10
1

Torben Schott - Zucchini statt Kakao

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Leseprobe Klappentext: Der elfjährige Chrissi kommt hungrig aus der Schule nach Hause und freut sich auf ein leckeres Mittagessen. Er ahnt noch nicht, dass sein Vater, Professor Huwald, wieder mal einen seiner verrückten Beschlüsse gefasst hat: Statt Schokolade und Kakao soll nur noch Gesundes auf den Tisch. Die ganze Familie gerät in Aufruhr und am Ende erleben alle eine große Überraschung ...

Citation preview

Page 1: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

1

Page 2: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

2

Cover: Heike GeorgiLektorat und Satz: Hannah Tannert

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut-schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 2010ISBN: 978-3-940367-99-0

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun-gen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbei-tung in elektronischen Systemen.

Copyright (©) 2010 by Papierfresserchens MTM-Verlag GbRKirchstraße 5, 88131 Bodolz, Deutschland

www.papierfresserchen.de [email protected]

Page 3: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

3

Torben Schott

Zucchinistatt

KakaoEine köstliche Geschichte von

Page 4: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

4

Page 5: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

5

1. Tag

Ich will Schokolade haben!“, schrie meine kleine Schwester Maja am Donnerstagmorgen.

„Schokolade ist sehr ungesund“, belehrte sie Papa.„Da ist sehr viel Fett drin.“ Mama warf Papa einen genervten Blick zu. „Ich kaufe dir nachher einen Schokoriegel“, sagte sie

zu Maja. „Dann will ich aber auch einen!“, mischte ich mich

ein. Gerechtigkeit muss schließlich sein!„Monika, warum bestellst du nicht gleich einen gan-

zen Laster voll Schokoriegel?“, fragte Papa Mama und stand auf.

„Dann krieg ich aber am meisten!“, rief Maja so-fort.

„Ich bin nämlich erst vier und Chrissi ist schon elf und ich muss ja noch wachsen!“

Auch wenn meine kleine Schwester oft ziemlich ner-vig ist, meistens hat sie recht. Ich, Chrissi, bin wirklich elf. Eigentlich heiße ich ja Christian, aber mich nennen alle nur Chrissi. Außer Oma.

Die regt sich immer maßlos über meinen Spitzna-men auf und nennt mich nur Christian.

Page 6: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

6

Daran bin ich schon gewöhnt, denn wir besuchen Oma ziemlich oft im Altersheim.

Vorausgesetzt Papa ist da.Papa ist Professor an der Universität und hat immer

ziemlich viel zu tun. Neulich stand er sogar in der Zei-tung, weil er und seine Kollegen ein hochwissenschaft-liches Phänomen entdeckt haben. Ich weiß nicht genau was, aber das interessiert mich auch gar nicht.

Mama ist den ganzen Tag zu Hause. Sie schmeißt bei uns den Haushalt. Und das macht sie richtig gut!

Nur mit dem Essenkochen klappt es nicht immer so ganz – oft geht irgendetwas schief und wir müssen dann zum Beispiel verkokelten Nudelauflauf essen.

„Ich muss dann mal los“, sagte ich.„Dann tschüss, viel Spaß!“, erwiderte Mama und

wandte sich Papa zu. „Du musst doch auch, oder?“ Papa setzte sich wieder hin.

„Nein, Monika, ich habe mir eine Woche Urlaub ge-nommen!“ Er lachte und strahlte übers ganze Gesicht.

Mama war weniger begeistert, denn wenn Papa Urlaub hat, zerstört er immer ihre gesamte Planung.

Ich stürmte raus. Na toll! Mama und Papa konnten sich zu Hause ver-

gnügen, Maja freute sich auf den Kindergarten, nur ich musste mal wieder riesige Zahlen addieren oder mir

Page 7: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

7

langweilige Lehrervorträge anhören, über irgendwel-che Sachen, die man auf dem Schulhof nicht machen durfte.

In der ersten großen Pause stand ich etwas verlassen am Zaun herum und wartete darauf, welches Thema wohl heute „in“ sein würde. So ein bestimmtes Thema gab es immer.

Vorgestern unterhielten sich alle über die Fernseh-serie Ein Messer im Darm. Da war nämlich einer er-mordet worden, doch den Täter würden sie erst in der nächsten Folge finden. Gestern gab Konrad damit an, dass unter seinem Bett angeblich eine Ratte hauste, die sich nachher doch nur als Mistkäfer entpuppte ...

Und heute? Über was würden heute alle diskutieren? Nach ein bisschen Getuschel stand das Thema fest:

Essen.Das nahmen alle zum Anlass, wild ihr Frühstück um-

zutauschen: Frederike und Tatjana tauschten zwei völ-lig gleiche Äpfel, Michael tauschte mit Jannika Gum-mibärchen gegen Überraschungs-Ei, Timo tauschte mit Kai Erdbeermarmeladenbrot gegen Himbeermar-meladenbrot. Fast alle tauschten irgendwas mit irgend-wem.

Mit mir wollte anscheinend niemand tauschen, dar-über war ich sehr froh, ich hatte nämlich ein leckeres Schokobrötchen dabei. Unauffällig verzog ich mich in eine Schulhofecke.

Page 8: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

8

Doch ich hatte mich zu früh gefreut: Nico entdeckte mich und kam angelaufen. Nico ist ein Schleimer, An-geber, Lügner ... alles zu gleich.

Er hat mit mir nichts zu tun, ich hab mit ihm nichts zu tun – und das ist auch gut so! Und es war auch nicht ich, für den Nico sich interessierte, sondern mein Scho-kobrötchen.

„Woll’n wo’ tauschen?“, fragte er, lässig wie immer, und hielt mir eine Tafel Schokolade hin.

Ich guckte erst Nico, dann dessen Tafel Schokolade und mein Schokobrötchen prüfend an, bevor ich „Ja, okay“, sagte. Ich gab ihm das Schokobrötchen und biss herzhaft in Schokolade.

Sie schmeckte köstlich und ich verschlang sie schnell. Ich ahnte ja noch nicht, dass es vorerst die letzte Scho-kolade sein würde, die ich aß.

Nach der Schule rannte ich schnell nach Hause. Don-nerstags macht Mama nämlich immer das beste Essen der ganzen Woche, also für ihre Verhältnisse. Deshalb war ich schon gespannt, ob es heute mal wieder Pom-mes gab. Mit Ketchup und Würstchen. Ich stürmte die vier Treppen hoch und schloss auf.

Mama stand am Herd und rührte angewidert in einer dunkelgrünen Brühe. Papa deckte gerade den Tisch und Maja saß – wie jeden Mittag – schon auf ihrem

Page 9: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

9

Platz und schrie immer wieder: „Hab` Hunger! Hab Hunger! Ich hab Huuuunger!“„Was ist das?“, fragte ich misstrauisch und guckte in

den Topf, in dem es gefährlich blubberte. „Dein Vater hatte die reizende Idee, Gemüsesuppe

zu kochen“, sagte Mama patzig. „Tja, Kinder, man muss Ideen haben“, flötete Papa. „In Gemüsesuppe sind viele wichtige Vitamine und

außerdem auch ...“„Wissen wir doch“, unterbrach ihn Mama und ver-

drehte die Augen. Ich stellte meinen Ranzen hin.„Wann können wir denn essen?“, fragte ich.„Kann noch dauern“, sagte Mama scharf. „Und in

der Zwischenzeit möchte Papa euch noch eine seiner reizenden Ideen mitteilen.“

Sie guckte grimmig auf Papa und rührte wild in der Gemüsesuppe herum. Oh je!

Papa räusperte sich und stellte sich vor uns, als woll-te er einen langen Vortrag halten.

„Also“, begann er, „ich habe mir gedacht, da ich jetzt eine Woche Urlaub habe, wollen wir in dieser Zeit mal sehr gesund leben.“

„Wie lebt man sehr gesund?“, fragte Maja. „Maja, das ist so “, erklärte Papa, „von nun an es-

sen wir alle statt irgendwelcher Süßigkeiten leckeres Obst.“

Page 10: Torben Schott - Zucchini statt Kakao

10

„Ja, Schokolade essen!“, jubelte Maja. „Da freu ich mich aber schon, Papa!“

„Nein, Maja“, erklärte Papa. „Schokolade gehört auch zu den Süßigkeiten. Wir

dürfen also keine Schokolade essen. Denn da wird man dick von.“

„Diiiiick?“, wiederholte Maja etwas angewidert.„Und was ist mit fettigen Sachen, wie Butter zum

Beispiel oder Käse?“, wollte ich wissen. „So etwas natürlich auch nicht“, antwortete Papa, als

ob das ja wohl ganz selbstverständlich wäre. „Unser Motto heißt: Zucchini statt Kakao!“ Er machte eine be-deutungsschwere Pause.

„Und damit ihr mir gar nicht erst in Versuchung ge-ratet, Schokolade zu essen oder Kakao zu trinken, hab ich die ganzen Dickmacher schon rausgeworfen.“

„Aus dem Fenster?“, fragte Maja entsetzt. „Nein Maja, ich habe sie in einen großen Sack ge-

packt. Den bekommt jetzt mein klapperdürrer Arbeits-kollege Waldemar“, erklärte Papa.

Bei unseren leckeren Sachen würde bestimmt auch Papas klapperdürrer Arbeitskollege Waldemar dick und rund werden!

„Nach dem Essen fahren wir dann einkaufen“, sagte Papa.

„Ja, Schokolade kaufen!“, schrie Maja, die mal wie-der gar nichts begriff, freudig.