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Tour de Müll Unterrichtsmaterialien Wir haben was drauf für Schulen www.entsorgung-kommunal.de

Tour de Müll - Umweltbetrieb Bremen · Viele Schulkassen haben an der Tour de Müll teilge-nommen und dabei Einblicke in die Grundzüge der Abfallwirtschaft in Bremen gewonnen. Die

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Tour de Müll

Unterrichtsmaterialien

Wir haben was drauf für Schulenwww.entsorgung-kommunal.de

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Inhalt

Herausgeber:Umweltbetrieb Bremen, Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen, Willy-Brand-Platz 7, 28215 Bremen

Im Auftrag des Senators für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa

Einführung 3

Die Tour de Müll - eine Übersicht 4

Station 1:Die Bremer Sortierbetriebe 5Station 2:Die Grünabfallkompostierungsanlage 7Station 3:Die Bioabfallkomposierungsanlage 8Station 4:Das Müllheizwerk 10Station 5:Die Blocklanddeponie 13

Infoblatt 1:Meilensteine der Abfallgeschichte 15Infoblatt 2:Abfallaufkommen in Bremen 18Infoblatt 3:Die Aufgabenverteilung in der Abfallwirtschaft 20

Arbeitsblatt 1, GrundschuleEine Geschichte zum Vorlesen 21Arbeitsblatt 2, GrundschuleEin Poster zur Tour de Müll 22Arbeitsblatt 3, GrundschuleWohin mit dem Müll? 23Arbeitsblatt 4, Grundschule und Sek IEin Frühstück mit (und ohne) Müll 24Arbeitsblatt 5, Sek I Fragen zur Tour de Müll 25Arbeitsblatt 6, Sek I Der erste Umweltberuf? 26Arbeitsblatt 7, Sek I Präsentation der Tour de Müll 27Arbeitsblatt 8a, Sek IEine Umfrage zu Abfallthemen 28Arbeitsblatt 8b, Sek IAuswertung und Konsequenzen 29Arbeitsblatt 9, Sek I Abfallaufkommen in Bremen 30Arbeitsblatt 10a, Sek I Bestandsaufnahme der schulischen Abfallsituation 31Arbeitsblatt 10b, Sek IOrganisation und Auswertung der Bestandsaufnahme 32Arbeitsblatt 11, Sek I Ein neues Zeitalter für die Abfallwirtschaft 33

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Viele Schulkassen haben an der Tour de Müll teilge-nommen und dabei Einblicke in die Grundzüge derAbfallwirtschaft in Bremen gewonnen. Die Grundschülerhaben die dreistündige kleine Tour absolviert, die älterenhaben auf einer längeren Tour fünf Entsorgungsein-richtungen besichtigt. Die meisten von ihnen - egal objung oder älter – haben nach einer ersten vorsichtigenAnnäherung („es stinkt“) sehr interessante Eindrückeerhalten und Spannendes erlebt. Intensiver als es derklassische Fachunterricht kann, wird auf diesen Tourenein Sachwissen erzeugt und das Verständnis für dieBelange der Abfallwirtschaft geweckt. Dies wirkt sich amEnde auch auf das persönliche Verhalten der Kinder undJugendlichen aus. Der Umweltbetrieb Bremen legt mitdieser Broschüre ein Unterrichtsmaterial vor, das bei derVor- und Nachbereitung der Tour eingesetzt werdenkann.

Das Material besteht aus drei Teilen. Nach einerkurzen Übersicht über die Stationen der beiden Tourenwerden die fünf besuchten Anlagen vorgestellt undbeschrieben. Die Exkursionseindrücke werden hier inWort und Bild noch einmal zusammenfassend darge-stellt.

Im zweiten Teil werden in Form von Infoblättern dreiAspekte der bremischen Abfallgeschichte vertiefendbehandelt. Die Themen Abfallgeschichte, Abfallauf-kommen und die Organisation der Abfallentsorgungstehen dabei im Mittelpunkt.

Schwerpunkt der Broschüre ist der dritte Teil. Hierwerden Arbeitsblätter zur Nachbereitung der Tour deMüll angeboten. Während die beiden ersten Teile fürLehrkräfte und ältere Schüler (ab Klasse 7) konzipiertsind, wird bei den Arbeitsblättern eine Differenzierung indie Zielgruppen Grundschule und Sekundarstufe I vor-genommen. So wird für die Nachbereitung der Tour denGrundschulen ein Arbeitsblatt zur Erstellung einerPosterpräsentation angeboten, während die Sekun-darstufe I sich dieser Fragestellung in Form einer Power-Point-Präsentation widmet. Wenn nur wenig Zeit zurVerfügung steht, kann in der Sekundarstufe I ein Arbeits-blatt mit Fragen zur Tour de Müll eingesetzt werden.Zusätzliche Arbeitsblätter erschließen weitere Dimen-sionen der Thematik. Unter anderem wird auch ein Wegvorgeschlagen, sich mit der schulischen Abfallsituationauseinanderzusetzen. Dabei sollte allerdings ein größeresZeitvolumen eingeplant werden.

Der Umweltbetrieb Bremen wünscht allenLehrkräften, Schülerinnen und Schülern viel Spaß mitdieser Broschüre und interessante Einblicke in ein span-nendes Thema.

Einführung

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Die Tour de Müll bietet die Möglichkeit, dieSortierung und Entsorgung von Abfällen anschaulichkennen zu lernen. In zwei Varianten zeigen die BremerEntsorgungsbetriebe verschiedene Entsorgungsanlagen.Alle Angebote können kostenlos von Bremer Schulengenutzt werden. Die Gruppen werden mit einem Busabgeholt und wieder zurück gefahren.

Die kleine Tour de MüllBei der 3-stündigen Tour werden das Müllheizkraft-

werk, die Blocklanddeponie und die Grünabfallkompost-ierungsanlage besichtigt. Diese Tour ist für Grundschulenvorgesehen.

Sortierfraktionen

Die grosse Tour de MüllBei der 5-stündigen Tour stehen zusätzlich Biokom-

postierungsanlage und eine Sortieranlage für GelbeSäcke auf dem Programm. Sie ist für die Sekundarstufen Iund II konzipiert.

Die StationenDie erste Station der großen Tour de Müll ist die

Anlage der Bremer Sortierbetriebe im Industriehafen.Hier landen die Gelben Säcke aus Bremen und Teilen derRegion. Die Inhalte werden in einer automatischenAnlage getrennt und nach stofflichen Eigenschaftensortiert. Diese werden anschließend von Fachbetriebenweiterverarbeitet.

Müllheizkraftwerk

Grünabfall-kompostierung

Biokompostie-rungsanlage

Der Restmüll wird im Müllheizkraftwerk verbrannt.Mit der gewonnenen Wärme werden die Universität undbenachbarte Wohngebiete versorgt. Blicke in den riesigenMüllbunker und in einen Verbrennungsofen lassendiesen Teil der Tour zu einem unvergesslichen Erlebniswerden.

Auf dem Gelände der Blocklanddeponie befinden sichdie beiden Kompostierungsanlagen. Im vorderen Bereichwerden die Grünabfälle unter freiem Himmel kompstiert,zerkleinert, vermischt und zu drei Meter hohen Mietenaufgeschichtet. Am Rand des Geländes steht die moderne

Besteigung der fast 50 Meter hohen Blocklanddeponie istfür viele der Höhepunkt des Tages. Bei schönem Wetterhat man von hier einen ausgezeichneten Blick auf Stadtund Umgebung. Aber auch unabhängig davon ist esbeeindruckend zu erleben, welche großen Abfallmengendie Bürger, insbesondere die Gewerbebetriebe der Stadthier seit der Einrichtung 1969 abgelagert haben.

Auf der Blockland-deponie

Tour de Müll - eine Übersicht

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Biokompostie-rungsanlage.Wegen der Ge-ruchsemissionenvon der Außen-welt hermetischabgeschlossen,werden hier dieInhalte der Bio-tonne zu Kom-post verarbeitet.

Die

Übersicht

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Die Bremer Sortierbetriebe

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Joghurtbecher, Plastikflaschen, Alu-Dosen oderTrinkpäckchen – nach Gebrauch landet alles gemeinsamim Gelben Sack. Bei den Bremer Sortierbetrieben werdendie Stoffe wieder getrennt und der Verwertung zuge-führt. Über 150 Tonnen Abfall aus Gelben Säcken laufendort jeden Tag über die Fließbänder und durch dieSortiermaschinen. Die zur Nehlsen-Gruppe gehörigeBetriebstätte im Hafenrevier ist damit ein Baustein derbremischen Abfallentsorgung.

Anlieferung

Nach dem Sortierprozess können etwa 70 Prozentvon dem, was hier landet, der Wiederverwertung zuge-führt werden. Die Anlage arbeitet seit 1993. Allein ausBremen kommen hier jährlich zehn Millionen Säckezusammen, dazu die Mengen aus etlichen umliegendenGemeinden und Städten wie Oldenburg, Cuxhaven undBremerhaven. Dank der Modernisierung der Anlage undder Optimierung der Arbeitsabläufe wird seit 2001 auchin Kunststoffarten maschinell sortiert (PE, PP, PET etc.).Das mühselige Vorsortieren per Hand wurde wesentlicherleichtert. Die Schmutzarbeit erledigen jetzt die vierMillionen Euro teuren Sortiermaschinen fast vollautoma-tisch. In drei Schichten rund um die Uhr wird der Müll von1,3 Millionen Menschen verarbeitet. Am Schluss werdendie Wertstoffe fraktionsweise in Ballen gepresst.

Das Herzstück der neuen Anlage sind die Ballistik-separatoren. Die Stoffe werden hier in einem riesigen

Anlage

Sieb hin und her sowienach oben und untengerüttelt. Dabei werdendie schwereren leichtflä-chigen und kleinenWertstoffe, von einandergetrennt. In einemweiteren Arbeitsschrittfischen Magneten undelektromagnetischeWellen die Metalle vonden Fließbändern. High-tech wird auch bei der„Autosort“ eingesetzt.Diese Sortiereinheit spürtspezifische Verpackungs-stoffe auf, indem sieinfrarote Lichtwellenaussendet und dieReflexionen in Bruchteilen von Sekunden auswertet. Sokann der Getränkekarton vom verschimmelten Brotrestunterschieden und mit neunzigprozentiger Genauigkeitherausgefischt werden. Das geschieht mit Hilfe mecha-nischer Stöße, die das erwählte Objekt erhält, oder auchdurch Druckluft. Diese Technik hilft nicht nur denGetränkekartons auf die Sprünge, sondern funktioniertauch noch bei anderen Wertstofffraktionen. LeichteKunststoffe wie Folien und Plastiktüten werden hinge-gen mit Gebläse- und Ansaugvorrichtungen separiert.

Die separierten Stoffe landen dann in Boxen undwerden zu größeren Einheiten gepresst und verpackt. Ineiner großen Lagerhalle werden sie bis zum Abtransportzu den spezialisierten Verwertungsbetrieben zwischen-gelagert.

Sorgen bereiten dem Betreiber die Stoffe, die nichtin den Gelben Sack gehören. Lametta und Weihnachts-baumnetze, vor allem aber die Bänder von Video-kassetten können zu technischen Problemen führen. Eskommt immer wieder vor, dass sich Teile um die Lagerder Förderbänder wickeln und somit die Anlage zumStillstand bringen. Zurzeit machen der Restmüll undandere nicht zu verwertende Materialien im GelbenSack durchschnittlich 35 Prozent aus. Dieser Wert solltedurch ein verbessertes Verbraucherverhalten gesenktwerden. Und dies nicht nur um die teuren Anlagen zuschonen, sondern auch im Hinblick auf die finanzielleDimension.

Das gesamte System der Sammlung, Sortierung undVerwertung von Wertstoffen finanziert sich überLizenzentgelte, die Handel und Industrie für dieNutzung des Grünen Punkts zahlen.

So geben die teilnehmenden Unternehmen dieVerantwortung für ihre in der Verpackungsverordnung

Fliessband

Station 1

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Station 1Bremer Sortierbetriebe

von 1991 festgeschriebene Entsorgungs- und Wieder-verwertungspflicht an die Duales System DeutschlandAG ab. Die Lizenzentgelte berücksichtigen die unter-schiedlichen Kosten für die Sammlung und Sortierungder einzelnen Verpackungsmaterialien – bei Kunststoffenauch die Kosten für die Verwertung. Dabei richtet sichdas jeweilige Lizenzentgelt ausschließlich nach demeingesetzten Material. Das heißt, sämtliche Verwertungs-kosten sind über die Lizenzentgelte in die Verpackungs-preise und damit in die Gesamtproduktpreise einge-schlossen. Für alle Verpackungen mit dem Grünen Punkt,die über das Duale System entsorgt werden, zahlt dereinzelne Verbraucher jedoch in Deutschland seit dem 1.Januar 2005 nicht mehr als 1,50 Euro monatlich.

Beispielrechnung:Dessert-Becher aus Kunststoff mit Aluminiumdeckel

Gewichtsentgelt:Kunststoffbecher: 6,62 g x 140,3 Cent/kg -> 0,929 CentAluminiumdeckel: 0,51 g x 75,6 Cent/kg -> 0,039 CentSumme Gewichtsentgelt: 0,968 Cent

Was geschieht anschliessend mit denStoffen?

Der Restmüll kommt zum größten Teil ins Müllheiz-kraftwerk. Die sauber getrennten Verpackungsmaterial-ien finden den Weg ins Recycling. Auf diese Weise werdenRessourcen geschont und Energie gespart. Im Idealfallschließt sich gleichzeitig mit dem Wertstoff- auch einProduktkreislauf, wie es zum Beispiel bei Altglas undAltpapier der Fall ist. Aus Altglas entstehen neue Flaschenund Gläser, Altpapier verwandelt sich in neue Papier-produkte.

Bei den so genannten Leichtverpackungen ausAluminium, Weißblech, Verbunden und Kunststoffensieht die Sache im Detail anders aus. Hier gewinnt man

Die Bremer Sortierbetriebe

aus den nach Sortengetrennten Materialienneue Sekundärroh-stoffe, die in der Folgeauch zu ganz anderenals den Ausgangspro-dukten weiterverarbei-tet werden können. EineAusnahme stellt derKunststoff PET dar, dervor allem für die Her-stellung von Getränke-flaschen verwendetwird. Hier sind dieRecyclingtechnologienso weit fortgeschritten,dass sortenreines PETtatsächlich zurHerstellung neuerGetränkeflaschengelangt und sich der Produktkreislauf lückenlos schließt.

Komplizierter ist es bei den Verbundverpackungen.Diese bestehen aus mindestens zwei verschiedenenMaterialien, die vollflächig miteinander verbunden sindund sich nicht von Hand trennen lassen. Das sind zumBeispiel Tüten für Instantsuppen, Tiefkühlkostschachtelnund - vor allem - Getränkekartons. Sie stellen denLöwenanteil der Verbunde und werden wie alle anderenLeichtverpackungen über den Gelben Sack entsorgt. Inder Verwertungsanlage werden die Verpackungen erstzerkleinert, danach von Riesenmixern, so genanntenPulpern, kräftig durchgerührt. Dabei saugen sich diePapierfasern mit Wasser voll, quellen auf und trennensich von den dünnen Schichten Polyethylen undAluminium. Der Faserstoff wird nun noch gereinigt undeingedickt, danach zur Papiermaschine gepumpt, wo ersich beispielsweise in Wellpappen, Eierkartons oderHygienepapiere verwandelt. Für die Verwertung desResteverbunds aus hauchdünnen Polyethylen- undAluminiumschichten gibt es zwei Möglichkeiten:Entweder gelangt er in die Zementherstellung, wo derKunststoffanteil als Energielieferant dient und dasAluminium die nötige Festigkeit des später aus demZement hergestellten Betons gewährleistet. Oder dasAluminium wird sortenrein in hoch spezialisiertenAnlagen zurück gewonnen, wobei sich der Kunststoff inDampf und elektrische Energie verwandelt, die unmittel-bar für den Verfahrensprozess genutzt wird.

kartonsortierung

Endprodukt

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Station 1

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Grünabfallkompostierungsanlage

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Station 2

Die Grünabfallkompostierungsanlage wird von derKompostierung Nord GmbH (KNO) betrieben, einerTochtergesellschaft der Nehlsen GmbH & Co. KG.. Jährlichwerden 40 000 Mg Grünabfall verwertet. Die Grün-abfälle werden unter freiem Himmel zerkleinert, ver-mischt und zu drei Meter hohen Mieten aufgeschichtet.Unzählige Mikroorganismen verwandeln die Grünabfälleinnerhalb von 9 Monaten in den ausgezeichneten BremerKompost. Seine Qualität wird durch das RAL-Gütesiegelnachgewiesen. Eine Fülle von Einzelprodukten steht fürdie Verbraucher bereit. Auch für den Schulgarten findetman hier geeignete Produkte. Die Einsatzfelder sind in

der Pflanztabelle zusammengestellt.

Das Ausgangsmaterial für die Kompostierung sinddie Grünabfälle aus privaten Gärten. Die Entsorgung vonGartenabfällen aus privaten Haushalten ist zu einemgrößten Teil in der Abfallgebühr enthalten. An allenRecycling-Stationen und auf der Blocklanddeponiekönnen Laub, Gras, Strauch- und Baumschnitt bis zu einerMenge von 1 m3 gebührenfrei abgegeben werden.Größere Mengen werden nach Gewicht berechnet.

Nicht in den Grünabfall gehören:- Fallobst und Küchenabfälle -> Biotonne- Holzteile und Bauholz -> je nach Abfallart Sperrmüll,

Bauabfall oder Restmüll- Tierstreu -> Restmüll

Pflanztabelle für Grünabfälle

Gartenabfälle werden zu Mietenaufgeschichtet

Das Areal der Grünabfall-kompostierungsanlage im

Blockland

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Bioabfallkompostierungsanlage

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Station 3

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Grünabfallkom-postierungsanlage ist 1994 die Bioabfallkompostierungs-anlage errichtet worden. Sie wird auch von der Kompos-tierung Nord GmbH (KNO) betrieben, einerTochtergesellschaft der Nehlsen GmbH & Co. KG.. Indiesem Komplex werden ca. 25 000 Mg Bioabfälle zu9000 Mg Düngekompost verarbeitet. Diese hochmoder-ne, in weiten Teilen computergesteuert arbeitendeAnlage, genügt strengsten Anforderungen an Umwelt-schutzauflagen und Arbeitsschutz. Zur Optimierung desRotteprozesses sowie der Minimierung der Geruchsemis-sionen erfolgt die Kompostierung in einer geschlossenenHalle mit einer Grundfläche von 60 x 25 Metern.Ungefähr ein Drittel der Fläche beansprucht der Anliefer-und Sortierbereich.

Die Anlieferung (1) erfolgt durch spezielle Bio-Abfall-Sammelfahrzeuge. Um Geruchsaustritte in die Umge-bung zu verhindern, wird für die anliefernden Fahrzeugedas Hallentor nur kurzzeitig geöffnet. Die Entladunggeschieht bei geschlossenem Tor.

Ein Radlader, der aus Gründen des Arbeitsschutzesmit einer vollklimatisierten Überdruckkabine ausgerüstet

ist, gibt das Material in den Trichter der Siebtrommel.Größere Teile z. B. Mülltüten oder dickes Astwerk werdenals Störstoffe ausgeschieden (2). Die verwertbarenAbfälle werden über eine Förderband weitertranspor-tiert. Eine weitere Ausscheidung von Störstoffen erfolgtüber einen Magnetabscheider. Die Steuerung allerAnlagenteile erfolgt aus einem schallisolierten, klimati-sierten und mit Überdruck betriebenen Kontrollraumheraus (3). Das Bedienungspersonal kommt somit wederbei der Anlieferung, noch bei der Störstoffauslese indirekten Kontakt mit dem angelieferten Material.

Die vorsortierten organischen Abfälle werden dannüber ein Förderband in die geschlossene Rottehalletransportiert. Diese darf nur für Wartungsarbeiten oderbei Störfällen betreten werden. Das Material wird hiervon einer automatischen Umsetzanlage auf der vonBegrenzungswänden umschlossenen Rottefläche (4) zudrei Meter hohen Mieten aufgeschüttet. Das Auf- undUmsetzen der Mieten erfolgt automatisch durch das aneiner Kranbahn arbeitende, computergesteuerteUmsetzgerät.

Das Belüften der Mieten sowie die Entlüftung derHalle erfolgt im Saugverfahren, wobei die Abluft über

Übersicht Modell der Anlage

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Bioabfallkompostierungsanlage

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Station 3

Biofilter (6) im Anlagenaußenbereich gereinigt wird. Beider Biofiltration zerlegen Mikroorganismen die Schad-und Geruchsstoffe in harmlose Produkte wie Kohlendi-oxid und Wasser. Messungen im Abluftstrom gebenAufschluss über den Rotteverlauf und erlauben überMietenbewässerung und –belüftung eine gezielteRotteprozesssteuerung. Das anfallende Sickerwassersowie das aus dem Entlüftungssystem anfallendeKondenswasser werden gesammelt und der Kläranlagezugeführt.

Nach einer Mindestrottezeit von 4 Wochen ist diegeruchsintensive Phase der Kompostierung abgeschlos-sen. Als vollständig hygienisierter Frischekompost ver-lässt das Material nun die Rottehalle über ein Förder-system (5). Die abschließende Nachkompostierung vonca. fünf Monaten Dauer findet auf einer befestigtenFreilandfläche statt, um einen pflanzenverträglichen undverkaufsfähigen Fertigkompost zu erhalten.

Zum Zweck der Qualitätskontrolle unterliegt dergesamte Kompostierungsprozess einer wissenschaft-lichen Begleitung. Das Endprodukt ist ein Dünge-Kom-post, der zur Bodenverbesserung in der Landwirtschafteingesetzt wird.

Zur Qualität trägt natürlich auch der sorgsameUmgang der Verbraucher mit dem Bioabfall bei. DieBiotonne ist ausschließlich für organische Küchenabfälleund kleinere Mengen Gartenabfälle gedacht. Es gehörenhinein: Brot- und Kuchenreste, Eierschalen, Obst- undGemüsereste, Kaffeesatz, Filtertüten und Teebeutel,Fisch-, Fleisch- und feste Essensreste (diese am besten inZeitungspapier eingewickelt) sowie kleine MengenPflanzenabfall. Auf keinen Fall dürfen in die Biotonne:Plastiktüten und Gemüsenetze (auch keine biologischabbaubaren), Tierstreu, Wurstpellen und Käserinden,benutzte Taschentücher und Windeln, Staubsaugerbeu-tel, Zigarettenkippen, Asche und Straßenkehricht. Dasalles gehört in die Restmülltonne.

Aussenansicht der Anlage

Anlieferung mit Störstoffen

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Das Müllheizkraftwerk

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Station 4

Die Anlage ist 1969 in Betriebgegangen, damals noch unter demNamen Müllverbrennungsanlage. Siewurde immer wieder technischmodernisiert. 1989 wurde dieRauchgasreinigung und 1993 dieDioxinminderungsanlage in Betriebgenommen. So konnten alle vorge-schriebenen Grenzwerte eingehaltenwerden.

1998 wurde die Anlage privatisiert.Sie wurde bis 2008 von der Abfall-behandlung Nord GmbH (ANO)betrieben. Heute ist die Anlage inBesitz der swb Gruppe. Bis Ende 2005wurde die Anlage nochmals erweit-ert, um mehr Abfälle verbrennen zukönnen. Im Mittelpunkt der Moder-nisierungsarbeiten stand die neue Brennwert- undEmissions-Optimierungsanlage (BEO). In dieser Anlagewerden die Abfälle zwischengelagert und durchmischt.Dadurch erhöht sich ihr Heizwert, was wiederum positive

Auswirkungen auf die Emissionen hat.

Das Heizkraftwerk besteht aus drei großen Komplexen:der BEO, dem Verbrennungsbereich und den Reinigungs-

anlagen für Abgase. DieseAnlagenteile werden auf der Tournäher betrachtet.

Von vorn betrachtet erscheint die BEOzunächst einmal wie eine riesengroßeHalle. Ihr eigentlicher Zweck er-schließt sich erst, wenn die Gruppeden rückseitigen Bereich mit derAnlieferungsplattform betritt. Hierherrscht ein Kommen und Gehen vonMüllfahrzeugen. An sechs Abkipp-stellen kann gleichzeitig entladenwerden. Über Rutschen gelangt derAbfall in den Annahmebunker. Voneiner Plattform aus können dieBesucher einen Blick in den Bunkerwerfen. Von zwei baugleichenBrückenkränen ist einer ständig inBetrieb und sorgt für die Durch-

mischung. Beide sind mit einermächtigen Greifergröße von 10 m3

ausgestattet. Auf diese Weise gelingtdie Homogenisierung des Abfalls. Erverbleibt in der Regel zwei bis dreiTage zur Vorrotte im Bunker.

Die Krankanzel befindet sich abge-schirmt im Bereich der Bunkerlängs-wand. Der angelieferte Sperrmüll wirdseparat abgekippt, durch eineRotorschere zerkleinert und dann mitdem übrigen Abfall vermischt. Dervorbehandelte Abfall wird über eineBandbrücke mittels Förderbändern inden Tagesbunker (4) transportiert. Von

Müllanlieferung

Bild der Gesamtanlage

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Das Müllheizkraftwerk

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Station 4

hier übernehmen die neuen vollautomatischenGreiferkräne (5) den Abfall.

Die Verbrennung erfolgt in so genannten Verbrennung-slinien mit vier Öfen. Vor dem eigentlichen Verbrennenwerden die Abfälle auf dem oberen Teil der wasserge-kühlten Vorschubroste getrocknet. Nach dem Entzündenwandern sie dann brennend über die Roste (1). In den vierVerbrennungsöfen herrscht eine Temperatur von über1000 Grad Celsius. Durch dickes Panzerglas geschütztkann in das Innere eines Ofens gesehen werden – einbeeindruckender Anblick. Die benötigte Verbrennungs-luft wird aus dem Müllbunker abgesaugt und dem Feuerdurch den Rost zugeführt. Der ausgebrannte Müll fällt inden Nassentschlacker (ein Wasserbad) und wird dortabgelöscht. Ein Förderband transportiert ihn in denSchlackebunker. Von dort wird die Schlacke zur weiteren

Verarbeitung in Aufbereitungsanlagen verbracht. Hierwerden vor allem die nicht verbrannten Metallteileaussortiert.Im letzten Verfahrensschritt werden die Abgase gerei-nigt. Hier sind in den letzten Jahren massive Fortschritteerzielt worden. Die Rauchgasreinigung (3) beginnt mitdem Eintritt der Gase in den Elektrofilter, wo zunächst diefreien, staubförmigen Partikel elektrostatisch aufgeladenund an Elektroden abgeschieden werden (Entstaubung).Die abgesonderte Flugasche wird einem separaten Silozugeführt. Die Gase kommen dann in die Rauchgasreini-gungsanlage. In den Sprühabsorbern wird Kalkmilch alsReaktionsmittel zugesetzt und die heißen Rauchgasewerden von 240 auf 130 Grad abgekühlt. Der Wasseranteilverdampft, der Kalk reagiert mit den Schadgasen Chlor-wasserstoff, Fluorwasserstoff und Schwefeldioxid. Die derKalkmilch beigefügte Aktivkohle bindet auf ihrer großenOberfläche Dioxine, Furane und auch Quecksilber. Ab-wasser fällt bei dieser Art der Rauchgasreinigung nichtan. Im nachgeschalteten Gewebefilter erfolgt die Ab-scheidung der Reaktionsprodukte, der Aktivkohle sowieder Feinstäube. Diese müssen allerdings als Sondermüllbehandelt werden. Über Ventilatoren und die Schorn-steine gelangen die gereinigten Abgase in die Atmos-phäre.

Hinter der Umbenennung der Müllverbrennungsanlagezum Müllheizkraftwerk verbirgt sich die zunehmendeBedeutung der Strom –und Wärmegewinnung durch dieAnlage. Der durch die Verbrennung entstandene Dampf-druck wird von 2 Turbinen (2,8 MWh und 12,5 MWh) inStrom umgewandelt. Die heißen Rauchgase durchströ-men drei Kesselzüge. Hier erfolgt eine Wärmeübertra-gung an ein Wasser-Dampf-Gemisch, wobei sich die

Blick in den Verbrennungsofen

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Das Müllheizkraftwerk

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Station 4

Rauchgase auf etwa 250 Grad abkühlen. Das heißeWasser-Dampf-Gemisch wird über Rohrleitungen in dasFernwärmenetz gespeist. Schon heute versorgt dasMüllheizkraftwerk die Universität und das Universum,den Technologiepark und das Wohngebiet Weidedammmit Fernwärme - gewonnen aus der Müllverbrennung.Die Wärmenutzung ist ein wichtiger Beitrag zum sparsa-meren Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Aktuellwerden 10.000 Einfamilienhäuser ganzjährig mit Wärmeversorgt. Für die Zukunft ist ein weiterer Ausbau desFernwärmenetzes geplant.

Durch die Modernisierungsmaßnahmen hat sich dieKapazität des Müllheizkraftwerks von 330.000 Tonnen imJahr auf 500.000 Tonnen im Jahr erhöht. Rund 100.000Tonnen Sperr- und Gewerbemüll können jetzt jährlich zuErsatzbrennstoffen aufbereitet werden. Die Müllmengenaus Bremen reichen nicht aus, um diese Kapazitätenauszufüllen. Den Betreibern ist es gelungen, in Nieder-sachsen Abfallmengen teilweise über das Jahr 2020hinaus zu akquirieren.

Jahresleistungen 2009493.992 Mg verbrannte Abfälle196.921 MWh Fernwärmeabgabe114.277 MWh Stromerzeugung

Rauchgasreinigung

Schulkinder untersuchen Schlackebrocken

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Die Blocklanddeponie

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Station 5

Abfälle, die nicht mehr verwertet oder verbranntwerden können, landen auf Bremens höchstem Berg, derBlocklanddeponie. Dazu gehören zum Beispiel Reste ausder Bauabfallsortierung, Asbest oder Material ausBrandschäden. Auf der Blocklanddeponie werden inerster Linie Abfälle der bremischen Wirtschaft abgela-gert.

Eingerichtet wurde die Blocklanddeponie 1969. Deralte Berg, die erste Schüttfläche, wurde den damaligengesetzlichen Auflagen entsprechend angelegt. DasGelände brachte durch eine vorhandene Kleieschichtüber einem Torfboden eine gute natürliche Abdeckungmit. Ein Grabensystem, mit Bauschutt aufgefüllt, wurdeangelegt, das das Sickerwasser aus dem Berg in einen umdie Schüttfläche herum angelegten Ringgraben leitete.Auf der alten Schüttfläche, die eine Fläche von 29 ha

umfasst und teilweise eine Höhe bis zu 49 m erreicht hat,lagern zur Zeit insgesamt 7,8 Mio Tonnen Müll. 1989 bis1991 ist die Deponie um 11 ha erweitert worden. Dabeiwurde ein Ablagerungsvolumen von 1,8 Mio m3 vorgese-hen. Die ökologischen Anforderungen bei der Deponie-rung hatten sich mittlerweile grundsätzlich erhöht. DerSchutz des Grundwassers und der Untergrund hattenjetzt erste Priorität. Alle Ablagerungen werden auf Kar-ten festgehalten, die vom Katasteramt regelmäßigaktualisiert werden. So kann auch Jahre später nochnachvollzogen werden, was wo im Müllberg liegt.

Die Schüttfläche wurde mit einer aufwändigenBasisabdeckung versehen. Sie besteht aus einer dreilagi-gen Tonschicht und einer Kiesdränageschicht. Auf undaußerhalb des Deponiegeländes sind 34 Grundwasser-brunnen errichtet. Aus diesen werden regelmäßig Probenzur Analyse entnommen. Auf der Tonschicht wurde ein

Querschnitt Deponie

Schüttfläche

Grundwasserbrunnen

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Die Blocklanddeponie

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Station 5

Dränagesystem zur Sickerwassersammlung verlegt. DasSickerwasser wird in Röhren gesammelt und in einunterirdisches Speicherbeckensystem mit 1.000 m3Fassungsvermögen geleitet. Vor Einleitung in den Kanalwird das gesammelte Wasser regelmäßig untersucht.

Um die Wirksamkeit der Deponieabdichtung langfri-stig prüfen und nachweisen zu können, wurde in derneuen Basis ein 1.200 m2 großes Testfeld mit gleichemAufbau installiert. Die installierten Messelemente fürWassergehalt, Stoffdurchlässigkeit, Verformung undTemperatur sind über Messleitungen mit einer elektroni-schen Datenerfassungsstation am Schüttflächenrandverbunden.

Durch 48 Gasbrunnen wird das sich im Müll entwik-kelnde Methangas abgezogen. Von einer Sammelstationaußerhalb der Schüttfläche wird das Gas in einer Rohr-leitung zur Verdichterstation befördert. 1996 nahm manhier eine Hochtemperatur Fackel in Betrieb, mit der dasgesamte Gas verbrannt wurde. Seit 1998 wird das Gas-vorkommen durch eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagewirtschaftlich verwertet. In einem Blockheizkraftwerkauf der Deponie erzeugen vier Gasmotoren aus demDeponiegas Strom und Wärme. Die gesammelte Abwär-me versorgt die Kompostierungsanlagen, die Werkstattund sämtliche Verwaltungsgebäude. Der überschüssigeStrom wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist.

Als geforderte Ausgleichsmaßnahme für die neueSchüttfläche wurde eine 11 ha große Fläche des Block-lands zwischen Deponie und kleiner Wümme in einFeuchtbiotop verwandelt. Mit Hilfe eines Windradesbewässert, ist hier ein Lebensraum für viele Tiere undPflanzen entstanden.

Inzwischen ist ein Teil der neuen Schüttfläche ver-füllt. Durch immer neu entstehende Verwertungswegesinken die angelieferten Mengen jedoch ständig. Rech-nerisch ist die weitere Befüllung der jetzigen Schütt-fläche bis ca. 2015 möglich.

Neue Gesetze verändern die Deponie. Seit dem 1. Juni2005 dürfen keine organischen Abfälle mehr abgelagertwerden. Alle Abfälle müssen durch Verbrennung oderkalte Rotte vorbehandelt werden.

Seit Mitte des Jahres 2010 ist die Deponie auch alsEnergiewirt tätig. Die 445 Photovoltaikmodule habeneine Gesamtleistung von 65 kWp (p für peak als Spitzen-leistung bei genormten Bedingungen). Die erwartetenEnergieerträge, die im Jahr geerntet werden können sindabhängig von der jährlichen Sonnenscheindauer undschwanken zwischen 45.000 und 55.000 kWh pro Jahr.Das ist so viel, wie 10 Einfamilienhäuser (bei durch-schnittlich 5.000 kWh pro Haus) im Jahr an Strom ver-brauchen.

Mit vier Windrädern wird ebenfalls Strom hergestellt.Die Firma Repower hat für die Aufstellung der WindräderFlächen auf der Blocklanddeponie angemietet. LautErtragsberechnung werden die Windräder zusammen ca.11.600 MW Strom im Jahr erzeugen und damit etwa 2.320Einfamilenhäuser mit Strom versorgen.

Gasbrunnen auf der Blocklanddeponie

Weit reicht der Blick ins Blockland

Windräder

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Station 1Bremer Sortierbetriebe

Abfall- und Abwasserentsorgung sind in der Gegen-wart durch die Bremer Entsorgungsbetriebe und hanse-Wasser bestens geregelt. Zwei unabhängige Einrichtun-gen garantieren heute den hohen Stand der Entsorgungs-technik. In der mittelalterlichen Stadt und noch Jahr-hunderte später gab es nur ein Entsorgungssystem undes bedurfte vieler Entwicklungsschritte bis zum Erreichendes heutigen Niveaus. An einigen zentralen Meilenstei-nen lässt sich die Entwicklung der bremischen Abfallwirt-schaft festmachen.

Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts trug diebremische Städtereinigung mittelalterliche Züge. Bauernaus der Umgebung waren für die Entsorgung zuständig.Mülleimer, wie man sie heute kennt, gab es nicht. In denmeisten Fällen landete der „Unrath“, wie man den Abfalldamals nannte, in offenen hölzernen Eimern, die dannabends vor den Häusern abgestellt wurden. Da es zu derZeit auch noch keine Stadtentwässerung gab, kamensämtliche Haushaltsabfälle in diese Eimer: Fäkalien, Ofen-asche, Küchenreste. Dazu kam der Straßenkehricht, denjeder Bürger vor seinem Haus zusammenzufegen hatteund der zu einem großen Teil aus Pferdekot bestand.Pferde waren nun mal jahrhundertelang die Säulen desstädtischen Transportsystems. Zeitgenossen berichten,dass die Abfuhr der Eimer durch die Bauern mehrschlecht als recht funktionierte. Kurzum: Es muss in derStadt bestialisch gestunken haben und die hygienischenVerhältnisse waren problematisch.

Die Klagen häuften sich und die Stadt war zum Han-deln gezwungen. Ein erster Meilenstein war die Bestell-ung eines Generalunternehmers für Stadtreinigung undAbfuhr. Damit war der Grundstein für die Entsorger-karriere von Heinrich Alfes, der später unter der volks-tümlichen Bezeichnung „Schieten-Alfes“ berühmt undreich wurde, gelegt. Alfes war ein kluger Organisator, derein ausgeklügeltes System aus Pferden, Gespannen,Kutschern und Hilfskräften aufbaute. Einen Teil der Auf-gaben delegierte er an die bisherigen bäuerlichenPächter als Subunternehmer. Für seinen Aufwand bei derGassenreinigung erhielt Alfes das Monopol für die

Meilensteine der Abfallgeschichte

Leerung der ungefähr 4000 Latrinen aus den wohlhaben-den Haushalten. Heute rümpft man die Nase. Aber dieHolzlatrine hinterm Haus war ein kleiner Gewinn anLebensqualität. Kein Bauer durfte fortan diesen Düngerabholen. An der Entsorgung verdiente nun allein Alfes.Die Verträge mit ihm wurden in der Folgezeit mehrmalsverlängert. Bürger und Senat waren mit dem neuenSystem zunächst zufrieden.

Mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaftentstanden neue Lebensstile, Moral- und Wertvorstell-ungen. Dieser Wandel verlangte nach grundsätzlichenNeuorientierungen. Die Bürger waren nicht mehr bereit,die Straßen zu kehren und die sanitären Verhältnissewurden als unzumutbar empfunden. Zusätzliche Argu-mente kamen von den Medizinern, die nach und nachden Zusammenhang zwischen Stadthygiene und Ge-sundheit erkannten. Die Eimer stellten zwar ein Ärgernisdar. Am gefährlichsten waren aber die Latrinengruben,weil sie das Grundwasser und damit die Trinkwasser-versorgung gefährdeten. Bis es zu durchgreifendenLösungen kam, vergingen noch viele Jahre mit heftigenDebatten und Fehlschlägen. Obwohl einige Städte indieser Zeit mit dem Bau von Schwemmkanalisationenbegannen und dabei gute Erfahrungen machten, wagtendie Bremer diesen Schritt noch nicht. Im Mittelpunkt derDiskussion standen hier die Investitionen für den Kanal-bau und die privaten Folgekosten. Statt eines großenSchrittes nach vorn, investierte man hier in die Opti-mierung des alten Systems und führte die angeblich

geruchslose Fäkalientonne ein. Damit erhielten dieBremer ihr erstes Mülltrennungssystem. Die Fäkalienkamen in die Tonne, der übrige Restmüll landete weiterim Eimer. Ein echter Fortschritt war dies jedoch nicht.

Organisiert wurde das neue System wieder vonHeinrich Alfes. Die Tonnen und ihr Abtransport mit eigensdafür konstruierten Wagen stellten letztlich doch keineLösung dar. Wohin mit den Inhalten? Die Stadt wuchssprunghaft und ein mittelalterliches Entsorgungssystemwar nicht mehr zeitgemäß. Die Weiterverarbeitung zuDünger in der so genannten Poudrette-Fabrik erzeugte

Schon 1854 machte die Satirezeitschrift „Kladderadatsch“ den stinkenden Bremer „Unrath-Eimer“ zum Thema und überliefert auf dieseWeise ein eindrucksvolles Alltagsbild jener Zeiten.

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Meilensteine der Abfallgeschichte

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heftige Proteste bei den betroffenenAnliegern in Arsten. Die Stimmen füreine Kommunalisierung der Städte-reinigung wurden immer lauter. 1902fiel endlich die politische Entschei-dung dafür und mit ihr wurde einMaßnahmenplan für eine Verbesse-rung der Stadtreinigung und derstädtischen Abfuhr verabschiedet.Gleichzeitig wurde mit dem Bau derSchwemmkanalisation begonnen. Da-mit war der Grundstein für dieTrennung der beiden Entsorgungs-systeme gelegt. Bis zu ihrer Voll-endung vergingen allerdings nocheinige Jahre.

Die neuen Strukturen hatten bis indie Nachkriegszeit Bestand. Nur all-mählich lösten motorisierte Müll-fahrzeuge die Pferdetransporte ab undauch die Abfallmengen stiegen nur

langsam von 118 000 Kubikmeter vor dem ersten Welt-krieg auf 200 000 Kubikmeter Anfang der 50er Jahre. Eswurde nicht viel weggeschmissen. Der Mülleimer war inerster Linie Ascheeimer. Die Tageszeitung wurde im eige-nen Ofen verbrannt und organische Abfälle landeten aufdem Kompost hinterm Haus oder auf der Parzelle. Auch

Gemeinschaftliche Hausentsorgung über das Tonnensystem

Müllverteilung auf dem Hauptabladeplatz Wartum vor 1953

an der Entsorgung hatte sich nicht viel geändert. Es gabvier Hauptabladeplätze am Rande der Stadt: in Wartum,Horn, Osterholz und bei der Oslebshauser Strafanstalt.Dazu kamen zehn kleinere Plätze und in Bremen-Nord diePlätze des Privatentsorgers Nehlsen. Eine Boden- abdich-tung gab es nur auf dem größten Platz in Wartum. Hierkümmerten sich 49 Arbeiter um die Verteilung desabgekippten Mülls.

Auf den anderen Plätzen kippte man den Müll ein-fach ab und bedeckte ihn anschließend mit Mutterboden.Nach geraumer Zeit kamen die Kleingärtner und holtensich hier Material zur Verbesserung ihrer Gärten.

Ein Entwicklungssprung setzte mit dem allgemeinenwirtschaftlichen Wachstum in den 60er Jahren ein. Einäußeres Zeichen der Wohlstandsgesellschaft war dersprunghafte Anstieg der Abfallmengen. In Bremen wurdezwischen 1953 und 1963 eine Verdreifachung ermittelt.Hinter diesen Zahlen verbergen sich grundlegende Ver-änderungen im Warenangebot, in den Handelsstrukturenund bei den Lebensstilen und Konsumgewohnheiten derBevölkerung. Nach Jahren der Not konnten sich vieleMenschen endlich neue Möbel leisten. Die alten wurdenerst ab 1964 mit der Einführung der Sperrmüllabfuhr ge-regelt entsorgt. Immer mehr Supermärkte verdrängtendie kleinen Läden. Ein enormer Anstieg des Verpackungs-mülls war die Folge. Kritische Beobachter warnten bereitsvor der Müll-Lawine oder dem Müllplanet Erde. Die Situ-ation auf den Müllkippen wurde immer chaotischer. ImSommer 1959 brannte es wochenlang auf dem Hemelin-ger Schuttplatz. Die Brandnester lagen in der Tiefe undwaren kaum zu löschen. Asche, Staub und Ruß belästig-ten die Bevölkerung tagelang.

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Meilensteine der Abfallgeschichte

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Ein nächster Meilenstein war die Einführung einerjährlichen Müllgebühr in Höhe von 36 DM im Jahr 1964.Bis dahin waren die Kosten aus der Grundsteuer abge-führt worden. Anfangs heftig umstritten, ermöglichte siein der Folgezeit zahlreiche Innovationen wie die Um-stellung des Fuhrparks auf staubfreie Schüttung und dieEinführung neuer Gefäße. Vor allem wurde die Infra-struktur der Abfallentsorgung modernisiert. Der Baueiner Müllverbrennungsanlage und die Errichtung einerneuen Deponie im Blockland wurden geplant und Endeder 60er Jahre vollendet. Verschont blieben Bremen undganz Norddeutschland von einem weiteren Projekt. InHannover kursierte angesichts der Mülllawine eine Weiledie Vision einer Müllpipeline in die Nordsee. TechnischerMachbarkeitswahn und wachsendes Umweltbewusst-sein spalteten die Gesellschaft in den 70er Jahren. Mitden wachsenden Müllmengen geriet die Frage nach demVerbleib der Schadstoffe immer stärker in das Blickfeldeiner kritischen Öffentlichkeit. Die Müllthematik wurdeeine zentrale Säule der entstehenden Umweltbewegung.Kontinuierlich hatten die Bremer Umweltverbände,Bürgerinitiativen und die Grünen die Mängel themati-siert. Im Focus der Kritik stand die Müllverbrennungs-anlage wegen der Schadstoffemissionen und der Schwer-metallbelastung der Schlacke. Besonders öffentlichkeits-wirksam war Mitte der 80er Jahre die Kampagne zurSchlackeverwertung auf Wegen im Bürgerpark. Die Um-weltpolitik reagierte mit der Verschärfung von Bestimm-ungen und Grenzwerten. Gesetze und Erlasse aufBundes- und (später) europäischer Ebene bekommeneinen immer größeren Einfluss auf lokale Konzepte.

Die neunziger Jahre waren von betrieblichen Verän-derungen in der Abfallwirtschaft und dem Ausbau derRecyclinginfrastruktur geprägt. In dieser Zeit wandeltesich das Amt für Stadtentwässerung und Abfallwirtschaftin den Eigenbetrieb Bremer Entsorgungsbetriebe. Gleich-zeitig gelang der Übergang zu einer flächendeckendenSammlung von Wertstoffen. Die Zahl der Sammelplätzeund erfassten Wertstoffe ging steil in die Höhe. Dazukamen die Einführung der Biotonne und der Aufbau derKompostierungsanlagen. Der Anschluss an das DualeSystem, die Einführung der Gelben Säcke und die neuen

Feuer auf einer Müllkippe

rollbaren, codierten Müllgefäße sindweitere Neuentwicklungen derjüngsten Vergangenheit.Abfallberatung, Öffentlichkeitsarbeitund Umweltbildung haben seitdemeinen hohen Stellen- wert in derbremischen Abfallwirtschaft erhal-ten.

Zur jüngsten Historie zählt diePrivatisierung der bremischen Ab-fallwirtschaft. Die neuen Strukturenwerden in einem eigenen Kapitelvorgestellt.

Tipps zum Weiterlesen:Bremer Entsorgungsbetriebe (Hrsg.) (2003):Vom Aufstieg des Abfalls.100 Jahre Entsorgung in öffentlicherHand, Bremen

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Abfallaufkommen in Bremen

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Im „Ortsgesetz über die Entsorgung von Abfällen inder Stadtgemeinde Bremen“ sind Umfang sowie Art undWeise der kommunalen Abfallentsorgung geregelt.Grundlage dafür ist das Kreislaufwirtschafts- und Abfall-gesetz (KrW-/AbfG). Zu den Grundsätzen dieses Gesetzesgehört es, Abfälle in erster Linie zu vermeiden, in zweiterLinie stofflich oder energetisch zu verwerten. Die Abfälle,die weder vermieden noch verwertet werden können,müssen umweltverträglich beseitigt werden. Das Kreis-laufwirtschafts- und Abfallgesetz spricht deshalb vonAbfällen zur Verwertung und Abfällen zur Beseitigung.

Dem öffentlich rechtlichen Entsorger müssen dieprivaten Haushalte ihre Restabfälle sowie ihre Wert-stoffe, die nicht in die Verantwortlichkeit des DualenSystems fallen, überlassen. Gewerbebetriebe sind ver-pflichtet ihre hausmüllähnlichen Abfälle der Kommuneanzudienen. Abfälle zur Verwertung müssen sie überDritte entsorgen lassen.

Die kommunale Abfallentsorgung umfasst folgendeSysteme:

• Restmüll• Bioabfälle• Sperrmüll • Tannenbäume• Gartenabfälle• Schadstoffe• Papier und Pappe• Textilien und Schuhe• Elektro- und Elektronikgeräte• Glas • Metalle (Kleinschrott)• Bauabfälle

Für die Erfassung und Sortierung der Verkaufs-verpackungen aus Glas, Papier, Metall, Verbundstoffen

und Kunststoffen ist das Duale System zuständig. FürBremen ist seit dem 1.1.2004 die Firma Nehlsen derVertragspartner.

Für die Darstellung des Abfallaufkommens sind andieser Stelle nur die Abfälle aus den privaten Haushaltenherangezogen worden, inklusive der nicht mehr imVerantwortungsbereich des öffentlich-rechtlichenEntsorgers liegenden Mengen der Verkaufsverpackungen.LVP ist die Abkürzung Leichtverpackungen. Hier handeltes sich um die Verkaufsverpackungen aus Metall,Kunststoff und Verbundstoffen, die im Gelben Sackgesammelt werden.

Die Prognose der Bevölkerungsentwicklung lässt

Anlieferer auf der Recycling-Station Blocklanddeponie

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Abfallaufkommen in Bremen

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Infoblatt 2

vermuten, dass auch die zukünftigen Abfallmengenrelativ konstant bleiben. Ausschlaggebender als derZuwachs der Bevölkerung sind Faktoren, die sich auf dieGesamtabfallmenge pro Kopf beziehen. Die Abfallmengepro Kopf wird durch das wirtschaftliche, soziale unddemografische Umfeld und die damit verbundenenFaktoren Einkommensentwicklung und Konsum beein-flusst. Da aber keine belastbaren quantitativ ausgerichte-ten Untersuchungen/Szenarien vorliegen, wird zunächstder Trend der letzten 10 Jahre fortgeschrieben.

Der Ausbau oder der Rückbau der Erfassungssystemezur Getrenntsammlung hat keinen wesentlichen Einflussauf die Gesamtabfallmenge, sondern nur auf dieVerteilung der Abfälle auf die Bereiche Beseitigung undVerwertung.

500.000

510.000

520.000

530.000

540.000

550.000

560.00019

95

1996

1997

1008

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

Prognose der Bevölkerungsentwicklung 1995-2014

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Die Aufgabenverteilung in derAbfallwirtschaft

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Infoblatt 3

Viele Firmen und Einrichtungen sind in Bremen in derAbfallwirtschaft tätig. Einzelne Aufgaben sind an privateUnternehmen delegiert worden. Als Auftragnehmerhaben sie zum Beispiel die Leerung der Restmüll-, Bio-und Papiertonnen übernommen. Geht es allerdings umdie Gebührenbescheide, die Auslieferung und Verwaltungder Tonnen oder um die Informationen zu allen Fragender Entsorgung, dann ist der Umweltbetrieb Bremenzuständig. Die Stadtgemeinde Bremen hat in diesemZusammenspiel per Gesetz eine besondere Rolle zuspielen. Als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträgersteht sie in der Pflicht, ihren Bürgern eine öffentlicheDaseinsfürsorge zu gewährleisten. Die mit der Umset-zung beauftragte Behörde ist der Senator für Umwelt,Bau, Verkehr und Europa.

Welche Auswirkungen das Entsorgungssystem imAlltag auf den Verbraucher hat, wird im Folgenden amBeispiel der Familie R. geschildert. Mit zwei Erwachsenenund einem Kind sind sie eine typische Bremer Familie. Dadas vorgeschriebene Volumen für Restmüll 30 l proPerson beträgt, muss Familie R. eine 90-Liter-Restmüll-tonne vorhalten. Die Entsorgung des Abfalls kostet siemonatlich 16,30 Euro. Dafür wird die 90-Liter-Tonne 20Mal pro Jahr geleert. Da Familie R. keine zusätzlichenLeerungen für ihre Restmülltonne bezahlen will und dieWertstoffe recycelt werden sollen, stellt sie nicht nur dieRestmülltonne vor die Tür, sondern regelmäßig auch dieBiotonne, das Altpapier und den Gelben Sack. LeereFlaschen wandern in die Container oder werden alsPfandflaschen zum Einzelhandel zurück gebracht. Die 14-tägige Abfuhr der Restmülltonne und der Biotonne, dieEntsorgung von Wertstoffen und Schadstoffen, sowieeine Sperrmüllabfuhr im Jahr sind in den Abfallgebührenenthalten.

Der Umweltbetrieb Bremen hat zunächst einmal dieAufgabe, diese Abfallgebühr zu erheben. Von Familie R.und den anderen Haus- und Wohnungseigentümern.Dazu werden jährlich rund 130 000 Abfallgebührenbe-scheide verschickt. Außerdem sind die bei Hausverkaufund Mieterwechsel anfallenden Änderungsbescheide zuerstellen, muss der Zahlungsverkehr kontrolliert werdenund es muss sichergestellt werden, dass jeder Haushaltmit der Tonnengröße versorgt ist, die gesetzlich vorge-schrieben ist und die Basis der Abrechnung bildet. DieAbfallgrundgebühren decken 95 Prozent dessen ab, wasfür die gesamte Bremer Abfallwirtschaft aufzuwendenist. Die Einnahmen sind zweckgebunden auszugeben,und zwar so effektiv wie möglich – für ein bürgernahesEntsorgungssystem, das eine breite Palette vonEntsorgungssystemen bietet und mit dem Abfall uwelt-freundlich verfährt.

Das ist mit den Methoden von gestern nicht zu be-wältigen. Eine Tonne für alles und dann alles auf eineDeponie – das ist längst vorbei. Heute geht es darum, denAbfall zu sortieren und ihn getrennt zu sammeln, damit

möglichst viele Anteile wiederverwertet werden können.Deshalb hat Familie R. nicht nur die graue Restmülltonnehinterm Haus stehen, sondern auch die braune, gelbeund blaue Tonne. Und deshalb gibt es in ihrem Wohn-quartier auch einen Altglascontainer und in Bremen 15Recycling-Stationen, verteilt übers ganze Stadtgebiet. Mitdiesen Stationen verfügt Bremen über das dichteste Netzdieser Art unter allen deutschen Großstädten. Der verän-derte Umgang mit dem Müll hat zum Aufbau von Be-ziehungen zu neuen Geschäftspartnern geführt. Ihnensind Teilaufgaben übertragen worden. So werden zumBeispiel Restmüll- und Biotonne der Familie R. von derENO (Entsorgung Nord GmbH) geleert. Auch der GelbeSack und das Papier werden von der ENO abgeholt.Nördlich der Lesum ist mit diesen Aufgaben das Unter-nehmen Karl Nehlsen GmbH & Co. KG betraut.

Die Entsorgung ist ein weites Feld, auf dem vieleBeteiligte aktiv sind. Und alle sind zum Zusammenspielverpflichtet. Damit das reibungslos funktioniert, achtetder Umweltbetrieb Bremen darauf, dass die von derStadtgemeinde aufgestellten Regeln (Ortsgesetz undGebührenordnung) eingehalten werden. Sie kontrollie-ren, ob die Tonnen richtig genutzt werden und überprü-fen im Zweifelsfall, ob die Haushalte entsprechend dergesetzlichen Vorgaben ausgestattet sind. Sie sind zustän-dig für die Kundenberatung sowie die Kommunikationmit allen Bürgern in Sachen Entsorgung und durch einBeschwerdemanagement sorgen sie dafür, dass denBürgern die bezahlten Dienstleistungen möglichstreibungslos zur Verfügung stehen. Gleichzeitig betreibensie die Blocklanddeponie.

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Station 1Bremer Sortierbetriebe

Altwarenhändler, Lumpensammleroder Klüngelskerl ?

von Else Klein

Auf meiner Terrasse sitze ich und genieße denschönen Sonnentag. Plötzlich höre ich von weitem Musik,eine ganz einfache Melodie, die sich immer wiederholt.Langsam kommt der Klang näher, und nun weiß ich auch,wozu dieses Lied gehört. Es ist der Altwarenhändler, deralle paar Monate mit seinem uralten rostigen klapprigenLastwagen durch die Straßen fährt. Er nennt sich Alt-warenhändler, denn die alte Bezeichung Lumpensammlerpaßt nicht mehr so ganz, denn Lumpen sammelt er heutenicht mehr. Die Töne kommen aus der Kassette. Er fährteigentlich viel zu schnell, denn, wenn ich ihm etwasmitgeben wollte, müßte ich es schon bereit liegen haben.Wenn ich nur ein paar Minuten brauchte, um es zu-sammenzusuchen, wäre er längst über alle Berge.

Während ich den entschwindenden Töne nachhorche,steigen Bilder aus meiner Kindheit herauf. Die Straße, ander unser Haus lag, war noch nicht gepflastert odergeteert. Sie führte schnurgerade zum Nachbarort, und sokonnten wir ihn schon früh entdecken. Und dann hörtenwir sein Flötenspiel, eine Melodie, die er aus einer ganzeinfachen Flöte zauberte. Sein alter Gaul mühte sichoftmals, den Wagen durch die aufgeweichte Straße zuziehen. Auf dem Kutscherbock saß er, der Klüngelskerl,wie er bei uns hieß, und auf der Ladefläche lag feinsortiert das, was er heute schon gekauft hatte: Eisen undandere Metalle, Kleidung und Lumpen, wirklich Lumpen.

Wenn wir Kinder ihn von weitem kommen hörten,rannten wir ins Haus und bettelten unsere Mutter, unsetwas zu geben, was wir verkaufen könnten. Wenn ihrnicht gleich das Rechte einfiel, so halfen wir schon malnach: "Ach Mama, das Kleid, mit dem ich letzte Woche imStracheldraht hängengeblieben bin, hat eine Riesenloch.Das kann ich doch wirklich nicht mehr anziehen." Undschnell rannte ich damit zur Straße. Meine beiden Brüderstöberten indessen im Keller und Stall und fanden immeretwas, von dem sie meinten, dass es entbehrlich sei. Dawar es gut, dass Mama noch einmal alles begutachtete,denn sonst wär wohl so manches brauchbare Teil aufdem Wagen gelandet. Doch schließlich hatte jeder vonuns dreien ein Stück, das er zu Geld machen wollte. Undschon war er da. Auf einer uralten Waage wog er alles,was ihm gebracht wurde, und dann wühlte er in seinemgroßen ledernen Geldbeutel, der voll war mit Kupfermün-zen, und wir fieberten, wieviel wir wohl bekommenwürden. Schon malten wir uns aus, welche Kostbarkeitenwir für den Erlös eintauschen könnten. Er hatte aber nurKleingeld für uns, Kupferstücke, ein Ein-oder Zwei-pfennigstück.

Das Geldstück fest in der Hand verschlossen stürzten

Eine Geschichte zum Vorlesen

wir dann gleich in den Gemischwarenladen gegenüber,wo auf der Theke in dem durch die Bäume vor dem Hausimmer dämmrigen Raum die Köstlichkeiten standen: DieBonbongläser, gefüllt mit den leckeren Dingen, Milch-karamellen, Himbeeren und Brombeeren, Seidenkissen,Veilchenpastillen, Lakritz und Salmiakpastillen. Langewählten wir aus. Wofür reichte denn unser Schatz? Es fielso schwer, sich zu entscheiden. Veilchenpastillen warenam billigsten, da gab es 2 Stück für einen Pfennig, dochfür all die anderen Bonbons mußte gleich 1 Pfennig proStück hingelegt werden. Salmiakpastillen waren be-sonders begehrt, doch die gab es nur in kleinen Tütchen,und waren gleich teurer. Doch davon hatte man immeretwas längere Zeit etwas, denn wir klebten uns diekleinen Rhomben zu einem Stern auf den Handrücken,und dann leckten wir das ganze genüßlich ab. Das hielteinige Zeit, bis es ganz verzehrt war.

In Gedanken stehe ich wieder vor den Bonbonglä-sern, spüre genau wie damals die Schwere des Ent-schlusses, der ja gleichzeitig den Verzicht auf all dieanderen schönen Dinge bedeutete. Fast meine ich nochdie Süße der Seidenkissen zu schmecken. Ganz genausehe ich noch den Laden vor mir, die Schubladen mitMehl, Zucker usw. die Tonnen mit Heringen, Sauerkrautund Rübenkraut. Ich könnte das ganze zeichnen, solebendig ist alles, und das war vor fast 80 Jahren...

Quelle: www.omi-schreibt.de

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Arbeitsblatt 1, Grundschule

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Ein Poster zur Tour de Müll

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Arbeitsblatt 2, Grundschule

Erstelle ein Poster zur Tour de Müll. Verwende dabeidie Fotos und ergänze sie durch eigene Zeichnungen.

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Wohin mit dem Müll?

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Arbeitsblatt 3, Grundschule

Werft den Müll in die richtigen Behälter. Mit buntenStiften verbindet Ihr die einzelnen Produkte mit denBehältern.

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Ein Frühstück mit (und ohne) Müll

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Arbeitsblatt 4, Grundschule, Sek I

Bei einem gemeinsamen Frühstück im Klassenraum, zudem die Kinder die von ihnen alltäglich genutztenProdukte mitbringen, werden viele Themen der Tour deMüll wieder aufgegriffen und erhalten auf diese Weiseeinen Alltagsbezug.

Planungs- und Umsetzungsschritte

Vorbereitung:Termin, Dauer und Ort festlegen.

Aufgaben für die Kinder:Jeder bringt die Produkte mit, die er/sie am liebsten

zum Frühstück verzehrt. Auch Getränke sind mitzubrin-gen.

Organisationsaufgabe:Woher kommen Bestecke, Gläser, Teller, Servietten?

Durchführung:Beim Essen kann über vieles geredet werden. Woher

kommen die Lebensmittel? Wie kommen sie nachBremen? Wo werden sie gekauft? Warum wird etwas gerngegessen, warum anderes nicht?

Abschluss:Nach und nach werden die Abfallmengen zunehmen:

Verpackungen, Speisereste... Einige werden nach demVerbleib des Mülls fragen. An dieser Stelle muss derHinweis erfolgen, dass zum Schluss gemeinsam gesam-melt und getrennt wird.

Müllsortierung:Die Klasse sortiert den Abfall nach Fraktionen. Dies

geschieht am einfachsten auf dem Fußboden. Mit einerPlastikunterlage sollte er zuvor geschützt werden.

Problematisierung:Jetzt besteht ein günstiger Zeitpunkt, über die

Abfallmengen und -arten ins Gespräch zu kommen.

Welche Abfallarten wurden produziert?Wo landet der Müll nach der Sortierung?

Gibt es Möglichkeiten, beim Frühstück wenigerAbfälle zu produzieren?

Planung:Gemeinsam wird jetzt ein zweites Frühstück geplant.

Zwei Bedingungen sind damit verknüpft: Es soll mög-lichst wenig Abfall produziert werden und es muss denKindern schmecken, d.h. es muss für alle etwas dabei seinbzw. es müssen gemeinsam Kompromisse gefundenwerden. Dann wird ein Termin verabredet und ein Ein-kaufsplan erstellt.

Entsorgung:Arbeitsteilig werden jetzt die Abfälle entsorgt.

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Fragen zur Tour de Müll

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Arbeitsblatt 5, Sek I

1. Welche Entsorgungsanlage wird vom UmweltbetriebBremen betrieben?

O die Sortieranlage für VerpackungsabfälleO das MüllheizkraftwerkO die Blocklanddeponie

2. In welche Stoffgruppen wird der Inhalt der GelbenSäcke bei den Bremer Sortierbetrieben getrennt. Nennedie vier wichtigsten.

a.b.c.d.

3. Nenne zwei Anlagenteile der Sortieranlage und be-schreibe ihre Funktionen?

a.b.

4. Wie viele Mitarbeiter sind bei den BremerSortierbetrieben tätig?

O ca. 20 O ca. 40 O ca. 90

5. Erläutere die Begriffe

a. thermische Verwertungb. stoffliche Verwertung

6. Welche neuen Produkte werden aus den getrenntenAbfällen hergestellt. Führe drei Beispiele an und benennedabei das Ausgangsmaterial und das neue Produkt.

a.b.c.

7. Was sind die Hauptfunktionen der beidenKompostierungsanlagen?

8. Welche Mengen Grünabfall darf der Verbraucherkostenlos bei den Recycling-Stationen anliefern?

O bis 1 m3 O bis 5 m3 O bis 10 m3

9. Wie erfolgt die Umsetzung des Komposts in denbeiden Anlagen?

10. Warum wird die Müllverbrennungsanlage auch alsMüllheizkraftwerk bezeichnet?

11. Wie hoch ist die Verbrennungstemperatur in denÖfen?

O 100 Grad CelsiusO 1000 Grad CelsiusO 3000 Grad Celsius

12. Welche Abfallarten werden im Müllheizkraftwerkverbrannt?

O Gelbe SäckeO GiftmüllO RestmüllO Biomüll

13. Nenne eine Abgasreinigungsanlage und beschreibeihre Funktionsweise.

14. Die Blocklanddeponie hat eine Höhe von knapp:

O 30 MeternO 50 MeternO 70 Metern

15. Welche Umweltgefahren gehen von einerMülldeponie aus und was wird dagegen getan?

16. Am 1.6.2005 ist ein neues Abfallgesetz in Kraft getre-ten? Wie wirkt es sich auf Mülldeponien aus?

17. In welche Tonnen bzw. Behälter entsorgst Du DeinenMüll?

O SpeiseresteO Sportschuhe O TextilcontainerO Blumentopf O RestmülltonneO Tierstreu O PapiertonneO Computer O BiotonneO Videokasetten O SperrmüllO Trinkpäckchen O Gelber SackO Kaffeefilter

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Der erste Umweltberuf?

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Arbeitsblatt 6, Sek I

Das Gewerbe der Lumpensammler gibt es seit meh-reren Jahrhunderten. Ihre Tätigkeit, die hauptsächlich ineiner Altstoffauslese bestand, wurde in vielen Städtenausgeübt, am häufigsten in Paris. Seit den Lumpensam-mlern von Paris von Ludwig dem Vierzehnten im Jahre1704 das Recht zur Altstoffauslese zugestanden wordenwar, bestand in Paris eine Art Innung der Lumpensam-mler, der so genannten „Chiffonier“ mit guter Organi-sation, die auf Standesehre und Preise achteten.

Der Pariser Müll wurde zumindest dreimal, gewöhn-lich aber viermal auf verwertbare Bestandteile durch-sucht. Morgens sollte eigentlich der Hausmeister dieMüllgefäße auf die Straße stellen. Dies besorgte aber anseiner Stelle ein Lumpensammler, der dafür als Entschä-digung eine erste Sortierung vornehmen durfte. Danachkam ein zweiter Sammler, der sich die für ihn noch inte-ressanten Sachen heraussuchte. Als Dritter ist der Müll-kutscher zu erwähnen, dem eine weitere Auslese zu-stand. Die letzte Durchsuchung erfolgte dann durch denLumpensammler in einer Fabrik.

In Paris war es erlaubt, die Müllgefäße auf offenerStraße zu entleeren. Es wurde lediglich verlangt, dass dieStraße nicht verschmutzt wird. Erst ab 1914 schrieb einGesetz vor, dass die Straßensortierung auf einem aus-gebreiteten Tuch zu erfolgen habe. Die Chiffoniers wohn-ten gewöhnlich unter traurigen Verhältnissen. DerSchlafraum der Familie war meist zugleich auch derStapelraum für die ausgelesenen Abfälle. Gesammeltwurden gewöhnlich Lumpen, das heißt Wäsche undKleidungsstücke, Schuhe, Glasscherben, Metall, Knochenund alles, was irgendwie noch brauchbar und verkäuflichwar. Dazu gehörten auch organische Nahrungsmittel-abfälle, unter anderem für Futterzwecke. Das Lumpen-sortieren wurde von den Hygienikern als gesundheitlichbedenklich eingestuft. Durch Lumpen sollen Pockenfällein Papierfabriken eingeschleppt worden sein, Milz-brandtrat besonders unter den Lumpensortiererinnen in diesenFabriken auf und die Sterblichkeit an Tuberkulose lag beiden Lumpensammlern viel höher als bei der übrigenBevölkerung.

Später verlagerte sich das Müllsortieren in denmeisten Städten auf die Deponien. Das wilde Müll-sortieren und -auslesen war um die Jahrhundertwendeauf den europäischen Müllplätzen übliche Praxis. NachAbladen der Müllwagen auf den abgelegenen Müllplät-zen kamen Frauen heran, die den Abfall sorgsam nachbrauchbaren Dingen untersuchten und aussortiertesMaterial in Körbe und Säcke füllten. Diese Arbeitenwurden von 6.00 bis 18.00 Uhr mit einer kurzen Mittags-pause durchgeführt. Mit den Frauen wühlten gewöhnlichSchweine im Müll nach Futter. Das ausgelesene Materialmusste entweder an die Stadtgemeinden abgeliefertwerden oder an Unternehmer, die die Auslese gepachtethatten. In Köln zahlte beispielsweise Anfang des 20.Jahrhunderts ein Unternehmer jährlich 6000 Mark fürdas Recht zur Auslese. Die Sortiererinnen erhielten nur

Hungerlöhne für die mühsame und ekelerregende Arbeit.Das ausgelesene Material kam dann ohne jede weitereBehandlung oder hygienische Schutzmaßnahmen in denHandel.

Aufgaben:

1. Kann man Lumpensammler als einen Umweltberufbezeichnen?

2. Befragt ältere Menschen in Eurer Familie oderBekanntschaft, ob sie sich noch an Lumpensammlererinnern können und was deren Tätigkeit war?

3. Gibt es die beschriebenen Situationen heute nochirgendwo auf der Welt?

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Präsentation der Tour de Müll

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Arbeitsblatt 7, Sek I

Erstellt eine Power Point Präsentation über die Tourde Müll.

Planungs- und Umsetzungsschritte

Vorbereitung:Die Lerngruppe wird rechtzeitig vor der Tour mit dem

Arbeitsauftrag konfrontiert und in Arbeitsgruppenaufgeteilt. Fünf Gruppen haben jeweils über eine Stationder Tour zu berichten haben. Eine sechste Gruppe solltesich mit der Müllsituation in der Schule beschäftigen undauf diese Weise einen Transfer des Erlernten in denSchulalltag ermöglichen. Je nach Größe der Lerngruppeist die Aufstellung weiterer Arbeitsgruppen denkbar.

Fotodokumentation:Fotos werden einen Teil der Präsentation bilden. Ob

dabei jede Arbeitsgruppe oder nur eine hauptverantwort-liche Person mit einer Kamera ausgestattet wird, hängtvon den schulischen Möglichkeiten ab.

Aufgabe für den/die Fotograf/in:Erstellt 10 – 20 charakteristische Fotos von Eurer

Station. Um kurzfristigen Notfällen vorzubeugen, solltenmindestens zwei Kameras vorhanden sein.

Leitfragen für die Gruppenarbeit:- Wie und in welcher Form kommt der Abfall zur Station?

- Welche technischen Verfahren kommen bei der Abfallbehandlung zum Einsatz?

- Was geschieht anschließend mit den Stoffen?- Wie stellt sich die spezifische Umweltbelastung dar?

- Wie viele Mitarbeiter/innen sind hier tätig und welche Arbeiten führen sie durch?

- Wie sind die Arbeitsbedingungen?

Umsetzung:Die Gruppenmitglieder müssen während der Exkur-

sion die wichtigsten Informationen zu ihren Themenstichwortartig mitschreiben. Falls von der Tourleitungkeine Hinweise zu den Leitfragen kommen, müssen dieSchülerinnen und Schüler Gelegenheit zur Nachfragehaben.

Erstellung der Präsentation:Die Arbeitsgruppen erstellen in der/den Folge-

stunden die Präsentationen zu ihren Stationen. Siemüssen zuvor Entscheidungen über die Auswahl derwesentlichen Informationen treffen, Antworten auf dieLeitfragen finden und geeignete Fotos auswählen. Überdie Grundlagen des Layouts sollten in der GesamtgruppeAbsprachen erfolgen. Dies gilt auch für die Anzahl derCharts (Richtgröße 5-10).

Gruppe: Müll in der SchuleDiese Arbeitsgruppe muss einen anderen Weg

verfolgen. Als Planungshilfe kann sie das Arbeitsblatt 10„Bestandsaufnahme der schulischen Abfallsituation“verwenden und daraus ausgewählte Fragestellungenbearbeiten.

Gesamtpräsentation:Eine gelungene Präsentation verdient eine entspre-

chende Würdigung, d.h. sie sollte über den engeren Kreisder beteiligten Lerngruppe gezeigt werden. In welchemRahmen dies geschehen kann, ist von außen kaum vor-zugeben. Denkbar wäre zum Beispiel eine Vorführung aufeinem Elternabend oder auf Veranstaltungen der Schule.Das dies nicht immer zeitnah zum Projekt erfolgen kann,muss dabei in Kauf genommen werden.

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Eine Umfrage zu Abfallthemen

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Arbeitsblatt 8a, Sek I

Befragt Mitschüler nach Wissen, Einstellungen undAktivitäten im Abfallbereich.

1. Wie funktioniert die Papierentsorgung?

2. Wie werden Elektro-und Elektronikgeräte entsorgt?

3. Welche Abfallarten landen auf der Blocklanddeponie?

4. Man hört unter Jugendlichen unterschiedlicheMeinungen zur Müllthematik. Wie stehst Du persönlichzu den folgenden Aussagen?

Das Müllthema interessiert mich überhaupt nicht.Ich halte das nicht für ein wichtiges Thema.

O trifft zuO trifft mehr oder weniger zuO trifft nicht zu

Ich finde, es ist alles bestens geregelt. Daher macheich mir keine großen Gedanken über diese Fragen.

O trifft zuO trifft mehr oder weniger zuO trifft nicht zu

Ich versuche mich einigermaßen umweltgerecht zuverhalten. So weit es mir möglich ist, trenne ich denAbfall und entsorge ihn in die vorgesehenen Behälter.

O trifft zuO trifft mehr oder weniger zuO trifft nicht zu

Ich finde, jeder hat eine persönliche Verantwortungund kann über die gesetzlichen Regelungen etwas für dieUmwelt tun. Daher berücksichtige ich schon beim Kaufvon Produkten Aspekte der Abfallentsorgung.

O trifft zuO trifft mehr oder weniger zuO trifft nicht zu

5. Was sind aus Deiner Sicht die größten Probleme imAbfallbereich in Bremen?

6. Zum Schluss kommen einige Fragen zum persönlichenVerhalten und zur Situation in Eurem Haushalt.

6.1 In welchen Bereichen wird bei Dir und in DeinerFamilie in punkto Müll besonders umweltgerecht gehan-delt?

6.2 Wo siehst Du Schwächen?

6.3 Welche Produkte bringt Ihr nach Gebrauch zu den Recycling-Stationen?

6.4 Wo wird bei Euch der Bioabfall entsorgt?

O Biotonne O Restmüllbehälter O Kompostierung in Garten oder ParzelleO Sonstige, welche?

6.5 Wie viele Gelbe Säcke werden bei Euch durch-schnittlich pro Abfuhrtag herausgestellt?

6.6 Welche Verpackung hat Dein Lieblingsgetränk.

O PfandflascheO EinwegflascheO DoseO KartonverpackungO Sonstige, welche?

6.7 Wie schätzt Du Dein Abfallaufkommen imVergleich zu den Gleichaltrigen ein?

O Ich produziere weniger Abfall.O Ich produziere genau so viel.O Ich produziere mehr

Vielen Dank für die Antworten!

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Auswertung und Konsequenzen

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Arbeitsblatt 8b, Sek I

Schritt 1

Planung:Es sollte angestrebt werden 100 Schülerinnen und

Schüler zu befragen. Das wären 5 bis 6 Schulklassen oderdie entsprechende Zahl von Einzelpersonen. Damit lägeeine ausreichend hohe Zahl an Antworten vor, um einaussagekräftiges (aber nicht repräsentatives!)Gesamtbild zu erhalten. Es ist zu klären:

• Wer soll befragt werden?• Zeitraum der Befragung• Zusammenstellung der Befragungsteams

Schritt 2

Durchführung:Die Umfragen sollten von Zweierteams durchgeführt

(eine/r stellt die Fragen, der/die andere protokolliert dieAntworten). Wenn die Lerngruppe aus 20 Personenbesteht, müssen die Teams 10 Umfragen durchführen.Das ist zu schaffen.

Schritt 3

Auswertung:Die Befragungsteams stellen ihre Ergebnisse zusam-

men. Anschließend erstellt die Gesamtgruppe einGesamtergebnis. Grundkenntnisse in Excel und Power-Point sind hilfreich. Sie vereinfachen die Bearbeitung derDaten und Darstellung von Ergebnissen.

Schritt 4

Interpretation und Konsequenzen:Die Befragungsaktion liefert Antworten auf drei

Komplexe:

Wissen: Fragen 1 - 3 Einstellungen: Fragen 4 - 5 Handeln: Frage 6

Die Lerngruppe sollte abschließend das Gesamt-ergebnis diskutieren und über Konsequenzen nachden-ken. Lücken im Wissen könnten durch entsprechendepädagogische Angebote gefüllt werden. Einstellungenlassen sich nicht so einfach verändern. Hier ist eher dieFrage zu diskutieren, wie sie entstehen und auf welchenWegen Veränderungen eintreten. Die Fragen nach den

eigenen und familiären Aktivitäten geben Auskunft überdas reale Abfallhandeln einer (begrenzten) Gruppe vonMenschen. Die gewonnenen Informationen lassen sichmit den persönlichen Erfahrungen der Schüler verbindenund bieten ausreichend Stoff für weitergehende Dis-kussionen innerhalb der Lerngruppe. In Abhängigkeitvom tatsächlichen Lernfortschritt sollte überlegt werden,ob in Folgeschritten Experten aus Abfallwirtschaft undAbfallpolitik in die Diskussion einbezogen werden.

Schritt 5

Präsentation:Befragte wollen in der Regel wissen, was aus ihren

Antworten wird. Daher sollte die Lerngruppe die Ergeb-nisse in der Schulöffentlichkeit präsentieren. Poster imEingangsbereich oder an häufig frequentierten Ortensind ein geeignetes Mittel. Darüber hinaus sollte überintensivere Formen der Auseinandersetzung mit denErgebnissen nachgedacht werden.

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Abfallaufkommen in Bremen

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Arbeitsblatt 9, Sek I

Abfallfraktionen:RestmüllSperrmüllGartenabfälleBioabfälleBauabfälleSchadstoffePapier und PappeLeichtverpackungen (LVP)GlasElektro-und ElektronikgeräteMetalleTextilien

Anteil der Abfallfraktionen 2009

Restmüll 95399 MgSperrmüll 26247 MgGartenabfälle 29718 MgBioabfälle 23135 MgBauabfälle 14059 MgSchadstoffe 129 MgPapier und Pappe 38605 MgLeichtverpackungen 17975 MgGlas 9263 MgElektro- und Elektronikgeräte 3163 MgMetalle 1738 MgTextilien 2508 Mg

Aufgabe:

1. Wie groß ist Deiner Meinung nach die Menge derjeweiligen Abfallfraktion. Zeichne sie als Tortenstücke indas Diagramm.

2. Begründe Deine Meinung.

3. Vergleiche Dein Diagramm mit der tatsächlichenMengenverteilung 2009.

Restmüll

Sperrmüll

Gartenabfälle

Bioabfälle

Bauabfälle

Schadstoffe

Papier und Pappe

Leichtverpackungen

Glas

Elektro-und Elektronikgeräte

Metalle

Textilien

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Bestandsaufnahme der schulischen Abfallsituation

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Arbeitsblatt 10a, Sek I

Untersuchungsauftrag

Wie erfolgt die Abfalltrennung inden Klassenräumen?

Wie werden die gesamten Abfälleder Schule gesammelt?

Welche Abfallarten werden getrenntgesammelt?

Welche Sonderabfälle gibt es undwie werden sie behandelt?

Gibt es einen Schulgarten und wirddort der Biomüll kompostiert?

Wer ist für den schulischen Abfall-bereich verantwortlich?

In welchem Rhythmus werden dieBehälter geleert?

Wie voll sind sie dabei in der Regel?

Wohin kommen die Abfälle?

Wie ist das Getränkeangebot in derSchule organisiert?

Wie hoch ist der schulische Papier-verbrauch?

Wie viele Drucker und Kopiergerätegibt es? Existieren für diese Nach-füllsysteme?

Wird im Schulkiosk / in der CafeteriaWert auf ein abfallarmes Angebotgelegt?

Wie sauber sind Schulgelände undSchulgebäude?

Beteiligt sich die Schule an gemein-nützigen Aktivitäten zum Recycling?

Wie werden die Schülerinnen undSchüler über ein umweltgerechtesVerhalten informiert?

Welche Kosten entstehen derSchule?

Lassen sich durch das AbfallsystemEinnahmen erwirtschaften?

Ergebnis Verbesserungsvorschlag

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Organisation und Auswertung der Bestandsaufnahme

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Arbeitsblatt 10b, Sek I

Schritt 1

Zunächst müssen die organisatorischen Rahmenbe-dingungen geklärt werden. Dazu gehören:

• Wie viel Zeit steht für die Recherche zur Verfügung?

• Die Bearbeitung der 18 Einzelthemen erfolgt in Kleingruppen von zwei bis drei Schülerinnen und Schülern.

• Wie sollen die Einzelergebnisse der Gesamtgruppe präsentiert werden? (Möglichkeiten:Metaplan, Poster, Tafelanschrieb, Power-Point...)

• Wie entsteht ein Gesamtergebnis?• Was geschieht mit diesem Gesamtergebnis?

Schritt 2

Die Arbeitsgruppen bearbeiten die Aufgaben, fassendie Ergebnisse zusammen und entwerfen Verbesse-rungsvorschläge.

Schritt 3

Die Arbeitsgruppen stellen ihre Ergebnisse undVerbesserungsvorschläge der Gesamtgruppe vor. DieVorschläge werden diskutiert, ggf. ergänzt, verändertoder verworfen. Am Ende dieses Schrittes entscheidetsich die Lerngruppe für 3 bis 5 Themen, die in Zukunftweiter bearbeitet werden sollen. Aus Sicht der Gruppesoll hier ein hoher Handlungsdruck vorliegen; gleichzeitigsollten aber auch Handlungsmöglichkeiten bestehen.

Schritt 4

Die Lerngruppe entwirft ein Lösungskonzept für dieausgewählten Fragestellungen und präsentiert es ineinem abgestuften Verfahren den schulischen Gremienund der Schulöffentlichkeit. Verbesserungsvorschläge ausdiesen Runden sollten geprüft und nach Möglichkeit indas Konzept integriert werden.

a. Schulleitungb. Schulische Gremien, die mit der Abfallthematik

zu tun habenc. Schulöffentlichkeit (Posterausstellung)d. Eltern

Schritt 5

Unter Umständen tangieren die Verbesserungs-vorschläge der Schüler die Verantwortungsbereicheaußerschulischer Einrichtungen wie Entsorgungsein-richtungen oder kommunalpolitische Gremien. Solltedies der Fall müssen auch mit diesen EinrichtungenGespräche geführt werden.

Schritt 6

Nach Abschluss der Recherchen und Gesprächeliegen ausreichende Informationen und Entscheidungenfür die Vervollständigung eines Konzepts zurVerbesserung der schulischen Abfallsituation vor. Aus denPlänen kann jetzt ein Umsetzungskonzept entwickeltwerden. Dieses muss auch ein Zeit- und Maßnahmenplanenthalten.

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Ein neues Zeitalter für die Abfallwirtschaft

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Arbeitsblatt 11, Sek I

VON JOACHIM WILLE (FRANKFURT A. M.)

"Guck nur", sagt Achmed Günay, "was wieder allesdrin ist." Ein altes Kofferradio purzelt aus der Trommelseines Müllautos heraus, garniert mit Kartoffelschalenund einer aufgerissenen Windel. Tüten aus Plastik mitundefinierbarem Inhalt, ein Kunststoff-Kanister, einleerer Apfelsaft-Karton mit dem grünen Punkt drauf.Rasenschnitt, ein zerknautschter Joghurtbecher undZeitungspapier. Günay springt hinauf in den Führerstandseines Müll-Lkw. "Ich muss ihn ein bisschen vorziehen",sagt er. "Da kommt noch mehr." Der FrankfurterMüllfahrer gibt Gas, die Trommel rotiert, und der Berghinter seinem Lkw wird größer und größer. Zehn Tonnenhat er dabei, aus einer Hochhaus-Siedlung. Da, sagt eraus Erfahrung, muss man auf alles gefasst sein. Auch maleine alte Autobatterie, mal ein halbvoller Farbeimer,dazwischen organisches Material, zumeist Küchenabfälle- stinkend, halb verrottet. Szenen, wie diese auf derDeponie Wicker, auf halber Strecke zwischen Frankfurtund der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden gele-gen, wird es vom 1. Juni an nicht mehr geben.

Grund für den Deponiestopp ist ein harmlos klingen-des Behördenkürzel, das es in sich hat: "Tasi". Es steht für"Technische Anleitung Siedlungsabfall", stammt noch ausZeiten des vielgerühmten Bundesumweltministers KlausTöpfer (CDU) und verkündete bereits 1983 - also vor vollen22 Jahren - das endgültige Aus für das ökologisch unhalt-bare Ex-und-Hopp-Verfahren per Stichtag 1. Juni 2005.Nicht gerade kurzfristig, könnte man meinen. Trotzdemist knapp vor der Deadline vielerorts in der Republikenorme Hektik ausgebrochen. Haushalte und Gewerbe-betriebe produzieren jährlich rund 23,5 Millionen TonnenRestmüll. Vom 1. Juni an darf dieser nach den Vorschriftender Technischen Anleitung Siedlungsabfall (Tasi) nichtmehr unbehandelt auf Deponien gekippt werden. DieVorbehandlung geschieht dann entweder in den beste-henden 75 Müllverbrennungsanlagen oder in den 50neuen mechanisch-biologischen Anlagen (MBA). DieKapazitäten reichen laut einer Studie des Marktfor-schungsinstitut Prognos nur für 22,3 Millionen Tonnen,das sind 1,2 Millionen weniger als nötig. Viele der rund170 Deponiebetreiber haben allerdings bei den LändernAusnahmegenehmigungen beantragt, um doch weiterMüll annehmen zu können. Erlaubt ist die "Zwischenlage-rung" laut Tasi aber nur für maximal ein Jahr. Spätestensdann muss der Abfall weiterverarbeitet werden. Expertenerwarten, dass die Hälfte der Deponien in den nächstenJahren schließt. Die Gebühren für den Hausmüll dürftendurch die Tasi kaum steigen, da die meisten Kommunendie Zusatzkosten bereits an die Haushalte weitergereichthaben. Spürbar teurer wird es allerdings für vieleGewerbebetriebe, die ihren Abfall bisher oft billig depo-nieren konnten.

Kurz hinter dem kleinen Ort Singhofen in Rheinland-Pfalz kann man sehen, wie eine MBA funktioniert. Der

Betriebsleiter erläutert das Prinzip seiner neuen Anlage:Lkw karren den Restmüll heran, eine Sortieranlage trenntihn, und zwar in erstens wiederverwertbare Materialienwie Metalle und Holz, zweitens die "heizwertreicheFraktion" (Plastik, Papier, Pappe) - sowie drittens dengärenden Rest. Das Plastik-Zellstoff-Gemisch wird zu "Er-satzbrennstoff" aufgearbeitet und endet in Kraftwerkenoder Zementöfen. Der Betriebsleiter: "Brennt so gut wieErdöl oder Kohle." Der Sortierrest aber, jetzt nur nochknapp die Hälfte der ursprünglichen Tonnage, wandertauf einem Förderband hinüber zur "Intensivrotte". Rotte,das liegt nahe, kommt von verrotten. Intensiv-Rottebedeutet: Es geht alles schnell. In der Tat: Die "Rotte" istdas eigentliche Herzstück der Singhofener Anlage, diewie ähnliche derzeit in Deutschland an rund 50 Stand-orten gerade fertig gebaut oder zum Produktionsstartam 1. Juni vorbereitet werden. In Singhofen gibt eskünftig 28 "Rotteboxen" aus Stahlbeton, sie sind zumBeispiel fünf Meter breit, fünf Meter hoch und 15 Metertief. Ein Schaufelbagger kippt den Müllrest halbhochhinein, die Tür geht zu, und der Zersetzungsprozessbeginnt. Bis zu 70 Grad wird der Müllmix dabei heiß,wobei frische Luft unten zugeführt und die Faulgaseoben zwecks Verbrennung aufgefangen werden. Nacheiner Woche ist der Müllberg deutlich geschrumpft. Dochdie dampfende Abfall-Melange wird noch viermal imWochenrhythmus herausgeholt, umgesetzt und in eineneue Box gepackt. Dann schaffen die Müllwerker allesnach draußen, auf eine abgedichtete Nachrottefläche.Weitere neun Wochen später folgt die Ablagerung aufeinem neuen Abschnitt in der alten Deponie.

Bei Leipzig zum Beispiel wird derzeit die größtedeutsche MBA fertiggestellt. Kapazität: 300 000 Tonnenpro Jahr - eine Menge, für die man früher im Westen derRepublik meist Müllverbrennungsanlagen baute. Dassdas MBA-Konzept in den 90er Jahren gegen den erbitter-ten Widerstand der "Feuer-Lobby" entwickelt wurde,spielt heute bei seinen Verfechtern praktisch keine Rollemehr. Thomas Grundmann, Chef der MBA-Betreiber-vereinigung sagt: "Beides hat seinen Platz." Da, wo nochgesicherte Deponieflächen vorhanden sind - meist aufdem Land und schwerpunktmäßig im Osten der Republik- seien die mechanisch-biologischen Anlagen dasRichtige. Ansonsten halt die Müllöfen.

Quelle: Frankfurter Rundschau 25.5.2005

Fragen:

1. Warum hat am 1. Juni 2005 ein neues Zeitalter in der Abfallwirtschaft begonnen?

2. Wie ist das Funktionsprinzip einer Mechanisch-Biologischen Anlage (MBA)?

3. Diskutiert die Vor- und Nachteile beider Verfahren.