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P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 06/17 | WINTER 2017 ANALYSE EINER KOMPLEXEN BEZIEHUNG TOURISMUS TIROL

TIROL TOURISMUS · 2018. 2. 1. · 6 Elizabeth Arthotel Ischgl 7 Hotel Hirzer Hafling (I) 5 6 7 Tischlerei & Topmarken Österreichs erste Adresse für Wohnkultur: Mit internationaler

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Page 1: TIROL TOURISMUS · 2018. 2. 1. · 6 Elizabeth Arthotel Ischgl 7 Hotel Hirzer Hafling (I) 5 6 7 Tischlerei & Topmarken Österreichs erste Adresse für Wohnkultur: Mit internationaler

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T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 6 / 1 7 | W I N T E R 2 0 1 7

ANALYSE EINER KOMPLEXEN BEZIEHUNG

TOURISMUS

TIROL

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3 SAISON

STICHWORTSAISON

STICHWORT

DAS BILD DES TOURISMUS

WAS DER DUDEN SAGT

Meinung: persönliche Ansicht, Über-

zeugung, Einstellung oder Ähnliches,

die jemand in Bezug auf jemanden,

etwas hat (und sein Urteil bestimmt)

Einstellung: Meinung, Ansicht, inneres

Verhältnis, das jemand besonders zu

einer Sache, einem Sachverhalt hat

„ Ohne Tourismus wäre Abwanderung ein massives Thema. Man müsste die Landwirtschaft erhalten, auch die Freizeitinfrastruktur müsste von der

öffentlichen Hand finanziert werden.“

Franz Tschiderer, Vorsitzender des Tyrol Tourism Board und Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis

„ Quantitative Steigerungen sind vor allem im Sommer möglich – bei der Auslastung, aber auch bei

der Preisbildung.“

Theresa Leitner, wissenschaftliche Mitarbeiterin, MCI Tourismus

„ Will man tourismusferne Menschen – und von denen wird es in nächster Zeit immer mehr geben – erreichen, dann wird man auf sie zugehen

müssen.“

Helene Forcher, Agentur Forcher

„ Es gilt, das allgemeine Interesse am Tourismus wiederzubeleben, über das gesamte Land auszudehnen und dergestalt zu einer kompakten Gesinnungsgemeinschaft zu finden.“

Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung Land Tirol

ZITIERT

WAS ANDERE SAGEN

„ Leider sind es öfter die Meinungen über die Dinge als die Dinge selbst, wodurch die Menschen getrennt werden.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichter

„ Es wäre nicht gut, wenn alle dasselbe dächten; nur weil es verschiedene Meinungen gibt, gibt es Pferderennen.“

Mark Twain (1835 – 1910), amerikanischer Autor und Satiriker

„ Wo Informationen fehlen, wachsen die Gerüchte.“

Alberto Moravia (1907 – 1990), italienischer Schriftsteller

DUDEN

Wir sind Eurogast

Almauer Grissemann Interex Kärntner Legro Kiennast Landmarkt Pilz & Kiennast Riedhart Sinnesberger Speckbacher Zuegg

Wissenswertes und Köstliches. Mit Konstantin Filippou.Oft unterschätzt, zu Unrecht verschmäht – weit besser, feiner und vielseitiger als sein Ruf: das Schweinefleisch. Höchste Zeit, diese Köstlichkeit wieder salonfähig zu machen. Und dazu haben wir einen wahren Experten gewinnen können: Österreichs Koch des Jahres, Konstantin Filippou. Wenn Sie also wissen wollen, welche hochwertigen Gerichte man neben Filet und Schweinsbraten zubereiten kann und wie man aus fast allen Teilen des Tieres, von der Nase bis zum Fuß, echte Leckerbissen zaubern kann – in unserem Magalog Genuss 360 finden Sie alle Informationen. Jetzt downloaden auf: www.eurogast.at

Saugut.Spezialitäten vom

Schwein.

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4

J O S EF M A R G R EI T ER , D I R EK TO R T I R O L W ER B U N G

Wenn Erfolg kein Erfolg ist

D

ie Olympiaabstimmung in diesem Jahr

hat nach Analyse der geografischen

Verteilung von mehrheitlicher Zustim-

mung und Ablehnung ein deutliches

Gefälle zwischen Land und Stadt offenbart. Auch wenn

bei dieser Entscheidung viele Aspekte bis hin zu einer

grundsätzlichen Ablehnung von Megaevents und der

IOC-Politik mitschwangen sowie eine allzu eindimen-

sionale Schlussfolgerung für die tatsächlich existierende

Tourismusgesinnung im Land nicht zulässig ist – eines

ist klar geworden: Unser Tiroler Tourismus hat dringen-

den Handlungsbedarf, will er nicht die Mehrheit im Land

verlieren, die für seine erfolgreiche Weiterentwicklung

notwendig bleibt!

Wer viel reist und unser Land mit seiner Ausstrahlung

folgerichtig auch immer wieder von außen wahrnimmt,

der weiß, dass es über den Tourismus hinaus nicht sehr

viel gibt, was international mit Tirol in Verbindung

gebracht wird. Diese touristischen Erfolge, die Anzie-

hungskraft auf Gäste aus aller Welt haben Wohlstand

und Perspektiven für Generationen gebracht – gerade

auch in den Tälern, die ohne das Jahrhundertglück

Tourismus von Abwanderung betroffen und damit zu

volkswirtschaftlichen Problemfällen verkommen wären.

Tatsächlich aber sind viele Landstriche zu international

erfolgreichsten Destinationen aufgestiegen – durch Pi-

onier- und Unternehmergeist und getragen von einer

fleißigen Landbevölkerung, die den direkten Nutzen

erfolgreichen touristischen Handelns jeden Tag spürt.

Rückhalt in Gefahr. Genau dieser Rückhalt ist jetzt

spürbar in Gefahr. Das starke Anwachsen städtischer

Strukturen und einer damit einhergehenden Distanz

zum Tourismus mag ein stimmiges Mosaik im gegen-

wärtigen Konzert vieler Analysen sein. Natürlich wird

in einer immer stärker urban geprägten Gesellschaft

der große Nutzen unserer Dienstleistungbranche indi-

viduell immer schwächer wahrgenommen. Und diese

– pointiert apostrophierte – „Bewusstlosigkeit“ wird

durch allgemeine Konsumsättigung, viele Wohlstands-

effekte, generelle Gesellschafts- und spezielle Klima-

entwicklungen weiter angeheizt. In dieser Atmosphäre

kann ein Graben schnell tiefer und der Tourismus mit

Schlagworten wie „steigende Preisentwicklungen“ oder

„Verkehrs- und Umweltbelastungen“ zum Sündenbock

für allgemeines Unbehagen abgestempelt werden. Was

aber, wenn die Skepsis der Bevölkerung gegen die

Branche weiter wächst? Wenn einerseits viele Gäste

Tirol für seine Qualitäten lieben, die Bereisten aber sich

zunehmend verschließen. Dann ist unser Erfolg kein

Erfolg mehr.

Die Auswirkungen dieser Entwicklung wären fatal.

Es wäre so, als würde ein Unternehmen sein weltweit

erfolgreichstes Produkt nicht mehr von Herzen anbie-

ten wollen. Gerade der Tiroler Tourismus aber, der aus

vielen kleinstrukturierten Familienbetrieben besteht,

ist ohne den Rückhalt aus dem ganzen Land nicht

denkbar. Deshalb braucht es jetzt den Dialog und die

Partizipation. Brückenbauer und Verbinder. Ehrliche

Bestandsaufnahmen, gesamthafte Lösungen und vor

allem: konkrete Maßnahmen und Produkte, die gerade

den Einheimischen den Nutzen und Freizeitwert des

Tourismuslandes Tirol wieder direkt und persönlich

vermitteln. Gute regionale Integrationsansätze wie am

Wilden Kaiser, dem Kufsteinerland oder in Reutte gilt es

jetzt landesweit zu verstärken.

Gesellschaftlicher Konsens. Das rechte Maß

und Miteinander auf Basis eines mehrheitlich getrage-

nen gesellschaftlichen Konsenses war von jeher unsere

Erfolgsgrundlage – in einer Region, die geprägt von

ihrer Naturschönheit und in enger Zusammenarbeit

mit der Landwirtschaft immer schon für Tiroler und

ihre Gäste beides war: wertvoller und unverzichtbarer

Lebens- und Erholungsraum. Der Tiroler Weg kann auch

künftig nur erfolgreich sein, wenn er auch weiterhin als

nachhaltiges Integrationsmodell verstanden wird. Und

wenn die hier lebenden Menschen diese Vorteile und

Werte wirklich auch schätzen: hohe Lebensqualität in

einer wirtschaftlich gesunden Region, die Sicherung von

einem Viertel aller Arbeitsplätze, eine perfekte Sport-

und Freizeitinfrastruktur direkt vor der Haustür. Unser

Credo im starken Land ist klar: Kein von auswärtigen

Investoren gelenktes Massengeschäft, sondern eine von

den einheimischen Familien weiterhin selbstbestimmte

erfolgreiche Tourismuswirtschaft mit steigender regio-

naler Wertschöpfung. Gelingen wird das auch weiterhin

nur gemeinsam! ×

EDITORIAL

4

Was, wenn die Skepsis der Bevölkerung gegen die Branche weiter wächst? Wenn einerseits viele Gäste Tirol für seine Qualitäten lieben, die Bereisten aber sich zunehmend verschlie­ßen. Dann ist unser Erfolg kein Erfolg mehr.

Das rechte Maß und Mit­einander auf Basis eines mehrheitlich getragenen gesellschaftlichen Konsen­ses war von jeher unsere Erfolgs grundlage – in einer Region, die immer schon für Tiroler und ihre Gäste beides war: wertvoller und unverzichtbarer Lebens­ und Erholungsraum.

Unser Credo im starken Land ist klar: Kein von auswärtigen Investoren gelenktes Massengeschäft, sondern eine von den einheimischen Familien weiterhin selbstbestimmte erfolgreiche Tourismuswirt­schaft mit steigender regionaler Wertschöpfung.

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SA ISON

EDITORIAL

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7 SAISON

INHALT

10

DER GEGENSATZ VON STADT UND LAND46

VOM MYTHOS

ZUM MENSCHEN

8 Der Tourismus und die TirolerEssay von Alois Schöpf

10Der Gegensatz von Stadt und LandFranz Tschiderer, Vorsitzender des Tyrol Tourism Board und Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis, im Interview

13Tourismus ist kein selbster-klärender Wert an sichEssay von Gerhard Föger

16„Es braucht mehr Loyalität“Bauernkiste- und Tiroler-Edle-Erfinderin Therese Fiegl im Interview

20

„Mit Wachstumszahlen löst man keine Euphorie mehr aus“Theresa Leitner, wissenschaft-liche Mitarbeiterin am MCI Tourismus, im Interview.

22Der latente Verdacht gegenüber dem TourismusEssay von Helene Forcher

24

„Es wird zu wenig über den Tellerrand geschaut“Der Zillertaler Manager Paul Richter, mittlerweile in Russland erfolgreich, im Interview

MAGAZIN

30„Gute Theorie hat der Praxis noch nie geschadet“ Die generalüberholte Informations-plattform Tirol Tourism Research (TTR)

32Das 1x1 der Privatvermieter Seit fünf Jahren wird an der Vermieter-akademie praxisnah unterricht.

34Digitale Zukunft, analoge BedürfnisseEine Studie der Uni Innsbruck hat die Trends untersucht, die den Tourismus 2025 prägen werden.

36Schnee von morgenGastkommentar von Michael Rothleitner

38Wenn Alexa Urlaub buchtZwei Tiroler Entwickler wollen das Tourismus-Potenzial von Sprachassistenten ausloten.

40Theorie und PraxisDie Snow & Alpine Awareness Camps (SAAC) feiern heuer ihr zwanzigjähriges Bestehen.

42Auf den Spuren der „Stillen Nacht“Kommendes Jahr jährt sich zum 200. Mal die Erstaufführung des berühmtesten aller Weihnachtslieder.

46Vom Mythos zum MenschenDas Tiroler Landestheater spielt Franz Kranewitters Schauspiel „Andre Hofer“.

49 Kommentare

50 Nachgefragt

DAS BILD DES TOURISMUS

IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 06/2017 (69. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20 oder [email protected]

HERAUSGEBER, MEDIENINHABER UND VERLEGER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MIT DER PRODUKTION BEAUFTRAGT: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf REDAKTION: Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Rebecca Müller, BA, Esther Pirchner, Hannah Pixner, Dr. Antje Plaikner, Dr. Markus Stegmayr • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Franz Oss, Axel Springer • GRAFIK: Christina Wulfert, Sebastian Platzer ILLUSTRATIONEN: Monika Cichoń • ANZEIGENVERKAUF: Walter Mair, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, [email protected] GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf • DRUCK: NP Druck Gesellschaft m.b.H., St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/offenlegungen abgerufen werden.

DIGITALE ZUKUNFT, ANALOGE BEDÜRFNISSE

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38

WENN ALEXA URLAUB BUCHT

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DER TOURISMUS UND DIE TIROLER

8

Wetscher WohngalerienZillertalstraße 30, Fügen / Tirol

[email protected] www.wetscher.com

1

2 3 4

1 ElisabethHotel Premium Private Retreat Mayrhofen 2 Severin*s The Alpine Retreat Lech am Arlberg3 Hotel zur Pfeffermühle St. Anton am Arlberg 4 Hotel Zürserhof Zürs (CH) 5 Das Posthotel – ZillerSeasons Zell 6 Elizabeth Arthotel Ischgl 7 Hotel Hirzer Hafling (I)

5 6 7

Tischlerei &Topmarken

Österreichs erste Adresse für Wohnkultur: Mit internationaler Erfahrung aus hunderten Hotelprojekten sorgen die hauseigene Innenarchitektur undTischlerei für Perfektion vom Plan bis zur Umsetzung.

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Der Tourismus und die Tiroler

Selten bietet sich eine günstigere Gelegenheit, über die Einstellung der Tirolerinnen und Tiroler zum Tourismus nachzudenken, als unmittelbar

nach einer Abstimmung darüber, ob das Land sich für eine neuerliche Ausrichtung olympischer Winterspiele bewerben soll.

VON ALOIS SCHÖPF

Z

ur Erinnerung sei nochmals die Frage-

stellung wiederholt, die zur Abstimmung

vorgelegt wurde: „Soll das Land Tirol ein

selbstbewusstes Angebot für nachhaltige,

regional angepasste sowie wirtschaftlich und ökolo-

gisch vertretbare Olympische und Paraolympische

Winterspiele Innsbruck-Tirol 2026 legen?“

Das Ergebnis ist bekannt: 46,75 % befürworteten

eine neuerliche Bewerbung, 53,25 % lehnten sie ab.

Besonders interessant ist dabei das Verhältnis zwischen

Urbanisierungsgrad und Ablehnung. So entschieden

sich in Innsbruck, das von Olympischen Spielen image-

mäßig neben der Dachmarke Tirol am meisten profitiert

hätte, 67,4 % gegen eine Bewerbung, ebenso lehnten

im Speckgürtel der Landeshauptstadt 58,6 % das Ange-

bot ab, dem heimischen Tourismus durch Olympische

Winterspiele neue Impulse zu geben.

Suggestive Fragestellung. Im Vorfeld der Ab-

stimmung wurde viel darüber diskutiert, ob die Fra-

gestellung in einer Weise suggestiv sei, dass sie vom

Obersten Gerichtshof aufgrund unzulässiger Beein-

flussung der Wählerschaft abgelehnt und mit einem

anderen Abstimmungstext wiederholt werden müsse.

Wie auch immer ein solches Gerichtsverfahren, das

sich zuletzt durch das eindeutige Ergebnis erübrigte,

ausgegangen wäre, Tatsache bleibt, dass sich bereits in

der Fragestellung ein intensives Bemühen ablesen lässt,

durch vorauseilendes Entgegenkommen Bedenken

etwaiger Gegner auszuräumen.

So enthält der Abstimmungstext mittelbar das Ver-

sprechen der ökologischen, regionalen und finanziel-

len Verträglichkeit, aber auch die Zusicherung, sich von

noch so mächtigen Weltsportverbänden und medialen

Giganten nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Dass

ein solches Versprechen mehrheitlich nicht geglaubt

wurde, legt die Vermutung nahe, dass das Vertrauens-

verhältnis zwischen den führenden Eliten und der vor

allem urbanen Bevölkerung nicht mehr gegeben ist.

Speziell die eher gebildeten und höher qualifizier-

ten Bevölkerungsschichten in den Ballungsräumen

scheinen der Ansicht zu sein, dass die Zukunftsper-

spektiven ihrer gewählten Repräsentanten aus Politik

und Tourismus weder große Erfolgsaussichten haben,

noch eine positive Auswirkung auf ihr Leben als Einhei-

mische zeitigen würden. Im Gegenteil: Die Befürchtung

weiterhin steigender Preise bei Mietwohnungen, in der

Gastronomie und bei den Lebenshaltungskosten ins-

gesamt waren die klandestinen Killerargumente einer

Debatte, die in einem obrigkeitsstaatlichen Land wie

Tirol gerade deshalb den gegenteiligen Effekt bewirk-

te, weil sie in flächendeckendem Einverständnis aller

Mächtigen nicht offen geführt wurde. Wer sich gegen

eine neuerliche Bewerbung aussprach, lief Gefahr, als

Landesverräter abgestempelt zu werden, weshalb sich

kaum jemand außer den Abgeordneten der „Liste Fritz“

aus der Deckung wagte.

Debatte nachholen. Schön wäre es, wenn die

Debatte zumindest nun nach der Abstimmung nach-

geholt würde. Dabei sollte meines Erachtens eine der

zentralen Fragen lauten: Welche Maßnahmen sind zu

setzen, um das Misstrauen zwischen jenen politisch

und wirtschaftlich Verantwortlichen, welche sich um

eine gedeihliche Zukunft des Tourismus bemühen, und

jenen, die glauben, dass diese Bemühungen in die fal-

sche Richtung laufen, zu überbrücken? Als Anregung

möchte ich zwei Gedanken skizzieren:

1. Der Text der Volksbefragung versprach lediglich,

dass Olympische Spiele keinen Schaden hinterlassen

würden. Das war offenbar zu wenig. Besonders, wenn

man an die Anfänge des Nachkriegstourismus in Tirol

denkt, als nicht nur die professionellen Touristiker, von

denen es damals noch relativ wenige gab, sondern vor

allem der gemeine Mann und die gemeine Frau durch

den Tourismus massiv profitierten.

Durch die Privatzimmervermietung kam plötzlich

Bargeld ins Haus. Durch den Kontakt mit den Gästen

fegten plötzlich Aufklärung und moralische Befreiung

durch die Täler. Den Frauen wurde durch die Möglich-

keit, selbst Geld zu verdienen, eine ländliche Form der

Emanzipation eröffnet. Volksmusikanten, Schuhplattler,

aber auch Skilehrer, Bergführer und Musikkapelle wur-

den engagiert, um die Fremden zu betreuen und sich

in Gestalt urigen Tirolertums als edle Wilde bewundern

zu lassen. Und nicht zuletzt wurde die ortsansässige

Bevölkerung für ihre kollektiven Anstrengungen, den

Fremden freundlich gegenüber zu stehen, mit Rabatten

für Einheimische belohnt.

Touristische Zukunftsperspektiven, die nicht in glei-

cher Weise wie damals Vorteile für die Lebenspraxis

jedes einzelnen versprechen, werden auch in Zukunft

die Mehrheit der Bevölkerung nicht auf ihrer Seite haben.

2. Wen wundert es, wenn in einer Gesellschaft,

deren intellektuelle Eliten zu einem Großteil einem

kaum durchdachten Vulgärmarxismus anhängen,

dessen Kampfrhetorik um die Begriffe „Kapitalismus“

und „Neoliberalismus“ kreist, um zuletzt im Aufschrei

„multinationaler Konzerne“ zu gipfeln, die Meinung

vorherrscht, man könne, wie im Falle Innsbruck, eine

Weltstadt sein und zugleich sportliche Großveranstal-

tungen als zu anstrengend und als Lärmbelästigung

empfinden. Das Ergebnis der Abstimmung und die

Einstellung zum Tourismus würden anders aussehen,

wenn in den Schulen endlich mehr über Wirtschaft

unterrichtet und in der öffentlichen Debatte mehr über

die Frage nachgedacht würde, wie Wohlstand entsteht.

So jedoch stießen die Sonderinteressen eines immer

mehr vom Rest der übrigen Bevölkerung abgegrenzten

Wirtschaftsbereichs auf ökonomische Unbildung und

eine daraus resultierende generelle Wirtschaftsfeind-

lichkeit, ein Sachverhalt, der im Übrigen weder auf die

Bewerbung für die Ausrichtung Olympischer Spiele

noch auf den Tourismus beschränkt ist, sondern das

gesellschaftliche Klima des zeitgeistigen hedonisti-

schen Spießertums insgesamt kennzeichnet. ×

Schön wäre es, wenn die Debatte zumindest nun

nach der Abstimmung nachgeholt würde.

Touristische Zukunfts perspektiven, die nicht Vorteile für die Lebens­praxis jedes einzelnen versprechen, werden auch in Zukunft die Mehrheit der Bevölkerung nicht auf ihrer Seite haben.

Alois Schöpf lebt als Jour-nalist und Schrift steller in Lans. Regelmäßig kommen-tiert er das Zeitgeschehen in der Tiroler Tageszeitung und in der SAISON. Vom Buchautor Schöpf ist zuletzt erschienen: „Tirol für Fortgeschrittene“, ein Essay mit „diagnostischen Bemer-kungen über das Herz der Alpen“ (Limbus Verlag, 184 Seiten).

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D er Ausgang der Olympia-Befragung hat bei nicht wenigen

Touristikern Unverständnis und das Gefühl ausgelöst, nicht

einfach zur Tagesordnung übergehen zu können – ist doch deut-

lich geworden, dass eine offenbar wachsende Zahl von Tirolern

dem Tourismus zunehmend kritisch gegenübersteht. Hinweise auf

dessen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert werden mit

einem simplen „Was bringt mir das?“ beantwortet.

Die SAISON hat Persönlichkeiten aus dem heimischen Tou-

rismus, aber auch außerhalb der Branche eingeladen, in dieser

Ausgabe über ihre Eindrücke zu sprechen und zu schreiben. ×

WAS PASSIERT HIER?

8 SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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11

Der Gegensatz von Stadt und LandWenn es um den Tourismus geht, driften Zentrum und Peripherie in Tirol immer weiter auseinander, sagt Franz Tschiderer, Vorsitzender des Tyrol Tourism Board und Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis. Einer zunehmend kritischen Masse in den Ballungszentren, die sich emotional vom Tourismus entfernt, stehen wirtschaftlich erfolgreiche Destinationen mit hochzufriedenen Kunden gegenüber. Daher braucht es einen umfassenden Dialog. Ein Land ohne funktionierenden Tourismus, der von einem gemeinsamen Verständnis getragen wird, kann sich Tirol nicht leisten – vor allem nicht finanziell.

DA S G ESPR ÄCH FÜHRTEN S TEFAN KRÖLL UND FLORIAN NEUNER .

S

aison: Herr Tschiderer, das negative Ergebnis der Olym-piabefragung hat einmal mehr die Frage aufgeworfen,

wie die heimische Bevölkerung zum Tourismus steht. Zeigt sich beim Thema Tourismusgesinnung eine Spaltung in-nerhalb der Gesellschaft? FRANZ TSCHI-

DERER: Das Ergebnis selbst schmerzt,

aber langfristig ist die tiefer liegende

Analyse von Bedeutung. Diese dreht sich

um die Frage: Was spielt der Tourismus

für eine Rolle in diesem Land? Hier zeigt

sich tatsächlich eine Gefahr, dass sich

eine Spaltung zwischen Stadt und Land,

zwischen Agglomeration und Tälern

entwickelt. Ein Graben, der sich politisch

und wirtschaftlich durchzieht, größer wird

und Sorgen verursacht. In der Agglome-

ration behaupte ich, haben die Leute eine

schwindende emotionale Beziehung zum

Tourismus.

Warum schwindet diese Bindung? Weil

der Tourismus im Aufmerksamkeitsbild der

Bevölkerung in den Ballungszentren keine

Rolle mehr spielt. Da dominieren Fragen

wie: Wo ist mein Arbeitsplatz, was ist mein

Einkommen, wie kann ich meine Familie

erhalten, was habe ich für Freizeitmöglich-

keiten, wie sieht mein Land aus, wie sicher

bin ich unterwegs? Das prägt die Lebens-

realitäten. Dazu kommt eine ambivalente

Darstellung in der Öffentlichkeit. Denn das

Interesse der medialen Öffentlichkeit ist,

Diskussion zu provozieren. Und das kann

man durch die pointierte Aufarbeitung von

Themen am besten erreichen.

Wird also die zunehmende Verstäd-terung für die positive Wahrnehmung der Tourismusbranche zum Problem?

In erster Linie sind das strukturelle Ent-

wicklungen. Zum einen war das Verhältnis

zwischen Stadt und Land vor 30 Jahren

ein anderes. Die städtischen Strukturen

sind auch bei uns inzwischen gewachsen,

ich schätze um mindestens ein Drittel. Die

Verhältnisse haben sich massiv verscho-

ben und damit die Wahrnehmung des

Tourismus hinsichtlich seiner Rolle im

Bereich der Arbeit, des Wohlstands und

der Beschäftigung. Längst sind alternative

Arbeitsplätze entstanden – in der Indus-

trie, im Gewerbe, in der industrienahen

Dienstleistung. Diese strukturellen Ef-

fekte werden rasant weitergehen und die

relative Wertigkeit des Tourismus weiter

verringern. Und das obwohl der Touris-

mus im ländlichen Raum nach wie vor von

zentraler Bedeutung bleibt, weil es in den

Tälern dazu keine Alternative gibt.

Und zum anderen? Der Tourismus hat

auch in einer zweiten Hinsicht Struktur-

nachteile: Die Potenziale im Bereich der

Rationalisierung sind endlich. Mit der tech-

SAISON

XXXX

„ Fürchten muss man sich im Land nicht vor dem Tourismus, sondern wenn der Tourismus in gewissen Bereichen nicht mehr funktionieren würde.“

nischen Entwicklung und Automatisierung

der Arbeitsplätze sind billige Dienstleis-

tungen am Fließband verschwunden und

dafür die Lohnniveaus gut ausgebildeter

Facharbeiter gestiegen. Im Gegensatz

dazu wird im Tourismus nach wie vor auch

der wenig ausgebildete Mitarbeiter für

Dienstleistungen wie Reinigungsarbeiten

benötigt. Das kann durch Technik nicht

ersetzt werden. Gleichzeitig gibt es keine

überdurchschnittlichen Preissteigerun-

gen, keine Steigerung der Wertigkeit. Das

ist unser Problem: ein Strukturdilemma.

Also einerseits die Verstädterung und an-

dererseits die Nicht-Rationalisierbarkeit

des touristischen Produktes.

Inwieweit wird die möglicherweise weiter abnehmende Identifikation der heimischen Bevölkerung mit dem Tou-rismus das erfolgreiche Geschäftsmodell beeinflussen? Wenn man den Bereich

Wintertourismus heranzieht, dann ist Tirol

weltweit unbestritten ein Erfolgsmodell.

Und unabhängig von Stimmungs- und

Meinungsschwankungen der Einheimi-

schen wird das auch so bleiben. Weil der

wirtschaftliche Erfolg weniger von der

Öffentlichkeit beeinflusst wird, sondern

vielmehr der Kunde bestimmt. Einerseits

gibt es also die Ebene der veröffentlichten

Meinung im Land, den Mainstream. Der

mag gewisse Dinge verteufeln. Und an-

dererseits ist da der Konsument. Und der

ist hochzufrieden.

Wie lässt sich diese Zufriedenheit des Kunden auch in einen Nutzen für die Bevölkerung übersetzen? Wenn man

sich die Kundenbefragungen ansieht,

den Zufriedenheitsgrad – und zwar

von allen Top-Wintersportregionen im

Land –, dann haben wir ein unglaublich

erfolgreiches Produkt. Unsere zehn bis

15 Top-Skigebiete prägen erfolgreiche

Unternehmen und daraus resultieren

ebenso erfolgreiche Destinationen. Ein

Blick in die Region Serfaus-Fiss-Ladis

genügt: Wir machen 300 Millionen Euro

Umsatz und könnten eine Jahresbilanz

vorlegen mit Investitionen von 80 bis 100

Millionen Euro jedes Jahr. Davon leben

tausende Familien, bis zu 5.000 Men-

schen werden pro Saison beschäftigt.

Fürchten muss man sich im Land nicht

vor dem Tourismus, sondern wenn der

Tourismus in gewissen Bereichen nicht

mehr funktionieren würde. Und es gibt

Gegenden, wo in zehn bis 20 Jahren kein

Tourismus mehr existieren wird – also je-

denfalls keiner, der nachhaltig Ein- und

Auskommen generiert.

Noch einmal konkret nachgefragt: Ist es ein Problem, wenn der Tourismusbran-che die Gefolgschaft abhandenkommt?

Selbstverständlich, weil wir ja in unserer

Entwicklung davon abhängig sind. Das

betrifft Fragen der Raumordnung, die

Zulassung von weiteren Projekten oder

den Naturschutz. Diese Bereiche sind

Landesagenden – und sind wiederum

abhängig davon, was die Bevölkerung

und damit die Politik für Meinungen ent-

wickelt. Das Verständnis für den Touris-

mus und seine Rolle im Land ist aktuell in

der Tiroler Politik sehr wohl vorhanden.

Dieses Verständnis korreliert allerdings

mit der Stimmungslage der Bevölkerung.

Nimmt diese ab, dann hat das Auswirkun-

gen. Wenn sich die Meinung zementieren

würde, dass die Touristiker in der Mehrzahl

Betonierer sind und den Entwicklungen

im Tourismus Einhalt zu gebieten ist,

dann haben wir das Problem, dass dieses

erfolgreiche Produkt nicht mehr weiter-

entwickelt werden kann.

Braucht es also einen Dialog zwischen Stadt und Land, einen Austausch zwi-schen unterschiedlichen Perspektiven, aber auch Persönlichkeiten? Ja, natürlich,

diesen Dialog müssen wir führen. Das

muss ein Auftreten mit Gefühl, Verstand

und vor allem Verständnis sein und nicht

mit der Brechstange. Man muss in der

Branche nicht mit einer Stimme sprechen,

aber mit ähnlichen Argumenten kommu-

nizieren. Derzeit meldet sich jeder aus sei-

ner Gefühlslage heraus zu Wort, und das

ist nicht gut. Da braucht es selbstkritische

Reflexion. Dieser Gegensatz von Stadt und

Land, der wird uns intensiv beschäftigen.

Nächtliche Idylle. Die Region Serfaus-Fiss-Ladis erwirtschaftet im Jahr 300 Millionen Euro Umsatz.

„Davon leben tausende Familien“, sagt Franz Tschiderer.

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DAS BILD DES TOURISMUS

Page 7: TIROL TOURISMUS · 2018. 2. 1. · 6 Elizabeth Arthotel Ischgl 7 Hotel Hirzer Hafling (I) 5 6 7 Tischlerei & Topmarken Österreichs erste Adresse für Wohnkultur: Mit internationaler

12 13

Das klingt nach einer großen Herausforderung. Ich bin tat-

sächlich nicht sehr optimistisch,

dass es einfache Lösungen

gibt. Die Entfremdung wird

weitergehen. Und es wird in

den Agglomerationen der Wert

erfolgreichen touristischen

Handelns vielleicht erst dann

bewusst sein, wenn in einzel-

nen Regionen die Krise ausbricht. Wenn

einzelne Destinationen nach Innsbruck

pilgern und nach Geld fragen, um nicht

zusperren zu müssen. Dann kommt viel-

leicht die Einsicht im Land, weil dann die

Diskussion losgeht: Was macht man mit

den Menschen? Gibt man Regionen auf?

Was passiert nach der Abwanderung und

der Verkarstung ganzer Landstriche?

Es gibt in Tirol Gott sei Dank viele

Regionen, wo sich das touristische Ge-

schäftsmodell sehr gut rechnet. Mit der

Zuspitzung der Professionalität wird es

aber definitiv Gegenden geben, die unter

den gegebenen Rahmenbedingungen

touristisch nicht mehr erfolgreich exis-

tieren werden können. Und wenn dann

die Politik sagt: „Wir helfen euch nicht“,

dann geht es um zig Existenzen. In der

Schweiz ist dieses Problem bereits sehr

aktuell. Auch bei uns wird es zu diesen

Szenarien kommen.

Müsste in diesem Sinne nicht das Förder-wesen kritisch hinterfragt werden? Von

der Mentalität des „Handaufhaltens“ muss

sich eine funktionierende Gesellschaft

definitiv abwenden. Das gilt natürlich auch

für den Tourismus, weil das auf Dauer für

die gesamte Branche imageschädigend

wäre. Bei der städtischen Bevölkerung

würde die Meinung verstärkt: „Die kom-

men aus den Tälern heraus und

wollen nur unser Geld haben.“

Tatsache ist aber, dass die Täler

stark genug sind, um sich selbst

weiterzubringen – wenn man

sie nur lässt. Und genau das ist

ein zentraler Punkt: Dass die

erfolgreichen Regionen, die wir

in Tirol haben, als Motoren für

Wohlstand und Beschäftigung

anerkannt werden. Denn die Menschen

am Land, die dort derzeit eine Existenz-

grundlage vorfinden, würden ohne den

Tourismus ja alle in die Stadt drängen. Das

muss man der Bevölkerung klar machen.

Diesen konkreten Nutzen muss man

den Menschen wieder spür- und be-

greifbar machen. Ohne Tourismus wäre

Abwanderung ein massives Thema. Man

müsste die Landwirtschaft erhalten, auch

die Freizeitinfrastruktur müsste von der

öffentlichen Hand finanziert werden. Und

das wäre viel teurer, als die Situation, die

wir jetzt haben.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Zur Person. Franz Tschiderer ist Vorsit-zender des Tyrol Tourism Board und seit bald drei Jahr-zehnten Obmann des TVB Serfaus-Fiss-Ladis. Unter seiner Führung hat sich die Region höchst erfolgreich dem Familientouris-mus verschrieben.

INSERAT

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„Die Verhältnisse haben sich massiv verschoben und damit die Wahrnehmung des Tourismus hinsichtlich seiner

Rolle im Bereich der Arbeit, des Wohlstands und der

Beschäftigung.“

Tourismus ist kein selbsterklärender

Wert an sichDie Dichterin Mascha Kaléko sucht uns glauben zu machen:

„Die Andern sind das weite Meer, du aber bist der Hafen. So glaube mir, kannst ruhig schlafen, ich steure immer wieder her.“ Mit dieser Versicherung

alleine ist es aber für den Tiroler Tourismus nicht (mehr) getan.

VON G ERHARD FÖG ER

S

hanties spornten die Schiffsbesatzungen an

und manche davon gehen auch heute noch

zu Herzen. Diese Drill-Seemannslieder

künden von maritimen Haudegen und Welt-

eroberern, von Ruhm und Gefahr, aber – nach Monaten

auf rauen Wellen – auch von der Suche nach emoti-

onalem Halt beim Gedanken an die Lieben im fernen

Zuhause, an das treu harrende Mädchen im Hafen. Und

dort wurde die Rückkehr der Mannschaften ja tatsäch-

lich sehnsüchtig erwartet, um ihrer selbst, aber auch

der hoffentlich mitgeführten Schätze willen. Endlich:

Unsere Helden sind wieder heil zurück und sie haben

uns etwas mitgebracht! Kollektiver Stolz schwingt mit.

Über den heimischen Tourismus ist in diesem Sinne

deutlich weniger Liedgut überliefert. Offenbar waren

und sind die Gefühlsbande zwischen ihm und der ei-

genen Bevölkerung nicht eng und belastbar genug, um

in elegische Gassenhauer gegossen zu werden. Reiche

Beute in Form von Urlaubsgästen wird zwar auch hier

gemacht, jedoch gilt diese Errungenschaft immer

weniger als durchschlagender Erfolg für das gesamte

Land denn als mittlerweile selbstverständliche Übung

von Profiteuren. Ein Nächtigungsrekord schlägt den

nächsten, die Jubelmeldungen nützen sich ab. Was

habe ich davon? Von kollektivem Stolz keine Spur.

Widerstände. Dass anno dazumal Gold aus Übersee

oder feine Samte des Osmanischen Reiches als Belastung

empfunden worden wären, darf ausgeschlossen werden.

Heute allerdings droht angesichts der Heerscharen an

erfolgreich angelockten Besuchern die Stimmung im

hochfrequentierten Alpenland zu kippen. Die tüchtige

Tourismusbranche erobert mit Bravour die Märkte, sieht

sich daheim jedoch zunehmend mit Ressentiments kon-

frontiert. Ein insgesamt starker Rückhalt im Heimatha-

fen ist nicht mehr ausreichend gegeben. Widerstände

tun sich auf.

Eine Tourismus destination darf sich nur dann als nach-

haltig bezeichnen, wenn sie in einem vitalen Wir-Gefühl der

Einheimischen wurzelt.

SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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14 15

Die professionellen Menschenfischer sind darob

ziemlich perplex. Hervorragende Zahlen, Daten und

Fakten sprechen doch eindeutig für die Exzellenz

unserer gelebten, bisweilen hochprofessionell insze-

nierten Gastfreundschaft und unserer reichhaltigen

Angebotskulisse sowie für die immense Wohlstands-

wirkung, welche dieser florierende und stabilisierende

Wirtschaftssektor im Land der Berge generiert. Kein

entsprechender Dank dafür und keine breite Unterstüt-

zung bei veritablen Anliegen? Verständnislosigkeit, dass

die Heilsbotschaft bzw. -wirkung nicht von alleine in

die Köpfe sickert.

Lieber nicht. Statt anerkennender Verbrüderung

in Summe doch eher teilnahmsloses Schulterzucken

des Volkes, neutrales Abwinken, gar Kritik. Kein Wort

der Verteidigung für den Tourismus, wenn etwa ein

leergelaufener Provokateur unter dem Mäntelchen der

Kunst schon wieder schlechte, moralisierende Schat-

tenseitenbilder affichiert – so what? Und möchte sich

ein Unternehmer mit hohem persönlichem Risiko zum

nächsten Pionierprojekt aufschwingen – lieber nicht,

eh schon genug, läuft doch ohnehin. Und Olympia

erst recht nicht, muss auch mal gut sein, bringt mir eh

nichts. Immer häufiger wird der Tourismus zuallererst

als persönliche Einschränkung empfunden.

Und es schleicht sich die beklemmende Neigung

ein, einem angeblich eigennützigen Tourismus das

Stigma des Prügelknaben aufzudrücken. Einfache und

undifferenzierte Schuldzuweisungen werden en vogue:

beim Umgang mit Beschäftigten („Ausbeuter“), beim

Verkehr („Urlauberlawine“), bei ökologischen The-

menfeldern („Sargnagel der letzten Ressourcen“) oder

etwa in der Kultur („Volksverblödung“). Selbst öffent-

liche Institutionen reiten auf der Mär eines Tourismus

zu Lasten der einheimischen Bevölkerung. Dies birgt

die Gefahr, dass auch bislang neutrale Schichten in das

Lager offener Ablehnung wechseln und dem Tourismus

bei Problemstellungen aller Art die Vaterschaft zuspre-

chen – einschließlich der Einladung, hiefür gefälligst

Alimente zu zahlen.

Die eigentliche Herausforderung ist hier nicht die

nüchterne Debatte, in deren Rahmen falsche Schluss-

folgerungen meist unschwer relativiert werden können,

sondern vielmehr der Umstand, dass Verschwörungs-

theorien gleichsam vorauseilende Zustimmung bei den

Leuten erfahren. Dass es im Sog dieser Entwicklung

natürlich schwieriger wird, junge Menschen für eine

Tätigkeit im Tourismus zu begeistern, liegt auf der

Hand. Es ist nachvollziehbar, dass unsere Familien

daran interessiert sind, ihren Nachwuchs in ein besser

beleumundetes Berufsfeld zu lenken.

Die Tiroler Marketingflotte besegelt die Nah- und

Fernmärkte unablässig und höchst effektiv, aber die so

bedeutsame Innenwerbung wurde über Jahrzehnte

sträflich vernachlässigt. Dies erweist sich zunehmend

als Achillesferse, die Diskrepanz in der Wahrnehmung

wird offenbar. Mangels direkterer Teilhabe auch touris-

musferner Kreise am touristischen Erfolgsgeschehen

sind bedrohliche Entfremdungserscheinungen zu dia-

gnostizieren.

Und diese sind wohl nicht alleine mit dem Vorweisen

von Bestnoten im Fremdenverkehrszeugnis zu kurieren,

sondern letztendlich nur durch eine strategisch auf-

Gerhard Föger ist Leiter der Abteilung Tourismus im Amt der Tiroler Landes-regierung.

Ein insgesamt starker Rückhalt im Heimathafen ist nicht mehr aus-reichend gegeben.

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bereitete und ehrliche Partizipation aller, begleitet von

konkreten, individuell erfahrbaren Bonuserfahrungen

aus dem Kreislauf des Fremdenverkehrs. Die Frage

„Habe auch ich selbst etwas vom Tourismus?“ muss in

Tirol unisono mit einem herzhaften „Ja!“ beantwor-

tet werden können, wofür ein abstrakter Verweis auf

mittelbare volkswirtschaftliche Impulse nicht mehr

ausreicht. Es mangelt an offenen Szenarien, an der

Einbindung des humanen Umfeldes, an der Berück-

sichtigung persönlicher Lebensstile. Es geht weniger

um biedere, oftmals komplexe Information, sondern

um das Entfachen von Leidenschaft.

Interesse wieder beleben. Eine derartige Leucht-

kraft nach innen zu entwickeln, wird die touristischen

Akteure – die ohnedies unter starkem Druck stehen, ist

die Branche doch weitgehend vom Könnenwollen zum

Könnenmüssen mutiert – fordern sowie ohne Zweifel

anspruchsvoll und teuer. Es gilt, das allgemeine Interes-

se am Tourismus wiederzubeleben, über das gesamte

Land auszudehnen und dergestalt zu einer kompakten

Gesinnungsgemeinschaft zu finden. Denk- und Ver-

haltensmuster können positiv stimuliert werden, nicht

im Wege einer Volk-bei-Fuß-Philosophie, sondern im

Rahmen einer wertschätzenden Begegnung. Diese

Aufgabe scheint auf neudeutsch alternativlos. Die Ge-

schichte lehrt uns, dass selbst siegreiche Streitkräfte

zurückbeordert werden mussten, sobald zuhause die

Akzeptanz für ihr Tun geschwunden war.

Der heimische Tourismus sollte sich also wieder

festen Grund erarbeiten, einen stabilen und freund-

lich gesinnten Heimathafen mit vielen schmachtenden

Mädchen. Konkret: Ein Teil der Marketingkraft ist nach

innen zu lenken und jeder direkt im und vom Tourismus

Lebende ist aufgerufen, sich als Botschafter einzubrin-

gen. Andernfalls droht jener Anteil der Bevölkerung

(= Wähler), welcher sich vom Tourismus bzw. dem

Gast selbst (= Nichtwähler) abwendet, anzuwachsen.

Eine derartige Verschiebung des Magnetfeldes wür-

de zuletzt und auf lange Sicht womöglich auch die

Kompassnadel der traditionell unerschütterlich hinter

dem Tourismus stehenden Landespolitik beeinflussen

können. Die Branche muss einer derartigen negativen

Neujustierung proaktiv und mit aller Entschlossenheit

vorbauen.

Kurskorrektur. Eine Tourismusdestination darf sich

nur dann als nachhaltig bezeichnen, wenn sie in einem

vitalen Wir-Gefühl der Einheimischen wurzelt. Der Tou-

rismus muss sich also selbst wieder in Wert setzen und

die erforderliche Kurskorrektur einleiten. Der Bürger

soll den touristischen Mehrwert wieder erkennen und

konkret erfahren können. Das ist mühsame Basis- und

Aufbauarbeit, ein steiniger Evolutionsprozess, keine

Frage. Versäumtes ist nachzuholen. Und die Erfolge

werden in den urbanen Zonen weniger rasch zu erzie-

len sein als in klassischen Tourismusdestinationen mit

noch vorhandenem touristischem Grundverständnis.

Womöglich leiden wir an unserer inneren Befind-

lichkeit mehr als an unserer Konkurrenz. Der Tourismus

durchleuchtet permanent die Märkte und weiß relativ

viel über den Kunden der Zukunft, offenbar aber zu

wenig über das eigene Basislager. Gefragt sind nun

Führungsfiguren, die den Prozess anstoßen. Ziel: ein

selbstbewusster Tourismus, der die Agenda selbst be-

stimmt und die Seinen hinter sich versammelt – ein

Tourismus, dessen eigener Hafen kein Hemmschuh,

sondern Motivation und Unterstützung ist. ×

Gefragt sind nun Führungsfiguren, die den Prozess anstoßen. Ziel: ein selbstbewusster Tourismus, der die Agenda selbst bestimmt und die Seinen hinter sich versammelt.

SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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16 1716

„Es braucht mehr Loyalität“

Therese Fiegl, Bauernkiste- und Tiroler-Edle-Erfinderin, über ihre Sicht auf den Tiroler Tourismus: Welche derzeitigen Entwicklungen positiv

verlaufen, wie Regionalität und Nachhaltigkeit neue Wege weisen und wofür der Tourismus Mut aufbringen sollte.

DA S INTERVIEW FÜHRTE JULIA TAPFER .

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AISON: Frau Fiegl, welchen Bezug haben Sie selbst zum Tourismus in Tirol – abge-sehen davon, dass Sie seit

November 2016 im Aufsichtsrat des Innsbrucker Tourismusverbandes sitzen? THERESE FIEGL: In den Aufsichtsrat bin ich

durch mein Geschäft in der Innsbrucker

Altstadt hineingekommen. Dadurch habe

ich natürlich mit dem Tourismus zu tun,

ich profitiere durch mein Geschäft ja direkt

davon. Ich glaube, dass der Tourismus eine

ganz große Bedeutung für unser Land hat

– von der Wertschöpfung und auch vom

Wohlstand her. In der Altstadt in Innsbruck,

aber auch in vielen ländlichen Gebieten ist

der Tourismus allgegenwärtig.

Mit Ihren Produkten Tiroler Bauernkiste, Tiroler Edle und Tiroler Reine setzen Sie voll auf Regionalität. Warum? Ich habe

meine Diplomarbeit über die Landschafts-

pflegeleistung der alpinen Landwirtschaft

am Beispiel des Tuxertales geschrieben.

Würde man dort diese steilen Hänge nicht

bewirtschaften und mähen, würde der

Hang in kürzester Zeit rutschen und Ver-

murungen verursachen. Im Tuxertal gibt

es ja auch intensiven Tourismus mit vielen

Beherbergungsbetrieben. Man trägt dem,

was die Bauern machen, eigentlich nicht

wirklich Rechnung. Es ist mir ein ganz

großes Anliegen, den Leuten zu kom-

munizieren, was das für einen Wert hat.

Dass es eine andere Wertigkeit hat, wenn

es hier in den Bergen produziert wird als

irgendwo industriell im Flachland.

Wir kann Ihrer Meinung nach der Tou-rismus Regionalität als Marketingmittel umsetzen? Was kann er zur Stärkung der Marke Tirol beitragen? Für mich liegt

es auf der Hand, dass auch die Hoteliers

und Gastronomen die Kulturlandschafts-

leistung der Bauern belohnen, indem sie

die Sachen aus der Umgebung kaufen. Ich

glaube, hier ist viel mehr möglich, als bis-

her geschieht. Jedes Jahr kehren in Tirol

Bauern der Landwirtschaft den Rücken,

zum Beispiel wegen des niedrigen Milch-

preises. Da hat die Gastronomie absolute

Verantwortung! Es geht darum, den hei-

es gut schmeckt. Der Qualitätsanspruch

ist dem Regionalitätsanspruch also min-

destens gleichwertig.

Als Agrarökonomin haben Sie die Bedürfnisse und Veränderungen der Landwirtschaft in Tirol im Blick. Welche Beziehung haben Landwirtschaft und Tourismus? Einerseits hat sich die Klein-

strukturiertheit hier nur erhalten können,

weil die Bauern im Tourismus Möglich-

keiten hatten, Geld dazuzuverdienen.

Das ist schon sehr früh passiert. Deshalb

sind unsere Täler auch alle noch besiedelt

und landwirtschaftlich bewirtschaftet.

Das ist etwas Positives. Auf der anderen

Seite besteht immer ein Spannungsfeld

zwischen Tourismus und Landwirtschaft.

Stichwort: Landschaftsverbrauch, Hotel-

bauten, Liftbauten. Das geschieht immer

in Konkurrenz zu landwirtschaftlich ge-

nutzter Fläche.

Wie kann eine Kooperation zwischen den beiden Bereichen aussehen? Man

muss aufeinander zugehen. Mit gutem

Willen von beiden Seiten. Oft ist es so:

Die Hoteliers sagen, die Bauern könnten

uns nicht bedarfsgerecht beliefern. Die

Bauern sagen, die Hoteliers wollten uns

nicht den Preis zahlen, der ein nachhal-

tiges Wirtschaften ermöglicht. So kommt

man nicht weiter. Da muss man in ganz

konkrete Beziehungen treten.

Viele Hoteliers machen das ja auch

schon. Es geht um ein Aufeinander-Zuge-

hen, damit ein Miteinander möglich ist – so

war es auch bei mir bei der Bauernkiste.

Welche Entwicklungen im Tiroler Touris-mus nehmen Sie derzeit wahr? Welche sehen Sie mit Wohlgefallen, welche mit Sorge? Positiv ist, dass man zunehmend

auf den Sommertourismus setzt. Ich bin

totale Verfechterin des Ganzjahrestou-

rismus, so kann man alles ein bisschen

entzerren. Das hat ganz viele Vorteile. Es

ist auch positiv, dass viele Tourismusver-

antwortliche den Wert der Regionalität

erkennen. Da tut sich schon viel, das will

ich positiv hervorheben. Viele kleine Pro-

jekte sind sehr wertvoll. Der Kugelwald am

Glungezer zum Beispiel, das Ötzidorf in

Umhausen oder das Angebot für Radfah-

rer in Osttirol.

Natürlich bedient man damit nicht

unbedingt die Massen. Aber in den Mas-

sentourismus kann ich mich nicht hinein-

denken. Das unglaubliche Austricksen der

Klimaerwärmung, indem man Gletscher

abdeckt, neue Speicherseen anlegt und

Pisten beschneit, finde ich bedenklich.

Ich bin der Meinung, dass wir mit dem

Schatz der Natur ganz sorgfältig umgehen

müssen, denn nach dieser Erholungsland-

schaft sehnen sich viele Leute.

Welchen Tourismus wünschen Sie sich?

Die Kultur ist mir im Tourismus ein ganz

großes Anliegen. Da bin ich auch im

Aufsichtsrat ganz lästig, ich frage immer:

Und wo kommt die Kultur vor? Das ganz

Besondere an Innsbruck beschreibt der

Slogan „Natur trifft Kultur“ perfekt. Die

Tourismusverantwortlichen sollten das

Kulturthema noch weiter fokussieren. Ich

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misches Bauern ihre Produkte abzukaufen

und nicht zu sagen, das kauf ich wegen ein

paar Cent Einsparung irgendwo anders.

Da braucht es mehr Loyalität. Das kann

man aber auch marketingtechnisch sehr

gut kommunizieren, so dass die Kunden

auch ein gutes Gefühl dabei haben. Und

gute Qualität bekommen.

Was bedeutet Qualität aus Tirol für Sie? Steht die Marke Tirol für Qualität? Ich

glaube schon, dass die Kleinstrukturiert-

heit ein gewisser Garant für Qualität ist.

Aber nur weil etwas aus der Region ist,

heißt das noch nicht automatisch, dass

das gute Qualität hat. Für mich ist bei

meinen Produkten am wichtigsten, dass

glaube, dass das Kulturpublikum schon

eine sehr angenehme Zielgruppe ist, die

auch Geld ausgeben will für Qualität. Mir

ist schon bewusst, dass klassische Kultur-

touristen bei uns im Vergleich zu Salzburg

oder Bregenz noch nicht so zahlreich

sind. Das ist schade, da Innsbruck seit

Kaiser Maximilian eines der europäischen

Kulturzentren war. Die Festwochen der Al-

ten Musik haben dies gut aufgenommen,

aber es wäre noch viel Luft nach oben.

„Qualität darf ihren Preis haben“, sag-ten Sie einmal in einem Interview über Ihre Produkte. Glauben Sie, dass auch der Tirol-Urlauber dieser Meinung ist?

Dass diese Aussage nicht falsch verstan-

den wird: Ich mag es nicht, wenn etwas

total überteuert ist, aber ich zahle gerne,

wenn ich finde, es hat seinen Wert. Da

gibt es bei den Urlaubern natürlich die

„ Ich bin sehr für Vielfalt, da steht man auf mehreren Beinen. Ich glaube, das tut auch dem Tourismus gut.“

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SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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18 19 SAISON

RUBRIK

ZUR PERSON Therese Fiegl ist der Kopf hinter drei Marken: Vor 20 Jahren gründe-te sie die Tiroler Bauernkiste, im Jahr 2001 kam mit der Tiroler Edlen Schokolade dazu und seit 2010 ist die Seife Tiroler Reine Nummer drei im Bunde. Dass Tirol in all ihren Erzeugnissen – nicht nur im Na-men – einen so wichtigen Stellenwert hat, kommt nicht von unge-fähr: Therese Fiegl bezeichnet sich selbst als sehr verwurzelt in Nord-, Ost- und Südtirol, wehrt sich aber gegen die „Mir-san-mir-Mentalität“. Wurzeln und Flügel brauche es, sagt die studierte Agrarökonomin, die in der Innsbrucker Altstadt den Shop Tiroler Edles betreibt. Sich selbst als Firma nennt sie „fiegl vermittelt“, seit November 2016 sitzt die Ti-roler Unternehmerin zudem im Aufsichtsrat von Innsbruck Tourismus.

ganze Bandbreite. Jeder Gastronom

muss für sich entscheiden, wen er an-

sprechen will. Es gibt Leute, die gerne

viele ansprechen, und andere, die es lie-

ber überschaubar halten. Ich glaube aber

schon, dass beides nebeneinander Platz

hat. So wie in der Innsbrucker Altstadt

zum Beispiel – in die Hofgasse passen

die Souvenirläden, die ja sehr viele Tou-

risten anlocken. In der Seilergasse, wo

auch ich mein Geschäft habe, finden

dann eben jene Urlauber etwas, die auf

Handwerk und Regionalität setzen. Man

kann durchaus alle bedienen – aber es

geht immer ums Profil.

Wie beurteilen Sie den Umgang von Tourismus und Unternehmertum in Be-

zug auf globale Entwicklungen wie etwa Convenience-Bedürfnisse? Manche ha-

ben eben den Bedarf, dass sie schnell ihre

Pommes und ihr Würstel bekommen. Für

viele Anbieter ist es wahrscheinlich bei

den Massen gar nicht anders lösbar, und

so hat das auch eine gewisse Berechti-

gung. Aber das Gehobene, Regionale,

das ist die Zukunft! Ich glaube, der Kun-

„Ich glaube, der Kundenstock, der Sehnsucht nach Authentischem hat, wird größer.

Den muss man auch bedienen können.”

In ihrem Shop Tiroler Edles in Innsbruck verkauft Therese Fiegl nicht nur ihre eigenen Produkte, sondern auch ausgesuchte Handwerks-arbeiten und kulinarische Spezialitäten von heimischen Produzenten. Auf Regionalität setzt Therese Fiegl auch bei der Tiroler Bauernkiste – mittler-weile seit 20 Jahren.

denstock, der Sehnsucht nach Authenti-

schem hat, wird größer. Den muss man

auch bedienen können.

Wofür sollte der Tiroler Tourismus Mut aufbringen? Für das Verkehrsthema. Da

müsste man geschlossen dahinterste-

hen und sich auf die Hinterbeine stel-

len. Öffentliche Verkehrsmittel dürften

nichts mehr kosten. Ich glaube, es geht

gar nicht anders, als massiv auf den öf-

fentlichen Verkehr zu setzen und den

wirklich komfortabel zu gestalten. Oder

etwa Car-Sharing – es muss alles in diese

Richtung gehen. Da gäbe es viel Poten-

zial, aber da muss man mutig sein. Das

wären Win-win-Geschichten, auch für die

Bevölkerung.

Wie sollte sich unser Land zukünftig positionieren? Ich habe kürzlich in einer

Predigt von einem Jesuiten gehört: Wir

müssen TOP sein. Wir brauchen Tiefgang,

Offenheit für Neues und ein Profil. Ich

glaube, das kann man auch im Tourismus

anwenden. Ich bin sehr für Vielfalt, da steht

man auf mehreren Beinen. Ich glaube, das

tut auch dem Tourismus gut. Ich war vor

Kurzem zum Beispiel das erste Mal am Stu-

baier Gletscher. Abgesehen davon, dass mir

persönlich dort zu viel Trubel ist, hat mich

beeindruckt, dass man mit dem Snowboar-

den und Freestylen junge Leute aus ganz

Europa anspricht – das ist toll, was denen

dort geboten wird! Ich glaube, es ist auch

wichtig, solche spezifischen Angebote zu

haben. Es ist gut, wenn sich Tiroler Orte in

den Profilen unterscheiden und sich durch

das breite Angebot auch gut ergänzen.

Insgesamt sollten wir vor allem die

Auseinandersetzung nicht scheuen, sie ist

oft notwendig, damit man sich gemeinsam

wiederfinden kann. Man kann im Kleinen

schon viel bewirken. Es muss nicht alles

von oben herab angestoßen werden.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

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2120

„Mit Wachstumszahlen löst man keine Euphorie

mehr aus“Theresa Leitner forscht als wissenschaftliche

Mitarbeiterin am MCI Tourismus in Innsbruck. Dabei setzt sie sich nicht zuletzt mit dem Verhältnis der Tiroler

zum Tourismus in ihrer Heimat auseinander.

DA S INTERVIEW FÜHRTE DANIEL FEICHTNER .

S

AISON: Frau Leitner, wie stehen die Tiroler dem Tou-rismus im eigenen Land ge-nerell gegenüber? THERESA

LEITNER: Das ist schwer zu sagen, da uns

dazu aktuelle Zahlen fehlen. Die letzte

Tirol-Studie darüber fand 1997 statt, eine

österreichweite 2012. Eine neue Erhebung

zu diesem Thema wird es im kommenden

Jahr geben. Generell muss man zwischen

Gesinnung und Bewusstsein unterschei-

den. Das Bewusstsein, also faktisches

Wissen, um die Wichtigkeit und den

wirtschaftlichen Wert der Branche ist si-

cherlich hoch. Die Wahrnehmung der „se-

kundären Werte“, wie Infrastruktur oder

Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, die

auch Einheimische nutzen, ist allerdings

weniger gegeben. Bei der Gesinnung geht

es im Gegensatz dazu eher darum, wie

die Menschen dem Tourismus gegenüber

emotional eingestellt sind.

Und wie sind die Tiroler dem Tourismus gegenüber eingestellt? Das variiert re-

lativ stark. Der Hauptfaktor ist die Nähe

zur Branche. Menschen, die in tourismus-

intensiven Orten leben, im Tourismus

arbeiten und häufiger direkten Kontakt

mit Gästen haben, sind ihm gegenüber

generell positiver eingestellt. Je mehr Dis-

tanz herrscht, desto größer ist die Skepsis.

Das zeigt sich zum Beispiel im städtischen

Raum, wo es mehr berufliche Alternativen

gibt. Zugleich merkt man auch, dass Be-

denken zunehmen, je höher eine Desti-

nation entwickelt ist – wohl ganz einfach,

weil der Tourismus dann sichtbarer wird,

während man sich an positive wirtschaft-

liche Effekte gewöhnt hat.

Die Bevölkerung am Land nimmt gerade in den Tälern zusehends ab. Wirkt sich das auf den Tourismus aus? Es verhält

sich eher andersherum: Gerade in Tirol

hält der Tourismus die Landbevölkerung in

den Tälern. Er bietet Karrierechancen und

schafft eine hohe Lebensqualität abseits

der Ballungsräume. Aber natürlich ist es

so, dass mit mehr Menschen, die in die

Stadt ziehen, auch die Skepsis größer wird.

Der Tourismus hat hierzulande sowohl

als Arbeitgeber als auch in der Umwelt-

thematik nicht das beste Image. Das ist

objektiv betrachtet nicht ganz gerecht-

fertigt, weil er etwa im internationalen

Vergleich durchaus eine starke Rolle in

sozial und ökologisch nachhaltiger Tou-

rismusentwicklung einnimmt. Hier fehlt

es wohl noch am Selbstverständnis und

dementsprechend an der Kommunikation

nach innen.

Und wie würde eine solche Kommuni-kation aussehen? Es besteht offenbar

Druck, Wachstumszahlen vorzuweisen.

Steigerungen, Einbußen und Bauprojekte

gefragt. Um das alles zu erreichen, muss

es aber auch qualitatives Wachstum ge-

ben. Das betrifft nicht nur Infrastruktur,

sondern muss auch Angebotsentwick-

lung, Imagebildung und nicht zuletzt eine

wertorientierte Positionierung beinhalten.

Die Fragen, auf die es dabei immer an-

kommen muss, sind: „Wie wollen wir uns

langfristig sehen und gesehen werden?

Und welche Gäste wollen wir erreichen,

die diese Werte auch teilen?“

Gibt es besonders im urbanen Raum in Tirol Potenziale, die es noch auszu-schöpfen gilt? Gerade Innsbruck bietet

eine einzigartige Kombination aus alpi-

nem und urbanem Lebensgefühl, das

wird in der Kommunikation und der An-

gebotsentwicklung sehr gut umgesetzt.

Die Verbindung von Kultur, Natur und

Sport kommt gut an und wird von Gästen

auch wahr- und angenommen. Innsbruck

ist nicht umsonst eine der erfolgreichsten

Tourismusdestinationen des Landes. Tirol

wird natürlich nie eine Stadtdestination

sein, aber das ist auch nicht das Ziel. Wir

haben es geschafft, ebenso das alpine

Flair in der Stadt zu erhalten, wie am Land

Komfort zu bieten, den man mit Städten

verbindet. Damit vereinen wir das Beste

aus beiden Welten, und das sollten wir

weiter forcieren.

Tirol genießt nicht nur einen hervorra-genden Ruf als Tourismusland, sondern auch als Marke. Identifizieren sich die Tiroler noch mit dem Bild Tirols, wie die Welt es kennt? Der Marke Tirol steht

die Bevölkerung sehr positiv gegenüber

– besonders die junge Generation. Die

Tirol-Mützen werden auch gerade von

Einheimischen gerne getragen, und es

gibt kaum eine Studenten-WG, in der

kein Tirol-Werbung-Poster hängt. Das

„Menschen, die in tourismusintensiven Orten leben, im Tourismus arbeiten und

häufiger direkten Kontakt mit Gästen haben, sind ihm gegenüber generell positiver eingestellt. Je mehr Distanz herrscht,

desto größer ist die Skepsis.“werden jährlich stark thematisiert. In einer

Zeit, in der hoher Wohlstand, aber auch

hohes Umweltbewusstsein herrschen,

löst man damit aber keine Euphorie aus.

Über viele andere positive Effekte wird

hingegen wenig gesprochen. Es ist bei-

spielsweise erstaunlich, dass es über so

lange Zeit gelungen ist, die Branche in

den Händen der Einheimischen und da-

mit die Wertschöpfung im eigenen Land

zu behalten. Die Familienbetriebe leisten

hier beeindruckende Arbeit. Die gebotene

Kombination aus Qualität, Professionalität

und Nähe zum Gast ist ein Alleinstellungs-

merkmal, das viele andere Länder, die sich

zur Tourismusdestination entwickeln wol-

len, anstreben.

Der Tiroler Tourismus hat bereits Spit-zenniveau erreicht. Gibt es denn noch Raum für Wachstum? Und wie kann das erreicht werden? Quantitative Steigerun-

gen sind vor allem im Sommer möglich

– bei der Auslastung, aber auch bei der

Preisbildung. Im Winter wären vor allem

Optimierung und Glättung von Spitzen

„Alpine“ wird auch von den Einheimischen

geschätzt und authentisch gelebt. Die im

Tiroler Weg formulierte Vision, sich als

Tourismusland weiter zum „Inbegriff des

alpinen Lebensgefühls“ zu entwickeln,

baut bewusst auf dieser gemeinsamen

alpinen Identität auf. Das ist auch eine

wichtige Funktion des Tourismus: die

DNA, das Besondere des Landes zu för-

dern, zu verstärken und zu kultivieren. Das

kann Tradition generell ebenso sein wie

Kultur, Landwirtschaft, Handwerk oder

regionale Spezialitäten. Diese Rolle muss

der Tourismus sicher noch stärker und

bewusster einnehmen, um auch seine

Wertschätzung im Land zu erhöhen.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Update auf gut österreichisch.

„ Es ist erstaunlich, dass es über so lange Zeit gelungen ist, die Branche in den Händen der Einheimischen und damit die Wertschöpfung im eigenen Land zu behalten.“

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ZUR PERSON Theresa Leitner hat Entrepreneurship und Tourismus am Innsbrucker MCI studiert und ist dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. 2011 wurde ihre Arbeit, in der sie das Arbeitgeberimage im Gastgewerbe und dessen Potenziale untersucht hat, mit dem Wissen-schaftspreis ausgezeichnet. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören Touris-musgesinnung, Place Attachment sowie Tou-rismus und Landwirtschaft.

SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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22 23

W

ie viele Tou­

risten verträgt

Island?“ „Wi­

derstand an

der Rigi“. „Italien im Würgegriff des

Massentourismus“. Die Internetsu­

che spuckt beim Stichwort „Tou­

rismuskritik“ unzählige Schlag­

zeilen durchaus renommierter

Medien aus. „Tourismuslob“ wird

als Schreibfehler erkannt, es muss

„Tourismusjob“ heißen – so meint

jedenfalls Google. Ist aber auch

zu verständlich. Wer sollte den Tourismus auch loben?

Wohl nur jene, die ihn „machen“, das wäre dann auch

eine fade Lektüre.

Barcelona, Dubrovnik, Amsterdam, Venedig ... Die

aktuelle Tourismuskritik erfasst vor allem die Städte.

Urbane Räume, die in den letzten 20 Jahren mit ful­

minanten Kulturzentren, spannenden Museen, einla­

denden Plätzen ihr Äußeres aufpolierten. Gleichzeitig

blühten die alten gewachsenen Strukturen der kleinen

Läden, Bars, Cafés und des Lebens mit Hinterhof­

charme auf, so sie nicht der Modernisierung wichen.

Eine attraktive Einladung an Menschen jeden Alters,

sich auf einer Kurzreise schnell eine Prise Frischluft für

die Seele in den Alltag zu holen. Wer sich noch wie ich

erinnern kann, wie etwa Wien in

den 1970er­Jahren ausgesehen

hat, der weiß, dass die Attraktivität

von Städtetrips auf keinen Fall aus

jener Zeit stammen kann.

Selbstbewusste Branche. Nun also der Aufstand der (Städ­

te­)Bereisten. Die Alpen waren

schon dran. Als in den 1980er­

und 1990er­Jahren der Alpen­

tourismus, also auch jener in

Tirol, vor den Bruchstücken seiner

(Macher­)Vergangenheit stand. Als fließend Kalt­ und

Warmwasser nicht mehr fürs Urlaubserlebnis reichten.

Als sich eine junge Generation von Gastgebern nicht

mehr zufrieden geben wollte mit „Bett gegen Geld“. Als

der Begriff „Dienstleistung“ mit neuen Inhalten gefüllt

werden musste.

Seitdem hat sich viel getan in puncto Selbstbe­

wusstsein einer Branche, die sich nicht mehr länger

als Kulissenschieber für Gäste oder als katzbuckelndes

dienstbares Personal für die, die bezahlen, versteht. Im

Tourismus arbeiten heute viele Menschen, die über In­

novationsgeist, Fantasie und eine exzellente Ausbildung

verfügen. Die Freude an der Begegnung mit anderen

Menschen haben und gleichzeitig so viel professionelle

Distanz zum eigenen Tun, dass sie selbstkritisch und

offen für Neues bleiben.

Und doch – die Tourismuskritik verstummt auch

hierzulande nicht. Und wenn schon nicht Kritik, dann

ist es zumindest ein latenter Verdacht, der vor allem in

der städtischen Bevölkerung gegenüber einem Wirt­

schaftszweig herrscht, der mittlerweile sehr selbst­

bewusst auftritt. Einer der Fallstricke am touristischen

Wirtschaften ist seine Sichtbarkeit, vor allem wenn es

um infrastrukturelle Erweiterungen geht. Nicht Indust­

rie­ und Gewerbezonen sind davon betroffen, sondern

die schönsten Plätze, die „uns allen“ gehören.

Begrenzte Ressourcen. Die Lippenbekenntnisse

vom „Wirtschaften mit der Natur“ führen sich spätestens

dann ad absurdum, wenn es um die Natur selbst geht.

Wirtschaften bedeutet bestmögliche Bedürfnisbefrie­

digung mit vorhandenen Ressourcen. Man kann davon

ausgehen, dass menschliche Bedürfnisse prinzipiell

grenzenlos, Ressourcen aber immer begrenzt sind.

„Wir haben schon genug Tourismus“ ist die landläufige

Meinung derjenigen, die nicht direkt davon leben.

Denn Touristen sind immer die anderen, „wir“ sind

Anti­Touristen. Sind vielleicht Sportler, Wanderer,

Kulturinteressierte. Wir machen gerne Ausflüge nach

Südtirol, fahren individuell auf Urlaub. Und wir reisen

vorzugsweise dorthin, wo noch nicht alle sind, meiden

Gruppenreisen, überfüllte Strände. Dabei rümpfen wir

die Nase über chinesische, indische oder japanische

Reisende, die in Bussen durch Europa gekarrt werden.

Die schlechte Nachricht: Wir alle sind Reisende. So­

bald wir in unserer Freizeit von A nach B fahren, gehören

wir dazu. Wir tun uns schwer mit dem Gedanken, dass

wir auch die Bereisten sind. Und als solche gehören wir

zu den Gastgebern, ob wir nun im Tourismus tätig sind

oder nicht.

Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklun-gen. Gehen wir einmal davon aus, dass wir weder

Österreich noch Europa ab­, zu­ und einsperren wol­

len und können, dann verläuft die Tourismusdebatte

haarscharf an der Trennlinie der derzeitigen politischen

und gesellschaftlichen Debatte. Der Tourismus ist wie

keine andere Branche ein Spiegelbild gesellschaftlicher

Entwicklungen.

Deshalb ist dieses „Wir haben genug an ...“ beliebig

zu ergänzen mit „Menschen, Migranten, Autos, Pisten,

Großevents ...“. Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon

in irgendeinem Kontext so gedacht? Dieser Kontext

definiert sich aus dem Ausschnitt der jeweils eige­

nen Wirklichkeit. Familien mit Kleinkindern, Pendler,

Pensionisten, Radfahrer, Bewohner eines städtischen

Hochhauses und solche am Bergbauernhof – sie alle

haben ihre speziellen Bedürfnisse. Sie alle haben ihre

Wirklichkeit, die wahr ist.

Deshalb ist es zu kurz gegriffen, wenn angesichts

einer verlorenen Olympiaabstimmung mit Verurteilun­

gen gearbeitet wird. Die Gegner des „Brückenschlags“

Lizum­Schlick sind keine Bornierten, die zu blöd sind,

um die Grundzüge des Wirtschaftens zu erkennen.

Genauso wenig wie sich Touristiker, die sich für neue

Erschließungen aussprechen, in die Schublade von

gierigen Umweltzerstörern packen lassen.

Touristische Zusammenhänge. Der Irrtum

auf Seiten jener, die etwas bewegen wollen und da­

bei die Holschuld der Überzeugungsarbeit einlösen

müssen, ist jedoch zu glauben, Information alleine sei

Argument genug. Zahlen, Tabellen, Hochrechnungen

... sie mögen wichtig sein. Aber nicht für all jene, die

„genug haben“. Hier geht es um Emotionen, es geht um

das Durchbrechen der Wahrnehmungsschranken beim

jeweils anderen. Dabei ist es nicht ganz unwichtig, den

gesellschaftlichen Wandel zu sehen. Die Menschen in

den Städten oder jene aus anderen Kulturkreisen haben

kein traditionelles Verhältnis zu und Verständnis von

touristischen Zusammenhängen.

Die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen,

ist für jeden Touristiker in der Außenwerbung selbst­

verständlich. In der Innenkommunikation setzt man

bei vielen Themen auf Lobbying und erreicht damit

meist die „Sympathisanten“. Will man tourismusferne

Menschen – und von denen wird es in nächster Zeit

immer mehr geben – erreichen, dann wird man auf sie

zugehen müssen. Bewegung ist schließlich der Impuls

fürs Reisen. Das bringt Robert Gernhardt so treffend

auf den Punkt, wenn er den Satz „Der Weg ist das Ziel“

auf seine Art fortsetzt: „... und wenn sich keiner mehr

bewegt, ist das Ziel auch weg.“ ×

Der latente Verdacht gegenüber dem Tourismus

Will man tourismusferne Menschen im eigenen Land erreichen, wird man auf sie zugehen müssen – und sich dabei nicht nur auf Zahlen und Fakten beschränken können.

VON HELENE FORCHER

Wir alle sind Reisende. Wir tun uns schwer mit

dem Gedanken, dass wir auch die Bereisten

sind. Und als solche gehören wir zu den

Gastgebern, ob wir nun im Tourismus tätig sind

oder nicht.

Die Menschen dort abzuholen, wo sie gerade stehen, ist für jeden Touristiker in der Außenwerbung selbstverständlich. In der Innen kommunikation setzt man bei vielen Themen auf Lobbying und er-reicht damit meist die „Sympathisanten“.

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ZUR PERSONNach ihrem Übersetzerstudium arbeitete Helene Forcher im Kommunikationsbereich als Redakteurin, Leiterin der Kommunika­tionsabteilung der Tirol Werbung (1989–1993), Pressesprecherin. 1995: Gründung der Agentur Forcher mit Tourismusprojekten (AlpNet, Berg.Welten, ENTER usw.). Schwerpunkt seit 2017: Logotherapeutin und Unternehmenstrainerin.

SA ISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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„Es wird zu wenig über den Tellerrand geschaut“

Der Zillertaler Paul Richter hat in Russland eine steile Manager-Karriere hingelegt. Nach Tirol kommt er immer wieder gern. Die Potenziale im Tourismus sieht

er allerdings zu wenig ausgeschöpft – kein Verständnis hat er für das Olympia-Nein.

DA S INTERVIEW FÜHRTE SUSANNE GURSCHLER .

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AISON: Herr Richter, Sie le-ben und arbeiten seit über zehn Jahren in Russland, hat sich Ihr Blick auf Tirol ver-

ändert beziehungsweise wie nehmen Sie das Land aus der Ferne wahr? PAUL

RICHTER: Mein Blick hat sich insofern ver-

ändert, als dass mein Tiroler Nationalstolz

kräftig gewachsen ist. Der Abstand macht

alles wieder interessanter. Der Gegensatz

Megapolis Moskau und Tirol – am Beispiel

Innsbrucks – ist unheimlich groß und ich

habe dadurch gelernt, nicht zu verglei-

chen, sondern vielmehr im Sowohl-als-

auch zu leben. Die Schönheit Tirols und

die Vorteile dieses Landes sehe ich jetzt,

aus der Ferne, viel besser und ich nehme

alles intensiver wahr, wenn ich daheim bin.

Welche Bilder gibt es international über Tirol und wofür steht Tirol abseits des Tourismus? Die Natur steht an erster

Stelle. Dann aber steht Tirol für Sicher-

heit, Wohlstand und Lebensqualität! Das

weiß schon fast jeder Taxifahrer, ob aus

Russland, Armenien, Georgien oder von

woanders. Über den Tourismus hinaus

gibt es nichts, was international mit Tirol

in Verbindung gebracht wird. Das muss

man ganz klar sagen – und ich komme viel

herum. Die Menschen fahren nach Tirol,

um Urlaub zu machen. Es ist ein wirklich

schönes Land, es bietet viel: Wintersport,

Kultur, Geschichte – Innsbruck bietet hier

einen großen Mehrwert zusätzlich zum

sportlichen Angebot. Die Marke Tirol ist

hervorragend unterfüttert. Das Land hat

kein Silicon Valley. Es hat Natur, auf die

man schauen muss. Das Ambiente ist

super, man fühlt sich sicher in diesem

Land, und im Vergleich etwa zu Städten

wie Moskau sind die Verkehrsprobleme in

Tirol geradezu verschwindend. In Moskau

stehst du drei Stunden im Stau für fünf

Kilometer.

Sehen Sie eine Diskrepanz zwischen dem Land Tirol und der Tourismus-marke Tirol? Nein. Die Tourismusmarke

Tirol hat Tirol über die Grenzen hinaus

„modern“ gemacht, das heißt, für mich

ist Tirol am Puls der Zeit, gleichzeitig

sind die Traditionen sehr lebendig. Diese

wunderbare Kombination aus WLAN und

Almhütte, Sportsgeist und Ausspannen –

ich denke, die Marke Tirol zieht die Leute

an, weil Erwartungshaltung und Realität

übereinstimmen. Die Bildsprache der Tirol

Werbung geht mit der Zeit. Tirol ist nicht

alt, sondern jung, das sieht man auch im

Tirol Shop. Wenn ich in Innsbruck bin,

kaufe ich dort ein. Der Abstand macht

einem klar, wie viel Tolles es in Tirol gibt.

Als alter Zillertaler zum Beispiel kann ich

nur sagen, dass das Gauderfest wirklich

perfekt gemacht wird.

Wie stehen die Tirolerinnen und Ti-roler aus Ihrer Sicht dem Tourismus grundsätzlich gegenüber? Gibt es da Unterschiede im Land? Ich denke, dass

die Tiroler schon viel dazugelernt haben,

von der Masse hin zur Klasse. Wenn auch

vielfach das Wort noch mehr zählt als die

Realität. Was ich einfach nicht verstehen

kann, ist, dass die Tiroler sich diese ein-

malige – eigentlich dreimalige – Chance

einer Winter-Olympiade entgehen lassen.

Ein Riesenfehler in meinen Augen! Da

mangelt es an Weitblick.

Womit hat das Ihrer Ansicht nach zu tun? Es wird einfach zu wenig über den

Tellerrand geschaut. Es mag auch Selbst-

zufriedenheit eine Rolle spielen, vielleicht

auch Kleingeistigkeit. Wenn ich mir an-

schaue, welche Aufbruchsstimmung in

Wolgograd im Zusammenhang mit der

Fußball-WM 2018 herrscht, wie die Leute

dem Ereignis entgegenfiebern, wie viel sie

investieren. Sie erkennen die Chance und

nutzen sie. Der Effekt ist jetzt schon riesig:

Die Menschen sind total stolz, dass sie die

WM umsetzen können, das gibt Energie.

Offensichtlich gibt es in der Wahrneh-mung der touristischen Chancen ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Besonders deutlich fiel bei der Befragung zur Olympia-Bewerbung 2026 das Nein in Innsbruck und den Bezirksstädten aus. Worauf würden Sie das zurückführen?

Das Problem ist wohl, dass die Einheimi-

schen das Land nicht als Ganzes sehen,

also nicht sehen, dass der Effekt nicht nur

für die Austragungsorte groß ist, sondern

für das ganze Land. Es scheint ein biss-

„Aus Tiroler Sicht kann ich nur sagen: Achtung,

Russland ist technologisch mehr up to date als Tirol

im Ganzen!“

SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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SAISON

RUBRIK26 27

chen das Motto zu herrschen: Uns geht

es gut, wir brauchen das nicht. Das ist für

mich zu kurz gedacht. Die Konkurrenz

ist international riesig. Man kann heute

überall hinfliegen. Wintersportorte – auch

in Russland – werden zu einer echten

Konkurrenz für Tirol. Die Gefahr ist also

groß, dass Tirol eine Patina kriegt. In der

Wirtschaft ist es so: Ich muss jeden Tag

darüber nachdenken, was ich besser

machen kann. Im Tourismus ist es nicht

anders, und wenn sich eine Chance ergibt,

muss ich sie nutzen.

Russland ist mit 0,8 Prozent Marktanteil bei den Nächtigungen derzeit in Tirol auf Rang 12 der Herkunftsmärkte (2016/17), wobei der Winter die bevorzugte Saison ist. Sowohl Winter als auch Sommer verzeichnen kontinuierlich Zuwächse. Was macht Tirol für russische Touristen interessant? Was mögen sie an Tirol? Der

Gegensatz zieht an. Tirol ist einfach der

krasse Gegensatz zu allem in Russland!

Und die Marke zieht an. Tirol heißt Sport,

sich ausleben oder sich erholen, das Land

ist preislich attraktiv und für junge Russen

ein Lifestyle-Gelände mit Traditionen, die

man gerne nach Hause mitnimmt. Das

Flair der Skihütte, die Nähe zu den in-

ternationalen Flughäfen, die gleichzeitig

auch Ausflugsziele sind. Ich habe viele

Freunde, die Tirol jährlich besuchen, und

mich macht es stolz, dass meine Tipps

positive Wirkung zeigen.

Was unterscheidet Ihrer Ansicht nach den russischen Gast von anderen, was erwartet er sich und sehen Sie das erfüllt?

Gottseidank ist das Image des „Wodka in

der Sauna“- und Krachmacher-Russen im

Vergehen. Aus Tiroler Sicht kann ich nur

Beliebteste Urlaubsdestinationen sind das Ötztal, Mayrhofen-Hippach, Paznaun-Ischgl – was macht diese Regionen Ihrer Ansicht nach besonders attraktiv? Die

Werbung hat hier die Finger im Spiel. Aber

mehr und mehr Russen sehen sich nach

Alternativen um, da einige Regionen schon

zu sehr massentouristisch geworden sind

und der Qualitätstourist anders denkt.

Nehmen Sie Tendenzen im Reiseverhal-ten wahr und wo sehen Sie Tirol diesbe-züglich in der Zukunft? Mit dem Olympia-

Nein wurde eine riesen Chance vertan.

Somit heißt es halt: hart arbeiten, das

beste Service bieten und die Natur nicht

ruinieren. Tirol bietet viel, aber noch nicht

genug – da gibt‘s noch viel zu tun. Gerade

was Zukunftsideen anbelangt, muss man

die Kräfte, die kreativen Köpfe im Land viel

mehr einbinden und fördern. Da braucht

es Mut, Neues anzudenken. Nur ein Bei-

spiel im Bereich Mobilität, weil ich mich

jedes Mal ärgere, wenn ich nach Innsbruck

fahre. Die technologischen Möglichkeiten

werden hier noch viel zu wenig genutzt.

In Moskau informiert mich eine App über

Parkmöglichkeiten, zeigt mir aktuell alle

an. Neue Technologien sind dazu da, den

Menschen das Leben zu erleichtern. Sie

sollen sich wohler fühlen, weniger Stress

haben – man muss diese Technologien

halt auch nutzen.

Zum Abschluss ein Gedankenspiel: Wäre Tirol ein Unternehmen und Sie dessen Leiter, was würden Sie anstreben, was verändern? Ich würde betriebswirt-

schaftlich vorgehen und alle Läden

schließen, die nicht rentabel sind, und

sagen: Achtung, Russland ist technolo-

gisch mehr up to date als Tirol im Ganzen!

Das heißt, Tiroler müssen die Russen mehr

ernst nehmen als noch vor zehn Jahren.

Die Wirtschaft geht aufwärts, Geld ist da

und die Russen sind gewöhnt, Geld aus-

zugeben und das Leben weit mehr zu ge-

nießen, als wir „gsparigen Tiroler“ es uns

überhaupt vorstellen können. Der Russe

liebt Kultur, gutes Essen. Trinken ist weit

weniger angesagt, als wir denken. Der

Charakter der Russen ist unserem nicht

unähnlich: Einmal Freunde gewonnen,

also richtig gewonnen, heißt für Russen

„durch dick und dünn gehen“ und das heißt

im Tourismusjargon: Stammgast! Hier tun

sich große Chancen auf. Gleichzeitig gilt

es zu bedenken, die Welt ist klein. Meine

russischen Freunde fliegen überall hin,

Distanzen spielen keine Rolle. Ich selbst

fliege jede Woche circa drei, vier Stunden

und spüre die Distanz nicht mehr. Das

heißt, wer den Russen nicht ehrt, der wird

ihn nicht wiedersehen. Alternativen gibt‘s

genug – und Sotschi steht den Zillertaler

Skibetrieben um nichts nach. Für mich

sind die Pisten dort sogar anspruchsvoller.

ZUR PERSONPaul Richter, aufgewachsen in Fügen im Ziller-tal, Master of Business Administration (MBA), ausgebildet in St. Gallen und Wien, war lange als Prokurist für das Möbelhaus Wetscher tätig, dann Verkaufsleiter bei Kika Möbel in Österreich. Seit 2006 arbeitet Richter in Russland für verschiedene Handelsbetriebe – bis 2013 für M.video, die Nummer eins in der Unterhaltungselektronik. 2013 wurde er Chief Operations Officer (COO) der russischen Kinderwarenkette Korablik und seit 2017 leitet und expandiert er als COO die Modekette Modis. Derzeit arbei-tet er am „Fashionstore der Zukunft“: Der erste interaktive und ganz am Kunden ausgerichtete Store wird im Sommer 2018 eröffnet.

auf der anderen Seite alles daransetzen,

die Zukunft mit der Tradition zu verbin-

den. Den Taxidienst Uber gibt‘s fast in

ganz Russland, das Internet regelt das

tägliche Leben im Verbund mit 24 Stun-

den Öffnungszeiten, sieben Tage die

„Über den Tourismus hinaus gibt es nichts, was international mit Tirol

in Verbindung gebracht wird. Das muss man ganz klar sagen.“

Woche. In Russland ist das alles längst

selbstverständlich. Das heißt, ich würde

die neue Welt massiv integrieren – die

Wünsche der zukünftigen Besucher mit

Konsequenz umsetzen, um immer den

nötigen Schritt voraus zu sein. Investi-

tionen tätigen, wo die Ertragsrechnung

stimmt und der Kundennutzen einen

Wettbewerbsvorteil verspricht. Dynamik

und Weltoffenheit sind wichtig – es gibt

ja nicht nur Russland, denken wir an

China, Indien. Einmal nach Dubai reisen,

die ganze Welt sehen und sie nach Tirol

einladen – das wäre innovativ und in die

Zukunft gedacht.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Verkehrsinfarkt in Moskau. Tirol punk-

tet bei russischen Urlaubern mit Natur,

Sicherheit und der Möglichkeit, sich

zu entspannen. Die Verkehrsprobleme

hierzulande sind im Vergleich zur Metro-

pole Moskau „gerade-zu verschwindend“.

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V O M P | Tel. 0 52 42 - 642 00-0

W Ö R G L | Tel. 0 53 32 - 737 11-0

K I R C H D O R F | Tel. 0 53 52 - 645 50

SAISON

DAS BILD DES TOURISMUS

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29

A utorin Stefanie Holzer, die Vor-

jahres-Siegerin in der Kategorie

Jungjournalist Tatjana Kerschbau-

mer, David Pfeifer (Süddeutsche Zeitung),

Michael Pause (Bayerischer Rundfunk) und

Bergwelten-Chefredakteur Markus Honsig

saßen in der Jury für den diesjährigen

Reise journalismuspreis Berg.Welten, den

die Tirol Werbung bereits zum zwölften

Mal ausgeschrieben hatte. Über 100 Ein-

sendungen waren in den unterschiedli-

chen Kategorien eingelangt.

Berg.Welten-Preisträger gekürtAuch in diesem Jahr hat die Tirol Werbung die besten Geschichten

und Bilder rund ums Thema Berg ausgezeichnet.

28 MAGAZIN

Branchentreff in der SchweizVom 9. bis 11. Jänner 2018 findet der European Travel Summit in Crans-Montana in der Schweiz statt. Die Anmeldung läuft.

D er European Travel Summit

findet im Jänner 2018 zum

zweiten Mal statt. Rund 150

internationale Führungskräfte kommen

hier zusammen, um sich auszutauschen

und um voneinander zu lernen. Auf dem

Programm stehen Themen wie Markt-

forschung, strategisches Marketing oder

Vorstand und Geschäftsleitung des Vereins mit Vertretern der Tirol Werbung: Josef Schirgi, Florian Phleps, Conny Friesenbichler, Ingrid Schneider, Marlies Erhard, Karl Atzinger und Günther Hauser (v. l.)

Das Siegerbild von Moritz Attenberger

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D ie Kernleistung des Vereins ist die

Sicherstellung einer qualitätsge-

prüften Kinderbetreuung in den

Mitgliedsregionen mit jährlich wechselnden

Mottos und einem Programm, das sich an

der Natur- und Freizeitpädagogik orientiert.

Das Credo von Geschäftsführerin Mar-

lies Erhard lautet: „Kinder müssen Natur

spielerisch erleben können, das garantieren

unsere geschulten Kinderbetreuerinnen

und -betreuer“. Über die verpflichtenden

Schulungen hinaus gelten für die Regionen

und Betriebe Qualitätskriterien, welche

die Entwicklung eines attraktiven Som-

merangebots für Familien unterstützen.

Aktuell sind 16 Tourismusverbände beim

Verein, 2018 kommt die Wildschönau neu

dazu. Durchschnittlich betreuen die Tiro-

ler Familiennester rund 30.000 Kinder pro

Sommersaison. ×

M it mehr als 700.000 Nächtigungen im Tourismusjahr 2016/17 ist Tschechien

bereits der neuntwichtigste Herkunftsmarkt für den Tiroler Tourismus. In den

vergangenen fünf Jahren konnten die Nächtigungen im Sommer um mehr als

50 Prozent und im Winter um zehn Prozent gesteigert werden.

Aus aktuellem Anlass reiste eine Tiroler Delegation vor Kurzem nach Prag. Dem Tiroler

Landesfürsten Ferdinand II., der eine Zeit lang Statthalter in Prag war, hatte das Schloss

Ambras eine Jubiläumsausstellung gewidmet, die nun in Prag zu sehen ist. Zusätzlich

standen für die Vertreter von Land Tirol, Stadt Innsbruck, der Tirol Werbung, der Wirt-

schaftskammer Tirol, der Tiroler Sparkasse, Feratel und von zehn Tourismusregionen

zahlreiche Treffen mit Reiseveranstaltern und Journalisten auf dem Programm. ×

Tschechische Gäste zieht es immer stärker nach Tirol Reisende aus der Tschechischen Republik entdecken Tirol

als attraktives Kultur- und Urlaubsland. Eine Tirol-Delegation präsentierte kürzlich in Prag die Vorzüge des Landes.

VERBANDSSPITZE IN KITZBÜHEL BESTÄTIGT

Das Führungsteam um Präsidentin Signe Reisch

und Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Burger wurde wiedergewählt. Eine Änderung gibt es in der Geschäftsführung: Direktorin Brigitte

Schlögl verlässt den Verband.

OBMANN IN REUTTE BESTÄTIGT

Hermann Ruepp wurde als Obmann des TVB Naturparkregion Reutte bestätigt, seine Stellvertreter sind Natalie Klotz und Markus

Saletz. Zum Aufsichtsratsvorsitzenden wurde Armin Walch gewählt.

NEUER OBMANN IN ST. ANTON

Der neue Obmann des TVB St. Anton heißt Josef Chodakowsky. Ihm zur Seite stehen

Markus Senn und Walter Thöny als seine Stellvertreter. Der bisherige Obmann Richard Walter ist nicht mehr als Obmann angetreten,

ist jetzt aber Aufsichtsratsvorsitzender.

PROFILE

20 Jahre FamiliennesterVor 20 Jahren wurde der Verein der Tiroler Familien-nester gegründet. Er setzt Qualitätsstandards für das Sommer-Familienangebot von Tourismusregionen und Betrieben. Das Jubiläum wurde im Rahmen der Vollversamm-lung des Vereins gefeiert.

auch Trends und Best-practice-Beispiele.

Neben einer Tiroler Delegation wird auch

Josef Margreiter – in doppelter Funktion

als Präsident von AlpNet und Geschäfts-

führer der Tirol Werbung – am European

Travel Summit als Referent teilnehmen.

Alle Infos und Anmeldung unter

www.europemts.com ×

Ausgezeichnet wurde in der Kategorie Wort

die Reportage „Der letzte Bolt“ von Günther

Kast, der über die Schönheit und den Verfall

Kubas eine unerwartete Geschichte erzählt.

Korbinian Eisenberger erhielt für seinen

Text „Tiefgründig“, der eine Höhlenrettung

schildert und dabei einen stillen Antihelden

porträtiert, den Jungjournalisten-Preis. Mo-

ritz Attenberger überzeugte in der Kategorie

Bild. In der Kategorie Multimedia wurde das

Preisgeld unter den drei Shortlist-Nominier-

ten aufgeteilt. ×

W ir freuen uns außerordentlich, von Gault&Millau Österreich zum Hotel des

Jahres 2018 gekürt worden zu sein. Das bestärkt unser Streben nach Luxus,

Qualität und Individualität auf höchstem Niveau“, sagen die Eigentümer

Judith Volker und Axel Bach zur Auszeichnung. Der Feinschmecker-Guide lobte unter

anderem das „äußerst charmante und zugleich höchst professionelle Tannenhof-Team“

und sagt auch: „Wir lieben jene kleinen Hotels, die einfach nur großartig sind.“

Seit 2015 ist James Baron Küchenchef im Tannenhof, der Gault&Millau vergab drei

Hauben oder 18 Punkte an den jungen Briten. Zum besten Restaurant in Tirol wurde

wieder das Restaurant Simon Taxacher in Kirchberg mit vier Hauben und 19 Punkten

gekürt. Das Alexander mit Küchenchef Alexander Fankhauser in Hochfügen, das Stüva

mit Benjamin Parth in Ischgl und die Paznaunerstube mit Martin Sieberer in Ischgl

erhielten jeweils drei Hauben und 18 Punkte. ×

Hotel des Jahres 2018Das Hotel Tannenhof***** Superior in St. Anton am Arlberg wurde von Gault&Millau Österreich als bestes Hotel 2018 ausgezeichnet.

Herausgeber Martina Hohenlohe (li.) und Karl Hohenlohe (re.) vergaben den Preis an die Eigentümer Axel Bach und Judith Volker.

BÄR UND BLOCHBeim Fisser Blochziehen spielt selbstverständlich der Bloch die tragende Rolle, 2018 genießt aber der Bär als Leitfigur besondere Aufmerksamkeit. Beim Fasnachtsumzug in Fiss sorgt er – neben vielen anderen Figuren – für das Fortkommen des Blochs.28. 1. 2018, 12.30 h, Fiss, Dorfzentrum

BAUKUNST UND MODERNEWilli Stigler (1903–1976) zählte mit Franz Baumann, Lois Welzenbacher und Siegfried Mazagg zu den führenden Vertretern der Tiroler Moderne. Ihm widmet das Archiv für Baukunst eine Personale, die in Pläne, Arbeitsweise und Bauten Einblick gibt.bis 16. 2. 2018, Archiv für Baukunst, Innsbruck

GEIST UND CEMBALOSelten hat ein Cembalist sein Instrument mit so viel Ideenreichtum, revolutionärer Kraft und Virtuosität gespielt wie der junge Musiker Mahan Esfahani. Nun kommt der Ausnahmecembalist auf Einladung der Jeunesse nach Innsbruck.19. 2. 2018, 20 h, Landeskonservatorium, Innsbruck

WEITERE VERANSTALTUNGENOrient Okzident Express, Konzert5. 1. 2018, 21 h, Kulturlabor Stromboli, Hall,www.stromboli.atZwei Männer ganz nackt, Komödiebis 6. 1. 2018, 20 h, Innsbrucker Kellertheater,Innsbruck, www.kellertheater.atMarkus Koschuh: Hochsaison. Der Letzte macht das Licht aus. Kabarett1. 2. 2017, Komma, Wörgl, www.komma.atPlamena Nikitassova spielt Bach-Violinsonaten25. 2. 2018, 20 h, Collegium Canisianum,Innsbruck, www.innsbrucker-abendmusik.at

KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER

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SAISON

MAGAZIN

N

ach mehreren Jahren Vorar-

beit ging 2009 Tirol Tourism

Research (TTR) online. Die

Grundidee hinter der Informationsplatt-

form war und ist, Wissen und Daten aus

der Tourismusforschung zu teilen bzw.

zugänglich zu machen und einfach auf-

zubereiten. Brauchte man vor TTR Zahlen

oder andere Informationen zum Thema

Tourismus, waren die Tirol Werbung und

die Statistikabteilung des Landes Tirol und

später das Management Center Innsbruck

(MCI) Anlaufstelle.

Da viel Zahlenmaterial bereits vor-

handen war und mit der Arbeit des MCI

Tourismus noch weiteres dazu kam,

entschlossen sich die Tirol Werbung und

MCI schließlich zur Kooperation, und die

31

tionen im Alpenraum. Mit dem TTR habe

Tirol damit laut Phleps wieder einmal eine

innovative Benchmark gesetzt.

Digitale Frischzellenkur. Vor rund

einem Jahr startete ein kleines Team

unter der Leitung von Florian Phleps

und Hubert Siller mit dem Relaunch der

Plattform TTR. Das erklärte Ziel: die In-

halte noch einfacher, noch übersichtlicher

und noch benutzerfreundlicher aufzu-

bereiten. Verstärkt sollen nun in Zukunft

kurze Zusammenfassungen von Studien

und Kongressen oder auch sogenannte

„Best-of“-Beiträge am TTR erscheinen.

Die überarbeitete Plattform ist in die vier

Hauptthemen „Statistik“, „Märkte und

Themen“, „Innovation und Inspiration“

sowie „Tourismusforschung“ unterteilt.

Klare Zielgruppen. Nach wie vor

wird es auch ausführlichere Inhalte und

Studien geben, diese rücken aber mehr

in den Hintergrund. Optisch ist man

klarer, strukturierter und auch freundli-

cher geworden – und hat auch Hürden

abgeschafft, die den einen oder anderen

vielleicht von der Nutzung der Plattform

abgehalten haben, wie Florian Phleps

schildert: „Man muss sich im neuen TTR

nicht mehr registrieren.“

In der ersten Version des TTR nutzte

man die Registrierung bewusst, um he-

rausfiltern zu können, ob man auch jene

Nutzer erreicht, auf die man es abgesehen

hatte. Was gelungen ist, bestätigt Hubert

Siller: „Touristische Leitbetriebe waren

schnell an Bord, ebenso wie zahlreiche

Idee zum TTR war geboren. „2009 war

die Plattform eine echte Innovation in der

Branche. Mittlerweile wurde sie vielfach

und erfolgreich kopiert“, erzählt Hubert

Siller, Leiter des MCI Tourismus.

Tirol Werbung und MCI vereinten auch

die Tatsache, dass sie ähnliche Partner

haben, die mit ähnlichen Anliegen an

sie herantreten, sowie der gemeinsame

Anspruch, Wissen einfach und praxisre-

levant zu vermitteln. „Fundiertes Wissen

der Markt- und Umfeld-Situation ist die

wichtigste Basis für strategische Entschei-

dungen“, erklärt Florian Phleps, Prokurist

in der Tirol Werbung. Nach dem Start 2009

zeigte sich bald, dass die Plattform nicht

nur von heimischen Touristikern genutzt

wird, sondern auch von anderen Destina-

„Gute Theorie hat der Praxis

noch nie geschadet“

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„ 2009 war die Plattform eine echte Innovation in der Branche. Mittlerweile wurde sie vielfach und erfolgreich kopiert.“

HUBERT SILLER, LEITER DES MCI TOURISMUS

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„ Fundiertes Wissen der Markt- und Umfeld-Situation ist die wichtigste Basis für strategische Entscheidungen.“

FLORIAN PHLEPS, PROKURIST IN DER TIROL WERBUNG

Marketingverantwortliche in den Tiroler

Destinationen. Schwieriger ist es, auch

kleinere Betriebe für die Wissensplattform

zu gewinnen.“

Kleine Betriebe im Visier. Auch mit

der Überarbeitung der Plattform sind die

Zielgruppen letztlich dieselben geblieben.

Gezielt will man Anreize für die angespro-

chenen kleineren Betriebe schaffen. Das

soll einmal durch die neue Struktur und

Optik gelingen und andererseits auch

über die Einbindung einer weiteren touris-

tischen Institution: „Wir werden die Tiroler

Vermietercoaches verstärkt auf den TTR

als praktische Plattform für die Beratung

der heimischen Tourismusbetriebe hin-

weisen“, erklärt Prokurist Florian Phleps.

„Die Coaches, die in den Regionen vor

Ort sind und aktiv auf Vermieter zugehen,

nehmen auch Fachwissen in ihrer Arbeit

mit den Betrieben auf und genau dafür

kann das TTR sehr gut eingesetzt werden.“

Anreize, die Plattform TTR zu nutzen,

gebe es laut Hubert Siller genug: „Span-

nende Themen rund um innovative, pra-

xisnahe Beispiele, auch aus der Welt der

Forschung. Wie heißt es so schön? Eine

gute Theorie hat der Praxis noch nie ge-

schadet.“

Neben diesem verstärkten Fokus auf

Betriebe ist für die Informationsplatt-

form Tirol Tourism Research auch in den

kommenden Jahren eine Weiterentwick-

lung geplant. Im Zusammenhang mit

der Nutzung von Zahlen und Statistiken

sollen interaktive Elemente zum Einsatz

kommen. Die Plattform soll so nicht nur

dazu dienen, Wissen und Zahlen zu sam-

meln, sondern soll auch stets aktuell und

in Bewegung bleiben – wie die Branche,

die sie abbildet. ×

Neu präsentiert sich seit An-fang Dezember die Informa-tionsplattform Tirol Tourism

Research (TTR). Nach einer inhaltlichen wie optischen Überarbeitung ist das dort

gesammelte Wissen rund um das Thema Tourismus noch

einfacher verfügbar.

VON REBECC A MÜLLER

Auf einen Blick: Das neue TTR ist noch übersichtlicher, die vier Hauptthemen „Statistik“, „Märkte und Themen“, „Innovation und Inspiration“ sowie „Tourismusforschung“ bilden die Basis der Wissensplattform.

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SAISON

MAGAZIN

Das 1x1 der Vermieter

Die Vermieterakademie Tirol soll seine Mitglieder unterstützen, ihnen schnelle Hilfe bieten und sie an aktuelle Themen und Trends heranführen.

Seit fünf Jahren sorgen ihre Referenten für praxisorientierte Seminare, von denen nicht nur die Vermieter etwas mitnehmen können.

VON HANNAH PIXNER

K

leine Beherbergungsbetrie-

be zu unterstützen und den

heimischen Tourismus zu

stärken, das sind die Ziele der Vermie-

terakademie Tirol. Um diese zu errei-

chen, bietet sie zahlreiche Workshops

und Seminare an. Seit ihrer Gründung

2012 wurden 650 Veranstaltungen der

Akademie von über 6.000 Teilnehmern

besucht – und das in allen 34 Tiroler

Tourismus-Destinationen.

DIE VERMIETERAKADEMIE• Gegründet 2012• Bietet Privatvermietern, Hotels und

gewerblichen Betrieben Seminare über den ansässigen Tourismusverband

• Ab 2018 e-Vermieterakademie Tirol

32

Weitreichendes Programm. Die

Seminare decken weitflächig alle essen-

ziellen Inhalte für einen erfolgreichen

Beherbergungsbetrieb ab. Dabei werden

nicht nur Themen wie die klassische Pro-

dukt- und Angebotsgestaltung behandelt,

sondern auch Marketing, Webdesign und

Qualitätssicherung. Die aktuellen Trends

und Entwicklungen dürfen dabei natürlich

auch nicht fehlen. Die neuesten Partner

der Vermieterakademie, die Tiroler Raiff-

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„ Das anhaltende Interesse an der Ver-mieterakademie zeigt, dass mit dem Angebot eine der nachhaltigsten Bildungsoffensiven des heimischen Tourismus geschaffen wurde.“

LANDESHAUPTMANN GÜNTHER PLATTER, TOURISMUSREFERENT

eisenbanken, bringen den Teilnehmern

der Seminare alles rund um Investition,

Finanzierung und Betriebswirtschaft nä-

her. Raiffeisen stellt 47 Fachreferenten zur

Verfügung, die neben den 50 „Vermieter-

coaches“ die Touristiker bei der Umsetzung

des Erlernten unterstützen sollen.

Networking. Die Vermieterakademie

ist jedoch mehr als nur eine Bildungs-

plattform, wie Gerhard Föger, Vorstand der

Abteilung Tourismus des Landes, erklärt:

„Sie ist auch eine Vernetzungsplattform.

Neben der Schaffung von Synergien und

Aneignung von Know-how haben die

Teilnehmenden die Chance, Gleichge-

sinnte kennenzulernen und Erfahrungen

auszutauschen.“

Im Kreise anderer Vermieter kann man

sich Strategien zur Problembewältigung

ausdenken und innovative Ideen einbringen.

Doch nicht nur kleine Beherbergungs-

betriebe werden vom breit gefächerten

Angebot der Akademie angesprochen,

auch Zwei- bis Fünf-Sterne-Hotels sind

willkommene Teilnehmer der Akademie.

Ebenso erkennen gewerbliche Betriebe

ihre Chancen in der Akademie. „Das an-

haltende Interesse an der Vermieteraka-

demie zeigt, dass mit dem Angebot eine

der nachhaltigsten Bildungsoffensiven

des heimischen Tourismus geschaffen

wurde“, betont Landeshauptmann und

Tourismusreferent Günther Platter, der

Mitte November 24 engagierte Vermie-

ter, 20 Vermietercoaches sowie drei Re-

ferenten für die erfolgreiche Ausbildung

auszeichnete.

Insbesondere die Privatvermieter

können von den vermittelten Inhalten

immens profitieren. 65 Prozent der rund

22.000 heimischen Beherbergungsbetrie-

be werden von Privatvermietern geführt.

In einem Land wie Tirol, mit 47 Millionen

Nächtigungen jährlich, sei es von großer

Bedeutung, dieses Segment zu unterstüt-

zen, so LH Platter. Dadurch werde nicht

nur der Tourismus gestärkt, sondern es

würden auch Arbeitsplätze geschaffen.

„Die Beherbergungsbetriebe sind Aushän-

geschild des Tiroler Tourismus. Sie stehen

im direkten Kontakt mit den Gästen und

prägen damit das ‚Erlebnis Tirol’ im Sinne

von Tradition, Gemeinschaftlichkeit und

Gastfreundschaft maßgeblich“, erklärt

Günther Platter.

An Bedürfnisse angepasst. „Pri-

vatvermieter, die ihre Zimmer als Ne-

benerwerb vermieten, haben oft keine

Möglichkeit, große Seminare in Städten

zu besuchen“, erläutert Katrin Perktold,

Geschäftsführerin des Verbands der Tiroler

Tourismusverbände. Durch das vorhan-

dene technische Equipment können die

Seminare ortsungebunden in den eigenen

Räumen des lokalen Tourismusverbandes

veranstaltet werden. Die Themen werden

vom ansässigen Tourismusverband be-

stimmt: Dieser wählt aus 45 verschiedenen

Seminaren und richtet sich dabei nach den

Bedürfnissen der Vermieter. „Der Verband

steht im ständigen Kontakt mit den Ver-

mietern und tauscht sich mit ihnen aus“,

sagt Katrin Perktold: „Sie wissen am besten,

wo der Schuh drückt.“

Wem auch die Treffen des Tourismus-

verbands zu weit weg sind, der kann an den

Seminaren ab 2018 sogar vom heimischen

Sofa aus teilnehmen. „Zurzeit sind wir in

der Testphase der e-Vermieterakademie

Tirol. Wir testen den Onlineservice an

einer kleineren Gruppe,“ erklärt Perktold.

„Aber wir bekommen bereits eine Menge

positives Feedback.“ ×

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Landeshauptmann Günther Platter gratulierte den Seminarteilneh-merInnen der Vermieterakademie Tirol zum erfolgreichen Abschluss.

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34 SAISON

MAGAZIN

Digitale Zukunft, analoge Bedürfnisse

Eine aktuelle Studie hat nach jenen Trends und Rahmenbedingungen gesucht, die den Tourismus 2025

definieren werden. Digitales wird auf noch mehr Ebenen noch wichtiger, dafür ist das Bedürfnis nach Analogem größer,

als man vielleicht gedacht hat.

VON REBECC A MÜLLER

W

elche Trends kom-

men auf den heimi-

schen Tourismus zu?

Welche Veränderun-

gen bringen sie in Sachen Angebot und

Nachfrage mit sich? Wie kann und soll der

Tourismus darauf reagieren? Mit diesen

Fragen befasst sich eine aktuelle Studie

des Interfakultären Forschungszentrums

Tourismus und Freizeitwirtschaft der

Universität Innsbruck. Die Studie mit dem

Titel „Bleibt alles anders? Tourismus 2025“

wurde im Herbst 2016 vom Bundesminis-

terium für Wissenschaft, Forschung und

Wirtschaft (BMWFW) in Auftrag gegeben.

Digitalisierung und analoger Gegentrend. Für die meisten Verände-

rungen, die den Tourismus 2025 prägen

werden, wird die Digitalisierung verant-

wortlich sein. Weitere Trends, die die Stu-

die ausmachen konnte, sind veränderte

Rahmenbedingungen, Nachhaltigkeit,

Bildung im Tourismusbereich, Authenti-

zität und Konsumentenverhalten.

Dass die Digitalisierung ein entschei-

dender Faktor in der Entwicklung des

Tourismus sein wird bzw. bereits ist,

damit setzen sich sowohl Forschung als

auch Tourismus seit einiger Zeit ausei-

nander. Dennoch zeigt sich Studien-

Mitautor Mike Peters vom Institut für

Strategisches Management, Marketing

und Tourismus überrascht, denn der

Trend zur Digitalisierung bringt auch eine

analoge Gegenbewegung mit sich. „Das

Bedürfnis nach Entschleunigung ist da,

nach Authentizität und Emotionen. Und

das trifft besonders auf die jüngeren Ur-

lauber zu“, erzählt Peters. In den Bereich

Digitalisierung fallen aber auch Online-

informationen, professionelle Webauf-

tritte der touristischen Anbieter sowie

Buchungs- und Bewertungsplattformen.

Im Jahr 2025, glauben die Studienauto-

ren, wird die Mehrzahl der Buchungen

endgültig online eingehen. Auch via Web

verfügbare Informationen – von Anreise

und Buchung über Inhaltliches zur Region

mit Themenschwerpunkten, Echtzeitin-

fos wie Wetter, Wassertemperatur und

Schneehöhe bis hin zu virtuellen Zimmer-

besichtigungen und Hotelrundgängen –

sollten 2025 zum Standard gehören.

In Sachen professioneller Internetauf-

tritte, betont Peters, gehörten statische

Websites eigentlich schon jetzt der Ver-

gangenheit an. Gefragt seien multifunk-

tionale und dynamische Webangebote:

„Wenn ein Gast ein Hotel bucht, will er

sich auch gleich über die Region und

mögliche Aktivitäten informieren, und

das sollte mit nur wenigen Klicks mög-

lich sein. Beim Schnüren solcher Pake-

te, technisch wie inhaltlich, sind noch

Schwächen vorhanden.“

Regionale Buchungsoptionen. Ein großes Thema im Zusammenhang

mit der Digitalisierung sind und bleiben

Buchungsplattformen wie booking.com.

Über den Preis wird man den Internet-

Giganten nicht Herr werden können, regi-

onale Lösungen könnten aber der Schlüs-

sel zum Erfolg sein: „Tourismusverbände

könnten eine zentrale Buchungsplattform

für ihre Region initiieren. Kann der Gast

dort neben einem Zimmer auch gleich

einen Skikurs, einen Ausflug und mehr

mitbuchen, schlägt die lokale Expertise

den Preis.“

Das fehlende Wissen über die Region,

erklärt Peters weiter, könnten Buchungs-

plattformen nicht kompensieren. Die

Gäste hingegen würden großen Wert auf

Nachhaltigkeit und Authentizität legen.

Und gerade für Letzteres brauche es vor

allem eines: gut ausgebildete und lokal

verankerte Mitarbeiter.

In Mitarbeiter investieren. „Dass

der Tourismus gute Mitarbeiter braucht,

ist leicht gesagt und schwer getan“, ist sich

Mike Peters bewusst, dass sich die Bran-

che aktuell schwertut, ausreichend und

qualifiziertes Personal zu finden. Vorzei-

gebetriebe, die auf Personalentwicklung,

Weiterbildung und Mitarbeiterprogramme

samt moderner Unterkünfte setzen, zei-

gen aber, dass sich solche Investitionen

rentieren.

Eine Alternative für Betriebe, die sich

kein eigenes Programm leisten können,

könnten dezentralisierte Angebote wie das

Programm Navion im Ötztal sein. Betriebe

können dort ihre Mitarbeiter zu einzelnen

oder mehreren Weiterbildungen, Sport-

oder Sprachkursen sowie gemeinsame

Freizeitaktivitäten eines externen Anbieters

anmelden. Mike Peters könnte sich solche

Modelle auch für andere Regionen vorstel-

len und sieht in der gemeinsamen Freizeit

der Teilnehmer einen großen Vorteil: „So

lernen die Mitarbeiter die Region und auch

andere Betriebe kennen und können den

Gästen authentische Informationen wei-

tergeben.“

Am Ende geht es ums Teilen. Letztlich kommt die Studie zu folgendem

Schluss: Das Schlüsselwort für Österreichs

Tourismus 2025 lautet Konnektivität. Be-

triebe, Destinationen und Regionen müs-

sen kooperieren, um am Markt bestehen

zu können, und bei der Produktentwick-

lung analoge und digitale Erlebnisse mit-

einander verbinden. Nachhaltigkeit und

Authentizität wiederum finden im analo-

gen Lebensraum statt, wo sich Gäste und

Einheimische begegnen, um gemeinsam

und gleichwertig die Angebote des jewei-

ligen Lebensraums zu konsumieren – und

sie dann in vielen Fällen in der digitalen

Welt mit anderen zu teilen. ×

„Das Bedürfnis nach Entschleunigung ist da, nach Authentizität und Emotionen. Und das trifft

besonders auf die jüngeren Urlauber zu.“

MIKE PETERS

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ZUM NACHLESEN:Die gesamte Studie findet man auf der Website des BMWFW bmwfw.gv.at unter dem Menüpunkt Tourismus & Historische Bauten bzw. Tourismus-studien und Publikationen.

ZUR METHODIK DER STUDIE:• Medienanalyse von Branchenmagazinen

(darunter auch die SAISON) und wissenschaftlichen Journalen

• 38 Interviews mit Experten aus Tourismus, Wirtschaft, Politik und Forschung

• Workshop mit ausgewählten Experten

Onlinebuchungen: Spätestens 2025 wird der Großteil der Buchungen online eingehen – lokale Plattformen könnten den heimischen Tourismus stärken.

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„ Tourismusverbände könnten eine zentrale Buchungsplattform für ihre Region initiieren.“

MIKE PETERS, STUDIENAUTOR

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36 SAISON

MAGAZIN

W

ann immer man in unseren Brei-

tengraden ein Gespräch zum

Thema Klimawandel führt, ist die

Schmelze der Gletscher und das

Aussterben des Wintersports nicht mehr weit. Je nach

eigener Grundhaltung wird in einer großen Bandbreite

zwischen Bedauern und Häme das Verschwinden von

beidem für gegeben erachtet. Nur eine Frage der Zeit.

Bei genauer Betrachtung ist aber das eine „nur“ und

das andere eher „nicht“ wahrscheinlich. Wenn wir von

Klimawandel sprechen, dann müssen wir Zeiträume von

mindestens 30 Jahren betrachten. Die jährliche eifrige

Diskussion um die jeweils bevorstehende Wintersaison ist

„Wetter-Kaffeesud-Lesen“ und nützt uns in keiner Weise.

Wenn man die letzten 30 Jahre ansieht, dann zeigt

sich zweifellos, dass es im Jahresdurchschnitt wärmer

geworden ist. Diese Erwärmung stellt sich jedoch über

das Jahr im Detail betrachtet sehr unterschiedlich dar,

zudem ist sie regional nicht gleich. Grob kann man sagen,

dass die Sommer in den Alpen überproportional stark

von der Erwärmung betroffen sind, die Winter hingegen

eher kaum. Das liegt unter anderem an der sogenannten

Albedo (v. lat. albus „weiß“), dem Rückstrahlvermögen

von Sonneneinstrahlung nicht selbst leuchtender Ober-

flächen – im Konkreten des Schnees. Wenn die Erde ge-

samt um z. B. 1° Celsius wärmer wird, dann ist das in den

Alpen auch so. Zudem schmelzen in den Alpen dadurch

die Gletscher stärker ab, was die sonnenenergie-reflek-

tierenden Flächen verringert und damit örtlich zu einer

zusätzlichen Erwärmung des freiwerdenden dunklen Un-

tergrundes führt. Daher in Summe die überproportionale

Erwärmung im Sommer. Im Winter hingegen ist der Effekt

genau umgekehrt. Die Flächen in den Alpen werden weiß

und können die Sonneneinstrahlung besser reflektieren,

weshalb die Erwärmung geringer ist als in schneefrei-

en Regionen. In Wahrheit sind die Zusammenhänge

hoch komplex und ich bin alles andere als ein Experte

auf diesem Gebiet, aber eines wird dabei sehr deutlich:

Gletscherschmelze im Sommer und Schneemangel im

Winter sind alles andere als 1:1 miteinander verknüpft.

Prognoseszenarien. Der Weltklimarat (IPCC) hat

unterschiedliche Szenarien erarbeitet, die von einer

globalen Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts

ausgehen. Mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten

zwischen +1 und dramatischen +4 Grad. Damit einher-

gehend wird in allen Prognoseszenarien aufgezeigt, dass

die Gletscher in den Alpen bis zum Jahr 2100 verschwun-

den sein werden. Da es sich dabei um Prognoseszenarien

handelt, ist deren Eintreffen nicht gewiss, aber aufgrund

der seriösen Datenlage sehr wahrscheinlich. Wie vor-

her aufgezeigt, bedeutet das aber keineswegs, dass die

Winter bis dahin aper sein werden. Ganz im Gegenteil!

Im Dezember 2015 wurde bei der Klimakonferenz in

Paris ein Abkommen beschlossen, das die Begrenzung

der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2° Celsius

vorsieht. Das heißt im Klartext, dass im Jahre 2100 die

Erderwärmung maximal 1,5° Celsius sein soll, dass dieser

Wert im Winter verständlicherweise unterschritten wird,

in den Alpen sogar überproportional. Wenn dieser Wert

nun auf die bekannte Abnahme der Lufttemperatur von

0,6° Celsius pro hundert Höhenmeter umgelegt wird,

dann wir eines ganz deutlich: 2100 fahren wir in den

Alpen Ski! Dazu kommt noch, dass einige Wissenschaf-

ter davon ausgehen,

dass die Niederschlags-

mengen im Winter eher

zunehmen werden – in

diesem Fall würden wir

besser Skifahren als je

zuvor.

Weniger Glaubenskriege. Würde die Medien-

landschaft diese Zusammenhänge besser verdeutlichen,

dann hätten wir zum einen weniger Glaubenskriege

zwischen Klimawandel-Leugnern und Klimawandel-

Hysterikern und zum anderen eine klare Vision vor

Augen: Nur wenn wir uns ernsthaft bemühen, die ge-

steckten Klimaziele zu erreichen, dann wird man in den

Alpen auch noch im nächsten Jahrhundert schneewei-

ßen Winterurlaub machen können. Diese Verknüpfung

müsste den Medien eigentlich sehr recht sein, weil ihnen

ja schon heute keine anderen Bilder zum Thema Klima-

wandel einfallen als die schmelzender Gletscher oder

grüner Pisten Anfang Dezember. Wenn sie das aufgreifen

würden, dann müssten sie sich allerdings auch andere

Feindbilder suchen als den Wintertourismus oder die

Seilbahnbranche. Mit dem sofortigen Verzicht auf (tech-

nische) Beschneiung könnte der Klimawandel nämlich

nicht aufgehalten werden.

Abgesehen vom eigenen Hausverstand beweist das

eine kürzlich veröffentlichte Studie zum Klimaeffekt der

Beschneiung. Das durchaus umstrittene Ergebnis zeigt

auf, dass der Energieaufwand für die Schneeerzeugung

geringer ist als die günstige Albedo. Weil diese Studie

aber vor allem ihrer Methoden wegen umstritten ist, sei

hier auf einen Nebenschauplatz der Expertendiskussion

hingewiesen. Die Kritiker meinen nämlich, dass selbst

wenn sich rechnerisch ein positives Vorzeichen im Sinne

einer Abkühlung durch technischen Schnee ergeben

würde, der Gesamtbetrag so gering wäre, dass er keine

Relevanz entfalten könne. Akzeptieren wir diese Aussa-

ge, dann gilt sie aber auch, falls sich an der Rechnung

in der Studie das Vorzeichen ändern sollte. Zudem sei

erwähnt, dass die Tiroler Skigebiete seit 2015 nur noch

zertifizierten Ökostrom beziehen, d. h. diese Form der

Energie ist klimaneutral.

Keine „Vogel-Strauß-Politik“. Jetzt höre ich

schon die Kritiker, die da meinen, ich würde die Skige-

biete aus ihrer Verantwortung nehmen: „Typisch Ex-Seil-

bahner!“ Irrtum, auch hier ist das Gegenteil der Fall. Die

Skigebietsbetreiber stehen tief in der Pflicht, nicht weil

sie bisher sorglos waren, sondern weil sie mit der Initiie-

rung des Schneezentrums Tirol aufgezeigt haben, dass

sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind; sie diese auch

ernst nehmen und sich nicht davonstehlen mit einer Art

GASTKOMMENTAR

ZUR PERSONMag. Michael Rothleitner leitet seit Mai 2016 das Schneezentrum Tirol, das direkt mit der Universität Innsbruck zusammenarbeitet. Zuvor war er Aufsichts-rat im Tourismusverband Mayrhofen und mehreren Seilbahnunternehmen in Tirol und Vorarlberg. Zuletzt führte er als Vorstand die Mayrhofner Bergbahnen Aktiengesellschaft.

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Schnee von morgenFast schon abgedroschen steht „Schnee von morgen“ für alles, was sich

kritisch mit der Zukunft des Wintertourismus auseinandersetzt. Es steht aber genauso, ebenso schon fast mit einem Bart versehen, für viele Bemühungen rund um das Thema

Schneeerzeugung und dessen technische Entwicklung. Sollte darin jemand einen Widerspruch sehen, dann irrt er gewaltig – es ist daher auch höchste Zeit, eine schärfende

Brille zu diesem Themenkomplex aufzusetzen.

VON MICHAEL ROTHLEITNER

„Vogel-Strauß-Politik“.

Die angestrebte ökono-

mische und ökologische

Optimierung z. B. des

Schneemanagements

stellt außer Zweifel, dass

Ressourceneinsparun-

gen das erklärte Ziel für die künftige Entwicklung des

Wirtschaftsraumes und der Branche sind. Für diese

Optimierung wird gezielt mit kräftiger Unterstützung

durch Wissenschafter und mehrere internationale

Universitäten geforscht und entwickelt. Dabei geht es

im Wesentlichen um zwei Handlungsfelder. Erstens:

Verbesserung der Klimadienste und Entwicklung einer

Beschneiungssoftware, die unter Berücksichtigung

der Wetterentwicklung und der Schneehöhendaten

den Ressourceneinsatz gezielt steuert. Zweitens: Ge-

meinsam entwickeln Schneeerzeugerfirmen in einem

Freiluftprüflabor im Kühtai mit Unterstützung durch die

Universität Innsbruck und die Fachhochschulen Tirols

Verbesserungen von Beschneiungstechnologien bzw.

neuer Produktionsmethoden.

Verhalten im Alltag. Schlussendlich sind wir aber

alle gefordert, nicht nur die Tiroler, nicht nur die Älpler,

sondern die gesamte Gesellschaft. Es kann sich nämlich

niemand dahinter verstecken, dass die Tourismusver-

antwortlichen etwas ändern müssen. Wir alle müssen

verändern. Uns ändern. Wir dürfen weiterhin Urlaubs-

träume haben, wir dürfen weiterhin Skifahren, Rodeln,

Schneemann bauen. Wir dürfen auch weiterhin die

Alpen nutzen. Dazu müssen wir nur die Verantwortung

für das Klima in unseren Alltag integrieren. Das Prob-

lem ist beispielsweise nicht die Anreise mit dem Auto

in die Feriendestination. Da sitzen wir ohnehin nicht

allein im Auto – aber im Alltag? Brauchen wir unsere

Standby-Schaltungen? Können wir unseren täglichen

Stromhunger nicht drosseln?

Schnee von morgen heißt daher, dass wir uns nicht

nur kritisch mit der Zukunft des Wintertourismus aus-

einandersetzen, sondern vor allem unser Verhalten

im Alltag kritisch überdenken müssen. Wenn uns das

gelingt, werden wir morgen Schnee haben. Sicher. ×

Wir dürfen weiterhin Urlaubs­träume haben, wir dürfen weiter­

hin Skifahren, Rodeln, Schnee­mann bauen. Wir dürfen auch

weiterhin die Alpen nutzen. Dazu müssen wir nur die

Verantwortung für das Klima in unseren Alltag integrieren.

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Wenn Alexa Urlaub buchtMit „Achensee Info“ haben sich zwei Tiroler Entwickler darangemacht, das Tourismus-Potenzial von Sprachassis-tenten auszuloten. Ihr Projekt soll Stein des Anstoßes sein und andere einladen, mitzuentwickeln. Denn der nächste digitale Umbruch kommt – mit oder ohne Tirol.

VON DANIEL FEICHTNER

B

egann der Weg in den Ur-

laub früher mit einem Be-

such im Reisebüro, greifen

die meisten Gäste in spe

heute zur Tastatur oder zum Smartpho-

ne. Aber auch die Buchung über den

Bildschirm hat inzwischen Konkurrenz.

Der erste Schritt zur Wahl der Urlaubs-

destination wird vermutlich bald eine in

den Raum gestellte Frage sein: „Alexa, wo

liegt in Tirol am meisten Schnee?“, oder

noch einfacher: „Alexa, wo kann ich am

Wochenende langlaufen?“ Der Name des

Sprachassistenten wird dabei wohl aus-

tauschbar sein – auch wenn Amazon mit

„Alexa“ und der dazugehörigen Hardware

„Echo“ aktuell die Nase vorne hat. Doch

die Mitbewerber – allen voran Google und

Apple – schlafen nicht.

Wachsendes Potenzial. Wer

schluss endlich die Sprachassistenz-Krone

erobern wird, ist aber nebensächlich.

Noch steht die Technik am Anfang ihrer

Marktreife und hält erst zögerlich Ein-

zug in die Haushalte der Konsumenten.

Während die Sprachassistenten selbst

stetig weiterentwickelt werden, ist die

Auswahl an Programmen – oder „Skills“,

wie Amazon seine Apps für Alexa nennt

– relativ überschaubar. Das schränkt die

Funktionen des Systems bislang ein. Seit

Oktober findet sich im Angebot der Skills

aber auch ein Produkt aus Tirol, „oder zu-

mindest ein Prototyp“, schränkt Christian

Fohrmann ein. Der IT-Unternehmer und

Online-Beauftragte der Tourismusregion

Achensee hat gemeinsam mit seinem

Kollegen Matthias Dengg den Achensee-

Info-Skill entwickelt, der gratis angebo-

ten wird.

Erste Schritte. Als Grundlage dafür

diente ihnen eine Wetterstation, die Da-

ten für die offizielle Website der Region

liefert. Im Winter misst sie im Zehn-

Minuten-Takt die Schneetemperatur im

Langlaufzentrum Pertisau, im Sommer

die Wassertemperatur des Achensees.

„Damit hatten wir eine Datenquelle zur

Verfügung, mit der wir experimentieren

konnten“, erklärt Fohrmann. Über den

nun entwickelten Skill kann via Alexa auf

die entsprechenden Informationen zu-

gegriffen werden, indem man das Gerät

nach der Schnee- beziehungsweise See-

Temperatur fragt. „Auf den ersten Blick ist

das keine weltbewegende Funktion. Aber

es ging uns auch nicht darum, ein fertiges

Produkt zu entwickeln, sondern uns mit

den Anforderungen vertraut zu machen“,

sagt Fohrmann. Denn welche Informa-

tionsquellen in einen Skill eingebunden

werden, ist beliebig – und die Möglich-

keiten sind groß. In einem ersten Update

wird der Skill vorerst um zumindest einen

Datensatz erweitert werden: Dann kann

Alexa auch die Wachsempfehlung weiter-

geben, die auf der Homepage des Lang-

laufzentrums Pertisau veröffentlicht wird.

Groß gedacht. Der punktuelle Wert ei-

ner solchen Anwendung hält sich vorerst

noch in Grenzen. Das war aber auch nicht

die Intention der Entwickler. „Worauf es

ankommt, ist der technologische Sprung,

der sich gerade anbahnt“, ist Fohrmann

überzeugt. „Touchscreens haben vor etwa

20 Jahren nicht nur die Bedienung von

Maschinen verändert, sondern auch die

Art, wie wir Information konsumieren.

Jetzt steht ein ähnlicher Umbruch bevor,

nur noch viel drastischer.“ Alexa bietet

bereits jetzt ein mächtiges Werkzeug, um

Informationen bereitzustellen – nicht als

ungewollte und aufdringlich empfundene

Werbung, sondern auf aktive Nachfrage.

Dadurch erhalten Konsumenten maßge-

schneidert genau das, wonach sie suchen.

Anstatt einer breiten Auswahl wird ihnen

genau eine Antwort auf ihre Frage gege-

ben. Woran es allerdings noch fehlt, sind

Verknüpfungen mit den entsprechenden

Daten. „Lokale Wetterinformationen sind

kleine Fische“, meint Fohrmann. „Auf kurz

oder lang werden Sprachassistenten von

der Auswahl des Urlaubsortes bis hin zur

Buchung des Hotels instrumental sein.“

Gerade im Tourismus sei es nur eine

Frage der Zeit, bis große Anbieter wie

booking.com und Tripadvisor auf den Zug

aufspringen. Solche Plattformen würden

aber mit fertigen Produkten auf den Markt

drängen, „die nicht nur nach ihren Regeln

operieren, sondern auch nur die Funktio-

nen bieten, die ihre Betreiber für wichtig

erachten“.

Kunde oder Anbieter. Hier sehen

die Entwickler sowohl Gefahr als auch

Chance: „Wir können darauf warten, dass

Unternehmen Lösungen entwickeln, mit

der sie unseren Markt anzapfen“, sagt

Fohrmann. „Damit wäre der Tiroler Tou-

rismus Kunde und kein Anbieter – so wie

bereits bei Buchungsplattformen. Oder

wir nutzen den Technologie-Sprung und

bieten selbst ein System an.“ Eine Lö-

sung, die nicht als fertiges Produkt nach

Tirol käme, sondern lokal gemeinsam

mit dem Tourismus entwickelt werden

würde, wäre flexibel und anpassbar. Fea-

tures und Funktionen könnten ergänzt

werden, ohne dabei von einem externen

Unternehmen, das einen globalen Markt

bedient, abhängig zu sein. Vor allem wür-

de sie auch einen Wertschöpfungsgewinn

innerhalb des Landes darstellen.

Der Achensee-Info-Skill ist dabei

maximal als „Proof of Concept“, eher

noch als Absichtserklärung zu verstehen.

Denn: „Ein Selbstläufer ist so ein Vorhaben

natürlich nicht“, ist sich auch Fohrmann

bewusst. Als Grundvoraussetzung dafür

sieht er einen Zusammenschluss von

Tourismustreibenden, nicht nur um ein

solches Projekt zu finanzieren und um-

zusetzen, sondern auch, um die dafür

nötigen Daten zur Verfügung zu stellen.

Zugleich gelte es, die nötigen Kompe-

tenzen in Tirol zu schaffen. „Unser Skill

war ein bescheidener Anfang. Wir sehen

Achensee Info als Einladung an alle, sich

zu beteiligen und mitzuentwickeln. Noch

sind wir nicht die einzigen, die bei der

Technologie noch ganz am Anfang ste-

hen. Das wird sich aber bald ändern.“ ×

„ Touchscreens haben nicht nur die Bedienung von Maschinen verändert, sondern auch die Art, wie wir Information konsumieren. Jetzt steht ein ähnlicher Umbruch bevor, nur noch viel drastischer.“

CHRISTIAN FOHRMANN, IT-UNTERNEHMER

Amazons „Echo“ ist nur eine

Schnittstelle. Das mit Mikrofonen

ausgestattete Gerät aktiviert sich,

sobald „Alexa“ an-gesprochen wird,

und lässt Benutzer mit der Software

interagieren.

ALEXA STELLT SICH VORAnders als bei reiner Spracheingabe kann „Alexa“, Amazons Sprachassistent, Sprache sinngemäß erfas-sen und entsprechend antworten. Um Funktionen zu nutzen, kommen „Skills“ zum Einsatz – ähnlich wie Apps auf einem Smartphone. Um eine Anweisung zu geben, spricht man Alexa beim Namen an. Als Grundfunktionen beantwortet sie Fragen über das Wetter, rechnet Maßeinheiten um oder sucht auf Google. Mit Skills wird das Gerät z. B. zur Musik-Box oder zur Schnittstelle in Smarthomes, die Lichter, Thermostate und mehr steuert. Ähnlich wie bei den ersten Apps sehen Experten großes Wachstumspotenzial. Viele heute als App angebotene Anwendungen könnten auch als Skill umgesetzt werden.

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Theorie und PraxisVor 20 Jahren hat alles begonnen. Auslöser war unter anderem ein tragischer Unfall auf der Innsbrucker Nordkette. Die Snow & Alpine

Awareness Camps (SAAC) feiern heuer einen runden Geburtstag und möchten auch in Zukunft Alpinfreunden einen sicheren Aufenthalt in den Bergen ermöglichen.

VON M ARKUS S TEG M AYR

F

rüher war nicht alles besser.

Ganz sicher jedenfalls war

die Sensibilität für alpine

Gefahren vor 20 Jahren ge-

ringer. Man wagte sich, auch im Kontext

des damaligen Snowboard-Booms, allzu

leichtfertig in den Tiefschnee oder in

Risikolagen, ohne die Risiken zu kennen

oder richtig abschätzen zu können. Diese

Leichtfertigkeit könnte womöglich einer

jungen Snowboarderin vor rund 20 Jahren

das Leben gekostet haben. Sie war alleine

unterwegs, brach in Latschen ein, wurde

verschüttet und erfror.

Diese „Gründungsgeschichte“ erzäh-

len Lucky Rauscher, Geschäftsführer des

dahinter stehenden Vereins zur Informa-

tion über alpine Gefahren, und Obmann

Thilo Bohatsch, wenn man sie nach den

Beweggründen dafür fragt, warum SAAC

ins Leben gerufen wurde. Die Snowboard-

Szene reagierte damals heftig auf den

Unfall. Ein Mitarbeiter des „Air & Style“

rief Bohatsch an und sprach mit ihm über

einige Ideen zur Sensibilisierung für alpine

Gefahren, die der Tiroler Snowboardver-

band hätte. Sich selbst traue man aber

die Umsetzung nicht zu, hörte Bohatsch

damals von Seiten der Snowboard-Szene.

So kamen die Dinge ins Rollen.

Rasches Wachstum. Und SAAC

wuchs rasch. „Im ersten Jahr gab es

zwei Camps mit 50 bis 60 Teilnehmern“,

erzählt Lucky Rauscher. Heute werden

pro Saison 25 kostenlose Wintercamps

angeboten. Seit rund zehn Jahren sind

zudem mehrtägige Camps Teil des SAAC-

Programms. Für diese Seminare, die auch

„Second-Step-Camps“ genannt werden

und der Wissensvertiefung dienen, werde

im Gegensatz zu den kostenlosen Camps

aber ein Unkostenbeitrag fällig.

Und auch abseits des Winters hat man

über die Jahre das Ausbildungsportfolio

erweitert. So werden vom Verein zur Infor-

mation über alpine Gefahren seit einigen

Jahren auch die Sicherheitsaspekte beim

Klettern und Biken vermittelt. Heuer wur-

de außerdem erstmals ein „Klettersteig-

Camp“ angeboten. „Kommendes Jahr

wird es aber kein neues Produkt geben“,

betont Rauscher. Für behutsames Wachs-

tum tritt auch Thilo Bohatsch ein: „Wenn

sich Entwicklungen ergeben, dann schau-

en wir, ob wir Handlungsbedarf haben.“

Auf „Teufel komm raus“ müsse man nicht

neue Kurse anbieten. „Dinge ergeben

sich aber und vor aktuellen Entwicklun-

gen verschließen wir nicht die Augen“, so

Bohatsch. So könnte in einem künftigen

Camps durchaus E-Biken Thema sein.

Praktische Umsetzung. Ganz egal

welches Camp man besucht, das Konzept

bei den kostenlosen Camps ist immer das-

selbe: Am ersten Tag gibt es Theorie, am

zweiten Tag geht es ins Gelände. Exemp-

larisch erklärt Rauscher den Ablauf bei ei-

nem kostenlosen Wintercamp: „Am ersten

Tag gibt es nachmittags einen Theorievor-

trag, etwa im Bereich Lawinenkunde oder

in Bezug auf den Lawinenlagebericht. Am

nächsten Tag geht es in der Früh mit fünf

Bergführern ins Gelände. Dann steht also

die praktische Umsetzung des am ersten

Tag Gelernten am Programm.“

Bevor man aber ein solches kosten-

loses Camp besuchen kann, gilt es sich

anzumelden – und zwar möglichst rasch,

denn die Plätze sind begehrt. Jahr für Jahr

können sich Interessierte ab 15. Oktober

um 0 Uhr anmelden. Dieses Mal hatte

man bereits um 8 Uhr morgens 1.400 An-

meldungen, 1.500 Plätze sind insgesamt

verfügbar. Doch nicht nur der oder die

Schnellste ergattert einen Platz. „Zuerst

kommen immer diejenigen, die noch nie

dabei waren“, nennt Lucky Rauscher das

Hauptkriterium. Aber auch eine gesunde

Mischung aus Gästen und Einheimischen

sei wichtig.

Von den Camps lässt sich über meh-

rere Kanäle und natürlich über Mund-

propaganda erfahren. Man setzt auf

seriöse Pressearbeit, und auch einer der

wichtigsten Partner, die Tirol Werbung,

kommuniziert eifrig. Mittlerweile spielen

auch bei SAAC soziale Netzwerke eine

wichtige Rolle.

Wissen und Gefahren. Wissen

ist ein zentraler Aspekt bei den SAAC-

Camps. Die Bergführer müssen natürlich

stets up to date bleiben. Bei der Zusam-

mensetzung des Teams wird darauf ge-

achtet, dass es sowohl alte Hasen als auch

jüngere Kollegen gibt. Befragungen der

Camp-Teilnehmer sollen außerdem dabei

helfen, die didaktischen und kommuni-

kativen Methoden der Bergführer stetig

zu verbessern. SAAC gibt sich jedenfalls

betont kundenorientiert und qualitätsbe-

wusst. Als die großen Mahner in Sachen

Sicherheit am Berg wolle man hingegen

nicht auftreten: „Wir laufen nicht mit er-

hobenem Zeigefinger herum, es geht viel-

mehr um Gefahrenbewusstsein“, skizziert

Bohatsch die Philosophie von SAAC.

Was man bei den Camps lernen soll,

ist für Lucky Rauscher klar: „Zumindest

die wichtigen Basics sollen vermittelt

sein. Die Teilnehmer sollen wissen, dass

es bestimmte alpine Gefahren gibt“, so

Rauscher. „Wenn ich gewisse Regeln ein-

halte, dann bin ich relativ sicher und si-

cherheitsoptimiert unterwegs.“ Vor allem

die Kenntnis des Lawinenwarnberichts

sei wichtig, außerdem solle man niemals

alleine unterwegs sein. „Und auch eine

Notfallausrüstung sollte immer dabei

sein“, fügt Bohatsch hinzu. Es gebe kein

Rezept, das zu 100 Prozent vor Unfällen

im Gelände schütze, aber man könne das

Risiko reduzieren.

Die Erfahrung der SAAC-Macher zeigt,

dass die Sensibilität für alpine Gefahren

in den letzten Jahren gestiegen ist. Daran

hat SAAC wohl einen nicht zu unterschät-

zenden Anteil. Das ist aber für Rauscher

und Bohatsch kein Grund, sich auf den

Lorbeeren auszuruhen. „Wir würden uns

durchaus freuen, wenn unsere Produkte

‚kopiert‘ werden würden“, sagt Thilo Bo-

hatsch. Verständlich, denn die Sensibilität

für alpine Gefahren kann gar nicht hoch

genug sein, und jeder Verletzte oder Tote,

der sich durch adäquates Wissen hätte

vermeiden lassen, ist einer zu viel.

www.saac.at ×

„ Wir laufen nicht mit erhobenem Zeigefinger herum, es geht vielmehr um Gefahrenbewusstsein.“

THILO BOHATSCH, VEREINSOBMANN

„ Wenn ich gewisse Regeln einhalte, dann bin ich relativ sicher und sicherheitsoptimiert unterwegs.“

LUCKY RAUSCHER, VEREINSGESCHÄFTSFÜHRER

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Veranschaulicht. Was am Tag eins

an theoretischem Wissen vermittelt

wurde, können die SAAC-Teilnehmer

tags darauf prak-tisch vertiefen.

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42 43

Auf den Spuren der „Stillen Nacht“

2018 jährt sich zum 200. Mal die Erstaufführung des berühmtesten aller Weihnachtslieder in Salzburg. Dass „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ aber ein

Welthit wurde, daran waren vor allem Tiroler maßgeblich beteiligt – und das wird ab Dezember 2017 auch hier ausgiebig gefeiert.

VON E S THER PIRCHNER

E

s war ein Dauerbrenner der

letzten drei Festivalsommer

in Tirol: Die Theaterauffüh-

rung „Die Stillen Nächte des

Ludwig Rainer“ von Hakon Hirzenberger

im Steudltenn erzählte vom abenteuer-

lustigen Zillertaler Ludwig Rainer, der mit

seiner Sängergruppe – der zweiten Ge-

neration der Nationalsänger Rainer – ab

den 1830er-Jahren die USA bereiste und

in Russland bis an den Zarenhof gelangte.

Gewürzt mit dem klangvollen Gesang von

Tiroler Liedern, ließ das Stück Tausende

Zuseher in eine Zeit eintauchen, in der die

Tiroler weitum als reisende Händler und

Sänger bekannt waren. Ludwig Rainer und

seine – nicht immer gänzlich tirolerische

– Truppe brachten „Stille Nacht! Heilige

Nacht!“ 1839 nach New York, so wie vor

ihnen die Geschwister Strasser und an-

dere Sänger aus dem Zillertal das Lied in

Europa verbreiteten.

Der Orgelbauer als Notenbote. Wie die Komposition aus Salzburg über-

haupt erst nach Tirol gelangte, erzählt

eine andere Geschichte, nämlich die

des in Oberndorf tätigen Hilfspriesters

Joseph Mohr und des Orgelbauers Karl

Mauracher aus Fügen im Zillertal. Joseph

Mohr, 1818 gemeinsam mit dem Lehrer

Franz Xaver Gruber Urheber des Liedes,

habe sich eine Aufführung mit Orgel

gewünscht und, weil diese defekt war,

den Orgelbauer Mauracher gebeten, die

Reparatur zu übernehmen. Dass zu Weih-

nachten 1818 das Lied nur mit Gitarrenbe-

gleitung gesungen wurde, ist hinlänglich

bekannt, die Orgelreparatur datiert also

auf ein späteres Jahr – und damit auch

die Möglichkeit, dass Mauracher das Lied

ins Zillertal mitnahm. Die Geschichte bot

Hirzenberger jedenfalls ausreichend Stoff

für den stimmungsvollen weihnachtlichen

Abend „Mauracher und Mohr“ mit Schau-

spielern, Sängern, Bläsern und Klöpflern,

in dem ein fiktiver Briefwechsel zwischen

den beiden Protagonisten den roten Fa-

den bildet. 2016 in Fügen erstmals aufge-

führt, wird „Mauracher und Mohr“ noch

bis 17. Dezember 2017 gespielt – nur einer

von vielen Programmpunkten, die das Ju-

biläumsjahr einleiten bzw. begleiten und

die auf die Verbreitung des Liedes durch

Tiroler fokussieren.

Wo „Mauracher und Mohr“ historische

Quellen mit dramaturgischer Fiktion

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mischt, hat die Kinderbuchautorin Brigit-

te Weninger die Geschichte um die „Stille

Nacht“ für ein Vorlesebuch aufgeschrie-

ben, das derzeit illustriert wird und im

Herbst 2018 erscheint. Damit knüpft sie

an ihr Weihnachtsbuch „Geschichten aus

dem Weihnachtswald“ an, in dem sich eine

der 24 Geschichten um die „Stille Nacht“

dreht. „Stille Nacht – die wahre Geschich-

te“ erzählt schließlich das gleichnamige

Singspiel kurz vor Weihnachten 2018 im

SZentrum Schwaz.

„Ächte“ Lieder, gesicherte Daten. Abseits der literarischen Aufbereitung

des Stoffes arbeiten (Musik-)Historiker

schon seit langem an einer gesicherten

Rekonstruktion der Ereignisse, denn um

die Verbreitung des Liedes rankt sich auch

manche Legende. Anhand von zeitgenös-

sischen Quellen nachzuweisen ist laut

Sandra Hupfauf vom Institut für Musik-

wissenschaft der Universität Innsbruck

etwa eine Aufführung von „Stille Nacht!

Heilige Nacht!“ durch die Familie Strasser

1832 in Leipzig. Ebenso gewiss ist, dass

das vierstimmige Lied als eines von vier

„Ächten Tyroler-Liedern“ 1833 gedruckt

wurde. Diese und andere Eckpunkte der

Verbreitungsgeschichte sind Thema der

Ausstellung „Stille Nacht und der Klang der

Alpen. Vom Tiroler Zillertal in alle Welt“

vom 30. Juni 2018 bis 2. Februar 2019 auf

Schloss Fügen.

Der Zar und die „Airs“. Geschichts-

trächtig ist schon der Ort, denn dort

brachten bereits 1822 die „Ur-Rainer“, de-

nen auch Ludwig Rainers Mutter angehör-

te, Zar Alexander I. ein Ständchen – dass

jedoch damals schon „Stille Nacht! Heilige

Nacht!“ auf dem Programmzettel stand, ist

nicht belegbar. Unter der Gesamtleitung

des Kultur- und Eventmanagers Hannes

Pramstaller und der wissenschaftlichen

Leitung von Sandra Hupfauf gestaltet ein

Team aus Historikern und Ausstattern die

Sonderschau auf Schloss Fügen. Mit da-

bei sind auch der „Stille-Nacht“-Spezialist

Martin Reiter und Peter Mader vom Mu-

seum in der Widumspfiste, wo ein reicher

Schatz an Objekten das ganze Jahr über

von den Nationalsängern und dem Weih-

nachtslied erzählt.

In der Sonderschau richten sie den Fokus

auch auf die „Airs Tiroliennes“, jene be-

liebten Lieder nach Tiroler Art, mit denen

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ berühmt

wurde, und auf die Rolle des Zillertals als

„Tal der (Volks-)Musik“, die es bis heute

einnimmt. So bildet der „Klang der Alpen“

einen der wesentlichen Programmpunk-

te der „dezentralen Landesausstellung“

rund um das Lied, die in Kooperation der

Länder Salzburg, Tirol und Oberösterreich

durchgeführt wird.

Auftakt zum Jubiläumsjahr. Ein

anderer zentraler Event ist der offizielle

Auftakt zum Jubiläumsjahr am 16. De-

zember 2017 in Schwaz. Wer in Tirol lebt,

kennt die Tradition der Weisenbläser,

die in der Vorweihnachtszeit von Haus

zu Haus ziehen und Weihnachtslieder

spielen. Vielleicht ist es diese Erinnerung

an abendliche Musik im leisen Schnee-

geriesel, die der Eröffnungsveranstaltung

ein großes Aufgebot an Blasmusikern

beschert. Mehr als 500 Tiroler Bläser aus

allen Landesteilen werden erwartet, wenn

das Land Tirol – allen voran Landeshaupt-

mann Günther Platter – die „Stille Nacht“

in Schwaz einläutet. Unter dem Motto

„Stille Nacht, ein Friedenslied“ soll der

Geist des Liedes einmal mehr von Tirol

aus in die Welt getragen werden.

Das gilt umso mehr für einen Welt-

rekordversuch, der im Dezember 2018

unternommen wird, wenn Blaskapel-

1 Die Geschwister Strasser, wie sie im Singspiel „Stille Nacht – die wahre Geschich­te“ zu sehen sind.

2 In der Kirche von Hart im Zillertal ist noch eine Orgel von Karl Mauracher erhalten, der das Weihnachtslied aus Oberndorf ins Zillertal mitge­bracht haben soll.

1 2

Das ganze Jahr über kann man sich im Mu­seum in der Widums­pfiste in Fügen über die besondere Verbindung des Zillertals mit „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ informieren.

SAISON

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MAGAZIN

len auf den Bergen Tirols „Stille Nacht!

Heilige Nacht!“ spielen, wie die Koordi-

natorin der Projekte zum Jubiläumsjahr,

Birgit Oberhollenzer-Praschberger, er-

zählt. Denn insgesamt wollen Land Tirol

und Tirol Werbung als Initiatoren sowie

die künstlerische Leiterin Bernadette

Abendstein, die mit Hakon Hirzenberger

auch beim Steudltenn immer eine siche-

re Hand für das Mit- und Nebeneinander

von zeitgenössischen Strömungen und

gewachsener Kultur hat, einerseits an

Traditionen anknüpfen, andererseits die

Veranstaltungen in der heutigen Kultur

verankern.

Ein Jubiläum für alle. Dazu ge-

hören neben dem Weltrekordversuch

noch zwei weitere Programmpunkte,

die in vielen Orten und mit vielen Men-

schen umgesetzt werden sollen. In den

kommenden Monaten entsteht für die

Adventzeit 2018 ein „Lebender Advent-

kalender“, der an verschiedenen Orten

Platz finden kann und variabel gestaltbar

ist: Kleine Spielszenen, Lesungen oder

Gesang fügen sich zusammen. Interes-

sierte Gemeinden können diese für einen

oder mehrere Tage buchen und so die

„Stille Nacht“ zu sich nach Hause holen.

Die andere Tradition, die wieder stärker

in Tirol verankert werden soll, betrifft

das gemeinsame Singen im Wirtshaus.

Denn während man sich früher wie bei

Johann Gottlieb Seume überall „ruhig

niederlassen“ konnte, wird heute nur

mehr selten oder in einem festgelegten

Rahmen gemeinsam musiziert. Vor allem

mithilfe der Schulen und Musikschulen

soll das Wirtshaussingen wieder angeregt

werden, sodass im Herbst 2018 nicht nur

Advent- oder Weihnachtslieder, sondern

auch andere schöne Melodien in den

Gaststuben erklingen.

Nur für den Heiligen Abend. Freuen wird das unter anderem Johannes

Stecher, den Leiter der Wiltener Sänger-

knaben, der mit seinen Schützlingen die

Freude am Singen seit Jahren fördert.

Selbstverständlich sind die Wiltener rund

um Weihnachten immer besonders ge-

fordert, wenn es darum geht, Messen

musikalisch zu begleiten oder Weihnachts-

konzerte zu geben. Das Singen von „Stille

Nacht! Heilige Nacht!“ ist dabei immer

etwas Besonderes – ist es doch vor allem

dem Heiligen Abend vorbehalten und wird

daher von den Sängerknaben in ihren Kon-

zerten nur sparsam eingesetzt. Das Lied

im Advent 2018 aber auf ganz besondere

Art zu feiern, dazu schmieden Johannes

Stecher und die jungen Sänger des Chores

schon heute Pläne. ×

MAURACHER UND MOHR15., 16. und 17. Dezember 2017Festhalle Fügen

STILLE NACHT UND DER KLANG DER ALPEN. VOM TIROLER ZILLERTAL IN ALLE WELT30. Juni 2018 bis 2. Februar 2019Sonderschau auf Schloss Fügen

LEBENDER ADVENTKALENDER, WELTREKORDVERSUCH DER BLASKAPELLEN, WIRTSHAUSSINGENGemeinden, Blaskapellen und (Musik-)Schulen, die sich beteiligen möchten, melden sich bitte bei der Projektkoordinatorin Birgit Oberhollenzer-Praschberger: [email protected]

LÄNDERÜBERGREIFENDE LANDESAUSSTELLUNG29. September 2018 bis 2. Februar 2019In neun Museen und Orten in Salzburg, Oberöster-reich und Tirol – hier in der Widumspfiste in Fügen

INTERNATIONALE KAMPAGNE• Von Tirol Werbung, Salzburger Land, Oberöster-

reich und Österreich Werbung gemeinsam mit regionalen Partnern

• Läuft 2017 und 2018 auf neun Märkten zur nachhaltigen Belebung der Vorweihnachtszeit.

• U.a. PR- und Medienarbeit, Wirtschafts-kooperationen und Onlinemaßnahmen

Die erste Generation der Rainer­Sänger sang 1822 für den russischen Zaren Tirolerlieder.

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Foto: © www.guentheregger.at

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Vom Mythos zum MenschenSchauspieldirektor Thomas Krauß inszeniert am Tiroler Landestheater Franz Kranewitters

„Andre Hofer“: Ein Mensch zwischen Glaube, Mut und Verzweiflung.

VON ANTJE PL AIKNER

W

er war Hofer? Uner-

schrockener Freiheits-

kämpfer, Schütze,

Lan deskommandant,

Sandwirt – so kennen wir Andreas Hofer

von Kindesbeinen an. Noch heute, über

200 Jahre nach seinem Tod, impft der

Mythos-Mann aus dem Passeier jungen

Tirolerinnen und Tirolern den Stolz auf das

Heilige Land im Herzen der Alpen ein. Die

katholischen Herz-Jesu-Feiern wurzeln in

dieser Zeit der Bergisel-Schlachten gegen

den postrevolutionären und antikirchli-

chen Feind aus Frankreich und Bayern:

Andreas Hofer und der Tiroler Glaube

gegen die Ausläufer der Französischen

Revolution.

Der Oberländer Dramatiker Franz

Kranewitter widmete sich rund 100 Jah-

re nach den Bergisel-Schlachten dieser

prägenden Zeit und Figur. Kranewitters

Deutung Andreas Hofers sprengte die

Heldenversion und sorgte bei der Inns-

brucker Erstaufführung 1903 für Tumulte.

Kein Wunder, der Tiroler Dramatiker zeigt

den Helden als Menschen, der unter

hohem Druck agiert, den Kopf verliert,

als Getriebener in einem vielschichtigen

Spannungsfeld benutzt wird. Die Inter-

essen der Bayern, der Österreicher, der

Tiroler, seiner Familie und die Ansprü-

che der katholischen Kirche erdrücken

den Kommandanten. Diese Darstellung

begeisterte die einen, die anderen, das

konservativ-katholische Publikum, em-

pörten sich darüber. Die „Innsbrucker

Nachrichten“ vom 4. Dezember 1903

berichteten: „Schon seit mehreren Tagen

waren Gerüchte in der Stadt verbreitet,

die von Demonstrationen wissen woll-

ten, welche von klerikaler Seite anlässlich

der Andre Hofer-Aufführung in unserem

Stadttheater inszeniert werden sollten.

Und die Fama behielt diesmal Recht.“

Gott, Kaiser, Vaterland? 115 Jahre

nach der Erstaufführung wird es wohl kei-

ne Tumulte mehr geben, aber das Stück

reizt noch immer, und Schauspieldirektor

Thomas Krauß bringt das Kranewittersche

Drama auf den Punkt: „Andre Hofer ist das

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wahnsinnig starke Porträt eines Menschen,

der sich in einem Entscheidungsnotstand

befindet und der versucht, in permanent

sich ändernden Situationen die bestmög-

liche Entscheidung zu treffen.“ Das Stück

setzt nach der dritten und gewonnenen

Bergisel-Schlacht ein. Alles scheint mög-

lich: Das Los von Bayern und Napoleons

Frankreich und damit die Heimkehr ins

österreichische Kaiserreich. Die Tiroler

rüsten sich unter ihrem Kommandanten

Andreas Hofer für die nächste Schlacht.

Doch da übermittelt ihnen ein Sonder-

beauftragter des Kaisers, dass Österreich

kapituliert und das kaisertreue Tirol im

Stich lässt. Hofer will sich zunächst fügen,

doch sein Mitstreiter, der Kapuzinerpater

Haspinger, appelliert mit allen Mitteln an

den Glauben des Sandwirts und verheißt

Gottes Hilfe gegen die aufrührerische Mo-

derne der Bayern und Franzosen. Thomas

Krauß: „Hofers Handlungen beruhen im

Wesentlichen auf drei Grundlagen. Diese

sind unbedingter Freiheitswille, totale Kai-

sertreue und ein tief verwurzelter Glaube.“

Aufgrund dieses Glaubens, der sich dem

Herzen Jesu verpflichtet, entscheiden

sich Hofer und seine Mitstreiter gegen

die Kaisertreue und erheben sich trotz

Friedensschlusses gegen die Bayern – und

verlieren die letzte Schlacht.

Franz Kranewitter zeigt kein Kriegsge-

tümmel, sondern was sich zwischen den

Handlungen entwickelt. Um diesen nahe-

zu privaten Entscheidungsprozessen und

inneren Kämpfen eine äußere, historische

Klammer zu geben und um Fragen aus

heutiger Sicht zu stellen, bezieht Thomas

Krauß ein anderes Stück ein: Marc Pom-

merenings „Gottes Guerilla“, Auftrags-

stück des Tiroler Landestheaters aus dem

Hofer-Gedenkjahr 2009. Wie wurde der

Tiroler Aufstand instrumentalisiert? Wie

werden Helden gemacht? Welche Rolle

spielt das Ego? Vor diesem Hintergrund

hebt der Regisseur Andreas Hofers innere

Kämpfe auf eine allgemeingültige Ebene.

Glaube und Wahrheit? Kranewitter

führt seinen Hofer in eine Abwärtsspirale

und zeigt, wie ihn der Glaube zu einem

blinden Krieger macht, der Frau und Ver-

traute verstößt bzw. in den Kerker wirft.

Hofer schlägt verzweifelt um sich. Wo ist

der Held? Dies sind Szenen, die wir nicht

als Kind aufsogen, dies sind Szenen, wie sie

auch heute Menschen täglich in Kriegen

erleben. Wie aktualisiert Thomas Krauß

diesen Andre Hofer? Werden wir Gottes-

Krieger sehen? Welche Rolle spielt die

Kirche? Thomas Krauß hat nichts gegen

brandaktuelle Assoziationen, verwehrt

sich jedoch gegen ein simples Vermischen:

„Wenn man das jetzt mit dem IS verglei-

chen will, liegt man komplett falsch, schon

deshalb, weil Kranewitters Tiroler eine Ver-

wurzelung, eine Identität besitzen. Die IS-

Leute versuchen, sich durch ihren Kampf

erst eine Identität zu schaffen; ich denke,

es wäre wenig zielführend, das einfach

unkritisch miteinander zu verbinden.“

Hofer und Raffl. Für effekthaschende

Aktualisierungen ist Krauß nicht zu haben,

dafür schätzt er Kranewitters Stück zu sehr.

Ein Stück, das Hofer eines simplen Helden-

tums entblößt und den scheinbaren Verrä-

ter Raffl zum Realisten formt, der Wahrhei-

ten aussprechen darf. Raffl sieht, wie der

Krieg Leid über Land und Leute bringt, nur

verbrannte Erde zurücklässt, und fordert

das Ende dieses Kriegs. Raffl übernimmt

eine undankbare Rolle. Doch Kranewitter

zeigt ihn als gedemütigten „Zuagroasten“,

dessen Sicht auf Hofers Kriegstreiben zum

Verrat am Kommandanten führt. Hofer

selbst erkennt in der wintereinsamen Zu-

flucht auf der Pfandleralm seine Schuld.

Eine Szene, die vor 115 Jahren für lauten

Unmut im und vor dem Theater führte.

Eine Deutung, die Kranewitter mit einem

märtyrerhaften Ende zu mildern suchte.

Ob Thomas Krauß‘ Stück-Version diesen

Schluss übernimmt, verrät er nicht.

Spatziers Verweise. Um das Hofer-

sche Drama zeitlos relevant zu gestalten

greift der Schauspieldirektor nicht nur zu

Textstreichung, Sprachanpassung und

zum Einbezug von Pommerenings „Gottes

Guerilla“. Auch Bühne, Kostüme und Musik

unterstützen den Ansatz des Regisseurs:

„Ort und Kleidung verweisen durchaus auf

die Historie, wir gehen dabei jedoch über

das rein Traditionelle hinaus. Durch den

ganz eigenen Blick auf das Thema ,Tracht‘

von Markus Spatzier, der die Kostüme für

Andre Hofer entwirft.“

Der ganz eigene Blick wird das ganze

Stück prägen. Als gebürtiger Deutscher, als

„Zuagroaster“ nähert sich Schauspieldirek-

tor Thomas Krauß ohne Scheu dem Drama

über den Tiroler Schützenkommandanten

in Not. Die Außensicht ermöglicht einen

frischen Zugang zu einem Urtiroler Thema.

Und vielleicht gehört die Inszenierung des

Andre Hofer zum Heimischwerden. Dazu

sagte Krauß in einem Interview anlässlich

seines Innsbruck-Einstandes im Jahr 2012:

„Fremd ankommen und heimisch werden –

heimisch werden im Sinne von Offenheit

erfahren, offene Diskussion erleben in dem

künstlerischen Rahmen, den wir versuchen

zu stecken.“ ×

„ Andre Hofer ist das wahnsinnig starke Porträt eines Menschen, der sich in einem Entscheidungsnotstand befin-det und der versucht, in permanent sich ändernden Situationen die best-mögliche Entscheidung zu treffen.“

THOMAS KRAUSS, REGISSEUR

Freiheit, Glaube, Treue – Stefan Riedl spielt den Andreas Hofer.

Eigener Blick – Markus Spatzier

kleidet „Andre Hofer“ ein.

SCHAUSPIEL VON FRANZ KRANEWITTERTiroler Landestheater, Großes Haus Premiere: 13. Jänner 2018, 19 UhrMatinee Andre Hofer: 7. Jänner, 11 Uhr, Foyer Großes HausRegie: Thomas KraußBühne: Ursula BeutlerKostüme: Markus SpatzierMusik: Hansjörg Sofka

47 SAISON

MAGAZIN

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Volksfeste VON ERNS T MOLDEN

Ernst Molden, 50, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Plat-ten und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Am Wiener Rabenhof-Theater kam gerade sein Singspiel „Mayerling“ heraus.

M

eine Familie hat durchaus einen Sinn für Feste,

wobei die Geschmäcker betreffend deren Art

und Weise durchaus differieren, wahrscheinlich

altersbedingt. Meine Liebste und ich, wir ewigen Blumenkinder,

wir sind gern auf Wiesen, in Parks und

Hainen. Wir mögen es unter Bäumen und

an Feuern. Dann nicht zu spät nach Haus.

Die Kinder dagegen sind auch für

das Lautere, Ekstatischere zu haben. Sie

sind so etwas wie Kirtagstypen, wobei die

veranstaltende Kirche nicht so wichtig ist. Sie treiben sich gern auf

der Jesuitenwiese herum, wenn die Wiener Kommunisten, zärtlich

Kummerln genannt, ihr Volksstimmefest feiern. Aber sie streben

auch auf den Neustifter Kirtag, wo sich die konservativeren Wiener

so lange trinkend vernetzen, bis ihnen vor lauter Veltliner die Fäden

ihrer Netzwerke wieder aus den Fingern gleiten.

Überhaupt, der Rand der Stadt! Die Schatten des Wiener-

waldes! Eine entrische Gegend. Ästhetische Behauptung von

Tradition trifft hier auf das Ego der Großstadt, und das sind in-

stabile Gemengelagen. Mindestens so arg wie Neustift ist das

nahgelegene Klosterneuburg. Das befindet sich zwar schon in

Niederösterreich, aber wenn Wien und Niederösterreich etwas

gemeinsam haben, dann ist es der Landespatron. Dieser, Sankt

Leopold, sprich Herzog Leopold der III. aus dem Hause Baben-

berg, auch der Fromme genannt, residierte in Klosterneuburg

und gründete das dortige Chorherrenstift. In der Sage heißt es,

dass der steife Wiener Wind dereinst den kostbaren Schleier der

Herzogin über die Hügel vertrug. Leopold

gelobte, an der Stelle, wo er ihn fände, ein

Kloster zu erbauen. Also feiert man seinen

Namenstag, den 15. November, dort, wo

neben diesem Kloster in einem Stadl das

legendäre Tausend-Eimer-Fassl steht.

Von dem rutscht man in die Tiefe. Bei

meinem ersten und letzten Fasslrutschen

vor gut vierzig Jahren fand ich das Fassl

enttäuschend klein. Außerdem endete

die Rutschpartie in einer Art Polster, der bestialisch stank.

Aber der Kirtag drumherum muss seitdem gewonnen haben.

Klosterneuburg zu Leopoldi ist ein Sehnsuchtsort. Alle Jungen

wollen hin. Auch meine Söhne brachen heuer auf, fesch gesackelt

und wachsam, wie die Bonanzajungs, wenn es Tanz im Saloon

gibt. Ich beobachtete die Vorbereitungen nachdenklich, musste

aber auf eine kleine Tour nach Tirol (auch ein wildes Land!) und

telefonierte am Tag nach Leopoldi mit der Liebsten. Ich erreichte

sie im Spital. Die Buben waren mit dem Tagada gefahren. Dem

Größeren wurde vom Hinterkopf eines Mädels das Nasenbein

gebrochen, der Mittelhandknochen des Kleineren traf ein Ge-

länder, Gips, drei Wochen. Eh, wie bei Bonanza.

Wärts halt auf dem faden, stinkenden Fassl gerutscht, dachte

ich. Aber ich sprach es nicht aus. ×

Klosterneuburg zu Leopoldi ist ein Sehnsuchtsort. Alle

Jungen wollen hin.

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49 SAISON

KOMMENTAR

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SAISON

NACHGEFRAGT

Jakob Falkner ist Unternehmer sowie

Chef und Miteigentümer der Bergbahnen Sölden, die

unter anderem am Aqua Dome in Längenfeld und an

der AREA 47 beteiligt sind. Seit 1993 ist Falkner auch

OK-Chef des jährlichen Weltcup-Auftakts

in Sölden.

DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): British Columbia, Sylt, New York

LETZTER URLAUB: Bagno Vignoni, Toskana

DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Freundliche Gastgeber, Ideen, Mut und Ehrlichkeit

DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Überheblichkeit, Ignoranz, Unprofessionalität

DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Natur, Familienbetriebe, hohe Standards

DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Kleinkariertheit, Neid, keine gemeinsame Schlagkraft

DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Für Sölden: 007 Elements

UNTER DEM STICHWORT „ERLEBNIS AM BERG“ VERSTEHE ICH: Natur, Genuss und Bewegung

IN DIE REGION IST DANN AM BESTEN INVESTIERT, WENN: Alle in der Region profitieren

DER TIROLER TOURISMUS BRAUCHT (MEHR) VERÄNDERUNG UND WANDEL, WEIL: Die Ansprüche größer und die Investitionszyklen immer kürzer werden.

Außerdem herrscht ein weltweiter Konkurrenzkampf.

DAS NEUE „007 ELEMENTS“ AM GAISACHKOGEL BRINGT (NEUE) GÄSTE NACH SÖLDEN, WEIL: Es einzigartig ist, was Lage, Architektur, Weltmarke und Inhalt anbelangt

EINMALIGE CHANCEN NUTZT MAN RICHTIG, WENN: Der Türspalt offen ist und man hineingeht

UND NACHHALTIGES SCHAFFT MAN NUR, WENN: Man in Generationen denkt

DER SKIGAST VON HEUTE ERWARTET: Modernsten Standard, Bequemlichkeit, Erlebnis (Natur!)

WENN ICH SELBST SKIGAST BIN, ERWARTE ICH: Komfort, Ambiente und Erlebnis

1 5 FR AG EN A N . . .

Jakob Falkner

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