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DISSERTATION Titel der Dissertation Implementierung des Pflegeorganisationssystem Primary Nursing im Erwachsenen- Intensivpflegebereich in Form eines Pilotprojektes“ Eine Evaluationsstudie Verfasserin Mag. a Gerlinde Rebitzer angestrebter akademischer Grad Doktorin der Philosophie (Dr.phil.) Wien, 2013 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092122 Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: Soziologie, geisteswissenschaftl. Stzw. Betreuer: Priv. Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür

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DISSERTATION

Titel der Dissertation

„Implementierung des Pflegeorganisationssystem

Primary Nursing im Erwachsenen-

Intensivpflegebereich in Form eines Pilotprojektes“

Eine Evaluationsstudie

Verfasserin

Mag.a Gerlinde Rebitzer

angestrebter akademischer Grad

Doktorin der Philosophie (Dr.phil.)

Wien, 2013

Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092122

Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: Soziologie, geisteswissenschaftl. Stzw.

Betreuer: Priv. Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich allen Personen danken, die zu meinem weiteren Stu-

dienerfolg und zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben, insbesondere fol-

gende Personen:

Herrn Doz. Mag. Dr. Wolfgang Dür danke ich für seine wertschätzende und sehr

gute Betreuung und Beratung bezüglich des Themas dieser Arbeit.

Für die gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei allen Pflegepersonen, der Sta-

tionsleitung und den Vertretungen sowie den ÄrztInnen und TherapeutInnen der

Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen Intensivstation bedanken.

Mein besonderer Dank gilt meinem Lebenspartner Christian Zerbs für die psychi-

sche Unterstützung und Geduld, sowie meiner Mutter und meinen Geschwistern,

die während meines Studiums wenig Zeit mit mir verbringen konnten.

Schließlich danke ich meinem Arbeits- und Studienkollegen Mag. Oliver Radinger,

für die Unterstützung und Motivation während des Studiums.

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Inhaltsverzeichnis

Danksagung ................................................................................................................ 2

Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................ 3

1. Einleitung ............................................................................................................. 5

2. Pflegeorganisationssysteme ................................................................................ 8

2.1 Rollen bei Primary Nursing .............................................................................. 19

2.2 Messung des Pflegeorganisationssystems ...................................................... 25

2.3 Stand der wissenschaftlichen Arbeiten ............................................................ 27

3. Interventionsprojekt ............................................................................................ 29

3.1 Projektbedingungen ......................................................................................... 29

3.1.1 Maßnahmenbeschreibung ......................................................................... 29

3.1.2 Kontextbeschreibung ................................................................................. 31

3.1.3 Ziele der Maßnahme Primary Nursing ....................................................... 34

3.1.4 Zweck der Evaluation ................................................................................ 35

3.2 Forschungsfragen ............................................................................................ 37

3.3 Motivation ........................................................................................................ 38

3.4 Pflegeverständnis ............................................................................................ 38

3.5 Qualität der Pflegedokumentation .................................................................... 39

3.6 Pflegequalität ................................................................................................... 40

4. Evaluationsstudie ............................................................................................... 41

4.1 Forschungsdesign............................................................................................ 41

4.2 Analyseperspektiven ........................................................................................ 43

4.3 Evaluationskonzepte ........................................................................................ 44

4.4 Ethik und Limitationen der Studie .................................................................... 45

5. Methode der Datenerhebung, -auswertung und -analyse .................................. 46

6. Ergebnisdarstellung............................................................................................ 52

6.1 Evaluation der Wirkungsphase ........................................................................ 52

6.2 Ergebnisse zur Qualität der Pflegedokumentation ........................................... 58

5.3 Kategorisch gegliederte Darstellungen der Leitfadeninterviews ...................... 64

5.4 Thematisch gegliederte Darstellungen der Reflexionsgespräche .................... 83

5.5 Typologische Analyse des pflegerischen Handelns der Primary Nurses ....... 127

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7. Schlussfolgerung .............................................................................................. 208

8. Diskussion ........................................................................................................ 213

9. Empfehlungen .................................................................................................. 214

10. Literaturverzeichnis .......................................................................................... 218

11. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ............................................................... 226

12. Kurzfassung und Abstract ................................................................................ 229

Anhang 1: Interviewleitfaden ................................................................................ 232

Anhang 2: Bewertungsraster ............................................................................... 233

Anhang 3: Messintrument Q-DIO ......................................................................... 240

Anhang 4: Tabellen der Themencharakteristika und die Spezifika ...................... 242

14. Lebenslauf ........................................................................................................ 299

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1. Einleitung

Die vorliegende Evaluationsstudie befasst sich mit der Implementierung des Pfle-

georganisationssystems Primary Nursing auf einer Herz-Thorax-

Gefäßchirurgischen Intensivstation des Wiener Krankenanstaltenverbundes in

Form einer Pilotstudie.

Primary Nursing als Pflegeorganisationssystem hat sich in Österreich in unter-

schiedlichen Bereichen wie u. a. im Langzeitpflegebereich, in der Psychiatrie, in

der Pädiatrie oder auf Dialysestationen bewährt. Zur Implementierung von Primary

Nursing im deutschsprachigen Intensivpflegebereich wurde bislang wenig publi-

ziert.

Verschiedene Pflegeorganisationssysteme bringen auch ein unterschiedliches

Maß an Umsetzung in Bezug auf Verantwortlichkeit, Kontinuität der Pflege oder

direkter Kommunikation ans Tageslicht. Dadurch gehen häufig relevante Informa-

tionen, den/die Patienten/in betreffend verloren und Erfolgserlebnisse werden nur

indirekt erlebt. Manche Pflegepersonen erheben aber auch den Anspruch, nicht

immer den gleichen Patienten/die gleiche Patientin pflegen zu wollen, um sich

pflegerisch, medizinisch und in technischen Belangen auch weiterbilden zu kön-

nen.

In der Literatur (vgl. Sellick/Russell/Beckmann 1983: 269; Perälä/Hentinen 1989:

235ff; Nissen/Boumans/Landeweerd 1997: 94; Manthey/Lewis-Hunstiger 2006: 8;

Bodin Geiser/Geschwindner/Stauffer/Spichinger 2007: 290; Daneke 2010: 757)

wird mehrmals darauf hingewiesen, dass Primary Nursing durch die Übernahme

von Verantwortung für die eigene Tätigkeit die Arbeitszufriedenheit der Pflegenden

verbessert und durch die Kontinuität in der Durchführung der Pflege Erfolge be-

wusster wahrgenommen werden. Ebenso ermöglicht Primary Nursing eine qualita-

tive Weiterentwicklung der Pflege. Hier sind jedoch zwei gegensätzliche Aussagen

erkennbar, die es zu erforschen gilt. Es stellt sich auch die Frage nach den Vo-

raussetzungen, die Pflegende aufweisen sollten, um ein Verhaltensänderung in

Bezug auf die Pflegeorganisation zulassen zu können.

Marie Manthey, die Begründerin von Primary Nursing, erläutert in einem Interview

(2010), dass Primary Nursing für die Pflegekraft von Vorteil ist, weil sie sich wieder

auf die Wurzeln der Pflege rückbesinnen kann. Sie sieht als wesentliche Voraus-

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setzungen für die Implementierung des Pflegeorganisationssystems auf einer Sta-

tion eine gute Management- und hervorragende Führungsqualität einer Stations-

leitung und ein motiviertes Pflegepersonal mit hoher Fachkompetenz in einem gu-

ten Betriebsklima. Zusätzliches Personal erachtet sie als nicht nötig, da Primary

Nursing den Arbeitsaufwand nicht erhöht.

Die wirtschaftliche Entwicklung im Gesundheits- und Krankenpflegbereich zeigt

die Notwendigkeit, die Arbeitsprozesse im Krankenhaus einerseits am Versor-

gungsbedarf der PatientInnen auszurichten, aber andererseits auch ökonomische

Bedingungen zu berücksichtigen. Ein Umdenken in der Pflegeorganisation muss

stattfinden, so dass die Aufteilung der Tätigkeitsbereiche entsprechend der Aus-

bildung erfolgen kann und soll. Ein wesentlicher Teil der Optimierung der Pflege

im Krankenhaus stellt die Organisation der pflegerischen Arbeit dar. Darunter sind

Pflegesysteme zu verstehen, die sich im Tätigkeitsbereich und in der Verantwort-

lichkeit unterscheiden. Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations-

system dar und beinhaltet vier charakteristische Schlüsselkonzepte, wie bestimm-

te Muster von Verantwortung, Autonomie und Rechenschaftspflicht, die Kontinuität

der Pflege, der Anspruch, dass der Pflegeplanende zugleich Pflegedurchführender

ist und die direkte Kommunikation zwischen Pflegenden, PatientInnen, Angehöri-

gen, ÄrztInnen und anderen Berufsgruppen (vgl. Ersser/Tutton 2000: 3f). Die Ver-

änderung der Rollen von Pflegenden und Stationsleitung bilden in diesem System

einen wesentlichen Aspekt, der für die erfolgreiche Umsetzung aus Sicht der Auto-

rin als wichtig erachtet wird. In weiterer Folge müssen auch das entsprechende

Pflegeverständnis, die Qualifikation und die Motivation jeder einzelnen Pflegekraft

Berücksichtigung finden. Mayerhofer (2002: 256f) beschreibt den Begriff „Motivati-

on“ nach Neuberger (1977: 203) als einen sinnvollen Teil aus einem Bündel von

Erlebens- und Aktivitätselementen wie Gefühlen, Handlungen, Gedanken, unbe-

wusste Impulse, automatisierte Reaktionen usw., der sich auf Richtung, Quali-

tät/Form und Intensität des Verhaltens bezieht. Durch seine innere Verfassung ist

jeder Mensch bereit, sinnvolle Verhaltensweisen im Hinblick auf ein von außen

vorgegebenes Ziel zu zeigen. Die Motivation der Pflegepersonen wird als individu-

eller Einflussfaktor angeführt, der bei der Umsetzung von Primary Nursing eine

besondere Bedeutung zukommt. Um eine hohe Motivation zu erreichen und auf-

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recht zu erhalten bedarf es spezieller Rahmenbedingungen, einer sinnvollen Auf-

gabenstellung, der Übernahme von Verantwortung, einer Delegation verschiede-

ner Tätigkeitsbereiche und der Einbeziehung von KollegInnen in Entscheidungen

(vgl. Josuks 2008: 57).

Die vorliegende Evaluationsstudie wurde von der Stationsleitung der Herz-, Tho-

rax-, Gefäßchirurgischen Intensivstation (16 Betten) in Auftrag gegeben. Sie

möchte Primary Nursing an dieser Station implementieren, um eine patientIn-

nenorientierte Pflege mit steigender Pflegequalität und MitarbeiterInnenzufrieden-

heit sowie eine Kontinuität im Pflegeprozess zu ermöglichen. Ein Projektauftrag

wird durch die Pflegedirektion erteilt, und es meldeten sich elf diplomierte Ge-

sundheits- und Krankenpflegepersonen dieser Station als Projektteammitglieder.

Die Stationsleitung übernimmt die Projektleitung.

In einer Liste von Mitgliedern des Deutschen Netzwerks Primary Nursing, die Un-

terstützung bei der Implementierung anbieten, wird u. a. das Bezirkskrankenhaus

St. Johann in Tirol angeführt, die Primary Nursing im Intensivpflegebereich bereits

implementiert haben. Nach telefonischer Rücksprache mit dem stellvertretenden

Pflegedirektor des Hauses, der auch Leiter der Intensivstation war und Primary

Nursing im Jahr 2005/2006 eingeführt und praktiziert hat, hat dieser einen Erfah-

rungsaustausch Vorort angeboten. In Hinblick auf dieses Angebot wurde eine er-

mittelnde Gruppendiskussion geplant, mit dem Ziel, die Meinungen und Einstel-

lungen zu Primary Nursing sowohl der einzelnen TeilnehmerInnen als auch der

Gruppe in Form einer Gruppendiskussion zu erfassen. Eine Gruppendiskussion

dient also als Instrument zur Einstellungserhebung, deren Ergebnisse wiederum in

die Projektplanung einfließen (vgl. Lamnek 2005a: 413f). TeilnehmerInnen an der

Gruppendiskussion waren aus dem Bezirkskrankenhaus St. Johann in Tirol der

stellvertretende Pflegedirektor und eine Mitarbeiterin aus dem Pflegemanage-

mentbereich, die zugleich Leiterin des Pflegebereiches für die Unfallchirurgie –

stationärer und ambulanter Bereich - und für den Transportbereich ist und wäh-

rend der Implementierung von Primary Nursing auf der Intensivstation auch als

Pflegende tätig war. Vom Projektteam waren die Stationsleitung und drei Projekt-

teammitglieder an der Diskussionsrunde beteiligt. Die Diskussionsleitung wurde

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von der Autorin durchgeführt, Inhalte wurden nach Zustimmung der TeilnehmerIn-

nen auf Tonband aufgezeichnet und anschließend transkribiert. Relevante Inhalte

aus der Gruppendiskussion wurden nochmals im gesamten Projektteam ange-

sprochen und im Projektplan berücksichtigt.

2. Pflegeorganisationssysteme

Die Pflegeorganisation ist ein wesentlicher Aspekt der professionellen Pflege und

gilt als eine Methode der Organisation und des Erbringens der pflegerischen Ver-

sorgung, um erwünschte PatientInnenergebnisse zu erreichen. Der Zweck eines

Pflegesystems wird darin gesehen, dass eine Struktur vorgegeben wird, wodurch

die Pflegenden die Pflege für eine definierte PatientInnengruppe leisten können

(vgl. Mischo-Kelling/Schütz-Pazzini 2007: 24). Pflegeorganisationsysteme definie-

ren die Form, in der Pflege in der Organisation geplant und umgesetzt wird. Hier-

bei wird nicht nur die Organisation der Prozesse in der Einrichtung durch die Ent-

scheidung für das jeweilige Pflegeorganisationssystem geprägt und beeinflusst,

sondern auch die Intensität, mit der die Individualität der PatientInnen, ihre Res-

sourcen und Probleme, Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigt und in der Pflege

umgesetzt werden (vgl. Löser 2004: 51).

Zu unterscheiden sind folgende Pflegeorganisationssysteme:

Die Saalpflege, die als frühe Form der PatientInnenversorgung gesehen wird, bei

der Kranke in einem großen Saal oder auf mehrere Säle mit Nebenräumen aufge-

teilt und gepflegt wurden. Die tägliche Organisation der Pflege erfolgte nach funk-

tionalen Kriterien, wobei die Tätigkeiten auf verschiedene Pflegepersonen verteilt

wurden (vgl. Mischo-Kelling/Schütz-Pazzini 2007: 41).

Ein weiteres Pflegeorganisationssystem stellt die Funktionspflege dar. Bei der

Funktionspflege werden aus Gründen der Zweckmäßigkeit Pflegeaktivitäten auf-

geteilt. Pflegende arbeiten in einem tätigkeitsorientierten System innerhalb einer

expliziten Hierarchie, wobei die Pflegenden gemäß ihren Fähigkeiten die Verant-

wortung für eine einzelne Tätigkeit oder Gruppe von Tätigkeiten übernehmen. Die

umfassende Rechenschaftspflicht für die Qualität der Pflege, die ein/e Patient/in

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während seines/ ihres Krankenhausaufenthaltes erfährt, liegt bei der Stationslei-

tung, ebenso die damit einhergehende Autorität und Autonomie bei Entscheidun-

gen.

Pflegende hingegen tragen Rechenschaftspflicht und Autonomie für die zugeteil-

ten Aufgaben. Bei der Funktionspflege besteht ein hohes Maß an Fragmentierung

und Diskontinuität. Die Pflegeplanung wird von der Stationsleitung bzw. Schichtlei-

tung durchgeführt. Die direkte Pflege wird dann an eine Pflegendkraft mit ange-

messenen Fähigkeiten delegiert. Bestimmte Tätigkeiten, wie beispielsweise die

Medikamentenausgabe, die Fachwissen erfordern und traditionell einen hohen

Status haben, können auch von der Stations- bzw. der Schichtleitung durchgeführt

werden.

Da die Pflegeplanung und die Durchführung der Pflege separat erfolgen, sind die

PatientInnen mit einer großen Zahl an Pflegenden konfrontiert, individuelle Wün-

sche und Bedürfnisse können hier kaum berücksichtigt werden. PatientInnen wer-

den in eine Form der Passivität gedrängt, in der sie nicht in der Lage sind, an ihrer

Pflege aktiv mitzuwirken, Entscheidungen zu treffen oder ihre Pflege zu kontrollie-

ren.

Die Kommunikation erfolgt hierarchisch in vertikaler Richtung. Das bedeutet, dass

die Kommunikation von Pflegenden zu Pflegenden, von Schicht zu Schicht und

von Pflegenden zum multidisziplinären Team innerhalb dieser Statushierarchie

stattfindet (vgl. Ersser/Tutton 2000: 12f).

Bei der Gruppen- bzw. Bereichspflege wird eine Gruppe von Pflegenden einer

Gruppe von PatientInnen zugeteilt. Die Arbeitsübertragung kann tätigkeitsorientiert

erfolgen, wie beispielsweise die Übernahme der Körperpflege und Mobilisation,

das Messen des Blutdruckes oder die Durchführung mitverantwortlicher Tätigkei-

ten in Form von Injektions- und Infusionsverabreichung. Sie kann aber auch pati-

entInnenzentriert sein. Die Gruppenleitung, die durch eine professionelle Pflege-

kraft übernommen wird, übernimmt die Verantwortung, die Autonomie und die Re-

chenschaftspflicht zur Gewährleistung der Pflegequalität, die ihr von der Stations-

leitung übertragen wird. Alle Pflegenden, die zu einer Gruppe gehören, sind be-

strebt, alle PatientInnen kennenzulernen und einen Beitrag im Pflegeprozess zu

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leisten. Die Gruppenleitung trägt die Verantwortung für die Pflegeplanung, führt

aber nicht unbedingt die direkte Pflege durch, diese wird unter den Gruppenmit-

gliedern aufgeteilt. Zustandsveränderungen des/der Patienten/in, die während der

Pflege festgestellt werden, müssen der Gruppenleitung mitgeteilt werden, die dann

die angemessene Vorgehensweise festlegt. Bei Problemen, die durch die Grup-

penleitung nicht gelöst werden können, kann die Stationsleitung hinzugezogen

werden. Sie übernimmt die Rolle eines Pflegespezialisten.

In der Gruppenpflege ist das Ausmaß, in dem der Pflegeprozess bei den gleichen

Pflegenden liegt, begrenzt, da es immer wieder zu Gruppenwechsel und Verände-

rungen innerhalb der Pflegegruppe kommt. Die Stationsleitung muss hier für Pfle-

gekontinuität sorgen (vgl. Ersser/Tutton 2000: 10f).

Bei dem Pflegesystem der PatientInnenzuteilung werden eine oder mehrere

Pflegende einer Gruppe von PatienInnten zugeordnet, die Dauer der Zuteilung zu

den PatientInnen kann sich hier täglich ändern. Die Verantwortung, die Autorität,

die Autonomie und die Rechenschaftspflicht für die Pflegequalität liegen bei der

Stations- bzw. Schichtleitung. Auch die Gestaltung des Pflegeprozesses obliegt ihr

bzw. kann an Pflegende delegiert werden, die die direkte Pflege durchführen, oder

sie kann auch gemeinsam erfolgen. Die Kontinuität der Pflege besteht während

der Zuteilungsdauer, was in Hinblick auf die Pflegenden – PatientInnen - Bezie-

hung und eine Evaluierung der Pflege problematisch sein kann.

Die Kommunikation läuft meist über die Stations- bzw. Schichtleitung. Einzelne

Pflegende kommunizieren mit dem übrigen Pflegeteam über den Pflegebericht

und bei der Dienstübergabe (vgl. Ersser/Tutton 2000: 11f).

Bezugspflege als Pflegeorganisationssystem sieht eine weitere Intensivierung der

ganzheitlichen Versorgung von PatientInnen vor, wobei eine Bezugspflegekraft für

die gesamte Pflege der zugeordneten PatientInnen verantwortlich ist und die

Hauptansprechperson darstellt. Die Planung des Betreuungskonzeptes liegt

hauptsächlich in ihrer Verantwortung, die Planung der Betreuung sollte in Zusam-

menarbeit mit anderen zugeordneten Pflegepersonen und anderen Berufsgruppen

erfolgen. Die Planungsentwürfe werden dem gesamten Team in Teambespre-

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chungen vorgestellt. Einzelne Tätigkeiten können auch an andere MitarbeiterInnen

delegiert werden (vgl. Löser 2004: 52f, zit. nach Leptihn 2001: 43).

Primary Nursing ist nach Manthey (2005: 61) ein pflegerisches Versorgungssys-

tem und beinhaltet vier charakteristische Schlüsselkonzepte bzw. Grundelemente,

nämlich die Übertragung der persönlichen Verantwortung für das Treffen von Ent-

scheidungen auf eine Person und die Annahme der Verantwortung durch diese

Person, die tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden, die direkte Kommuni-

kation von Mensch zu Mensch und die Übernahme der Verantwortung für die Qua-

lität der Pflege, die für einen/eine Patienten/in durch eine Person erbracht wird,

und zwar 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Der Begriff Primary

Nursing wird nachfolgend näher erläutert.

Eine Pflegendkraft ist für die Pflegeentscheidungen, besonders für deren Gesamt-

ausrichtung und für die festgelegte PatientInnengruppe kontinuierlich verantwort-

lich. Pflegende, die sich für die Rolle der Primary Nurse 1 entschieden haben,

übernehmen die damit einhergehende Verantwortung, wozu sie entsprechend

ausgebildet und befähigt werden müssen. Als wesentlich wird bewertet, dass die

Übernahme der Verantwortung für alle Beteiligten, ob innerhalb oder außerhalb

des Systems, sichtbar ist und dass alle Beteiligten den Namen der Primary Nurse

kennen (vgl. Manthey 2005: 62). Die Primary Nurse muss auch ein Maß an Kom-

petenz erreicht haben, das es ihr ermöglicht, Autorität und Autonomie zum Wohle

des/der Patienten/in einzusetzen. Diese Position beinhaltet unter anderem auch

die Pflegeplanung und die Durchführung der Pflege für eine festgelegte PatientIn-

nengruppe. Der Schwerpunkt liegt dabei auf proaktiver Planung, was bedeutet,

dass Pflegemaßnahmen vorausschauend geplant werden und nicht bloße Zu-

standsbeschreibungen oder Reaktionen auf momentane Ereignisse erfolgen. Da

die Primary Nurse nicht rund um die Uhr anwesend sein kann, ist diese proaktive

Planung notwendig, damit die nachfolgenden Pflegenden auf diese Pflegeplanung

zurückgreifen können. Sie gibt grundsätzlich die Pflegerichtung vor. Sollte es bei

Abwesenheit der Primary Nurse zu wesentlichen Zustandsveränderungen des/der

1 Wenn von Primary Nurse gesprochen wird, ist sowohl die weibliche als auch die männliche

Pflegeperson gleichermaßen gemeint.

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Patienten/in kommen, so dass entsprechend andere Pflegeentscheidungen not-

wendig sind, müssen diese von den Associate Nurses 2 gerechtfertigt werden.

Nicht nur die Associate Nurses sind einer Rechenschaftspflicht unterworfen, auch

die Primary Nurse trägt einen gewissen Anteil an der Rechenschaftspflicht. Dies

ist ein wesentlicher Bestandteil der Definition Primary Nursing.

Die Kontinuität der Pflege, die eine besondere Auswirkung auf die Pflegenden –

PatientInnen - Beziehung hat, kann sich, je nach Art der Station, über eine Zeit-

spanne des gesamten Krankenhausaufenthaltes erstrecken.

Auch die direkte zwischenmenschliche Kommunikation innerhalb von Primary

Nursing stellt eine Notwendigkeit dar, der Primary Nurse kommt dabei in der

Kommunikation mit allen Beteiligten, die für das Wohlergehen des/der Patienten/in

Sorge tragen, eine Schlüsselposition zu. Als Pflegeplanende nutzt sie Informatio-

nen, die sie in der Interaktion mit dem/der Patienten/in gewonnen hat, um Schlüs-

selentscheidungen hinsichtlich der Pflege des/der Patienten/in zu treffen. Um ko-

ordinierte Pflege zu ermöglichen, muss die Primary Nurse direkt mit der Pflege-

kraft, die während der nächsten Schicht für den/die Patienten/in zuständig ist,

kommunizieren. Zusätzlich ist die direkte Kommunikation mit weiteren Mitgliedern

des therapeutischen Teams und den Angehörigen des/der Patienten/in notwendig,

da diese ebenso über nützliche Informationen verfügen oder Informationen bei der

Betreuung des/ der Patienten/in nutzen können (vgl. Ersser/Tutton 2000: 7ff).

Verantwortung: Unter Verantwortung versteht Manthey (2005: 61) die „Übertra-

gung der persönlichen Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen auf ei-

ne Person und deren Akzeptanz“ und die Übernahme der Verantwortung für die

Qualität der Pflege, die für einen/eine Patienten/Patientin durch eine diplomierte

Gesundheits- und Krankenpflegeperson erbracht wird, und zwar 24 Stunden am

Tag, sieben Tage die Woche.

Die Primary Nurse trifft die Entscheidung, wie die Pflege des/der Patienten/in aus-

geführt werden soll, und sie ist auch in der Regel die Person, die diese Pflege

2 Wenn von Associate Nurse gesprochen wird, ist sowohl die weibliche als auch die männliche

Pflegeperson gleichermaßen gemeint.

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durchführt. Als wesentlicher Bestandteil der Sichtbarmachung der Übernahme der

Verantwortung für alle Beteiligten ist der Name der Primary Nurse.

Für die übernommene Verantwortung postuliert Manthey (2005: 63f) drei wesentli-

che Kriterien, die es zu beachten gilt: Dies ist einerseits die Verantwortung der

Primary Nurse dafür, dass alle notwendigen klinischen Informationen, die für die

informierte Pflege ihrer PatientInnen in ihrer Abwesenheit benötigt werden, zur

Verfügung stehen. Das bedeutet, dass nicht nur die Primary Nurse das entspre-

chende Verständnis der pflegerischen Tätigkeit haben muss, sondern sie muss

auch entscheiden, ob und welche Informationen für andere Pflegende in ihrer An-

wesenheit wichtig sind. Um die Individualität der PatientInnen in Bezug auf Krank-

heit, Symptome, Pflegephänomene, Bedürfnisse usw. berücksichtigen zu können,

muss die Primary Nurse diese Entscheidungen von Patient/in zu Patient/in immer

wieder neu treffen.

Andererseits ist sie auch dafür verantwortlich, wie die Pflege durchgeführt werden

soll und dass die anderen Pflegepersonen, wie etwa die Associate Nurses, die

Informationen erhalten, die aus der Pflegedokumentation in Form von konkret ge-

planten Pflegeinterventionen ersichtlich sein müssen. Die Primary Nurse doku-

mentiert alle verfügbaren und pflegerelevanten Informationen, die sich aus dem

Pflegeassessment ergeben, also aus der Pflegeanamnese, diversen Assessmen-

tinstrumenten der Pflege, den Dokumenten, die der/die Patient/in mitbringt, und

den Informationen von Angehörigen. Von diesem Bündel an Informationen leitet

sie die entsprechenden Pflegeinterventionen ab und hinterlässt Anweisungen, die

die Weiterführung dieser Interventionen während ihrer Abwesenheit gewährleisten,

es sei denn, es tritt eine Veränderung des PatientInnenzustandes ein, so dass die

Associate Nurses oder andere diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperso-

nen eine Änderung der geplanten Pflegeintervention einleiten müssen, um auf die

neue Situation angemessen reagieren zu können. Diese Pflegeperson ist dann der

Primary Nurse auch zur Rechenschaft darüber verpflichtet, warum sie die geplante

Intervention geändert hat; diese Änderung der Intervention muss ebenfalls in der

Pflegeplanung dokumentiert werden.

Als dritten wesentlichen Faktor im Verantwortungsbereich der Primary Nurse sieht

Manthey (2005: 64) die Planung der Entlassung. Die Primary Nurse bereitet die

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Entlassung des/der Patienten/in so vor, dass er/sie und die Angehörigen in der

Lage sind, eine sichere und effektive Versorgung vorzufinden. IntensivpatientIn-

nen werden meist auf eine Überwachungs- bzw. allgemeine Pflegestation über-

wiesen. Auch hier trägt die Primary Nurse die Verantwortung dafür, dass die not-

wendigen pflegerelevanten Informationen für eine problemlose Transferierung so

detailliert und zuverlässig wie möglich weitergeleitet werden.

Als wesentlichen Aspekt für die Primäre Verantwortung in der Pflege sieht das

Deutsche Netzwerk Primary Nursing (2010: 3ff) die Kontinuität in der Anwesenheit

der Primary Nurse während des Aufenthalts der zugeteilten PatientInnen. Die Si-

cherung der Präsenzzeiten durch den Dienstplan ist für die Umsetzung der Pri-

mären Verantwortlichkeit in der Pflege zwingend erforderlich. Empfehlungen zur

Dienstplanung im Primary Nursing beinhalten auch die Planung der Kontinuität,

die Regelung der Vertretung, die Einteilung der TeilzeitmitarbeiterInnen, die Um-

setzung der Dienstplanung in der Organisation und Tipps zur Einführung. In Bezug

auf die Herz-, Thorax-, Gefäßchirurgischen-Intensivstation werden diese Empfeh-

lungen nachfolgend angeführt.

Die Planung der Kontinuität der Primären Verantwortung ist abhängig von der

Verweildauer der PatientInnen, wobei bei kurzer Verweildauer die Primary Nurse

möglichst häufig anwesend sein soll und bei längerem Aufenthalt eine zwischen-

zeitliche Abwesenheit der Primary Nurse möglich ist, sofern eine entsprechende

Vertretungsregelung vorliegt. Primary Nurses sollten nicht für den Nachtdienst

eingeplant werden, sofern Associate Nurses den Nachtdienst übernehmen können.

Eine weitere Empfehlung zielt auf die Einführung einer Kernarbeitszeit für die Pri-

mary Nurse, beispielsweise montags bis freitags von 8 Uhr bis 16 Uhr ab. Die

Kernarbeitszeit sollte durch MitarbeiterInnen ergänzt werden, die im Schichtdienst

und am Wochenende arbeiten. Grundsätzlich ist auch zu klären, ob die Primary

Nurse mit einer entsprechenden Qualifikation eine besondere Stellung im Behand-

lungsteam einnehmen soll, oder ob die Funktion Primary Nurse von jeder Pflege-

person übernommen werden kann.

Empfehlungen zur Regelung der Vertretung gehen dahin, dass unmittelbar vor

geplanten längeren Urlauben keine Zuteilung als Primary Nurse stattfinden soll.

Sollte die bereits ausgewählte Primary Nurse einen Urlaub planen, so ist für ihre

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Abwesenheit die Vertretung durch eine vorab festgelegte, nachfolgende Primary

Nurse, durch eine Associate Nurse oder durch die jeweilige pflegerische Leitung

zu planen. Ein Wechsel der Primary Nurse bei beispielsweise unüberwindbaren

Problemen zwischen Patient/in und Primary Nurse oder zum Schutz der Primary

Nurse bei extrem belastender Pflege, ist nur nach Rücksprache mit der Stations-

leitung möglich. Bei PatientInnen mit längerer Verweildauer kann dienstplanmäßig

die Vertretung der Primary Nurse festgelegt werden. Bei der Zuordnung der Ver-

tretung sind zwei wichtige Aspekte zu beachten, einerseits die Aufteilung auf meh-

rere Vertretungs-KollegInnen, so dass eine einzelne Pflegekraft nicht plötzlich

doppelt so viele PatientInnen zu betreuen hat, andererseits kann bei einer langfris-

tigen Verantwortungsübernahme gemeinsam mit der Festlegung der Primary Nur-

se auch die Associate Nurse(s) bestimmt werden. Bei ungeplanten Ausfällen der

Primary Nurse bleibt die von ihr vorgenommene Dienstplanung unverändert, und

MitarbeiterInnen, die nicht als Primary Nurse geplant sind, kompensieren diese

Ausfälle. Wesentlich ist, dass Regeln zur Dienstplanung und zur Kompensation

von Ausfällen im Team festgelegt und die zugrunde liegenden Regeln akzeptiert

werden. Eine weitere Möglichkeit zur Kompensation von Ausfällen wird in einer

abwechselnden monatlichen Übernahme des Springerjobs gesehen.

Eine Integration von TeilzeitmitarbeiterInnen soll im Primary Nursing gewährleistet

sein, wobei festzuhalten ist, dass Pflegende während ihrer Tätigkeit als Primary

Nurse generell in Vollzeit beschäftigt sein sollten. Ist das nicht der Fall, so ist der

Einsatz von TeilzeitmitarbeiterInnen als Primary Nurse nur dann möglich, wenn die

vereinbarten Ziele zur Kontinuität eingehalten werden. Dies kann in Form einer

Bildung von Primary Nurse-Partnerschaften zwischen zwei Teilzeitkräften erfolgen.

Teilen sich zwei Teilzeitkräfte einen Primary Nurse Bereich, so sollte deren Stel-

lenanteil nicht unter 75% liegen, und die Primary Nurse soll in Zeiten anwesend

sein, in denen der Ablauf der Kernprozesse stattfindet.

Das Deutsche Netzwerk Primary Nursing (2010: 6) empfiehlt bei der Einführung

der Primären Verantwortung zur Umsetzung der Dienstplangestaltung in die Or-

ganisation eine Umstellung des Dienstplanes, ausgehend von den Wünschen der

Pflegenden zu einer Anpassung auf den Arbeitsplan zu ermöglichen. Der

Wunschdienstplan wird durch eine langfristige Dienstplanung, in Verbindung mit

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einer Jahresplanung mit Urlaub, Fortbildungen usw. und einer verlässlichen

Dienstplanung mindestens drei Monate im Voraus, ersetzt, wodurch eine höhere

Verbindlichkeit für berufliche und private Planungen erreicht wird. Die Dienstpla-

nung findet durch die Stationsleitung statt, die auch bei Problemen, die im Zu-

sammenhang mit dem Dienstplan auftauchen können, verantwortlich ist. Kriterien

und Verfahren der Dienstplangestaltung sollen auf Stations- und Abteilungsebene

transparent sein. Die Kompensation von ungeplanten Ausfällen soll - wie oben

angeführt - geregelt sein, wobei anzumerken ist, dass bei hohem Personalausfall

keine Pflegeorganisation mehr richtig funktioniert.

Hinsichtlich der Einführung der Dienstplangestaltung wird von Seiten des Deut-

schen Netzwerkes Primary Nursing (2010: 6f) darauf hingewiesen, dass diese Ein-

führung durch ein Führungsverständnis begünstigt wird, das auf kommunizierter

Zielklarheit und verlässlicher Durchsetzung beruht. Die Stationsleitung bedarf da-

zu der Unterstützung durch die nächst höhere pflegerische Führungsebene und

einer zusätzlichen Begleitung der Umsetzungsentwicklung durch Lenkungsgrup-

pen des Krankenhauses oder durch Leitungsrunden. Ebenso können regelmäßige

„kollegiale Praxisgruppen“ mit interner oder externer Begleitung die Stationsleitung

längerfristig unterstützen. Die Veränderung der Dienstplangestaltung im Stations-

team erfordert eine kontinuierliche Auseinandersetzung in regelmäßigen Dienst-

besprechungen, da das Tauschen von geplanten Diensten nur noch mit Ein-

schränkungen möglich ist. Zur Einführung einer verlässlichen Dienstplanung im

System Primary Nursing soll ein abgestimmtes Konzept vorliegen, das schrittwei-

se innerhalb eines abgestimmten Zeitraumes, etwa ein bis zwei Jahre, umgesetzt

wird.

Die tägliche Arbeitszuweisung nach der Fallmethode: Der Begriff „Fallmetho-

de“ beschreibt nach Manthey (2005: 64f) „wie die pflegerischen Aufgaben im

Schichtbetrieb verteilt werden, und besagt insbesondere, dass eine Pflegekraft

unabhängig von der Qualifikation, die diese Arbeiten voraussetzen, alle pflegeri-

schen Aufgaben im Zusammenhang mit einem bestimmten Patienten übernimmt,

solange sie innerhalb der durch die Stellenbeschreibung gegebenen Grenzen

bleiben“. Für die Zuweisung der täglichen Pflege sind der besondere Bedarf

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des/der jeweiligen Patienten/in und die Fähigkeiten und spezifischen Stärken des

verfügbaren Pflegepersonals entscheidend. Hierbei können die Fähigkeiten der

Pflegenden und der Bedarf der PatientInnen speziell aufeinander abgestimmt

werden, woraus sich eine PatientInnen- und keine Tätigkeitsorientierung ergibt. Im

Falle eines/einer Patienten/in an der Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen-

Intensivstation, bei dem/der postoperativ die Aufnahme nach einer Lungentrans-

plantation mit Herz-Lungen-Maschine (HLM) erfolgt, wird die professionelle Pflege

eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson übernehmen, die bereits

Wissen und Können in der Betreuung dieser PatientInnen und im Umgang mit der

HLM hat.

In diesem Bereich wird der Stationsleitung eine wesentlich Aufgabe übertragen, da

sie ihr Personal so gut kennen muss, um in der Lage zu sein, die entsprechende

Pflegeperson zum/zur Patienten/in mit dem jeweiligen Pflegebedarf zuteilen zu

können. Die Zuweisung der Primary Nurse darf sich jedoch nicht allein auf die As-

pekte der differenzierten Beurteilung der Fähigkeiten und Interessen der jeweiligen

Pflegeperson beziehen, sondern setzt auch ein umfassendes Wissen über die Im-

plikationen voraus, die sich aus dem medizinischen Zustand des/der Patienten/in

ergeben (vgl. Manthey 2005: 70).

Räumliche Verhältnisse oder die Lage des jeweiligen PatientInnenzimmer sollten

generell keinen Einfluss auf die PatientInnenzuweisung haben. Außer die Weg-

strecke von einem zum anderen PatientInnenzimmer würde so viel Zeit in An-

spruch nehmen, dass eine Verkürzung der Wege zwischen den Zimmern Zeit spa-

ren würde.

Als Kritikpunkt in der PatientInnenzuweisung sieht Manthey (2005: 66) eine ernst

zu nehmende Verringerung der Aufmerksamkeit gegenüber den Bedürfnissen der

anderen PatientInnen, was sich in weiterer Folge demotivierend darauf auswirken

kann, anderen Pflegepersonen zu helfen oder gar für sie einzuspringen.

Direkte Wege der Kommunikation: Nach Mantheys (2005: 67f) schafft dieses

Kernelement von Primary Nursing die Voraussetzung für eine unmittelbare Kom-

munikation zwischen den einzelnen Mitgliedern des Teams, sowie von der Primary

Nurse zum/zur Patienten/in, zum/zur Arzt/Ärztin und zu anderen Berufsgruppen,

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die mit dem/der Patienten/in zu tun haben. Das Ziel besteht darin, dass wichtige

Informationen nicht mehr durch Dritte übermittelt und gefiltert werden, sondern die

mit der Versorgung betrauten Personen direkt miteinander kommunizieren. Eine

weitere unverzichtbare Forderung liegt darin, dass die Primary Nurse, die während

ihres Dienstes die Pflege des/der Patienten/in übernommen hat, ihre Übergabe

derjenigen Pflegeperson erstattet, die im nächsten Dienst, beispielsweise vom

Tagdienst in den Nachtdienst, die Verantwortung für die Pflege dieses/ dieser Pa-

tienten/in übernimmt. Diese Übergabe soll alle wichtigen Informationen über ihren/

ihre Patienten/ Patientin, die für die weiterführende Pflege relevant sind, beinhal-

ten.

Die Rolle der Primary Nurse sieht auch in der Kommunikation mit dem/der Patien-

ten/in und den Angehörigen ein sich Vertrautmachen und eine Einschätzung der

Persönlichkeit des/der Patienten/in vor, um in Erfahrung bringen zu können, wel-

che Informationen die Primary Nurse über seinen/ihren Zustand benötigt. Diesem

Bedürfnis kann sie dadurch nachkommen, dass sie - wenn sie es für richtig und

angebracht hält - auf die Bitte eines/r Patienten/in um genauere Information ein-

geht und die anderen Mitglieder des Teams und besonders die ÄrztInnen auf die-

sen Informationsbedarf hinweist. Unter diesem Blickwinkel kann die Primary Nurse

auch als Anwalt des/der Patienten/in gesehen werden, dadurch, dass sie auf den

Informationsbedarf und die volle Einbeziehung bei der Entscheidungsfindung, so-

weit dies bei PatientInnen auf Intensivpflegestationen möglich ist, Rücksicht nimmt.

Sie kann in jedem Fall helfen, den Wissensbedarf der PatientInnen einzuschätzen

und zu gewährleisten, dass die ÄrztInnen und andere MitarbeiterInnen von ihren

Bedürfnissen und Wünschen in Kenntnis gesetzt werden.

Wer die Pflege erbringt, soll die Pflege planen: Im Pflegeorganisationssystem

„Primary Nursing“ liegt die Entscheidung, wie ein/eine Patient/in gepflegt werden

soll, bei derjenigen Person, die meist auch für die Durchführung der Pflege ver-

antwortlich ist, also die Primary Nurse. Sie kann am besten die Angemessenheit

oder Unangemessenheit des Pflegeplans beurteilen, und sie weiß, wie er zu ver-

bessern bzw. zu korrigieren ist - was auch unverzüglich geschehen sollte. Die

Primary Nurse soll auch eine Pflegeplanung bei PatientInnen erstellen können, bei

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denen die Ergebnisse nicht vorhersehbar sind, deren Pflege- und Behandlungs-

verläufe nicht standardisiert sind und deren psychische Reaktionen auf die Krank-

heit oder den Krankenhausaufenthalt die Fähigkeiten einschränken, mit den Prob-

lemen fertig zu werden. Sie sorgt während ihres Dienstes für ihren/ihre Patien-

ten/in und formuliert den Pflegeplan so, dass die Associate Nurses oder andere

Pflegepersonen während ihrer Abwesenheit die Anweisungen befolgen können.

Die Pflegepläne müssen von der Primary Nurse kontinuierlich weiterentwickelt

werden (vgl. Manthey 2005: 69f). Bei akuten Veränderungen des Gesundheitszu-

standes des/der Patienten/in muss die Anpassung des Pflegeplans auch in Abwe-

senheit der Primary Nurse gewährleistet sein. Dies beruht auf einer entsprechen-

den, vorab getroffenen Regelung der Befugnis (vgl. Deutsches Netzwerk Primary

Nursing 2008: 9).

Untrennbar mit Verantwortung verbunden ist die Rechenschaftspflicht der Primary

Nurse gegenüber ihrer Vorgesetzten, wobei sie ihre Entscheidungen bezüglich der

Pflege der ihr anvertrauten PatientInnen jederzeit darstellen und begründen kann

(vgl. ebd.: 9). Dies kann beispielsweise in Form einer Pflegevisite erfolgen.

2.1 Rollen bei Primary Nursing

Im Pflegeorganisationssystem Primary Nursing kommt es zu Rollenveränderungen,

die nachfolgend dargestellt wird.

Die Rolle der Stationsleitung: „Die Rolle der Stationsleitung besteht in der klini-

schen Leitung und in der kontinuierlichen Verantwortung für das gesamte Ma-

nagement der Patientenversorgung.“ (Manthey 2005: 75) Die Stationsleitung ist für

die Qualitätskontrollen auf ihrer Station zuständig und muss die Fähigkeit besitzen,

jede Primary Nurse zu beurteilen, um die notwendige Kompetenz und das ent-

sprechende Wissen dieser zu bewerten. Sie muss die Stärken und Schwächen

der MitarbeiterInnen kennen, um auch eine entsprechende PatientInnenzuteilung

vornehmen zu können. Damit Primary Nursing funktioniert, muss die Stationslei-

tung jedoch alle an sie gerichteten Fragen an die Pflegenden weitergeben (vgl.

Manthey 2005: 73ff). Sie verliert an Autorität, da die Verantwortung für den/die

Patienten/in die Primary Nurse trägt. Diese ist auch für die direkte Kommunikation

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mit allen Mitgliedern des Teams verantwortlich. Die Stationsleitung wird jedoch

unterstützend tätig, sollte die Primary Nurse Fragen zu bestimmten Themen ha-

ben.

Der Führungsstil soll situationsbedingt, sach- und relationsbezogen sein, es ist

jedoch von Seiten der Stationsleitung ein Maß an Flexibilität erforderlich, um den

Führungsstil an die Situation und die jeweiligen Möglichkeiten der MitarbeiterInnen

anpassen zu können. Die Inhalte und die Strukturierung der Ziele und Aufgaben

sollen sich auf das „was“, „wann“, „wo“ und „wie“ beziehen. Andererseits ist es

notwendig, dass die Stationsleitung Interesse am Befinden, an der Motivation und

an der psychologischen Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen sowie an den Be-

ziehungen untereinander zeigt (vgl. Hübner et al. 2010: 12).

Die Rolle der Primary Nurse: Die Qualifikation der Primary Nurse beinhaltet die

dreijährige Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson

bzw. das abgeschlossene Bachelorstudium zur Gesundheits- und Krankenpflege

sowie eine zweijährige Berufserfahrung. Die Funktion der Primary Nurse ist durch

die Gesamtverantwortung für die Pflege der ihr/ihm zugeordneten Patienten/in

definiert, mit den Zielen, dass er/sie ein/eine namentlich bekannter/bekannte An-

sprechpartnerIn für die PatientInnen und die Angehörigen ist, eine Kontinuität in

der PatientInnenbetreuung bietet, die Kommunikation und Kooperation innerhalb

der betrieblichen Hierarchie und mit anderen an der Betreuung der PatientInnen

beteiligten Berufsgruppen fördert, die Pflegequalität entwickelt und sicherstellt und

die Kompetenz der nachgeordneten MitarbeiterInnen, wie der Associate Nurse

und der Assistant Nurse3, fördert. Die Primary Nurse ist mit Führungsaufgaben

gegenüber der Associate Nurse und der Assistant Nurses betraut. Das bedeutet,

dass sie - je nach Qualifikation der Associate Nurse - entscheiden muss, wie viel

Anweisung, Anleitung, Unterstützung notwendig ist und wie viel Partizipation und

Delegation möglich ist. Diese Einschätzung spielt eine wesentliche Rolle bei der

Erstellung des Pflegeplans und dessen Akzeptanz. Die Primary Nurse übernimmt

die Verantwortung für den/die ihr/ihm zugeteilte Patienten/in von der Aufnahme bis

3 Wenn von Assistant Nurse gesprochen wird, ist sowohl die weibliche, als auch die männliche

Pflegeperson gleichermaßen gemeint.

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zur Entlassung, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ihre/Seine Aufga-

ben lassen sich in patientInnenbezogene, mitarbeiterInnenbezogene, betriebsbe-

zogene und in sonstige Aufgaben unterteilen. Die patientInnenbezogenen Aufga-

ben beinhalten alle Maßnahmen des Pflegeprozesses einschließlich der Feststel-

lung des Pflegebedarfs, der Erhebung der Pflegeprobleme, der Bedürfnisse und

Ressourcen, der Definition der Pflegediagnosen, der Festlegung der Pflegeziele,

der Erstellung des Pflegeplans, der Durchführung der geplanten Pflegeinterventio-

nen, der Evaluation der Pflegeergebnisse und der Dokumentation aller relevanten

Informationen. Die Primary Nurse muss auch entscheiden, inwieweit sie der

Associate Nurse Kompetenzen in Bezug auf eine Reflexion der Pflegepläne und in

Bezug auf Entscheidungen über Änderungen dieser Pflegepläne übertragen kann.

Sie ist auch für die Anleitung und Beratung der PatientInnen und deren primäre

Bezugsperson zuständig und stellt Kontakte her zu allen, in die Betreuung der Pa-

tientInnen involvierten Berufsgruppen im Sinne einer multiprofessioneller Koopera-

tion sowie zu Kostenträgern, Behörden, Sanitätshäuser und sonstigen Stellen,

deren Einbeziehung für die Sicherung des persönlichen und materiellen Umfeldes

sowie der Lebensqualität der PatientInnen notwendig ist.

MitarbeiterInnenbezogene Aufgaben beinhalten die Einarbeitung neuer Mitarbeite-

rInnen (MA), die Anleitung und Beratung aller MA des Teams, die Einbeziehung

der MA in die Bewertung der Pflegeergebnisse, die Qualitätskontrollen und die

Anleitung von SchülerInnen, StudentInnen der Gesundheits- und Krankenpflege-

ausbildung bzw. des Gesundheits- und Krankenpflegestudiums sowie Teilnehme-

rInnen der Sonderausbildung zur Intensivpflege. Unter den betriebsbezogenen

Aufgaben werden die Leistungserfassung und der sorgsame Umgang mit den ge-

stellten Arbeitsmitteln genannt. Sonstige Aufgaben beziehen sich auf die Vertre-

tung der anderen Primary Nurses in der Funktion als beigeordnete Associate Nur-

se, auf die Teilnahme an Teambesprechungen und innerbetrieblichen Fort- und

Weiterbildungen und auf die aktive Beteiligung an der Qualitätsentwicklung (vgl.

Hübner et al. 2010: 13ff).

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Die Rolle der Associate Nurse: Die Qualifikation der Associate Nurse umfasst

die dreijährige Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeper-

son bzw. das abgeschlossene Bachelorstudium zur Gesundheits- und Kranken-

pflege sowie eine einjährige Berufserfahrung4. Die Associate Nurse vertritt die

Primary Nurse, wenn diese nicht im Dienst ist. Sie ist ihr rechenschaftspflichtig,

das bedeutet, dass sie eine Veränderung der vorgegebenen Pflegeplanung auf-

grund einer akuten Zustandsveränderung des/der Patienten/in der Primary Nurse

gegenüber begründen muss. Die Funktion der Associate Nurse hat zum Ziel, die

Kontinuität der PatientInnenbetreuung aufrecht zu erhalten, die Kommunikation

und Kooperation innerhalb des Teams zu fördern, die patientInnenbezogenen In-

formationen sicherzustellen und die Kompetenz der nachgeordneten Mitarbeite-

rInnen, den Assistant Nurses, zu fördern. Die patientInnenbezogenen Aufgaben

der Associate Nurse beinhalten die Durchführung aller in der Pflegeplanung fest-

gelegten Pflegeinterventionen, die Information an die Primary Nurse über wesent-

liche Änderungen und die Informationsweitergabe an andere Berufsgruppen, die

Dokumentation aller Informationen und durchgeführten Pflegeinterventionen sowie

die Evaluation der Pflegeergebnisse gemeinsam mit der Primary Nurse. Zu den

mitarbeiterInnenbezogenen Aufgaben gehören die Unterstützung der Primary

Nurse bei der Anleitung und Beratung der anderen MitarbeiterInnen des Teams

sowie der SchülerInnen, StudentInnen und TeilnehmerInnen der Sonderausbil-

dung zur Intensivpflege. Die Leistungserfassung gehört zur betriebsbezogenen

Aufgabe, die Teilnahme an Teambesprechungen sowie an innerbetrieblichen Fort-

und Weiterbildungen sind unter den sonstigen Aufgaben der Associate Nurse an-

geführt.

Die Associate Nurse trägt die Verantwortung für alle im Rahmen der Pflege durch-

geführten Aufgaben und für den sorgsamen Umgang mit den gestellten Arbeitsmit-

teln (vgl. Hübner et al. 2010: 21f).

4 Die einjährige Berufserfahrung der Associate Nurse wurde speziell für diese Pilotstudie definiert.

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Die Rolle der Assistant Nurse: Die Assistant Nurse dient der Pflegeassistenz,

sie kennzeichnet die Rolle einer angelernten Hilfskraft. Da auf der Intensivstation,

an der die Pilotstudie durchgeführt wird, ausschließlich diplomierte Gesundheits-

und Krankenpflegepersonen tätig sind, fällt die Rolle der Assistant Nurse in dieser

Evaluationsstudie weg, sie soll jedoch zur Vervollständigung beschrieben werden.

Die Assistant Nurse pflegt die PatientInnen in Abwesenheit der Primary Nurse

nach den Vorgaben der Pflegeplanung, wobei die Gesamtverantwortung für die

Pflege bei der Primary Nurse liegt. Seine/Ihre Funktion zielt auf die Kontinuität in

der PatientInnenbetreuung, der Förderung von Kommunikation und Kooperation

innerhalb des Teams, der Sicherstellung von patientInnenbezogenen Informatio-

nen und der Pflegequalität ab. Die Assistant Nurse trägt die Verantwortung für alle

im Rahmen der Pflege durchgeführten Aufgaben und für den sorgsamen Umgang

mit den gestellten Arbeitsmitteln. PatientInnenbezogene Aufgaben der Assistant

Nurse beinhalten die Durchführung aller in der Pflegeplanung festgelegten Pfle-

geinterventionen, zu denen er/sie aufgrund seiner/ihrer Qualifikation berechtigt ist.

Änderungen in der Durchführung dürfen nur in Absprache mit der Primary Nurse

oder Associate Nurse vorgenommen werden. Wesentliche Änderungen bzgl. des

Gesundheitszustandes müssen an die Primary Nurse oder an die Associate Nurse

weitergeleitet werden. Er/Sie ist für die Dokumentation aller Informationen und

durchgeführten Pflegeinterventionen zuständig und unterstützt die Primary Nurse

bei der Evaluation der Pflegeergebnisse. Unter mitarbeiterInnenbezogene Aufga-

ben wird die Informationsweitergabe an allen an der Pflege der PatientInnen betei-

ligten MitarbeiterInnen angeführt; die Leistungserfassung schließlich gehört zur

betriebsbezogenen Aufgabe. Die Teilnahme an Teambesprechungen sowie an

innerbetrieblichen Fort- und Weiterbildungen sind unter den sonstigen Aufgaben

der Assistant Nurse angeführt (vgl. Hübner et al. 2010: 23f).

Veränderte Rollen und Auswirkungen: Mischo-Kelling und Schütz-Pazzini

(2007: 284ff) beschreiben Erfahrungen zweier Führungskräfte bei der Einführung

von Primary Nursing im Intensivbereich, die Veränderung der Rolle der Stationslei-

tung durch eine stärkere Betonung der Führungsaufgaben, besonders in der An-

fangsphase der Implementierung von Primary Nursing, bei der konkreten Zutei-

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lung und der eindeutigen Regelung der Primären Pflege. Eine klar benannte per-

sönliche Verantwortlichkeit stellt die Veränderung in den Führungsaufgaben sicher.

Ein weiterer zentraler Aspekt wird in der Veränderung der Dienstplangestaltung

gesehen. Durch Primary Nursing kommt es zu einer Reglementierung von Mitar-

beiterInnenwünsche, da die festgelegte Pflegekontinuität im direkten Zusammen-

hang mit einer stärkeren PatientInnenorientierung zu sehen ist. Durch die steuern-

den und kontrollierenden Aufgaben und den fehlenden direkten Einfluss auf die

pflegerische Versorgung der einzelnen PatientInnen und den festgelegten Pflege-

plan kommt es zur Veränderung der Rolle der Stationsleitung.

Die Veränderung hin zu einer klaren Verantwortlichkeit und Zuständigkeit in der

PatientInnenversorgung mit den daraus resultierenden Konsequenzen bringt einen

Rollenwechsel der Pflegepersonen mit sich, was zum Teil zu einer ablehnenden

Reaktion dem System gegenüber führt. Pflegepersonen, die PatientInnen stärker

in den Mittelpunkt der Aktivitäten stellen, bewerten die Veränderungen in der Ver-

antwortlichkeit und im Pflegeprozess positiv, da dabei die Möglichkeit gesehen

wird, die eigene Kompetenz gezielter und stärker einsetzen zu können. Eine pati-

entInnenorientierte Grundhaltung ist für eine erfolgreiche Umsetzung von Primary

Nursing daher notwendig und soll vom gesamten Pflegedienst eingefordert wer-

den.

Veränderungen in Bezug auf die Pflege von PatientInnen machen sich durch eine

gezielte Ausrichtung auf deren Bedürfnisse und Erfordernisse bemerkbar. Von

Pflegepersonen wird diese Ausrichtung der Pflege arbeits- und zeitintensiver ge-

sehen, die mit den verfügbaren Ressourcen kaum zu bewältigen wären. PatientIn-

nen sehen die Beziehung zur Primary Nurse sehr positiv. Daten zu Einfluss des

Pflegesystems auf den Genesungsprozess und auf die PatientInnenzufriedenheit

liegen jedoch nicht vor.

ÄrztInnen und andere Berufsgruppen nehmen keine Veränderungen wahr.

Zur aktuellen Darstellung des Pflegeorganisationssystems, das an der zu untersu-

chenden Erwachsenen-Intensivstation praktiziert wird, kann das Instrument zur

Erfassung von Pflegesystemen „IzEP©“ verwendet werden, das nachfolgend erläu-

tert wird.

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2.2 Messung des Pflegeorganisationssystems

Vor Pilotierungsstart wird das Instrument zur Erfassung von Pflegesystemen

IzEP© verwendet. „Es misst das praktizierte Pflegesystem und setzt es in Bezie-

hung zu einem Pflegesystem mit individueller Fallverantwortung, z. B. Primary

Nursing, Bezugspersonensystem, Bezugspflege, Primärpflege, primäre Prozess-

verantwortliche bzw. andere in pflegerischen Konzepten verwendeten Bezeich-

nung.“ (Abderhalden et al. 2008: 9)

Als Ergebnis der Einschätzung mit IzEP© soll ein Stationsprofil vorliegen. Eine Ge-

samtscore gibt Auskunft über die PatientInnenorientierung des Pflegesystems der

Station, wobei bis 10% keine Regelung vorliegt, bis 40% Funktionspflege, bis 75%

Bereichspflege. Zwischen 76% und 100% besteht Primary Nursing als vorherr-

schendes Pflegesystem (vgl. Dobrin/Schippers/Becker 2011: 14). Die Methode der

Datenerhebung stellt eine Kombination aus Dokumentenanalyse, die Pflegedoku-

mentation und den Dienstplan betreffend, und Befragungen dar. Für diese Studie

wurden entsprechend den Ein- und Ausschlusskriterien der Befragten und Stich-

probenbildung nach Abderhalden et al. (2010: 25f) die Stationsleitung und deren

direkte Vorgesetzte befragt, zehn Pflegepersonen (25%, aber mind. vier) dieser

Station, die nach Zufallsprinzip ausgewählt wurden, sechs PatientInnen (25%,

aber mindestens sechs), zwei ÄrztInnen und zwei TherapeutInnen, die die meisten

der ausgewählten PatientInnen betreuten und ein Kardiotechniker, der als externer

Kontakt interviewt wurde. Sechs Angehörige der befragten PatientInnen (50%,

aber mindestens drei) wurden ebenfalls mit Hilfe eines standardisierten Fragebo-

gens befragt. In die Dokumentenanalyse wurden die Pflegedokumentationen der

sechs befragten PatientInnen und der Dienstplan der aktuellen IST-Version der

letzten 30 Tage - mit Tagdiensten und Nachtdiensten -, aufgenommen, wobei der

Überprüfungszeitraum mit dem Befragungstag der PatientInnen endete.

Die Auswertung vor der Pilotierungsphase ergibt eine Gesamtscore von 50%, wo-

nach es sich infolge der oben angeführten Literatur um das Pflegeorganisations-

system der Bereichspflege handelt (vgl. Abderhalden et al. 2010: 58).

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Abb. 1: IzEP© Gesamtscore des Pflegesystems der untersuchten Intensivstation.

Das nachfolgende Stationsprofil ist in fünf Bereiche unterteilt: Orientierung am

Konzept, Verantwortung und Kontinuität, Pflegeprozess, Kommunikation und

Rollenverständnis. Werte zu Punkt eins, drei, fünf, sieben und neun entsprechen

den Soll-Vorgaben, die Vorgesetzte und Stationsleitung definieren. Werte zu

Punkt zwei, vier, sechs, acht und zehn bilden die gelebte Realität, den Ist-Wert,

ab. Werte von Null entsprechen keiner Regelung, und ein Wert von hundert,

analog der Interpretation im Gesamtprofil, weist auf eine optimale Umsetzung von

Primary Nursing hin (vgl. Abderhalden et al. 2010: 59). Anhand des Stationsprofils

lassen sich demgemäß bei sieben Punkten Werte der Bereichspflege zuordnen.

Der Wert bei Punkt vier (Personelle Kontinuität der Verantwortung), bei Punkt

sieben (Zuständigkeit für patientenbezogene Kommunikation) und bei Punkt acht

(personelle Kontinuität in der Kommunikation) befindet sich im Bereich von 40

bzw. unter 40, was der Funktionspflege entspricht.

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Abb. 2: IzEP© Stationsprofil der untersuchten Intensivstation.

2.3 Stand der wissenschaftlichen Arbeiten

Goode und Rowe (2001) empfehlen in ihrer Studie, die in Nordirland an einer Elf-

Betten Intensiv Care Unit (ICU) durchgeführt wurde, Primary Nursing als eine ef-

fektive Methode zur Pflege von PatientInnen auf einer ICU umzusetzen. Ziel die-

ser Studie ist es, die Wahrnehmungen und Erfahrungen von qualifizierten Pflege-

personen in Bezug auf die Implementierung von Primary Nursing an einer ICU zu

untersuchen. Das Ergebnis zeigt, dass eine klare Übertragung der Verantwortlich-

keit in Hinblick auf den Pflegeprozess von der Aufnahme bis Entlassung eine Un-

terstützung für die Pflege darstellt und somit als vorteilhaft bewertet wird. Ebenso

wird aber auch berichtet, dass Pflegende Stress durch den engen Kontakt über

einen längeren Zeitraum mit den PatientInnen und deren Angehörigen verspüren.

Andere Pflegende wiederum sehen dies als Erleichterung, da sie den/die Patien-

ten/in bereits kennen und dadurch Stress reduziert wird. Aufgrund der geringen

StudienteilnehmerInnenzahl wird auf weiterführende empirische Untersuchung

hingewiesen.

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Kim Manley (2002, in: Millar/Burnard 2002: 102-108) führt diverse Forschungsar-

beiten über Primary Nursing in der Intensivpflege an, u. a. zur Umsetzung von

Primary Nursing in die Praxis, zu Behandlungsergebnissen von Primary Nursing

und zur Zufriedenheit im Beruf. Diese Studien wurden jedoch bereits zwischen

1986 und 1991 durchgeführt. Hingewiesen wird darin auch auf die Notwendigkeit

weiterer Studien, besonders im Intensivbereich, beispielsweise in Bezug auf die

Zufriedenheit der PatientInnen und Angehörigen. Zudem zeigt sich in einer Studie

von Manley (1988, 1989), dass die Genesung der PatientInnen eine zentrale Rolle

zur Zufriedenheit im Beruf spielt.

Schaepe (2006) ist der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Pflegeorgani-

sationsform Primary Nursing auf die Qualität der dokumentierten Pflegeprobleme

in der Pflegeplanung eines/einer Patienten/in im Vergleich zu anderen Pflegeor-

ganisationssystemen hat, mit dem Ziel, eine qualitativ besseren Erfassung von

Pflegeproblemen im Rahmen der Pflegeplanung bei Primary Nursing nachzuwei-

sen. Die Untersuchung zeigt im Vergleich zweier Krankenhäuser, dass das Pfle-

georganisationssystem Primary Nursing die Qualität der dokumentierten Pflege-

probleme in der Pflegeplanung positiv beeinflusst, jedoch diese positive Qualitäts-

veränderung scheinbar auch von weiteren Bedingungen abhängig ist, wie bei-

spielsweise von der Kompetenz der einzelnen Pflegenden. Eine weitere For-

schungsarbeit sieht Schaepe in der Untersuchung, wie sich die Qualität der doku-

mentierten Pflegeprobleme auf anderen Stationen und in anderen Kliniken nach

Einführung von Primary Nursing verändert hat.

Boeckler (2006) beschreibt die methodische Problematik bei der Evaluation des

Pflegeorganisationsystem Primary Nursing im Hinblick auf Forschungsdesign und

Datenerhebungsmethoden von relevanten Primärstudien im europäischen Raum

zwischen 1990 und 2005. Sie sieht das Hauptproblem in einer mangelnden Ope-

rationalisierung von Primary Nursing. Die Beschreibung der Intervention erfolgt

nicht im Sinne einer klar beschriebenen Umsetzung und deren Evaluation. Zur

Überprüfung des Umsetzungsgrades von Primary Nursing muss das System

mehrdimensional erfasst werden, die vier Kernelemente können dabei eine Struk-

tur vorgeben. Als empfehlenswert wird die Planung der Evaluation vor der Imple-

mentierung von Primary Nursing postuliert, wodurch die Kontrolle der Intervention

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wie im quasi-experimentellen Design ermöglicht wird und damit eine gesteuerte

Implementierung von ForscherInnen erfolgen kann. Boeckler (2006) empfiehlt als

weitere Untersuchungsgegenstände unter anderem die Frage nach der Eignung

von Primary Nursing für jedes pflegerische Praxisfeld oder eine Erhebung der Prä-

ferenzen beispielsweise für die Psychiatrie, die Langzeitversorgung und die ambu-

lante Pflege.

3. Interventionsprojekt

Nach erfolgter Projektplanung von Oktober 2010 bis Juni 2011 durch die Stations-

leitung, die auch die Projektleitung übernommen hat, kommt es zur Pilotierungs-

phase, die sich über einen Zeitraum von 27. Juli 2011 bis 7. April 2012 erstreckt.

Die Kosten des Projektes trägt die Evaluatorin, die personellen Kosten, die sich

durch die Pflegepersonen aufgrund der Projektteilnahme in Form von Überstun-

den ergeben, werden vom Dienstgeber übernommen.

3.1 Projektbedingungen

Unter den Projektbedingungen werden nachfolgend die Maßnahme Primary

Nursing an sich beschrieben, in welchem Kontext diese Maßnahme umgesetzt

wird, sowie die Ziele von Primary Nursing und Zweck der Evaluation dargestellt.

3.1.1 Maßnahmenbeschreibung

PatientInnen, die länger als drei Tage postoperativ nach einem herz-, thorax-, ge-

fäßchirurgischen Eingriff an der HTG-Intensivstation aufgenommen sind, werden

durch Zufallszuteilung einer im Tagdienst befindlichen Primary Nurse zugeteilt.

Sollten mehrere Primary Nurses zur Verfügung stehen, so erfolgt hier die Zutei-

lung nach Kompetenz der Pflegeperson für den zu erwartenden Fall. Ein wesentli-

cher Aspekt, den es in Hinblick auf die Auswahl der Primary Nurse zu berücksich-

tigen gilt, ist die Dienstplangestaltung bezüglich der Anzahl der Nachtdienste und

der Urlaubsplanung.

Die Informationen darüber, welcher/welche Patient/in von welcher Primary Nurse

gepflegt wird, erfolgen ans gesamte Team der Pflegepersonen, ÄrztInnen, Physio-

und ErgotherapeutInnen, LaborantInnen und LogopädInnen. Ein zusätzlicher

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Vermerk bezüglich der Zuteilung erfolgt an der PatientInnentafel beim Stützpunkt

der Station.

Aufgrund der personellen Ressourcen ist es immer nur bei einem/einer Patient/in

möglich, über höchstens einen Monat Primary Nursing durchzuführen.

Der sechsstufige Pflegeprozess wird von der Primary Nurse erstellt und dokumen-

tiert. Einen wesentlichen Aspekt stellt auch die Pflegeanamnese dar. Diese ist bei

manchen PatientInnen bereits vor der Operation von Pflegenden der Allgemein-

station erhoben worden; in diesem Fall ist sie von der Primary Nurse zu evaluieren,

eventuell sind auch Ergänzungen vorzunehmen. Anhand der erhobenen Daten

erfolgt eine Pflegeplanung mit den definierten Pflegediagnosen, den Pflegezielen

und der Planung der Interventionen, die zur Erreichung dieser Pflegeziele notwen-

dig sind. Zusätzlich müssen Überlegungen getroffen - und in die Interventionspla-

nung integriert werden -, ob ExpertInnen bei bestehenden Pflegeproblemen hin-

zugezogen werden sollen, beispielsweise in Form einer Unterstützung durch

den/die Wundmanager/in oder den/die Experten/in für Aromapflege.

Die Primary Nurse stellt auch ein Bindeglied als direkte KommunikationspartnerIn

zwischen den Angehörigen, den Stations- und KonsiliarärztInnen, den Physio- und

ErgotherapeutInnen sowie den LogopädInnen und den LaborantInnen oder auch

anderen Berufsgruppen, die mit dem/der Patienten/in arbeiten, dar.

Spezielle pflegerelevante Fakten müssen dokumentiert werden, um eine Nach-

vollziehbarkeit und Einhaltung der genannten Aspekte während ihrer Abwesenheit

zu ermöglichen.

Primary Nursing soll während der Pilotierungsphase auf maximal ein Monat bei

einem/einer Patienten/in beschränkt sein, um eine PatientInnenanzahl von ca.

zehn zur Auswertung zu erhalten. Wird der/die Patient/in vor diesem Monat an

eine andere Station transferiert, so ist die Primary Nurse für den schriftlichen und

mündlichen Transferierungsbericht zuständig. Wird der/die Patient/in jedoch nicht

transferiert, so übergibt die Primary Nurse den/die Patienten/in einer diplomierten

Gesundheits- und Krankenpflegeperson aus dem Team der Station.

Danach wird wiederum mittels Zufallszuteilung der/die Patient/in und die Primary

Nurse ausgewählt.

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3.1.2 Kontextbeschreibung

Die interdisziplinäre Betreuung von PatientInnen an der Herz-Thorax-

Gefäßchirurgischen Intensivstation erfolgt von Seiten der ÄrztInnen durch Anäs-

thesistInnen und ChirurgInnen und durch diplomierte Gesundheits- und Kranken-

pflegepersonen mit/ohne Sonderausbildung zur Pflege von PatientInnen auf der

Intensivstation, sowie durch Physio- und ErgotherapeutInnen, Logopädinnen, La-

borantInnen und diversen KonsiliarärztInnen. Bei 16 systematisierten Betten sind

ca. 60 Pflegende tätig, die überwiegend einer Vollzeitbeschäftigung von 40 Wo-

chenstunden nachgehen. Die PatientInnen kommen nach der Operation an Herz,

Lunge oder Gefäßen zur Nachbehandlung auf die Station und verbleiben dort, je

nach Schweregrad des Eingriffes und des Allgemeinzustandes, einen Tag oder bis

zu einigen Monaten. Das Pflegeorganisationssystem, das zurzeit Anwendung fin-

det, kann mit der Bereichspflege gleichgesetzt werden. Bei diesem Pflegesystem

werden einer Pflegekraft ein bis zwei PatientInnen zugeteilt, wobei sich die Dauer

der Zuteilung zu den PatientInnen täglich ändern kann. Die Verantwortung, Autori-

tät, Autonomie und Rechenschaftspflicht für die Pflegequalität liegt bei der Stati-

onsleitung. Auch die Gestaltung des Pflegeprozesses obliegt ihr oder wird meist

an die Pflegenden, die die direkte Pflege durchführen, delegiert; sie kann auch

gemeinsam erfolgen. Die Kontinuität der Pflege besteht während der Zuteilungs-

dauer; in Hinblick auf die Beziehung zwischen Pflegenden und PatientInnen- und

die Evaluierung der Pflege kann dies problematisch sein, wenn beispielsweise

Wundverhältnisse oder Mobilitätsänderungen der letzten Tage nicht konkret be-

schrieben werden können, weil die betreffende Pflegeperson die Tage davor

den/die Patienten/in nicht gepflegt hat.

Die Kommunikation läuft meist über die Stationsleitung. Einzelne Pflegende kom-

munizieren mit dem übrigen Pflegeteam, über den Pflegebericht und bei der

Dienstübergabe. Lob wird über die Pflegedirektion der Stationsleitung weiter gelei-

tet, die dieses dann dem gesamten Team überbringt.

Als weiterer Inhalt der Kontextbeschreibung soll das pflegerische Handeln auf der

Intensivstation beleuchtet werden. Mary Koloroutis (2011: 109) sieht die Pflege als

Teil eines komplexen, wechselseitig abhängigen Gesundheitsteams. Die Pflege-

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personen helfen den PatientInnen und den Angehörigen, ihre Gesundheit zu er-

halten, die Genesung zu beeinflussen, Zeiten von Stress und Leiden zu bewälti-

gen und bei ausgeschöpften medizinischen Möglichkeiten, zu einem würdevollen

friedvollen Tod zu finden.

Meyer und Friesacher (1993, in: Ullrich/Stolecki/Grünewald 2010: 46f) definieren

Intensivpflege nach der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funk-

tionsdienste als „die Unterstützung, Übernahme und Wiederherstellung der Aktivi-

täten des Lebens unter Berücksichtigung der existentiellen Erfahrungen und der

gesundheitlichen Biographie/Pflegeanamnese des kritisch kranken Patienten mit

manifesten oder drohenden Störungen vitaler Funktionen. Ziel ist es, den Patien-

ten unter Aktivierung der physischen, psychischen und sozialen Fähigkeiten durch

präventive, kurative und rehabilitative Maßnahmen zur weitgehenden Selbststän-

digkeit zurückzuführen oder dem Patienten Linderung zu geben und im Sterben zu

begleiten.“

Die Intensivpflege stellt eine hoch spezialisierte Form der Pflege dar, die auf Men-

schen in akuter, prinzipiell reversibler Lebensgefahr ausgerichtet ist und organisa-

torisch auf den Intensivstationen ausgeführt wird. In der Pflegepraxis werden drei

unterschiedliche Situationstypen, nämlich die Akutsituation, die problematische

Situation und die weniger problematische Situation, mit einem phasenhaften Ver-

lauf unterschieden. Diese Phasen lassen sich in die Akutphase, die Postakutpha-

se, die Phase der Stabilisation und die Phase der Rehabilitation unterteilen. Er-

gänzend zu diesen Phasen soll nach Ermessen der Autorin die Sterbephase

ebenfalls berücksichtigt werden. In der Akutphase kommt der/die Patient/in in ei-

ner lebensbedrohlichen Situation auf die Intensivstation, es muss rasch gehandelt

werden. Pflegende und ÄrztInnen arbeiten Hand in Hand. Das Wissen und Kön-

nen der Pflegenden fußt neben pflegerischem Wissen auch auf medizinischem

Fachwissen, technischen und administrativen Fertigkeiten. In der Postakutphase

ist die akute Krise des/der Patienten/in überwunden, es können jedoch weiterhin

problematische und wechselnde Zustände, verursacht durch Komplikationen, auf-

treten. Die Kommunikation der PatientInnen ist aufgrund der Analgosedierung5

5 Analgosedierung ist eine „kombinierte Applikation von schmerzstillenden und sedierenden

Medikamenten“. (Reuter 2004: 96)

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und der maschinellen Beatmung erschwert, und die Vitalfunktionen müssen mit

aufwändigen apparativen und medikamentösen Maßnahmen unterstützt werden.

Die Phase der Stabilisation ist gekennzeichnet durch langsames Ausschleichen

medikamentöser und apparativer Maßnahmen. Die Situation der PatientInnen

kann als weniger problematisch beschrieben werden, es können aber nach wie

vor Rückfälle und Krisen entstehen. In dieser Phase, die normalerweise länger

andauert, steht das Kranksein im Vordergrund, insbesondere die Einschränkun-

gen der PatientInnen, die sich z. B. durch die maschinelle Beatmung ergeben. Für

pflegerisches Handeln werden hier neben dem rein professionellen Verhältnis

zum/zur Patienten/in Empathie und kommunikative Kompetenz gefordert. In der

Phase der Rehabilitation werden bei positiven Verlauf Vorbereitungen zur Transfe-

rierung auf die weiterversorgende Allgemein- oder Überwachungsstation getroffen.

In dieser Phase ist der/die Patient/in überwiegend in der Lage, seine/ihre Lebens-

aktivitäten alleine oder mit Unterstützung durchzuführen, es können Wünsche und

Bedürfnisse geäußert werden. Das positive Gefühl der Genesung ist aber auch

begleitet vom Gefühl der Angst und Unsicherheit, da die kontinuierliche Überwa-

chung und die intensive Betreuung wegfallen (vgl. Friesacher 2010: 47ff). Inten-

sivpflegepersonen sind auch oft mit Sterben und Tod konfrontiert. ÄrztInnen sehen

das Sterben von PatientInnen trotz aller Bemühungen oft als Niederlage. Pflegen-

de können den Tod eher akzeptieren und würden sogar therapeutische Maßnah-

men früher beenden. In dieser Phase ist es im Umgang mit dem Sterbenden und

den Angehörigen wichtig, dass eigene Grenzen erkannt und akzeptiert werden,

am Sterbenden nicht bis zuletzt die Intensivmedizin eingesetzt und ein würdevoller

Abschied auch auf der Intensivstation ermöglicht wird; Pflegende sollte sich ihrer

Einstellung zu Sterben und Tod bewusst sein und eigene Emotionen zugelassen

(vgl. Salomon 2010: 61).

Friesacher (2010: 50f) beschreibt als Arbeitsformen, basierend auf Untersuchun-

gen von Strauss et al. (1985, 1980), Schrems (1999) und Manzei (2000), sechs

Arten oder Typen von Arbeit. Diese sind „Machine-Work“, bei der es vordergründig

um die Arbeit an und mit Maschinen und Geräten und um die Sicherheitsarbeit in

der Intensivpflege geht. Die zweite Form, gekennzeichnet durch Sicherheitsarbeit

zum Schutz der PatientInnen, wird „Safety-Work“ genannt. Die „Comfort-Work“ als

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dritte Form der Arbeitstypen bezieht sich auf die „Wohlbefindensarbeit“. Bei der

vierten Form, der „Gefühlsarbeit“ oder „Sentimental-Work“, die nicht mess- und

quantifizierbar ist, handelt es sich um die persönliche Beziehung zum/zur Patien-

ten/in während alltäglicher Handlungen des pflegerischen Alltags. Auf Verständi-

gung und Kommunikation ausgerichtete Arbeit wird „Articulation-Work“ genannt,

die besondere Kompetenz bei PatientInnen im Koma oder Wach-Koma erfordert.

Zur Verständigungsarbeit zählt auch die Kommunikation zwischen den Berufs-

gruppen, die Informationsweitergabe an und Miteinbeziehung von Angehörigen

und das Organisieren der Arbeitsabläufe. Als sechste und letzte Form wird „Work

of Patients“, die Mitarbeit der PatientInnen, aufgezählt, womit die Arbeit an und vor

allem mit den Menschen gemeint ist.

3.1.3 Ziele der Maßnahme Primary Nursing

Die Ziele, die durch die Maßnahme Primary Nursing erreicht werden sollen, wer-

den nach Josuks (2008: 19) unterteilt in solche, die entweder den/die Patienten/in,

das Personal oder die Organisation betreffen.

PatientInnenbezogene Ziele: Primary Nursing zielt zum einen auf die Zufriedenheit

der PatientInnen der Intensivstation ab. Als direkt Betroffene haben sie und die

Angehörigen einen/eine feste Ansprechpartner/in, wodurch im Rahmen der Pflege

ein Gefühl der Sicherheit vermittelt werden soll. Durch den Aufbau eines Vertrau-

ensverhältnisses kann eine individuelle, koordinierte und zielorientierte Pflege er-

folgen, die nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen geplant und durchge-

führt wird.

Personalbezogene Ziele: Ein Aspekt der personalbezogenen Ziele bildet die Ar-

beitszufriedenheit, die durch die Übernahme der Verantwortung für den eigenen

Tätigkeitsbereich erreicht werden kann. Primary Nursing ermöglicht darüber hin-

aus eine qualitative Weiterentwicklung der Pflege, die Kontinuität in der Planung

und Durchführung pflegerischer Handlungen und das bewusste Wahrnehmen von

Erfolgen in der Pflege des/der Patienten/in. Josuks beschreibt noch das indirekte

personalbezogene Ziel der Verringerung der Fluktuation und die Begünstigung der

gezielten Einarbeitung und Anleitung neuer MitarbeiterInnen und Auszubildenden

durch die Einbeziehung in eine kontinuierliche Evaluation der Pflege.

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Organisationsbezogene Ziele: Durch die Übertragung der Verantwortung für die

Pflege von der Stationsleitung an die Primary Nurse kommt es zu einer Verände-

rung der Machtstruktur.

3.1.4 Zweck der Evaluation

Die Evaluation der Implementierung des Pflegeorganisationssystem Primary

Nursing an der HTG-Intensivstation bei einem/einer Patienten/in soll Erkenntnisse

darüber erbringen, unter welchen Bedingungen Primary Nursing an dieser Station

umsetzbar ist. Daran schließt sich die Frage an: Sind diese Bedingun-

gen/Voraussetzungen gegeben?

Ebenso soll die Evaluation der Entscheidungsfindung dienen, ob eine praktische

Nutzbarkeit erkennbar ist und ob die Akzeptanz von Seiten der Pflegenden, des

Teams, der ÄrztInnen und anderen Berufsgruppe gegeben ist. „Welche Ansatz-

punkte für Verbesserungsvorschläge können für eine Umsetzung im Sinne Prima-

ry Nursing aufgezeigt werden?“ „Wo gibt es Weiterentwicklungspotential von Sei-

ten der Pflegenden?“ Mit Antworten auf diese Fragestellungen soll auch die Ver-

besserung und Weiterentwicklung des Primary Nursing vorangebracht werden.

Die nachfolgende Abbildung 3 stellt das Kausalmodell zur Implementierung von

Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivbereich dar, das in Anlehnung an das

Ergebnismodell (Swiss Model for Outcome Classification – SMOC) nach Spencer

et al. (2008) erstellt wurde. Damit sollen einerseits die Wirkungszusammenhänge

der Einflussfaktoren, die sich in individuelle, organisatorische und institutionelle

Einflussfaktoren unterteilen lassen, aufgezeigt werden. Andererseits werden die

Determinanten des Handelns der Primary Nurse mit der Unterstützung der Ange-

hörigen als Mediatoren und Moderatoren demonstriert. Der Outcome bezieht sich

auf den Grad der Verantwortung, die tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode,

die direkte Kommunikation, die Pflegekontinuität, die Qualität der Pflegedokumen-

tation und die Motivation.

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Abb.4: Kausalmodell zur Implementierung von Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivpflegebereic

Einflussfaktoren Determinanten Outcome

Individuelle Einflussfaktoren

Motivation der Pflegepersonen

Pflegeverständnis

Verantwortungsbereitschaft

Kommunikationsbereitschaft

Durchsetzungsvermögen

Berufserfahrung

Organisatorische Einflussfaktoren

Vermehrt Nachtdienste

Personalmangel durch vermehrte Kran-

kenstände

Geringe/fehlende Unterstützung durch

Stationsleitung

Fehlende Akzeptanz vom Stationsteam

Institutionelle Einflussfaktoren

Veränderung des Personalschlüssels durch

die Pflegedirektion

Duldung durch Oberschwes-

ter/Pflegedirektion

Handeln der

Primary Nurse (PN)

Unterstützung

der Angehörigen

Grad der Verantwortung

Liegt vollständig bei einer benannten GuKP (PN)

Liegt mind. bei einer GuKP (PN) für 1 Monat bzw. bis Entlassung

Eine benannte GuKP (PN) übernimmt dienstübergreifend die Verantwortung von A bis

E, sie ermittelt den individuellen Pflegebedarf, plant und überprüft die Pflege.

Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode

Regelung für die Vertretung der PN bei Abwesenheit

Direkte Kommunikation

PN führt das pflegerische Aufnahmegespräch

PN bespricht anstehende Termine mit Patienten/in

PN führt Standortbestimmungen mit Patienten/in durch

PN übernimmt die pflegerische Entlassungsplanung

PN berichtet in der Pflegeübergabe über Patienten/in

PN stellt Patienten/in in Fallbesprechungen vor

PN ist Ansprechpartner/in für ÄrztInnen und nichtärztliche TherapeutInnen

PN führt pflegerisches Informations- und Beratungsgespräche mit Angehörigen

Pflegekontinuität

PN ist über 1 Monat immer dem/der Patienten/in zugeteilt

PN hat vorwiegend Tagdienste

Qualität der Pflegedokumentation

Verbesserte Pflegequalität

Nachgewiesene innere Kohärenz

Motivation

Gesteigerte Arbeitszufriedenheit

Selbstständige Zeit- und Arbeitsplanung in Bezug auf Pflegetätigkeiten bei PatientInnen

Selbstständige Dienstplan- und Freizeitgestaltung

Individuelle Verantwortlichkeit für die Resultate

Rollenverständnis

PN ist für die Gestaltung des Pflegeprozesses verantwortlich, auch wenn sie/er nicht im

Dienst ist

PN koordiniert die Pflege mit anderen Berufsgruppen

Die Partner im multiprofessionellen Team kennen die Aufgaben und Kompetenzen der

PN

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Abb. 3: Kausalmodell zur Implementierung von Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivbereich.

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Das oben angeführte Kausalmodell dient als Grundlage zur Formulierung der nach-

folgenden Forschungsfragen.

3.2 Forschungsfragen

Welche Bedingungen führen zu einer erfolgreichen Implementierung des Pflegeor-

ganisationssystems Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivpflegebereich?

- Beeinflusst das individuelle Pflegeverständnis die erfolgreiche Implementierung?

- Welchen Einfluss hat die Motivation der Pflegenden auf die erfolgreiche Implementierung?

Welche Richtlinien muss die Maßnahme Primary Nursing aufweisen, um im Hand-

lungskontext dieser Erwachsenen-Intensivstation verwendbar zu sein?

- Welche Auswirkungen haben Nachtdienste, Tagdienste mit 12,5 Stunden Präsenzzeit und

Wochenenddienste auf das Pflegeorganisationssystem Primary Nursing?

- Wie wirkt sich die Dienstplangestaltung auf das Verhältnis zwischen Primary Nurse und

Associate Nurse aus?

Wie erfolgt die Koordination der direkten Kommunikation zwischen der Primary Nur-

se, den PatientInnen, Angehörigen, ÄrztInnen und anderen Berufsgruppen?

Kann eine Veränderung der Qualität der Pflegedokumentation aufgezeigt werden?

Kann anhand der Pflegedokumentation eine Veränderung der PatientInnen- und An-

gehörigenzufriedenheit festgestellt werden?

Wie wirkt sich Primary Nursing auf das pflegerische Handeln aus?

In weiterer Folge werden Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit der Implementie-

rung von Primary Nursing beschrieben, die zum besseren Verständnis beitragen soll-

ten.

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3.3 Motivation

Eine wesentliche Überlegung zur Implementierung des Pflegeorganisationssystems

Primary Nursing stellt der Aspekt der Motivation dar, verknüpft mit der Frage, was

bzw. wodurch Pflegende bewegt werden, sich am Projekt zu beteiligen und einer

Verhaltensänderung in der Pflege von PatientInnen zuzustimmen. Mayerhofer (in:

Mayerhofer/Kasper 2002: 256f) beschreibt den Begriff „Motivation“ nach Neuberger

(1977: 203) als einen sinnvollen Teil aus dem Bündel von Erlebens- und Aktivitäts-

elementen wie Gefühlen, Handlungen, Gedanken, unbewusste Impulse, automati-

sierte Reaktionen usw., der sich auf Richtung, Qualität/Form und Intensität des Ver-

haltens bezieht. Durch die innere Verfassung ist jeder Mensch bereit, sinnvolle Ver-

haltensweisen im Hinblick auf ein von außen vorgegebenes Ziel zu zeigen.

Anreiz und Belohnungen, Einstellungen gegenüber der Arbeit, persönliche Ziele, An-

strengung und Leistung sind fünf zentrale Variablen, die als Einflussfaktoren auf den

Zusammenhang zwischen Motivation und mit Arbeitsleistung gelten.

Die Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick H. Herzberg stellt eine Theorie der Arbeits-

zufriedenheit und der Arbeitsmotivation dar; im Zentrum steht dabei die Neustruktu-

rierung von Arbeitsorganisation bzw. des Arbeitsplatzes hin zu einer stärkeren Be-

rücksichtigung von Motivatoren. Diese Motivatoren sind Leistungserfolg, Anerken-

nung, Aufstieg, die Arbeit selbst, Verantwortung und Entfaltungsmöglichkeiten (vgl.

Mayerhofer, in: Mayerhofer/Kasper 2002: 260ff). Diese Aspekte spiegeln sich bei

Primary Nursing wider und stellen trotz einiger Kritikpunkte eine passende Motivati-

onstheorie dar.

3.4 Pflegeverständnis

Die Grundlage des Verständnisses von professioneller Pflege bilden die Elemente

Menschenbild, Gesundheits- und Krankheitsverständnis, Verständnis von Umwelt

und Umgebung und das ethische Grundverständnis der Pflegenden. Diese Aspekte

bestimmen individuell unterschiedliche Haltungen, Handlungen und Entscheidungen

von Pflegepersonen. Eine wesentliche Grundlage des Pflegeverständnisses ist das

Menschenbild. Pflegende arbeiten mit Menschen, und sie brauchen dafür Men-

schenkenntnis. Ein Menschenbild beschreibt die Sichtweise vom Menschen, die ei-

ner wissenschaftlichen Disziplin zugrunde gelegt wird (vgl. Lauber 2001: 10). Sie

versucht Antwort auf die Frage zu geben, was den Menschen zum Menschen macht,

was ihn kennzeichnet und was für ihn typisch ist. Es handelt sich um den Versuch

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des Menschen, sich selbst zu erklären. Das Menschenbild beschreibt die Natur des

Menschen und seine Bedürfnisse. Im Bereich der Intensivpflege orientieren sich

Pflegende teilweise während der Akut- und Postakutphase am naturwissenschaftli-

chen Menschenbild. Stabilisiert sich jedoch der Zustand des/der Patienten/in, so än-

dert sich diese Sichtweise in Richtung Ganzheitlichkeit und Holismus. Das ganzheit-

liche und holistische Menschenbild sieht den Menschen als Körper-Geist-Seele-

Einheit, die sich in einem Gleichgewicht befinden muss. Die genannten drei Einhei-

ten sind untrennbar miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Das

krankheitsbezogene und auf körperliche Aspekte ausgerichtete medizinisch-

naturwissenschaftliche Modell wird damit erweitert. Für die Pflege bedeutet dies,

dass neben körperlichen auch psychosoziale und umweltbezogene Aspekte eine

Rolle spielen. In der westlichen Welt steht das Prinzip der Ganzheitlichkeit für das

Vorhaben, eine einseitige, auf einzelne Funktionen reduzierte Behandlungspraxis im

Gesundheitswesen zu überwinden und dem/der Patienten/in einen neuen Stellenwert

innerhalb der Pflege zuzuweisen.

3.5 Qualität der Pflegedokumentation

Schaepe (2006: 426) definiert die Qualität der dokumentierten Pflegeprobleme „als

individuelle Übereinstimmung von tatsächlichem und dokumentiertem Pflegebedarf

eines Patienten, da bei hoher Übereinstimmung von einer individuell erfolgten Pfle-

gebedarfsermittlung, als Qualitätskriterium, ausgegangen werden kann“. Nach Ersser

et al. (2000:150) ist der Wert der Pflegeplanung abhängig vom Wert der Informatio-

nen, auf denen sie beruht. Primary Nurses erhalten aufgrund dieser Aussage die

Möglichkeit, durch die Pflegekontinuität, wertvolle Informationen zu bekommen und

im Rahmen des Pflegeprozesses zu dokumentieren, wodurch auch die Qualität der

dokumentierten Pflegeplanung beeinflusst wird. Der Pflegeprozess besteht aus Pha-

sen oder Schritten, die so dynamisch und flexibel sind, dass die Probleme und Res-

sourcen eines/einer Patienten/Patientin genau und systematisch erfasst und behan-

delt werden können. Der erste Schritt des Pflegeprozesses ist das Pflegeassessment,

das die allgemeine Beobachtung, die Befragung in Form der Pflegeanamnese und

die Untersuchung des/der Patienten/Patientin beinhaltet. Dieser Schritt wird als sehr

entscheidend bewertet, da die Qualität der Assessmentdaten mitbestimmt, wie er-

folgreich die daraus abgeleiteten Schritte des Pflegeprozesses sein werden. Der

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zweite Schritt des Pflegeprozesses besteht in der Benennung der Pflegediagnosen,

wobei die Assessmentbefunde und das Befinden des/der Patienten/Patientin analy-

siert und gedeutet werden. Entsprechend werden - je nach verwendetem Pflegedi-

agnosenklassifikationssystem6 und unter Einbeziehung der Ressourcen des/der Pa-

tienten/Patientin. - aktuelle Pflegediagnosen, Hoch-Risiko-Pflegediagnosen, Ge-

sundheitspflegediagnosen, Syndrompflegediagnosen und/oder Verdachtspflegediag-

nosen gestellt. Der dritte Schritt besteht aus der Formulierung der Pflegeziele, wäh-

rend der vierte Schritt die Planung der Pflegeinterventionen auf Basis der gestellten

Pflegediagnose und Pflegeziele beinhaltet. Danach folgt als fünfter Schritt die Durch-

führung der geplanten Pflegeinterventionen. Als sechster Schritt wird eine Pflegeeva-

luation durchgeführt, um zu analysieren und zu bewerten, ob die Pflegeinterventio-

nen wirksam waren und bis zu welchem Grad die Pflegeziele erreicht wurden (vgl.

Brobst et al. 2007: 25ff).

Schaepe (2006: 428) weist besonders auf die Bedeutung des Pflegeassessments

durch die vier Schlüsselelemente von Primary Nursing hin. Besonderes Augenmerk

legt sie auch auf eine verbesserte Kenntnis der individuellen PatientInnenbedürfnisse,

wodurch die Qualität der dokumentierten Pflegeplanung unterstützt werden kann.

Müller-Staub et al. (2008: 328) assoziieren die Genauigkeit der gestellten Pflegedi-

agnosen mit der Qualität der Pflegepersonen-PatientInnen-Beziehung, die auch bei

Primary Nursing einen relevanten Aspekt darstellt.

3.6 Pflegequalität

Manthey (2005: 61) beschreibt die Qualität der erbrachten pflegerischen Versorgung

der PatientInnen als die Arbeit des Einzelnen innerhalb eines Systems. Diese Quali-

tät resultiert aus dem Ergebnis des Zusammentreffens von klinischem Können, diffe-

renzierter Urteilsfähigkeit, organisatorischen Fähigkeiten und Leitungsqualität. Man-

they betont auch, dass Primary Nursing kein Garant ist für die Qualität der Pflege,

damit jedoch eine hohe Qualität ermöglicht wird, weil es die einzelnen MitarbeiterIn-

nen in den Stand setzt, auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit zu arbeiten. Sie weist

auch darauf hin, dass die Pflegequalität unmittelbar sichtbar wird und jemand, der

6 Die an der Pilotstudie beteiligte Station arbeitet mit dem NANDA-Klassifikationssystem (North-

American-Nursing-Diagnosis-Association).

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auf einem Niveau nicht sicherer, evidenzbasierter Pflege arbeitet, sofort erkannt wird

und diese Pflegekraft für ihre/seine Arbeit verantwortlich gemacht werden kann.

4. Evaluationsstudie

In diesem Kapitel wird das Forschungsdesign der Evaluationsstudie erläutert, sowie

die Analyseperspektiven und Evaluationskonzepte beschrieben. Zudem werden die

ethischen Implikationen und Limitationen der Studie angeführt.

4.1 Forschungsdesign

Bei der vorliegenden Untersuchung handelt es sich um eine Evaluationsstudie, die

einerseits die Überprüfung der Wirkung bezweckt, andererseits auch die Nachvoll-

ziehbarkeit der internen Handlungslogik eines Einzelfalls, nämlich der Implementie-

rung des Pflegeorganisationssystems an der Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen Inten-

sivstation, mit Hilfe eines interpretativen Ansatzes verfolgt (vgl. Stockmann 2007:

150f).

Die Evaluation entspricht einer externen Evaluation, die eine größere Unabhängigkeit

gewährleisten soll. Des Weiteren ist damit eine vermehrte Methodenkompetenz mög-

lich, Reformkräfte können unterstützt werden, und es besteht eine große Glaubwür-

digkeit (vgl. Stockmann 2007: 61ff). Die Evaluatorin ist mit dem Praxisfeld vertraut,

weshalb von einer hohen Sachkenntnis für die Durchführung der Evaluation ausge-

gangen werden kann. Sie übernimmt auch die moderierende Funktion, um eine er-

folgreiche Kommunikation mit den AkteurInnen des Evaluationsfeldes zu erhalten,

und sie leistet mit ihrem wissenschaftlichen Sachverstand einen wertvollen Beitrag.

Die Evaluatorin ist offen für die Klärung von Interessenskonflikten sowie Handlungs-

perspektiven, und sie wirkt an der Aushandlung von Zielen und Formen der Umset-

zung mit (vgl. Bohnsack/Nentwig-Gesemann 2010: 13; von Kardorff 2010: 244).

Nentwig-Gesemann (2010: 68f) fasst die Rolle der Evaluatorin unter den nachfolgen-

den Schlüsselaufgaben zusammen. Sie postuliert, dass die Evaluatorin im Rahmen

der moderierten Feedbackgespräche die Aufgabe hat, Erkenntnisse, die sie auf der

Grundlage ihrer Erhebungen und Auswertungen gewonnen hat, an die intendierten

NutzerInnen zu vermitteln. Dabei soll den Beteiligten ein gegenseitiges Verständnis

für unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven, Bewertungen und Wertehaltungen

ermöglicht werden. Die Aufgabe besteht darin, den Programmbeteiligten Einblicke in

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die Erfahrungen und damit letztlich die Standortverbundenheit der Perspektiven der

jeweiligen anderen Beteilgten(gruppen) zu eröffnen und nicht etwa einen Konsens

herbeizuführen. Als weiteren Aspekt sieht sie die gegenseitige Anerkennung von Dif-

ferenzen, die mit ihrer Thematisierung im Diskurs überhaupt erst einer Reflexion zu-

gänglich gemacht werden.

Als Evaluationsansatz wird die responsive Evaluation gewählt. Die responsive Eva-

luation wurde 1975 von Stake entwickelt und 1988 im deutschsprachigen Raum von

Beywl etabliert. 1989 erfolgte eine Weiterentwicklung des responsiven Modells durch

Guba und Lincoln in Form des Konzepts „Fourth Generation Evaluation“ (vgl. Wrob-

lewski/Lassing/Kahlhammer 2007: 90). „Forth generation evaluation is a form of

evaluation in which the claims, concerns, and issus of stakeholders serve as organi-

zational foci (the basis for determining what information is needed), that is imple-

mented within the methodological precepts oft he constructivist inquiry paradig-

ma.“ (Guba/Lincoln 1989: 50)

Als Evaluationsmodell, wenn die Typologie nach Umgang mit Werten in Betracht ge-

zogen wird, wird ein wertepriorisierendes Modell gewählt, wobei es sich um eine nut-

zungsgesteuerte Evaluation handelt. Diese ist von der Aufklärung bis zur Ergebnis-

vermittlung so angelegt, dass ihre Nutzung durch die vorgesehenen NutzerInnen op-

timiert wird; unter Nutzung wird dabei die durch die Evaluation ausgelösten Handlun-

gen im Pflegeorganisationssystem Primary Nursing verstanden. Diese Nutzung wird

fortlaufend durch formelle Abstimmungsgespräche mit den Projektteammitgliedern

eingeleitet. Die Evaluatorin muss dabei die intendierten NutzerInnen dafür gewinnen,

Bedingungen und Voraussetzungen der vorgesehenen Nutzungen im Vorhinein zu

klären und immer wieder zu überprüfen, damit die Evaluation präzise auf Nutzungs-

kurs gesteuert werden kann (vgl. Beywl, in: Flick 2006: 106f). Das vorrangige Ziel

dieser Studie ist es, die Maßnahme Primary Nursing auf ihre Verwendbarkeit hin zu

evaluieren. Nach Beywl (1988: 164) hat ein Gegenstand dann Verwendbarkeit,

„wenn er geeignet ist, praktische Probleme lösen zu helfen, d. h. wenn er in einem

bestimmten Handlungskontext nützlich ist. Er ist dann von extrinsischem, kontextge-

bundenem Wert.“ Guba und Lincoln (1981: 52, in: Beywl 1988: 165) postulieren,

dass die Evaluation zur Verwendbarkeit stark von den Besonderheiten lokaler Betei-

ligtengruppen, die mit der Maßnahme in Beziehung stehen oder durch sie betroffen

sind, abhängig ist. „Responsive evaluation is not only responsive for the reason that

it seeks out different stakeholder views but also since it responds to those items in

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the subsequent collection of information. It is quite likely that different stakeholders

will hold very different constructions with respect to any particular claim, concern, or

issue.“ (Guba/Lincoln 1989: 41) Im Fall der Implementierung des Pflegeorganisati-

onssystems „Primary Nursing“ sind die Stakeholder PatientInnen, die am Projekt be-

teiligt sind (direkt) und indirekt PatientInnen, die auf dieser Intensivstation aufge-

nommen werden, Angehörige der PatientInnen, Pflegepersonen im Projektteam und

KollegInnen des Stationsteams, ÄrztInnen der Station, andere Berufsgruppen, die mit

den PatientInnen der Station arbeiten wie PhysiotherapeutInnen, LaborantInnen, Er-

gotherapeutInnen, LogotherapeutInnen, die Stationsleitung und deren Vertretungen,

sowie die direkte Vorgesetzte der Stationsleitung.

Während des gesamten Evaluationsprozesses werden die Ziele, Themen und Fra-

gestellungen und Interpretationen in Form von Gesprächen bestimmt, überprüft und

revidiert. Als Grundlage von Beschreibungen dienen Informationen, die systematisch

mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Erhebungsmethoden gesammelt und im

Kapitel 5 angeführt werden. Guba und Lincoln (1989: 42) postulieren ebenso diese

Sichtweise: „The information may be quantitative or qualitative. Responsive evalua-

tion does not rule out quantitative modes, as is mistakenly believed by many, but

deals with whatever information is responsiv to the unresolved claim, concern, or is-

sue.“

Der Evaluationsprozess soll durch Konfliktthemen und Anliegen der Beteiligten ge-

steuert werden, um eine praktische Nützlichkeit aufweisen zu können (vgl. Beywl

1988: 145).

4.2 Analyseperspektiven

Zur Evaluation der Implementation von Primary Nursing auf der Intensivstation wäh-

rend der Pilotierungsphase wird während der gesamten Zeitspanne evaluiert, wes-

halb die folgenden drei Evaluationsperspektiven gewählt werden.

Ex-ante evaluations: In der Phase der Projektentwicklung, Konzeptualisierung und

Planung soll die Evaluation den Fokus auf personellen, institutionellen, finanziellen,

materiellen und theoretischen Rahmenbedingungen des Projekts legen, um einen

Beitrag zur Erstellung des Projektdesigns zu ermöglichen. Hierbei können frühzeitig

negative Effekte eruiert und gegebenenfalls korrigiert sowie Nachhaltigkeitschancen

abgeschätzt werden (vgl. Brandtstädter 1990: 217; Scriven 1991: 169, in: Stockmann

2007: 33).

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44

On-going evaluations: Die Evaluation in der Implementationsphase soll das Projekt-

management bei der Steuerung durch Informationen über den Projektverlauf und den

gesammelten Projektergebnisse sowie durch Systematisierung und Bewertung die-

ser Informationen unterstützen. Entscheidungshilfen für die Durchführung sollen

dadurch aufgezeigt werden, was wiederum eine frühzeitige Korrekturmöglichkeit im

Projektdesign denkbar macht. Ebenso soll die Zielerreichung überprüft werden (vgl.

Stockmann 2007: 33f).

Ex-post evaluations: Die Evaluation soll nach Abschluss der Pilotstudie den vollen

Umfang der Wirkungen erfassen, bewerten und Zusammenhänge aufdecken sowie

Kausalitätsfragen untersuchen (vgl. Stockmann 2007: 34).

4.3 Evaluationskonzepte

Je nach Nutzen, den die Evaluation von der Implementation von Primary Nursing auf

der Intensivstation erbringen soll, wird zwischen preformativer, formativer und sum-

mativer Evaluationskonzepte unterschieden.

Phasen des Pro-

jektprozesses

Analyse-

perspektive

Erkenntnis-

interesse

Evaluations-

konzepte

Projektformulierung/

Planungsphase

Ex-ante Durchführungsvoraussetzungen

Projektentwicklung

Konzeptualisierung

Planung

Preformativ

Implementationsphase On-going Informationen zu Projektverlauf

und –ergebnisse

Korrekturmöglichkeiten

Zielerreichung

Summativ

Formativ

Wirkungsphase Ex-post Erfassung der Wirkungen

Kausalitätsfragen

Summativ

Abb. 4: Dimensionen der Evaluationsforschung (vgl. Stockmann 2007: 34).

Um die Voraussetzungen für die Durchführung des Projekts überprüfen zu können,

bedarf es einer preformativen Evaluation (vgl. Stockmann 2007: 35). Diese Voraus-

setzungen beziehen sich auf die personellen, institutionellen, finanziellen, materiellen

und theoretischen Rahmenbedingungen des Projekts. Die summativen Evaluation

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verfolgt das Ziel der Überprüfung der Zielerreichung anhand der in der Planung fest-

gelegten Sollwerte. Es findet ein Soll-Ist-Vergleich statt, der sich strikt an den ange-

strebten Zielen orientiert. Desweiteren werden die intendierten und nicht-intendierten

Wirkungen, die durch die Maßnahmen ausgelöst wurden, erfasst und in Hinblick auf

die Zielerreichung und Kausalitätsfrage evaluiert (vgl. Stockmann 2007: 35f). Beim

formativen Evaluationskonzept werden die Ablaufprozesse beobachtet (vgl. Stock-

mann 2007: 35). Die Evaluation der Implementierung des Pflegeorganisationssys-

tems Primary Nursing im Erwachsenen-Intensivbereich der Herz-, Thorax-, Gefäßchi-

rurgischen (HTG) Intensivstation bezieht sich auf die Implementationsphase während

der Pilotierung in Form eines formativen Evaluationskonzeptes. Hierbei handelt es

sich um die Identifikation von Problemen bei der Implementation von Primary Nursing

sowie um die Frage, ob geplante Zeitpläne eingehalten werden. Es ist zu eruieren,

ob die Maßnahmen bei den verschiedenen Stakeholdern Akzeptanz finden, welche

Interessenskonflikte auftreten, ob qualifiziertes Personal für die Durchführung von

Maßnahmen in ausreichender Zahl zur Verfügung steht, wie die Kommunikation und

die Koordination der ausführenden Stellen untereinander und mit den Zielgruppen

des Programms funktionieren, ob die technische und finanzielle Ausstattung für die

Zielerreichung ausreichend ist und, ob die mit dem Programm eingeführten Innovati-

onen zielführend sind (vgl. Stockmann 2007:35). Ebenso wird die Wirkungsphase

mithilfe des summativen Evaluationskonzeptes überprüft.

4.4 Ethik und Limitationen der Studie

Vor Beginn der Studie müssen die rechtlichen und ethischen Vorgaben beachtet so-

wie der Evaluationsstandard DeGEval Nützlichkeit – Durchführbarkeit – Fairness –

Genauigkeit berücksichtigt werden (vgl. DeGEval-Gesellschaft für Evaluation e. V.

2008: 10ff).

Institutionsbezogenen Vorgaben: Die Evaluatorin bestätigt durch ihre Unterschrift die

Verpflichtungserklärung zum Datenschutz und erhält die Genehmigung für ein eige-

nes Passwort von der Pflegedirektion, um Zugang zur computerunterstützten Pflege-

dokumentation der Herz-Thorax-Gefäßchirurgischen Intensivstation zu erhalten.

Ethische Richtlinien: Der Antrag bei der Ethikkommission der Medizinischen Univer-

sität Wien wird am 10. Mai 2011 eingereicht. Nach Bearbeitung des Antrags durch

die Kommissionsmitglieder werden die Korrekturvorschläge eingearbeitet; der Antrag

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wird am 01. Juni 2011 nochmals eingereicht. Die Zustimmung der Ethikkommission

erfolgt am 06. Juli 2011.

Auf die Einhaltung der Grundprinzipien des Persönlichkeitsschutzes, wie die umfas-

sende Information und die freiwillige Zustimmung, die Anonymität und der Schutz

des/der Einzelnen, wird während der gesamten Evaluation geachtet.

Alle an der Evaluationsstudie teilnehmenden Personen erhalten eine ausführliche

Erklärung zur Studie und die Zusage zur Einhaltung der ethischen Grundprinzipien.

Mit ihrer Unterschrift auf dem Informationsblatt geben sie ihre Zustimmung zur Teil-

nahme an der Studie. Das Originalformular verbleibt bei der Evaluatorin, eine Kopie

erhält der/die Studienteilnehmer/in.

Um Ergebnisse zu erhalten, werden während der Pilotierungsphase und zum Ab-

schluss der Pilotierung Dokumentenanalysen der Pflegedokumentationen und

Dienstpläne, Leitfadeninterviews mit den Primary Nurses und Reflexionsgespräche

mit den Mitgliedern der Projektgruppe, im Sinne problemzentrierter Interviews,

durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Methodenkombination, so dass ein

Problembereich gesellschaftlicher Realität von verschiedenen Seiten betrachtet und

analysiert werden kann (vgl. Lamnek 2005b: 363f).

5. Methode der Datenerhebung, -auswertung und -analyse

Um die persönliche Sichtweise der Primary Nurses bei der Umsetzung des Pflegeor-

ganisationssystem Primary Nursing zu untersuchen, wird das problemzentrierte

Interview mit Hilfe eines flexiblen Leitfadens als eine Methode der Datenerhebung

verwendet. Der Leitfaden soll einerseits dazu dienen, um die Befragten zu den für die

Organisation oder einen institutionellen Rahmen zentralen Themen hinzuleiten, an-

dererseits wird der Leitfaden dazu genutzt, um die Vergleichbarkeit der Interviewtex-

te zu sichern (vgl. Meuser/Nagel 2002b: 269, in: Nohl 2009: 21). Der Leitfaden be-

gleitet auch den Kommunikationsprozess und soll der Kontrolle dienen, inwieweit

seine einzelnen Elemente im Lauf des Gespräches behandelt worden sind (vgl. Wit-

zel 2000: Absatz 8).

Der deutsche Psychologe Andreas Witzel (2000: Absatz 4) postuliert, dass das prob-

lemzentrierte Interview drei Grundpositionen verfolgt; das sind die Problemzentrie-

rung, die Gegenstandsorientierung und die Prozessorientierung. Die Problemzentrie-

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rung orientiert sich an einer gesellschaftlich relevanten Problemstellung und charak-

terisiert die Organisation des Erkenntnis- oder Lernprozesses. Die Gegenstandsori-

entierung ermöglicht die Flexibilität der Methoden gegenüber den unterschiedlichen

Anforderungen des untersuchten Gegenstandes. So kommt in dieser Evaluations-

studie einerseits das Leitfadeninterview mit den Primary Nurses zum Einsatz, ande-

rerseits werden moderierte Reflexionsgespräche mit den Projektteammitgliedern ge-

führt. Im Rahmen moderierter Reflexionsgespräche soll den Projektteammitgliedern

ein gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven, Be-

wertungen und Werthaltungen ermöglicht werden. Diese Gespräche werden nach

Abschluss einer Erhebungsphase abgehalten, das bedeutet in diesem Fall nach je-

dem/jeder Patienten/in, der/die im Projekt Primary Nursing involviert war. Diese Ge-

sprächsrunden dienen dazu, auf Grundlage der rekonstruierten Orientierungsmuster,

gemeinsam mit der Evaluatorin und den verschiedenen Beteiligten(gruppen), bewer-

tete Einschätzungen, Perspektiven für die zukünftige Praxis, Handlungsoptionen und

Empfehlungen (vgl. Nentwig-Gesemann, in: Flick 2006: 164f) abgeben zu können.

Darüber hinaus sollen die Beteiligten angeregt werden, explizit oder implizit Stellung

zum Evaluationsgegenstand zu beziehen. Das bedeutet, dass die rekonstruierten

multiperspektivischen Orientierungen, die impliziten Werthaltungen und expliziten

Bewertungen einerseits Gegenstand der Feedbackgespräche sind und andererseits

die Einschätzungen und Bewertungen, die die Evaluatorin selbst auf der Grundlage

ihrer empirischen Analyse formuliert, integriert sind (vgl. Nentwig-Gesemann 2010:

69f).

Die Prozessorientierung als dritte Grundposition des problemzentrierten Interviews

nimmt Bezug zum gesamten Forschungsablauf und insbesondere zu einer Vorinter-

pretation. Durch ein aufgebautes Vertrauensverhältnis und Offenheit wird die Erinne-

rungsfähigkeit gefördert und zur Selbstreflexion motiviert (vgl. Witzel 2000: Absatz 4).

Zur Ist-Stand – Erhebung des derzeitigen Pflegeorganisationssystems vor der Pilotie-

rungsphase werden, wie bereits anfangs beschrieben, standardisierte Beobachtun-

gen, Befragungen und Dokumentenanalysen mit Hilfe des Instruments zur Erfas-

sung von Pflegesystemen IzEP© (2010) verwendet.

Ein von der Evaluatorin erstelltes Bewertungsraster der Wirkungsindikatoren, das

nach Abschluss der Pilotierungsphase Anwendung findet, bezieht sich zum einen - in

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Anlehnung an das Instrument zur Erfassung des Pflegeorganisationssystems IzEP©

(2010) - auf die vier Schlüsselkonzepte des Pflegeorganisationssystems, auf die de-

finierten Merkmale von Primary Nursing des Deutschen Netzwerkes Primary Nursing

(2008) und auf die Motivatoren, die auf der Basis von Herzbergs Theorie eine Rolle

spielen (Mayerhofer, in: Kasper/Mayerhofer 2002: 263). Andererseits wird auf die

Pflegequalität und auf das Pflegeverständnis der Pflegenden Bezug genommen.

Die Qualität der Pflegeplanung wird in Form einer Dokumentenanalyse mit Hilfe des

Messinstruments Q-DIO durchgeführt, das mit 29 Items auf einer drei bis fünf stufi-

gen Skala die dokumentierte Qualität der Pflegediagnosen, -interventionen und -

ergebnisse sowie deren innere Kohärenz misst. Die Studie zu den testtheoretischen

Gütekriterien des Q-DIO von Müller-Staub et al. (2010: 127) stellt Q-DIO als ein zu-

verlässiges und gültiges Instrument dar.

Zur Messung der Qualität von dokumentierten Pflegediagnosen, Pflegeinterventionen

und pflegesensiblen PatientInnenergebnisse sowie deren inneren Zusammenhänge

wird das Instrument Qualitiy of Nursing Diagnosis, Interventions and Outcomes (Q-

DIO) verwendet (vgl. Müller-Staub et al. 2008: 327). Q-DIO wird ausgewählt, da sich

damit im Vergleich zu früheren Instrumente (wie beispielsweise das Ziegler-

Instrument, das Instrument „Dokumentation-Diagnostik“ das Instrument Cat-ch-Ing

oder die von Lunney entwickelte 7-Punkt-Skala zur Beurteilung der Genauigkeit der

Pflegediagnosen) die Qualität von Pflegediagnosen einschließlich theoriebasierter

Zeichen/Symptome und Ätiologie sowie die innere Kohärenz zwischen Pflegediagno-

sen, -interventionen und Pflegeergebnisse messen lässt (vgl. ebd.: 329f). Q-DIO ist

ein kriteriumsbezogenes Messinstrument, das vier Konzepte umfasst. Diese sind die

„Pflegediagnosen als Prozess“, bei dem die Vollständigkeit der Pflegeanamnese mit

psychosozialen und demografischen Angaben zum/zur Patienten/in eingeschätzt

wird. Das Konzept „Pflegediagnosen als Prozess“ enthält elf Items mit einer likert-

ähnlichen Dreipunkte-Skala. Pflegediagnosen als Produkt, Pflegeinterventionen und

pflegesensible PatientInnenergebnisse stellen Kernkomponenten des Pflegeprozes-

ses dar. Sie werden mit der 5-stufigen Likertskala gemessen und enthalten je ein

Eintrittsitem, wodurch das Vorhandensein und die Qualität der Pflegediagnosen res-

pektive –interventionen und –ergebnisse überprüft werden kann. Diese Kernkompo-

nenten beziehen sich auf die Benennung und die Problemdefinition des jeweiligen

Pflegeproblems, während die Folgeitems die Qualität von Zeichen/Symptomen und

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ätiologischen Faktoren des Pflegeproblems beurteilen. Das Konzept „Pflegediagno-

sen als Produkt“ enthält die qualitativen Kriterien für die Formulierungen von Pflege-

diagnosen gemäß NANDA (vgl. Stefan/Allmer/Eberl et al. 2003: 31) unter Berück-

sichtigung des PES-Formats, das die Problembeschreibung (P), die Ätiologie (E =

Etiology) und die Symptome (S) enthält. Hier wird nicht nur die Vollständigkeit, son-

dern auch die Richtigkeit der gestellten und dokumentierten Pflegediagnosen sowie

deren ätiologischen Faktoren und Symptomen beurteilt. Das Konzept der „Pflegein-

tervention“ wird durch Items auf ihre Wirksamkeit hin bewertet und untersucht, ob die

Pflegeinterventionen einen kohärenten Zusammenhang mit der gestellten Pflegedi-

agnose aufweisen. Das Konzept „pflegesensible PatientInnenergebnisse“ beinhaltet

Items, die die erreichten und dokumentierten Patientinnenergenisse prüfen. Auch

wird der Fragestellung nachgegangen, ob die PatientInnenergebnisse als Folge von

wirksamen Pflegeinterventionen auftreten und, ob die Ergebnisse Verbesserungen

des Zustands des/der Patienten/in darstellen.

Q-DIO soll mittels Scores der Subdimensionen die Qualität dokumentierter Pflegedi-

agnosen, -interventionen und –ergebnisse ermitteln, wobei Mittelwerte über 3,5

(87,5% des höchstmöglichen Wertes) als gut betrachtet werden (vgl. Müller-Staub et

al. 2010: 120f).

Die Datenauswertung, der nach Flick (2009: 379ff) transkribierten Leitfadeninter-

views der Primary Nurses der Intensivstation, erfolgt mittels Inhaltsanalyse nach

Mayring. Der Interviewleitfaden gründet sich auf den Überlegungen zu den Schlüs-

selelementen von Primary Nursing, dem Rollenverständnis und der Motivation der

Pflegenden, als Primary Nurse tätig zu sein (vgl. Gerhardt 1986: 70).

Im ersten Schritt der Inhaltsanalyse wird das Material genau beschrieben, durch die

Fragestellung festgelegt, zusammengefasst, und es werden Analyseeinheiten be-

stimmt. Die einzelnen Kodiereinheiten werden entlang des Fallverlaufs paraphrasiert,

wobei nichtinhaltstragende Textbestandteile fallen gelassen werden. Danach wird

das Abstraktionsniveau der ersten Reduktion aufgrund des vorliegenden Materials

bestimmt. Alle Paraphrasen, die unter dem Niveau liegen, müssen verallgemeinert

werden. Im Zweifelsfall müssen theoretische Vorannahmen miteinbezogen werden.

Paraphrasen, die über dem Abstraktionsniveau liegen, werden vorerst belassen,

wodurch inhaltsgleiche Paraphrasen entstehen, die gestrichen werden können. In

einem zweiten Reduktionsschritt werden mehrere, sich aufeinander beziehende und

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über das Material verstreute Paraphrasen zusammengefasst und durch eine neue

Aussage definiert. Am Ende der Reduktionsphase muss das Kategoriensystem einer

Überprüfung unterzogen werden, ob die darin zusammengestellten neuen Aussagen

das Ausgangsmaterial noch repräsentieren. Es müssen alle ursprünglichen Para-

phrasen des ersten Materialdurchganges im Kategoriensystem aufgehen. Eine weite-

re Zusammenfassung wird durch eine Festlegung des Abstraktionsniveaus auf eine

noch höhere Ebene und durch einen erneuten Durchgang der Interpretationsschritte

erreicht. Am Ende entsteht ein neues, allgemeineres und knapperes Kategoriensys-

tem, das ebenso rücküberprüft werden muss (vgl. Mayring 2008: 61).

Die Datenauswertung der Reflexionsgespräche erfolgt in Form einer Themenanaly-

se nach Froschauer und Lueger (2003), um sich damit einen Überblick über die

Themen zu verschaffen, die in der Folge in ihren Kernaussagen zusammengefasst

und im Kontext ihres Auftretens erkundet werden. Meinungen von der Projektgruppe

zu Primary Nursing sollen mit Hilfe des Textreduktionsverfahrens herausgearbeitet

werden. Charakteristischen Elemente werden dargestellt, um die Unterschiede eines

Themas in einem oder in verschiedenen Gesprächen erkennbar zu machen. Dabei

werden die zusammengehörigen Themen identifiziert und die Textstellen zu den ein-

zelnen Themen jeweils zusammenfassend abgebildet (vgl. Froschauer/Lueger 2003:

158ff).

Bei der typologischen Analyse des pflegerischen Handelns der Primary Nurses

nach Kelle und Kluge (2010) geht es darum, aus den Leitfadeninterviews mit den

Primary Nurses sowie aus der Pflegedokumentation und den Dienstplänen typische

Bestandteile herauszufinden und näher zu beschreiben. Ein realtypisches Vorgehen

besteht darin, echte Fälle als typisches Material zu identifizieren und dann genau zu

beschreiben. Die Beschreibung bezieht sich einerseits auf die Typisierungsdimensi-

onen, die inhaltlich festlegen, über welche Materialbestandteile typisiert werden soll.

Dies können Merkmale der Lebenssituation, Reaktionsformen, Handlungsorientie-

rung oder emotionale Befindlichkeiten sein. Andererseits werden Typisierungskrite-

rien definiert, die als „Idealtypen“, besonders häufige Fälle als Typen, besonders sel-

tene Fälle, Extremtypen oder Fälle von besonderem theoretischem Interesse als Ty-

pen zur Verfügung stehen. Typische Verläufe sind mit diesem Ansatz ebenfalls gut

analysierbar (vgl. Mayring 2002: 130ff).

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Kelle und Kluge (2010: 11) postulieren, dass Typologien einerseits die Strukturierung

eines Untersuchungsbereichs ermöglichen, andererseits auch die Generierung von

Hypothesen und die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Theorien unterstützen.

Notwendige Voraussetzungen dafür sind ein systematischer Vergleich und eine sys-

tematische Kontrastierung von Fällen, um eine valide und methodisch kontrollierte

Beschreibung und Erklärung sozialer Strukturen zu erhalten. Kelle und Kluge (2010:

11) teilen den Prozess der Typenbildung in vier Stufen ein, wobei sich die erste Stufe

auf die Erarbeitung relevanter Vergleichsdimensionen bezieht. Bei der typologischen

Analyse pflegerischen Handelns der Primary Nurses werden jene Merkmale und Ka-

tegorien erarbeitet und definiert, mit deren Hilfe Ähnlichkeiten und Unterschiede zwi-

schen den Fällen erfasst und charakterisiert werden können. Diese Stufe inkludiert

die „Dimensionalisierung“, also die Bestimmung von relevanten Subkategorien bzw.

Merkmalsausprägungen, die einerseits auf deduktivem Weg entwickelt werden, an-

dererseits können neue, bislang unbekannte Kategorien gefunden werden (vgl. Kel-

le/Kluge 2010: 93).

Die zweite Stufe im Prozess beschreibt die Gruppierung der Fälle und die Analyse

empirischer Regelmäßigkeiten, wobei die Fälle anhand der definierten Vergleichsdi-

mensionen und ihrer Ausprägungen gruppiert und die ermittelten Gruppen in Bezug

auf empirische Regelmäßigkeiten untersucht werden. Die Darstellung erfolgt in Form

einer mehrdimensionalen Kreuztabelle, sogenannter Merkmalsräume, um einen

Überblick über alle möglichen Kombinationen zu erhalten und um eventuell Fälle für

weitere vergleichende Analysen den entsprechenden Feldern zuordnen zu können.

Die dritte Stufe analysiert die inhaltlichen Sinnzusammenhänge, da die untersuchten

sozialen Phänomene nicht nur beschrieben, sondern auch verstanden und erklärt

werden sollen. Dies verlangt wiederum nach Vergleiche und Kontrastierungen von

Fällen innerhalb der einzelnen Gruppen, aber auch zwischen den Gruppen (vgl. Kel-

le/Kluge 2010: 91ff). Kelle und Kluge (2010: 102) beschreiben, wie diese Vergleiche

dazu führen, dass Fälle anderen Gruppen zugeordnet werden können, denen sie

ähnlicher sind oder stark abweichende Fälle zunächst aus der Gruppierung heraus-

genommen und separat analysiert werden. Ebenso können zwei oder drei Gruppen

zusammengefasst werden, wenn sie sich sehr ähnlich sind, oder einzelne Gruppen

können weiter differenziert werden, wenn starke Unterschiede aufgeworfen werden.

Diese Phase der Analyse führt zur Reduktion des Merkmalsraums, die Anzahl der

Gruppen bzw. Merkmalskombinationen verringert sich.

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Die vierte und letzte Stufe im Prozess der Typenbildung ist die Charakterisierung der

gebildeten Typen mit Hilfe der relevanten Vergleichsdimensionen und Merkmals-

kombinationen sowie anhand der rekonstruierten Sinnzusammenhänge. Als proble-

matisch wird die treffende Charakterisierung des „Gemeinsamen“ der Typen gese-

hen, wenn sich die Fälle eines Typus nicht in allen Merkmalen gleichen, sondern nur

ähneln. Hierbei wird die Auswahl sogenannter „Prototypen“ empfohlen; diese sind

reale Fälle, die die Charakteristika jedes Typus am besten repräsentieren. Mit der

Charakterisierung der gebildeten Typen schließt die Stufenfolge empirisch begründe-

ter Typenbildung ab (vgl. Kelle/Kluge 2010: 105ff).

6. Ergebnisdarstellung

Im Kapitel der Ergebnisdarstellung werden die Resultate der Wirkungsanalyse, der

Qualität der Pflegedokumentation, der Inhalts- und Themenanalyse sowie der typo-

logischen Analyse abgebildet.

6.1 Evaluation der Wirkungsphase

Die Wirkungsevaluation zielt darauf ab, mit größtmöglicher Zuverlässigkeit festzustel-

len, ob eine Intervention – Primary Nursing – die intendierten Wirkungen auslöst.

Ebenso gilt es festzuhalten, ob Einflüsse anderer Faktoren, die ebenfalls für die ge-

messenen Veränderungen verantwortlich sein könnten, ausgeschlossen werden

können. Wirkungen können sich in der Veränderung von Strukturen, Prozessen

und/oder in individuellen Verhaltensweisen zeigen, die sich analytisch auf den drei, in

Abbildung 5 dargestellten Dimensionen bestimmen lassen. Als erste Dimension wird

Struktur, Prozess und Verhalten bewertet, die zweite Dimension bezieht sich auf ge-

plante bzw. ungeplante Wirkungen, und die dritte Dimension meint eine Unterstüt-

zung (+) oder ein Zuwiderlaufen (-) der Wirkungen auf die Programm- bzw. Leis-

tungsziele (vgl. Stockmann 2007: 66f). Die Wirkungsdimensionen, die nachfolgend

dargestellt werden, werden anhand eines Bewertungsrasters, das von der Evaluato-

rin erstellt wird, evaluiert. Dieses ist im Anhang 2 zur besseren Nachvollziehbarkeit

ersichtlich.

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Wirkungsdimensionen Intendiert Nicht-

intendiert

Struktur

- Grad der Verantwortung

- Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden

- Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch

- Pflegekontinuität

+ - + -

Prozess

- Planung der Transferierung/Entlassung

- Pflegequalität

+ - + -

Verhalten

- Rollenverständnis

- Motivation

- Pflegeverständnis

+ - + -

Abb. 5: Wirkungsdimensionen (vgl. Stockmann 2007: 66).

Bewertungsraster der Wirkungsindikatoren

Die Daten ergeben sich aus der Pflegedokumentation, den Dienstplänen und aus

den Leitfadeninterviews mit den Primary Nurses. Die Bewertung der unten angeführ-

ten Kategorien mit den jeweiligen Subkategorien befindet sich bei zwölf, acht und

vier Punkten, wobei die höchste Punktezahl auf einen hohen Umsetzungsgrad des

Pflegeorganisationssystem Primary Nursing hinweist, bei geringerer Punkteanzahl

hingegen Primary Nursing nicht umgesetzt wird. Um einen Unterschied zwischen den

Umsetzungsgraden zu erkennen, hat die Autorin diese Punktezahlen gewählt. Die

Indikatoren setzen sich zusammen aus den Items des Instruments zur Erfassung von

Pflegesystemen IzeP© (2010), aus jenen Merkmalen von Primary Nursing, die vom

Netzwerk Primary Nursing (2008) angeführt werden sowie aus Motivatoren, die auf

Basis von Herzbergs Theorie eine Rolle spielen (Mayerhofer, in: Kasper/Mayerhofer

2002: 263).

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Mittelwertdarstellung der Wirkungsindikatoren

Bewertungsraster 1.

PN

2.

PN

3.

PN

4.

PN

5.

PN

6.

PN

7.

PN

8.

PN

9.

PN

10.

PN

Ge-samt

Standard abwei-chung

Grad der Verantwor-

tung

9,6 10,4 10,4 10,8 10,8 8,8 8,4 10,8 7,6 6,4 9,4 1,5

Planung zur Trans-

ferierung/Entlasung

als Teil der Verant-

wortung

n.r. 8,0 8,0 4,0 n.r. 4,0 8,0 8,0 4,0 4,0 6,0 2,1

Tägliche Arbeitszu-

weisung nach Fall-

methode

7,4 10,3 9,7 6,9 5,1 9,7 6,3 10,3 7,4 6,9 8,0 1,9

Direkte Kommunika-

tion von Mensch zu

Mensch

9,3 12,0 8,0 8,4 7,6 8,0 8,0 10,7 7,1 7,6 8,7 1,6

Pflegekontinuität

7,0 10,0 11,0 11,0 9,0 10,0 10,0 11,0 7,0 9,0 9,5 1,5

Rollenverständnis

10,5 11,5 10,5 9,5 9,5 10,0 10,5 11,5 9,5 11,0 10,4 0,8

Pflegequalität

8,0 9,3 9,3 6,7 8,0 10,7 12,0 8,0 5,3 8,0 8,5 1,9

Motivation

9,6 10,4 10,4 8,8 8,0 10,4 8,8 10,4 7,2 8,8 9,4 1,1

Pflegeverständnis

10,0 12,0 9,0 8,0 10,0 8,0 8,0 10,0 12,0 12,0 9,9 1,7

Mittelwert

gesamt

8,9 10,4 9,6 8,2 8,5 8,8 8,9 10,1 7,5 8,2 8,9 0,9

Tab. 1: Mittelwertdarstellung der Wirkungsindikatoren.

Der Umsetzungsgrad des Pflegeorganisationssystems Primary Nursing sowie Er-

gebnisse zur Pflegequalität, Motivation und Pflegeverständnis während der Pilotie-

rungsphase bei zehn PatientInnen ergibt einen Mittelwert von 8,9, die Standardab-

weichung beträgt 0,9. Diese Werte sind ein Hinweis auf eine mittelgradige Umset-

zung des Systems.

Bei der Dimension „Grad der Verantwortung“ ergibt sich ein Mittelwert von 9,4 und

einer Standardabweichung von 1,5, wobei ein hoher Umsetzungsgrad bei der Pla-

nung der Pflegeinterventionen und beim Wissen über die Beteiligten, die im Primary

Nursing System arbeiten, besteht. Ebenso werden Angehörige nach Rücksprache

mit dem/der Patienten/in in die Pflegeplanung involviert. Gering bewertet wird die

Erstellung der Pflegeanamnese: Nur zwei Primary Nurses erstellen die Pflegeanam-

nese, jedoch nicht vollständig, sieben Primary Nurses haben sie von der Allgemein-

station ohne Ergänzungen übernommen und bei einem/einer Patienten/in gibt es gar

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keine Pflegeanamnese. Als Teil der Verantwortung gehört die Planung zur Transfe-

rierung/Entlassung; zum Mittelwert von 6,0 und einer Standardabweichung von 2,1

ist anzumerken, dass bei vier PatientInnen die Transferierung und bei acht PatientIn-

nen die Gestaltung der letzten Lebensphase nicht relevant gewesen ist, bei vier Pati-

entInnen sind die Primary Nurses am Tag der Transferierung nicht im Dienst bzw.

betreuen einen/eine anderen/andere Patienten/in, so dass die Transferierung über

die Stationsleitung organisiert wird. Die Abschlussevaluation jedoch erfolgt durch die

Primary Nurses. Bei zwei PatientInnen wird die gesamte Organisation der Transferie-

rung von einer anderen Pflegeperson durchgeführt. Hinsichtlich Informationen zur

Gestaltung der letzten Lebensphasen ist bei zwei PatientInnen in der Pflegedoku-

mentation nichts dokumentiert, wobei ein/eine Patient/in während der Pilotierungs-

phase verstirbt und bei einem/einer Patienten/in eine infauste Prognose besteht.

Beim Konzept der „täglichen Arbeitszuweisung nach Fallmethode“ ergibt sich ein Mit-

telwert von 8,0 und eine Standardabweichung von 1,9. Es zeigt sich durchgängig

eine mittelgradige Einschätzung zur möglichen Auswahl der Primary Nurses, zum

Wissen über PatientInnen, die nicht im Projekt aufgenommen wurden, in der Ver-

bindlichkeit der Einhaltung der patientInnenbezogenen Planung aller Pflegepersonen,

bei der Arbeitszeit der Primary Nurses und hinsichtlich der Regelung bei Abwesen-

heit der Primary Nurse.

Der Mittelwert des Konzeptes der „direkten Kommunikation von Mensch zu

Mensch“ beträgt 8,7, die Standardabweichung 1,6. Neun Primary Nurses sind immer

bei den wesentlichen, den/die Patienten/in betreffenden Besprechungen anwesend

und alle für die Versorgung notwendigen Informationen über den/die Patienten/in

erfolgen über die Primary Nurse. Dienstübergaben finden bei drei Primary Nurses

immer zwischen Primary Nurse und Associate Nurses statt, bei fünf Primary Nurses

meistens zwischen der Primary Nurse und der Associate Nurses und bei zweien zwi-

schen Primary Nurse und anderen Pflegepersonen der Station. Hier ist anzumerken,

dass meistens Pflegepersonen, die nicht im Projektteam sind, die PatientInnen im

Nachtdienst betreuen. Die Mitgestaltung des Tagesablaufes ist bei sieben PatientIn-

nen selten möglich. Ärztliche Tätigkeiten werden meistens mit den Primary Nurses

abgestimmt, und TherapeutInnen werden bei fünf PatientInnen täglich im Behand-

lungsplan integriert. Externe Stellen, wie z. B. die OP-Leitstelle oder die Dialysestati-

on, nehmen mit neun PatientInnen den Kontakt über die Stationsleitung oder ÄrztIn-

nen der Station auf.

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Das Konzept „Pflegekontinuität“ weist einen Mittelwert von 9,5 auf, bei einer Stan-

dardabweichung von 1,5. Alle Primary Nurses sind Vollzeit beschäftigt, zwei machen

nur Tagdienste mit 12,5 Stunden und fünf absolvieren Tagdienste und maximal drei

Nachtdienste und drei Pflegepersonen machen Tagdienste und mehr als drei Nacht-

dienste. Sieben Primary Nurses führen die Pflegeplanung und die geplanten Inter-

ventionen während ihres Dienstes immer durch, drei Primary Nurses führen sie meis-

tens durch. Bei Abwesenheit der Primary Nurse sind meistens klare Vertretungsre-

geln definiert, erkennbar meist am Tagespräsenzplan. Einmal wird das Aufstellen

von Vertretungsregeln versäumt, als die Primary Nurse und die Projektlei-

tung/Stationsleitung zur gleichen Zeit krank gewesen sind.

Das „Rollenverständnis“ ergibt einen Mittelwert von 10,4 und eine Standardabwei-

chung von 0,8. Hier ist besonders erwähnenswert, dass bei allen zehn Primary Nur-

ses PartnerInnen des multidisziplinären Teams die Aufgaben und Kompetenzen der

Primary Nurses kennen, sie sich für die Gestaltung des Pflegeprozesses und der

Pflegequalität verantwortlich fühlen und die Entscheidung über den Pflegeprozess

während des Projektzeitraumes bei ihnen liegt. Bei sechs PatientInnen orientieren

sich nur 75% der Pflegenden aus dem Team an der Pflegeplanung und erstatten Be-

richt. Zwei Primary Nurses empfinden eine Stärkung des Selbstbewusstseins und der

Kompetenz, fünf Primary Nurse verspüren hin und wieder durch die Übernahme der

Verantwortung Stress und Unbehagen und bei zwei Primary Nurses kommt es gene-

rell zu Stress und Unbehagen ab einem Betreuungszeitraum von sechs oder sieben

Diensten.

Die „Pflegequalität“ zeigt einen Mittelwert von 8,5 auf bei einer Standardabweichung

von 1,9. Bei sieben PatientInnen sind während der Pilotierungsphase Pflegeproble-

me aufgetreten, die sich jedoch in diesem Zeitraum wieder verbessern, zu 75% kön-

nen die geplanten Pflegeziele erreicht werden. Bei zwei PatientInnen werden keine

Hautdefekte, Infektionen oder Kontrakturen diagnostiziert.

Die „Motivation“ mit einem Mittelwert von 9,3 und einer Standardabweichung von 1,1

bezieht sich zum einen auf die Ermöglichung der/des direkten Rückmel-

dung/Feedbacks hinsichtlich der eigenen Leistung, ohne persönliche Angriffe und

normalerweise nicht durch einen Vorgesetzten, zum anderen auf die selbstständige

Zeit- und Arbeitsplanung der Pflegetätigkeiten bei Patientinnen und der Dienstplan-

und Freizeitgestaltung; beides trifft bei sieben Primary Nurses zu 75% zu. Bei allen

zehn Primary Nurses erfolgt eine direkte Kommunikation zwischen den verschiede-

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nen für eine Aufgabe zuständigen Personen unabhängig von der Hierarchieebene

oder der funktionalen Stellung. Bei zwei Primary Nurses findet keine Qualitätskontrol-

le durch Personen einer höheren Hierarchieebene statt, bei acht Primary Nurses er-

folgt die Qualitätskontrolle durch die Stationsleitung in Form von Pflegevisiten.

Das „Pflegeverständnis“ weist einen Mittelwert von 9,9 auf, die Standardabweichung

beträgt 1,7. Diese Werte spiegeln die Berücksichtigung der PatientInnenbedürfnisse,

Ressourcen und die Einbeziehung der Angehörigen wider; bei fünf bis sieben Prima-

ry Nurses spielt das immer eine Rolle und bei allen zehn Primary Nurses steht

der/die Patient/in dauernd im Mittelpunkt, trotz großen maschinellen Aufwandes.

Diskurs

Anhand der Darstellung der Wirkungsindikatoren zeigt sich bei den Wirkungsdimen-

sionen, die in Struktur, Prozess und Verhalten unterteilt sind, dass bei der Struktur,

die den Grad der Verantwortung, die tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden,

die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch und die Pflegekontinuität beinhal-

tet, ein Umsetzungsgrad mittleren Ausmaßes mit einem Mittelwert von 8,9 erzielt wird.

Im Vergleich zur Ausgangssituation kann jedoch festgehalten werden, dass eine in-

tendierte Wirkung in allen vier Strukturbereichen durch Primary Nursing erzielt wird.

Als positiver, jedoch nicht intendierter Einflussfaktor, der in Fall 8 zu tragen kommt,

muss die präoperative Aufnahme des/der Patienten/in erwähnt werden, die auch den

hohen Umsetzungsgrad begünstigt. Als ungeplanter negativer Effekt bei der Wirkung

von Primary Nursing ist in Fall 9 der Krankenstand der Projektleitung/Stationsleitung

zu nennen, weil zudem die zu diesem Zeitpunkt eingeteilte Primary Nurse ebenfalls

krank gewesen und keine Regelung zur Vertretung beider Personen vorab getroffen

worden ist. Als weiterer nicht-intendierter negativer Faktor ist die mangelnde Auswahl

der möglichen Primary Nurses zu nennen, was eine Zuteilung der PatientInnen unter

Berücksichtigung der Fähigkeiten und Stärken der Primary Nurse erschwert.

Die Wirkungsdimension Prozess, die die Planung der Transferierung bzw. Entlas-

sung der PatientInnen und die Pflegequalität inkludiert, weist mit einem Mittelwert

von 7,3 einen Wert unter einer mittleren Umsetzung auf. Erklärbar ist dieser Wert

damit, dass als nicht-intendierter negativer Faktor, die Transferierung/Entlassung von

PatientInnen auf Intensivstationen nicht immer auf den Tag genau geplant werden

und die Primary Nurse dann auch nicht immer im Dienst sein kann. Die Pflegequalität

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erweist sich als sehr gut und wird auf mittlerem Niveau bewertet, was zur positiven

geplanten Wirkung zur Zielerreichung beiträgt.

Die Wirkungsdimension Verhalten mit den Faktoren Rollenverständnis, Motivation

und Pflegeverständnis erreicht ebenfalls einen mittleren Umsetzungsgrad, jedoch mit

einem Mittelwert von 9,9, der damit im Vergleich zu den beiden anderen Dimensio-

nen ein bedeutend höheres Niveau aufweist. In Bezug auf das Rollenverständnis ist

als positive geplante Wirkung die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufs-

gruppen anzumerken, wobei als negative, nicht-intendierte Wirkung von Primary

Nursing das große Belastungsgefühl und der Stress sowie die mangelnde Unterstüt-

zung diesbezüglich von Seiten der Projektleitung als Einflussfaktor berücksichtigt

werden muss. Beim Faktor Motivation gilt es zwei negative nicht-intendierte Wirkun-

gen zu beachten. Da ist einerseits der zunehmende Personalmangel durch Kranken-

stände, der die Motivation der Projektteammitglieder negativ beeinflusst. Anderer-

seits zeigt sich durch fehlende Fortschritte der PatientInnen ebenfalls eine schlechte-

re Bewertung der Motivation, was besonders in Fall 9 zum Tragen kommt. Das Pfle-

geverständnis als dritter Aspekt der Wirkungsdimension Verhalten ergibt einen sehr

guten Umsetzungsgrad, die Einbeziehung der Angehörigen in die Pflege ist jedoch

nicht immer umsetzbar, da Angehörige nicht zustimmten oder keine Angehörigen

vorhanden sind. Den PatientInnen wird trotz großen maschinellen Aufwandes auf der

Intensivstation von allen Primary Nurses ein ganzheitliches Pflegeverständnis entge-

gengebracht, unter Berücksichtigung des Gesundheits- und Krankheitsverständnis-

ses sowie unter Einbeziehung des Umfeldes. Ressourcen der PatientInnen können

besonders während der Akutphase und Postakutphase nicht in der Pflege berück-

sichtigt werden.

6.2 Ergebnisse zur Qualität der Pflegedokumentation

Die Resultate beziehen sich auf Kriterien, die in den Konzepten „Pflegediagnosen als

Prozess“, „Pflegediagnosen als Produkt“, „Pflegeinterventionen“ und „Pflegeergeb-

nisse“ enthalten sind. Zum einen wird die Auswertung der zehn Pflegedokumentatio-

nen der PatientInnen, die in die Pilotstudie zu Primary Nursing aufgenommen worden

sin, nachfolgend dargestellt. Zum anderen werden die Ergebnisse der acht Pflegedo-

kumentationen der PatientInnen, die zur IzEP©-Erhebung zugestimmt haben, mit den

Primary Nursing PatientInnen verglichen.

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Resultate zu „Pflegediagnosen als Prozess“

Das Konzept „Pflegediagnosen als Prozess umfasst Dimensionen eines ganzheitl i-

chen Assessments zur Pflegegeschichte und enthält elf Items“. (Müller-Staub et al.

2008: 331) Die Items für die Dokumentenanalyse beziehen sich auf Angaben zu dem

aktuellen Ereignis, das zum Spitalseintritt führte. Sie beinhalten Ängste und Sorgen

in Bezug auf den Spitalsaufenthalt, Erwartungen und Wünsche, Angaben zur Bewäl-

tigung der momentanen Situation und des momentanen Krankheitserlebens, zur so-

zialen Situation und Wohnverhältnisse, zu Beschäftigung, Bezugsperson, zum Infor-

mationsstand der Angehörigen, zu Informationen zur Lebensgeschichte, Glauben

und Lebenseinstellung, zur Intimsphäre, zu Frau/Mann sein und zu Angaben zu den

Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) (vgl. Müller-Staub et al. 2008: 332). Die elf

Items ergeben einen Maximalscore von 22 Punkten und einen Mittelwert von zwei.

Zwei Punkte werden vergeben, wenn die Aussagen vollständig erhoben bzw. mehre-

re Aussagen vorhanden sind. Ein Punkt weist auf teilweise erhobene bzw. eine Aus-

sage hin und null Punkte werden bei nicht erhobenen Aussagen zugeteilt (vgl. ebd.:

338).

Bei sechs PatientInnen der Pilotstudie werden die Pflegeanamnesen von der Allge-

meinstation übernommen, nachträglich finden keine Ergänzungen statt. Zwei Pfle-

geanamnesen werden von Pflegenden der Intensivstation erhoben und ein Patient

hat keine Pflegeanamnese.

Eine Auswertung ergibt zwölf Punkte, eine weitere beträgt elf Punkte und zwei Aus-

wertungen zu Pflegediagnosen als Prozess erzielen neun Punkte, weitere zwei errei-

chen fünf Punkte und eine Auswertung ergibt vier Punkte.

Bei allen vorhandenen Pflegeanamnesen fehlen Angaben zu dem aktuellen Ereignis,

das zum Spitaleintritt führte, zu Ängsten und Sorgen in Bezug auf den Spitalaufent-

halt, zu Erwartungen und Wünsche, zur Bewältigung der momentanen Situation/ des

momentanen Krankheiterlebens und zu Intimsphäre, zum Frau/Mann sein.

Die Auswertung der Vergleichsgruppe ergibt bei einem/einer Patienten/in zehn Punk-

te, eine weitere beträgt acht Punkte, zwei Auswertungen zu Pflegediagnosen als

Prozess erzielen sechs Punkte, eine weitere erreicht fünf Punkte. Bei drei PatientIn-

nen wurde keine Pflegeanamnese erhoben.

Wie bei der Projektgruppe fehlen auch bei der Vergleichsgruppe Angaben zum aktu-

ellen Ereignis, das zum Spitaleintritt führte, zu Ängsten, Sorgen in Bezug auf den

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Spitalaufenthalt, Erwartungen und Wünsche, zur Bewältigung der momentanen Situ-

ation/Krankheiterleben und zur Intimsphäre, zum Thema Frau/Mann sein.

Resultate zu „Pflegediagnosen als Produkt“

Das Konzept „;Pflegediagnosen als Produkt‘ umfasst qualitative Kriterien einer for-

mulierten Pflegediagnose entsprechend dem PES-Format7 und enthält acht Items“.

(Müller-Staub et al. 2008: 331) Diese acht Items beziehen sich auf die korrekte Be-

schreibung und Nummerierung der Pflegediagnosen mit dem Pflegediagnosetitel, auf

die dokumentierte Ätiologie sowie auf die korrekte Verbindung zur Pflegediagnose,

auf das Vorhandensein von Symptomen und darauf, ob diese auch zur Pflegediag-

nose passen. Ein weiteres Item betrifft die Zielformulierung und die Erreichbarkeit

des Zieles (vgl. ebd.: 332).

Die Pflegedokumentationen dieser Studie beinhalten neben den aktuellen Pflegedi-

agnosen auch Hoch-Risiko-Pflegediagnosen, die aus Problem und Risikofaktoren

bestehen und nach dem PRF-Format8 gegliedert sind. Ebenso werden Syndrompfle-

gediagnosen in die Pflegedokumentation aufgenommen, die aus einem Bündel von

aktuellen und Hoch-Risiko-Pflegediagnosen bestehen (vgl. Stefan/Allmer/Eberl et al.

2003: 32). In diesem Fall wird die dokumentierte Ätiologie zu dokumentierten Risiko-

faktoren, und Symptome werden als „nicht relevant“ bewertet. Wellness- oder Ge-

sundheitspflegediagnosen werden in dieser Studie nicht miteinbezogen.

Die Qualität der Pflegediagnosen wird mit einer fünfstufigen Skala mit acht Items

gemessen, die einen Maximalscore von 32 Punkten und einem Mittelwert von vier

ergeben. Vier Punkte werden vergeben, wenn die Pflegediagnose richtig nach dem

PES-Format bzw. PRF-Format beschrieben ist. Drei Punkte gibt es, wenn die Be-

schreibung teilweise richtig erfolgt. Zwei Punkte weisen auf das aussagekräftig be-

schriebene Pflegeproblem hin, ein Punkt wird verteilt wird, wenn das Pflegeproblem

nicht aussagekräftig formuliert ist. Null Punkte werden dann vergeben, wenn es we-

der zu einer Formulierung einer Pflegediagnose kommt noch ein Pflegeproblem be-

schrieben ist. Bezugnehmend auf die Zielformulierung bei den Pflegediagnosen gibt

es vier Punkte, wenn das formulierte Ziel der Pflegediagnose entspricht bzw. durch

7 PES-Format bedeutet Problem, Etiology, Symptoms, wonach aktuelle Pflegediagnosen exakt

beschrieben werden. 8 PRF-Format bedeutet Problem und Risikofaktoren. Hoch-Risiko-Pflegediagnosen werden in diesem

Format korrekt beschrieben.

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die Pflegeintervention erreichbar ist. Drei Punkte bedeuten, dass das Ziel nur teilwei-

se der Pflegediagnose entspricht und das Ziel nur teilweise durch Pflegeinterventio-

nen erreichbar ist. Wenn das Ziel einem Pflegeproblem richtig zugeordnet ist, wird

dies mit zwei Punkten bewertet; wird das Ziel nicht aussagekräftig entsprechend dem

Pflegeproblem formuliert, so wird ein Punkt vergeben. Wenn Ziele nicht beschrieben

werden, dann bedeutet dies null Punkte (vgl. Müller-Staub et al. 2008: 338).

Zwei Auswertungen zu „Pflegediagnosen als Produkt“ ergeben 30 Punkte, eine wei-

tere beträgt 29 Punkte. Vier Auswertungen erzielen 28 Punkte und weitere zwei er-

reichen 24 Punkte, wobei ein Mal aufgrund von ausschließlich gestellten Hoch-

Risiko-Pflegediagnosen zwei Punkte nicht relevant sind, eine Auswertung erzielt 18

Punkte.

Die Auswertung der Vergleichsgruppe der „Pflegediagnosen als Produkt“ ergibt ein-

mal 31 Punkte, eine weitere beträgt 24 Punkte. Eine Auswertung erzielt 22 Punkte

und eine weitere 20 Punkte. Eine Auswertung erzielt 18 Punkte und eine weitere 16

Punkte. Zwei Beurteilungen erreichen 13 Punkte.

Die Mittelwertunterschiede ergeben sich durch die überwiegend gestellten Hoch-

Risiko-Pflegediagnosen, die keine Symptome beinhalten und dadurch zwei Items

nicht mitgezählt werden.

Aus den formulierten Pflegediagnosen ist klar ersichtlich, dass in der Pflegedoku-

mentation der PatientInnen der Vergleichsgruppe die beiden „Standardpflegediagno-

sen“ dieser Intensivstation „Hautdefekt, hohes Risiko“ und „Infektion, hohes Risi-

ko“ nach der NANDA-Taxonomie II enthalten sind. Einmal wird die Pflegediagnose

„körperliche Mobilität, beeinträchtigt“ und einmal „Hautdefekt, bestehend“ nach der

NANDA-Taxonomie II angeführt. Eine frei formulierte Pflegediagnose ist ebenfalls

enthalten, die jedoch nach der NANDA-Taxonomie II als „Gewebeschädigung“ defi-

niert werden kann.

Die geplanten Pflegediagnosen der PatientInnen der Projektgruppe bestehen bei

allen ebenfalls aus den beiden Hoch-Risiko-Pflegediagnosen nach der NANDA-

Taxonomie II „Hautdefekt, hohes Risiko“ und „Infektion, hohes Risiko“. Bei drei Pati-

entInnen ist, wie auch bei der Vergleichsgruppe, die frei formulierte Pflegediagnose,

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die als „Gewebeschädigung“ nach der NANDA-Taxonomie II definiert werden kann,

enthalten. Außer den oben angeführten Pflegediagnosen werden 13 weitere aktuelle

Pflegediagnosen nach der NANDA-Taxonomie II angeführt. Diese lauten: Kommuni-

zieren verbal, beeinträchtigt, Entwöhnung vom Respirator, gestörte Reaktion, Haut-

defekt, bestehend, Selbstfürsorgedefizit, Waschen und Sauberhalten, Freihalten der

Atemwege, ungenügend, Körperliche Mobilität, beeinträchtigt, Körperbild Störung,

Gewebeschädigung, Spontanatmung, ungenügend, Angst, Flüssigkeitsüberschuss,

Verwirrtheit, akut und Atemvorgang, beeinträchtigt. Drei Hoch-Risiko-

Pflegediagnosen nach der NANDA-Taxonomie II lauten: Körpertemperatur erniedrigt,

hohes Risiko, Körpertemperatur erhöht, hohes Risiko und Körpertemperatur verän-

dert, hohes Risiko. Eine Syndrompflegediagnose „Inaktivitätssyndrom, hohes Risi-

ko“ wurde ebenfalls gestellt.

Resultate zu „Pflegeinterventionen“

Das Konzept „,Pflegeinterventionen‘ beschreibt Kriterien für geplante und implemen-

tierte Interventionen sowie deren innere Kohärenz (Übereinstimmung

mit/Wirksamkeit auf) zu Pflegediagnosen“. (Müller-Staub et al. 2008: 331) Bei der

Qualität der Pflegeinterventionen werden diese in Bezug auf ihre Wirksamkeit, auf

eine konkrete und klare Benennung und auf die geplante und dokumentierte Durch-

führung untersucht, sowie die Wirksamkeit auf die Ätiologie der Pflegediagnose ge-

prüft. Drei Items mit einem Höchstwert von zwölf Punkten ergeben einen Mittelwert

von vier (vgl. ebd.: 331).

Bei drei Auswertungen zeigen sich zehn Punkte, weitere drei haben neun Punkte

erreicht und wiederum drei Auswertungen erzielen acht Punkte. Eine Auswertung

kommt auf sechs Punkte. Keine Auswertung kommt auf die Gesamtpunkteanzahl

von zwölf, bei allen zehn Bewertungen fehlt es an konkret formulierten Pflegeinter-

ventionen.

Die Auswertung der Pflegeintervention der Vergleichsgruppe ergibt einmal zwölf

Punkte und zweimal zehn Punkte. Eine Auswertung erbringt neun Punkte und zwei

Auswertungen erzielen acht Punkte. Eine Auswertung kommt auf sieben Punkte und

einmal gibt es fünf Punkte. Auch hier spiegelt sich die Problematik der nicht konkret

formulierten Pflegeinterventionen wider.

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Resultate zu „Pflegeergebnisse“

Bei den pflegesensiblen PatientInnenergebnissen wird einerseits die Ergebnisevalu-

ierung bewertet und andererseits die Beschreibung der Veränderung bezüglich

Symptome, körperlicher Status, Wissensstand, Bewältigungsverhalten, Selbstpflege

in den ATLs oder im funktionellen Status und der Zusammenhang zwischen diesen

Veränderungen und den Pflegeinterventionen und Pflegediagnosen. Sieben Items

mit einer maximalen Punktevergabe von 28 ergeben einen Mittelwert von vier (vgl.

Müller-Staub et al. 2008: 331ff).

Die Auswertung der Pflegeergebnisse zeigt einmal 23 Punkte, ebenfalls je einmal 21

und 20 Punkte. Zwei Auswertungen ergeben 19 Punkte, wobei das Item „die Pflege-

diagnose wird entsprechend neu gestellt“ bei der Auswertung als nicht relevant beur-

teilt wird. Eine Auswertung kommt auf 17 Punkte und ebenfalls eine auf 16 Punkten.

Eine weitere erreicht 13 Punkte und eine zwölf Punkte, ebenfalls einmal werden

neun Punkte erzielt.

Die Problematik zeigt sich hier bei der konkreten Formulierung der Pflegeergebnisse

und - wie vorhin bereits beschrieben - bei den Pflegeinterventionen.

Die Auswertung der Pflegeergebnisse der Vergleichsgruppe ergibt einmal 23 Punkte,

zweimal 22 Punkte und einmal 21 Punkte. Ein Ergebnis liegt bei 16 und wiederum

eines bei sechs Punkten. Zwei Auswertungen ergeben null Punkte, da keine ent-

sprechenden Angaben zu den angelegten Pflegediagnosen gemacht worden sind.

Die Problematik mit den Pflegeergebnissen kann in der Vergleichsgruppe nicht iden-

tifiziert werden, da es sich hier nur um die standardisierten Hoch-Risiko-

Pflegediagnosen handelt. Die Formulierung der konkreten Pflegeinterventionen und

diese im Zusammenhang mit dem Pflegeergebnis zu betrachten, bereiten auch in der

Vergleichsgruppe Schwierigkeiten.

Resultat gesamt

Eine Auswertung ergibt einmal einen gesamten Mittelwert von 3,5 und zweimal 3,4,

jeweils eine weitere mit 3,3 und 3,2 und 3,1. Zwei Auswertungen kommen auf einen

Mittelwert von 2,9, eine auf 2,3 und eine auf 2,0. In der Projektgruppe ergibt das ei-

nen gesamten Mittelwert von 3,0, mit einer Standardabweichung von 0,5.

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Die totalen Mittelwerte der Vergleichsgruppe ergeben einmal 3,9, einmal 3,7, einmal

3,5, ebenso einmal 3,1 und 2,7, jeweils einmal 1,8 und 1,7 und einmal 1,2. In der

Vergleichsgruppe zeigt sich ein Gesamtmittelwert von 2,7, mit einer Standardabwei-

chung 2,6.

Diskurs

Müller-Staub et al. (2010: 121) definieren einen Mittelwert von 3,5 als gut. Der totale

Mittelwert von 3,5 wird in der Projektgruppe einmal erreicht und in der Vergleichs-

gruppe präsentieren sich totale Mittelwerte von 3,9, 3,7 und 3,5. Die hohen Mittelwer-

te in der Vergleichsgruppe ergeben sich dadurch, dass überwiegend die „standardi-

sierten“ Hoch-Risiko-Pflegediagnosen mit den entsprechenden Standardmaßnahmen

angelegt worden sind.

Bei der Auswertung der Qualität der Pflegediagnosen, -interventionen und -

ergebnisse mit Hilfe des Instruments „Qualitiy of Nursing Diagnosis, Interventions

and Outcomes (Q-DIO)“ kann eine Verbesserung der Qualität der Pflegedokumenta-

tion festgestellt werden. Ein Indiz dafür ist einerseits die Auswahl der individuellen

aktuellen Pflegediagnosen, die sich in der Anzahl – hier ist nämlich eine steigende

Tendenz sichtbar - ebenfalls verändert hat. Andererseits sind inhaltliche Verbesse-

rungen bei Definitionen von Pflegeinterventionen, Zielerreichung und Evaluierung

und eine innere Kohärenz nachvollziehbar.

5.3 Kategorisch gegliederte Darstellungen der Leitfadeninterviews

Aus den geführten Leitfadeninterviews haben sich die Hauptkategorien „Übernahme

der Verantwortung“, „Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden“, „Direkte Kom-

munikation von Mensch zu Mensch“, „Beziehung zu PatientInnen“, „Beziehung zu

Angehörigen“, „Pflegeplanende/r ist Pflegedurchführende/r – Pflegekontinuität“, „Zu-

sammenarbeit mit Pflegepersonen, ÄrztInnen und TherapeutInnen“, „Motivation“,

„Organisation“ und „Gefühle/Empfindungen“ ergeben; nachfolgend sollen diese Ka-

tegorien dargestellt werden.

„Übernahme der Verantwortung“

Primary Nurses sehen im Pflegesystem Primary Nursing ein größere Verantwortung

als im System der Bereichspflege, bei der, hinsichtlich der PatientInnenzuteilung, die

Pflegenden die Betreuung der PatientInnen öfters wechseln können. Ebenso wird im

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System der Bereichspflege der Umgang mit sterbenden PatientInnen als geringere

Belastung gesehen. Die Veränderung der Verantwortung manifestiert sich in der ge-

naueren Planung der Pflegediagnosen, dem Treffen von eigenen Entscheidungen,

dem Angebot von mehreren Pflegeinterventionen und der besseren Nachvollziehbar-

keit. Dies lässt sich durch eine bessere Kenntnis über den/die Patienten/in erklären,

kann aber auch mit einem erhöhten Engagement von Seiten der Primary Nurses

verbunden sein. Primary Nurses sehen in der präoperativen Aufnahme auf der Inten-

sivstation eine Erleichterung in der Übernahme der Verantwortung, da die PatientIn-

nen gezielt aufgeklärt und zu geplanten Pflegeinterventionen, die postoperativ An-

wendung finden, befragt werden können. Was jedoch nicht Usus auf dieser Intensiv-

station ist.

Andererseits werden auch keine Veränderungen in der Übernahme der Verantwor-

tung wahrgenommen, es kommt zu keiner Umgestaltung im Pflegeprozess und der

Pflegediagnostik. Mögliche Erklärungsansätze dafür sind, dass der Betreuungszeit-

raum zu kurz gewesen ist, die bestehenden Arbeitsbedingungen eine Veränderung

nicht zugelassen haben, fehlendes Wissen oder eine mangelnde Motivation von Sei-

ten der Primary Nurse vorliegen und Unterstützung von Projektteammitgliedern

und/oder der Stationsleitung nicht gewährleistet wird.

„Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethoden“

Primary Nurses nehmen keine Veränderungen im Tagesablauf wahr, obwohl Früh-

stückszeiten und weitere pflegerische Interventionen an die Schlafgewohnheiten

des/der Patienten/in angepasst werden. Der Betreuungsumfang bei den PatientInnen

ist gleich geblieben.

„Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch“

Die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch bezieht sich auf die Kommunika-

tion zwischen Primary Nurses und den PatientInnen, den ÄrztInnen und Therapeu-

tInnen, anderen Pflegepersonen und der Stationsleitung. Die Kommunikation mit An-

gehörigen wird hier nicht erwähnt, jedoch in der Kategorie „Beziehung zu Angehöri-

gen“ näher erläutert.

Gespräche mit ansprechbaren PatientInnen beinhalten die Aufenthaltsdauer, das

weitere Vorgehen, kulturelle Belange, den aktuellen Zustand, die Pflegeplanung und

die psychische Situation der PatientInnen.

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Die Kommunikation zwischen Primary Nurses und den ÄrztInnen gestaltet sich auf-

grund der besseren Kenntnisse von PatientInnen intensiver, was sich auch bei den

Visiten bemerkbar macht. Primary Nurses werden vermehrt in die tägliche Zielformu-

lierung für den/die Patienten/in einbezogen und Anliegen werden angehört.

Ebenso zeigt sich eine sehr gute Kommunikation mit den TherapeutInnen, wenn es

sich um Terminabsprachen und die Planung handelt.

Ergebnisse weisen auf eine verbesserte Kommunikation zwischen den Pflegeperso-

nen hin. Durch umfangreiche Erkenntnisse über den/die Patienten/in erfolgt eine ge-

nauere, aber auch zeitintensivere Dienstübergabe. Zusatzinformationen werden im

EDV-gestützten Dokumentationssystem festgehalten. Daraus könnte auch in weite-

rer Folge eine verbesserte Pflegequalität abgeleitet werden.

Die Kommunikation zwischen Primary Nurses und der Stationsleitung wird beson-

ders in der Abhaltung der Pflegevisite hervorgehoben. Als weitere Aufgabe der Stati-

onsleitung wird die Informationsweitergabe über den Projektablauf und -verlauf an

alle beteiligten Personen der Station gesehen und gewünscht, als wesentlicher Be-

standteil wird hierbei die direkte und klare Kommunikation erwartet; letzteres findet

jedoch eher in Form von E-Mails bzw. durch das Aushängen von diversen Blättern

statt, was als nicht ausreichend bewertet wird. Kommunikative Präsenz wird von der

Stationsleitung gewünscht, da sich darin auch die Wertigkeit und Wichtigkeit des Pro-

jektes widerspiegelt.

„Beziehung zu PatientInnen“

Eine gelungene Pflegebeziehung, die sich durch die Pflegekontinuität und die eins-

zu-eins Betreuung ergibt, bildet auch eine gute Kommunikationsbasis. PatientInnen

merken sich einerseits den Namen der Primary Nurse, sind dadurch aber auch auf

diese Bezugsperson fixiert. Andererseits bestehen sie auf am Vortag besprochene

und geplante Maßnahmen. Pflegende erhalten Anerkennung von PatientInnen, auch

nonverbal. PatientInnen profitieren von Primary Nursing, Fortschritte sind klar er-

kennbar und aus subjektiver Sicht der Primary Nurses wird eine raschere Transferie-

rung begünstigt. Es gibt aber auch PatientInnen, die während des Betreuungszeit-

raumes keine Fortschritte oder sogar Rückschritte erleben. Diese Tatsache stellt für

die zugeteilte Primary Nurse ein Problem dar, da sie Pflegerfolge nur im Zusammen-

hang mit Fortschritten sieht, fehlende Pflegefehler oder die Aufrechterhaltung eines

konstanten Niveaus des/der Patienten/in werden hier nicht honoriert.

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Primary Nurses, die sich beim/bei der Patient/in nicht als Bezugspflegeperson vorge-

stellt haben, können auch nicht namentlich genannt werden und werden daher nicht

als diese erkannt. Mögliche Ängste vor zu intensiven Kontakt mit PatientInnen

und/oder Angehörigen bzw. vor der Übernahme der Verantwortung könnten Gründe

dafür sein.

Aus diesen unterschiedlichen Darstellungen lässt sich die Auffassung von Joseph P.

Forgas (1995: 203ff, in: Napiwotzky 1998: 31) ableiten, der postuliert, „daß sich jede

Beziehung durch ein bestimmtes Niveau von Engagement und Vertrautheit aus-

zeichnet, das irgendwo auf einem Kontinuum zwischen beiden hypothetischen Ext-

remen nicht vorhandenen Kontakt und vollkommener Gegenseitigkeit bzw. Identität

der PartnerInnen angesiedelt ist“. Die Pflegebeziehung kann variieren von einem

oberflächlichen Kontakten bis hin zum persönlichen Engagement der Primary Nurses

mit einer gewissen Vertrautheit aufgrund der Pflegekontinuität; diese Variationsbreite

kann anhand der Daten belegt werden.

„Beziehung zu Angehörigen“

Einige Primary Nurses beschreiben die Beziehung zu Angehörigen, die freundlich,

offen, kooperativ und herzlich auftreten, als gut und erleben den gegenseitigen In-

formationsaustausch positiv. Gespräche mit Angehörigen über Ängste und Befürch-

tungen und gemeinsame Überlegungen, die die Arbeit der Primary Nurse erleichtern,

werden geführt. Verzweiflung des/der Patienten/in führt auch zur Verzweiflung und

Weinen der Angehörigen, die Primary Nurse kann hier jedoch durch einen gelungen

Beziehungsaufbau ebenso wie durch ihr persönliches Engagement und durch ihre

Kompetenz Unterstützung bieten. Angehörige sollten dieses Angebot an Unterstüt-

zung aber auch annehmen und akzeptieren können.

Die Angehörigen nehmen die Pflegekontinuität unterschiedlich wahr, erkennen aber

Fortschritte des/der Patienten/in. Besuchszeiten können in einem Einzelzimmer offe-

ner gestaltet werden als in einem Mehrbettzimmer. Auf die Möglichkeit des Besu-

cherwechsels innerhalb der Gruppe der Angehörigen wird hingewiesen, um Belas-

tungen für Einzelne zu reduzieren, vor allem bei jenen Angehörigen, bei denen die

Primary Nurses das Gefühl haben, dass sie mit der Situation des/der Patienten/in

überfordert sind und Stress erleben. Um diesen Personen eine Erholungsphase zu

ermöglichen, wird von der Primary Nurse dieses Angebot ausgesprochen. Ein weite-

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rer Grund für die zuvor angebotene Möglichkeit könnte auch die selbst empfundene

Belastungssituation von Primary Nurses sein durch gestresst Angehörige.

Angehörige tauschen Informationen mit anderen Angehörigen aus, deren krankes

Familienmitglied ebenfalls im Projekt teilgenommen hat. Manche Projektteammitglie-

der bewerten diesen Austausch einerseits positiv, andererseits kann er auch Unbe-

hagen bereiten, nämlich dann, wenn PatientInnen, die bereits im Projekt involviert

gewesen und danach keiner Primary Nurse mehr zugeteilt sind, sich weniger gut be-

treut fühlen könnten. Konkret geäußert wird diese Möglichkeit zwar nie, doch kann

sie als ein Hinweis auf mangelnde Klarheit über die Regelung bzw. fehlende Rege-

lung, wie PatientInnen im Anschluss an das Projekt zu betreuen sind, gewertet wer-

den.

Angehörige werden von manchen Primary Nurses individuell in die Pflege involviert.

Individuelle Einbeziehung in die Pflege wird z. B. ermöglicht durch das Eincremen

der Beine, das Durchbewegen der Arme und Beine, eine Einsichtnahme in die Pfle-

gedokumentation, die Unterstützung beim Lagewechsel, die Flüssigkeits- und Nah-

rungsaufnahme, die Mundpflege oder die körperliche Nähe. Angehörige erhalten

dadurch auch das Gefühl gebraucht zu werden und für den/die Patienten/in da zu

sein. Andere Primary Nurses sehen wiederum in der Teilnahme an der Pflege eine

Belastung für den/die Patienten/in und für Pflegende aufgrund eines größeren Zeit-

aufwandes. Ein weiterer möglicher Grund dafür, dass die Teilnahme von Angehöri-

gen an der Pflege nicht immer positiv gesehen wird, kann in der fehlende Kompetenz

in Bezug auf eine konkrete Anleitung von Angehörigen bestehen, oder in einer Unsi-

cherheit, wenn Angehörige kontinuierlich das Handling der Primary Nurse beobach-

ten.

Manche PatientInnen erhalten auch keinen oder nur sporadisch Besuch, so dass ein

Beziehungsaufbau nicht möglich ist.

„Pflegeplanende ist Pflegedurchführende – Pflegekontinuität“

Die Aufgabe der Primary Nurse wird in der kontinuierlichen Betreuung des/der Pati-

enten/in gesehen, während sie im Dienst ist. Ebenso ist Teil der Aufgabe das ge-

meinsame Abhalten der Pflegevisite mit der Stationsleitung. Die Wirkung der Pflege-

kontinuität ist erkennbar, wenn auf Pflegeinterventionen vom Vortag aufgebaut wer-

den kann. Durch die Pflegekontinuität entsteht umfangreiches Wissen über den/die

Patienten/in, und Pflegeinterventionen können fortgesetzt werden. Daraus resultie-

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rend kann es zu Fortschritten des/der Patienten/in kommen, was bei fehlender Konti-

nuität in Frage gestellt wird. Die Dienstübergaben sind viel genauer, Pflegende wis-

sen über Zustandsveränderungen des/der Patienten/in Bescheid.

Primary Nursing wird positiv bewertet, die mögliche Umsetzung wird in der kleinen

Gruppe gesehen, für PatientInnen, die nur wenige Tage an der Intensivstation ver-

bringen, wird sie jedoch nicht als sinnvoll erachtet.

Andererseits zeigt sich, dass bei PatientInnen mit infauster Prognose trotz Pflege-

kontinuität keine Fortschritte erzielt werden können. Diese scheinen auch abhängig

zu sein vom Allgemeinzustand und vom Krankheitsbild des/der Patienten/in. Trotz

fehlender Fortschritte könnte durch das Wissen um die Bedürfnisse des/der Patien-

ten/in das Wohlbefinden so gut wie möglich aufrechterhalten und Pflegefehler ver-

mieden werden, was ebenfalls als Pflegeerfolg bewertet werden könnte.

„Pflegeprozess“

Die Hauptkategorie „Pflegeprozess“ inkludiert die Subkategorien „Pflegeplanung“,

„Pflegediagnosen“ und „Pflegedokumentation“; sie sollen nachfolgend zusammenge-

fasst beschrieben werden.

Pflegediagnosen als Teil des Pflegeprozesses werden von den Primary Nurses indi-

viduell und detailliert angelegt, die sogenannten Standardpflegediagnosen, die bei

allen PatientInnen in die Pflegeplanung der IntensivpatientInnen dieser Station auf-

genommen werden, erscheinen nicht mehr ausreichend und sind unbefriedigend.

Pflegeprobleme, die als Pflegediagnosen in der NANDA-Taxonomie nicht aufge-

nommen wurden, werden frei formuliert.

Die Pflegeplanung erfolgt genauer, überlegter, patientInnenbezogener und überwie-

gend eigenverantwortlich, wodurch ein schrittweises Planen möglich ist. Als begüns-

tigender Faktor wird auch die Absprache mit den TherapeutInnen und ÄrztInnen ge-

sehen. Durch die genauere Dokumentation entsteht für alle beteiligten Personen ein

umfangreicheres Wissen über den/die Patienten/in. Notizen und Fotos über Verläufe

und Fortschritte des/der Patienten/in sowie Pflegevorschläge und Begründungen zur

Pflegediagnostik werden ebenfalls dokumentiert. Dieses Vorgehen erfordert einen

größeren Zeitaufwand, was gerade beim Erstellen der Pflegeplanung zu Beginn die

Betreuung eines/einer zweiten Patienten/in unmöglich erscheinen lässt. Die Doku-

mentation findet meist am Ende eines Dienstes statt. Grund dafür kann sein, dass an

arbeitsintensiven Tagen Primary Nurses erst dann die Ruhe finden, um umfangreich

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und genau dokumentieren zu können. Daraus können aber auch Überstunden resul-

tieren, besonders dann, wenn die Pflegediagnostik neu erstellt werden muss.

Der Unsicherheit von einigen Primary Nurses bei der Pflegeplanung, der Auswahl

und dem Umfang der richtigen Pflegediagnosen und der Planung der korrekten Pfle-

geinterventionen, die aus den Daten hervorgeht, kann durch gegenseitige Unterstüt-

zung der Primary Nurses entgegengewirkt werden, aber auch dienstältere KollegIn-

nen, neue MitarbeiterInnen, SchülerInnen oder StudentInnen, die ihr Praktikum auf

dieser Station absolvieren, können als mögliche Hilfen in Betracht gezogen werden.

Die Pflegeplanung fällt bei der weiteren Übernahme der Rolle der Primary Nurse be-

reits leichter, was auch Hinweis dafür sein kann, dass bei intensiver und bewusster

Auseinandersetzung mit der Pflegediagnostik die Kompetenz des Diagnostizierens

gefördert und gesteigert wird. Die professionelle Durchführung der Pflegeplanung ist

abhängig von der Grundeinstellung jeder einzelnen Pflegeperson und Bestandteil

des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches im Gesundheits- und Krankenpflege-

gesetzes - schon seit vielen Jahren9 wird bzw. soll das so praktiziert werden.

Primary Nurses sehen die Verantwortung für die Pflegediagnosen bei der Stationslei-

tung. Es besteht eine Holschuld der Primary Nurses der Stationsleitung gegenüber,

um Termine zur Pflegevisite zu organisieren.

Engmaschig abgehaltene Evaluationen der Pflegediagnosen als wesentlicher Schritt

im Pflegeprozess, werden als zeitaufwändig empfunden und sollen zu einem Zeit-

punkt angesetzt werden, zu dem die Primary Nurse im Tagdienst den/die Patien-

ten/in betreut.

Eine klare Regelung u. a. zur Pflegeplanung bei Krankenstand der Primary Nurse ist

von großer Wichtigkeit, was daran deutlich wird, dass Associate Nurses bei Zu-

standsveränderung keine Evaluierung und Korrektur in der Pflegeplanung durchfüh-

ren. Vermutlich liegt es daran, dass sie nicht wissen, ob es auch für sie zulässig ist,

diese Veränderungen zu dokumentieren, dass sie die Verantwortung in diesem Zu-

sammenhang nicht wahrnehmen oder dass die Unterstützung durch die Projektlei-

tung nicht gegeben ist.

9 Seit dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz 1997.

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„Zusammenarbeit mit Pflegepersonen, ÄrztInnen und TherapeutInnen“

Zusammenarbeit mit Pflegepersonen

Die Zusammenarbeit mit den Pflegenden der Station wird von einigen Primary Nur-

ses aufgrund der Kontrolle und Unterstützung der Stationsleitung und durch die Ein-

haltung der Pflegeplanung positiv gesehen. Änderungen der Pflegeplanungen wer-

den von den durchführenden Personen begründet. Die Zusammenarbeit erfolgt ei-

nerseits mit verschiedenen KollegInnen der Station oder mit Projektteammitgliedern

bzw. mit einer bestimmten Associate Nurse. Unterstützung wird von dem/der Wund-

manager/in dieser Station angeboten. Neue, einzuschulende MitarbeiterInnen wer-

den nicht involviert, obwohl dies als mitarbeiterInnenbezogenes Tätigkeitsfeld der

Primary Nurses beschrieben ist.

Bei Nichteinhaltung der geplanten Pflegeinterventionen werden Pflegepersonen di-

rekt von manchen Primary Nurses angesprochen, was jedoch nicht jede Primary

Nurse so praktiziert. Die betroffene Pflegekraft darauf hin anzusprechen wird als

Aufgabe der Stationsleitung gesehen, andererseits könnten auch Angst oder Unsi-

cherheit von Seiten der Pflegepersonen bestehen, die Arbeit von KollegInnen, die

möglicherweise älter sind bzw. eine längere Berufserfahrung aufweisen, zu kritisieren.

Das pflegerische Handeln von KollegInnen zu beanstanden, könnte auch als zusätz-

liche Belastung empfunden werden. Die Ergebnisse legen die Interpretationen nahe,

dass die Stationsleitung dies von bestimmten Pflegepersonen akzeptierten würde,

was bei manchen Primary Nurses zum Gefühl der Ungerechtigkeit führen kann, da

Primary Nursing zu einem gesteigertes Verantwortungsbewusstsein beiträgt. Feh-

lendes Interesse für und unqualifizierte Kommentare über Primary Nursing lassen die

Vermutung zu, dass das ein Grund für eine Beeinträchtigung in der Zusammenarbeit

mit Pflegenden sein kann.

Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass es keine gravierenden Veränderung in der

Zusammenarbeit mit Pflegepersonen und in der Einhaltung der geplanten Pflegein-

terventionen gegeben hat, wobei letzteres möglicherweise von Primary Nurses nicht

kontrolliert werden kann oder wird.

Aufgrund der personellen Situation betreuen im Nachtdienst meist Nicht-

Projektteammitglieder den/die Patienten/in. Bei Anwesenheit der Primary Nurse im

Nachtdienst besteht aber die Möglichkeit, bei Unklarheiten Fragen zu stellen, auch

wenn die Primary Nurse einen/eine anderen/andere Patienten/in zu betreuen hat.

Zusätzlich gibt es die Option, dass die Primary Nurse mehrere Nachtdienste absol-

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viert und tagsüber die Vertretungsfunktion durch eine bestimmt Associate Nurse er-

folgt.

Zusammenarbeit mit ÄrztInnen

Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen wird in Bezug auf Absprachen, Berichterstat-

tung und gemeinsame Überlegungen als sehr gut definiert, wodurch eine Steigerung

der Arbeitszufriedenheit wahrgenommen werden kann. Es wird das Gefühl vermittelt,

dass Primary Nurses ernst genommen werden. Die Ergebnisse lassen den Schluss

zu, dass Primary Nursing generell einen positiven Anklang bei den ÄrztInnen findet,

da durch die Pflegekontinuität ein umfangreicheres Wissen über den/die Patienten/in

festgestellt und konkrete Anliegen bei der Visite vorgebracht werden können und sich

die Visitenzeit subjektiv verkürzt. Davon kann aber auch abgeleitet werden, dass Ärz-

tInnen sich teilweise auf die Primary Nurse verlassen, weil auch umfangreiches Wis-

sen über medizinische Fakten besteht. Andererseits ergeben sich Situationen, in de-

nen Anordnungen nicht immer den Wünschen der Primary Nurses entsprechen.

Grund dafür kann in der ärztlichen Verantwortung liegen, denn geplante Ziele von

ÄrztInnen können andere sein als pflegerische Ziele, oder aber die Primary Nurse

kommuniziert ihre Wünsche nicht ausdrücklich.

Andere Primary Nurses erkennen wiederum keine Veränderung in der Zusammenar-

beit mit den ÄrztInnen, da sie den/die Patienten/in betreffende Anliegen immer schon

geäußert haben; zudem bezweifeln sie teilweise die Wahrnehmung der Primary Nur-

se, wenn z. B. keine entsprechende Vorstellung stattgefunden hat.

Fallbesprechungen mit ÄrztInnen und dem Pflegepersonen werden gewünscht, wür-

den jedoch eine Vorbereitungszeit auf Seite der ÄrztInnen benötigen, weshalb diese

selten bei den Primary Nursing PatientInnen abgehalten werden können. Diese Fall-

besprechungen könnten jedoch jungen MitarbeiterInnen dieser Station als Aneignung

von speziellem medizinischem Wissen Unterstützung sein.

Zusammenarbeit mit TherapeutInnen

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Primary Nurses die Zusammenarbeit be-

sonders mit den PhysiotherapeutInnen als sehr gut und angenehm empfinden. Dazu

beitragen die Verlässlichkeit bei Terminabsprachen und die gemeinsame Planung für

den nächsten Tag. Eine gewisse Kontinuität der TherapeutInnen kann festgestellt

werden. Je nach Zuweisung der ÄrztInnen wird auch mit LogopädInnen, Ergothera-

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peutInnen und mit TherapeutInnen für die Stromtherapie zusammengearbeitet. Die

Eintragungen der TherapeutInnen am dafür vorgesehenen Plan finden unregelmäßig

statt, obwohl dieser Plan von allen Beteiligten sehr positiv bewertet wird. Pflegeper-

sonen sehen die Abstimmung der Pflegeinterventionen nach diesem Plan - wobei

sich TherapeutInnen auch untereinander abstimmen können - als bedeutenden Fak-

tor an.

Die Zuweisung von TherapeutInnen durch ÄrztInnen erfolgt abhängig vom Zustand

des/der Patienten/in, so dass nicht alle Primary Nurses die Zusammenarbeit mit den

TherapeutInnen bewerten können. Mobilisationsschritte werden von den Primary

Nurses und Associate Nurses in diesem Fall selbstständig durchgeführt. Trotz Pla-

nung kann dies, beispielsweise bei Personalmangel, nicht immer eingehalten werden.

„Motivation“

Die Motivation einiger Projektteammitglieder hat sich gesteigert durch Gespräche mit

der Stationsleitung, durch die Einsicht, dass eine Veränderung in der Pflege notwen-

dig ist, durch positive Feedbacks von KollegInnen und durch positive Erfahrungen

und erkennbare Fortschritte bei den PatientInnen. Pflege, die von der Primary Nurse

durchgeführt wird, kann auch andere KollegInnen im Zimmer motivieren, wodurch die

Zusammenarbeit gefestigt werden kann.

Neue MitarbeiterInnen könnten von Anfang an mit dem Pflegeorganisationssystem

Primary Nursing vertraut gemacht werden; das aber sollte Aufgabe der Stationslei-

tung sein. Andererseits wird die Einschulung neuer MitarbeiterInnen im System Pri-

mary Nursing negativ bewertet, da es Befürchtungen geben könnte, die Lernziele

nicht zu erreichen, wenn immer der/die gleiche Patient/in betreut wird.

Vereinzelt wird von Pflegepersonen Interesse bekundet, die bei Primary Nursing ger-

ne mitmachen würden, unter der Bedingung, dass sie eine Unterstützung bei der

Pflegeplanung erhalten und Besprechungen zu Primary Nursing während ihrer

Dienstzeit abgehalten werden, da sich ihr Wohnort außerhalb von Wien befindet.

Ergebnisse zeigen, dass die Wahl des/der Patienten/in, der/die von einer Primary

Nurse betreut werden soll, von der Primary Nurse selbst getroffen werden sollte, da

eine gegenseitige Sympathie Grundvoraussetzung für eine gelingende Pflegebezie-

hung bei Primary Nursing ist. Da ein positiver Beziehungsaufbau auf Gegenseitigkeit

beruht, sollte die Wahl in Rücksprache mit dem/der Patienten/in erfolgen. Im Zuge

der Aufklärung bzw. Absprache um die Rolle der Primary Nurse gilt es auch Informa-

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tionen über den Betreuungsumfang mit dem/der Patienten/in zu klären, so dass

er/sie nicht das Gefühl bekommt, ganz im Fokus der Aufmerksamkeit zu stehen,

müssen doch andere PatientInnen auch betreut werden. Primary Nurses bauen

durch die Pflegekontinuität eine entsprechende Beziehung zum/zur Patienten/in auf,

was aber auch bedeuten kann, dass Pflegekräfte von PatientInnen vereinnahmt wer-

den können; andererseits besteht aber auch die Möglichkeit, mit den zu Pflegenden

gemeinsame Grenzen zu besprechen, eine gewisse Kompetenz vorausgesetzt.

Die Ergebnisse zeigen ebenso, dass Primary Nurses den Wunsch äußern, im Fall

einer Implementierung von Primary Nursing auf dieser Intensivstation, die Rolle der

Primary Nurse nicht mehr übernehmen zu müssen, für die Rolle der Associate Nurse

würden sie aber gerne zur Verfügung stehen. Das kann ein Zeichen von Unsicherheit

bei der Arbeit, von Angst vor der Verantwortung oder vor intensiven Kontakt mit Pati-

entInnen und Angehörigen sein, was in weiterer Folge zu Belastungen bis hin zu

Burnout führen kann.

Als eines der zentralen Themen wird während der Pilotierungsphase der Personal-

mangel von den Projektteammitgliedern beklagt, woraus sich Überstunden ergeben;

dieser Umstand wird von jeder einzelnen Pflegeperson individuell bewertet und ver-

arbeitet.

Die Ergebnisse zeigen, dass Primary Nursing generell als gutes Pflegeorganisati-

onssystem gesehen wird, die Implementierung auf dieser, einer 16 Betten führenden

Intensivstation, wird jedoch in Frage gestellt. Diese Einstellung basiert auf der Sta-

tions- und Teamgröße und durch die PatientInnen, die sich in einem schlechten All-

gemeinzustand befinden, bei denen die Letalität relativ hoch ist. Aus den Ergebnis-

sen kann abgeleitet werden, dass PatientInnen in einem schlechten Allgemeinzu-

stand erst nach Wochen von Primary Nurses übernommen werden, was wiederum

ein Grund für Erfolglosigkeit bzw. Unzufriedenheit mit der Arbeit sein kann. Folglich

gilt es zu bedenken, welche PatientInnen zu welchem Zeitpunkt von einer Primary

Nurse betreut werden sollten.

Es zeigt sich, dass die fehlende Motivation und das Desinteresse einzelner Projekt-

teammitglieder, die Motivation der anderen herabsetzt, und dieses mangelnde Inte-

resse als störend empfunden wird, da sich diese Personen freiwillig zu Primary

Nursing gemeldet haben.

Besprechungstermine werden nicht eingehalten und damit die Einschätzung der Re-

levanz von Primary Nursing deutlich gemacht. Die fehlende Vorbildwirkung durch die

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Projektleitung, kein Verantwortungsbewusstsein für den/die Patienten/in bei Abwe-

senheit der Primary Nurse, das Nichteinhalten der geplanten Pflegeinterventionen,

die Zuteilung von Nicht-Projektteammitgliedern durch die Stationsleitung zu den Pri-

mary Nursing PatientInnen, die Notwendigkeit umfangreicher Dokumentation, unqua-

lifizierte Bemerkungen über Primary Nursing auf diversen Blättern, Personalmangel,

Unruhe im Stationsteam und die Angst vor Mehrarbeit, bedingt durch fehlendes Wis-

sen zu Primary Nursing, sind ebenfalls Faktoren für eine ungenügende Motivation

der Pflegepersonen.

Unterschiedliche Meinungen und Wünsche zur Implementierung von Primary Nursing

werden von den Projektteammitgliedern sowie vom gesamten Pflegeteam wahrge-

nommen bzw. kommuniziert. Negative Aspekte zu Primary Nursing, auch als kon-

struktive Kritik geäußert, scheinen aus Sicht der Primary Nurse von der Projektlei-

tung nicht akzeptiert zu werden.

„Organisation“

Zur Hauptkategorie „Organisation“ werden die Kategorien „Projektablauf“, „Hierar-

chieebene“, „Stationssituation“, „Projektleiterin/Stationsleiterin“, „Planung“, „Bespre-

chungen“ und „Dienstplangestaltung“ näher erläutert.

Projektablauf

Als bedeutender Aspekt wird der Ärger über fehlende Pflegeanamnesen und Einver-

ständniserklärungen zum Projekt der PatientInnen ausgedrückt, ebenso wie Unklar-

heiten über die Organisation der Einverständniserklärung und über Projektinformati-

on. Informationen darüber sollten immer von der gleichen Person gegeben werden.

Das können Hinweise sein über nicht konkret formulierte Ablauforganisation oder

mangelndes Wissen darüber, fehlende Informationsweitergabe und ungenügende

Unterstützung bzw. Zusammenarbeit mit der Projektleitung. Die Erstellung der Pfle-

geanamnese bzw. die Organisation dieser ist ein eigenverantwortlicher Tätigkeitsbe-

reich und sollte als Aufgabe der Primary Nurse klar geregelt sein.

Über das weitere Vorgehen besteht beim/bei der neunten Patienten/in noch Unklar-

heit, die sich jedoch bis zum Projektende aufgeklärt hat, dadurch, dass von der Stati-

onsleitung der Wunsch ausgesprochen wird, Primary Nursing wie bisher bei ei-

nem/einer Patienten/in weiterführen zu wollen. Bei den Pflegenden, die die Rolle der

Primary Nurse übernehmen werden, wird es Zu- und Abmeldungen geben.

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Die Ergebnisse zeigen, dass der Mitmachgedanke zu Projektbeginn bei den Primary

Nurses vorhanden gewesen ist. Da sich das Projekt in eine andere Richtung als er-

wartet entwickelt und sich die Interessen generell verändern, wird vereinzelt ein Aus-

stieg aus dem Projektteam gewünscht, der jedoch von der Projektleitung während

der Projektzeit nicht akzeptiert werden kann.

Hierarchieebene

Aufgrund fehlender Dokumentation könnte es zu einer veränderten Auswertung der

TIPPS 10 kommen, wodurch negative Veränderungen des Personalschlüssels be-

fürchtet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Standpunkte der Führungsebene

zu Primary Nursing dem Projektteam nicht klar sind. Primary Nursing würde aber als

relevant erachtet werden, Lob und Anerkennung würden die Motivation steigern und

die Wertigkeit des Projektes erkennbar machen.

Stationssituation

Resultate der Studie zeigen, dass Primary Nurses einerseits die Situation auf der

Station als locker empfinden, da von Seiten der Stationsleitung eine große Entschei-

dungsfreiheit gegeben ist, was aber wird von manchen KollegInnen nicht geschätzt

wird. Diese Entscheidungsfreiheit wird jedoch nicht von allen als solche empfunden,

beispielsweise hinsichtlich der PatientInnen- bzw. Zimmerzuteilung. Da für Primary

Nurses die PatientInnenzuteilung mehr oder weniger schon festgelegt ist, kann der

Wunsch nach einem Wechsel nur schwer bis gar nicht realisiert werden.

Es wird eine Grundunzufriedenheit am System geäußert wegen der zahlreichen Pro-

jekte, die gleichzeitig durchgeführt werden, der vielen Krankenstände und der unko-

ordinierten Abläufe bei der Dienstplangestaltung, der Aufnahme und Entlassung der

PatientInnen sowie der Veränderung der Besprechungstermine. Associate Nurses

übernehmen die Betreuung des/der Patienten/in bei Abwesenheit der Primary Nurse,

was bedeutet, dass sie sich an die Vorgaben der Pflegeplanung halten sollten, wobei

auch der Stationsbetrieb aufrecht erhalten werden muss und Vorgaben nicht immer

berücksichtigt werden können.

10 TIPPS – Tägliches Intensivpflegepunktesystem als Methode zur täglichen Erfassung der Leistungen

(vgl. Lausch 2000: 112).

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Die Ergebnisse weisen auch auf den Wunsch hin, die Station mit Fotos vom Stati-

onspersonal zu gestalten, um den Beziehungsaufbau für Angehörige zu Pflegenden

zu erleichtern.

Projektleitung/Stationsleitung

Die Daten lassen den Schluss zu, dass es keine Vertretung der Projektleitung wäh-

rend ihrer Abwesenheit gegeben hat, so dass die korrekte Weiterführung von Prima-

ry Nursing nicht gewährleistet war. Ebenso zeigt sich eine Unklarheit in Bezug auf

die Rolle der Stationsleitung im Projekt, die zugleich die Projektleitung innehat, außer,

dass Pflegevisiten abgehalten werden, die aber auch bei den anderen PatientInnen

durchgeführt werden. Möglicherweise ist es den Befragten wichtig, dass Einschulun-

gen zu Primary Nursing von der Projektleitung organisiert werden. Zudem entsteht

ein Ungerechtigkeitsgefühl, wenn manche Projektteammitglieder die Rolle der Prima-

ry Nurse oder Associate Nurse ablehnen können, weil sie mit dem/der Patienten/in

oder den Angehörigen nicht zurechtkommen bzw., wenn eine Auszeit in der Betreu-

ung für einen oder zwei Dienste gewünscht wird, demselben Wunsch jedoch bei an-

deren Pflegepersonen von der Projektleitung trotz vorangegangener Regelung bei

der Projektplanung nicht nachgekommen wird. Befürchtet wird aber auch, dass sich

Pflegepersonen, wenn es einmal erlaubt wird, immer von ihrer Rolle entbinden las-

sen würden. Andererseits besteht in Primary Nursing die Notwendigkeit, dass zum

positiven Beziehungsaufbau sowohl die Pflegeperson als auch der/die Patient/in das

Recht haben, sich über die Beibehaltung der Pflegebeziehung auszusprechen. Re-

gelungen scheinen in diesem Fall nicht klar genug definiert zu sein, oder aber es ist

zu einer Nichteinhaltung dieser Regelung gekommen.

Dem Desinteresse der KollegInnen zur Einhaltung der Vorgaben bei Primary Nursing

scheint von der Stationsleitung nicht entsprechend nachgegangen zu werden, was

möglicherweise den Wünschen der Projektteammitglieder widerspricht. Es ist davon

auszugehen, dass Projektteammitglieder den Stellenwert, den das Projekt bei der

Stationsleitung genießt, hinterfragen.

Planung

Die Daten weisen darauf hin, dass es an einer optimalen Planung zu Primary

Nursing fehlt. Insbesondere bei längerem Krankenstand der Primary Nurse würde es

keine konkrete Regelung geben und Unklarheit darüber bestehen, ob nach dem

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Krankenstand die Primary Nurse, die den/die Patienten/in primär übernommen hat,

weiter betreut, oder, ob eine zweite Primary Nurse bis zum Projektende den/die Pati-

enten/in übernehmen und evaluieren sollte.

In der Regel erfolgt die PatientInnenauswahl durch die Stationsleitung mit bedingtem

bis keinem Mitspracherecht der Primary Nurses. Bedeutend scheint auch hier, dass

es eine klare Vorgabe braucht. Primary Nurses werden automatisch ihrem/ihrer Pati-

enten/in zugeteilt, es besteht keine Wahlmöglichkeit. Im PatientInnenzimmer kann

dann evtentuell noch mit einer Pflegeperson die PatientInnenbetreuung getauscht

werden.

Ab einer Aufenthaltsdauer von fünf Tagen wird die Übernahme von PatientInnen

durch eine Primary Nurse als ein zentraler Aspekt gesehen.

Es sollte für alle beteiligten Berufsgruppen klar erkennbar sein, welche Primary Nur-

se bei welchem/welcher Patienten/in zugeteilt ist, z. B. durch eine Markierung an der

PatientInnentafel.

Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass Primary Nurses auch die Betreuung

von zwei PatientInnen übernehmen sollten, was ab dem zweiten Tag, nachdem die

Pflegeplanung angelegt ist, als möglich erscheint. Das würde auch das Gefühl der

ungerechten PatientInnenverteilung im übrigen Pflegeteam verändern und Primary

Nurses hätten auch die Möglichkeit andere PatientInnen zu betreuen.

Als wichtigen Punkt vor der Implementierung von Primary Nursing wird eine professi-

onelle Schulung zum Thema „Pflegediagnostik“ in Betracht gezogen, damit ein ein-

heitliches Verständnis und Vorgehen praktiziert werden kann. Obwohl immer wieder

Fortbildungen zu dieser Thematik stattfinden, scheinen diese Aspekte nach wie vor

problematisch zu sein.

Die Implementierung von Primary Nursing würde eine generelle Veränderung bei der

Dienstplangestaltung und eine Flexibilität der Pflegenden bedeuten. Hier stellt sich

auch die Frage, in wie weit Pflegende sich bereit erklären würden, sich von ihrer ge-

wohnten Dienstplangestaltung zu entfernen bzw., welche Veränderungen - transpa-

rent für alle Betroffenen - von der Stationsleitung geplant werden müssten, um Pri-

mary Nursing durchführen zu können.

Besprechungen

Primary Nursing sollte allen Pflegepersonen bzw. dem gesamten Stationsteam von

einer Person einer höheren Hierarchiestufe in Form einer „verpflichtenden“ Teambe-

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sprechung erklärt werden, um Grundbegriffe, Vorteile, Vorgehensweise und Kriterien

der PatientInnenauswahl und Umfang der Pflegeplanung zu erläutern, wodurch mög-

licherweise Unsicherheit, Widerstände und Angst vor Mehrarbeit reduziert werden

könnten.

Bei den morgendlichen Dienstübergaben sollte erwähnt werden, welche Primary

Nurse bei welchem/welcher Patienten/in eingeteilt ist.

Projektgesprächstermine würden zu kurzfristig bekannt gegeben werden und die Re-

flexionsgespräche gehen nicht konform mit der Dienstplaneinteilung der Primary

Nurses, die dadurch nicht immer anwesend sein können.

Als mögliche Reaktion auf die Problematik der Angehörigenbetreuung, aber auch im

Sinne der Fortbildungen zu Primary Nursing, könnte für einige Projektteammitglieder

eine Fortbildung über eine besucherfreundliche Intensivstation geplant werden.

Dienstplangestaltung

Die Ergebnisse zeigen, dass Tagdienste zur Planung der Pflege besser geeignet

sind als Nachtdienste, was einem Charakteristikum von Primary Nursing entsprechen

würde. Dienstplanänderungen würde die Stationsleitung vornehmen, ebenso die Pa-

tientInnenzuteilung an die Associate Nurses, wenn die Primary Nurse nicht im Dienst

ist. Die Betreuung des/der Patienten/in tagsüber erfolgt überwiegend durch die Pri-

mary Nurse oder Associate Nurses, wobei sich meist eine geringe Zahl an Associate

Nurses abwechseln. In der Nacht übernehmen Pflegepersonen, die nicht im Projekt-

team involviert sind, die Betreuung.

Ebenso würden durch zu viele freie Tage hintereinander Primary Nursing schlechter

bewertet werden, da viel Zeit verloren geht, in der viel beim/bei der Patienten/in ge-

macht werden könnte.

Aus den Resultaten lässt sich ableiten, dass zu viele Nachtdienste für das Konzept

Primary Nursing eher nicht passend sind, auch wenn es für Pflegepersonen ange-

nehm erscheint. Eine Pflegeplanung, wie oben bereits angeführt, würde nicht optimal

durchgeführt werden können. Ein pflegerischer Beziehungsaufbau zu dem/der Pati-

enten/in und den Angehörigen erscheint ebenso nur bedingt möglich.

„Gefühle/Empfindungen“

Daten der Studie weisen darauf hin, dass positive Gefühle in Bezug auf Primary

Nursing geäußert werden. Es werden Vorteile erkannt, z. B., dass durch die Pflege-

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kontinuität ein größeres Wissen über den/die Patienten/in, über Diagnostik und The-

rapie entstehen und die PatientInnen von diesem Wissen profitieren würden. Ebenso

würden PatientInnenfortschritte kontinuierlich beobachtet werden können, aber auch

das Gefühl der Erleichterung zum Zeitpunkt der Transferierung des/der Patienten/in

wird beschrieben. Dieses Gefühl könnte sich darauf zurückführen lassen, dass Pri-

mary Nurses über den Erfolg des/der Patienten/in, zu dem sie einen besonderen Bei-

trag geleistet haben, froh sind, aber auch, dass die Beziehung zum/zur Patienten/in

und den Angehörigen beendet ist, da durch die Kontinuität auch eine gewisse Belas-

tung wahrgenommen wird. Andererseits könnte das Gefühl der Erleichterung auch

aus Angst bzw. Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Zustandes des/der

Pateinten/in entstehen. Ergebnisse weisen ebenso auf eine gute Zusammenarbeit in

der Projektgruppe hin. Als positiver Aspekt wird auch die Möglichkeit der Teilung der

Verantwortung mit einer zweiten Pflegeperson, also einer Associate Nurse, gesehen.

Es zeigt sich, dass es einigen Primary Nurses in der Ausübung der Rolle gut gegan-

gen ist, Primary Nursing hat hier also gut funktioniert, jedoch ist eine Abgrenzung bei

Dienstende notwendig, damit Primary Nurses ihre Gedanken um den/die Patienten/in

nicht mit nach Hause nehmen, was ein belastender Faktor wäre.

Durch die Selbstreflexion der Handlungen aufgrund der kontinuierlichen PatientIn-

nen- und Angehörigenblicke wird zwar eine Verbesserung der Pflegequalität be-

schrieben, andererseits wird dies aber auch als anstrengend empfunden. Es entsteht

die Angst vor übler Nachrede oder davor, etwas falsch zu machen, vor allem dann,

wenn die Primary Nurses nicht oder noch nicht die entsprechenden Kompetenzen

aufweisen und in ihrem Tun unsicher sind.

Die Ergebnisse weisen auch darauf hin, dass bei längerfristiger Betreuung des/der

Patienten/in dann keine Belastung wahrgenommen werden würde, wenn eine Mög-

lichkeit bestehen würde, dazwischen andere PatientInnen betreuen zu können. Zu

realisieren wäre das durch eine entsprechende PatientInnenzuteilung im gleichen

Zimmer des/der Primary Nursing Patienten/in oder dadurch, dass die Primary Nurse

überhaupt das PatientInnenzimmer wechselt, jedoch unter der Voraussetzung, dass

sie bei Fragen und Unklarheiten zum/zur Primary Nursing Pateinten/in zur Verfügung

stehen würde.

Möglicherweise ist es für Primary Nurses besonders wichtig, persönlichen Dank von

Angehörigen zu bekommen. Die Freude darüber, wenn diese Erfahrung gemacht

wird, mag als Hinweis darauf gelten.

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Tendenziell zeigt sich, dass negative Gefühle wie Unmut und Frustration durch gro-

ßen Zeit-, Arbeits-und Energieaufwand entstehen würden, da viele Therapien und

Interventionen angeboten werden würden. Einfluss auf das Entstehen dieser negati-

ven Gefühle haben auch abwertende Kommentare von KollegInnen, die umfangrei-

che Dokumentationspflicht und die intensiven Gesprächen mit Angehörigen, sowie

Erklärungs- und Kontrollaufwand bei der Umsetzung von Primary Nursing. Die per-

manente Forderung nach Anwesenheit von den PatientInnen und/oder Angehörigen

wird als Anstrengung empfunden.

Vermutlich besteht aus Angst, Unsicherheit oder Unkenntnis die fehlende Bereit-

schaft mancher Pflegepersonen zur Übernahme der kontinuierlichen Verantwortung

eines/einer Patienten/in.

Die Daten lassen den Schluss zu, dass bei einigen Primary Nurses große Belastun-

gen durch den längeren Betreuungszeitraum des/der Patienten/in und durch die in-

tensiven Gespräche mit den Angehörigen entstehen würden, vor allem dann, wenn

der/die Patient/in keine Fortschritte macht. Es entwickelt sich ein Gefühl der Machtlo-

sigkeit und Unzufriedenheit mit der eigenen Arbeit. Ein ständiges Nachdenken dar-

über, warum der/die Patient/in keine Fortschritte macht, ob er/sie an diesem Zustand

schuld sei oder etwas falsch mache oder übersehen würde, verstärken die oben be-

nannten Gefühle.

Angst wird geäußert, dass PatientInnen und/oder Angehörige das Gefühl haben

könnten, ungerecht bzw. bevorzugt behandelt zu werden, wenn ein/eine Patient/in

von einer Primary Nurse betreut wird und der/die andere nicht, trotzdem die Patien-

tInnen vor Projektstart ausreichend informiert werden. Konkrete Aussagen darüber

werden von den Primary Nurses jedoch nicht wahrgenommen.

Zudem wird das Gefühl der Unsicherheit beschrieben, wenn geplante Pflegemaß-

nahmen aufgrund von Zeit- und/oder Personalmangel nicht eingehalten werden kön-

nen oder aber, wenn die Pflegeplanung verändert werden muss und die Primary

Nurse nicht im Dienst ist. Dies lässt sich einerseits durch mangelhaftes Wissen über

Primary Nursing erklären, andererseits scheint es an konkreten Regeln bzw. Vorga-

ben und an Unterstützung zu fehlen.

Aufgrund eines gesteigerten Verantwortungsgefühl und der Pflegekontinuität entsteht

eine emotionale Bindung und das Gefühl des „Mitgenommenseins“, besonders bei

sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen. Es kann zu Verzweiflung bei den

Primary Nurses kommen, weil sie sehr in die Betreuung involviert sind, der/die Pati-

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ent/in zudem sympathisch wirkt, bemüht und motiviert ist, die Angehörigen sehr zu-

gänglich sind, die Primary Nurses aber nicht weiter helfen können und die Qualen

des/der Patienten/in machtlos beobachten müssen.

Trotz langer Verweildauer auf der Intensivstation hat der/die Patient/in keine Kontrak-

turen und steht auf einem Aktivitätsniveau, was zwar auch positiv bewertet wird, der

Primary Nurse aber nicht gefällt, weil sie es nicht beeinflussen kann.

Gefühle wie Traurigkeit und ein Nicht-Wohlfühlen entstehen, wenn ein Beziehungs-

aufbau stattgefunden hat, eine fehlende Distanz vorherrscht oder auch, wenn die

PatientInnen jung sind.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine geringe Arbeitszufriedenheit durch die

schlechte Stimmung und den rauen Umgangston, in Verbindung mit einer fehlenden

Unterstützung durch die Stationsleitung, entstehen würde.

Diskurs

Die Daten lassen den Schluss zu, dass tendenziell zwischen zwei Gruppen von Pri-

mary Nurses unterschieden werden kann. Die einen nehmen eine positive Verände-

rung im System Primary Nursing und den vier Schlüsselelementen – Übernahme der

Verantwortung, tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode, direkte Kommunikation

und Pflegeplanende ist Pflegedurchführende - wahr, sind motiviert in der Umsetzung

und Durchführung, weisen ein entsprechendes Wissen über Primary Nursing auf,

erleben eine positive Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen und fordern die Un-

terstützung von verschiedenen KollegInnen und der Stationsleitung bei Bedarf ein.

Diese Gruppe agiert in ihrem Tätigkeitsfeld eigenständig und kann mit Problemen

umgehen bzw. diese bewältigen. Pflegeerfolge, die u. a. durch Fortschritte der Pati-

entInnen und durch den persönlichen Dank von Angehörigen gekennzeichnet sind,

weisen auf die Arbeitszufriedenheit der Primary Nurses hin. Vorschläge und Ideen im

Bereich Primary Nursing werden leichter umgesetzt, und eine Implementierung nach

konkreten Richtlinien scheint auf dieser Station möglich.

Die andere Gruppe jedoch erlebt durch Primary Nursing ein besonderes Belastungs-

gefühl, eine Implementierung lehnt sie daher eher ab; sie steht einer weiteren, freiwil-

ligen Übernahme der Rolle der Primary Nurse ablehnend gegenüber, die Rolle der

Associate Nurse aber würde sie übernehmen. Veränderungen der vier Schlüs-

selelemente von Primary Nursing können in dieser Gruppe nicht immer aufgezeigt

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werden. Die Pflegekontinuität und, dadurch bedingt, der intensive Beziehungsaufbau

zu PatientInnen und Angehörigen tragen besonders zur Entstehung dieses Gefühls

bei. Ein Abschalten nach Dienstende ist scheinbar nicht möglich, und Gedanken über

den/die Patienten/in und über die Verantwortung belasten in der Freizeit weiterhin die

Primary Nurses. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen wird als

unverändert beschrieben, TherapeutInnen werden nicht immer von den ÄrztInnen

zugewiesen, und wenn doch, ist keine Kontinuität gegeben bzw. stellt sich keine

Veränderung ein. Pflegeerfolge bzw. Fortschritte der PatientInnen werden nicht un-

bedingt dem Resultat von Primary Nursing zugeschrieben bzw., es können keine

Fortschritte dokumentiert werden. Der kontinuierliche Umgang mit PatientInnen mit

infauster Prognose bzw. mit sterbenden PatientInnen scheint ebenfalls problemati-

sche zu sein.

Die Ergebnisse zeigen ebenso, dass die Rolle der Stationsleitung einen scheinbar

wesentlichen Aspekt bildet. Dabei spielt vermutlich die direkte Informationsweiterga-

be zu Primary Nursing an das gesamte Pflegeteam eine zentrale Rolle. Ebenso wird

der Unterstützungsfaktor als bedeutend erachtet, hinsichtlich der Vorgaben, aber

auch in der Einhaltung von Regeln, die das System betreffen. Organisatorische Be-

lange, die das Projekt berühren, sollten ausschließlich im Aufgabenbereich der Pro-

jektleitung, die auch die Stationsleitung ist, liegen. Zusätzlich sollte eine Person be-

nannt werden, die die Vertretung der Stationsleitung übernimmt und mit Primary

Nursing vertraut ist, um damit ein Weiterführen des Systems zu ermöglichen. Das

Abhalten der Pflegevisite wird von Primary Nurses einerseits gefordert, andererseits

wird kein Unterschied erkannt, da Pflegevisiten bei allen PatientInnen stattfinden.

5.4 Thematisch gegliederte Darstellungen der Reflexionsgespräche

Während des Pilotierungszeitraumes werden nach jedem/jeder Projektpatienten/in,

insgesamt jedoch nur acht, Reflexionsgespräche mit den Projektteammitgliedern ge-

führt. Die Anzahl ergibt sich daraus, dass bei zwei PatientInnen der Abstand zum

letzten Gespräch zu kurz ist und die Inhalte im darauffolgenden Gespräch gemein-

sam behandelt werden.

Es werden 18 Themen aus den Textstellen der transkribierten Reflexionsgespräche

identifiziert, diese sind „Gefühle/Empfindungen“, „Dienstplangestaltung“, „Wis-

sen/Durchsetzungsvermögen/Dienstjahre“, „Ansichten der Associate Nurse“, „Bezie-

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hung zu Angehörigen und zu PatientInnen“, „Pflegeplanung“, „Organisation“, „Zu-

sammenarbeit mit Pflegepersonen, ÄrztInnen und TherapeutInnen“, „Verantwortung“,

„Dokumentation“ und „Motivation“.

Eine Analyse der Themenabfolge ist nicht möglich, da die Evaluatorin die Themen

ins Gespräch eingebracht hat (vgl. Froschauer/Lueger 2003: 161). Aufgrund der ge-

ringen TeilnehmerInnenzahl an den Reflexionsgesprächen, die in Abbildung 6 darge-

stellt wird, können nicht die Meinungen aller Projektteammitglieder herausgearbeitet

werden.

Reflexionsgespräch TeilnehmerInnen

1. Reflexionsgespräch Projektleitung, Primary Nurse, sechs Pflegepersonen, stati-

onsleitender Oberarzt

2. Reflexionsgespräch Primary Nurse, eine Pflegeperson, stationsleitender Ober-

arzt

3. Reflexionsgespräch Projektleitung, drei Pflegepersonen, ein/eine Physiothera-

peut/in

4. Reflexionsgespräch Projektleitung, Primary Nurse, zwei Pflegepersonen,

ein/eine Physiotherapeut/in

5. Reflexionsgespräch Primary Nurse, ein/eine Physiotherapeut/in

6. Reflexionsgespräch

(6. und 7. Patient/in werden

zusammen besprochen)

Projektleitung, eine der beiden Primary Nurses, eine Pflege-

person

7. Reflexionsgespräch

(8. und 9. Patient/in werden

zusammen besprochen)

Projektleitung, zwei Pflegepersonen, stationsleitender Ober-

arzt

8. Reflexionsgespräch

(Abschlussgespräch nach

zehn PatientInnen)

Projektleitung, vier Pflegepersonen

Abb. 6: Teilnahme an den Reflexionsgesprächen.

Die nachfolgenden Abbildungen stellen einen exemplarischen Teil der Themencha-

rakteristika zu den einzelnen Themen und die Spezifika dar. Die detaillierte Ausfüh-

rung ist im Anhang 4 ersichtlich. Im Anschluss der charakteristischen Darstellung

erfolgt die Analyse zum entsprechenden Thema, wobei die unterschiedlichen oder

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ähnlichen Auffassungen über ein Thema und mögliche Erklärungen dazu aufgezeigt

werden (vgl. Froschauer/Lueger 2003: 162).

Thema 1: „Gefühle“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 1: Gefühle

Text 1: Zu Beginn skepti-

sches Gefühl, Befürchtun-

gen, dass sich der Zustand

des/der Patienten/in ver-

schlechtert.

Erleichterung über positive

Entwicklung, Traurigkeit

über Umstände, die von

der Primary Nurse nicht

beeinflussbar sind, die

den/die Patienten/in aber

sichtlich belasten.

Befürchtung/Angst vor Ver-

schlechterung des PatientIn-

nenzustandes und Erleichte-

rung über positive Entwicklun-

gen

Diese Gefühle werden von

der Primary Nurse mit mind.

zehnjähriger Berufserfah-

rung nicht nur im Zusam-

menhang mit Primary

Nursing beschrieben.

Abb. 7: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit des

Auftretens zum Thema „Gefühle“.

Analyse zum Thema „Gefühle“

Die Ergebnisse zeigen, dass es bei der ersten Primary Nurse im Projekt noch an Er-

fahrungswerten fehlt. Aufgrund von nicht klar formulierter Vorgaben und Richtlinien

über Primary Nursing entstehen Unsicherheiten in der Übernahme der Verantwor-

tung und in der anschließenden Rechenschaftspflicht der Associate Nurses gegen-

über der Primary Nurse.

Wissen von ExpertInnen unterstützt die Primary Nurses bei der Verantwortungsüber-

nahme. Die Zusammenarbeit mit dem/der Wundmanager/in wird sehr positiv gese-

hen und ist im Bedarfsfall auch gewünscht.

Aus den Daten geht hervor, dass einige Pflegepersonen in der längerfristigen Über-

nahme der PatientInnenbetreuung eine große Belastung sehen, unabhängig von Be-

rufserfahrung und Dienstjahren. Dies bezieht sich nicht nur auf den Umgang mit

sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen, sondern auch auf PatientInnen, bei

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denen keine pflegerischen Fortschritte erkennbar sind, und auf PatientInnen, die die

Primary Nurse sehr in Anspruch nehmen. Hier gilt es zu klären, welche Pflegeperso-

nen die Rolle der Primary Nurse bzw. der Associate Nurse einnehmen können, und

wie auf psychische Belastungen reagiert werden soll bzw., welche Bewältigungsmög-

lichkeiten angeboten werden können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Umgang

mit sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen. Auch hier muss gezielte Unter-

stützung vorhanden sein. Die Betreuung des/der sterbenden Patienten/in in den letz-

ten Stunden wird von der Associate Nurse übernommen, die ebenfalls aufgrund der

Pflegekontinuität eine große Belastung empfindet. Diese Belastung kann vermutlich

durch das rasche Ableben nach Therapiebeendigung, wenn es für die Associate

Nurse überraschend gekommen ist, trotz langjähriger Berufserfahrung als erschwe-

render Faktor gesehen werden.

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine positive Einstellung Primary

Nursing gegenüber, den Pflegepersonen durch die mehrmalige Übernahme der Rolle

als Primary Nurse sowie durch umfangreiche Informationen und klare Vorgaben Si-

cherheit gibt. Konkrete Richtlinien vorzugeben und mit allen Pflegepersonen bzw. mit

dem gesamte Stationsteam direkt zu kommunizieren, wird als Aufgabe der Projektlei-

tung, die auch Stationsleitung ist, sowie als wesentlicher Aspekt in der Kommunikati-

on gesehen.

Pflegepersonen, die sich im Beziehungsaufbau mit den PatientInnen und den Ange-

hörigen abgrenzen können, die bereit sind, die eigene Arbeit zu reflektieren, eine

gute Gesprächsbasis mit allen Beteiligten finden und die nicht nur Fortschritte der

PatientInnen als Erfolg der eigenen Arbeit sehen, empfinden die Rolle der Primary

Nurse als nicht belastend.

Die Stationsleitung spricht die Vermutung aus, dass Pflegepersonen die Betreuung

der Angehörigen nicht zu ihren Aufgaben zählen, obwohl es im Tätigkeitsbereich ei-

ner Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson beschrieben ist. Durch die-

se unprofessionelle Einstellung Angehörigen gegenüber und auch aufgrund von Des-

interesse können im Umgang mit Angehörigen Probleme auftreten, wie beispielswei-

se bei der Kommunikation bzw. dabei, diese in die Pflege zu integrieren.

Charakteristisch scheint, dass ein positives Arbeitsklima wichtig ist für eine gute Zu-

sammenarbeit untereinander und zwischen den verschieden Berufsgruppen. Durch

Personalmangel, großen Arbeitsaufwand und das Hervorheben der Projektteammit-

glieder bzw. der Primary Nursing PatientInnen etc. entsteht ein schlechtes Arbeits-

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klima, das die Kommunikation untereinander und die Arbeitszufriedenheit negativ

beeinflusst.

Thema 2: „Dienstplan“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 2: Dienstplan

Text 1: Negativ werden die

vielen Nachtdienste gesehen,

und es besteht der Wunsch

nach mehr Tagdiensten.

Zu viele Nachtdienste der

Primary Nurse werden nega-

tiv gesehen.

Die Dienstplangestaltung mit

vielen Nachtdiensten ist für

Primary Nursing nicht sinn-

voll, was auch im siebten

Reflexionsgespräch so gese-

hen wird. Wunsch, als Pri-

mary Nurse hauptsächlich

Tagdienste zu haben,

Zusammenhang mit der Rol-

le der Stationsleitung, Orga-

nisation und Pflegekonti-

nuität

Abb. 8: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit des

Auftretens zum Thema „Dienstplan“.

Analyse zum Thema „Dienstplan“

Die Daten lassen den Schluss zu, dass im Zusammenhang mit Pflegekontinuität die

Tagdienstpräsenz der Primary Nurse von großer Wichtigkeit ist. Die Pflegepersonen

sehen die Gestaltung ihres Dienstplanes unterschiedlich. So beharren einige Pflege-

personen auf ihre Nachtdienste bzw. den bestehenden Dienstplan aufgrund privater

Gegebenheiten. Andere Pflegepersonen wiederum, die nur Tagdienste absolvieren,

sehen die Notwendigkeit einer Dienstplangestaltung mit überwiegend Tagdiensten.

Sie würden es als Primary Nurse auch sinnvoll finden, kurze Tagdienste in einer

Fünf-Tage-Woche zu absolvieren. Individuelle Vorlieben der Pflegepersonen beein-

flussen also auch die Dienstplangestaltung, wobei das System Primary Nursing eine

PatientInnenorientierung auch in der Dienstplangestaltung vorsieht und damit eine

erhöhte Flexibilität der Pflegenden erforderlich ist. Inwieweit das Privatleben der

Pflegepersonen beeinträchtigt wird bzw. wurde, muss noch geklärt werden.

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Die Dienstplangestaltung ist Aufgabe der Stationsleitung. Änderungen in Bezug auf

Primary Nursing scheinen für das Projektteam nicht klar zu sein. Die Ergebnisse zei-

gen, dass es nach Angaben der Stationsleitung an personellen Ressourcen fehlt,

den Dienstplan so zu gestalten, dass Primary Nursing an der gesamten Station um-

gesetzt werden kann. Die Dienstplangestaltung ist mittelfristig zu gestalten, so dass

es z. B. nicht möglich ist den Plan kurzfristig zu verändern, da er zwei Monate im Vo-

raus geschrieben sein soll.

Unklar erscheint noch die Regelung, wie vorgegangen werden soll, wenn die Primary

Nurse längere Zeit frei hat oder krank ist. Soll diese dann bereits von einer anderen

Primary Nurse abgelöst werden? Wenn ja, ab wie vielen Tagen, oder soll eine be-

stimmt Associate Nurse bestätigt werden, die die Vertretung übernimmt?

Thema 3: „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 3: Wissen,

Durchsetzungsstärke,

Dienstjahre

Text 1: Pflegeperson mit

dreijähriger Erfahrung ist

skeptisch, ob Fortschritte

des/der Patienten/in nur auf-

grund von Primary Nursing

erzielt worden sind.

Fraglich, ob Erfolge des/der

Patienten/in durch Primary

Nursing erzielt worden sind.

Unterschiedliches Verständ-

nis und Wissen über Primary

Nursing dienstjüngerer Pfle-

gepersonen

Abb. 9: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit des

Auftretens zum Thema „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“.

Analyse zum Thema „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“

Es ist davon auszugehen, dass das Verständnis für Primary Nursing unterschiedlich

zu sein scheint. Klar ist, dass die standardisierten Pflegemaßnahmen von allen Pfle-

gepersonen der Station bei allen PatientInnen durchgeführt werden. Der Unterschied

liegt in der Pflegekontinuität und im Wissen über den/die Patienten/in, mit der Folge,

dass dadurch Fortschritte des/der Patienten/in schneller erkannt und darauf reagiert

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werden kann. Auch medizinische Belange wie beispielsweise bakteriologische Be-

funde, Untersuchungen oder Arzneimittelgaben können schneller hinterfragt werden.

Als eine der wesentlichen Eigenschaften der Primary Nurse wird das Durchset-

zungsvermögen beschrieben. Wichtig dabei ist, dass sie geplante Pflegemaßnahmen

begründen kann und entsprechend argumentiert, wenn es sich um medizinische An-

liegen handelt. Sie sollte auch bereit sein, bei Nichteinhaltung der geplanten Maß-

nahmen, die Ursachen dafür zu ergründen. Als unterstützend für das Durchset-

zungsvermögen werden die Berufserfahrung und Kenntnisse in pflegerischen und

medizinischen Schwerpunkten genannt. Diese Eigenschaften sind nicht nur dienstäl-

teren Pflegepersonen vorbehalten, auch jüngere KollegInnen können sich Älteren

gegenüber durchsetzten. Andererseits gibt es auch dienstältere KollegInnen, die die-

ses Durchsetzungsvermögen nicht aufweisen und Probleme damit haben.

Als belastender Faktor bei Primary Nursing wird das Fehlen von Fortschritten bzw.

Pflegeerfolgen beim/bei der Patienten/in gesehen. Diese Problematik hat in diesem

Projekt vorwiegend Pflegepersonen betroffen, die schon eine langjährige Berufser-

fahrung aufweisen können. Hier wird eine Veränderung in der Einstellung zur Pflege

von IntensivpatientInnen als notwendig erachtet, da zwar einerseits die Beibehaltung

des Pflegeniveaus und die Verhinderung von Pflegekomplikationen als Erfolg be-

trachtet werden können, andererseits aber ist die professionelle Begleitung von Pati-

entInnen, deren Zustand sich zunehmend verschlechtert, ebenfalls als Erfolg zu se-

hen.

Die Abhaltung der Pflegevisite als eine der Aufgaben der Stationsleitung wird von

jüngeren Pflegepersonen als Belastung und Kontrolle empfunden. Es muss eine in-

tensive Auseinandersetzung mit dem/der Patienten/in stattfinden, um die Pflegediag-

nosen und die Planung zu kennen, was ja vorrangige Aufgabe der Primary Nurse ist.

Einige Pflegepersonen mit langjähriger Berufserfahrung betrachten die Pflegevisite

als Unterstützung durch die Stationsleitung beim Formulieren der Pflegediagnosen

und der Maßnahmen und sehen es als Holschuld, die Stationsleitung um eine Pfle-

gevisite zu bitten, sollte keine stattgefunden haben. Als kritisch wird jedoch oft der

ausgewählte Zeitpunkt gesehen, wenn nämlich gerade dann die Pflegevisite durch-

geführt werden soll, wenn sehr viel Arbeit beim/bei der Patienten/in bzw. im Patien-

tInnenzimmer anfällt.

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Bei der Stationsleitung besteht Unklarheit darüber, welche Einstellung die Pflegedi-

rektion Primary Nursing gegenüber vertritt. Diese Ungewissheit erzeugt auch Unsi-

cherheit im Projektteam.

Thema 4: „Ansichten der Associate Nurse“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 4: Ansichten der

Associate Nurses

Text 1: Durch die Associate

Nurse werden keine Verän-

derungen in der Betreuung

des/der Patienten/in wahr-

genommen, außer, dass die

Pflegeplanung ausführlicher

ist.

Pflegeperson mit langjähri-

ger Erfahrung sieht als Asso-

ciate Nurse keine Verände-

rung in der Betreuung

des/der Patienten/in. Die

Pflegeplanung wird ausführli-

cher durchgeführt.

Zusammenhang mit der Rol-

le der Associate Nurse, Ver-

antwortung, Pflegeplanung.

Einstellung und Wissen über

Primary Nursing

Abb. 10: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Ansichten der Associate Nurse“.

Analyse zum Thema „Ansichten der Associate Nurse“

Eine Associate Nurse mit langjähriger Berufserfahrung stellt keine Veränderungen in

der Pflege fest, außer dass die Pflegeplanung ausführlicher dokumentiert ist. Es

handelt sich hier auch um jene Pflegeperson, die die Rolle der Associate Nurse der

der Primary Nurse vorzieht.

Eine Associate Nurse mit zweijähriger Berufserfahrung beklagt sich über die Diskon-

tinuität bei der Betreuung der PatientInnen, da ein Wechsel nach zwei Diensten zu

einem/einer anderen Patienten/in hat erfolgen müssen. Die Einteilung obliegt der

Stationsleitung, die darauf achten sollte, dass auch die Pflegekontinuität durch die

Associate Nurses aufrechterhalten wird.

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Thema 5: „Benefit für PatientInnen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 5: Benefit für

PatientInnen

Text 1: Es wissen alle Be-

scheid darüber, was der/die

Patient/in schon kann und die

Verbesserung der Mobilität ist

Tag für Tag zu beobachten.

Gespräche tun dem/der Pati-

enten/in psychisch gut.

Sehr großer Erfolg aus der

Sicht des/der Arztes/Ärztin

Wissen über die Fortschritte

des/der Patienten/in, die

auch Tag für Tag beobachtet

werden können, wird von der

Primary Nurse beschrieben.

Gespräche über psychische

Probleme mit der Primary

Nurse, die schon langjährig

Berufserfahrung hat, tun

dem/der Patienten/in gut.

Erfolge werden von ÄrztIn-

nen wahrgenommen.

Zusammenhang mit Arbeits-

zufriedenheit und Pflegekon-

tinuität

Zusammenhang mit Kom-

munikation und Beziehung

zu Patienten/in

Zusammenhang mit Kom-

munikation und Zusam-

menarbeit mit den ÄrztInnen

Abb. 11: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Benefit für PatientInnen“.

Analyse zum Thema „Benefit für PatientInnen“

Ein zentraler Aspekt scheinen die beobachtbaren Fortschritte zu sein, die auch von

ÄrztInnen wahrgenommen werden. Sie zeigen auf, dass Primary Nursing für Patien-

tInnen sehr viel Benefit bringt. Von den Primary Nurses wird auch eine subjektive

Verkürzung der Liegedauer der PatientInnen wahrgenommen, was jedoch im Thema

drei zu „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“ schon beschrieben wurde. Au-

ßerdem werden nicht nur PatientInnen betreut, die kontinuierliche Fortschritte auf-

weisen, sondern auch Rückschritte machen können, die ebenso eine kontinuierliche

Betreuung, der für Pflegepersonen nicht belastend sein soll, erhalten sollten.

Gespräche mit der Primary Nurse und den PatientInnen sowie deren Angehörigen

können bei einem gelungenen Beziehungsaufbau die Pflege unterstützen. Pflege-

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personen müssen auch in der Lage sein, diese Gespräche zulassen zu können, oh-

ne dass sie für sie eine Belastung darstellen.

Die Ergebnisse untermauern, dass nach Projektende Primary Nursing PatientInnen

nur noch geringere Fortschritte machen. Dies kann als Hinweis darauf gesehen wer-

den, dass Primary Nursing erfolgreich ist, jedoch eine Beibehaltung der Pflegekonti-

nuität nach Projektende notwendig wäre.

Thema 6: „Kontinuität“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auf-

tretens

Thema 6: Kontinuität

Text 1: Manche Pflegeperso-

nen sind öfter beim/bei der

Patienten/in, sie sind moti-

viert und bringen Vorschläge

ein.

Der Aufbau eines Vertrauens-

verhältnisses wird ermöglicht

durch die kontinuierliche

Pflege durch sechs Pflege-

personen, was nicht funktio-

nieren würde, wenn jeden

Tag eine andere Pflege-

person den/die Patienten/in

betreut.

Durch Pflegekontinuität ist

der Aufbau eines Vertrau-

ensverhältnisses möglich.

Manche Pflegepersonen be-

treuen den/die Patienten/in

öfter und bringen Vorschlä-

ge, wodurch auch der Auf-

bau eines Vertrauens-

verhältnisses möglich ist.

Zusammenhang mit Zusam-

menarbeit mit Associate Nur-

ses, Kommunikation und

Organisation

Abb. 12: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Kontinuität“.

Analyse zum Thema „Kontinuität“

Die Pflegekontinuität wird als wesentlicher Aspekt in der Betreuung von PatientInnen

gesehen, um einerseits eine gute Kommunikationsbasis mit PatientInnen und Ange-

hörigen zu schaffen und andererseits bei Fortschritten der PatientInnen auf Pflegein-

terventionen aufbauen zu können. Durch diese Pflegekontinuität entsteht ein größe-

res Wissen über den/die Patienten/in, was eine genauere Dienstübergabe und Infor-

mationsweitergabe ermöglicht.

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93

Die präoperative Aufnahme von PatientInnen auf der Intensivstation fördert die

Kommunikation mit PatientInnen und Angehörigen sowie die Durchführung der Pfle-

geplanung.

Bei fehlender Pflegekontinuität entsteht ein begrenzter Wissenstand über den/die

Patienten/in, und es kann erst verspätet an Pflegeinterventionen angeknüpft werden,

wodurch sich wiederum die Fortschritte der PatientInnen verlangsamen können.

Aus den Daten lässt sich ableiten, dass manche Pflegepersonen in der Pflegekonti-

nuität eine Belastung sehen. Dies wird sowohl von Pflegepersonen mit langjähriger

Berufserfahrung als auch von Pflegepersonen mit kurzer, ca. zweijähriger Berufser-

fahrung so erlebt. Diese Belastung wird vor allem bei PatientInnen mit besonderem

Zustandsbild, wie beispielsweise im Durchgangssyndrom, beschrieben, aber auch

bei PatientInnen, die keine Fortschritte aufweisen oder sterbend sind. Diese Belas-

tungszustände werden ab dem vierten Betreuungstag bis hin zu einer Woche erlebt.

Thema 7: „Kommunikation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 7: Kommunikation

Text 1: Ein aufgebautes Ver-

trauensverhältnis wird

vom/von der Patienten/in

selbst bestätigt und es wer-

den Gespräche mit dem/der

Patienten/in geführt, die man

sonst nicht führen würde.

Bereitschaft, sich näher auf

den/die Patienten/in einzulas-

sen, bei der Übernahme von

drei PatientInnen würde aber

die Zeit dazu fehlen.

Aufgebautes Vertrauensver-

hältnis zwischen Primary

Nurse und Patient/in ermög-

licht intensive Gespräche

über Ängste, Gefühle und

Beschwerden von PatientIn-

nen.

Der/die Patient/in bestätigt,

dass ein Vertrauensverhält-

nis mit der Primary Nurse mit

langjähriger Berufserfahrung

aufgebaut worden ist.

Dadurch können Gespräche

mit ihm/ihr geführt werden,

die bei oftmaligem Wechsel

von Pflegepersonen nicht

möglich wären. Dieses Ver-

trauensverhältnis setzt vo-

raus, dass Pflegepersonen

bereit sind, sich auf den/die

Patienten/in näher einzulas-

sen.

Abb. 13: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Kommunikation“.

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Analyse zum Thema „Kommunikation“

Die Daten lassen den Schluss zu, dass durch ein aufgebautes Vertrauensverhältnis

Pflegepersonen sehr viel von PatientInnen und Angehörigen erfahren. Diese Infor-

mationen können sie einerseits nutzen, um die Pflegeplanung entsprechend zu ge-

stalten oder sie bei der Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und TherapeutInnen vorzu-

bringen. Diese Informationen können sehr persönlich sein und Pflegende auch emo-

tional belasten, unabhängig davon, ob die betreuende Pflegeperson eine langjährige

Berufserfahrung aufweisen kann oder nicht. Nicht jede Pflegeperson ist bereit, sehr

persönliche Themen des/der Patienten/in oder der Angehörigen zu besprechen. Bei

oftmaligem Wechsel der Pflegepersonen wird der Beziehungsaufbau nicht oder

kaum stattfinden, so dass eher allgemeine Themen kommuniziert werden.

Ebenso zeigt sich, dass für das Pflegeteam relevante Mitteilungen u. a. per E-Mail

von der Stationsleitung weiter geleitet werden. Projektteammitgliedern ist es aber

wichtig, dass Informationen, die vor allem Primary Nursing betreffen, von der Stati-

onsleitung face to face an das Stationsteam kommuniziert werden, aber auch, dass

sie Feedback erhalten. Beschwerden über fehlende Informationsweitergabe werden

vom Projektteam geäußert. Hier gilt es kritisch anzumerken, dass sich die Frage

stellt, ob und wie regelmäßig Pflegende ihr Postfach mit den Dienstmails lesen, da

auch im Zusammenhang mit Terminvereinbarungen für die Reflexionsgespräche dies

versäumt worden ist, obwohl die Evaluatorin immer an alle Projektteammitglieder

entsprechende Informationen verschickt hat. Der Stellenwert von Primary Nursing für

die Stationsleitung wird von den Projektteammitgliedern differenziert hinterfragt, da

Vorgehensweise und Erfolge unzureichend an das gesamte Team weiter gegeben

werden. Die Rolle der Stationsleitung, die ebenfalls die Projektleitung übernommen

hat, wird kritisch gesehen.

Die Kommunikation zwischen Pflegepersonen und PhysiotherapeutInnen wird von

beiden Seiten unterschiedlich gut bewertet. Missverständnisse, die durch falsches

Auffassen von Informationen und durch ungenügendes Zuhören entstehen, sind auf

Personalmangel, großem Arbeitsaufwand und schlechter Stimmung auf der Station

zurückzuführen. Es erfolgen jedoch auch Absprachen zwischen Primary Nurses und

PhysiotherapeutInnen, wenn keine Zuweisung von ÄrztInnen für den/die Primary

Nursing Patienten/in ausgefüllt werden. Diese Absprachen beinhalten Informationen

zu bestimmten Übungen für den/die Patienten/in, die die Primary Nurse auch mit

ihm/ihr durchführen kann, um die Fortschritte des/der Patienten/in zu unterstützen

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Projektteammitglieder helfen sich gegenseitig beim Formulieren von Pflegediagno-

sen, was von allen sehr geschätzt wird.

Thema 8: „Angehörige“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 8: Angehörige

Text 1: Der/Die Angehörige

verlangt immer die Bezugs-

pflegeperson, es wird keine

andere Pflegeperson toleriert.

Es dauert länger, bis die/der

Angehörige begriffen hat,

dass sich alle Pflegeperso-

nen gleich gut um den/die

Patienten/in kümmern.

Die Primary Nurse wird

vom/von der Angehörigen

immer verlangt, andere Pfle-

gepersonen werden anfangs

nicht toleriert, erst als er/sie

begriffen hat, dass sich an-

dere Pflegepersonen gleich

gut um den/die Patienten/in

kümmern.

Zusammenhang mit Kom-

munikation

Fehlende Informationsweiter-

gabe über Primary Nursing

an Angehörige

Sich als Primary Nurse ab-

grenzen können

Abb. 14: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Angehörige“.

Analyse zum Thema „Angehörige“

Ein wesentlicher Aspekt zeigt sich in der Betreuung von Angehörigen, bei der die

Abgrenzung als Primary Nurse besonders wichtig erscheint. Das Prinzip von Primary

Nursing sollte an Angehörige klar kommuniziert und die Zuständigkeit anderer Pfle-

gepersonen aufgezeigt werden. Wie intensiv der Beziehungsaufbau zugelassen wird,

ist einerseits von jeder einzelnen Pflegeperson abhängig, andererseits aber auch

davon, inwieweit die Angehörigen den Kontakt zu den Pflegepersonen wünschen. Es

darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Betreuung und Anleitung

von Angehörigen in den Tätigkeitsbereich Diplomierter Gesundheits- und Kranken-

pflegepersonen fällt.

Die Intensität, wie stark Angehörige in die Pflege involviert werden, hängt vom/von

der Patienten/in ab, wie sehr sie das wünschen, aber auch davon, ob aufgrund des

möglicherweise größeren Zeitaufwandes eher eine physische Belastung oder, da sie

ihre Angehörigen nicht damit konfrontieren möchten, eine psychische Belastung ent-

stehen kann. Ein weiterer Gesichtspunkt liegt in der Kompetenz jeder einzelnen Pfle-

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geperson, ob sie in der Lage ist, die Anleitung professionell durchzuführen und auch

Geduld für die Pflegetätigkeit mitbringt.

Das Involvieren von Angehörigen in die Pflege kann auch eine offene Besucherreg-

lung nach sich ziehen. Inwieweit das auf dieser Station möglich ist, gilt es abzuklären

bzw. hängt auch davon ab, ob der/die Patient/in in einem Einbett- oder Mehrbett-

zimmer liegt.

Im Kontext der Ablauf der Pilotierungsphase wird mehrmals kritisch angemerkt, dass

eine fehlende Informationsweitergabe über Primary Nursing an Angehörige besteht,

obwohl Angehörige weiter an die Projektleitung verwiesen werden können. Dies be-

zieht sich vor allem auf Frage, von wem der/die Patient/in nach Ende des Pilotie-

rungszeitraumes jedes/jeder einzelnen Patienten/in weiter betreut wird. Befürchtun-

gen werden von Pflegepersonen auch dahingehend geäußert, dass sich Angehörige

untereinander austauschen und sich ungerecht behandelt fühlen könnten. Diese Be-

fürchtung konnte nicht bestätigt werden, sie scheint jedoch ein Hinweis zu sein, dass

die Kommunikation bzw. Organisation und die Rolle der Projektleitung nicht zufrie-

denstellend in das Projekt einfließt.

Angehörigen fällt die Kontinuität in den Pflegeinterventionen bewusst auf, und sie

äußern sich dazu auch positiv. Ebenso wird Zufriedenheit über die Arbeit ausgespro-

chen, was zur Folge hat, dass Angehörige ihren Unmut bekunden, wenn es zu einer

sehr raschen Transferierung des/der Patienten/in kommt.

Thema 9: „Pflegeplanung“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 9: Pflegeplanung

Text 1: Eine Bezugspflege-

person dokumentiert genau-

er, als wenn mehrere Pfle-

gepersonen für den/die Pa-

tienten/in zuständig sind.

Eine Pflegeperson, die kon-

tinuierlich den/die Pati-

enten/in betreut, kann die

Pflegeplanung genauer

dokumentieren, als wenn

mehrere Pflegepersonen

sporadisch die Betreuung

übernehmen.

Zusammenhang mit Pflegekonti-

nuität, Kommunikation, Organisa-

tion

Abb. 15: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Pflegeplanung“.

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Analyse zum Thema „Pflegeplanung“

Das Thema „Pflegeplanung“ beinhaltet die Planung der Pflegeinterventionen, den

Pflegeprozess und die Pflegediagnosen bzw. Pflegediagnostik.

Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass Pflegepersonen mit langjähriger

Berufserfahrung erkennen, dass durch die Pflegekontinuität der Primary Nurse und

durch den Beziehungsaufbau das Wissen über den/die Patienten/in und seine/ihre

Probleme größer ist, wodurch die Pflegeplanung viel genauer und bewusster erfol-

gen kann. Ziele und Interventionen können mit dem/der Patienten/in, sofern er/sie

kontaktierbar ist, gemeinsam definiert werden. Dieses Vorgehen entspricht einer kor-

rekten Durchführung des Pflegeprozesses.

Aufgrund der individuellen Einstellung zur Wichtigkeit des Pflegeprozesses bzw. der

Pflegediagnostik sowie zum Pflegeverständnis der Pflegepersonen und der unter-

schiedlichen Ausbildung/Fortbildung zum Thema „Pflegeprozess“ kann es u. a. zu

verschiedenen Interpretationen der PatientInnenprobleme kommen, was wiederum

ein Hinweis auf unterschiedliches Wissen und Können im Zusammenhang mit dem

Pflegeprozess sein kann. Unsicherheiten bei der Pflegediagnostik werden sowohl

von jüngeren Pflegepersonen als auch von Pflegenden mit langjähriger Berufserfah-

rung beschrieben. Diese Unsicherheiten beziehen sich einerseits auf den Umfang

der Wunddokumentation, der Anzahl und Arten der Pflegediagnosen sowie das Ab-

setzen von Pflegediagnosen. Andererseits werden inhaltliche Probleme definiert, wie

etwa die Planung mitverantwortlicher Tätigkeiten und Standardmaßnahmen, die

scheinbar nicht immer schriftlich auf der Station dokumentiert werden. Hier könnte

die Stationsleitung in Form der Pflegevisite einen klärenden Auftrag erfüllen.

Unterstützung bei der Wahl und Formulierung der Pflegediagnosen sowie den Inter-

ventionen wird durch die Projektteammitglieder in der Gruppe ermöglicht, was aber

auch Raum öffnet für verschiedenen Interpretationen der PatientInnenprobleme.

Pflegepersonen der Projektgruppe – vor allem jene, die über längere Berufserfah-

rung verfügen - formulieren mit zunehmender Projektdauer individuelle Pflegediag-

nosen, auch solche, die psychische Probleme beinhalten. Pflegediagnosen, die nicht

in der Auswahlliste des EDV-Programms enthalten sind, werden von der Stationslei-

tung bzw. von einer bestimmten Pflegeperson aus dem Pflegeteam extra angelegt.

Darin spiegelen sich auch die positive Einstellung zur Relevanz der Pflegediagnostik

und die Inkaufnahme des Mehraufwandes wider.

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98

Diskussionen zwischen den Projektteammitgliedern über die passenden Pflegediag-

nosen werden damit begründet, dass eine gute Pflegeplanung zu einer Arbeitser-

leichterung führen kann, was zuvor noch als Belastung gesehen wurde. Diese Belas-

tung bezieht sich auf den Zeitaufwand aufgrund der umfangreichen Dokumentation

und auf den Mehraufwand, wenn Pflegeplanungen von einer Pflegeperson für meh-

rere PatientInnen gemacht werden müssen. Als Vorteil wird jedoch der routiniertere

Umgang mit dem Pflegeprozess nach mehrmaliger Rollenübernahme als Primary

Nurse gesehen.

Daten weisen zudem auf Unsicherheiten am Start der Pilotierungsphase in Bezug

auf konkretes Wissen über die Ausgestaltung der einzelnen Rollen hin, die im Pfle-

gesystem vertreten sind und über ihre Verantwortlichkeit im Pflegeprozess. Es wird

von Unklarheit im Vorgehen gesprochen, wenn die Primary Nurse nicht anwesend ist,

die Associate Nurse die Betreuung des/der Patienten/in übernimmt und sich der Zu-

stand so verändert, dass Modifikationen der Pflegediagnose, der Zielformulierung

und/oder der Pflegeinterventionen notwendig werden. Die Unklarheit bezieht sich auf

die Frage, ob Associate Nurses diese Veränderungen durchführen dürfen oder nicht.

Daraus kann geschlossen werden, dass es an konkreten Informationen bzw. Vorga-

ben über die Aufgaben der Associate Nurses mangelt und die Rolle der Projektleite-

rin, die unterstützend einwirken sollte, unvollständig wahrgenommen wird.

PatientInnen, die aufgrund ihrer Erkrankung keine pflegerischen und/oder medizini-

schen Fortschritte erreichen können, stellen sowohl für jüngere, als auch für Pflege-

personen mit langjähriger Berufserfahrung eine Belastung dar. Die Arbeitszufrieden-

heit sinkt, weshalb ein anderer Zugang zum Pflegeverständnis entwickelt werden

muss. Es gilt es andere Pflegediagnosen und Ziele, wie Erhaltungsziele, zu formulie-

ren. Hierfür bedarf es einer klaren Kommunikation mit der Stationsleitung und dem

Pflegeteam und ein Angebot an Unterstützungsmaßnahmen, wie mit dieser Proble-

matik am besten umgegangen werden kann.

Ein weiteres Problem wird in der fehlenden Einhaltung der geplanten Pflegeinterven-

tionen gesehen. Pflegepersonen, die nicht im Projektteam involviert sind, oft auch

über eine langjährige Berufserfahrung verfügen und die Betreuung des/der Patien-

ten/in übernehmen, halten die geplanten Maßnahmen teilweise nicht ein. Dies unter-

bricht einerseits die Pflegekontinuität und führt zum Unmut sowie zur Reduktion der

Arbeitszufriedenheit der Projektteammitglieder, vor allem auch dann, wenn dieses

Vorgehen von der Projektleitung toleriert wird.

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Thema 10: „Organisation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 10: Organisation

Text 1: Ein Vorteil für

den/die Patienten/in besteht

darin, dass er/sie in einem

Einzelzimmer ist und von der

Primary Nurse betreut wird.

Wäre der/die Patient/in in

einem Mehrbettzimmer,

würde es wahrscheinlich

anders ablaufen, wenn man

mehrere PatientInnen zu

betreuen hat und zusätzlich

einen/eine neuen/neue Mit-

arbeiter/in einschult.

Ein Vorteil für die Betreuung

eines/einer Primary Nursing

Patienten/in wird im Einzel-

zimmer gesehen. Die er-

folgreiche Umsetzung von

Primary Nursing wird in

Frage gestellt, wenn Patien-

tInnen in einem Mehrbett-

zimmer liegen und die Pfle-

geperson mehrere Patien-

tInnen zu betreuen hat und

evtl. noch einen/eine neu-

en/neue Mitarbeiter/in ein-

zuschulen hat.

Der/die ersten Patient/in liegt in

einem Einzelzimmer, was in der

Umsetzung von Primary Nursing

positiv bewertet wird, weil keine

weiteren PatientInnen in diesem

Fall mitbetreut werden müssen

und keine neuen MitarbeiterInnen

einzuschulen sind.

Zusammenhang mit Zusammen-

arbeit mit Pflegepersonen

Abb. 16: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Organisation“.

Analyse zum Thema „Organisation“

Die Daten weisen darauf hin, dass der/die erste Patient/in im Projekt in einem Ein-

zelzimmer betreut wird. Die Primary Nurse kann sich auf diesen/diese Patienten/in

konzentrieren und ihm/ihr die volle Aufmerksamkeit und Zeit für intensive Gespräche

mit ihm/ihr und den Angehörigen schenken. Dies wird jedoch besonders von Pflege-

personen, die nicht in der Projektgruppe involviert sind, auch kritisch bewertet, da

einerseits der Vorwurf besteht, dass die Primary Nurse nur für die Pflege eines/einer

Patienten/in verantwortlich ist. Andererseits nimmt der/die Patient/in die Primary Nur-

se sehr in Anspruch, da er/sie glaubt, dass die Pflegeperson nur für ihn/sie da ist, da

die Arbeit in den anderen PatientInnenzimmer nicht gesehen wird. Hier liegt es an

der Primary Nurse, klar zu kommunizieren und deutliche Grenzen zu setzen, die für

den/die Patienten/in, die Angehörigen und die Primary Nurse akzeptabel sind. Es

zeigt sich, dass die Primary Nurse, die im Einzelzimmer eingeteilt ist, auch bei Pfle-

getätigkeiten anderer PatientInnen unterstützend zur Seite steht. Die Zuteilung der

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100

PatientInnen in die Zimmer erfolgt unabhängig von der Krankenversicherung, sie

ergibt sich nach den freien Plätzen in den Zimmern bzw. dann, wenn ein/eine Pati-

ent/in aufgrund einer Infektion in einem Einzelzimmer isoliert werden muss. Bei Pri-

mary Nursing PatientInnen in einem Mehrbettzimmer – Zwei-, Drei- oder Vierbett-

zimmer, hat die Primary Nurse eher die Möglichkeit, einen/eine anderen/andere Pati-

enten/in an einem Tag zu betreuen und ist trotzdem bei Unklarheiten zur Pflegepla-

nung und Zustandsveränderungen anwesend, so dass sie gefragt bzw. Veränderun-

gen der Pflegeplanung selbst übernehmen kann. Ebenso gestaltet sich die Betreu-

ung eines/einer zweiten Patienten/in in einem Mehrbettzimmer auch einfacher.

Ein weiterer Kritikpunkt - ebenfalls von Pflegepersonen, die nicht im Projektteam sind,

geäußert – besteht darin, dass der Pflegeumfang des/der Primary Nursing Patien-

ten/in größer ist, als bei zwei PatientInnen, die an einem Tag zu betreuen sind. Diese

Aussage wird jedoch von einem Projektteammitglied mit langjähriger Berufserfahrung

dementiert, er/sie behauptet, dass es keinen Unterschied in der Betreuung der Pati-

entInnen und der Angehörigen, inklusive der Gespräche, gibt.

Unstimmigkeiten ergeben sich auch bei der morgendlichen PatientInnenzuteilung,

also bei der Überlegung, welche Pflegeperson an diesem Tag, welche PatientInnen

betreut. Der Tagespräsenzplan ermöglicht eine Übersicht der Rollen- und PatientIn-

nenzuteilung, dieser muss jedoch bei Dienstplanänderungen aktualisiert werden. Bei

der Dienstübergabe werden zu allen PatientInnen kurz medizinische und pflegeri-

sche relevante Fakten vorgestellt, wobei in Frage gestellt wird, dass die Aufmerk-

samkeit für alle 16 PatientInnen gleich ist. Während der Projektzeit wird der Wunsch

geäußert, dass durch eine konkrete Regelung und konsequente PatientInnenzutei-

lung durch die Stationsleitung zuerst die neuen MitarbeiterInnen, dann die Primary

Nurse den PatientInnen zugeteilt werden und danach das übrige Pflegeteam sich

einteilen kann bzw. eingeteilt wird. Möglicherweise ist es für die Primary Nurses be-

sonders wichtig, dass sie nicht automatisch den Primary Nursing PatientInnen zuge-

teilt werden, sondern auch Mitspracherecht und Auswahlmöglichkeit für einzelne Ta-

ge bekommen. Das wird zum einen mit der enormen Belastung der kontinuierlichen

Betreuung eines/einer Patienten/in über einen längeren Zeitraum begründet. Zum

anderen steht das Bedürfnis dahinter, auch andere Tätigkeiten, wie z. B. eine Patien-

tInnenaufnahme durchführen zu können. Kaplow et al. (1989, in: Manley 2002:94)

empfehlen bei einer Unterbrechung der Pflegekontinuität durch die Primary Nurse

eine Lösung mit maximaler Flexibilität, die sich vor allem auch bei zwölf-Stunden

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Diensten ergeben, nämlich das Konzept des Co-Primary Nursing. Dabei werden zwei

Primary Nurses für einen/eine Patienten/in benannt, die sich ablösen und als dritte

bzw. und vierte Pflegende die Associate Nurses die Pflege übernehmen, wenn beide

Primary Nurses nicht im Dienst sind. Dieses Vorgehen würde eine permanente Ein-

teilung von Gruppen erforderlich machen, die als „Primary-Team-Pflege“ bezeichnet

werden kann (vgl. Atkinson 1991, in Manley 2002:94).

Einige Pflegepersonen des Projektteams mit unterschiedlich langer Berufserfahrung

haben die Befürchtung, dass andere PatientInnen und die Angehörigen die Betreu-

ungssituation ungerecht finden könnten, was auch schon beim Thema „Angehöri-

ge“ diskutiert worden ist. Daraus lässt sich schließen, dass Informationen über das

Projekt „Primary Nursing“ nur mangelhaft an PatientInnen und Angehörige weiter ge-

geben worden sind und diese Aufgabe der Projektleitung nicht oder nur mangelhaft

umgesetzt worden ist.

Aus dieser Thematik geht hervor, dass Vorgehensweisen besprochen und Richtlinien

vorgegeben werden müssen, welche PatientInnen ab welchem Zeitpunkt und wie

lange eine Primary Nurse benötigen. Empfehlungen durch Projektteammitglieder ge-

hen von einer Aufenthaltsdauer ab drei oder vier Tagen auf der Intensivstation aus.

Der Stationsleitung muss auch klar sein, welche Pflegeperson – allerdings auf freiwil-

liger Basis - die Rolle der Primary Nurse übernehmen kann. Dies setzt voraus, dass

sie ihre MitarbeiterInnen richtig einschätzen können sollte. Auch muss klar definiert

werden, wie lange die Primary Nurse die PatientInnenbetreuung übernimmt und was

danach geschieht, wenn der/die Patient/in länger als ein Monat stationär ist. Eine

klare Regelung bei längerer Abwesenheit der Primary Nurse durch Krankenstand,

Urlaub oder Freizeit und die Übernahme der Vertretungsfunktion der Stationsleitung

müssen ebenfalls erfolgen.

Nach Projektende wird beschlossen, dass Primary Nursing weitergeführt wird, um im

Fall einer Implementierung nicht von vorne beginnen zu müssen.

Zum Thema „Pflegeplanung“ ist bereits die Problematik des fehlenden einheitlichen

Verständnisses und des Zugangs diskutiert worden. Zu Projektbeginn wird das dop-

pelte und uneinheitliche Dokumentieren kritisiert. Die Pflegeplanung und –

dokumentation sind Inhalt des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches im Ge-

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sundheits- und Krankenpflegegesetz seit 1997, Bestandteil der Ausbildung zur Dip-

lomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson; auch eine PC-gestützte Doku-

mentation auf der Station ist seit vielen Jahren implementiert. Die Daten zeigen, dass

trotzdem weiterhin Probleme beschrieben werden, wenn das individuelle Anlegen

von Pflegediagnosen bei den PatientInnen mangelhaft ist, meist die standardisierten

Hoch-Risiko-Pflegediagnosen verwendet werden und die innere Kohärenz der Pfle-

gediagnosen nicht gegeben ist. Die Folge davon ist, dass die Pflegeinterventionen

mit den Ergebnissen und Pflegediagnosentiteln nicht zusammenpassen. Dies kann

als Hinweis auf fehlendes Interesse der Pflegepersonen in der Umsetzung des Pfle-

geprozesses gewertet werden, das aber auch wesentliches Element bei Primary

Nursing ist. Andererseits zeigt sich, dass trotz mehrmalig durchgeführter Fortbildun-

gen zu diesem Thema, nach wie vor Bedarf an einer Weiterschulung besteht.

Einen Teil der Pflegediagnostik stellt die Evaluation der Pflegediagnosen dar, die die

Primary Nurse im Dienst durchzuführen hat. Unklarheit besteht bei Abwesenheit der

Primary Nurse darüber, ob diese Tätigkeit dann die Associate Nurse erledigen darf

bzw. muss. Auch hier sind konkrete Regelungen zu treffen, um diese Unsicherheit

durch Klarheit zu beseitigen.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Projektteammitglieder fehlendes Wissen

darüber äußern, wie die Projektleitung und höhere Hierarchieebenen die Wichtigkeit

bzw. Wertigkeit des Projektes einschätzen. Auch beklagen sie mangelnde Unterstüt-

zung von der Projektleitung in Bezug auf die Akzeptanz im übrigen Pflegeteam und

die Informationsweitergabe zum Projekt an PatientInnen, Angehörige und dem Pfle-

geteam. Möglicherweise ergibt sich diese Einstellung unter anderem durch die Ab-

wesenheit der Projektleitung bei zwei von acht Reflexionsgesprächen bzw. ihrer ver-

späteten Anwesenheit. Zusätzlich werden oftmalige Absenzen der Stationsleitung

wegen verschiedener Besprechungen in höheren Hierarchieebenen kritisch ange-

merkt; das führt zu Unmut und Unsicherheit im Team, da Besprechungsinhalte nicht

an das Pflegeteam weitergegeben werden. Bei einer Teambesprechung für das ge-

samte Pflegeteam wird eine Informationsweitergabe angeboten, wobei kaum Fragen

zu Primary Nursing gestellt werden. Dies kann als Zeichen geringen Interesses dem

Projekt gegenüber gesehen werden, oder aber es besteht bereits umfangreiches

Wissen vom Pflegeteam zu Primary Nursing.

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Problematisch zeigen sich in einem Reflexionsgespräch fehlende Informationen der

Projektleitung über einen/eine der letzten Primary Nursing Patienten/in, da auch die

Primary Nurse bei diesem Reflexionsgespräch nicht anwesend ist. Diese Pflegeper-

son äußert schon vor der Übernahme der Rolle der Primary Nurse den Wunsch, aus

dem Projekt auszusteigen, was aber von der Projektleitung nicht akzeptiert wird, da

sie der Meinung ist, „wenn man sich für etwas meldet, müsse man das auch durch-

halten bis zum Projektende“. (6. Reflexionsgespräch, S. 7, Z. 6-7) Die Rolle der Pri-

mary Nurse wird in diesem Fall nur bedingt freiwillig übernommen.

Die Projektleitung hält telefonische Rücksprache mit der zukünftigen Primary Nurse

über den/die möglichen/mögliche Patienten/in. Eine zeitgerechte Planung scheint in

diesem Fall nicht möglich zu sein, so dass die Pflegeperson zu Hause angerufen

wird. Als wesentlichen Aspekt bei Primary Nursing ist schon beim Thema „Gefüh-

le“ das sich Abgrenzen können und der Schutz der Privatheit der Pflegepersonen

beschrieben worden, was hier von Seiten der Projektleitung scheinbar nicht eingehal-

ten wird.

Manley (2002: 97f) führt Bedingungen an, die für die Einführung von Primary Nursing

auf einer Station erfüllt sein sollten, um dieses Pflegeorganisationssystem umsetzen

zu können. Diese Bereitschaftsfaktoren sind unter anderem eine adäquate Personal-

besetzung mit Pflegenden, Effektivität der Stationsleitung, Orientierungsprogramm,

effektives Stationsprüfungssystem, kompetente Pflegende, Verständnis der Pflegen-

den und Offenheit in der Kommunikation. Ebenso werden als Voraussetzungen die

kontinuierliche Bewertung der Primary Nursing Praxis durch Stationskonferenzen,

um die Diskussion und Problemlösung zu erleichtern, die frühe Identifikation von un-

terstützenden Systemen und AnsprechpartnerInnen und Zeit für die Planung und

Dokumentation der Pflege gesehen. Aus den oben angeführten Beschreibungen ist

klar erkennbar, dass einige dieser Faktoren nicht oder nur mangelhaft umgesetzt

werden.

Neue MitarbeiterInnen werden im Projekt nicht involviert, obwohl es als gute Gele-

genheit gesehen wird, neue KollegInnen mit Primary Nursing vertraut zu machen, um

ihr Wissen darüber und ihre positive Einstellung zu fördern. Zudem wird in der Tätig-

keitsbeschreibung der Primary Nurse und Associate Nurse in Bezug auf mitarbeiter-

Innenbezogene Aufgaben explizit die Einarbeitung neuer MitarbeiterInnen beschrie-

ben.

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Es wird die Möglichkeit aufgezeigt, dass die Primary Nurse die bereits eingeteilten

Nachtdienste beibehalten kann, da dadurch eine Regelung gefunden werden konnte,

dass eine auf freiwilliger Basis bestimmte Pflegeperson die Rolle der Associate Nur-

se und die Verantwortung für die Tagdienste übernimmt bzw. sich mit der Primary

Nurse teilt. Durch eine optimale Kommunikation und korrekte Pflegeplanung kann

diese Regelung von beiden Pflegepersonen positiv bewertet werden. Manley (2002:

91) erwähnt, dass innerhalb der Intensivpflege Pflegende in Nachtdiensten ebenso

viele Möglichkeiten haben, eine Beziehung zum/zur Patienten/in und deren Angehö-

rigen zu entwickeln und aufrecht zu erhalten, wie in Tagdiensten.

Der Projektleitung scheint es besonders wichtig zu sein, dass mehr Pflegepersonen

sich für Primary Nursing motivieren bzw. motiviert werden sollten. Als Unterstüt-

zungsmöglichkeiten werden von einem Projektteammitglied mit langjähriger Berufs-

erfahrung die gemeinsame PatientInnenübernahme angeboten und vorgeschlagen,

dass zu Beginn die Rolle der Associate Nurse übernommen werden sollte, um einen

besseren Einblick in das System zu erhalten. Zwei Pflegepersonen melden sich nach

Projektende freiwillig zu Primary Nursing, unter der Voraussetzung, dass Gespräche

zu Primary Nursing während ihrer Dienstzeit stattfinden, da sie eine weite Anreise in

die Arbeit haben.

Von Pflegenden wird die Empfehlung ausgesprochen, dass die positiven Seiten von

Primary Nursing mit bereits Bestehendem in der Pflegepraxis verbunden werden soll-

ten. Dabei würde sich jedoch die Frage stellen, ob das Pflegeorganisationssystem

dann weiterhin unter dem Namen Primary Nursing geführt werden kann oder sich ein

anderes System entwickeln würde.

Die Ergebnisse zeigen, dass Projektteammitglieder trotz regelmäßigem Mailkontakt

mit allen Projektteammitgliedern nachfragen, ob nach sieben PatientInnen das Pro-

jekt noch immer durchgeführt wird. Dies kann - ebenso wie die geringe Teilnahme an

Reflexionsgesprächen bzw. am Endgespräch durch die Projektteammitglieder - als

Hinweis auf fehlendes Interesse, unregelmäßiges Lesen der E-Mails oder mangelnde

Informationsweitergabe gewertet werden.

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Überlegungen von Pflegepersonen zu besseren Arbeitsbedingungen, wie z. B. die

Umgestaltung des Materiallagers, sprechen für eine bestehende Motivation, die je-

doch durch die Übernahme von Tätigkeiten und eine dadurch bedingte Mehrarbeit

wiederum negativ beeinflusst wird. Zudem wird Unmut darüber geäußert, dass dann

auch noch PatientInnen ohne Unterstützung von PhysiotherapeutInnen mobilisiert

werden müssen.

Betroffenen scheint auch die finanzielle Verschlechterung durch die Tagdienste, die

nur unter der Woche absolviert werden sollten, ein wichtiger Aspekt zu sein. Ebenso

wird die Frage aufgeworfen, ob es Ressourcen geben würde, um dies auszugleichen,

da die Primary Nurse ja auch Verantwortung übernehmen würde. Eine Lösung bzw.

Antwort dazu kann nicht gefunden werden.

Thema 11: „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 11: Zusammenar-

beit mit ÄrztInnen

Text 1: Wenn bei der Visite

gefragt wird, ob der/die Pati-

ent/in Schmerzen hat und

Schmerzmittel benötigt, und

die Pflegeperson sagt, sie

kennt den/die Patienten/in

nicht, dann stört das die Ärz-

tInnen sehr, es würde den

Anschein haben, dass man

jemanden von der Straße

holt, der den/die Patienten/in

zwölf Stunden betreut und

dann wieder geht.

Fehlendes Wissen der Pfle-

gepersonen über die Pati-

entInnen finden die ÄrztIn-

nen störend und unprofes-

sionell.

Arzt/Ärztin mit langjähriger Be-

rufserfahrung auf dieser Station

bewertet die Arbeit und das Wis-

sen über die PatientInnen der

Pflegepersonen.

Zusammenhang mit Pflegekonti-

nuität, Verantwortung, Motivation,

Kommunikation, Pflegeverständ-

nis

Abb. 17: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“.

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106

Analyse zum Thema „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“

Die Daten lassen den Schluss zu, dass die ÄrztInnen dieser Station, besonders jene

mit langjähriger Berufserfahrung, das Pflegeorganisationssystem Primary Nursing

sehr positiv einschätzen und das umfangreiche Wissen der Primary Nurses über

den/die Patienten/in besonders hervorheben. Dieses Wissen wird deshalb als be-

sonders positiv gesehen, weil ÄrztInnen bei der Visite pflegerelevante Gegebenhei-

ten im eigenverantwortlichen und mitverantwortlichen Bereich von der verantwortli-

chen Pflegeperson wissen möchten und diese oft nicht in der Lage zu sein scheint,

entsprechende Auskunft geben zu können, da sie den/die Patienten/in erstmals in

der Früh übernommen hat. Diese Kenntnisse über die PatientInnen sind auch ab-

hängig von der Einstellung zur Arbeit und vom Interesse jeder einzelnen Pflegeper-

son, sie sind aber auch bedingt durch die Pflegekontinuität und die Kommunikation

mit dem/der Patienten/in.

Das System Primary Nursing scheint auch für die ÄrztInnen interessant, weshalb

auch bei dieser Berufsgruppe eine Kontinuität in der medizinischen Versorgung um-

gesetzt werden könnte und sich ÄrztInnen über die PatientInnengruppe ein umfang-

reicheres Wissen zulegen und dementsprechend auch rascher reagieren könnten.

Durch diese Kontinuität würde sich auch ein intensiverer PatietInnenkontakt ergeben

und Bedürfnissen der PatientInnen, die durch die Primary Nurse kommuniziert wer-

den, würden empathischer behandelt werden.

Als wesentlicher Aspekt werden definierte Zielvorgaben bei den PatientInnen gese-

hen, besonders für ÄrztInnen, die den Wochenenddienst versehen und dadurch eine

Orientierung erhalten. Sie würden dann nicht das Therapiekonzept nur für das Wo-

chenende umstellen, was wiederum zu einer gewissen Kontinuität führen würde, an

der sich auch die Primary Nurses orientieren könnten.

Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung erleben die Zusammenarbeit mit

den ÄrztInnen sehr gut. Es ist den ÄrztInnen bekannt, wer die Rolle der Primary Nur-

se für diesen/diese Patienten/in übernommen hat. Die Primary Nurses werden bei

der Visite explizit um die Meinung gefragt und können ihr Wissen in medizinische

und pflegerische Belange einbringen, es wird ihnen Vertrauen entgegengebracht.

Durch die Pflegekontinuität und Kommunikation mit PatientInnen und Angehörigen

erhalten die Primary Nurses wichtige Informationen, die u. a. bei der Visite an ÄrztIn-

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107

nen übergeben werden. Primary Nurses haben einerseits das Gefühl, dass sich Ärz-

tInnen auf sie verlassen, weil sie über den/die Patienten/in besser informiert sind,

andererseits hängt diese Informiertheit auch von der Berufserfahrung ab.

Die Ergebnisse zeigen, dass aufgrund eines entsprechenden Durchsetzungsvermö-

gens und Begründungsgeschicks der Primary Nurse Vorschläge und Wünsche für

den/die Patienten/in erfolgreich und auch schneller umgesetzt werden.

Andererseits zeigt sich, dass Primary Nurses mit geringer Berufserfahrung keinen

Unterschied in der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen erkennen, wobei manche von

ihnen ihre Anliegen immer schon bei der Visite geäußert und medizinische Belange

für den/die Patienten/in eingefordert haben. Andere Primary Nurses hingegen wer-

den als solche gar nicht wahrgenommen werden, in dem Fall haben sie sich jedoch

auch nicht ausdrücklich den ÄrztInnen gegenüber als zuständige Primary Nurse zu

erkennen gegeben oder der Betreuungszeitraum von ca. einer Woche ist relativ kurz

gewesen.

Von manchen ÄrztInnen werden aber auch Vorschläge der Primary Nurse ignoriert,

nach einer Woche wird dieser Vorschlag jedoch von einem/einer anderen Arzt/Ärztin

eingebracht und umgesetzt. Dies führt zum dem Gefühl, nicht ernst genommen zu

werden. Besonders in der Anfangszeit des Projektes wird dies so beschrieben, da

ÄrztInnen anscheinend nicht gewohnt sind, von Pflegepersonen Vorschläge zu erhal-

ten.

Primary Nurses berichten auch von Diskrepanzen bei den ärztlichen Zuweisungen

für Physiotherapie für den/die Patienten/in, da Aussagen von ÄrztInnen nicht konform

mit den Aussagen der TherapeutInnen gehen. Das bedeutet, dass es trotz eines ge-

äußerten Wunsches der Primary Nurse keine Zuweisung gibt, obwohl dies behauptet

wird. Das hat für die Primary Nurse zur Folge, dass sie Mobilisationsschritte mit

dem/der Patienten/in alleine durchzuführen hat, was bei großem Arbeitsaufwand

auch zu kurz kommen könnte.

Fallbesprechungen, also medizinische Informationsgespräche über einen/eine aus-

gewählten/ausgewählte Patienten/in werden von Pflegepersonen positiv gesehen;

sie geben besonders Primary Nurses mehr Informationen über den/die Patienten/in,

und neue MitarbeiterInnen erhalten Informationen zu den verschiedenen Krankheits-

bildern auf der Station, die sie für den zukünftigen Tätigkeitsbereich benötigen. Vo-

raussetzung für diese Fallbesprechungen ist eine gewisse Vorbereitungszeit, so dass

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108

sich ÄrztInnen in den „Fall“ einlesen können, um umfangreich berichten zu können.

Fallbesprechungen werden jedoch nur sporadisch abgehalten und nie bei ei-

nem/einer Primary Nursing Patienten/in.

Thema 12: „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 12: Zusammenar-

beit mit TherapeutInnen

Text 1: Weiterkommen die

Pflegepersonen anfänglich

mit den PhysiotherapeutIn-

nen, sie bemühen sich sehr.

Der ausgehängte Zeitplan

war sehr hilfreich, damit man

sieht, wann sie zum/zur Pa-

tienten/in kommen. Der Zeit-

plan ist oft abgestimmt mit

dem Mittagessen oder der

Besuchszeit. Sie bringen

Ideen ein und fragen, wie sie

helfen können. Meistens ist

der/die gleiche Physiothera-

peut/in beim/bei der Patien-

ten/in.

PhysiotherapeutInnen be-

mühen sich sehr und brin-

gen Ideen ein; Erfolge kön-

nen beim/bei der Patien-

ten/in erzielt werden. Der

ausgehängte Zeitplan ist

sehr hilfreich bei der Pla-

nung der Pflege. Eine Kon-

tinuität der Physiotherapeu-

tInnen wird meist eingehal-

ten.

Die Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung erzielt gemein-

sam mit innovativem/r Physiothe-

rapeuten/in, der/die immer

zum/zur Patienten/in kommt, Er-

folge. Der Zeitplan wird mit der

Pflege abgestimmt.

Zusammenhang mit Kommunika-

tion und Organisation

Abb. 18: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“.

Analyse zum Thema „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“

Die Ergebnisse ergeben, dass die Zusammenarbeit von beiden Berufsgruppen posi-

tiv bewertet wird, wobei PhysiotherapeutInnen mehrmals betonen, dass es in der Be-

treuung der PatientInnen keine Unterschiede gäbe. PhysiotherapeutInnen versuchen,

abhängig von der Dienstpräsenz, ebenfalls eine Kontinuität aufrecht zu erhalten, al-

lerdings wird auch eine fehlende Kontinuität mit sporadischem Einsatz der Physiothe-

rapeutInnen bei einem/bei einer Patienten/in beschrieben. Übergaben und Abspra-

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109

chen finden zwischen den PhysiotherapeutInnen statt, um auf gleichen Wissenstand

über PatientInnen zu sein. Durch eine gewisse Kontinuität in der Betreuung durch die

PhysiotherapeutInnen wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, wodurch es zur

Angstreduktion und Motivation der PatientInnen kommt, wenn auch die Pläne mit den

PatientInnen besprochen werden.

Die Daten lassen ebenso den Schluss zu, dass Primary Nurses mit langjähriger Be-

rufserfahrung gemeinsam mit einem/r innovativen Physiotherapeuten/in, der/die im-

mer zum/zur Patienten/in gekommen ist, Erfolge erzielen können. Am Vortag wird mit

dem/der Physiotherapeuten/in und dem/der Patienten/in der Plan besprochen und

die Umsetzung findet am nächsten Tag statt. Der Zeitplan wird mit der Pflege bzw.

auch mit anderen TherapeutInnen abgestimmt, allerdings erfolgt trotz eines positiven

Feedbacks und einer Arbeitserleichterung aller Berufsgruppen die Eintragung in den

Therapieplan nicht immer gewissenhaft. Pflegepersonen mit langjähriger Berufser-

fahrung und Physiotherapeut/in sind der Ansicht, dass die Kommunikation und die

Planung bei Primary Nursing PatientInnen besser erfolgen, als bei anderen Patien-

tInnen, da die Kontinuität der Pflegepersonen vorhanden ist und diese mehr Wissen

über den/die Patienten/in aufweisen können.

Individuelle Planungen und Absprachen mit TherapeutInnen sind für manche Patien-

tInnen notwendig, besonders wenn Logopädie angeordnet ist oder der/die Patient/in

jeden zweiten Tag zur Dialyse gebracht werden muss.

Die Gesprächsbasis zwischen den einzelnen Berufsgruppen wird als gut beschrieben,

wobei sich die Pflegepersonen eine Forcierung der Physiotherapie durch kontinuierli-

che Zuteilung von Seiten der ÄrztInnen wünschen.

Andererseits hzeigtat sich auch, dass es bei Primary Nursing PatientInnen keine Zu-

teilung von PhysiotherapeutInnen gibt, so dass die Primary Nurse die Verantwortung

für die Mobilisation übernimmt.

PhysiotherapeutInnen beschreiben, dass eine fehlende Transparenz darüber beste-

hen würde, welche Pflegeperson als Primary Nurse bei welchem/welcher Patien-

ten/in eingeteilt ist. Sie schlagen deshalb vor, dass eine Markierung an der PatientIn-

nentafel erfolgen soll, die für alle Berufsgruppen sofort ersichtlich ist. Das erwähnte

Blatt Papier mit den aktuellen Namen der Primary Nurse und des/der Patienten/in,

das im Aufenthaltsraum ausgehängt ist, kann von den TherapeutInnen nicht regis-

triert werden, da sich diese selten im Aufenthaltsraum dieser Station befinden.

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110

Die Planung der Tätigkeiten aller Berufsgruppen erscheint bei PatientInnen mit in-

fauster Prognose auch von Personen mit langjähriger Berufserfahrung schwierig.

Pflegepersonen und TherapeutInnen sind scheinbar nur gewohnt, Maßnahmen zur

Erreichung von Fortschritten bzw. Erfolgen zu planen und durchzuführen. Fehlende

Fortschritte hingegen werden oft persönlich genommen und als Misserfolge bewertet.

Die positive Zusammenarbeit zwischen PhysiotherapeutInnen, Primary Nurses und

Associate Nurses, die sich durch eine fixe Ansprechperson begründet, auch von den

PhysiotherapeutInnen an die Stationsleitung als solches kommuniziert. Physiothera-

peutInnen erkennen bei einer fehlenden Kontinuität durch die Pflegepersonen eine

mangelhafte Übergabe in Bezug auf die Mobilität des/der Patienten/in, allerdings

könnten sich Pflegepersonen mit Hilfe der Dokumentation der PhysiotherapeutInnen

über den Mobilitätsstatus der PatientInnen informieren. Pflegepersonen hätten dann

die Möglichkeit, Übungen in Absprache mit dem/der Patienten/in zu übernehmen.

Aufgrund der geringen Präsenz von PhysiotherapeutInnen kann nicht täglich Physio-

therapie bei den PatientInnen erfolgen. Nach Rücksprache mit der Primary Nurse

könnten jedoch Übungen vorgezeigt werden, die diese dann mit dem/der Patienten/in

durchführt. Auch in Abhängigkeit von der Arbeitsbelastung sind aber nicht alle Pfle-

gepersonen dazu bereit, diese Tätigkeiten zu übernehmen.

Manche PhysiotherapeutInnen erwähnen, dass einige überlastete Pflegepersonen

bei Anwesenheit der PhysiotherapeutInnen das PatientInnenzimmer verlassen, ohne

diesen ihre Unterstützung anzubieten.

Thema 13: „Zufriedenheit mit der Arbeit“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 13: Zufriedenheit

mit der Arbeit

Text 1: Wenn beim/bei der

Patienten/in einiges erreicht

wird und Versprechen

dem/der Patienten/in gegen-

über eingehalten werden

können, ist es für die Pri-

Erfolge beim/bei der Patien-

ten/in und eingehaltene

Versprechen von der Pri-

mary Nurse dem/der Pati-

enten/in gegenüber sind

sehr befriedigend und für

Erfolge des/der Patienten/in und

durchgeführte Pläne werden sehr

positiv von der Primary Nurse mit

langjähriger Berufserfahrung be-

wertet.

Page 111: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

111

mary Nurse sehr befriedi-

gend und für alle Beteiligten

positiv.

alle Beteiligten positiv.

Abb. 19: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Zufriedenheit mit der Arbeit“.

Analyse zum Thema „Zufriedenheit mit der Arbeit“

Die Erfolge des/der Patienten/in und Maßnahmen, die mit dem/der Patienten/in ge-

plant und auch durchgeführt werden, werden von der Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung sehr positiv bewertet, und es fällt leichter die Verantwortung weiter-

hin zu übernehmen. Für Erfolge bzw. Fortschritte der PatientInnen wünschen sie sich

auch Lob von der Stationsleitung. Primary Nurses möchten Erfolge des/der Patien-

ten/in miterleben, weshalb sie es schade finden, wenn die Transferierung frühzeitig

erfolgt. Ob es durch Primary Nursing tatsächlich zu einer Reduktion der Aufenthalts-

dauer der PatientInnen kommt, wie von Primary Nurses subjektiv wahrgenommen,

bleibt eine offene Frage.

Fotodokumentationen von Pflegeproblemen der PatientInnen sollen einerseits zur

Argumentationshilfe den ÄrztInnen und KollegInnen bzw. der Stationsleitung gegen-

über dienen, andererseits können positive, aber auch negative Veränderungen auf-

gezeigt werden.

Die Daten ergeben, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung Unzufrie-

denheit äußern, wenn sich beim/bei der Patienten/in keine Erfolge/Fortschritte ein-

stellen. Diese Problematik offenbart sich auch in der Pflegeplanung und in der Zu-

sammenarbeit mit PhysiotherapeutInnen. Daraus kann geschlossen werden, dass

verschiedene Berufsgruppen im Gesundheitswesen bzw. in bestimmten Bereichen

sich mit Erfolglosigkeit bei PatientInnen, Rückschritten bis hin zur Sterbephase nur

schwer abfinden können, wenn sie vom naturwissenschaftlichen Verständnis des

wieder Heilens geprägt sind.

Zufriedenheit wird von den Primary Nurses über das umfangreiche Wissen über

den/die Patienten/in geäußert, besonders in Bezug auf Erkrankung und medizinische

Belange. Problematischer werden Informationen gesehen, die mit psychischen und

sozialen Belange zusammenhängen. Sehr persönliche Informationen erleben Prima-

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112

ry Nurses, selbst wenn sie eine langjährige Berufserfahrung aufweisen, teilweise als

große Belastung.

Thema 14: „Verantwortung“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auftretens

Thema 14:

Verantwortung

Text 1: Es besteht großes

Verantwortungsbewusstsein,

wenn etwas von der Primary

Nurse in der Pflegeplanung

vorgeschrieben wird, weil sie

dann auch dafür gerade ste-

hen muss. Ansonsten ma-

chen das Pflegepersonen für

PatientInnen für zwei oder

drei Tage, und wenn die

nächste Pflegeperson

kommt, dann werden viel-

leicht Änderungen durchge-

führt. Im Endeffekt enden

Arbeit und Verantwortung

bei Dienstende.

Verantwortung für geplante

Pflege, Primary Nurse muss

dafür gerade stehen.

Im System der Bereichs-

pflege übernehmen Pflege-

personen die Verantwor-

tung nur für die Zeit, so-

lange sie den/die Patien-

ten/in betreuen, danach

wird sie von einer anderen

Pflegeperson übernommen.

Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung empfindet großes

Verantwortungsbewusstsein bei

der Erstellung der Pflegeplanung,

die sich insofern verändert hat, als

dass sie jetzt für den gesamten

Zeitraum verantwortlich ist und

nicht nur für zwei bis drei Tage,

wenn sie den/die Patienten/in be-

treut und danach eine andere

Pflegeperson diese Verantwor-

tung übernimmt.

Abb. 20: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Verantwortung“.

Analyse zum Thema „Verantwortung“

Die Daten lassen den Schluss zu, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfah-

rung großes Verantwortungsbewusstsein bei der Erstellung der Pflegeplanung emp-

finden, insofern, dass sie jetzt für den gesamten Zeitraum, während sie die Rolle der

Primary Nurse inne haben, verantwortlich sind und nicht nur für zwei bis drei Tage, in

deren sie den/die Patienten/in betreuen und danach eine andere Pflegeperson diese

Verantwortung übernimmt. Pflegepersonen mit langjähriger Berufserfahrung äußern

Unsicherheit beim Anlegen von nicht-standardisierten Pflegediagnosen, da dafür

auch die Verantwortung übernommen werden muss. In Bezug auf die Richtigkeit der

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113

Pflegediagnose kommt ein Gefühl der Angst auf, gerade in Bereichen, wo die Psyche

oder das soziale Umfeld sich als Pflegeproblem erweist. Eine weitere Schwierigkeit

wird darin gesehen, dass jede Pflegeperson andere Prioritäten beim Anlegen von

Pflegediagnosen setzt und für diese dann auch die Verantwortung trägt.

Ebenso zeigt sich im Endgespräch, dass Pflegepersonen mit langjähriger Berufser-

fahrung kein Belastungsgefühl bei der Übernahme der Verantwortung wahrnehmen.

Es wird aber auch angemerkt, dass der Großteil des Pflegeteams nicht oder noch

nicht bereit wäre, die Verantwortung in diesem Umfang zu übernehmen.

Von ÄrztInnen wird die Veränderung der Qualität in der Planung und Pflege bei Pri-

mary Nursing durch die Kontinuität und im Gegensatz zu oftmaligem Wechsel der

Pflegepersonen bemerkt. Diese Veränderung im positiven Sinn bestätigen Pflege-

personen mit langjähriger Berufserfahrung, mit einem Verweis darauf, dass die Pri-

mary Nurses Angst vor falscher Planung hätten und deshalb auch besonders genau

dokumentieren würden. Ein weiterer Vorteil zeigt sich in der Pflegekontinuität, da

durch die Kenntnisse um den/die Patienten/in, seine/ihre Fortschritte und Bedürfnis-

se viel gezielter und detaillierter zu planen sind und darauf aufgebaut werden kann.

Thema 15: „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 15: Zusammenar-

beit mit Pflegepersonen

Text 1: In der kleinen Grup-

pe funktioniert es besser,

man spricht sich leichter ab.

Die Zusammenarbeit in der

kleinen Gruppe funktioniert

besser, die Kommunikation

findet leichter statt.

Pflegeperson mit langjähriger Be-

rufserfahrung findet die Zusam-

menarbeit in der Projektgruppe

sehr gut, und die Kommunikation

findet leichter statt.

Abb. 21: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“.

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Analyse zum Thema „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“

Die Ergebnisse belegen, dass Pflegepersonen mit langjähriger Berufserfahrung die

Zusammenarbeit in der Projektgruppe als sehr gut beschreiben und dass die Kom-

munikation leichter stattfindet. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Projektgrup-

pe aus elf Pflegepersonen besteht, im gesamten Pflegeteam jedoch 60 Pflegeperso-

nen tätig sind. Primary Nurses nehmen die Unterstützung der gesamten Projekt-

teammitglieder wahr, es wird gemeinsam über passende Pflegediagnosen diskutiert

und es werden Ideen in Bezug auf Pflegeinterventionen ausgetauscht. Zudem wird

die Unterstützung von ExpertInnen in speziellen Fragen sehr positiv wahrgenommen,

auch entsteht Sicherheit bei speziellen pflegerischen Tätigkeiten. ExpertInnen bera-

ten Primary Nurses u. a. im Wundmanagementbereich, bei Aromapflege und Phytho-

therapie. Manley (2002: 101) führt die Darstellung der „therapeutischen Wirkung“ des

KollegInnenteams nach Johns (1992) an, bei dem die Primary Nursing Praktizieren-

den Hilfe suchen und finden können, was in der Praxis von großer Bedeutung ist.

Unter den KollegInnen sollte eine ähnliche Form gegenseitiger Fürsorge bestehen,

wie sie den PatientInnen entgegengebracht wird.

Ebenso wird berichtet, dass das Pflegeteam eine genauere und effizientere

Dienstübergabe wahrnimmt, da die Primary Nurse durch die Pflegekontinuität und

die regelmäßige Kommunikation mit dem/der Patienten/in, den ÄrztInnen und Thera-

peutInnen einen gesamten Überblick über den/die Patienten/in hat.

Anderseits kann aus den Daten abgeleitet werden, dass auch fehlendes Interesse

der Nichtprojektteammitglieder sich an die angelegte Pflegeplanung zu halten, vor-

herrscht, gerade dann, wenn die Primary Nurse oder eine Pflegeperson aus der Pro-

jektgruppe nicht im Dienst ist und die Pflege dieses/dieser Patient/in übernimmt.

Auch wird berichtet, dass bei Abwesenheit der Primary Nurse mit zweijähriger Be-

rufserfahrung und der Associate Nurses eine Nichteinhaltung der geplanten Pflege-

maßnahmen festgestellt wird. Pflegepersonen haben teilweise auch andere Vorstel-

lungen hinsichtlich der Pflegediagnosen bzw. –interventionen.

Die Kontrolle über die Einhaltung der geplanten Maßnahmen wird als Aufgabe der

Stationsleitung gesehen, die in einem Fall aufgrund von Krankenstand dieser Tätig-

keit nicht nachkommen kann. Es wird auch geschildert, dass die Vertretung der Sta-

tionsleitung diese Tätigkeit nicht übernommen hat, was auch daran liegen kann, dass

diese Aufgabe von der Stationsleitung nicht delegiert bzw. darüber vorher kommuni-

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ziert worden. Auch das Abhalten von Pflegevisiten in diesem Zeitraum kann nicht

festgestellt werden.

Des Weiteren lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass Widerstände dem Pro-

jekt gegenüber den Projektverlauf begleiten. Diese machen sich durch unqualifizierte

Bemerkungen über die Tätigkeiten verbal bzw. auch am Aushang bemerkbar. Dies

kann als Hinweis auf fehlendes Wissen über Primary Nursing oder auch auf Angst

vor der Implementierung interpretiert werden.

Verantwortungsbewusstsein von Seiten der Associate Nurse zeigt sich in der Durch-

führung und Begründung der Evaluation der Pflegediagnose aufgrund von angeord-

neter Therapieänderung, wenn die Primary Nurse Nachtdienst absolviert.

Die Daten lassen zudem den Schluss zu, dass bei bereits geplanten Maßnahmen

des/der Primary Nursing Patienten/in in der Betreuung von mehreren PatientInnen

kein Problem gesehen wird. Für Primary Nurses scheint es von besonderer Bedeu-

tung zu sein, dass sie sporadisch andere PatientInnen bei einzelnen Diensten be-

treuen dürfen, um etwas Abstand von dem/der Primary Nursing Patienten/in zu ge-

winnen, was im Thema „Organisation“ ebenfalls angesprochen wird. Vom übrigen

Pflegeteam werden Projektteammitglieder, wenn sie im Dienst sind, automatisch und

ohne zu fragen, zum/zur Projektpatienten/in eingeteilt. Die Möglichkeit des PatientIn-

nentausches besteht in einem Mehrbettzimmer, wenn dann KollegInnen diesen/diese

Patienten/in übernehmen. Die Projektleitung achtet auf die kontinuierliche Präsenz

von Associate Nurses im Tagdienst. Associate Nurses kritisieren in diesem Zusam-

menhang aber auch, dass deshalb keine Wahlmöglichkeit bei der PatientInnenbe-

treuung bestehen würde, unabhängig davon, ob die letzten zwei Tage ein/eine ande-

rer/andere Patient/in betreut worden ist.

Möglicherweise ist es der Projektleitung besonders wichtig, dass die Primary Nurses

die Abschlussevaluation durchzuführen haben. Problematisch ist es jedoch, wenn

diese längere Zeit davor nicht im Dienst gewesen ist. Hier sollte die Möglichkeit ge-

geben sein, dass unter bestimmten Bedingungen auch eine Associate Nurse die Ab-

schlussevaluation übernimmt, wenn diese den/die Patienten/in kontinuierlich betreut

und ein umfangreiches Wissen über ihn/sie hat.

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Ebenso scheint es von Bedeutung zu sein – und das wird von der Stationsleitung als

ein großer Kritikpunkt angemerkt -, dass sich Pflegende erst spät Informationen über

die Pflegeplanung und –diagnosen einholen, nämlich meist erst nachdem eine Pfle-

gevisite angekündigt worden ist. Diese Kritik betrifft hauptsächlich Nichtprojektteam-

mitglieder. Die Pflegeplanung muss bei Dienstbeginn und Übernahme des/der Pati-

ent/in durchgelesen werden, um über Pflegediagnosen, -ziele und -interventionen

Bescheid zu wissen. Nur darauf aufbauend kann professionelle Pflege stattfinden.

Thema 16: „Dokumentation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 16: Dokumentation

Text 1: Es wird der Zusatz-

button „Ereignisse“ gut ge-

nutzt, in dem viel reinge-

schrieben wird, wo man kurz

Informationen über den/die

Patienten/in nachlesen kann

und eine Übersicht hat. Man

sieht gleich, ob etwas Spe-

zielles gewesen oder was

gemacht worden ist.

Dokumentation unter dem

Zusatzbutton „Ereig-

nisse“ eignet sich als gute

und rasche Übersicht über

den/die Patienten/in.

Pflegerelevante Inhalte, die noch

nirgends dokumentiert worden

sind, werden unter dem Zusatz-

button „Ereignisse“ niederge-

schrieben. Dieser dient auch zur

guten und raschen Übersicht.

Zusammenhang mit Kommunika-

tion, Verantwortung, Zusammen-

arbeit mit Pflegepersonen, Thera-

peutInnen und ÄrztInnen

Abb. 22: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Dokumentation“.

Analyse zum Thema „Dokumentation“

Die Dokumentation stellt einen Teil des Pflegeprozesses dar, der auch im Gesund-

heits- und Krankenpflegegesetz von 1997 inhaltlich angeführt ist. In diesem Fall wird

auf die Dokumentation von pflegerelevanten Gegebenheiten unter dem Zusatzbutton

„Ereignisse“ Bezug genommen, die an keiner anderen Stelle niedergeschrieben wer-

den. Inhalte könnten z. B. eine Kurzzusammenfassung der Krankengeschichte

des/der Patienten/in sein, da beispielsweise eine Magenresektion auch für Pflegein-

terventionen von großer Bedeutung sein können. Als weitere Punkte könnten hier

besondere Vorkommnisse vom Tag oder von der Nacht eingetragen oder Wünsche

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117

an KollegInnen formuliert werden. Es haben alle Berufsgruppen Zugang zum Zu-

satzbutton „Ereignisse“, um sich zu informieren bzw. auch selbst etwas zu dokumen-

tieren. Diese Möglichkeit soll auch einer guten und raschen Übersicht dienen.

Thema 17: „Motivation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 17: Motivation

Text 2: Die Motivation soll

auch von höherer Instanz

vorgelebt werden, was aber

derzeit nicht stattfindet.

Es fehlt ein „Pusher“ in der

Gruppe, der den Rücken der

Pflegepersonen stärkt und

sagt, dass sie es gut ma-

chen.

Eine Motivation der Projekt-

leitung für das Projekt ist

nicht erkennbar.

Es besteht fehlende Unter-

stützung und Stärkung für

das Projektteam.

Pflegeperson mit langjähriger Be-

rufserfahrung wünscht sich eine

erkennbare Motivation von Seiten

der Projektleitung, die auch das

Projektteam unterstützt, stärkt und

lobt.

Abb. 23: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Motivation“.

Analyse zum Thema „Motivation“

Möglicherweise ist es den Projektteammitgliedern besonders wichtig, dass eine er-

kennbare Motivation von Seiten der Projektleitung spürbar ist, diese auch das Pro-

jektteam unterstützen und stärken sowie Lob aussprechen, was jedoch vermisst wird.

Pflegepersonen wünschen sich Lob und Wertschätzung, sowie Informationen an das

Pflegeteam über die PatientInnen, die im Projekt gewesen sind, so dass auch die

Erfolge wahrgenommen werden.

Aufgrund der geringen Teilnahme an Besprechungen wird auch der Stellenwert des

Projektes von Projektteammitgliedern in Frage gestellt. Unklarheit besteht außerdem

darin, warum das Projekt Primary Nursing gestartet worden ist, obwohl bereits vor

dem zweiten Reflexionsgespräch von der Stationsleitung gesagt wird, dass es für

eine Umsetzung keine Ressourcen gibt. In diesem Zusammenhang stellen sich fol-

gende Fragen: Sind die Ressourcen zu Projektbeginn nicht klar definiert worden? Ist

eine vollständige Implementierung für die gesamte Station generell geplant gewesen?

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Ist es ausdrücklicher Wunsch der Stationsleitung gewesen, dieses Projekt durchzu-

führen? Wenn ja, hat sie auch ihre persönlichen Ressourcen mit berücksichtigt?

Die Daten lassen den Schluss zu, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfah-

rung eine große Belastung aufgrund von sehr pflegeintensiven PatientInnen, Perso-

nalmangel, Einschulung neuer MitarbeiterInnen und zusätzlich noch die Übernahme

von zwei PatientInnen als Primary Nurse wahrnehmen. Diese Belastungssituation

kann ein Hinweis darauf sein, dass Primary Nursing im Intensivpflegebereich nicht

immer umsetzbar ist und sich bei anhaltend schlechten Arbeitsbedingungen die Mo-

tivation weiter reduzieren würde; auch kann es zu vermehrten Krankenständen bis

hin zu einem Burnout11 kommen, was ein Projektteammitglied, das jedoch nie Prima-

ry Nurse gewesen ist, ebenfalls kritische angemerkt.

Zudem berichten Projektteammitglieder über eine negative Einstellung des übrigen

Pflegeteams Primary Nursing gegenüber. Dies wird erstmals im dritten Reflexionsge-

spräch angesprochen und im sechsten nochmals zur Diskussion gebracht. Projekt-

teammitglieder versuchen durch Aufzeigen der Vorteile von Primary Nursing Informa-

tionen an das Pflegeteam weiterzugeben, trotzdem werden keine Veränderungen

wahrgenommen. Dies ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass - wie bereits beim

Thema „Verantwortung“ - Pflegepersonen die Pflegekontinuität ablehnen, die Ver-

antwortung fürchten oder Angst davor haben, dass die Pflegepersonen im Projekt-

team bzw. die Primary Nurses bessere Pflegepersonen sind.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Pflegepersonen, die nicht im Projektteam

sind, nicht motiviert zu sein scheinen, über die „Standardpflegediagnosen“, wie z. B.

die Pflegediagnosen „Infektion, hohes Risiko“ oder „Hautdefekt, hohes Risiko“ hinaus,

noch andere relevante Diagnosen anzulegen. Vereinzelt wird die Pflegediagnose

„Selbstpflegedefizit“ verwendet. Das Anlegen der Pflegediagnosen bzw. das Diag-

nostizieren von Pflegepersonen könnte auch sehr viel mit der individuellen Einstel-

lung zum eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich zu tun haben, also damit, für wie

11 Zum Begriff „Burnout“ schreiben Aronson et al (1985: 25, in: Domnowski 2010: 94): „ . . . das

Ausbrennen ist das Resultat andauernder oder wiederholter emotionaler Belastungen im Zusammenhang mit langfristigem, intensivem Einsatz für andere Menschen . . .. Das Ausbrennen ist die schmerzhafte Erkenntnis (von Helfern), dass sie diesen Menschen nicht mehr helfen können, dass sie nicht mehr zu geben haben und sich völlig verausgabt haben.“

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wichtig eigenverantwortliche Tätigkeiten eingestuft werden. Zudem wird von der Pro-

jektleitung kritisch angemerkt, dass das regelmäßige Abhalten von Pflegevisiten not-

wendig wäre, da ansonsten die Pflegediagnostik nicht oder nur mit Standarddiagno-

sen versehen durchgeführt wird, allerdings werden die Pflegediagnosen bei beste-

henden Gewebeschädigungen immer gut geplant. Pflegepersonen empfinden Unsi-

cherheit bzw. eine mangelnde Motivation, eine Planung im mitverantwortlichen Tätig-

keitsbereich anzulegen, wobei die oben angeführte Pflegediagnose „Gewebeschädi-

gung“ mit der Intervention eines Verbandwechsels sehr wohl in den mitverantwortli-

chen Bereich fällt. Die zuvor angeführte Problematik bezieht sich hauptsächlich auf

die Beatmung der PatientInnen und die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine.

Pflegepersonen regen eine weitere Schulung zur Pflegediagnostik an, was aber von

der Projektleitung nicht unterstützt wird, da es immer wieder Schulungen zu dieser

Thematik gegeben hat. Die letzte Schulung ist von zwei KollegInnen der Station

durchgeführt worden, jedoch hat es nur eine geringe Teilnehmerzahl gegeben. Neue

MitarbeiterInnen, die erst vor kurzem ihre Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits-

und Krankenpflegeperson beendet haben, bringen das Wissen um den Pflegepro-

zess und der Pflegediagnostik mit. Sie sollten auch MitarbeiterInnen, deren Ausbil-

dung länger zurück liegt (vor 1997) beim Diagnostizieren und Formulieren unterstüt-

zen, sofern diese es annehmen können.

Die Projektleitung sieht in der Problematik der Pflegediagnostik sehr wohl auch die

fehlende Motivation der Pflegepersonen, sich mit dieser Thematik auseinanderzuset-

zen. Die Notwendigkeit des Diagnostizierens und die Funktionen von Pflegediagno-

sen müssen den Pflegepersonen klar sein, um auch ein entsprechende Verständnis

dafür zu entwickeln. Das Erstellen der Pflegediagnosen der Stationsleitung zuliebe

ist nicht die richtige Einstellung dazu.

Es lässt sich aus den Daten ableiten, dass die Projektleitung nicht an die vollständige

Überleitung des Projektes auf das übrige Pflegeteam glaubt und darin einen langwie-

rigen Prozess erkennt. In diesem Zusammenhang gilt es auch die Aussage, dass es

für eine Umsetzung an Ressourcen fehle, kritisch zu betrachten.

Die Projektleitung und auch die anwesenden Projektteammitglieder sind der Meinung,

dass in der Regel nicht alle 16 PatientInnen dieser Station die Betreuung von einer

Primary Nurse benötigen. Die Pflege dieser PatientInnen werden Pflegepersonen

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übernehmen, die Primary Nursing völlig ablehnen. Es werden fünf bis sechs Patien-

tInnen geschätzt, die von einer Primary Nurse betreut werden sollten. Dieses Vorge-

hen kann damit begründet werden, dass z. B. PatientInnen nach einer aortokorona-

ren Bypassoperation oder nach einer unkomplizierten Herzklappenoperation meist

nur ein bis vier Tage auf der Intensivstation verbringen und danach auf eine Überwa-

chungs- oder Normalbettenstation transferiert werden. PatientInnen mit einem lang-

wierigen postoperativen Verlauf jedoch, deren stationärer Aufenthalt mehrere Wo-

chen betragen kann und deren Selbstständigkeit stark eingeschränkt ist, könnten von

der Pflegekontinuität durch Primary Nursing profitieren.

Um eine hohe Motivation bei der Implementierung von Primary Nursing zu erzielen,

so schreibt Hannelore Josuks (2008: 57), sind spezielle Rahmenbedingungen, die

sinnvolle Aufgabenstellung, die Übernahme von Verantwortung, die Delegation und

die Einbeziehung der MitarbeiterInnen in Entscheidungen von wesentlicher Bedeu-

tung. Aus den oben angeführten Beschreibungen geht deutlich hervor, dass es zum

einen an Rahmenbedingungen fehlt, wie beispielsweise bei der korrekten Durchfüh-

rung der Pflegediagnostik, zum anderen aber wird meist auch die Übernahme der

Verantwortung von Pflegepersonen abgelehnt. Als Ursachen dafür stehen Angst bzw.

Unsicherheit und fehlendes Wissen über Primary Nursing im Vordergrund. Die Infor-

mationsweitergabe von der Stationsleitung bzw. von höherer Hierarchieebene an das

gesamte Stationsteam, mit dem Ziel, die Mitentscheidung der MitarbeiterInnen zu

fördern und zu integrieren, ist mangelhaft und führt damit ebenfalls nicht zu einer Mo-

tivationssteigerung.

Thema 18: „Beziehung zum/zur Patienten/in“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 18: Beziehung

zum/zur Patienten/in

Text 2: Die ProjektpatientIn-

nen sind bis jetzt sehr an-

strengend und fordernd, so

dass man dann, wenn er/sie

den Namen ruft und etwas

Belastung durch Primary

Nursing PatientInnen, die

sehr fordernd sind, wird

empfunden. Es besteht die

Notwendigkeit, diesen Pati-

Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung empfindet eine

große Belastung, wenn PatientIn-

nen sehr fordernd sind, immer nur

den Namen der Primary Nurse

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will, es nicht mehr hören

kann. Es müssen Grenzen

aufgezeigt werden, die

der/die Patient/in auch ver-

steht; der Primary Nurse

geht es dann auch besser.

entInnen die Grenzen auf-

zuzeigen, dann geht es den

Pflegepersonen besser.

rufen. Hier sieht sie eine große

Notwendigkeit, dass dem/der Pati-

enten/in auch Grenzen aufgezeigt

werden.

Abb. 24: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonderheit

des Auftretens zum Thema „Beziehung zum/zur Patienten/in“.

Analyse zum Thema „Beziehung zum/zur Patienten/in“

Die Daten weisen darauf hin, dass Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung

es als große Belastung empfinden, wenn PatientInnen sehr fordernd sind. Dies zeigt

sich z. B. daran, dass der/die Patient/in immer nur den Namen der Primary Nurse ruft,

wenn etwas benötigt wird und auch die Selbstständigkeit des/der Patienten/in darun-

ter leidet, wenn er/sie glaubt, dass die Primary Nurse u .a. dafür da ist, ihm/ihr alles

zu machen. Hier wird eine große Notwendigkeit gesehen, dass sie dem/der Patien-

ten/in auch Grenzen aufzeigt und dass gemeinsam klare Regeln für eine gute Zu-

sammenarbeit aufgestellt werden. Das setzt jedoch voraus, dass die Pflegeperson

ihr Anliegen auch so kommunizieren kann, dass es der/die Patient/in auch verstehen

und akzeptieren kann.

Zudem zeigt sich, dass die Betreuung von PatientInnen mit schlechtem Zustandsbild,

wenn also keine Fortschritte erzielt werden können, eine Belastung darstellt. Daraus

lässt sich schließen, dass der Umgang einer Primary Nurse mit PatientInnen, die e-

her passiv sind und bei denen keine Erfolge erzielt werden können, gerade durch die

Pflegekontinuität sehr bedrückend sein kann. Hinzu kommt, dass bei kontaktierbaren

PatientInnen Ziele besprochen werden konnten, die anfangs euphorisch geplant

worden, jedoch von Erfolglosigkeit gekennzeichnet sind. Wenn Erfolge beim/bei der

Patienten/in erzielt werden können, hat das auch eine Zufriedenheit mit der eigenen

Arbeit zur Folge. Fehlende Erfolge oder Rückschritte lösen bei dieser Primary Nurse

die Befürchtung aus, etwas falsch gemacht zu haben, weshalb dann der Wunsch

geäußert wird, die Rolle der Primary Nurse nicht mehr übernehmen zu müssen. Die

Übernahme der Rolle der Associate Nurse hingegen wäre möglich. Zu dieser Er-

kenntnis kommen Primary Nurses, nachdem sie das zweite Mal diese Rolle über-

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nommen und die gleichen Belastungen und Gefühle wahrgenommen haben, wie

beim ersten Mal.

Manley (2002: 97f) beschreibt Stress und Burnout, die sich oft aus der Pflege von

schwerkranken oder anspruchsvollen PatientInnen ergeben. Diese PatientInnen be-

finden sich in einer physiologischen, psychologischen und sozialen Krise, und auch

die Angehörigen benötigen umfangreiche Hilfe über eine lange Zeit, wenn sie bei-

spielsweise über Monate auf der Intensivstation bleiben. Für die Pflegepersonen be-

deutet das, dass sie über einen längeren Zeitraum tagein und tagaus für den/die

gleichen/gleiche Patienten/in zuständig sein müssen. Andere Pflegepersonen hinge-

gen schätzen die Beziehung zum/zur Patienten/in, die mit der Zuständigkeit und Ver-

antwortung einhergeht, da die Durchführung der Interventionen besser gewährleistet

und überwacht werden kann. Sie kennen den/die Patienten/in und die Angehörigen

besser, was wiederum zu weniger Stress führt, da sie z. B. über persönliche Eigen-

heiten des/der zu Pflegenden besser Bescheid wissen, und damit weniger Frustrati-

on auf beiden Seiten herrscht. Manley (2002: 96) führt die Studie von Bowman

(1990b) an, aus dessen Forschungsergebnissen abgeleitet werden kann, dass Pfle-

gende ihre Arbeit als weniger belastend finden, wenn ihre Rolle klar und selbstbe-

stimmt ist und sie diese kontrollieren können.

Von Maslach (zitiert in Pasternak, 1988, in: Manley 2002: 96) wird kritisch angemerkt,

dass Pflegende zwar oft über praktische Fähigkeiten verfügen, aber eben nicht über

jene kommunikativen Fähigkeiten, die nötig sind, um mit spannungsgeladenen emo-

tionalen Wechselbeziehungen umzugehen. Stress und Burnout werden, so gesehen,

eher auf Defizite in den Fertigkeiten und Kenntnissen der Pflegenden zurückzuge-

führt als auf Primary Nursing selbst.

Diskurs

Die geführten Reflexionsgespräche mit den Projektteammitgliedern sollen einerseits

dazu dienen, dass von jedem/jeder Primary Nursing Patienten/in gemeinsam Mei-

nungen zum Ablauf eingeholt und diskutiert werden. Andererseits ist es Aufgabe der

responsiven Evaluation, dass die Nutzung von Primary Nursing für die vorgesehenen

NutzerInnen mit Hilfe dieser Reflexionsgespräche optimiert werden sollte (vgl. Beywl,

in: Flick 2006: 106f). Wie bereits zu Beginn der thematischen Analyse angeführt,

können nur bedingt Meinungen der Projektteammitglieder eingeholt werden, da die

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Teilnahme an den Reflexionsgespräche nur unregelmäßig von den Projektteammit-

gliedern erfolgt und die Teilnehmer nie vollzählig da sind.

Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass sich, in Hinblick auf die vier

Schlüsselelemente von Primary Nursing, zwei Gruppen heraus kristallisieren: Auf der

einen Seite stehen Pflegepersonen, die ein positives Gefühl durch die Übernahme

der Verantwortung, die Pflegekontinuität und die direkte Kommunikation äußern. Bei

Unsicherheiten mit der Erstellung der Pflegediagnosen und der nachfolgenden Pla-

nung nehmen sie die Unterstützung durch KollegInnen und der Stationsleitung wahr.

Die Pflegediagnostik erscheint bei Primary Nursing viel umfangreicher und ange-

passt an den/die Patienten/in. Trotz der umfangreicheren Dokumentation wird Zufrie-

denheit und eine bessere Nachvollziehbarkeit geäußert. Die Pflegevisite wird als

wichtiger Aspekt bei Primary Nursing gesehen. Bei der täglichen Arbeitszuweisung

nach Fallmethode übernimmt diese Gruppe von Pflegepersonen alle pflegerischen

Aufgaben im Zusammenhang mit dem/der ihr zugeteilten Patienten/in. Bei der

Dienstplangestaltung werden Tagdienste empfohlen, um die pflegerische Beziehung

zum/zur Patienten/in und deren Angehörigen zu ermöglichen. Es zeigt sich aber

auch, dass durch eine gute Zusammenarbeit mit der Associate Nurse trotz Absolvie-

rung von Nachtdiensten eine Pflegekontinuität möglich erscheint. Durch diese Pfle-

gekontinuität und den daraus folgenden Beziehungsaufbau entsteht umfangreiches

Wissen um den/die Patienten/in, das in der Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen

positiven Anklang findet. Pflegende der Projektgruppe erkennen hier auch einen Be-

nefit für den/die Patienten/in, da auf Interventionen, die wenn möglich mit dem/der

Patienten/in, besprochen werden, aufgebaut werden kann, und es damit möglich wird,

Fortschritte in Richtung Selbstständigkeit und Wundheilung zu dokumentieren. Zu-

dem kann auch eine Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit angenommen werden.

Verbesserungsvorschläge, die die Umsetzung von Primary Nursing erleichtern kön-

nen, werden in Diskussion gestellt, wie beispielsweise ein Plan für TherapeutInnen,

der direkt bei der Position der PatientInnen ausgehängt wird und Übersicht gibt, wer

zu welcher Uhrzeit die Therapie durchführt. Ebenso sollte eine Markierung an der

PatientInnentafel erfolgen, auf der die Zuteilung der Primary Nurse auf einen Blick für

alle Berufsgruppen klar ersichtlich ist. PhysiotherapeutInnen empfinden die Zusam-

menarbeit überwiegend positiv und versuchen auch in ihrer Berufsgruppe eine Konti-

nuität in der therapeutischen Betreuung der PatientInnen herzustellen, was jedoch

aufgrund von Personalmangel durch Krankenstände oder fehlende Zuweisungen

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durch ÄrztInnen nicht immer möglich ist. Auch in dieser Berufsgruppe wird ange-

merkt, dass durch die Kontinuität eine Vertrauensbasis zu den PatientInnen aufge-

baut und dadurch Angst reduziert bzw. die Motivation der PatientInnen gesteigert

werden kann. ÄrztInnen schätzen das umfangreiche Wissen der Primary Nurses, die

ihr Wissen bei der Visite einbringen können und damit aktiv in der Zieleplanung für

den/die Patienten/in ihren Beitrag leisten. Sie fungieren als sogenannter Anwalt (vgl.

Manthey 2005: 67f) für den/die Patienten/in, indem Anliegen geäußert werden, die

nach Absprache mit den ÄrztInnen bestenfalls umgesetzt werden können. Subjektiv

wird durch diese Zusammenarbeit auch die Visitenzeit verkürzt. Primary Nurses erle-

ben das Gefühl der Wertschätzung.

Die zweite Gruppe, die sich aus den Daten ergibt, empfindet wiederum in Bezug auf

die vier Schlüsselelemente Primary Nursing als Belastung, gerade durch die Über-

nahme der Verantwortung und der Pflegekontinuität, besonders dann, wenn Pfle-

gende sich nicht abgrenzen können bzw. ihre Gedanken immer, sogar in der Freizeit,

um den/die Patienten/in kreisen. Hinzu kommt, dass Pflegende bei fehlenden Patien-

tInnenfortschritten sich selbst die Schuld zuweisen und sich fragen, ob etwas ver-

gessen oder übersehen wurde. Intensive Gespräche mit den PatientInnen und An-

gehörigen, die durch die Kontinuität auch intime Gesprächsinhalte preisgeben bzw.

Verzweiflung und Ängste äußern, tragen zusätzlich zu diesem Gefühl der Belastung

bei. Die individuelle Pflegeplanung wird als sehr zeitaufwändig erlebt, so dass - be-

sonders nach arbeitsintensiven Diensten - erst nach Dienstende dokumentiert und

evaluiert werden kann und damit Überstunden anfallen. Es gibt ebenso Hinweise

darauf, dass zu den „Standard-Pflegediagnosen“ keine weiteren angelegt werden,

obwohl Hilfeleistungen bei der Mobilisation und Körperpflege beschrieben werden.

Unterstützung durch Projektteammitglieder wird angeboten und von den Primary

Nurses auch wahrgenommen. Die Pflegevisite, die nicht konstant mit der Primary

Nurse stattfindet, wird teilweise als Kontrolle und nicht als Unterstützung erlebt. Die

Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen gestaltet sich unterschiedlich.

Es können sowohl positive als auch negative Aspekte aufgezählt werden. So zeigt

sich, dass Primary Nurses immer schon in der Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und

TherapeutInnen Wünsche und Beschwerden äußern und Pflegepersonen, die sich

nicht an geplante Maßnahmen gehalten haben, zur Rede stellen. Andererseits geht

aus den Daten hervor, dass Primary Nurses von Pflegepersonen im und außerhalb

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des Projektteams aufgrund von Desinteresse und fehlender Motivation keine Unter-

stützung erleben bzw., die geplanten Interventionen nicht eingehalten werden. Diese

Faktoren wiederum können zu Unzufriedenheit mit der Arbeit führen. Hinzu kommt

noch, dass keine Fortschritte der PatientInnen wahrgenommen werden können bzw.

ein/eine Patient/in verstirbt. Der Umgang mit diesen Situationen scheint durch die

Pflegekontinuität zusätzlich belastend zu sein. Durch die wahrgenommene Belastung

wird von Primary Nurses der Wechsel für einen Dienst zu einem/einer anderen Pati-

enten/in erbeten, so dass die Betreuung wieder leichter fällt, was aber nicht immer

möglich ist. Die Zuteilung bzw. die Kontinuität von PhysiotherapeutInnen ist nicht

immer gegeben, so dass die Primary Nurse die Mobilisation selbstständig durchzu-

führen hat, was aber auch Teil der täglichen Arbeitszuteilung nach der Fallmethode

zu sein scheint. Zudem zeigt sich, dass TherapeutInnen ihre Zuweisungen nur spo-

radisch im Zeitplan eintragen, trotzdem dieser Zeitplan als sehr praktisch gewertet

wird. Vermutlich spielt auch hier der Personalstand eine wesentliche Rolle, da Per-

sonalmangel aufgrund von Krankenständen der Pflegepersonen die Umsetzung von

Primary Nursing erschweren und eine Stresssituation bei Primary Nurses auslösen.

Die Daten weisen darauf hin, dass Pflegepersonen der Projektgruppe, die nie die

Rolle der Primary Nurse inne gehabt haben, auch kritische Aspekte in die Reflexi-

onsgespräche einbringen, z. B. das Thema „Burnout“ aufgrund der verschiedenen

Belastungssituationen, und wie diesem vorgebeugt bzw. wie damit umgegangen

werden kann. Ein weiterer Aspekt stellt die finanzielle Situation dar. Wenn Primary

Nurses, so wie in der Literatur angeführt, nur Tagdienste absolvieren sollen und das

ausschließlich unter der Woche, dann würde ein finanzieller Nachteil für sie entste-

hen. Dadurch, dass sie auch die Verantwortung für den/die Patienten/in übernimmt,

hat die Primary Nurse eine besondere Position inne, die auch finanziell abgegolten

werden sollte. Zudem kommt der Vorschlag, das Pflegeorganisationssystem der Be-

reichspflege beizubehalten und die Vorteile von Primary Nursing in dieses System zu

integrieren.

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass für Projektteammitglieder die Rolle der

Stationsleitung bzw. Projektleitung nicht ganz klar in Erscheinung getreten ist. Im

System Primary Nursing verliert sie die Autorität, da die Verantwortung für die ent-

sprechenden PatientInnen die Primary Nurses tragen. Ihre Aufgaben liegen vielmehr

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in der klinischen Leitung, dem gesamten Management der PatientInnenversorgung,

sowie in der Unterstützung der Primary Nurses bei Fragen zu bestimmten Themen

(vgl. Manthey 2005: 73ff). Hinzu kommt auch die Funktion der Projektleitung, die die

Planung und Durchführung des Projektes beinhaltet. Die mangelnde Klarheit des

Rollenverständnisses in Bezug auf die Stationsleitung bzw. Projektleitung, die von

den Projektteammitglieder kritisch gesehen wird, findet ihren Niederschlag auch da-

rin, dass sich Pflegende mehr Unterstützung hinsichtlich der Einhaltung der kontinu-

ierlichen Durchführung der Pflegeinterventionen von allen Pflegepersonen wünschen

würden. Ebenso wird die Weitergabe von Informationen über Primary Nursing an alle

Berufsgruppen, die im Projekt involviert sind, hauptsächlich jedoch an alle Pflegen-

den des Stationsteams und an PatientInnen und deren Angehörige, als wesentliche

Aufgabe gesehen; auch dies wird scheinbar nur unzureichend umgesetzt. Die Pfle-

gevisite scheint für den Großteil der Projektteammitglieder als Unterstützung durch

die Stationsleitung gesehen zu werden, es wird diesbezüglich jedoch kein Unter-

schied in der Durchführung bei anderen PatientInnen wahrgenommen. Bei größerem

Interesse der Stationsleitung am Befinden der Projektteammitglieder und deren psy-

chische Leistungsfähigkeiten könnten möglicherweise besondere Belastungssituatio-

nen vermeiden werden. Auch zeigt sich, dass aufgrund von Personalmangel durch

Krankenstände Primary Nursing nicht optimal umgesetzt werden kann. Daraus lässt

sich schließen, dass zur Organisation von Primary Nursing bestimmte Regeln beste-

hen sollten, die es einzuhalten gilt, und die es auch ermöglichen, bei Abwesenheit

der Stationsleitung ein Weiterführen des Systems zu gewährleisten. Diese organisa-

torischen Belange beziehen sich auf eine längere Abwesenheit der Primary Nurse,

die Evaluation der Pflegediagnosen bei Zustandsveränderungen des/der Patienten/in

sowie bei der Zuteilung der PatientInnen bei Projektstart und während der laufenden

Projektzeit, wenn der Wunsch nach Auszeit geäußert wird.

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5.5 Typologische Analyse des pflegerischen Handelns der Primary Nurses

Inhalte der Ergebnisdarstellung der typologischen Analyse nach Kelle und Kluge

(2010) sind einerseits Fallvergleiche der Primary Nurses und der PatientInnen und

andererseits werden die Resultate aus den Leitfadeninterviews, der Pflegedokumen-

tationen und der Dienstpläne aufgezeigt.

Die nachfolgenden Tabellen stellen die Fälle der Primary Nurses dar, es werden das

Alter, Geschlecht, die Anzahl der Dienstjahre auf dieser Station, die Absolvierung der

Sonderausbildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen

(SAB) und die Vollzeit- oder Teilzeitbeschäftigung auf der Station der Primary Nurses

erfasst. Ebenso werden die Anzahl der Rollenübernahmen der Primary Nurses, die

Anzahl und Art der absolvierten Dienste, wie Tag- und Nachtdienste, sowie die ge-

samten Dienste in der Projektphase und die Anzahl der Tage, die PatientInnen im

Projekt involviert waren, aufgezeigt. Die anschließende Tabelle kontrastiert die in das

Pilotprojekt involvierten PatientInnen, wobei Alter, Geschlecht, Einweisungsgrund,

gesamte Liegedauer und den Zeitraum, wann der/die Patient/in von der Primary Nur-

se übernommen wurde, aufgezeichnet werden.

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Tab. 2: Fallvergleich der Primary Nurses.

Fall Alter Ge-

schlecht

Dienst-

jahre

SAB zur

Intensivpfle-

ge

Vollzeit/

Teilzeit

Wie oft PN Anzahl der Tage beim/bei

der Patienten/in der PN

Projektzeitraum

des/der Patien-

ten/in

1. PN 31a Weibl. > 10 ja 40 h Erstes Mal 7 Tagdienste

7 Nachtdienste

Von 14 Diensten

31 Tage

2. PN 55a Männl. > 10 ja 40 h Erstes Mal 11 Tagdienste

0 Nachtdienste

Von 14 Diensten

27 Tage

3. PN 38a Weibl. > 10 ja 43 h Erstes Mal 5 Tagdienste

4 Nachtdienste

Von 9 Diensten

17 Tage

4. PN 31a Weibl. > 10 ja 40 h Erstes Mal 8 Tagdienste

2 Nachtdienste

Von 10 Diensten

18 Tage

5. PN 27a Weibl. 2 nein 40 h Erstes Mal 6 Tagdienste

5 Nachtdienste

1x Gutstunden

Bei Beginn 1 Woche frei

27 Tage

6. PN 26a Männl. 2 nein 40 h Erstes Mal 6 Tagdienste

1 Nachtdienst

6 Tage durchgehend frei

Von 7 Diensten

14 Tage

7. PN 26a Männl. 3 nein 40 h Erstes Mal 3 Tagdienste

2 Nachtdienste

Von 5 Diensten

6 Tage

8. PN 55a Männl. > 10 ja 40 h Zweites Mal 5 Tagdienste

0 Nachtdienste

Von 5 Diensten

9 Tage

9. PN 31a

38a

Weibl.

Weibl.

> 10

> 10

Ja

ja

40 h

43 h

Beide das

zweite Mal

10 Tagdienste

0 Nachtdienste

1x durchgehend 5 Tage frei, 8

Tage krank

6 Tagdienste

4 Nachtdienste

Von 10 Diensten

41 Tage

10. PN 26a Männl. 2 nein 40 h Zweites Mal 3 Tagdienste

1 Nachtdienst

Von 4 Diensten

6 Tage

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Fall Alter Geschlecht Einweisungsdiagnose Aufenthalts-

dauer

Zeit der Übernahme

durch PN

1 67a Männl. Linksventrikelersatz (LVAD) 70 Tage Nach 40 Tagen

2 67a Männl. Aortenklappenersatz, Trikuspitalklap-

penrekonstruktion

161 Tage Nach 130 Tagen

3 58a Männl. Kardiogener Schock, Extrakorporale Membranoxi-

genation (ECMO), Fasziotomie, Oberschenkelam-

putation

34 Tage Nach 17 Tagen

4 75a Männl. Aortenklappenersatz, offenes Sternum 37 Tage Nach 19 Tagen

5 50a Männl. Gefäßinterponat, Fasziotomie 33 Tage Nach 6 Tagen

6 51a Weibl. Gefäßinterponat, einfacher Aortokoronarer Bypass 15 Tage Einen Tag nach Auf-

nahme

7 53a Männl. Herztransplantation 6 Tage Einen Tag nach Auf-

nahme

8 64a Männl. Herzinsuffizienz, präoperative Aufnahme für LVAD 17 Tage Nach 6 Tagen

9 55a Männl. Trikuspitalklappenrekonstruktion > 180 Tage Nach 100 Tagen

10 41a Männl. St. p. Myokardinfarkt, kardiogener Schock, LVAD 47 Tage Nach 41 Tagen

Tab. 3: Fallvergleich der PatientInnen

Erarbeitung relevanter Vergleichsdimensionen

Die nachfolgend angeführten Vergleichsdimensionen werden auf deduktivem Weg

entwickelt. Sie werden aus dem Interviewleitfaden sowie aus den Pflegedokumenta-

tionen und den Dienstplänen gewonnen, bzw. bereits vorhandene und bekannte Ka-

tegorien werden genutzt. Beim Erscheinen neuer Phänomene werden unbekannte

Kategorien formuliert (vgl. Kelle/Kluge 2010: 93f).

Kategorien Dimensionalisierung

Phase der Intensivpflege Akut / Subakut / Stabilisierung / Rehabilitation /

Sterbephase (vgl. Friesacher 2010: 49f)

Verantwortung Verbindlich über max. ein Monat

Freiwillig – gezwungen

Belastend – nicht belastend

Arbeitsformen Machine-Work / Safety-Work / Comfort-Work / Sen-

timental-Work / Articulation-Work / Work of Patients

(vgl. Friesacher 2010: 50)

Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in Kurzfristig / mittelfristig / langfristig

Pflegeplanung und Durchführung aus einer

Hand

Direkte – durch andere Pflegeperson

Kontinuierlich – flexibel

Individuelle Pflegeplanung – Standard

Innere Kohärenz der Pflegediagnosen

Pflegeerfolg PatientInnenfortschritte - Rückschritte

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Pflegefehler vorhanden – nicht vorhanden

Zusammenarbeit Gut unter PTM12

– schlecht unter PTM

Gut zw. den Pflegenden der Station – schlecht zw.

den Pflegenden der Station

Gut unter den BG13

– schlecht unter den BG

vorhanden mit STL14

– nicht vorhanden mit STL

Kommunikation vertikal – horizontal - gemischt /

direkt – indirekt

Motivation Zufriedenheit – Unzufriedenheit

Arbeitsbedingungen

Führungsstil

Informationen (z.B. Teambesprechungen)

Gestaltung der Pflege

Verantwortungsspielraum

Möglichkeit der Selbstentfaltung

Planung der Interventionen im Tätigkeitsbe-

reich

Eigenverantwortlich – mitverantwortlich - interdis-

ziplinär

Abb. 25: Überblick über Kategorien und Dimensionen der Struktur des pflegerischen Han-

delns der Primary Nurses.

Bildung von Subkategorien und Dimensionen

Nachfolgend werden die Subkategorien zu „Phase der Intensivpflege“, „Arbeitsfor-

men“, „Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in“, „Zusammenarbeit“, „Verantwortung“,

„Pflegeplanung und Durchführung aus einer Hand“, „Pflegeerfolge“ sowie „Motivati-

on“ mit den Dimensionen angeführt. Zu jeder Kategorie werden Beispiele der Fälle

angeführt.

Kategorie: Phase der Intensivpflege

A) Akutphase

Dimensionen:

Rasches Handeln unter Zeitdruck

Pflegende und ÄrztInnen arbeiten Hand in Hand

Komplexität der Handlungen

Mitverantwortliche Tätigkeiten stehen im Vordergrund

12 PTM = Projektteammitglieder

13 BG = Unterschiedliche Berufsgruppen dieser Station, wie z. B. ÄrztInnen, PhysiotherpeutInnen,

ErgotherapeutInnen usw. 14

STL = Stationsleitung, die ebenfalls die Rolle der Projektleitung übernommen hat; zusätzlich wird hier auch die Zusammenarbeit mit den Vertretungspersonen der Stationsleitung miteinbezogen.

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B) Postakutphase

Dimensionen:

Wechselndes Zustandsbild des/der Patienten/in

Auftreten von Komplikationen

Erschwerte Kommunikation durch Beatmung und Anal-

gosedierung

Aufwendige Überwachung der Vitalparameter und medi-

kamentöser Maßnahmen

Überwiegend mitverantwortliche Tätigkeiten - geringer

Anteil an eigenverantwortliche Tätigkeiten

C) Phase der Stabilisation

Dimensionen:

Ausschleichen von apparativen und medikamentösen

Maßnahmen

Mögliche unvorhersehbare Rückschläge

Empathie

Tätigkeitsbereich befindet sich im mitverantwortlichen,

eigenverantwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbe-

reich

D) Phase der Rehabilitation

Dimension:

Der/die Patient/in führt Lebensaktivitäten alleine durch –

mit Unterstützung einer Pflegeperson

Äußerung von Wünschen und Bedürfnissen

Tätigkeiten überwiegend im eigenverantwortlichen Tätig-

keitsbereich, gering auch im interdisziplinären Bereich

E) Sterbephase

Dimensionen:

Belastend – nicht belastend

Anerkennung von Grenzen – fehlende Anerkennung von

Grenzen

Würdevollen Abschied ermöglichen – nicht möglich

Zulassen eigener Emotionen – eigene Emotionen werden

unterdrückt (vgl. Salomon: 2010: 61)

Abb. 26: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Phase der Intensiv-

pflege“.

Fall 1: In Fall 1 befindet sich der Patient nach 40 Tagen Intensivaufenthalt im Über-

gang von der Stabilisationsphase in die Rehabilitationsphase, wobei apparative

Maßnahmen wie der Linksventrikelersatz und die Nierenersatztherapie weiterhin be-

stehen bleiben. Fortschritte sind einerseits erkennbar, wie z. B. folgende Aussage

belegt: „ . . . der Patient wurde binnen kürzester Zeit auf feuchte Nase gegeben und

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danach konnte das Tracheostoma zugeklebt werden.“ (1. Leitfadeninterview, S. 1, Z.

12-13) Andererseits führt der Patient selbstständig die Mundpflege durch und kann

sich Gesicht, Oberkörper und Beine waschen.

Fall 2: Die Pflege des Patienten erfolgt in der Stabilisationsphase und in der Phase

der Rehabilitation nach 130 Tagen Intensivaufenthalt. Die kontinuierliche Nierener-

satztherapie ist ausgeschlichen, der Patient wird jedoch alle zwei Tage zur chroni-

schen Dialyse gebracht und kommt danach wieder zurück auf die Intensivstation. Die

Rehabilitationsphase stellt sich so dar, dass der Patient bei Pflegemaßnahmen mit-

helfen kann, seine Wünsche und Bedürfnisse äußert und Pflegende ihre Tätigkeiten

hauptsächlich im eigenverantwortlichen aber auch im interdisziplinären Bereich ab-

solvieren und durch das Einbeziehen der PhysiotherapeutInnen bei der Mobilisation.

Fall 3: Der Patient wird in der Akutphase von einem Krankenhaus aus einem ande-

ren Bundesland transferiert. Die Primary Nurse übernimmt den Patienten nach 17

Tagen Intensivaufenthalt. Er befindet sich im kardiogenen Schock, es besteht eine

lebensbedrohliche Situation. Rasches Handeln und die Zusammenarbeit zwischen

ÄrztInnen und den Pflegepersonen im mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich sind vor-

rangig, wobei medizinisches Fachwissen und Kenntnisse über verschiedene Geräte

von großer Bedeutung sind, da die Kreislaufunterstützung zusätzlich zur medikamen-

tösen Therapie mittels extrakorporaler Membranoxigenation stattfindet. In der Posta-

kutphase kommt es zu einem Kompartmentsyndrom des rechten Unterschenkels,

was in weiterer Folge eine Oberschenkelamputation notwendig macht. Die therapeu-

tischen Maßnahmen der Akutphase bestehen weiterhin. Der Patient ist beatmet und

analgosediert. Während der Stabilisationsphase können Medikamente ausgeschli-

chen werden, der Patient muss nicht mehr beatmet werden, und er ist kontaktierbar.

Empathie und Kommunikation sind hier bedeutend, da bekannt ist, dass der Patient

leidenschaftlicher Motorradfahrer ist und nun eine Beinamputation notwendig gewe-

sen ist. Ein Beziehungsaufbau zum Patienten und den Angehörigen ist hier wichtig.

Der Patient wird vor der Rehabilitationsphase in das Krankenhaus zurück transferiert,

aus dem er primär gekommen ist.

Fall 4: Der Patient, der nach 19 Tagen von der Primary Nurse übernommen wird,

befindet sich in der Stabilisationsphase, wobei immer wieder Rückfälle aufgrund re-

spiratorischer und kardialer Verschlechterungen beschrieben werden. Der Patient

muss in Bauchlage gebracht und wieder analgosediert werden, um die respiratori-

sche Situation zu verbessern. Von großer Bedeutung ist zu diesem Zeitpunkt der be-

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ruhigende und einfühlsame Zuspruch für die Ehefrau durch die Primary Nurse. Nach

Zustandsverbesserung kann ein respiratorisches Weaning erfolgen, ebenso sind

Schluckübungen möglich, so dass der Patient wenig breiige Kost zu sich nehmen

darf.

Durch immer wiederkehrende Zustandsverschlechterungen und nachdem die medi-

zinischen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, wird von den ÄrztInnen be-

schlossen, die Katecholamintherapie einzustellen. Der Patient befindet sich in der

Sterbephase, was für die Associate Nurse, die an diesem Tag den Patienten betreut,

als große Belastung empfunden wird, da der Patient binnen kurzer Zeit verstirbt. Die

Primary Nurse ist an diesem Tag nicht im Dienst, worüber sie sehr froh ist, da auch

sie diese Situation als große Belastung gesehen hätte, weil sie den Patienten und die

Ehefrau durch die Pflegekontinuität schon gut kennt.

Fall 5: Der Patient wird in der Stabilisationsphase nach sechs Tagen Intensivaufent-

halt von der Primary Nurse übernommen. Die kontinuierliche Nierenersatztherapie

wird auf ein intermittierendes chronisches Dialyseprogramm zweimal in der Woche

ausgeschlichen und die Phase der Rehabilitation eingeleitet, wobei Kräftigungsübun-

gen, Stromtherapie und die Mobilisation, trotz Fasziotomie so gut wie eben möglich

im Vordergrund stehen. Die Primary Nurse gibt dem Patienten das Gefühl, über alle

Probleme, die ihn belasten, mit ihr besprechen zu können; „ . . . der Patient machte

einen depressiven Eindruck, ich habe ihn am Abend klar darauf angesprochen und

ihn gefragt“. (5. Leitfadeninterview, S. 2, Z. 26-27)

Fall 6: Die Patientin wird einen Tag nach Aufnahme auf der Intensivstation von der

Primary Nurse übernommen. Drei Tage hindurch befindet sie sich im sogenannten

Durchgangsyndrom, wo zeitliche, örtliche und zur Person Desorientiertheit besteht.

Die Patientin befindet sich in der Postakutphase, das Zustandsbild stellt sich wech-

selnd dar und die Kommunikation mit ihr ist erschwert. Mit der Phase der Stabilisati-

on entwickelt sich die Situation der Patientin immer weniger problematisch, sie wird

zunehmend orientierter, so dass die Phase der Rehabilitation eingeleitet werden

kann, auch, weil die Patientin bereits in der Lage ist, bei der Mobilisation mitzuhelfen

und zunehmend selbstständiger bei der Körperpflege erscheint.

Fall 7: Der Patient wird bereits einen Tag nach der Aufnahme in der Postakutphase

von der Primary Nurse übernommen. Es kommt rasch zur Stabilisation, so dass die

Phase der Rehabilitation eingeleitet werden kann. Der Patient wird mobilisiert, und er

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wird zunehmend selbstständiger. Die Transferierung wird nach kurzer Zeit angespro-

chen.

Fall 8: Der Patient wird in einem schlechten Allgemeinzustand bereits präoperativ

auf der Intensivstation aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt befindet er sich in der

Stabilisationsphase. In dieser Phase steht die Bedeutung des Krankseins für den

Patienten und seine Angehörigen im Vordergrund. Ein Beziehungsaufbau zwischen

Primary Nurse und Patienten ist wesentlich, um empathisches Vorgehen durch die

Pflegeperson zu ermöglichen. Nach zunehmender Verbesserung des Allgemeinzu-

standes kommt die Phase der Rehabilitation, der Patient fordert geplante Maßnah-

men zur schrittweisen Zielerreichung ein und führt diese auch durch.

Fall 9: Die Übernahme des Patienten von der Primary Nurse erfolgt nach 100 Tagen,

der Patient befindet sich in der Stabilisationsphase. Versuche, den Patienten von der

Beatmungsmaschine zu entwöhnen, sind immer wieder von Rückschlägen gekenn-

zeichnet. Auch wird der Patient kontinuierlich hämodiafiltriert, und die Sternotomie-

wunde wird aufgrund eines positiven Keimnachweises mit einem V.A.C.-System15

versorgt. Der Patient ist tracheotomiert und benötigt wenig Sauerstoffgabe über die

Kanüle. Versuche, den Patienten zu dekanülieren sind aufgrund des starken en-

dotrachealen Sekrets, das trotz positivem Hustenreflex immer wieder abgesaugt

werden muss und eine Rekanülierung erfordert, problematisch.

Fall 10: Der Patient wird nach 41 Tagen von der Primary Nurse übernommen. Zu

diesem Zeitpunkt tritt der Patient von der Phase der Stabilisation in die Phase der

Rehabilitation über. Das Ausschleichen der Medikamente und Mobilisationsschritte

sowie das Erlernen des Umgangs mit dem LVAD stehen im Vordergrund.

Kategorie: Arbeitsformen

A) „Machine-Work“

Dimensionen:

Arbeit an technischen Geräten, Maschinen, Verfahren

B) „Safety-Work“

Dimensionen:

Sicherheitsarbeit zum Schutz des/der Patienten/in

C) „Comfort-Work“

Dimensionen:

Sorge um das Wohl des/der Patienten/in

D) „Sentimental-Work“

15 V.A.C. (Vacuum-assisted closure)-System: Vakuumtherapie wird zur Verkleinerung der Wundfläche,

Förderung der Granulationsgewebeneubildung und effektiver Wundreinigung durch einen auf den Schwamm einwirkenden Unterdruck angelegt (vgl. Willy, Schmidt, Gerngroß 2005: 3).

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Dimension: Inoffizielle Inhalte der Pflege

Persönliche Beziehung zum/zur Patienten/in

E) „Articulation-Work“

Dimension:

Verständigung mit beatmeten PatientInnen

Kommunikation zwischen den BG

Aushandeln und Organisieren von Arbeitsabläufen

Beteiligung von Angehörigen

F) „Work of Patients“

Dimensionen:

Gelungene Kooperation zwischen Patienten/in und Pflegepersonen

Abb. 27: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Arbeitsformen“.

Fall 1: Sicherheitsarbeit zum Schutz des Patienten zeigt sich darin, dass der Wunsch

nach Abklärung von möglichen Komplikationen durch FachärztInnen geäußert wird.

Die Gefühlsarbeit nach Zustandsverbesserung steht dabei im Vordergrund. Es wer-

den zusätzlich Überlegungen angestrebt, welche Maßnahmen dem Patienten noch

helfen könnten. Ebenso wird versucht, dem Patienten die Wartezeit auf einen immer

wieder verschobenen Operationstermin mit einem Spaziergang im Garten verkürzen.

Zudem wird Kommunikationsarbeit geleistet, da die Primary Nurse einerseits mit den

ÄrztInnen und dem Kardiotechniker Termine organisiert, andererseits auch Angehö-

rige in die Pflege integriert, dadurch, dass diese Essen und Trinken verabreichen und

dies der Primary Nurse kommuniziert wird. Work of Patients ist als vierte Arbeitsform

erkennbar, da der Patient bei der Körperpflege aktiv mitarbeitet, und auch Mobilisati-

onsschritte mit ihm besprochen werden.

Fall 2: Ein großer Teil der Arbeit bezieht sich auf Verständigungsarbeit, da die Kom-

munikation zwischen KollegInnen, anderen Berufsgruppen und einer anderen Abtei-

lung im Vordergrund steht. Es werden Arbeitsabläufe koordiniert, wie beispielsweise

die Mobilisation des Patienten in Absprache mit Tätigkeiten der ÄrztInnen oder die

zeitliche Abstimmung mit der chronischen Dialysestation mit dem Tagesablauf des

Patienten. Angehörige, im Besonderen die Ehefrau, werden in die Pflege mit einbe-

zogen, individuelle Besuchszeiten mit der Primary Nurse abgesprochen. Die Ehefrau

gibt der Primary Nurse auch Auskunft über pflegerelevante Informationen der Kran-

kengeschichte ihres Mannes. Bei der Transferierung des Patienten auf die Normal-

station wird dies am Vortag mit dem Patienten und der Ehefrau besprochen und die

Übergabe des Patienten von der Primary Nurse organisiert.

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Fall 3: Machine-Work und Safety-Work stehen in der ersten Zeit nach der Aufnahme

bei diesem Patienten im Zentrum der Arbeit der Primary Nurse. Die Überwachung

der Vitalparameter, der Maschine zur extrakorporalen Membranoxigenierung, die

Beatmung, die Nierenersatztherapie und der enorme medikamentöse Therapieauf-

wand benötigen hier die volle Aufmerksamkeit, ohne die Sorge um den Patienten zu

vernachlässigen. In weiterer Folge ist die Verständigungsarbeit anzuführen. Die

Kommunikation mit dem Patienten, den Angehörigen, den KollegInnen und mit ande-

ren Berufsgruppen ist wesentlich, um Arbeitsabläufe zu koordinieren und Informatio-

nen einzuholen. Die Primary Nurse gibt an, mit der Ehefrau des Patienten und mit

dem/der Psychologen/in sehr gut zusammen zusammenzuarbeiten: „ . . . wir haben

im Vorfeld viel gesprochen, wie wir ihm seine Situation am besten erklären soll-

ten.“ (3. Leitfadeninterview, S. 5, Z. 10-11) Die Ehefrau wirkt auch unterstützend auf

die Pflege ein, indem sie Mundpflege mit Tee oder Kaffee, der für sie von der Prima-

ry Nurse bereitgestellt wird, durchführt. Durch Gespräche und Körperkontakt mit dem

Patienten hat sie ihre Angst verloren, wodurch sich der Patient auch beruhigter fühlt.

Dies kann auch als Teil der Gefühlsarbeit gesehen werden. Ein weiterer Aspekt der

Gefühlsarbeit stellt das Einfühlungsvermögen der Primary Nurse dem Patienten und

der Ehefrau gegenüber dar, als der Patient in einer depressiv verstimmten Phase

nicht mit machen will, die Augen fest zudrückt und die Ehefrau sehr verzweifelt ist

und weint.

Fall 4: Abhängig vom Zustandsbild des Patienten kann die Form der Arbeit als Ma-

chine-Work und Safety-Work beschrieben werden, da es sich um die Überwachung

der Nierenersatztherapie, der Beatmung, kombiniert mit Bauchlage, handelt oder Ri-

sikofaktoren für Infektionen oder Hautdefekte berücksichtigt werden müssen. Bei ei-

ner Zustandsverbesserung steht die Verständigungsarbeit im Vordergrund. Die

Kommunikation und der Informationsaustausch mit dem Patienten und der Ehefrau

stellen wesentliche Aspekte dar. Der Patient wird über die weitere Planung und Ziel-

setzung informiert und die Ehefrau mit kleinen Maßnahmen, wie Beine eincremen

und Durchbewegen der Beine, in die Pflege integriert. Zusätzlich wird ihr die Pflege-

planung erklärt. Auch die Gefühlsarbeit erscheint während der gesamten Aufent-

haltsdauer des Patienten als Arbeitsform. Tägliche Gespräche mit der Ehefrau und

Zuspruch für Patient und Ehefrau, die auch eine emotionale Bindung erzeugen, aber

auch die Primary Nurse belasten können. Gerade in der Sterbephase steht die Ge-

fühlsarbeit im Vordergrund.

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Fall 5: Der Großteil der Arbeitsform findet als Verständigungsarbeit statt. Die Primary

Nurse ist gefordert, kommunikativ zwischen den verschiedene Berufsgruppen wie

Pflegepersonen, ÄrztInnen, Physio- und ErgotherapeutInnen sowie TherapeutInnen

für die Stromtherapie zu vermitteln, Termine mit der chronischen Dialyse und den

TherapeutInnen zu koordinieren, sowie Angehörige zu informieren und in kleine Pfle-

gehandlungen miteinzubeziehen. Auf Anraten der Primary Nurse wechseln sich die

Angehörigen mit den Besuchen ab, so dass sich die Ehefrau, die einen angespann-

ten Eindruck macht, auch erholen kann. Im Mittelpunkt steht der Patient, der - ver-

bunden mit Gefühlsarbeit - viel Zuspruch und Aufmerksamkeit benötigt. Die Mitarbeit

des Patienten wird von der Primary Nurse ebenfalls gefördert. Aufgrund der Pflege-

kontinuität hat sie Wissen über die Patientenfortschritte und über seine Möglichkeiten,

und dadurch, dass sie Zeit für ihn aufwendet, kann er sich trotz eingeschränkter Fä-

higkeiten seiner Hände zur Seite drehen.

Fall 6: Sicherheitsarbeit ist besonders zu Beginn der Übernahme der Patientin von

großer Bedeutung, da während eines Durchgangsyndroms sich die Patientin bei-

spielsweise notwendige Katheter zur Medikamentenverabreichung entfernen oder

aus dem Bett stürzen könnte. Nachdem sich der Zustand nach drei Tagen verbessert

hat, kann in weiterer Folge von einer Verständigungsarbeit gesprochen werden, wo-

bei bei dieser Patientin während der Safety-Work gerade auch die Kommunikation

von großer Bedeutung ist. Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse, der Pa-

tientin, den ÄrztInnen und den Angehörigen, die jedoch nur sporadisch zu Besuch

kommen und sich in die Pflege nicht einbringen wollen, ist ein wesentlicher Bestand-

teil dieser Arbeit. TherapeutInnen kommen bei der Patientin nicht zum Einsatz, Be-

wegungsübungen und die Mobilisation werden von der Primary Nurse durchgeführt.

Der Zustand der Patientin verändert sich rasch, so dass eine Mitarbeit der Patientin

durchaus möglich ist und auch umgesetzt wird. Teile der Körperpflege und Mobilisa-

tionsschritte werden bereits selbstständig erledigt.

Fall 7: Machine-Work und Safety-Work finden nur sehr kurzfristig für die ersten bei-

den Tage nach der Aufnahme statt, danach kann bereits in Work of Patients überge-

gangen werden. Der Patient toleriert immer längere Phasen im Querbett, und für die

Körperpflege benötigt er immer weniger Unterstützung, bis er sie schließlich auch

selbst durchführen kann.

Fall 8: Bis sich der Allgemeinzustand des Patienten stabilisiert hat, kann von einer

Safety-Work zum Schutz des Patienten gesprochen werden. Verständigungsarbeit

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wird bereits bei der präoperativen Übernahme des Patienten geleistet. Es werden

unter Einbeziehung der Angehörigen pflegespezifische Interventionen mit ihm be-

sprochen. Ziele werden gemeinsam formuliert, die der Patient nach der Implantation

des Linksventrikelersatzes (LVAD) erreichen soll bzw. selbst auch erreichen will. Die

Ehefrau, die zu Hause die Pflege ihres Mannes übernommen hat, wird im gemein-

samen Einverständnis gebeten, sich in Pflegebelange zurückzunehmen und sich Zeit

für sich zu nehmen. Wenn es darum geht, dass der Patient die Entscheidung zur

Operation mit den Anstrengungen, die damit verbunden sind, verstehen soll und die

Primary Nurse ihn dabei unterstützt, spielt auch die Gefühlsarbeit eine entscheiden-

de Rolle. Ebenso hat Comfort-Work bei der Arbeit der Primary Nurse einen wichtigen

Anteil, da der Patient nun das Handling mit dem LVAD erlernen und die Angst, etwas

falsch zu machen, abbauen sollte.

Pflegeinterventionen und Mobilisationsschritte, die bereits präoperativ besprochen

worden sind, finden Anwendung. Eine weitere Form der Arbeit besteht in der Mitar-

beit des Patienten. Der Patient kann seit einem Jahr erstmals wieder selbst essen

und seit drei Jahren erstmals sich selbst das Gesicht waschen. Verschiedene thera-

peutische Maßnahmen und Mobilisationsschritte ermöglichen es dem Patienten, über

eine bestimmte Zeit im Lehnsessel zu sitzen, wobei hier auch die Verständigungsar-

beit in Bezug auf Koordination der Arbeitsabläufe zwischen den Berufsgruppen statt-

finden muss.

Fall 9: Während der gesamten Betreuungszeit durch die Primary Nurse wird Sicher-

heitsarbeit zum Schutz des Patienten vor respiratorischen Notfällen durchgeführt.

Ebenso werden immer wieder Krampfanfälle beschrieben, die sich nach medikamen-

töser Therapie einstellen. Ein wesentlicher Teil der Betreuung besteht in der Ver-

ständigungsarbeit, die zwischen Primary Nurse, Patient, Ehefrau, Pflegepersonen,

ÄrztInnen und TherapeutInnen stattfindet. Der Patient erhält verschiedene Therapien

von den PhysiotherapeutInnen sowie Ergotherapie und Stromtherapie, was von den

Arbeitsabläufen her organisiert werden muss. Die Ehefrau kommt regelmäßig zu Be-

such; ihre Besuche erfolgen zu unterschiedlichen Zeiten, was sie jedoch mit der Pri-

mary Nurse abspricht, die wiederum diese Information ans Pflegeteam weiterleitet,

wenn sie selbst nicht im Dienst ist. Wohlbefindensarbeit kommt hier ebenfalls zum

Tragen, werden mit dem Patienten doch vereinzelt Ausfahrten in den Garten in den

Tagesablauf integriert. Nachdem er immer wieder Rückfälle erleidet, ist Gefühlsarbeit

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von Seiten der Primary Nurse sehr wichtig, um den Patienten und die Ehefrau zu be-

ruhigen und zu ermutigen, nicht aufzugeben.

Fall 10: Verständigungsarbeit zwischen Primary Nurse, Patienten, ÄrztInnen, Thera-

peutInnen und den Angehörigen ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Pri-

mary Nurse, beispielsweise die Organisation der Arbeitsabläufe mit den Therapeu-

tInnen, wie z. B. die Logopädie, oder die Unterstützung bei der Pflege durch Angehö-

rige. Zur Verständigungsarbeit hinzu kommt die Wohlbefindensarbeit; weil der Pati-

ent eher ängstlich ist, wird Unterstützung durch den Bruder angeboten. Die Ehefrau

verlässt bei Pflegehandlungen immer das Zimmer. Da der Patient der muslimischen

Kultur angehört, werden von der Primary Nurse entsprechende Aspekte in der Pflege

berücksichtigt. Der Patient macht, begünstigt durch seine Mitarbeit, während der Be-

treuung durch die Primary Nurse täglich Fortschritte.

Kategorie: Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in

A) kurzfristig

Dimensionen:

Ab Aufnahmetag bis 14 Tage

B) mittelfristig

Dimensionen:

Zwei bis vier Wochen

C) langfristig

Dimensionen:

Ab einem Monat

Abb. 28: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Aufenthaltsdauer“.

Fall 1: Dieser Patient weist eine langfristige Aufenthaltsdauer von insgesamt 70 Ta-

gen auf.

Fall 2:Der Patient hat eine langfristige Aufenthaltsdauer von 161 Tagen.

Fall 3: Der Patient hat eine langfristige Aufenthaltsdauer von 34 Tagen.

Fall 4: Mit einer Aufenthaltsdauer von 37 Tagen kann von einem langfristigen Auf-

enthalt gesprochen werden.

Fall 5: Der Patient weist mit 33 Tagen eine langfristige Aufenthaltsdauer auf.

Fall 6: Eine 15-tägige Aufenthaltsdauer der Patientin auf der Intensivstation wird als

mittelfristig bewertet.

Fall 7: Mit sechs Tagen auf der Intensivstation befindet sich der Patient im Bereich

der kurzfristigen Liegedauer.

Fall 8: Der Patient befindet sich mit 17 Tagen in einer mittelfristigen Aufenthaltsdauer.

Fall 9: Der Patient weist eine langfristige Aufenthaltsdauer von 100 Tagen auf.

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Fall 10: Mit einer Aufenthaltsdauer von 47 Tagen befindet sich der Patient in einem

langfristigen Zeitrahmen.

Kategorie: Zusammenarbeit

A) zwischen Projektteammitgliedern

Dimensionen:

Gut - schlecht

B) mit Pflegepersonen des übrigen Teams

Dimensionen:

Vorhanden – nicht vorhanden

Gut - schlecht

C) mit der Stationsleitung

Dimensionen:

Vorhanden – nicht vorhanden

D) mit anderen Berufsgruppen

Dimensionen:

Vorhanden – nicht vorhanden

Gut - schlecht

E) Kommunikation

Dimensionen:

Vertikal – horizontal – gemischt

Direkt – indirekt

Abb. 29: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Zusammenarbeit“.

Fall 1: Die Zusammenarbeit von den Projektteammitgliedern, Pflegepersonen aus

dem übrigen Team und den ÄrztInnen funktioniert gut. Pflegende halten sich an die

vorgegebene Pflegeplanung und ÄrztInnen setzen Therapievorschläge um. Die Pri-

mary Nurse würde gerne den/die Wundmanager/in in die Planung der Wundversor-

gung miteinbeziehen, er/sie ist jedoch im Urlaub. Die Stationsleitung bietet Unterstüt-

zung an, und Hinweise zur Evaluierung der Pflegediagnosen werden gegeben. Der

Patient liegt in einem Einbettzimmer, so dass sich die Primary Nurse vor allem auf

ihren Patienten konzentrieren kann.

Die Kommunikation erfolgt horizontal im Projekt- und Pflegeteam und vertikal zwi-

schen ÄrztInnen und Primary Nurse sowie zwischen der Stationsleitung und der Pri-

mary Nurse, da diese eine Rechenschaftspflicht der Stationsleitung gegenüber hat.

Es findet eine direkte Kommunikation, also eine face-to-face Kommunikation zwi-

schen der Primary Nurse und den KollegInnen, ÄrztInnen, TherapeutInnen, der Sta-

tionsleitung, der PatientInnen und Angehörigen statt. Indirekte Kommunikation hin-

gegen findet ihren Niederschlag in der Pflegedokumentation und der Pflegeplanung,

sowie in den ärztlichen Anordnungen und Berichte der TherpeutInnen.

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Fall 2: Die Primary Nurse gibt eine sehr gute Zusammenarbeit mit bestimmten Pfle-

gepersonen, also jenen Associate Nurses, die sich an die Pflegeplanung gehalten

haben, ÄrztInnen und den PhysiotherapeutInnen an. Terminabsprachen entspre-

chend der Pflegeplanung werden eingehalten, und es erfolgt eine gemeinsame Pla-

nung mit dem Patienten, den PhysiotherapeutInnen und der Primary Nurse. Von der

Primary Nurse kritisch bewertet wird die mangelnde Motivation von einigen Projekt-

teammitgliedern, die sich freiwillig gemeldet haben; dazu trifft sie die Aussage: „ . . .

dass Primary Nursing nicht so wichtig genommen wird von der eigenen Gruppe, das

ist etwas, was mich wahnsinnig stört.“ (2. Leitfadeninterview, S. 10, Z. 20-22) Der

Patient wird von einem Einzelzimmer in ein Dreibettzimmer verlegt, wodurch die Kol-

legInnen im Zimmer durch die Arbeit der Primary Nurse positiv beeinflusst werden, z.

B. dadurch, dass dann auch die anderen PatientInnen mobilisiert werden. Die Zu-

sammenarbeit mit der Stationsleitung beschränkt sich auf Absprachen bzw. einer

Rückversicherung hinsichtlich der Korrektheit bei der Pflegedokumentation. Die

Kommunikationsbasis kann hier als Mischform zwischen horizontaler und vertikaler

Kommunikation aufgrund der formlosen Berichterstattung angesehen werden. Im

Projektteam, Pflegeteam und mit den PhysiotherapeutInnen kommt es zu einer hori-

zontalen, und zwischen ÄrztInnen und Primary Nurse zu einer vertikalen Kommuni-

kation. Sie wird zum einen direkt durchgeführt, wie beispielsweise bei der sehr aus-

führlichen Dienstübergabe zwischen den Pflegenden oder bei Absprachen mit dem

Patienten, der Angehörigen und den TherapeutInnen. Zum anderen erfolgt sie indi-

rekt durch die schriftliche Dokumentation der Pflegeplanung und der schriftlich fest-

gehaltenen pflegerelevanten Aspekte der Krankengeschichte durch die Primary Nur-

se.

Fall 3: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern funktioniert gut. Geplan-

te Pflegemaßnahmen werden eingehalten, und eine Associate Nurse erklärt sich zur

Übernahme des Patienten bereit, wenn die Primary Nurse gerade zu Beginn vorwie-

gend im Nachtdienst ist; ihrer Meinung nach wird die Verantwortung geteilt. Bei Pfle-

gepersonen, die nicht im Projektteam sind, muss immer begründet werden, warum

diese oder jene Maßnahme geplant wird, was für die Primary Nurse sehr anstren-

gend ist. Zusätzlich hört man diese KollegInnen immer Stöhnen, wenn sie die um-

fangreiche Pflegeplanung durchlesen müssen, da sie das als sehr zeitaufwändig

empfinden. Aufgrund der vielen Krankenstände des Pflegepersonals sind Pflegeper-

sonen, die nicht der Projektgruppe angehören, nicht nur im Nachtdienst dem Patien-

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ten zugeteilt, sondern auch im Tagdienst. Die Zusammenarbeit mit der Stationslei-

tung zeigt sich nur einmal in Form eines kurzen Gespräches zur Pflegeplanung. Die

Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen funktioniert meistens gut, da beispielsweise nach

Drängen der Primary Nurse Therapievorschläge noch vor dem Wochenende erledigt

werden. Die Arbeit und das Wissen der Primary Nurse wird von den ÄrztInnen ernst

genommen, sie wird bei der Visite angehört, wenn es u. a. um diagnostische Maß-

nahmen geht, die bereits vor Tagen erledigt worden sind. Andererseits wird z. B. die

Anweisung der Stromtherapie zusätzlich an den Armen erst verspätet, nach nochma-

ligem Urgieren durch die Primary Nurse angeordnet. Die Zusammenarbeit mit den

TherapeutInnen gelingt, es ist jedoch kein Unterschied zu früher erkennbar.

Die Kommunikation erfolgt horizontal im Projekt- und Pflegeteam und vertikal zwi-

schen den ÄrztInnen und der Primary Nurse. Mit der Stationsleitung und der Primary

Nurse ergibt sich wiederum die gemischte Form der Kommunikation, da sich die Sta-

tionsleitung die schriftliche Dokumentation ansieht und informell darüber ein Aus-

tausch stattfindet.

Eine direkte Kommunikation erfolgt zwischen der Primary Nurse und den KollegInnen,

ÄrztInnen, TherapeutInnen, der Stationsleitung, den PatientInnen und Angehörigen.

Die indirekte Kommunikation ergibt sich durch die Pflegeplanung sowie die schriftli-

chen ärztlichen Anordnungen und Berichte der TherpeutInnen.

Fall 4: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen erweist sich in Bezug auf Ver-

änderung der Pflegediagnosen bzw. Pflegeplanung nach Zustandsverschlechterung

negativ, da der Patient bereits wieder analgosediert und beatmet ist, in der Pflege-

planung jedoch nach wie vor ein kooperativer und wacher Patient im respiratorsichen

Weaning beschrieben wird. Es hat sich von den Pflegenden „keiner getraut etwas

umzuschreiben.“ (4. Leitfadeninterview, S. 1, Z. 13) Die Primary Nurse arbeitet mit

den PhysiotherapeutInnen nicht zusammen, da Physiotherapie nicht möglich ist. Die

Zusammenarbeit mit der Stationsleitung erfolgt durch die Kontrolle der Pflegediagno-

sen, die im Dienstplan vorgegeben werden, also welche Pflegeperson an welchem

Tag beim entsprechenden Patienten eingeteilt ist. Die Zusammenarbeit mit den Ärz-

tInnen wird von der Primary Nurse nicht erwähnt.

Die Kommunikation zwischen den Pflegepersonen und der Primary Nurse erfolgt ho-

rizontal, direkt und indirekt. Zwischen der Stationsleitung und der Primary Nurse be-

steht eine vertikale Kommunikation.

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Fall 5: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen stellt sich unterschiedlich gut

dar. Pflegepersonen der Projektgruppe halten sich an die vorgegebene Pflegepla-

nung, wobei die Primary Nurse von einer Associate Nurse bei Zustandsveränderung

des Patienten zu Hause angerufen worden ist, mit der Frage, wie sie die Pflege fort-

führen solle. Pflegepersonen, die nicht in der Projektgruppe sind, halten sich nicht an

die Vorgaben, sie führen Standardpflegemaßnahmen und nicht die vorgeschriebenen

Interventionen durch, und wenn sie zwei PatientInnen zu betreuen haben, wird der

Primary Nursing Patient nicht mobilisiert. In der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen

sind keine Veränderungen festzustellen, auch weil die Primary Nurse immer schon

Anliegen, die PatientInnen betreffen, ansprechen. Nachdem der Patient verschiede-

ne Therapien von unterschiedlichen TherapeutInnen erhalten hat, ist die Koordinati-

on sehr wichtig und die Primary Nurse muss darauf achten, dass der Patient, auch

wenn er den Termin bei der chronischen Dialyse hat, trotzdem Physiotherapie be-

kommt. Die Zusammenarbeit mit der Stationsleitung zeigt sich im Abhalten der Pfle-

gevisite und Informationsweitergabe in Bezug auf die Dokumentation.

Eine horizontale Kommunikation besteht zwischen den Pflegepersonen und Thera-

peutInnen, wobei zwischen der Primary Nurse, der Stationsleitung und den ÄrztInnen

von einer vertikalen bzw. von einer gemischten Kommunikationsform gesprochen

werden kann, da Informationen auch formlos weitergegeben werden.

Zwischen allen Personen wird eine direkte Kommunikation angewendet, durch diver-

se Dokumentationen zum Patienten erfolgt sie auch indirekt.

Fall 6: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern funktioniert sehr gut, ge-

genseitige Unterstützung ist gegeben. Mit Pflegepersonen, die nicht dem Projekt-

team angehören, gestaltet sich die Zusammenarbeit problematisch, da teilweise ge-

plante Pflegeinterventionen ohne Begründung nicht eingehalten bzw. sogar umge-

schrieben werden. Ebenso wird die von der Stationsleitung getroffene PatientInnen-

zuteilung im Nachtdienst nicht eingehalten, so dass die Primary Nurse dann das Pa-

tientInnenzimmer wechseln muss und die Pflege der Primary Nursing Patientin nicht

mehr übernehmen kann. Von Seiten der Stationsleitung erfährt die Primary Nurse

keine Unterstützung, da es sich dabei um langjährige Pflegepersonen auf dieser Sta-

tion handelt. Mit der Stationsleitung wird einmal die Pflegevisite abgehalten. Die Zu-

sammenarbeit mit den ÄrztInnen ist unverändert, Vorschläge in Bezug auf Hinzuzie-

hung eines/einer Diätologen/in werden trotz Begründung abgelehnt. Die Primary

Nurse ist sich nicht sicher, ob die ÄrztInnen über ihre Rolle Bescheid wissen bzw.

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diese zur Kenntnis nehmen. Eine Zusammenarbeit mit TherapeutInnen findet nicht

statt.

Die Kommunikationsbasis zwischen der Primary Nurse und den Pflegepersonen er-

folgt direkt, aber auch indirekt und horizontal. Zwischen Primary Nurse und Stations-

leitung kommt es zu einer gemischten Form der Kommunikation, das bedeutet, so-

wohl horizontal als auch vertikal, direkt und indirekt. Eine vertikale Kommunikation

besteht zwischen der Primary Nurse und den ÄrztInnen.

Fall 7: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen funktioniert gut, der/die Wund-

manager/in ist für entsprechende Fragen ebenfalls zur Unterstützung bereit. Die Sta-

tionsleitung führt während der Anwesenheit der Primary Nurse keine Pflegevisite

durch, an bestimmten Tagen ist dafür aber auch keine Zeit. Das Einholen der Einver-

ständniserklärung für das Projekt wird von der Stationsleitung an die Primary Nurse

delegiert, die dieses Vorgehen jedoch nicht in Ordnung findet.

TherapeutInnen werden keine zugewiesen, die Mobilisation wird von der Primary

Nurse durchgeführt. In der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen werden keine Unter-

schiede beschrieben.

Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse und den Pflegepersonen erfolgt ho-

rizontal und direkt, sowie indirekt in Form der Pflegeplanung. Zu den ÄrztInnen und

der Stationsleitung besteht eine vertikale Kommunikation.

Fall 8: Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen funktioniert gut. Tagsüber sind

meist Projektteammitglieder beim Patienten eingeteilt und in der Nacht Pflegeperso-

nen, die nicht im Projekt involviert sind. Dies ist im Wochenpräsenzplan, den die Sta-

tionsleitung erstellt hat, ersichtlich. Geplante Pflegemaßnahmen werden eingehalten,

bzw. auch bei Abwesenheit der Primary Nurse begründet abgesetzt. Die Stationslei-

tung führt einmal eine sehr ausführlich Pflegevisite durch, da es der Primary Nurse

ein großes Bedürfnis ist und auch beide die Verantwortung dafür tragen. Mit den

TherapeutInnen gelingt die Zusammenarbeit ebenfalls sehr gut. Es wird bereits am

Vortag mit dem/der Physiotherapeuten/in die Planung besprochen, wobei die Primary

Nurse darauf achtet, dass zum geplanten Zeitpunkt die Pflege absolviert ist und sie

dann auch bei der Mobilisation unterstützend zur Seite stehen kann. Schlucktraining

mit dem/der Logopäden/in wird zur Mittagszeit vereinbart, ebenso kommt es zur ter-

minlichen Vereinbarung für die Ergotherapie. Von allen TherapeutInnen erfolgt ein

positives Feedback zu den Terminabsprachen. Die Zusammenarbeit zwischen der

Primary Nurse und den ÄrztInnen kennzeichnet eine wertschätzende Basis. Es wird

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anerkennend festgestellt, dass durch die Pflegekontinuität umfangreiches Wissen

über den Patienten besteht, das während der Visite eingebracht werden kann und

das auch die Visitendauer verkürzt. Ein Absetzen der Physiotherapie wird von der

Primary Nurse erfolgreich verhindert.

Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse, Pflegepersonen und TherapeutIn-

nen erfolgt horizontal, direkt und aufgrund der Dokumentation auch indirekt. Eine

vertikale Kommunikation findet zwischen ÄrztInnen und der Primary Nurse sowohl

direkt als auch indirekt statt. Zu der Stationsleitung besteht ebenfalls eine vertikale

Kommunikationsform, da konkrete Vorgaben zur Pflegevisite vorliegen und diese

strikt von der Primary Nurse eingefordert werden.

Fall 9: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern entwickelt sich negativ.

Teilweise besteht ein fehlendes Interesse daran, nach den geplanten Pflegemaß-

nahmen zu arbeiten bzw. die Pflege bei Abwesenheit der Primary Nurse zu über-

nehmen. Eine Associate Nurse nimmt sich von ihrer Funktion zurück, da sie die Zu-

sammenarbeit mit dem Patienten ablehnt, was von der Stationsleitung zu Beginn ak-

zeptiert wird. Da die Stationsleitung zu einem späterem Zeitpunkt aufgrund von

Krankenstand die Unterstützungsfunktion nicht wahrnehmen kann und diese auch

nicht delegiert hat, wird Primary Nursing nicht nach Vorgaben durchgeführt. Nach

zehn Diensten beim Patienten muss die Primary Nurse ebenfalls in den Kranken-

stand gehen, wodurch es dann keine verantwortliche Pflegeperson für den Patienten

mehr gibt. Zehn Tage danach erklärt sich ein Projektteammitglied, das auch während

der Krankenstandszeit der Primary Nurse frei gehabt hat, dazu bereit, die Rolle der

Primary Nurse zu übernehmen.

Die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen funktioniert sehr gut, es werden auch

immer wieder neue Therapievorschläge ihrerseits eingebracht.

Im Gegensatz dazu entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen Primary Nurse

und den ÄrztInnen nicht positiv, da aus Sicht der Primary Nurse Rückschläge des

Patienten auf eine fehlende Ursachenbehebung zurückzuführen sind, würden doch

ausschließlich Symptome therapiert.

Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse und den Pflegepersonen besteht

auf horizontaler Basis, direkt und indirekt, wobei diese nicht als erfolgreich beschrie-

ben wird. Ebenso kann von horizontaler Kommunikation zwischen Primary Nurse und

TherapeutInnen gesprochen werden. Mit den ÄrztInnen und der Stationsleitung be-

steht eine vertikale Kommunikationsebene.

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Fall 10: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern gestaltet sich aufgrund

der kurzen Betreuungszeit speziell mit einer Associate Nurse positiv. Im Nachdienst

wird der Patient von Pflegepersonen betreut, die nicht in der Projektgruppe sind, wo-

bei die Primary Nurse in einem Nachtdienst die Pflege nicht übernehmen kann, da

eine andere Pflegende bereits die Nacht davor den Patienten betreut hat, bei Unklar-

heiten hat sie jedoch die Möglichkeit die Primary Nurse zu fragen. Eine Pflegevisite

wird während dieser Zeit mit der Stationsleitung nicht durchgeführt. Die Zusammen-

arbeit mit den TherapeutInnen gestaltet sich unproblematisch, und in der Zusam-

menarbeit mit den ÄrztInnen kann kein Unterschied festgestellt werden, ob diese

über die Rolle der Primary Nurse nun Bescheid wissen oder nicht.

Die Kommunikation zwischen der Primary Nurse und en Pflegepersonen sowie The-

rapeutInnen erfolgt auf horizontaler Ebene und mit ÄrztInnen und der Stationsleitung

auf vertikaler Ebene. Dies geschieht überwiegend direkt, jedoch aufgrund der Pfle-

gedokumentation und der schriftlichen ärztlichen Anordnungen auch indirekt.

Kategorie: Verantwortung

A) Verbindlichkeit16

Dimensionen:

erfolgt – nicht erfolgt

B) Freiwilligkeit

Dimensionen:

Freiwillig – erzwungen

C) Belastung

Dimensionen:

belastend – nicht belastend

Abb. 30: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Verantwortung“.

Fall 1: Die Verantwortung wird bei der Übernahme der Rolle der Primary Nurse ver-

bindlich für die Zeitdauer von höchstens einem Monat übernommen, wobei keine

Abneigung besteht, diese noch weiter zu behalten. Die Übernahme erfolgt bedingt

freiwillig, da sie sich zwar als Projektteammitglied freiwillig gemeldet hat, jedoch ge-

hofft hat, nicht als erste die Rolle übernehmen zu müssen. Die Übernahme der Ver-

antwortung wird nicht als Belastung empfunden, da großes Interesse an der Betreu-

ung des Patienten besteht.

16 Unter Verbindlichkeit wird die verbindliche Übernahme für die Pflege definiert, wobei die Primary

Nurse die Anamnese-, Planungs- und Evaluationsschritte im Pflegeprozess selbst durchführt, sowie die Ausführung der geplanten Maßnahmen verantwortet (vgl. Moers/Schiemann, 2008: 329).

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Fall 2: Die Verantwortung für diesen Patienten wird freiwillig und verbindlich von der

Primary Nurse übernommen.

Fall 3: Die Übernahme der Verantwortung beinhaltet das genaue Wissen um den

Patienten, die Auseinandersetzung mit der Krankengeschichte und der medikamen-

tösen Therapie, da manche Dinge von ÄrztInnen übersehen werden. Die Primary

Nurse muss sich oft auch rechtfertigen oder darüber diskutieren, warum gewisse

Pflegemaßnahmen geplant werden, die dann doch nicht durchgeführt werden. Die

Übernahme der Verantwortung erfolgt freiwillig; wegen der ursprünglichen Einteilung

der Primary Nurse für mehrere Nachtdienste, erhält sie Unterstützung von einer be-

stimmten Associate Nurse, an die sie einen Teil der Verantwortung abgibt, was sie

als sehr angenehm empfindet.

Fall 4:Die Primary Nurse übernimmt die Verantwortung freiwillig, bemerkt jedoch,

dass diese für sie eine große Belastung darstellt. Sie bittet eine Associate Nurse, den

Patienten einen Tag lang zu übernehmen. Bei Fragen zum Patienten steht sie jedoch

zur Verfügung, da sie gemeinsam im Dreibettzimmer eingeteilt sind.

Fall 5: Die Primary Nurse sieht die Übernahme der Rolle der Primary Nurse als nicht

freiwillig an. Ihr anfängliches Interesse an dem Projekt hat während der Projektphase

nachgelassen, sie kann jedoch nicht mehr aus dem Projekt aussteigen, ohne min-

destens einmal Primary Nurse zu sein. Wenn sie im Dienst ist, übernimmt sie die Be-

treuung des Patienten. Dadurch, dass sie ihr Privatleben vom Beruf gut trennen kann,

empfindet sie auch kein Gefühl der Belastung. Was ihr jedoch deutlich wird, ist der

Umstand, „dass vom Team erwartet wird, dass gewisse Sachen perfekter oder zu

100 Prozent gemacht werden müssen, dafür trägt die Primary Nurse die Verantwor-

tung“. (5. Leitfadeninterview, S. 5, Z. 30-32)

Fall 6: Die Übernahme der Verantwortung erfolgt freiwillig und aufgrund der kurzen

Dauer der Verantwortungsübernahme besteht der Wunsch, wenn möglich nochmals,

die Rolle der Primary Nurse übernehmen zu wollen. Da die Patientin in der Phase

des Durchgangs für die Primary Nurse sehr belastend ist, wird die Pflege für einen

Dienst von einer Associate Nurse übernommen, die Primary Nurse ist jedoch für

Fragen im Zimmer anwesend, sie betreut zu dieser Zeit einen/eine anderen/andere

Patienten/in.

Fall 7: Die Übernahme der Rolle der Primary Nurse erfolgt auf unfreiwilliger Basis.

Die Projektteilnahme ist zu Beginn freiwillig, jedoch merkt die Primary Nurse sehr

bald, dass ihre Interessen anders gelagert sind. Sie will vom Projekt wieder ausstei-

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gen, was von der Stationsleitung aber nicht akzeptiert wird. Als Primary Nurse stellt

sie dann aber keine Belastungen fest, während der Dienste ist sie immer beim Pati-

enten eingeteilt.

Fall 8: Die Übernahme der Verantwortung mit der Rolle der Primary Nurse erfolgt

bereits das zweite Mal und auf freiwilliger Basis. Während des neuntägigen Betreu-

ungszeitraums ist die Primary Nurse immer beim Patienten eingeteilt. Generell emp-

findet sie in der Ausübung dieser Rolle keine Belastung, erwähnt jedoch, dass die

Betreuung der Angehörigen sehr wohl anstrengend sein kann.

Fall 9: Zum Zeitpunkt der Übernahme der Rolle als Primary Nurse findet eine Ein-

schulung eines/einer neuen Mitarbeiters/in statt, so dass die Primary Nurse die Pati-

entInnenauswahl selbst durchführt, da sie die Pflege bei einem/einer Patienten/in in

einem Mehrbettzimmer übernehmen will, um den Zielen der Einschulung gerecht zu

werden. Nach sechs bis sieben Diensten beschreibt die Primary Nurse ein starkes

Belastungsgefühl, da sie sich immer mit der Überlegung auseinandersetzt, warum

der Patient keine Fortschritte macht. Sie fragt sich, ob sie etwas falsch macht und, ob

sie dafür die Schuld trägt, da sie sich sehr für den Patienten verantwortlich fühlt.

Nach zehn Diensten ist die Primary Nurse im Krankenstand.

Die Übernahme des Patienten durch eine weitere Primary Nurse erfolgt nach weite-

ren zehn Tagen auf freiwilliger Basis, da sie bemerkt, dass sich niemand sonst dafür

verantwortlich fühlt. Auch sie empfindet die Pflegesituation als große Belastung, da

keine Fortschritte verzeichnet werden können und nur eine Symptombehandlung

durch ÄrztInnen stattfindet.

Fall 10: Die Übernahme der Rolle der Primary Nurse wird bereits zum zweiten Mal

auf freiwilliger Basis entschieden. Während des Betreuungszeitraums ist die Primary

Nurse einmal nicht für die Pflege des Patienten eingeteilt. Durch die rasche Transfe-

rierung kann keine Belastungssituation festgestellt werden.

Kategorie: Pflegeplanung und Durchführung aus einer Hand

A) Dienstplangestaltung

Dimensionen:

Vorwiegend Tagdienste – keine/kaum Nacht-

dienste / vorwiegend Nachtdienste – wenige

Tagdienste

Mehr als drei Tage hintereinander frei

B) Kontinuität

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Dimensionen: Kontinuierlich – flexibel

C) Durchführung der Pflege

Dimensionen:

Direkt – durch andere Pflegeperson

D) Pflegediagnostik

Dimensionen:

Individuell – Standard

Innere Kohärenz – fehlende Kohärenz

Abb. 31: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeplanung und

Durchführung aus einer Hand“.

Fall 1: Die Primary Nurse beklagt die vielen Nachtdienste, für die sie von der Stati-

onsleitung eingeteilt worden ist und die sieben freien Tage, die anfangs geplant wor-

den sind, wodurch die Pflegeplanung und die Absprache mit dem Patienten aus ihrer

Sicht nicht kontinuierlich erfolgen kann. An den Tagdiensten ist sie beim Patienten

die Pflegeperson, die auch die Pflege durchführt, ansonsten wird die Pflege von

Associate Nurses bzw. Pflegepersonen aus dem übrigen Stationsteam übernommen.

Die Pflegeplanung wird von der Primary Nurse angelegt und evaluiert. Es werden

insgesamt elf individuelle Pflegediagnosen angelegt, wie beispielsweise „Kommuni-

zieren verbal beeinträchtigt“, „Entwöhnung vom Respirator, gestörte Reaktion“,

„Selbstpflegedefizit, Waschen und Sauberhalten“ oder „Körpertemperatur erniedrigt,

hohes Risiko“, „Körperliche Mobilität, beeinträchtigt“; dabei ist die innere Kohärenz

nur teilweise gegeben. Die Pflegeinterventionen werden im eigenverantwortlichen

Tätigkeitsbereich beschrieben, Standardpflegemaßnahmen sind in den Hoch-Risiko-

Pflegediagnosen angeführt, ebenso wie das endotracheale Absaugen aus den mit-

verantwortlichen Tätigkeitsbereich als Maßnahme bei der Pflegediagnose „Entwöh-

nung vom Respirator, gestörte Reaktion.

Fall 2: Die Primary Nurse absolviert ausschließlich Tagdienste und hat einmal

durchgehend vier Tage, ansonsten drei Tage frei. Außer an zwei Tagen ist sie immer

bei ihrem Patienten eingeteilt. Diese zwei Tage empfindet sie als angenehm, da die

Kontinuität eine gewisse Belastung für sie darstellt, „ . . . weil es für mich auch an-

strengend war . . ., nach den beiden Tagen hat es mir wieder gefallen, bei meinem

Patienten weiter zu machen“. (2. Leitfadeninterview, S. 2/3, Z. 28/1)

Pflegediagnosen, die aufgrund des langen Intensivaufenthaltes bereits angelegt wor-

den sind, werden von der Primary Nurse bei Übernahme des Patienten evaluiert.

Zwei weitere Pflegediagnosen werden individuell dem Zustand des Patienten ent-

sprechend angelegt, wie „Selbstfürsorgedefizit, Waschen und Sauberhalten“ und

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„Körperbild, Störung“ aufgrund fehlender Rumpfkontrolle. Die innere Kohärenz der

Pflegediagnosen ist teilweise gegeben. Pflegeinterventionen zu den Pflegediagnosen

werden ausschließlich im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich geplant, Maßnah-

men bei Hoch-Risiko-Pflegediagnosen entsprechen den Standardplänen.

Fall 3: Aufgrund der Nachtdienste und der zweimal vier freien Tage, wird die Pflege

beim Patienten auch von anderen Pflegepersonen übernommen. Wenn die Primary

Nurse im Tagdienst ist, übernimmt sie die Rolle der Pflegeplanenden und –

durchführenden.

Bei Übernahme des Patienten durch die Primary Nurse werden Pflegediagnosen zu

Gewebeschädigung und Hautdefekten angelegt, die bisher nicht geplant worden sind.

Zusätzlich wird die Pflegediagnose „Angst“ aufgrund der Veränderung seines Ge-

sundheitszustandes nach sieben Tagen formuliert. Die innere Kohärenz der Pflege-

diagnosen ist nur teilweise erfüllt. Alle Pflegeinterventionen, außer der Wundversor-

gung, werden im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich geplant, Standardpflege-

maßnahmen sind bei den Hoch-Risiko-Pflegediagnosen enthalten.

Fall 4: Die Primary Nurse hat drei Nachtdienste eingeteilt, ansonsten nur Tagdienste

absolviert, mit einer Freizeit von höchstens drei Tagen hintereinander. Einmal über-

nimmt eine Associate Nurse die Pflege im Tagdienst, im Nachtdienst sind meist Pfle-

gepersonen beim Patienten eingeteilt, die nicht in der Projektgruppe sind. Bei der

Übernahme des Patienten werden von der Primary Nurse die bestehenden Pflegedi-

agnosen evaluiert und neue, individuelle Pflegediagnosen angelegt, wie z. B. „Flüs-

sigkeitsüberschuss“, „Kommunizieren verbal, beeinträchtigt“ und „Körpertemperatur

verändert, hohes Risiko“. Bei diesen Pflegediagnosen sind klar eigenverantwortliche

Tätigkeiten definiert. Maßnahmen bei der Pflegediagnose „Entwöhnung vom Respi-

rator, gestörte Reaktion“ sind sowohl im eigenverantwortlichen als auch im mitver-

antwortlichen Bereich formuliert. Die Pflegediagnose „Inaktivitätssyndrom, hohes Ri-

siko“ beinhaltet eigenverantwortliche und interdisziplinäre Maßnahmen. Hoch-Risiko-

Pflegediagnosen werden mit Standardpflegemaßnahmen versehen. Das Datum der

Evaluation wird immer so gewählt, dass die Primary Nurse im Tagdienst ist. Die inne-

re Kohärenz der Pflegediagnosen ist teilweise gegeben. Das Formulieren der Pfle-

gediagnosen erscheint durch das oftmalige und genauere Dokumentieren jetzt einfa-

cher, weil man über die passenden Pflegediagnosen schon besser Bescheid weiß.

Fall 5: Die Primary Nurse startet mit einem Tagdienst und hat danach zehn freie Ta-

ge, insgesamt sind sechs Tagdienste und fünf Nachtdienste eingeteilt. Im Tagdienst

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übernimmt sie die Pflege und Planung des Patienten, bei Abwesenheit der Primary

Nurse sind meist Associate Nurses eingeteilt, im Nachtdienst wird die Betreuung von

Pflegepersonen übernommen, die nicht im Projektteam sind. Die Pflegediagnosen

werden von der Primary Nurse bei Übernahme des Patienten evaluiert. Während ih-

rer Abwesenheit wird eine Pflegediagnose von einem Nicht-Projektteammitglied an-

gelegt. Die Pflegediagnosen sind einerseits in Form der standardisierten Hoch-

Risiko-Pflegediagnosen angelegt, und andererseits beziehen sie sich auf Hautdefek-

te und Gewebeschädigung sowie auf eine eingeschränkte körperliche Mobilität. Pfle-

geinterventionen werden etwa in gleichen Teilen im eigenverantwortlichen, mitver-

antwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbereich formuliert. Die innere Kohärenz

der Pflegediagnosen ist nur teilweise gegeben.

Fall 6: Während der 15-tägigen Aufenthaltsdauer und einer Betreuungszeit von 14

Tagen hat die Primary Nurse einen Nachtdienst und sechs Tagdienste eingeteilt.

Einmal hat sie zusammenhängend sechs Tage frei, und während eines Tagdienstes

wird die Pflege der Patientin von einer Associate Nurse übernommen. Pflegediagno-

sen werden von der Primary Nurse angelegt und evaluiert. Zu den standardisierten

Hoch-Risiko-Pflegediagnosen werden die Pflegediagnosen „Körperliche Mobilität,

beeinträchtigt“, „Selbstfürsorgedefizit, Waschen und Sauberhalten“, „Verwirrtheit,

akut“ und „Kommunikation verbal, beeinträchtigt“ individuell für diese Patientin im

Pflegeprozess aufgenommen, allerdings fehlen konkrete Maßnahmen dazu. Die in-

nere Kohärenz ist nur gering gegeben.

Fall 7: Während der sechstägigen Aufenthaltsdauer des Patienten absolviert die

Primary Nurse drei Tagdienste und zwei Nachtdienste, wobei sie immer beim Patien-

ten eingeteilt ist und die Pflege durchführt. Die beiden standardisierten Hoch-Risiko-

Pflegediagnosen „Infektion, hohes Risiko“ und „Hautdefekt, hohes Risiko“ werden

von der Primary Nurse angelegt und evaluiert. Weitere Pflegediagnosen zur Mobilität

oder Körperpflege werden in Erwägung gezogen, jedoch wird aufgrund der raschen

Zustandsverbesserung keine Notwendigkeit zur Umsetzung gesehen. Die innere Ko-

härenz der Pflegediagnosen ist gegeben.

Fall 8: In neun Tagen werden von der Primary Nurse fünf Tagdienste beim Patienten

absolviert. Während ihrer Anwesenheit ist sie kontinuierlich beim Patienten und führt

auch die geplante Pflege sowie die Evaluation der Pflegediagnosen und die Ab-

schlussevaluation vor der Transferierung durch. Bei Übernahme des Patienten wer-

den die beiden bestehenden Hoch-Risiko-Pflegediagnosen und die Pflegediagnose

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„Hautdefekt, bestehend“ im Sakralbereich evaluiert und die drei weiteren Diagnosen,

„Körperliche Mobilität, beeinträchtigt“, „Selbstpflegedefizit, Waschen und Sauberhal-

ten“ sowie die frei formulierte Pflegediagnose zur VAD-Einstichstelle angelegt. Zu

den Pflegediagnosen werden ausschließlich Interventionen im eigenverantwortlichen

Tätigkeitsbereich formuliert. Die innere Kohärenz bei den Pflegediagnosen ist über-

wiegend gegeben.

Fall 9: Die erste Primary Nurse hat während des 20-tägigen Betreuungszeitraums

zehn Tagdienste und einmal fünf Tage durchgehen frei, danach ist sie im Kranken-

stand. Die Übernahme der Pflege ist während ihrer Anwesenheit immer gegeben.

Die zweite Primary Nurse ist während ihrer 14-tägigen Betreuungszeit für fünf Tag-

dienste und vier Nachtdienste eingeteilt, wobei auch sie während ihrer Anwesenheit

die Pflege des Patienten übernimmt. Zwischen erster und zweiter Primary Nurse gibt

es zehn Tage ohne Zuteilung von Pflegenden. Bei Abwesenheit der Primary Nurses

wird die Pflege von verschiedenen Pflegepersonen übernommen.

Bei Übernahme des Patienten werden die bestehenden Pflegediagnosen von der

Primary Nurse evaluiert, wobei insgesamt neun Pflegediagnosen angelegt worden

sind, die die respiratorische Situation, die Mobilität und den Hautzustand betroffen

haben; darüber hinaus sind die standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen Teil

der Pflegediagnostik und aufgrund der kontinuierlichen Hämodiafiltration die Pflege-

diagnose „Körpertemperatur verändert, hohes Risiko“ dokumentiert. Die beschriebe-

nen Pflegeinterventionen befinden sich im eigenverantwortlichen, mitverantwortlichen

und interdisziplinären Tätigkeitsbereich, eine innere Kohärenz der Pflegediagnosen

ist teilweise gegeben.

Fall 10: Die Primary Nurse ist insgesamt sechs Tage für den Patienten verantwort-

lich, sie hat zwei Tagdienste und zwei Nachtdienste eingeteilt. Bis auf einem Dienst

ist sie immer für die Pflege des Patienten zuständig. Die Abschlussevaluation kann

von ihr nicht durchgeführt werden, da der Patient vor ihrem nächsten Dienst bereits

transferiert worden ist.

Bei der Übernahme des Patienten werden die bestehenden Pflegediagnosen evalu-

iert, wobei die beiden standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen angelegt und

eine Pflegediagnose zur LVAD-Einstichstelle und zwei weitere zu vorhandenen

Hautdefekten definiert gewesen sind. Zur Mobilität und Körperpflege werden keine

pflegediagnostischen Einträge gefunden. Pflegeinterventionen werden im eigenver-

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antwortlichen und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich formuliert, die innere Kohä-

renz der Pflegediagnosen ist in einem geringen Grad gegeben.

Kategorie: Pflegeerfolg

A) Erkennbare PatientInnenfortschritte

Dimensionen:

vorhanden – keine Fortschritte / Rückschritte

B) Pflegefehler

Dimensionen:

vorhanden – nicht vorhanden

Abb. 32: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeerfolg“.

Fall 1: Patientenfortschritte sind in der verbalen Kommunikation, bei der Entwöhnung

vom Respirator und beim Freihalten der Atemwege sowie in der Mobilität erkennbar.

Bei der Selbstständigkeit der Selbstpflege hat sich der Status nicht verändert. Ein

bestehender Hautdefekt an der linken Ferse sowie eine nekrotische Veränderung an

der LVAD-Austrittstelle werden beschrieben, beide haben bereits vor Übernahme

durch die Primary Nurse bestanden. Eine Besserung der Austrittsstelle wird im Ver-

lauf beschrieben.

Fall 2: Patientenerfolge sind in den Pflegediagnosen „Selbstpflegedefizit, Waschen

und Sauberhalten“ und „Körperbild, Störung“ beschrieben, letztere kann abgesetzt

werden. Ebenso zeigen sich Erfolge in der eingeschränkten körperlichen Mobilität

durch Zurückerlangung des Tag-Nacht-Rhythmus, durch Mobilisation in den Lehn-

stuhl von zwei Stunden täglich und durch die Bettfahrrad-Dauer von 30 Minuten.

Vereinzelte kleine Hautdefekte werden im Laufe des Intensivaufenthalts festgestellt,

die jedoch bei Transferierung abgeheilt sind.

Fall 3: Pflegeerfolge zeigen sich in der Abheilung diverser kleiner Hautdefekte; als

Patientenfortschritt wird die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine nach Trache-

otomie mit Hilfe der Navasonde dokumentiert.

Fall 4: Aufgrund der Fort- und Rückschritte des Gesundheitszustandes des Patien-

ten kann nicht von Patientenerfolge gesprochen werden. Positiv wird jedoch in der

Sterbephase die Linderung der Schmerzen, die persönliche Zuwendung, die Kom-

munikation der Associate Nurse und das Abschiednehmen der Ehefrau gewertet.

Fall 5: Zu Beginn der Patientenübernahme können keine Fortschritte verzeichnet

werden. Nach zehn bis zwölf Tagen werden erste Fortschritte des Patienten in der

Mobilität beschrieben, so können Zeitintervalle im Querbettsitzen ausgedehnt werden.

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Ebenso sind Fortschritte in der Wundheilung definiert. Entstandene Hautdefekte sind

zum Zeitpunkt der Transferierung abgeheilt. Für die Primary Nurse entwickelt sich

der Zustand des Patienten zum Positiven.

Fall 6: Erfolge der Patientin sind klar gegeben und beschrieben, so dass die Patien-

tin bald die Intensivstation verlassen kann. Pflegediagnosen können zur Transferie-

rung abgesetzt werden.

Fall 7: Erfolge des Patienten sind in Form der Mobilitätssteigerung und Zunahme der

Selbstständigkeit klar zu verzeichnen. Pflegefehler sind keine beschrieben.

Fall 8: Nachdem der Patient zur präoperativen Aufnahme in einem schlechten All-

gemeinzustand, bettlägerig und von der Ehefrau zu Hause gepflegt gekommen ist,

kann ein sehr großer Patientenfortschritt festgestellt werden. Der Patient kann zum

Zeitpunkt der Transferierung selbstständig Essen, benötigt bei der Körperpflege nur

noch geringe Unterstützung von der Pflegeperson und sitzt täglich mindestens eine

Stunde im Lehnsessel.

Der beschriebene Hautdefekt hat sich bis zur Transferierung nicht verbessert.

Fall 9: Trotz der langen Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und der geringen

Mobilität des Patienten werden keine Kontrakturen festgestellt, er befindet sich auf

gleichem Bewegungsniveau. Von respiratorischer Seite können keine Erfolge festge-

stellt werden. Hautdefekte und Gewebeschädigung werden während des Beobach-

tungszeitraumes beschrieben, weisen jedoch keine Veränderung auf.

Fall 10: Die Fortschritte des Patienten werden von der Primary Nurse als tagtäglich

beobachtbar beschrieben, und der Patient kann sechs Tage nach Übernahme der

Betreuung durch die Primary Nurse transferiert werden.

Oberflächliche Hautdefekte im Axillarbereich werden als abgeheilt beschrieben, eine

Pflegediagnose kann daher abgesetzt werden. Die Nekrosen an den Fingerspitzen

sind zum Zeitpunkt der Transferierung noch bestehend, allerdings ist eine Verbesse-

rung feststellbar.

Kategorie: Motivation

A) Arbeitsbedingungen

Dimensionen:

positiv - negativ

B) Führungsstil

Dimensionen:

autoritär – laissesz faire

unterstützend – nicht unterstützend

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Kontrollen – keine Kontrollen

C) Informationen (z. B. Teambesprechungen)

Dimensionen:

vorhanden - fehlen

D) Gestaltung der Pflege

Dimensionen:

frei - vorgegeben

E) Verantwortungsspielraum

Dimensionen:

groß - klein

F) Möglichkeit der Selbstentfaltung

Dimensionen:

vorhanden – nicht vorhanden

G) Zufriedenheit mit der Arbeit

Dimensionen:

vorhanden – nicht vorhanden

Abb. 33: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Motivation“.

Fall 1: Die Primary Nurse gibt an, dass die Stationsleitung Unterstützung angeboten

und eine einmalige Kontrolle in Bezug auf die Evaluation der Pflegediagnosen

durchgeführt hat. In der Gestaltung der Pflege sieht sie höchstens eine Einschrän-

kung durch die Therapieplanungen von ÄrztInnen. Sie kann sich individuell Zeit für

den Patienten nehmen. Durch ihre Verantwortlichkeit als Primary Nurse ist sie für die

Planung der Pflege zuständig. Sie nützt die Möglichkeit, KollegInnen in deren Bera-

tungsfunktion miteinzubeziehen und äußert Zufriedenheit mit der Arbeit, da es auch

eine gute Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen gibt und Fortschritte möglich sind.

Fall 2: Durch das Gespräch mit der Stationsleitung über Primary Nursing und aus

dem Wunsch heraus, die Routine und Eintönigkeit, aus denen leicht Fehler entste-

hen können, zu durchbrechen, ist die Motivation zu Primary Nursing gegeben. Kon-

trollen bzw. Absprachen bei der Pflegeplanung und Dokumentation finden durch die

Stationsleitung statt. Die Gestaltung der Pflege erfolgt in Absprache mit dem Patien-

ten, ÄrztInnen und TherapeutInnen.

Da die Primary Nurse die Endverantwortung für ihr Handeln und für den Patienten

bzw. für die Pflege von zwei PatientInnen übernommen hat, ist ihr Verantwortungs-

spielraum groß. Ihr Wunsch besteht jedoch auch darin, nicht immer die Verantwor-

tung übernehmen zu müssen. Sie ist sehr interessiert an Primary Nursing und über-

nimmt damit einen gewissen Aufgabenbereich, in dem sie sich entfalten kann.

Die Primary Nurse ist sehr zufrieden mit ihrer Arbeit, da sie Schritt für Schritt die Er-

folge des Patienten beobachten kann und bei der Transferierung des Patienten, nach

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so langem Intensivaufenthalt, ein persönlicher Dank von der Ehefrau ausgesprochen

wird. Zusätzlich trägt positives Feedback einiger Pflegepersonen, die nicht in der

Projektgruppe sind, zu ihrer Zufriedenheit bei.

Kritisch angemerkt wird der scheinbare Mangel an Informationen über Primary

Nursing im übrigen Pflegeteam, da dieses aus Unwissenheit „lästernde Bemerkun-

gen“ tätigt. Ebenso wird der Personalmangel durch vermehrte Krankenstände, der es

der Primary Nurse unmöglich macht, den Patienten bei der Transferierung auf die

Normalstation zu begleiten, negativ vermerkt.

Fall 3: Aufgrund von Krankenständen betreut die Primary Nurse immer zwei Patien-

tInnen, wobei sie auch Aufnahmen und Entlassungen gemeinsam mit einem/einer

Kollegen/in, der/die im Dreibettzimmer mit ihr eingeteilt ist, übernimmt. Die umfang-

reiche Pflegeplanung nimmt sehr viel Zeit und Energie in Anspruch, weshalb die Pri-

mary Nurse das Gefühl hat, sie müsse sich irgendwie die Zeit stehlen. Die Zeit, die

notwendig wäre, steht nicht zur Verfügung. Zusätzlich besteht eine Grundunzufrie-

denheit im gesamten Pflegeteam, nachdem zu den Krankenständen noch die Durch-

führung zusätzlicher Projektarbeiten an diversen Projekten hinzu kommt. Zudem

werden Arbeits- bzw. Organisationsabläufe als unkoordiniert beschrieben. Dies be-

zieht sich vor allem auf die Dienstplangestaltung und auf Aufnahmen und Entlassun-

gen; es finden immer wieder Veränderungen statt, die Primary Nurse kann sich des-

halb kaum auf etwas einstellen, was ihre Arbeit erschweren würde.

Auf die Gestaltung des Tagesablaufes kann sie nicht viel Einfluss nehmen, außer bei

der Körperpflege; da der Patient gerne länger schläft, wird bei ihm die morgendliche

Pflege als Letzter durchgeführt.

Die Primary Nurse äußert Zufriedenheit mit der Arbeit, nachdem sie Fortschritte beim

Patienten erkannt und die viele investierte Energie zum Erfolg geführt hat.

Fall 4: Durch Primary Nursing wird sich die Pflegeperson der Pflege wieder bewuss-

ter. Ein Problem ergibt sich jedoch durch den Personal- und Zeitmangel, so dass die

Pflege nicht immer so umsetzen werden kann, wie die Pflegeperson es möchte.“ Ei-

ne Aussage der Primary Nurse verdeutlicht diese Problematik: „ . . . der Patient wur-

de Querbett gesetzt und dann musste gleich danach beim Patienten daneben ein

zentralvenöser Katheter vom Arzt steril gelegt werden. Während dieses Vorgangs

hat sich die Kreislaufsituation des Patienten im Querbett verschlechtert, so dass er

sofort wieder ins Bett gelegt werden musste. Trotz lautem Ruf um dringende Hilfe,

war keine Pflegeperson zur Stelle, die helfen konnte, da alle in den anderen Zimmern

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beschäftigt waren und so wurde der Patient mühevoll durch eine Pflegeperson wie-

der ins Bett gelegt, wobei daneben weiter steril gearbeitet wurde.“ (4. Leitfadeninter-

view, S. 5/6, Z. 27-30/1-2)

Aufgrund des intensiven Arbeitsaufwandes im Tagdienst nach drei freien Tagen kann

sie die Pflegediagnosen des Patienten erst am Abend evaluieren, und da sich in die-

sen Tagen sehr viel verändert hat, muss sie länger in der Arbeit bleiben, um alles

korrekt zu dokumentieren; das ist für die Primary Nurse nicht akzeptabel.

In Bezug auf die Dokumentation der geplanten Maßnahmen, die aufgrund von Per-

sonal- oder Zeitmangel nicht durchgeführt worden sind, besteht Unsicherheit darüber,

ob diese Angaben erlaubt sind oder nicht.

Von den PhysiotherapeutInnen wird eine ersichtlichere Information darüber ge-

wünscht, welche Pflegeperson bei welchem/welcher Patienten/in Primary Nurse ist.

Da sie selten im Dienstzimmer sind, wo ein Blatt Papier genau darüber informiert,

wissen sie meist nicht über die entsprechenden Personen Bescheid. Sie würden es

als sehr hilfreich empfinden, durch Markierung an der PatientInnentafel mit der An-

sprechperson in Kontakt treten zu können.

Die Primary Nurse gibt an, dass sie mit ihrer Arbeit zufriedener gewesen wäre, wenn

sie Patientenfortschritte gesehen hätte und die Pflegemaßnahmen Schritt für Schritt

hätte aufbauen können.

Fall 5: Die Primary Nurse äußert Unstimmigkeiten bei der Pflegediagnostik, beson-

ders bei den Inhalten der Evaluation. Es werden Gespräche mit der Stationsleitung u.

a. zu diesem Thema geführt. Einmal wird eine Pflegevisite mit der Stationsleitung

und der Primary Nurse abgehalten, weitere werden entweder angekündigt, aber auf-

grund einer PatientInnenaufnahme nicht eingehalten, oder während ihrer Abwesen-

heit mit Associate Nurses durchgeführt. Die zehn freien Tage der Primary Nurse

werden von der Stationsleitung bewusst eingeteilt, um herauszufinden, welche Kon-

sequenzen eine Erkrankung der Primary Nurse zur Folge hätte.

Aufgrund der Missgunst im übrigen Pflegeteam und der üblen Nachrede, dass Prima-

ry Nurses immer nur einen/eine Patienten/in zu betreuen hätten, versucht die Prima-

ry Nurse ab dem zweiten Tagdienst einen/eine weiteren/weitere Patienten/in zu

übernehmen. Die Primary Nurse empfindet es als Mehraufwand, wenn sie zwei Pati-

entInnen zu betreuen hat, besonders, wenn am Nachmittag noch ein/eine Patient/in

auf der Intensivstation aufgenommen wird und sie noch die gesamte Dokumentation

des/der Primary Nursing Patienten/in zu erledigen hat. Informationen diesbezüglich

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von der Stationsleitung an das Stationsteam werden von der Primary Nurse nicht

wahrgenommen. Ebenso kritisiert sie die Art und Weise der Informationsweitergabe,

welche Pflegeperson bei welchem/welcher Patienten/in gerade als Primary Nurse

eingeteilt ist, mit den Worten: „. . . auf einem Zettel ausgehängt, wo dann jede Pri-

mary Nurse eine komische Komikfigur bekommt, wo ich mir schon Gedanken mache,

über die Wertigkeit des Projektes“. (5. Leitfadeninterview, S. 8, Z. 7-9)

Die Primary Nurse versucht ihren Verantwortungsspielraum einzugrenzen, in dem sie

klar und deutlich den KollegInnen und den Angehörigen gegenüber kommuniziert,

dass sie ihr Privatleben von der Arbeit trennt. „Eine Associate Nurse hat angerufen,

da der Patient beim Querbettsitzen plötzlich eine Asystolie hatte, und sie nicht wuss-

te wie sie bei der Pflegediagnostik fortfahren sollte, habe ich gesagt, dass ich jetzt

am Telefon keine Auskunft darüber geben kann.“ Auf eine Aussage der Ehefrau hin,

die angemerkt hat, dass die Primary Nurse ein paar Tage nicht im Dienst gewesen

ist, gibt sie zur Antwort, dass sie einen Dienstplan und auch ein Privatleben habe.

Mit ihrer Arbeit ist die Primary Nurse zufrieden, da sie erleben kann, dass es dem

Patienten besser geht und, dass er Fortschritte gemacht habe, weil man sich als ver-

antwortliche Pflegeperson auch vermehrt einsetzt.

Fall 6: Die Primary Nurse äußert bei der Übernahme der Patientin Unsicherheit beim

Erstellen der Pflegediagnosen, auch bei der Übernahme eines/einer weiteren Patien-

ten/in. Bei der Pflegevisite mit der Stationsleitung wird über die Pflegeplanung ge-

sprochen, wobei sie auch die Unordnung um die Patientin herum kritisiert. Diese Un-

ordnung ist während des Durchgangsyndroms der Patientin entstanden, da sie alles

aus dem Bett geworfen hat. Die Primary Nurse hat das Gefühl, dass die Stationslei-

tung dafür kein Verständnis hat, ist es doch nur eine Momentaufnahme gewesen. Als

Hinweise auf eine fehlende Unterstützung durch die Stationsleitung werden die feh-

lenden Kontrolle bzw. Ermahnungen bei Nichteinhaltung der geplanten Pflegeinter-

ventionen bzw. der von ihr geplanten PatientInnenzuteilung im Nachtdienst gewertet.

Die Primary Nurse fühlt sich aufgrund des Umgangstons von manchen KollegInnen

persönlich angegriffen, was die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation negativ beein-

flusst. Als weiteren Kritikpunkt sieht sie die negative Grundstimmung mancher Pfle-

gepersonen, die sich dann auch negativ auf das Arbeitsklima auswirkt.

Die Primary Nurse äußert aber Zufriedenheit über die eigene Arbeit, setzt Bewe-

gungsübungen und Mobilisationsschritte ohne Unterstützung von TherapeutInnen ein,

und die Patientin kann erfolgreich auf die Normalbettenstation transferiert werden.

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Fall 7: Die Zuteilung des Primary Nursing Patienten wird von der Stationsleitung

kurzfristig verändert und der Primary Nurse erst am Tag der Übernahme mitgeteilt.

Nachdem der Patient als sehr instabil angekündigt worden ist, wird die Zuteilung von

der Primary Nurse kritisch betrachtet. Der Patient stabilisiert sich jedoch sehr rasch

und der Zustand verbessert sich, so dass die Primary Nurse sich mit gutem Gewis-

sen auch vermehrt um andere PatientInnen kümmern kann. Am Tagesablauf und an

der Pflege des Patienten können keine Abweichungen zu anderen PatientInnen fest-

gestellt werden. Ebenso kann bei der Verantwortlichkeit kein Unterschied zur Be-

reichspflege bemerkt werden.

Fall 8: Es werden immer öfter Informationen von der Stationsleitung an das Pfle-

geteam weitergegeben, welche Pflegeperson bei welchem/welcher Patienten/in Pri-

mary Nurse ist, und an der PatientInnentafel wird eine Markierung, für alle Berufs-

gruppen ersichtlich, angebracht. Teilweise besteht aber auch von einigen Projekt-

teammitgliedern geringes Interesse, sich über die derzeitige Einteilung zu informieren

bzw., stimmt der Wochenpräsenzplan aufgrund von Dienstplanänderungen nicht im-

mer mit der tatsächlichen Dienstmannschaft überein. Von der Primary Nurse wird

noch ein genereller Informationsmangel zu Primary Nursing im übrigen Pflegeteam

bemerkt. Die Informationen zu Primary Nursing sollen von höherer Hierarchieebene

erfolgen, und von allen Pflegepersonen soll eine verpflichtende Teilnahme an diesen

Informationsgesprächen beispielsweise in Form einer Teambesprechung eingefor-

dert werden. Dabei sollen die Grundbegriffe zu Primary Nursing erklärt, Vorteile und

Unterschiede zwischen den Pflegeorganisationssystemen aufgezeigt werden, um

Ängste, Widerstände und Gerüchte im Pflegeteam zu reduzieren. Die Primary Nurse

merkt an, dass nach wie vor eine generelle Unruhe auf der gesamten Station besteht,

dass auch in Abhängigkeit vom Pflegeaufwand auf der Station der Personalschlüssel

berechnet wird und dass es bei fehlender Dokumentation der Pflegeinterventionen

auch zur Beeinflussung der Auswertung des Personalschlüssels kommt und dieser

eventuell sogar von der Pflegedirektion herabgestuft werden kann. Zudem stellt die

Primary Nurse noch fest, dass die Stationsleitung zusätzlich mit den Ideen und Ge-

danken einer neuen, leitenden und eine Hierarchiestufe über ihr stehenden Pflege-

kraft hinsichtlich der Führungsaufgaben sehr beschäftigt zu sein scheint.

Da für viele Pflegepersonen die Betreuung von Angehörigen eine Belastung darstellt,

besteht für drei Projektteammitglieder die Möglichkeit, eine Fortbildung zum Thema

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„Besucherfreundliche Intensivstation“ zu besuchen. Inhalte dieser Fortbildung, an der

auch die Primary Nurse teilnehmen darf, sind dieser nicht bekannt.

Der Patient der Primary Nurse verbringt die Zeit auf der Intensivstation in einem

Zweibettzimmer, weshalb die Primary Nurse auch für die Pflege des/der zweiten Pa-

tienten/in eingeteilt wird. Vom Arbeitsaufwand gibt es diesbezüglich keine Probleme,

da die Pflegeplanung beim Primary Nursing Patienten bereits angelegt worden ist

und zu bestimmten Pflegemaßnahmen eine zweite Pflegeperson unterstützend zu

Hilfe kommt. Die Primary Nurse ist mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, gekennzeichnet

durch die Erfolge des Patienten und der positiven Zusammenarbeit mit den verschie-

denen Berufsgruppen und zusätzlich durch die Bezahlung, die Dienstplangestaltung

und die Überstundenregelung.

Fall 9: Aufgrund der großen Belastungssituation gibt die erste Primary Nurse an,

dass sie die Rolle der Primary Nurse nicht mehr übernehmen möchte, als Associate

Nurse aber gerne zur Verfügung stehe. Sie zeigt hinsichtlich des Projektes auch ne-

gative Aspekte in Form von konstruktiver Kritik bei der Stationsleitung auf. Diese Kri-

tik wird jedoch als „Schlechtmachen“ des Projektes interpretiert. Eine spezielle Un-

terstützung durch die Stationsleitung kann sie nicht feststellen, außer, dass sie die

Pflegevisite abhält, die aber auch bei allen anderen PatientInnen durchgeführt wird.

Als die Stationsleitung ebenfalls im Krankenstand ist und keine Regelung über die

Weiterführung von Primary Nursing vorliegt, wird das Projekt vernachlässigt. Eine

gleichzeitige Einschulung von neuen MitarbeiterInnen und die Rollenübernahme als

Primary Nurse wird nicht positiv gesehen; da Lernzielen nicht entsprechend nachge-

gangen werden kann, sei der Lernerfolg nicht gegeben.

Auch die zweite Primary Nurse erlebt die Übernahme des Patienten als schwere Be-

lastungssituationen, hinzu kommt ihr großer Ärger über das Desinteresse der Kolle-

gInnen an Primary Nursing. Ebenso wird das Prinzip der freiwilligen Teilnahme bzw.

Rollenübernahme nicht berücksichtigt, wie es zu Projektbeginn besprochen worden

ist.

Fall 10: Die Primary Nurse äußert Zufriedenheit über ihre Arbeit, nachdem der Pati-

ent auch sichtlich Fortschritte gemacht hat. Durch den kurzen Betreuungszeitraum

sind die Gestaltung der Pflege und der Verantwortungsspielraum eher eingeschränkt.

Nachdem nach zehn PatientInnen das Projekt ans Ende gekommen ist, bekommt

das Projektteam von der Stationsleitung die Information, dass sie Primary Nursing

weiterführen und eventuell einzelne KollegInnen in die Gruppe aufnehmen möchte.

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Nach Angaben der Primary Nurse gibt es jedoch Projektteammitglieder, die nicht

mehr involviert sein möchten bzw. die Rolle der Primary Nurse nicht mehr überneh-

men werden. Informationen an das übrige Pflegeteam hat es zu diesem Zeitpunkt

noch nicht gegeben.

Gruppierung der Fälle und Analyse empirischer Regelmäßigkeiten

Die nachfolgende Darstellung zeigt Merkmalskombinationen in Form von Kreuztabel-

len auf, um Fälle anhand der definierten Vergleichsdimensionen sowie ihrer Ausprä-

gungen gruppiert und nach empirischer Regelmäßigkeit darzulegen. Damit soll ein

Überblick über alle denkbaren Kombinationsmöglichkeiten und Grundlagen für weite-

re vergleichende Analysen geschaffen werden, um Fällen den entsprechenden Fel-

dern zuordnen zu können. Ebenso werden Fälle miteinander verglichen, die einer

Merkmalskombination zugeordnet werden, um die interne Homogenität der gebilde-

ten Gruppen zu überprüfen (vgl. Kelle/Kluge, 2010: 91ff).

Kategorie A:

„Verantwortung“

Kategorie B: „Pflegeplanung und Durchführung aus einer Hand“

Subkategorie B1:

Dienstplan – mehr

Tagdienste als

Nachtdienste, nicht

mehr als drei Tage

hintereinander frei

Subkategorie

B2:

Kontinuität

Subkategorie

B3:

Durchführung

der Pflege

Subkategorie B4:

Pflegediagnostik

Subkategorie A1:

Verbindlichkeit

Fall: 2, 7, 8 Fall: 1, 3, 5, 7, 8 Fall: 1, 3, 5, 7, 8 Fall: 1, 2, 3, 4, 5,

6, 7, 8. 9, 10

Subkategorie A2:

Freiwilligkeit

Fall: 2, 4, 6, 8, 10 Fall: 1, 8 Fall: 1, 2, 3, 8 Fall: 1, 2, 3, 4, 5,

6, 7, 8, 9, 10

Subkategorie A3:

Belastung

Fall: 4, 9 Fall: 2, 3, 6, 9 Fall: 2, 3, 9 Fall: 3, 4, 9

Tab. 4: Darstellung von Merkmalskombinationen „Verantwortung“ und „Pflegeplanung und

Durchführung aus einer Hand“ in einer Kreuztabelle.

Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Verantwortung“ und „Pflege-

planung und Durchführung aus einer Hand“

In allen Fällen ist klar erkennbar, dass im Zusammenhang mit der Pflegediagnostik

eine Verbindlichkeit besteht und diese auch freiwillig durchgeführt wird. Anzumerken

ist hier, dass das Diagnostizieren in der Pflege Teil des eigenverantwortlichen Tätig-

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keitsbereiches des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege laut

Gesundheits- und Krankenpflegegesetz ist und nicht einen expliziten Part von Prima-

ry Nursing darstellt.

Fall 2, 7, 8: Die Merkmalskombination „Verbindlichkeit“ und „Dienstplangestal-

tung“ zeigt in Fall 2, 7 und 8, dass Fall 2 und 8 nur Tagdienste beim Patienten absol-

vieren und Fall 7 auch zwei Nachdienste eingeteilt ist. Fall 7 und 8 führen während

der Dienste immer selbst die Pflege beim Patienten durch. Fall 2 gibt an, dass an

zwei Tagen die Pflege eines/einer anderen Patienten/in durchgeführt worden ist.

Fall 1, 3, 5, 8: Hier zeigt sich eine Kontinuität in der Durchführung der Pflege bei An-

wesenheit der Primary Nurse, die Dienstplangestaltung erfolgt jedoch mit Tag- und

Nachtdiensten bzw. mehreren freien Tagen.

Fall 2, 4, 6, 8, 10: In diesen Fällen wird die freiwillige Übernahme der Rolle der Pri-

mary Nurse bestätigt, wobei Fall 2, 4 und 6 die Rolle jeweils zweimal übernommen

haben.

Fall 1: Primary Nurse zu sein, ist für Fall 1 bedingt freiwillig, da sie sich zwar freiwillig

zur Projektteilnahme gemeldet hat, aber nicht gleich als erste Primary Nurse begin-

nen wollte.

Fall 3: Die Rolle der Primary Nurse wird freiwillig übernommen, aufgrund der vielen

Nachdienste, die sie auch weiterhin behalten will, teilt sie die Verantwortung mit einer

bestimmten Associate Nurse.

Fall 5, 7: Beide haben sich zu Beginn für das Projekt freiwillig gemeldet, aufgrund

veränderter Tatsachen und anderer Interessen äußern beide aber den Wunsch, aus

dem Projekt aussteigen zu dürfen, was jedoch erst nach einer einmaligen Rollen-

übernahme als Primary Nurse von der Projektleitung akzeptiert wird.

Fall 9: Die Funktion der Primary Nurse wird bedingt freiwillig angenommen, da sie

einen/eine neuen/neue Mitarbeiter/in einzuschulen hat, und sie bereits negative Er-

fahrungen in Fall 4 durch das Erleben einer enormen Belastung in dieser Aufgaben-

stellung wahrgenommen hat. Die Primary Nurse absolviert nur Tagdienste, wobei in

Fall 4 die Pflege auf ihren Wunsch hin von einer Associate Nurse übernommen wird.

Bei Fragen steht sie jedoch zur Verfügung. In Fall 9 ist die Primary Nurse nach zehn

Diensten beim Patienten im Krankenstand. Sie beschreibt ein starkes Belastungsge-

fühl bereits nach sechs bis sieben Diensten: „ . . . ich würde sagen nach zwei Wo-

chen, das waren etwa sechs bis sieben Dienste . . ., weil ich mich dauernd damit be-

schäftige und darüber nachdenke, wenn kein Fortschritt erkennbar ist oder der Pati-

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ent einen Rückschritt macht, . . . bin ich daran schuld, habe ich etwas falsch gemacht

oder habe ich etwas übersehen, man fühlt sich so sehr verantwortlich für den Patien-

ten.“ (9. Leitfadeninterview, S. 1/2, S. 29-32/1-2)

Fall 2, 3, 8: Ein Gefühl der Belastung wird durch die Pflegekontinuität erklärt, durch

schwierige Gespräche mit Angehörigen, aber auch durch die umfangreiche Pflege-

dokumentation.

Fall 2 gibt z. B. an: „ . . . wenn ich jetzt zwei Tage einen anderen Patienten pflegen

kann, weil es für mich auch anstrengend war . . . nach den beiden Tagen hat es mir

wieder bei meinem zugeteilten Patienten gefallen weiter zu machen.“ (2. Leitfadenin-

terview, S. 1/2, Z. 27-28/1)

Fall 3 beschreibt die Belastung der Angehörigen wie folgt: „ . . . wir haben über die

ganzen Ängste und Befürchtungen, was alles eintreten kann, gesprochen . . . es geht

dann schon sehr nahe.“ (3. Leitfadeninterview, S. 5, Z. 27-29) Zum Thema Pflegedo-

kumentation stellt die Primary Nurse fest: „ . . . nach den freien Tagen, wenn man

Tagdienst hat, wird die Evaluation der Pflegediagnosen durchgeführt und das heißt,

dass man den ganzen Tag bei der Evaluierung sitzt und das war mühsam.“ (3. Leit-

fadeninterview, S. 4, Z. 21-25)

Fall 6: Die Patientin befindet sich im Durchgangssyndrom und die Primary Nurse

sagt nach ihrem dritten Betreuungstag: „ . . . ich kann nicht mehr zu ihr gehen.“ (6.

Leitfadeninterview, S. 5, Z. 7)

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Kategorie C:

„Phase der Inten-

sivpflege“

Kategorie D: „Arbeitsformen“

Subkategorie D1:

„Machine-Work“

Subkategorie D2:

„Safety-Work“

Subkategorie D3:

„Comfort-Work“

Subkategorie D4:

„Sentimental-Work“

Subkategorie D5:

„Articulation-Work“

Subkategorie D6:

„Work of Patients“

Subkategorie C1:

Akutphase

Fall: 3 Fall: 3

Subkategorie C2:

Postakutphase

Fall: 3, 7 Fall: 3, 6, 7

Subkategorie C3:

Stabilisationsphase

Fall: 1, 4 Fall: 1, 2, 4, 8, 9 Fall: 9 Fall: 3, 4, 8, 9 Fall: 3, 4, 5, 6, 8, 9,

10

Subkategorie C4:

Rehabilitationsphase

Fall: 10 Fall: 1 Fall: 1, 2, 5, 8, 10 Fall: 1, 5, 6, 7, 8,

10

Subkategorie C5:

Sterbephase

Fall: 4

Tab. 5: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und „Arbeitsformen“ in einer Kreuztabelle.

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Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Phasen der Intensivpflege“ und

„Arbeitsformen“

Fall 3: In der Akut- und Postakutphase stehen die Arbeitsformen „Machine-

Work“ und „Safety-Work“ im Vordergrund. Lebenserhaltende Maschinen kommen in

diesen Phasen zum Einsatz. Während der Stabilisationsphase wird einerseits „Sen-

timental-Work“ eingesetzt, da sich der Patient in der Aufwachphase befindet und

gemeinsam mit der Ehefrau versucht wird, die Problematik der Beinamputation zu

verarbeiten und da auch Gefühle der Ehefrau mit berücksichtigt werden müssen. An-

dererseits spielt „Articulation-Work“ eine wesentliche Rolle, geht es doch um die Zu-

sammenarbeit verschiedener Berufsgruppen und eine optimale Koordination der Ar-

beitsabläufe, wie beispielsweise die Durchführung der Trachetomie: „ . . . der Patient

ist binnen drei Tagen tracheotomiert worden, wo ansonsten das über das Wochen-

ende hinausgeschoben werden würde.“

Fall 6: „Safety-Work“ ist besonders in der Postakutphase wichtig, als sich die Patien-

tin im Durchgangssyndrom befindet, und damit die Gefahr der Selbstgefährdung ge-

geben ist. Bei zunehmender Orientiertheit kommt es zur Stabilisations- und anschlie-

ßend innerhalb von drei Tagen zur Rehabilitationsphase. Während der Stabilisati-

onsphase werden in Form der „Articulation-Work“ Tätigkeiten koordiniert und zwi-

schen Primary Nurse, ÄrztInnen und Patientin kommuniziert. Durch rasche Zunahme

der Mobilität kann in der Rehabilitationsphase von „Work of Patients“ gesprochen

werden, wobei die Mitarbeit bei der Mobilisation von großer Bedeutung ist, sowie die

zunehmende Selbstständigkeit bei der Körperpflege, die nur noch geringer Unter-

stützung durch die Primary Nurse bedarf.

Fall 7: Am ersten postoperativen Tag nach der Herztransplantation befindet sich der

Patient in der Postakutphase, in der „Machine-Work“ und „Safety-Work“ vorrangig

sind. Der Zustand des Patienten stabilisiert sich sehr rasch, so dass anschließend

die Rehabilitationsphase eingeleitet werden kann, in der „Work of Patients“ in Bezug

auf Mobilisation und Körperpflege zu Tage tritt. Bis zur Transferierung benötigt der

Patient keine Unterstützung mehr bei der Körperpflege.

Fall 1: Der Patient wird nach 40 Tagen Intensivaufenthalt von der Primary Nurse

übernommen. Zu diesem Zeitpunkt befindet er sich in der Stabilisationsphase. Auf-

grund der Unterstützung des linken Herzens mittels eines LVADs wird „Machine-

Work“ und „Safety-Work“ angewendet, wobei beide Arbeitsformen auch bei Zu-

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standsverbesserung und zunehmender Mobilität begleitend in der Rehabilitations-

phase zur „Articulation-Work“ und „Work of Patients“ zum Tragen kommen. Termine

mit ÄrztInnen, TherapeutInnen und dem Kardiotechniker müssen besprochen und

organisiert werden, auch erfolgen Absprachen zwischen Primary Nurse und Angehö-

rigen in Bezug auf die Ernährung. Ebenso wird „Sentimental-Work“ in die Arbeit in-

kludiert, wenn es darum geht, verschobene Operationstermine dem Patienten zu er-

klären und die Wartezeit beispielsweise durch einen Besuch im Garten zu verkürzen.

Fall 4: Bei der Übernahme des Patienten durch die Primary Nurse nach 19 Tagen,

befindet sich der Patient in der Stabilisationsphase. Diese Phase ist gekennzeichnet

durch „Machine-Work“ und „Safety-Work“, wobei eine maschinelle Unterstützung der

Beatmung und Nierenfunktion zum Einsatz kommt. Der Patient ist kontaktierbar und

bekommt täglich Besuch von seiner Ehefrau. Während dieser Phase wird auch „Sen-

timental-Work“ und „Articulation-Work“ eingesetzt. Pflegeziele werden mit dem Pati-

enten und der Ehefrau besprochen, und die Ehefrau wird in die Pflege mit einbezo-

gen. Tägliche Gespräche und Zuspruch werden von der Primary Nurse in die ent-

standene Pflegebeziehung eingebracht, was letztendlich auch in der Sterbephase

des Patienten von großer Bedeutung ist.

Fall 2: Der Patient wird nach 130 Tagen von der Primary Nurse übernommen, zu

diesem Zeitpunkt befindet er sich in der Stabilisationsphase, und „Safety-Work“ ist

aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion von Bedeutung. Durch eine zuneh-

mende Zustandsverbesserung ist ein Übergang in die Rehabilitationsphase ange-

zeigt, hier kommt die „Articulation-Work“ zum Einsatz. Termine mit der chronischen

Dialysestation und den TherapeutInnen werden organisiert und individuelle Besuchs-

zeiten mit der Ehefrau besprochen, die in die Planung integriert wird, da auch sie

Maßnahmen bei der Pflege übernommen hat.

Fall 8: Der Patient ist bereits präoperativ zur Stabilisation auf der Intensivstation auf-

genommen worden. Während dieser Phase stehen die „Safety-Work“ und die „Articu-

lation-Work“ im Vordergrund. Aber auch „Sentimental-Work“ wird von der Primary

Nurse angewendet, als es um die Unterstützung durch die Primary Nurse bei der

Entscheidung zur Operation geht.

Pflegeziele und entsprechende Maßnahmen, die er selbst auch postoperativ einge-

fordert hat, werden mit dem Patienten besprochen. TherapeutInnen werden ebenfalls

involviert, so dass eine Überleitung in die Rehabilitationsphase erfolgen kann. Orga-

nisatorische und therapeutische Pläne werden täglich für den nächsten Tag bespro-

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chen. „Comfort-Work“ in der Rehabilitationsphase ist ein wichtiger Bestandteil, wenn

es um das Erlernen des Umgangs mit den LVAD geht, um dem Patienten auch die

Angst davor zu nehmen, etwas falsch zu machen. Durch zunehmende Mobilität ist

die Rehabilitationsphase auch durch „Work of Patients“ gekennzeichnet.

Fall 9: Die Übernahme der Pflege des Patienten von der Primary Nurse erfolgt nach

100 Tagen, der Patient befindet sich in der Stabilisationsphase. In dieser Phase

kommen „Safety-Work“, „Comfort-Work“, „Sentimental-Work“ und „Articulation-

Work“ zum Einsatz. Sicherheitsarbeit muss aufgrund der respiratorischen Situation

und der Krampfanfälle des Patienten kontinuierlich geleistet werden. Die Koordinati-

on der Arbeitsabläufe zwischen Primary Nurse, ÄrztInnen und TherapeutInnen sowie

das Einbeziehen der Angehörigen fällt unter „Articulation-Work“. Besuche mit dem

Patienten im Garten sind unter „Comfort-Work“ einzuordnen. Nachdem der Patient

auch immer wieder Rückschritte von respiratorischer Seite erlitten hat, muss hier

„Sentimental-Work“ angewendet werden, um die Ehefrau während der Phasen der

Zustandsverschlechterung zu beruhigen.

Fall 10: Der Patient wird nach 41 Tagen von der Primary Nurse in der Stabilisations-

phase übernommen. „Articulation-Work“ steht hier im Vordergrund, da es sich um die

Organisation der Arbeitsabläufe von ÄrztInnen, TherapeutInnen und der Primary

Nurse handelt. In der Rehabilitationsphase setzt sich aufgrund der Zusammenarbeit

mit den verschiedenen Berufsgruppen ebenfalls noch „Articulation-Work“ fort, und

durch die zunehmende Mobilität des Patienten kommt „Work of Patients“ hinzu. Da

der Patient einer anderen Kultur angehört, ist auch hier „Comfort-Work“ von Bedeu-

tung, um mögliche Wünsche oder Rituale in die Pflege miteinzubringen.

Fall 5: Bei der Übernahme des Patienten nach sechs Tagen Intensivaufenthalt be-

findet sich der Patient in der Stabilisationsphase, hier findet „Articulation-Work“ An-

wendung. Verschiedene TherapeutInnen werden im Therapieschema des Patienten

integriert, was einer Organisation und Koordination durch die Primary Nurse bedarf.

Zusätzlich müssen Termine für die chronische Dialyse geregelt werden. Die Verstän-

digungsarbeit zieht sich fort in die Rehabilitationsphase, zusätzlich kommt es auf-

grund der zunehmenden Mobilität des Patienten zu „Work of Patients“, trotz Ein-

schränkungen der Hände. Zuspruch und Ermutigungen des Patienten von Seiten der

Primary Nurse sind Kennzeichen für „Articulation-Work“.

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Kategorie C:

„Phase der Inten-

sivpflege“

Kategorie I: „Planung der Interventionen“

Subkategorie I1:

„im eigenverant-

wortlichen Tätig-

keitsbereich“

Subkategorie I2: „im mitverant-

wortlichen Tätigkeitsbereich“

Subkategorie I3:

„im interdisziplinä-

ren Tätigkeitsbe-

reich“

Subkategorie C1:

Akutphase

Fall: 3 Fall: 3

Subkategorie C2:

Postakutphase

Fall: 3, 6, 7 Fall: 3, 7

Subkategorie C3:

Stabilisationsphase

Fall: 1, 2, 3, 4, 5,

6, 8, 9, 10

Fall: 1, 4, 5, 9, 10 Fall: 5, 9

Subkategorie C4:

Rehabilitationsphase

Fall: 1, 2, 5, 6, 7,

8, 10

Fall: 5, 7, 10 Fall: 5

Subkategorie C5:

Sterbephase

Fall: 4 Fall: 4

Tab. 6: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und „Planung der

Interventionen“ in einer Kreuztabelle.

Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Phasen der Intensivpflege“ und

„Planung der Interventionen“

Fall 3: In der Akut- und Postakutphase werden Pflegeinterventionen im eigen- und

mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich formuliert. In der Stabilisationsphase werden

ausschließlich eigenverantwortliche Tätigkeiten geplant.

Fall 7: Bei den beiden vorliegenden standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen

werden ausschließlich Standardpflegemaßnahmen geplant, die im eigen- und mit-

verantwortlichen Tätigkeitsbereich integriert sind. Dies bezieht sich auf die Postakut-

und auf die Rehabilitationsphase.

Fall 2, 8: Pflegeinterventionen werden in der Stabilisations- und Rehabilitationsphase

ausschließlich im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich geplant.

Fall 1, 10: Geplante Interventionen in der Stabilisations- und Rehabilitationsphase

beinhalten den eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich.

Fall 5: Es werden sowohl in der Stabilisationsphase als auch in der Rehabilitations-

phase Interventionen im eigen- und mitverantwortlichen sowie im interdisziplinären

Bereich formuliert.

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169

Fall 9: Interventionen werden ausschließlich für die Stabilisationsphase geplant, wel-

che sich auf den eigen- und mitverantwortlichen sowie auf den interdisziplinären Be-

reich beziehen.

Fall 4: Geplante Interventionen nehmen in der Stabilisationsphase und Sterbephase

Bezug auf den eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich.

Fall 6: Pflegediagnosen sind angelegt, jedoch fehlt es teilweise an formulierten Maß-

nahmen. Maßnahmen, die geplant sind, gelten für den eigenverantwortlichen und

interdisziplinären Tätigkeitsbereich.

Kategorie E:

„Aufenthaltsdauer“

Kategorie F: „Pflegeerfolg“

Subkategorie F1: „PatientInnenfort-

schritte“

Subkategorie F2: „Pflegefehler“

Subkategorie E1:

kurzfristig

Fall: 7

Subkategorie E2:

mittelfristig

Fall: 6, 8 Fall: 8

Subkategorie E3:

langfristig

Fall: 1, 2, 3, 5, 10 Fall:1, 2, 3, 5, 9, 10

Tab. 7: Darstellung der Merkmalskombinationen „Aufenthaltsdauer“ und „Pflegeerfolg“ in

einer Kreuztabelle.

Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Aufenthaltsdauer“ und „Pflege-

erfolg“

Fall 7: Bei einer sechstägigen Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation können Fort-

schritte im Bereich der Mobilität und Körperpflege wahrgenommen werden. Pflege-

fehler, wie beispielsweise Hautdefekte, werden nicht beschrieben.

Fall 6, 8: Die Aufenthaltsdauer dieser Patienten beschränkt sich auf 15 bzw. 17 Tage,

liegt also im mittelfristigen Bereich. Fortschritte des/der Patienten/in werden im Be-

reich der Mobilität und Körperpflege sowie der Nahrungsaufnahme klar definiert. Fall

6 weist auch eine Verbesserung der Orientierung auf. Pflegefehler werden in Fall 6

nicht benannt, in Fall 8 sind kleine Hautdefekte beschrieben, die sich zum Zeitpunkt

der Transferierung noch nicht verbessert haben. Zu unterscheiden gilt, dass Fall 6

postoperativ und Fall 8 zur präoperativen Versorgung bereits auf der Intensivstation

aufgenommen wurde.

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170

Fall 1, 2, 3, 5, 10: Die Aufenthaltsdauer dieser Patienten erstreckt sich auf einen

Zeitraum von 33 bis 161 Tagen. Fortschritte sind bei Fall 1, 2, 5 und 10 im Bereich

der Mobilität und Körperpflege beschrieben. In Fall 1 und 3 beziehen sich die Fort-

schritte auf die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine, Fall 1 hat sich zusätzlich

in der verbalen Kommunikation verbessert, und Fall 2 hat den Tag-Nacht-Rhythmus

wiedererlangt. Bestehende Hautdefekte und Gewebeschädigungen werden zum

Zeitpunkt der Transferierung bzw. nach Projektbeendigung in Fall 1, 2, 3, 5 und 10

als verbessert bzw. abgeheilt beschrieben.

Fall 9: Beim Patient mit einer langfristigen Aufenthaltsdauer von 100 Tagen können

keine konkreten Fortschritte aufgezeigt werden. Sein vorrangiges Problem besteht

hinsichtlich der Respiration, wobei der Patient oftmals de- und rekanüliert werden

muss, da Trachealsekret vermehrt vorhanden ist, das der Patient nicht effizient ge-

nug aushusten kann. Als Pflegeerfolg werden sehr wohl das Fehlen von Kontraktu-

ren sowie der auf gleichem Niveau bestehende Mobilitätsgrad beschrieben. Bereits

bestehende Hautdefekte und Gewebeschädigungen zeigen keine positiven Verände-

rungen.

Fall 4: Mit einer Aufenthaltsdauer von 37 Tagen können beim Patienten aufgrund der

schlechten Prognose keine Fortschritte erzielt werden. Der Patient verstirbt auf der

Intensivstation. Ein Hautdefekt wird als abgeheilt dokumentiert und bei einer Gewe-

beschädigung im Bereich des Nasenloches wird keine Veränderung beschrieben.

Kategorie G:

„Motivation“

Kategorie H: „Zusammenarbeit“

Subkategorie H1:

Projektteammit-

glieder

Subkategorie H2:

Pflegepersonen

Subkategorie H3:

Stationsleitung

Subkategorie H4:

andere Berufs-

gruppen

Subkategorie G1:

Negative Arbeitsbe-

dingungen

Fall: 2, 4, 8, 9 Fall: 2, 3, 4, 5, 6,

8

Fall: 3, 4, 5, 6, 7,

8, 9, 10

Subkategorie G2:

Gestaltung der Pflege

Fall: 1, 2, 5, 7, 8 Fall: 1, 2, 7, 8, 10 Fall: 1, 2, 3, 5, 8,

9

Subkategorie G3:

Großer Verantwor-

tungsspielraum

Fall: 5 Fall: 1, 2, 5 Fall: 1, 2, 3, 8

Subkategorie G4:

Möglichkeit der

Fall: 1, 8 Fall: 1 Fall: 1 Fall: 1

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171

Selbstentfaltung

Subkategorie G5:

Zufriedenheit mit der

Arbeit

Fall: 1, 3, 6, 10 Fall: 1, 2, 3 Fall: 1 Fall: 1, 2, 3, 8

Tab. 8: Darstellung der Merkmalskombinationen „Motivation“ und „Zusammenarbeit“ in einer

Kreuztabelle.

Vergleich der Fälle der Merkmalskombination „Motivation“ und „Zusammenar-

beit“

Fall 2, 4, 8, 9: Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern wird negativ be-

wertet, da teilweise fehlendes Interesse daran besteht, nach den geplanten Maß-

nahmen der Primary Nurse zu arbeiten bzw., es an der Motivation für Primary

Nursing mangelt, oder es auch Desinteresse über die PatientInnenzuteilung der

Associate Nurses gibt. In Fall 9 lehnt ein Projektteammitglied die Rolle der Associate

Nurse mit der Begründung ab, dass sie nicht bei diesem/dieser Patienten/in arbeiten

möchte, weil sie nicht harmonieren.

Fall 2, 3, 4, 5, 6, 8: Die Zusammenarbeit mit Pflegepersonen, die nicht im Projekt-

team integriert sind, gestaltet sich problematisch, da die Primary Nurse bei diesen

KollegInnen immer die geplanten Maßnahmen begründen muss; geplante Interven-

tionen werden nicht durchgeführt oder auch unbegründet verändert. Zusätzlich wird

ein Stöhnen von den Pflegenden wahrgenommen, wenn sie die umfangreiche Pfle-

geplanung durchlesen müssen. Aufgrund von Krankenständen werden nicht nur Pro-

jektteammitglieder beim/bei der Patienten/in eingeteilt.

Ebenso zeigt sich eine gewisse Unsicherheit bei einer Zustandsveränderung des/der

Patienten/in in Bezug auf Pflegediagnostik während der Abwesenheit der Primary

Nurse daran, dass Evaluationen bzw. Veränderungen der Pflegediagnosen nicht

durchgeführt werden. Fall 5 berichtet über Missgunst im Pflegeteam, gekennzeichnet

durch üble Nachrede und das Behaupten falscher Tatsachen. Fall 6 merkt negative

Arbeitsbedingungen aufgrund des schlechten Umgangstons von manchen KollegIn-

nen an und fühlt sich dabei persönlich angegriffen.

Fall 8 berichtet über einen generellen Informationsmangel bei Pflegepersonen, die

nicht dem Projektteam angehören.

Fall 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10: Die Zusammenarbeit mit der Stationsleitung ist in Fall 3

reduziert auf ein kurzes Gespräch in Bezug auf die Pflegeplanung. Zusätzlich wird

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172

eine mangelnde Koordination bei der Dienstplangestaltung und bei Aufnahmen und

Entlassungen der PatientInnen beschrieben. Fall 4, 5, 6, 8 beziehen die Zusammen-

arbeit mit der Stationsleitung auf das Kontrollieren der angelegten Pflegediagnosen

bzw. das Abhalten der Pflegevisite, auf die Informationsweitergabe hinsichtlich der

Pflegedokumentation und auf die Vorgabe der PatientInnenzuteilung anhand eines

Wochenpräsenzplanes. Fall 6 kann in Bezug auf die Einhaltung des vorgegebenen

Wochenpräsenzplanes besonders durch langjährig auf dieser Station tätige KollegIn-

nen keine positive Unterstützung von Seiten der Stationsleitung wahrnehmen. Fall 7,

9, 10 erleben keine Pflegevisite mit der Stationsleitung. Das Einholen der Einver-

ständniserklärung vom Patienten zum Projekt wird in Fall 7 von der Stationsleitung

an die Primary Nurse delegiert. Während des Krankenstandes der Stationsleitung in

Fall 9 gibt es keine Vertretung, so dass Primary Nursing, auch aufgrund des Kran-

kenstandes der Primary Nurse, über einen Zeitraum von zehn Tagen nicht durchge-

führt wird, bis sich eine andere Pflegeperson bereit erklärt, die Rolle der Primary

Nurse für diesen Patienten zu übernehmen. In Fall 10 wird von der Stationsleitung

die Information an die Projektteamitglieder weiter gegeben, dass nach Projektende

Primary Nursing weitergeführt wird und dass sich einige Pflegepersonen dazu bereit

erklärt hätten, mitzumachen.

Fall 1, 2, 5, 7, 8: Die Gestaltung der Pflege unterscheidet sich meist kaum vom Rou-

tinetagesablauf, bis auf eine zeitliche Abstimmung mit den PatientInnen bezüglich

der Einnahme des Frühstücks und der Durchführung der Körperpflege. Projektteam-

mitglieder wirken in Form von Ratschlägen unterstützend mit. Über die besonders

gute Zusammenarbeit mit bzw. Unterstützung durch jene/r Pflegeperson, die die

Wundmanagementausbildung absolviert hat, wird berichtet.

Fall 1, 2, 7, 8, 10: Die Zusammenarbeit mit Pflegepersonen, die nicht im Projekt in-

volviert sind, funktioniert gut, was sich in der Einhaltung der geplanten Pflegemaß-

nahmen widergespiegelt. In Fall 8 wird über eine notwendige Evaluierung von Pfle-

gediagnosen während der Abwesenheit der Primary Nurse berichtet, wobei die Pfle-

gediagnose begründet beendet worden ist.

Fall 1, 2, 3, 5, 8, 9: Aufgrund der positiven Entwicklung bei der Zusammenarbeit mit

den ÄrztInnen wird der Primary Nurse mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wodurch

eine umfangreichere Mitsprache und eine Mitgestaltung bei Therapie- und Zielvorga-

ben der PatientInnen ermöglicht werden. Die Zusammenarbeit mit den TherapeutIn-

nen gestaltet sich sehr positiv, Termine sowie Mobilisationsschritte werden bespro-

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173

chen, und es wird von Seiten der TherapeutInnen versucht, ebenfalls eine Kontinuität

in der Betreuung aufrecht zu erhalten. Fall 1, 2, 3, 4, 8 und 10 integrieren Angehörige

mit kleinen Aufgaben in die Pflege; dazu gehören beispielsweise das Verabreichen

von Getränken und Nahrungsmittel mit einem Vermerk in der Flüssigkeitsbilanz oder

die Unterstützung beim Lagewechsel des/der Patienten/in sowie das Eincremen der

Arme und Beine. Ebenso werden Angehörige über die Pflegeplanung und die Ziel-

setzung informiert.

Fall 5: Die Primary Nurse versucht ihren Verantwortungsspielraum zu beschränken,

indem sie klar und deutlich Dienstzeit und Freizeit voneinander abgrenzt. Die Not-

wendigkeit dieser Abgrenzung zeigt sich z. B. daran, dass Angehörige fragen, wo sie

in letzter Zeit gewesen und was in ihrer Abwesenheit alles geschehen sei, oder da-

ran, dass eine Associate Nurse zu Hause anruft und über das Vorgehen der weiteren

Pflegeplanung Auskunft haben möchte. In diesen Fällen gibt sie ausdrücklich an,

dass sie zu Hause sei und darüber nicht Bescheid wisse.

Mit der Stationsleitung führt die Primary Nurse ein klärendes Gespräch bezüglich der

Inhalte der Pflegeplanung und der Evaluierung, dass diese im Pflegeteam nicht kon-

form gehen und dass sie Änderungen von Einträgen vorgenommen habe.

Fall 1, 2, 3, 8: Die Primary Nurse sieht ihre Verantwortung u. a. in der Planung der

Pflege des/der Patienten/in, wobei sie der Stationsleitung rechenschaftspflichtig ist

und dies auch besonders von Fall 2 und 8 eingefordert wird (ist in beiden Fällen die

gleiche Pflegeperson). Als weiteren Schwerpunkt in der Verantwortung werden die

direkte Kommunikation zwischen den Berufsgruppen, PatientInnen und Angehörigen

sowie die Organisation verschiedener Arbeitsabläufe gesehen. Die Primary Nurses

beschreiben aber auch, dass sich manche ÄrztInnen auf sie verlassen bzw., dass sie

auch vorrangig zu medizinischen Belangen gefragt werden, da sie sich durch die

Pflegekontinuität ein umfassendes Wissen über den/die Patienten/in erworben haben.

Die Primary Nurses in Fall 1 und 2 geben an, auch einmal ganz gerne die Associate

Nurse sein zu wollen, um nicht diese Verantwortung tragen zu müssen.

Fall 1: Die Primary Nurse kann sich in ihrer Rolle selbst entfalten. Ihr ist ihre Verant-

wortung bewusst, bezieht KollegInnen innerhalb und außerhalb des Projektteams in

die Pflege mit ein, auch um Ratschläge einzuholen. Aufgrund der umfangreichen

Mitsprachemöglichkeit bei der Visite mit ÄrztInnen, fühlt sich die Primary Nurse ak-

zeptiert und wertgeschätzt. Auch die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen ge-

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staltet sich positiv, so werden z. B. die nächsten Mobilisationsschritte gemeinsam

diskutiert.

Fall 8: Da der Patient bereits präoperativ aufgenommen worden ist, kann sich die

Primary Nurse bei der Planung der Pflegemaßnahmen und der Zielformulierung -

beides wird gemeinsam mit dem Patienten durchgeführt - voll entfalten. In der Pfle-

gediagnostik werden dem Patientenzustand entsprechend individuell formulierte

Pflegediagnosen angelegt, auch da die Primary Nurse angibt, dass das Formulieren

der standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen für sie keine Befriedigung bringen

würde. Auch die Organisation der Arbeitsabläufe durch die positive Zusammenarbeit

verschiedener Berufsgruppen hat sie in ihrem Tun bestärkt.

Fall 1, 3, 6, 10: Die Primary Nurses in diesen Fällen äußern absolute Zufriedenheit

mit ihrer Arbeit aufgrund der positiven Unterstützung von Seiten der Projektteammit-

glieder und wegen der klar erkennbaren Fortschritte der PatientInnen. Fall 1 drückt

auch Zufriedenheit mit der Arbeit aus, erfährt sie doch Unterstützung von Pflegeper-

sonen, die nicht dem Projektteam angehören, dadurch, dass diese sich an die Pla-

nung halten. Außerdem beeinflusst die Zusammenarbeit mit der Stationsleitung, den

ÄrztInnen und den TherapeutInnen die Arbeitszufriedenheit positiv.

Fall 2, 3: Die Primary Nurses bewerten ihre Arbeitszufriedenheit unter dem Aspekt

der Zusammenarbeit mit Pflegepersonen außerhalb des Projektteams und den Ärz-

tInnen sowie TherapeutInnen positiv. Zusätzlich wird die Zufriedenheit der Arbeit

durch positives Feedback einiger Pflegepersonen gestärkt. Ebenso werden Fort-

schritte der PatientInnen erlebt, was wiederum die Arbeitszufriedenheit steigert, und

in Fall 2 erhält die Primary Nurse noch persönlich ein ausgesprochenes Lob und

großen Dank von der Ehefrau des Patienten.

Fall 8: Die Primary Nurse ist aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Therapeu-

tInnen und der klar erkennbaren Fortschritte des Patienten besonders zufrieden mit

ihrer Arbeit. Auch die Dienstplangestaltung, die Überstundenregelung und die Bezah-

lung tragen zur Zufriedenheit positiv bei.

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Erklären und Verstehen von Sinnzusammenhängen

In diesem Schritt werden nun nach der Konstruktion von Merkmalsräumen und der

oben angeführten beschreibenden Darstellung des Zusammenhangs von Kategorien

und Merkmalen die inhaltlichen Sinnzusammenhänge analysiert (vgl. Kelle/Kluge

2010: 91ff).

Erstens: Im Sinne von Primary Nursing verantwortungsbewusstes Handeln

Der „reale“ Typus: Fall 8

Verantwortung: Freiwillige Rollenübernahme der Primary Nurse; Pflegekon-

tinuität ist einerseits durch ausschließlich Tagdiensten, in

denen auch die Pflege von der Primary Nurse durchgeführt

wird, gegeben. Die Pflegeplanung und Evaluierung wird von

der Primary Nurse absolviert. Es wird keine Belastung emp-

funden.

Planung der Interventionen: Im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich; Pflegeziele und

Maßnahmen können mit dem Patienten besprochen wer-

den. Pflegediagnosen werden individuell, dem Zustand des

Patienten entsprechend, angelegt.

Zusammenarbeit: Projektteammitglieder: Zusammenarbeit mit den

Associate Nurses verläuft gut.

Pflegepersonen: Geplante Pflegemaßnahmen werden

eingehalten.

Stationsleitung: Primary Nurse besteht auf die Pflegevi-

site mit der Stationsleitung, um den Pflegeprozess mit

ihr zu besprechen – es besteht Rechenschaftspflicht.

ÄrztInnen: Akzeptanz, Wertschätzung, Mitspracherecht

bei Diagnostik, Therapie und Ziele

TherapeutInnen: Terminabsprachen und Diskussion

über weitere Arbeitsschritte sowie gegenseitige Unter-

stützung

Arbeitszufriedenheit: Zufriedenheit mit der Arbeit entsteht durch klare Fortschritte

des Patienten.

Arbeitsbedingungen: Die unruhige und angespannte Arbeitssituation hat sich

leicht entspannt, die Primary Nurse kann aufgrund ihrer

eigenen Einstellung gut damit umgehen. Die Übernahme

eines/einer zweiten Patienten/in stellt für die Primary Nurse,

nachdem die Pflegediagnosen angelegt sind, kein Problem

dar.

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Phase der Intensivpflege: Stabilisations- und Rehabilitationsphase, der Patient ist

bereits präoperativ aufgenommen worden.

Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in: Mittelfristig, 17 Tage, Zuteilung nach sechs Tagen

Dienstjahre: > zehn Jahre

Abb. 34: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des ersten

„realen“ Typus.

Bei Fall 8 handelt es sich um eine 55 jährige Pflegeperson, die länger als zehn Jahre

auf dieser Intensivstation tätig ist und die eine Sonderausbildung für die Pflege von

PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen gemacht hat. Sie geht einer Vollzeit-

beschäftigung von 40 Stunden nach und absolviert ausschließlich Tagdienste. Die

Rollenübernahme zur Primary Nurse erfolgt auf freiwilliger Basis bereits das zweite

Mal. Der 64 jährige Patient wird mit schwerer Herzinsuffizienz aus einem anderen

Krankenhaus transferiert und präoperativ zur LVAD Implantation auf der Intensivsta-

tion aufgenommen. Er befindet sich in einem schlechten Allgemeinzustand, ist in sei-

ner Mobilität eingeschränkt und selbstständige Nahrungsaufnahme und Körperpflege

sind nicht mehr möglich, die Ehefrau hat den Patienten zu Hause gepflegt. Die Pri-

mary Nurse übernimmt den Patienten nach sechs Tagen Intensivaufenthalt und be-

treut ihn kontinuierlich während ihrer Anwesenheit. Sie erstellt die Pflegeanamnese

und leitet aufgrund der Pflegeprobleme des Patienten die Pflegediagnosen ab. In

Zusammenarbeit mit dem Patienten werden Pflegeziele in Form von Nahzielen for-

muliert, und sie definiert in Absprache mit ihm die Pflegemaßnahmen, die sich auf

den eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich beziehen. Die Evaluation der Pflegedi-

agnosen findet im Dienst der Primary Nurse statt. Zum Zeitpunkt der Transferierung

von der Intensivstation ist die Primary Nurse nicht anwesend, sie bereitet jedoch den

Transferierungsbericht und die Abschlussevaluation der Pflegediagnosen vor. In Ge-

sprächen mit der Ehefrau wird gemeinsam geklärt, dass sie sich ein bisschen zu-

rücknehmen und Zeit für sich in Anspruch nehmen soll, da später - wenn der Patient

entlassen wird - wieder ihre volle Energie und Aufmerksamkeit benötigt werden wird.

Die Ehefrau und der Patient können diese Abmachung gut akzeptieren. Der Patient

befindet sich während seines Intensivaufenthaltes in der Stabilisations- und Rehabili-

tationsphase. Die Primary Nurse wendet Interventionen in „Safety-Work“, „Sentimen-

tal-Work“, „Articulation-Work“ und bei fortschreitender Mobilität des Patienten „Work

of Patients“ an.

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Die Zusammenarbeit mit verschiedenen TherapeutInnen funktioniert insofern gut, als

dass sie Terminabsprachen treffen, zu welchem Zeitpunkt beispielsweise Logopädie

oder Ergotherapie durchgeführt werden und wann die Physiotherapie zum Einsatz

kommen soll. Für die Primary Nurse bedeutet diese terminliche Absprache, dass sie

ihre Pflegeinterventionen an diesen Terminplan anpasst. Interventionsschritte wer-

den gemeinsam mit dem Patienten, den TherapeutInnen und der Primary Nurse be-

sprochen, die dann auch vom Patienten eingefordert werden.

Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern funktioniert nach anfänglichen

Problemen wegen Unwissenheit über die Patientenzuteilung gut. Bei Abwesenheit

der Primary Nurse übernimmt im Tagdienst meist eine bestimmte Associate Nurse

den Patienten, und im Nachdienst wird die Pflege von Pflegepersonen, die nicht im

Projekt involviert sind, durchgeführt. Geplante Pflegemaßnahmen werden eingehal-

ten, wäre dies nicht der Fall, würde die Primary Nurse die entsprechende Pflegeper-

son zur Rede stellen. Die Stationsleitung erstellt am Wochenpräsenzplan die Patien-

tenzuteilung, so dass zumindest im Tagdienst immer eine Pflegeperson aus dem

Projektteam den Patienten betreut. Von der Primary Nurse werden auch positive

Veränderungen, die während eines Reflexionsgespräches ausgemacht worden sind,

erwähnt. Dazu gehört, dass bei der morgendlichen Dienstübergabe die Information,

welcher/welche Patient/in einer Primary Nurse zugeteilt ist, von der Stationsleitung

an das Pflegeteam weitergegeben wird und die Markierung der Zuteilung an der Pa-

tientInnentafel erfolgt, damit alle Berufsgruppen auch über diese Einteilung Bescheid

wissen. Als wesentlichen Aspekt sieht die Primary Nurse die Einforderung der Pfle-

gevisite mit der Stationsleitung, da sie ihr auch rechenschaftspflichtig ist und die Sta-

tionsleitung die Letztverantwortung trägt.

Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen beruht auf einer wertschätzenden Basis. Das

umfangreiche Wissen über den Patienten aufgrund der Pflegekontinuität wird sehr

positiv gesehen und kann bei der täglichen Visite auch eingebracht werden, so dass

sich nach subjektivem Gefühl der Primary Nurse die Visitenzeit verkürzt. Therapie-

wünsche werden von den ÄrztInnen akzeptiert und Ziele gemeinsam formuliert.

Die Betreuung eines/einer zweiten Patienten/in erfolgt von der Primary Nurse am

zweiten Tag nach Übernahme des Patienten, nachdem das Anlegen und das Evalu-

ieren bereits bestehender Pflegediagnosen und die entsprechende Pflegeplanung

durchgeführt ist, da dies sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Betreuung des/der

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zweiten Patienten/in erfolgt optimaler Weise in einem Mehrbettzimmer, in dem auch

der Primary Nursing Patient liegt.

Die Arbeitsbedingungen empfindet die Primary Nurse als suboptimal, da noch gewis-

se Unruhen, die sich jedoch schon gebessert haben, im Pflegeteam herrschen - be-

gründet auch durch Unwissenheit von Pflegepersonen in Bezug auf Primary Nursing

und dem Personalmangel durch Krankenstände. Die Primary Nurse kann durch ihre

positive Einstellung und Bewältigungsstrategien sowie der für sie passenden Dienst-

plangestaltung, Überstundenregelung und Bezahlung damit gut umgehen.

Die Primary Nurse ist an der Umsetzung von Primary Nursing interessiert, und sie

sieht es als Aufgabe der Stationsleitung alle Pflegepersonen umfangreich über Pri-

mary Nursing zu informieren, um Unklarheiten zu beseitigen und Interesse zu fördern.

Die Betreuung von Angehörigen wird generell von Pflegepersonen oftmals als belas-

tender Faktor beschrieben, so dass die Stationsleitung für drei Projetteammitglieder

eine Fortbildung zum Thema „Besucherfreundliche Intensivstation“ ermöglicht, bei

der auch die Primary Nurse von Fall 8 teilnehmen wird.

Die Arbeitszufriedenheit der Primary Nurse ergibt sich aus der positiven Entwicklung

und dem Beziehungsaufbau zum Patienten sowie aus den klar erkennbaren Patien-

tenfortschritten, die auch auf der guten Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen

beruht. Zusätzlich wird Interesse von einigen Pflegepersonen, die nicht dem Projekt-

team angehören, bekundet, was von ihr als Erfolg gewertet wird.

Was macht den Fall 8 zum realtypischen Fall für ein verantwortungsbewusstes Han-

deln im Sinne von Primary Nursing?

Die folgenden fünf Aspekte fallen unmittelbar auf:

1. Die Übernahme der Verantwortung als wesentliches Kernelement bei Primary

Nursing von der Aufnahme bis zur Entlassung wird durch das Handeln der Prima-

ry Nurse deutlich. Bei Anwesenheit führt sie die Schritte des Pflegeprozesses aus,

das bedeutet, dass sie die Pflegeanamnese erhebt, Pflegediagnosen anlegt, Ziele

und Maßnahmen gemeinsam mit dem Patienten plant, selbst auch die Pflege

durchführt, wenn sie im Dienst ist, und die Pflegediagnosen evaluiert. Sie hat die

Möglichkeit, den Patienten bereits präoperativ zu begleiten und ihn bis zur Trans-

ferierung zu betreuen. Zur Absicherung der Korrektheit der Pflegediagnostik for-

dert sie Unterstützung in Form einer Pflegevisite mit der Stationsleitung, der die

Primary Nurse rechenschaftspflichtig ist, ein.

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2. Die positive Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen, die nicht immer als un-

problematisch dargestellt wird, zeichnet das verantwortungsbewusste Handeln

aus, da die Primary Nurse, andere Pflegepersonen sowie TherapeutInnen und

ÄrztInnen auch interessiert sind, Lösungsvorschläge einzubringen. Damit wird

auch Interesse für Primary Nursing von Pflegepersonen, die nicht dem Projekt-

team angehören, bekundet.

3. Als weiteres Kernelement und wesentlicher Aspekt ist die direkte Kommunikation

hervorzuheben. Einerseits bespricht die Primary Nurse mit dem Patienten die

Pflegeziele, plant gemeinsam mit ihm die Maßnahmen und berät auch die Ehe-

frau zu relevanten Belangen, so dass es auch ihr damit gut geht. Andererseits

werden Termine und Ziele mit TherapeutInnen und ÄrztInnen besprochen, um

Handlungsabläufe zu koordinieren und Fortschritte zu ermöglichen. Diese Fakto-

ren sind auch Bestandteil von „Articulation-Work“ während der beiden Phasen der

Intensivpflege, der Stabilisations- und Rehabilitationsphase.

4. Die Pflegekontinuität ergibt sich u. a. auch dadurch, dass die Primary Nurse nur

Tagdienste bei Vollzeitbeschäftigung absolviert und keine Belastung durch die

Kontinuität empfindet; sie kann aber auch damit zu tun haben, dass der Patient

eine mittelfristige Aufenthaltsdauer von 17 Tagen aufweist und die Übernahme

der Primary Nurse bereits nach sechs Tagen erfolgt. Durch diese Pflegekontinui-

tät entsteht auch ein umfangreiches Wissen über den Patienten, das sich auch

bei der Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsgruppen positiv auswirkt.

5. Die langjährige Berufserfahrung und die absolvierte Sonderausbildung für die

Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen ermöglichen es der

Primary Nurse einen Patient zu betreuen, der ein komplexes Krankheitsbild auf-

weist, der viel Zuwendung und Aufmerksamkeit benötigt und bei dem neben „Ma-

chine-Work“, „Safety-Work“ und „Articulation-Work“ auch „Comfort-Work“ und

„Sentimental-Work“ zum Einsatz kommen.

Wird dem Fall 8 Fall 1 gegenüber gestellt, zeigt sich, dass auch hier die Primary

Nurse mit langjähriger Berufserfahrung und absolvierter Sonderausbildung die Rolle

freiwillig eingenommen hat, auch wenn sie anfangs überrascht gewesen ist, als erste

Primary Nurse zu fungieren. Im Unterschied zu Fall 8 absolviert sie Tag- und Nacht-

dienste, wobei von 14 Diensten sieben Tag- und sieben Nachtdienste während einer

Vollzeitbeschäftigung von 40 Stunden von der Stationsleitung eingeteilt werden.

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Während der Anwesenheit der Primary Nurse wird auch die Pflege von ihr durchge-

führt. Die Übernahme eines 67 jährigen Patienten, der eine langfristige Aufenthalts-

dauer von 70 Tagen aufweist, erfolgt nach 40 Tagen postoperativ nach der Implanta-

tion eines LVADs. Der Patient befindet sich zu diesem Zeitpunkt in der Stabilisati-

onsphase mit nachfolgender Rehabilitationsphase. Die Primary Nurse sieht ihre Ver-

antwortung auch im Pflegeprozess, wobei die von der Normalstation bereits beste-

hende Pflegeanamnese übernommen wird. Angelegte Pflegediagnosen werden eva-

luiert, neue angelegt, Ziele und Maßnahmen, die den eigen- und mitverantwortlichen

Tätigkeitsbereich betreffen, werden von der Primary Nurse geplant. Die Evaluierung

wird anfangs von einer Associate Nurse durchgeführt, der Evaluationszeitpunkt wird

dann so gewählt, dass die Primary Nurse im Tagdienst ist. Von der Stationsleitung

werden einmal die Pflegediagnostik kontrolliert und Veränderungsvorschläge einge-

bracht.

Die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen erfolgt ebenfalls auf einem wertschät-

zenden Niveau, und Absprachen und Wünsche können eingebracht werden - auch

ein Zeichen von „Articulation-Work“.

Gespräche mit der Ehefrau geben ein Feedback über die wahrgenommene Pflege-

kontinuität, die sie als sehr positiv empfindet.

Aufgrund einer Zustandsverschlechterung von respiratorischer Seite berichtet die

Primary Nurse über ein belastendendes Gefühl der Traurigkeit, dass sie u. a. auf die

Pflegekontinuität zurückführt. Dieses Gefühl kennt sie aber auch bei anderen Patien-

tInnen, deren Zustand sich negativ entwickelt. Nachdem der Patient diese Krise

überstanden hat, empfindet sie keine Belastung mehr.

Der Patient liegt in einem Einzelzimmer, so dass die Primary Nurse nur einen Patien-

ten zu betreuen hat, was einen gewissen Unmut im Pflegeteam hervorruft, der aber

auch mit den Start eines neuen Projektes zusammenhängen kann; die Primary Nur-

se lässt sich jedoch nicht irritieren.

Die Arbeitszufriedenheit basiert wie in Fall 8 auf einer positiven Zusammenarbeit der

Berufsgruppen und auf den erfolgreichen Beziehungsaufbau zum Patienten und der

Ehefrau, sowie auf den Fortschritten, die der Patient während des Betreuungszeit-

raums gemacht hat. Als negativen Aspekt bewertet die Primary Nurse das Projekt-

ende nach einem Monat, mit dem Ergebnis, dass Primary Nursing dann trotz der Er-

folge beim Patienten nicht mehr weiter geführt wird. Sie erklärt sich bereit, weiterhin

den Patienten zu betreuen.

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Wird dem Fall 8 nun Fall 2 gegenüber gestellt, - hier handelt es sich um die gleiche

Primary Nurse als Pflegeperson wie in Fall 8 - ergeben sich Unterschiede.

Der 67 jährige Patient, der sich in der Stabilisations- und Rehabilitationsphase befin-

det, wird nach 130 Tagen von der Primary Nurse auf freiwilliger Basis übernommen.

Auch bei diesem Patienten werden nur Tagdienste absolviert, an zwei Tagen findet

in der Pflegekontinuität eine Unterbrechung statt, da sich die Primary Nurse für die

Betreuung eines/einer sehr instabilen Patienten/in freiwillig zuteilt, um für kurze Zeit

Abstand von ihrem Patienten zu bekommen. Diese Auszeit von ihrem Primary

Nursing Patienten beschreibt sie als angenehm, da die Kontinuität anstrengend für

sie ist, sie aber mit gutem Gewissen die Betreuung einer Associate Nurse übergibt,

die bei Fragen zum Patienten jederzeit zu ihr kommen kann. Die Zusammenarbeit

mit allen Berufsgruppen wird auch hier als sehr positiv beschrieben, und die Koordi-

nation mit der chronischen Dialyse und den täglichen Arbeitsabläufen haben zu ihrer

großen Zufriedenheit beigetragen. In diesem Fall kommen „Safety-Work“ und „Articu-

lation-Work“ vorrangig zum Einsatz. Die geplanten Pflegemaßnahmen beziehen sich

auch hier ausschließlich auf den eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich. Der erfolg-

reiche Beziehungsaufbau zum Patienten und der Ehefrau zeigt sich besonders am

Tag der Transferierung, als sich die Ehefrau persönlich bei der Primary Nurse be-

dankt und ihr ein Lob ausspricht. Der Patient hat große Fortschritte gemacht, so dass

er nach insgesamt 161 Tagen von der Intensivstation auf die Normalstation transfe-

riert werden kann. Die Primary Nurse hat dafür alles vorbereitet und die Abschluss-

evaluation der Pflegediagnosen durchgeführt. Eine Begleitung bei der Transferierung

ist nicht möglich, da bereits der/die nächste Patient/in zur Aufnahme angekündigt ist

und keine andere Pflegeperson zur Verfügung steht, um diese Aufnahme zu über-

nehmen.

Werden diese Fälle nach ihrer relativen Übereinstimmung mit oder ihren Unterschie-

den zu dem realtypischen Fall 8 geordnet, so ergeben sich nachfolgende Kriterien:

Große Unterschiede zeigen sich in der präoperativen Aufnahme von Fall 8 im Ge-

gensatz zu Fall 1 und 2, sowie in der Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation von 17

Tagen des Patienten in Fall 8, in Fall 1 von 70 und in Fall 2 von 161 Tagen.

In allen drei Fällen wird die Verantwortung freiwillig übernommen, die sechs Schritte

des Pflegeprozesses von der Primary Nurse durchgeführt. Die Planung der Interven-

tionen erfolgt in Fall 2 - so wie in Fall 8 - ausschließlich im eigenverantwortlichen Tä-

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tigkeitsbereich, Fall 1 plant während der Stabilisationsphase auch mitverantwortliche

Tätigkeiten. Die Pflegekontinuität ist in Fall 1 wie in Fall 8 gegeben, in Fall 2 werden

zwei Tage Auszeit von der Primary Nurse gewünscht, jedoch mit der Option, dass

eine Associate Nurse die Pflege übernimmt und jederzeit die Möglichkeit hat, die

Primary Nurse bei Unklarheiten zu fragen. Die Zusammenarbeit mit allen Berufs-

gruppen ist in allen Fällen positiv verlaufen, und es besteht eine pflegerische Bezie-

hung zwischen Primary Nurse, Patient und Angehörigen. Bei allen drei Patienten ist

ein klarer Fortschritt erkennbar, in Fall 2 erhält die Primary Nurse persönlichen Dank

von der Ehefrau des Patienten. Alle drei Patienten befinden sich bei Übernahme der

Primary Nurse in der Stabilisationsphase und gelangen anschließend in die Rehabili-

tationsphase, wobei die Patienten von Fall 2 und Fall 8 von der Intensivstation auf

die Normalstation transferiert werden, der Patient von Fall 1 weiterhin noch auf der

Intensivstation bleibt und trotz Projektende auch künftig von der Primary Nurse be-

treut wird. Neben „Safety-Work“ in der Stabilisationsphase, die in allen drei Fällen

gegeben ist, sind in Fall 1 und in Fall 8 „Sentimental-Work“ ebenso Bestandteil der

Pflege wie auch „Articulation-Work“ und „Work of Patients“. Bei Fall 2 ist „Sentimen-

tal-Work“ nicht erkennbar.

Zweitens: Belastendes Handeln im System Primary Nursing

Der „reale“ Typus: Fall 4

Verantwortung: Die Rollenübernahme erfolgt freiwillig, eine Kontinuität in

der Durchführung ist nicht gegeben, da ein Belastungsge-

fühl durch die kontinuierliche Betreuung wahrgenommen

wird. Die Pflegeplanung und Evaluierung wird von der Pri-

mary Nurse durchgeführt, dabei besteht Unsicherheit über

korrekte Durchführung.

Planung der Interventionen: Im eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich

Zusammenarbeit: Projektteammitglieder: Überwiegend gute Zusammen-

arbeit, bei Verschlechterung des Zustands des Patien-

ten werden jedoch die Pflegediagnosen während der

Abwesenheit der Primary Nurse nicht verändert. In der

Sterbephase wird die Betreuung des Patienten und der

Angehörigen von einer Associate Nurse übernommen.

Pflegepersonen: Geplante Pflegemaßnahmen werden

nicht immer eingehalten.

Stationsleitung: Vorschläge in Bezug auf das Abhalten

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der Pflegevisite werden von der Stationsleitung nicht

akzeptiert. Konstruktive Kritik wird von der Stationslei-

tung negativ bewertet.

ÄrztInnen: unverändert

TherapeutInnen: kommen beim Patienten nicht zum

Einsatz.

Arbeitszufriedenheit: Es besteht eine gute Übersicht über den Patienten, die

Pflege wird gut geplant. Aufgrund fehlender Fortschritte

beim Patienten ist die Zufriedenheit nicht gegeben. Der Tod

des Patienten belastet sie sehr.

Arbeitsbedingungen: Durch Personalmangel kann die geplante Pflege oft nicht

umgesetzt werden. In Notfallsituationen ist keine weitere

Pflegeperson zur Unterstützung da, da sie mit ihren Patien-

tInnen beschäftigt sind. Durch großen Arbeitsaufwand kön-

nen die Pflegediagnosen nicht während der Dienstzeit eva-

luiert werden, die Primary Nurse muss deshalb länger im

Dienst bleiben.

Phase der Intensivpflege: Stabilisations- und Sterbephase

Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in: Langfristige Aufenthaltsdauer von 37 Tage, nach 19 Tagen

wird er von der Primary Nurse übernommen.

Dienstjahre: > zehn Jahre, SAB

Abb. 35: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des zweiten

„realen“ Typus.

Bei Fall 4 handelt es sich um eine 31 jährige Pflegeperson, die bereits über zehn

Jahre auf dieser Intensivstation ist, in Vollzeit mit einer 40 Stunden Verpflichtung ar-

beitet und die Sonderausbildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivbehand-

lungsstationen (SAB) absolviert hat. Ihre Dienstplangestaltung beinhaltet Tag- und

Nachtdienste. Sie hat sich freiwillig zur Rollenübernahme der Primary Nurse gemel-

det. Die Zuteilung erfolgt zu einem 75 jährigen Patienten, der bereits seit 19 Tagen

auf der Intensivstation ist und sich in der Stabilisationsphase nach einem Aorten-

klappenersatz mit offenem Sternum, das bereits mit einem V.A.C.-System versorgt

ist, befindet. Er ist orientiert und kontaktierbar, ein pflegerischer Beziehungsaufbau

zum Patienten und der Ehefrau ist erfolgt. Im Pflegeprozess übernimmt die Primary

Nurse die Verantwortung für das Erstellen und Evaluieren der Pflegediagnosen und

für die Pflegeplanung, wobei sie auch für kleinere Maßnahmen die Ehefrau in die

Pflege integriert; diese übernimmt z. B. das Eincremen und Durchbewegen der Beine.

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Die Zusammenarbeit mit Projektteammitgliedern gestaltet sich sehr gut, so dass von

einer Associate Nurse die Übernahme der Pflege des Patienten angeboten wird,

nachdem die Primary Nurse durch die Pflegekontinuität ein großes Belastungsgefühl

äußert. Dieses ausgeprägte Belastungsgefühl ergibt sich, wie vorhin erwähnt, durch

die kontinuierliche Anwesenheit beim Patienten und die intensive Gesprächsführung

mit der Ehefrau, die sie besonders nach einer Zustandsverschlechterung des Patien-

ten als notwendig erachtet. Während der Abwesenheit der Primary Nurse ver-

schlechtert sich der Zustand des Patienten weiterhin, er wird analgosediert, beatmet

und bauchgelagert, um die Atmung zu stabilisieren bzw. zu verbessern. Der Patient

ist zu diesem Zeitpunkt nicht kontaktierbar, und es hat sich am Zustandsbild des Pa-

tienten so vieles verändert, dass es notwendig wäre, Pflegediagnosen zu evaluieren

bzw. abzusetzen, was jedoch nicht erfolgt. Nach drei freien Tagen wird die umfang-

reiche Evaluation der Pflegediagnosen, die sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, von der

Primary Nurse durchgeführt, weshalb sie aufgrund des arbeitsintensiven Tages län-

ger Dienst verrichten muss. Geplante Pflegemaßnahmen werden von Pflegeperso-

nen, die nicht im Projetteam involviert sind, nur teilweise eingehalten, hierzu kommt

es kaum zu Aussprachen, und eine Unterstützung durch die Stationsleitung wird

nicht wahrgenommen. Aber auch manche geplante Maßnahmen können wegen Per-

sonalmangel nicht durchgeführt werden und auch bei Notfallsituationen, in denen

eine zweite Pflegeperson benötigt wird, gibt es keine Unterstützung.

Vorschläge zu Veränderungen bei der Pflegevisite werden von der Stationsleitung

nicht angenommen, und konstruktive Kritik, die das Projekt betrifft, wird von der Sta-

tionsleitung durch eine negative Reaktion abgetan.

Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen funktioniert gut, auf einem wertschätzenden

Niveau, was jedoch keinen Unterschied zu anderen PatientInnen macht, Therapeu-

tInnen werden beim Patienten nicht involviert.

Arbeitsformen beziehen sich in der Stabilisationsphase auf „Machine-Work“, „Safety-

Work“ und „Articulation-Work“, letztere findet im Besonderen mit dem Patienten und

der Ehefrau statt. Auch „Sentimental-Work“ findet Anwendung bei den „emotional

bindenden“ Gesprächen mit der Ehefrau, wie es die Primary Nurse benennt. An der

Zustandsverschlechterung und der infausten Prognose des Patienten wird der Über-

gang in die Sterbephase deutlich. Hier kommt vorwiegend „Sentimental-Work“ und

„Articulation-Work“ zum Einsatz. In dieser Phase wird der Patient von einer Associate

Nurse betreut, worüber die Primary Nurse sehr erleichtert ist, da sie durch den Be-

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ziehungsaufbau eine emotionale Bindung empfindet, und das Sterben für sie eine

große Belastung darstellt. Sie gibt jedoch an, dass sie generell mit Sterben und Tod

keine Probleme hat, und dass schon oft PatientInnen bei ihr verstorben sind; in die-

sem speziellen Fall aber empfindet sie es als eine große Belastung. Arbeitszufrie-

denheit ist hier kaum gegeben, da keine Patientenfortschritte verzeichnet werden

können und eine Belastung durch den negativen Ausgang erlebt wird. Die Zusam-

menarbeit mit den Associate Nurses und die erfahrene Unterstützung werden jedoch

positiv erlebt.

Was macht den Fall 4 zum realtypischen Fall für ein belastendes Handeln im System

Primary Nursing?

Die folgenden fünf Aspekte fallen unmittelbar auf:

1. Die Übernahme der Verantwortung für den Patienten 24 Stunden lang ist

durch das Handeln der Primary Nurse nicht immer gewährleistet, da sie die

Pflegekontinuität aufgrund eines großen Belastungsgefühls unterbricht und

Associate Nurses die Pflege übernehmen bzw., den Patienten und die Ehe-

frau auch in der Sterbephase betreuen.

Bei Anwesenheit evaluiert sie die im Pflegeprozess bereits bestehenden Pfle-

gediagnosen bzw. legt neue an, sie plant Ziele und Maßnahmen und erklärt

diese dem Patienten und der Ehefrau. Zur Absicherung der Korrektheit der

Pflegediagnostik wird eine Pflegevisite mit der Stationsleitung durchgeführt,

mit dem Vorschlag, bei der Pflegevisite eine Associate Nurse zu involvieren,

um Kenntnisse der Associate Nurse über die angelegten Pflegediagnosen und

Maßnahmen zu überprüfen. Dieser Vorschlag wird jedoch von der Stationslei-

tung abgelehnt.

2. Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen wird nicht ganz unproblematisch

gesehen, z. B. hinsichtlich einer Veränderung der Pflegediagnosen nach einer

Zustandsverschlechterung des Patienten oder in Bezug auf das Nichteinhalten

von geplanten Pflegemaßnahmen von Pflegepersonen, die daraufhin nicht zur

Rechenschaft gezogen werden. Die Zusammenarbeit mit ÄrztInnen befindet

sich unverändert auf einer wertschätzenden Basis mit Mitspracherecht. The-

rapeutInnen kommen beim Patienten nicht zum Einsatz.

3. Als weiterer wesentlicher Aspekt wird die direkte Kommunikation genannt. Die

Primary Nurse informiert den Patienten und die Ehefrau über die Pflegeziele

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und die geplanten Maßnahmen. Sie führt sehr lange und ausgiebige Gesprä-

che mit der Ehefrau, die zwar eine große Belastung für die Primary Nurse dar-

stellen, die sie aber für notwendig erachtet. Diese Faktoren sind auch Be-

standteil von „Articulation-Work“ während der beiden Phasen der Intensivpfle-

ge, der Stabilisations- und der Sterbephase.

4. Die Pflegekontinuität durch die Primary Nurse ist nicht gegeben, da sie belas-

tende Situationen erlebt und nach einer entsprechenden Zuteilung die Pflege

bei einem/einer anderen Patienten/in durchführt, mit der Bitte an Associate

Nurses, ihren Patienten zu betreuen. Gründe für diese „Auszeit“ können darin

liegen, dass der Patient eine langfristige Aufenthaltsdauer von 37 Tagen auf-

weist und die Übernahme der Primary Nurse bereits nach 19 Tagen erfolgt ist,

und dass keine Patientenfortschritte bzw. Pflegeerfolge von der Primary Nurse

wahrgenommen werden.

5. Die langjährige Berufserfahrung und die absolvierte Sonderausbildung für die

Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen sind in diesem Fall

kein Garant für die Bewältigung emotional belastender Situationen. Trotzdem

versucht die Primary Nurse in der schwierigen Phase für den Patienten und

die Ehefrau durch „Sentimental-Work“ und „Articulation-Work“ unterstützend

da zu sein. Mit Sterben und Tod ist die Primary Nurse schon mehrmals kon-

frontiert worden, in diesem Fall wird jedoch durch die emotionale Bindung eine

besondere Belastung empfunden.

Eine Gegenüberstellung von Fall 4 zu Fall 9 zeigt, dass der Patient von zwei Primary

Nurses zu unterschiedlichen Zeitpunkten betreut wird. Die Rollenübernahme der ers-

ten Primary Nurse, die auch die Primary Nurse in Fall 4 ist, erfolgt bedingt freiwillig,

da sie zu dieser Zeit einen/eine neuen/neue Mitarbeiter/in einschult und der Lerner-

folg für diese Person nicht optimal gewährleistet ist. Der Patient wird von der Primary

Nurse selbst ausgewählt; es handelt sich hier um einen 55 jährigen Patienten, der

nach einer Trikuspitalklappenrekonstruktion postoperativ auf der Intensivstation auf-

genommen wird und eine langfristige Aufenthaltsdauer von mehr als 180 Tagen auf-

weist. Die Übernahme des Patienten von der Primary Nurse erfolgt nach 100 Tagen.

Zu diesem Zeitpunkt und während des gesamten Betreuungszeitraums durch die

Primary Nurse befindet sich der Patient in der Stabilisationsphase, wobei sein respi-

ratorisches Problem im Vordergrund steht. Das bedeutet, dass er tracheotomiert ist,

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viel Trachealsekret abzusaugen ist, er aber auch intermittierend ohne Unterstützung

selbstständig atmen und das Sekret aushusten kann. Zusätzlich zeigen sich immer

wieder Krampfanfälle, die sich durch eine medikamentöse Therapie bessern. Bei der

Übernahme führt die Primary Nurse die Evaluation der bestehenden Pflegediagno-

sen durch und legt neue Pflegediagnosen, die sie als relevant erachtet, an. Interven-

tionen werden in allen drei Tätigkeitsbereichen, dem eigen- und mitverantwortlichen

sowie dem interdisziplinären, geplant. Die erste Primary Nurse absolviert nur Tag-

dienste beim Patienten, ein belastendes Gefühl, wie in Fall 4 bereits beschrieben,

stellt sie jedoch schon nach sechs oder sieben Diensten fest. Nach zehn Diensten, in

denen sie die Pflege auch kontinuierlich durchgeführt hat, wird die Primary Nurse

krank. Bis dahin ist ihre Arbeitsform gekennzeichnet durch „Safety-Work“, bei der

besonderes Augenmerk auf die Atmung und die bestehenden Krampfanfälle gelegt

wird. Ebenso sind „Articulation-Work“, „Comfort-Work“ und „Sentimental-Work“ we-

sentliche Bestandteile pflegerischen Handelns der Primary Nurse. Intensive Gesprä-

che werden mit der Ehefrau, die jede Veränderung wahrnimmt und diese hinterfragt,

geführt. Besuche in den Garten sollen das Wohlbefinden des Patienten fördern, und

zusätzlich führen TherapeutInnen verschiedene Therapien durch, die Fortschritte

beim Patienten ermöglichen sollen. Die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen

gestaltet sich sehr gut, Terminabsprachen werden eingehalten und verschiedene

Therapiemöglichkeiten, wie beispielsweise mit dem Patienten schwimmen zu gehen,

werden diskutiert. Da die Endotrachealkanüle immer wieder einen starken Würgereiz

beim Patienten auslöst, entfernt die Primary Nurse diese nach Rücksprache mit den

ÄrztInnen und ersetzt sie durch einen sogenannten Platzhalter, wobei die Primary

Nurse regelmäßig das Sekret absaugt, was auch das Wohlbefinden des Patienten

fördert. Dies ist aber immer nur für begrenzte Zeit möglich, da sich immer sehr viel

Sekret sammelt, so dass der Patient wieder rekanüliert werden muss und keine wirk-

lichen Fortschritte erkennbar sind. Individuelle Besuchszeiten werden mit der Ehe-

frau abgesprochen, bei Abwesenheit der Primary Nurse fühlt sich jedoch keine Pfle-

geperson dafür verantwortlich. Die Zusammenarbeit mit den Pflegepersonen wird

durch Desinteresse erschwert, und es zeigt sich auch keine Kontinuität bei der Zutei-

lung zum Patienten. Eine Associate Nurse möchte die Pflege des Patienten nicht

übernehmen, da nach eigener Aussage keine harmonische Beziehung besteht.

Zum Zeitpunkt des Krankenstandes der ersten Primary Nurse ist auch die Stations-

leitung erkrankt, eine Delegation an eine Vertretung in Bezug auf Primary Nursing ist

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nicht erfolgt, so dass der Patient zehn Tage ohne Primary Nurse und konkreter Zutei-

lung von Associate Nurses auf der Station verbringt.

Nach diesen zehn Tagen erklärt sich eine zweite Primary Nurse bereit, diese Rolle

zu übernehmen. Sie kann ebenfalls eine langjährige Berufserfahrung und die Son-

derausbildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen

aufweisen. Zu diesem Zeitpunkt tritt sie das zweite Mal die Rolle an, das erste Mal

erfolgte in Fall 3, der nachfolgend erläutert wird. Sie absolviert Tag- und Nachtdiens-

te, und die Pflegekontinuität während ihrer Anwesenheit ist gewährleistet. Bei der

Patientenübernahme evaluiert sie die Pflegediagnosen und plant weitere Maßnah-

men für den Patienten; diese Arbeit beschreibt sie als sehr umfangreich und belas-

tend, da aufgrund von Personalmangel nur wenig Zeit zur Verfügung steht. Fehlende

Patientenfortschritte und die ausschließliche Symptombehandlung ärztlicherseits füh-

ren auch bei dieser Primary Nurse zu einer großen Belastung. Es fehlt ihr an weite-

ren konstruktiven Plänen, welche Interventionen dem Patienten helfen könnten.

Nachdem schon sehr viel für ihn getan worden ist, gibt es keine weiteren Lösungs-

vorschläge. Durch den pflegerischen Beziehungsaufbau zum Patienten und der Ehe-

frau stellt diese Ratlosigkeit ebenfalls einen psychischen Ballast dar. Als zusätzlicher

Belastungsfaktor wird das Desinteresse der KollegInnen gesehen, die sich nicht an

die Pflegeplanung halten und sie schon gar nicht erst durchlesen.

Wird dem Fall 4 nun Fall 3 gegenüber gestellt, so zeigt sich eine freiwillige Über-

nahme der Rolle der Primary Nurse durch eine 38 jährige Pflegeperson, die eine

langjährige Berufserfahrung und die Sonderausbildung für die Pflege von PatientIn-

nen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) aufweisen kann. Sie arbeitet in einer

Vollzeitbeschäftigung mit einer 43 Stunden Verpflichtung und gestaltet ihren Dienst-

plan gerne mit Tag- und Nachtdiensten, auf die sie auch nicht verzichten möchte.

Der ihr zugeteilte 58 jährige Patient weist eine langfristige Aufenthaltsdauer von 34

Tagen auf, nach 17 Tagen wird die Betreuung von der Primary Nurse übernommen.

Bei der Aufnahme befindet er sich im kardiogenen Schock und benötigt maschinelle

Kreislaufunterstützung. Die Phasen der Intensivpflege während seiner Aufenthalts-

dauer sind die Akutphase, die Postakutphase und die Stabilisationsphase, gekenn-

zeichnet durch „Machine-Work“ und „Safety-Work“ in den beiden ersten Phasen. In

der Stabilisationsphase wird „Articulation-Work“, gekennzeichnet durch die Koordina-

tion und Organisation diverser Arbeitsabläufe mit TherapeutInnen und ÄrztInnen,

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geleistet. Ebenso werden intensive Gespräche mit der Ehefrau geführt, die ihre

Ängste vor der Reaktion des Patienten nach dessen Aufwachen äußert, wenn dieser

seine Beinamputation wahrnimmt, ist er doch vor der Operation ein leidenschaftlicher

Motorradfahrer gewesen. Aus diesen Gründen wird in der Aufwachphase ein/eine

Psychologie/in hinzugezogen. Zum Zeitpunkt der Stabilisationsphase kommt auch

„Sentimental-Work“ zum Einsatz, auch die Ehefrau übernimmt dabei einen großen

Part. Durch Körperkontakt mit dem Patienten baut sie die Distanz zu ihm ab, auch

gibt sie ihm das Gefühl, dass sie für ihn da ist. Bei der Mundpflege wird sie miteinbe-

zogen, indem sie dem Patienten den Mund mit Tee oder Kaffee auswischt.

Bei der Übernahme des Patienten ist kaum etwas dokumentiert, so dass die Primary

Nurse relevante Pflegediagnosen anlegt, eine Fotodokumentation zu den Hautdefek-

ten und Gewebeschädigungen durchführt und entsprechend den formulierten Zielen

Maßnahmen plant, die sich auf den eigen- und mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich

beziehen. Die Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen gelingt sehr gut; besonders

hervorzuheben gilt es die Tatsache, dass die Primary Nurse die Pflegekontinuität mit

einer bestimmten Associate Nurse teilt. Während sie Nachtdienste versieht, über-

nimmt die Associate Nurse die Pflege des Patienten. Das wird von beiden sehr posi-

tiv erlebt, da die Primary Nurse nicht auf ihre Nachtdienste verzichten muss und sie

trotz Kontinuität ein bisschen Abstand zum Patienten erfährt. Von Seiten der Stati-

onsleitung ist die Zusammenarbeit durch eine kurze Überprüfung der Pflegeplanung

erfolgt.

Der Patient wird, nachdem sich sein Zustand stabilisiert hat, rasch wieder in sein Ur-

sprungskrankenhaus zurück transferiert, was für die Primary Nurse eine gewisse Er-

leichterung darstellt, da sie sich schon vor Reaktionen des Patienten über seine

Beinamputation gefürchtet hat. Andererseits findet sie es schade, da sie die Patien-

tenfortschritte noch gerne weiter verfolgt hätte.

Als großen Belastungsfaktor wird der Zeitmangel beim Patienten gesehen, bedingt

durch den Personalmangel auf der Station. Ebenso muss die Primary Nurse mit

Pflegepersonen, die nicht dem Projektteam angehören, darüber diskutieren, warum

sie welche Pflegemaßnahme plant. Als weiteren Belastungsfaktor werden die unko-

ordinierten Abläufe gesehen, die die Dienstplangestaltung, PatientInnenaufnahmen

und Transferierungen betreffen.

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Werden diese Fälle nach ihrer relativen Übereinstimmung mit oder ihren Unter-

schiedlichkeit zum realtypischen Fall 4 geordnet, so ergeben sich nachfolgende Kri-

terien:

In Fall 4 und Fall 3 erfolgt die Rollenübernahme als Primary Nurse auf freiwilliger Ba-

sis, in Fall 9 besteht nur eine bedingte Freiwilligkeit, da die Primary Nurse einen/eine

Mitarbeiter/in einzuschulen hat und die Befürchtung besteht, ihm/ihr das Erreichen

der Lernziele zu erschweren. Die Primary Nurses weisen eine langjährige Berufser-

fahrung und die Absolvierung des SAB auf und gehen einer Vollzeitbeschäftigung

von mindestens 40 Stunden nach. In Fall 9 werden von der ersten Primary Nurse nur

Tagdienste absolviert, in Fall 3, 4 und in Fall 9 von der zweiten Primary Nurse wer-

den Tag- und Nachtdienste versehen. Die Nachtdienste sind der Primary Nurse in

Fall 3 sehr wichtig. Anzumerken ist, dass die Primary Nurse in Fall 4 und die erste

Primary Nurse in Fall 9 ein und dieselbe Pflegeperson ist, genauso wie in Fall 3 und

die zweite Primary Nurse in Fall 9.

In allen drei Fällen handelt es sich um eine langfristige Aufenthaltsdauer der Patien-

ten, wobei sich die Fälle 3 und 4 mit 34 bzw. 37 Tagen ähnlich sind, Fall 9 weist eine

Aufenthaltsdauer von mehr als 180 Tagen auf. Die Prognose des Patienten in Fall 3

erscheint positiv im Gegensatz zu Fall 4 und 9.

Die Zusammenarbeit mit Pflegepersonen in Fall 4 und 9 erscheint unbefriedigend, da

geplante Pflegemaßnahmen nicht eingehalten werden und Desinteresse für Primary

Nursing besteht. In Fall 3 erweist sich die Zusammenarbeit als sehr gut, besonders

im Wechsel mit einer bestimmten Associate Nurse. Die Zusammenarbeit mit den Ärz-

tInnen wird in Fall 4 unverändert, jedoch auf wertschätzendem Niveau beschrieben,

TherapeutInnen kommen nicht zum Einsatz. In Fall 3 wird von einer sehr positiven

Zusammenarbeit mit ÄrztInnen und diversen TherapeutInnen gesprochen, und in Fall

9 wird besonders die gute Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen hervorgehoben.

Der Patient in Fall 4 wird in der Stabilisationsphase übernommen und geht aufgrund

seiner Zustandsverschlechterung in die Sterbephase über. Der Patient in Fall 9 be-

findet sich kontinuierlich in der Stabilisationsphase, allerdings sind keine Zustands-

verbesserung bzw. Patientenfortschritte erkennbar. Das Nichtvorhandensein von di-

versen Pflegefehlern wird von den Primary Nurses nicht als Pflegeerfolg gesehen. In

Fall 3 wird der Patient von der Akutphase über die Postakutphase in die Stabilisati-

onsphase gebracht, in der er dann in ein anderes Krankenhaus transferiert wird.

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In allen drei Fällen wird „Safety-Work“, „Articulation-Work“ und „Sentimental-

Work“ geleistet. In Fall 3 kommt „Machine-Work“ in der Akut- und Postakutphase

hinzu und in Fall 9 „Comfort-Work“ in der Stabilisationsphase.

Als Belastungsfaktoren werden in Fall 4 die fehlenden Patientenfortschritte, die Pfle-

gekontinuität, die intensiven Gespräche mit der Ehefrau und letztendlich die Betreu-

ung des Patienten und der Ehefrau in der Sterbephase erlebt. Ebenso werden Per-

sonal- und Zeitmangel als belastend empfunden, so dass die Evaluation der Pflege-

diagnosen erst durch Absolvieren von Überstunden möglich ist. Einen weiteren As-

pekt stellt das Nichteinhalten der geplanten Pflegemaßnahmen und die mangelnde

Unterstützung von Seiten der Stationsleitung dar. In Fall 3 ergeben sich Belastungs-

faktoren ebenfalls aufgrund von Zeit- und Personalmangel, aber auch durch unkoor-

dinierte Abläufe bei der Dienstplangestaltung, bei den PatientInnenaufnahmen und

der Transferierung. In Fall 9 wird ebenfalls, wie in Fall 4, die Pflegekontinuität als

große Belastung erlebt, die bereits nach sechs bis sieben Diensten wahrgenommen

wird. Ebenso sind fehlende Patientenfortschritte, die ausschließliche Symptombe-

handlung durch die ÄrztInnen, sowie die intensive Gesprächsführung mit der Ehefrau

als Belastungsfaktoren anzusehen. Auch die schlechte Zusammenarbeit mit den

Pflegepersonen und die fehlende Unterstützung durch Stationsleitung bzw. fehlende

Präsenz tragen dazu bei.

Drittens: Unverändertes Handeln im System Primary Nursing

Der „reale“ Typus: Fall 6

Verantwortung: Die Rollenübernahme erfolgt freiwillig; während ihrer Diens-

te, die tagsüber und einmal in der Nacht eingeteilt sind, führt

sie bis auf einmal immer die Pflege bei ihrer Patientin durch.

Pflegediagnosen werden von der Primary Nurse angelegt

und evaluiert.

Planung der Interventionen: Sie erfolgt im eigenverantwortlichen und interdisziplinären

Tätigkeitsbereich, wobei es auch bei angelegten Pflegedi-

agnosen an geplanten Maßnahmen fehlt.

Zusammenarbeit: Projektteammitglieder: sehr gut

Pflegepersonen: fehlendes Interesse an der Pflegepla-

nung und Nichteinhalten der geplanten Maßnahmen

Stationsleitung: Pflegevisite wird abgehalten und die

Primary Nurse soll für Ordnung bei ihrer Patientin sor-

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gen, die durch das Durchgangssyndrom alles aus dem

Bett geworfen hat.

ÄrztInnen: es wird keine Veränderung wahrgenommen,

trotz Hinweis. Vorschläge werden nicht akzeptiert.

TherapeutInnen: kommen nicht zum Einsatz.

Arbeitszufriedenheit: Arbeitszufriedenheit ist aufgrund der Fortschritte der Patien-

tin gegeben, unverändert zu anderen PatientInnen.

Arbeitsbedingungen: Schlechte Stimmung auf der Station, Angstgefühl; von man-

che KollegInnen fühlt sie sich durch deren Umgangston

persönlich angegriffen.

Phase der Intensivpflege: Stabilisations- und Rehabilitationsphase

Aufenthaltsdauer des/der Patienten/in: Mittelfristige Aufenthaltsdauer von 15 Tagen, Übernahme

von der Primary Nurse erfolgt nach einem Tag.

Dienstjahre: Zwei Jahre, ohne SAB

Abb. 36: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des dritten

„realen“ Typus.

Bei Fall 6 handelt es sich um eine 26 jährige Pflegeperson, die eine zweijährige Be-

rufserfahrung auf dieser Station aufweist, die Sonderausbildung für die Pflege von

PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) noch nicht gemacht hat. Sie

absolviert Tag- und Nachtdienste in einer 40 Stunden Vollzeitbeschäftigung. Die

Übernahme der Patientin als Primary Nurse erfolgt auf freiwilliger Basis. Bei der Pa-

tientin handelt es sich um eine 51 jährige Person, die nach einem Gefäßinterponat

an der Aorta und einem einfachen aortokoronarem Baypass postoperativ auf der In-

tensivstation aufgenommen wird. Ihre Aufenthaltsdauer von 15 Tagen wird als mittel-

fristig eingestuft, und sie wird am ersten postoperativen Tag von der Primary Nurse

übernommen. Die Primary Nurse hat Tag- und Nachtdienste während der Betreu-

ungszeit eingeteilt. Eine Pflegekontinuität ist jedoch wegen der belastenden Situation

während des Durchgangssyndroms der Patientin nicht gegeben auch deshalb nicht,

weil im Nachtdienst eine Pflegeperson die Betreuung der Patientin übernimmt, die im

Dienst eine Nacht davor diese schon betreut hat. Bei der Übernahme der Patientin

befindet diese sich in der Postakutphase. Zeichen einer Desorientiertheit - die Pati-

entin befindet sich in einem Durchgangssyndrom - erfordern „Safety-Work“, damit sie

sich nicht verletzt oder sich einer lebensbedrohlichen Situation aussetzt. Die Primary

Nurse ist während dieser Zeit sehr gefordert, durch gutes Zureden, also „Articulation-

Work“, die Patientin zu beruhigen. Aus diesem Grund wünscht sie sich für einen Tag

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193

eine Auszeit und betreut da einen/eine anderen/andere Patienten/in. Die Patientin

gelangt rasch von der Stabilisationsphase in die Rehabilitationsphase, in der Mobili-

sationsschritte einen wesentlichen Anteil der Arbeit der Primary Nurse einnehmen.

„Work of Patients“ ist hier schon möglich, da eine zunehmende Selbstständigkeit in

der Körperpflege und bei der Mobilität vorhanden ist. Eine Zusammenarbeit mit The-

rapeutInnen findet hier nicht statt. Die ärztliche Zusammenarbeit zeigt sich unverän-

dert, ihre Rolle als Primary Nurse – so ist ihr Empfinden – wird von den ÄrztInnen

nicht wahrgenommen.

In die Verantwortung der Primary Nurse fällt u. a. das Anlegen und Evaluieren der

Pflegediagnosen sowie die Planung der Pflegemaßnahmen; zwar werden bei der

Übernahme Pflegediagnosen angelegt, die innere Kohärenz jedoch ist nicht gegeben.

Das bedeutet, dass entweder bei aktuellen Pflegediagnosen die Ätiologie oder

Symptome nicht formuliert sind, oder bei Hoch-Risiko-Pflegediagnosen Risikofakto-

ren fehlen oder nur mangelhaft angelegt sind. Ebenso fehlt es an einer Zielformulie-

rung und generell an Maßnahmen und deren konkrete Beschreibung. Sind Maßnah-

men geplant, so beziehen sie sich auf den eigenverantwortlichen und interdisziplinä-

ren Tätigkeitsbereich.

Die Zusammenarbeit mit KollegInnen aus der Projektgruppe, die auch ihre Unterstüt-

zung anbieten, gestaltet sich sehr gut. Mit Pflegepersonen, die nicht im Projektteam

involviert sind, gibt es keine gute Zusammenarbeit, da beispielsweise anderes Ver-

bandsmaterial als von der Primary Nurse geplant, angebracht wird; auch von Seiten

der Stationsleitung wird keine Unterstützung wahrgenommen. Die Pflegevisite wird

mit der Stationsleitung einmal abgehalten, dabei spricht diese u. a. eine Rüge über

die Unordnung beim Bett der Patientin aus. Darüber ärgert sich die Primary Nurse

sehr, da diese anmerkt, normalerweise sehr ordentlich zu sein, und der Grund für

diese Unordnung in dem Verwirrtheitszustand der Patientin, die alles aus dem Bett

geworfen hat, liegt.

Das Stationsklima wird von der Primary Nurse als unverändert schlecht empfunden,

und abhängig von den KollegInnen, die im Dienst sind, ist der Umgangston besser

oder schlechter, wobei sich die Primary Nurse auch persönlich angegriffen fühlt. Sie

findet es schade, dass das Arbeitsklima manchmal so schlecht ist, da sie gerne auf

dieser Station arbeitet und ihre Arbeit auch gerne versieht.

Über den Fortschritt und die rasche Transferierung der Patientin ist die Primary Nur-

se sehr zufrieden, so dass sie gerne ein zweites Mal die Rolle übernehmen würde.

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Die Abschlussevaluation wird von der Primary Nurse durchgeführt, eine Begleitung

bei der Transferierung ist nicht möglich, da zu diesem Zeitpunkt die Primary Nurse

frei hat.

Was macht den Fall 6 zum realtypischen Fall für ein unverändertes Handeln im Sys-

tem Primary Nursing?

Die folgenden fünf Aspekte fallen unmittelbar auf:

1. Die Übernahme der Verantwortung für den Patienten über 24 Stunden von der

Aufnahme bis zur Entlassung in Bezug auf den Pflegeprozess ist bedingt gege-

ben. Die Primary Nurse übernimmt die Pflegeanamnese von der Normalstation

und setzt relevante Pflegediagnosen anhand der Probleme der Patientin an. Zu

erreichende Ziele und notwendige Maßnahmen werden nur teilweise formuliert.

Bestehende Formulierungen der Interventionen beziehen sich auf den eigenver-

antwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbereich. Evaluationen der Pflegedi-

agnosen werden durchgeführt bzw. auch abgesetzt, wenn das Problem behoben

ist. Pflegevisite wird einmal mit der Stationsleitung abgehalten, die jedoch wie bei

anderen PatientInnen erfolgt und nicht als Unterstützung wahrgenommen wird.

2. Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern erfolgt auf einer guten Basis.

Von den KollegInnen wird Unterstützung angeboten. Mit Pflegepersonen, die

nicht im Projektteam integriert sind, gibt es Probleme in Bezug auf die Einhaltung

geplanter Maßnahmen und auf den Umgangston, bei dem sich die Primary Nurse

angegriffen fühlt und der das Arbeitsklima negativ beeinflusst. Die Zusammenar-

beit mit den ÄrztInnen ist unverändert, die Rolle als Primary Nurse wird trotz Be-

kanntgabe nicht wahrgenommen. TherapeutInnen kommen bei der Patientin nicht

zum Einsatz.

3. Die direkte Kommunikation ist besonders bei der intensiven Gesprächsführung

mit der Patientin vorhanden. Gespräche mit Angehörigen werden kaum geführt,

da es einen sehr jungen Sohn gibt, der die Patientin sporadisch und nur kurz be-

sucht; er ist anscheinend mit der Situation überfordert. Die direkte Aussprache mit

den KollegInnen, um das Arbeitsklima zu verbessern, wird offenbar nicht gesucht.

Mit den ÄrztInnen erfolgt die Kommunikation wie bisher, Therapievorschläge von

der Primary Nurse werden dabei nicht berücksichtigt.

4. Die Pflegekontinuität wird nicht aufrechterhalten. Die Primary Nurse absolviert

während der sieben eingeteilten Dienste zwei Dienste bei anderen PatientInnen.

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Einmal wird der Wunsch geäußert, dass die Betreuung der Patientin von einer

Associate Nurse übernommen werden soll, da der Betreuungsaufwand für die

Primary Nurse sehr anstrengend ist.

5. Die Primary Nurse weist eine zweijährige Berufserfahrung auf dieser Station auf

und hat die Sonderausbildung noch nicht absolviert. In der Betreuung der Patien-

tin macht sie teilweise einen überforderten Eindruck, verlangt aber Ablöse. Wäh-

rend der Postakutphase wird „Safety-Work“ angewendet, besonders als es um

die Sicherheit während des Durchgangssyndroms geht. In der Stabilisationspha-

se findet „Articulation-Work“ statt, dabei wird sehr viel mit der Patientin gespro-

chen, um sie zu beruhigen. In der Rehabilitationsphase, in der es keine Unter-

stützung von Seiten der TherapeutInnen gibt, weil die Patientin rasch mobiler und

selbstständiger wird, ist „Work of Patients“ vorrangig. Die Patientin wird bis in den

Lehnsessel mobilisiert, und eine aktive Mithilfe bei der Körperpflege ist möglich.

Die Gegenüberstellung von Fall 6 zu Fall 7 zeigt eine Pflegeperson von 26 Jahren

mit dreijähriger Berufserfahrung als Primary Nurse, die die Rolle unfreiwillig über-

nommen hat. Sie hat die Sonderausbildung für die Pflege von PatientInnen auf In-

tensivbehandlungsstationen (SAB) noch nicht absolviert und geht einer Vollzeitbe-

schäftigung von 40 Stunden nach, mit einer Dienstplangestaltung mit Tag- und

Nachtdiensten. Der Patient, der ihr zugeteilt wird, ist 53 jährig und hatte eine Herz-

transplantation mit einer kurzfristigen Aufenthaltsdauer von sechs Tagen, die Über-

nahme erfolgt am ersten postoperativen Tag. Die Primary Nurse evaluiert bei Über-

nahme die beiden standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen und beschreibt Zie-

le; sie dokumentiert Maßnahmen einerseits mit Standardmaßnahmen und formuliert

sie andererseits im eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich. Eine Pflegevisite mit der

Stationsleitung wird während des Betreuungszeitraums nicht abgehalten. Die Ab-

schlussevaluation wird im Nachtdienst von der Primary Nurse durchgeführt, bei der

Transferierung ist eine Begleitung von ihr aufgrund der Diensteinteilung nicht möglich.

Bei der Übernahme des Patienten befindet dieser sich in der Postakutphase, in der

„Machine-Work“ und „Safety-Work“ zum Einsatz kommen. Ein rascher Übergang in

die Rehabilitationsphase zeigt sich durch zunehmende Mobilität und Selbstständig-

keit des Patienten. „Work of Patients“ ist wesentlicher Bestandteil im Tagesablauf der

Primary Nurse. Während ihrer Dienste ist sie kontinuierlich beim Patienten eingeteilt

und führt die Pflege durch. Aufgrund von Personalmangel wird die Betreuung ei-

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nes/einer zweiten Patienten/in von der Primary Nurse übernommen, so dass nicht

ihm alleine die ganze Aufmerksamkeit zuteilwird.

Die Zusammenarbeit besonders mit der Wundmanagerin erweist sich als gut. Nach-

dem die Primary Nurse tagsüber immer beim Patienten eingeteilt ist, führt auch sie

die geplanten Maßnahmen durch und kann keine Abweichungen durch die KollegIn-

nen erkennen. Bei der Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen hat sich nichts verändert,

sie wird auch nicht explizit von der Primary Nurse thematisiert. TherapeutInnen

kommen nicht zum Einsatz.

Wird nun Fall 6 Fall 5 gegenüber gestellt, so sehen wir eine unfreiwillige Rollenüber-

nahme als Primary Nurse von einer 27 jährigen Pflegeperson mit zweijähriger Be-

rufserfahrung auf dieser Station. Sie hat die Sonderausbildung für die Pflege von Pa-

tientInnen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) noch nicht gemacht, geht einer

40 Stunden Vollzeitbeschäftigung nach und absolviert Tag- und Nachtdienste. Wäh-

rend der Betreuungszeit des Patienten hat sie zu Beginn durchgehend acht Tage frei,

von der Stationsleitung wissentlich so eingeteilt, um herausfinden zu können, wie zu

reagieren ist, wenn eine Primary Nurse erkrankt ist. Der Patient, den sie nach sechs

Tagen postoperativ nach einem Gefäßinterponat an der Aorta und einer Fasziotomie

übernimmt, weist einen langfristigen Intensivaufenthalt von 34 Tagen auf, der Be-

treuungszeitraum beträgt 17 Tage. Bei Übernahme des Patienten ist eine Pfle-

geanamnese von der Normalstation vorhanden, Pflegediagnosen werden von der

Primary Nurse evaluiert bzw. neu angelegt, Ziele formuliert und Maßnahmen im Be-

reich eigen- und mitverantwortlicher sowie interdisziplinärer Tätigkeiten geplant. Zu

diesem Zeitpunkt befindet sich der Patient in der Stabilisationsphase, in der „Articula-

tion-Work“ im Vordergrund steht. Koordination und Organisation der Arbeitsabläufe

verschiedener Berufsgruppe sind Kennzeichen dieser Arbeitsform. Der Patient ist im

Dialyseprogramm alle zwei Tage auf der chronischen Dialyse aufgenommen, mit den

TherapeutInnen werden die Maßnahmen im Vorfeld abgesprochen, besonders auch

nach der Stabilisationsphase in der Rehabilitationsphase. Zusätzlich werden Ge-

spräche mit den Angehörigen geführt, ein Wechseln von den Besuchszeiten zwi-

schen Ehefrau und Sohn wird von der Primary Nurse angeraten, so dass sich die

Ehefrau ein bisschen entspannen und Ruhe finden kann. Eine tägliche telefonische

Auskunftsmöglichkeit wird ihr zugesichert, sie kann so auch beruhigt zu Hause die

Zeit verbringen. Während der Rehabilitationsphase kommt, wie oben bereits ange-

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führt, „Articulaion-Work“ zur Anwendung, aber auch „Work of Patients“ ist eine we-

sentliche Arbeitsform bei diesem Patienten. Nachdem der Patient gut kontaktierbar

ist und bei KollegInnen den Eindruck erweckt, depressiv verstimmt zu sein, wird er

direkt von der Primary Nurse darauf angesprochen; er tritt diesem Verdacht jedoch

entgegen. Der Zustand des Patienten verbessert sich, und er kann bei Pflegemaß-

nahmen etwas mithelfen, z. B. in dem er sich im Bett zur Seite drehen kann. Nach-

dem der Schluckversuch positiv bestanden wird, kann die nasogastrale Sonde ent-

fernt werden, und der Patient beginnt langsam zu essen.

Pflegepersonen, die nicht im Projektteam integriert sind, halten sich nicht an die ge-

planten Pflegemaßnahmen und äußern sich über das Projekt mit unprofessionellen

Bemerkungen. Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern ist gut, aller-

dings ruft eine Pflegeperson die Primary Nurse zu Hause an und möchte eine Aus-

kunft über bestehende Pflegediagnosen haben. Die Primary Nurse wehrt dieses An-

sinnen ab und verweist auf ihre Freizeit. Die Stationsleitung führt einmal eine Pflege-

visite mit der Primary Nurse und zweimal mit Associate Nurses durch. Bei der letzten

Terminvereinbarung zur Pflegevisite kommt ein/eine Patient/in zur Aufnahme, so

dass keine Zeit dafür ist. Mit der Stationsleitung wird auch die Problematik der man-

gelhaften Übereinstimmung bei der Durchführung der Pflegediagnostik, insbesonde-

re bei der Evaluation besprochen. Die Evaluation soll kein Eintrag eines Verlaufspro-

tokolls sein, es wird eine weitere Schulung in Bezug auf Pflegediagnostik angeregt.

Negative Aspekte, die das Projekt, betreffen können mit der Stationsleitung nicht be-

sprochen werden, diese sieht alles sehr positiv und spricht nur über die tollen Verän-

derungen.

Mit den TherapeutInnen besteht eine gute Zusammenarbeit, wobei immer mit Nach-

druck darauf geachtet wird, dass, wenn der Patient zur chronischen Dialyse kommt,

trotzdem auch die physikalische Therapie durchgeführt wird. Bei der Zusammenar-

beit mit den ÄrztInnen wird kein Unterschied bemerkt, allerdings hat die Primary Nur-

se schon immer Unklarheiten angesprochen und thematisiert.

Der Zeitaufwand für die Dokumentation wird negativ bewertet, vor allem dann, wenn

zwei PatientInnen zu betreuen sind, der Arbeitsaufwand tagsüber sehr intensiv ist

und zusätzlich eine Fotodokumentation erforderlich ist; in diesen Fällen wird meist

erst am Abend dokumentiert.

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Der Fortschritt des Patienten wird von der Primary Nurse positiv gesehen, sie spricht

dies der Tatsache zu, dass beinahe eine eins-zu-eins Betreuung beim Patienten

stattfindet und durch die Pflegekontinuität nachvollziehbar ist.

Wird nun Fall 6 Fall 10 gegenüber gestellt, so zeigt sich, dass die Übernahme, wie

bei Fall 6, ebenso auf freiwilliger Basis besteht; wie schon in Fall 6 erwähnt, handelt

es sich hier um die gleiche Primary Nurse. Der 41 jährige Patient, der von ihr nach

41 Tagen bei einer langfristigen Aufenthaltsdauer von 47 Tagen übernommen wird,

kommt postoperativ nach einer LVAD-Implantation zu Aufnahme auf die Intensivsta-

tion. Auch bei diesem Patienten handelt es sich um einen kurzen Betreuungszeit-

raum durch die Primary Nurse von insgesamt sechs Tagen, drei Tagdienste und ein

Nachtdienst werden dabei absolviert. Während der Tagdienste führt die Primary Nur-

se die Pflege beim Patienten durch, während ihres Nachdienstes wird der Patient

jedoch von einer anderen Pflegeperson betreut. In der Zusammenarbeit mit Pflege-

personen, die nicht im Projektteam sind, gibt es keine Veränderung, da die meiste

Zeit die Primary Nurse die Pflege übernimmt. Negative Bemerkungen sind nach wie

vor wahrzunehmen. Mit Projektteammitgliedern ist die Zusammenarbeit gut, der Pa-

tient wird überwiegend von einer Associate Nurse und der Primary Nurse gepflegt.

Zwischen TherapeutInnen und Primary Nurse funktionieren die Absprachen gut, ge-

genüber den ÄrztInnen jedoch kann keine Veränderung festgestellt werden.

Bei der Übernahme des Patienten gibt es keine Pflegeanamnese, es wird auch keine

von der Primary Nurse angelegt. Pflegediagnosen evaluiert sie nur teilweise, dabei

handelt es sich um bestehende Hautdefekte und Gewebeschädigungen, die bei den

standardisierten Hoch-Risiko-Pflegediagnosen angelegt sind. Pflegeziele werden

formuliert und Maßnahmen im Bereich eigen- und mitverantwortlicher Tätigkeiten

geplant. Eine Abschlussevaluation zum Zeitpunkt der Transferierung kann von der

Primary Nurse nicht durchgeführt werden, da diese an dem Tag frei hat; auch eine

Associate Nurse oder eine andere Pflegeperson führt diese Abschlussevaluation

nicht durch. Eine Pflegevisite mit der Stationsleitung wird während der Betreuungs-

zeit nicht abgehalten.

Der Patient befindet sich bei der Übernahme in der Stabilisationsphase und bald da-

rauf in der Rehabilitationsphase. „Articulation-Work“, und „Work of Patients“ kommen

in beiden Phasen zum Einsatz. Durch das Organisieren der Arbeitsabläufe mit den

TherapeutInnen und durch das Einbeziehen der Angehörigen in die Pflege – z. B.

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unterstützt der Bruder des Patienten die Primary Nurse beim Lagewechsel im Bett -

findet eine direkte Kommunikation mit den einzelnen Personen statt. Ebenso wird

„Comfort-Work“ integriert; da der Patient nämlich Moslem ist, wird von der Primary

Nurse Rücksicht auf gewünschte Rituale genommen. Die Ehefrau ist ebenfalls täg-

lich zu Besuch, sie verlässt jedoch bei Pflegehandlungen immer das PatientInnen-

zimmer.

Die Primary Nurse ist über die täglichen Fortschritte sehr zufrieden und begrüßt unter

diesen Voraussetzungen die geplante Weiterführung von Primary Nursing.

Werden diese Fälle nach ihrer relativen Übereinstimmung mit oder ihren Unter-

schiedlichkeiten zum idealtypischen Fall 6 geordnet, so ergeben sich nachfolgende

Kriterien:

Bei Fall 6 und 10 besteht die Rollenübernahme der Primary Nurse, die ein und die-

selbe Person ist, auf freiwilliger Basis, Fall 5 und 7 übernehmen die Rolle unfreiwillig.

In Fall 5, 6, und 10 kann eine zweijährige und in Fall 7 eine dreijährige Berufserfah-

rung festgestellt werden. Für alle Fälle gilt: Es gibt keinen Abschluss der Sonderaus-

bildung für die Pflege von PatientInnen auf Intensivpflegestationen, es wird einer

Vollzeitbeschäftigung von 40 Stunden nachgegangen und es werden Tag- und

Nachtdienste absolviert.

Bei den PatientInnen handelt es sich in Fall 6 um eine mittelfristige Aufenthaltsdauer

und einem Betreuungszeitraum von 14 Tagen, in Fall 5 um eine langfristige Aufent-

haltsdauer und einem Betreuungszeitraum von 27 Tagen, in Fall 7 beträgt der Be-

treuungszeitraum sechs Tage bei mittelfristiger Aufenthaltsdauer, und in Fall 10

ergibt sich bei einer langfristigen Aufenthaltsdauer eine Betreuungszeit von sechs

Tagen.

Die Pflegekontinuität durch Primary Nurse ist in Fall 6 nicht gegeben, sehr wohl aber

in Fall 7, 5 und 10. Im Pflegeprozess werden bis auf Fall 10 die Pflegeanamnesen

von der Normalstation übernommen, in Fall 10 ist keine vorhanden. Die Pflegediag-

nosen werden von der Primary Nurse bei Übernahme des/der Patienten/in evaluiert

bzw. neu angelegt, Ziele werden formuliert und Maßnahmen geplant. Zu Fall 6 ist

anzumerken, dass die innere Kohärenz der Pflegediagnosen nicht gegeben ist und

teilweise die Planung der Maßnahmen fehlt. In Fall 5, 7 und 10 kann dies nicht beo-

bachtet werden. Die Abschlussevaluation erfolgt in Fall 5, 6, und 7, in Fall 10 wird

keine gemacht, da die Primary Nurse zum Zeitpunkt der Transferierung frei hat und

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sich niemand sonst dafür verantwortlich fühlt. Pflegevisiten mit der Stationsleitung

werden in Fall 5 und 6 durchgeführt, in Fall 7 und 10 versäumt.

Die Zusammenarbeit mit den Projektteammitgliedern erfolgt auf einer guten Basis,

mit Pflegepersonen außerhalb des Projektteams gibt es in allen Fällen eine proble-

matische Zusammenarbeit in Bezug auf die Einhaltung bzw. die generelle Durchfüh-

rung der geplanten Maßnahmen; hinzu kommen üble Nachreden über Primary

Nursing, und insbesondere Fall 6 beschreibt einen schlechten Umgangston bis hin

zu persönlichen Angriffen.

Mit den TherapeutInnen, wenn diese bei den PatientInnen zum Einsatz kommen, wie

in Fall 5, 7 und 10, funktioniert die Zusammenarbeit gut, eine Kontrolle über die

Durchführung der Therapie wird zudem in Fall 5 beschrieben. Hinsichtlich der Zu-

sammenarbeit mit den ÄrztInnen kann keine Veränderung festgestellt werden, Fall 5

bespricht und thematisiert immer schon medizinische Aspekte mit den ÄrztInnen, Fall

6, 7 und 10 stellen ebenfalls keine Veränderung fest, fühlen sich auch nicht als Pri-

mary Nurse wahrgenommen, auch wenn Fall 7 und 10 dies nicht explizit erwähnen,

sehr wohl aber Fall 6.

Bei der Übernahme der PatientInnen befinden sich Fall 6 und 7 in der Postakutphase,

gehen dann in die Stabilisations- und Rehabilitationsphase über. Fall 5 und 10 sind

bei Übernahme in der Stabilisationsphase und gehen dann wie Fall 6 und 7 in die

Rehabilitationsphase über. In allen Fällen finden „Articulation-Work“ und „Work of

Patients“ Anwendung, in Fall 10 kommt zusätzlich die Arbeitsform „Comfort-

Work“ zum Einsatz und in Fall 6 „Machine-Work“ sowie „Safety-Work“, in Fall 7 eben-

falls „Safety-Work“.

Die Arbeitszufriedenheit basiert bei allen Fällen auf PatientInnenfortschritte; aufgrund

dieser Tatsache würde die Primary Nurse in Fall10 die Rolle nochmals übernehmen,

Fall 5 und 7 hingegen sprechen sich klar dagegen aus.

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Unterschei-

dungsmerkmale

/ Typen

Verantwortungsbewusstes

Handeln

Belastendes

Handeln

Unverändertes

Handeln

Typ 1 Typ 2 Typ 3

Verantwortung Freiwillig, kontinuierlich, großer Ver-

antwortungsspielraum, Rechenschafts-

pflicht der Stationsleitung gegenüber

Freiwillig, fehlende Kontinuität, großer

Verantwortungsspielraum, Pflegevisite

mit Stationsleitung zur Überprüfung der

korrekten Pflegeplanung

Freiwillig bis unfreiwillig, unverbindlich,

gleichbleibender Verantwortungsspiel-

raum, Pflegevisite wird wie bei allen

PatientInnen erlebt.

Planung der In-

terventionen

Überwiegend im eigenverantwortlichen

Tätigkeitsbereich, in der Stabilisations-

phase auch im mitverantwortlichen Tä-

tigkeitsbereich

Im eigen-, mitverantwortlichen und in-

terdisziplinären Tätigkeitsbereich

Im eigen-, mitverantwortlichen und in-

terdisziplinären Tätigkeitsbereich, wo-

bei es auch bei angelegten Pflegediag-

nosen an geplanten Maßnahmen fehlt.

Zusammenarbeit Positive Zusammenarbeit mit allen Kol-

legInnen und Berufsgruppen

Teilweise positive Zusammenarbeit mit

allen KollegInnen und unverändert mit

ÄrztInnen und TherapeutInnen

Unveränderte Zusammenarbeit mit al-

len KollegInnen und Berufsgruppen

Phase der Inten-

sivpflege

Vorwiegend in der Stabilisations- und

Rehabilitationsphase

Erfolglose Stabilisationsphase, die in

die Sterbephase übergeht oder der/die

Patient/in immer am gleichen Level

verbleibt ohne Zustandsveränderung.

Phasen von der Postakutphase bis Re-

habilitationsphase sind enthalten.

Arbeitsformen „Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articu-

lation-Work“, „Comfort-Work“, „Senti-

mental-Work“, „Work of Patients“

„Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articu-

lation-Work“, „Comfort-Work“, „Senti-

mental-Work“

„Machine-Work“„Safety-Work“, „Articu-

lation-Work“, “Work of Patients”, „Com-

fort-Work“, „Sentimental-Work“

Zufriedenheit Sehr zufrieden mit der eigenen Arbeit Unzufrieden mit der eigenen Arbeit Unveränderte Zufriedenheit mit der

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Fortschritte der PatientInnen und Pfle-

geerfolge sind erkennbar. Persönlicher

Dank von Angehörigen

Fehlende Patientenfortschritte und

Pflegeerfolge, wenig Zeit für Evaluation

der Pflegediagnosen und Pflegepla-

nung, Belastung durch Pflegekontinuität

und umfangreiche Dokumentation, so-

wie durch Zeitmangel und großem Ar-

beitsaufwand

eigenen Arbeit, Pflegeerfolge sind teil-

weise, aber nicht immer erkennbar.

Dienstjahre > zehn Jahre Berufserfahrung, Sonder-

ausbildung absolviert

> zehn Jahre Berufserfahrung, Sonder-

ausbildung absolviert

Bis drei Jahre, keine Sonderausbildung

absolviert

Fälle Fall: 1, 2, 8 Fall: 3, 4, (9)17 Fall: 5, 6, 7, 10

Abb. 37: Charakterisierung der gebildeten Typen.

17 Fall 9 in Klammer bedeutet, dass beide Primary Nurses bei der Rollenübernahme bereits das zweite Mal eine besondere Belastung wahrgenommen haben.

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Charakterisierung der gebildeten Typen

Aus den oben angeführten Erläuterungen lassen sich charakteristische Merkmale für

verantwortungsbewusstes Handeln im Sinne von Primary Nursing ableiten. Diese

sind die freiwillige Rollenübernahme der Primary Nurse mit kontinuierlicher Verant-

wortung im Pflegeprozess und die eingeforderte Rechenschaftspflicht der Stationslei-

tung gegenüber. Zu den geplanten Interventionen gehören vorwiegend Tätigkeiten,

die zum eigenverantwortlichen Bereich gezählt werden. Die Primary Nurse kann so-

wohl Tagdienste als auch Nachtdienste absolvieren, ermöglicht durch eine klare Re-

gelung der Betreuung durch Associate Nurses während ihrer Abwesenheit. Die ver-

schiedenen Arbeitsformen beziehen sich, je nach Zustand des/der Patienten/in, auf

„Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articulation-Work“ sowie in der Rehabilitationspha-

se „Work of Patients“, es lassen sich aber auch aufgrund der langjährigen Berufser-

fahrung der Primary Nurse und durch den pflegerischen Beziehungsaufbau zu

dem/der Patienten/in „Comfort-Work“ und „Sentimental-Work“ als Arbeitsform erken-

nen.

Ein weiteres Kennzeichen für verantwortungsbewusstes Handeln ist die positive Zu-

sammenarbeit mit allen Berufsgruppen, gekennzeichnet durch eine direkte Kommu-

nikation miteinander, wenn es sich um die Koordination und Organisation von Ar-

beitsabläufen handelt und Vorschläge bei der ärztlichen Visite eingebracht und im

besten Fall umgesetzt werden.

Die Arbeitszufriedenheit ergibt sich einerseits aus dieser positiven Zusammenarbeit

mit anderen Berufsgruppen, auch wenn Unstimmigkeiten auf der Station das Arbeits-

klima trüben. Andererseits tragen die Fortschritte der PatientInnen sowie der persön-

liche Dank von Angehörigen zur Zufriedenheit bei.

Charakteristische Merkmale für belastendes Handeln im System Primary Nursing

sind Belastungen, die aufgrund der Pflegekontinuität empfunden werden - trotz frei-

williger Rollenübernahme der Primary Nurses mit langjähriger Berufserfahrung und

Vollzeitbeschäftigung. Dieses Gefühl wird durch Personal- und Zeitmangel noch ver-

stärkt, wenn geplante Maßnahmen nicht durchgeführt werden können und die um-

fangreiche Pflegeplanung nicht konzentriert, in Ruhe erledigt werden kann bzw.,

wenn noch nach Dienstende dokumentiert werden muss. Intensive Gespräche mit

Angehörigen in Zeiten, in denen es dem/der Patienten/in schlecht geht bzw. keine

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Zustandsverbesserung erreicht werden kann und jede negative Veränderung den

Angehörigen gegenüber begründet werden muss, werden ebenfalls als Belastungs-

faktoren wahrgenommen. Fehlende PatientenInnenfortschritte deutet die Primary

Nurse als Versagen ihrerseits, und Gedanken zu dieser Situation nimmt sie mit nach

Hause. Ein Abschalten nach Dienstende bzw. ein sich Abgrenzen von der Arbeit ist

für die Primary Nurses nicht möglich. Der Umgang mit Sterben und Tod fällt ihr, trotz

langjähriger Berufserfahrung, aufgrund des pflegerischen Beziehungsaufbaus zu

dem/der Patienten/in und den Angehörigen schwer.

Die Zusammenarbeit mit der eigenen Berufsgruppe wird zwischen sehr gut bis

schlecht gewertet. Das Desinteresse und die Ablehnung für Primary Nursing sowie

das Ignorieren der geplanten Pflegemaßnahmen und die fehlende Unterstützung

durch die Stationsleitung führen ebenfalls zu negativen Gefühlen der Primary Nurse.

Die Bewertung der Zusammenarbeit mit TherapeutInnen reicht von „nicht vorhan-

den“ bis zu „sehr gut“, die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen ist unverändert bis po-

sitiv. Ratlosigkeit über weitere Therapievorschläge zur Erreichung von erwünschten

Fortschritten beim/bei der Patienten/in führt trotz positiver Zusammenarbeit dazu,

dass keine Unterstützung durch TherapeutInnen und ÄrztInnen erlebt wird. Das Feh-

len von Pflegefehlern bzw. das Erhalten eines bestimmten Niveaus beim/bei der Pa-

tienten/in kann die Primary Nurses nicht als Erfolg bewerten.

Die PatientInnen befinden sich meist in der Stabilisationsphase ohne positive Zu-

standsveränderung, oder der Zustand verschlechtert sich soweit, dass der/die Pati-

ent/in sterbend ist. Arbeitsformen sind „Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articulation-

Work“, „Comfort-Work“, „Sentimental-Work“; gerade „Articulation-Work“, „Comfort-

Work“ und „Sentimental-Work“ verlangen der Primary Nurse viel an Empathie für Pa-

tientInnen und deren Angehörige ab und stellen bei fehlenden Bewältigungsstrate-

gien entscheidende Faktoren für Belastungssituationen dar.

Charakteristische Merkmale für unverändertes Handeln im System Primary Nursing

zeigen sich in der mangelhaft durchgeführten Pflegediagnostik, besonders in Fall 6, 7,

und 10. Interventionen werden wie bisher in allen Tätigkeitsbereichen geplant, die

Wahl der Pflegediagnosen beschränkt sich überwiegend auf die beiden standardi-

sierten Hoch- Risiko-Pflegediagnosen, auf bestehende Hautdefekte und Gewebe-

schädigungen bzw. beziehen sich auf die Eintrittsstelle des LVADs. Pflegevisiten

werden als Kontrolle wahrgenommen, die Rechenschaftspflicht wird nicht berück-

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sichtigt und die Durchführung einer Pflegevisite nicht eingefordert. Vordergründige

Arbeitsformen sind die „Articulation-Work“ und „Work of Patients“; in Fall 10 kommt

aufgrund des muslimischen Glaubens noch „Comfort-Work“ zum Einsatz.

Das Einbeziehen der Angehörigen wird in keinem Fall wahrgenommen, nur in Fall 5

wird die Besuchszeitenregelung angesprochen.

Die Pflegekontinuität ist bis auf Fall 6 immer gegeben, in Fall 7 und 10 handelt es

sich nur um einen kurzen Betreuungszeitraum, worauf sich diese Kontinuität begrün-

den lässt. In Fall 5 werden von der Primary Nurse insgesamt elf Dienste versehen,

sechs Tagdienste und fünf Nachtdienste, so dass auch hier keine langzeitige Konti-

nuität im Tagdienst gegeben ist. Fall 6 fordert trotz eines kurzfristigen Betreuungs-

zeitraumes eine Auszeit für einen Dienst bei der Patientin, da diese aufgrund eines

Durchgangssyndroms sehr anstrengend in der Betreuung ist.

Die Zusammenarbeit mit Projektteammitgliedern gestaltet sich in allen Fällen gut, mit

Pflegepersonen, die nicht im Projekt involviert sind, gibt es in allen Fällen Probleme

mit der Einhaltung der geplanten Maßnahmen, unpassende Bemerkungen über Pri-

mary Nursing werden nach wie vor gemacht. In der Zusammenarbeit mit den ÄrztIn-

nen findet keine Veränderung statt, in Fall 6, 7, und 10 wird die Rolle der Primary

Nurse nicht einmal wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit den TherapeutInnen

gelingt gut, insofern diese überhaupt zum Einsatz gekommen sind.

Diskurs

Die Ergebnisse der typologischen Analyse nach Kelle und Kluge (2010) lassen den

Schluss zu, dass zwischen drei Realtypen pflegerischen Handels im Pflegeorganisa-

tionssystem unterschieden werden kann. Das ist zum einen „verantwortungsbewuss-

tes Handeln“ im Sinne von Primary Nursing, das dadurch gekennzeichnet ist, dass

die Verantwortung mit großem Verantwortungsspielraum auf freiwilliger Basis konti-

nuierlich von den Primary Nurses übernommen wird. Die Unterstützung von der Sta-

tionsleitung bei der Pflegediagnostik wird in Form der Pflegevisite eingefordert, da

ein Verständnis der Rechenschaftspflicht ihr gegenüber besteht, trägt doch die Stati-

onsleitung die Verantwortung für die Pflegequalität der Station. Das Ausmaß der an-

gelegten Pflegediagnosen ist umfangreicher und individuell an den/die Patienten/in

angepasst. Pflegeinterventionen werden überwiegend im eigenverantwortlichen Tä-

tigkeitsbereich geplant, außer der/die Patient/in befindet sich in der Stabilisations-

phase, hier werden auch Interventionen im mitverantwortlichen Bereich miteinbezo-

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206

gen. Zudem zeigt sich, dass alle Arbeitsformen im pflegerischen Handeln Anwen-

dung finden und eine positive Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen besteht –

Grund dafür ist in einer erfolgreichen direkten Kommunikation zwischen allen Betei-

ligten dieses Systems zu sehen. Daraus ergibt sich auch ein hohes Maß an Arbeits-

zufriedenheit, zusätzlich bedingt durch die klar erkennbaren Fortschritte der Patien-

tInnen. Angehörigen werden mit kleinen Aufgaben in der Pflege betraut. Pflegende,

die verantwortungsbewusstes Handeln umsetzen, weisen eine Berufserfahrung von

mehr als zehn Jahren auf dieser Station auf und haben die Sonderausbildung für die

Pflege von PatientInnen auf Intensivbehandlungsstationen (SAB) absolviert.

Zum anderen lässt sich aus den Daten der Realtypus „belastendes Handeln“ im Sys-

tem Primary Nursing ableiten. Primary Nurses übernehmen die Rolle und damit ver-

bunden die Verantwortung für den/die Patienten/in freiwillig, allerdings zeigt sich

auch hier ein großer Verantwortungsspielraum. Aufgrund des vorzeitig eintretenden

Belastungsgefühls ist die Pflegekontinuität nicht gewährleistet. Associate Nurses

übernehmen u. a. die Pflege des/der Patienten/in, trotz Anwesenheit der Primary

Nurse. Die Pflegevisite mit der Stationsleitung wird einerseits als Unterstützung, an-

dererseits als Kontrolle wahrgenommen. Belastendes Handeln ist zudem gekenn-

zeichnet durch eine divergente Zusammenarbeit mit allen Berufsgruppen. Sie kann

von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ sein, letzteres, wenn sich beispielsweise Pflegende

nicht an die geplanten Interventionen halten. Die Pflegediagnostik wird gerade in ar-

beitsintensiven Phasen als sehr zeitaufwändig und belastend gesehen, weil sie sehr

umfangreich und individuell an den/die Patienten/in angelegt ist. Die Planung der

Interventionen bezieht sich auf den eigen- und mitverantwortlichen, sowie auf den

interdisziplinären Tätigkeitsbereich, dabei kommen alle Arbeitsformen außer „Work of

Patients“ zum Tragen. Angehörige werden in die Pflege integriert, intensive Gesprä-

che stehen hier im Vordergrund. Da keine Fortschritte beim/bei der Patienten/in er-

zielt werden können und sich keine Zustandsveränderungen zeigen bzw., es zum

Versterben des/der Patienten/in kommt, entwickelt sich eine ausgeprägte Belas-

tungssituation. Primary Nurses äußern Schuldgefühle und Gedanken darüber, etwas

falsch gemacht oder vergessen zu haben. Die Rolle der Associate Nurse würden sie

bevorzugen, um den Druck der Verantwortung ausweichen zu können. Primary Nur-

ses, deren Handeln durch ein subjektives Gefühl der Belastung beschwert ist, weisen

die SAB auf und haben mehr als zehn Jahre Berufserfahrung auf dieser Station.

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Als dritter Realtyp stellt sich „unverändertes Handeln“ im Pflegeorganisationssystem

Primary Nursing dar. Den Daten zufolge erfolgt die Übernahme der Verantwortung in

einem gleichbleibenden Verantwortungsspielraum freiwillig bis unfreiwillig, da sich

die Einstellung zu Primary Nursing und die Interessen der Pflegenden verändert ha-

ben. Die Pflegekontinuität ist nicht immer gegeben, wie der Wunsch der Primary

Nurses, einen/eine anderen/andere Patienten/in betreuen zu wollen und die vielen

freien Tagen, die von der Stationsleitung so geplant worden sind, deutlich machen.

Die Pflegediagnostik wird überwiegend mit den Standard-Pflegediagnosen bzw. mit

der Pflegediagnose Gewebeschädigung versehen, zum Teil fehlt es an Pflegeinter-

ventionen, und die innere Kohärenz der Pflegediagnosen ist nicht gegeben. Interven-

tionen werden in allen drei Tätigkeitsbereichen formuliert. Die Unterstützung durch

die Stationsleitung in Form der Pflegevisite wird als solche nicht wahrgenommen.

Wenn sie stattfindet, kann keine Veränderung zu den anderen PatientInnen festge-

stellt werden. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Berufsgruppen gestaltet

sich wie bisher, TherapeutInnen werden dem/der Patienten/in nicht immer zugewie-

sen, und bei der Visite mit den ÄrztInnen können ebenfalls keine Veränderungen

aufgezeigt werden. Primary Nurses, die ihre Anliegen schon immer vorgebracht ha-

ben, praktizieren das wie bisher, andere wiederum haben das Gefühl, als Primary

Nurse nicht registriert zu werden, dieses Gefühl äußern sie aber nicht explizit. Ar-

beitsformen, die sich in der Postakutphase, der Stabilisationsphase und der Rehabili-

tationsphase zeigen sind „Machine-Work“, „Safety-Work“, „Articulation-Work“ und

„Work of Patients“. „Comfort-Work“ und „Sentimental-Work“ können hier nicht ange-

führt werden. Gründe dafür sind möglicherweise, dass die Primary Nurses höchstens

über eine Berufserfahrung von drei Jahren auf dieser Station verfügen, keine SAB

aufweisen können, sich noch unsicher bei ihren Handlungen fühlen oder es an der

Kompetenz, sich auf Gefühle der PatientInnen und Angehörigen einzulassen und

damit umzugehen, fehlt. Die Arbeitszufriedenheit stellt sich wie bisher dar, zudem

sind Pflegeerfolge nicht immer erkennbar, Fortschritte der PatientInnen sind aufgrund

der erfolgreichen Transferierung auf die Normalstation gegeben.

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7. Schlussfolgerung

Die summative Evaluation des Pflegeorganisationssystem Primary Nursing zeigt an-

hand des Bewertungsrasters der Wirkungsindikatoren, dass eine mittelgradige Um-

setzung von Primary Nursing bei einem Mittelwert von gesamt 8,9 erfolgt ist. Aus den

Ergebnissen lässt sich ableiten, dass Indikatoren, wie der Grad der Verantwortung,

die Pflegekontinuität, das Rollenverständnis, die Motivation und das Pflegeverständ-

nis zwischen mittelgradiger und hochgradiger Umsetzung bewertet werden, die Pla-

nung der Transferierung/Entlassung als Teil der Verantwortung sich jedoch zwischen

mittelgradiger und geringgradiger Umsetzung befindet. Grund dafür ist u. a. auch,

dass bei zwei PatientInnen dieser Indikator keine Relevanz aufzeigt. Die Indikatoren

„Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode“, „Direkte Kommunikation von Mensch

zu Mensch“ und „Pflegequalität“ weisen einen mittleren Umsetzungsgrad auf.

Diese Resultate lassen sich mit Hilfe der Ergebnisse der typologischen Analyse nach

Kelle und Kluge (2010) begründen, wobei drei Realtypen identifiziert werden konnten.

Hierbei handelt es sich einerseits um den Typus „verantwortungsbewusstes Han-

deln“ im Sinne von Primary Nursing, was sich auch im Bewertungsraster an den Indi-

katoren „Grad der Verantwortung“, „Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode“,

„Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch“, „Pflegekontinuität“, „Motivati-

on“ sowie im „Pflegeverständnis“ positiv widerspiegelt. Direkte Gespräche mit den

Angehörigen ermöglichen u. a. deren Einbeziehen in die Pflege für einzelne Maß-

nahmen, sie unterstützen aber auch Vereinbarungen, die den Bedürfnissen und Inte-

ressen des/der Patienten/in entsprechen. Zudem zeigt sich eine sehr gute Zusam-

menarbeit mit allen Berufsgruppen, insbesondere wird den Primary Nurses aufgrund

des umfangreichen Wissens über den/die Patienten/in von den ÄrztInnen Wertschät-

zung entgegengebracht. Als weiterer Typus kann der Realtyp „belastendes Han-

deln“ im System Primary Nursing dargestellt werden; hier zeigt sich ein hoher Um-

setzungsgrad bei der Übernahme der Verantwortung, bei der Pflegekontinuität und

der täglichen Arbeitszuweisung nach Fallmethode sowie im Rollenverständnis. Auch

hier findet eine direkte Kommunikation mit den Angehörigen statt, die es ermöglicht,

gewisse Interventionen zu übernehmen bzw. mit ihnen Absprachen über das weitere

pflegerische Vorgehen zu treffen. Aufgrund von mangelnden bzw. fehlenden Pflege-

erfolgen empfinden Primary Nurses eine Rechtfertigungspflicht den Angehörigen ge-

genüber. Die Zusammenarbeit mit den ÄrztInnen und TherapeutInnen gestaltet sich

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unterschiedlich, allerdings kann auch hier eine Wertschätzung den Primary Nurses

gegenüber wahrgenommen werden. Die zuvor angeführten Indikatoren werden als

Ursachen für belastendes Handeln erkannt. Der dritte Realtyp ist gekennzeichnet

durch „unverändertes Handeln“ im Pflegeorganisationssystem Primary Nursing. An-

hand der Wirkungsindikatoren kann bei den Indikatoren „Grad der Verantwortung“,

„Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode“ und bei „Direkte Kommunikation von

Mensch zu Mensch“ eine mittelgradigen bis geringgradigen Umsetzung aufgezeigt

werden, die sich auch in den erhobenen Daten unverändert darstellt. Primary Nurses

erkennen keine Veränderung bei der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Be-

rufsgruppen und fühlen sich auch nicht von den ÄrztInnen in ihrer Rolle wahrge-

nommen. In Fall 5 liegt der Grad der Verantwortung zwischen mittlerer und hoher

Umsetzung, jedoch wird keine Veränderung der enthaltenen Faktoren wahrgenom-

men. Im Vergleich der übrigen Indikatoren zum Typus des „verantwortungsbewuss-

ten Handelns“ können keine Unterschiede festgestellt werden, diese ergeben sich

ausschließlich durch verbale Äußerungen der Primary Nurses und aus der Pflegedo-

kumentation.

Die direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch als ein Schlüsselelement bei

Primary Nursing wird überwiegend von der Primary Nurse koordiniert. Durch die

Pflegekontinuität wird eine Vertrauensbasis zum/zur Patienten/in und den Angehöri-

gen aufgebaut, so dass von einer erfolgreichen pflegerischen Beziehung gesprochen

werden kann. Daraus ergibt sich, dass die Primary Nurse sowohl Informationen

vom/von der Patienten/in als auch von den Angehörigen erhält und auch weitergeben

kann. Diese Informationen werden einerseits als indirekte Kommunikation in der

Pflegeplanung dokumentiert, andererseits werden sie auf direktem Wege wie bei-

spielsweise bei der Visite den ÄrztInnen weitergeleitet oder mit PhysiotherapeutInnen

in gemeinsamer Absprache über weiteres Vorgehen erörtert. Die Koordination der

Termine außerhalb der Station, wie z. B. mit der chronischen Dialyse, erfolgt ebenso

durch die Primary Nurse. Inhalte dieser sogenannter „Articulation-Work“ können auch

aus Daten der typologischen Analyse abgeleitet werden. Zudem kommt es aufgrund

des umfangreichen Wissens zu einer ausgedehnten Dienstübergabe an Associate

Nurses oder an andere Pflegepersonen, die den/die Patienetn/in übernehmen. Da-

neben findet eine direkte Kommunikation mit der Stationsleitung bei der Pflegevisite

statt, die einerseits von den Primary Nurses eingefordert wird, andererseits kommt

auch die Stationsleitung auf die Primary Nurses zu und macht Termine aus.

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210

Die Daten dieser Pilotstudie belegen insgesamt gesehen eine positive Veränderung

der Qualität der Pflegedokumentation. Deutlich wird dies im Vergleich zu den Patien-

tInnen, deren Daten vor der Pilotierungsphase erhoben wurden und zwar im Resultat

der „Pflegediagnosen als Produkt“, wo eine korrekte Beschreibung der Pflegediagno-

sen mit den ätiologischen Faktoren und Symptomen bzw. den Risikofaktoren sowie

die Zielformulierung vorgenommen wird. Es zeigt sich, dass zu den sogenannten

Standard-Pflegediagnosen „Hautdefekt, hohes Risiko“ und „Infektion, hohes Risi-

ko“ 13 weitere aktuelle Pflegediagnosen und drei Hoch-Risiko-Pflegediagnosen an-

gelegt werden, überwiegend erfolgt hier eine korrekte Formulierung. Die Resultate zu

„Pflegeinterventionen“ zeigen ebenfalls eine positive Veränderung an, wobei es nach

wie vor Hinweise auf eine Problematik hinsichtlich der konkreten und nachvollziehba-

ren Formulierung der Pflegeinterventionen gibt. Die Resultate zu „Pflegeergebnis-

se“ zeigen immer noch Schwächen in der korrekten Formulierung der Ergebnisse

sowie in der Darstellung des Zusammenhangs zwischen Pflegeinterventionen und

Pflegeergebnissen auf. Zudem werden Schwierigkeiten bei der Evaluation der Pfle-

gediagnosen in Bezug auf Inhalt und Formulierung belegt. Bei den Ergebnissen zu

„Pflegediagnosen als Prozess“, die die korrekte Erstellung der Pflegeanamnese be-

leuchten, kommt die Evaluatorin zu dem Schluss, dass bei den vorhandenen Pfle-

geanamnesebögen, die von der Normalstation meist übernommen werden, sowohl in

der Projektgruppe als auch in der Vergleichsgruppe keine Angaben oder Ergänzun-

gen zum aktuellen Ereignis, das zum Spitalseintritt führte, zu Ängsten, Sorgen, Er-

wartungen und Wünschen, zur Bewältigung der momentanen Situation, zum aktuel-

len Krankheitserleben, zur Intimsphäre, zum Thema Frau/Mann sein gemacht wer-

den. In der Vergleichsgruppe fehlen zudem drei Pflegeanamnesebögen. In der Pro-

jektgruppe kommt es zu einer einmaliger präoperativen Aufnahme eines/einer Pati-

enten/in auf die Intensivstation; hier hat die Primary Nurse bereits die Pflegeanam-

nese erhoben, die jedoch lückenhaft ausgefüllt ist.

Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es trotz der positiven Veränderung der

Qualität der Pflegedokumentation einer weiteren Schulung zur Pflegediagnostik be-

darf. Zudem sollte die Stationsleitung im Rahmen der Pflegevisite ihr Augenmerk be-

sonders auf die Vollständigkeit, die korrekte Formulierung und die innere Kohärenz

der Pflegediagnosen richten.

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Die Ergebnisse legen die Interpretation nahe, dass für eine erfolgreiche Implementie-

rung von Primary Nursing auf dieser Erwachsenen-Intensivstation nochmals Daten

dazu erhoben werden müssen, welche Pflegepersonen sich auf freiwilliger Basis be-

reit erklären, die Rolle der Primary Nurse zu übernehmen. Die bestehenden Res-

sourcen zur kompletten Implementierung von Primary Nursing auf dieser Station so-

wie die Einstellung der Pflegedirektion gegenüber Primary Nursing werden bereits

während der Pilotierungsphase von der Stationsleitung in Fragen gestellt, wozu es

einer Abklärung bedarf. Zudem sollte eine umfangreiche Informationsweitergabe an

alle Pflegepersonen über Primary Nursing erfolgen, um Ungereimtheiten und Unsi-

cherheiten zu reduzieren und das Arbeitsklima zu verbessern. Ebenso sollten Rechte

und Pflichten der Primary Nurses und der Associate Nurses klar ausgesprochen

werden, vor allem in Bezug auf das richtige Vorgehen bei Zustandsveränderungen

der PatientInnen und bei Abwesenheit der Primary Nurse. Diese Faktoren, die maß-

geblich für eine erfolgreiche Implementierung von Bedeutung sind, können die Moti-

vation aller Beteiligten positiv beeinflussen. Es zeigt sich, dass Hygienefaktoren im

Zusammenhang mit Herzbergs Motivationstheorie, die sich als sogenannte Begleit-

umstände der Arbeit ergeben (vgl. Josuks 2008: 56; Mayerhofer, in: Kas-

per/Mayerhofer 2002: 262), wie beispielsweise Beziehungen zu Vorgesetzten, Ar-

beitsbedingungen, Informationen und der Führungsstil, einer Unzufriedenheit mit der

Arbeit und einem Leistungsabfall vorbeugen können. Desinteresse, fehlende Infor-

mationsweitergabe über Primary Nursing und Demotivation Pflegender aufgrund von

nicht optimaler Arbeitsbedingungen hingegen wirken sich negativ auf die Motivation

des Primary Nursing Teams und die Einstellung zur Arbeit aus. Für die Stationslei-

tung lassen sich hieraus entsprechende Aufträge ableiten, um mögliche negative

Hygienefaktoren zu identifizieren und eliminieren zu können (vgl. Josuks 2008: 57).

Das Pflegeverständnis in Richtung Ganzheitlichkeit, das körperliche, psychosoziale

und umweltbezogene Aspekte in die Pflege integriert, kann vor allem ab der Stabili-

sationsphase bis hin zur Rehabilitationsphase bzw. Sterbephase in Form von „Articu-

lation-Work“, „Comfort-Work“, „Sentimental-Work“ und „Work of Patients“ dargestellt

werden, wobei auch die Einbeziehung der Angehörigen eine wesentliche Rolle spielt.

Die Übernahme der Verantwortung sowie die Pflegekontinuität können als Belas-

tungsfaktoren genannt werden, hier gilt es als eine wesentliche Aufgabe der Stati-

onsleitung, Kompetenzen und entsprechendes Wissen der Pflegepersonen zu beur-

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teilen und darüber zu entscheiden, ob die Rollenübernahme der Primary Nurse mög-

lich ist oder nicht.

Aus den Daten geht ebenso hervor, dass Richtlinien für die Implementierung von

Primary Nursing aufgestellt bzw. kommuniziert und ihre Einhaltung kontinuierlich

kontrolliert werden müssen. Diese Richtlinien beziehen sich zum einen auf die

Dienstplangestaltung, wobei sich aus den Daten ableiten lässt, dass Nachtdienste,

Wochenenddienste und Tagdienste mit einer 12,5 Stunden Präsenz im Handlungs-

kontext dieser Intensivstation möglich erscheinen. Jedoch gilt es die Anzahl der

Nachtdienste zu berücksichtigen, die ein Viertel der gesamten Dienste nicht über-

schreiten sollte; auch sollten nicht mehr als drei freie Tage hintereinander geplant

werden, um eine Pflegekontinuität noch zu gewährleisten. Bei einem größeren Aus-

maß an Nachtdiensten kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einer bestimmten

Associate Nurse die Pflegekontinuität ebenfalls aufrechterhalten. Zudem zeigt sich,

dass Richtlinien über das weitere Vorgehen bei einem Krankenstand der Primary

Nurse erstellt werden sollten; darin kann u. a. geregelt werden, ob und wie lange die

Associate Nurses die Vertretungsfunktion der Primary Nurse übernehmen sollten

bzw., ob eine zweite Primary Nurse angegeben wird, die die Verantwortung des/der

Patienten/in auch dann weiter übernimmt, wenn die erste Primary Nurse wieder im

Dienst ist.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Primary Nurses mit einer Berufserfahrung

von bis zu drei Jahren auf dieser Station keine Veränderungen beim pflegerischen

Handeln im Kontext von Primary Nursing feststellen. Es ist davon auszugehen, dass

Veränderungen ab einer Berufserfahrung von drei Jahren herbeigeführt und wahrge-

nommen werden können, so dass der Schluss nahe liegt, dass die Rolle der Primary

Nurse erst ab drei Jahren Berufserfahrung auf dieser Station übernommen werden

sollte. Bis dahin, jedoch erst ab einem Jahr Berufserfahrung, kann die Rolle der

Associate Nurse wahrgenommen werden. Um das Burnout-Risiko zu minimieren,

sollten Überlegungen angestrebt werden, wie lange eine Primary Nurse einen/eine

Patienten/in betreuen sollte, vor allem, wenn eine längere Aufenthaltsdauer auf der

Intensivstation vorauszusehen ist.

Eine weitere Richtlinie sollte ein einheitliches Vorgehen in der Pflegediagnostik und

die Erreichung einer inneren Kohärenz der Pflegediagnosen ermöglichen. Als ein

wesentliches Instrument der Qualitätskontrolle wird die Pflegevisite mit der Stations-

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leitung gesehen, die auch als Unterstützungsfaktor für diese Aspekte herangezogen

werden könnte.

8. Diskussion

Die vorliegende Evaluationsstudie beschäftigt sich mit der Frage, ob das Pflegeorga-

nisationssystem Primary Nursing auf einer Erwachsenen-Intensivstation mit dem

Spezialgebiet der Herz-, Thorax- Gefäßchirurgie implementierbar ist. Die Ergebnisse

weisen auf die Notwendigkeit eines umfangreichen Implementierungskonzeptes hin,

wobei es zu überlegen gilt, ob sich der Aufwand für die Implementierung von Primary

Nursing lohnt, wenn laut Angaben der Stationsleitung - wie in der Pilotstudie - weiter-

hin ein/eine Patient/in von einer Primary Nurse betreut werden sollte, und auch weil

es an Ressourcen fehlt. Überlegungen von Pflegenden legen nahe, dass Primary

Nursing für PatientInnen mit einem bestimmten Krankheitsbild sinnvoll erscheinen

würde. Um Belastungsfaktoren zu reduzieren, sollte auf die Freiwilligkeit und eine

entsprechender Kompetenz der Pflegenden Rücksicht genommen werden.

Mit Hilfe der Pflegevisite als Kontrollinstrument auf Führungsebene mit verbindlichem

Charakter, das den gesamten Pflegeprozess überprüfen soll und nach Angaben der

Stationsleitung häufig durchgeführt wird, sollten Unsicherheiten bei der Pflegediag-

nostik reduziert werden können. Die Daten weisen nach wie vor auf Probleme bei

den Formulierungen und der inneren Kohärenz der Pflegediagnosen hin. Flach (2012:

14ff) beschreibt die Pflegevisite auf Makroebene als ein Instrument zur Sicherstel-

lung und Weiterentwicklung der Qualität, zur Überprüfung der Qualität aus Sicht der

MitarbeiterInnen, zur Ermittlung von fachlichen und methodischen Defiziten in der

Handlungskompetenz der Pflegepersonen, um notwendige Fortbildungen in Betracht

zu ziehen, zur Darstellung möglicher Risiken und vorhandener Fehlerquellen sowie

zur Ermittlung des Arbeitsklimas. Demnach kann die Pflegevisite zu einem kontinu-

ierlichen Verbesserungsprozess beitragen. Aus dieser Perspektive gilt es den Nutzen

der Pflegevisite bei Primary Nursing hervorzuheben. Zurbrügg und Lüdi-Conti (2012,

in: Heering 2012: 236) postulieren, dass das Niveau der Anwendungsqualität der

Pflegevisite regelmäßig erfasst und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden sollte.

Die Zufriedenheit der PatientInnen und der Angehörigen wird in dieser Evaluations-

studie anhand der Aussagen der Primary Nurses bzw. durch die Pflegedokumentati-

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on erhoben. Im Falle der Implementierung sind weitere Forschungsarbeiten anzure-

gen und PatientInnen sowie Angehörige über ihre Zufriedenheit zu befragen. Dar-

über hinaus gibt es auch Forschungsbedarf hinsichtlich der Liegedauer der Patien-

tInnen auf der Intensivstation, die nach den subjektiven Einschätzungen der Primary

Nurses durch dieses Pflegeorganisationssystem verkürzt erscheint.

Die in den Leitfadeninterviews identifizierten Kategorien und Themen aus den Refle-

xionsgesprächen weisen auf ähnliche Resultate, die in der Literatur beschrieben sind,

hin. Die Übertragung auf andere Bereiche gilt es zu hinterfragen, da die Ergebnisse

personen- und kontextgebunden zu betrachten sind. Außerdem ist die Repräsentati-

vität der Pilotstudie mit zehn PatientInnen und insgesamt sieben Pflegepersonen, die

die Rolle der Primary Nurse übernommen haben, zu hinterfragen, auch wenn drei

Pflegepersonen mit der Rolle der Primary Nurse zweimal betraut worden sind.

Primary Nursing könnte durch die Übernahme der Verantwortung, Autonomie und

Fachkompetenz einen Beitrag zur Professionalisierung in der Pflege leisten (vgl.

Kübler 2010: 16). So versteht Veit (2004: 35) beispielsweise unter pflegerischem

Handeln, dass jeder Mensch ein Individuum mit einer eigenen Lebensgeschichte,

einer spezifischen Umwelt und Erfahrungen ist, die nur ihm eigen sind. Professionell

Pflegende müssen deshalb im Einzelfall prüfen und abwägen, was dem konkreten

Menschen in seiner spezifischen Situation helfen kann. Primary Nurses könnten die-

ses Postulat erfüllen und unter Einbeziehung pflegewissenschaftlicher Aspekte durch

Evidence-based Nursing (EBN) im Rahmen des Pflegeprozesses die Professionali-

sierung in der Pflege fördern.

9. Empfehlungen

Wie bei Clayton und McCabe (1991, in: Manley 2002: 101) beschrieben, werden

auch in der vorliegenden Studie u. a. Notwendigkeiten dargestellt, die vor der Einfüh-

rung von Primary Nursing auf dieser Erwachsenen-Intensivstationen berücksichtigt

werden sollten. Als ein wesentlicher Faktor wird die umfangreiche Aufklärung des

gesamten Stationsteams über Primary Nursing genannt, die u. U. in Form einer Ver-

anstaltung mit verpflichtender Teilnahme erfolgen sollte. Zudem sollten Maßnahmen

geplant werden, die das Durchsetzungsvermögen und das Argumentationsgeschick

der Pflegepersonen stärken. Ebenso sollten Möglichkeiten in Betracht gezogen wer-

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den, wie die Fähigkeit unterstützt werden kann, zu dem/der Patienten/in und den An-

gehörigen eine pflegerische Beziehung aufzubauen, ohne der Gefahr des Burnouts

ausgesetzt zu sein.

Als weitere Faktoren werden die Erweiterung des notwendigen Wissens und die

Kompetenzen zur Einschätzung und Pflege der PatientInnen gesehen, vor allem hin-

sichtlich einer passenden Zuteilung der Primary Nurse mit der entsprechenden Ex-

pertise.

Zudem sollten Strategien überlegt werden, die eine Umstellung des Pflegeorganisa-

tionssystems leichter umsetzbar machen. Dazu zählen Überlegungen über die An-

zahl der PatientInnen, die von Primary Nurses betreut werden können bzw. Überle-

gungen dazu - wie schon von einer Pflegeperson erwähnt -, ob nicht PatientInnen mit

einem bestimmten Krankheitsbild, die eine besondere Expertise verlangen, von einer

bestimmten Primary Nurse übernommen werden sollten. Dieser Vorschlag bezieht

sich beispielsweise auf PatientInnen, die zur Überbrückung bis zu einer Herztrans-

plantation einen Linksventrikelersatz (LVAD) implantiert bekommen. Abzuraten ist

von der Übernahme der Betreuung eines/einer Patienten/in durch eine Primary Nur-

se, der/die bereits schon eine längere Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation auf-

weist und bei dem/der Fortschritte nicht erkennbar sind, wenn dies für die Pflegeper-

sonen ein Belastungsfaktor darstellt.

Als zusätzliche Strategie können weiterführende Schulungen zu Primary Nursing in

Betracht gezogen werden, um sich mit dem System intensiver auseinandersetzen

und um das Pflegeorganisationssystem individuell für die Station weiterentwickeln zu

können. Weiters können geschulte Pflegepersonen bei der Implementierung eine

Coaching-Rolle übernehmen und die Stationsleitung bzw. die Person, die die Imple-

mentierung übernimmt, unterstützen. Als wesentlicher Aspekt bei der Implementie-

rung kann die Einbindung einer zweiten Person genannt werden, die im Fall von Ab-

wesenheit der Stationsleitung die Implementierung mit gleichem Wissensstand fort-

führen kann.

Rumke (2013: 386) empfiehlt die Sicherstellung einer kontinuierlichen Begleitung bei

der Implementierung mit täglichen Besuchen, die bei Fortbestehen reduziert werden

können. Dies könnten beispielsweise Personen der Organisationsentwicklung18 sein.

18 Die Gesellschaft für Organisationsentwicklung definiert Organisationsentwicklung als einen über

längeren Zeitraum festgelegten, organisationsumfassenden Entwicklungs- und Veränderungsprozess von Organisationen und der in ihnen tätigen Menschen. Dieser Prozess beruht auf Lernen aller Be-

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In weiterer Folge sollten schwerpunktmäßig Feedbackrunden mit aktiver Teilnahme

in Form von Reflexionsgesprächen über die Arbeitsprozesse etwa zweimal in der

Woche erfolgen. Die gewonnenen Daten legen die Notwendigkeit nahe, Gesprächs-

termine frühzeitig bekanntzugeben und wenn möglich Termine so zu legen, dass

Pflegepersonen, die bei der Implementierung involviert sind, im Dienst sind. Auf-

kommende Unklarheiten und Neuerungen sowie positive Entwicklungen sollten hier

besprochen und wichtige Informationen wiederum an das gesamte Team kommuni-

ziert werden.

Kaplow et al. (1989, in: Manley 2002: 94) empfehlen bei einer Unterbrechung der

Pflegekontinuität durch die Primary Nurse eine Lösung mit höchst möglicher Flexibili-

tät, die sich vor allem auch bei zwölf-Stunden Diensten anbietet, nämlich das Kon-

zept des Co-Primary Nursing. Dabei werden zwei Primary Nurses für einen/eine Pa-

tienten/in benannt, die sich ablösen und als dritte bzw. als vierte Pflegende Associate

Nurses die Pflege übernehmen, wenn beide Primary Nurses nicht im Dienst sind. In

ähnlicher Weise ist das im Projekt umgesetzt worden und hat sich auch als prakti-

kable erwiesen. Auf Dauer würde dies eine permanente Einteilung von Gruppen er-

forderlich machen, was als „Primary-Team-Pflege“ bezeichnet werden kann (vgl. At-

kinson 1991, in: Manley 2002: 94).

Auch sollte eine Konkretisierung der Aufgabenbereiche der einzelnen Rollen im Sys-

tem Primary Nursing als Teil der Informationsvermittlung dargelegt werden.

Zudem sollten in Bezug auf die Rollenübernahme klare Regeln formuliert werden, z.

B. durch die Fragestellung: „Welche Pflegepersonen können die Rolle der Primary

Nurse bzw. der Associate Nurse übernehmen?“ Die Betreuung von IntensivpatientIn-

nen, die sich in einer physiologischen, psychologischen und/oder sozialen Krise be-

finden, und deren Angehörige, die Unterstützung über einen längeren Zeitraum be-

nötigen, kann aufgrund der kontinuierlichen Pflege der Primary Nurse zu Stress und

Burnout führen. Hier gilt es einerseits Regeln zu benennen, ab welchem Zeitpunkt

und wie lange die Betreuung von einer Primary Nurse durchgeführt werden soll/kann

bzw., welche Strategien angewendet werden können, um frühzeitig Belastungen zu

troffenen in Form der direkten Mitwirkung und praktischen Erfahrung, wodurch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Organisation und der Qualität des Arbeitslebens erzielt werden kann (vgl. Flick/von Kardorff/Steinke 2010: 229).

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erkennen und diesen entgegenzuwirken, aber auch um Unterstützungsmöglichkeiten

anbieten zu können.

Ebenso sollten Kriterien für eine erfolgreiche Dienstplanung von der Stationsleitung

für alle Pflegenden transparent gemacht werden. Die Beibehaltung des erstellten

Wochenpräsenzplanes erweist sich als sinnvolle Maßnahme, Primary Nurses sollten

allerdings auch die Möglichkeit haben, als Maßnahme gegen eine zu hohe Belastung

andere PatientInnen zu betreuen.

Positive Veränderungen in der Pflegediagnostik sind durch die individuell formulier-

ten Pflegediagnosen, -ziele und –interventionen, in möglicher Absprache mit dem/der

Patienten/in, erkennbar, eine innere Kohärenz der Pflegediagnosen ist aber nur teil-

weise gegeben. Daraus lässt sich die Empfehlung ableiten, dass einerseits weiter-

führende Schulungen notwendig sind, um ein einheitliches Wissen und Vorgehen

sowie eine innere Kohärenz zu ermöglichen; andererseits sollten Richtlinien im Um-

gang mit der Pflegeanamnese erstellt werden, da die Daten der Studie generell auf

unvollständig erhobene Pflegeanamnesen, die nur bedingt für die Pflegeplanung

herangezogen werden können, hinweisen. Aber auch die Pflegevisite stellt ein we-

sentliches Instrument zur Überprüfung der Pflegequalität dar, wobei der Stationslei-

tung empfohlen wird, ein besonderes Augenmerk auf die oben angeführten Ge-

sichtspunkte zu legen. Weiterer Fort- und Weiterbildungsbedarf besteht zu den The-

men Umgang mit sterbenden PatientInnen und deren Angehörigen, professionelle

Anleitung von Angehörigen sowie Kommunikation in Konfliktsituationen, beispiels-

weise bei Nichteinhaltung der geplanten Pflegemaßnahmen. Ebenso sollten ver-

schieden Pflegekonzepte Teil der Weiterbildung sein wie z. B. Kinästhetik, Basale

Stimulation oder Aromapflege usw.

Von besonderer Wichtigkeit erscheint die direkte Kommunikation zwischen der Stati-

onsleitung und den Pflegepersonen auf der Basis klarer Regelungen über die ein

Konsens besteht.

Bei vollständiger Implementierung von Primary Nursing auf dieser Herz-, Thorax-,

Gefäßchirurgischen-Intensivstation bzw. bei insgesamt 25%, mindestens aber sechs

PatientInnen (vgl. Abderhalden 2010: 25), sollte in regelmäßigen Abständen eine

Evaluation des Pflegeorganisationssystems stattfinden, wozu sich das Instrument zur

Erfassung des Pflegeorganisationssystems (IzEP©) eignen würde.

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226

11. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abb. 1: IzEP© Gesamtscore des Pflegesystems der untersuchten Intensivstation….26

Abb. 2: IzEP© Stationsprofil der untersuchten Intensivstation…………………………27

Abb. 3: Kausalmodell zur Implementierung von Primary Nursing im Erwachsenen-

Intensivbereich……………………………………………………………………………...36

Abb. 4: Dimensionen der Evaluationsforschung (vgl. Stockmann 2007: 34)………...44

Abb. 5: Wirkungsdimensionen (vgl. Stockmann 2007: 66)…………………………….53

Abb. 6: Teilnahme an den Reflexionsgesprächen……………………………………...84

Abb. 7: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonder-

heit des Auftretens zum Thema „Gefühle“……………………………………………….85

Abb. 8: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonder-

heit des Auftretens zum Thema „Dienstplan“……………………………………………87

Abb. 9: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Besonder-

heit des Auftretens zum Thema „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“……...88

Abb. 10: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Ansichten der Associate Nurse“………………..90

Abb. 11: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Benefit für PatientInnen“………………………...91

Abb. 12: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Kontinuität“………………………………………..92

Abb. 13: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Kommunikation“………………………………….93

Abb. 14: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Angehörige“……………………………………….95

Abb. 15: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Pflegeplanung“……………………………………96

Abb. 16: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Organisation“……………………………………..99

Abb. 17: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“………………105

Abb. 18: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“……….108

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227

Abb. 19: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Zufriedenheit mit der Arbeit“…………………..110

Abb. 20: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Verantwortung“………………………………….112

Abb. 21: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“……….113

Abb. 22: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Dokumentation“…………………………………116

Abb. 23: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Motivation“……………………………………….117

Abb. 24: Exemplarische Darstellung des Themencharakteristikums und der Beson-

derheit des Auftretens zum Thema „Beziehung zum/zur Patienten/in“……………..120

Abb. 25: Überblick über Kategorien und Dimensionen der Struktur des pflegerischen

Handelns der Primary Nurses……………………………………………………………130

Abb. 26: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Phase der In-

tensivpflege“……………………………………………………………………………….131

Abb. 27: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Arbeitsfor-

men“………………………………………………………………………………………...135

Abb. 28: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Aufenthalts-

dauer“………………………………………………………………………………………139

Abb. 29: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Zusammenar-

beit“…………………………………………………………………………………………140

Abb. 30: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Verantwor-

tung“………………………………………………………………………………………...146

Abb. 31: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeplanung

und Durchführung aus einer Hand“……………………………………………………..148

Abb. 32: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Pflegeer-

folg“…………………………………………………………………………………………153

Abb. 33: Bildung von Subkategorien und Dimensionen der Kategorie „Motivati-

on“…………………………………………………………………………………………..154

Abb. 34: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des

ersten „realen“ Typus……………………………………………………………………..175

Abb. 35: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des

zweiten „realen“ Typus……………………………………………………………………182

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Abb. 36: Inhaltliche Sinnzusammenhänge zwischen Kategorien und Merkmalen des

dritten „realen“ Typus……………………………………………………………………..191

Abb. 37: Charakterisierung der gebildeten Typen…………………………………….201

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Mittelwertdarstellung der Wirkungsindikatoren…………………………………54

Tab. 2: Fallvergleich der Primary Nurses………………………………………………128

Tab. 3: Fallvergleich der PatientInnen………………………………………………….129

Tab. 4: Darstellung von Merkmalskombinationen „Verantwortung“ und „Pflegepla-

nung und Durchführung aus einer Hand“ in einer Kreuztabelle……………………..161

Tab. 5: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und „Ar-

beitsformen“ in einer Kreuztabelle………………………………………………………164

Tab. 6: Darstellung der Merkmalskombinationen „Phase der Intensivpflege“ und

„Planung der Interventionen“ in einer Kreuztabelle……………………………………168

Tab. 7: Darstellung der Merkmalskombinationen „Aufenthaltsdauer“ und „Pflegeer-

folg“ in einer Kreuztabelle………………………………………………………………169

Tab. 8: Darstellung der Merkmalskombinationen „Motivation“ und „positive Zusam-

menarbeit“ in einer Kreuztabelle………………………………………………………...170

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12. Kurzfassung und Abstract

Diese Studie befasst sich in Form einer Pilotstudie mit der Implementierung des

Pflegeorganisationssystems Primary Nursing auf einer Herz-Thorax-

Gefäßchirurgischen Intensivstation des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Wesent-

liche Grundelemente dieses Systems sind nach Manthey (2005: 61) die Übertragung

der Verantwortung für das Treffen von Entscheidungen auf eine Person, die tägliche

Arbeitszuweisung nach Fallmethoden, die direkte Kommunikation von Mensch zu

Mensch und die Übernahme der Verantwortung für die erbrachte Qualität der Pflege,

24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Der Fokus der Evaluation liegt in der praktischen Nutzbarkeit und Akzeptanz von Sei-

ten der Pflegenden, pflegerischen Vorgesetzten, ÄrztInnen, TherapeutInnen, Patien-

tInnen und derer Angehörigen. Ziel ist es einerseits, durch die summative Evaluation

die Zielerreichung zu überprüfen, andererseits Bedingungen und Richtlinien für eine

erfolgreiche Implementierung sowie Veränderungen der Qualität der Pflegedokumen-

tation aufzuzeigen und die Wirkung auf pflegerisches Handeln darzustellen.

In Form des Bewertungsrasters der Wirkungsindikatoren konnte ein mittlerer Umset-

zungsgrad von Primary Nursing auf dieser Erwachsenenintensivstation dargelegt

werden. Anhand von Leitfadeninterviews mit den Primary Nurses, moderierter Refle-

xionsgespräche mit den Projektteammitgliedern, Pflegedokumentationen und mit Hil-

fe der Dienstpläne der Pflegepersonen konnten Situationen analysiert und Bedin-

gungen für eine Implementierung aufgezeigt werden. Grundvoraussetzung für eine

erfolgreiche Implementierung ist die umfangreiche Informiertheit über das Pflegeor-

ganisationssystem aller im Primary Nursing involvierten Personen. Ebenso Voraus-

setzungen sind personelle Ressourcen und ein entspanntes Arbeitsklima für eine

gute Zusammenarbeit zwischen allen Berufsgruppen und jenen Pflegenden, die die

Rolle der Primary Nurse auf freiwilliger Basis und mit einer Berufserfahrung von min-

destens drei Jahren auf dieser Station übernehmen; als weitere wesentliche Bedin-

gung zu nennen ist die Unterstützung bei der Implementierung durch beispielsweise

das Organisationsentwicklungsteam des Hause. Bei erkennbarer bzw. geäußerter

Belastung aufgrund der Übernahme der Verantwortung und der Pflegekontinuität

sollten Copingstrategien von Seiten der Station angeboten werden können. Weiter-

führende Schulungen zu Primary Nursing und zur Pflegediagnostik könnten die Im-

plementierung positiv unterstützen, da trotz positiver Veränderung der Qualität der

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230

Pflegedokumentation, weitere Verbesserungen und ein einheitliches Verständnis zur

Pflegediagnostik angestrebt werden sollte.

Zudem konnten drei Typen pflegerischen Handelns aufgezeigt werden; diese sind

das verantwortungsbewusstes Handeln, das belastende Handeln und das unverän-

derte Handeln. Ergebnisse der typologischen Analyse lassen den Schluss zu, dass

konkrete Richtlinien zu einer transparenten Dienstplangestaltung, zu der Vertretung

der Primary Nurse bei Abwesenheit durch längere Freizeit oder Erkrankung sowie zu

Aufgaben und Rollenübernahme der Primary Nurse und Associate Nurse notwendig

sind. Zudem sollten in Richtlinien der Zeitpunkt der Übernahme des/der Patienten/in

und der Betreuungszeitraum festgehalten werden.

Abstract

This study deals with the implementation of the organizational care system, primary

nursing, on a cardiothoracic vascular surgery intensive care unit of the Viennese

hospitals association in the form of a pilot project. The essential base elements of the

system are based on Manthey, (2005:61) the transfer of decision making responsibil-

ity onto one person, daily task assignments based on case methods, direct human to

human communication and taking responsibility for the quality of care provided, 24

hours a day, 7 days a week.

The focus of the evaluation lies on the practical usefulness and acceptance on the

part of the caretakers and nursing supervisors, physicians, patients, and their rela-

tives. The main objective is on the one hand to monitor the achievement of objects

through summative evaluation and on the other hand to develop terms and guide-

lines for a successful implementation, and also to demonstrate a change in the quali-

ty of care documentation and to show its effect on nursing processes.

With an assessment framework for impact indicators the mean effectiveness of Pri-

mary Nursing at an adult intensive care unit could be verified. Through guideline in-

terviews with Primary Nurses and reflection discussions with project team members,

plus nursing records and with the help of the schedules of the nursing staff, situations

were analyzed and conditions were illustrated. The conditions for a successful im-

plementation are, extensive information about the Organizational Care System for

everyone involved with Primary Nursing. Also important are personnel resources,

and a relaxed work atmosphere. Both benefit a good cooperation between other pro-

Page 231: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

231

fessionals and nurses that fulfill the roll as Primary Nurses on a voluntary basis.

These nurses have a work experience of at least three years at the specific ward.

They are also supported by, for example an improvement team of institution. If pres-

sure is built up due to the taking of further responsibilities and the care continuity, the

ward should offer coping strategies. Further schooling in Primary Nursing and nurs-

ing diagnosis can also have a positively effect on the implementation, because even

though a positive change in the quality of nursing documentation has already taken

place, an improvement and a consistent understanding for nursing diagnosis can be

aspired to.

Furthermore, three kinds of nursing processes can be identified. These are responsi-

ble action, burdening action, and unchanged action. From these it can be concluded

that concrete transparent scheduling guidelines, and also the transference of the

tasks of Primary Nurses and Associate Nurses are necessary. Further, guidelines

should regulate the moment and period of the transference of the patient to Primary

Nurses.

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232

13. Anhang

Anhang 1: Interviewleitfaden

1. Wie ist es dir als Primary Nurse gegangen?

2. Wie war die Zusammenarbeit mit den Associate Nurses?

3. Wie sicher hast du dich in der Rolle der Primary Nurse gefühlt?

4. Was hat sich an der Pflegeorganisation verändert?

5. Wie hast du die Zusammenarbeit mit dem/der Patienten/in erlebt?

6. Wie hast du die Beziehung zu den Angehörigen erlebt?

7. Was hat dich zur Projektmitarbeit „Primary Nursing“ motiviert?

8. Wie siehst du generell die Betreuung von PatientInnen?

9. Was hat sich für dich an der Pflegedokumentation verändert?

10. Was kannst du für den/die nächsten Patienten/in als Veränderungsvorschlag dem

Projektteam empfehlen?

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233

Anhang 2: Bewertungsraster

Grad der Verantwortung

Vollständig – 12P Teilweise – 8P Gering – 4P

Pflegeanamnese wird immer

von der PN erstellt.

Pflegeanamnese wird von der

Allgemeinstation erstellt und von

der PN ergänzt.

Pflegeanamnese wird von der

Allgemeinstation erstellt und

nicht von der PN ergänzt..

Die PN plant die Pflegeinterven-

tionen des/der Patienten/in –

erkennbar durch HZ, wenn In-

terventionen an- oder abgesetzt

werden. AN oder andere DGKP

begründen geplante/geänderte

Interventionen.

PN plant zu 50% die Pflegein-

terventionen, AN ändert mit

Begründung/Rechenschaft die

Interventionen, andere DGKP

ändern ohne Begrün-

dung/Rechenschaft.

Pflegeinterventionen werden

von unterschiedlichen DGKP

geplant, ohne Begrün-

dung/Rechenschaft an die PN

abzugeben.

Der/die Patient/in kennt die PN

als Ansprechperson beim Na-

men.

Der/die Patient/in kennt meist

die PN als Ansprechperson

beim Namen.

Der/die Patient/in kennt die PN

als Ansprechperson kaum beim

Namen. Es werden mehrere

DGKP kontaktiert.

Die Zuordnung der PN ist im-

mer in der Dokumentation er-

sichtlich.

Die Zuordnung der PN ist meist

in der Dokumentation ersichtlich.

Die Zuordnung der PN ist selten

in der Dokumentation ersicht-

lich.

Die Zuordnung der PN und AN

ist immer am Tagespräsenzplan

dokumentiert.

Die Zuordnung der PN und AN

ist meist am Tagespräsenzplan

dokumentiert.

Die Zuordnung der PN und AN

ist selten am Tagespräsenzplan

dokumentiert.

Die Zuordnung der PN ist für

alle Beteiligten klar erkennbar.

Die Zuordnung der PN ist für

alle Beteiligten meist erkennbar.

Die Zuordnung der PN ist für

alle Beteiligten selten erkenn-

bar.

Die PN trägt die Verantwortung

von der Aufnahme bis max. ein

Monat bzw. bis zur Entlassung.

Die PN trägt die Verantwortung

für mehrere aufeinander folgen-

de Dienste.

Die PN trägt die Verantwortung

für die Dauer eines Dienstes.

Die Stationsleitung führt wö-

chentlich ein Reflexionsge-

spräch/Pflegevisite mit der PN,

in dem diese ihrer Rechen-

schaftspflicht bzgl. Des Pflege-

prozesses und der durchgeführ-

ten Pflege nachkommt.

Die Stationsleitung führt ein Mal

im Monat ein Reflexionsge-

spräch/Pflegevisite mit der PN,

in dem diese ihrer Rechen-

schaftspflicht bzgl. Des Pflege-

prozesses und der durchgeführ-

ten Pflege nachkommt.

Die Stationsleitung führt nie ein

Reflexions-

gespräch/Pflegevisite mit der

PN, in dem diese ihrer Rechen-

schaftspflicht bzgl. Des Pflege-

prozesses und der durchgeführ-

ten Pflege nachkommt.

Alle an der pflegerischen Ver-

sorgung Beteiligten wissen,

dass sie im Primary Nursing

Die meisten an der pflegeri-

schen Versorgung Beteiligten

wissen, dass sie im Primary

Nur die betroffenen Pflegeper-

sonen wissen, dass sie im Pri-

mary Nursing System arbeiten.

Page 234: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

234

System arbeiten. Nursing System arbeiten.

Angehörige werden nach Rück-

sprache mit dem/der Patien-

ten/in von der PN in die Pflege-

planung involviert.

Angehörige werden von der PN

meist in die Pflege-planung in-

volviert.

Angehörige werden von der PN

kaum oder nie in die Pflegepla-

nung involviert.

Planung zur Transferierung/Entlassung als Teil der Verantwortung

Immer – 12P Teilweise – 8P Selten – 4P

PN plant die Transferierung und

übergibt den/die Patienten/in an

die andere Station.

PN plant zu meist die Transfe-

rierung – durch ihre Abwesen-

heit wird dies von der AN durch-

geführt. Oder PN plant und an-

dere DGKP z.B. STL übergibt

den/die Patienten/in

Vorwiegend führen andere

DGKP die Planung und Über-

gabe der Transferierung durch.

Es sind eindeutige Informatio-

nen der PN zur Gestaltung der

letzten Lebensphase des/der

Patienten/in in der Pflegedoku-

mentation enthalten.

Es sind eindeutige Informatio-

nen von mehreren DGKP´s (aus

Projektteam) zur Gestaltung der

letzten Lebensphase des/der

Patienten/in in der Pflegedoku-

mentation enthalten.

Es sind eindeutige Informatio-

nen von beliebigen DKGP´s der

Station zur Gestaltung der letz-

ten Lebensphase des/der Pati-

enten/in in der Pflegedokumen-

tation enthalten.

Tägliche Arbeitszuweisung nach Fallmethode

Bedarf des/der Patienten/in

wird immer berücksichtigt –

12P

Bedarf des/der Patienten/in

wird > 50% berücksichtigt –

8P

Bedarf des/der Patienten/in

wird < 50% berücksichtigt –

4P

Die tgl. Durchführung der Pfle-

geinterventionen erfolgt indivi-

duell in Abstimmung mit

dem/der Patienten/in.

> 50% kommt es zur individuel-

len Abstimmung des Tagesab-

laufs.

Pflegeinterventionen werden

routinemäßig wie bei allen Pati-

enten/innen durchgeführt.

Die Zuweisung der PatientIn-

nen erfolgt immer unter Be-

rücksichtigung der Fähigkei-

ten und Stärken der PN – 12P

Die Zuweisung der PatientIn-

nen erfolgt meist unter Be-

rücksichtigung der Fähigkei-

ten und Stärken der PN – 8P

Die Zuweisung der PatientIn-

nen erfolgt selten unter Be-

rücksichtigung der Fähigkei-

ten und Stärken der PN - 4P

Die Zuteilung der PN erfolgt

unter Berücksichtigung ih-

rer/seiner Fähigkeiten und Stär-

ken.

Bei einer möglichen Auswahl

durch die Tagdienstpräsenz der

PN´s werden bei der Zuteilung

der PN die Fähigkeiten und

Stärken berücksichtigt.

Aufgrund fehlender Auswahl-

möglichkeit, da nur eine PN im

Dienst ist, werden die Fähigkei-

ten und Stärken der PN nicht

berücksichtigt.

Es sind mehrere PN am Tag

der Zuteilung im Dienst.

Es sind mind. 2 PN am Tag der

Zuteilung im Dienst. Es kann

eine Auswahl getroffen werden,

bzw. erfolgt die Zuteilung am

Es gibt nur eine PN im Dienst –

sie wird dem/der Patienten/in

zugeteilt.

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235

nächsten Tag mit einer anderen

PN.

PN kennt auch die Diagnose

und Probleme der anderen

PatientInnen der Station.

PN kennt auch die Diagnose

und Probleme von > 50% der

PatientInnen der Station.

PN kennt auch die Diagnose

und Probleme von < 50% der

PatientInnen der Station.

Die patientInnenbezogene Pla-

nung der PN ist für alle Pfle-

genden verbindlich – trifft völlig

zu.

Die patientInnenbezogene Pla-

nung der PN ist für alle Pflegen-

den verbindlich – trifft meist zu.

Die patientInnenbezogene Pla-

nung der PN ist für alle Pfle-

genden verbindlich – trifft selten

zu.

Die Arbeitszeit der PN ist auf

die Kernprozesse der Versor-

gung abgestimmt – trifft völlig

zu.

Die Arbeitszeit der PN ist auf die

Kernprozesse der Versorgung

abgestimmt – trifft meist zu.

Die Arbeitszeit der PN ist auf

die Kernprozesse der Versor-

gung abgestimmt – trifft selten

zu.

Bei Abwesenheit der PN ist

eine geplante Vertretung (AN)

für alle Beteiligten erkennbar –

trifft völlig zu.

Bei Abwesenheit der PN ist eine

geplante Vertretung (AN) für alle

Beteiligten erkennbar – trifft

meist zu.

Bei Abwesenheit der PN ist

eine geplante Vertretung (AN)

für alle Beteiligten erkennbar –

trifft selten zu.

Direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch

Einbeziehung des/der Patien-

ten/in in die Entscheidungs-

findung von Pflegeinterven-

tionen findet immer statt –

12P

Einbeziehung des/der Patien-

ten/in in die Entscheidungs-

findung von Pflegeinterven-

tionen findet meist statt – 8P

Einbeziehung des/der Patien-

ten/in in die Entscheidungs-

findung von Pflegeinterven-

tionen findet selten statt – 4P

Die PN nimmt immer an den

wesentlichen, den/die Patien-

ten/in betreffenden interdiszipli-

nären Besprechungen teil (Visi-

te, Fallbesprechung, Therapie-

besprechung).

Die PN nimmt meist an den

wesentlichen, den/die Patien-

ten/in betreffenden interdiszipli-

nären Besprechungen teil (Visi-

te, Fallbesprechung, Therapie-

besprechung).

Die PN nimmt selten an den

wesentlichen, den/die Patien-

ten/in betreffenden interdiszipli-

nären Besprechungen teil (Visi-

te, Fallbesprechung, Therapie-

besprechung).

Die PN gibt alle für die Versor-

gung notwendigen Informatio-

nen über den/die Patienten/in

weiter und/oder holt fehlende

Informationen ein – trifft völlig

zu.

Die PN gibt alle für die Versor-

gung notwendigen Informatio-

nen über den/die Patienten/in

weiter und/oder holt fehlende

Informationen ein – trifft meist

zu.

Die PN gibt alle für die Versor-

gung notwendigen Informatio-

nen über den/die Patienten/in

weiter und/oder holt fehlende

Informationen ein – trifft selten

zu.

Die Dienstübergabe findet im-

mer zwischen PN und der ihr

zugeteilten AN statt.

Die Dienstübergabe findet meist

zwischen PN und AN statt.

Die Dienstübergabe findet zwi-

schen PN und verschiedenen

DGKP`s statt.

Der/die Patient/in gestaltet den

Tagesablauf mit der PN.

Der/die Patient/in kann meist

den Tagesablauf mit- gestalten.

Der/die Patient/in gestaltet den

Tagesablauf selten mit.

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236

Ärztliche Tätigkeiten werden je

nach Dringlichkeit immer mit

der PN abgesprochen.

Ärztliche Tätigkeiten werden je

nach Dringlichkeit meist mit der

PN abgesprochen.

Ärztliche Tätigkeiten finden

ohne Berücksichtigung des

geplanten Ablaufs der PN statt.

Informationsbedarf des/der

Patienten/in bzw. der Angehöri-

gen wird immer von der PN

koordiniert.

Informationsbedarf des/der Pati-

enten/in bzw. der Angehörigen

wird meist von der PN koordi-

niert.

Informationsbedarf des/der

Patienten/in bzw. der Angehöri-

gen wird selten von der PN

koordiniert.

Die PN führt immer die Stand-

ortbestimmung mit dem/der

Patienten/in durch.

Die PN führt meistens die

Standortbestimmung mit

dem/der Patienten/in durch.

Die PN führt selten die Stand-

ortbestimmung mit dem/der

Patienten/in durch.

TherapeutInnen werden von der

PN täglich in den Behandlungs-

plan der/der Patienten/in inte-

griert.

TherapeutInnen werden von der

PN mind. 4x/Wo in den Behand-

lungsplan der/der Patienten/in

integriert.

TherapeutInnen werden von der

PN < 4x/Wo in den Behand-

lungsplan der/der Patienten/in

integriert.

Externe Stellen z.B. OP-

Leitstelle bei evt. zusätzlichen

chir. Eingriff nehmen immer

Kontakt mit der PN auf.

Externe Stellen nehmen Kontakt

mit der PN oder anderen

DGKP´s auf.

Externe Stellen nehmen Kon-

takt mit der STL, ÄrztInnen oder

beliebige DGK´s auf.

Pflegekontinuität

Immer – 12P Meist – 8P Selten – 4P

PN macht nur Tagdienste und

ist in der Kernarbeitszeit bei

ihrem/ihrer Patienten/in.

PN macht meist Tagdienste (< 3

Nachtdienste) und ist > 75% in

der Kernarbeitszeit bei ih-

rem/ihrer Patienten/in.

PN macht Tagdienste und

Nachtdienste (> 3) und ist

dadurch < 75% in der Kernar-

beitszeit bei ihrem/ihrer Patien-

ten/in.

PN führt das Pflege-

assessment, die Pflege-planung

und die geplanten Interventio-

nen durch, wenn sie im Dienst

ist.

PN führt das Pflege-

assessment, die Pflege-planung

durch. Die geplanten Interven-

tionen werden von ihr meist

während ihrer Dienstpräsenz

durchgeführt.

Das Pflegeassessment, die

Pflegeplanung und die geplan-

ten Interventionen, werden von

verschiedenen DGKP durchge-

führt.

Es sind klare Vertretungsregeln

definiert für den Fall längerer

Abwesenheit der PN – trifft

völlig zu.

Es sind klare Vertretungsregeln

definiert für den Fall längerer

Abwesenheit der PN – trifft

meist zu.

Es sind klare Vertretungsregeln

definiert für den Fall längerer

Abwesenheit der PN – trifft

selten zu.

PN ist 40 Stunden Vollzeit be-

schäftigt.

PN ist 75% Teilzeit beschäftigt. PN ist 50% Teilzeit beschäftigt.

Rollenverständnis

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237

Immer – 12P Meist – 8P Selten – 4P

Die PartnerInnen im multipro-

fessionellen Team kennen die

Aufgaben und Kompetenzen

der PN.

Die PartnerInnen im multipro-

fessionellen Team kennen meist

die Aufgaben und Kompetenzen

der PN.

Die PartnerInnen im multipro-

fessionellen Team kennen

kaum die Aufgaben und Kom-

petenzen der PN.

Die PN fühlt sich für die Gestal-

tung des Pflege-prozesses ver-

antwortlich.

Die PN fühlt sich meist für die

Gestaltung des Pflege-

prozesses verantwortlich.

Die PN fühlt sich selten für die

Gestaltung des Pflege-

prozesses verantwortlich.

Die Entscheidung über den

Pflegeprozess innerhalb des

Projektzeitraums des/der Pati-

enten/in liegt an der PN.

Die Entscheidung über den

Pflegeprozess innerhalb des

Projektzeitraums des/der Patien-

ten/in liegt an der PN und AN.

Die Entscheidung über den

Pflegeprozess innerhalb des

Projektzeitraums des/der Pati-

enten/in liegt an mehreren

DGKP´s.

Es ist die Aufgabe der PN, die

Planung der Pflege mit anderen

Berufsgruppen zu koordinieren.

Es ist die Aufgabe der PN und

AN, die Planung der Pflege mit

anderen Berufsgruppen zu ko-

ordinieren.

Es ist die Aufgabe mehrerer

DGKP´s und der STL, die Pla-

nung der Pflege mit anderen

Berufsgruppen zu koordinieren.

Pflegende aus dem Team ori-

entieren sich an der Pflegepla-

nung des/der Patienten/in und

erstatten Bericht (schriftlich

und/oder mündlich), wenn sie

davon abweichen mussten.

Pflegende aus dem Team orien-

tieren sich zu 75% an der Pfle-

geplanung des/der Patienten/in

und erstatten Bericht (schriftlich

und/oder mündlich), wenn sie

davon abweichen mussten.

Pflegende aus dem Team ori-

entieren sich selten an der

Pflegeplanung des/der Patien-

ten/in und erstatten selten Be-

richt (schriftlich und/oder münd-

lich), wenn sie davon abwei-

chen mussten.

Die PN fühlt sich hauptsächlich

verantwortlich für die Qualität

der von ihr selbst durchgeführ-

ten Pflege.

Die PN fühlt sich zu 75% ver-

antwortlich für die Qualität der

von ihr selbst durchgeführten

Pflege.

Die PN fühlt sich zu 50% ver-

antwortlich für die Qualität der

von ihr selbst durchgeführten

Pflege.

Die Übernahme der Verantwor-

tung durch die PN führt zur

Stärkung des Selbstbewusst-

seins und der Kompetenz.

Die Übernahme der Verantwor-

tung durch die PN führt zu 75%

zur Stärkung des Selbstbe-

wusstseins und der Kompetenz.

Die Übernahme der Verantwor-

tung durch die PN führt zu 50%

zur Stärkung des Selbstbe-

wusstseins und der Kompetenz.

Die Übernahme der Verantwor-

tung durch die PN führt nie zu

Stress und Unbehagen.

Die Übernahme der Verantwor-

tung durch die PN führt hin und

wieder zu Stress und Unbeha-

gen.

Die Übernahme der Verantwor-

tung durch die PN führt zu

Stress und Unbehagen.

Pflegequalität

Ausgezeichnet – 12P Sehr gut – 8P Gut – 4P

Es sind keine Hautdefekte,

Infektionen, Kontrakturen wäh-

Es sind während der Pilotie-

rungsphase Probleme aufgetre-

Es sind während der Pilotie-

rungsphase Probleme aufgetre-

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238

rend der Pilotierungs-phase

aufgetreten.

ten, die sich jedoch in diesem

Zeitraum wieder verbessert ha-

ben.

ten, die sich in diesem Zeitraum

nicht verbessert haben.

Vorbestehende Probleme konn-

ten während der Pilotierungs-

phase behoben werden.

Vorbestehende Probleme konn-

ten während der Pilotierungs-

phase verbessert werden.

Vorbestehende Probleme konn-

ten während der Pilotierungs-

phase weder verbessert noch

behoben werden.

Geplante Pflegeziele konnten

zu 100% erreicht werden.

Geplante Pflegeziele konnten zu

75% erreicht werden.

Geplante Pflegeziele konnten

zu 50% erreicht werden.

Motivation19

Trifft immer zu – 12P Trifft zu 75% zu – 8P Trifft < 50% zu – 4P

Ermöglichung direkter Rück-

meldungen/Feedback hinsicht-

lich der eigenen Leistung, ohne

persönlichen Angriff oder „Ab-

qualifizierung“ und normaler-

weise nicht durch einen Vorge-

setzten.

Ermöglichung direkter Rückmel-

dungen/Feedback hinsichtlich

der eigenen Leistung, ohne

persönlichen Angriff oder „Ab-

qualifizierung“ und normaler-

weise nicht durch einen Vorge-

setzten.

Ermöglichung direkter Rück-

meldungen/Feedback hinsicht-

lich der eigenen Leistung, ohne

persönlichen Angriff oder „Ab-

qualifizierung“ und normaler-

weise nicht durch einen Vorge-

setzten.

Ermöglichen von Lernprozes-

sen, die Wissenszuwachs, ver-

stärkte Kreativität, Selbststän-

digkeit und Entfaltung hervor-

bringen.

Ermöglichen von Lernprozes-

sen, die Wissenszuwachs, ver-

stärkte Kreativität, Selbststän-

digkeit und Entfaltung hervor-

bringen.

Ermöglichen von Lernprozes-

sen, die Wissenszuwachs, ver-

stärkte Kreativität, Selbststän-

digkeit und Entfaltung hervor-

bringen.

Selbstständige Zeit- und Ar-

beitsplanung in Bezug auf Pfle-

getätigkeiten bei PatientInnen,

Dienstplan- und Freizeitgestal-

tung.

Selbstständige Zeit- und Ar-

beitsplanung in Bezug auf Pfle-

getätigkeiten bei PatientInnen,

Dienstplan- und Freizeitgestal-

tung.

Selbstständige Zeit- und Ar-

beitsplanung in Bezug auf Pfle-

getätigkeiten bei PatientInnen,

Dienstplan- und Freizeitgestal-

tung.

Direkte Kommunikation zwi-

schen den verschiedenen für

eine Aufgabe zuständigen

Menschen unabhängig von der

Hierarchieebene oder der funk-

tionalen Stellung.

Direkte Kommunikation zwi-

schen den verschiedenen für

eine Aufgabe zuständigen Men-

schen unabhängig von der Hie-

rarchieebene oder der funktiona-

len Stellung.

Direkte Kommunikation zwi-

schen den verschiedenen für

eine Aufgabe zuständigen

Menschen unabhängig von der

Hierarchieebene oder der funk-

tionalen Stellung.

Individuelle Verantwortlichkeit

für die Resultate – es finden

Individuelle Verantwortlichkeit

für die Resultate es - finden

Individuelle Verantwortlichkeit

für die Resultate - es finden

19 Das Bewertungsraster zur Motivation erfolgt in Anlehnung an die Grundsätze, die bei

Veränderungen der Arbeitsorganisation auf der Basis von Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie eine Rolle spielen (Mayerhofer 2002: 263)

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239

keine Qualitätskontrollen durch

Personen höherer Hierarchie-

stufen statt.

Qualitätskontrollen durch die

Stationsleitung statt.

Qualitätskontrollen durch Per-

sonen höherer Hierarchiestufen

statt.

Pflegeverständnis

Trifft immer zu – 12P Trifft teilweise zu – 8P Trifft selten zu – 4P

Bedürfnisse der/des Patien-

tin/Patienten werden in der

Pflegeplanung berücksichtigt.

Bedürfnisse der/des Patien-

tin/Patienten werden in der Pfle-

geplanung berücksichtigt.

Bedürfnisse der/des Patien-

tin/Patienten werden in der

Pflegeplanung berücksichtigt.

Ressourcen der/des Patien-

tin/Patienten werden in der

Pflegeplanung berücksichtigt.

Ressourcen der/des Patien-

tin/Patienten werden in der Pfle-

geplanung berücksichtigt.

Ressourcen der/des Patien-

tin/Patienten werden in der

Pflegeplanung berücksichtigt.

Angehörige der/des Patien-

tin/Patienten werden in die

Pflege integriert.

Angehörige der/des Patien-

tin/Patienten werden in die Pfle-

ge integriert.

Angehörige der/des Patien-

tin/Patienten werden in die

Pflege integriert.

Die Patientin/Der Patient wird

inmitten der unterstützenden

Maschinen noch als Mensch

gesehen.

Die Patientin/Der Patient wird

inmitten der unterstützenden

Maschinen noch als Mensch

gesehen.

Die Patientin/Der Patient wird

inmitten der unterstützenden

Maschinen noch als Mensch

gesehen.

Page 240: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

Anhang 3: Messintrument Q-DIO

Messinstrument für die Dokumentenanalyse Punkte-

Skala

Pflegediagnostik als Prozess

Es sind folgende Angaben aufgenommen:

2

1

0

1. zum aktuellen Ereignis, das zum Spitaleintritt führte

2. Ängste, Sorgen in Bezug auf den Spitalaufenthalt, Erwartungen und Wünsche

3. zur sozialen Situation und Wohnverhältnissen

4. zur Bewältigung der momentanen Situation / Krankheitserleben

5. zur Informationen zur Lebensgeschichte, Glaube und Lebenseinstellung

6. zum Infostand der Patientin und der Angehörigen

7. zu Intimsphäre, Frau/Mann sein

8. zu Beschäftigung

9. zu Bezugspersonen

10. zu den Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL)

11. Relevante Pflegeschwerpunkte wurden aufgrund der PBE festgehalten

11 Items, Maximalscore= 22, Mittelwert= 2

Pflegediagnosen als Produkt

Punkte-

Skala

4 3 2 1 0

12. Pflegediagnosen sind mit dem Pflegediagnosetitel beschrieben

13. Der Pflegediagnosetitel ist korrekt (NANDA) und mit einer Nummer versehen

14. Die Ätiologie (E) ist dokumentiert

15. Die Ätiologie (E) ist richtig, mit der Pflegediagnose (P) verbunden

16. Symptome / Zeichen (S)sind festgehalten

17. Symptome / Zeichen (S) sind der Pflegediagnose (P) entsprechend richtig zugeordnet

18. Das Pflegeziel entspricht der Pflegediagnose

19. Das Pflegeziel ist durch die Pflegeinterventionen erreichbar

8 Items, Maximalscore= 32, Mittelwert= 4

Pflegeinterventionen

4

3

2

1

0

20. Es sind konkret formulierte Pflegeinterventionen geplant

21. Die Pflegeinterventionen wirken auf die Ätiologie der Pflegediagnose

22. Die Pflegeinterventionen werden nach Durchführung dokumentiert

3 Items, Maximalscore= 12, Mittelwert= 4

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241

Pflegeergebnisse

23. Akute, stark wechselnde Diagnosen werden täglich, oder von Schicht zu Schicht, oder

komplexe, dauernde Diagnosen werden wöchentlich neu eingeschätzt; oder es handelt

sich um Routinesituationen (nicht extra formuliert, nicht neu eingeschätzt)

24. Die Pflegediagnose wird entsprechend neu gestellt

25. Das Pflegeergebnis ist dokumentiert

26. Das Pflegeergebnis ist beobachtbar/messbar formuliert

27. Das Pflegeergebnis zeigt

- eine Verbesserung im Zustand der Patientin

- eine Verbesserung im Wissensstand

- eine Verbesserung im Bewältigungsverhalten

- eine erhöhte Selbstpflegefähigkeit

- ein verbesserter, funktioneller Status

28. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Pflegeergebnis und den Pflegeinterventio-

nen

29. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Pflegeergebnis und der Pflegediagnose

7 Items, Maximalscore= 28, Mittelwert= 4

Total Items 29

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242

Anhang 4: Tabellen der Themencharakteristika und die Spezifika

Thema 1: „Gefühle“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 1: Gefühle

Text 1: Zu Beginn skepti-

sches Gefühl. Befürchtun-

gen, dass sich der Zustand

des/der Patienten/in ver-

schlechtert.

Erleichterung über positive

Entwicklung. Traurigkeit

über nicht beeinflussbare

Dinge durch die Primary

Nurse, die den/die Patien-

ten/in sichtlich belasten.

Angst, sich auf den/die Pati-

enten/in und Angehörigen

näher einzulassen, vor al-

lem, wenn man sich auf

Angehörige aller PatientIn-

nen einlassen soll. In diesem

Fall ist es aber sehr gut aus-

gegangen. Fraglich ist, wenn

das intensive Einlassen

schlecht ausgeht, wie man

dann damit umgeht.

Unsicherheit im Bereich des

Wundmanagements, bei

Entscheidungen der Wund-

behandlung war das Bedürf-

nis, sich abzusprechen vor-

handen. Entscheidung

musste selbst getroffen wer-

den, da Wundmanager/in im

Urlaub und dann krank war.

Angst davor, nachdem man

Befürchtung/Angst vor Ver-

schlechterung des PatientInnen-

zustands und Erleichterung über

positive Entwicklung.

Angst, sich auf die Angehörigen

näher einzulassen, trotz positiver

Erfahrung. Im Fall der Implemen-

tierung von Primary Nursing auf

der gesamten Station, müssen

sich Pflegende auf alle Angehöri-

gen der 16 PatientInnen einlas-

sen. Was ist, wenn dieses Einlas-

sen nicht gut ausgeht?

Bestehende Unsicherheit in Zu-

sammenhang mit Verantwor-

tungsbewusstsein in der Wundbe-

handlung.

Wird von der Primary Nurse mit

mind. zehnjähriger Berufserfah-

rung nicht nur im Zusammenhang

mit Primary Nursing beschrieben.

Wird von der Projektleiterin im-

mer wieder beobachtet und be-

schrieben, dass es nicht als Auf-

gabe der Pflegepersonen be-

trachtet wird.

Spezielle Wundbehandlungen

werden mit dem/der Wundmana-

ger/in besprochen, als wesentli-

cher Aspekt in der Verantwor-

tungsübernahme für den/die Pa-

tienten/in und in der direkten

Kommunikation mit ExpertInnen.

Page 243: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

243

als Primary Nurse nur für

einen Patienten zuständig

war, danach wieder zwei

PatientInnen zu übernehmen

und das entsprechende

Zeitmanagement optimal

durchzuführen.

Unsicherheit, ob Associate

Nurses die Evaluation der

Pflegediagnosen durchfüh-

ren dürfen, wenn die Primary

Nurse nicht im Dienst ist,

oder nicht.

Text 4: Für die Primary Nur-

se war es sehr anstrengend,

weil sie immer zum/zur glei-

chen Patienten/in gehen

musste. Es wurde als Er-

leichterung gesehen, als ein

Projektteammitglied die Be-

treuung des/der Patienten/in

übernommen hat.

Gefühl des Ausbrennens,

wenn man immer beim/bei

der Patienten/in ist, mit den

Angehörigen sehr intensiv

spricht.

Unsicherheit bei den

Associate Nurses, ob bei

Abwesenheit der Primary

Nurse, bei Zustandsverän-

derung des/der Patienten/in,

Pflegemaßnahmen verän-

dert werden dürfen.

Die Sterbephase wurde von

Associate Nurse sehr heavy

empfunden, weil die Ent-

scheidung zum Therapieen-

Es wird mehr Zeit für den/die Pri-

mary Nursing Patenten/in inves-

tiert und es bestehen Ängste, wie

danach wieder das Zeitmanage-

ment funktionieren wird, wenn die

Primary Nurse zwei PatientInnen

betreuen muss.

Unsicherheit über die Durchfüh-

rung der Evaluation von Pflegedi-

agnosen.

Gefühle der Anstrengung, Belas-

tung, des Ausbrennens werden

durch die Primary Nurse be-

schrieben, die sich schwer ab-

grenzen kann, durch die kontinu-

ierliche Betreuung des/der Patien-

ten/in und deren Angehörigen.

Unsicherheiten bei Rechte und

Pflichten einer Associate Nurse.

Belastungen treten auf im Um-

gang mit Sterbenden und deren

Angehörigen und im Zusammen-

hang mit Primary Nursing.

Erste Primary Nurse hat sehr viel

Zeit mit dem /der Patienten/in

verbracht, da dies der Projektbe-

ginn war, konnte sie sich darauf

beschränken.

Problematik wird von einer erfah-

renen Pflegeperson beschrieben,

evtl. bedingt durch mangelhafte

Information.

Erfahrene Pflegeperson hat Prob-

leme mit dem Abgrenzen können

und erfährt dadurch eine große

Belastung, die sie nur für kurze

Zeit ertragen kann.

Wird im Text 1 auch beschrieben.

Der Umgang mit sterbenden

Patientinnen im System Primary

Nursing wird von Primary Nurse

und Associate Nurse, die beide

Page 244: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

244

de relativ bald gefallen ist

und der/die Patient/in inner-

halb von 15 Minuten ver-

storben ist.

Es hätte die Primary Nurse

zu sehr mitgenommen, da

sie ein sehr gutes Verhältnis

mit dem/der Patienten/in und

Angehörigen hatte.

Text 5: Angespannte Stim-

mung auf der Station wird

von den PhysiotherapeutIn-

nen wahrgenommen, was

auch nicht förderlich für die

Kommunikation ist.

Text 6: Größeres Gefühl der

Sicherheit bei der zweiten

Übernahme der Rolle der

Primary Nurse.

Text 7: Frustrierend werden

die Rückschritte bzw. feh-

lende Fortschritte beim/bei

der Patienten/in erlebt so-

wohl pflegerischer- als auch

ärztlicherseits.

Die enge Beziehung zum/zur

Patienten/in wird von der

Primary Nurse bereits nach

14 Tagen als Belastung

empfunden, weil Gedanken

immer um den/die Patien-

ten/in vorherrschend sind

und sie nach Dienstende

nicht abschalten kann.

Diskussion wird geführt,

Angespanntes Stationsklima wird

von PhysiotherapeutInnen wahr-

genommen, was die Kommunika-

tion mit Pflegepersonen beein-

trächtigt.

Primary Nurse fühlt sich sicherer,

nachdem sie bereits das zweite

Mal die Rolle der Primary Nurse

übernommen hat.

Rückschritte bzw. fehlende Fort-

schritte werden sowohl von jünge-

ren als auch von älteren Pflege-

personen als frustrierend erlebt.

Auch bei Pflegeperson mit dreijäh-

riger Berufserfahrung wird die

enge Beziehung zum/zur Patien-

ten/in nach etwa 14 Tagen als

Belastung gesehen. Gedanken

über den/die Patienten/in sind

auch noch zu Hause vorhanden,

Abschalten ist nicht möglich,

Burnout Gefahr wird diskutiert.

langjährige Erfahrungen auf die-

ser Station haben, aufgrund des

Beziehungsaufbaus als sehr

belastend empfunden.

Steht im Zusammenhang mit

Organisation, Rolle der Stations-

leitung, Kommunikation.

Erfahrene Pflegeperson nimmt

Sicherheit durch mehrmalige

Rollenübernahme wahr.

Es werden nur Fortschritte von

den Pflegepersonen positiv be-

wertet. Eine Pflegeperson sieht

jedoch auch das Fehlen von

Pflegekomplikationen als erfolg-

reiche Pflege bei PatientInnen,

die keine Fortschritte machen

können.

Burnout Gefahr durch die enge

PatientInnenbeziehung und

durch die Übernahme der Ver-

antwortung wird von einer Pfle-

geperson mit dreijähriger und

einer mit über zehnjähriger Be-

rufserfahrung beschrieben.

Page 245: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

245

dass wenn Pflegepersonen

als Primary Nurse nicht ab-

schalten können oder sich

nicht abgrenzen können,

kann ein Burnout entstehen.

Der intensive Bezug zu den

PatientInnen und Angehöri-

gen werden von jeder Pfle-

geperson indiv. gesehen,

manche empfinden es als

sehr positiv, andere wiede-

rum als negativ.

Es kann manche Pflegeper-

sonen neugierig machen, die

das sich dann anschauen

und sagen, es ist doch

nichts für mich und andere

sagen, ich habe eine Freude

dabei, ich möchte das ma-

chen.

Es wird sich allgemein der

Pflegeprozess verbessern,

auch wenn jetzt Pflegeper-

sonen weder Primary Nur-

ses noch Associate Nurses

sind. Die Hoffnung besteht,

dass es dann immer weniger

Pflegepersonen gibt, die sich

mit dem Pflegeprozess nicht

so gut auskennen bzw. da-

mit nicht auseinandersetzen

möchten. Diese Pflegeper-

sonen kann man jetzt auch

nicht von der Station verwei-

sen, die haben dann halt

andere Qualitäten.

Text 8: Als Gegenargument

Intensiver Bezug zu PatientInnen

und Angehörigen wird positiv und

negativ gesehen.

Interesse wird nach dem/der ach-

ten Primary Nursing Patienten/in

von Pflegepersonen, die nicht im

Projektteam sind kundgetan, die

sich das System anschauen

möchten und dann entscheiden,

ob sie Freude dabei haben oder

nicht.

Positive Veränderung im Pflege-

prozess wird von der Stationslei-

tung wahrgenommen und es wird

eine Möglichkeit darin gesehen,

dass sich diese Verbesserung auf

den Großteil des Pflegeteams

auswirkt.

Die starke Verbundenheit mit

Projektleiterin erwähnt positive

und negative Einstellungen von

Pflegepersonen zu intensiver

PatientInnen- und Angehörigen-

beziehung.

Zusammenhang mit Kommunika-

tion, Organisation.

Es benötigt eine gewisse Anlauf-

zeit, Kommunikation und Erken-

nen der Vorteile, bis sich auch

andere Pflegepersonen für Pri-

mary Nursing interessieren.

Wahrnehmen der Verbesserung

des Pflegeprozesses im Zusam-

menhang mit Rolle der Stations-

leitung, Organisation und Kom-

munikation.

Hoffnung und Möglichkeit, dass

sich diese Verbesserung auf

Großteil des Teams auswirkt.

Pflegepersonen, die sich nicht so

intensiv mit dem Pflegeprozess

auseinandersetzen, haben ande-

re Qualitäten, die für das gesam-

te Team auch wichtig sind.

Zusammenhang mit Kontinuität

Page 246: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

246

für die Implementierung von

Primary Nursing wird die

starke Verbundenheit mit

dem/der Patienten/in gese-

hen. Man muss sich mit den

Problemen des/der Patien-

ten/in auseinandersetzen.

dem/der Patienten/in und die Aus-

einandersetzung mit den Proble-

men werden als Nachteil bei Pri-

mary Nursing gesehen.

und Verantwortung. Einstellung

zur eigenen Arbeit wird von lang-

lähriger Pflegeperson angespro-

chen.

Thema 2: „Dienstplan“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 2: Dienstplan

Text 1: Negativ werden die vie-

len Nachtdienste gesehen und

es besteht der Wunsch nach

mehr Tagdiensten.

Text 2: Im Nachtdienst sind

kaum Pflegepersonen aus dem

Projektteam dem/der Patien-

ten/in zugeteilt.

Die Veränderungen der Dienst-

plangestaltung sind für Projekt-

teammitglieder nicht klar und

wurden seitens der Stationslei-

tung auch nicht kommuniziert.

Primary Nurse möchte den ein-

geteilten Dienstplan wegen des

Projektes nicht verändert be-

kommen.

Text 7: Primary Nurse zu sein,

wenn man mehr Nachtdienst als

Tagdienste eingeteilt hat er-

Zu viele Nachtdienste der Pri-

mary Nurse werden negativ

gesehen.

Nachtdienste werden während

der Pilotierungsphase kaum

von Associate Nurses bei den

Primary Nursing PatientInnen

versehen.

Unklare Dienstplangestaltung

von der Stationsleitung.

Veränderungen des Dienstpla-

nes werden aus privaten Grün-

den nicht gerne gesehen.

Mehr Tagdienste als Nacht-

dienste sind sinnvoll.

Die Dienstplangestaltung mit

vielen Nachtdiensten ist für

Primary Nursing nicht sinnvoll,

was auch im siebenten Reflexi-

onsgespräch so gesehen wird.

Wunsch, als Primary Nurse

hauptsächlich Tagdienste zu

haben.

Zusammenhang mit Rolle der

Stationsleitung, Organisation

und Pflegekontinuität.

Fehlende Kommunikation sei-

tens der Stationsleitung, wie

sich die Dienstplange-staltung

während der Pilotierungsphase

verändern soll bzw. wird.

Langjährige Pflegeperson be-

harrt auf ihren Dienstplan mit

mehreren Nachtdiensten.

Pflegeperson mit zweijähriger

Berufserfahrung findet es wich-

tig, mehr Tagdienste als Prima-

Page 247: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

247

scheint nicht sinnvoll.

Text 8: Von der Dienstplange-

staltung würden sich kurze Tag-

dienste für die PatientInnen bes-

ser eignen, wobei seitens der

Stationsleitung die mögliche

Planung unklar ist, weil der

Dienstplan zwei Monate vorher

geschrieben sein muss und es

keine Ressourcen gibt und man

nicht so kurzfristig umplanen

kann. Pflegepersonen würden

kein Privatleben mehr planen

können, sie müssen jetzt schon

sehr oft einspringen.

Es wäre für den/die Patienten/in

perfekt, aber von der Organisa-

tion mit diesem vorgegebenen

Personalschlüssel ist die Um-

setzung kaum möglich.

Die Flexibilität der Dienstplange-

staltung, wenn sie von Pflege-

personen möglich wäre, ist je-

doch vom System her nicht um-

setzbar.

Im jetzigen Dienstplanmodus

sollte man eine zweite Pflege-

person finden, die die Pflege

übernimmt, wenn die Primary

Nurse länger frei hat.

Kurze Tagdienste werden von

einer Pflegeperson befürwortet,

die generell nur Tagdienste

absolviert.

Dienstplanung muss von der

Stationsleitung zwei Monate

voraus erfolgen.

Durch knappen Personal-

schlüssel ist die Flexibilität der

Dienstplangestaltung, wenn es

für Pflegepersonen akzeptiert

wird, aber nicht möglich nach

Angaben der Stationsleitung.

Zweite Pflegeperson soll ge-

nannt werden und sie sollte die

Pflege übernehmen, wenn Pri-

mary Nurse frei hat. Ein Mög-

lichkeit die Dienstplangestal-

tung nach derzeitigem Modus

zu optimieren.

ry Nurse zu machen.

Eine andere Pflegeperson, die

ausschließlich Tagdienste ver-

sieht, findet es sinnvoll, dass

mehr Tagdienste gemacht wer-

den sollen.

Zusammenhang mit Rolle der

Stationsleitung, Organisation

und Kommunikation.

Fehlende Flexibilität in Bezug

auf Dienstplangestaltung. Das

Privatleben soll nicht in Mitlei-

denschaft gezogen werden.

Nachtdienste sollen für manche

Pflegepersonen beibehalten

werden.

Zusammenhang Organisation

und Pflegekontinuität.

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248

Thema 3: „Wissen, Durchsetzungsstärke, Dienstjahre“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 3: Wissen,

Durchsetzungsstärke, Dienst-

jahre

Text 1: Pflegeperson mit drei-

jähriger Erfahrung ist skeptisch,

ob Fortschritte des/der Patien-

ten/in nur aufgrund von Primary

Nursing erzielt wurden.

Text 2: Fehlendes Wissen über

die richtige Handhabung des

Pflegeanamnesebogens und

auf den schaut auch keiner.

Das Durchsetzungsvermögen

ist unterschiedlich. Es traut sich

nicht jeder, ältere KollegInnen

anzusprechen, warum sie ge-

wisse Vorgaben nicht eingehal-

ten haben.

Primary Nurses müssen Pfle-

gepersonen sein, die sich auch

durchsetzen können und schon

mehr Erfahrung haben.

Text 6: Primary Nurse mit drei

Dienstjahren sieht in Primary

Fraglich, ob Erfolge des/der

Patienten/in durch Primary

Nursing erzielt wurden.

Pflegeanamnesebogen wird

nicht im Pflegeprozess inte-

griert.

Unterschiedliches Durchset-

zungsvermögen der Pflegeper-

sonen älteren KollegInnen ge-

genüber, die die geplante Pfle-

ge nicht einhalten, unabhängig

von der Berufs-erfahrung, meist

jedoch jüngere Pflegepersonen,

was auch im sechsten Reflexi-

onsgespräch erwähnt wurde.

Primary Nurses müssen Pfle-

gepersonen sein, die sich

durchsetzen können und eine

mehrjährige Berufserfahrung

haben.

Pflegevisiten werden von Pfle-

geperson mit zweijähriger Be-

Verständnis für Primary Nursing

– Erfolge werden von Pflegeper-

son mit dreijähriger Berufserfah-

rung nicht unbedingt dem Pfle-

georganisationssystem zuge-

sprochen.

Zwei langjährigen Pflegeperso-

nen fehlt das genaue Wissen

über die Pflegeanamnese. Pfle-

geanamnesebögen werden von

den Allgemeinstationen über-

nommen, wenn der/die Patient/in

zutransferiert wird.

Zusammenhang mit Pflegepla-

nung, Verantwortung und Orga-

nisation.

Zusammenhang mit der Rolle

der Stationsleitung, die die Ein-

haltung der geplanten Pflege-

maßnahmen kontrollieren sollte,

Kommunikation, Rolle der Prima-

ry Nurse und Organisation.

Eine Primary Nurse mit zweijäh-

riger Berufserfahrung hat

Schwierigkeiten, sich älteren

KollegInnen gegenüber durchzu-

setzen in Bezug auf Einhaltung

der geplanten Pflegemaßnah-

men.

Zusammenhang mit Rolle der

Primary Nurse und der Stations-

Page 249: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

249

Nursing den Nachteil, dass öfter

die Pflegevisite stattfindet, man

als Primary Nurse die Pflegedi-

agnosen genau kennen muss,

was bei anderen PatientInnen

nicht so tragisch gesehen wird.

Jüngere Pflegepersonen haben

eher Schwierigkeiten sich ge-

genüber älteren durchzusetzen

und auf die geplanten Maß-

nahmen zu bestehen.

Inwieweit wird die Umsetzung

von Primary Nursing von der

Pflegedirektion gewünscht, die

evtl. andere Schwerpunkte im

Pflegebereich berücksichtigt.

Text 7: Es stellt eine Belastung

dar, dass man bei PatientInnen,

die keine Fortschritte aufwei-

sen, unvoreingenommen wieder

an die Planung neuer Ziele

herangeht.

Die Primary Nurse muss sich

auch zurechtfinden, wenn

beim/bei der Patienten/in keine

Erfolge möglich sind.

Text 8: Die Pflegevisite ist im

Rahmen eines Gespräches

verlaufen, wo Unklarheiten

auch in Hinblick auf die Formu-

lierung besprochen wurden und

Hilfestellung von der Stations-

leitung angeboten wurde.

rufserfahrung als Nachteil bei

Primary Nursing gesehen, da

man den/die Patienten/in genau

kennen muss.

Geringeres Durchsetzungsver-

mögen jüngerer Pflegeperso-

nen älterer KollegInnen gegen-

über.

Wie die Pflegedirektion zu Pri-

mary Nursing steht und welche

Schwerpunkte im Pflegebereich

berücksichtigt werden, wird von

der Stationsleitung hinterfragt.

Fehlende Fortschritte bei den

PatientInnen stellen eine Belas-

tung dar. Zielformulierung in

der Pflegeplanung müssen

verändert werden – auch die

Einstellung der Primary Nurses,

damit sie im Umgang mit die-

sen PatientInnen zurechtkom-

men.

Laut Auskunft der Stationslei-

tung verläuft die Pflegevisite in

Form eines Gespräches mit der

Primary Nurse, wo Unklarheiten

über Formulierung angespro-

chen und Unterstützung ange-

boten werden.

leitung und Übernahme der Ver-

antwortung.

Unterschiedliches Verständnis

und Wissen über Primary

Nursing dienstjüngerer Pflege-

personen.

Wird im Text 2 von Pflegeperso-

nen mit langjähriger Erfahrung

ebenfalls beschrieben.

Zusammenhang mit Kommunika-

tion und Organisation.

Zusammenhang mit Gefühlen,

Pflegeplanung. Veränderung der

Einstellung der Pflegepersonen

bei PatientInnen, die keine Fort-

schritte machen. Auch für Pfle-

gepersonen mit langjähriger

Berufserfahrung ist es eine Be-

lastung, wenn beim/bei der Ptai-

enten/in keine Erfolge erkennbar

sind.

Unterschiedliche Ansichtsweisen

zur Pflegevisite, die einerseits

von jüngeren Pflegepersonen als

Kontrolle seitens der Stationslei-

tung gesehen werden und eine

Belastung darstellen. Anderer-

seits wird die Pflegevisite als

Unterstützung beim Formulieren

der Pflegediagnosen wahrge-

nommen.

Zusammenhang mit Rolle der

Page 250: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

250

Stationsleitung, Kommunikation,

Pflegeplanung, Verantwortung

und Organisation.

Thema 4: „Ansichten der Associate Nurse“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 4: Ansichten der

Associate Nurses

Text 1: Seitens der Associate

Nurse werden keine Verände-

rungen in der Betreuung des/der

Patienten/in wahrgenommen,

außer, dass die Pflegeplanung

ausführlicher war.

Text 7: Es ist für die Associate

Nurse nicht okay, wenn sie zwei

Tage hindurch einen/eine Pati-

enten/in betreut und am dritten

Tag dann zum/zur Primary

Nursing Patienten/in wechseln

muss, obwohl andere Associate

Nurses im Dienst sind.

Pflegeperson mit langjähriger

Erfahrung sieht als Associate

Nurse keine Veränderung in der

Betreuung des/der Patienten/in.

Die Pflegeplanung wird ausführ-

licher durchgeführt.

Associate Nurse mit zweijähri-

ger Erfahrung findet es nicht in

Ordnung, wenn man nach zwei

Tagdiensten bei einem/einer

Patienten/in dann zum/zur Pri-

mary Nursing Patienten/in

wechseln muss, obwohl andere

Associate Nurses auch im

Dienst sind.

Zusammenhang mit Rolle der

Associate Nurse, Verantwor-

tung, Pflegeplanung. Einstellung

und Wissen über Primary

Nursing.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation, Pflegekontinuität und

Organisation.

Thema 5: „Benefit für PatientInnen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 5: Benefit für

PatientInnen

Text 1: Es wussten alle Be-

scheid, was der/die Patient/in

schon konnte und die Verbesse-

rung der Mobilität konnte Tag für

Tag beobachtet werden.

Gespräche haben dem/der Pati-

enten/in psychisch gut getan.

Wissen über die Fortschritte

des/der Patienten/in, die auch

Tag für Tag beobachtet werden

konnten wurde von der Primary

Nurse beschrieben.

Gespräche mit der Primary

Nurse, die schon langjährig

Berufserfahrung hat, über psy-

chische Probleme, haben

Zusammenhang mit Arbeitszu-

friedenheit und Pflegekontinui-

tät.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation und Beziehung zu Pati-

enten/in.

Page 251: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

251

Gigantischer Erfolg aus der

Sicht des Arztes.

Für die Effizienz der Betreuung

der PatientInnen ist Primary

Nursing optimal. Die Primary

Nurse weiß genau, welche Me-

dikamente der/die Patient/in

bekommt, welche Therapie

er/sie hat, wann die letzten Ab-

striche abgenommen wurden

und dass dann auch nach den

Befunden gefragt werden kann.

Text 2: Es hat sich bestätigt,

dass der/die Patient/in von Pri-

mary Nursing profitiert hat.

Text 3: Der Zustand des/der

Patienten/in verbessert sich

zusehends und er/sie wurde

sehr rasch transferiert.

Die Fortschritte der PatientIn-

nen, die im Projekt waren und

die Zeit vorüber war, haben sich

danach erkennbar verringert.

Text 7: Die Erfolge beim/bei der

Patienten/in sind kaum messbar,

es gibt pflegerischerseits keine

Rückschritte, aber auch keine

Fortschritte.

dem/der Patienten/in gut getan.

Erfolge werden von ÄrztInnen

wahrgenommen.

Langjährig Pflegeperson sieht

die Effizienz der Betreuung der

PatientInnen durch Primary

Nursing optimal.

Wissen der Primary Nurse über

ihren/ihre Patienten/in wird sehr

positiv gesehen.

Bestätigung, dass PatientInnen

von Primary Nursing profitieren.

Rasche Zustandsverbesserung

des/der Patienten/in, wodurch

rasche Transferierung möglich

war.

Bei ProjektpatientInnen, die

nach einem Monat noch nicht

transferiert waren und Primary

Nursing zu Ende war, konnte

ein Nachlassen der Fortschritte

beobachtet werden.

Geringe Zufriedenheit bei Pati-

entInnen, die keine Fortschritte

machen, jedoch auch keine

Rückschritte bemerkbar sind.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation und Zusammenarbeit mit

den ÄrztInnen.

Zusammenhang mit Organisati-

on, Pflegekontinuität, Verant-

wortung, Kommunikation, Zu-

sammenarbeit mit ÄrztInnen

und TherapeutInnen.

Zusammenhang mit Zufrieden-

heit mit der eigenen Arbeit.

Subjektive empfundene Verkür-

zung der Liegedauer der Patien-

tInnen durch Primary Nursing.

Zusammenhang mit Verantwor-

tung, Pflegekontinuität und Or-

ganisation.

Einstellung zur Arbeit und vor-

herrschendes Pflegeverständ-

nis.

Page 252: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

252

Thema 6: „Kontinuität“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auftre-

tens

Thema 6: Kontinuität

Text 1: Manche Pflegepersonen

waren öfter beim/bei der Patien-

ten/in, sie waren motiviert und

haben Vorschläge eingebracht.

Der Aufbau eines Vertrauens-

verhältnisses wurde ermöglicht

durch kontinuierliche Pflege von

sechs Pflegepersonen, was

nicht funktionieren würde, wenn

jeden Tag eine andere Pflege-

person den/die Patienten/in be-

treut.

Eine Pflegeperson hat Erfolge

und Rückschritte beim/bei der

Patienten/in von Anfang an mit-

erlebt und hat es positiv erlebt,

die Erfolge in kleinen Schritten

zu sehen, als der/die Patient/in

z.B. alleine mit wenig Aufwand

stehen kann und sagt, wie

traumhaft es im Garten war,

oder wie gut das Essen

schmeckt.

Durch das genauere Wissen

über den/die Patienten/in der

Pflegeperson, werden immer

neue Schritte gewagt. Bei feh-

lendem Wissen wären die Pfle-

gepersonen zurückhaltender,

bes. am ersten Betreuungstag,

vor allem, was auch die psychi-

sche Ebene betrifft.

Pflegeperson ist es lieber, drei

Tage hintereinander PatientIn-

Durch Pflegekontinuität ist der

Aufbau eines Vertrauensver-

hältnisses möglich.

Erfolge und Rückschritte wur-

den von einer langjährigen

Pflegeperson miterlebt. Die

nachfolgenden Erfolge wurden

dann von dieser Pflegeperson

als besonders toll erlebt.

Genaueres Wissen über

den/die Patienten/in führt zu

einem kontinuierlichen, schritt-

weisen Vorgehen in der Pflege

und Kommunikation, die

Dienstübergaben erfolgen de-

taillierter.

Manche Pflegepersonen haben

den/die Patienten/in öfter be-

treut und Vorschläge einge-

bracht, wodurch auch der Auf-

bau eines Vertrauensverhältnis-

ses möglich war.

Zusammenhang mit Zusam-

menarbeit mit Associate Nur-

ses, Kommunikation und Orga-

nisation.

Zusammenhang mit Zufrieden-

heit mit der Arbeit.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation, Zufriedenheit mit der

Arbeit, Organisation und Zu-

sammenarbeit mit ÄrztInnen

und TherapeutInnen.

Page 253: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

253

nen zu betreuen, da ab dem

zweiten Tag man ihn/sie schon

besser kennt, Dienstübergaben

werden detaillierter.

Nachmittags weiß man über

den/die Patienten/in schon bes-

ser Bescheid als um neun oder

zehn Uhr in der Früh/vormittags,

wenn die Visite stattfindet.

Wenn der/die Patient/in zwei

Wochen oder länger von der

Primary Nurse betreut wird,

kann sie auch besser die Fort-

schritte beurteilen, weil eine

Kontinuität gegeben ist. Bei

neuerlichem Dienstantritt weiß

man, dass man wieder den/die

gleichen/gleiche Patienten/in

betreut, was man gemacht hat,

was am Vortag versprochen

wurde, was er/sie dann aber

auch erwartet. Es wird von den

KollegInnen toleriert.

Text 2: Wenn mehrere Pflege-

personen bei der Pflege beteiligt

sind, gehen oft wichtige Dinge

für den/die Patienten/in verloren

z.B. Vorgaben zur Ernährung.

Text 3: Die Kontinuität beider

verantwortlicher Personen war

gegeben.

Text 4: Primary Nurse war nicht

Bei fehlender Pflegekontinuität

weiß man erst am Nachmittag

über den/die Patienten/in Be-

scheid. Visiten wären am

Nachmittag besser.

Die PatientInnenbetreuung

durch die Primary Nurse zwei

Wochen und länger führt zu

einer besseren Beurteilung der

Fortschritte.

Durch die kontinuierliche Be-

treuung des/der Patienten/in

wissen Pflegende, was ge-

macht und mit dem/der Patien-

ten/in geplant wurde, was dann

auch eingefordert wird und von

den KollegInnen aber auch

toleriert wird.

Wesentliche Informationen

können verloren gehen, wenn

mehrere Pflegepersonen an der

Pflege beteiligt sind.

Primary Nurse war kontinuier-

lich im Tag- und Nachtdienst

beim/bei der Patienten/in, wenn

sie Nachtdienst hatte, wurde die

Pflege von einer Associate Nur-

se kontinuierlich übernommen.

Fehlende Pflegekontinuität sei-

Zusammenhang mit Kommuni-

kation, Organisation und Zu-

sammenarbeit mit ÄrztInnen.

Einstellung der Pflegepersonen,

inwieweit und zu welchem Zeit-

punkt sie sich über den/die Pa-

tienten/in informieren.

Zusammenhang mit Pflegepla-

nung.

Kann auch den Pflegepersonen

Sicherheit geben, dass sie im-

mer den/die gleichen/gleiche

Patienten/in betreuen.

Zusammenhang mit Zusam-

menarbeit mit Pflegepersonen,

Organisation, Dokumentation.

Vertretungsfunktion der Primary

Nurse wird an bestimmte

Associate Nurse weitergege-

ben. Es besteht eine klare Re-

gelung.

Zusammenhang mit Dienst-

plangestaltung, Organisation

und Kommunikation.

Pflegeperson mit langjähriger

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254

anwesend, als der/die Patient/in

verstarb, Associate Nurse war

beim/bei der Patienten/in.

Text 6: Der/Die Patient/in wurde

vier Mal von Primary Nurse be-

treut. Da er/sie im Durchgang-

syndrom war, was für die Prima-

ry Nurse sehr anstrengend war,

hat ein Mal die Pflege eine an-

dere Pflegeperson übernom-

men.

Überlegungen, einen/eine Pati-

enten/in auszuwählen, der/die

bereits präoperativ auf der In-

tensivstation aufgenommen ist,

der/die gemeinsam mit der Pri-

mary Nurse die Pflege und Ziele

planen kann und Angehörige

vorab schon mit einbezogen

werden können.

Text 8: Wenn die PatientInnen

öfters von verschiedenen Pfle-

tens der Primary Nurse. Beglei-

tung des/der Patienten/in und

der Angehörigen in der Sterbe-

phase durch die Associate Nur-

se – beide sind langjährige

Pflegepersonen.

Belastung der aufgrund des

Durchgangssyndroms des/der

Patienten/in. Übernahme der

Betreuung durch andere Pfle-

geperson.

Präoperative Aufnahme auf der

Intensivstation von PatientInnen

unterstützen Primary Nurses in

der Pflegeplanung und Kom-

munikation mit PatientInnen

und Angehörigen.

Fehlendes Wissen über die

PatientInnen bei fehlender Pfle-

Berufserfahrung konnte auf-

grund der Belastung die Pflege-

kontinuität nicht aufrecht erhal-

ten und war erleichtert, dass sie

während der Sterbephase die

Betreuung nicht übernehmen

musste.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation, Belastung durch ster-

benden Patienten.

Primary Nurse mit zweijähriger

Berufserfahrung hat den/die

Patienten/in, der/die im Durch-

gangssyndrom war und als sehr

anstrengend beurteilt wurde,

insgesamt vier Mal betreut und

ein Mal hat die Pflege auf

Wunsch eine andere Pflegeper-

son übernommen.

Zusammenhang mit Belastung,

Zusammenarbeit mit Pflegeper-

sonen, Organisation.

Positives Erleben bei der

präoperativen Aufnahme ei-

nes/einer Patienten/in, da die

Primary Nurse mit dem/der Pa-

tienten/in die Pflegeplanung mit

Zielformulierung durchführen

konnte und die Angehörige

ebenfalls schon miteinbezogen

wurde.

Zusammenhang mit Organisati-

on, Pflegeplanung, Kommunika-

tion, Angehörigenbetreuung.

Einstellung der Pflegepersonen

über Informationssammlung

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255

gepersonen betreutet werden

und ein oftmaliger Wechsel statt-

findet, dann bekommt man ge-

wisse Dinge nicht so mit, als

wenn die Pflege kontinuierlicher

z.B. drei Tage hintereinander

stattfindet.

Diese Kontinuität kommt beson-

ders auch bei der Körperpflege

zu tragen, da die Pflegeperson

dann schon weiß, was kann

der/die Patient/in oder nicht und

kann entsprechend Zeit zur Ver-

fügung stellen zur selbstständi-

gen Durchführung.

gekontinuität.

Primary Nurse weiß genau, was

der/die Patient/in kann oder

nicht und setzt dieses Wissen

z.B. bei der Förderung der

Selbstständigkeit bei der Kör-

perpflege ein.

über PatientInnen.

Zusammenhang mit Organisati-

on. Pflegeverständnis der Pfle-

gepersonen.

Thema 7: „Kommunikation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 7: Kommunikation

Text 1: Ein aufgebautes Ver-

trauensverhältnis wird vom/von

der Patienten/in selbst bestätigt

und es wurden Gespräche mit

dem/der Patienten/in geführt, die

man sonst nicht führen würde.

Bereitschaft, sich näher auf

den/die Patienten/in einzulas-

sen, bei der Übernahme von drei

PatientInnen würde aber die Zeit

dazu fehlen.

Einlassen auf Angehörigenge-

sprächen, würde normalerweise

abgeblockt werden, weil es emo-

tional sehr nahe geht, wenn

Aufgebautes Vertrauensver-

hältnis zwischen Primary Nurse

und Patient/in ermöglicht inten-

sive Gespräche über Ängste,

Gefühle und Beschwerden von

PatientInnen.

Einlassen auf Angehörigenge-

spräche, die auch emotional

sehr nahe gehen können, wird

normalerweise abgeblockt.

Der/die Patient/in bestätigt,

dass ein Vertrauensverhältnis

mit Primary Nurse mit langjähri-

ger Berufserfahrung aufgebaut

wurde. Dadurch können Ge-

spräche mit ihm/ihr geführt wer-

den, die bei oftmaligem Wech-

sel von Pflegepersonen nicht

möglich wären. Dieses Vertrau-

ensverhältnis setzt voraus, dass

Pflegepersonen bereit sind, sich

auf den/die Patienten/in näher

einzulassen.

Zusammenhang mit Pflegekon-

tinuität.

Zusammenhang mit Angehö-

rigenbetreuung, Belastung und

Pflegekontinuität.

Gewisse Berufserfahrung kön-

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256

Gespräche tiefschürfend sind.

Ein spezielles Gespräch hat die

Pflegeperson sehr mitgenom-

men.

Der/Die Patient/in hat erzählt,

wie es ihm/ihr mit dem Tracheo-

stoma ergangen ist, oder als

er/sie das Gefühl hatte, keine

Luft zu bekommen und dass

er/sie vergessen hatte, dass die

PatientInnenrufanlage die Pati-

entInnenrufanlage ist und wie es

sich anfühlt, dass er/sie sich zu

diesem Zeitpunkt nicht mitteilen

konnte. Gespräche über sei-

ne/ihre Erkrankung, Aufklärung

über die Operation, Nebenwir-

kungen, die er/sie selbst gar

nicht so wahrgenommen hat,

wurden geführt.

Text 2: Zu geringe und fehlende

konkrete Kommunikation zwi-

schen Stationsleitungen und

dem Team, fehlendes Feed-

back.

Text 5: Die Kommunikation zwi-

schen Pflegepersonen und Phy-

siotherapeutInnen funktionierte

unterschiedlich gut. Es können

auch Missverständnisse entste-

hen, wenn manche Sachen

falsch aufgefasst werden oder

nur die Hälfte gehört wird.

Trotz langjähriger Berufserfah-

rung gibt es Gespräche, die die

Primary Nurse sehr mitgenom-

men haben.

Zwischen Stationsleitung und

Pflegeteam besteht eine zu

geringe bzw. fehlende konkrete

Kommunikation. Projektteam-

mitglieder wünschen sich ein

Feedback von der Stationslei-

tung.

Von Seiten der Physiotherpeu-

tInnen wird die Kommunikation

zwischen Pflegepersonen und

ihrer Berufsgruppe als unter-

schiedlich gut dargestellt. Es

entstehen auch Missverständ-

nisse, wenn gewisse Dinge

falsch aufgefasst werden oder

nen Voraussetzung sein, um

Angehörigengespräche auch

führen zu können.

Zusammenhang Berufserfah-

rung und Gefühle.

Zusammenhang mit Rolle der

Stationsleitung und Organisati-

on.

Aufgrund von großem Arbeits-

aufwand bei Pflegepersonen

und Fehlinterpretationen ent-

stehen Missvertsändnisse, die

von TherapeutInnen wahrge-

nommen werden und die Zu-

sammenarbeit negativ beein-

flussen können.

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257

Absprachen mit Primary Nurses

funktionieren sehr gut. Sollte es

keine Zuweisung für den/die

Primary Nursing Patienten/in

geben, können kurze Übungs-

absprachen mit der Primary

Nurse erfolgen, welche Übungen

sie durchführen kann und es

muss nicht unbedingt ein Mehr-

aufwand für die Pflege sein.

Text 6: Absprachen in der Pro-

jektgruppe, welche Pflegediag-

nosen z.B. für diesen/diese Pa-

tienten/in passend wäre.

Es muss bei der Dienstübergabe

kommuniziert werden, beson-

ders die ersten Tage, wer bei

welchem/welcher Patienten/in

Primary Nurse ist. E-Mails ver-

schicken alleine genügt nicht.

nur die Hälfte gehört wird.

Absprachen mit den Primary

Nurses funktionieren sehr gut,

auch wenn für den/die Primary

Nursing Patienten/in keine ärzt-

liche Zuweisung vorhanden ist,

werden Übungen mit der Prima-

ry Nurse besprochen, die

der/die Patient/in ohne Physio-

therapeutInnen durchführen

kann, ohne dass zwingend ein

Mehraufwand für die Pflegeper-

son besteht.

Absprachen und Unterstützung

in der Projektgruppe bei der

Auswahl und Formulierung der

Pflegediagnosen.

Bei den Dienstübergaben in der

Früh ist eine Information an das

gesamte Team notwendig, wel-

che Pflegeperson bei wel-

chem/welcher Patienten/in Pri-

mary Nurse ist. E-Mails zu ver-

schicken ist nicht genug an

Kommunikation.

Primary Nurse mit zweijähriger

Berufserfahrung führt Abspra-

chen mit PhysiotherapeutInnen

durch, auch ohne Zuweisung

von ÄrztInnen.

Zusammenhang mit Pflegepla-

nung, Zusammenarbeit mit

Pflegepersonen, TherapeutIn-

nen und ÄrztInnen.

Pflegeperson mit langjähriger

Berufserfahrung schätzt die

Unterstützung bei der Formulie-

rung von Pflegediagnosen sehr.

Informationsweitergabe per E-

Mail reicht nicht aus. Projekt-

teammitglieder wünschen sich

die Informationsweitergabe zu

Primary Nursing face to face.

Zusammenhang mit der Rolle

der Stationsleitung.

Thema 8: „Angehörige“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 8: Angehörige

Text 1: Der/Die Angehörige hat

immer die Bezugspflegeperson

verlangt, es wurde keine andere

Pflegeperson toleriert. Es hat

länger gedauert, bis die/der An-

gehörige begriffen hat, dass sich

alle Pflegepersonen gleich gut

um den/die Patienten/in küm-

Die Primary Nurse wurde

vom/von der Angehörigen im-

mer verlangt, andere Pflege-

personen wurden anfangs nicht

toleriert, erst als er/sie begriffen

hat, dass sich andere Pflege-

personen gleich gut um den/die

Patienten/in kümmern.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation.

Fehlende Informationsweiterga-

be über Primary Nursing an

Angehörige.

Sich als Primary Nurse abgren-

zen können.

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258

mern.

Der/Die Angehörige war bereit,

bei Pflegehandlungen das Pati-

entInnenzimmer zu verlassen,

oder auch Dinge für den/die

Patienten/in mitzubringen.

Es ist ein Lernprozess, mit An-

gehörigen richtig umzugehen,

vor allem, wenn ein Bezie-

hungsaufbau stattgefunden hat

und Ängste der Angehörigen

geschildert werden, oder wenn

die Besuchszeiten individuell für

Angehörige angepasst werden.

Angehörige hat betont, dass sie

es gemerkt hat, dass die Pflege

immer gleich ist.

Die Einbeziehung der Angehöri-

gen muss individuell aussehen,

da nicht alle dazu bereit wären

und es auch nicht immer von

den PatientInnen gewünscht

wird. Auch nicht alle Pflegeper-

sonen möchten sich darauf ein-

lassen und eher die Besuchs-

zeiten so gestalten, dass sie

Ruhe haben.

Text 2: Angehörige sind moti-

viert mitzumachen.

Angehörige hat Ängste mit Pri-

mary Nurse besprochen.

Der/Die Angehörige verlässt bei

Pflegehandlungen das Patien-

tInnenzimmer. Pflegerelevante

Utensilien werden vom/von der

Angehörigen mitgebracht.

Die Angehörige betont, dass sie

bemerkt hat, dass die Pflege-

handlungen gleich-bleibend

sind, trotz unterschiedlicher

Pflegepersonen.

Motivierte Angehörige, die bei

Pflegemaßnahmen mitmachen

möchten.

Ängste der Angehörigen wur-

Zulassen können, dass Angehö-

rige im PatientInnenzimmer bei

Pflegehandlungen bleiben bzw.

auch unterstützend dabei sind,

dazu bedarf es einer langjähri-

gen Berufserfahrung, auf Ange-

hörige sich einlassen können

und auch der geäußerte

Wunsch von PatientInnen und

Angehörigen.

Zusammenhang mit Pflegekon-

tinuität, Kommunikation – Anlei-

ten der Angehörigen und Orga-

nisation, um evtl. eine individu-

elle Besucherregelung zu er-

möglichen, wird aber nicht von

allen Pflegepersonen ge-

wünscht – haben lieber Ruhe

während der Besuchszeit.

Zusammenhang mit Einhalten

der geplanten Pflegemaßnah-

men, Pflegeplanung, Pflegekon-

tinuität und Kommunikation.

Als Primary Nurse sich auf An-

gehörige Einlassen und Ab-

grenzen können, was mit Si-

cherheit und Berufserfahrung im

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259

Text 3: Angehörige, deren Pati-

entInnen auch in der Projekt-

gruppe waren, haben schon

etwas neidvoll reagiert, als sie

bemerkt haben, dass jetzt ein

anderer/eine andere Patient/in

von einer Primary Nurse betreut

wird. Die anderen Angehörigen

haben das aber nicht bemerkt,

da sie über das Pflegeorganisa-

tionssystem nicht Bescheid

wussten.

Die Angehörige hat sich mit

Händen und Füßen gegen die

Transferierung gewährt.

Text 4: Der Ehefrau wurde die

Pflegeplanung gezeigt.

Text 6: Angehörige wurden in

die Pflege nicht einbezogen. Es

gab einen 18jährigen Sohn, der

ab und zu kurz zu Besuch kam.

Text 7: Vorgehen nach Projekt-

ende, wenn die Angehörige sehr

fixiert ist auf die Primary Nurse,

trotz umfangreicher Information

bei Projektstart, kann diese an

die Stationsleitung verwiesen

werden.

Die Angehörigenbetreuung hat

den mit der Primary Nurse be-

sprochen.

Neidvolle Blicke von Angehöri-

gen, deren PatientInnen bereits

in der Projektgruppe waren und

jetzt von keiner Primary Nurse

mehr betreut werden.

Angehörige, deren PatientInnen

nicht in der Projektgruppe wa-

ren, haben keine Veränderun-

gen wahrgenommen.

Rasche Transferierung eines

Patienten nach Wels wurde von

der Angehörigen kaum akzep-

tiert.

Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung hat Ehefrau die

Pflegeplanung gezeigt, da sie

sich auch ein bisschen damit

auskennt.

18jähriger Sohn, der nur spora-

disch zu Besuch kam, wurde in

die Pflege nicht einbezogen.

Umgang mit PatientInnen und

Angehörigen, die nach einem

Monat nicht mehr von Primary

Nurse betreut werden, fühlen

sich in Stich gelassen, trotzdem

es vorher kommuniziert wurde.

Die Angehörigenbetreuung

Zusammenhang steht.

Zusammenhang mit Rolle der

Stationsleitung, Kommunikation

und Organisation. Richtlinien

müssen für alle Betroffenen

vorgeben sein und kommuni-

ziert werden, wie lange ein/eine

Patient/in von einer Primary

Nurse betreut wird und was

danach geschieht.

Zusammenhang mit Zufrieden-

heit mit der Arbeit der Pflege-

personen, Kommunikation und

Organisation.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation und Pflegeplanung.

Ängste der Angehörigen müs-

sen berücksichtigt werden.

Problematik wurde bereits im

Text 3 behandelt. Adäquate

Regelung wurde noch nicht

gefunden.

Zusammenhang mit Kommuni-

kation, Organisation und Rolle

der Stationsleitung.

Pflegeperson mit langjähriger

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260

auch sehr viel mit der Persön-

lichkeit der einzelnen Pflegeper-

son zu tun, ob sie das kann oder

nicht, das kann man nicht aner-

ziehen.

steht in Zusammenhang mit der

Persönlichkeit der jeweiligen

Pflegeperson und auch mit der

Berufserfahrung. Es stellt sich

die Frage, ob das erlernbar ist.

Berufserfahrung sieht die Ange-

hörigenbetreuung in Abhängig-

keit mit der Persönlichkeit jeder

einzelnen Pflegeperson und mit

der Berufserfahrung.

Thema 9: „Pflegeplanung“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 9: Pflegeplanung

Text 1: Eine Bezugspflegeper-

son dokumentiert genauer, als

wenn mehrere Pflegepersonen

für den/die Patienten/in zustän-

dig sind.

Gegenseitiger Austausch bei

der Pflegeplanung findet statt,

was aber nur in der Projekt-

gruppe funktioniert. Das restli-

che Pflegeteam geht ins Zim-

mer, liest sich das evtl. durch

und macht das Standardverfah-

ren und davor besteht Angst,

was jedoch nur vereinzelt auf-

getreten ist, tageweise hat es

funktioniert.

Es wurde viel genauer doku-

mentiert, wenn man es richtig

macht, wie man es in der Schu-

le gelernt hat und es wurde das

Mittelmaß beim/bei der Patien-

ten/in gefunden.

Eine Pflegeperson, die konti-

nuierlich den/die Patienten/in

betreut, kann die Pflegepla-

nung genauer dokumentieren,

als wenn mehrere Pflegeper-

sonen sporadisch die Betreu-

ung übernehmen.

Gegenseitige Unterstützung

bei der Pflegeplanung in der

Projektgruppe. Einhaltung der

geplanten Pflegemaßnahmen

wird unterschiedlich von den

übrigen Pflegepersonen wahr-

genommen und durchgeführt

wird.

Viel genauere Dokumentation.

Versuch die Pflegeplanung so

durchzuführen, wie es in der

Schule gelernt wird.

Es muss ein Mittelmaß an

dokumentierten Pflegeproble-

men für PatientInnen gefunden

werden, sodass nicht jeder

kleinste Hautdefekt durch eine

Pflege-diagnose dokumentiert

wird.

Zusammenhang mit Pflegekontinuität,

Kommunikation, Organisation.

Wertigkeit des Projektes in der Pro-

jektgruppe und restliches Pflegeteam

sowie fragliche Wertschätzung der

Arbeit jeder einzelnen Pflegeperson.

Gegenseitiges Lernen wird ermög-

licht.

Zusammenhang mit Zusammenarbeit

mit Pflegepersonen, Rolle der Stati-

onsleitung, Kommunikation.

Einstellung jeder Pflegeperson zum

Pflegeprozess, unterschiedliche In-

terpretation der PatientInnenproble-

me, unterschiedliches Wissen und

Können im Zusammenhang mit dem

Pflegeprozess.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Zusammenarbeit mit Pflegepersonen,

Rolle der Stationsleitung

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261

Angelegte Evaluationstermine

sollen an Tagen geplant wer-

den, wenn die Primary Nurse

im Tagdienst ist.

Sollte sich etwas am Zustand

des/der Patienten/in verändern

und die Primary Nurse ist nicht

im Dienst, so soll eine Associa-

te Nurse ebenfalls die Verände-

rung der Pflegediagnosen bzw.

die Evaluation durchführen.

Text 2: Es hat sich gezeigt,

dass bei der Übernahme

des/der Patienten/in von der

Primary Nurse, in der Pflege-

planung keine Fotodokumenta-

tion vorhanden war, was nor-

malerweise generell üblich ist.

Es gibt für manche Probleme

des/der Patienten/in keine pas-

sende Pflegediagnose. Neue

oder andere Pflegediagnosen,

die selten verwendet werden,

können nur von der Stationslei-

tung bzw. von einem Kollegen

im PC aufgenommen werden.

Diskussionen werden geführt,

wie man was schreibt, was

aufgrund des Umfanges aus-

zuarten beginnt und die Motiva-

tion der Projektteammitglieder

herabsetzt.

Es hat mit der Stationsleitung

noch keine Absprache zu den

Evaluationen müssen im Tag-

dienst der Primary Nurse er-

folgen.

Bei Zustandsveränderungen

des/der Patienten/in und Ab-

wesenheit der Primary Nurse,

muss die Associate Nurse

begründet die Pflegeplanung

verändern und der Primary

Nurse dann Rechenschaft

abgeben.

Fehlende Fotodokumentation

eines/einer Patienten/in bei

der Übernahme der Betreuung

von der Primary Nurse.

Für manche PatientInnenprob-

leme gibt es im Dokumentati-

onssystem keine passende

Pflegediagnose, die dann nur

von der Stationsleitung oder

von einer bestimmten Pflege-

person im PC-Programm auf-

genommen werden kann.

Umfangreiche Diskussionen

werden über die Art und Weise

der Formulierung geführt, was

an Überhand gewinnt und die

Motivation der Projektteam-

mitglieder herabsetzt.

Keine Absprache mit der Sta-

tionsleitung und Primary Nurse

Zusammenhang mit Organisation,

Dienstplangestaltung, Verantwortung.

Zusammenhang mit Rolle der

Associate Nurse, Verantwortung,

Kommunikation

Unsicherheiten, da erst die Pilotie-

rungsphase begonnen hat. Fehlen-

des konkretes Wissen über die ein-

zelnen Rollen, die im Pflegesystem

vertreten sind

Fehlendes einheitliches Vorgehen bei

der Pflegeplanung im gesamten Pfle-

geteam.

Zusammenhang mit der Rolle der

Stationsleitung, Pflegekontinuität,

Verantwortung.

Projektteammitglieder machen sich

Gedanken über individuelle Pflegedi-

agnosen der PatientInnen. Es werden

nicht nur Standardpflegediagnosen

angelegt.

Zusammenhang mit der Rolle der

Stationsleitung, Zusammenarbeit mit

Pflegepersonen.

Unsicherheiten beim Dokumentieren

sind klar erkennbar.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Zusammenarbeit mit Pflegepersonen,

Motivation, Rolle der Stationsleitung.

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung erkennt Schwierigkeiten in

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262

Pflegediagnosen gegeben.

Wenn man diese umfangreiche

Pflegedokumentation mehrmals

in kurzer Zeit bei verschiede-

nen PatientInnen machen

müsste, wäre das sehr belas-

tend und zeitaufwändig.

Text 3: Die Primary Nurse setzt

andere Prioritäten bei der Pfle-

geplanung, was für die

Associate Nurse interessant

war.

Es wurde eine sehr umfangrei-

che Wunddokumentation aus

mehreren Perspektiven durch-

geführt, was Pflegepersonen

demotiviert, sich alle anzu-

schauen. Für die Beurteilung

von Veränderungen der Haut-

defekte waren sie aber sehr

wichtig.

Man sollte aber eine gewisse

Grenze setzen und nicht alle

mit langjähriger Berufserfah-

rung über bestehende Pflege-

diagnosen.

Belastung und großer Zeitauf-

wand, wenn Pflegepersonen

bei mehreren PatientInnen

hintereinander eine umfang-

reiche Pflegeplanung durch-

führen müssen.

Jede Primary Nurse setzt un-

terschiedliche Prioritäten bei

der Pflegeplanung, was von

einer Associate Nurse ange-

merkt wurde, die eine langjäh-

rige Berufserfahrung hat.

Eine sehr umfangreiche Foto-

dokumentation aus verschie-

denen Perspektiven demoti-

viert Pflegepersonen sich nä-

her mit dieser Pflegeplanung

auseinanderzusetzen, obwohl

sie für die Beurteilung der

Veränderung wichtig waren.

Es sollten Grenzen gesetzt

werden beim Umfang der Fo-

todokumentation.

der korrekten Formulierung von Pfle-

gediagnosen und wünscht sich Un-

terstützung seitens der Stationslei-

tung, die jedoch nicht stattgefunden

hat.

Zusammenhang mit Rolle der Stati-

onsleitung, Verantwortung, Organisa-

tion.

Unsicherheit bei der Formulierung der

Pflegediagnosen und fehlender routi-

nierter Umgang führt bei Pflegeper-

sonen zur Belastung durch empfun-

denen Mehraufwand.

Zusammenhang mit Pflegekontinuität,

Verantwortung, Organisation.

Individuelle Einstellung zum Pflege-

prozess und Verständnis für Pflege-

diagnostik.

Unterschiedliche Prioritätensetzung

der Pflegepersonen bei den Pflege-

problemen des/der Patienten/in –

Sichtweise des/der Patienten/in wenn

möglich berücksichtigen.

Es bestehen unterschiedliche Auffas-

sungen über den Umfang der Wund-

dokumantation.

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263

Wimmerl fotodokumentieren.

Angst als Pflegediagnose wur-

de für diesen Patienten ange-

legt.

Text 6: Je genauer und öfter

man sich mit den passenden

Pflegediagnosen für die Patien-

tInnen beschäftigt, umso leich-

ter fällt dann das Diagnostizie-

ren. Es soll kein Zwang sein,

sondern man muss schon ein

Verständnis dafür haben.

Es ist schwer gefallen, wenn es

keine Pflegeprobleme mehr

gibt, die Pflegediagnosen ab-

zusetzen und evtl. nur noch

eine Risiko-Pflegediagnose zu

belassen.

Es wird als Arbeitserleichterung

empfunden, wenn die Pflege

geplant ist.

Text 7: Als Pflegeperson sollten

keine mitverantwortlichen Tä-

tigkeiten geplant werden wie

Es wurden nicht nur körperli-

che Pflegediagnosen gestellt,

sondern auch psychische wie

z.B. Angst.

Die genaue und oftmalige

Auseinandersetzung mit den

Pflegediagnosen bringt Si-

cherheit und Wissen beim

Diagnostizieren.

Unsicherheit beim Absetzen

der Pflegediagnosen.

Arbeitserleichterung von Pfle-

geperson mit langjähriger Be-

rufserfahrung empfunden,

wenn die Pflege gut geplant

ist.

Es sollten keine mitverantwort-

lichen Tätigkeiten in der Pfle-

geplanung enthalten sein.

Wahl einer psychischen Pflegediag-

nose – abhängig vom Pflegever-

ständnis der Pflegepersonen, Berufs-

erfahrung, Aufbau einer Vertrauens-

basis mit dem/der Patienten/in.

Zusammenhang mit Verantwortung.

Individuelle Einstellung zum Pflege-

prozess führt auch zu einer indiv.

Auseinandersetzung mit der Pflege-

diagnostik der einzelnen Pflegeper-

sonen. Pflegeperson mit langjähriger

Berufserfahrung erkennt Erleichte-

rung beim Diagnostizieren, nachdem

er/sie die Verantwortung für die Pfle-

geplanung während des Projektes

schon mehrmals übernommen hat.

Pflegeperson mit zweijähriger Be-

rufserfahrung äußert Probleme beim

Absetzen der Pflegediagnosen, wenn

der/die Patient/in danach keine oder

nur Risiko-Pflegediagnosen aufweist.

Dies kann ein Hinweis auf fehlendes

konkretes Wissen über den Pflege-

prozess.

Eine gute Pflegeplanung wird als

Arbeitserleichterung von einer Pfle-

geperson mit langjähriger Berufser-

fahrung gesehen, die scheinbar be-

reits ein anderes Verständnis zur

Pflegediagnostik entwickelt hat und

diese nicht als Belastung definiert.

Wie im Text 6 zeigt sich auch hier

das indiv. Verständnis der Pflegedi-

agnostik. Unsicherheit gibt die Doku-

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264

z.B. die Dekanülierung ei-

nes/einer tracheotomierten

Patienten/in. Hier stehen vor-

dergründig die Überwachungs-

pflicht und der Schutz, dass

der/die Patient/in nicht am

Trachealsekret erstickt.

Diskussionen werden geführt,

welche PatientInnenprobleme

geplant werden sollen oder

müssen, wenn es beim/bei der

Patienten/in keine Erfolge gibt.

Müssen/sollen Maßnahmen

geplant werden, die standard-

mäßig auf der Station durchge-

führt werden wie z.B. Wärmen

des/der Patienten/in mit Bair

Hugger bei hämodiafiltrierten

PatientInnen, obwohl der Stan-

dard nicht schriftlich aufliegt.

Es muss so geplant werden,

dass es für den/die Patienten/in

ist und nicht für die Pflegeper-

son. Ziele müssen für den/die

Patienten/in abgesprochen

werden.

Inwiefern kann der/die Pati-

ent/in in der ersten postoperati-

ven Zeit mitbestimmen und

sagen, das will ich? Manche

PatientInnen können sehr wohl

mitbestimmen was sie wollen.

Wichtig ist, dass die Pflegeper-

son mit dem/der Patienten/in

kleine Ziele bespricht.

Unsicherheit bei den Pflegedi-

agnosen/

Planung der Pflegemaßnah-

men bei PatientInnen mit in-

fauster Prognose, wo keine

Erfolge mehr in Aussicht sind.

Fragliche Notwendigkeit, ob

Standardmaßnahmen geplant

werden müssen, auch wenn

kein Pflegestandard als sol-

cher schriftlich aufliegt.

Pflegeplanung muss für

den/die Patienten/in sein und

nicht für die Pflegeperson.

Ziele (Nahziele) müssen so-

fern möglich, mit dem/der Pa-

tienten/in abgesprochen wer-

den.

mentation der mitverantwortlichen

Tätigkeiten, die einen großen Anteil in

der Pflege von IntensivpatientInnen

einnimmt.

Die Berufserfahrung der Pflegeper-

sonen allein kann dazu nicht beitra-

gen, dass, wenn für den/die Patien-

ten/in keine Fortschritte mehr möglich

sind, keine Belastung auftritt. Es

muss ein eigener Zugang im Pflege-

verständnis vorhanden sein.

Fehlende klare und einheitliche Vor-

gaben zum Standardpflegplan der

Station.

Zusammenhang mit Organisation,

Kommunikation, Rolle der Stationslei-

tung.

Indiv. Verständnis/Wissen über Pfle-

geplanung führt dazu, dass Patien-

tInnen in die Planung, wenn möglich,

nicht einbezogen werden und teilw.

Probleme nicht aus der Sicht des/der

Patienten/in formuliert werden, son-

dern aus Sicht der Pflegeperson.

Zusammenhang mit Kommunikation.

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265

Text 8: Die Pflegeplanung er-

folgt genauer und bewusster

und man bekommt etwas bes-

ser oder auch bewusster mit,

was die Angehörigen betrifft

oder was sich beim/bei der

Patienten/in verändert.

Genauere und bewusster for-

mulierte Pflegeplanung, da

man als Primary Nurse mehr

an Informationen über den/die

Patienten/in und Angehörigen

erfährt und auch besser beur-

teilen kann, was sich beim/bei

der Patienten/in verändert hat.

Pflegepersonen mit langjähriger Be-

rufserfahrung erkennen, dass durch

die Pflegekontinuität der Primary

Nurse das Wissen über den/die Pati-

enten/in größer ist, wodurch die Pfle-

geplanung viel genauer und bewuss-

ter erfolgen kann.

Thema 10: „Organisation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 10: Organisation

Text 1: Ein Vorteil für den/die

Patienten/in war, dass er/sie in

einem Einzelzimmer war und

von der Primary Nurse betreut

wurde. Wäre der/die Patient/in

in einem Mehrbettzimmer, wäre

es wahrscheinlich anders abge-

laufen, wenn man mehrere

PatientInnen zu betreuen hat

und zusätzlich einen/eine neu-

en/neue Mitarbeiter/in ein-

schult.

Wenn der/die Patient/in nach

der Primary Nurse läutet, hat

er/sie mehr Zeit für ihn/sie,

auch zum Plaudern.

Wenn man als Primary Nurse

nicht im zugeteilten Zimmer ist,

hilft man trotzdem bei anderen

PatientInnen mit.

Der/Die Patient/in hat im Ein-

zelzimmer das Gefühl, dass die

Primary Nurse nur für ihn/sie da

Ein Vorteil für die Betreuung

eines/einer Primary Nursing

Patienten/in wird im Einzel-

zimmer gesehen. Die erfolg-

reiche Umsetzung von Primary

Nursing wird in Frage gestellt,

wenn PatientInnen in einem

Mehrbettzimmer liegen und die

Pflegeperson mehrere Patien-

tInnen zu betreuen hat und

evtl. noch einen/eine neu-

en/neue Mitarbeiter/in einzu-

schulen hat.

Primary Nurse kann sich um

ihren/ihre Patienten/in mehr

kümmern, hat mehr Zeit für

ihn/sie auch zum Plaudern.

Die Primary Nurse hilft auch

in anderen PatientInnenzim-

mern bei der Pflege mit.

PatientInnen im Einzelzimmer

sehen die Arbeit nicht außer-

halb des Zimmers und glau-

Der/die ersten Patient/in liegt in ei-

nem Einzelzimmer, was in der Um-

setzung von Primary Nursing positiv

bewertet wird, weil keine weiteren

PatientInnen in diesem Fall mitbetreut

werden müssen und keine neuen

MitarbeiterInnen einzuschulen sind.

Zusammenhang mit Zusammenarbeit

mit Pflegepersonen.

Für die Primary Nurse sind auch Ge-

spräche mit dem/der Patienten/in

wichtig. Sie kann sich auch dafür Zeit

nehmen.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Pflegekontinuität und Zusammenar-

beit mit Pflegepersonen.

Aufklärung über die Arbeit der Prima-

ry Nurse und den anderen Pflegeper-

sonen für PatientInnen ist wichtig, um

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266

ist. Er/Sie ist froh, wenn jemand

bei ihm/ihr ist. In einem Vier-

bettzimmer würde das anders

aussehen.

In einem Mehrbettzimmer wür-

den es die anderen PatientIn-

nen und Angehörigen auch

mitbekommen, dass immer die

gleiche Pflegepersonen bei

diesem/dieser einen Patien-

ten/in sind und die sich viel-

leicht mehr Zeit nehmen, das

wäre diesen PatientInnen ge-

genüber ungerecht. In diesem

Fall müssten alle PatientInnen

im Zimmer eine Primary Nurse

haben, was derzeit extrem

schwer umzusetzen ist.

PatientInnen sollen mindestens

vier Tage auf der Intensivstati-

on sein, um von einer Primary

Nurse betreut zu werden.

Man würde für diesen Schreib-

aufwand einen/eine Sekretär/in

benötigen.

Dokumentation ist eine Kata-

strophe, da die Tastatur und die

Maus bei den PC´s nicht gut

funktionieren und man noch

mehr Zeit zum Schreiben benö-

tigt.

Überlegungen werden ange-

strebt, was mit dem/der Patien-

ten/in weiter geschieht, wenn

er/sie nach einem Monat Pri-

mary Nursing nicht mehr im

ben, dass die Primary Nurse

nur für sie da ist bzw. sind

froh, wenn jemand bei ihnen

im Zimmer ist.

Empfundene Ungerechtigkeit

PatientInnen und deren Ange-

hörigen gegenüber, wenn

ein/eine Patient/in von einer

Primary Nurse betreut wird

und die anderen PatientInnen

im Mehrbettzimmer nicht.

PatientInnen, die mindestens

vier Tage auf der Intensivstati-

on aufgenommen sind, kön-

nen/sollen von einer Primary

Nurse betreut werden.

Für großen Schreibaufwand

wird ein/eine Sekretär/in ge-

wünscht.

Defekte oder nicht gut funktio-

nierende Bestandteile beim

PC, die einen größeren Zeit-

aufwand bei der Dokumentati-

on verursachen.

Primary Nurse hat den

Wunsch geäußert, den/die

Patienten/in nach dem Pro-

jektmonat weiterhin betreuen

zu wollen, um seine/ihre Fort-

ein Verständnis für die Abwesenheit

im PatientInnenzimmer zu erhalten.

Die Primary Nurses müssen sich

auch Abgrenzen können.

Pflegepersonen haben Befürchtung,

dass andere PatientInnen die Betreu-

ungssituation ungerecht finden.

Zusammenhang mit Rolle der Stati-

onsleitung, Kommunikation und Pfle-

gekontinuität.

Vorgehensweise muss besprochen

und Richtlinien vorgegeben werden,

welche PatientInnen zu welchem

Zeitpunkt und wie lange eine Primary

Nurse benötigen.

Die umfangreiche Dokumentation

sowie defekte PC-Bestandteile führen

zu einem gesteigerten Schreibauf-

wand, wodurch sich Pflegepersonen

eine zusätzliche Schreibkraft wün-

schen.

Es fehlt an konkreten Richtlinien, wie

die Betreuung der PatientInnen nach

Projektende zu erfolgen hat. Patien-

tInnen erhalten bei Projektstart die

Information über die Projektdauer,

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267

Projekt ist. Die Primary Nurse

möchte in diesem Fall den/die

Patienten/in weiterhin betreuen.

Wenn die Primary Nurse ei-

nen/eine neuen/neue Mitarbei-

ter/in einschult, könnten diese

das System gleich kennen ler-

nen.

Text 2: Projektleiterin war beim

Reflexionsgespräch nicht an-

wesend.

Dokumentationen sollten nur

ein Mal erfolgen, gut ersichtlich

und für alle klar sein, wo was

zu dokumentieren ist bzw.

nachzulesen ist, z.B. unter

aktuellen Bericht.

Fehlende Unterstützung von

höherer Hierarchieebene, es

hat nicht diesen Stellenwert,

den sich die Projektteam-

mitglieder erwarten.

Die Pflegeplanung sowie die

Fotodokumentation sollten bei

allen PatientInnen von allen

Pflegepersonen durchgeführt

werden und funktionieren, wo-

bei eine entsprechende Kon-

trolle notwendig ist.

Die Stationsleitung muss hinter

dem Projektteam stehen und

bei der morgentlichen Patien-

schritte auch danach zu erle-

ben.

Neue MitarbeiterInnen könnten

Primary Nursing kennen ler-

nen, wenn sie von einer Pri-

mary Nurse eingeschult wer-

den.

Keine Anwesenheit der Pro-

jektleiterin beim zweiten und

fünften Reflexionsgespräch.

Dokumentation soll nur ein Mal

erfolgen und für alle ersichtlich

und einheitlich sein.

Fehlende Unterstützung von

höherer Hierarchieebene mit

fraglichen Stellenwert dem

Projekt gegenüber.

Pflegeplanung und bei Bedarf

die Fotodokumentation sollte

seit 1997 Bestandteil der ei-

genverantwortlichen Tätigkei-

ten sein und aufgrund von

immer wieder durchgeführten

Fortbildungen auch funktionie-

ren. Kontrolle ist jedoch immer

notwendig.

Stationsleitung muss hinter

dem Projektteam stehen und

die PatientInnenzuteilung kon-

was danach kommt, scheint nicht klar

zu sein.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Rolle der Stationsleitung, Dienstplan-

gestaltung.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Dienstplangestaltung, Rolle der Stati-

onsleitung.

Einstellung und Wissen zu eigenver-

antwortlichen Tätigkeiten wie z.B. der

Pflegeprozess.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Verantwortung, Rolle der Stationslei-

tung.

Die Projektteammitglieder vermissen

die Unterstützung von höherer Hie-

rarchieebene und hinterfragen den

Stellenwert des Projektes.

Fehlende Einheitlichkeit in der Pfle-

geplanung und Dokumentation durch

unterschiedliches Wissen und Ausbil-

dung.

Zusammenhang mit Pflegekontinuität,

Verantwortung, Beziehung zu Patien-

tInnen und Angehörige.

Projektteammitglieder wünschen sich

Zuerkennung zum Projekt von der

Stationsleitung sowie konsequente

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268

tInnenzuteilung konsequent,

trotz Personalmangel, die Ein-

teilung treffen und mit den Pfle-

ge-personen über Dienstplan-

änderungen kommunizieren.

Überlegungen werden getrof-

fen, wie das Materiallager bes-

ser angelegt oder aufgeteilt

werden kann, um Wegstrecken

für Pflegepersonen zu reduzie-

ren.

Stationsleitung hat telefonisch

nachgefragt, ob und bei wem

die entsprechende Pflegeper-

son Primary Nurse sein möch-

te.

Überlegungen werden disku-

tiert, wer aus dem Projektteam

die Rolle der Primary Nurse

noch übernehmen kann.

Beim/Bei der dritten Patien-

ten/in ist eine genannte Associ-

ate Nurse für die Tagdienste

und die Primary Nurse für die

Nachtdienste verantwortlich,

was als positiv erachtet wird.

Es läuft sehr viel im Hinter-

grund ab, mit vielen Bespre-

chungen, was von den Stati-

onsleitungen aber nicht weiter

ans Team kommuniziert wird.

sequent durchführen trotz

Personalmangel und notwen-

dige Dienstplanänderungen

mit den Pflegepersonen kom-

munizieren.

Wegstrecken für Pflegeperso-

nen verkürzen und z.B. das

Materiallager entsprechend zu

organisieren.

Telefonische Kontaktaufnah-

me von der Stationsleitung mit

der von ihr ausgewählten zu-

künftigen Primary Nurse und

Absprache über den/die

nächsten Primary Nursing

Patienten/in.

Positives Feedback über Ge-

staltungsmöglichkeit, sodass

die Primary Nurse die Nacht-

dienste weiterhin absolvieren

kann und eine genannte Pfle-

geperson fix die Rolle der

Associate Nurse übernimmt.

Viele Besprechungen laufen

im Hintergrund mit der Stati-

onsleitung und der höheren

Hierarchieebene, was jedoch

nicht ans Team weiter kom-

muniziert wird, die Stationslei-

tung aber sehr oft nicht auf der

PatientInnenzuteilung ihrerseits.

Zusammenhang mit Rolle der Stati-

onsleitung und Primary Nurse, Kom-

munikation.

Pflegepersonen überlegen sich Ver-

besserungen der Arbeitsbedingun-

gen.

Telefonische Anfrage und Absprache

für die nächste Primary Nurse und

dem/der Patienten/in.

Beibehaltung der Nachdienst ist der

Primary Nurse wichtig. Es werden

Möglichkeiten gefunden, um Primary

Nursing in diesem Fall auch umset-

zen zu können.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Dokumentation, Zusammenarbeit mit

Pflegepersonen und konkrete Rollen-

zuteilung.

Besprechungsinhalte von höherer

Hierarchieebene wird nicht ans Team

weiter kommuniziert, wodurch Unsi-

cherheit besteht und die oftmalige

Abwesenheit der Stationsleitung im

Team negativ bewertet wird.

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269

Text 3: Neuer/Neue Mitarbei-

ter/in war während der Pro-

jektphase nicht einzuschulen.

Es wird immer behauptet, dass

die Primary Nurse immer nur

einen/eine Patienten/in be-

treuen muss, was aber nicht

stimmt.

Es macht keinen Unterschied

bei der Betreuung eines/einer

zweiten Patienten/in und es

werden auch Angehörigenge-

spräche bei beiden geführt.

Text 4: In einem Dreibettzim-

mer mit einem Kollegen ge-

meinsam, kann man die Be-

treuung des/der Patienten/in

abwechseln.

Bei der Teambesprechung

wurde über Primary Nursing

diskutiert, wobei nur wenige

Fragen gestellt wurden und der

Hauptdiskussionspunkt war,

dass die Primary Nurse nur

einen/eine Patienten/in über-

nehmen muss.

Text 5: Reflexionsgespräch

ohne Projektleitung.

Station anzutreffen ist.

Neuer/Neue Mitarbeiter/in

wurde bei Primary Nursing

nicht involviert.

Behauptungen von Pflegeper-

sonen des übrigen Teams,

dass Primary Nurses immer

nur einen/eine Patienten/in

betreuen müssen, was aber

nicht stimmt. Dies wurde auch

mehrmals angesprochen und

diskutiert.

Es werden keine Unterschiede

in der Betreuung eines/einer

zweiten Patienten/in von der

Primary Nurse gesehen und

es werden auch Angehörigen-

gespräche geführt.

Abwechslung der PatientIn-

nenbetreuung in einem Drei-

bettzimmer ist möglich.

Wenige Fragen werden bei der

Teambesprechung zu Primary

Nursing vom Pflegeteam ge-

stellt. Hauptanliegen ist die

scheinbar ungerechte Zahl der

PatientInnenzuteilung.

Projektleiterin ist beim Reflexi-

onsgespräch nicht anwesend.

Keine Involvierung von neuen Mitar-

beiterInnen bei Primary Nursing.

Diskussionen über Umfang von Pfle-

ge- und Betreuungstätigkeiten der

Primary Nurses im gesamten Pfle-

geteam. Es gibt unterschiedliche

Ansichten.

Zusammenhang mit der Rolle der

Stationsleitung und Kommunikation.

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung sieht keine Unterschiede in

der Betreuung mehrerer PatientInnen

und deren Angehörigen.

Wechsel bei der Patientinnenbetreu-

ung in einem Mehrbettzimmer ist

möglich und wird auch gewünscht.

Scheinbar geringes Interesse vom

Pflegeteam zu Primary Nursing, da

bei der Teambesprechung nur weni-

ge Fragen dazu gestellt wurden. Dis-

kussionen werden geführt über die

Zahl der PatientInnen, die von den

Primary Nurses übernommen wer-

den, was auch schon Thema im Text

3 war.

Projektleiterin ist wie beim zweiten

Reflexionsgespräch nicht anwesend,

was von der Primary Nurse mit zwei-

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270

Bei der großen Übergabe von

16 PatientInnen kann man sich

nicht alles merken. Meist lässt

die Konzentration nach drei

schon nach. Man konzentriert

sich nur noch auf die PatientIn-

nen, die man betreut hat bzw.

betreuen wird. Ins Detail kann

man bei der großen

Dienstübergabe auch nicht

gehen, weil sie sich dann in die

Länge ziehen würde.

Es ist zurzeit so, dass die Pfle-

gepersonen immer mehr Arbeit

dazu bekommen von allen an-

deren Berufsgruppen und dann

entstehen negative Reaktionen,

wenn es darum geht den/die

Patienten/in z.B. ohne Physio-

therapeutInnen zu mobilisieren.

Text 6: Aufgrund des kurzen

Zeitintervalls wurden die Pati-

entInnen der sechsten und

siebenten Primary Nurse im

Gespräch zusammen bespro-

chen. Eine Primary Nurse war

nicht anwesend. Projektleiterin

kommt erst später zum Ge-

spräch.

Am Tagespräsenzplan ist ein-

getragen, wer beim/bei der

Primary Nursing Patienten/in

die Primary Nurse ist und wer

zu welchem Zeitpunkt die

Fehlende Konzentration bei

der Dienstübergabe aller Pati-

entInnen. Die Aufmerksamkeit

beschränkt sich meist nur für

diese PatientInnen, die von

der Pflegeperson betreut wer-

den.

Mehrarbeit wird von den Pfle-

gepersonen angegeben, auf-

grund der Übernahme von

Tätigkeiten anderer Berufs-

gruppen.

Gespräche über zwei Primary

Nursing PatientInnen wurden

zusammen gezogen, da die

Betreuung eines/einer Patien-

ten/in nur kurzfristig war. Pro-

jektleiterin kommt erst später

zum Gespräch dazu, eine

Primary Nurse war nicht an-

wesend.

Zuteilung der Primary Nurse

und Associate Nurses am

Tagespräsenzplan – durch

Diensttäusche stimmt dieser

nicht immer mit dem Dienst-

jähriger Berufserfahrung negativ be-

wertet wird.

Bei der Dienstübergabe im gesamten

Pflegeteam reduziert sich die Auf-

merksam bei steigender Zahl der

PatientInnen. Pflegepersonen kon-

zentrieren sich auf die PatientInnen,

denen sie zugeteilt werden möchten.

Umfangreiche Informationen zu den

PatientInnen können hier nicht weiter

gegeben werden.

Pflegepersonen erhalten Mehrarbeit

durch Tätigkeiten von anderen Be-

rufsgruppen, was negative Reaktio-

nen hervorruft.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Zusammenarbeit mit anderen Berufs-

gruppen und der Rolle der Stations-

leitung.

Zusammenhang mit Dienstplange-

staltung und Termin des Reflexions-

gespräches, Kommunikation und

Motivation zum Projekt.

Der Tagespräsenzplan ermöglicht

eine Übersicht der Rollen- und Pati-

entInnenzuteilung, muss jedoch bei

Dienstplanänderungen aktualisiert

werden.

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271

Associate Nurse ist, wobei der

Plan aufgrund von Diensttäu-

schen nicht immer stimmt.

Die PatientInnenzuteilung sollte

in der Früh so aussehen, dass

zuerst die Pflegepersonen sich

zuteilen, die neue Mitarbeite-

rInnen einschulen und dann die

Primary Nurse zu ihrem/ihrer

Patienten/in zugeteilt wird,

dann besteht im Team auch

mehr Klarheit.

Es besteht der Wunsch, dass

man als Primary Nurse bei sehr

anstrengenden PatientInnen

auch die Möglichkeit bekommt,

im Dienst ein Mal zu ei-

nem/einer anderen Patienten/in

zu gehen, dass man evtl. im

selben Zimmer bleibt.

Die Auswahl, welcher/welche

Patient/in als Nächstes eine

Primary Nurse zugeteilt be-

kommen soll, gestaltet sich

schwierig.

Die Projektleiterin kann über

den Ablauf beim/bei der letzten

Primary Nursing Patienten/in

nichts sagen.

Zuständige Primary Nurse

möchte die Projektgruppe ver-

lassen, wobei bis Projektende

eine Verpflichtung besteht,

dabei zu bleiben, auf jeden Fall

als Associate Nurse.

plan überein.

Um eine bessere Übersicht zu

schaffen, soll die PatientIn-

nenzuteilung in der Früh mit

den neuen MitarbeiterInnen

beginnen, dann die Primary

Nurse und anschließend das

restliche Pflegeteam eingeteilt

werden.

Primary Nurses haben oft den

Wunsch, bei anstrengenden

PatientInnen ein Mal ei-

nen/eine anderen/andere Pati-

enten/in betreuen zu können.

Sie kann jedoch im selben

Zimmer eingeteilt bleiben, wo

sich der/die Primary Nursing

Patient/in befindet.

PatientInnenauswahl für Pri-

mary Nursing ist schwierig.

Projektleiterin ist nicht infor-

miert über den/die letz-

ten/letzte Primary Nursing

Patienten/in.

Primary Nurse möchte die

Projektgruppe verlassen, muss

jedoch bis Projektende als

Associate Nurse dem Projekt-

team zur Verfügung stehen.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Rolle der Stationsleitung.

Es wird von einer Pflegeperson mit

langjähriger Berufserfahrung eine

konkrete Regelung der PatientInnen-

zuteilung vorgeschlagen, um Klarheit

bzw. eine Übersicht zu schaffen.

Zusammenhang mit Kommunikation

und Zusammenarbeit mit Pflegeper-

sonen.

Die Möglichkeit, einen Dienst nicht

den/die Primary Nursing Patienten/in

betreuen zu müssen, wird im Text 4

ebenfalls erwähnt. Die Übernahme

eines/einer Patienten/in im gleichen

Zimmer ermöglicht Rückfragen an die

Primary Nurse bzw. erkennt diese

trotzdem auch Veränderungen

des/der Patienten/in.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Rolle der Stationsleitung und Zu-

sammenarbeit mit Pflegepersonen.

Fehlende Informationen der Projekt-

leitung über letzten/letzte Primary

Nursing Patienten/in.

Interessen der Primary Nurse mit

zweijähriger Berufserfahrung haben

sich verändert, weshalb sie aus der

Projektgruppe ausscheiden möchte.

Laut Vorgaben der Projektleitung

muss sie zumindest als Associate

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272

Primary Nursing soll nach Pro-

jektende weitergeführt werden,

damit im Fall der Implementie-

rung nicht von vorne begonnen

werden muss.

Überlegungen müssen getrof-

fen werden, wie man mehr

Pflegepersonen motivieren

kann, die Rolle der Primary

Nurse oder Associate Nurse

übernehmen zu wollen. Als

Einführung in das System

könnte eine gemeinsame Pati-

entInnenübenahme mit der

Primary Nurse sein. Um Angst

vor der Verantwortung zu neh-

men können Pflegepersonen

mit der Rolle der Associate

Nurse beginnen.

Text 7: Im Krankheitsfall der

Primary Nurse ab einer Woche

sollte eine Associate Nurse

den/die Patienten/in überneh-

men bzw. sollte eine neue Pri-

mary Nurse bestimmt werden.

Das konkrete Vorgehen soll für

alle klar geregelt sein.

Evaluationen bei Abwesenheit

der Primary Nurse sollen be-

gründet von der Associate Nur-

se durchgeführt werden.

Primary Nursing soll am Pro-

jektende weiter geführt wer-

den, jedoch ohne Projektcha-

rakter, damit im Fall der Im-

plementierung nicht wieder

von vorne begonnen werden

muss.

Motivation fördern, dass mehr

Pflegepersonen bei Primary

Nursing mitmachen möchten.

Angst vor der Verantwortung

nehmen, indem Pflegeperso-

nen mit Primary Nurse ei-

nen/eine Patienten/in gemein-

sam übernehmen oder sie

beginnen mit der Rolle der

Associate Nurse.

Übernahme der Rolle der Pri-

mary Nurse, wenn diese ab

einer Woche krank ist. Konkre-

te Regelung muss für alle

Pflegepersonen klar sein.

Notwendige Evaluationen sol-

len bei Abwesenheit der Pri-

mary Nurse von einer Associa-

te Nurse durchgeführt werden,

die den/die Patienten/in gut

kennt, mit dem Wissen der

Nurse bis zum Projektende zur Ver-

fügung stehen.

Nach dem/der siebenten Primary

Nursing Patienten/in wird die Weiter-

führung von Primary Nursing von der

Projektleitung ausgesprochen, um im

Fall der Implementierung nicht von

vorne beginnen zu müssen.

Wunsch wird von der Projektleitung

ausgesprochen, das Interesse für

Primary Nursing bei mehreren Pfle-

gepersonen zu wecken. Pflegeperson

mit langjähriger Berufserfahrung

macht den Vorschlag, mit KollegIn-

nen gemeinsam den/die Patienten/in

als Primary Nurse zu übernehmen,

oder dass zu Beginn die Rolle der

Associate Nurse übernommen wird,

um einen Einblick zu erhalten.

Klare Regelung bei Krankheit der

Primary Nurse wird angesprochen, da

in diesem Fall über eine Woche sich

keine andere Primary Nurse bzw.

Associate Nurse verantwortlich ge-

fühlt hat und auch die Projektleitung

nicht anwesend war.

Konkrete Regelungen müssen aus-

gesprochen werden in Bezug auf die

Evaluationen der Pflegediagnostik bei

Abwesenheit der Primary Nurse.

Zusammenhang mit Zusammenarbeit

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273

100prozentige Durchdringung,

dass alle Pflegepersonen für

Primary Nursing sind, wird es

nie in einem so großen Team

geben. Es benötigen auch nicht

alle PatientInnen eine Primary

Nurse. Es sollte weiterhin die

Wahlmöglichkeit gegeben sein,

dass es einen/eine Patienten/in

gibt und es gibt auch eine Pri-

mary Nurse, die das gerne

machen würde. Es macht kei-

nen Sinn zu sagen es müssen

alle Pflegepersonen Primary

Nurses sein, wenn sie damit

unzufrieden oder unglücklich

sind bzw. ausbrennen, dann

hat es keinen Sinn, außerdem

gibt es auch nicht die Ressour-

cen auf der Station, bei allen

PatientInnen Primary Nursing

durchzuführen.

Es macht Sinn zu schauen,

was ist an Primary Nursing gut

und was wurde auf der Station

früher schon gemacht, das sich

bewährt hat und setzen das

dann in die Praxis um.

Das wird nicht für jede Pflege-

person tragbar sein, da es in

diesem Team eingefordert und

kontrolliert werden muss und

das ist undurchführbar. Manche

Pflegepersonen machen es

dann, manche nicht und dann

bestehenden Rechenschafts-

pflicht der Primary Nurse ge-

genüber.

100prozentige Durchdringung

ist nicht realistisch in einem so

großen Team und es benöti-

gen nicht alle PatientInnen

eine Primary Nurse. Regelung,

welcher/welche Patient/in von

einer Primary Nurse betreut

wird, die die Rolle auf freiwilli-

ger Basis übernimmt.

Fehlende Ressourcen auf der

Station für die Umsetzung von

Primary Nursing bei allen Pati-

entInnen.

Positive Effekte von Primary

Nursing mit bereits Vorhande-

nem auf der Station zusam-

menbringen und in dieser

Form in die Praxis umsetzen.

Unzufriedenheit durch fehlen-

de Kontinuität in der Umset-

zung von Primary Nursing.

Kontrolle wird als wichtig er-

achtet.

mit Pflegepersonen, Kommunikation,

Rolle der Primary Nurse und Associa-

te Nurse.

Primary Nursing muss auf Freiwillig-

keit beruhen und es benötigen auch

nicht alle PatientInnen eine Primary

Nurse, wobei die Charakteristika von

Patientinnen benannt werden sollten,

die die Zuteilung von einer Primary

Nurse erhalten sollten. Ebenso sind

auf die Ressourcen der Station zu

achten, bei wie vielen PatientInnen

Primary Nursing umsetzbar ist.

Projektteammitglied, das nie Primary

Nurse war, empfiehlt, die positiven

Seiten von Primary Nursing mit be-

reits Bestehendem in der Pflegepra-

xis zu verbinden.

Primary Nursing wird nicht von allen

Pflegepersonen positiv gesehen und

die Umsetzung erfolgt nicht konse-

quent, so dass eine kontinuierliche

Kontrolle und Zurechtweisung not-

wendig ist. Diese Kontrolle erscheint

bei einzelnen PatientInnen umsetz-

Page 274: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

274

entsteht wieder die Unzufrie-

denheit im Team.

Im Einzelfall ist es besser kon-

trollierbar, man kann es einfor-

dern und man muss schauen,

wie ist es am besten für den/die

Mitarbeiter/in und für den/die

Patienten/in.

Die Instrumente wären alle

vorhanden, nur hat jede Pfle-

geperson ihren Pflegeprozess,

ihre Pflegeplanung, die sie

dann über den/die Patienten/in

stülpt.

Das Originalkonzept Primary

Nursing, das aus Amerika

stammt, wird auf dieser Station

nie umsetzbar sein, es fehlt an

der Ausbildung, an den Hilfs-

kräften.

Vor drei Tagen macht es kei-

nen Sinn, dass man Primary

Nursing bei PatientInnen durch-

führt.

Man kann mit der Brechstange

nicht Primary Nursing erzwin-

gen. Es ist Einstellungssache

und der innere Zugang, was

man nicht erzwingen kann.

Bessere Kontrollierbarkeit im

Einzelfall als bei allen Patien-

tInnen.

Die wesentlichen Instrumente,

wie der Pflegeprozess sind

vorhanden, nur stülpen die

Pflegepersonen die Standard-

pflegediagnosen, meist Risi-

kopflegediagnosen den Pati-

entInnen über.

Das Originalkonzept Primary

Nursing stammt aus Amerika

und ist auf dieser Station bzw.

in Österreich nicht eins zu eins

umsetzbar, da andere Voraus-

setzungen gegeben sind.

PatientInnen sollen mind. drei

Tage schon auf der Station

sein, um abschätzen zu kön-

nen, ob die Betreuung durch

eine Primary Nurse notwendig

ist.

Primary Nursing soll auf Frei-

willigkeit beruhen, es ist Ein-

stellungssache jeder Pflege-

person.

bar, jedoch nicht bei der Implementie-

rung auf der gesamten Station.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Zusammenarbeit mit Pflegepersonen,

Rolle der Stationsleitung, Belastung.

Die Instrumente zur Pflegediagnostik

sind vorhanden und werden schon

langjährig umgesetzt, es fehlt jedoch

an einem einheitlichen Verständnis

und der individuellen Formulierung

der Pflegediagnosen für die Patien-

tInnen.

Projektteammitglied, das nie Primary

Nurse war, sich jedoch mit der The-

matik sehr auseinandergesetzt hat,

ist der Ansicht, dass Primary Nursing,

so wie es in Amerika entstanden ist,

in Österreich nicht umsetzbar ist, da

andere Voraussetzungen in der Aus-

bildung und Berufspraxis vorhanden

sind.

Ab welchem Zeitpunkt und ob über-

haupt PatientInnen von einer Primary

Nurse betreut werden sollten, wird

auch im Text 1 angesprochen. Kon-

krete Richtlinien erscheinen notwen-

dig.

Wie bereits oben angeführt, muss

Primary Nursing auf Freiwilligkeit

beruhen. Auch hier sind Richtlinien,

wer die Rolle der Primary Nurse und

Associate Nurse übernehmen kann,

notwendig.

Page 275: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

275

Projektteammitglied fragt nach

dem/der siebenten Primary

Nursing Patienten/in, ob das

Projekt überhaupt noch läuft.

Text 8: Die Primary Nurses der

beiden letzten PatientInnen

waren beim Reflexionsge-

spräch nicht anwesend. Vom

Projektteam waren insgesamt

vier von elf Pflegepersonen und

die Projektleitung präsent.

Beim End- und Reflexionsge-

spräch nach zehn PatientInnen

wurde der Wunsch geäußert,

Primary Nursing nach Projekt-

ende weiter zu führen, wobei

sich zwei Pflegepersonen da-

gegen ausgesprochen haben,

die nicht mehr mitmachen

möchten und eine Pflegeperson

nur unter der Bedingung, dass

sie nur Associate Nurse sein

möchte, mitmachen würde. Drei

Pflegepersonen möchten zu-

sätzlich mitmachen.

Die Einschulung dieser neuen

KollegInnen soll durch Primary

Nurses erfolgen, indem diese

Pflegepersonen neue KollegIn-

nen zu den PatientInnen mit-

nehmen, die Pflegeplanungen

gemeinsam machen und das

Wesentliche zu Primary

Nursing erklären.

Die geplante Betreuung durch

Fehlendes Interesse oder

Kommunikation im Team bzw.

von der Stationsleitung.

Primary Nurses war nicht an-

wesend. Vier von elf Projekt-

teammitgliedern und die Pro-

jektleitung waren zum letzten

Reflexions- bzw. Endgespräch

anwesend.

Weiterführung von Primary

Nursing nach Projektende.

Zwei Pflegepersonen möchten

nicht mehr mit machen, drei

haben sich neu dazu gemeldet

und eine Pflegeperson möchte

nur die Rolle der Associate

Nurse einnehmen.

KollegInnen werden durch

Pflegepersonen, die die Rolle

der Primary Nurse bereits

übernommen hatten, einge-

schult.

Einem Projektteammitglied mit zwei-

jähriger Berufserfahrung ist, trotz

regelmäßigem Mailkontakt seitens

der Evaluatorin an alle Projektteam-

mitglieder, unklar, ob nach sieben

PatientInnen das Projekt noch immer

durchgeführt wird.

Geringe Teilnahme am letzten Refle-

xion- bzw. Endgespräch durch die

Projektteammitglieder.

Zusammenhang mit der Rolle der

Stationsleitung, Kommunikation und

Motivation.

Wie bereits in Text 6 angesprochen,

wird eine Weiterführung von Primary

Nursing gewünscht, jedoch mit Per-

sonal- und Rollenveränderungen.

Die Einschulung interessierter Kolle-

gInnen erfolgt durch die Primary Nur-

ses und die gemeinsame Übernahme

der PatientInnen.

Page 276: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

276

die Primary Nurse soll sich

wiederum über ein Monat er-

strecken, mit der Option, diese

Zeitspanne auch zu verlängern.

Die Rahmenbedingungen müs-

sen noch konkretisiert werden,

weil Pflegepersonen z.B. in

diesem Monat keine Aufnahme

übernehmen können und ein

Monat auch sehr lange sein

kann, wenn man immer

beim/bei der gleichen Patien-

ten/in ist.

Überlegungen müssen getrof-

fen werden, wenn eine Primary

Nurse länger als eine Woche

krank ist, ob dann eine andere

Pflegeperson die Rolle der

Primary Nurse übernimmt oder

dass nach einem Monat eine

andere Primary Nurse den/die

Patienten/in übernimmt, weil es

schlecht ist, Primary Nursing

abzubrechen, nur weil die Zeit

vorüber ist, der/die Patient/in

aber noch auf der Intensivstati-

on bleibt. Es soll die Entschei-

dung an der Primary Nurse

liegen, ob sie nach einem Mo-

nat weiterhin die Rolle beibe-

halten möchte oder nicht.

Schulungen zum Thema Pfle-

geprozess haben schon mehr-

mals stattgefunden, zuletzt

wurde eine interne Schulung

von zwei KollegInnen der Stati-

on abgehalten, wo sich die

Der Betreuungszeitraum einer

Primary Nurse soll sich weiter-

hin über ein Monat erstrecken,

jedoch mit der möglichen Ver-

längerung dieser Zeitspanne.

Vorgabe konkreter Rahmen-

bedingungen, da bei der Be-

treuung eines/einer Patien-

ten/in über ein Monat gewisse

Tätigkeiten, wie z.B. die Pati-

entInnenaufnahme nicht

durchgeführt werden können.

Konkrete Richtlinien werden

einerseits benötigt bei Vertre-

tungsfunktion bzw. Rollen-

übernahme bei längerem

Krankenstand/Abwesenheit

der Primary Nurse. Anderer-

seits bei Weiterführung nach

einem Monat, wenn PatientIn-

nen eine längere Aufenthalts-

dauer auf der Station haben.

Mehrmalige Schulungen zum

Pflegeprozess haben bereits

stattgefunden, es fehlt teilwei-

se jedoch am Interesse der

Umsetzung bzw. am einheitli-

chen Verständnis.

Der Betreuungszeitraum soll weiter-

hin über ein Monat bzw. optional län-

ger sein.

Konkrete Rahmenbedingungen wer-

den gewünscht, da bei einem Betreu-

ungszeitraum eines/einer Patienten/in

von einem Monat gewissen Tätigkei-

ten nicht durchgeführt werden können

und dies von den meisten Pflegeper-

sonen negativ bewertet wird.

Richtlinien werden eingefordert zur

Vertretungs- und Übernahmefunktion

der Rolle der Primary Nurse bzw. bei

längerer Liegedauer der PatientInnen

als ein Monat.

Fehlendes einheitliches Verständnis,

Wissen und Interesse an der Umset-

zung des Pflegeprozesses trotz

mehrmaliger Schulungen, was eben-

falls in Text 2 und 7 thematisiert wur-

de.

Page 277: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

277

freiwillige Teilnahme sehr in

Grenzen gehalten hat und die

Bereitschaft nicht vorhanden

war.

Es wurde von der Stationslei-

tung versucht, täglich eine

Pflegevisite durchzuführen, bis

auf einem/eine Patienten/in, wo

sie krank war, um auch Unklar-

heiten bei der Pflegeplanung

gemeinsam mit der Primary

Nurse besprechen zu können.

Markierung mit „PN“ an der

PatientInnentafel soll weiterhin

bestehen bleiben und zusätz-

lich werden E-Mails an alle

Teammitglieder verschickt zur

Information welche Primary

Nurse zu welchem/welcher

Patienten/in zugeteilt ist. Am

Wochenpräsenzplan wird eben-

falls vermerkt, wer Primary

Nurse und wer zu welchem

Zeitpunkt die Associate Nurse

ist, was auch die Zusammenar-

beit mit den ÄrztInnen und

PhysiotherapeutInnen erleich-

tert.

Primary Nurses, die fünf Kurz-

dienste pro Woche haben, wä-

ren dann auch finanziell

schlechter gestellt, obwohl sie

mehr an Verantwortung über-

nehmen.

Um bei Unklarheiten bei der

Pflegeplanung behilflich zu

sein, wurde von der Stations-

leitung versucht, täglich eine

Pflegevisite abzuhalten, was

außer im Krankenstand meist

durchgeführt wurde.

Zur Informationsweitergabe,

wer bei welchem/welcher Pati-

enten/in Primary Nurse ist, und

zur Erleichterung der Zusam-

menarbeit, erfolgt einerseits

die Markierung an der Patien-

tInnentafel mit „PN“ und ande-

reseits werden E-Mails an alle

Teammitglieder verschickt und

es erfolgt der Eintrag am Wo-

chenpräsenzplan.

Finanzielle Verschlechterung,

wenn Primary Nurse nur Tag-

dienste macht und diese nur

unter der Woche, obwohl sie

mehr Verantwortung über-

nimmt. Ressourcen zum Aus-

gleich dieser finanziellen Ver-

schlechterungen werden hin-

terfragt.

Pflegevisiten sollen Primary Nurses

bei der Pflegeplanung unterstützen

und wurden meist von der Stationslei-

tung abgehalten.

Drei Möglichkeiten werden angeführt

zur Informationsweitergabe, wer bei

welchem/welcher Patienten/in Prima-

ry Nurse sein wird.

Finanzielle Verschlechterung und

mögliche Ressourcen werden von

einer älteren Pflegeperson angespro-

chen.

Page 278: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

278

Thema 11: „Zusammenarbeit mit ÄrztInnen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 11: Zusammenarbeit

mit ÄrztInnen

Text 1: Wenn bei der Visite

gefragt wird, ob der/die Pati-

ent/in Schmerzen hat und

Schmerzmittel benötigt, und die

Pflegeperson sagt, sie kennt

den/die Patienten/in nicht, dann

stört das die ÄrztInnen sehr, es

würde den Anschein haben,

dass man jemanden von der

Straße holt, der den/die Patien-

ten/in zwölf Stunden betreut

und dann wieder geht.

In manchen Dingen sind Ärz-

tInnen nicht sehr involviert, es

werden Telefonate von der

Primary Nurse mit dem/der

Diätologen/in geführt, damit

der/die Patient/in auch ein Es-

sen erhält, worüber er/sie sich

auch sehr gefreut hat. Bei der

Bitte um Koständerung an Ärz-

tIn am Wochenende, wurde

diese mit einem „das kann man

nicht, dann bekommt er/sie halt

nichts zu essen“ abgetan und

da würde einem der/die Pati-

ent/in schon Leidtun und die

Frustration ist größer, weil man

dem/der Patienten/in auch bes-

ser kennt.

Über eine Woche werden An-

liegen vorgebracht, die aber

ärztlicherseits nicht durchge-

führt werden, danach über-

Fehlendes Wissen der Pflege-

personen über die PatientIn-

nen finden die ÄrztInnen stö-

rend und unprofessionell.

ÄrztInnen bringen sich in man-

chen Dingen für den/die Pati-

enten/in nicht sehr ein, Telefo-

nate werden dann von der

Primary Nurse übernommen.

Frustration durch fehlendes

Einfühlungsvermögen der

ÄrztInnen den PatientInnen

gegenüber, wenn sie dann halt

am Wochenende nichts zu

essen bekommen.

Anliegen von der Primary Nur-

se werden eine Woche lang

von den ÄrztInnen ignoriert bis

dann durch Wechsel des

Arzt/Ärztin mit langjähriger Berufser-

fahrung auf dieser Station bewertet

die Arbeit und das Wissen über die

PatientInnen der Pflegepersonen.

Zusammenhang mit Pflegekontinuität,

Verantwortung, Motivation, Kommu-

nikation, Pflegeverständnis

Primary Nurse übernimmt ärztliche

Tätigkeit in Form eines Telefonates,

um für den/die Patienten/in Wohlbe-

finden und Freude zu ermöglichen.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Durchsetzungsvermögen der Primary

Nurse, Belastung.

Primary Nurse hat das Gefühl, nicht

ernst genommen zu werden, wenn

Vorschläge für den/die Patienten/in

ignoriert werden und nach einer Wo-

Page 279: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

279

nimmt ein/eine anderer/andere

Arzt/Ärztin den Hauptdienst,

der/die dann von sich aus die-

sen Vorschlag macht, dann hat

man als Pflegeperson das Ge-

fühl, es bringt nichts, wenn man

den Mund aufmacht.

Für Fallbesprechungen benöti-

gen die ÄrztInnen eine gewisse

Vorbereitungszeit, dass sie sich

genauer über den/die Patien-

ten/in informieren.

Anregung, ob ÄrztInnen sich

auch die Zuständigkeit der

PatientInnen aufteilen könnten.

Text 2: Die Zusammenarbeit

mit den ÄrztInnen funktioniert

sehr gut.

Text 3: Gespräch über Trache-

otomie des/der Patienten/in mit

Primary Nurse ist positiv verlau-

fen, sodass der/die Patient/in

bald tracheotomiert wurde.

Text 5: Es muss immer wieder

von der Primary Nurse gesagt

werden, dieser/diese Patient/in

braucht z.B. die Physiotherapie.

Hauptdienstes selbst diese

Idee eingebracht wird.

Fallbesprechungen bedürfen

einer Vorbereitungszeit seitens

der ÄrztInnen.

Primary Nursing Konzept

scheint auch für die Umset-

zung im ÄrztInnenteam inte-

ressant.

Sehr gute Zusammenarbeit mit

den ÄrztInnen.

Rasche Umsetzung ärztlicher-

seits von Anliegen der Primary

Nurse.

ÄrztInnen müssen immer auf-

merksam gemacht werden,

was der/die Patient/in benötigt.

che von einem/einer anderen

Arzt/Ärztin dann selbst vorgeschlagen

und durchgeführt werden.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Rolle der Primary Nurse, Durchset-

zungsvermögen, Belastung, Motivati-

on.

Fallbesprechungen über PatientInnen

werden seitens der Pflegepersonen,

bes. für neue MitarbeiterInnen positiv

gesehen. ÄrztInnen benötigen aus-

reichende Vorbereitungszeit, um sich

in die Krankengeschichte einlesen zu

können.

Zusammenhang mit Kommunikation

und Organisation.

Arzt/Ärztin mit langjähriger Berufser-

fahrung auf dieser Station findet das

System Primary Nursing interessant

und überlegt die Umsetzung auch im

ÄrztInnenteam.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung erlebt die Zusammen-

arbeit sehr gut.

Anliegen der Primary Nurse, die lang-

jährig Berufserfahrung hat und sich

durchsetzen kann, wurde rasch um-

gesetzt.

Primary Nurse mit zweijähriger Be-

rufserfahrung macht ÄrztInnen auf-

merksam, was Patient/in benötigt.

Page 280: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

280

Text 6: Es hat keine Unter-

schiede gegeben bei der Zu-

sammenarbeit mit den ÄrztIn-

nen.

Text 7: Die Strukturierung von

Primary Nursing wird von den

ÄrztInnen positiv gesehen und

es gibt Überlegungen von ei-

nem/einer stationsleitenden

Oberarzt/Oberärztin diese

Struktur auch bei den ÄrztInnen

einzuführen.

Primary Nursing wurde bei

diesem/dieser Patienten/in

nicht bemerkt. Davor wurde es

bei manchen PatientInnen

wahrgenommen, da es auch

extra gesagt wurde.

Das Wissen der Primary Nurse

wird sehr geschätzt.

Zuweisung der TherapeutInnen

geht oft nicht konform mit den

Aussagen der KollegInnen.

Keine optimale Zusammenar-

beit zwischen den ÄrztInnen,

da es oft unterschiedliche The-

rapieanweisungen gegeben

Keine Unterschiede in der

Zusammenarbeit mit den Ärz-

tInnen.

Weiterhin bestehende Interes-

se der ÄrztInnen, dieses Sys-

tem auch im ÄrztInnenteam

umzusetzen.

Primary Nursing wurde bei

diesem/dieser Patienten/in von

den ÄrztInnen nicht wahrge-

nommen.

Das Wissen der Primary Nur-

ses wird von den ÄrztInnen

sehr geschätzt.

Zuweisung für TherapeutInnen

gehen oft nicht konform mit

den Aussagen der KollegInnen

im ÄrztInnenteam.

Durch unterschiedliche Thera-

pieanweisungen der ÄrztInnen

besonders am Wochenende

hat sich die Zusammenarbeit

Primary Nurse mit zweijähriger Be-

rufserfahrung hat keinen Unterschied

in der Zusammenarbeit mit den Ärz-

tInnen erkannt.

Die Umsetzung der Struktur von Pri-

mary Nursing wird nach wie vor, wur-

de im Text 1 schon angeführt, positi-

ve und praktikabel für das ÄrztInnen-

team gesehen.

Die Primary Nurse als solche wurde

von den ÄrztInnen nicht wahrge-

nommen, sie ist eine Pflegeperson

mit zweijähriger Berufserfahrung und

hat die Rolle nicht explizit angespro-

chen.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Rolle der Primary Nurse.

Arzt/Ärztin mit langjähriger Berufser-

fahrung auf dieser Station schätzt das

Wissen über die PatientInnen sehr.

Pflegeperson mit zweijähriger Be-

rufserfahrung bemerkt, dass die ärzt-

lichen Zuweisungen für Physiothera-

pie mit den Aussagen der Therapeu-

tInnen nicht immer konform gehen.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Dokumentation.

Pflegepersonen kritisieren die unter-

schiedlichen Therapieanweisungen

von ÄrztInnen, besonders am Wo-

chenende, wo es scheinbar keine

Page 281: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

281

hat, besonders am Wochenen-

de, wo es scheinbar intern kei-

ne Absprachen in Bezug auf

die Zielvorgabe für den/die

Patienten/in gegeben hat. Es

sollten bei diesen PatientInnen

Langzeitziele formuliert werden,

auch zur Orientierung für

diensthabende ÄrztInnen am

Wochenende.

Text 8: ÄrztInnen bringen der

Primary Nurse mehr Vertrauen

entgegen und Wünsche medi-

zinischerseits für den/die Pati-

enten/in werden schneller erle-

digt.

Primary Nursing wird von den

ÄrztInnen aus Sicht der Pflege-

person positiv empfunden.

Sehr positiv wird von den Ärz-

tInnen das umfassende Wissen

von den Pflege-personen ge-

sehen.

nicht optimal gestaltet. Es

fehlen Absprachen in Bezug

auf Zielvorgaben für die Pati-

entInnen zur Orientierung für

ÄrztInnen am Wochenende.

Mehr Vertrauen von den Ärz-

tInnen den Primary Nurses

gegenüber, Wünsche werden

schneller erledigt.

ÄrztInnen finden Primary

Nursing positiv und schätzen

das Wissen der Primary Nur-

ses über den/die Patienten/in

sehr.

Zielvorgaben zur Orientierung für

diensthabende ÄrztInnen gibt.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Pflegekontinuität, Durchsetzungs-

vermögen, Berufserfahrung der Pri-

mary Nurses.

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung gibt an, dass ÄrztInnen den

Primary Nurses mehr Vertrauen ent-

gegenbringen, wodurch auch Vor-

schläge bzw. Wünsch für den/die

Patienten/in rascher erledigt werden.

Zusammenhang mit Pflegekontinuität,

Kommunikation und Verantwortung.

Auch aus Sicht der Pflegepersonen

schätzen sie die Einstellung der Ärz-

tInnen zu Primary Nursing und das

umfangreiche Wissen der Primary

Nurses über die PatientInnen als sehr

positiv ein, wie auch im Text 7 von

ärztlicher Seite bereits beschrieben

wurde.

Page 282: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

282

Thema 12: „Zusammenarbeit mit TherapeutInnen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 12: Zusammenarbeit

mit TherapeutInnen

Text 1: Weitergekommen sind

die Pflegepersonen anfänglich

mit den PhysiotherapeutInnen,

sie haben sich sehr bemüht.

Der ausgehängte Zeitplan war

sehr hilfreich, damit man sieht,

wann sie zum/zur Patienten/in

kommen. Der Zeitplan ist oft

abgestimmt mit dem Mittages-

sen oder der Besuchszeit. Sie

bringen Ideen ein und fragen,

wie sie helfen können. Meis-

tens ist der/die gleiche Physio-

therapeut/in beim/bei der Pati-

enten/in.

Text 2: Die Zusammenarbeit

funktioniert gut, die Primary

Nurse weiß, wer zum/zur Pati-

enten/in kommt, es kann der

Tagesablauf dadurch besser

geplant werden.

Text 3: PhysiotherapeutInnen

waren nicht sehr häufig

beim/bei der Patienten/in und

sie haben sich abgewechselt.

Nach Aussage eines/einer

Physiotherapeutens/in macht

es keinen Unterschied, ob es

sich um einen/eine Primary

Nursing Patienten/in handelt

oder nicht. Wenn genügend

PhysiotherapeutInnen da sind,

versucht man auch eine Konti-

PhysiotherapeutInnen haben

sich sehr bemüht und Ideen

eingebracht, Erfolge konnten

beim/bei der Patienten/in er-

zielt werden. Der ausgehängte

Zeitplan ist sehr hilfreich bei

der Planung der Pflege. Eine

Kontinuität der Physiothera-

peutInnen wurde meist einge-

halten.

Gute Zusammenarbeit mit

PhysiotherapeutInnen, Primary

Nurse weiß, wer zum/zur Pati-

enten/in kommt und der Ta-

gesablauf kann besser geplant

werden.

PhysiotherapeutInnen waren

nicht oft beim/bei der Patien-

ten/in und ein Wechsel der

Personen hat stattgefunden.

Physiotherapeut/in erkennt

keinen Unterschied in der Be-

treuung der PatientInnen.

Wenn genügend Physiothera-

peutInnen im Dienst sind, wird

versucht, eine Kontinuität auf-

recht zu erhalten.

Die Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung hat gemeinsam mit

innovativem/r Physiotherapeuten/in,

der/die immer zum/zur Patienten/in

gekommen ist, Erfolge erzielt. Der

Zeitplan wurde mit der Pflege abge-

stimmt.

Zusammenhang mit Kommunikation

und Organisation.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung bewertet die Zusam-

menarbeit als sehr gut, sie weiß wer

wann zum/zur Patienten/in kommt,

um die Pflege danach abstimmen zu

können.

Fehlende Kontinuität sporadischer

Einsatz der PhysiotherapeutInnen

beim/bei der Patienten/in.

Es wird kein Unterschied in der Be-

treuung der PatientInnen von ei-

nem/einer Physiotherapeut/in mit

langjähriger Erfahrung angegeben.

Eine Kontinuität wird gewährleistet,

wenn genügend PhysiotherapeutIn-

nen im Dienst sind, was in diesem

Fall scheinbar nicht möglich war, wie

Page 283: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

283

nuität in der Betreuung aufrecht

zu erhalten.

Das Eintragen am Terminplan

von den TherapeutInnen wurde

in letzter Zeit vernachlässigt

und sollte wieder kontinuierlich

durchgeführt werden, dass

auch andere TherapeutInnen

wissen, wer wann beim/bei der

Patienten/in ist.

Das Hauptproblem scheint bei

der Logopädie zu sein, da

der/die Patient/in für Übungen

sitzen sollte und das vorher mit

den Physio-therapeutInnen

geplant werden soll.

Absprachen mit Physiothera-

peuten/in für den nächsten Tag

haben stattgefunden und sind

auch eingehalten worden.

Text 4: Es macht keinen Unter-

schied, ob Primary Nursing

Patient/in oder nicht, wenn wir

eine tägliche Zuweisung für

den/die Patienten/in bekom-

men. Oft ist nicht erkennbar,

wer der/die Primary Nursing

Patient/in ist, oder man erfährt

es per Zufall durch ein Ge-

spräch.

Es besteht der Wunsch, eine

Markierung an der PatientIn-

nentafel anzubringen.

Termineintragungen am Plan

für TherapeutInnen wurden

vernachlässigt, werden aber

als praktisch von den Physio-

thera-peutInnen erachtet.

Planung soll indiv. mit den

TherapeutInnen abgestimmt

sein.

Absprachen mit Physiothera-

peuten/in für den nächsten

Tag haben stattgefunden und

wurden eingehalten.

Keine Unterschiede bei der

Betreuung von PatientInnen

seitens der Physiothera-

peutInnen – wird mehrmals

erwähnt. Oft ist für Physiothe-

rapeutInnen auch nicht er-

kennbar, wer der/die Primary

Nursing Patient/in ist.

Der Wunsch wird geäußert,

dass eine Markierung an der

PatientInnentafel angebracht

werden soll, wer der/die Pri-

oben angeführt.

Trotz positivem Feedback werden

Eintragungen am Terminplan von

TherapeutInnen vernachlässigt.

Individuelle Planung und Absprachen

mit TherapeutInnen sind für manche

PatientInnen notwendig, besonders

wenn Logopädie angeordnet ist.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung hat sich am Vortag mit

Physiotherapeuten/in abgesprochen

und die Umsetzung fand nächsten

Tag statt.

Physiotherapeut/in erkennt keine

Unterschiede in der Betreuung der

PatientInnen, wie in Text 3 ebenfalls

angesprochen. Unklarheit wird ange-

geben bei der Identifizierung von

Primary Nursing PatientInnen.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Organisation, Kontinuität, Verantwor-

tung.

Vorschlag von Physiotherapeut/in

eine Markierung an der PatientInnen-

tafel anzubringen, damit jeder weiß,

welche Primary Nurse bei wel-

Page 284: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

284

Die Kommunikation und die

Planung verlaufen sehr gut,

besser als bei anderen Patien-

tInnen.

Anhand des Therapieplans aller

TherapeutInnen besteht eine

bessere Übersicht und man

kann die eigene Arbeit auch

besser planen.

Bei PatientInnen mit einem

schlechten Zustand ist es

schon schwierig einen Ge-

samteindruck zu bekommen

oder etwas zu planen, auch für

die Physiotherapie.

Text 5: Seitens der Physiothe-

rapie wird auch versucht eine

Kontinuität in der Betreuung

aufrecht zu erhalten.

Die Kommunikation zwischen

Pflegepersonen, ÄrztInnen und

TherapeutInnen funktioniert gut

und Pläne werden eingehalten.

Die Eintragung am Therapie-

plan wird durchgeführt und

beim/bei der Primary Nursing

Patienten/in genauer ausgefüllt.

Die Fortschritte waren beim/bei

der Patienten/in gut erkennbar.

Sollte der/die geplante Physio-

therapeut/in frei haben, finden

interne Übergaben statt. Physi-

mary Nursing Patient/in ist.

Kommunikation und die Pla-

nung verlaufen besser als bei

anderen PatientInnen.

Bessere Übersicht durch den

Plan der TherapeutInnen,

dadurch bessere Pflegepla-

nung möglich.

PatientInnen mit schlechtem

Zustand ist es schwierig einen

Gesamteindruck zu bekom-

men und etwas zu planen,

auch für die Physiotherapeu-

tInnen.

PhysiotherapeutInnen versu-

chen eine Kontinuität aufrecht

zu erhalten und es besteht

eine gute Gesprächsbasis

zwischen Primary Nurse, Ärz-

tInnen und PhysiotherapeutIn-

nen, Pläne werden eingehal-

ten.

Genauere Eintragung am The-

rapieplan der TherapeutInnen

beim/bei der Primary Nursing

Patienten/in.

Erkennbare Fortschritte

beim/bei der Patienten/in.

Interne Absprachen und Über-

gaben erfolgen zw. den Physi-

otherapeutInnen, wenn Physi-

chem/welcher Patienten/in eingeteilt

ist.

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung und Physiotherapeut/in

sind der Ansicht, dass die Kommuni-

kation und die Planung besser erfol-

gen, als bei anderen PatientInnen.

Korrekt ausgefüllter Terminplan er-

leichtert die Tätigkeiten aller Berufs-

gruppen.

Die Planung der Tätigkeiten aller

Berufsgruppen erscheint bei Patien-

tInnen mit infauster Prognose schwie-

rig.

Physiotherapeut/in versucht eine

Kontinuität aufrecht zu erhalten, wie

im Text 1 und 3 beschrieben. Es ist

eine gut Gesprächsbasis zwischen

den einzelnen Berufsgruppen vor-

handen und die Pläne werden einge-

halten.

Die Eintragung am Therapieplan der

Primary Nursing PatientInnen erfolgt

nach Angaben des/der Physiothera-

peuten/in gewissenhafter und Fort-

schritte beim/bei der Patienten/in sind

klar erkennbar.

Übergaben und Absprachen zwi-

schen den PhysiotherapeutInnen, um

auf gleichen Wissenstand über Pati-

Page 285: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

285

otherapeutInnen finden es gut,

dass die Primary Nurse über

den Verlauf des/der Patien-

ten/in Bescheid weiß und was

von therapeutischer Seite bei

ihm/ihr alles gemacht wurde,

was bei einem oftmaligen

Wechsel der Pflegepersonen

nicht möglich ist.

Wenn immer der/die gleiche

Physiotherapeut/in zum/zur

Patienten/in kommt, besteht

schon ein gewisses Vertrau-

ensverhältnis und der/die Pati-

ent/in weiß für den nächsten

Tag kommt wieder der oder die

um diese Zeit und es werden

Ziele mit dem/der Patienten/in

besprochen, sodass sich

der/die Patient/in darauf einstel-

len kann und weniger ängstlich

oder sogar motivierter ist.

An Dialysetagen musste immer

eine konkrete Absprache statt-

finden, ansonsten wäre der/die

Patient/in nur durchbewegt

worden.

Es werden die Primary Nursing

PatientInnen von der Physio-

therapie nicht besser betreut,

es werden alle PatientInnen

von der Therapie her gleich

betreut.

Man merkt, wenn es sich um

keinen/keine Primary Nursing

Patienten/in handelt und ver-

schiedene Pflegepersonen

otherapeutIn frei hat, der/die

den/die Patienten/in betreut

hat.

Positiv wird gesehen, dass die

Primary Nurse über den Pati-

entInnenverlauf Bescheid

weiß, was von therapeutischer

Seite gemacht wurde.

Aufbau eines Vertrauensver-

hältnisses zw. PatientInnen

und TherapeutInnen. Ziele und

Pläne werden gemeinsam

besprochen, dadurch haben

PatientInnen auch weniger

Angst und sind motivierter.

Konkrete Absprachen sind in

bestimmten Fällen notwendig

z.B. an Dialysetagen.

Keine Unterschiede bei der

Betreuung der PatientInnen

seitens der Physiotherapeu-

tInnen.

Eine fehlende Pflegekontinui-

tät seitens der Pflegepersonen

wird durch eine mangelhaften

Übergabe in Bezug auf die

entInnen zu sein. Positives Feedback

über umfangreiches Wissen der Pri-

mary Nurses.

Bestehendes Vertrauensverhältnis

und Angstreduktion durch Kontinuität

der PhysiotherapeutInnen, die auch

Pläne mit den PatientInnen bespre-

chen.

Zusammenhang mit Benefit für

den/die Patienten/in

Konkrete Absprachen müssen zwi-

schen Primary Nurse und den Phy-

siotherapeutInnen erfolgen, wenn es

sich z.B. um die Dialysetage handelt.

Wie bereits in Text 3 und 4 angeführt

gibt es keine Unterschiede bei der

Betreuung seitens der Physiothera-

peutInnen.

Physiotherapeut/in erkennt an der

Kontinuität und des Wissens der

Pflegeperson, ob der/die Patient/in

von einer Primary Nurse betreut wird

Page 286: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

286

betreuen, magelt es an einer

genauen Übergabe, z.B. ob mit

der Mobilisation schon begon-

nen wurde, was alles schon

gemacht wurde usw., manche

KollegInnen legen einen Wert

auf eine gute Übergabe, man-

che halt nicht.

Es wird von den Physiothera-

peutInnen dokumentiert, was

gemacht wird, wo Pflegeperso-

nen auch nachlesen und sich

informieren können.

Die Zuweisung der ÄrztInnen

für Physiotherapie soll seitens

der TherapeutInnen mehr for-

ciert werden, um eine Kontinui-

tät zu gewährleisten.

Es gibt je nach Dienstpräsenz

zwischen fünf bis acht Physio-

therapeutInnen für sieben In-

tensivstationen und es kann

sein, dass der/die Primary

Nursing Patient/in für diesen

Tag nicht geplant ist, dann

sollte man sich mit der Primary

Nurse absprechen, was seitens

der Pflege machbar ist.

Durch die Überbelastung der

Pflegepersonen haben Physio-

therapeutInnen oft das Gefühl,

dass, wenn sie bei den Patien-

tInnen etwas machen, die Pfle-

geperson im Zimmer nichts

mehr zu tun hat.

Mobilität des/der Patienten/in

wahr-genommen.

Dokumentation erfolgt auch

von den PhysiotherapeutIn-

nen, Pflegepersonen können

hier nachlesen und sich infor-

mieren.

PhysiotherapeutInnen sollen

die Zuweisung zur Physiothe-

rapie von den ÄrztInnen forcie-

ren, um eine Kontinuität zu

gewährleisten.

Fünf bis acht Physiotherapeu-

tInnen sind für sieben Inten-

sivstationen zuständig, wobei

Absprachen erfolgen müssen,

wenn keine PhysiotherapeutIn

zum/zur Patienten/in kommt,

was die Pflegeperson mit

dem/der Patienten/in üben

kann.

Wenn Pflegepersonen viel zu

tun haben, haben Physiothe-

rapeutInnen oft das Gefühl,

dass bei ihrer Anwesenheit,

die Pflege-person dann nicht

mehr im Zimmer sein muss.

oder nicht.

Mit Hilfe der Dokumentation der Phy-

siotherapeutInnen können sich Pfle-

gepersonen über den Mobilitätsstatus

der PatientInnen informieren.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Dokumentation, Motivation, Interesse.

Zur Gewährleistung der Kontinuität

der Physiotherapie müssen Abspra-

chen mit ÄrztInnen und regelmäßige

Zuweisungen forciert werden.

Eine gewisse Anzahl an Physiothera-

peutInnen steht für bestimmte Inten-

sivstationen zur Verfügung, so dass

nicht immer für PatientInnen Physio-

therapeutInnen zugeteilt werden kön-

nen. Pflegepersonen könnten dann in

Absprache Übungen mit dem/der

Patienten/in übernehmen.

Manche überlastete Pflegepersonen

verlassen bei Anwesenheit der Phy-

siotherapeutInnen das PatientInnen-

zimmer, ohne diese evtl. zu unter-

stützen.

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287

Text 6: PhysiotherapeutInnen

waren bei beiden PatientInnen

nicht im Einsatz.

Text 7: Die Zusammenarbeit

mit den PhysiotherapeutInnen

hat immer sehr gut funktioniert.

Beim Gespräch mit der Stati-

onsleitung wurde auch von

Seiten der Physiothera-

peutInnen geäußert, dass die

Zusammenarbeit mit den Pri-

mary Nurses und Associate

Nurses sehr angenehm ist, weil

sie einen/eine Ansprechpart-

ner/in haben, der/die sie über

Fortschritte informieren kann.

Beim/bei der sechsten und

siebenten Patienten/in waren

keine Physiothera-peutInnen

im Einsatz.

Sehr gute Zusammenarbeit mit

PhysiotherapeutInnen.

Sehr angenehmes Zusam-

menarbeiten mit den Primary

Nurses und Associate Nurses

wurde von den Physiothera-

peutInnen der Stationsleitung

kommuniziert, da sie ei-

nen/eine fixen/fixe Ansprech-

partner/in haben, der/die sie

über Fortschritte informiert.

Bei zwei PatientInnen mit einer Pro-

jektdauer von 14 und 6 Tagen, waren

keine PhysiotherapeutInnen einge-

teilt.

Pflegeperson mit zweijähriger Be-

rufserfahrung beschreibt eine sehr

gute Zusammenarbeit mit den Physi-

otherapeutInnen.

Die Zusammenarbeit zwischen Phy-

siotherapeutInnen, Primary Nurses

und Associate Nurses wird aufgrund

der fixen Ansprechperson an die Sta-

tionsleitung positiv kommuniziert.

Thema 13: „Zufriedenheit mit der Arbeit“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 13: Zufriedenheit mit

der Arbeit

Text 1: Wenn beim/bei der

Patienten/in einiges erreicht

wurde und Versprechen

dem/der Patienten/in gegen-

über eingehalten werden kön-

nen, ist es für die Primary Nur-

se sehr befriedigend und für

alle Beteiligten positiv.

Text 3: Als es dem/der Patien-

ten/in besser gegangen ist,

wurde er/sie sehr rasch nach

Wels transferiert, sodass wir

die Erfolge letztendlich nicht

Erfolge beim/bei der Patien-

ten/in und eingehaltene Ver-

sprechen von der Primary

Nurse dem/der Patienten/in

gegenüber, sind sehr befriedi-

gend und für alle Beteiligten

positiv.

Durch rasche Transferierung

nach Zustands-verbesserung

des/der Patienten/in, konnten

die Erfolge nicht miterlebt wer-

den, was schade gefunden

Erfolge des/der Patienten/in und

durchgeführte Pläne werden sehr

positiv von der Primary Nurse mit

langjähriger Berufserfahrung bewer-

tet.

Erfolge des/der Patienten/in möchten

von der Primary Nurse miterlebt wer-

den. Es stellt sich die Frage, ob es

durch Primary Nursing zur Reduktion

der Liegedauer der PatientInnen

Page 288: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

288

miterleben können.

Text 4: Unzufriedenheit, weil

sich beim/bei der Patienten/in

kaum Fortschritte zeigen und

die Primary Nurse den/die Pati-

enten/in mobilisieren möchte.

Zufriedenheit über das Wissen

über den/die Patienten/in.

Text 8: Wenn der/die Patient/in

Fortschritte macht, möchte man

dann auch als Primary Nurse

weiterhin die Verantwortung

übernehmen und die Lorbeeren

dafür kassieren.

PatientInnenprobleme werden

auch fotodokumentarisch fest-

gehalten, um bei ÄrztInnen

besser argumentieren zu kön-

nen, um dann bei entsprechen-

den Maßnahmen auch die Er-

folge aufzeigen zu können.

wurde.

Unzufriedenheit bei erfolgloser

Pflege

Zufriedenheit über umfangrei-

ches Wissen über den/die

Patienten/in.

Bei Fortschritten des/der Pati-

enten/in ist der Wunsch wei-

terhin als Primary Nurse die

Verantwortung zu übernehmen

vorhanden und man möchte

dafür auch ein Lob erhalten.

Fotodokumentation zur besse-

ren Argumentation den ÄrztIn-

nen gegenüber und um Ver-

änderungen auch aufzeigen zu

können.

kommt?

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung äußert Unzufriedenheit,

wenn sich beim/bei der Patienten/in

keine Erfolge/Fortschritte zeigen.

Sehr zufrieden ist sie über das um-

fangreiche Wissen über den/die Pati-

enten/in.

Wie in Text 4 bereits erwähnt, werden

Fortschritte der PatientInnen sehr

positiv erlebt und es fällt leichter die

Verantwortung weiterhin zu über-

nehmen. Für Erfolge wird auch Lob

gewünscht.

Fotodokumentation von Pflegeprob-

lemen der PatientInnen soll einerseits

zur Argumentationshilfe dienen, an-

dererseits können positive, aber auch

negative Veränderungen aufgezeigt

werden.

Thema 14: „Verantwortung“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des Auftretens

Thema 14:

Verantwortung

Text 1: Es besteht großes Ver-

antwortungsbewusst-sein,

wenn etwas von der Primary

Nurse in der Pflegeplanung

vorgeschrieben werden muss,

weil sie dann auch dafür gera-

de stehen muss. Ansonsten

machen das Pflegepersonen

für PatientInnen für zwei oder

drei Tage und die nächste Pfle-

geperson kommt, die dann

Verantwortung für geplante

Pflege, Primary Nurse muss

dafür gerade stehen.

Im herkömmlichen System

übernehmen Pflegepersonen

die Verantwortung nur für die

Zeit, solange sie den/die Pati-

enten/in betreuen, danach wird

sie von einer anderen Pflege-

person übernommen.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung empfindet großes Ver-

antwortungsbewusstsein bei der Er-

stellung der Pflegeplanung, die sich

insofern verändert hat, dass sie jetzt

für den gesamten Zeitraum verant-

wortlich ist und nicht nur für zwei bis

drei Tage, wenn sie den/die Patien-

ten/in betreut und danach übernimmt

eine andere Pflegeperson diese Ver-

antwortung.

Page 289: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

289

vielleicht Änderungen durch-

führt. Im Endeffekt sind die

Arbeit und die Verantwortung

bei Dienstende vorüber.

In der Qualität der Planung und

Pflege gibt es auch Unterschie-

de, wenn zu oft ein Wechsel

der Pflegepersonen stattfindet.

Es besteht oft Angst, die Ver-

antwortung zu übernehmen und

dafür gerade zu stehen.

Text 2: Als Primary Nurse geht

man dem nach, ob der/die Pa-

tient/in das auch erhalten hat,

was geplant oder vorgeschrie-

ben war oder hinterfragt, wa-

rum er/sie es nicht erhalten hat.

Der Großteil des Teams ist für

die Übernahme der Verantwor-

tung und dass sie dafür gerade

stehen müssen, was sie plane,

noch nicht bereit.

Für die Standardpflegediagno-

sen, die bei allen PatientInnen

angelegt werden, müssen die

Pflegepersonen auch die Ver-

antwortung übernehmen, auch

wenn es jetzt nur während der

Dienstzeit ist, wenn man

Unterschiede werden in der

Planungs- und Pflegequalität

durch oftmaligen Wechsel der

Pflegepersonen wahrgenom-

men.

Angst vor der Verantwortung

Einhalten der geplanten Pfle-

gemaßnahmen muss von der

Primary Nurse kontrolliert und

hinterfragt werden.

Fehlende Bereitschaft für die

Übernahme der Verantwortung

von vielen Pflege-personen.

Verantwortung muss immer

von Pflegepersonen über-

nommen werden, wenn auch

nur im kleinen Rahmen.

Ein/Eine Arzt/Ärztin hinterfragt die

Veränderung der Qualität in der Pla-

nung und Pflege bei Primary Nursing

durch die Kontinuität und im Gegen-

satz bei oftmaligem Wechsel der

Pflegepersonen. Diese Veränderung

im positiven Sinn wurde von einer

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung bestätigt, mit der Begrün-

dung, dass die Primary Nurses Angst

hätten, wenn sie etwas falsch planen

würden.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung kontrolliert und hinter-

fragt die Durchführung der geplanten

Maßnahmen.

Zusammenhang mit Berufserfahrung,

Motivation und Durchsetzungsvermö-

gen.

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung ist der Ansicht, dass viele

Pflegepersonen noch nicht bereit

wären, diese Verantwortung zu über-

nehmen. Die wird auch von der Pri-

mary Nurse bestätigt.

Pflegepersonen erkennen eine gene-

relle Übernahme der Verantwortung

bei der Pflegediagnostik. Bei Primary

Nursing ist der Zeitrahmen größer,

als wenn die Pflege nur für zwei oder

drei Tage übernommen wird.

Page 290: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

290

beim/bei der Patienten/in einge-

teilt ist.

Text 8: Die Übernahme der

Verantwortung in Bezug auf die

Pflegeplanung wurde von zwei

von insgesamt vier anwesen-

den Pflegepersonen (die bei-

den anderen Pflegepersonen

waren nie Primary Nurse) nicht

als Belastung gesehen.

Problematisch erscheint das

Anlegen von Pflegediagnosen,

die routinemäßig nicht angelegt

werden, und das Tragen der

Verantwortung dafür, ob es

auch die richtige Pflegediagno-

se für diesen/diese Patienten/in

ist.

Jede Pflegeperson hat andere

Prioritäten und dazu zu stehen

ist auch schwierig.

Zwei von vier anwesenden

Pflegepersonen erleben die

Übernahme der Verantwortung

als nicht belastend.

Unsicherheit beim Anlegen

von Pflegediagnosen, die nicht

routinemäßig verwendet wer-

den und dass dafür die Ver-

antwortung getragen werden

muss.

Jede Pflegeperson hat andere

Prioritäten beim Anlegen der

richtigen Pflegediagnosen und

dazu zu stehen ist auch

schwierig.

Zwei von vier Pflegepersonen mit

langjähriger Berufserfahrung empfin-

den kein Belastungsgefühl bei der

Übernahme der Verantwortung.

Pflegepersonen mit langjähriger Be-

rufserfahrung äußert Unsicherheit

beim Anlegen von nicht-

standardmäßiger Pflegediagnosen,

da dafür auch die Verantwortung

übernommen werden muss.

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung erkennt eine Schwierigkeit

darin, dass jede Pflegeperson andere

Prioritäten setzt beim Anlegen von

Pflegediagnosen, die dann auch da-

für verantwortlich ist.

Thema 15: „Zusammenarbeit mit Pflegepersonen“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 15: Zusammenarbeit

mit Pflegepersonen

Text 1: In der kleinen Gruppe

funktioniert es besser, man

redet sich leichter zusammen.

Im großen Team werden Pfle-

gepersonen sich die Pflegepla-

Die Zusammenarbeit in der

kleinen Gruppe funktioniert

besser, die Kommunikation

findet leichter statt.

Fehlende Interesse und Ver-

antwortungsgefühl für die, von

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung findet die Zusammenarbeit

in der Projektgruppe sehr gut und es

findet die Kommunikation leichter

statt.

Die oben angeführt Pflegeperson

sieht auch das fehlende Interesse der

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291

nung durchlesen und sich den-

ken, nach zwölf Stunden gehe

ich nach Hause und am nächs-

ten Tag wird schon wieder die

Primary Nurse oder jemand aus

der Projektgruppe da sein.

ExpertInnen zur Unterstützung

der Primary Nurse in speziellen

Fragen wird sehr positiv gese-

hen.

Aus dem Projektteam haben

alle die Primary Nurse unter-

stützt, es wurde miteinander

gesprochen und Ideen einge-

bracht.

Text 2: Die Übergabe ist viel

genauer und effizienter, da der

gesamte Überblick über den/die

Patienten/in vorhanden ist.

Widerstände und blöde Bemer-

kungen kommen vom übrigen

Team.

Text 3: Geplante Pflege wurde

von Associate Nurse durchge-

führt, sie musste ein Mal evalu-

ieren und eine Maßnahme lt.

plastischen/plastische Chirur-

gen/in verändern. Auf diese Art

und Weise ist auch die Betreu-

der Primary Nurse angelegte,

Pflegeplanung vom übrigen

Pflegeteam.

ExpertInnen für spezielle Fra-

gen werden von der Primary

Nurse positiv gesehen.

Unterstützung der Primary

Nurse durch die Projektteam-

mitglieder.

Genauere und effizienter

Dienstübergaben, da ein ge-

samter Überblick über den/die

Patienten/in vorhanden ist.

Widerstände und blöde Be-

merkungen kommen vom üb-

rigen Team.

Geplante Pflege und ein Mali-

ge Evaluation von Associate

Nurse durchgeführt, da Prima-

ry Nurse Nachtdienste absol-

vierte.

Betreuung mehrerer PatientIn-

nen ist so möglich.

Nichtprojektteammitglieder an der

angelegten Pflegeplanung, auch

wenn die Primary Nurse oder eine

Pflegeperson aus der Projektgruppe

nicht im Dienst sind.

Die Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung sieht die Unterstüt-

zung von ExpertInnen in speziellen

Fragen sehr positiv und es gibt ihr

auch Sicherheit.

Die Primary Nurse hat auch die Un-

terstützung der gesamten Projekt-

teammitglieder wahrgenommen, es

wurde diskutiert und Ideen in Bezug

auf Pflegediagnostik ausgetauscht.

Von Primary Nurse mit langjähriger

Berufserfahrung wird berichtet, dass

dem Pflegeteam die genauere und

effizientere Dienstübergabe bewusst

wird. Die Primary Nurse hat einen

gesamten Überblick über den/die

Patienten/in.

Die Primary Nurse beschreibt auch

Widerstände dem Projekt gegenüber,

die sich durch blöde Bemerkungen

über die Tätigkeiten verbal bzw. auch

am Aushang, wer die nächste Prima-

ry Nurse ist, bemerkbar machen.

Associate Nurse führt aufgrund von

angeordneter Therapieänderung die

Evaluation der Pflegediagnose durch,

da die Primary Nurse Nachtdienst

absolvierte. Bei bereits geplanten

Maßnahmen wird in der Betreuung

von mehreren PatientInnen kein

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292

ung mehrerer PatientInnen

gleichzeitig möglich.

Text 7: Bei Abwesenheit der

Primary Nurse und der

Associate Nurses haben Pfle-

gepersonen aus dem übrigen

Team den/die Patienten/in be-

treut, die sich jedoch nicht im-

mer an die vorgeschriebene

Pflegeplanung gehalten haben

und ganz andere Vorstellungen

gehabt haben.

Aufgrund des Krankenstandes

der Stationsleitung konnte das

Einhalten der Pflegemaßnah-

men nicht kontrolliert und hin-

terfragt werden. Vertretungen

der Stationsleitung müssen

instruiert werden, im Krank-

heitsfall der Stationsleitung, die

Organisation und Durchführung

von Primary Nursing zu kontrol-

lieren sowie die Pflegevisiten

zu übernehmen.

Die Primary Nurse soll trotz

vorgegebener Einteilung die

Möglichkeit haben, zu ei-

nem/einer anderen Patienten/in

gehen zu können.

Bei Projektabschluss bzw. bei

Geplante Pflegemaßnahmen

wurden bei Abwesenheit der

Primary Nurse und Associate

Nurses nicht eingehalten, teil-

weise haben auch andere

Vorstellungen zu Pflegemaß-

nahmen bestanden.

Durch Krankenstand der Stati-

onsleitung wurden das Nicht-

einhalten der geplanten Pfle-

gemaßnahmen nicht hinter-

fragt.

Instruktion an VertreterInnen

der Stationsleitung, dass im

Krankheitsfall die Organisation

und Durchführung von Primary

Nursing weitergeführt werden

und Pflegevisiten abgehalten

werden.

Primary Nurses sollen auch

einen/eine anderen/andere

Patienten/in betreuen können

und sich eine Auszeit vom/von

der Primary Nursing Patien-

ten/in nehmen können.

Die Abschlussevaluation soll

Problem gesehen.

Bei Abwesenheit der Primary Nurse

mit zweijähriger Berufserfahrung und

der Associate Nurses wird eine

Nichteinhaltung der geplanten Pfle-

gemaßnahmen festgestellt. Pflege-

personen haben teilweise auch ande-

re Vorstellungen.

Zusammenhang mit Organisation,

Kommunikation, Dienstplangestal-

tung, Berufserfahrung und Durchset-

zungsvermögen.

Kontrolle über Einhaltung der geplan-

ten Maßnahmen wurde aufgrund von

Krankenstand der Stationsleitung

nicht durchgeführt. Die Vertretung hat

diese Tätigkeit nicht übernommen

bzw. es wurde auch nicht delegiert

bzw. vorher kommuniziert. Das Ab-

halten von Pflegevisiten wurde eben-

falls nicht in Vertretung durchgeführt.

Primary Nurse mit zweijähriger Be-

rufserfahrung, aber auch jene mit

langjähriger Berufserfahrung,

wünscht/en sich, dass sie sporadisch

einzelne Dienste andere PatientInnen

betreuen dürfen, um etwas Abstand

vom/von der Primary Nursing Patien-

ten/in zu gewinnen, was im Thema

„Organisation“ ebenfalls angespro-

chen wird.

Von der Projektleitung wird gefordert,

Page 293: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

293

Transferierung des/der Patien-

ten/in soll die Primary Nurse

jedoch die Abschluss-

evaluation durchführen.

Text 8: Als Problem wird gese-

hen, wenn Pflegepersonen die

vorgeschrieben Pflegeplanung

nicht einhalten und man sich

als junger/junge Mitarbeiter/in

nicht durchsetzen kann.

Es gibt immer KollegInnen, die

bei der Erstellung oder Formu-

lierung von Pflegediagnosen

behilflich sind.

Bereits gestellte Pflegediagno-

sen werden oft nicht bei

Dienstbeginn durchgelesen.

Diese werden erst gelesen,

wenn die Ankündigung zur

Pflegevisite stattgefunden hat,

was jedoch nicht sinnvoll ist, da

die Durchführung von Pflege-

maßnahmen auch für vormit-

tags geplant worden sind.

Von den Associate Nurses

waren meistens die gleichen

Pflegepersonen aus dem Pro-

jektteam beim/bei der Patien-

ten/in eingeteilt, wobei sich die

Associate Nurse die Zuteilung

dann auch nicht aussuchen

konnte. Es wird hier auch auf

die Kontinuität geachtet.

von der Primary Nurse erfol-

gen.

Fehlendes Durchsetzungs-

vermögen von jungen Pflege-

personen, die sich bei Nicht-

einhaltung der geplanten Pfle-

gemaßnahmen nicht behaup-

ten können.

Unterstützung bei der Erstel-

lung und Formulierung von

Pflegediagnosen durch Kolle-

gInnen.

Gestellte Pflegediagnosen

werden meist nicht bei Dienst-

beginn durchgelesen, erst

wenn eine Pflegevisite ange-

kündigt wird.

Kontinuität bei den Associate

Nurses war gegeben.

dass die Primary Nurse die Ab-

schlussevaluation durchzuführen hat.

Problematisch ist jedoch, wenn diese

längere Zeit davor nicht im Dienst

war.

Wie in Text 7 beschrieben gibt es das

Problem, dass sich Pflegepersonen

mit geringer Berufserfahrung bezüg-

lich der Einhaltung der geplanten

Pflegemaßnahmen nicht durchsetzen

können.

KollegInnen aus dem Projektteam

unterstützen bei der Erstellung und

Formulierung der Pflegediagnosen,

wie auch im Text 1 beschrieben.

Die Stationsleitung kritisiert die späte

Information über die Pflegeplanung

und –diagnosen, meist erst nachdem

eine Pflegevisite angekündigt wird.

Diese Kritik betrifft Nichtprojektteam-

mitglieder.

Die Projektleitung hat auf die Kontinu-

ität der Associate Nurses geachtet,

wobei von einer Associate Nurse mit

zweijähriger Berufserfahrung kritisiert

wird, dass deshalb absolut keine

Wahlmöglichkeit bestanden hat, auch

wenn die letzten zwei Tage ein/eine

anderer/andere Patient/in betreut

wurde.

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294

Thema 16: „Dokumentation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 16: Dokumentation

Text 1: Es wurde der Zusatz-

button „Ereignisse“ gut genützt,

indem viel reingeschrieben

wurde, wo man kurz über

den/die Patienten/in nachlesen

kann und eine Übersicht hat.

Man sieht gleich, ob etwas

Spezielles war oder was ge-

macht wurde.

Text 2: Eine Kurzzusammen-

fassung über Vorerkrankungen

des/der Patienten/in sollte er-

sichtlich unter dem Zusatzbut-

ton „Ereignisse“ dokumentiert

werden, um pflegerelevante

Dinge auch berücksichtigen zu

können, wie z.B. die Magenre-

sektion des/der Patienten/in.

Dokumentation unter dem

Zusatzbutton „Ereignis-

se“ eignet sich als gute und

rasche Übersicht über den/die

Patienten/in.

Zusatzbutton „Ereignis-

se“ auch für eine Kurzzusam-

menfassung der Vorerkran-

kungen des/der Patienten/in,

um pflegerelevante Dinge

auch berücksichtigen zu kön-

nen.

Pflegerelevante Inhalte, die noch

nirgends dokumentiert wurden, wer-

den unter dem Zusatzbutton „Ereig-

nisse“ niedergeschrieben. Dieser

dient auch zur guten und raschen

Übersicht.

Zusammenhang mit Kommunikation,

Verantwortung, Zusammenarbeit mit

Pflegepersonen, TherapeutInnen und

ÄrztInnen.

Wie im Text 1 beschrieben, eignet

sich der Zusatzbutton „Ereignis-

se“ sehr gut für die Dokumentation

und Kurzzusammenfassung pflegere-

levanter Gegebenheiten des/der Pa-

tienten/in.

Thema 17: „Motivation“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 17: Motivation

Text 2: Die Motivation soll auch

von höherer Instanz vorgelebt

werden, was aber derzeit nicht

stattfindet.

Es fehlt ein Pusher in der

Gruppe, der den Rücken der

Pflegepersonen stärkt und sagt,

dass sie es gut machen.

Durch fehlende Kommunikation

und Darstellung der Wichtigkeit

Motivation für das Projekt von

der Projektleitung nicht er-

kennbar.

Fehlende Unterstützung und

Stärkung für das Projektteam.

Geringes Interesse und gerin-

ge Teilnahme an Teambe-

Pflegeperson mit langjähriger Berufs-

erfahrung wünscht sich eine erkenn-

bare Motivation seitens der Projektlei-

tung, die auch das Projektteam un-

terstützt, stärkt und lobt.

Aufgrund der geringen Teilnahme an

Besprechungen wird der Stellenwert

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295

von Primary Nursing sind nur

vereinzelt Pflegepersonen inte-

ressiert, an Teambesprechun-

gen oder wie jetzt an Reflexi-

onsgesprächen teilzunehmen.

Durch schlechten PatientInnen-

stand, Personalmangel, Ein-

schulung neuer MitarbeiterIn-

nen und die Übernahme als

Primary Nurse von zwei Patien-

tInnen findet eine große Belas-

tung statt.

Von der Stationsleitung wird bei

der Teamsupervision gesagt,

dass zur Umsetzung von Pri-

mary Nursing die Ressourcen

fehlen. Aus diesem Grund fehlt

u.a. das Verständnis, warum

etwas gemacht werden soll,

wenn es nicht umgesetzt wer-

den kann.

Es fehlt an Anerkennung, das

hast du jetzt gut gemacht, oder

dass in der Früh bei der

Dienstübergabe an das gesam-

te Team weiter gegeben wird,

dass der/die zweite Projektpati-

ent/in abgeschlossen ist und

wie es verlaufen ist.

Fehlende Wertschätzung über

die Arbeit, die geleistet wurde,

da auch sehr viel Anstrengung

dahinter gestanden ist.

Text 3: Die Einstellung zu Pri-

mary Nursing im Team hat sich

noch nicht verbessert.

sprechungen und Reflexions-

gesprächen durch fehlende

Kommunikation und Darstel-

lung der Wichtigkeit von Pri-

mary Nursing.

Große Belastung der Primary

Nurse durch den schlechten

PatientInnenstand, Personal-

mangel, Einschulung neuer

MitarbeiterInnen und Über-

nahme von zwei PatientInnen.

Fehlende Ressourcen zur

Umsetzung werden von der

Stationsleitung angesprochen

bei einer Teamsupervision,

wodurch ein fehlendes Ver-

ständnis entstanden ist, wa-

rum das Projekt überhaupt

begonnen wurde.

Fehlendes Lob und Wert-

schätzung, oder die Erwäh-

nung bei der Dienstübergabe

in der Früh, was aus dem/der

Primary Nursing Patienten/in

geworden ist.

Fehlende Wertschätzung über

die geleistete Arbeit.

des Projektes von Pflegeperson mit

langjähriger Berufserfahrung in Frage

gestellt.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung klagt über große Belas-

tung aufgrund von sehr pflegeintensi-

ven PatientInnen, Personalmangel,

Einschulung neuer MitarbeiterInnen

und zusätzlich noch die Übernahme

von zwei PatientInnen als Primary

Nurse.

Unklarheit besteht, warum das Pro-

jekt Primary Nursing gestartet wurde,

obwohl bereits vor dem zweiten Re-

flexionsgespräch von der Stationslei-

tung gesagt wird, dass es für die Um-

setzung keine Ressourcen gibt.

Pflegepersonen wünschen sich Lob

und Wertschätzung, sowie Informati-

on an das Pflegeteam über PatientIn-

nenstatus.

Page 296: Titel der Dissertation Implementierung des ...othes.univie.ac.at/29730/1/2013-08-01_0107272.pdf · Primary Nursing stellt ein mögliches Pflegeorganisations- system dar und beinhaltet

296

Text 6: Das Projekt wird nach

wie vor als unbeliebt vom übri-

gen Team eingeschätzt und es

werden nur die Nachteile gese-

hen. Es fehlt an konkreter In-

formation und das Aufzeigen

von Vorteilen von Primary

Nursing.

Text 8: Pflegepersonen des

übrigen Teams konnten nicht

motiviert werden, die angeleg-

ten Pflegediagnosen zu verän-

dern bzw. zu ergänzen, außer

die Pflegediagnose Selbstpfle-

gedefizit wurde vereinzelt bei

PatientInnen angelegt.

Pflegevisite muss regelmäßig

von der Stationsleitung durch-

geführt werden, da ansonsten

keine Pflegediagnosen ange-

legt werden bzw. Beschrän-

kungen mit den Risikopflegedi-

agnosen vorliegen. Es wird von

den Pflegepersonen als unge-

liebtes Kind gesehen.

Hautdefekte und Gewebeschä-

digungen sind immer gut ge-

plant.

Schulungen zur Pflegediagnos-

tik sollten wieder stattfinden,

wobei es bereits Schulungen

gegeben hat und die neuen

MitarbeiterInnen kommen

frischdiplomiert von der Schule

und die sollten sich auskennen.

Nach dritten/dritter bzw.

sechsten/sechster Patienten/in

hat sich die Einstellung zu

Primary Nursing im übrigen

Team noch nicht verbessert.

Es werden nur Nachteile ge-

sehen. Vorteile müssen aufge-

zeigt werden.

Keine Motivation der übrigen

Pflegepersonen an der Pfle-

gediagnostik etwas zu verän-

dern. Die Pflegediagnose

„Selbstpflegedefizit“ wurde

vereinzelt bei PatientInnen

angelegt.

Abhalten von regelmäßigen

Pflegevisiten sind notwendig,

da sonst keine Pflege-

diagnosen angelegt werden

bzw. nur Risikopflegediagno-

sen routinemäßig mit fehlen-

der korrekter Ziel- und Maß-

nahmen-formulierung.

Hautdefekte und Gewebe-

schädigung sind laut Stations-

leitung immer gut geplant.

Wunsch nach Schulungen zur

Pflegediagnostik, wobei es

bereits mehrmals Schulungen

gegeben hat und neue Mitar-

beiterInnen frischdiplomiert

von der Ausbildung kommen,

die sich mit der Pflegediagnos-

tik besser auskennen sollten.

Projektteammitglieder berichten über

negative Einstellung des übrigen

Pflegeteams Primary Nursing gegen-

über. Auch keine Verbesserung trotz

Aufzeigen der Vorteile nach sechs

PatientInnen.

Pflegepersonen, die nicht im Projekt-

team sind, sind nicht motiviert außer

den „Standardpflegediagnosen“ noch

andere relevante Diagnosen anzule-

gen. Vereinzelt wird die Pflegediag-

nose „Selbstpflegedefizit“ verwendet.

Von der Projektleitung wird kritisch

angemerkt, dass das regelmäßige

Abhalten von Pflegevisiten notwendig

wäre, da ansonsten die Pflegediag-

nostik nicht oder nur mit Standarddi-

agnosen versehen, durchgeführt wird.

Wobei die Pflegediagnosen bei be-

stehenden Gewebeschädigungen

immer gut geplant werden.

Pflegepersonen regen eine weitere

Schulung zur Pflegediagnostik an,

wobei diese von der Projektleitung

nicht positiv gesehen wird, da es

immer wieder Schulungen gegeben

hat und neue, frischdiplomierte Mitar-

beiterInnen dies in der Ausbildung

lernen.

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Wenn man die Pflegediagnostik

sich anschaut, dann merkt

man, dass z.B. die Symptome

mit der Ätiologie oder mit dem

Pflegediagnosentitel nicht zu-

sammen passen und das

scheint eine Verständnisfrage

zu sein und keine Motivations-

frage.

Das zweite Problem ist die

Motivationsfrage, dass Pflege-

personen sagen, das ist ärztli-

che Sache und da erstelle ich

jetzt keine Pflegeplanung.

Es hat auch damit zu tun, wie

bemüht Pflegepersonen sind

und sich mit der Pflegediagnos-

tik auseinandersetzen und das

hat wiederum mit Motivation zu

tun.

Pflegediagnosen sollen nicht

mit der Einstellung gestellt wer-

den, weil die Stationsleitung

das möchte und es steht dann

bei den Maßnahmen nur

Stromtherapie, Physiotherapie

usw., nur damit etwas doku-

mentiert ist.

Langwieriger Vorgang, bis posi-

tives Beispiel der Projektgruppe

auf alle KollegInnen übergreift,

was jedoch nie hundert prozen-

tig funktionieren wird. Hoffnung

der Stationsleitung, dass der

Prozentanteil größer wird.

Es gibt auch PatientInnen, die

Symptome passen oft nicht mit

der Ätiologie oder mit dem

Pflegediagnosentitel zusam-

men. Es scheint dass ein feh-

lendes Verständnis vorliegt.

Fehlende Motivation bei mit-

verantwortlichen Maßnahmen

eine Pflegeplanung anzulegen.

Fehlende Bemühungen sich

mit der Pflegediagnostik aus-

einanderzusetzen, da die Mo-

tivation nicht vorhanden ist.

Notwendigkeit und Funktion

der Pflegediagnosen muss für

die Pflegepersonen klar sein

und dass sie sie nicht für die

Stationsleitung stellen, dass

diese befriedigt ist.

Langwieriger Vorgang, dass

positives Beispiel von der Pro-

jektgruppe auf das restliche

Team übergreift.

Nicht alle PatientInnen müs-

Pflegeperson, die nie die Rolle der

Primary Nurse innehatte, kritisiert,

dass Pflegediagnosentitel mit den

Symptomen, Zielen und Maßnahmen

oft nicht zusammen passen. Die Pfle-

geperson sieht hier das Problem vor-

dergründig in einer Verständnisfrage

und nicht in einer Motivationsfrage.

Pflegepersonen empfinden Unsicher-

heit bzw. fehlt es an Motivation, eine

Planung im mitverantwortlichen Tä-

tigkeitsbereich anzulegen.

Projektleitung sieht in der Problematik

sehr wohl auch die fehlende Motivati-

on der Pflegepersonen, sich mit der

Pflegediagnostik auseinanderzuset-

zen.

Notwendigkeit und Funktionen von

Pflegediagnosen müssen den Pfle-

gepersonen klar sein, um auch das

entsprechende Verständnis dafür zu

entwickeln. Das Erstellen der Pflege-

diagnosen der Stationsleitung zu

liebe, ist das falsche Verständnis

dafür.

Projektleitung sieht in der positiven

Überleitung des Projektes auf die

übrigen Pflegepersonen als langwie-

rigen Prozess und bezweifelt, dass es

zu 100 Prozent sein wird.

Die Projektleitung und auch die an-

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keine Primary Nurse benötigen

und es würden evtl. fünf oder

sechs PatientInnen auf der

Station sein, die eine Primary

Nurse benötigen.

sen von einer Primary Nurse

betreut werden. Die Pflege

dieser PatientInnen würde den

Pflegepersonen obliegen, die

Primary Nursing absolut ab-

lehnen. Nach Meinung der

Projektleitung würden fünf bis

max. sechs PatientInnen von

16 eine Primary Nurse benöti-

gen.

wesenden Projektteammitglieder sind

der Meinung, dass nicht alle 16 Pati-

entInnen dieser Station die Betreuung

von einer Primary Nurse benötigen.

Die Pflege für diese PatientInnen

werden Pflegepersonen übernehmen,

die Primary Nursing völlig ablehnen.

Es werden fünf bis sechs PatientIn-

nen geschätzt, die von einer Primary

Nurse betreut werden sollten.

Thema 18: „Beziehung zum/zur Patienten/in“

Thema Themencharakteristik Besonderheiten des

Auftretens

Thema 18: Beziehung

zum/zur Patienten/in

Text 2: Die ProjektpatientInnen

waren bis jetzt sehr anstren-

gend und fordernd, dass man

dann, wenn er/sie den Namen

gerufen hat und etwas wollte,

es nicht mehr hören konnte. Es

mussten Grenzen aufgezeigt

werden, die der/die Patient/in

auch verstanden hat und der

Primary Nurse ist es dann auch

besser gegangen.

Text 4: Der/Die Patient/in konn-

te aufgrund seines/ihres Zu-

standes nicht sehr viel mitma-

chen, er/sie war ansprechbar

und es wurde ihm/ihr alles er-

klärt und die Ziele mit ihm/ihr

besprochen.

Belastung durch Primary

Nursing PatientInnen, die sehr

fordern sind. Notwendigkeit,

diesen PatientInnen die Gren-

zen aufzuzeigen, dann geht es

den Pflegepersonen besser.

Bei schlechtem Zustand

des/der Patienten/in kann nicht

sehr viel mit dem/der Patien-

ten/in gemacht werden, es

wurde jedoch alles erklärt und

die Ziele mit ihm/ihr bespro-

chen.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung empfindet eine große

Belastung, wenn PatientInnen sehr

fordernd sind, immer nur den Namen

der Primary Nurse rufen. Hier sieht

sie eine große Notwendigkeit, dass

sie dem/der Patienten/in auch Gren-

zen aufzeigt.

Primary Nurse mit langjähriger Be-

rufserfahrung betreut einen/eine Pati-

enten/in mit schlechtem Zustandsbild,

sodass keine Fortschritte erzielt wer-

den konnten. Sie empfindet den Um-

gang mit PatientInnen, gerade als

Primary Nurse, die eher passiv sind

und wo keine Erfolge erzielt werden

können, als Belastung. Der/Die Pati-

ent/in war auch kontaktierbar und

Ziele konnten besprochen werden.

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14. Lebenslauf

Angaben zur Person

Name Mag.a Gerlinde Rebitzer

E-Mail [email protected]

Schul- und 1975-1979 Volksschule Trofaiach

Berufsbildung 1979-1983 Hauptschule, 1. Klassenzug, Trofaiach

1983-1984 Einjährige Haushaltungsschule St. Martin

1984-1985 Allgemeine Gesundheits- und

Krankenpflegeschule am LKH Graz

1985-1988 Allgemeine Gesundheits- und

Krankenpflegeschule am LKH Leoben, Diplomiert am

30.09.1988 mit Erfolg

1996-1997 Sonderausbildungskurs für die Pflege von

Patienten an Intensivbehandlungsstationen

1999-2001 Berufsreifeprüfung

2001-2006 IDS Pflegewissenschaft, Abschluss am

12.04.2006 mit Mag. phil.

01.02.2007 Individuelle Gleichhaltung der

Sonderausbildung für Lehraufgaben

Seit SS 2009 Studentin im Doktoratsstudium der

Philosophie Soziologie, geisteswissenschaftl. Stzw

Seit WS 2009 Lehrbeauftragte an der FH für

Gesundheits- und Krankenpflege Wien

Arbeitserfahrung 1988-1991 Kaiser Franz Josef Spital, 2. Med., F 19

1991-1992 Kaiser Franz Josef Spital Rehabilitationsstation

1992-1997 KA Rudolfstiftung Interne und Allgemeine

Intensivstation 12A

1997-2006 AKH Wien HTG-Intensivstation 13B2

seit 2006 SZO-Donauspital, Lehrerin an der Schule für

Gesundheits- und Krankenpflege

Muttersprache Deutsch

Fremdsprachen Englisch: Wort und Schrift

Studien- und Mitarbeit beim Projekt "Verbesserung der EDV-Nutzung"

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Projektarbeit in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule SZO und

Erstellung der Schulhomepage

Wissenschaftliche Begleitung der Pflegestudie "Auswir-

kung der Pflegeintervention Therapeutic Touch bei Patien-

ten und Patientinnen mit Hörsturz" 2007-2010, Publikation

des Endberichtes 2011