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TK unterstützt Aufbau des Endoprothesenregisters Mehrheit würde Arzt weiterempfehlen Fehlender Impfschutz bei Schulkindern spezial SACHSEN Nr. 2 2014 Informationsdienst der Techniker Krankenkasse Bessere Qualitätskontrolle für Kunstgelenk-Operationen TK unterstützt Aufbau des Endoprothesenregisters In Deutschland werden jedes Jahr etwa drei Millionen Implantate einge- setzt. Zu den bei Weitem häufigsten Operationen gehört der Einbau künst- licher Gelenke. Bei starkem Gelenk- verschleiß oder nach Brüchen gibt oft nur ein neues Knie- oder Hüftgelenk den Patienten Mobilität und Lebens- qualität zurück. 2012 wurden allein in Sachsen 8748 künstliche Hüftgelen- ke und 8680 Kniegelenke operiert. Hinzu kamen 5509 Operationen nach Hüftfrakturen und 2774 Wechselope- rationen, das heißt Operationen, in denen ein Kunstgelenk oder Kompo- nenten des Gelenks erneuert werden mussten. Gerade der Wechsel von Endoprothesen in so hoher Zahl muss nicht sein. „Viele dieser Eingriffe sind auf Mängel bei der Erstoperation oder Qualitätsmängel des Implantats zurückzuführen und könnten vermie- So funktioniert das Endoprothesenregister Was einfach klingt, ist in der Praxis ein sehr komplexes System mit hohen Anforderungen: Für das Endoprothesenregister muss eine ganze Reihe von Datenflüssen koordiniert werden. Bei der Ope- ration erfasst die Klinik mit einem Barcode-Scanner alle Details des künstlichen Gelenks, das die Chi- rurgen einbauen, also Hersteller, Produktbezeichnung und sämtliche Implantatbestandteile. Von der Klinik fließen die Informationen in pseudonymisierter Form zur Regis- terstelle, die vom BQS-Institut im Auftrag des EPRD betrieben wird. Die Krankenkassen senden später Auszüge aus Abrechnungsdaten der Klinik ebenfalls pseudonymi- siert an die Registerstelle weiter. Diese Daten werden laufend ergänzt, um festzustellen, ob es eine Wechseloperation gegeben hat. Die Registerstelle verknüpft die Daten mit der Produktdaten- bank der Hersteller, in der nahezu alle auf dem Markt befindlichen Endoprothesen enthalten sind, und ist dadurch in der Lage, die pseu- donymisierten Datenpakete wieder zusammenzufügen. HINTERGRUND den werden“ , sagt Simone Hartmann, Leiterin der TK-Landesvertretung Sachsen. Deutlich sinkende Revisionsraten Mit dem Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) wird sich die Behandlungsqualität beim Gelenker- satz verbessern. Fehler beim Einbau künstlicher Knie- und Hüftgelenke, Produktmängel oder gar Serienfehler bei Endoprothesen, die bei etlichen Patienten implantiert wurden, werden in Kliniken, die sich am EPRD betei- ligten, künftig nicht mehr unentdeckt bleiben. Ziel des Registers ist es ins- besondere, mehr über die Standzeit künstlicher Gelenke zu erfahren, also über die Zeit, in der Implantate im 2012 wurden allein in Sachsen 8748 künstliche Hüftgelenke operiert.

"TK spezial" für Sachsen 2-2014

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TK unterstützt Aufbau des Endoprothesenregisters • Mehrheit würde Arzt weiterempfehlen • Fehlender Impfschutz bei Schulkindern

spezialSac h S e n

nr. 2 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse

Bessere Qualitätskontrolle für Kunstgelenk-Operationen

TK unterstützt Aufbau des Endoprothesenregisters

In Deutschland werden jedes Jahr etwa drei Millionen Implantate einge-setzt. Zu den bei Weitem häufigsten Operationen gehört der einbau künst-licher Gelenke. Bei starkem Gelenk-verschleiß oder nach Brüchen gibt oft nur ein neues Knie- oder hüftgelenk den Patienten Mobilität und Lebens-qualität zurück. 2012 wurden allein in Sachsen 8748 künstliche hüftgelen-ke und 8680 Kniegelenke operiert. hinzu kamen 5509 Operationen nach hüftfrakturen und 2774 Wechselope-rationen, das heißt Operationen, in denen ein Kunstgelenk oder Kompo-nenten des Gelenks erneuert werden mussten. Gerade der Wechsel von endoprothesen in so hoher Zahl muss nicht sein. „Viele dieser eingriffe sind auf Mängel bei der erstoperation oder Qualitätsmängel des Implantats zurückzuführen und könnten vermie-

So funktioniert das Endoprothesenregister

Was einfach klingt, ist in der Praxis ein sehr komplexes System mit hohen anforderungen: Für das endoprothesenregister muss eine ganze Reihe von Datenflüssen koordiniert werden. Bei der Ope-ration erfasst die Klinik mit einem Barcode-Scanner alle Details des künstlichen Gelenks, das die chi-rurgen einbauen, also hersteller, Produktbezeichnung und sämtliche Implantatbestandteile. Von der Klinik fließen die Informationen in pseudonymisierter Form zur Regis-terstelle, die vom BQS-Institut im auftrag des ePRD betrieben wird. Die Krankenkassen senden später auszüge aus abrechnungsdaten der Klinik ebenfalls pseudonymi-siert an die Registerstelle weiter. Diese Daten werden laufend ergänzt, um festzustellen, ob es eine Wechseloperation gegeben hat. Die Registerstelle verknüpft die Daten mit der Produktdaten-bank der hersteller, in der nahezu alle auf dem Markt befindlichen endoprothesen enthalten sind, und ist dadurch in der Lage, die pseu-donymisierten Datenpakete wieder zusammenzufügen.

Hintergrund

den werden“, sagt Simone hartmann, Leiterin der TK-Landesvertretung Sachsen.

Deutlich sinkende Revisionsraten

Mit dem endoprothesenregister Deutschland (ePRD) wird sich die Behandlungsqualität beim Gelenker-satz verbessern. Fehler beim einbau künstlicher Knie- und hüftgelenke, Produktmängel oder gar Serienfehler bei endoprothesen, die bei etlichen Patienten implantiert wurden, werden in Kliniken, die sich am ePRD betei-ligten, künftig nicht mehr unentdeckt bleiben. Ziel des Registers ist es ins-besondere, mehr über die Standzeit künstlicher Gelenke zu erfahren, also über die Zeit, in der Implantate im

2012 wurden allein in Sachsen 8748 künstliche hüftgelenke operiert.

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Körper funktionstüchtig sind. Zudem kann ein endoprothesenregister die Zahl der Wechseloperationen senken.

nach der Gründung der endoprothe-senregister Deutschland gGmbh im Jahr 2010 wurde zunächst in einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob ein endoprothesenregister in Deutschland erfolgreich etabliert werden kann. ende 2012 startete dann der Probebetrieb, seit 2014 können sich bundesweit alle Kliniken am Register beteiligen. „Schon im Probebetrieb sind die sehr komplexen Datenflüsse zwischen allen Partnern – den beteiligten Kliniken, Krankenkassen, herstellern sowie der wissenschaftlichen Fachge-sellschaft für Orthopädie – reibungs-los gelaufen“, sagt Prof. Joachim hassenpflug, Direktor der Klinik für Orthopädie am Uniklinikum Schles-wig-holstein in Kiel und ehrenamtli-cher Geschäftsführer des ePRD.

nach den erfahrungen anderer Länder ist ein endoprothesenregister nach fünf bis sieben Jahren voll funkti-onsfähig. Beispiele zeigen, dass die Register Revisionsraten erheblich ver-ringern können. In Schweden, Finn-land, Island und norwegen wurden bereits in den 70er- und 80er-Jahren endoprothesenregister gegründet. In der Folge ist die Wahrscheinlichkeit für Revisionen in diesen Ländern

um bis zu zehn Prozent gesunken, in Schweden fiel die Rate sogar auf etwa die hälfte des ausgangswerts. „Jede Revision ist eine zu viel, denn eine Wechseloperation bedeutet für den betroffenen Patienten zusätzliche vermeidbare Schmerzen“, so Prof. hassenpflug.

auch die Kosten können nach ansicht hassenpflugs reduziert werden: „Wenn es uns gelingt, die Zahl der Revisionen in Deutschland lediglich um ein Prozent zu senken, kommen wir bereits auf einsparungen in höhe von 4,3 Millionen euro. Dieses niveau sollten wir relativ bald erreichen.“

Mehr als 35.000 Datenbankeinträge

Im ePRD werden alle für den eingriff relevanten Daten dokumentiert. „Die Datenbank erfasst schon heute na-hezu 98 Prozent der Produkte, die in Deutschland eingebaut werden, und ist in ihrer Granularität der Klassifika-tion weltweit einmalig“, so Prof. has-senpflug. Für die Kunstgelenke sind in der Datenbank mehr als 35.000 einzelteile hinterlegt. hinzu kommen Informationen zu Operationsverfahren und -anlässen sowie Merkmale der Patienten wie alter, Geschlecht und Vorerkrankungen.

Die Kliniken erhalten einmal jährlich eine auswertung des ePRD mit anga-ben, welche Prothesen in ihrem haus wie häufig eingebaut wurden, wie sich die Zahl der Wechseloperatio-nen entwickelt hat und warum es zu

Revisionen gekommen ist. „erstmals werden Krankenhäuser in Deutsch-land informiert, wie sich Prothesen verhalten, nachdem der Patient das Krankenhaus verlassen hat. Diese Berichte werden den häusern helfen, fehlerhafte Verfahren und Produkte zu erkennen und zu verbessern“, sagt hassenpflug. Die Berichte informie-ren Kliniken auch, wenn Prothesen in einem anderen Krankenhaus gewech-selt werden. Bei Rückrufaktionen können die betroffenen Patienten deutlich leichter als heute identifiziert und benachrichtigt werden. „Schon in zwei bis drei Jahren werden unsere Berichte den Krankenhäusern erste aussagen liefern“, so hassenpflug. auch hier zeigen Beispiele aus dem ausland, wie wertvoll die Berichte für die Kliniken sein können. So hat sich etwa in norwegen vor einigen Jahren ein Knochenzement als nicht funktionsfähig erwiesen. In verschie-denen internationalen Registern sind bei Kappenprothesen vergleichsweise kurze Standzeiten aufgefallen.

aktuell sind im endoprothesenre-gister Deutschland rund 20.000 Operationen erfasst, 400 Kranken-häuser aus dem Bundesgebiet haben Interesse an einer Teilnahme ange-meldet. Mehrere Kliniken in Sachsen – im einzelnen das Klinikum Mittleres erzgebirge gGmbh, das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, das Univer-sitätsklinikum carl Gustav carus Dresden und die asklepios Orthopädi-sche Klinik hohwald – beteiligen sich bereits am Register.

Im endoprothesenregister Deutschland werden alle für den eingriff relevanten Daten dokumentiert.

aktuell sind im endoprothesen-register Deutschland rund 20.000 Operationen erfasst.

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Rund 86 Prozent der Patienten in Sachsen würden ihren haus- oder Facharzt weiterempfehlen. Das geht aus einer aktuellen auswertung der Patientenbewertungen im arztver-gleichsportal Weisse Liste sowie den darauf basierenden Portalen von aOK, BaRMeR GeK und Techniker Krankenkasse (TK) hervor. 84 Prozent der Teilnehmer in Sachsen äußern sich zufrieden mit der Praxis und dem Personal, 90 Prozent mit der Kommu-nikation des arztes.

Die Zufriedenheit mit der Behandlung liegt im Schnitt bei 87 Prozent. Die er-gebnisse zu den einzelnen Ärzten las-sen sich direkt im Portal abrufen. Die

große Mehrheit der Sachsen würde Arzt weiterempfehlen

Weiterempfehlungsrate in Sachsen liegt über dem Bundesdurchschnitt von 84 Prozent. ein Blick in das Portal zeigt, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Ärzten teilweise deut-lich sind. So hatte eine analyse der Bewertungen auf Bundesebene im vergangenen Jahr gezeigt, dass zum Beispiel jeder zehnte Orthopäde nur eine Weiterempfehlungsrate von un-ter 40 Prozent erreicht. Die Zufrieden-heit ist dabei am stärksten abhängig von der Kommunikation des Medizi-ners: Ärzte, die auf Fragen, Ängste und Sorgen des Patienten eingehen und verständlich erklären, erhalten die höchste Zustimmung. hierbei schnei-den insgesamt allgemeinmediziner,

Ziel des unabhängigen Internetpor-tals ist es, Patienten bei der Suche nach einem geeigneten arzt fun-diert zu unterstützen. Die Zahl der Bewertungen wachse kontinuier-lich, so die Initiatoren. In Sachsen wurden bis jetzt 78 Prozent der haus- und Fachärzte bewertet.

Die Versicherten sind weiter aufge-fordert, ihre Ärzte regelmäßig zu beurteilen, damit die aussagekraft weiter steigt. Zudem ist für die Veröffentlichung im Portal eine Mindestanzahl von fünf Bewer-tungen pro arzt vorgesehen. Von der Bewertung profitieren sowohl andere Patienten auf der Suche nach dem passenden arzt als auch die Ärzte selbst, da sie eine faire Rückmeldung auf Basis einer wissenschaftlichen Befragung erhalten.

Die Versicherten der teilnehmen-den Krankenkassen können sich mit den angaben auf ihrer Versi-chertenkarte für die Bewertung registrieren. Die Bewertung erfolgt anonym und dauert nur wenige Minuten. arztsuche und arztbe-wertung sind über den Ärzteführer unter www.tk.de oder die zentrale Seite www.aerzte-gut-finden.de abrufbar. Basis aller Portale ist die Weisse Liste, ein gemeinsames angebot der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorgani-sationen.

Hintergrund

praktische Ärzte und Internisten am besten ab, Orthopäden und hautärzte erzielen die geringsten Zustimmungs-werte. Für die aktuelle auswertung wurden rund 44.300 Bewertungen aus Sachsen herangezogen.

Weisse Liste gibt Überblick über Patientenzufriedenheit

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Zwölf von 100 sächsischen Schulkin-dern haben keinen ausreichenden Masernschutz. Darauf weist die Techni-ker Krankenkasse (TK) in Sachsen mit Bezug auf einen aktuellen Bericht des Robert Koch-Institutes (RKI) hin. Während die Impfquote der ersten Masernimpfung im Kleinkindalter in Sachsen noch bei 96,8 Prozent liegt, werden später nur 88,1 Prozent der Sechsjährigen auch zum zweitenMal dagegen geimpft. Sachsen hat mit diesem Wert im bundesweiten Vergleich die geringste Quote für die auffrischungsimpfung.

Zum Vergleich: Der Bundesdurch-schnitt liegt für die erste Immuni-sierung bei 96,7 Prozent der Kinder und für die zweite Dosis bei 92,4 der Schulanfänger. eine mögliche erklä-rung: Der Freistaat Sachsen weicht von den bundesweiten empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) ab. Diese sieht für Kinder im alter von elf bis 14 Monaten die erste und bis zum ende des zweiten Lebensjahres die zweite Masernimpfung vor. nach dem Kalender der Sächsischen Impf-kommission (SIKO) hingegen sollten Kinder die erste Standardimpfung

als Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) im zweiten Lebensjahr und die auffrischung erst im sechsten Lebensjahr erhalten. „Grund für die abweichende Impf-empfehlung ist einerseits die gute epidemiologische Situation bei Masern im Freistaat“, erklärt Dr. Dietmar Beier, Vorsitzender der SIKO.

In Sachsen gab es in den vergangenen Jahren kaum Masernfälle. „anderer-seits hat ein größerer abstand zwi-schen erst- und auffrischungsimpfung auch eine bessere Booster-Wirkung

und verspricht einen längeren Schutz“, so Impfexperte Dr. Beier weiter. Mögli-cherweise seien aber beide Faktoren – sowohl die relative Seltenheit von Ma-sernfällen als auch der lange abstand zwischen den Impfungen – an der geringeren Impfquote bei sächsischen Kindern schuld. „Deshalb empfiehlt die SIKO, die zweite Masernimpfung mit der Kinder-Vorsorgeuntersuchung U9 zu verbinden. Diese fällt ohnehin in das gleiche Lebensalter, und so ist es für die eltern auch leichter, recht-zeitig an die auffrischungsimpfung zu denken“, rät Dr. Beier.

impressum

Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Sachsen

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Fehlender impfschutz bei Schulkindern

Beim rechtzeitigen erinnern an Impftermine kann auch die TK helfen. Seit einigen Jahren bietet die TK ihren Versicherten einen spe-ziellen erinnerungsservice an. Wer möchte, kann sich nach anmeldung in der TK-Online-Filiale rechtzeitig auf Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen hinweisen lassen. Der TK-erinnerungsservice kann auch individuell für jedes mitversicherte Kind eingerichtet werden.

inFOrMAtiOn

Immunisierung gegen Masern ist nur mit zweiter Dosis komplett

Die Sächsische Impfkommission empfiehlt, die auffrischungsimpfung gegen Masern mit der Kinder-Vorsorgeuntersuchung U9 vor dem Schulanfang zu verbinden.