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Deutsches Volksliedarchiv Traditions- und Vermittlungsformen musikalischer Volkskultur in der Gegenwart. Tagungsbericht Seeon 1996 der Kommission für Lied-, Musik- und Tanzforschung in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde by Günther Noll Review by: Nils Grosch Lied und populäre Kultur / Song and Popular Culture, 46. Jahrg. (2001), pp. 330-331 Published by: Deutsches Volksliedarchiv Stable URL: http://www.jstor.org/stable/849565 . Accessed: 09/06/2014 18:04 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Deutsches Volksliedarchiv is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Lied und populäre Kultur / Song and Popular Culture. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.96.149 on Mon, 9 Jun 2014 18:04:47 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Traditions- und Vermittlungsformen musikalischer Volkskultur in der Gegenwart. Tagungsbericht Seeon 1996 der Kommission für Lied-, Musik- und Tanzforschung in der Deutschen Gesellschaft

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Deutsches Volksliedarchiv

Traditions- und Vermittlungsformen musikalischer Volkskultur in der Gegenwart.Tagungsbericht Seeon 1996 der Kommission für Lied-, Musik- und Tanzforschung in derDeutschen Gesellschaft für Volkskunde by Günther NollReview by: Nils GroschLied und populäre Kultur / Song and Popular Culture, 46. Jahrg. (2001), pp. 330-331Published by: Deutsches VolksliedarchivStable URL: http://www.jstor.org/stable/849565 .

Accessed: 09/06/2014 18:04

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.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

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Rezensionen Rezensionen

wo tatsachlich besondere harmonische, tonartlich orientierte Wendungen hervor- treten, werden sie nicht als solche erwahnt). Mit diesen >Ubersetzungen< nimmt er wohl Riicksicht auf denjenigen Teil der Leserschaft, der in den so genannten Kirchentonarten nicht so gut bewandert ist. Auch andere Sprunge in jungere Zeiten, z.T. bis ins 19. Jh., etwa Vergleiche mit spateren, dafur bekannteren Komponisten, die mit den Stucken der Vitae Pomeranorum allerdings uberhaupt nichts zu tun haben, sol- len wohl das Verstandnis des unbedarften Rezipienten erleichtern (freilich beschran- ken sich derartige Vergleiche auf die Erwahnung von Komponistennamen; Reper- toirekenntnis wird also vorausgesetzt). Ahnlich verhalt es sich mit der Vermischung alter und moderner Notenwertbezeichnungen.

Ungeachtet dieser Belanglosigkeiten, die lediglich einige Stellen in den Analyse- kommentaren betreffen, verdanken wir Tenhaef die groBe Leistung, der breiten Of- fentlichkeit Vokalmusik des 17. Jahrhunderts, vornehmlich aus dem norddeutschen Raum, einschlieBlich ihrer Texte zuganglich gemacht zu haben. Da sich auch die nicht naher betrachteten Stucke durch den ausfiihrlichen Katalog gut rezipieren lassen, diirfte das Buch jedem Interessenten, der sich mit dem Phanomen Gelegenheitsmusik bzw. -dichtung beschaftigt, einen groBen Dienst erweisen.

Maria Richter, Freiburg i.Br.

Traditions- und Vermittlungsformen musikalischer Volkskultur in der Gegenwart. Tagungs- bericht Seeon 1996 der Kommission fur Lied-, Musik- und Tanzforschung in der Deutschen Gesellschaft fur Volkskunde. Hg. von Gunther Noll. Bruckmuhl: Bezirk

Oberbayern 1998 (Quellen und Schriften zur Volksmusik/Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern 15). 528 S., mus. Not., Abb.

Dass sich DGV und KLMT bei ihrer Tagung in Seeon unter Leitung von Gunther Noll einem so zentralen Thema wie >>Traditions- und Vermittlungsformen musikali- scher Volkskultur in der Gegenwart(< zuwenden, erscheint auf den ersten Blick so dankbar wie uberfallig. Indes zahlt der Herausgeber in seiner Einleitung die kulturellen

Vermittlungsformen durchaus zu den Themen musikalischer Volkskunde. Dass je- doch dieser Bereich explizit zum Thema einer, dazu noch umfangreichen und vielseiti-

gen Tagung (und des dazugehorigen, immerhin 528 S. starken Tagungsbandes) ge- macht wird, lasst aufblicken am Ende eines Jahrhunderts, das durch die Revolution der elektronischen Medien und eine dynamische Massenkultur wesentlich gepragt ist, in deren Kontext auch Vorstellungen von >Tradition( oder >Authentizitat< unmittelbar in Frage stehen. In einem solchen Rahmen eroffnen die Beitrage von Autoren unter- schiedlicher Disziplinen ein vielschichtiges Diskussionsspektrum, und es erscheint besonders lobenswert, dass die Herausgeber die Muhe nicht gescheut haben, die teil- weise umfang- und aufschlussreichen Diskussionen zu den einzelnen Beitragen zu transkribieren und wiederzugeben.

Der Frage, ob und in welcher Form die Vermittlungsformen kulturelle AuBerun-

gen in ihrer Form beeinflussen oder pragen, stellten sich indes nicht alle Referenten der Tagung. Exemplarisch sei hier erwahnt, dass Gerlinde Haid gleich im ersten Bei-

trag anhand weniger, aber instruktiver Beispiele aus der Feldforschung plausibel macht, wie schriftlose Uberlieferung, da sie ?>als ganzheitliche Methode Melodie, Mehr-

wo tatsachlich besondere harmonische, tonartlich orientierte Wendungen hervor- treten, werden sie nicht als solche erwahnt). Mit diesen >Ubersetzungen< nimmt er wohl Riicksicht auf denjenigen Teil der Leserschaft, der in den so genannten Kirchentonarten nicht so gut bewandert ist. Auch andere Sprunge in jungere Zeiten, z.T. bis ins 19. Jh., etwa Vergleiche mit spateren, dafur bekannteren Komponisten, die mit den Stucken der Vitae Pomeranorum allerdings uberhaupt nichts zu tun haben, sol- len wohl das Verstandnis des unbedarften Rezipienten erleichtern (freilich beschran- ken sich derartige Vergleiche auf die Erwahnung von Komponistennamen; Reper- toirekenntnis wird also vorausgesetzt). Ahnlich verhalt es sich mit der Vermischung alter und moderner Notenwertbezeichnungen.

Ungeachtet dieser Belanglosigkeiten, die lediglich einige Stellen in den Analyse- kommentaren betreffen, verdanken wir Tenhaef die groBe Leistung, der breiten Of- fentlichkeit Vokalmusik des 17. Jahrhunderts, vornehmlich aus dem norddeutschen Raum, einschlieBlich ihrer Texte zuganglich gemacht zu haben. Da sich auch die nicht naher betrachteten Stucke durch den ausfiihrlichen Katalog gut rezipieren lassen, diirfte das Buch jedem Interessenten, der sich mit dem Phanomen Gelegenheitsmusik bzw. -dichtung beschaftigt, einen groBen Dienst erweisen.

Maria Richter, Freiburg i.Br.

Traditions- und Vermittlungsformen musikalischer Volkskultur in der Gegenwart. Tagungs- bericht Seeon 1996 der Kommission fur Lied-, Musik- und Tanzforschung in der Deutschen Gesellschaft fur Volkskunde. Hg. von Gunther Noll. Bruckmuhl: Bezirk

Oberbayern 1998 (Quellen und Schriften zur Volksmusik/Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern 15). 528 S., mus. Not., Abb.

Dass sich DGV und KLMT bei ihrer Tagung in Seeon unter Leitung von Gunther Noll einem so zentralen Thema wie >>Traditions- und Vermittlungsformen musikali- scher Volkskultur in der Gegenwart(< zuwenden, erscheint auf den ersten Blick so dankbar wie uberfallig. Indes zahlt der Herausgeber in seiner Einleitung die kulturellen

Vermittlungsformen durchaus zu den Themen musikalischer Volkskunde. Dass je- doch dieser Bereich explizit zum Thema einer, dazu noch umfangreichen und vielseiti-

gen Tagung (und des dazugehorigen, immerhin 528 S. starken Tagungsbandes) ge- macht wird, lasst aufblicken am Ende eines Jahrhunderts, das durch die Revolution der elektronischen Medien und eine dynamische Massenkultur wesentlich gepragt ist, in deren Kontext auch Vorstellungen von >Tradition( oder >Authentizitat< unmittelbar in Frage stehen. In einem solchen Rahmen eroffnen die Beitrage von Autoren unter- schiedlicher Disziplinen ein vielschichtiges Diskussionsspektrum, und es erscheint besonders lobenswert, dass die Herausgeber die Muhe nicht gescheut haben, die teil- weise umfang- und aufschlussreichen Diskussionen zu den einzelnen Beitragen zu transkribieren und wiederzugeben.

Der Frage, ob und in welcher Form die Vermittlungsformen kulturelle AuBerun-

gen in ihrer Form beeinflussen oder pragen, stellten sich indes nicht alle Referenten der Tagung. Exemplarisch sei hier erwahnt, dass Gerlinde Haid gleich im ersten Bei-

trag anhand weniger, aber instruktiver Beispiele aus der Feldforschung plausibel macht, wie schriftlose Uberlieferung, da sie ?>als ganzheitliche Methode Melodie, Mehr-

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Rezensionen

stimmigkeit, Formbildung, Spieltechnik, Phrasierung, Dynamik, Agogik und Ein-

bettung in ein soziales Umfeld gemeinsam weitergibt<, zu einer ))frappanten Konstanz des Wesentlichen [...] im Rahmen eines im hochstem MaBe gewandelten Umfeldeso fuhrt. Umgekehrt kommt im Rahmen der gewandelten Medienrealitat und Globali-

sierungsdebatte dem Begriff )>Weltmusik< besondere Bedeutung zu, der von Gisela Probst-Effah umfassend in seiner (musik-)historischen Dimension umrissen wird, jedoch in einem zweiten Referat eher oberflachlich-quantitativ erfasst wird. Die von Astrid Reimers durchgefuhrte pseudo-statistische Erfassung der Worterwihnung in der Presse, und zudem in einem einzigen, nach fragwiirdigen Kriterien ausgewahlten Blatt, erfordert doch wohl eine tiefer gehende Interpretation der einzelnen AuBerun-

gen und eine intensivere Befragung ihrer Wechselbeziehungen zu den musikalischen

Ereignissen, ihren asthetischen sowie okonomischen Motivationen etc. Hier schlie3t sich die Frage an, ob nicht erst durch ganz konkrete Gegebenheiten der Medienindu- strie im Kontext einer (schon langer wahrenden) Globalisierung der Kultur (wie das Referat Probst-Effahs verdeutlicht) jene Form von )Weltmusik< in den letzen Jahr- zehnten ermoglicht bzw. erzeugt wurde (dies klingt auch in manchen Diskussionsbei- tragen an), eine Frage, die das Problem der >Authentizitat< auf einen Nebenschauplatz verweist.

Mit kritischem Blick und Zugriff auf eine Reihe interessanter Quellen, aber auch unter Zuziehung eigener Umfrageergebnisse geht Heike Muns auf das Problem der Hymnenbildung im Kontext der Liedpflege der neuen Bundeslander in den Jahren nach der Wende ein. Verbliiffend und erhellend sind ihre Einsichten in Hintergrinde von Wettbewerben wie den um ein Mecklenburg-Vorpommern-Lied, bei dem durch- aus zeitkritische Beitrage eingesandt wurden, ohne jedoch im Kontext des Wett- bewerbs weiterhin bericksichtigt oder gar am Ende der Offentlichkeit - die Gewinner wurden medienwirksam prasentiert - vorgestellt zu werden. Mit einem engeren Blick auf den Medienkontext *dieser Liedprasentation hatten sich beispielweise Uber- legungen medientheoretischer Art sowie ein kritischer Blick auf das Mit- und Gegen- einanderwirken moderner Vermittlungsformen Gewinn bringend angeschlossen. Diesen doch so wichtigen Schritt in die kritische Debatte um die Vernetzung ver- mittlungstechnischer und rezeptiver Phanomene gehen die wenigsten der insgesamt 26 Beitrige des Bandes, die hier nicht weiter en detail besprochen werden konnen.

Als einen wissenschaftlichen Tagungsbericht kann man den Band nur in Grenzen begreifen. Besonders storend wirken Text- und Diskussionsbeitrage wie etwa die unkritische Laudatio an Wastl Fanderl und eine Ausstellungseroffnung, die vielleicht ihren Platz in einer solchen Veranstaltung haben mogen, jedoch nicht als schriftliche Beitrage in einem wissenschaftlichen Abschlussbericht. Bemangelt werden muss zu- dem die etwas lieblose auBere Gestaltung des Bandes. Diese ergibt, zusammen mit dem eher vorlaufigen, unzureichend ausgearbeiteten Charakter vieler Beitrage, einen unangenehmen Beigeschmack: Wenn man die Tagung weniger als Arbeitstagung denn vielmehr als Diskussionsforum verstanden hatte, ware dies gerechtfertigt gewesen. Gerade dann hatte man aber die brennenden Fragen um (aktuelle und historische) Vermittlungsstrukturen ernsthafter fokussieren mussen.

Nils Grosch, Freiburg i.Br.

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