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Zeitschrift für angewandte Chemie. 1898. Heft 2. Thermometer mit Compensirung der thermischen Nachwirkung. Von Gustav Müller in Ilmenau i. Thüringen. Die Publication von Dr. Hoffmann- Jena gab mir Veranlassung zu Versuchen mit dem neuen Compensations-Thermometer nach Dr. Schott; der Zweck der Ver- suche war die Ermittlung von Thatsachen, •welche eine präcise Herstellung dieser In- strumente ermöglichen. Die thermische Nachwirkung an Thermometern ist durch Ein- führung der Jenaer Gläser 16 m und 59 UI gegenüber den aus Thüringer Gläsern hergestellten Thermometern schon um ein ganz Bedeutendes ver- mindert worden; jedoch bei hohen Temperaturen nimmt die thermische Nachwirkung ziemlich bedeutend zu, so dass bei exacten Wärmemessun- gen eine Correctur nie versäumt wer- den darf. Nach den Untersuchungen von Dr. Schott kann diese ther- mische Änderung durch Benutzung zweier Gläser an einem und demselben Thermometergefäss Fig. 8. zum allergrößten Theil compensirt •werden. Das von dem Glaswerk-Jena speciell für diesen Zweck geschmolzene Glas 335 In hat folgende Zusammensetzung: K 2 0, Na 2 O,MgO,BA,M 2 O 3 ,MnA,As 2 O3, SiO 3 9,0 8,5 5,0 7,0 3,0 0,1 0,3 67,1 Proc; dasselbe wird in Stiftform, wie nebenstehende Skizze zeigt, in das aus Jenaer Glas 16 nl von der Zusammensetzung K 3 O, Na,0, B 2 O 3 , M, O 3 , ZnO, Si O 2 7,0 14,0 2,0 2,5 7,0 67,5 Proc. bestehende Thermometergefäss eingeschmol- zen. Beide Gläser besitzen ziemlich gleiche Ausdehnungscogfficienten, so dass ein Heraus- springen des Stiftes nicht zu befürchten ist. Aus den durch Ho ff mann veröffentlichten Beobachtungsreihen ergab sich, dass das Ver- hältniss von Gefäss zu Compensationsstift 1: 1 I 9 bis '/s das günstigste ist. Der Herstellung des letzteren mit dem aus Berechnung ab- geleiteten, cubischen Inhalt stellten sich zu- erst viele Schwierigkeiten entgegen. Die Ch, 98. Kleinheit der Dimensionen des Stiftes war nicht in erforderlicher Präcision in das Gefäss zu schmelzen, so dass das Volumen grösser oder geringer -wurde. Durch Innehaltung besonderer Vorsichtsmassregeln ist diese Schwierigkeit überwunden worden. Um einen Überblick über die Ione- haltung der vorgeschriebenen Maasse seitens des Glasbläsers gewinnen zu können, wurden die Gefässe an zwei Thermometern nach Er- ledigung der Beobachtungen am Capiilar- scheibchen abgesprengt und die Volumina durch "Wägung mit Quecksilber controlirt; v bedeute das Volumen des Stiftes, V das Volumen des Gefässes, beide Grossen aus- gedrückt in Gewichtsmengen Quecksilber: Berechnet: V v = 0,1 V V Gefunden: v + V v = 0,1 V No. 5 *) 12,1230 1,212 13,4572 *) 12,4731 0,984 No. 12 *) 2,0691 Y=7 9 V, 0,0312 2.0902 *) 2.0505 v = >/ 9 V, 0,0354 Einige Beobachtungen mit diesen neuen Thermometern mögen hier folgen: No. 2 3 4 6 7 8 9 10 14 Das Thermometer wieder erwärmt auf 100 100 200 200 280 280 300 320 320 Zeitdauer in Min. 50 50 40 40 60 40 60 60 60 Eispunkte gleich nach dem Erhitzen: - 0,01 0,01 0,02 0.01 0.01 0.02 — 0,030 0,015 — 0,020 Die Eispunkte nach 4, 6 und 14 Tagen nochmals nachgesehen, zeigten dieselben Werthe. Die neuen Compensations-Thermometer werden in meinem glastechnischen Institute angefertigt. Ilmenau i. Thüringen, im Januar 1898.

Thermometer mit Compensirung der thermischen Nachwirkung

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Page 1: Thermometer mit Compensirung der thermischen Nachwirkung

Zeitschrift für angewandte Chemie.1898. Heft 2.

Thermometer mit Compensirung derthermischen Nachwirkung.

VonGustav Müller in Ilmenau i. Thüringen.

Die Publication von Dr. H o f f m a n n -Jena gab mir Veranlassung zu Versuchenmit dem neuen Compensations-Thermometernach Dr. S c h o t t ; der Zweck der Ver-suche war die Ermittlung von Thatsachen,•welche eine präcise Herstellung dieser In-strumente ermöglichen.

Die thermische Nachwirkungan Thermometern ist durch Ein-führung der Jenaer Gläser 1 6 m und59 U I gegenüber den aus ThüringerGläsern hergestellten Thermometernschon um ein ganz Bedeutendes ver-mindert worden; jedoch bei hohenTemperaturen nimmt die thermischeNachwirkung ziemlich bedeutend zu,so dass bei exacten Wärmemessun-gen eine Correctur nie versäumt wer-den darf. Nach den Untersuchungenvon Dr. Scho t t kann diese ther-mische Änderung durch Benutzungzweier Gläser an einem unddemselben Thermometergefäss

Fig. 8. zum allergrößten Theil compensirt

•werden.Das von dem Glaswerk-Jena speciell

für diesen Zweck geschmolzene Glas 3 3 5 I n

hat folgende Zusammensetzung:K20, Na2O,MgO,BA,M2O3,MnA,As2O3, SiO39,0 8,5 5,0 7,0 3,0 0,1 0,3 67,1 Proc;

dasselbe wird in Stiftform, wie nebenstehendeSkizze zeigt, in das aus Jenaer Glas 1 6 n l

von der ZusammensetzungK3O, Na,0, B2O3, M, O3, ZnO, Si O2

7,0 14,0 2,0 2,5 7,0 67,5 Proc.bestehende Thermometergefäss eingeschmol-zen. Beide Gläser besitzen ziemlich gleicheAusdehnungscogfficienten, so dass ein Heraus-springen des Stiftes nicht zu befürchten ist.Aus den durch Ho ff mann veröffentlichtenBeobachtungsreihen ergab sich, dass das Ver-hältniss von Gefäss zu Compensationsstift1: 1I9 bis '/s das günstigste ist. Der Herstellungdes letzteren mit dem aus Berechnung ab-geleiteten, cubischen Inhalt stellten sich zu-erst viele Schwierigkeiten entgegen. Die

Ch, 98.

Kleinheit der Dimensionen des Stiftes warnicht in erforderlicher Präcision in das Gefässzu schmelzen, so dass das Volumen grösseroder geringer -wurde. Durch Innehaltungbesonderer Vorsichtsmassregeln ist dieseSchwierigkeit überwunden worden.

Um einen Überblick über die Ione-haltung der vorgeschriebenen Maasse seitensdes Glasbläsers gewinnen zu können, wurdendie Gefässe an zwei Thermometern nach Er-ledigung der Beobachtungen am Capiilar-scheibchen abgesprengt und die Voluminadurch "Wägung mit Quecksilber controlirt;v bedeute das Volumen des Stiftes, V dasVolumen des Gefässes, beide Grossen aus-gedrückt in Gewichtsmengen Quecksilber:

Berechnet:

Vv = 0,1 V

VGefunden: v + V

v = 0,1 V

No. 5

*) 12,12301,212

13,4572*) 12,4731

0,984

No. 12

*) 2,0691Y=79V, 0,0312

2.0902*) 2.0505

v = >/9V, 0,0354

Einige Beobachtungen mit diesen neuenThermometern mögen hier folgen:

No.

2346789

1014

DasThermometer

wiedererwärmt auf

100100200200280280300320320

Zeitdauerin Min.

505040406040606060

Eispunktegleich nach dem

Erhitzen:

- 0,01— 0,01— 0,02— 0.01— 0.01— 0.02— 0,030— 0,015— 0,020

Die Eispunkte nach 4, 6 und 14 Tagennochmals nachgesehen, zeigten dieselbenWerthe.

Die neuen Compensations-Thermometerwerden in meinem glastechnischen Instituteangefertigt.

Ilmenau i. Thüringen, im Januar 1898.