11

Click here to load reader

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft

www.pwc.de/de/energiewirtschaft

M&A-Aktivitäten in der Energiewirtschaft

Ausgabe 1, November 2013

Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir freuen uns, Ihnen die erste Ausgabe unseres Newsletters Transaktionsmonitor Energiewirtschaft übersenden zu können.

Die kontinuierlich steigende Einspeisung erneuerbarer Energien und die immer bedeutender werdende Rolle der dezentralen Erzeugung stellen die klassischen Energieversorger vor bisher nicht dagewesene Herausforderungen und zwingen sie ihr Geschäftsmodell zu überdenken. Aus der kürzlich erschienenen PwC-Studie Annual Global Power & Utilities Survey geht hervor, dass weltweit 94% der Energieversorger mit einer Transformation oder zumindest mit wichtigen Veränderungen der Geschäftsmodelle rechnen. Diese Entwicklung führt somit wenig überraschend auch zu einer Vielzahl von Transaktionen mit Beteiligung deutscher Energieversorger aller Größen.

Mit unserem Newsletter möchten wir Sie auf prägnante und übersichtliche Weise über die aktuellen Themen in der Energiewirtschaft und deren Auswirkungen auf die Transaktionslandschaft in Deutschland informieren. So können Sie sich schnell einen Überblick über die neuen Entwicklungen und Trends verschaffen.

Wir weisen darauf hin, dass die im Transaktionsmonitor Energiewirtschaft zusammengestellten Daten und die daraus abgeleiteten Einschätzungen ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Informationen basieren.

In der ersten Ausgabe legen wir den Fokus auf die zukünftige strategische Ausrichtung der deutschen Energieversorger und die daraus resultierenden und zum Teil bereits eingeleiteten Portfoliomaßnahmen. Die nächste Ausgabe erhalten Sie in sechs Monaten.

Viel Spaß bei der hoffentlich informativen Lektüre wünscht Ihnen

Dr. Jan-Philipp Sauthoff Energy Leader Transactions

Page 2: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 2

Inhalt Auf einen Blick ........................................................................................................................ 2

Überregionale Energieversorger ............................................................................................ 3 Der Wandel vom Energieerzeuger zum Dienstleister ........................................................... 3 Investitionen in Wachstumsmärkte ...................................................................................... 4 Partner für erneuerbare Energien ......................................................................................... 5

Regionale Energieversorger bzw. Stadtwerke ....................................................................... 5 Ausbau des erneuerbaren Energien Portfolios bei gleichzeitiger Prüfung der strategischen Optionen im konventionellen Erzeugungsbereich ........................................ 5 Fortschreitende Rekommunalisierung .................................................................................. 7

Ausblick ................................................................................................................................... 9

Service ..................................................................................................................................... 9 Veröffentlichungen ................................................................................................................. 9

Über uns ................................................................................................................................ 10 Ihre Ansprechpartner ........................................................................................................... 10 Redaktion .............................................................................................................................. 10

Bestellung und Abbestellung ................................................................................................ 10

Auf einen Blick

Die Energiewendeführt zu Bewegungen am Transaktionsmarkt

Dezentrale/ganzheitliche Energielösungen (Dienstleistermodell) werden durch Akquisitionen unterstützt

Der Markt für erneuerbare Energien wird sich stärker aufteilen in Projektierer/Betreiber (operatives Know-how) und reine Finanzinvestoren (Kapital)

Sinkende Überschüsse führen bei Stadtwerken zu erhöhtem Kooperations-bzw. Fusionsdruck

Die Rekommunalisierungschreitet in Form von (anteiligen) Stadtwerkerückkäufen sowie-gründungen weiter fort

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die konventionelle Erzeugung sind momentan ungünstig. Transaktionen werden aber eher mittel- als kurzfristig erwartet

Page 3: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 3

Überregionale Energieversorger

Der Wandel vom Energieerzeuger zum Dienstleister

Der Einspeisevorrang erneuerbarer Energien verdrängt die konventionelle Erzeugung mehr und mehr aus der Merit Order. Maßnahmen zur Energieeffizienz, das allgemein schwierige ökonomische Umfeld und stagnierende bis rückläufige Bevölkerungszahlen in Westeuropa führen zu einer verminderten Energienachfrage. Energieerzeuger leiden somit gleichzeitig unter einer geringen Auslastung der konventionellen Kraftwerke und geringen Erzeugungsmargen. Da erneuerbare Energien und die dezentrale Erzeugung zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen werden, erscheint ein nachhaltiger Turn-Around in der konventionellen Erzeugung unwahrscheinlich. Die Energieversorger reagieren hierauf mit einer Fokussierung des Geschäftsmodells auf Dienstleistungen und Wachstumsmärkte.

In den vergangenen Jahren haben sich die großen deutschen Energieerzeuger wesentlich auf Desinvestitionen fokussiert. Bis Ende des ersten Halbjahrs 2013 hat E.ON bereits € 17,5 Milliarden an Verkaufserlösen erzielt, bei einem angestrebten Verkaufsvolumen von rd. € 20 Milliarden. Der Fokus lag hierbei insbesondere auf dem anlageintensiven Netzgeschäft (insbesondere Open Grid Europe und Central Networks) sowie auf Beteiligungen an regionalen Energieversorgern.

Zu den kürzlich abgeschlossenen Transaktionen zählen unter anderem der Verkauf der Anteile an E.ON Westfalen Weser AG an ein Konsortium aus kommunalen Anteilseignern für rd. € 360 Millionen sowie der Verkauf der Anteile an der E.ON Thüringer Energie AG an den Kommunalen Energiezweckverband Thüringen und Thüga. Weitere anstehende Verkäufe sind die Beteiligung an E.ON Mitte AG sowie Urenco Group. Auch RWE hat sich in den vergangen Jahren von Beteiligungen getrennt, wenn auch in geringerem Umfang als E.ON. Als wesentliche Transaktion sticht hierbei der Verkauf des tschechischen Gasnetzes Net4Gas an ein Konsortium aus Allianz und Borealis Infrastructure für rd. € 1,6 Milliarden hervor.

Ziel der Desinvestitionen ist die Schaffung finanzieller Spielräume zur Umsetzung einer weniger investitions- und anlagenintensiven Strategie sowie der Fokussierung auf Wachstumsmärkte.

Ein deutliches Zeichen zur Umsetzung dieser Strategie hat E.ON mit der Gründung der E.ON Connecting Energies GmbH gesetzt, mit dem Ziel als Dienstleister im Bereich der dezentralen Energieerzeugung für Kunden zu agieren. Flankiert wird diese Strategie durch gezielte Investitionen in Smart-Energy Unternehmen:

• Einstieg bei der bei der Orcan Energy GmbH, einem Anbieter von Modulen zur Verstromung von Abwärme,

• Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist für Brennstoffzellen,

• Einstieg bei der Investmentkapitalgesellschaft The Westly Group, welche seinen Schwerpunkt auf Elektromobilität, erneuerbare Energien und intelligente Netze legt,

• Kauf der britischen Green Sky Energy Limited, der Muttergesellschaft von Matrix, einem Spezialisten für Energiemanagement und Energieeffizienz für Gewerbeimmobilien,

• Kauf von 770 Ladesäulen für Elektroautos in Dänemark.

Page 4: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 4

RWE ist in diesem Markt ebenfalls sehr aktiv, hat sich in den vergangenen Jahren jedoch stark auf ein organisches Wachstum fokussiert. Allerdings wurde auch dies flankiert von Investitionen wie bspw. in die Kiwigrid GmbH, einem Anbieter für K0mmunikations- und Steuerungsplattformen für intelligentes Energiemanagement.

Fazit Für die Zukunft gehen wir insbesondere in diesem Bereich von weiteren Transaktionen aus, da die Energieversorger ihr Produkt- und Angebotsportfolio im Bereich der dezentralen Energielösungen ausweiten werden, um ihren Kunden ganzheitliche Lösungskonzepte anbieten zu können. Auch für junge Technologieunternehmen bietet sich eine Partnerschaft mit Energieversorgern an, da diese ihnen eine breite Kundenplattform für Ihre Produkte bieten können.

Investitionen in Wachstumsmärkte

Neben der Fokussierung auf dezentrale Energielösungen richtet sich der Fokus bei neuen Investitionen auf Länder mit einem stärkeren Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum und einem erheblichen Ausbaubedarf der Energieinfrastruktur.

Vor dem Hintergrund einer sinkenden Energienachfrage und nachhaltig geringeren Erzeugungsmargen in den Heimatmärkten drängen große Energieversorger bei Neuinvestitionen in Wachstumsmärkte mit steigendem Energiebedarf. Die Vorreiterrolle hierbei hat E.ON durch seine Investitionen in der Türkei und Brasilien übernommen. Im Rahmen eines Anteilstauschs mit der Verbund AG hat E.ON eine 50% Beteiligung an der türkischen Enerjisa Enerji A.S. erworben. Im Gegenzug erhält die österreichische Verbund Anteile an mehreren bayrischen Wasserkraftwerken. Die restlichen Anteile an Enerjisa hält die türkische Industriegruppe Sabanci. Das Joint Venture strebt einen Marktanteil von 10% am türkischen Erzeugungsmarkt bis 2020 an.

In 2012 gab E.ON die strategische Partnerschaft mit der brasilianischen MPX Energia S.A. (heute Eneva S.A.) bekannt, einem Unternehmen der von Eike Batista kontrollierten EBX-Gruppe. Ziel dieser Partnerschaft ist die Gründung eines Joint Ventures zwischen E.ON und Eneva zur Entwicklung eines Erzeugungsportfolios von rd. 20.000 MW in Brasilien und Chile, sowie die Entwicklung der damit verbundenen Versorgungs- und Handelsaktivitäten. Im ersten Zug investierte E.ON laut eigenen Angaben rd. € 350 Millionen für eine 10% Beteiligung an Eneva. Im Mai diesen Jahres erwarb E.ON weitere Anteile an Eneva von der EBX-Gruppe für rd. € 0,6 Milliarden und beteiligte sich an einer Kapitalerhöhung der Eneva im Juli dieses Jahres für weitere € 0,1 Milliarden. Hiermit ist E.ONs Anteil an Eneva auf rd. 37,9% gestiegen.

Fazit Während Investitionen in Wachstumsmärkte aufgrund der Wachstumschancen grundsätzlich aussichtsreich erscheinen, zeigen insbesondere die höhere Volatilität der wirtschaftlichen Entwicklung in vielen Emerging Markets sowie die politischen Unsicherheiten im Nahen Osten, dass mit Investitionen in solchen Ländern auch Risiken verbunden sein können. Vor diesem Hintergrund erwarten wir in diesem Bereich in naher Zukunft eher gedämpfte Transaktionstätigkeiten.

Page 5: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 5

Partner für erneuerbare Energien

Auf dem Weg zu einer weniger kapitalintensiven Strategie versuchen die großen Versorger ihre Kapitalbindung bei Investitionen in erneuerbare Energien durch gezielte Anteilsverkäufe zu reduzieren und so Investitionsmittel für weitere Investitionen zu schaffen.

In Zeiten begrenzter Investitionsmittel kommt dem effektiven Kapitaleinsatz eine besondere Bedeutung zu. Investitionen in erneuerbare Energie Projekte zeichnen sich grundsätzlich durch eine lange Kapitalbindung über die Betriebsdauer des Projektes aus. In einem sich immer schneller ändernden Umfeld für Energieversorger ist jedoch eine flexible Disposition der Investitionsmittel erforderlich, um schnell auf sich ändernde Marktgegebenheiten zu reagieren und um möglichst viele attraktive Opportunitäten wahrzunehmen. Durch gezielte Anteilsverkäufe von in Betrieb genommenen Projekten soll die Kapitalbindung reduziert werden. Erfolgreiche Transaktionen hierbei waren der Verkauf von Anteilen an drei nordamerikanischen Windparks durch E.ON an einen dänischen Pensionsfond und der Verkauf von Minderheitsanteilen an den britischen Windparks Rhyl Flats und Little Cheyne Courts durch RWE.

Fazit Investitionen in Minderheitsanteile von erneuerbaren Energie Projekten bieten insbesondere für institutionelle Investoren eine attraktive Investitionsmöglichkeit, da sich diese Projekte in der Betriebsphase grundsätzlich durch gut prognostizierbare Zahlungsrückflüsse auf Grund der gesetzlich fixierten Abnahmegarantien und Vergütungssätze auszeichnen. Und das bei attraktiven Renditen im aktuellen Niedrigzinsumfeld.

Auch für Stadtwerke und Stadtwerkeverbünde wie Trianel und Thüga bieten solche Beteiligungen ein attraktives Investment. Insbesondere EnBW bemüht sich um die Gewinnung kommunaler Investoren für seine Windparkprojekte.

Trotz vieler offensichtlicher Vorteile dieser Beteiligungen sind diese kein Selbstläufer. Insbesondere institutionelle Investoren sind durch deutliche Kürzungen der gesetzlich festgelegten Vergütungssätze in anderen europäischen Ländern aufgeschreckt worden. Auch vor dem Hintergrund der gestiegenen Preissensibilität des deutschen Energieverbrauchers scheinen Kürzungen der Vergütungssätze, auch für Bestandsanlagen, nicht mehr völlig ausgeschlossen. Ferner ist auch für die Eigentümer der Projekte die Gewinnung von Investoren in Minderheitsbeteiligungen nicht das präferierte Szenario, da die Anlagen und insbesondere deren Finanzierung im Fall einer verbleibenden Mehrheitsbeteiligung weiter in der Konzernbilanz verbleiben und somit die Verschuldungskennzahlen nicht entlastet werden. Insgesamt zeigt sich somit ein gemischtes Bild für erneuerbare Transaktionen bei überregionalen Energieversorgern.

Regionale Energieversorger bzw. Stadtwerke

Ausbau des erneuerbaren Energien Portfolios bei gleichzeitiger Prüfung der strategischen Optionen im konventionellen Erzeugungsbereich

Stadtwerken kommen als lokale Akteure eine zentrale Rolle beim Ausbau erneuerbarer Energien zu. Neben der Umsetzung kommunalpolitischer Ziele zur Energiewende, können Stadtwerke auf örtliche Versorgungsstrukturen zur Einbindung erneuerbarer Energien zurückgreifen.

Page 6: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 6

Die Stadtwerke München GmbH sind bestrebt bis zum Jahr 2025 den vollständigen Strombedarf der Stadt München aus eigenen regenerativen Energien zu decken. Dieses Ziel wird z.B. durch Beteiligungen an dem offshore Windpark Global Tech I und weiteren erneuerbaren Energie Projekten in z.B. Schweden sowie Spanien verfolgt. Kürzlich erfolgte die Akquisition eines weiteren Windparks in Frankreich von Nordex SE.

Zur Erreichung der kommunalen Klimaschutzziele der Landeshauptstadt Wiesbaden hat die ESWE Versorgungs AG gemeinsam mit der Thüga sieben Windparks in Deutschland von der wpd onshore GmbH mit einer Gesamtkapazität von 87,6 MW erworben.

Im Rahmen eines Partnerschaftsmodells der Steag New Energies GmbH können Stadtwerke in erneuerbare Energie Projekte investieren. Dazu plant die Steag New Energies eine eigene Gesellschaft zu gründen, an der sie 51% halten wird. Die restlichen 49% sollen an kommunale Beteiligungsgesellschaften gehen. Neben den Stadtwerken Solingen, die sich mit 18% an der Projektgesellschaft SynEErgie beteiligen wollen, sind noch weitere Stadtwerke interessiert. Neben einer Risikostreuung durch ein Portfolio mit verschiedenen Technologien und Standorten hebt die Steag den Zugang zu größeren Projekten und der Zugriff auf die technische Knowhow der Steag hervor.

Anders sind die Perspektiven im konventionellen Erzeugungsbereich. Der gestiegene Anteil erneuerbarer Energien an der Strombereitstellung führt - insbesondere zu Spitzenlastzeiten - zu einer Senkung des Börsenstrompreises und reduziert die Nachfrage nach konventionellem Strom (Merit-Order-Effekt). Infolgedessen verringern sich die Betriebszeiten von konventionellen Kohle- und Gaskraftwerken. Die zu bildenden Rückstellungen für die Unsicherheit über die zukünftige Auslastung der Kraftwerke belasten Stadtwerke im besonderen Maße. Der Marktpreisverfall belastet nachhaltig die Werthaltigkeit von Kraftwerksbeteiligungen.

Eine Veräußerung entsprechender Beteiligungen löst nicht zwangsweise das Dilemma, da langfristige Strombezugsverträge aus Kraftwerksscheiben ein Verlustrisiko (insbesondere bei Sondervertragskunden) durch höhere Gestehungs-/Bezugskosten im vgl. zu EEX-Marktpreis in sich bergen. Ferner wurden Kraftwerksbeteiligungen in der Regel auch fremdfinanziert. Vor dem Hintergrund der sinkenden Profitabilität der konventionellen Erzeugung stellen somit auch die entsprechenden Zins- und Tilgungsleistungen sowie anstehende Refinanzierungen die Stadtwerke vor weitere Probleme.

Fazit Wir gehen bei den derzeitigen Regelungen im Strommarkt davon aus, dass der weitere Ausbau von erneuerbaren Energien zukünftig einen stärkeren preissenkenden Effekt auf den Börsenstrompreis haben wird. Beteiligungen an konventionellen Kraftwerken werden Stadtwerke dadurch so lange belasten bis entsprechende Reformen im Strommarkt, wie z.B. die Einrichtung eines Kapazitätsmarkts, zusätzliche Einnahmen generieren.

Ungeachtet dieser Entwicklung, erwarten wir weitere Akquisitionen erneuerbarer Energie Projekte im Stadtwerkeumfeld, wobei insbesondere kleinere Stadtwerke im Rahmen von Minderheitsbeteiligungen den operativen Betrieb der Anlagen größeren Energieversorgungsunternehmen überlassen.

Page 7: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 7

Fortschreitende Rekommunalisierung

In den letzten Jahren hat der Trend zur Rekommunalisierung deutlich zugenommen. Ein wesentlicher Grund ist das Auslaufen der Strom- und Gasnetz-Konzessionsverträge und die damit verbundene Neuvergabe. Weitere Gründe für die Rekommunalisierung sind der Wunsch nach politischer Einflussnahme auf die lokale Energiepolitik und Investitionen in die Region sowie eine sichere Einnahmequelle vor dem regulatorischen Hintergrund. Begünstigt werden diese Transaktionsentscheidungen durch das Niedrigzinsumfeld, in dem Akquisitionen „preiswert“ zu finanzieren sind.

Nachfolgend haben wir einige der bereits abgeschlossenen bzw. noch laufenden Transaktionen der letzten sechs Monate im kommunalen Umfeld aufgeführt.

(Teil-)Rückkauf von Stadtwerken durch Städte und Gemeinden Eine Vorgehensweise bei der Rekommunalisierung ist der Rückkauf der Stadtwerke durch Städte und Gemeinden. Beispielsweise hat das Land Berlin rückwirkend zum 1. Januar 2013 den 24,95% Anteil von Veolia Environnement an Berlinwasser übernommen. Der Kaufpreis für den Anteil liegt bei € 590 Millionen, hinzukommen € 12 Millionen für u.a. anteilige Gewinn-, Zins- und Steuervorauszahlungsansprüche.

Darüber hinaus läuft in Berlin die bisher von Vattenfall gehaltene Stromnetzkonzession Ende 2014 aus. Im Rahmen eines Volksentscheids wurde am 3. November 2013 eine Mehrheit für den vollständigen Rückkauf der Stromnetze durch das Land Berlin verfehlt. Für die Konzession haben sich u.a. der landeseigene Betrieb Berlin Energie, Alliander und Thüga beworben. Das Verfahren über die Neuvergabe des Konzessionsvertrages Gas soll bis Ende 2013 abgeschlossen sein.

Im Zuge des Volksentscheids in Hamburg vom 22. September 2013 haben die Bürger sich mehrheitlich für einen vollständigen Rückkauf der drei Netzgesellschaften im Bereich Strom, Fernwärme und Gas entschieden. Die Stromnetzkonzession von Vattenfall läuft Ende 2014 aus, die Gaskonzession von E.ON bereits in diesem Jahr. Der Senat hatte eine Fortführung der Minderheitsbeteiligungen von je 25% am Strom- und Gasnetz favorisiert.

Die Stadtwerke Aachen AG übernehmen 25,1% an den Stadtwerken Lübeck GmbH von dem dänischen Energieunternehmen Dong. Der Kaufpreis für den Anteil liegt bei € 42,3 Millionen. Die restlichen 74,9% an den Stadtwerken Lübeck werden von der Hansestadt Lübeck gehalten.

Ein Stadtwerke-Konsortium, an dem u.a. die Stadtwerke Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen beteiligt sind, erwägt den vollständigen Kauf der Steag GmbH. Das Konsortium hatte im Jahr 2010 von Evonik 51% der Steag-Anteile für € 650 Millionen gekauft. Für die restlichen 49% müsste das Konsortium rund € 600 Millionen aufwenden.

Ebenfalls plant der Rhein-Sieg-Kreis 15,1% an dem Kölner Versorger rhenag Rheinische Energie AG für € 74,9 Millionen zu erwerben; dazu ist noch eine Option auf weitere 10% im Gespräch.

Gründung neuer Stadtwerke Laut einer Studie des Wuppertal Instituts wurden seit 2005 insgesamt 70 Stadt- und Gemeindewerken im Strombereich neu gegründet, wovon der überwiegende Teil auf die alten Bundesländer entfällt.

Page 8: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 8

Zu einer der jüngeren Neugründungen gehören die Stadtwerke Castrop-Rauxel. Der Rat der Stadt Castrop-Rauxel hat den Betriebsbeginn der Stadtwerke zum 1. Januar 2014 beschlossen. Zukünftiger strategischer Partner der Stadtwerke wird die Gelsenwasser AG, die sich laut Berichten mit € 0,5 Millionen Kapital in die Gesellschaft einbringen werden und weitere € 5 Millionen für erneuerbare Energie Projekte aufwenden wollen.

Die Stadt Bergisch Gladbach verhandelt ebenfalls mit potenziellen Investoren über die Neugründung eigener Stadtwerke. Der Stadtrat möchte noch vor den Kommunalwahlen im Mai 2014 eine Entscheidung herbeiführen.

Eintrübung der Finanzlage bei vielen Stadtwerken Energiewende, Regulierung im Netzbereich und Liberalisierung im Vertriebsbereich stellen Stadtwerke vor neue Herausforderungen.

Verlustbereiche wie Bäder und öffentlicher Nahverkehr belasten dauerhaft den Cash-Flow. Daraus können sich Finanzierungsschwierigkeiten am Kapitalmarkt ergeben.

Im Bereich der Erzeugung bestehen für Stadtwerke Risiken sowohl bei konventionellen Kraftwerken (siehe oben) als auch bei erneuerbaren Energie Projekten. Bei bestehenden erneuerbaren Energie Projekten werden zum Teil Wirtschaftlichkeitsziele nicht erreicht (z.B. Verzögerungen bei Offshore Windparks) oder die Finanzierung bestehender bzw. künftiger Projekte ist mit Unsicherheiten behaftet (z.B. Nachschusspflichten, restriktive Kreditvergabepraxis). Auch führte die starke Zunahme der erneuerbaren Energien in der Vergangenheit für Netzbetreiber zu hohen Investitionen durch die Bereitstellung von Anschlussleitungen (allg. Anschlusspflicht nach § 18 Abs. 1 EnWG). Der geplante Ausbau erneuerbarer Energien hat weitere Investitionen bzw. Kapitalbindung für Stadtwerke zur Folge.

Weiter muss der Aufbau eines flächendeckenden leistungsfähigen Breitbandnetzes (Breitbandstrategie der Bundesregierung) teilweise durch die Stadtwerke selbstständig finanziert werden. Charakteristisch für dieses Geschäftsfeld ist eine hohe Kapitalbindung mit geringer Rentabilität. Ferner ist steuerliche Verrechnung von Verlusten mit anderen Versorgungssparten nicht möglich.

Zusammenschluss von Stadtwerken Schwierige Wettbewerbsbedingungen und getrübte Aussichten führen dazu, dass insbesondere kleine bis mittelgroße Stadtwerke vermehrt Fusionen prüfen werden. Von den Kooperationen versprechen sich die Parteien u.a. die Hebung von Synergien, den Zugriff auf fehlendes Knowhow und qualifiziertes Personal sowie die Beschaffung zusätzlicher finanzieller Mittel.

So wurde in Fulda der Zusammenschluss der beiden regionalen Energieversorger Überlandwerke Fulda AG und der Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH zu der RhönEnergie Fulda GmbH abgeschlossen. Wesentliche Maßnahmen waren die Integration der Strom- und Gasversorgung sowie die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells. Durch die Fusion verspricht man sich die Sicherung und Stärkung der Energieversorgung in der Region. An dem fusionierten Unternehmen ist die Stadtwerkeholding Thüga mit 17,45% beteiligt.

Die Stadtwerke Attendorn und Olpe sowie die Lister- und Lennekraftwerke GmbH haben das Gemeinschaftsunternehmen BIGGE ENERGIE gegründet. Im Rahmen dieser Kooperation soll die gesamte Strom-, Gas- und Wasserversorgung der drei Unternehmen in dem Gemeinschaftsunternehmen zusammengeführt werden. Gründe für den Zusammenschluss sind erwartete Synergieeffekte und die immer komplexer werdenden Rahmenbedingungen des Energiemarktes, die von Unternehmen ein hohes Maß an Spezialwissen abverlangen.

Page 9: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 9

Fazit Nach wie vor sind Städte und Gemeinden bestrebt, stärker die Daseinsvorsorge wahrzunehmen und die regionale Wertschöpfung von Stadtwerken aktiv mitzugestalten. Ergänzend werden die Nutzung eines steuerlichen Querverbundes und die Erschließung von Zukunftsmärkten stärker in den Fokus der Akteure rücken. Rückgehende Margen und sinkende Überschüsse können unter Umständen bei Stadtwerken zu Problemen bei der Leistung des Schuldendienstes führen. Zukünftig erwarten wir weitere Transaktionen, auch vor dem Hintergrund der Rekommunalisierung.

Ausblick Die großen Herausforderungen im Zuge der Energiewende werden auch in Zukunft eine erhebliche Auswirkung auf die Transaktionslandschaft in der deutschen Energiewirtschaft haben. Der eingeläutete Wandel von der dezentralen Erzeugung hin zu erneuerbaren Energien und dezentraler Erzeugung führen zu einer strategischen Neuausrichtung der Versorger, hin zu einem Dienstleistermodell für die Kunden. Vor diesem Hintergrund erwarten wir insbesondere im Bereich der smarten Energielösungen weitere Akquisitionen. Die Desinvestitionsprozesse sind größtenteils abgeschlossen, oder befinden sich auf der Zielgeraden.

Obwohl viele konventionelle Kraftwerke derzeit nicht im Geld sind, erwarten wir bei den überregionalen Versorgern keine wesentlichen Verkaufsaktivitäten, da diese vermutlich weiterhin mit vorzeitigen Stilllegungen alter Blöcke, sowie der vorrübergehenden Stilllegung neuerer Blöcke reagieren. Insbesondere effiziente und flexible Gaskraftwerke sind für ein langfristiges Gelingen der Energiewende unabdingbar, so dass davon auszugehen ist, dass mittelfristig eine Lösung zum wirtschaftlichen Betrieb dieser Kraftwerke gefunden wird. Anders stellt sich dieses Bild bei Stadtwerken und anderen regionalen Versorgern dar, welche nicht immer über die finanziellen Mittel verfügen, einen längerfristigen Gewinneinbruch in der Erzeugungssparte zu verkraften. Somit gehen wir in diesem Bereich von zunehmenden Transaktionen aus.

Im Bereich der erneuerbaren Energien erwarten wir eine kontinuierliche Transaktionstätigkeit, welche insbesondere durch Investitionen seitens der Stadtwerke getrieben werden.

Service

Veröffentlichungen

Energy transformation - The impact on the power sector business model (13th PwC Annual Global Power & Utilities Survey) Von Norbert Schwieters, Jeroen van Hoof, David Etheridge September 2013 PwC-Studie: Energieversorger stellen sich auf Umbau ihrer Branche ein. Die Studie finden Sie hier zum Download.

Page 10: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 10

Über uns

Ihre Ansprechpartner

Dr. Jan-Philipp Sauthoff Energy Leader Transactions Partner Tel.: +49 211 981-2135 [email protected]

Dr. Alexander von Friesen M&A Energy Partner Tel.: +49 69 9585-5487 [email protected]

Dr. Norbert Schwieters Global Energy Leader Partner Tel.: +49 211 981-2153 [email protected]

Andreas Koletzko Transaction Services Energy Partner Tel.: +49 211 981-7427 [email protected]

Dr. Rolf Müller Valuations Energy Partner Tel.: +49 711 25034-5311 [email protected]

Nils Klüssendorf Valuations Energy Senior Manager Tel.: +49 211 981-2818 [email protected]

Martin Festerling Transaction Services Energy Senior Manager Tel.: +49 211 981-2407 [email protected]

Frank Leiber Valuations Energy Senior Manager Tel.: +49 711 25034-5317 [email protected]

Redaktion

Für Ihre Fragen, Hinweise und Anmerkungen zum Newsletter stehen Ihnen unsere An-sprechpartner aus der Redaktion gern zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihr Feedback.

Christoph Berten Valuations Energy Manager Tel.: +49 211 981-1633 [email protected]

Thomas Hermanns Valuations Energy Consultant Tel.: +49 211 981-2337 [email protected]

Bestellung und Abbestellung Wenn Sie den PDF-Newsletter Transaktionsmonitor Energiewirtschaft bestellen möchten, senden Sie bitte eine leere E-Mail mit der Betreffzeile „Bestellung“ an [email protected].

Wenn Sie den PDF-Newsletter Transaktionsmonitor Energiewirtschaft abbestellen möchten, senden Sie bitte eine leere E-Mail mit der Betreffzeile „Abbestellung“ an [email protected].

Page 11: Transaktionsmonitor Energiewirtschaft - pwc.de · PDF fileDr. Jan-Philipp Sauthoff . Energy Leader Transactions . ... • Engagement bei Bloom Energy Corp. aus Kalifornien, ein Spezialist

Transaktionsmonitor Energiewirtschaft Ausgabe 1, November 2013 11

Quellen: PwC Analyse & Research (Unternehmensinformationen, Presse, djnewsletters.de, mergermarket.com)

Die im Transaktionsmonitor Energiewirtschaft zusammengestellten Daten und die daraus abgeleiteten Einschätzungen basieren ausschließlich auf Informationen, die öffentlich zugänglich sind. PwC hat die Informationen keiner Verifizierung oder anderweitigen Prüfung in Bezug auf ihre Verlässlichkeit unterzogen.

Die Beiträge sind als Hinweise für unsere Mandanten bestimmt. Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die angegebenen Quellen oder die Unterstützung unserer Büros zurück. Teile dieser Veröffentlichung/Information dürfen nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung durch den Herausgeber nachgedruckt und vervielfältigt werden. Meinungsbeiträge geben die Auffassung der einzelnen Autoren wieder. © November 2013 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.

www.pwc.de