0,98Reo.6 (b/S)O,16
5000 < Re < 6000 sib, 0,17 < b/s < 0,24
Nu = 0,74Reo,6
6000 s/b < Re < 5.105, b/s < 0,17
Nu = 0,41Reo.7 (b/S)0,26
6000 s/b < Re < 5.105, 0,17 < b/s < 0,24
Nu = 0,26Reo,7
Nu = 1,125Reo,65 (b/s)0.35 (S/t)O.l (OR/t)0.32
Doppellabyrinth (Abb. 19.2.5c)
Nu = 0,135Reo,8 (s/0)0,05 (t/b)-0.5
Alles dies gilt fiir PI' = 0,7. W"iirmetibergang bei freier Konvektion hat bei Gasturbinen in folgendem Zusammen
hang eine gewisse Bedeutung. GemaB Abb. 19.2.6 ist eine Schaufel gebildet aus Schaufelblatt 1, FuBplatte 2, Zwischensteg 3 und FuB 4. Bei gektihlter Lauferscheibe fiillt die Temperatur im Zwischensteg von auBen nach innen stark ab, so daB die FuBbefestigung im Gebiet maBiger Temperatur liegt und dementsprechend hoch beansprucht werden kann. W"enn nun die Zwischenraumc zwischen den Stegen geschlossene Totraume sind, stellt sich dort unter dem EinfluB des Fliehkraftfeldes eine intensive freie Konvektion ein. Nun existiert zwar tiber freie Konvektion ein umfangreiches Versuchsmaterial, doch reich en
19.2 Empirische Unterlagen iiber Warmeiibergang
Abb. 19.2.6. Laufschaufelbefestigung mit Zwischensteg zur Herabsetzung der Temperatur in der
FuBpartie
323
die Messungen auch nicht annahernd in den Bereich del' hohen Grashof-Zahlen hinauf, die hier del' groBen Zentrifugalbeschleunigung wegen auftreten. Man muB daher urn zwei bis drei Zehnerpotenzen extrapolieren, was die Ergebnisse recht unsicher macht. Mit den Bezeichnungen nach Abb. 19.2.6 magen folgende Definitionen eingefiihrt werden. Es sei q die mittlere Warmestromdichte, die den Totraum radial nach innen durchquert. Dann wird eine Warmeiibergangszahl definiert durch
- q tX =T - T .
1 2 19.2(17)
Mit Trn = (TI + T 2 )/2 und del' Feldbeschleunigung rrnw2 ergeben sich dann fUr Nu und Gr die Ausdriicke
tXh Nu T'
Unter Verwendung von [19] laBt sich dann setzen
Nu i":::j 0,069G1'O,333 P1'O,407,
also mit Pr = 0,7 insbesondere
Nu i":::j 0,060 GrO,333 ,
19.2(18)
19.2(19)
19.2(20)
wobei von del' Tatsache Gebrauch gemacht ist, daB bei hohem Gr (und dam it starker Turbulenz) Nu von den geometrischen Proportionen des Hohll'aumes kaum mehr abhangt. Die Stoffwerte beziehen sich auf T rn- - Del' gleiche vVarmetranspol't wiil'de auftreten, wenn del' Hohll'allm durch einen festen Karpel' mit einer Wal'meleitfahigkeit .lea erfiillt ware. Diese aquivalente Warmeleitfahigkeit ist offen bar
19.2(21)
Man findet eine GraBenordnung, die etwa die Halfte des .Ie des Schaufelwel'kstoffes ist. Aus allen Kol'relationsbeziehungen dieses Abschnittes lassen sich die Wiinneiibe1'gangs
zahlen gewinnen gemaB
odeI' 19.2(22)
wobei als Bezugsgeschwindigkeitw und Bezugslange 1 stets die gleichen Werte zu verwenden sind, mit den en die Reynolds-Zahl gebildet wil'd.
Erganzend sei hier noch kurz del' Kontaktwiderstand erwahnt, del' sich an del' Beriihrungsflache zwischen zwei Karpern einstellt, wenn Wal'me von einen auf den andern iibertrag en wird. Es seien Tfl und T/2 die Temperaturen del' beiden einander beriihrenden Oberflachen (Tfl > T/2 ) und q die auf del' Bel'iihrungsflache senkl'echt stehende Komponente del' 'Varmestl'omdichte. Dann ist
19.2(23)
324 19 Telllperatur- und Kiihlungsproblellle
womit eine Kontaktwiderstandszahl Re definiert ist. Es seien Al und A2 die Warmeleitfahigkeiten del' beiden Werkstoffe, A die Warmeleitung des umgebenden Fluids (z.B. Gas), kl und k2 die mittleren Rauhigkeitshohen del' beiden Oberflachen, dB die Bruchfestigkeit des duktileren del' beiden Werkstoffe und p die Flachenpressung. Nach [20] laBt sich alsdann del' Kontaktwiderstand durch folgende Formel bestimmen. Man setze
., __ 2AI A2 , k-= __ kl + k2 • /L 19.2(24)
Al + A2 2 Dann ist
~ = 0,7 . 104 pJ: + ~. Re dB k
19.2(25)
Riel' sind die kin m, die A in W/mC einzusetzen und Re wird in Cm2/W erhalten. Diese Formel beruht auf del' Vorstellung, daB die Warmelibertragung einerseits durch den Kontakt del' Rauhigkeitserhebungen, anderseits durch das in den mikroskopischen Zwischenraumen eingeschlossene Fluid erfolgt.
19.3 Warmeiibergang an Schaufeln
In Bd. I, Abschn. 8.4, finden sich bereits Angaben libel' den globalen Warmeiibergang an einem Schaufelblatt. Bei del' Bestimmung del' Temperaturverteilung in einer geklihlten Schaufel wird abel' die Verteilung del' vVarmeiibergangszahl an del' Berandung des Schaufelprofils benotigt. Diese laBt sich grundsatzlich grenzschichttheoretisch berechnen, wobei allerdings die im gegenwartigen Stande del' TheOl'ie erreichbare Genauigkeit noch nicht voll befriedigt. Nachfolgend geben wir die Theorie von 1J1ay [21] an, die sich auf die grundlegende Arbeit von Eckert [22] stlitzt. Dabei beschranken wir uns auf die Beschreibung des Rechenverfahrens und verweisen flir die Herleitung auf die Originalliteratur.
Die Bezeichnungen sind die folgenden (vgl. Abb. 19.3.1). Wie in del' Grenzschichttheorie iiblich, bezeichne U die Geschwindigkeit am Rande del' Grenzschicht beim Ubergang in die ungestorte Stromung. U I und U 2 sind die iiber die Teilung gemittelten Geschwindigkeiten VOl' und nach dem Gitter. Mit s als Sehnenlange flihren wir die folgenden Reynolds-Zahlen ein:
ReI UIs, Re2 U2s 19.3(1) YI Y2
Aus del' laufenden Bogenkoordinate ;1;, die vom vorderen Staupunkt E aus flir Saug- und Druckseite getrennt positiv gerechnet wird, bilden wir die dimensionslose Koordinate ~ = xis und ebenso aus del' Impulsmangeldicke b und del' Temperaturmangeldicke bt die dimensionslosen GroBen
e --- bls, Weiter sei
W UIUI ,
t T-To,,,
19.3(2)
19.3(3)
19.3( 4)
wobei an del' betrachteten Stelle ~ die Temperatur in beliebigem Wandabstand T, diejenige an del' Grenze del' Temperaturgrenzschicht Too ist.
Abb. 19.3.1. Schaufelprofil, zur Theorie des Wiirllleiiberganges an Schaufeln
19.3 Warrneubergang an Schaufeln 325
Die Berechnung der 'Varmeubergangszahl geht aus von der als bekannt vorauszusetzenden Geschwindigkeitsverteilung am Profil, da hiervon die Grenzschichtentwicklung abhangt. Es ist also W(;) und damit dWjd; an jeder Stelle gegeben. Saug- und Druckseite teilt man je in eine Anzahl von Abschnitten Llx ein, womit auch die LI; und die ;-Werte ;}> ;2' '" in den Punkten 1, 2, ... festliegen (vg1. Abb. 19.3.1). Zuerst wird der larninare Teil der Grenzschicht bestimmt. 1m Staupunkt E ist die relative Impulsverlustdicke
0,2923
Fiir; = ;1 wahlt man versuchsweise einige 8(;1)' berechnet zu jedem den Wert
K = 8 2(;1) ReI d; I~l' entnimmt der Abb. 19.3.2 ~* und zr und gewinnt hieraus
d8 I (1 - ~*) z; d; Cl = 8(;1) WEe1 '
19.3(5)
19.3(6)
19.3(7)
Damit geht man ins Diagramm Abb. 19.3.3 und tragt ausgehend von 8(;1) eine Gerade mit del' Neigung nach G1. 19.3(7) ein. Kommt der Schnittpunkt A in die Mitte des Intervalls von Obis ;1 zu liegen, so war 8(;1) richtig gewahlt. In gleicher Weise wird weitergeschritten, indent man 8(;2) annimmt, die Gln. 19.3(6) und (7) fur; = ;2 formuliert und die Annahme 8(;2) so lange verandert, bis der Schnittpunkt B in die Mitte zwischen ;1 und ;2 zu liegen kommt. So kann Schritt fUr Schritt weitergefahren werden, auBersten-
2, 'f I I I
1,(;
z=z;1 d(~~mJ jm ~ p-
t---Jr ~ O} f:::::: p <= t--t-0.8
2,0
- - - ,--~- t--~ t---i-~ I-- ,---I-- - _.-- -
8 I--
- r-- - -I-~
0, 9
-" p
0 I ....,~ .....
~ ~ p
9t---
t--- Q~ t- --- --I--
0,
!- - r--r-
0, h- r-~
t---l' ["'--., zf 3 ""r-.< t-!. r--b< V
2 V v
0, 1 l-I--
0
!.= j.= 1= p-
Aty;
~~ ~~/
/ '/
/'" IJ~ h
II J
jJ~
/
V r-.. r--
f-1---
f= ;='
I 1/
/ '/
I II
/
t--
I, 1//
/ / I
r-..
o,S6'
1,6'
at J 0.9 "Q..
0,2
o
-0,2
a'f -0,08 -0,06' -0,09 -0,02 0 0,02 0,0'f 0,00 0,08 0,10
f(-
Abb. 19.3.2. MaBgebende Funktionen zur Berechnung des lokalen ~Warmeiiberganges an Schaufeln
326 19 Tcmperatur- und Kiihlungsprobleme
falls bis dort, wo die Laminarab16sung zu erwarten ist, was gekennzeichnet ist durch die Werte K = -0,0681, fJ* = 0,1988. Bei del' in Turbinen vorhandenen hohen Vorturbulenz erfolgt abel' del' Ubergang zur turbulenten Grenzschichtstromung regelmaBig schon friiher, nach Hodge [23] etwa bei U (jjv f':::; 250, vgl. die Ausfiihrungen in Bd. I, Abschn. 3.13. Demnach ist mit dem Umschlag zu rechnen, wo
e = 250~ Us
19.3(8)
erreicht ist. - 1st diese Rechnung fUr den laminaren Teil del' Grenzschicht durchgefiihrt, so kennt man an jeder Stelle; gemaB Abb. 19.3.2 die GroBen Z und At und hat damit auch
~1
19.3(9)
Abb. 19.3.3. Zur Integration der GrenzschichtgIeichung durch Differenzenrechnung und An
wen dung der Sekantenmethode
1m vorderen Staupunkt E, also in ; = ° ist
St(O) = 0,4956 VRe! dW I . Re2 Pr d; 0
19.3(10)
Die Stanton-Zahl im turbulenten Teil del' Grenzschicht laBt sich naherungsweise berechnen, indem man den Wert bestimmt, del' fUr eine ebene Platte gelten wflrde an del' Stelle, an del' die entsprechenden Verhaltnisse herrschen. So findet man
St(;) = 0,0296 (:J).8 (Re2;)-o,';!. Pr- O,67. 19.3(11)
Damit wird die Warmeiibergangszahl an jeder Stelle del' Schaufelkontur
IX = (!2Cp U2St(;) , 19.3(12)
wo Sl{;} je nach Ort gegeben ist durch die Gin. 19.3(9), (10) und (11). Abb. 19.3.4 zeigt ein Beispiel eines Rechenergebnisses. Leider ist die Genauigkeit sol
cher Rechnungen bis heute nicht vollig befriedigend. Das gilt nicht etwa nur daIm, wenn man sich im turbulenten Teil mit del' Naherung begniigt, die fUr die ebene Platte giiltige Relation zu verwenden, sondern auch verfeinerte Theorien vermogen nicht voll zu befriedige!l. Die Theorie von Patankar und Spalding [24] bietet ihrer Stl'uktur nach die Moglichkeit, hohere Genauigkeit zu el'reichen, doch erfordert dies die Eingabe empirischel' Unterlagen, die noch nicht vorliegen. Bei diesel' Lage del' Dinge sei etwa folgendes Vol'gehen empfohlen. In unmittelbarer Nahe des vorderen Staupunktes ist das Resultat zur Beriicksichtigung del' starken Vorturbulenz nach Gl. 19.2(12) und Abb. 19.2.3 zu bel'ichtigen. Weiter vergleiche man das Integralmittel von St mit den Angaben in Bd. I, Abschn. 8.4;
19.4 Strenge L6sungen der Warmeleitungsgleichung 327
liegt es wesentlich unter dem dort angegebenen Mittelwert, so ist del' gefundene Verlauf St(~) entsprechend umzurechnen, weil sonst die Gefahr besteht, daB del' Warmeiibergang unterschatzt wird.
1200 W/rnZ"C
1000
r 800
~coo
/;00
200
r--
Sougseile Oruclrseile
1 1 1 :1
V~ 1 I \ V r--I /" V \]\/
0,8 O} 0 42 WI -6-
Abb, 19.3.4. Beispiel eines gerechneten Verlaufes der Warmeiibergangszahl ex. Nach jl1ay [21]
19.4 Strenge Losungen der Warmeleitungsgleichung
Strenge Lasungen del' 'Varmeleitungsgleichung sind naturgemaB nur fUr Karpel' einfacher Geometrie maglich. Sie sind in groBer Zahl bekannt, vgl. insbesondere das umfassende 'Verk von Oars law und Jaeger [25]. Die nachfolgenden Angaben beziehen sich samtlich auf eindirnensionale Falle, d. h. auf solche, bei den en die Temperatur nur von einer Koordinate abhangt.
a) Stationiire TernperatnrJelder
Das einfachste stationare Temperaturfeld entsteht in del' ebenen Platte, deren beide Grenzflachen auf den Temperaturen Tl und T2 gehalten werden; del' Temperaturverlauf iiber del' Plattendicke ist dabei naheliegenderweise linear. Beim Hohlzylinder, der an seinem Innenradius ri die Temperatur Ti und an seinem AuBem'adius ra die Temperatur Ta aufweist, ist der Temperaturverlauf langs des Radius gegeben durch
In (r'alr) T =Ta + (Ti - Ta)l-( -I')' n ra rt
Bei der Hohlkugel lautet die entsprechende Formel
b) I nsiationare ElernentarlOsungen
19.4(1)
19.4(2)
Zunachst sei hier eine Funktion r(t) eingefiihrt, die folgendermaBen definiert werde: Der Funktionswert ist 0 fUr t < 0 und 1 fUr t > 0, springt also in t = 0 um den Betrag 1 (vgl. Abb. 19.4.1). - Nun sei ein einfacher Karper (Platte, Zylinder oder Kugel) mit einem Fluid in Beriihrung, dessen zeitlicher Temperaturverlauf gegeben sei durch
328 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
T' = T*r(t), wobei die Warmeiibergangszahl IX sei. Bis t = 0 herrsche auch im Karpel' die Temperatur Null. Alsdann stellt sich im Karpel' eine raum-zeitliche Temperaturverteilung ein, die nachfolgend angegeben wird.
Bei del' Platte von del' Dicke h (Abb. 19.4.2), die wir uns unendlich ausgedehnt denken, lautet die Differentialgleichung
aT A. a2T -=---2' at (!C ax 19.4(3)
y
r
x
o t
Abb. 19.4.1. Verlauf der Fnnktion T(t) Abb. 19.4.2. Ebene Platte, Bezeiehnungen
Mit
x 2x h' 19.4( 4)
lautet dann die Lasung T =T*g(X B i) , , , 19.4(5)
co 2 sin Jl' g = 1 - L: +. · exp (-Jl7i) cos (JliX),
i=l Jli sm Jli cos Jli 19.4(6)
Die Eigenwerte Jli sind die Lasungen del' Gleichung
Jl cot Jl = B' 19.4(7)
Fur i < 0 wird g = o. - In del' Mittelebene (X = 0) ist bei den gegebenen Annahmen die Warmestromdichte stets Null. Daher gibt die Lasung auch zugleich den Temperaturverlauf wieder fUr den Fall del' Platte von del' Dicke h/2, die auf del' einen Seite warmeisoliert ist. Das ist oft eine gute Naherung fiir die Verhaltnisse an einer Gehausewand.
Beim Zylinder unendlicher axialer Ausdehnung lautet die Differentialgleichung
Es sei mit R als Zylinderradius
Dann lautet die Lasung fiir i > 0
A. i =-R2t.
(!C •
T =T*g(X B i) , , ,
Q = 1 - ~ ~ J 1(Vi) (2 ) J ( X) ry ..:.." 2 J2( J2) exp -Vii 0 V'i . i=l Vi 0 Vi) + l(Vi
Die Eigenwerte Vi sind die Wurzeln del' Gleichung
vJ1(v) = BJo(v) ,
wobei mit J die Bessel-Funktionen bezeichnet sind.
19.4(8)
19.4(9)
19.4(10)
19.4(11)
19.4(12)
19.4 Strenge Losungen der Warmeleitungsgleichung 329
Bei del' K ugellautet die Differentialgleichung, wenn T nur von r abhangt,
8T A 1 8 ( 98T) at = (]C 72 8r r~ 8r . 19.4(13)
Die Lasung kann wiederum durch die Gin. 19.4(9) und (10) abel' hier
dargestellt werden, wobei
19.4(14)
Die Eigenwerte OJi sind die Losungen del' GIeichung
1- B cot OJ = .
OJ 19.4(15)
KurvenmaBige odeI' tabellarische Angaben uber die hier auftretenden Funktionen e finden sich an vielen Stellen del' Literatur, z.B. [26-28].
c) Allgemeinere instationare Losungen
Ausgehend von den angegebenen Elementarlosungen, die einen zeitlichen Verlauf der Fluidtemperatur gemaB del' Sprungfunktion T(t) voraussetzen, kann auch jeweils die Lasung fUr beliebigen Verlauf del' Fluidtemperatur aufgefunden werden. Es sei
T' =f(T) , 19.4(16)
d. h. wir fUhren sogleich die dimensionslose Zeitvariable T ein. Denken wir uns in irgendeinem Zeitpunkt To einen unendlich kleinen Sprung dT' del' Fluidtemperatur, so wird dadurch im Karpel' ein raum-zeitlicher Temperaturverlauf erzeugt, del' durch
dT = dT' e(X, B, T - To) 19.4(17)
beschrieben wird. Hierbei ist zu beachten, daB e = 0 fUr T < To. Wegen des linearen Charakters del' Warmeleitungsgleichung ist abel' jede beliebige
Uberlagerung von Losungen wieder eine Lasung. Deshalb kann aus Gl. 19.4(17) sogleich die Losung fUr den allgemeinen, durch Gl. 19.4(16) gegebenen Temperaturverlauf erhalten werden, wenn man diesen gemaB Abb. 19.4.3 durch eine Treppenkurve ersetzt denkt und zum Differentiellen iibergeht. Fur den einzelnen Schritt laBt sich dann setzen
19.4(18)
wobei del' Punkt die Ableitung nach T bedeutet. Die Uberlagerung aller Elementarlosungen liefert damit offensichtlich
T
T = I e(x, B, T - To)/(TO) dTo· 19.4(19) a
Mit den angegebenen Funktionen e ist damit die Temperaturverteilung im Karpel' fUr das allgemeine Gesetz 19.4(16) in jedem Zeitpunkt bekannt. Den Ausdruck 19.4(19) nennt man Duhamelsches Integral.
T'
Abb. 19.4.3. Zur Bildung des Duhamelschen Integrals
330 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Abb. 19.4.4-6 zeigen drei Beispiele von so bestimmten Temperaturverlaufen fur einen Zylinder von 0,5 m Durchmesser mit folgenden Daten: (! = 7,86.103 kgjm3 ,
c = 500 JjkgOC, A = 29 Wjm °C, IX = 1160 Wjm 2°C. Damit wird B = 10. Der zeitliche
600 O()
500 T'
\
-:..---~
K:"r-TOberfliiche -f--
( / V TMiIte
100
V V
V
200
o 10 30 30 '10 50 60 70 80 90 min 100 Zeit
Abb. 19.4.4. Temperaturverlauf in der Mitte und an der OberfUiche eines zylindrischen Rotors, wenn im Zeitpunkt 0 die Gastemperatur pliitzIich um 500 0 e springt
600 °C
500
a ! 011 zo
100
1/1
r:
1/ VI V
/
V K" "Taberffiiche
V V-TMilte
/ V
V / ,
V J 10 30 30 M 50 60
Zeit
J..--I----70 80 90 min 100
Abb. 19.4.0. Temperaturverlauf in der Mitte und an der Oberflache eines zylindrischen Rotors, wenn die Gastemperatur im Veri auf von 15 min linear um 500 0 e steigt
600
°C
500
'100
zoo
100
o
~ T' --"- ....
~ ~ Taberfliiche V I-'"""
L L
~ L /--TMilte
L
~ V L V 1/ V V l--
10 20 30 '10 50 60 70 80 90 min 100 Zeit
Abb. 19.4.6. Temperaturverlauf in der Mitte und an der Oberflache eines zylindrischen Rotors, wenn die Gastemperatur im Veri auf von 60 min linear um 500 0 e steigt
19.5 Quasistationare Berechnung instational'er Tempemtul'vel'teilungen 331
Verlauf del' Fluidtemperatur T' ist aus den drei Diagrammen zu erkennen, ebenso die Temperatur T, an del' OberfUiche und die Temperatur To in del' Achse. Del' £iiI' die Warmespannungen maBgebende graBte Unterschied T, - To ist offensichtlich nicht sehr stark verschieden, ob man nun T' schlagartig odeI' im Verlauf von 15 min von 0 auf 500°C steigert. Erst im FaIle von Abb. 19.4.6, wo diese Temperatursteigerung sich uber 60 min erstreckt, wird del' graBte Temperaturunterschied im Korper wesentlich kleineI'. 1m Hinblick auf Rotoren ist abel' 0,5 m noch ein kleiner Durchmesser. Bei graBeren Rotoren waren die entsprechenden Zeiten im Verhaltnis del' Quadrate del' Durchmesser umzurechnen, woraus man sieht, daB sehr lange Anfahrzeiten notwendig werden, wenn die Warmespannungen wirksam reduziert werden sollen.
19.5 Quasistationare Berechnung instationarer Temperaturverteilungen
Gegeben sei ein Karpel' in dem eindimensionale Temperaturverteilung angenommen werden dar£. Seine beiden Oberflachen PI und P 2 magen in einem gegebenen Zeitpunktt Temperaturen Tfl und T'2 aufweisen und mit Medien in Beruhrung stehen, deren Temperaturen T~ und T; seien. Die Warmeubergangszahlen seien IXI und IX2' was auf Warmestromdichten ql und q2 an den beiden Oberflachen £iihrt. Nun mage folgender Vorgang betrachtet werden. Die Gestalt del' Temperaturkurve im Karpel' (Abb. 19.5.1) sei zeitlich konstant; mithin sind auch ql und q2 unveranderlich, da sie ja durch die Neigungen del' Temperaturkurve an den beiden Oberflachen gegeben sind. Die Temperaturkurve muB sich abel' im allgemeinen als Ganzes mit del' Zeit verschieben, da ja Warme zugefuhrt odeI' entzogen wird. Damit ein solcher quasistationarer Vorgang uberhaupt maglich sei, muB die Temperaturverteilung offenbar die Bedingung
aT a\l2T = - = const at 19.5(1)
erfullen. Nun sei '1' die mittlere Temperatur des Karpel's. Dann laBt sich £iiI' den quasistationaren Vorgang setzen
Tfl - if = kllql + k 12q2, I T'2 - if = k21ql + k22q2.
19.5(2)
Die lcii sind dabei durch Karpergeometrie und Leitfahigkeit gegeben, denn gibt man sich die fl, dann sind die Neigungen Abb. 19.5.1 festgelegt, folglich wegen G1. 19.5(1) abel' auch die Kurvengestalt und dam it auch die in 19.5(2) links stehenden Temperaturdifferenzen.
Del' Grundgedanke del' Theorie besteht nun darin, einen beliebigen instationaren Vorgang durch eine Aufeinanderfolge solcher quasistationarer Vorgange anzunahern. In jedem Zeitpunkt gelten dann die GIn. 19.5(2) mit nunmehr zeitlich variablen ql und q2.
T/
Tj
Abb. 19.5.1. Zur Herleitung del' Theol'ie der quasistationaren Berechnung instationarer Tem- f1
pel'aturverteilungen
332 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Diese Annaherung ist in erstaunlich weitem Bereich brauchbar und hat gegeniiber der unter 19.4 gezeigten Methode des Duhamelschen Integrals den Vorteil, zeitlich variable Warmeiibergangszahlen zuzulassen. - Da nun
ql = 1X1(T; - Tfl) = 1X1[T~ - T - (Tfl - T)],
erhalt man unter Verwendung von 19.5(2) die erste der folgenden Gleichungen; die zweite folgt in Analogie dazu.
ql = IXI(T~ - T - kllql - k12q2) '
q2 = 1X2(T; - T - k21ql - k22q2)·
Diese Gleichungen, nach ql und qz aufgelost, liefern
1X1(T; - T) (1 + 1X2k22) - IXIIX2kdT; - T) ~= ,
(1 + 1X1kn ) (1 + IXzkzz) - IXIIXZklZkzl 19.5(3)
19.5(4)
Damit sind fUr ql und q2 Ausdriicke gefunden, welche die Oberflachentemperaturen nicht mehr enthalten.
Die Energiebilanzgleichung des Vorganges lautet mit rn als Korpermasse
dT rneTt = FIql Fzqz·
Mit T = AtleclzlaBt sich dies in der Form
dT e[2 -d - ~ (F1ql + Fzqz) = 0
T ",Tn
19.5(5)
19.5(6)
schreiben. Wenn man hier noch ql und q2 nach 19.5(3) und (4) einsetzt, erhalt man folgendes. Man setzt
19.5(7)
v = el2 [1X1(1 + 1X2k22) T~ - 1X11X2k12T;] FI + [1X2(1 + 1X1kll) T; - IXIIX2k21T~] F 2. 19.5(8) Arn (1 + 1X1kn ) (1 + IXzkzz ) - 1X11X2klZk21
Dann ist dT -dT + 1t(T) T - V(T) = 0 19.5(9)
die Differentialgleichung des Vorganges, deren Losung
T = exp [- j U(T') dT'] {T(O) + j v(T')exp [/1£(T") dT"] dT'} 19.5(10)
lautet. Es ist T" der von 0 bis T' laufende, T' der von 0 bis T laufende Wert des dimensionslosen Zeitparameters, T(O) die mittlere Temperatur in T = O. Man beachte, daB die Rechnung mit beliebig zeitlich variablen lXI, 1X2' T~, T~ moglich ist.
Wenn die GIn. 19.5(2) noch in der Form
Tfl = T + kl1ql + k12q2'
T f2 = T + 7c21ql + 7c22Q2 ) 19.5(11)
19.5 Quasistationare Berechnung instationarer Temperaturverteilungen 333
dargestellt werden, laBt sich der Rechnungsgang uberblicken: Aus Geometrie und WarmeleiWihigkeit des, Korpers bestimmen sich die kii ; diese Ausdrucke werden nachfolgend fur die in Frage kommenden Falle angegeben. Gegeben sind IXl> ~, T~, T~ in Funktion der Zeit. Alsdann berechnet man aus 19.5(7) und (8) u(r) und v(r), aus (10) T, aus 19.5(3) und (4) ql und q2' aus 19.5(11) Tfl und Tf2' alles in Funktion von r. - AnschlieBend folgen die erganzenden Angaben fur die Korper, fiir welche die Methode bevorzugt anzuwenden ist.
Beim Vollzylinder ist dessen Radius R gegebenermaBen die Bezugslange 1. Es ist hier nur eine Oberflache vorhanden und der Karper ist nur mit einem Fluid in Beruhrung. Dementsprechend fallen alle GroBen mit Index 2 aus der Theorie weg, und der Index 1 kann fallengelassen werden. Es ist also k n = k, k12 = k21 = k22 = 0, IXI = IX, IX2 = 0, Fl = F, F2 = O. Weiter ist
A r = (!CR2 t, 19.5(12)
(!12F _ 2R Am - A • 19.5(13)
Die Lasung der Gl. 19.5(1) lautet fUr die gegebene Geometrie
T f - T =2!r (R2 - r2), 19.5(14)
woraus durch Mittelung
19.5(15)
Somit ist
19.5(16)
Bei der ebenen Platte mit Dicke h ist 1 = h und Fl = F2 = F. Das Koordinatensystem werde so gelegt, daB x = 0 an der Oberflache 1 und x = han der Oberflache 2. Es ist dann
19.5(17)
19.5(18)
Die Lasung der Gl. 19.5(1) fuhrt auf
19.5(19)
Fur das Integralmittel ergeben sich folgende Darstellungen:
- h (ql q2) - h (q2 ql) Tfl - T = 1- "3 - 6' T f2 - T = T "3 - 6 . 19.5(20)
Somit ist
19.5(21)
Beim Hohlzylinder mit Innenradius r l und AuBenradius r2 werden die Relationen naturgemaB etwas komplizierter. Die Bezugslange sei 1 = (r2 - 1'1)' DemgemaB ist
19.5(22)
Ferner werde gesetzt 19.5(23)
334
Dann ist
19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
2(Y-1)2 r1
P - 1 T' 2Y(Y - 1)2 r 1
P - 1 T' Ais Lasung von 19.5(1) erhalt man
T - T =~ [Y2ql + YQ21 _ ~ Ql + YQ2 ( 2 - 1)] /1 A. P _ 1 n y 2 P - 1 Y .
19.5(24)
19.5(25)
Die GIn. 19.5(2) geben damit die korrekten Temperaturdifferenzen, wenn man setzt
r 1 [ Y4 In Y PI] kn = T (P _ 1)2 - 2( y2 - 1) - 4"" ' 19.5(26)
r 1 [ Y3 ln Y P Y] lel2 =T (P - 1)2 - 2(P - 1) - 4"" ' 19.5(27)
19.5(28)
1'1 [ Y In Y y2 Y ] k22 =T (Y2 - 1)2 - 2(Y2 - If + 4"" . 19.5(29)
Damit sind flir diese drei FaIle die samtlichen benatigten Beziehungen zusammengestellt.
Fur jeden Zeitpunkt erhalt man auBer T und del' Oberflachentemperatur auch den Temperaturverlauf. Die einseitig isolierte Platte oder del' innen oder auBen isolierte Hohlzylinder sind eingeschlossen, denn man hat nur an del' isolierten Flache IX = a zu setzen. -Man beachte, daB die Produkte cdc stets dimensionslos sind und den Aufbau von BiotZahlen haben. Auch 'u hat die Struktur einer Biot-Zahl, wahrend bei v noch die Temperatur als Faktor hinzukommt.
Urn die Genauigkeit dieses Naherungsverfahrens zu priifen, sei hier ein Vergleich vorgenommen mit don strengen Lasungon, die man fUr Platte und Zylinder erhalt, wenn dio Fluidtemperatur gemaB del' Sprungfunktion r variiert, vgl. Abschn. 19.4. Im Augenblick des Sprunges ist man von quasistationaren Verhiiltnissen sehr we it entfernt, so daB ein groBer :B~ehler entstehen muB. Das Verfahren wird also an einem Beispiel kontrolliert, das fUr seine Anwendung ungiinstige Vontussetzungen bietet. Trotzdem zeigt Abb. 19.5.2, daB, abgesehen yom Sprung del' Oberflachentemperatur in t = 0, eino durchaus brauchbare Naherung entsteht. Die ausgezogenen Kurven zeigen die Ergebnisse nach vorliegender Theorie, die gestrichelten die exakten Temperaturverlaufe. U m eine bessere Vorstellung zu geben, sei folgendes erwahnt. Eine Wandung von 100 mm Dicke aus StahlguB mit}, = 35 W/m °0 hat bei einer Warmeubergangszahl IX = 2000 W/m2 °0 eine Biot-Zahl B = 5,71. Ein vollor zylindrischer Trommellaufer von 1000 mm Durchmesser und gleichem A.-Wert hat bei iX, = 1000 W 1m2 °0 eine Biot-Zahl B = 14,3. - Bei sehr groBen Biot-Zahlen wachsen die Fehler, wahrend sie anderseits geringer werden, ,venn sich die Fluidtemperaturen nur stetig und verhaltnismaBig langsam andel'll. Del' Vergleich mit exakten Rechnungen hat z. B. gezeigt, daB diese einfache Methode (die zeitlich variierende IX zulaBt!) bei Anfahrvorgangen von Dampfturbinen erstaunlich genaue Resultate liefert.
'Verden solche Berechnungen fUr Rotor und Stator durchgefiihrt, um die Veranderungen del' vVarmedehnungen und damit del' Spiele zu untersuchen, dann muB man nati.irlich beachten, daB die Zeitvariablen T fUr verschiedene Teile nicht direkt vergleichbar sind. Es ist dann zweokmaBig, auf die "echte" Zeit zuruokzugehen.
JiJndrcs und Balm [29] haben qualitative Uberlegungen angestellt iiber die optimale Weise des Anfahrens von Dampfturbinen. Sie gehen dabei von einer sehr vereinfachten Modellvorstellung aus, indem sie nur die Warmekapazitat del' Bauteile berucksichtigen,
19.5 Quasistationare Berechnung instationarer Temperaturverteilungen 335
Platte
t 1 10:>
0=1 ~
0=1
3 ~ 5 00 1 2 3 02.,;_ 02.,;_
1 10:>
t ;:::.:::::;::- --=
~ I
I 8=5
10 15 20 02.,;_
t ...-::-
t .....-: /.
10:> / 0=10 ~ .;:
~ I
8=10 I.
00 25 50 75 100 8 2.,;_
Zylinder
r ;0:>
t v= I
~--~
8=20
Abb.19.5.2. Beispiele quasistationar berechneter Temperaturkurven (ausgezogen) und Vergleich mit exakter Lasung (gestrichelt). Zeitlicher VerI auf von Fluidtemperatur entspricht del' Funktion T(t) mit Temperatursprung LlTin t = O. Es ist iJ = TjLlT. & Mittelwert, {}j Wert an Oberflaehe. Bei B = 1 ist del' exakte VcrlauUt
vom angenaherten zcichnerisch nicht unterscheidbar
also nul' mit mittleren Temperaturen derselben rechnen, ohne auf die Warmeleitvorgange einzugehen. Die Ausfiihrungen dieses Abschnittes erlauben es indessen, genauere Aussagen zu machen und den Anwendungsbereich jener alteren Untersuchungen zu erweitern, denn die Differentialgleichung 19.5(9) hat die gleiche mathematische Struktur wie diejenige, die dort verwendet wird. Man hat nur konstante ()(,. und damit konstantes u vorauszusetzen und anzunehmen, daB der Karper nur mit einem Fluid in Beriihrung sei. Andert dieses seine Temperatur gemaB der Sprungfunktion, d. h. springt die Fluidtemperatur in T = 0 um T* (vgl. Abb. 19.5.3a), so lautet die Lasung
T = T* [1 - exp (-UT)]. 19.5(30)
Variiert T' proportional gemaB T' = T**T (Abb. 19.5.3b), so wird die Lasung
if = T** {T - ~ [1 - exp (-tlT)]} . 19.5(31)
336 19 Tempemtur- und Kii.hlungspl'obleme
r'
a c
Abb.19.5.3. Anstieg del' Mitteltemperatur Tin einem Korpel' bei Veranderung del' Fluidtempel'atur. a) Plotzlichel' Sprung del' Fluidtempemtur; b) Fluidtempemtur mit Zeit linear ansteigend; c) Fluidtempemtur springt
zunachst urn T* und steigt dann weiter linear an
Die Temperaturdifferenz T' - T ist offenbar maBgebend flir den auf den Korper ubertragenen Warmestrom, mithin abel' auch flir die im Korper auftretenden Temperaturdifferenzen und Warmespannungen. Ein optimaler Anfahrvorgang ist dann gegeben, wenn diese GroBe zeitlich konstant ist. Das ist durch geeignete Uberlagerung del' Losungen GIn. 19.5(30) und (31) erreichbar (vgl. Abb. 19.5.3c). Man braucht nur die Temperaturparameter T* und T** gemaB
T* = T**/u
aufeinander abzustimmen. Dann bleibt ubrig
T = T**T.
19.5(32)
19.5(33)
Demnach ist es zweckmaBig, die Fluidtemperatur sofort sprunghaft zu erhohen und anschlieBend weiter allmahlich ansteigen zu lassen, und zwar gemaB del' Abstimmung, die durch 19.5(32) gegeben ist.
Die hier gegebene Methode liefert auch die asymptotisch sich einstellende stationiire Temperatnrverteilnng, und zwal' in strenger \Veise, wenn die Geometrie des Korpers den einfachen Voraussetzungen entspricht. Das ist bedeutsam fUr gekuhlte Konstruktionsteile von Gastul'binen, die mit zwei Fluidstromen verschiedener Temperatur in Bel'uhl'ung stehen. Es genugt in diesem FaIle, in del' Differentialgleichung zu setzen dT/elT = O. Dann bleibt T = v/,u, worauf 19.5(3) und (4) (h und Q2' 1\"J.5(11) Tfl und T/2 und 19.5(19) bzw. (25) die Temperaturverteilungen liefern.
19.6 Eindimel1sionale Warmeleitul1g in Staben, Seheibell und Sehalell
Die in diesem Abschnitt angegebene Theorie dient VOl' aIlem del' Berechnung del' Tempel'aturverteilung in Schaufeln ohne Innenkiihlung und in Radscheiben. Dabei ist vel'einfachend vorausgesetzt, daB die Temperaturunterschiede innerhalb eines Querschnittes (also in einem Schaufelschnitt bzw. in einem Zylinderschnitt im FaIle del' Scheibe) vernachlassigbar seien. Del' Unterschied gegenuber den in den vorausgehenden Abschnitten behandelten eindimensionalen Problemen besteht darin, daB del' Korper langs del' Erstreckung langs del' die Temperaturverteilung zu rechnen ist, im Warmekontakt mit einem Fluid steht.
Abb. 19.6.1 zeigt die Disposition. Del' schraffiert angedeutete Korper steht auf beiden Seiten mit je einem Fluid in Beriihl'ung, deren Temperaturen T', T" und Warmeubergangszahlen IX' und IX" im aIlgemeinen Funktionen des Ortes x und del' Zeit t sein konnen. Ein Element dx in x bietet zu beiden Seiten Flachen U'dx und U" dx dar, die nicht notwendig gleich sein mussen; sie sind es z. B. nicht, wenn del' Korper eine Rotations-
19.6 Eindimensionale Warmeleitung in Staben, Scheiben und Schalen 337
schale ist. Der Fall der Schaufel ergibt sich in naheliegender Vereinfachung, denn dort gibt es nur ein Fluid, das den stabfarmigen Karper am ganzen Umfang umgibt. Karper, die mit mehr als zwei Fluidstramen in Beriihrung stehen, lassen sich genau gleich behandeln, doch diirfte der Fall selten sein.
r
T(O)=To /'
T", /'
0 I I
-I 0 I
2
IX~ rl, ul
I I I i-I i i+1
Nummer
xx+dx x
I I I
Abb. 19.6.1. Zur Herleitung der Differentialgleichung der eindirnensionalen Wiirrneleitung
Die Energiebilanz eines Abschnittes zwischen x und x + dx lautet
A [faT] - A [faT] + cx'(T' - T) U'dx + cx"(T" - T) U" dx = eef dx aT, ax x+dx ax x at
was nach Division durch A dx und nach EinHihrung der Abkiirzungen
'U' (3 ' =cx_ - A '
(3 " =rx"U" - A '
in die folgende Form gebracht werden kann:
A a ---ec
f a2T + df aT _ ((3' + (3") T + (3'T' + (3"T" = L aT. ~ ~~ am
19.6(1)
19.6(2)
Die (3 haben den Aufbau von Biot-Zahlen und aIle GIieder der GIeichung haben offensichtlich die Dimension einer Temperatur. - Dieser Differentialgleichung sind Hir die beiden Enden noch Grenzbedingungen beizuHigen. Zu diesem Zweck sei angenommen, daB der Karper beidseitig mit warmeiibertragenden Systemen in Verbindung stehe, die in Abb. 19.6.1 durch Rechtecke angedeutet sind und zur Herleitung eines allgemeinen Formalismus nicht genauer spezifiziert werden miissen. Es geniigt, daB die beiden fiir die Warmestrame maBgebenden Temperaturgradienten in der Form
aTI = T(O) - T IX ,
ax x~O L", aT! = Tw - T(l) ax x~l Lw
19.6(3)
dargestellt werden kannen. Hier sind T", und T w gegebene (u. U. zeitlich variierende) Temperaturen, die in den AnschluBsystemen hergestellt werden, wahrend die La und Lw Konstanten von der Dimension einer Lange sind. 1st etwa der Endquerschnitt in x = l mit einem Fluid mit Temperatur T w und Warmeiibergangszahl CX w in Beriihrung, so ist Lw = A/CXw. Komplizierter wird die Bestimmung der L bei warmeleitenden AnschluBsystemen, vgl. die Ausfiihrungen unter 19.7. Die GIn. 19.6(3) erlauben die Darstellung
aT! T(O) = To; + La-a ' x x~O aT! T(l) = Tw - Lw -a'. .
X .l·~l 19.6(4)
338 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Daraus ist zu erkennen, daB die angegebene Form fast immer anwendbar ist, denn wird etwa die Temperatur in einem Endquerschnitt direkt vorgeschrieben, so bedeutet dies lediglich, daB die betreffende Konstante L Null ist. Nul' del' Fall, wo man direkt den Gradienten vorschreiben wiirde, ist so nicht darstellbar, doch kommt er in unseren Anwendungsfallen kaum VOl'. - Fiigt man zu del' Differentialgleichung 19.6(2) und den Grenzbedingungen 19.6(4) noch eine Anfangsbedingung bei, so ist das instationare Problem mathematisch eindeutig formuliert. 1m stationaren FaIle ist lediglich in Gl. 19.6(2) rechts Null zu setzen, und die Anfangsbedingung entfallt.
Die Los~tng kann nul' in einfachen Sonderfallen geschlossen erfolgen. Sonst wird man sich heute del' Differenzenrechnung bedienen, wozu man den Karpel' einteilt in n gleiche Koordinatenintervalle Llx (vgl. Abb. 19.6.1). Die Ableitungen im Aufpunkt i sind dann gegeben durch
8T Ti+1 - T i- 1 8x 2L1x
82T Ti+1 - 2Ti + T i- 1 8x2 = Llx2
19.6(5)
Weiter mage die zeitliche Ableitung im gleichen Aufpunkt ersetzt werden durch
8T LlTi m=--;;:U' 19.6(6)
WO LlTi die Anderung von Ti im kleinen Zeitintervall LIt ist. Wenn man die Ausdriicke 19.6(5) und (6) in 19.6(2) einfiihrt und ordnet, erhalt man folgende Differenzengleichung, die fiir jeden Punkt von i = 0 bis n gilt:
fLIT· PiT i-1 - QiTi + RiT i+1 + Si =; LIt t,
R- _ fi + _1_ df I t - LI x 2 2L1 x dx i'
19.6(7)
Stellt man diese GIeichung fiir die beiden Endpunkte i = 0 und i = n auf, so erscheinen darin auch ideelle Temperaturen T -1 und T n -f - 1 in den Punkten i = -1 und i = n + 1, die dem Karpel' nicht angeharen (vgl. Abb. 19.6.1). Diese treten abel' auch in den GIn. 19.6(4) auf, wenn man diese wie folgt als Differenzengleichungen schreibt:
T1 - T-1 To =T,,+L,,~-, T = T _ L Tn+1 - T n - 1
n W W 2L1x 19.6(8)
Durch Auf16sen diesel' Gleichungen nach T -1 und Tn+ 1 erhalt man fiir diese ideellen Temperaturen Ausdrllcke, die nul' reelle Temperaturen enthalten. - Nun denke man sich die Gleichungen del' Form 19.6(7) angeschrieben fUr allei von 0 bis n. In den GIeichungen fiir i = 0 und i = n ersetze man die T -1 und Tn+1 durch die Ausdriicke nach 19.6(8). Die Gleichung fiir i = 0 enthalt dann von den Ti nur To und T 1, wahrend in del' Gleichung fUr i = n nul' T n- 1 und Tn auftl'cten. Mithin entsteht insgesamt ein Gleichungssystem, dessen Struktur schematisch in Abb. 19.6.2a dargestellt ist. Damit laBt sich das Lasungsverfahren erkennen.
1m instationaren Falle hat man lediglich ausgehend von einem gegebenen TemperaturverIauf aus jeder del' Gleichungen LlTi zu berechnen, erhalt damit die geanderten Ti nach dem Zeitintervall LIt, rechnet erneut die Temperatul'anderungen LlTi usw. 1m Hinblick auf die numerische Stabilitat des Verfahrens darf LIt nicht zu groB gewahlt werden,
19.G Eindimensionale Wiirmeleitung in Stiiben, Scheib en und Schalen 339
sondern muB del' Bedingung
genugen.
• • • • • • • • • = •
• • • • • • • • • • • • • • • •
• • • • • • • • • • • == • • • • == •
• • == • • • == • a b
Abb. 19.6.2. Struktur des Gleichungssystems fiir eindimensionale Warmeleitung
1m stationiiTen Falle sind aIle LlTi = O. ZweekmiWig werden die siimtliehen Si in 19.6(7) auf die reehte Seite genommen. Man hat dann ein simultanes System von Bestimmungsgleiehungen fur die Ti in ublieher Darstellung VOl' sieh, und zwar hat es wiederum den in Abb. 19.6.2a angegebenen Aufbau. Aus del' ersten Gleiehung des Systems kann man To ausdrueken und in die zweite einsetzen, worauf dort als Unbekannte nul' noeh Tl und T2 auftreten. Das Gleiehungssystem gewinnt damit die Form naeh Abb. 19.6.2b, wobei bemerkenswert ist, daB die unter del' gestriehelten Linie angedeuteten Gleiehungen noeh nieht herangezogen werden muBten. Von hier aus kann das gleiehe Eliminationsverfahren weitergefuhrt werden, bis sehlieBlieh nul' noeh ein System von zwei Gleiehungen mit zwei Unbekannten ubrigbleibt, das leieht gelOst werden kann. Ausgehend von den nun bekannten Tn- 1 und Tn geht man dureh die Eliminationsgleiehungen zuriiek und erhiilt so sehlieBlieh aIle T i . Es ist das gleiehe Reehenverfahren, das bereits unter 17.7 zur Bereehnung der Spannungsverteilung in Seheiben angegeben wurde. Es kommt ohne Iterationen aus und hat den V orteil daB del' Reehenaufwand nur proportional del' Zahl del' Aufpunkte ansteigt, nicht etwa progressiv.
Es kann wunschenswert sein, in verschicdenen Bereichen des Karpel'S verschiedene Koordinatendifferenzen Llx zu verwenden, was einen gewissen Kunstgriff erfordert. Del' gleiche Kunstgriff kann angewandt werden, wenn etwa del' Querschnitt artlich so stark variiert, daB man mit einer Unstetigkeit des Querschnittes reehnen kann, odeI' wenn zwei Teile mit verschiedener Wiirmeleitfiihigkeit aneinanderstoBen (z.B. VerschweiBung). In Abb. 19.(i.3 ist dies sehematisch dargestellt. Es st.oBen zwei Teile a und b mit den Wiinne-
Abb. 19.6.3. Ubergang bei einer Diskontinuitiit des Querscimittes und der Warmeleitfiihigkeit ..
x
340 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
leitfahigkeiten Aa und Ab zusammen. Die Koordinatenintervalle sind Llxa und LlXb, und an der Sprungstelle haben die beiden Teile die Quersehnitte fa und fb' Die Stetigkeit des Warmestromes an der Ubergangsstelle kann hinreiehend genau ausgesproehen werden dureh
was aueh in der Form
AafaT. _ [Aafa + Adb] T. + Adb T. = 0 AX ,-1 Llx Llx ' Llx HI LJa a b b
19.6(9)
dargestellt werden kann. Die G1. 19.6(7), fiir den Punkt i - 1 formuliert, enthalt die Unbekannten T i- 2 , Ti-l> T i. Fur Punkt i formuliert man nur 19.6(9) mit den Unbekannten Ti-l> T i, Ti+l' Fur Punkt i + 1 enthalt G1. 19.6(7) Ti, Ti+1 und T i+2' Somit behalt das Gleiehungssystem aueh bei diesem Ubergang die dureh Abb.19.6.2 veransehauliehte Struktur bei, und seine Auflasung begegnet keiner Sehwierigkeit.
Sollte etwa an einem Ende direkt die Temperatur gegeben sein anstatt einer Bedingung der Form 19.6(4), dann faUt einfaeh die Gleiehung fUr diesen Aufpunkt weg, ohne daB sieh an der Struktur des Gleiehungssystems etwas andert.
19.7 Eindimensionale Temllel'atUl'vel'teilung in Schaufeln und Laufl'adscheiben
Die in Absehn. 19.6 gegebenen Grundlagen magen hier angewandt werden auf Schaufeln und die sie tragenden Radseheiben. Als Ausgangspunkt diene der einfaehste Fall, die Sehaufel konstanten Quersehnittes, die einer konstanten wirksamen Gastemperatur T' ausgesetzt sei und an der Schaufelwurzel (Nabe) auf einer tieferen Temperatur TN gehalten werde (vg1. Abb. 19.7.1). Die allgemeine Differentialgleiehung 19.6(2) schreibt sieh dabei im stationaren Falle
19.7(1)
Die Grenzbedingungen sind
T(oo) = T'. 19.7(2)
Die zweite dieser Gleiehungen besagt, daB sieh T asymptotiseh dem Wert T' nahert, was mit groBer Genauigkeit zutrifft und auf die einfaehste Lasung fUhrt. Sie lautet
T =T' - (T' - TN)exp(-x V1XA~)' 19.7(3)
Abb. 19.7.2 zeigt einen so ermittelten Temperaturverlauf in einer Sehaufel von 5 em
x
1- -------
~ l I
u 10 ~
Abb.19.7.1. SchaufelkonstantenQuerschnittes
6 em
r !-3
Z T'
0 500 600
Abb. 19.7.2. Beispiel fUr den Verlauf der Schaufeltemperatur T bei konstanter Gas
temperatur T'. Sehaufelsehnenliinge 5 em
19.7 Eindimensionale Temperaturverteilung in Schaufeln und Laufradscheiben 341
Sehnenlange, wobei die Temperatur an del' Schaufelwurzel zu 500 °0, diejenige des Gases zu 700°0 angenommen ist. Wie man erkennt, hat sich bereits 3 cm iiber dem SchaufelfuB die Schaufeltemperatur del' Gastemperatur auf 7 °0 genahert. Eine wirksame Kiihlung des Schaufelblattes yom FuB her ist also unmoglich; hierzu miiBte del' Exponent in 19.7(3) klein, d. h. die Schaufel miiBte kurz und von gedrungener Gestalt sein, was hochstens bei ausgesprochenen Kleingasturbinen erreichbar ware.
Del' Temperaturgradient am SchaufelfuB, also in x = 0, ergibt sich aus 19.7(3) zu
dTI = (T' _ TN) l/IXU. dx 0 ~ Ai
19.7(4)
Del' Warmestrom Q, del' in die FuBplatte insgesamt eintritt, ist
19.7(5)
Hier ist IXp die Warmeiibergangszahl an del' FuBplatte, i p die gesamte FuBplattenflache (also i p = bt, wenn t die Teilung an del' FuBplatte ist). Wenn man in diesel' Gleichung die Temperaturdifferenz T' - TN aus 19. 7( 4) ausdriickt, erhalt sie die Form
Q = fA dTI [1 + IXp(fp - i)J . dx 0 YIXAfU
19.7(6)
Del' Faktor VOl' del' eckigen Klammer ist offenbar del' Warmestrom, del' aus dem Schaufelblatt allein stammt; del' dimensionslose Klammerausdruck gibt also die VergroBerung des Warmestromes durch die konvektive \i'Varmeiibertragung an die FuBplatte. Die Formel 19.7(6) gilt streng nul' fiir konstanten Schaufelquerschnitt und konstante Gastemperatur, kann abel' auch unter allgemeineren Voraussetzungen naherungsweise iibernommen werden, da die lokalen Bedingungen an del' Schaufelwurzel von denen in groBerer Entfernung nur wenig beeinfluBt werden. Wenn (dTjdx)p del' Mittelwert des Temperaturgradienten an del' FuBplatte selbst ist, gilt auch
. (dT) Q =Afp dx p. 19.7(7)
Die Gleichsetzung del' Ausdriicke 19.7(6) und (7) liefert
IXp(fp - i)l dTI Y IXAfU dx 10 •
19.7(8)
Von hier aus kann auch die Grenzbedingung an SchaufelfiiBen gewonnen werden. Abb. 19.7.3a und b zeigen Beispiele von Anordnungen. 1m Beispiel a ist ein Trommeh'otor vorausgesetzt, del' an den Flachen zwischen den Schaufelkranzen mit Kiihlluft in Bel'iihrung steht. Del' Warmestrom verlauft dann wie durch die Pfeile angedeutet, und das Innere des Rotors nimmt am Warmeleitungsvorgang praktisch nicht teil. Sind T A und T B
die Temperaturen in A und B, so ist
19.7(9)
die fiir die Warmeableitung maBgebende Temperatur. 1m Beispiel Abb. 19.7.3b wird die Warme radial in die Scheibe eingeleitet. Es sei r del' Radius, in dem die Temperatur langs des Umfanges als ausgeglichen betrachtet werden darf, und zwar solI del' Wert mit T bezeichnet werden. Wie die Anordnung im einzelnen auch aussehe, so kann stets gesetzt werden
19.7(10)
342 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
x x
a b
Abb.19.7.3. Zur Formulierung der Grenzbedingungen am SchaufelfuB. a) Hammerkopfbefestigung; b) axial eingeschobener FuB
vgl. die Abbildung. Del' Koeffizient ]{ bestimmt sich dabei wie folgt. Fur die gegebene geometrische Konfiguration ermittelt man das zweidimensionale stationare Temperatur-feld fUr beliebig gewahlte TN und T nach den unter 19.8 und 19.9 beschriebenen Verfahren odeI' auch nach dem Verfahren del' elektrischen Analogie, vgl. etwa [30]. Damit kennt man auch (dT/dx)p und kann folglich K aus 19.7(10) berechnen. Aus 19.7(10) und (8) folgt
TN-if _iN[l+lXp(fp-fN)]dT/ K Llr - fp YIXA.!NU N dx o·
19.7(11)
Die GraBen fund U wurden hier noch mit dem Index N versehen, um anzudeuten, daB bei variablem Schaufelquerschnitt die Werte an del' Nabe einzusetzen sind. Wenn man nun mit del' ersten del' Gln. 19.6(8) vergleicht und beachtet, daB T(O) hier TN ist und T die Rolle von T(X ubernimmt, folgt sogleich
L(X = K Llr iN [1 + IXrifp - fN) J' fp Y IXAfNU N
19.7(12)
womit die Grenzbedingung an del' Schaufelwurzel so formulierbar ist, wie unter 19.6 angegeben. Man beachte, daB die genaue Wahl von Ll1' nicht maBgebend ist, da bei gegebenen Absolutmessungen des FuBes ]{Llr praktisch von Ll1' nicht abhangt. 1st abel' einmal K bestimmt, so muB Ll1' stets im gleichen Verhaltnis zu den FuBabmessungen stehen wie in del' Konfiguration, die zur Berechnung von ]{ diente.
Eine Partie zwischen rN und r wie in Abb. 19.7.3b kann auch ersetzt werden durch einen gedachten zusammenhangenden Ring, del' eine verminderte Warmeleitfahigkeit A'" hatte. Die Temperaturverteilung in einem solchen ware gegeben durch
T = T - (T _ if) In (rN/1') , N N In (rN/1') 19.7(13)
so daB del' Gradient in 1'N den Wert
dTI T N - if d1' N = rN In (rN/r)
19.7(14)
hatte. Aus del' Bedingung
A'" dTI = A (dT) dr IN dx p
19.7(15)
19.7 Eindimensionale Temperaturverteilung in Schaufeln und Laufradscheiben
folgt durch Einsetzen del' Ausdl'iicke 19.7(10) und (14)
A* = A rN In (rN/r) . K Llr
343
19.7(16)
Diese Dal'stellungsweise wil'd zweckmaBig herangezogen, wenn die seitlichen Begrenzungsflachen diesel' Zone mit KiihIluft in Beriihl'ung stehen, denn dann kann die eindimensionale Berechnung del' Temperatur genau gleich erfolgen wie in deriibrigen Scheibe, nur mit geanderter Leitfahigkeit.
Obwohl die Theorie gemaB ihren Grundvoraussetzungen zunachst eindimensional ist, kann sie im FaIle del' Scheibe doch so erganzt werden, daB sie ohne Komplikation ihrer mathematischen Struktur auch die Temperaturverteilung iiber del' Scheibendicke naherungsweise erfaBt. Es wird angenommen, diese Temperaturverteilung sei stets diejenige, die sich einstellen wiirde in einer ebenen Platte, die beidseitig gleichen Fluidtemperaturen und Warmeiibergangszahlen ausgesetzt ist und auch die gleiche Dicke h besitzt wie die Scheibe (lokal). Wenn wir die Warmestromdichte q positiv rechnen in Richtung del' z-Achse (Abb. 19.7.4), wil'd sie
, (" ') [ 1 z ] q=q + q -g 2+7i-'
Abb. 19.7.4. Zur HerIeitung der quasizweidimensionalen Warmeleitung in einer Scheibe
T'
19.7(17)
T"
z
Wenn im Rahmen diesel' Theol'ie T die Tempel'atur in del' Mittelebene bedeutet und T* die lokale Temperatur, folgt hieraus
T* = T - 2. [q' + L z + q" - q' Z2] - Aa 2 2h' 19.7(lS)
mithin fUr die Oberflachentemperaturen
T, = T + ~ (3q' + qU), a,
'T;' = T - S~ (q' + 3g"). a
19.7(19)
Hier ist Aa die Warmeleitfahigkeit in axialer Richtung, die sich in Kranzpartien, wo man mit einer ideellen Leitfahigkeit },* l'echnet, von diesel' letztel'en untel'scheiden wird. Bei axial eingeschobenen SchaufelfiiBen ist sie gleich del' ,l'eeIlen' Leitfahigkeit. - Mit den Warmeiibel'gangszahlen a' und aU zu beiden Seiten ist auch
Die Gleichsetzung liefert
T ' -T' g' j- ---" a
T " =Tu +L I " . a
T' - g', = T + !!- (3q' + qU) a S}'a
TU + :L = T - ~ ( , + 3qU) aU SAa q .
19.7(20)
344 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Diese Gleichungen konnen in folgender Weise nach q' und q" aufgelost werden. Man setzt
~ 1 M 1 h A = SA.a + --;;: , B SA.a + 77' ' C SA.a ' 19.7(21)
Dann ist
q' = - ; (T - T') - ~ (T - T"), q" =~ (T - T") + ~ (T - T'). 19.7(22)
Da in der urspriinglichen Form der Theorie die Warmestromdichten -rx'(T - T') und rx"(T - T") sind, zeigt sich, daB man nur in 19.6(2) die Ausdriicke fUr die f3 zu ersetzen hat durch
f3 " = A + C U NA. '
19.7(23)
wobei hier A. die radiale Warmeleitfahigkeit ist. Alles iibrige bleibt unverandert. Hat man so nach dem eindimensionalen Verfahren T(x) bestimmt, so liefern 19.7(22) q' und q" und 19.7(lS) und (19) die Temperaturverteilung iiber der Scheibendicke.
,I
\ I \ , I I
-----r-t-\ I \ I I I \ I \ I
~ i
--------+---Abb.19.7.5. Beispiel: Berechnung einer Scheibe mit Schaufeln
Damit konnen nun kompliziertere zusammengesetzte FaIle behandelt werden, wie etwa der in Abb. 19.7.5 dargestellte. Es handelt sich um eine gekiihlte Scheibe mit ungekiihlten Schaufeln. Die SchaufelfiiBe weisen verlangerte Halsstiicke auf, um die Warmeiibertragung von der Schaufel auf die Scheibe herabzusetzen. Das Bild zeigt die KiihIluftfiihrung, die Bezeichnungen und die Numerierung der Aufpunkte. Es ist angenommen, daB die Deckplatten mit KiihIluft in Beriihrung stehen. Nachfolgend werden die fiir den dargestellten Sektor giiltigen Gleichungen angegeben fiir aIle ,abnormalen' Aufpunkte, und zwar sogleich fUr den instationaren Fall:
Pu,nkt 1:
19.7(24)
19.7 Eindimensionale Temperaturverteilung in Schaufeln und Laufradscheiben 345
Pnnkt p:
19.7(25)
P1tnkt q:
19.7(26)
Punkt r:
f .Ie Tr - TI'-l + (1- _ f ) (T _ T') =11 Tr+l - Tr _ (!CfhN L1Tr 19.7(27) F L1 X2 IXp F r k hw 2 L1 t .
P1mkt r + 1:
f .Ie Tr+2 - Tr+1 + (1-- f ) (T' _ T ) =11 TI'+! - Tr + (!cfhN L1Tr+1 19.7(28) N L1x4 IXp N g r+1 hN 2 L1t'
P1lnkt 8:
f ' Ts - T s- 1 (1- f (T' T 1-;-' Ts - TS+1 .fh L1Ts - SF' L1X4 + IXp - S) II - s) = A hs + (!CJ 'NTt·
Pnnkt 8 + 1: , Ts - TS+1 (T T') A hs =lXp 8+1- k'
Dabei gelten folgende Bezeichnungen:
1 IF,IN,ls T~, T~ IX, IXp
gesamter Querschnitt (Teilung X Breite); Querschnitt des FuBteiles F, des Schaufelblattes an Nabe und Spitze; Tempel'aturen von Gas und Kiihlluft; Wiil'meiibel'gangszahlen an l'adialen Fliichen bzw. an ,Platten' (wie in Gl.19.7(5)); Wiirmeleitfiihigkeit del' Schaufel, des Rotors, ideelle Wiil'meleitzahl.
19.7(29)
19.7(30)
AIle GraBen, bei denen nichts weiteres angegeben ist, gelten stets fiir den Punkt, fliT den die betreffende Gleichung angeschl'ieben ist.
Von del' Richtigkeit del' Gln. 19.7(27) und (28) iibel'zeugt man sich, indem man (27) von (28) subtrahiel't. AIle Gleichungen fiir die ,normalen' Aufpunkte haben die Form 19.6(7) und sind nicht weiter angegeben. Die quasizweidimensionale Behandlung untel' Vel'wendung del' Beziehungen 19.7(18)-(23) entspl'icht im instationiil'en FaIle genau del' Theol'ie nach Abschn. 19.5 und ist mit gleichel' Niihel'ung bl'auchbar wie jene. - Del' stationiire Fall el'gibt sich, indem man die L1T Null setzt. Von dem so entstehenden Gleichungssystem enthiilt die erste Gleichung, d.h. 19.7(24) zwei Unbekannte, die letzte, Gl. 19.7(30) ebenfalls, aIle anderen drei. Man hat also wiederum ein Gleichungssystem del' in Abb. 19.6.2 veranschaulichten Art VOl' sich und kann die gleiche Lasungsmethode benutzen. Dabei ist To als bekannt vorausgesetzt. Die Genauigkeit diesel' Eingabe ist iibl'igens nicht kritisch, da das Rechenergebnis nicht sehr empfindlich darauf l'eagiert. Natigenfalls kann abel' diese Temperatur freigegeben und eine Gl'enzbedingung des Typs Gl. 19.6(8) gesetzt werden, ohne daB die Struktur des Gleichungssystems sich veriindert.
Es ist beachtlich, daB eine so komplizierte Anordnung nach einem Verfahren nachgerechnet werden kann, das ohne Iteration auskommt. Das gilt allel'dings nur unter del' Voraussetzung, daB del' Verlauf del' Kiihllufttempel'atur gegeben werden kann, was hachstens niihel'ungsweise zutrifft. Genauer miiBte man dies en zugleich mit del' Tempel'atul'vel'teilung in den Bauteilen bel'echnen. 1st in del' Kiihlluftmassenstl'om, so lautet die Bilanzgleichung z.B. fiir ein Wegstiick dx, wenn nur von del' Scheibe aus Wiirme auf die Luft iibertl'agen wil'd
. d' 'd dTI.; IXU T T' mcp TI.; = IXU(Tf - Tx,) x.'. -d = -. - ( f - k)' X lncp
19.7(31)
346 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Solche Beziehungen waren also als Differenzengleichungen dem Gleichungssystem beizufiigen, das dann aber seine einfache Struktur verliert. Man kann daher so vorgehen, daB man mit angenommenen Kiihllufttemperaturen die Temperaturverteilung im Rotorsystem bestimmt, damit neue Kiihllufttemperaturen berechnet usw.
Haufig findet man auch die Anordnung, bei der die Zwischenraume zwischen den verlangerten Halsstiicken F (Abb. 19.7.5) Totraume sind, also nicht von Kiihlluft durchstromt. Der konvektive Warmeiibergang in den Totraumen kann dann beriicksichtigt werden, indem man den Halsstiicken eine ideelle Warmeleitfahigkeit
,1* = A + rxlFf ___ IF I
19.7(32)
zuordnet. Hier ist IF die Lange des Halsstiickes und rx die gemaB Gl. 19.2(17) definierte Warmeiibergangszahl. Abb. 19.7.6 zeigt eine Konstruktion der Firma Sulzer, bei der die SchaufelfiiBe verlangerte Halsstiicke aufweisen. In der ersten Stufe sind die Zwischenraume von der Kiihlluft durchstromt, die in die gekiihlten Schaufeln eintritt, in der zweiten Stufe sind sie Totraume.
Abb. 19.7.6. Gasturbinenlaufer von Sulzer. SchaufelfiiBe besitzen verlangerte H alsstiicke zur Verminderung der Warmeiibertragung
Bei Trommelrotoren ist es oft zweckmaBig, die gesamte Erhohung der Warmeiibertragung durch die Schaufeln zu beriicksichtigen, indem man an einer glatt gedachten Trommeloberflache mit einer erhohten, ideellen Warmeiibergangszahl rx* rechnet. 1st IN der Nabenquerschnitt der Schaufel, IR die Oberflache des gedachten glatten Rotors pro eine Schaufel, ;X die Warmeiibergangszahl an der Rotoroberflache, TR die Rotortemperatur und T' die wirksame Fluidtemperatur, so wird unter Verwendung von 19.7(4) mit TR R:::i TN
Q = UR - IN) a(T' - T R) + INA ~~Io = [UR - IN) a + INA V;/~] (T' - T R)·
Da anderseits rx* definiert ist durch
Q =IRrx*(T' - T R ),
folgt durch Gleichsetzung
rx* = (l-t)a+ Vrxy:u. 19.7(33)
Man beachte, daB rx hier die Warmeiibergangszahl an der Schaufeloberflache ist.
19.8 Zweidimensionale Temperaturverteilung 347
19.8 Zweidimensionale Temperaturverteilung
Der Fall, wo eine zweidimensionale Naherung der Temperaturverteilung geniigt, ist sehr haufig. Die grundlegende Differentialgleichung lautet dann in den verschiedenen Koordinatensystemen wie folgt:
Oartesi8che Koordinaten x, y:
Polarkoordinaten r, {}: 8T [82T 1 8T 1 82T] fit = a 8r2 + r 8r + 1=2 8{}2 •
Zylinderkoordinaten z, r, {}, Temperatur nur von z und r abhangig:
8T = a [82T + 82T -J,.. ~ 8T] . 8t 8z2 8r2' r 8r
1st ~ irgendeine Koordinate, so ist im Rahmen der Differenzenrechnung
THI - 2Ti + T i - I LI~2
19.8(1)
19.8(2)
19.8(3)
19.8( 4)
Wenn man die samtlichen Ableitunngen 19.8(1)-(3) in dieser Weise ausdriickt und ordnet nach den diskreten Temperaturen, erhalt man fiir die drei Koordinatensysteme (vgl. Abb. 19.8.1 und 2):
Oartesische Koordinaten:
dT·· a { (LlX)2 [(LlX)2] (LlX)2 } dtt) = LlX2 Ti-I,i + Lly Ti,i-I - 2 1 + tJy Tij + tJy Ti,i+l + Ti+l,i .
19.8(5) Polarkoordinaten:
+ r:;;2 Ti,HI + [1 + :~] Ti+I,i}' 19.8(6)
Zylinderkoordinaten, T = j(z, r):
dTii a {tJr2 [tJr] [tJr2] at = tJr2 tJ Z2 Ti-I,i + 1 - 2ri Ti,i-I - 2 1 + tJ Z2 Ti,i +
19.8(7)
Zu diesen Gleichungen sind die jeweiligen Grenzbedingungen an den Korperoberflachen beizufiigen. Es sei ~ irgendeine Koordinate, auf deren Richtung die Korperoberflache im Punkt n senkrecht steht (Abb. 19.8.3a). Dann lautet die Grenzbedingung in diesem Punkt
/X(T - T') = -A 8T I = -A Tn+! - T n- I 19.8(8) n n 8~ n 2tJ~'
wo Tn+! die ideele Temperatur im Aufpunkt n + 1 auBerhalb des Korpers ist und T~ die Fluidtemperatur in n. Nach Tn+! aufgelOst, lautet 19.8(8)
2/X tJ~ , Tn+1 = T n- I - -A- (Tn - Tn)· 19.8(9)
348 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
y
0 0 a 0 a
0 a a 0 0
iJ+1
a 0 0 0 0
i-/,j i,j i + /,j
0 r 0 0 0
Liy i,j-I
lLi!:r 0 0 0
X ri
a b
Abb. Hl.8.l. Koordinatenraster zur zweidimensionalen Berechnung von Temperaturverteilungen. a) Cartesische Koordinaten; b) Polarkoordinaten
7'
0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 a 0
i,j+1
7'i a a 0 0 a 0
i-I,j i,j i+1,j 0 r a 0 0 0
I Lir i,j-/ I LLi~ 0 0 0 0
/) If}
I /
/
z Abb. 19.8.2. Punkteraster bei Zylinderkoordinaten, wenn T nicht vom Azimuthwinkel {} abhangig
r
a
Abb.19.8.3. a) Zur Formulierung der Grenzbedingungen; b) Ubergang zwischen zwei Gebieten verschiedener Maschenweite
19.8 Zweidimensionale Temperaturverteilung 349
In den beiden Grenzfallen del' isolierten Oberflache und del' unendlichen Warmeiibergangszahl erhalt man:
Isoliert: 1X = 0, somit Tn-'rl = Tn-I>
1X = CXl, hierbei Tn = T~.
1m letzteren FaIle muB T n+ 1 nicht eingefiihrt werden, da fiir Tn keine Gleichung benotigt wird.
Wenn man nun die Differenzengleichungen - also je nach Fall 19.8(5), (6) odeI' (7) -fiir aIle Aufpunkte aufstellt und in den Gleichungen del' Randpunkte (sofern dort T nicht vorgeschrieben ist) die Tn+l durch 19.8(9) ausdriickt, erhalt man ein Gleichungssystem, das nur noch reelle Temperaturen enthalt und die Grenzbedingungen einschlieBt. 1m instationaren Fall gewinnt man ausgehend von einem bekannten Anfangszustand die dTii/dt in allen Aufpunkten und hat gemaB
19.8(10)
die Temperaturen in einem um Lit spateren Zeitpunkt. Von hier aus kann in gleicher 'Weise weitergefahren werden. Die Bedingung dafiir, daB diese Rechnung stabil ist, lautet
05 1 Lit < ~ 1 l'
-+-Llx2 Ll y2
19.8(11)
Die Koordinatendifferenzen Llx, Lly sind gegebenenfalls durch Liz, Llr, rLl{} zu ersetzen. 1m stationaren Palle lauft die Rechnung darauf hinaus, in den Differenzengleichungen
19.8(5), (6) odeI' (7) den in geschweifter Klammer geschriebenen Ausdruck Null zu setzen. Wenn hierbei die Grenzbedingungen eingefiihrt werden wie angegeben, entsteht ein inhomogenes Gleichungssystem mit ebensovielen Gleichungen wie Unbekannten. Es hat diagonale Bandstruktur, da, in del' Gleichung jedes Punktes nul' \iVerte in den unmittelbar benachbarten Punkten auftreten. Die Losung erfolgt im allgemeinen zweckmaBig nach del' GauB-Seidel-Methode, vgl. etwa [31, 32].
Auch bei del' Berechnung zweidimensionaler Temperaturfelder kann es zweckmaf3ig sein, wie unter 19.7 erklart, Bereiche mit lokal komplizierter Temperaturverteilung (z. B. Zonen mit SchaufelfiiBen) vereinfacht zu behandeln, indem man dort mit ideellen verminderten Warmeleitzahlen rechnet. So seien z. B. bei einem Rotor imBereich del' SchaufelfiiBe die ideellen Warmeleitzahlen in z-Richtung und r-Richtung Az und }'r' Dann sei
19.8(12)
Es ist leicht zu priifen, daB dann die Differenzengleichung 19.8(7) iibergeht in
19.8(1;3)
Ein besonderes Problem entsteht noch, wo eine solche Zone mit ideellen Warmeleitzahlen an den iibrigen Korper anschlieBt odeI' ganz allgemein auch dort, wo Zonen mit verschiedener Maschenweite aneinander angrenzen. Abb. 19.8.3b veranschaulicht eine solcheSituation. Die Bel~eiche I und II mogen mit Radienintervallen Llr] und Llrn behandelt werden; auBerdem solI in II mit ideellen Warmeleitzahlen gerechnet werden. AuBel' den mit Kreisen angegebenen Aufpunkten sind noch weitere mit Kreuzen gekennzeichnet. In diesen werden ideelle Temperaturen eingefiihrt, genau wie bei del' Behandlung von Grenzbedingungen an Oberflachen. Dann schreibt sich z.B. die Bedingung del' Kontinuitat del'
350 1~ Temperatur- und Kiihlungsprobleme
radialen Warmestromdichte im Punkt 1
Ts - T5 Llt'I
19.8(14)
wobei Ts und T7 ideelle Temperaturen sind. Fur den gleichen Punkt 1 muB nun die Differenzengleichung zweimal formuliert werden, namlich je fUr die Korper I und II, da del' Punkt ja beiden angehort. Mit del' Numerierung del' Zustandspunkte nach Abb, 19.8.3b lauten diese Gleichungen:
dTl a {LlrJ [LlrI] [LlrJ] dt = LlrJ LlZ2 T4 + 1 - 2rl T5 - 2 1 + LlZ2 Tl +
19.8(15)
dT1 a {LlrJI [LlrII] [ LlrJI] dt = LlrJI Az LlZ2 T4 + Ar 1 - 2rl T7 - 2 Ar + A z LlZ2 Tl +
[ LlrII] Llr1I} + Ar 1 + 2r 1 T 6 + A z LI Z2 T 2 . 19.8(16)
Wenn man diese beiden Gleichungen je nach den ideellen Temperaturen T3 und T7 auflost, die so erhaltenen Ausdrucke in 19.8(14) einsetzt und die so entstehende Relation wiederum nach dT1/dt auflost, findet man eine Gleichung, die dT1/dt durch T 1, T 2 , T 4 , T 5, Ts ausgedruckt, also keine ide ellen Temperaturen mehr enthalt. 1m stational' en Fall ist dT1/dt = 0 zu setzen, womit die dem Punkte 1 zugeordnete Bestimmungsgleichung innerhalb des gesamten Gleichungssystems vorliegt. Stets ist man wieder in del' gleichen Situation wie in "regularen" Punkten, und das Problem des Anschlusses der Zonen aneinander ist somit gelost.
Bei einem Randpunkt wie Punkt 10 (Abb. 19.8.3b), kann gleich vorgegangen werden, nUl' enthalt die entstehende Gleichung zunachst noch die ideelle Temperatur T 13 . Diese abel' kann eliminiert werden durch die zu H).8(9) analoge Gleichung
T T 4iX I<jZ (T T' ) 13 = 11 + A(1 + A z ) 10 - 10' 19.8(17)
Hier ist }, durch den Mittelwel't AU + Az )/2 ersetzt, eine Vel'einfachung, die zulassig ist, da je effektiv ohnehin nicht zwei getl'ennte Zonen vorliegen.
Somit laBt sich also das fUr die Warmeleitungsrechnung benotigte Maschennetz in erheblichem MaGe den besonderen Bedingungen des jeweiligen Problems anpassen, da die Maschenweiten variiert und gegebenenfalls auch unterschiedliche Warmeleitzahlen berucksichtigt werden konnen. Abb. 19.8.4 veranschaulicht dies am Beispiel eines kegligen rrrommelrotors. Die gestrichelte Linie grenzt die Zone ab, innerhalb welcher mit ideellen Warmeleitzahlen gerechnet wird zur Berucksichtigung del' SchaufelfuBe. Die Begrenzung des Korpers muI3 dnrch eine gestufte Kontur angenahert werden, eine Situation, die sehr
--- _I. t- .-
-1-- _.
I
, .
I
I I : i
! i I I I ,
. LL . __ . ..Ll . i i.-.ll_~.~ -'-- --- I
Abb. 19.8.4. Kegliger Trommelrotor mit lVIascheneinteilung
19.8 Zweidimensionale Temperaturverteilung 351
haufig ist. Da die Oberflache eines solchen Stufenkorpers stets etwas groBer ist als die des wirklichen, muB man in del' Regel die Warmeiibergangszahlen etwas anpassen. 1m Beispiel Abb. 19.8.4 entsteht dieses Problem an del' Mantel£lache. Man kann z.B. nur die zylindrischen Ersatz£lachen fiir die Warmeiibertragung in Rechnung setzen odeI' abel' - wohl richtiger - auch die ringfOrmigen Stirn£lachenstiicke, dann abel' mit einer reduzierten Warmeiibergangszahl; ihre Verkleinerung miiBte umgekehrt proportional del' FlachenvergroBerung sein. - An geschaufelten Ober£lachen ist wiederum eine ideelle Warmeiibergangszahl !X * gemaB Gl. 19.7. (33) einzusetzen.
In diesem Abschnitt wurde angenommen, daB die Fluidtemperaturen, denen del' Korper ausgesetzt ist, gegeben seien. Das ist z. B. nicht ohne weiteres del' Fall bei kleinen Kiihl- odeI' Sperrluftstromen, da del' Verlauf del' Fluidtemperatur dann selbst von den Temperaturverteilungen in den Korpern abhangt, mit denen das Fluid in Beriihrung ist. Es sei in del' Massenstrom des Fluids, das zwischen zwei Korpern a und b stromt. Beim Weiterschreiten urn ein kleines Wegintervall andere sich die Fluid-Totaltemperatur von T~ auf T~+l' Es iiberstreiche dabei an beiden Korpern die Flachenstiicke LlFa und LlFb, wobei !Xa und !Xb die zugehorigen Warmeiibergangszahlen seien. Abb. 19.8.5 zeigt die Disposition. Daun gilt offenbar
T ' T' LIP a!Xa (T T' T T' LlFb !Xb' , HI - i = 2' ai - i + ai-"-I - i+1) + -2-' ---(Tbi - Ti - TbHI - Ti+I)' mcp , , n~cp ,
Abb. 19.8.5. Zur Bestimmung del' gegenseitigen \Veehselwirkung zwischen Fluidtemperatur und Temperaturverteilungen in den angrenzenden
Karpel'll
19.8(18)
Fiir jcdes Wegstiick LI'; des betl'effellden Fluidstl'omes gilt eine dcrartige Gleichung. Diese sind den Gleichungssystemen del' Korper a und b beizufiigen. So entsteht schlieBlich ein Gesamtgleichungssystem, das den Vorgang beschreibt. Die Korper a und b konnen also nicht mehr getrennt behandelt wcrden, sondern sie sind libel' die Gleichungen des Typs 19.8(18) miteinander gekoppelt.
Ein Verfahren, das die Wechselwirkungen zwischen den Temperaturverteilungen im Korper und im Fluid von vornherein mit umfaBt, gibt Benni [33]. Nicht nur del' Kol'pel', sondern auch del' vom Fluid durchstromte Raum wil'd dabei in Zellen eingeteilt, die durch Maschen getl'ennt sind. Fur jede Zelle wil'd die Warmebilanz aufgestellt, wobei die Wal'meiibel'tragung durch die Maschen hindurch el'folgen kann durch vVarmeleitung, Warmei.'lbergang und dil'ektcn Ubertl'itt von Fluid. Das Verfahl'en ist damit auBel'ol'dentlich anpassungsfahig. Allerdings ist auch hiel' die geometrische Gestalt del' Zellen gegeben durch das Kool'dinatensystem, womit Korper beliebigel' Geometrie" nur durch Stufen-korpel' angynahert werden konnen wie im Beispiel Abb. 19.8.4. -
Abb. 19.8.6 zeigt Temperaturverteilungen in einem zwei£lutigen MD-Dampfturbinenlaufer, oben 2 h nach Kaltstal'tbeginn, unten im stationaren Zustand. 1m erst en FaIle sind die Temperaturgradienten vOl'wiegend radial, im stationaren Zustand axial. In Laufermitte wird ein kleiner Strom nicht zwischeniiberhitzten Dampfes zugefiihl't, um die Temperatur ortlich abzusenken.
352 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
R 6 5 I,
3 2 7 0
200·e 250 300 350 1,00 450 R 6
5 I,
Abb. 19.8.G. Beispiel gerechneter Temperaturverteilungen im Rotor einer MD-Dampfturbine; oben 2 h nach Kaltstartbeginn, unten im stationaren Zustand
19.9 Verfahl'en del' finiten Elemente
In del' l~egel ist die Geometrie del' Bauteile so kompliziert, daB einfache Koordinatensysteme sich ihnen nul' unvollkommen anpassen. Deshalb muB die AuBenkontur meist teilweise durch Stufenformen angenahert werden wie im Beispiel Abb. 19.8.4. Das hat dazu gefiihrt, auch fiir \iVarmeleitungsl'echnungen auf das Verfahren del' finiten Elemente zuriickzugreifen, vgl. [31,34]. Gibt man diesen dreieckige Gestalt, wie auch bei Festigkeitsuntersuchungen, dann laBt sich die Elementeinteilung auch einer komplizierten Karpergeometrie gut anpassen. Die Theorie sei hier am Beispiel del' ebenen Warmeleitung durchgefiihrt. Das Problem werde zunachst stational' behandelt, wobei abel' eine im Karpel' stetig verteilte Warmequellstal'ke c (Wal'meentwicklung pro Zeit- und Volumeneinheit) eingefiihrt werde, weil davon ausgehend del' Ubergang zum instationaren Fall leicht maglich ist. Die Diffel'entialgleichung lautet dann
!!.- (A OT) +!!.- (A OT) + e = 0, ox ox oy oy wahrend die Gl'enzbedingung an del' AuBenkontur in del' Form
A oT + !X(T - T') = 0 on geschl'ieben werden kann mit a/an als Ableitung nach del' auHeren Normalen.
19.9(1)
19.9(2)
In del' Variationsrechnung wird gezeigt, daB die Aufgabe, Gl. 19.9(1) mit del' Grenzbedingung 19.9(2) zu IOsen, mit del' folgenden aquivalent ist. Das Funktionale X sei definiert durch
1 [(oT)2 (oT)2] . . . [T2 ] X = 2" ~f A ox + oy dx dy + J) eT dx dy + j IX 2" - T'T ds. 19.9(3)
Die Doppelintegrale sind iiber das ganze Flachengebiet G des Karpel'S zu erstrecken, das Einfachintegral iiber die Begrenzungskurve C, Abb. 19.9.1. Sucht man nun diejenige Verteilung T(J.:, y), die X zu einem Minimum macht, so erfiillt diese, wie aus del' Eulerschen Bedingung del' Variationsrechnung hervorgeht 19.9(1) und (2), vgl. etwa [35]. Anschaulich
19.9 Verfahren der finiten Elemente 353
bedeutet dies, daB sich del' Warmestrom so verteilt, wie er den geringsten Widerstand findet.
Y
Yk Yi, I-L----->;l---K
Yj
:r;
Abb. 19.9.1. Einteilung eines Korpers in dreieckige Felder
Wird nun del' Karpel' gemaB Abb. 19.9.1 in dreieckige Felder eingeteilt, so wird das Temperaturfeld reprasentiert durch die samtlichen Temperaturen Ti in den Knotenpunkten dieses Netzes. X ist dann Funktion aIler diesel' T i . Die Variationsbedingung !5X = 0, welche die Lasung des Problems festlegt, lautet daher
i = 1, 2, ... , i ... N, 19.9(4)
wo N die Zahl del' Knotenpunkte sei. Urn diese Gleichungen explizite zu erhalten, mage ein Element i, j, k herausgegriffen werden, Abb. 19.9.1. Innerhalb dieses Elementesdarf die Temperaturverteilung als linear betrachtet werden, d.h. es ist
1 T = 2L1 [(ai + bix + CiY) Ti + (ai + bix + ciY) Ti + (ak + bkx + CkY) T k], 19.9(5)
wo 1
2L1 = 1 1
das Doppelte del' Dreiecksflache ist. Fur die Koeffizienten findet man
19.9(6)
19.9(7)
ai' bi etc. durch zyklische Vertauschung. Nun sei Xe del' Auteil von X, del' auf das betrachtete Element entfaIlt, des sen Eckpunkte samtlich im Inneren des Karpel'S (nicht auf 0) liegen magep.. Fur 8Xe /8Ti erhalt man den Ausdruck
8Xe [8T 8 (8T) 8T 8 (8T)] 8T 8Ti = f fA 8x 8Ti 8x + 8y 8Ti 8y dx dy + f f e 8Ti dx dy, 19.9(8)
wobei die Doppelintegrale uber die Dreiecksflache zu erstrecken sind. Hier sind aIle
354 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Ableitungen bis auf 8T/8Ti konstant, womit sich mit 19.9(5) ergibt
8Xe )'bi 8Ti = (2L1)2 (biTi + bjTj + bkTk) J J dx dy +
),c· e + (2L1)2 (ciTi + cjTj + CkTk) J J dx dy + 2L1 J J (ai + bix + ciY) dx dy.
Nun ist aber J J dxdy =LI,
und aus der Bedeutung von ai' bi, ci laBt sich verifizieren, daB
dx dy LI J J (ai + bix + CiY)"l11 = 3·
Damit kann 19.9(9) in die folgende Form iibergefiihrt werden. Setzt man
), Sij = 4LI (bib j - CiCj) ,
so ist
19.9(9)
19.9(10)
19.9(11)
19.9(12)
19.9(13)
Nun werde ein Punkt i herausgegriffen, und es soll8X/8Ti gebildet werden, weil dieser Ausdruck nach G1. 19.9(4) gleich Null zu setzen ist. Es ist
19.9(14)
3 2
a b
Abb.19.9.2. Zur Berechnung von Temperaturfeldern mit finiten Elementen. a) Aufpunkt im Innern; b) Aufpunkt am Rande
Die X8 sind die Xe der samtlichen Dreieckselemente, die den Punkt i umgeben, d. h. also derjenigen, die in Abb. 19.9.2a dargestellt sind. Die dort in Kreisen geschriebenen Nummel'll sind die e und es seien ),8, e", LIS die auf das jeweilige finite Element bezogenen Werte. Eine Verschiebung von Ti allein andert nur die Verhaltnisse in diesen unmittelbar anscMieBenden Dreiecksflachen, so daB diese den einzigen Beitrag zu 8X/8Ti liefel'll, wie durch G1. 19.9(14) ausgesagt wird. Nun muB nur 19.9(13) in (14) eingesetzt werden, worauf mit 19.9(4)
19.9(15)
19.9 Verfahren der finiten Elemente 355
Bei del' Situation nach Abb. 19.9.2a mit 6 angrenzenden Elementen und del' angegebenen Punktenumerierung lautet diese Gleichung z. B. :
(Sti + Sri + ... + S~i) Ti + (S~l + Stl) Tl + (St2 + Sr2) T2 + ...
... + (St6 + S~6) T6 + ~ (e1,11 + e2,12 + '" + e6,16) = O. 19.9(16)
Hier ist angenommen worden, daB Punkt i im Inneren des Karpel's liege. Liegt er auf dessen Berandung, so ist bei del' Bildung von Xe und seiner Ableitung noch del' Beitrag des Integrals libel' C beizufUgen, vgl. Gl. 19.9(3). Flir den Streckenzug 1-i-4 (Abb. 19.9.2b), ist diesel' Beitrag
A. [(T1 + Ti)2 T~i(Tl + T i )] + A. [(Ti + T4)2 T;4(Ti + T 4 )] iXli L181i 8 - 2 iXi4 L18i4 8 - 2 '
wobei iXli, iXi4' T~i' T;4 NIittelwerte tiber die betreffenden Strccken sind. Dies ist nach T abzuleiten, womit
a~i {j iX [~2 - T'T] dS} = iXli ~Sli [Tl t Ti _ T~i] + iXi4 ~Si4 [Ti ~ T4 - Ti4]' 19.9(17)
Dies ist in del' fUr Punkt i aufgestellten Gleichung des Typs 1£1.9(16) noch beizufUgen. Bei del' Situation nach Abb. 19.9.2b ergibt sich mit del' angegebenen Numel'ierung auf diese Weise
[S~. + S'l:-. + S? + iXli ,1s1i iXi4 ,1s';4] T. + [S~ + iXH ,1s1i] T + ~~ tt n 4 + 4 t tl 4 1
[S l S.,] T [S2 S') ] T [S" iXi4 L1S i4 ] T + i2 + 72 2 + i3 +i3 3 + i4 + 4' 4 +
So erhalt man also fUr jeden Knotenpunkt eine lineare Gleichung, welche die Temperaturen im betrachteten Punkt selbst und in allen direkt umliegenden Knotenpunkten enthalt. Sie hat fUr Punkte im Kal'perinneren den Aufbau Gl. 19.9(16) fUr solche auf del' Berandung den Aufbau Gl. 19.9(18), enthalt dann also in einem Starungsglied auch Fluidtemperaturen. 1m stationiiren, qttellenfreien Falle fallen in diesen Gleichungen die Gliedel'
1 )' e ,Ie -3 "'-' e LI
• e
weg. Das Gleichungssystem ist trotzdem inhomogen, da es ja Starungsglieder mit den Fluidtemperaturen enthalt. Seine Auflasung liefert die stationare Temperaturverteilung.
Den instationaren Fall gewinnt man ausgehend von den Quellgliedern, denn man kann in jedem Augenblick das Temperaturfeld auffassen als ein gedachtes stationares Feld, das bestimmt ware durch eine Warmequellenverteilung, die mit dem wirklichen instationaren Feld durch
aT e = -I]cat 19.9(19)
zusammenhangt. In del' Tat ist del' rechts stehende Ausdruck die Warme, die pro Zeitund Raumeinheit aus dem Volumenelement austritt. Mit rj1 aT jot wird fiir ein finites Element mit den Ecken i, j, k
19.9(20)
356 19 Temperatur- und Kuhlungsprobleme
Bei del' Situation nach Abb. 19.9.2a wiirde also z.B. in 19.9(16) del' Ausdruck
(!C' .. ... ... - 9 [(Ti + Tl + T z) Lli + (Ti + T z + T 3 ) Ll2 + ... + (Ti + T6 + T 1) Ll6]
an die Stelle des Quellgliedes treten. Man kann dies auch auf die andere Seite del' Gleichung nehmen und schreiben
Fuhrt man diesen Schritt mit den fiir samtliche Knoten giHtigen Gleichungen durch und sind in einem Zeitpunkt t alle Kn~tentemperaturen T j bekannt, so hat man ein System von linearen Gleichungen fUr alle T j VOl' sich. Nach seiner Auflosung liefert
19.9(21)
alle Temperaturen fUr den Zeitpunkt t + Lit, und so kann weitergeschritten werden. Es lassen sich also nach dem Verfahren del' finiten Elemente auch instationare Temperaturverteilungen berechnen, doch ist die Rechnung ungleich aufwendiger als bei den unter 19.8 beschriebenen Verfahren, da bei jedem Zeitschritt ein System simultaner Gleichungen gelOst werden muB.
19.10 Gekiihlte Gasturbinen
Del' Gasturbinenbau war von Anfang an bestrebt, durch geeignete konstruktive MaBnahmen zu vermeiden, daB die groBen Bauteile - also die Rotoren und Gehauseteile -die volle Temperatur des HeiBgases annehmen. Das war nicht nul' dadurch geboten, daB groBe Teile aus hochlegierten Werkstoffen unverhaltnismaBig teuer sind, sondel'll die warmfestesten W"erkstoffe erlauben die Herstellung groBer Stiicke uberhaupt nicht. Man erkannte auch sogleich, daB folgendes Grundprinzip beachtet werden muB. Wenn moglich, sollte ein Bauteil nicht einerseits mit dem HeiBgas, anderseits mit dem Kiihlmittel in Beruhrung sein, denn so entstehen groBe Warmespannungen; auBerdem gelingt es bei groBen Abmessungen so oft nicht, die Temperatur del' gasberuhrten Oberflache genugend tief zu halten. Man muB vielmehr die Beruhrung mit dem HeiBgas uberhaupt vermeiden. Solche Bauteile wie Rotoren und Leitschaufeltrager muss en also vollstandig in Kuhlluft eingehullt werden, d. h. sie sind nicht eigentlich gekuhlt, sondel'll geschutzt. - Allerdings ist dieses Prinzip nicht durchweg anwendbar, denn man braucht zur GasfUhrung stets auch Bauteile, die mit dem Gasstrom direkt in Beruhrung stehen. Diese sind abel' dunnwandig und leicht, konnen also aus hochlegiertem Werkstoff gefertigt werden, und dank del' kleillell vVandstarken bleiben auch die Temperaturen del' gasberiihrten Oberflachen genugend tief.
Von ausschlaggebender Bedeutung waren naturgemaB von Anfang an die Scha·nfeln. Sie waren zunachst ungekuhlt, obwohl schon in ganz fruhen Studien uber Gasturbinen die Schaufelkuhlung vorgeschlagen wird. Die Grunde dafiir waren hauptsachlich die folgenden. Es standen keine rationellen Verfahren zur Fertigung gekiihlter Schaufeln zur Verfugung und ebensowenig besaH man Unterlagen iiber den Warmeubergang, die eine zuverlassige Auslegung solcher Schaufeln ermoglicht hatten. Auch fUr die Gesamtauslegung solcher Turbinen hatte man noch keine Grundlage. AuHerdem schien gegen die Schaufelkuhlung zu sprechen, daB die Erhohung des thermischen Wirkungsgrades nur verhaltnismaBig klein bleibt. Erst die Notwendigkeit einer drastischen Steigerung del' Leistungsausbeute des Gasturbinenprozesses lieB die Schaufelkuhlung dringend werden. So wurde sie zunachst bei Flugtriebwerken eingefiihrt, spateI' auch bei industriellen Gasturbinen. Del' entscheidende Durchbruch kam zustande durch die Entwicklung del' Teclmik
19.10 Gekiihlte Gasturbinen 357
des Prdzis'ions(j1l8se8, die es erlaubt, die au Berst kompliziel'ten Kanalsysteme innerhalb einer gekiihlten Schaufel rationell herzustellen und die sich auch fUr die in Frage kommenden Werkstofftypen eignet.
Die heute iibliche Technik del' Schaufelkiihlung ist die Innenkuhlung dnrch Luft. Sie entspricht also nicht dem eingangs erwahnten Prinzip, den Korper VOl' del' Einwirkung des HeiBgases zu schiitzen.
Abb. 19.10.1 Abb.19.10.2 Abb. 19.10.3
Abb. 19.10.1. Gekuhlte Leitschaufel (Sulzer). Rippen in Kuhlkanal erhOhen Warmeubergang
Abb.19.10.2. Gekuhlte Laufschaufel (BBe). Schlanke Schaufel ermoglicht hohen Warmeubergang bei einfacher Durchstromung
Abb.19.10.8. Gekuhlte LeitschaufeI (KWU). Aus innerem Hohlkorper gelangt Luft zunachst zur Profilnase und von dart durch enge Spaltraume zur Hinterkante
Abb. 19.10.1-3 stellen typische Beispiele geklihlter Schaufeln dar. Beim Leitrad Abb. 19.10.1 stromt ein Teilstrom del' Luft durch einen engen Kanal in del' Eintrittskante, urn diese intensiv zu kiihlen. Alsdann tritt diesel' Strom durch eine innere Partie del' geschlitzten Austrittskante in das Gas iiber. Ein zweiter Strom wird durch den Kanal A nach innen, durch den Kanal B (dessen Wan de zu VergroBerung des Warmeiiberganges Rippen aufweisen) wieder nach auBen geleitet und tritt schlieBlich durch die auBere Partie del' geschlitzten Austrittskante ins Gas iiber. Diese komplizierten Stromungswege sind deshalb gewahlt, dam it die Stromungsquerschnitte klein, die Geschwindigkeiten und mithin die Warmeiibergangszahlen also groB ausfallen. - 1m Beispiel del' Laufschaufel Abb. 19.10.2 stromt ebenfalls ein Teilstrom durch die Eintrittskante und verlaBt die frei endigende Schaufel an ihrer Spitze. Auch del' Rest stromt nach auBen und verlaBt die Schaufel langs del' ganzen Austrittskante. Die StromungsfUhrung kann hier einfacher sein, weil die Schaufel schlank ist, was auf kleine Kiihlluftquerschnitte fiihrt. - Bei del' Leitschaufel Abb. 19.10.3 gelangt die Luft zuerst in einen zentralen Raum, von dem aus sie durch Locher gegen die Innenseite der Profilnase geblasen wird, was einen auBerst intensiven Warmeiibergang ergibt. Alsdann stromt die Kiihlluft durch den engen Spaltraum zwischen del' Schaufelflache und del' Wandung des Innenraumes zur geschlitzten Hinterkante. Wiederum werden so groBe Stromungsgeschwindigkeiten erzielt.
358 1!J Temperatlll'- und Kiihlungsprobleme
Manchmal ist. die Schaufelkflhlung auch bereichsweise als Filmkuhlung ausgebildet., so im Beispiel der Laufschaufel von Sulzer, Abb. 19.10.4, wo del' Luftanst.riU druckseitig etwas vor del' Aust.rit.tskante liegt. (damit. diese dunn gehalten werden kann), so daB uber das kurze Stuck ein kuhlender Film besteht. Dber die Filmkiihlung besteht. eine umfangreiche Literatur, vgl. etwa [36-42].
Abb. 1!J.10.4. Gekiihlte Laufschaufel mit Deckplatte und verliingertem FuB (Sulzer)
Eine Gesamtanordnung im FaIle einer Gasturbine mit Trommelrotor (BBC) zeigt Abb. 19.10.5. Vom Verdichter kommend, gelangt die KiihIluft durch Bohrungen 1 und eine eingedreht.e Nut 2 an die Peripherie del' Laufertrommel 3, um alsdann im Spahmum zwischen den Warmest.ausegment.en 4 und del' Laufertrommel 3 gegen das Austrit.tsende zu st.r6men. Ein Teil wird abgezweigt. und dem erst.en Laufschaufelkranz 5 zugefilhrt. Die SchaufelfLiBe weisen Durchbrechungen auf, wodurch zugleich die eigentliche Befestigungs-
Abb. 19.10.5. Kiihlluftfiihrung bei einer Gasturbine mit Trommelrotor (BBe)
19.10 Gekiihlte Gasturbinen 359
partie 6 auf verhaltnismaBig tiefer Temperatur bleibt. Die restliche Kiihlluft stromt unter den Warmestausegmenten 7 durch den Spaltraum 8 weiter, kiihlt die SchaufelfuBpartien del' weiteren Stufen und tritt durch enge Spalte zwischen den einzelnen Segmenten 7 unterwegs in den Gasstrom iiber, bis zum SchluB die ganze Rotorkiihlluft dem Gasstrom beigemischt ist. Ein weiterer kleiner Kiihlluftstrom durchquert die Labyrinthdichtung 9, schiitzt die Rotorstirnflache vor dem HeiBgas, dem er anschlieBend beigemischt wird. Die Rotortrommel ist also vollstandig in Kiihlluft eingehiillt, weshalb ihreTemperatur 500°C nirgends iiberschreitet.
Die Kiihlluft fiir die erste Leitschaufel 10 stammt unmittelbar aus dem Raum 11, der den Leitschaufeltrager 12 umgibt. Sie gelangt durch die Offnungen 13 und 14 in die Leitschaufeln, urn aus deren Hinterkanten in den Gasstrom iiberzutreten. Der Leitschaufeltrager ist seinerseits durch Warmestausegmente 15 und 16 gegen den HeiBgasstrom geschiitzt. Diese weisen Kanale 17 und 18 auf, die in Umfangsrichtung durchstromt werden und zu diesem Zweck am Umfang Ein- und Austrittsoffnungen besitzen, die mit entsprechenden Kiihlluftraumen in Verbindung stehen. Del' durch einen Blechmantel 19 begrenzte Raum 20 nimmt die austretende Kilhlluft auf, worauf sie durch die Bohrungen 21 in den Raum 22 und von bier aus in den Gasstrom vor dem erst en Leitrad gelangt, also an del' Expansion in der Turbine teilnimmt.
Abb. 19.10.6 veranschaulicht die Kiihlluftfiihrung in einer Gasturbine mit Scheibenlaufer (Sulzer). Die durch Bohrungen 1 eingefiihrte Kiihlluft gelangt durch den Spaltraum zwischen Radscheibe 2 und Deckscheibe 3 nach auBen und von hier teilweise in die Laufschaufeln 4. Die Deckscheibe 3 wird auf ihrer AuBenseite noch von Kiihlluft ilberstrichen, die durch die Labyrinthdichtung 5 tritt. Ein weiterer Teil del' Kiihlluft stromt unter den SchaufelfiiBen des ersten Laufrades in den Spaltraum 6 und gelangt hier teilweise radial nach auBen, teilweise durch die Labyrinthdichtung 7 des Zwischenbodens VOl' das zweite Laufrad, um dort dem Gasstrom beigemischt zu werden. Die Hinterseite des zweiten Laufrades wird durch einen besonderen, von hinten zugefiihrten Kiihlluftstrom bestrichen. - Der Schaufeltrager 8 wird durch die Leitradringe 9 und 10 und die Zwischenringe 11 und 12 gegen den Gasstrom abgeschirmt. Den Leitschaufeln wird durch
Abb. 19.10.6. KuhIIufWihrung bei einer Gasturbine mit Scheibenrotor (Sulzer)
360 19 Temperatur. und Kiihlungsprobleme
die Bohrungen 13 und 14 Klihlluft zugefilhrt. Durch die Labyrinthdichtung an del' LaufschaufeIspitze tritt Klihlluft, die teils aus del' Schaufelspitze a,ustritt, teils durch die Kanale 14 zugefilhrt wird.
Del' Gedanke, auch die Schaufelflachen VOl' del' Beriihrung mit dem HeiBgas zu schlitzen, filhrt zur Ejfusionskuhhtng, bei del' Klihlluft durch eine por6se Mantelflache aus del' Schaufel austritt und diese somit einhlillt (Abb. 19.10.7). Eines del' Probleme ist dabei die Dosierung del' Klihlluft-Massenstl'omdichte langs des Umfanges, die naturgemaB empfindlich von del' Druckverteilung am Profil abhangt, vgl. etwa [43].
Abb.19.10.7. Grundsatzlicher Aufbau einerSchaufel mit Effusionskiihlung. 1 Tragkorper, 2 porose Raut
Schon frlih ist auch die Fremdkflhlung del' Schaufeln vorgeschlagen worden, an sich mit beliebigen Kiihlfliissigkeiten, VOl' allem abel' mit Wasser, vgl. [21, 44]. Friedri,ch [44] berichtet libel' eine wassergeklihlte Versuchsmaschine. Nachdem die Luftklihlung so verbessert werden konnte, daB selbst Gastemperaturen libel' 1000 °C beherrscht werden k6nnen, ist das Interesse an del' Wasserklihlung zunachst in den Hintergrund getreten, doch wurde del' Gedanke neuerdings wieder aufgegriffen, da man beabsichtigt, mit del' Gastemperatur auf 1600-1S00°C zu gehen (im Zusammenhang mit Gas-Dampfturbinenanlagen), vgl. [45].
Ein Hauptproblem del' mit hoher Temperatur arbeitenden Gasturbine ist das del' Korro8ion del' Schaufeln, VOl' allem durch die im Brennstoff enthaltene Asche, die als besonders schadliche Bestandteile Verbindungen von Natrium und Vanadium enthalt. Die Technik del' Platierung del' Schaufeln mit geeigneten Uberziigen wie auch die del' Behandlung des Brennstoffes (Auswaschung del' Natriumsalze, Zusatze zur Bekampfung derVanadiumkorrosion) hat in neuerer Zeit wesentliche Fortschritte gemacht. Deshalb werden heute Gasturbinen auch bei aschereicheren Brennstoffen mit Hochsttemperaturen betl'ieben, die zunachst nur bei Verbrennung hinreichend sauberer Bl'ennstoffe beherrscht werden konnten. Allerdings ist dann eine starkere Verschmutzung in Kauf zu nehmen. Klassifiziert man die hauptsachlichsten Brennstoffe gemaB ihrer Eignung fill' die Gasturbine, so ergibt sich folgende absteigende Reihenfolge: Erdgas, destilliertes 01, Rob)!, Schwerol. Andere gasformige Brennstoffe als El'dgas haben gegenwartig noch keine gl'oBe Bedeutung, diirften abel' in Zukunft im Rahmen del' Kohlevel'edelung als Gasturbinenbrennstoffe mehr und mehr Anwendung finden. - Sollte es gelingen, bei sehr hoher Gastemperatur durch Fl'emdkiihlung del' Schaufeln (z.B. Wasserklihlung) del'en Oberflachentemperatur relativ tief zu halten (z.B. etwa auf 550°C) dann ware das Korrosionsproblem weitgehend eliminiel't.
Bei den Untersuchungen libel' die Wassel'klihlung wil'd abel' namentlich auch an die Verbl'ennung von Kohle gedacht. Eine M6glichkeit wlirde dal'in bestehen, die Kohle im FlieBbettverfahl'en zu vel'bl'ennen, das entstehende Verbl'ennungsgas in einem Elektrofilter vom Flugstaub zu reinigen und dann del' Gasturbine zuzufiihl'en.
Bei del' Gestaltung del' Hochtempel'aturturbinen sind natul'gemaB die Eigenschaften del' Werkstoffe von entscheidender Bedeutung. Dieses Wissensgebiet ist so weitlaufig geworden, daB del' Konstl'ukteul' stets den Spezialisten konsultiel'en muB. Eine einflihl'ende Ubel'sicht gibt H ornbogen [46], wahl'end in dem Sammelwerk [47] die Entwicklungen auf dem Gebiet del' Hochtempel'atul'werkstoffe dargestellt sind.
19.11 Berechnung gekiihlter Systeme 361
19.11 Berechllullg gekiihlter Systeme
Die gekiihlten Systeme, auf die sich die nachfolgenden AusfUhrungen beziehen, sind vor allem die Schaufeln, aber auch die von Kiihlkaniilen durchsetzten Partien von rotierenden und stillstehenden Konstruktionsgruppen. Stets dringt also an gewissen OberfHichen Warme ein, die abgefUhrt werden muB durch den Kiihlluftstrom.
Zur Herleitung des Rechenverfahrens mage die Zustandsanderung langs eines un endlich kleinen Wegstiickes eines Kiihlkanals betrachtet werden. An del' betrachteten Stelle sei in del' Kiihlluftmassenstrom, f del' Kanalquerschnitt, p del' Druck, T die Temperatur, e die Dichte, w die Geschwindigkeit del' Kiihlluft, Tw die Kanalwandtemperatur. Das Kanalstiick habe die Oberflache dF, erstrecke sich von einem Radius r zum Radius r + dr und rotiere mit del' Winkelgeschwindigkeit w. Pro Zeiteinheit wird dem Kiihlluftstrom die Warmemenge
. [ W2] l1W [ W2] dQ = iX T - T - - dF = _P St T - T - - dF w 2c f W 2c 1) P
19.11(1)
zugefiihrt, wobei die Warmeiibergangszahl iX, die mit ihr gebildete Stanton-Zahl St und die Wandtemperatur Tw Mittelwerte iiber den Umfang sind. - Gegebenenfalls ist diese Formel zu verallgemeinern, wo etwa ein Kanal durch Flachen dFl und dF2 begrenzt ist, die Temperaturen T wl und Tw2 besitzen und wobei Stl und St2 die zugeharigen StantonZahlen sind. - Als maBgebende Kiihllufttemperatur ist die Totaltemperatur eingesetzt. Aus 19.11(1) ergibt sich sogleich die pro Masseneinheit zugefiihrte Warmemenge
[ W2]dF dq = cpSt T w - T - 2cp T' 19.11(2)
wahrend die spezifische Arbeit des Fliehkraftfeldes
da = (v 2r dr 19.11(3)
ist. Die durch Reibung dissipierte Energie sei (102/2) dC, wobei dC del' dadurch definierte Verlustkoeffizient des Kanalstiickes ist.
MaBgebend fUr die Zustandsanderung sind die nachfolgenden vier Gleichungen, von den en die erste die Energiegleichung, die zweite die Hauptgleichung del' Thermodynamik, die dritte die Kontinuitatsgleichung, die vierte die thermische Zustandsgleichung darstellt, wahrend die kalorische Zustandsgleichung mit del' Setzung dh = cp dT eingefUhrt ist.
m W = ef'
19.11(4)
19.11 (5)
19.11(6), (7)
1m allgemeinen wird nun f langs des Weges variieren, und es kann auch eine Teilmenge d/1L abgezweigt und in den Gasstrom iibergefUhrt werden (dl1L ist also negativ). Deshalb laBt sich aus del' Kontinuitatsgleichung 19.11(6) unter Beachtung del' Gasgleichung 19.11(7) auch die d~fferentielle Form
dw drh df dp dT -=------+-1IJ l1L f P T
19.11(8)
bringen. Damit geht del' Satz del' maBgebenden GIeichungen, geordnet nach den Differen-
362 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
tialen dT und dp iiber in
RT [ W2] dF w2 C dT - - dlJ = C St T - T - -. - + - dC
p p ]J W 2c]J f 2 19.11(10)
mRT W=--.
pf 19.11(11)
Anhand des Konstruktionsentwurfes ist nun ein Kiihlluftstromungsplan aufzustellen, wie in Abb. 19.11.1a angegeben. Die einzelnen Stromungswege werden dabei in Teilstiicke eingeteilt. Auf diese wird das obige Gleichungssystem angewandt, indem man zu endlichen Differenzen iibergeht. ZweckmaBig wahlt man dabei die dimensionslose Darstellung, indem man wie folgt vorgeht. Druck und Temperatur konnen dimensionslos gemacht werden durch geeignete Bezugswerte Po' To (z. B. die vVerte der Kiihlluft vor Eintritt in den Rotor; beziiglich des Uberganges auf T I , Abb. 19.11.1a vgl. die Ausfiihrungen in Bd. I, Abschn. 9.8), d.h. man setzt
o
3
2
a
P n -. Po
b
19.11(12)
Abb.19.11.1. a) Kiihlluftstromungsplan; b) Verhaltnisse bei gleiehzeitiger Abzweigung von IGihlluft
Ferner sei
W2 _~ = _1_ [inRTofJ]2. cpTo cpTo fpon
19.11(13)
Wenn man nun 19.11(9) und (10) durch cpTo dividiert, ist man auf folgendes gefiihrt. Mit
erhalt man
W 2 W2 x - 1 fJ an -- 1 + --:0-- ' a I2 - , a22 -----, 19.11 (14)
'U' n x n
an Ll fJ - a l2 Ll n = bl ,
Ll fJ - a22 Ll n = b2.
19.11(15)
19.11(16)
19.11(17)
19.11(18)
19.11 Berechnung gekuhlter Systeme ~163
Die Differentic1le sind hier sogleich durch endliche Differenzen el'setzt. Dementspl'echend beziehen sich die ilP, ili, .(l1h und ill' auf den ganzen Abschnitt zwischen den Punkten i und i + 1, Abb. 19.11.1b und C ist die Widerstandszahl dieses Abschnittes. Das Gleichungssystem 19.11(17), (18) hat die Losungen
19.11(19)
Bei del' Bildung del' a und b sind Mittelwerte del' Temperatur- und Druckvariablen zu verwenden, namlich
19.11(20)
und mit diesen ist auch W2 zu bilden. - Die Differenzenrechnung, die in Richtung del' Stromung von Abschnitt zu Abschnitt fortschreitet, beginnt mit {} ~ {}i, n ~ ni , bereehnet aus 19.11(13) W2 , aus 19.11(14)-(16) die a und b, aus 19.11(19) il{} und il n und sehlieBlich aus 19.11(20) verbesserte {} und n, mit denen die Rechnung wiederholt wird. Mehr als eine Iteration diirfte in Anbetracht del' Genauigkeit del' Kenntni'3 von St und C kaum sinnvoll sein. Damit erhalt man schlieBlich
IJi+ 1 = {}i + 11 {}, 19.11(21)
womit del' Ausgangspunkt fiir den folgenden Absehnitt gefunden ist. - Del' gesamte Gang del' Rechnung laBt sich nun wie folgt beschreiben: 1. Festlegung des Kiihlluftstromungsplanes und seiner Diskretisierung. - Wo langs eines
Stromungsweges stetig Kiihlluft abgezweigt wird, ist es zweckmaBig, die ideellen Abzweigungspunkte in die Mitte del' Absehnitte zu legen, wie in Abb. 19.11.1 angedeutet.
2. Abschatzung del' {}w und del' Kiihlluftmassenstrome del' einzelnen Abschnitte durch vorbereitende Rechnung.
3. Abschnittweise Berechnung del' Zustandsanderung del' Kiihlluft wie angegeben, fortschreitend in Richtung del' Stromung. Diese Rechnung liefert die/} und n beim Ubertritt in die Gasstromung. Die dort erhaltenen n sollten den tatsachlichen Druckwerten im Gasstrom entsprechen. 1st dies nicht der Fall, so ist auf die Massenstrome zuriickzugreifen und die Rechnung zu wiederholen, bis Ubereinstimmung hergestellt ist.
4. Damit stehen die Unterlagen bereit zur Berechnung der Temperaturverteilung in den Konstruktionsteilen gemaB den Abschn. 19.6-9. Daraus ergeben sich genauere {}w,
mit denen die Rechnung zu wiederholen ist. Die Empirie geht in diese Rechnung ein in Form der St- und C-Werte. Unterlagen
dariiber finden sich unter 19.2. - Fiir ein Kanalstiick von del' Lange E und dem hydraulischen Durchmesser D" ware z. B. C = "PEl D". - Insbesondere bei del' komplizierten Geometrie der Kanalsysteme gekiihlter Schaufeln wird man abel' auf den Versuch zuriickgreifen miissen. - Selbstverstandlich ist das Rechenverfahren je nach den besonderen Gegebenheiten abzuwandeln, insbesondere ist w = 0 bei stillstehenden Teilen. - Abb. 19.11.2 gibt ein Beispiel einer Temperaturverteilung in einem Schnitt einer gekiihlten Gasturbinenschaufel.
Es ist iiblich, bei sol chen Rechnungen die Bestimmung der Temperaturverteilung in einem Schnitt als ebenes Problem aufzufassen, d. h. man vernachlassigt den EinfluB del' iiber den Querschnitt ungleichmaBigen Langsleitung auf die Temperaturverteilung. Dieser Effekt hat die Tendenz, die Temperaturen auszugleichen. Seine Vernachlassigung ist also ein Fehler, der auf del' sicheren Seite liegt. - Oft ist es wiinschenswert, Hir eine gekuhlte Schaufel die ideelle Warmeubergangszahl iXi zu kennen, welche den gleichen Warmestrom in die Rotoroberflache gibt wie die Schaufel. Sind Tg und TN die wirksame (adiabatische) Gastemperatur und die Nabentemperatur, iN del' Schaufelquerschnitt an der Nabe, so
364 19 Temperatur- und Kiihlnngsprobleme
61,0
Abb. 19.11.2. Isothermen (Temperaturen in °C) in einer gekiihlten GasturbinenlaufschanfeI von Sulzer
ist dieser Warmestrom 19.11(22)
Es seien weiter (Xg' (Xk die vVarmeiibergangszahlen von Gas und KiihIluft, Ug, Uk die Umfange, an denen diese Warmetibergangszahlen wirksam sind, T die mittlere Temperatur des Schaufelschnittes, dann ist
(Xi ~ if - TN l/((XgUg + (XkU,,,) A . Tg- TN iN
19.11(23)
AIle diese GroBen sind in del' Nahe des Nabenschnittes, d.h. etwa eine halbe Sehnenlange von diesem entfernt, zu bilden.
19.12 Temperaturkenngro8en gekiihlter Schaufeln
Die Wirksamkeit del' Ktihlung einer Schaufel kann gekennzeichnet werden durch gewisse TemperaturkenngroBen. Es sei Tg die Gastemperatur, T j die mittlere Temperatur del' Schaufeloberflache, T j die hochste Temperatur del' Schaufeloberflache, TOk die Kiihlluft-Eintrittstemperatur, T(Lk del' kalorimetrische Mittelwert del' KiihIluft-Austrittstemperatur, Tak die hochste KiihIluft-Austrittstemperatur. AIle Fluidtemperaturen sind adiabatische Werte, praktisch also mit hinreichender Naherung Totaltemperaturen. Tg ist ein Mittelwert iiber die Schaufelhohe. Dann sind die folgenden Verhaltnisse sinnvolle Charakteristika :
__ Tg - T j
'Yj =T T' (f - Ok
19.12(1)
Die 1} und 'Yj konnen als Effektivitaten der Kuhl1tng bezeichnet werden, denn sie waren 1 im idealen GrenzfaIl, wo die Schaufeloberflachentemperatur gleich del' Temperatur del' verfiigbaren KiihIluft ware. ZweckmaBig werden noch die folgenden dimensionslosen Temperaturvariablen eingefiihrt
{j _ T al.- - T Ok ak = T T '
(J - Ok 19.12(2)
d. h. die Temperaturen werden dimensionslos gemacht, indem man die Ubertemperaturen iiber KiihIlufteintritt dividiert durch die gesamte Temperaturspanne zwischen Gas und KiihIluft (also andel's als in Abschn. 19.11). Mit diesen Setzungen gehen die GIn. 19.12(1)
iibel' in
19.12 Temperaturkenngro13en gekiihlter Schaufeln
if = 1 - 711, If, - lfak
1 - {},
365
19.12(3)
Daraus ergibt sich sofort del' Zusammenhang zwischen 7: und ij, der in den Formen
1 - if - iJak 7: = ---=-----'-'Y) , 19.12(4)
geschrieben werden kann. Wesentliche Zusammenhange erkennt man nun ausgehend von del' Tatsache, daB del'
in die Schaufeloberflache eindringende Warmestrom gleich del' pro Zeiteinheit von del' Kiihlluft aufgenommenen Warmemenge ist. Es seien l die SchaufelhOhe, t die mittlere Schaufelteilung, WI die relative Zustromgeschwindigkeit des Gases zur Schaufel, mg del' Gasmassenstrom pro Schaufelkanal, 1n del' Kiihlluftmassenstrom pro Schaufel, U del' iiber die Hohe gemittelte Umfang des Schaufelprofils, Cpg, Cpk die spezifischen Warmekapazitaten von Gas und Kiihlluft, iX die mittlere Warmeiibergangszahl an del' Schaufeloberflache und St die mit ihr gebildete Stanton-Zahl. Mit
- S- cpgmu SiX = Cpll(!IWI t = l . fJ t
t sm I
wird dann die in die Schaufel pro Zeiteinheit eindringende Warme
Q = cp~ 1nll St Ul(T - T ), tl sm fJI g f
und die Gleichsetzung mit del' Warmeaufnahme del' Kiihlluft liefert
. - . U& -m'kcp",(T,tk - T Ok ) = mgcp[J -'-fJ- (T g - T f )· t SIn I
19.12(5)
19.12(6)
19.12(7)
Wenn man hier noch 1nk/1ng = f-l und cpu/cp/.; = y setzt und die Temperaturvariablen nach Gl. 19.12(2) einsetzt, erhalt man
was auch in die Form
aufgelOst werden kann.
yUSt 1 - BI f-l = t sin fJ -=-{}
I ak
yUSt 1 - {}ak t sin fJI (1 -+ 7:) {}ak'
- 1 {}(tk=tsinfJI (1 -+ 7:)
yUSt f-l -+ 1
19.12(8)
19.12(9)
Diese Gleichung erlaubt es, auf einfache Weise einen Uberblick dariiber zu gowinnen, wie sich die Wirksamkeit del' Schaufelkiihlung verandert, wenn man die Kiihlluftmenge variiert. "\iVenn ;Xu' ;X"" Ji'g, Ji\ die mittleren Warmeiibergangszahlen und Oberflachen auf del' Gas- und Kiihlluftseite sind, so ist das Temperaturverhaltnis 7: offenbar proportional ;XrJJi'g/;Xl.;F'k' Nun sei 7:0 del' Wert von T fUr eine bestimmte relative Kiihlluftmenge f-lo, fiir welche die Verhaltnisse vollstandig bekannt seien; man kennt also insbesondere auch {}akO und 170' Dann ist offenbar fUr eine geanderte Kiihlluftmenge f-l
-iXkO
7:=7:0-=-' iXk
19.12(10)
und da die Warmeilbergangszahl luftseitig praktisch proportional dem Kilhlluftmassenstrom ist, auch
19.12(11)
366 19 'fempemtur- und Kiihlungsprobleme
Damit hat man abel' aus 19.12(9) B-ak fiir den geanderten Massenstrom und mit 19.12(4) rj. Abb. 19.12.1a zeigt ein Beispiel so erhaltener Rechenergebnisse. In Abb. 19.12.1 b sind durch Kurvenbander die typischen GroBenordnungen von rj fUr Innenkiihlung und Effusionskiihlung dargesteHt, wie sie aus Messungen hervorgehen. Die Effusionskiihlung erweist sich als bedeutend wirksamer, doch stehen ihr groBere technische Schwierigkeiten entgegen.
Aus del' Uberlegung, daB die Temperaturdifferenzen innerhalb del' Schaufel proportional dem Warmestrom sind, ergibt sich, wie leicht zu verifizieren
a
- 17 (- ) '/7 = 17 - =- 170 - 170 • 170
flO ,---,----r---,---,----,----, \ Sf = 0,0035 I sin /3, = 0, 9 I-'---f-----+ U If =3, 1 I 'Y = 1,15
/Lo = 0,02 I tfo = 0,40
0,01 0, 02 /L-
0,03 0 b
19.12(12)
0,01 0,02 /L-
Abb. 19.1:2.1. Effektivitat 1j und Temperaturverhiiltnis Hal< von gekiihlten Schaufeln in Funktion del' relativen IGihlluftmenge fl. a) Rechnungswerte; b) Bereich del' empirischen Werte
19.13 Warmedelmungen
Die W'armedehnungen sind VOl' aHem deshalb bedeutsam, weil ihre Unterschiede ma13-gebend sind fiir die vorzusehenden Spiele. Bei hochbeanspruchten Teilen wie Rotoren und Schaufeln sind auch die Dehnungen durch mechanische Beanspruchungen nicht vernachlassigbar, so daB man es praktisch stets mit Gesamtdehnungen zu tun hat. Erfolgt die Festigkeitsrechnung nach dem Verfahren del' finiten Elemente, so liefert die Rechnung sogleich die Verschiebung del' verschiedenen Knotenpunkte, so daB keine weitere Untersuchung notig ist. Werden nach klassischen Methoden Spannungen berechnet, so ergeben sich die Wal'medehnungen wie folgt. AHgemein sei T die Ubertempel'atur iiber del' Umgebungstemperatur, bei welcher del' Bauteil dehnungsfrei ist und fJ del' Mittelwert del' linearen Warmeausdehnungszahl zwischen 0 und T.
Die Rad-ialdehn1tngen ora und 01\ am Au13enradius ra. und Innenradius 'ri eines Rotationskorpel's sind dann
or = r [aHa - y(ara + aaa) -.L fJT J ~ r [a,?a + fJT J a a E I arQaE a' 19.13(1)
~ . = ,[alii - y(ari + aad + fJT.J ~ . r a'ii + fJT'J ur, r, E t rQ r'l ]iJ , . 19.13(2)
Die vereinfachte Naherung ist sehr oft geniigend, da meist die Tangentialspannung gegeniiher den anderen Spannungen weit iiherwiegt. Nach diesen Formeln konnen praktisch auch die Radialdehnungen von Leitschaufeltragern berechnet werden, auch wo deren Kreissymmetrie durch einen Trennflansch gestort ist.
19.13 Warmedelmungen 367
Zur Berechnung del' Langsdehmmg von Schallfe1n ist eine Koordinate x einzufuhren, die vom Fixpunkt (Auflageflache) an del' Schaufelbefestigung bis zum Schaufelende lauft und dabei von 0 bis 1 variiert (1 ist im allgemeinen nicht identisch mit del' SchaufelblattHinge, da ein Teil des SchaufelfuBes mit dazugehOren kann). Es sei T(x) die Mitteltemperatur des Querschnittes an del' Stelle x. Dann ist die Verschiebung (Jl des Schaufelendes gegenuber dem Fixpunkt
l
01 = J (3T(x) dx. 19.13(3) o
Die Axia1verschieb'ung 02 einer urspriinglich im Abstand 2 von Fixpunkt A (Abb. 19.13.1) liegenden achsnormalen SchnittfHiche Seines Rotationskorpers ist
z 02 = J (3T(C) dC, 19.13( 4)
o
Abb. 19.13.1. Beispiele von Rotorformen. a) Volle Trommel; b) aus Scheiben gebildete Tlommel; c) Scheibenrotor
wo C die von 0 bis 2 laufende Koordinate ist. Del' Mittelwel't (3T ist gegeben durch den im Querschnitt C gebildeten Ausdruck
r" 2 J (3Tr dr
(3T = ~:2 '2' r - r 19.13(5)
Hier sind r' und r" del' innere und auBere Radius des ,wirksamen Teiles' des Querschnittes in C. Wie diesel' zu bestimmen ist, geht aus den Beispielen Abb. 19.13.1 hervor. Dort ist in die Kont,uren del' drei gezeigten Laufer schraffiert jener Teilkorper eingetragen, del' fur die Langsdehnung des Ganzen maBgebend ist. Die strenge Losung dieses Problems wul'de die vollstandige Bel'echnung del' Verformung erfol'dern, doch ist die Festlegung solche1' Teilkorper auf Grund del' Anschauung hinreichend genan moglich.
In analoger Weise laBt sich die Langsdehnung quasikl'eissymmetrischer Gehanseteile be1'echnen. Fur die im Schnitt S' e1'scheinende Schnittflache f (Abb. 19.13.2) laBt sich
368
definieren
19 Temperatur- und Kfthlungspl'obleme
L-; -----l I I.. z -----.;.!
A S
I I
------1-I
Abb. 19.13.2. Zul' Berechnung del' Wal'medehnung von Gehauseteilen
19.13(6)
d. h. f3T ist libel' die ganze Fliiche f zu mitteln. Die gleiche Definition liiBt sich ubernehmen fill' einen nicht ebenen Schnitt S". Das Element ds erfiihrt dann die Liingsiinderung f3T ds,
- -die zur Verschiebung in z-Richtung den Beitrag f3T cos y ds = f3T dC liefert. Daher kann auch in diesem Fane die Verschiebungeiner Ebene S nach Gl. 19.13(4) berechnet werden.
19.14 Die Brennkammer
Die Brennkammern del' Gasturbinen gehoren naturgemiiB zu denjenigen Bauelementen, die besonders schwierigen Temperaturbedingungen unterworfen sind. Leider ist es nicht moglich, die Proportionen von Brennkammern auf Grund einfacher naturgesetzlicher Zusammenhiinge zu bestimmen. Es war von Anfang an naheliegend, ein Belastungs-kr'iter'i7~rn einzufiihren. 1st Q die pro Zeiteinheit freigesetzte Wiirmemenge, p del' Druck, V das Brennkammervolumen, so ist
B =Q/pV 19.14(1)
ein MaB fill' die Brennkammernbelastung. B hat die Dimension S-l. In del' Tat hiingt diese GroBe unmittelbar zusammen mit del' Verweilzeit eines Luftteilchens im Brennraum und wird urn so groBer, je kurzer diese Verweilzeit ist. Rein chemisch sind abel' die Reaktionszeiten derart kurz, daB man auf B-Werte kiime, die urn Zehnerpotenzen libel' den Werten liegen, die tatsiichlich vorzusehen sind. Del' Ablauf del' Verbrennung wird el1so durch andere Vorgiinge bestimmt. VOl' aHem muB del' Brennstoff in del' Luft so verteilt werden, daB jedes Brennstoffteilchen in seiner Umgebung den notwendigen Sauerstoff findet, d. h. del' Vorgang del' JII isclillng wird von maBgebender Bedeutung sein. Handelt es sich um einen flussigen Brennstoff, so wird an del' Oberfliiche des einzelnen Tropfens die Verdampfung einsetzen, und del' Brennstoffdampf muG in die Luft hinausdiffundieren, urn den Sauerstoff zu finden. Oft wird ein Teil des Kohlenstoffes schlieBlich als Kohlepartikel ubl'igbleiben und verhiiltnismiiBig langsam wegbrennen, da del' Sauerstoff durch die entstehenden Verbrennungsprodukte hindurch an die Partikeloberfliiche diffundieren muG. Die Feinheit del' Zerstiiubung wil'd also wesentlich sein.
Daraus geht hel'vol', daB del' Ablauf del' Vel'brennung maBgebend bestimmt wird durch Stromungsvorgiinge, die sich einel' Berechnung entziehen. Deshalb verfilgen wir nicht uber theoretische Grundlagen, die uns die Bemessung einer Brennkammer erlauben wlirden, sondern wir sind auf die Empil'ie angewiesen. AHe Brennkammerberechnungen haben daher den Charakter grober Niiherungen, die GroBenordnungen liefern und Grenzen abstecken so11en.
19.14 Die Brennkammer 369
In Absehn. 18.6 sind bereits einige typisehe Beispiele von Brennkammern gezeigt. Hinsiehtlieh del' Stromungs!uhrung lassen sieh zwei Grundformen unterseheiden, die in Abb. 19.14.1a und b einander gegeniibergestellt sind. Variante a ist die Gleichstrombrennkammer, bei del' Luft und Verbrennungsgas in gleieher Riehtung stromen. Sie ist bei Flugtriebwerken allgemein im Gebraueh, z. T. abel' auch bei statiol1l1ren Anlagen. Bei Variante b, del' Gegenstrombrennkammer, stromt die Luft entgegen del' Stromungsrichtung des Gases zum Brennkammerkopf. Sie hat den Vorteil del' guten Zuganglichkeit und ist daher bei stationaren Anlagen die haufigste Bauform.
Abb. 19.14.1. a) Gleichstrombrermkammer; b) Gegenstrombrennkammer
-1/------.::. a ==:J( -
~----------:: -b -
~------------Bei industriellen Gasturbinen findet man haufig die Einzelbrennkammer (Abb. 18.6.1),
d. h. eine Gasturbogruppe besitzt eine einzige Brennkammer groBer Abmessung. GroBere Verbreitung haben abel' auch hier Anordnungen, bei denen melu-ere Brennkammern parallel angeordnet sind. 1m Beispiel Abb. 18.6.3 sind es zwei. Klassisch geworden ist die urspriinglich vom Flugtriebwerk iibernommene Anordnung, bei del' eine groBere Zahl kleiner Brennkammern (Beispiel Abb. 18.6.4) kreisfOrmig urn die Masehine herum angeordnet ist. Die Ringbrennkammer (Abb. 18.6.5), welehe die Maschinenachse ringformig umgibt, hat sich im Flugtriebwerksbau allgemein durchgesetzt und findet auch im industriellen Gasturbinenbau Eingang (Abb. 14.1.4).
Ein wesentliches Charakteristikum einer Anordnung ist die gesamte Anzahl del' Brennstoffdiisen. 1st nur eine einzige vorhanden wie bei del' klassischen Einzelbrennkammer, so entstehen entsprechend groBe Mischwege. Die Langserstreckung des benotigten Brennraumes ist abel' diesem Misehweg etwa proportional. Daher bringt eine Aufteilung in mehrere Diisen eine Verkiirzung des Brennraumes. Man beachte etwa, wie kurz die Brennkammer nach Abb. 18.6.3 bemessen ist, weil sie mehrere Diisen aufweist. - Das zeigt, daB die Brennkammerbelastung B nach Gl. 19.14(1) - die ja unter sonst gleiehen Bedingungen urn so groBer ausfallen wird, je groBer die Zahl del' Diisen - nieht ohne weiteres das sinnvollste Beurteilungskriterium einer Bl'ennkammer ist. Nach del' durehgefiihrten Uberlegung wiirde die Bezugnahme auf den Stirnquersehnitt A des Brennraumes eher auf ein universelles Kriterium fiihren als die Bezugnahme auf V, d.h. die Belastungskennzahl ware
B' = Q/pA. 19.14(2)
Sie hat die Dimension m/s und ist ja in del' Tat ein MaB fiir die Durchtrittsgesehwindigkeit dureh die Brennkammer. Noeh einfaeher und anschaulieher ist es daher, direkt eine solche Durehtrittsgesehwindigkeit zu definiel'en. 1st ni' del' Primarluftstrom - also die Luftmenge, die unmittelbar dem eigentlichen Bl'ennraum zugefiihrt wird - und 12 die Diehte del' Luft VOl' Brennkammer, so kann
19.14(3)
als Charakteristikum verwendet werden. Typische Werte von tV liegen in del' Regel zwischen 10 und 40 m/s, wahrend Bin auBerordentlieh weiten Grenzen variiert, etwa zwischen 100 und 1500 S-1.
370 19 Tempemtur- und Kiihlungsproblcme
Die groBe Einzelbrennkammer besitzt den Vorteil del' groBeren Unempfindlichkeit gegen die Wahl des Brennstoffes. Insbesondere ist mit groBerer Sicherheit vermeidbar, daB Brennstofftropfen an die Wand gelangen und dort Koks bilden, del' dann verbrennt und zur Zerstorung del' Wand fiihrt. Wo nur eine Diise vorgesehen ist, entfallt auch das Problem del' gleichrnaBigen Verteilung des Brennstoffes, das bei del' Mehrdiisenanordnung auftritt. Die langeren Stromungswege und del' notwendig asymmetrische Eintrittsstutzen del' Turbine erschweren anderseits die Probleme beim Ubergang zu sehr hoher Temperatur. Die Aufteilung in mehrere Brennstoffdiisen (mehrere Brennkammern odeI' Ringbrennkammel') fiihrt auf das Verteilungsproblem und ist hinsichtlich Brennstoffwahl heikler, gibt abel' kompakte symmetrische Bauformen, die den Ubergang zu hoher Temperatur erleichtern.
Fiihrt man Brennstoff in eine Parallelstromung ein, so darf ihre Geschwindigkeit nur wenige m/s betragen, wenn die Flamme nicht ausgeblasen werden solI. Die GroBenordnung von tv, die auf annehmbare Proportionen fiihrt, liegt also bereits zu hoch. Deshalb miissen die Brennkammern stets so gestaltet sein, daB Totwassergebiete entstehen, welche die Flamme stabilisieren. Ein viel verwendetes Verfahren besteht darin, del' Verbrennungsluft Dl'all zu el'teilen. Da im Zentrum einer sol chen Dl'allstromung Untel'druck herrscht, stellt sich dort eine Riickstromung heiBen Gases ein, wie in Abb. 19.14.2 angedentet. Dadurch wird die Verbrennnng anfrechtel'halten bei Durchsatzgeschwindigkeiten, die weit iiber del' natiirlichen Flammenausbl'eitungsgeschwindigkeit liegen.
---l---------r 2 -- 3 -----~
-
Abb.19.14.2. Zoneneinteiiung einer Brennkammer. 1 Primarzone, 2 Sekundarzone, 3 Mischzone
vVie in Abb. 19.14.2 angegeben, pflegt man eine Brennkammer einzuteilen in Primarzone, Sekundal'zone und Mischzone. Die Verbl'ennung erfolgt zum weitaus groBten Teil in del' Primarzone. Es ist vorausgesetzt, daB nul' die durch den Drallkorper zentral eingefiihrte Luft als Verbrennungsluft zur Verfiigung stehe, nicht auch die den Wanden entlangstromenden Luftfilme, die del' Kiihlung dienen. Del' bei fliissigen Brennstoffen infolge del' Kohlenstoffpartikel gelb strahlende Flammenkorper erfiillt im wesentlichen die Primarzone, wahrend in del' Sekundarzone nur noch verhaltnismaBig schwache Nachreaktionen stattfinden. Diese Zoneneinteilung ist offensichtlich nicht scharf und bis zu einem gewissen MaBe willkiirlich. In del' Mischzone schlieBlich wird die restliche Luft dem Gase beigemischt, derart, daB his Eintritt Turbinenleitrad ein moglichst vollstandiger Temperaturausgleich stattfindet. Es sei To die Temperatur del' Luft VOl' Brennkammer, 'if' die Mischtemperatur VOl' Leitrad und LlT die groBte Temperaturdifferenz im Querschnitt VOl' dem Leitrad. Dann ist LlTI(T ~ To) ein Charakteristikum fiir den Grad del' Ausmischung. Werte von 0,1 bis 0,2 gelten als normal; del' untere ist extrem giinstig, abel' aucl} hohere Werte kommen VOl'.
Die Maximaltemperatur T rn del' Flamme selbst hat man dureh die Bemessung des Pri marluftstromes ni' in del' Hand. Man wahlt etwa T rn R:; 1800~ 2 000 K. Die Bestimmung von '11i' kann folgcndcl'maBen erfolgen. Es sei x del' Verbl'ennnngsgasgehalt cines Gemisehes stoehiometrisehen Vel'brennungsgases mit Luft, f3(x) die zur El'zeugung dieses Gas-
19.14 Die Brennkammer 371
gemisches notige Brennstoffmenge pro Masseneinheit Luft, h(T, x) die Enthalpie des Gases bei del' Temperatur T und m del' ganze zur Verfiigung stehende Luft-Massenstrom. Die Brennkammer ist auszulegen fUr in und eine vorgeschriebene Temperatur T (Temperaturen und Enthalpien sind hier strenggenommen auf den Totalzustand zu beziehen). Nach den Ausfiihrungen in Bd. I, Abschn. 2.4 muB dann offenbar gelten
in'{[l -\- ,8(x')] h(Tm' x') - h(To, On = ni{[l -\- ,8(x)] h(T,x) - h(To' O)}, 19.14(4)
wobei sich die linke Seite del' Gleichung auf das Gas in del' Flammenzone bei T m bezieht, die rechte auf den schlieBlich zu erreichenden Mischzustand. Mit der gegebenen Anfangs-temperatur To und den Temperaturen Tm und T lassen sich nach Bd. I, Abschn. 2.4, die x' und x bestimmen, ebenso aIle h und,8. Damit ist 19.14(4) eine Bestimmungsgleichung fiir ni'. Die Sekundarluftmenge folgt aus ni" = n~ -Tn '. Mit einem angenommenen Wert des Druckabfalles zwischen del' Luft vor Brennkammer und dem 1nneren des Brennraumes liefert die Durch£luBgleichung aus den ni' und ni" die vorzusehenden Durch£luBquerschnitte. Del' DruckabfaIl muB so gewahlt werden, daB eine giinstige Konfiguration entsteht. - Es ist eine grundlegende Bedingung, die Brennkammer baulich so zu gestalten, daB diese Querschnitte im Betriebe unbedingt eingehalten werden. Es muB also vermieden werden, daB sie sich durch mogliches Verziehen einzelner Blecheinsatze verandern konnen, odeI' daB Asymmetrien entstehen, die zu ortlichen Ubel'hitzungen fiihren.
Fiir die Lebensdauer del' Brennkammer ist die Beherrschnng del' Wandtemperaturen maBgebend. An einer gegebenen Stelle der Brennkammer seien Tw die Wandtemperatur, Ta und Ti die Lufttemperaturen auf der AuBen- und 1nnenseite del' "\V"and, D del' Brennraumdurchmesser und Dt del' Dnrchmesser des Flammenkorpers (vgl. Abb.19.14.2). Weiter seien iX-a, iX-i die beidseitigen Warmeiibergangszahlen, d = 5,77 .10-8 Wjm 2 K4 die Strahlungszahl des schwarzen Korpers, lOt das Emissionsverhaltnis Flamme-Wand und lOw dasjenige zwischen Brennraumwand und AuBenwand. Dann gilt folgende Warmeiibertragungsgleichung:
r;; cta(Tin, - T·,t) = iX-a(Tw - Ta) -\- !Xi(Tw - T i ) -\- cwd(Tt - T~). 19.14(5)
Das links stehende Glied ist die Einstrahlung des Flammenkorpers auf die Wand; es ist etwa DtfD ~ 0,8. Rechts stehen die auBere und innere Warmeiibertragung an die Luft und als drittes Glied del' Strahlungsaustausch zwischen Brennraumwand und AuBenwand, wobei vereinfachend die AuBenwandtemperatur gleich Ta gesetzt ist, was in Anbetracht del' Kleinheit dieses Gliedes geniigt. Ta ist strenggenommen nicht gleich del' Temperatur To, mit del' die Luft dem Verbrennungssystem zur Verfiigung gesteIlt wird infolge der Warmeiibertragung von der Brennraumwand an die Luft, doch ist del' Unterschied meist nur klein. Unterlagen zur Bestimmung von !Xit finden sich unter 19.2. Uber !Xi und den Verlauf von Ti vgl. die Literatur iiber Filmkiihlung, z. B. [36]. Erhebliche Unsicherheit besteht beziiglich Ct. Eine untere Schranke ist gegeben durch die reine Gasstrahlung, iiber die Messungen vorliegen, vgl. etwa [48, 49]. Die obere Schranke ist die Strahlung des schwarzen Korpers, also lOt = 1. Leuchtende Flammen liegen zwischen beiden Grenzen, vgl. [50]. Genauere Unterlagen konnen nur empirisch erhalten werden, d.h. man rechnet einen gegebenen Brennkammertyp nach, miBt Tw und bestimmt lOt so, daB Ubereinstimmung hergestellt wird. - Fiihrt man aIles dies ein, so ist 19.14(5) eine Bestimmungsgleichung fiir Tw'
Bei berippten Wandelementen, etwa nach Abb. 18.6.1 ist die Gleichung entsprechend abzuwande1n. 1st P; die 1nnen£lache, P a die AuBen£lache ohne Rippen, P,. die Rippen£lache, und 'Y)r del' Rippenwirkungsgrad (del' die Warmeiibertragung durch die Rippe zu derjenigen in einer Rippe unendlicher Leitfahigkeit ins Verhaltnis setzt), so gilt
Dt (T.t T+ _B'a -\- 1}rP ,. (T T T D lOt (J m -. w) - Pi !Xa w - it) -\- !Xi(T w - i) . 19.14(6)
372 19 Temperatur- und Kiihlungsprobleme
Hier ist die Strahlung an die AuBenwand sogleich vernachHissigt. Uber t7T finden sich an vielen Stellen Unterlagen, etwa [28, 51 J.
AuBerhalb del' Zone del' leuchtenden Flamme ist 8f gleich dem 8y del' Gasstrahlung. In del' Mischzone ist die Innentemperatur gleich del' Temperatur des Gaskorpers, und die Gleichung lautet dort
19.14(7)
Die genauere Rechnung miiBte allgemein so erfolgen, daB man den Stromungsweg in Intervalle einteilt und schrittweise die Temperaturanderungen infolge del' Warmeiibertragung berechnet, was insbesondere bei del' Gegenstrombrennkammer auf eine kompliziertere Iteration fiihrt. Dabei bleibt die Temperatur im Flammenkorper unter dem theoretischen Maximum Tim da ja schon wahrend del' Verbrennung Warme nach auBen iibertragen wird. Gerade bei modernen Konstruktionen mit ihren kurzen Stromungswegen und hochbelasteten Brennraumen sind abel' diese Effekte klein, so daB eine Komplikation del' Rechnung selten notig sein diirfte.
Da aIle Warmeiibergangszahlen proportional (!W sind, miissen die Kiihlluftgeschwindigkeiten hinreichend groB gewahlt werden, woraus sich die Bemessung del' Querschnitte del' luftfUhrenden Ringkanale ergibt. Wahlt man die durch 19.14(3) definierte charakteristische Geschwindigkeit w klein, was auf groBen Brennraumquerschnitt fUhrt, so wird die Breite dieser Ringkanale klein, mithin auch ihr hydraulischer Durchmesser, womit die Druckabfalle zunehmen. Bei schwach belasteten Brennkammern ist es also schwieriger, die Wande hinreichend zu kiihlen als bei hoher belasteten, urn so mehr als auch 8f groBer wird.
Del' Forderung, einen vollstandigen Ausbrand zu erzielen, die schon im Hinblick auf Abgasvorschriften erfiillt werden muB, ist mit groBen Brennkammern leichter zu geniigen als mit kleinen, besonders bei schlechten Brennstoffen. Die groBen Verweilzeiten fiihren abel' anderseits auch zu erhohter NOx-Bildung, die ebenfalls vermieden werden muB. EinfUhrung von Wasserdampf hemmt die NOx-Bildung, ist abel' nicht in allen Fallen moglich. Hohe Flammentemperatur begiinstigt die NOx-Bildung. Deshalb ist eine moglichst gleichmaBige Flammentemperatur (Vermeidung heiBer Punkte) von nicht iiber 2000 K anzustreben, was mit Luftzerstaubung des Brennstoffes bessel' gelingt als mit Druckzerstaubung.
Fiir jeden Brennstoff existieren gewisse Grenzen, innerhalb welcher das Massenverhaltnis Luft/Brennstoff liegen muB, damit die Ziindung gesichert ist. Diese Ziindgrenzen sind auch temperaturabhangig. Die Stromungsflihrung in del' Brennkammer muB sicherstellen, daB insbesondere auch bei Leerlauf noch eine Zone bestehen bleibt, innerhalb del' das Mischungsverhaltnis unter del' oberen Ziindgrenze bleibt, was durch die Schaffung des schon erwahnten Totwassergebietes gelingt. Trotzdem ist del' Ausbrand bei kleiner Last oft wesentlich schlechter als bei Vollast. Man kennzeichnet dies en durch den Ausbrandwirkungsgrad 'Y}A' Bei Vollast liegt diesel' heute in del' Regel iiber 0,99, kann also VOl' aHem bei stationaren Anlagen praktisch 1 gesetzt werden. Fiir seine Abhangigkeit von del' Belastung gibt Munzberg [52] eine empirische Relation an. Es sei
rn Q ~~ 1J1,8 e(ToilOO) V . 19.14(8)
Dann gilt log (1 -IIA) = A + Blog Q. 19.14(9)
B variiert in den angegebenen Beispielen zwischen 1,34 und 1,94, so daB 1,6 als Mittelwert gegeben werden kann. Hingegen variiert A in weitesten Grenzen, was verstandlich ist, wenn man beachtet, wie auBerordentlich verschieden die Brennkammervolumen fUr eine gegebene Leistung je nach Bauad a,usfallen.
Literatur zu Kap. 19 373
Uteratur zu Kap. 19
1. v. Helmholl", H.: Vorlesungen iiber Theorie der Wiirme. Leipzig 1904. 2. Deissler, E. G.: NACA-Report 1210 (1955). 3. Kraussold, H.: Der konvektive Wiirmeiibergang. Technik 3 (1948) 205-213 u. 257-261. 4. Hausen, H.: Wiirmeiibertragung im Gegenstrom, Gleichstrom und Kreuzstrom. Berlin, GoUingen, Heidel
berg: Springer 1950 (2., neubearb. Auflage 1976). 5. Nunner, W.: Wiirmeiibergang und Druckabfall in rauhen Rohren. VDI-Forschungsheft 455, Dtisseldorf
1956. 6. Norris, E. H.: Some Simple Approximate Heattransfer Correlations for Turbulent Flow in Ducts with
Rough Surfaces. Winter Annual Meeting of the ASME, New York 1970, S. 16-26. 7. Sutherland, W. A.: Improved Heat Transfer Performance with Boundary Layer Turbulence Promoters.
Int. J. Heat Mass Transfer 10 (1967) 1589. 8. Dippel'ey, D. F.; Sabersky, E. H.: Heat and Momentum Transfer in Smooth and Rough Tubes at Various
Prandtl Numbers. Int. J. Heat Mass Transfer 6 (1963) 329. 9. Ito, H.; Nanbu, K.: Flow in Rotating Straight Pipes of Circular Cross Section. Trans. ASME 93, J. Basic
Eng. (1971) 383-394. 10. )JiIori, Y.; Nakayama, W.: Convective Heat Transfer in Rotating Radial Circular Pipes. Int. J. Heat Mass
Transfer, 14 (1971) 1807-1824. 11. Nakayama, W.: Forced Convective Heat Transfer in a Straight Pipe Rotating around Parallel Axis. Int. J.
Heat Mass Transfer, 11 (1968) 1185-120l. 12. Schlichting, H.: Grenzschichttheorie, Karlsruhe: Braun 1965. 13. Kestin, J.; Wood, E. T.: The Influence of Turbulence on Mass Transfer from Cylinders. Trans. ASME,
Ser. C, (1971) 321-327. 14. Petrick, E. N.; Smith, E. D.: Experimental Cooling of Radial Flow Turbines. ASME-Paper No. 54-A-245
(1954). 15. Sheinin, E. 1.: Experimentelle Untersuchungen des Wiirmeiiberganges in der Zone der Endabdichtungen
von Gasturbinen (russ.) Energomashinostroenie 1961, Nr. 1. 16. Kapinos, V. M.; Gum, L. A.: Investigation of Heat Transfer in Labyrinth Glands on Static Models. Teplo
energetika 17 (1970) 38-41. 17. Kapinos, V. M.; Gum, L. A.: Wiirmeiibergang in Kammnut-Labyrinthdichtungen (russ.) Energomashino
stroenie (1973) 22- 25. 18. Kuznezow, A. L.; Zumvlov, O. A.: Wiirmetibergang in den Labyrinthdichtungen von Gasturbinen (russ.)
Energomashinostroenie (1972) 10-12. 19. Globe, S.; Dropkin, D.: Natural Convection Heat Transfer in Liquids Confined by Two Horizontal Plates
and Heated from Below. J. Heat Mass Transfer, Trans. ASME, Ser. C, 81 (1959) 24-28. 20. Shlyko, Y. P.; Ganin, Y. E.: Thermal Resistance of Metallic Contacts. Int. J. Heat Mass Transfer 7 (1964)
921-929. 21. .Ll1ay, H.: Theoretisehe und experimentelle Untersuchungen tiber Fliissigkeitskiihlung von Gasturbinen
sehaufeln bei Gastemperaturen bis 1200°C. Forseh. Ing.-Wes. 28 (1962) 154-161 u. 187-196. 22. Eckert, E.: Die Berechnung des 'Wiirmeiiberganges in der Grenzsehicht umstromter Korper. VDI-For
schungsheft 416, Berlin 1942. 23. Hodge, E. 1.: A Turbine Nozzle Cascade for Cooling Studies. Aeron. Res. Counc. C.P. 493 (1960). 24. Patankar, S. V.; Spalding, D. B.: Heat and Mass Transfer in Boundary Layers. London: Intertext Books
1970. 25. Carslaw, H. B.; Jaeger, J. C.: Conduction of Heat in Solids, 2nd. Ed. Oxford: Clarendon Press 1959. 26. Bachmann, H.: Tafeln tiber Abkiihlungsvorgiinge einfacher Korper. Berlin: Springer 1938. 27. Grober/Enk/Grigull: Die Grundgesetze der Wiirmeiibertragung, 3. Aufl. Berlin, Gottingen, Heidelberg:
Springer 1955. 28. Grigull, U.; Sandner, H.: Wiirmeleitung. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1979. 29. Endres, W.; Balm, .LvI.: Anfahren und Lastiinderungen von Dampfturbinen. Brown Boveri Mitt. 45 (1958)
339-347. 30. Fischer, P.; Eiefl, TV.: Einfaches Analogieverfahren fiir technische Wiirmeleitungsprobleme. Konstruktion
12 (1960). 31. Bayley, F. J.; Owen, J. M.: Turner, A. B.: Heat Transfer. London: Nelson 1972. 32. Zunnuhl, E.: Praktische Mathematik, 5. Aufl. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1965. 33. Bremi, P.: Berechnung stationiirer und instationiirer Temperaturfelder mit Hilfe elektronischer Rechen-
automaten. Tech. Rundsch. Sulzer, Forschungsheft, Winterthur 1 !l70, S. 8fi-90. 3,1. Zienkiewicz, O. C.; Cheung, Y. K.: Finite Elements in the Solution of Field Problems. Engineer (1965) 507. 35. COltrant, E.; Hilbert, D.: Methoden der Mathematischen Physik 1. Berlin: Springer 1931. 36. Goldstein, R. J.: Film Cooling. Advances in Heat Transfer, Vol. 7. New York: Academic Press 1971, S. 321
to 379. 37. Sivasegaram, S.; Whitelaw, J. H.: Film Cooling Slots: the Importance of Lip Thickness and Injection
Angle. J. Mech. Eng. Sci. 11 (1969) 22-27,
374 19 TemperatUl'. und Kiihlungsprobleme
38. Pai, B. R.; Whitelaw, J. II.; The Influence of Strong Pressure Gradients on Film Cooling Effectiveness. Heat ,Transfer 1970, Paris·Versailles 1970, Vol. II, FC 1.11.
39. Wilson, D. J.; Goldstein, R. J.: Effect of Film Cooling Injection on Downstreem Heat Transfer Coefficients in High Speed Flow. Trans. ASME, Ser. C. 95 (1973) 505-509.
40. Metzger, D. E.; Takenchi, D. I.; Kuenstler, P. A.: Effectiveness and Heat Transfer with Full.Coverage Film Cooling. ASME·Paper No. 73·GT·18, 1973.
41. Liess, G.; Garnel, J.: Application of Film Cooling to Gas Turbine Blades. AGARD Conf. Proc. No. 73 on High Temperature Turbines, AGARD·CP· 73· 71, 1971.
42. Nicolas, J.; Le Meur, A.: Curvature Effects on a Turbine Blade Cooling Film, ASME·Paper No. 74·GT·16, 1974.
43. Scholz, N.; Hennecke, D.: Untersuchungen zur vVirksamkeit del' Effusionskiihlung von Turbinenschaufeln. Z. Flugwiss. 19 (1971) 151-158.
44. Friedrich, R.: Eine Gasturbine mit gekiihlten Schaufeln fiir Gastemperaturen iiber 1000°C. BWK 14 (1962) 368.
45. Garuvana, A.: Development of High·Temperature Turbine Subsystem Technology to a "Technology Readiness Status", Phase I, Final Report (1977). General Electric Co. Schenectady N.Y. 12345.
46. Hombogen, E.: Werkstoffe, 2. Auf!. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1978. 47. Sahm, P. R.; Speidel, lYI. O. (Hrsg.): High·Temperature Materials in Gas Turbines, Amsterdam, London,
New York: Elsevier 1974. 48. Eckel't, E.: Messung del' Gesamtstrahlung von Wasserdampf und Kohlensaure in Mischung mit nicht·
strahlenden Gasen bei Temperaturen bis 1300°C. VDI.Forschungsheft 387, Berlin 1937. 49. Landel'mann, G. A.: Vber ein Verfahren zur Bestimmnng del' Gesamtstrahlung vonKohlensaure und Wasser·
dampf in technischen Feuerungen. Diss. TH Karlsruhe 1948. 50. Rummel, B. K.; Veh, P.O.: Die Strahlung leuchtender Flammen. Arch. Eisenhiittenwes. 14 (1941) 489-499. 51. Jakob, M.: Heat Transfer, Vo!' 1. New York, London 1949. 52. JJlil.nzberg, H. G.; Kurzke, J.: Gasturbinen - Betriebsverhalten und Optimierung. Berlin, Heidelberg,
New York: Springer 1977.