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DCG-Informationen 40 (11): 258–262 258 Dieter Dühring Während einer Diskussionsrunde bemerkte ich am Rande, dass ich, trotz meiner fast vierzigjährigen aquaristischen Laufbahn, noch nie Thorichthys meeki gehalten hatte. Kurz darauf bekam ich ein Angebot aus Dresden, gegen Erstattung der Trans- portkosten, F 1 -Nachzuchten zu übernehmen. Wie immer hatte ich natürlich keinen Platz für die Tiere, aber nach kurzer Überlegung, und in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um halbwüchsige Tiere handelte, stimmte ich zu. Der private Transport über eine Mitfahrzentrale klappte mehr oder weniger gut und ich konnte acht Thorichthys meeki in Empfang nehmen. Ich setzte sie zu ebenfalls halbwüchsigen Astatheros longi- manus, was ohne weiteres gut ging. Die T. meeki waren natürlich kurz nach dem Einsetzen keine großen Farbwunder. Das änderte sich aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit deutlich. Die Rotbrustbuntbarsche, die ich bisher zu sehen be- kommen hatte, verdienten ihren deutschen Namen nur annähernd, handelte es sich doch meistens um südostasiatische Nachzuchtversuche. Anders die F 1 -Nachzuchten aus Dresden. Hier konnte man schon bei den etwa fünf bis sieben Zentimeter lan- gen Exemplaren sehen, warum die Tiere im deutschsprachigen Raum so heißen. Bevor ich nun meiner Begeisterung freien Lauf lasse, möchte ich erst mal kurz zusammenfassen, was ich in der Literatur über diese Cichliden her- ausgefunden habe. Thorichthys meeki wurde 1918 von Brind als Unterart von Thorichthys helleri, als Thorichthys helleri meeki beschrieben. Das natürliche Vor- kommen soll sich laut Stawikowski und Werner (1998) über Südmexiko, Guatemala und Belize erstrecken. Zu finden ist die Art in stehenden und langsam fließenden, große Exemplare auch in schneller fließenden Gewässern. Die Wasserwerte haben eine recht große „Bandbreite“, pH-Wert 7,5 bis 8,4; 3 bis 69° dGH; 3 bis 14° KH und eine Wassertemperatur von 25 bis 34° C. Die Art soll meist über sandigem, schlammigen Untergrund, der oft mit einer Falllaubschicht bedeckt ist, zu fin- den sein. Als Synonym ist noch Cichlasoma hyo- rhynchum HUBBS, 1935 zu nennen. Der Rotbrustbuntbarsch Thorichthys meeki BRIND, 1918

Thorichthys meeki B , 1918

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DCG-Informationen 40 (11): 258–262 258

Dieter Dühring

Während einer Diskussionsrunde bemerkte ich amRande, dass ich, trotz meiner fast vierzigjährigenaquaristischen Laufbahn, noch nie Thorichthysmeeki gehalten hatte. Kurz darauf bekam ich einAngebot aus Dresden, gegen Erstattung der Trans-portkosten, F1-Nachzuchten zu übernehmen. Wieimmer hatte ich natürlich keinen Platz für die Tiere,aber nach kurzer Überlegung, und in Anbetrachtder Tatsache, dass es sich um halbwüchsige Tierehandelte, stimmte ich zu.

Der private Transport über eine Mitfahrzentraleklappte mehr oder weniger gut und ich konnte achtThorichthys meeki in Empfang nehmen. Ich setztesie zu ebenfalls halbwüchsigen Astatheros longi-manus, was ohne weiteres gut ging. Die T. meekiwaren natürlich kurz nach dem Einsetzen keinegroßen Farbwunder. Das änderte sich aber nacheiner kurzen Eingewöhnungszeit deutlich. DieRotbrustbuntbarsche, die ich bisher zu sehen be-kommen hatte, verdienten ihren deutschen Namennur annähernd, handelte es sich doch meistens um

südostasiatische Nachzuchtversuche. Anders dieF1-Nachzuchten aus Dresden. Hier konnte manschon bei den etwa fünf bis sieben Zentimeter lan-gen Exemplaren sehen, warum die Tiere imdeutschsprachigen Raum so heißen.

Bevor ich nun meiner Begeisterung freien Lauflasse, möchte ich erst mal kurz zusammenfassen,was ich in der Literatur über diese Cichliden her-ausgefunden habe.Thorichthys meeki wurde 1918 von Brind alsUnterart von Thorichthys helleri, als Thorichthyshelleri meeki beschrieben. Das natürliche Vor-kommen soll sich laut Stawikowski und Werner(1998) über Südmexiko, Guatemala und Belizeerstrecken. Zu finden ist die Art in stehenden undlangsam fließenden, große Exemplare auch inschneller fließenden Gewässern. Die Wasserwertehaben eine recht große „Bandbreite“, pH-Wert 7,5bis 8,4; 3 bis 69° dGH; 3 bis 14° KH und eineWassertemperatur von 25 bis 34° C. Die Art sollmeist über sandigem, schlammigen Untergrund,der oft mit einer Falllaubschicht bedeckt ist, zu fin-den sein. Als Synonym ist noch Cichlasoma hyo-rhynchum HUBBS, 1935 zu nennen.

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Balzendes Thorichthys meeki-Paar aus dem Rio de laPasion-Einzug in Guatemala – Foto: Uwe Werner

Seite 258: Thorichthys meeki aus dem Candelaria-System(Guatemala) – Foto: Dieter Dühring

Meine T. meeki mussten sich etwa ein Jahr ihrDomizil mit den A. longimanus teilen, bis ich sie,nun auf bis zu acht bis zwölf Zentimeter herange-wachsen, in einem Artbecken unterbringen konnte.Ein Tier war inzwischen verstorben. Das Aquariumhat eine Grundfläche von 95 × 45 Zentimeter mitfeinem Sand als Bodengrund und war mit Steinenund Wurzeln gut strukturiert. Die Tiere lebten sichrecht schnell ein und legten farblich noch etwas zu.Das doch recht kleine Aquarium wurde von dreiPaaren gerecht aufgeteilt. Das siebente Einzeltiermusste ein kleines Revier beziehen, versteckt hin-ter einer an der Rückseite aufgestellten Steinplatte.Die Thorichthys-Arten haben es gerne etwas gesel-lig, was man beim Verhalten der T. meeki auch guterkennen konnte. Die Reviere waren ja nicht groß,wie auch, aber die Grenzen wurden durch ständi-ges Androhen der Nachbarn, heftig verteidigt.Besonders das Paar in der Mitte war da natürlichgut beschäftigt. Das Drohen sah mit den abges-preizten Kiemendeckel und dem gesenkten Maul-boden, das ganze in intensivem Rot, sehr imposantaus. Beißattacken gab es, wenn überhaupt, nur sehrselten. Man konnte diesem Treiben stundelangzuschauen, selbst Nichtaquarianer, die gelegentlichmeinen Keller besuchten, waren von diesemSchauspiel begeistert.

Es dauerte nicht sehr lange, bis das größte Männ-chen mit dem kleinsten Weibchen, auf einer Stein-platte ablaichte. Die Entwicklung des Geleges liefim üblichen Schema ab: Zwei bis drei Tage vergin-gen bis zum Schlüpfen der Larven. Diese wurdenin einer der zahlreich angelegten Gruben unterge-bracht, und nach weiteren vier Tagen schwammendie Jungfische frei. Sie nahmen einen Tag späterauch erste Nahrung in Form von Artemia-Nauplienauf. Ich saugte einen großen Teil der Jungfische abund zog diese getrennt von den Eltern auf. Da dasWeibchen nicht sehr groß war, waren es nicht allzuviele, aber doch etwa 100 Stück.

Etwa zwei Wochen später wurde vom selben Paardas zweite Gelege gelegt. Da ich ja gut mit Nach-kommen versorgt war, ließ ich diese Jungen beiihren Eltern. Das Revier wurde von den Elternnoch intensiver verteidigt und auch noch etwas ver-größert.

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Bei diesem Weibchen am Gelege erkennt man, dasssich die Rotfärbung nicht nur auf Maul und Kehlebeschränkt, sondern sich bis zum Ende der After-flossenbasis erstreckt.Rechts:Beim Frontaldrohen gauckeln die Augenflecke auf denKiemendeckeln einen weitaus mächtigeren Gegner vor.

Ich fütterte auch diese Jungen mit Artemia-Nau-plien, da bei mir prinzipiell kein Fisch wegenFuttermangel eingehen soll, auch wenn diese ein-mal ihren natürlichen Weg gehen und ihrerseits alsFutter enden. Hier war nun alles anders, als ich esbisher erlebte. Die kleinen T. meeki wuchsen, ohnedass sich der Jungfischschwarm nennenswert ver-kleinerte, auf eine Länge von etwa 15 Millimeterheran. Anfangs innerhalb des Reviers von denEltern beschützt, verteilten sich die Jungen nun imganzen Aquarium, selbst in den Nachbarrevieren,ohne von dessen Inhabern behelligt zu werden. Ichließ die Kleinen in diesem Becken, bis sie etwa 20Millimeter hatten. Dann wurde es doch etwas zueng. Das Abziehen der ersten Brut hätte ich mireigentlich sparen können. Die anderen Paare laich-ten nun ebenfalls, doch wurden ihre Nachkommenvon den Jungen des dominanten Paares, gefressen,ohne von deren Eltern verteidigt zu werden. In die-sem Becken kamen bisher nur Jungfische vom

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Ein Thorichthys meeki-Paar aus dem Rio Subin (Rio dela Pasion-Einzug in Guatemala) führt seine zahlreicheNachkommenschaft.

dominanten Paar durch. Die beiden unterlegenenPaare hatten hier keine Chance ihre Nachkommenüber eine längere Zeit zu beschützen. Hier wirdvermutlich das doch etwas zu kleine Aquariumeine Rolle spielen. Warum aber die Jungen desdominanten Paares nicht gefressen wurden,obwohl diese den anderen Tieren quasi vorm Maulschwammen, darüber kann man nur mutmaßen. Ichglaube, dass die unterlegenen Tiere derart durchdie Dominanz des einen Paares eingeschüchtertwaren, dass diese sogar, zumindest zum großenTeil, diesen Leckerbissen widerstehen konnten.Eine Fresshemmung wird es sonst sicher nichtgeben, da das dominante Paar sich auch kulinarischan den Jungen der unterlegenen Paare bedient. Ichkann mir gut vorstellen, dass sich in einem größe-ren Behälter dieses Verhalten wesentlich ändernwürde.

Das Futter ist bei Thorichthys-Arten ein wichtigesThema. Ich hatte bei Thorichthys affinis und T.maculipinnis bereits schlechte Erfahrungen mitdiversen Frostfuttersorten gemacht, so dass ichinzwischen völlig davon abgekommen bin, meinenmittelamerikanischen Cichliden dieses anzubieten.Ich wechsle nun zwischen verschiedenen, hoch-wertigen Kunstfuttersorten.

Das Futter sollte nicht zu groß sein. Meine ausge-wachsenen Thorichthys bekommen auch Artemia-Nauplien, sollte ich mal welche übrig haben. Auchwarne ich vor Überfütterung der Thorichthys: bes-ser mehrmals täglich, wenig geben. PflanzlicheNahrung, wie Erbsen, Löwenzahn, wird bei mirnur von den Jungfischen genommen, dies auchwohl eher wegen des Futterneides. Die größerenExemplare rühren diese Nahrung nicht an.

Die Gruppenhaltung ist unbedingt vorziehen. Manwürde sich bei der Haltung von eines einzelnenPaares auch um das oben beschriebene Schauspielbringen. Auch habe ich die Erfahrung gemacht,dass paarweise gehaltene Thorichthys die Fort-pflanzung einstellen und sich oft die Paare zerstrei-ten. Das von mir beschriebene Aquarium ist defini-tiv zu klein. Eine Gruppe von drei bis vier Paarenbenötigt einen Behälter von mindestens 150 × 60Zentimeter Grundfläche. Es ist auch zu beachten,dass ausgewachsene Thorichthys meeki die 20-Zentimeter-Marke durchaus überschreiten können.

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Mit gesenktem Mundboden und abgespreiztenKiemendeckeln droht ein Thorichthys meeki-Männchen. Solch prächtige Fische sind leider nichtmehr allzu häufig in unseren Aquarien zu sehen.Qualitativ schlechte Massenzuchten zweifelhafterHerkunft haben vielen Cichlidenfreunden die Pflegedieses (ehemals) attraktiven Buntbarschs verleidet.

Jochen Grad berichtete mir von derart großenTieren in Südmexiko. Es handelt sich bei solchgroßen Exemplaren also nicht um aquaristischeMasttiere. Da die Thorichthys-Arten nicht sehrdurchsetzungsfähig sind, sollte man auf weitereCichliden als Beifische verzichten. Sie würden dasGruppenverhalten nur stören. Als Bodengrund empfiehlt sich Sand oder feinerKies. Vorteilhaft ist eine gut strukturierte Einrich-tung aus, Wurzeln und Steinen, aber auch freieFlächen in den einzelnen Revieren. Höhlen müssennicht unbedingt sein, denn T. meeki sind Offen-brüter. Robuste Pflanzen dürften kein Problemsein, wenn sie gegen Ausgraben geschützt werden.

Falls Sie zufälligerweise ebenfalls einmal überWildfangnachzuchten von Thorichthys meeki stol-pern, überlegen Sie nicht lange. Auch ein Klassikerin der Aquaristik wie der Rotbrustbuntbarsch hatseinen Reiz. Als absoluten Anfängerfisch, der alles

verzeiht, würde ich diese Art auch nicht bezeichnen,zumindest die noch nicht so sehr domestiziertenF1-Nachzuchten. Bei diesen Tieren kann man docheinige Fehler machen, die sie übel nehmen.Beachtet man aber die Ansprüche bezüglich Futter,Beckengröße und Einrichtung, wird man sicher nurPositives über diese Art berichten können. Baldwerden meine Tiere auch ein größeres Aquariumbekommen, vor dem ich wieder Stunden mitBeobachten verbringe werde.

LiteraturStawikowski, R. & U. Werner (1998): Die BuntbarscheAmerikas. Band 1. Stuttgart.

Fotos: Uwe Werner

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