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Training mit Senioren im Fitnessstudio Anforderungen an das Trainerpersonal aus sporttherapeutischer Sicht Andreas Klose

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Training mit Senioren im

Fitnessstudio

Anforderungen an das Trainerpersonal aus sporttherapeutischer Sicht

Andreas Klose

2 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio Anforderungen an das Trainerpersonal aus

sporttherapeutischer Sicht

Stellenwert des Krafttrainings im Alter

Inhalte des Vortrages

Ergebnis der Literaturrecherche

Kernaussagen zum Thema: Training mit

Senioren im Fitnessstudio

Zur Krafttrainingsmethodik

Zur Belastungsintensität

Problemzonen des Alters und die

sporttherapeutischen Konsequenzen für

ein Training im Fitnessstudio am

Beispiel:

HWS

Schulter

LWS

Knie

Ausblick

3 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Stellenwert des Krafttrainings im Alter Literatur: Mayer F., et al.: Intensität und Effekte von Krafttraining bei Älteren.

Dtsch Ärztebl Int 2011; 108(21):359-64

Ergebnis der Literaturrecherche

Für den Erhalt der Mobilität und damit

auch der Fähigkeit sich im Alltag selbst

zu versorgen, wird Krafttraining mit

steigendem Alter zunehmend

bedeutsam

Verschiedene Arbeiten belegen, dass

durch Krafttraining den altersbedingten

Einschränkungen entgegengewirkt

werden kann

Training mit Senioren im Fitnessstudio

4 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Stellenwert des Krafttrainings im Alter Literatur: Mayer F., et al.: Intensität und Effekte von Krafttraining bei Älteren.

Dtsch Ärztebl Int 2011; 108(21):359-64

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Kernaussagen

Krafttraining ist auch bei älteren

Personen effektiv und ohne wesentliche

Nebenwirkungen

Krafttraining bei Älteren unterliegt einer

Dosis-Wirkungs-Beziehung. Höhere

Belastungsintensitäten führen zu

größeren Effekten als mittlere und

niedere Intensitäten

Als Zielgrößen eines Krafttrainings bei

Älteren dienen einerseits die Zunahme

der Muskelmasse (Hypertrophie) und

andererseits die neuronale Adaptation

(inter- und intramuskuläre Koordination)

Eine Ergänzung des Krafttrainings mit

sensomotorischen Übungen ist sinnvoll

5 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio (Schwan 2010; Diemer/Sutor 2010; Christodoulos et al. 2003; Wang et al. 2006;

Mayer et al. 2011)

Stellenwert des Krafttrainings im Alter

Kernaussagen:

Krafttraining ist neben Ausdauer- und

sensomotorischen Training fester

Bestandteil in der Medizinischen

Trainingstherapie (MTT)

Unter Berücksichtigung der

individuellen Ergebnisse der ärztlichen

Funktionsdiagnostik lassen sich für

jeden Patienten Krafttrainigs-

programme erstellen

Auch Patienten mit höhergradigen

kardiovaskulären Erkrankungen

profitieren in hohem Maß von

differenzierten Krafttrainings-

programmen

Ein aktiver Therapieansatz ist der

Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie

6 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio (Schwan 2010; Diemer/Sutor 2010; Christodoulos et al. 2003; Wang et al. 2006;

Mayer et al. 2011)

Stellenwert des Krafttrainings im Alter

Kernaussagen:

Verlust von muskulärer Sicherung hat

schwerwiegende Folgen für die

Mobilität und Stabilität der Gelenke

Isometrische Übungen führen im

Vergleich zu dynamischen Übungen zu

keinen morphologischen

Anpassungserscheinungen

Dynamisches Krafttraining ist für

morphologische

Anpassungserscheinungen

unabdingbar und führt zu ausgeprägten

Kraftsteigerungen innerhalb von 6-12

Wochen

Krafttraining ist exakt dosierbar

Ältere Menschen sind für das

Krafttraining gut zu motivieren

7 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Stellenwert des Krafttrainings im Alter

Zu den Krafttrainingsmethoden (nach Schmidtbleicher 2005)

Kraftausdauertraining

(3 Serien x 20 Wdhg)

Hypertrophietraining

(3 Serien x 8-12 Wdhg)

Intramuskuläres Koordinationstraining

(1-3 Serien x ≤ 1-3 (5) Wdhg)

--------------------------------------------------

(Schnellkrafttraining)

Dehnungsverkürzungszyklus ‏

Kombiniertes Training

Methodenvarianten

PHYSIOFIT-Training

(2 Serien x 8 Wdhg) Herzpatienten

(3 Serien x 8 Wdhg) keine Herzpatienten

8 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Krafttraining in der Kardiologie

Zusammenfassung versch. Studien (nach Schwan 2010)

Der systolische Blutdruck steigt ab der

10-12 Wiederholung einer Belastung von

mehr als 60% der Maximalkraft pro

Wiederholung kontinuierlich an und kann

Werte von bis zu 270mmHG erreichen!!!

Je mehr Muskelgruppen an der

Bewegung integriert sind, desto stärker

steigt der Blutdruck.

9 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Krafttraining in der Kardiologie

Zusammenfassung versch. Studien (nach Schwan 2010)

Kraftbelastungen von bis zu 10

Wiederholungen zeigen hinsichtlich des

Druck-Frequenz-Produktes deutlich

niedrigere Werte im Vergleich zum

Ergometertraining nach der

Dauermethode.

Die Blutdruckreaktion läßt sich zusätzlich

dadurch abpuffern, dass zwischen den

Wiederholungen eine kurze Pause von

mindestens drei Sekunden mit

kompletter Erholung der beanspruchten

Muskukatur eingelegt wird.

10 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Zur Belastungsintensität

Subjektive Selbsteinschätzung

(SSE)

9-10

7-8

5-6

3-4

1-2

sehr schwer

schwer

mittelschwer

leicht

sehr leicht

11 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

“Problemzonen” des Alters und Anforderungen an ein Fitnesstraining für Ältere

12 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Zur neuromuskulären Dysbalance

Folgen der neuromuskuläre Dysbalance

Atrophie von Blutgefäßen und

Muskulatur

Faserumwandlung

Verfettung der Muskulatur

verspätete und geringere Aktivität der

Muskulatur

Verlust der Mantelspannung

schlechtere Propriozeption

(Tiefensensibilität)

geringere Kraftwerte sowohl in der

Maximalkraft und in der

Kraftausdauerleistungsfähigkeit

Alter, Immobilisation, Verletzungen, Schmerz,

Stress, Fehlernährung, Fehlbelastungen,

Überlastungen von Muskeln, Sehnen,

Bändern, Gelenken… führen i.d.R.

längerfristig zu “Neuromuskulären

Dysbalancen”

13 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Zur muskulären Stabilität

Lokale (stabilisierende) Muskulatur

in der Tiefe liegend, eingelenkig

kurzer Kraftarm (liegen nah an der Drehachse)

geringe Aktivität (ca. 10-20% der MVC)

tendenziell Dauertonus (Aktivierung erfolgt nicht richtungsbezogen)

verantwotlich für die segmentale Stabilität

vor der Bewegung aktiv (Muskelaktivität vor der Bewegung erhöht)

Globale (mobilisierende) Muskulatur

oberflächig liegend, plurisegmental

langer Kraftarm (entfernt von der Drehachse liegend)

hohe Aktivität (bis >100% der MCV möglich)

mit der Bewegung aktiv

aus: Schünke et al. 2005, 125

aus: Netter 2000, 396

Diagnose und Befunde vom behandelnden Arzt (Röntgen, MRT, CT etc.)

Anamnese

Inspektion-Körperstatus

Beweglichkeitstest

Krafttest

Sensomotorischer Test

Trainingsplanerstellung

14 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Eingangs-Check

15 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Aufbau einer Trainingseinheit (ca: 60 Min)

Aufwärmprogramm (mind. 10 Min)

Spezielles Stabilisationsprogramm (Training der lokalen Muskulatur)

6-8 Trainingsübungen (Training der globalen

Muskulatur, Ganzkörpertraining)

Sensomotorikübungen (als Utilisation)

BWS-Mobilisations/-

Stabilisationsprogramm

16 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Zur Bandscheibendegeneration HWS: (Ernst 2005; Videmann 2007; Kalichmann et al. 2008)

mit zunehmenden Alter nimmt

Häufigkeit und Schwere der

degenerativen Veränderungen zu

ca. 17% der über 30-jährigen zeigen

schwere Degenerationszeichen der

Bandscheiben (Anulusrupturen,

Vorwölbungen, Banscheibenvorfälle,

Höhenminderungen)

dieser Wert steigt ab dem 45

Lebensjahr auf ca. 56%

nach dem 60 Lj. zeigen fast alle

Personen Degenerationen!

dennoch kann im Einzelfall die

Bandscheibenhöhe wieder zunehmen,

was nur durch belastungsbedingte

Trainingsreize zu erklären ist!!!

aus: Schünke et al. 2005, 103

17 Klose, Institut für Sportwissenschaft Münster

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Halswirbelsäulenrehabilitation (Huang 2007, Rajasekaran et al. 2007, Jackson et al 2008, Sutor, Diemer 2010)

Top Hals-Nackenübungen: Zur Nährstoffversorgung der Bandscheiben in der HWS

aus: Schünke et al. 2005, 125 aus: Netter 2000, 25

aus: Schünke et al. 2005, 92

18 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Nährstoffversorgung der Bandscheibe

durch Training (Huang 2007, Rajasekaran et al. 2007, Jackson et al 2008, Sutor, Diemer 2010

Ergebnis mittels venös applizierten

Kontrastmitteln:

Schon nach wenigen Minuten kommt

es zur ausgeprägten Diffusion des

vertebralen und subchondralen

Knochens

Die Endplatte ist nach ca. 2 Stunden

durchflutet

Die gesamte Bandscheibe ist nach ca.

6 Stunden mit Nährstoffen durchflutet

PHYSIOFIT-Training

(3 Serien x 20 Wdhg)

aus: Schünke et al. 2005, 92

19 Klose, Institut für Sportwissenschaft Münster

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Training Schulter/Schultergürtel

Top-Übungen Schulterrehabilitation

Training der Rotatorenmanschette:

M. supraspinatus

M. infraspinatus

M. teres minor

M. subscapularis

weitere wichtige zu trainierende

Muskelgruppen:

M. biceps brachii

M. latissimus dorsi

M. pectoralis major

M. trapezius

M. deltoideus

BWS Mobilisation/-Stabilisation

Sensomotorikübungen

aus: Netter 2000, 396

aus: Netter 2000, 394

20 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Top-Übungen Schulterrehabilitation

Training Rotatorenmanschette

Andere Muskelgruppen

21 Klose, Institut für Sportwissenschaft Münster

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Top-Übungen Rückenrehabilitation

Fascia thoracolumbalis und mehr...

Dynamisierung durch Training der Muskeln

mit direkten Bezug zur Fascia

thoracolumbalis:

M. erector spinae

M. glutaeus maximus

M. latissimus dorsi

M. transversus abdominis

schräge Bauchmuskulatur

(M. quadratus lumborum)

weiterhin trainierbare Muskelgruppen:

M. adductores

M. gastrocnemius/M. soleus

M. ischiocrurales

M. Iliopsoas

BWS Mobilisation/-Stabilisation

Sensomotorikübungen

aus: Gottlob 2001, 199 aus: Netter 2000, 162

22 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Top-Übungen Rückenrehabilitation

Training fascia thoracolumbalis

Andere Muskelgruppen

23 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Sensomotorik

Körperwahrnehmung als Grundlage für Haltung und Bewegung

Augen

Ohr (akkustisch)

Vestibularapparat (statiko-dynamisch)

Hautrezeptoren (taktil)

Kinästhetik/Propriozeption (Tiefensensibilität)

Muskelspindeln

Golgi-Apparat

Gelenkrezeptoren/Bänder/Menisken

24 Andreas Klose (Institut für Sportwissenschaft Münster)

Training mit Senioren im Fitnessstudio

(Steiner, Zahner 2010; Becker et al. 2003; Sutor, Diemer 2010)

Zur Sensomotorik

Allgemeine Hinweise und Empfehlungen

Sensomotorisches Training ist ein fester

Bestandteil in der Medizinischen

Trainingstherapie (MTT)

Vor dem Training ist die

Gleichgewichtsfähigkeit des Patienten/des

Mitglieds zu überprüfen (Funktional-Reach-Test;

Timed UP and Go Test; Romberg-Test; Tinetti-Test)

Das Training auf instabilen Unterlagen ist

der Gleichgewichtsfähigkeit des

Patienten/Mitglieds anzupassen

methodischen Grundprinzip “vom Leichten

zum Schweren”

Sensomotorik ist trainierbar. Bereits nach

6 Wochen sind erste Verbesserungen

erkennbar

Sensomotorisches Training ist im Rahmen

der Sturzprophylaxe unbedingt zu

empfehlen

25 Klose, Institut für Sportwissenschaft Münster

Training mit Senioren im Fitnessstudio

Anfordeungen an das Trainerpersonal

Empfehlung an das Trainerpersonal

Hohe Fachkompetenz

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Training sollte defizit- und

ressourcenorientiert gestaltet werden

Die Trainingsinhalte müssen individuell

angepaßt und regelmäßig aktualisiert

werden

Das Training und das Personal muß

dem Patienten/dem Mitglied auf seiner

kognitiven, biopsychosozialen Ebene

ansprechen und zufriedenstellen