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JUGOS- LAWIEN Oradea Bukarest MOLDA WIEN UNGARN UKRAINE RUMÄNIEN Brasov Bild 1: Die Lage Vorwort Eigentlich wollten wir uns nur informieren, wie weit denn die Vorbereitungen zum Aufbau eines Reservates für misshandelte Braunbären nahe der rumänischen Stadt Braşov (Kronstadt) in Siebenbürgen vorangekommen sind. Aus dem Fernsehen hatten wir nämlich einige Zeit zuvor von diesem Vorhaben erfahren. Dann aber bestanden unsere rumänischen Freunde darauf, auch ihr Tierheim „Azil Canin“ vor den Toren der Stadt Braşov zu besichtigen. Natürlich hatten wir bei all unseren Reisen in die süd- und südosteuropäischen Länder längst das traurige Phä- nomen der herrenlosen Straßenhunde kennengelernt. Dabei ist uns allmählich das Grundübel dieser Zeit deutlich bewusst geworden, wie grausam die Menschheit mit der Natur und ihren Geschöpfen umgeht. Offenbar ist bei den meisten jedes Verantwortungsgefühl im Bewusstsein dafür verlorengegangen, wenn es denn je bestanden hat. Dagegen Front zu machen, stößt überall auf Verständnislosigkeit. Zugegebenermaßen ist die Vielzahl frei herumlaufender Hunde ohne jedwede Betreuung ein Übelstand. Keine einzige Regierung der betroffenen Länder hat jedoch ein Konzept gefunden, wie auf einigermaßen erträgliche Weise eine brauchbare Lösung für alle betroffenen herbeigeführt werden kann. Die bisher praktizierten Methoden sind allesamt abscheulich: Erschießen, Erschlagen, Vergiften verhungern lassen, lebendig verscharren. Zum Glück gibt es aber doch Menschen, die sich mit diesen Tatsachen nicht abfinden, denen dieses Elend schlaflose Nächte bereitet. Ohne es vorher zu wissen und zu unserer großen Überraschung wurden wir dann mit einem Vorhaben konfrontiert, dass beweist, dass es doch möglich ist, Mensch und Tier wenigstens einigermaßen gerecht zu werden. Cristina Lapis haben die schrecklichen Bilder, die das rumänische Fernsehen von einer Ausrottungsaktion Bukarester Straßenhunde zeigte, nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Mit einigen Gleichgesinnten mietete sie im Jahre 1997 das Gelände und die Gebäudereste einer ehemaligen Schweinezuchtanlage vor den Toren Braşovs, die sich im Besitz der rumänischen Staatsbahn befinden, um darauf Unterkünfte für aufgegriffene Straßenhunde aus Braşov und Umgebung einzurichten. Ein wahnsinniges und gleichzeitig nicht hoch genug zu schätzendes Unterfangen angesichts der sturen Seite 1 DAS TIERHEIM „AZIL CANIN“ in Braşov, Rumänien Ein Bericht über die Bemühungen rumänischer Tierschützer TIERHILFE THUERINGEN e.V. unterstützt

TIERHILFE THUERINGEN e.V. · Bild 12: Neubau eines Geheges Bild 13: Cristina Lapis THUERINGEN e.V. hat die Erfahrung gemacht, dass es in Deutschland nicht schwierig ist, größere

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JUGOS-LAWIEN

Oradea

Bukarest

MOLDA WIEN

UNGARN

UKRAINE

RUMÄNIEN

Brasov

Bild 1: Die Lage

Vorwort

Eigentlich wollten wir uns nur informieren, wie weit denn die Vorbereitungen zum Aufbau eines Reservates für misshandelte Braunbären nahe der rumänischen Stadt Braşov (Kronstadt) in Siebenbürgen vorangekommen sind. Aus dem Fernsehen hatten wir nämlich einige Zeit zuvor von diesem Vorhaben erfahren. Dann aber bestanden unsere rumänischen Freunde darauf, auch ihr Tierheim „Azil Canin“ vor den Toren der Stadt Braşov zu besichtigen.

Natürlich hatten wir bei all unseren Reisen in die süd- und südosteuropäischen Länder längst das traurige Phä-nomen der herrenlosen Straßenhunde kennengelernt. Dabei ist uns allmählich das Grundübel dieser Zeit deutlich bewusst geworden, wie grausam die Menschheit mit der Natur und ihren Geschöpfen umgeht. Offenbar ist bei den meisten jedes Verantwortungsgefühl im Bewusstsein dafür verlorengegangen, wenn es denn je bestanden hat. Dagegen Front zu machen, stößt überall auf Verständnislosigkeit. Zugegebenermaßen ist die

Vielzahl frei herumlaufender Hunde ohne jedwede Betreuung ein Übelstand. Keine einzige Regierung der betroffenen Länder hat jedoch ein Konzept gefunden, wie auf einigermaßen erträgliche Weise eine brauchbare Lösung für alle betroffenen herbeigeführt werden kann. Die bisher praktizierten Methoden sind allesamt abscheulich: Erschießen, Erschlagen, Vergiften verhungern lassen, lebendig verscharren. Zum Glück gibt es aber doch Menschen, die sich mit diesen Tatsachen nicht abfinden, denen dieses Elend schlaflose Nächte bereitet.

Ohne es vorher zu wissen und zu unserer großen Überraschung wurden wir dann mit einem Vorhaben konfrontiert, dass beweist, dass es doch möglich ist, Mensch und Tier wenigstens einigermaßen gerecht zu werden. Cristina Lapis haben die schrecklichen Bilder, die das rumänische Fernsehen von einer Ausrottungsaktion Bukarester Straßenhunde zeigte, nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Mit einigen Gleichgesinnten mietete sie im Jahre 1997 das Gelände und die Gebäudereste einer ehemaligen Schweinezuchtanlage vor den Toren Braşovs, die sich im Besitz der rumänischen Staatsbahn befinden, um darauf Unterkünfte für aufgegriffene Straßenhunde aus Braşov und Umgebung einzurichten. Ein wahnsinniges und gleichzeitig nicht hoch genug zu schätzendes Unterfangen angesichts der sturen

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DAS TIERHEIM „AZIL CANIN“in Braşov, Rumänien

Ein Bericht über die Bemühungen rumänischer Tierschützer

TIERHILFE THUERINGEN e.V.unterstützt

Bild 2: Gehege

Arroganz rumänischer Behörden, des allgemeinen Desinteresses, der weitverbreiteten Armut und permanenter Finanznot. Aber ein paar Mitstreiter fanden sich und die private Finanzierung erlaubte den Bau der ersten Unterkünfte auf dem damals verkommenen Gelände, das wir nun besichtigen durften.

Bei unserem ersten Besuch im Jahre 2002 lebten dort bereits mehr als 700 Hunde, für uns unfassbar, wie so etwas möglich ist, da wir bis dahin nur die Verhältnisse einheimischer Tierheime kannten.

Das Konzept

Das Prinzip, allgemeiner Überpopulation Herr zu werden, ohne dabei Tiere töten zu müssen, kennen wir auch aus Deutschland in dem Bemühen, die unkontrollierte Vermehrung von Katzen einzudämmen. Es sieht das Einfangen mit nachfolgender Sterilisierung vor. Anders als hier, kann man aber die Hunde danach nicht wieder freilassen, weil allein schon die Nahrungsbeschaffung ein Problem darstellt, abgesehen von anderen Gefahren, wie z. B. im Straßenverkehr. Unsere rumänischen Freunde mussten also neue Wege beschreiten und die Tiere nach erfolgter Sterilisierung in wenigstens einigermaßen tierfreundlichen Gehegen unterbringen. Oftmals erfüllt sich die Hoffnung auf eine Vermittlung an Tierliebhaber nicht, so dass das Tierheim ein lebenslanger Aufenthaltsort bleibt.

Die Unterbringung

Während in deutschen Tierheimen jeweils ein Hund in einer Box, höchstens aber zwei gehalten werden, ist das wegen der Vielzahl der Tiere, 2003 waren es schon fast 900 im Tierheim „Azil Canin“, nicht möglich. Man muss aber wissen, dass sich die mentalen und körperlichen Eigenheiten der südländischen Rassen von den hiesigen unterscheiden. Sie sind dort deutlich kleiner und sozial bedeutend besser angepasst, demzufolge friedfertiger und mit seltenen Ausnahmen auch weniger aggressiv. So können durchaus bis zu 15 Tiere in einem Gehege friedlich miteinander auskommen, wie auf den folgenden Bildern zu sehen ist.

Für die zweckmäßige Gestaltung der Gehege für eine derart große Zahl von Hunden mit einigermaßen tierfreundlichem Charakter, von artgerecht kann man wahrschein-lich nicht sprechen, gibt es keine Vorbil-der. Unsere rumänischen Freunde mussten also selbst nach geeigneten Lö-sungen suchen und betreiben demzu-folge verschiedene Varianten. Einige Gehege befinden sich im Freien und sind, wie Bild 2 zeigt, teils gemauert teils mit Maschendraht abgegrenzt. Ein Teil der Fläche wurde mit einfachen Mittel in niedriger Höhe überdacht und bietet Schutz bei Regen und Schnee, während die ebenfalls sichtbaren Paletten als La-gerstatt dienen. Diese Gestaltung lässtden Tieren ein wenig Spielraum für ihren Bewegungsdrang und ist allemal besser, als so manche Hundehütte für einen an der

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Bild 3: Die Futterküche

Kette gehaltenen Hofhund hierzulande. Wir sahen auch eine Variante in der Art, wie man sie hier in Tierheimen insbesondere für Katzen findet. Sie besteht aus einem eingezäunten Stück Freigelände mit einem dahintergelegenen geschlossenen Raum, in den die Tiere nach Belieben wechseln können.

Voraussetzung für eine in dieser Art betriebene Haltung derart vieler Tiere ist natürlich eine angemessene Reinlichkeit, schon um Krankheiten zu vermeiden. Man stelle sich die verheerenden Folgen, beispielsweise beim Ausbruch einer Seuche vor. Wir konnten uns aber überzeugen, dass die Mitarbeiter von „Azil Canin“ dieses Problem meistern. Selbstverständlich können in diese Gruppenhaltung nur sterilisierte Tiere aufgenommen werden.

Für Muttertiere mit ihren Jungen und für ganz junge Tiere (Puppies) existieren gesonderte Boxen, sie können erst später in die Gruppenhaltung gegeben werden. Jeden Abend dürfen jeweils im Wechsel die Bewohner eines Geheges dieses verlassen und sich auf den Freiflächen des Tierheimes austoben. Diese Maßnahme dient auch zur Abschreckung unliebsamer Besucher. Während in den Nachtstunden nur ein Mitarbeiter zur Beaufsichtigung der Tiere anwesend ist, sind tagsüber bis zu 17 Personen mit den vielfältigsten Arbeiten auf dem Gelände beschäftigt.

Hundefreunde werden jetzt einwerfen, dass diese Verhältnisse nichts mit artgerechter Tierhaltung zu tun haben. Dem können wir nicht folgen, wenn als Alternative nur ein Dahinvegetieren an den Straßenrändern dieses ärmlichen Landes bleibt, bei ständigem Hunger und vielfältigen Gefahren.

Die Verpflegung

Man kann sich vorstellen, dass die Versorgung von 900 Hunden mit Nahrung ein großes Problem darstellt. Hier mussten etliche Kompromisse eingegangen werden, um den wichtigsten Anforderungen gerecht zu werden.

Aus Kostengründen kann den Tieren nur selten fleischliche Kost gereicht werden. In der Hauptsache erhalten sie einmal am Tag gekochten Reis, der in der in Bild 3 ge-zeigten Futterküche aufbereitet wird. Zuweilen, und vor allem abhängig vom Alter

und Gesundheitszustand, wird auch auf Trockenfutter mit Fleischanteil zurückgegriffen. Das betrifft vor allem Jungtiere und deren Mütter. Die beiden in Braşov ansässigen Großmärkte „Selgros“ Und „Metro“ helfen öfter mit Nahrungsmitteln, deren Verfallsdatum überschritten ist.

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Bild 4: Fütterung

Bild 6: Der Behandlungsraum

Bild 5: Futteraufnahme

Ein anderes Problem, das kein ein-heimisches Tierheim kennt, besteht darin, 15 Hunden in einem Gehege gleichzeitig Futter zuzuteilen. Es muss aber gesichert sein, dass jedes Tier seine Mahlzeit bekommt und nicht schon vor dem ersten Bissen von seinen Artgenossen vom Futternapf verdrängt wird. „Azil Canin“ löst das Problem so, dass für jeden Hund eine Futterschüssel bereitgestellt wird. Drei Mitarbeiter mit je fünf Schüsseln nähern sich dann im Eilschritt dem Gehege (hierzu Bild 4), betreten dieses möglichst gleichzeitig und setzen die Schüsseln sofort ab. Jedes Tier findet dann einen Futternapf und es kommt nicht zu Raufereien.

Leider befindet sich die Futterküche in einem trostlosen und für diese Aufgaben un-zureichenden Zustand, was man beim Betrachten von Bild 3 sofort ahnt. Die Räumlichkeiten sind in einem ehemaligen Stallgebäude untergebracht. Da es an dieser abgelegenen Stelle keinen Gasanschluss gibt, und weil Elektrizität für Kochzwecke wegen des hohen Preises nicht zur Verfügung steht, sind die Küchenmitarbeiter auf Holzfeuerung angewiesen. Dieses primitive Verfahren er-fordert einen enormen Holzvorrat, der nicht immer leicht zu beschaffen ist. Das Heim kann zur Aufbewahrung der Nahrungsmittel auch nicht auf Kühlmöglichkeiten zurückgreifen.

Wie man sich denken kann, sind die Futterkosten für 900 Tiere im Finanzplan der allererste Posten. Da die Stadtver-waltung nicht bereit ist, „Azil Canin“ finanziell zu unterstützen müssen alle Kosten des Heimes privat aufgebracht werden. Dazu kommt noch, dass die Spendenbereitschaft der Bevölkerung in diesem armen Lande gegen Null geht. In dieser Situation ist die Unterstützung durch die „Brigitte Bardot Foundation“, die durch Brigitte Bardot ins Leben gerufen wurde, ein großes Glück. Sie hat die Futterkosten für alle

Tiere in Höhe von 3000 € im Monat langfristig übernommen.

Die medizinische Betreuung

Wie jeder leicht nachvollziehen kann, stellt die medizinische Betreuung von 900 Tieren eine große Herausforderung dar. Natürlich hängt auch hier die Qualität mit von der finanziellen Basis ab. Der großen Bedeutung wegen hat „Azil Canin“

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Bild 7: Die Krankenstation

Bild 8 Bild 9 Bild 10

Bild 11

heute im Jahre 2005 mit Cheftierarzt Dr. Ciprian Cocianu noch einen zweiten promovierten Tierarzt und einen Tierarztanwärter als Helfer festangestellt. Für die Tätigkeit der Ärzte steht ein nunmehr verbesserter Behandlungsraum mit für hiesige Verhältnisse bescheidener Ausstattung zur Verfügung, wie Bild 6 zeigt. Hier werden sämtliche Sterilisationen und andere Operationen oder andere Behandlungen durchgeführt. Für kranke oder genesende Tiere hat das Heim neben der Behandlungsstation kleinere Boxen eingerichtet (siehe Bild 7).

Als sehr wohltuend haben wir empfunden, dass alle Tiere, die mit teilweise erheblichen Verlet-zungen oder schweren Krankheiten in das Tierheim gebracht wurden, eine liebevolle, regelmäßige Behandlung erfahren. Die folgenden Bilder 8 bis 11 zeigen ohne Kommentar solche Geschöpfe, denen durch Unfälle, vielleicht aber auch Misshandlungen schwere Beschädigungen zugefügt wurden, darüber aber auch alte oder blinde Tiere, die hier ein friedvolles Zuhause gefunden haben.

Natürlich ist der Bedarf an Medikamenten und Operati-onsmaterial riesengroß. Die Beschaffung gestaltet sich in Rumänien äußerst schwierig. Besondere Medika-mente, insbesondere Anästhetika, sind nur über große Krankenhäuser zu beziehen, und das zu sehr hohen Preisen. Einen speziellen Tiermedikamentensektor gibt es nicht. Man kann auch nicht erwarten, dass Medika-mente von Kliniken oder Tierärzten abgegeben werden. Auf Grund der miserablen wirtschaftlichen Situation kauft jeder nur das, was er unbedingt braucht. Wie schon erwähnt gibt es Zuschüsse weder vom Staat noch von der Stadtverwaltung, und eine allgemeine Spendenbereitschaft wird man vergeblich suchen.

Durch die restriktiven Einfuhrbestimmungen (die aber in EU-Ländern nicht weniger diskriminierend sind) wird

Hilfe durch das Ausland weitgehend ausgebremst. Im Grunde genommen können Medikamente nur auf abenteuerliche Weise eingeschmuggelt werden. TIERHILFE

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Bild 12: Neubau eines Geheges

Bild 13: Cristina Lapis

THUERINGEN e.V. hat die Erfahrung gemacht, dass es in Deutschland nicht schwierig ist, größere Mengen an Medikamenten aus verschiedenen Quellen zusammenzutragen, die z.T. nicht einmal das Verfallsdatum überschritten haben. Legal ist es aber nicht möglich, unseren Freunden in Braşov wegen der unüberwindlichen bürokratischen Hürden damit zu helfen. Trotzdem ist es TIERHILFE THUERINGEN e.V. jedes Jahr gelungen, eine größere Sendung medizinischen Materials, wie Verbandsstoffe, Gummihandschuhe, Spritzen und Nahtmaterial dank des Bonus, den offenbar deutsche Grenzgänger genießen, über die Grenze zu bekommen.

Bautätigkeit

In den vergangenen Jahren haben unsere rumänischen Freunde aus den Resten der ehemaligen Schweinezuchtanlage Erstaunliches entstehen lassen. Der jährliche Abstand unserer Besuche lässt jedes Mal die Fortschritte erkennen.

Das Hauptaugenmerk bei der Erweiterung und Verbesserung lag bislang auf dem medizinischen Bereich. Darüber hinaus sind ständig sind Bauarbeiter mit dem Neubau und der Erweiterung der Gehege beschäftigt (siehe Bild 12).

Cristina Lapis informierte uns auch über die geplanten Verbesserungen bei der Energieversorgung und schweifte dann ein wenig in Zukunftsgedanken ab. Sie möchte das Heim gern näher an das Bewusstsein der Bevölkerung rücken und meint, dass ein kleines Cafe für Besucher und Interessenten, die gern ein Tier

übernehmen möchten, von Vorteil sein könnte. Zur Verbesserung der Eigenfinanzierung ist langfristig die Errichtung einer Tierpension geplant.

Es gab desöfteren den Versuch von deutschen Tierschutzorganisationen, z.B. vom „Bund gegen den Missbrauch der Tiere“, dem Braşover Tierheim mit materiellen Mittel, Unterstützung zu geben. Die restriktiven Einfuhrbestimmungen der rumänischen Regierung stellen aber ein ernstes Hindernis dar, auf diesem Wege Hilfe zu leisten.

Uns fällt in diesem Zusammenhang ein Erlebnisbericht der Münchner Tierärztin Frau Dr.

Monika Koller ein, die zwei größere Fenster hat anfertigen lassen, um diese mittels PKW zum Aufbau der Krankenstation nach Braşov zu bringen. Die dortigen Zollbehörden forderten für den Grenzübertritt pro Quadratmeter Fensterfläche die Wahn-sinnssumme von 100 € Zollgebühren. Erst nach langwierigen diplomatischen Vermittlungen konnte „Azil Canin“ die zwischenzeitlich im Grenzdepot gelagerten Fenster ohne Mehrkosten in Empfang nehmen.

Das Personal

Wir hatten schon zu Beginn versucht darzustellen, wie trotz des bedrückenden allgemeinen Desinteresses gegenüber

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Bild 14: Roger Lapis

Bild 16: Dr. Ciprian Coci-anu

den Geschöpfen, die diese Welt mit uns teilen, engagierte Menschen bereit sind, den vermeintlich aussichtslosen Kampf gegen Ignoranz und Intoleranz aufzunehmen. Es ist nicht hoch genug zu schätzen, dass unter diesen unfreundlichen Umständen durch die Initiative von Cristina Lapis (Bild 13) im Jahre 1997 der rumänische Tierschutzverband „MILIOANE DE PRIETENI“ (Million of Friends oder Millionen Freunde) ins Leben gerufen wurde. Sie ist gleichzeitig auch die Gründerin des Tierheimes „Azil Canin“ in Braşov.

Cristina Lapis ist die Ehefrau von Roger Lapis (Bild 14), der französischer Staatsbürger ist und in Braşov im Hause des Französichen Konsulats in der Funktion des Französischen Konsuls die Interessen nicht nur seines Heimatlandes ver-tritt. Roger Lapis hat von Anbeginn mit großem Engagement den Tierschutzgedanken seiner Ehefrau unterstützt, mit vielen Ideen, aber was in diesem Lande unschätzbar ist, er wirkt durch seine uneigennützige finanzielle Hilfe an der praktischen Umsetzung mit.

Für einen mehr oder weniger reibungslosen Ablauf des Tagesge-schehens in einem

Asyl, das derart viele Individuen beherbergt, ist nicht ohne einen gewissen Bestand an engagierten Mitarbeitern auszukommen. Die Leitung des gesamten Objekts liegt in den Händen von Carmen Barbu (Bild 15), die das ganze Geschehen koordiniert. Eine

besondere Bedeutung kommt natürlich dem Tierarzt zu, der immerhin 900 Tiere zu betreuen hat, was für einen Veterinär hierzulande Horror-vorstellungen auslösen wü-rde. „Azil Canin“ beschäftigt, wie schon erwähnt, den Cheftierarzt Dr. Ciprian Cocianu (Bild 16). Bei unseren Besuch im Frühsommer 2004 lernten wir dann auch den zweiten Tierarzt und den Assistenten kennen, der selbst angehender Tierarzt ist und der uns mit seinen exzellenten Englischkenntnissen einiges von dem Umgang mit Tiermedikamenten erzählen konnte.

Für Koordinierungsaufgaben jeglicher Art steht Ciprian David (Bild 17) zur Verfügung. Dieses „Leitungskollektiv“, das von der ersten Stunde an dabei war, kann natürlich nicht allein all die vielen Aufgaben, die tagtäglich anfallen, bewältigen. Das ist nur möglich durch die Beschäftigung von weiteren 15 Mitarbeitern. Diesen Umstand kann man nicht auf hiesige Verhältnisse übertragen, ein so hoher Personalbestand wäre der finanzielle Ruin eines jeden, auch staatlich geförderten Tierheimes. Auf Grund des extrem niedrigen Einkommensniveaus der rumänischen Bevölkerung, der enormen Arbeitslosigkeit und der minimalen Unterstützung für Arbeitslose ist aber ein solches Modell in diesem Ausnahmefall funktionsfähig.

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Bild 15: Carmen Barbu

Bild 17: Ciprian David

Mit einem Monatslohn von 300 neuen Lei, das entspricht weniger als 100 €, sind die hier beschäftigten Mitarbeiter noch allemal besser gestellt, als müssten sie mit der ihnen zugedachten Arbeitslosenunterstützung auskommen. Da sie meist älter als 45 Jahre sind, haben sie unter den dortigen Umständen überhaupt keine Chance jemals ein besseres Beschäftigungsverhältnis zu finden. Auf Grund dieser Tatsachen ist es möglich, mit den von der Familie Lapis und vorwiegend von ausländischen Sponsoren aufgebrachten finanziellen Mitteln nicht nur den Tieren, sondern auch einigen bedürftigen Menschen zu helfen.

Aktualisiert im Juli 2005 von Angelika Schulze und Peter Jackstædt, TIERHILFE THUERINGEN e. V.

Kontaktadressen:

Rumänischer Tierschutzverband „MILIOANE DE PRIETENI“Strada Rovine nr. 5, 550075 Braşov, RomaniaTelefon: 0040 / 68471202

Tierheim “ASIL CANIN”Str. Fundătura Hermăndului nr. 10, 550075 Braşov, RomaniaTelefon: 0040 / 471202

TIERHILFE THUERINGEN e.V.Viktor-Scheffel-Straße 9, 99096 ErfurtTelefon unf Fax: 0361 / 37 355 12E-mail: [email protected]

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