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Strukturstudie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Rahmen des Wettbewerbs »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« 2015 der Initiative »Deutschland – Land der Ideen« und der Deutschen Bank TRENDREPORT NETZ INNOVATIONEN FÜR EINE DIGITALE WELT Im Auftrag der Deutschen Bank analysierten Experten des Fraunhofer IAO die Gewinnerprojekte des diesjährigen Wett- bewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ und beleuchteten die Innovationskraft digitaler Ideen in Deutsch- land. Es ergibt sich ein „Zukunftsspiegel“ für die vernetzte Welt – und damit auch ein Blick in die Zukunft Deutschlands.

Trendreport Netz

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Dass Deutschland für die digitale Zukunft viel zu bieten hat, zeigt der diesjährige Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“, der zukunftsweisende Innovationen für eine digitale Welt kürt. Der „Trendreport Netz“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO untersucht die 100 Siegerprojekte und zeigt auf, wie Digitalisierung und Vernetzung in naher Zukunft Alltag, Leben und Wirtschaft verändern werden.

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Strukturstudie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Rahmen des Wettbewerbs »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« 2015 der Initiative »Deutschland – Land der Ideen« und der Deutschen Bank

TRENDREPORT NETZ

INNOVATIONEN FÜR EINE DIGITALE WELT

Im Auftrag der Deutschen Bank analysierten Experten des Fraunhofer IAO die Gewinnerprojekte des diesjährigen Wett-bewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ und beleuchteten die Innovationskraft digitaler Ideen in Deutsch-land. Es ergibt sich ein „Zukunftsspiegel“ für die vernetzte Welt – und damit auch ein Blick in die Zukunft Deutschlands.

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TRENDSTUDIE Stadt, Land, Netz!, der Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« 2015 der Initiative »Deutschland – Land der Ideen« und der Deutschen Bank

Steffen Braun Constanze Heydkamp Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart Projektnummer: 262765 Projektpartner: Deutsche Bank AG

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Fraunhofer IAO

Trendstudie »Stadt, Land, Netz!«

Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

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Abstract

Die vorliegende Trendstudie entstand im Rahmen des Wettbewerbs »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« mit dem Jahresthema »Stadt, Land, Netz! – Innovationen für eine digitale Welt«. Sie umfasst qualitative und quantitative Analyseergebnisse, die aus den eingereichten Projektunterlagen der 100 Siegerprojekte sowie einer zusätzlich durchgeführten Online-Umfrage hervorgehen. Die qualitativen Ergebnisse werden anhand von fünf Dimensionen zusammengefasst:

� wissenswert – Wissen als globale Ressource � netzfähig – Kompetenzen für eine digitale Welt � klickbewusst – komplexe Zusammenhänge verstehen � grenzüberschreitend – der Sprung aus dem Silo � wandelbar – maßgeschneiderte Lebens- und Arbeitswelten

Die quantitativen Ergebnisse werden in einer sogenannten Systemanalyse aufbereitet. Sie umfassen die Themenbereiche Akteure, Projektqualifizierung, Rahmenkontext, räumliche Verortung und Projektwirkung. Die Analyse ergibt, dass Unternehmen die Haupttreiber innovativer Ideen in der virtuellen Welt sind, sowohl als Projektinitiatoren wie auch als Projektpartner. Außerdem kommt insbesondere wissenschaftlichen Einrichtungen im Wettbewerbsjahr 2015 eine besondere Bedeutung zu. Trotz der hohen Abhängigkeit von dauerhafter Förderung bestätigen die ausgezeichneten Projekte ihren Erfolg anhand der relativ kurzen Umsetzungsdauer und mittleren Projektlaufzeiten. Die Preisträger aus dem Jahr 2015 weisen darüber hinaus eine starke wirtschaftliche Ausprägung auf: Durch Digitalisierung und Automatisierung sollen meist Zeit- und Kosteneinsparungen ermöglicht werden. Nach eigener Angabe der Preisträger befassen sich die Projekte vorrangig mit der Vernetzung von Akteuren und Systemen. Die Auswertung gibt außerdem Aufschluss über die projekttreibenden Faktoren: Das Erlangen eines Wissensvorsprungs durch Monitoring und Prognosen sowie der Erwerb von Medienkompetenzen in Zusammenhang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien machen dabei das Wettbewerbsjahr aus. Weiterhin nimmt die Trendstudie einen Vergleich zwischen den Wettbewerbsjahren 2013, 2014 und 2015 vor und ermöglicht eine Gegenüberstellung aktueller Projektideen aus Stadt, Land und digitaler Welt. Eine Gemeinsamkeit aller drei Wettbewerbsjahre ist bspw. die hohe Übertragbarkeit der Projektideen auf andere Räume bei hoher Personenabhängigkeit. Weiterhin haben die Projekte eine relativ kurze Umsetzungsdauer gemein. Unterschiede ergeben sich bspw. in den adressierten Zielgruppen, die von den innovativen Lösungen profitieren. Nicht zuletzt werden in der Trendstudie die sechs Bundessieger näher beleuchtet und Zukunftsvisionen abgebildet. Folgende Handlungsempfehlungen für die zukünftige Entwicklung lassen sich aus der Trendstudie 2015 ableiten:

� Digitale Medienkompetenz als Pflichtveranstaltung der Aus- und Weiterbildung � Zeitgemäße Unternehmenskulturen etablieren � Bring-your-own-device Lösungen für Schulen � Komplexität im Umgang mit der digitalen Welt abbauen � Die Reduktion des digitalen Fußabdrucks bewerkstelligen � Innovationshubs für digitale Lösungen im ländlichen Raum schaffen � Simulationsverfahren durch Virtual Reality fördern � Städte als Datenquellen durch kommunale Hand nutzen

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

Inhalt

Abstract ............................................................................................................................ 3

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... 5

1 Hintergrund und Motivation ........................................................................... 6

1.1 Jahresthema »Stadt, Land, Netz!« ....................................................................... 6

1.2 Die Rolle des Wettbewerbs in der digitalen Welt .................................................. 7

1.3 Methodisches Vorgehen ...................................................................................... 8

2 Inhaltliche Dimensionen im Wettbewerbsjahr 2015 ...................................... 9

2.1 wissenswert – Wissen als globale Ressource ......................................................... 10

2.2 netzfähig – Kompetenzen für die digitale Welt ................................................... 11

2.3 klickbewusst – komplexe Zusammenhänge verstehen .......................................... 13

2.4 grenzüberschreitend – der Sprung aus dem Silo ................................................... 14

2.5 wandelbar – maßgeschneiderte Lebens- und Arbeitswelten ................................. 15

3 Systemanalyse der prämierten Projekte ......................................................... 17

3.1 Die Akteure: Wer gestaltet die virtuelle Welt? ...................................................... 17

3.2 Die Projektqualifizierung: In welchem Status befinden sich die Siegerprojekte? .... 18

3.3 Der Rahmenkontext: Wie entstehen Innovationen in der virtuellen Welt?............. 20

3.4 Die räumliche Verortung von Projekten: Wo werden Lösungen für die digitale Welt eingesetzt? .................................................................................................. 22

3.5 Die Projektwirkung: Welche Effekte ergeben sich für die Gesellschaft? ................ 22

4 Vergleich der Wettbewerbsjahre »Stadt, Land, Netz!«, »Innovationen querfeldein« und »Ideen finden Stadt« .......................................................... 24

4.1 Projektinitiatoren und Projektpartner in Stadt, Land und digitaler Welt ................ 25

4.2 Zielgruppen der Projektideen in Stadt, Land und digitaler Welt ............................ 26

4.3 Ziele von Kooperationen in Stadt, Land und digitaler Welt ................................... 27

4.4 Umsetzungsdauer der Projekte in Stadt, Land und digitaler Welt ......................... 28

4.5 Projektlaufzeiten bis zur Teilnahme am Wettbewerb ............................................ 29

4.6 Räumlicher Kontext und Übertragbarkeit der Projektideen in Stadt, Land und digitaler Welt ....................................................................................................... 30

4.7 Der Ressourcenbegriff in Stadt, Land und in der digitalen Welt ............................ 31

4.8 Zusammenfassung der Vergleichsanalyse ............................................................. 32

5 Innovationspfade für die digitale Welt ........................................................... 34

5.1 Potenzialbewertung der sechs Bundessieger ........................................................ 34

5.2 Visionen für die digitale Welt 2025 ...................................................................... 40

5.3 Handlungsempfehlungen für die digitalen Welt von Morgen ............................... 44

6 Literatur- und Quellenverzeichnis ................................................................... 47

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

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Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verteilungshäufigkeiten der Dimensionen ..................................................... 9

Abbildung 2: Initiatoren und Projektpartner der ausgezeichneten Projekte ......................... 17

Abbildung 3: Umsetzungszeitraum der Siegerprojekte von der initialen Projektidee bis zur ersten Umsetzung in Form eines Projekts....................................................... 18

Abbildung 4: Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb ......................................... 19

Abbildung 5: Gründe für das Zustandekommen eines Projekts ........................................... 20

Abbildung 6: Projektangebot der ausgezeichneten Projekte ............................................... 21

Abbildung 7: Projekttreibende Faktoren; Angaben in Prozent ............................................. 23

Abbildung 8: Übersicht über Datengrundlagen der unterschiedlichen Begleitstudien .......... 24

Abbildung 9: Organisationsrechtsformen der ausgezeichneten Projekte und ihrer Partner im Vergleich ............................................................................................ 25

Abbildung 10: Die Zielgruppen im Vergleich ....................................................................... 26

Abbildung 11: Die Umsetzungsdauer von der ersten Projektidee bis zur Überführung in die Praxis im Vergleich......................................................................................... 28

Abbildung 12: Die Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb im Vergleich ............. 29

Abbildung 13: Selbsteinschätzung der Übertragbarkeit einer Projektidee ............................ 31

Abbildung 14: Vergleichende Tabelle über die zentralen Ergebnisse der Systemanalysen für die Wettbewerbsjahre 2013 bis 2015 ............................................................ 33

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Hintergrund und Motivation

1 Hintergrund und Motivation

Es wird heute davon gesprochen, dass »ein Gegensatz zwischen ‚realer‘ und ‚virtueller‘ Welt« (Die Bundesregierung 2015) nicht länger existiert. Einen Ursprung hat dies maßgeblich in den technologischen Entwicklungen über die vergangenen Jahrzehnte hinweg. Sie ermöglicht z.B. die Umwandlung von analogen in digitale Signale (Duden 2015). Aber ohne die rasant angestiegene Rechnerleistung bei gleichzeitiger Verkleinerung der Geräte wären die heute erkennbaren Ausmaße der Digitalisierung wohl nicht denkbar gewesen: Während 1943 ein Markt von mehr als fünf Computern – die damals ganze Zimmer einnahmen – weltweit selbst von Fachexperte Watson als absurd wahrgenommen wurde, besitzt heute fast jedes Kind in Deutschland ab dem 14. Lebensalter einen kleinen Computer namens Smartphone. Die Erschwinglichkeit spielt für diese Entwicklung eine ebenso große Rolle wie die Benutzerfreundlichkeit. Auch die Intelligenz der Geräte nimmt zu: IBM brachte 2011 bspw. einen nach Watson benannten Rechner heraus, der die komplexe englische Sprache nachempfinden kann und einen Menschen im Spiel Jeopardy schlug (IBM Deutschland GmbH 2015). Diese technischen Entwicklungen ermöglichen im Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Trends eine alle Lebensbereiche der Menschen umfassende Digitalisierung: Wir kaufen im Internet Produkte und Dienstleistungen ein, halten Kontakt per Social Media, besuchen Online-Fortbildungen, bauen zunehmend automatisierte Fahrzeuge und sind zu jeder Zeit und nahezu überall erreichbar. Dieses veränderte Verhalten hat wiederum Auswirkungen auf unser Leben und das Lebensumfeld, z.B. durch erhöhten Güterverkehr, neue Arten der Kriminalität oder die Inklusion von immobilen Bevölkerungsgruppen. Vor allem die kurze Zeitspanne, in welcher sich diese Entwicklungen in der Vergangenheit abspielten, deutet auf die gesellschaftliche Bedeutung dieses Umbruchs hin. »Was noch vor kurzem Zukunftsvision war, ist heute in Deutschland alltäglich und aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken« (Die Bundesregierung 2015). Da dieses Entwicklungstempo auch in Zukunft nicht abreißen wird, gilt es künftige Veränderungen frühzeitig aufzuspüren und mitzugestalten.

1.1 Jahresthema »Stadt, Land, Netz!«

Mit viel Kreativität, Leidenschaft und Einfallsreichtum entwickeln Menschen in ganz Deutschland Projekte, die eine Bühne verdienen, auf der sie wahrgenommen werden. Mit der Auszeichnung dieser Ideen machen die Initiative »Deutschland – Land der Ideen« und die Deutsche Bank die Innovationskraft kreativer Köpfe sichtbar. Seit 2006 wurden bereits 2.855 Projekte prämiert. Dieses Jahr steht der Wettbewerb zum dritten Mal im Zeichen eines Jahresthemas: »Stadt, Land, Netz! – Innovationen für eine digitale Welt« zeichnet im Jubiläumsjahr 2015 insgesamt 100 innovative Ideen im Zeichen der Digitalisierung aus. Damit schließt sich das Jahresthema ideal an die vorangegangenen Wettbewerbsjahre 2013 und 2014 an, die unter den Themen »Ideen finden Stadt« und »Innovationen querfeldein« Lösungen auszeichneten, welche es mit den Herausforderungen urbaner bzw. ländlicher Regionen in Deutschland aufnahmen. Mithilfe der durch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO begleitend zum Wettbewerb ausgearbeiteten Trendstudie wird eine ausführliche Analyse der Projektinhalte und -hintergründe ermöglicht. Die Trendstudie ordnet die 100 prämierten Projekte in ihren nationalen und internationalen Kontext ein und identifiziert Entwicklungstrends innerhalb des Wettbewerbs. Weiterhin werden Handlungsbedarfe aufgezeigt, die aus den Analyseergebnissen hervorgehen. Ein

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Hintergrund und Motivation

Vergleich der vergangenen drei Jahre schafft zudem Erkenntnisse hinsichtlich Gemeinsamkeiten und unterschiedlichen Innovationsstrategien in den drei räumlichen Ebenen auf.

1.2 Die Rolle des Wettbewerbs in der digitalen Welt

Die Grundsätze der deutschen Digitalpolitik »Wachstum und Beschäftigung«, »Vertrauen und Sicherheit« sowie »Zugang und Teilhabe« (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung 2015) weisen enge Verknüpfungen zum Thema Wettbewerb auf. Aufgrund der Komplexität der Sachverhalte ist keine klare Trennung zwischen den Auswirkungen des Wettbewerbs auf die einzelnen Grundsätze möglich – vielmehr handelt es sich dabei um Gegebenheiten, die sich zeitlich weiterentwickeln und dadurch Pfadabhängigkeiten und Korrelationen mit anderen Entwicklungen aufweisen: Durch die bereits seit einigen Jahrzehnten als Trend thematisierte Internationalisierung z.B. dehnt sich der adressierte Markt vieler Unternehmen auf globale Maßstäbe aus und schafft somit neue Anforderungen an die Produkte, Dienstleistungen und Prozesse, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Dabei stellt die Innovationsfunktion eine der wichtigsten Funktionen des Wettbewerbs an sich dar: Durch Innovationen wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gesichert. Das Streben des einen Wettbewerbers animiert auch die Bemühungen des Anderen, wodurch ein Innovationsanreiz geschaffen wird, welcher Fortschritt hervorbringt (Aberle 1992: 17f.). Eine Voraussetzung für den Erfolg der Internationalisierung ist dabei der schnelle virtuelle Datentransfer über die Distanzen der Kontinente hinweg, welcher unter anderem durch die voranschreitende Digitalisierung ermöglicht wird. Für die heutigen und zukünftigen Mitarbeiter bedeutet diese Entwicklung ebenfalls einen erhöhten Wettbewerb: Der Pool an Arbeitskräften weitet sich für viele Branchen auf eine globale Ebene aus. Auch die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) werden davon erfasst. Bereits heute beschäftigt die IKT-Branche in Deutschland etwa 900.000 Menschen. Nach Angaben der Bundesregierung schaffen 1.000 IKT-Arbeitsplätze darüber hinaus 941 weitere Stellen. Die Bedeutung einer guten fachspezifischen Ausbildung und der Zugang zu lebenslangen Weiterbildungsmaßnahmen werden anhand dieser Zahlen sichtbar. Es kann also zusammengefasst werden: Wird die Welt durch digitale Medien kleiner, wird der Wettbewerb, d.h. das Streben danach, einen Markt zu beherrschen, zwischen den Akteuren größer. Weiterhin ist ein erstrebenswertes Ziel in unserer heutigen Wissensgesellschaft, ein Wissensmonopol zu erlangen. Dies liegt darin begründet, dass in der digitalen Welt aus Daten gehaltvolle Informationen generiert werden können, die einen Wettbewerbsvorsprung ermöglichen. Die Marktforschung mittels Social Media Profilen ist nur eines von vielen anschaulichen Beispielen dafür, welcher Wert Daten im Zeitalter des Wissens beigemessen wird. Insbesondere die Fortschritte in der Auswertung unstrukturierter Daten tragen dazu bei, neue Datenquellen zu erschließen. In dieser Hinsicht verschmelzen Arbeitswelt und privates Alltagsleben immer stärker miteinander. Fragen nach Datensicherheit und Datenschutz sowohl für einzelne Personen als auch für Unternehmen gewinnen in diesem Rahmen an Bedeutung. Die digitale Welt bietet vor diesem Hintergrund eine Vielzahl an Herausforderungen, welchen es zu begegnen gilt. Der Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« trägt in diesem Kontext in zweierlei Hinsicht zur Stärkung der Wettbewerbskraft bei: Er ermöglicht eine

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Hintergrund und Motivation

bevölkerungsnahe Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung durch die Präsentation konkreter Anwendungen, die das Leben und Arbeiten in einer digitalen Welt prägen. Außerdem liefert das Wettbewerbsformat nicht nur Innovationsanreize, sondern motiviert darüber hinaus zu zukünftigem Engagement.

1.3 Methodisches Vorgehen

Die vorliegende Trendstudie untergliedert sich in mehrere Teilanalysen. Die Auswertungen basieren auf den eingereichten Unterlagen der 100 prämierten Projekte und einer Nacherhebung mittels Online-Umfrage. Sie werden kombiniert mit weiterführenden Recherchen sowie internationalen Referenzen, der Kompetenz und fundierten Fachkenntnissen des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, das bereits im dritten Jahr in Folge den Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« wissenschaftlich begleitet. Die vorliegende Studie unterteilt sich in folgende Bausteine: Zunächst werden die 100 prämierten Projekte qualitativ hinsichtlich ihres Inhalts mittels der Methode des permanenten Vergleichs (Grounded Theory) kategorisiert. Daraus resultieren fünf thematische, stark abstrahierte Dimensionen. Sie spiegeln die Trendströmungen innerhalb des Wettbewerbs wider und werden durch den Abgleich mit weltweiten Entwicklungen in einen übergreifenden Kontext eingebettet. Die Ergebnisse werden in Kapitel 2 vorgestellt. In Kapitel 3 werden die ausgezeichneten Projekte mithilfe von quantitativen Fragestellungen auf übergeordnete kausale Wirkungszusammenhänge untersucht. Das Ergebnis ist die sogenannte Systemanalyse. Als Datengrundlage dienen die mit der Teilnahme am Wettbewerb eingereichten Projektunterlagen aller 100 Siegerprojekte. Sie werden ergänzt durch die Ergebnisse der Online-Umfrage, an welcher 40 der 100 Preisträger teilnahmen. Weiterhin wird in Kapitel 4 ein Vergleich zwischen den diesjährigen Siegerprojekten mit innovativen Ideen für die digitale Welt und den Siegerprojekten der vergangenen zwei Jahre mit den Schwerpunkten Stadt und ländlicher Raum vorgenommen. Dieser Analysebaustein stützt sich sowohl auf die Ergebnisse der quantitativen Systemanalyse als auch auf die qualitativen Dimensionen. Bedeutsam für den Vergleich ist auch die Vergleichbarkeit des methodischen Vorgehens und der eingesetzten Fragestellungen. Aufgrund unterschiedlicher Datengrundlagen können die Ergebnisse aus den Trendreports 2013-2015 und der im Jubiläumsjahr durchgeführten Langzeitstudie variieren. Während die Langzeitstudie nahezu ausschließlich auf den Ergebnissen der Online-Umfrage basiert, die eine subjektive Beurteilung der freiwilligen Umfrage-Teilnehmer widerspiegeln, präsentiert der vorliegende Trendreport 2015 ebenfalls objektive, alle 100 Preisträger umfassende Analysen, welche von den Wissenschaftlern des Fraunhofer IAO durchgeführt wurden. Aus den Ergebnissen der Trendstudie werden in Kapitel 5 Visionen für die Digitale Welt 2025 vorgestellt, welche die sechs Bundessieger hervorheben und Handlungsempfehlungen integrieren. Die diesjährigen Preisträger zeigen eindrucksvoll die Bandbreite an Lösungen auf, die es bereits heute für die Herausforderungen der digitalen Welt gibt – und das über alle Wettbewerbskategorien und somit über alle gesellschaftlich relevanten Themenbereiche hinweg. Die aufgezeigten Visionen können in diesem Zusammenhang als Inspiration, die ausgesprochenen Handlungsempfehlungen als Motivation verstanden werden.

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Inhaltliche Dimensionen im

Wettbewerbsjahr 2015

2 Inhaltliche Dimensionen im Wettbewerbsjahr 2015

Um die zugrundeliegenden thematischen Trends der im Rahmen des Wettbewerbs prämierten Projekte zu extrahieren, werden die eingereichten Projektunterlagen der 100 Preisträger parallel kodiert und analysiert. Über die Methode des permanenten Vergleichs werden sie auf Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Handlungsmuster untersucht. Dadurch ergeben sich zunächst thematische Kategorien, die mehreren Projekten zugeordnet werden können. In anderen Worten: Sie drücken die Inhalte der Projekte in einem einzigen Begriff aus. Diese identifizierten Kernvariablen werden in einem zweiten Schritt der Analyse durch einen iterativen Prozess zu fünf abstrakten Dimensionen verdichtet: »wissenswert«, »netzfähig«, »klickbewusst«, »grenzüberschreitend« und »wandelbar«. Die Dimensionen sind als Trendströmungen der gegenwärtigen Entwicklung im Kontext der Digitalisierung in Deutschland zu betrachten. Abbildung 1 zeigt, wie viele der eingereichten Projekte einer jeweiligen Dimension zugeordnet werden können:

63

31

23

43

35

0 10 20 30 40 50 60 70

WISSENSWERT

NETZFÄHIG

KLICKBEWUSST

GRENZÜBERSCHREITEND

WANDELBAR

Abbildung 1: Verteilungshäufigkeiten der Dimensionen; Angaben in absoluten Zahlen, n=195 (Fraunhofer IAO 2015a)

Durch die Mehrfachzuordnung ergibt sich eine Gesamtanzahl von n = 195, wobei die Multidimensionalität der Projekte ein wesentliches Charakteristikum des Wettbewerbs ist. Einige der Trends lassen sich in Projekten vielfach kombinieren, was sowohl auf die Komplexität der Sachverhalte als auch auf die Abstraktion der Dimensionen zurückzuführen ist.

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Inhaltliche Dimensionen im

Wettbewerbsjahr 2015

2.1 wissenswert – Wissen als globale Ressource

Thesen: Der Wert von Wissen nimmt zu – der Wert von Wissen nimmt ab. Die digitale Welt, ein perpetuum mobile. In der digitalen Welt wird es möglich, Wissensmanagement auf eine andere Art zu betreiben als früher. Die technologischen Entwicklungen verbessern insbesondere seit der Einführung von Geräten mit hoher Rechenleistung und großen Speicherkapazitäten die Digitalisierung und Archivierung von Informationen und unterstützen somit die Weitergabe von Wissen, welche seit jeher eine bedeutsame Rolle in Gesellschaften spielt. Die generierten Datenmengen entwickeln sich dabei rasant. Bereits heute existieren bspw. 2,7 Zettabyte an Daten auf digitalen Datenträgern (EMC 2014). Der Zugriff auf Wissen hat sich ebenfalls stark gewandelt. Was einst über die elterliche und schulische Erziehung sowie analoge Hardcopies vermittelt wurde, kann heute mehr oder minder frei zugänglich über das Internet abgerufen werden. Die sogenannten Digital Natives, die Generationen, die in eine digitale Welt hineingeboren wurden und selbstverständlich mit ihr umzugehen verstehen, benutzen das Wort »googlen« meist häufiger, als dass sie sich auf den Weg in eine Bibliothek machen und »nachschlagen«. Um in Prenskys (2001: 4) Worten zu sprechen: Die neue Generation setzt im Alltag stärker auf »future content« statt auf »legacy content«. Seit der Veröffentlichung seines Artikels zum »Digital Divide« zwischen Digital Natives und Digital Immigrants vor nun mehr als zehn Jahren, hat die Bedeutung der virtuellen Welt weiterhin zugenommen. Gleichzeitig wächst die Masse an User Generated Content. Durch die technologischen Möglichkeiten werden Kreativität und Eigenproduktion zwar gefördert (IEB 2009: 3), doch durch das Fehlen einer anerkannten prüfenden Instanz der Webinhalte, der Standards für die Quellenangabe im Online-Format, einer nachvollziehbaren Strukturierung oder einer systematischen Ablage von Informationen »können Informationen falsch, manipuliert, einseitig oder schlicht veraltet sein« (Grimme Institut 2012: 2). Der Wert von – vermeintlichem – Wissen nimmt in diesem Kontext ab. Gleichzeitig steigt der Druck auf Marken, Produkte und Services mit wachsender Transparenz durch die Beteiligungsökonomie an. Sie stehen unter ständiger Beobachtung und Bewertung durch die Konsumenten und müssen zukünftig stärker dialogbasierte Ansätze verfolgen, um ihr Image zu pflegen (IEB 2009: 3). Bereits 2009 kommentierten bspw. 30,4 Prozent bzw. empfahlen 29,4 Prozent Produkte, Marken oder Dienstleistungen über Web-Blogs (ebd.). Die Strahlkraft dieses generierten Inhalts ist aufgrund der Charakteristika des World Wide Web selbstverständlich global. Trotz dieser Entwicklungen gibt es weiterhin Grenzen für den Zugang zu Wissen. In diesem Zusammenhang setzen sich zahlreiche Projekte dafür ein, ganz im Sinne des »Sharing-Trends« unterschiedliche Angebote kostenfrei und für Jedermann zur Verfügung zu stellen, sei es Bildung, Kultur oder Kartenmaterial. Im größeren gesellschaftlichen Kontext wird diese Entwicklung unter dem sogenannten Trend für »Open Data« zusammengefasst. Der Begriff wird ursprünglich für Daten aus der öffentlichen Verwaltung verwendet, die »durch jedermann und für jegliche Zwecke genutzt, weiterverarbeitet und weiterverbreitet werden können« (bpb 2011). Zugrunde liegen dieser Entwicklung die weltweiten Transparenzbewegungen, die sich damit auseinandersetzen, durch mehr Bürgerbeteiligung politisches Handeln effizienter und demokratischer gestalten zu können (ebd.). Doch auch der Mehrwert für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und die Gründung von Unternehmen wird durch die Offenlegung von Daten erkannt, wie es bspw. die Open Data Plattform in Berlin zeigt (Fraunhofer FOKUS 2012; Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung 2015). Die im Wettbewerb ausgezeichneten Projekte nutzen teilweise diese

Beispielprojekte: E-Installation

OpenHPI

PC-Tafel e.V.

Culture-Inclusive.de

Data Driven Sushi

PRECOBS

AX Semantics

Trends:

Digital Divide

User Generated Content

Sharing-Economy

Open Data

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offenen Daten und bieten auf dieser Basis Dienstleistungen an oder geben eigens generiertes Wissen online weiter. Der Zugang für Jedermann hat jedoch auch andere Ausprägungen, und die Einbindung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zur Teilhabe am digitalen und realen Leben spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Technikbezogene Ansätze stellen Familien ohne Zugang zum Internet bspw. Second-Hand-Computer zur Verfügung. Auf diese Weise soll einer anderen Form des Digital Divide, dem Unterschied im Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen aufgrund technischer und sozioökonomischer Faktoren entgegen gewirkt werden. Außerdem wird das Netz im Wettbewerb dazu genutzt, Transparenz über barrierefreie Kulturangebote zu schaffen, welchen Menschen mit Einschränkungen am öffentlichen Leben leichter teilhaben lassen. Welche Potenziale der sozialen Interaktion die Verschmelzung von realer und virtueller Welt für Personengruppen bietet, die nicht in der Lage sind oder sich nicht in der Lage fühlen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sind zu erkunden. Dass der Wert von Wissen nichtsdestotrotz wächst, zeigt der dritte Aspekt dieser Dimension im Wettbewerb: die datenbasierte Intelligenz. Das vorhandene Informationsgerüst wird hierbei mit Intelligenz versehen und anwendungsorientiert miteinander verknüpft. Zugrunde liegt die Tatsache, dass jede Kommunikation zwischen Mensch und Maschine Datenspuren hinterlässt. Dadurch entstehen immense Datenmengen. Die Krux besteht darin, die richtigen Informationen aus dem digitalen Universum herauszufiltern (IDC 2011: 2). Picot & Fiedler (o.J.: 3) identifizieren neue Marktbedingungen als Auslöser für die wachsende Bedeutung von Wissen. Die Digitalisierung der Wertschöpfungskette und Virtualisierung der Märkte werden dabei als treibende Faktoren betrachtet, mit dem Ergebnis einer durchgreifenden Ökonomisierung aller Daten bis hin zu vollkommen neuen Geschäftsmodellen. Punktgenaue Diagnose, Simulation und Prognose sind die Prämissen – ob in der Medizin, der Lebensmittelbranche oder im Bereich intelligente Spracherkennung und -ausgabe von natürlicher Sprache. Die Bedeutung dieser Dimension für den Wettbewerb zeigt sich in der Verortung von insgesamt 63 der 100 Siegerprojekte im Themenspektrum von »wissenswert«.

2.2 netzfähig – Kompetenzen für die digitale Welt

Thesen: Lebenslanges Lernen bekommt mit dem Aufeinandertreffen von Digital Natives und Digital Immigrants eine neue Bedeutung. Zukünftig wird es bereits ab der Grundschule ein Fach »Digitales Identitätsmanagement« geben. In einer zunehmend komplexeren Welt, in der virtuelle und reale Bereiche immer weiter miteinander verschmelzen, wird die IT- und Medienkompetenz zu einer zentralen Fähigkeit. Im Wettbewerb liegt ein Schwerpunkt auf den Zielgruppen Fachkräfte, Kinder und Jugendliche sowie der Generation 60+. Dabei wird eine neue Form des Generationenkonflikts zwischen Digital Natives und Digital Immigrants (»Digital Divide«) hinsichtlich des Verständnisses und der Nutzung von digitalen Medien thematisiert (IEB 2009: 4). Dem Bitkom (2014) zufolge nutzen z.B. rund 20 Prozent der 6- bis 7-Jährigen Smartphones, mit zwölf Jahren besitzen 85 Prozent sogar ein eigenes. Während 95 Prozent der Kinder von zehn bis elf Jahren täglich etwa 22 Minuten im Internet verbringen, sind es bei den 15- bis 18-Jährigen schon 115 Minuten pro Tag. Videos ansehen, Musik hören, sich über soziale Netzwerke austauschen oder miteinander chatten, aber auch Recherche für Schule und Ausbildung, sind

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regelmäßige Beschäftigungen. Dieses Alltagsverhalten unterscheidet sich eklatant von dem ihrer Elterngeneration. Die Digital Natives sprechen die Sprache der digitalen Welt als Muttersprache. Für ihre Eltern und Lehrer als Digital Immigrants ist es »nur« eine Fremdsprache, die es zu beherrschen gilt. Der Generationenkonflikt scheint vorherbestimmt. Die Bildungsangebote müssen in diesem Kontext an die veränderten Bedingungen, Bedürfnisse und Anforderungen – nicht nur aus Sicht der jungen Generation, sondern auch im internationalen Kampf um Talente – angepasst werden. Der Trend »Neues Lernen« greift diese Entwicklung auf (Zukunftsinstitut GmbH 2015a). Der Zugang zu nahezu jeglicher Art von Informationen online stellt gerade Eltern vor Herausforderungen: Das Herausfiltern von kindgerecht aufbereiteten Informationen ist eine genauso große Herausforderung wie die Bewusstseinsvermittlung, welche Auswirkungen online veröffentlichte persönliche Informationen haben. Denn mit zunehmendem Alter steigt die eigenständige Verbreitung von Inhalten im Netz: Während unter den 10- bis 11-Jährigen bspw. nur 20 Prozent selbst gemachte Fotos und 7 Prozent eigene Texte veröffentlichen, sind es bei den 16- bis 18-Jährigen bereits 52 bzw. 20 Prozent (BITKOM 2014). Jeden Monat werden allein 30 Milliarden Inhalte auf Facebook hochgeladen (EMC 2014; Xu 2014:33). Das digitale Identitätsmanagement geht allerdings weit über das eigenständige Managen von Social Media Profilen hinaus. So rechnet bspw. das McKinsey Global Institute mit einem 40-prozentigen Anstieg der globalen Daten pro Jahr (McKinsey Global Institute 2011: VI/21). In diesem Zusammenhang entstehen bei unseren Ausflügen in die digitale Welt weitaus mehr Informationen im Hintergrund, als wir bewusst veröffentlichen (IDC 2011: 1). Deutlich wird dies bspw. durch personalisierte Werbung im Internet, die zufällig genau weiß, wohin wir in den Urlaub reisen möchten und auf welchen Zeitungsartikel wir zuletzt online klickten. Das Entstehen dieser Informationen gestaltet sich für den Nutzer großenteils intransparent. Zudem entstehen in diesem Kontext ungeahnte Mengen an »digitalem Müll«. Nach Angaben des EMC (2014) umfasst dieser bereits 78 Prozent des gesamten Datenvolumens. Die Bereinigung und Filterung von Informationen wird also zunehmend wichtig. Damit sich das digitale Ich nicht verselbstständigt, bedarf es demnach aufwändiger Pflege. Und nicht nur Kinder und ihre Eltern müssen sich mit diesem Wandel auseinandersetzen, auch Lehrer, Professoren und Unternehmen sehen sich einer Generation gegenüber, die vollkommen anders denkt und vorgeht, sowie mit vollkommen anderen Erwartungen und Verhaltensweisen in das Berufsleben startet (Prensky 2001: 1; Vertical Media GmbH 2015). New Work nennt sich der Megatrend, der Werte wie Work-Life-Balance, Kreativität oder Immaterialismus dieser neuen Generation aufgreift und die Veränderung hin zur Wissensgesellschaft prägt (Zukunftsinstitut GmbH 2015b). Darüber hinaus gewinnt die digitale Welt aber auch für ältere Generationen an Attraktivität – u.a. da sie nicht an körperliche Fitness oder physische Orte gekoppelt ist und im Gegenteil: ein wertvoller Helfer im Alltag sein kann. Als Digital Immigrants müssen die Älteren jedoch zunächst die Sprache der digitalen Welt erlernen und sich langsam in ein digitales Leben vortasten. Fragen nach der Sicherheit in der digitalen Welt sind da nicht weit. Für Online-Petitionen etwa oder bei Gesundheitsdienstleistungen ist das sichere und eindeutige Ausweisen von Bedeutung. Projekte zu elektronischen Identitäten nehmen sich dieser Thematik im Wettbewerb an. Die Bedeutung von sicheren Zugängen wird den Menschen zunehmend bewusst, im Privaten v.a. durch Online-Banking oder Online-Bezahlung, im Unternehmen durch die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitskräfte hinsichtlich Ort und Zeit. Die Nutzung von Firmenlaptop oder -handy zu Privatzwecken hat sich in manchen Unternehmen heute zu einem »bring your own device« entwickelt und der Zugang zu firmeninternen Informationen und Dokumenten von zu Hause und unterwegs macht verlässliche Sicherheitssoftware notwendig. Auch durch die neuen Cloud-Computing Ansätze werden komplexere Sicherheitslösungen gefragt. Derzeit werden etwa ein Fünftel der weltweit vorhandenen Daten auf Cloud-Basis gehalten –

Beispielprojekte: Mentorenprogramm

Digitale Helden

Sichere E-Petition

Bildungsinitiative Onlinerland Saar

Kindersuchmaschine

fragFINN.net

Columba – der digitale Nachlassdienst

SKIDentity – Elektronische Identität für Onlinedienste

Trends:

Digital Divide

Neues Lernen

New Work

Flexibilisierung

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bis 2020 werden es voraussichtlich 40 Prozent der prognostizierten 44 Billionen Gigabyte sein (EMC Corporation 2014). Nach Angaben von IDC (2011) werden »gerade einmal die Hälfte der eigentlich schutzwürdigen Daten«, d.h. nur 20 von 40 Prozent tatsächlich abgesichert.

2.3 klickbewusst – komplexe Zusammenhänge verstehen

Thesen: Welche komplexen Folgen ein Mausklick in der realen Welt hat, wird zeitversetzt sichtbar. Ein Bewusstsein entsteht, dass auch in der digitalen Welt nichts kostenlos ist. Ähnlich wie das seit den 1960er Jahren stetig wachsende Umweltbewusstsein in der deutschen Bevölkerung, das einer »fundamentalen und dauerhaft bedeutsamen Gestaltungsaufgabe« (BMUB & UBA 2014: 21) mit »globalen und generationsübergreifenden« (ebd.: 23) Ausmaßen gleichkommt, thematisiert die Dimension klickbewusst, welche Auswirkungen die Digitalisierung unseres wirtschaftlichen und sozialen Lebens nach sich zieht. Dabei werden sowohl Effizienzgewinne als auch Kosten für Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt. Auf der einen Seite stehen alle Ergebnisse, die unter dem Stichwort Green IT zusammengefasst werden: so etwa die Reduzierung von Kosten oder die Verringerung des CO2-Ausstoßes (BITKOM 2015), bspw. durch sparsamere Geräte. Intelligente Netze schaffen außerdem Transparenz über aktuelle Verbräuche oder Emissionen. Green IT leistet damit einen unmittelbaren Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Durch gemeinsame Beschaffung, Precycling, Wiederverwendung und -verwertung sowie Sharing eröffnen sich weitere Einsparpotenziale (GDU & KPMG 2013; KPMG 2015). Diese Prozesse werden häufig über Software oder Online-Plattformen gesteuert und kommuniziert. Das langfristige Ziel ist es, vom bisherigen Grundsatz »take-make-consume and dispose« wegzukommen und stattdessen einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen. Dieser beinhaltet auch ein Zero-Waste Ziel, d.h. Abfall überhaupt nicht erst zu produzieren, wie es bspw. im sogenannten Cradle to Cradle Konzept verfolgt wird (Cradle to Cradle e.V. 2015). Mit diesem Themenkomplex wird sich 2015 auch die Europäische Kommission detailliert auseinandersetzen (European Commission 2015). Auf der anderen Seite entstehen durch unser verändertes digitales Verhalten neue »Kosten«, welche zunächst einmal transparent und bewusst gemacht werden müssen. Die Auswirkungen durch die Produktion bestimmter Nahrungs- und Konsumgüter oder das Mobilitätsverhalten sind in der Bevölkerung bereits teilweise angekommen (BMUB & UBA 2014: 12ff.), auch wenn das Bewusstsein noch nicht flächendeckend in echte Verhaltensänderungen für mehr Nachhaltigkeit mündet (ebd.: 48ff.). Im Zusammenhang mit der Digitalisierung muss dieses Bewusstsein erst noch entstehen: Wieviel kostet ein Klick? – Das ist eine zentrale Frage, die es künftig zu beantworten gilt. Für den Nutzer sind die Kosten u.a. durch die Verbreitung von bezahlbaren Flatrate-Angeboten immer weniger präsent und spiegeln sich in der unbedachten Speicherung und Versendung riesiger Datenmengen oder den ständig eingeschalteten elektronischen Geräten wider. Doch gerade im Zusammenhang mit dem digitalen Wandel kommt dem Energiebedarf eine Rolle für den Umweltschutz zugute. So wächst beispielsweise gemäß der Umweltbewusstseinsstudie 2014 das Interesse an Ökostrom in Deutschland und energieeffiziente Geräte sind äußerst gefragt (ebd.: 52f.), doch mangelt es bislang an Markttransparenz hinsichtlich des Energieverbrauchs (ebd.: 54) digitaler IT- und Kommunikationsmittel, wie z.B. Computer. Obwohl diese neben Beleuchtung und Haushaltsgeräten bereits ein Fünftel des CO2-Ausstoßes im privaten Raum generieren (UBA 2013), herrscht große Unklarheit darüber, welche

Beispielprojekte: KOTT SMART – intelligente Sanitärtechnik Ecosia – die Suchmaschine, die Bäume pflanzt Vorausschauendes Energiemanagement im Forschungs- und Anwendungszentrum Blieskastel Innature – Online-Plattform für fabrikneue Sachspenden Trends: Green IT Sharing-Economy Cradle to Cradle Neo-Ökologie

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Auswirkungen das eigene digitale Nutzungsverhalten konkret hat (BMUB & UBA 2014: 22). Ein Eco-Klick-Siegel für nachhaltige Online-Services ähnlich wie die Bio- oder Fairtrade Siegel (ebd.: 49; MSC 2012) sowie die Berechnung digitaler ökologischer Fußabdrücke könnte sich in Zukunft zum Standard entwickeln. Doch der Wettbewerb spiegelt neben Effizienz- und Kosteneinsparungsthemen auch sozial-ökologische und moralische Inhalte wieder. Wohin führt die Digitalisierung unsere Gesellschaft? Die diesjährige Bandbreite reicht von Cyber Mobbing über den Zugang zu problematischen Seiten und Inhalten im World Wide Web bis hin zum Ausgleich der generierten CO2-Emissionen durch Suchmaschinen. Ein neuer Megatrend namens Neo-Ökologie beschreibt einen Mix aus »Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichem Engagement« (Zukunftsinstitut 2015d). Eine Folge ist sicher, dass sich »einst rein moralische, soziale oder ökologische Fragen ökonomisieren« (ebd.). Erste Anzeichen dieses Trends kristallisieren sich aus dem Wettbewerb heraus und lassen auf weitere spannende Projekte in der Zukunft hoffen, welche an der Schnittstelle zwischen den Kategorien Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft angesiedelt werden.

2.4 grenzüberschreitend – der Sprung aus dem Silo

Thesen: Es gibt eine Schnittstelle als Universalbedienung für das Leben. »Einer für alle, alle für einen, aber jeder individuell« heißt das Motto der dezentralisierten Welt. Das Verschwimmen von Grenzen zeigt sich in allen Aspekten unseres heutigen Lebens, angefangen bei der Verschmelzung von Arbeit und Privatem im Sinne des New Work Megatrends (Zukunftsinstitut GmbH 2015b) bis hin zur Integration unserer Haushaltsgeräte in ein einziges Steuerungssystem, das bspw. mit dem Smartphone bedient wird. Vormals getrennte Bereiche werden mehr und mehr miteinander verbunden und zu neuen Lösungen kombiniert, die einen Mehrwert versprechen. Im Wettbewerb lassen sich zahlreiche Projekte für integrierte Systemlösungen wiederfinden, unter anderem in den Bereichen Infrastruktur oder Gesundheit. Silos abzubauen war schon lange Zeit eine Forderung für die Verwaltung gewesen, die effizientere Arbeitsabläufe versprach. Nun bietet bspw. eine Pipeline für Internet, Wasser, Strom und Gas die Möglichkeit mit nur einer Grabung eine Gegend in Deutschland mit allen grundlegenden Notwendigkeiten zu versorgen, anstatt für jedes transportierte Gut einen eigenen Prozess anzustoßen und ggf. mehrmals den Boden aufzureißen. Ein weiteres beeindruckendes Beispiel aus dem Wettbewerb ist eine intelligente Prothese, die nicht nur aus den eigenen Bewegungen die besten Abläufe erlernt, sondern auf das »Wissen« und die Erfahrung von anderen Menschen und deren Prothesen zurückgreifen kann. Das Internet der Dinge wird diese Entwicklungen weiter vorantreiben und die Gesellschaft durch den Megatrend Konnektivität umformen (ebd.: 2015e). Derzeit entwickelt sich das Smartphone zu einer Universalbedienung im Alltag. Ein weiterer Trend im diesjährigen Wettbewerb ist die Dezentralisierung. Während dieser Begriff häufig in Zusammenhang mit der Neuverteilung von Ressourcen und Zuständigkeiten in Regierungs- oder Verwaltungssystemen genannt wird, dient der Energiesektor als anschauliches Beispiel aus dem Wettbewerb: Verschiedene Systemkomponenten, wie z.B. ein Windrad oder Solar-Panels, gewinnen dezentral Energie, und speisen diese in ein gemeinsames System ein. Sie machen das System robuster und stärken die Funktionsfähigkeit bei Ausfällen aus einer einzigen Quelle. Dieser Aspekt ist insbesondere in Zusammenhang mit der Energiewende und den

Beispielprojekte: Das Stadt-Land-Netz –

Wasser, Strom, Gas und Internet in einer Trasse

Intelligente Prothese für

mehr Bewegungsfreiheit

Tool+ - “Neue Datenautobahn für den

Mobilfunk”

Tandemploy – Jobsharing leicht gemacht

Trends:

New Work

Internet der Dinge

Megatrend Konnektivität

Dezentralisierung

Bündelung von Angeboten

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Bedenken über die Deckung des Strombedarfs aus regenerativen Quellen zu nennen. Ausweichmöglichkeiten zu haben und auf diese im Notfall zurückgreifen zu können, wird z.B. ebenfalls im Projekt »Tool+« bearbeitet. Weitere Anwendungsfelder, die in diese Dimension gehören und im Wettbewerb ausgezeichnet sind, sind die Telemedizin oder neue Lernkonzepte, die über Online-Kurse auch von zu Hause aus besucht werden können und dementsprechend dezentral zur Verfügung stehen. Des Weiteren wird es bedeutsam, mit zunehmenden Optionen und unterschiedlichen Systemen Komplexität abzubauen. Deshalb gibt es zahlreiche Projekte, die verschiedene Funktionen integrieren, wie bspw. das ausgezeichnete Projekt »Display as a Service – dynamische Verknüpfung von Bildschirmen« veranschaulicht. Oder wie im Projekt »Tandemploy« die Kombination von zwei Teilzeitstellen zu einem Arbeitsplatz im Sinne des Jobsharing vollzogen wird.

2.5 wandelbar – maßgeschneiderte Lebens- und Arbeitswelten

Thesen: Unsichtbare Intelligenz umgibt uns, während der Mensch selbst zur Schnittstelle mit seiner Umwelt wird. Der Nutzer wird zum Prosumenten. In Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Richtung Individualisierung und Flexibilisierung (Zukunftsinstitut GmbH 2015f) fragen wir zunehmend maßgeschneiderte Lösungen nach. Die Innenausstattung des Autos, die Arbeitszeiten, die Funktionen einer Software, der Urlaub – nahezu alle Lebensbereiche sind von diesen Trends geprägt. Modulare Lösungen erobern den Markt und versprechen dem Nutzer eine persönliche und flexible Zusammenstellung der individuellen Wünsche und Bedürfnisse. Nutzer werden aufgrund der zunehmenden Intelligenz der Systeme zukünftig immer stärker unterstützt. Die Systeme lernen unsere Bedürfnisse und Vorlieben und bieten uns wie selbstverständlich genau das, wonach wir suchen. Der Konsument greift in diesem Zusammenhang immer stärker in den Entwicklungs- und Designprozess ein und wird somit zum Prosument. Eine Option, Informationen in Zukunft für den Nutzer komfortabler aufzubereiten und Suchergebnisse einfacher gestalten zu können, geschieht z.B. durch die Standardisierung von Architekturen und Inhalten, wie sie die Vision des semantischen Webs verfolgt. Das hätte bspw. zur Folge, dass persönliche Informationen aus Facebook auch für andere Dienste übertragen werden können (McKay 2010: 52f.). Trotz aller Vorteile steht die Bevölkerung derartigen Herangehensweisen skeptisch gegenüber, weil sie eine bisher ungekannte Transparenz herstellt: Für den Komfort zahlen wir mit Informationen, die ein sehr genaues Bild über uns abliefern können – vor allem, wenn sie aus unterschiedlichen Quellen zusammengesetzt werden. Nichtsdestotrotz wird es aufgrund der technischen Möglichkeiten und der vielversprechenden Mehrwerte für die Anbieter von Online-Leistungen zukünftig mehr dieser Lösungen geben. Neben der Filterung geeigneter Ergebnisse und der modularen Zusammenstellung für den Kunden werden sich adaptive Lösungen auf dem Markt etablieren. Sie stellen zunächst eine gemeinsame Basis dar, die sich jedoch an die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Nutzer intelligent anpasst. Im Sinne der Resilienz bleibt das Produkt auf diese Weise bestehen und entwickelt sich ggf. fort. Weiterhin wird die intuitive Bedienung und Steuerung von Geräten immer wichtiger, was durch Fortschritte in der Sprach- und Gestensteuerung ermöglicht wird. Schließlich sind Sprache und Gestik die einfachste Form der Kommunikation für einen Großteil der Menschen. Berührungslose Computersteuerung oder die mitdenkende Wohnung sind

Beispielprojekte: Opening Science – wie das Internet die Forschung verändert City Tree – Multifunktionale Grünfläche für die intelligente Stadt 3-D-Erfassungsroboter IPO.eye Ambiact – Stromsensor für den Hausnotruf Gestigon – Software für berührungslose Computersteuerung KogniHome – die mitdenkende Wohnung Service Fascination – Interaktive Verkaufskonzepte für den Handel Trends: Individualisierung Flexibilisierung Adaptive Systeme Intuitives Design Ubiquitous Computing

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Anwendungsbeispiele aus dem Wettbewerb, die vor allem vor dem Hintergrund des demographischen Wandels häufig auf ihre Potenziale hin diskutiert werden, da sie Optionen des selbstständigen Lebens für die älteren Generationen versprechen. Ermöglicht werden diese flexiblen und sich selbst an veränderte Bedingungen anpassbare Lösungen in großem Maße durch Sensorik, die in unserer Umwelt verbaut ist. Sie wird zusehends kleiner und integriert sich durch natürliche Materialien, so dass wir sie im Alltag häufig nicht mehr wahrnehmen. Die Datenerfassung wird damit allgegenwärtig und wird mit dem Fachwort Ubiquitous Computing beschrieben (Greenfield 2006). Damit Daten fühlen lernen, müssen die durch Sensoren erfassten Werte mit einem Sinn belegt werden und in einem weiteren Schritt sogar eine Reaktion vom System hervorrufen, das sich an die veränderten Umweltbedingungen anpasst. Anwendungsbereiche im diesjährigen Wettbewerb sind in diesem Zusammenhang die Prozessoptimierung in der Produktion, die (akute) Gesundheitsversorgung und die Sicherheit in privaten Haushalten. Diese Lösungen machen den enormen Mehrwert insbesondere für die älteren Generationen sichtbar, die mit Hilfe intelligenter und anpassungsfähiger Systeme länger selbstständig wohnen und sozial teilhaben können. Die allgegenwärtige Datenerfassung und Auswertung wird zudem durch das Internet der Dinge zunehmen. In diesem Rahmen kommunizieren Objekte miteinander, was einerseits die Möglichkeiten zur Überschreitung von Systemgrenzen verdeutlicht und andererseits eine Zunahme des generierten Datenvolumens nach sich zieht: Während die Kommunikation zwischen Objekten über das Internet heute nur rund zwei Prozent des weltweiten Datenvolumens ausmacht, sollen es 2020 bereits zehn Prozent sein (EMC Corporation 2014). Über diese technischen Aspekte hinaus wird in der Dimension »wandelbar« auch berücksichtigt, dass das Gesamtsystem sich an veränderte Bedingungen anpassen muss. Die Entwicklung und Einführung neuer Studiengänge oder die Nutzbarmachung neuer Möglichkeiten für altbewährte Fachbereiche, z.B. in der Wissenschaft, spielen hier eine Rolle und greifen erneut den Ansatz von Prensky (2001) der Digital Natives und der Digital Immigrants auf.

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Systemanalyse der prämierten

Projekte

3 Systemanalyse der prämierten Projekte

Im Zuge der Systemanalyse werden verschiedene Teilinformationen der im Wettbewerb eingereichten Projekte gegenüberstellend betrachtet. Dadurch werden übergeordnete kausale Wirkungszusammenhänge identifiziert und interpretiert. Die Grundlage der Systemanalyse bildet die quantitative Erfassung sämtlicher Projektinformationen sowie die Kategorisierung der projektbezogenen Daten. Die Systemanalyse unterteilt sich in die Bereiche Akteure, Projektqualifizierung, Rahmenkontext, räumliche Verortung und Projektwirkung.

3.1 Die Akteure: Wer gestaltet die virtuelle Welt?

Unternehmen und Unternehmer sind die Haupttreiber innovativer Ideen in der virtuellen Welt. Abbildung 2 ist zu entnehmen, dass Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen einerseits als Projektinitiatoren und andererseits als Projektpartner den größten Anteil der Akteure ausmachen. Als Initiatoren werden dabei die Akteure gezählt, welche ein Projekt zu dem Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« einreichen und demnach bzgl. der Online-Umfrage angeschrieben wurden. Bei unspezifischen Angaben fließen die Institutionen, welche als Herausgeber der Internetpräsenzen aufgeführt sind, als Projektinitiatoren in die Auswertung ein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass innovative Projektideen sowohl in einem Unternehmensrahmen entstehen als auch Unternehmen explizit zur Umsetzung einer Projektidee gegründet werden. Die Analyse der Projektinitiatoren zeigt, dass 22,0 Prozent der Projekte als Einzelunternehmen und weitere 20,0 Prozent als Mischform organisiert sind. An zweiter Stelle folgen wissenschaftliche Einrichtungen mit 24,0 Prozent und an dritter Stelle eingetragene Vereine mit 9,0 Prozent. Über die Hälfte der Projekte (57,5 Prozent) gibt per Online-Umfrage an, einen eher nicht-gewerblichen Nutzen zu verfolgen, die verbleibenden 42,5 Prozent haben eine gewerbliche Ausrichtung.

Abbildung 2: Initiatoren und Projektpartner der ausgezeichneten Projekte; Angaben in absoluten Zahlen (Fraunhofer IAO 2015b)

Auch bei den Projektpartnern führen Unternehmen als Organisationsrechtsform. Wissenschaftliche und öffentliche Einrichtungen folgen hier an zweiter Stelle. Als Projektpartner gelten von den Projektinitiatoren per Online-Umfrage direkt genannte

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Projekte

Akteure, welche das ausgezeichnete Projekt unterstützen. Die Art der Unterstützung wird in diesem Rahmen nicht erfragt. Lösungen für den digitalen Raum sind zwar personenabhängig, aber hochgradig übertragbar. Die Bedeutung einzelner Projekte wird anhand ihrer Übertragbarkeit, z.B. auf andere Regionen, sichtbar. Insgesamt 56 Prozent der 2015 ausgezeichneten Projekte schätzen ihre Idee als sehr personenabhängig oder personenabhängig ein. Weniger oder nicht personenabhängig sind lediglich 9,0 Prozent der ausgezeichneten Projekte. Eine erfolgreiche Projektumsetzung ist demnach eng an das Projektteam gekoppelt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass das persönliche Engagement und die gute Zusammenarbeit ausschlaggebend für den Projekterfolg sind. Zum Zeitpunkt der Teilnahme am Wettbewerb hat ca. die Hälfte der Projekte 1 bis 5 Mitarbeiter und ein weiteres Drittel 6 bis 10 Mitarbeiter. Diese Gruppengröße deckt sich mit wissenschaftlichen Ansätzen, die je nach Komplexität der Aufgabenstellung und Umfang eines Projekts eine ideale Gruppengröße von etwa drei bis zwölf Mitarbeitern vorschlagen (Kozlowski & Bell 2003). Als Faustregel gilt: Die Größe einer interdisziplinär zusammenarbeitenden Gruppe sollte sich am Minimum der zur Zielerreichung notwendigen Mitarbeiter orientieren (Brodbeck & Guillaume 2010).

3.2 Die Projektqualifizierung: In welchem Status befinden sich die Siegerprojekte?

Trotz der hohen Abhängigkeit von dauerhafter Förderung bestätigen die ausgezeichneten Projekte im Wettbewerbsjahr 2015 ihren Erfolg anhand der relativ kurzen Umsetzungsdauer und mittleren Projektlaufzeiten. Die meisten ausgezeichneten Projekte im Wettbewerbsjahr 2015 (46 Prozent) entstanden innerhalb eines Jahres nach der initialen Projektidee, weitere 36 Prozent im zweiten Jahr (siehe Abbildung 3). Die Unterscheidung in 0 bis 6 und 7 bis 12 Monate innerhalb des ersten Jahres wurde aufgrund der besseren Vergleichbarkeit der Wettbewerbsjahre in Kapitel 4.4 vorgenommen. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Stadt- und Landprojekten sowie solchen für den digitalen Raum.

Abbildung 3: Umsetzungszeitraum der Siegerprojekte von der initialen Projektidee bis zur ersten Umsetzung in Form eines Projekts; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2015a)

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Die relativ kurze Umsetzungsdauer im Wettbewerbsjahr 2015 könnte auf die rasanten Entwicklungen zurückzuführen sein, die das Themenfeld »Digitalisierung« prägen. Während im Jahr 2000 bspw. 29,0 Prozent der deutschen Bevölkerung das Internet nutzten, waren es 2005 bereits 59,0 Prozent und im Jahr 2010 81,0 Prozent (Statista GmbH 2015a). Dies geht einher mit verkürzten Produktentwicklungs- und -lebenszyklen, welche wiederum große Auswirkungen auf die notwendige Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit haben. Eine in diesem Kontext beispielhaft anzuführende Entwicklung ist die zunehmende Ablösung von Desktop-PCs durch Handhelds seit der Einführung des ersten modernen Smartphones im Jahr 2007. Heute gibt es diese bereits von zahlreichen Anbietern in unterschiedlichen Modellen und sie prägen unseren Alltag ungemein. 2015 sollen in Deutschland insgesamt 25,6 Millionen Smartphones verkauft werden – 2010 waren es lediglich 10,4 Millionen (Statista GmbH 2015b). Abbildung 4 verdeutlicht die Projektlaufzeit seit der ersten Umsetzung der Idee im Rahmen eines Projekts bis zum Zeitpunkt der Teilnahme am Wettbewerb im Jahr 2015. Mit 35,6 Prozent weisen die meisten der ausgezeichneten Projekte eine Laufzeit zwischen ein und zwei Jahren auf, bevor sie am Wettbewerb teilnehmen. Insgesamt geben etwas mehr als die Hälfte der Projekte eine Laufzeit von 2 bis 5 Jahren an, während 42,2 Prozent bis zur Auszeichnung weniger als ein Jahr gelaufen sind. Für die zukünftige Entwicklung planen 78 Prozent der ausgezeichneten Projekte im Kontext des digitalen Wandels eine Erweiterung ihres Projekts und blicken demnach positiv in die Zukunft.

Abbildung 4: Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2015a)

Nicht zuletzt ist die finanzielle Situation eines Projekts besonders wichtig für die Bewertung der Projektqualifizierung, aufgrund ihrer Wichtigkeit für die langfristige Zukunftssicherung und die erfolgreiche Umsetzung einer Projektidee. Als finanziell selbsttragend schätzen sich immerhin rund ein Viertel der ausgezeichneten Projekte im Jahr 2015 ein – die Online-Umfrage ließ dabei Mehrfachnennungen zu (n=62). Auf dauerhafte öffentliche bzw. privatwirtschaftliche Förderung sind immerhin 23,0 bzw. 11,0 Prozent angewiesen. Der große Anteil an öffentlicher Förderung ist in engem Zusammenspiel mit dem Anteil von wissenschaftlichen Einrichtungen an den Projektinitiatoren und -partnern im Wettbewerbsjahr 2015 zu sehen. Auch die Inhalte der Projekte zeugen von zukunftsgerichteten Themen, die aufgrund ihrer Unsicherheit häufig risikobehaftet sind und daher einer langfristigen Förderung bedürfen.

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Technische Lösungen prägen den Innovationsbegriff in der digitalen Welt. Zahlreiche Indizes behelfen sich bei der Bewertung von Innovationskraft dem Indikator »Anzahl an Patentanmeldungen«, wie z.B. der Innovationsindex zum Vergleich der Europäischen Regionen (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2015) oder der Global Innovation Index (Cornell University et al. 2014). Daher wird dieser Indikator im Rahmen der unter den ehemaligen Preisträgern durchgeführten Online-Umfrage ebenfalls erfasst. Im Wettbewerbsjahr 2015 geben 59,0 Prozent der ausgezeichneten Projekte in diesem Zusammenhang an, dass innerhalb ihres Projekts schützenswertes geistiges Eigentum entstand. Damit setzt sich das aktuelle Wettbewerbsjahr von allen vorigen eindeutig ab, die wesentlich weniger Patentanmeldungen verzeichnen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Patente vor allem technische Erfindungen schützen. Es liegt die Schlussfolgerung nahe, dass das Jahresthema 2015 einen starken technischen Fokus mit sich bringt. Insbesondere, wenn berücksichtigt wird, dass der Innovationsbegriff, welcher im Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« angewendet wird, nicht nur technische Lösungen auszeichnet, sondern auch soziale sowie kulturelle Komponenten berücksichtigt, ist dieses Ergebnis aussagekräftig.

3.3 Der Rahmenkontext: Wie entstehen Innovationen in der virtuellen Welt?

In diesem Kapitel werden vor allem solche Ergebnisse vorgestellt, welche nach Eigenaussage der Projektinitiatoren in der durchgeführten Online-Umfrage die Projekte vorantreiben. Die meisten Innovationen entstehen nach Aussage der Preisträger, um einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Auf welche Weise Innovationen entstehen, ist sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis spannend. Denn wenn bestimmt werden kann, unter welchen Umständen besonders gute Innovationen zustande kommen, kann das Vorgehen reproduziert und Innovation gefördert werden. In diesem Rahmen befasst sich die Online-Umfrage in einem Abschnitt mit der Frage »Wie kam Ihr ausgezeichnetes Projekt zustande?«. Die folgende Abbildung 5 zeigt die Gründe für das Zustandekommen der ausgezeichneten Projekte in absoluten Zahlen. Durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung ergibt sich eine Gesamtzahl von n = 108 Antworten.

Abbildung 5: Gründe für das Zustandekommen eines Projekts; Angaben in absoluten Zahlen, n = 108 (Fraunhofer IAO 2015a)

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Projekte

Darauf antworten die meisten der Teilnehmer aus dem Wettbewerbsjahr 2015 (19,0 Prozent) »um einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen«. Dicht darauf folgen als Begründung für das Zustandekommen eines Projekts die Behebung eines Missstands und die Identifikation eines Markts für eine neue Dienstleistung. Ein Gespür für die Lebensumwelt und den Zeitgeist aber auch Krisen scheinen in der digitalen Welt innovationsfördernd, ganz nach dem Motto »Not macht erfinderisch«. Im Vergleich zu diesen Ergebnissen werden im Rahmen des Trendreports ebenfalls die objektiv festzustellenden, projekttreibenden Faktoren analysiert, welche hinter den ausgezeichneten Projektideen stehen. Diese werden in Kapitel 3.5 im Kontext der Projektwirkung beleuchtet. In einer digitalen Welt befassen sich die Projekte nach Angabe der Projektinitiatoren vorrangig mit der Vernetzung von Akteuren und Systemen. Des Weiteren wird ermittelt, was die ausgezeichneten Projekte konkret anbieten bzw. verkaufen. »Vernetzung« sagen 24,0 Prozent der Projektinitiatoren (siehe Abbildung 6). Auch unter den Begriffen, welche die ausgezeichneten Orte 2015 nach Selbsteinschätzung der Preisträger am besten beschreiben, steht die »digitale Vernetzung« mit 14 Prozent an erster Stelle. Darauf folgen die Begriffe »Online-Plattform« (7,0 Prozent), welche als Werkzeug für die Vernetzung dienen kann, »Wissen(saustausch)« und »Interdisziplinarität« (je 5,0 Prozent), die als Ziele der Vernetzung zu verstehen sind.

Abbildung 6: Projektangebot der ausgezeichneten Projekte; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2015a)

Um Vernetzung nicht nur als Dienstleistung zu verkaufen, sondern die Vorteile der Vernetzung auch für sich selbst zu nutzen, sind sowohl der eigene Austausch mit unterschiedlichen Akteuren sowie die mediale Aufmerksamkeit von großer Bedeutung für die Bekanntheit und den Erfolg der ausgezeichneten Projekte. Wie die Langzeitstudie zeigt, gehört die mediale Aufmerksamkeit zu den am häufigsten genannten Gründen für die Teilnahme am Wettbewerb. Sie macht Kunden, Mitglieder, Sponsoren oder Teilnehmer auf gute Projekte aufmerksam. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass 54,5 Prozent der Siegerprojekte aus dem Wettbewerbsjahr 2015 die Auszeichnung durch die Initiative »Deutschland – Land der Ideen« auf ihrer Online-Präsenz erwähnen. Das Gütesiegel soll den Besuchern der Seiten zeigen, dass das jeweilige Projekt durch einen anerkannten Wettbewerb für auszeichnungswürdig befunden wurde. Dies kann als Wertschätzung der Preisträger für den Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« gewertet werden.

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3.4 Die räumliche Verortung von Projekten: Wo werden Lösungen für die digitale Welt eingesetzt?

Die digitale Welt wird in Großstädten weiter entwickelt und bietet vor allem deutschlandweite Lösungen. Der im Rahmen des Wettbewerbsjahrs 2015 adressierte abstrakte Raum namens digitale Welt ist in der Verortung seines räumlichen Kontexts wesentlich diffiziler als die Projekte aus 2013 und 2014. Da sich die Projekte, wie im folgenden Kapitel beschrieben, meist an die breite Bevölkerung richten, weist der größte Anteil der ausgezeichneten Projekte (40,0 Prozent) eine deutschlandweite oder sogar internationale Ausrichtung ohne räumliche Schwerpunkte auf. Exemplarisch kann der Search Engine »Ecosia« genannt werden, der sowohl in ländlichen als auch urbanen, peripheren und zentralen Orten genutzt werden kann. Darüber hinaus ist die Webseite auch von anderen Standorten weltweit abrufbar. Zwar haben die Projektinitiatoren stets einen Organisationssitz – diese sind meist in Großstädten angesiedelt – von dem aus sie operieren, doch das Angebot ist häufig nicht an konkrete Orte gebunden. Demnach ergibt die Selbsteinschätzung der Preisträger, dass 88,0 Prozent der Projektinitiatoren ihre Idee für sehr gut übertragbar halten. Vielmehr werden räumliche Einschränkungen bspw. durch die Festlegung auf die deutsche Sprache vorgenommen. Diese treten in 21,0 Prozent der 100 Siegerprojekte aus dem Jahr 2015 auf. Auffällig ist die Beschränkung einiger Projekte auf bestimmte Unternehmenstypen, wie bspw. das produzierende Gewerbe, oder auf Gebäude mit bestimmten Voraussetzungen, wie einige Smart-Home-Komponenten, aufweisen. Diese machen immerhin einen Anteil von 16,0 Prozent an allen ausgezeichneten Projekten im Jahr 2015 aus.

3.5 Die Projektwirkung: Welche Effekte ergeben sich für die Gesellschaft?

Einen Wissensvorsprung zu erlangen und neue Kompetenzen zu erwerben, sind projekttreibende Faktoren im Kontext des digitalen Wandels. Um zu verstehen, welche Auswirkungen sich durch die im Wettbewerbsjahr 2015 ausgezeichneten Projekte für die Gesellschaft ergeben, wird ein Blick auf die projekttreibenden Faktoren geworfen. Im Gegensatz zu den in Kapitel 3.3 vorgestellten Gründen für das Zustandekommen eines Projekts, welche von den ehemaligen Preisträgern selbst im Rahmen der Online-Umfrage beantwortet wurden, werden hier alle 100 Siegerprojekte aus dem Jahr 2015 objektiv darauf hin analysiert, welches Problem mithilfe einer Projektidee adressiert wird. Diese projekttreibenden Faktoren werden in Abbildung 7 sichtbar. Dabei wird unterschieden in primäre und sekundäre Faktoren, die sich aus der Mehrfachnennung ergeben. Mit insgesamt 28,6 Prozent wird die reine Option zur Neugestaltung von Prozessen oder Lösungen durch neue technische Möglichkeiten zur Digitalisierung, d.h. der Umwandlung von analogen auf digitale Signale, am häufigsten genannt. Dies ist allerdings ein zu erwartendes Ergebnis im Rahmen des digitalen Wandels, welcher im eigenen Begriffssinn für die Umwandlung von analogen in digitale Signale steht.

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Projekte

Abbildung 7: Projekttreibende Faktoren; Angaben in Prozent, n = 221 (Fraunhofer IAO 2015b)

An zweiter Stelle folgt der »Wissensvorsprung« durch technologische Unterstützung mit insgesamt 11,0 Prozent Gesamtanteil. Durch den erzielten Vorsprung können Zeit- und Kostenersparnisse verwirklicht werden. Risiken wie Systemausfälle werden im Rahmen der ausgezeichneten Projekte durch Maßnahmen wie Monitoring und Prognose reduziert. Die Vorhersagbarkeit von Reparaturen oder Systemausfällen wird unter anderem innerhalb der Projekte »Viprinet Multichannel Router«, »ResoBridge« oder »Intelligente Aufzüge« thematisiert. An dritter Stelle folgt der Faktor »neue Kompetenzen«, die im Zuge der Digitalisierung erworben werden müssen, ob durch die Mitarbeiter eines Industrieunternehmens (z.B. »Industrie 4.0 – Mehr Produktivität durch Vernetzung«) Senioren (z.B. »Bildungsinitiative Onlinerland Saar«) oder Jugendliche (z.B. »#creativecoder{ - Traineeprogramm für kreative Programmierer«). Die Bedeutung dieses projekttreibenden Faktors wird anhand der Dimension »netzfähig« deutlich. Lösungen für den digitalen Wandel dienen der breiten Bevölkerung. Weiterhin haben die Projekte auch eine große gesellschaftliche Auswirkung durch die adressierten Zielgruppen. Bürger bzw. die breite Bevölkerung sind mit 27,5 Prozent Anteil die größte Gruppe, die von den ausgezeichneten Ideen im Jahr 2015 profitiert. Häufig handelt es sich um solche Lösungen, die für alle Bevölkerungsgruppen einen Mehrwert generieren, wie z.B. die Projekte »e-Installation« oder »Mobile Retter« zeigen. In den Projektunterlagen werden oftmals keine konkreten Zielgruppen ausgewiesen, weil diese entweder noch nicht feststehen oder tatsächlich alle Menschen mit einer Lösung angesprochen werden. Weiterhin richten sich insgesamt 19,6 Prozent der Projekte an Unternehmen bzw. den Einzelhandel. Produzierende Betriebe werden unter anderem durch die Automatisierung mittels Robotertechnik oder durch die Schulung von Mitarbeitern in Zusammenhang mit neuen Medien und Aufgaben unterstützt. Das Auslagern bestimmter Prozesse oder das Erlangen von Zeiteinsparungen, z.B. durch Softwarelösungen, werden in weiteren Projekten thematisiert, wie z.B. »3YOURMIND«. Der Einzelhandel profitiert unter anderem von Prognosetools, um stets frische Waren anbieten zu können, oder von der Verknüpfung von online- und offline-Handel, wie das Projekt »Service Fascination« demonstriert.

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Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

4 Vergleich der Wettbewerbsjahre »Stadt, Land, Netz!«, »Innovationen querfeldein« und »Ideen finden Stadt«

Seit 2013 wird der Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« wissenschaftlich durch das Fraunhofer IAO mit einer Systemanalyse begleitet. Die Ergebnisse der vergangenen drei Wettbewerbsjahre mit den unterschiedlichen räumlichen Ausrichtungen, welche anhand der Jahresthemen sichtbar werden, werden in diesem Kapitel verglichen, um gemeinsame und unterschiedliche Innovationsstrategien für den urbanen, den ländlichen und den virtuellen Raum aufzuzeigen. Dabei muss angemerkt werden, dass aufgrund unterschiedlicher Datenquellen und Auswertungsmethoden zwischen den seit 2013 jährlich durchgeführten Trendstudien und der zehn Jahre übergreifenden Langzeitstudie aus dem Jahr 2015 (siehe Abbildung 8) abweichende Ergebnisse in den unterschiedlichen Veröffentlichungen zu finden sind: Während die jährlichen Trendreports vorrangig objektive Analysen über die ausgezeichneten Projektinhalte darstellen, spiegelt die Langzeitstudie stärker die subjektiven Aussagen der Preisträger wider.

Abbildung 8: Übersicht über Datengrundlagen der unterschiedlichen Begleitstudien

Die Trendstudien bieten die Möglichkeit, die pro Jahr ausgezeichneten 100 Preisträger im Detail zu analysieren und durch Clusterungsmethoden objektive Aussagen zu den Projekten treffen zu können. Im Gegensatz dazu umfasst die Langzeitstudie insgesamt 2.855 ehemalige Preisträger, welche aufgrund des zeitlichen Rahmens und der zur Verfügung stehenden Mittel ausschließlich mittels Online-Umfrage, welche die subjektiven Meinungen und Einstellungen der ehemaligen Preisträger erfasst und diese auch in der Ergebnisdarstellung widerspiegelt, ausgewertet werden. Als Datengrundlage für den nachfolgenden Vergleich dienen daher ausschließlich die Trendstudien 2013 und 2014.

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Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

4.1 Projektinitiatoren und Projektpartner in Stadt, Land und digitaler Welt

Unternehmen sind die treibende Kraft in Stadt, Land und digitaler Welt. Die Belegung des zweiten Rangs durch wissenschaftliche Einrichtungen sticht im Wettbewerbsjahr 2015 ins Auge. Wie in Stadt und Land, werden auch in der digitalen Welt die meisten Projektideen in Form eines Unternehmens umgesetzt. Abbildung 9 zeigt die Organisationsrechtsformen der Projektinitiatoren sowie der -partner unterteilt nach Wettbewerbsjahren anhand des prozentualen Anteils am jeweiligen Wettbewerbsjahr auf. Dabei wird ersichtlich, dass sowohl die Summe je Wettbewerbsjahr als auch die Unterscheidung in Projektinitiatoren und -partner jeweils Unternehmen an erste Stelle platziert. Zur Umsetzung einer Idee wird demnach oft die Organisationsrechtsform von Unternehmen gewählt, was für die Instrumente und Abläufe spricht, die mit der Unternehmensgründung in Deutschland einhergehen. Außerdem werden neue Projekte auch durch bereits etablierte Unternehmen angestoßen, was darüber hinaus für die Innovationsstrukturen innerhalb der Organisationen spricht. Insbesondere sind hier solche Unternehmen hervorzuheben, die für unterschiedliche Projekte bereits eine Auszeichnung durch »Deutschland – Land der Ideen« und andere Innovationswettbewerbe erhalten haben.

Abbildung 9: Organisationsrechtsformen der ausgezeichneten Projekte und ihrer Partner im Vergleich; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015b)

Besonders anhand des Vergleichs unterschiedlicher Organisationsrechtsformen je Wettbewerbsjahr werden allerdings deutliche Unterschiede zwischen Stadt, Land und digitaler Welt sichtbar: Während auf dem Land eingetragene Vereine den zweiten Platz in der Rangfolge nach den Unternehmen einnehmen, sind es in der Stadt öffentliche und in der digitalen Welt wissenschaftliche Einrichtungen. Insbesondere im Gegensatz zu dem Wettbewerbsjahr 2013 mit dem Jahresthema »Ideen finden Stadt« haben wissenschaftliche Einrichtungen 2015 eine schwerwiegende Bedeutung. Hier liegen sie erst an vierter Stelle nach Häufigkeit. Dies könnte in der Natur der meist technisch-orientierten Lösungen für den digitalen Raum begründet liegen (siehe Kapitel 3.2), während die Stadt- und Landprojekte verstärkt auch soziale Innovationen beinhalten und die neuartige Kombination bestehender Lösungen einschließen.

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

4.2 Zielgruppen der Projektideen in Stadt, Land und digitaler Welt

Die Räume Stadt, Land und digitale Welt sehen sich unterschiedlichen Herausforderungen gegenübergestellt. Dies spiegelt sich in den Zielgruppen wider, welche vorrangig von den Projektideen adressiert werden. Die folgende Tabelle in Abbildung 10 zeigt eine Übersicht der in den ausgezeichneten Projekten adressierten Zielgruppen nach Wettbewerbsjahr und Anteilen über 5,0 Prozent. Ganz bewusst macht der Wettbewerb keine diesbezüglichen Vorgaben macht, um ein breites Spektrum an Ideen zu ermöglichen. Daher lassen sich die eindeutigen Schwerpunkte hinsichtlich der adressierten Zielgruppen in den unterschiedlichen Wettbewerbsjahren eindeutig mit den drei Räumen Stadt, Land und digitale Welt sowie den dort erfahrenen Herausforderungen in Verbindung bringen: Während im urbanen Raum kommunale Institutionen und Stadtverwaltungen mit einem Anteil von 24,1 Prozent an erster Stelle adressiert werden, sind es im ländlichen Raum mit 36,1 Prozent die Anwohner, welche direkt von den Projektideen profitieren sollen. Bspw. hatte sich eine Vielzahl der Projekte aus dem Jahr 2014 zum Ziel gesetzt, das Leben in einzelnen Ortschaften attraktiver zu gestalten. Auf dem Land spielt dabei die bestehende Gemeinschaft eine bedeutende Rolle für die Umsetzung von Projektideen, während sich Projekte, die sich in den Städten an Privatpersonen und Einwohner richten, eher der initialen Kontaktaufnahme oder der Partizipation widmen. So stehen sich die Dimensionen »Gemeinsam für unser Dorf« im Jahr 2014 und »Gemeinschaftsbildung« sowie »Selbstorganisation« im Wettbewerbsjahr 2013 gegenüber. Dass 2014 die kommunalen Institutionen keine besondere Rolle als Adressaten der Projekte spielen, könnte durch die finanzielle Lage begründet sein. Während Großstädte wie Köln oder Berlin in der Regel finanziell in der Lage sind, z.B. eine Software zu beschaffen, sehen sich insbesondere kleine Kommunen im ländlichen Raum dabei vor Herausforderungen gestellt.

Anteil Ideen finden Stadt

2013

Innovationen querfeldein

2014 Stadt, Land, Netz!

2015

Anteile von >15 Prozent

Kommunale Institutionen,

Privatpersonen, Unternehmen

Anwohner, Landwirte

Breite Bevölkerung, Unternehmen &

Einzelhandel

Anteile von 10-15 Prozent

Kinder & Jugendliche,

Touristen

Anteile von 5-<10 Prozent

Kinder & Jugendliche,

Schüler & Studenten

Fachkräfte & Arbeitnehmer,

Schüler & Studenten, Beeinträchtigte

Bevölkerungsgruppen

Kommunen, Kranke & Menschen

mit Behinderung, Kinder &

Jugendliche, Mitarbeiter & Berufstätige

Abbildung 10: Die Zielgruppen im Vergleich (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015b)

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

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Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

Im Vergleich dazu haben die Projekte für den digitalen Raum mit einem Anteil von 27,5 Prozent die breite Bevölkerung als Zielgruppe. Durch Erleichterungen im Alltag, z.B. mithilfe von Smart Home Lösungen (z.B. »KogniHome«) oder dem Zugang zu kostenlosen Online-Bildungsangeboten (z.B. »Hochschulplattform iversity«), werden dabei Lösungsideen präsentiert, die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zugutekommen können, die im Rahmen der Projekte allerdings (noch) nicht näher definiert sind. Dies könnte damit zusammenhängen, dass zunächst die technische Machbarkeit einer Lösung erprobt wird, bevor konkrete Angebote für unterschiedliche Zielgruppen darauf aufgebaut werden. Die Dimension »netzfähig« macht die Reichweite dieser Ausprägung des digitalen Wandels deutlich und zeigt die Bandbreite an Zielgruppen auf, die von den neuen Lösungen profitieren. Eine Gemeinsamkeit besteht in der Zielgruppe der Unternehmen sowohl im Wettbewerbsjahr 2013 als auch 2015. In beiden Jahren geht es vorrangig um das Erzielen von Effizienzgewinnen für Unternehmen durch die neuen Lösungen. Die Digitalisierung spielt dabei eine bedeutsame Rolle – bereits 2013 wurde die Dimension »Querschnittstechnologie IKT« benannt. Interessant ist, dass die Zielgruppe der Unternehmen bei »Innovationen querfeldein« weniger relevant ist. Stattdessen werden direkt die Fachkräfte und Arbeitnehmer angesprochen. In diesem Zusammenhang ist bspw. auch auf die Unterscheidung zwischen »Fachkräften« 2014 und »Mitarbeitern« 2015 hinzuweisen. Die Bezeichnung der Zielgruppen wurde nicht über alle Wettbewerbsjahre hinweg standardisiert, um durch begriffliche Feinheiten die Schwerpunkte der unterschiedlichen Jahresthemen aufzuzeigen. Im ländlichen Raum geht es demnach inhaltlich stärker um das Schaffen von Anreizen für Fachkräfte, um sich auf dem Land niederzulassen, wie z.B. der Bundessieger in der Kategorie Gesellschaft 2014 mit dem Projekt »Klasse Allgemeinmedizin – Mentoren für angehende Landärzte« zeigt. Im Gegensatz dazu unterstützen Projekte 2015 die bestehende Mitarbeiterschaft in Unternehmen, z.B. im Bereich Automatisierung der Arbeitsschritte oder durch Weiterbildungen, wie mit dem digitalen Wandel im Rahmen ihrer Tätigkeit zukünftig umzugehen ist. Hier dienen die Projekte »Weltweite Vernetzung für effizientere Produktion« oder »3-D-Erfassungsroboter IPO.Eye« als Beispiele.

4.3 Ziele von Kooperationen in Stadt, Land und digitaler Welt

Kooperationen im digitalen Raum zielen durch die Bündelung von Partnern auf Skaleneffekte ab, während es in der Stadt um die Herstellung von Erstkontakten und auf dem Land um den langfristigen und intensiven Austausch der Nutzer geht. Im digitalen Raum werden Projekte initiiert, um Kompetenzen zu ergänzen oder Kontakte zwischen einzelnen Akteuren herzustellen. Die Projektbeispiele »innatura – Online-Plattform für Sachspenden« oder »Tandemploy – Jobsharing leicht gemacht« veranschaulichen die Vorteile, die sich aus Skaleneffekten ergeben. Damit ähneln die diesjährigen Preisträger stärker den Siegerprojekten aus dem Jahr 2013, welche in der Stadt vor allem dazu dienten, den Erstkontakt herzustellen. Dies wird häufig als Dienstleistung angeboten. Moderne IKT dienen dabei häufig als Werkzeug. Während diese Ausprägung im urbanen Raum jedoch als Reaktion auf das Phänomen der Anonymität und der damit verbundenen Einsamkeit in Großstädten interpretiert wurde – ein Beispielprojekt war hier »rudirockt«, das gemeinschaftliche Kochevents mit Fremden online organisiert – verfolgen die Projekte aus dem Jahr 2015 verschiedenste Ziele und richten sich häufiger an Institutionen anstatt an Einzelpersonen. Auf dem Land liegt eher die Vermittlung eines Gemeinschaftsgefühls im Vordergrund, wie das Projekt »Zukunftsdorf Legden« zeigt. Außerdem setzt der ländliche Raum stärker auf

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

die persönliche und langfristig orientierte Vernetzung von Akteuren. Im Mittelpunkt stehen das gegenseitige Helfen und der analoge Erfahrungsaustausch. So vernetzt z.B. das Regionalentwicklungsprogramm »entersocial« engagierte Menschen, um die Entwicklung ihres Dorfes voranzutreiben oder die zentrale Vernetzungsstelle »Grünlandzentrum«, die Akteure an einen Tisch holt, um bei räumlichen Interessenskonflikten zu vermitteln.

4.4 Umsetzungsdauer der Projekte in Stadt, Land und digitaler Welt

Die Projekte aller drei Wettbewerbsjahre weisen insgesamt eine relativ kurze Umsetzungsdauer von unter einem Jahr auf, wobei Unterschiede innerhalb der ersten 24 Monate zwischen den Jahren deutlich erkennbar sind. Abbildung 11 oben zeigt die Umsetzungsdauer der ausgezeichneten Projekte zwischen 2013 und 2015. Es wird deutlich, dass die Projekte im ländlichen Raum am schnellsten in die Praxis überführt werden. Interessant gestaltet sich die Unterteilung des ersten Jahres nach Halbjahren, welche in Abbildung 11 unten dargestellt wird.

Abbildung 11: Die Umsetzungsdauer von der ersten Projektidee bis zur Überführung in die Praxis im Vergleich – Aufteilung nach Jahren (oben); Detaildarstellung der ersten 24 Monate (unten); Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015a)

Hier zeigen sich insbesondere große Unterschiede zwischen den Wettbewerbsjahren 2013 und 2015. Während die Projekte für den urbanen Raum mit 45,2 Prozent innerhalb der ersten sechs Monate nach der initialen Projektidee umgesetzt werden, sind es 2015 mit dem Jahresthema »Stadt, Land, Netz!« lediglich 12,5 Prozent. Für die Monate 7-12 dreht sich diese Verteilung nahezu um. Die überaus schnelle Reaktionszeit der Stadtprojekte könnte sich aus akuten Herausforderungen für den urbanen Raum ergeben, welchen zeitnah begegnet werden muss. Oder aber aus den vorhandenen Strukturen, welche die schnelle Umsetzung ermöglichen, wie z.B. die räumliche Nähe zu Ämtern und Einrichtungen, die für der Umsetzung einer Projektidee entscheidend sind.

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

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Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

4.5 Projektlaufzeiten bis zur Teilnahme am Wettbewerb

»Stadt, Land, Netz!« Projekte stechen durch ihre Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren bis zur Teilnahme am Wettbewerb ins Auge während Projekte für den ländlichen Raum besonders lange Laufzeiten aufweisen. In Abbildung 12 werden die Projektlaufzeiten von der ersten Umsetzung der Projekte bis zur Teilnahme am Wettbewerb dargestellt. Hier sind tendenziell eher längerfristige Projektlaufzeiten erkennbar, d.h. Projekte sind durchaus bereits etabliert, bis sie sich entscheiden, am Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« teilzunehmen. Dabei weisen die Projekte aus »Innovationen querfeldein« mit insgesamt 57,4 Prozent Anteil von über zwei Jahren durchaus die längsten Laufzeiten bis zur Wettbewerbsteilnahme auf. Dies deutet auf sich bereits lange abzeichnende Themenstellungen in den ausgezeichneten Projekten auf dem Land hin, wie z.B. die Auswirkungen des demografischen Wandels oder der Abwanderung in urbane Gebiete. Dabei zeichnet sich die Wichtigkeit der gezielten Auswahl eines Jahresthemas ab, welches aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft aufgreift. Möglicherweise fühlten sich Projekte aus dem ländlichen Raum bislang weniger von dem Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen« angesprochen oder sie wurden mit dem Aufruf gar nicht erst erreicht. Eine Analyse der geografischen Herkunft aller ehemaligen Preisträger könnte darüber Auskunft geben, ob sich diese Vermutungen bewahrheiten. Diese Fragestellung wurde in der Langzeitstudie allerdings nicht behandelt, da sie eine detaillierte Auswertung aller 2.855 ehemaligen Preisträger inklusive Kategorisierung der Raumebene voraussetzt.

Abbildung 12: Die Projektlaufzeit bis zur Teilnahme am Wettbewerb im Vergleich; Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015a)

Die detaillierte Betrachtung der Anzahl an Projekten, welche zum Zeitpunkt der Teilnahme bereits eine Laufzeit von mehr als zwei Jahren aufzeigen, gibt Aufschluss über einen wesentlichen Unterschied zwischen den Wettbewerbsjahren: So laufen Preisträger aus dem Jahr 2015 mit insgesamt 70,0 Prozent besonders häufig zwischen einem und fünf Jahren – danach ist ein deutlicher Abfall auf 12,5 Prozent zu verzeichnen. Diese Projektlaufzeiten decken sich bspw. mit gängigen Projektlaufzeiten von öffentlich geförderten Forschungsprojekten in Deutschland. Der verhältnismäßig hohe Anteil an wissenschaftlichen Einrichtungen an den Projektinitiatoren und Kooperationspartnern in diesem Wettbewerbsjahr könnte mit diesen Ergebnissen in Verbindung stehen.

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

4.6 Räumlicher Kontext und Übertragbarkeit der Projektideen in Stadt, Land und digitaler Welt

Der räumliche Kontext im Wettbewerbsjahr 2015 ist wesentlich komplexer als in Stadt und Land. Der im Rahmen des Wettbewerbsjahrs 2015 adressierte abstrakte Raum »digitale Welt« ist in der Verortung seines räumlichen Kontexts wesentlich diffiziler als die Projekte aus 2013 und 2014. Bei »Ideen finden Stadt« wurde ermittelt, dass Projekte bspw. auf Quartiers-, Gesamtstadt- oder Regionalebene entstehen und umgesetzt werden. Als Beispiele sind hier »Alte Baumwolle – neues Zentrum der Stadt Flöha«, »Bremen.bewegen.de – Online-Bürgerbeteiligung zum Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025« und »100% Erneuerbare Energie Regionen« zu nennen. Von solchen Projekten, welche eine Gesamtstadt adressierten, richteten sich 33,0 Prozent an deutsche Städte mit mehr als 1 Million Einwohner, wie z.B. Berlin oder Köln. Im Jahr 2014 schufen insgesamt 24,0 Prozent der Projektinitiatoren eigene Regionen, um ihre Lösung zu verwirklichen. Damit ist bspw. der Zusammenschluss von Ortschaften gemeint, die keinen administrativen Querschnitt aufweisen, sich z.B. aber über regionale Identitäten, gemeinsame Herausforderungen oder Pendlerströme verbunden fühlen. Im Gegensatz dazu richten sich die Projekte für den digitalen Raum sehr viel stärker an abstrakte Räume, wie bspw. die deutschsprachige Gemeinschaft weltweit, die eine gewisse Software nutzen kann. Oder aber Gebäude und Infrastrukturen im privaten und unternehmerischen Bereich, welche durch die neuen Lösungen intelligenter gestaltet werden. Dabei ist anzumerken, dass die Bezeichnung Gebäude im Wettbewerbsjahr 2015 Kategorien von Gebäuden meint, die gewisse Voraussetzungen erfüllen müssen, damit die Anwendung einer Software bspw. sinnvoll ist, während es bei »Ideen finden Stadt« um konkrete Nutzungskonzepte für bestehende leer stehende oder von Verfall betroffene Gebäude in Städten und auf dem Land geht. Die Projekte aller Wettbewerbsjahre lassen eine hohe Übertragbarkeit zu. Spannend für die Umsetzungsstärke der ausgezeichneten Projekte ist die Betrachtung ihrer Übertragbarkeit auf andere Räume (siehe Abbildung 13). Die Projekte aus dem Jahr 2013 werden von den Projektinitiatoren zu 86,7 Prozent als übertragbar auf andere städtische Regionen eingeschätzt. Sogar 100 Prozent halten ihre Projektidee außerdem für übertragbar auf den ländlichen Raum. Dies ist ein überraschendes Ergebnis, da sich das Wettbewerbsjahr 2013 dem urbanen Raum widmete und demnach eine höhere Übertragbarkeit auf Städte denn auf ländliche Gebiete vermutet werden könnte. Das Jahr 2014 hingegen spiegelt deutlich das Jahresthema wider: 96,3 Prozent der Projekte halten die Übertragbarkeit ihrer Idee auf ländliche Räume für möglich (übertragbar und sehr gut übertragbar). Hingegen fällt die Einschätzung der Übertragbarkeit auf Städte mit 53,7 Prozent wesentlich geringer aus. Im Gegensatz dazu halten die Preisträger aus dem aktuellen Wettbewerbsjahr ihre Lösungen für gleichermaßen übertragbar auf städtische wie auf ländliche Gebiete. Das haben die wesentlich abstrakteren Raumkategorien zur Ursache. Schließlich können bspw. intelligente Wohnhäuser sowohl in kleinen Ortschaften in einer ländlichen Umgebung als auch in urbanen Zentren eingesetzt werden. Gleiches gilt für Online-Plattformen oder Software-Lösungen.

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Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

Abbildung 13: Selbsteinschätzung der Übertragbarkeit einer Projektidee auf urbane Räume (oben) und ländlich geprägte Räume (unten); Angaben in Prozent (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015a)

4.7 Der Ressourcenbegriff in Stadt, Land und in der digitalen Welt

Im urbanen Kontext ist der Ressourcenbegriff ein mehrdimensionales Konstrukt im Vergleich zu Land und digitaler Welt. Eine Definition des Begriffs beschreibt Ressourcen als einen natürlichen Bestand an etwas, das für einen bestimmten Zweck benötigt wird, vor allem für die Lebensmittelproduktion oder zur wirtschaftlichen Produktion (Duden 2013). Im Kontext des Wettbewerbs gibt es über alle drei Jahre zwischen 2013 und 2015 sowohl Projekte, die stoffliche Ressourceneffizienz im Sinne von Rohstoffen und verarbeiteten Produkten verfolgen (2013 »Urban Mining – Städte als Rohstoffmine«; 2014 »Optimierte Biokohle aus agrarischen Reststoffen«; 2015 »KOTT-SMART – intelligente Sanitärtechnik«), als auch solche, die abstrakte Ressourcen, wie z.B. Wissen und Zeit adressieren (2013 »Tod an der Mauer – Geschichtsunterricht per App«; 2014 »Gemüseackerdemie«; 2015 »3YourMind – 3D Druck für Industrie und Architektur«). Ein Unterschied zwischen den Wettbewerbsjahren zeigt sich vor allem in der Anzahl der Projekte, die sich mit den unterschiedlichen Ressourcen beschäftigen: Im ländlichen Raum werden tendenziell häufiger Ressourcen genutzt, die viel Raum in Anspruch nehmen und auf stofflichen biologischen Materialien basieren, wie z.B. die Projekte »PROGRASS – Bioenergie aus Grünabfällen« oder »SmartRegion Pellworm« zeigen. Im Zuge der Energiewende werden auf dem Land flächenintensive Konzepte zur Energieerzeugung, wie z.B. Windkraft, als Chance wahrgenommen. Auch die Stadt hat erkannt, dass sie Kooperationen mit ihrem Umland eingehen muss, um ihre nachhaltige Energieversorgung langfristig zu decken (»100ee Regionen: Energieversorgung in Eigenregie«). Hier werden vorrangig allerdings abstrakte Ressourcen adressiert, die raumsparend oder -unabhängig sind. Die

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»Stadt, Land, Netz!«,

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»ZwischenZeitZentrale« oder »bettervest« können hierfür exemplarisch genannt werden. In der digitalen Welt liegt immerhin 7,1 Prozent der Projekte die Zeiteffizienz als projekttreibender Faktor zugrunde. Für wirtschaftliche Zielgruppen, wie bspw. produzierende Unternehmen oder einen Hafenbetreiber, ergeben sich aus Zeiteinsparungen, welche häufig durch Automatisierung entstehen, stets Kosteneinsparungen. Auch die maßgeschneiderten Lösungen, die in der Dimension »wandelbar« vorgestellt werden, tragen dazu bei, Ressourcen in der digitalen Welt einzusparen. Die Lösungen passen sich an die Gewohnheiten der Nutzer an und erzielen dadurch bspw. Energieeinsparungen. Die Projekte, die sich im Jahr 2015 der stofflichen Ressourceneffizienz widmen, behandeln zum größten Teil Ressourcen, welche bereits verarbeitet sind und mithilfe der Projekte wiederverwendet werden, z.B. »SWOP-Team« oder »PC-Tafel e.V. – Computer für Bedürftige«. Damit spielt die Wiederverwertung allgemein in allen räumlichen Kontexten eine bedeutsame Rolle und kann als übergreifender Trend identifiziert werden. Dies geht insbesondere mit dem wachsenden Umweltbewusstsein der Deutschen einher.

4.8 Zusammenfassung der Vergleichsanalyse

Es lässt sich zusammenfassen, dass je nach Raum unterschiedliche Initiatoren und Kooperationspartner von Bedeutung für die Entwicklung von innovativen Projektideen sind. Die bedeutende Gemeinsamkeit ist, dass Unternehmen stets den größten Anteil ausmachen. Insbesondere im Wettbewerbsjahr 2015 ist der Anteil an wissenschaftlichen Einrichtungen unter den Projektinitiatoren und -partnern auffallend hoch. Die Zielgruppen unterscheiden sind je nach Wettbewerbsjahr: Während sich Stadtprojekte häufig an kommunale Einrichtungen richten, adressieren die Landprojekte gezielt die Anwohner von Ortschaften im ländlichen Raum und die Lösungen der digitalen Welt schaffen vorrangig Lösungen für die breite Bevölkerung. Dies mag auf den ersten Blick banal erscheinen, doch das Ergebnis zeugt für die Wichtigkeit der gezielten Auswahl von Jahresthemen, welche Herausforderungen thematisieren, die die Gesellschaft bewegen. Projekte aus allen drei Wettbewerbsjahren haben eine relativ kurze Umsetzungsdauer von der initialen Idee bis zur ersten Umsetzung als Projekt. Die Preisträger von »Stadt, Land, Netz!« fallen durch den großen Anteil an mittleren Projektlaufzeiten von 1 bis 5 Jahren im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsjahren auf, während Landprojekte häufig Projektlaufzeiten von über fünf Jahren haben. Entsprechend den vorangegangenen Wettbewerbsjahren lassen die ausgezeichneten Projekte 2015 eine hohe Übertragbarkeit bei gleichzeitiger Personenabhängigkeit zu. Der räumliche Kontext im Wettbewerbsjahr 2015 ist wesentlich abstrakter als in Stadt und Land. Er umfasst nicht nur administrative Strukturen wie Kommunen oder Kreise, sondern auch Gebäude oder Infrastrukturen und Sprachräume. Während der Ressourcenbegriff in der Stadt ein mehrdimensionales Konstrukt ist, konzentriert sich das Land stärker auf stoffliche Ressourcen und die digitale Welt beschäftigt sich vorrangig mit monetären Ressourcen. Einsparungen sind hier bspw. durch Automatisierung, Zeiteffizienz oder den veränderten Umgang mit Rohstoffen erreichbar. Auch wenn die Ressourceneffizienz in allen drei Wettbewerbsjahren thematisiert wird, gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der projekttreibenden Faktoren: Bei »Ideen finden Stadt« drehte sich tatsächlich alles um die Ressourceneffizienz. »Innovationen querfeldein« widmete sich hingegen primär der

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Vergleich der Wettbewerbsjahre

»Stadt, Land, Netz!«,

»Innovationen querfeldein« und

»Ideen finden Stadt«

Attraktivitätssteigerung von Leben und Arbeiten in ländlichen Regionen. Und »Stadt, Land, Netz!« unterstützt dabei, einen Wissensvorsprung, z.B. durch Big Data Analysen und Prognosewerkzeuge, aufzubauen und alle Bevölkerungsgruppen dabei zu unterstützen, Medienkompetenzen in Zusammenhang mit den neuen, stärker technisierten Lösung aufzubauen. Die folgende Tabelle in Abbildung 14 zeigt eine Übersicht über den Vergleich der Wettbewerbsjahre 2013 bis 2015.

Indikator Ideen finden Stadt 2013

Innovationen querfeldein 2014

Stadt, Land, Netz! 2015

Initiatoren Unternehmen 43%

Unternehmen 33%

Unternehmen 56%

Projektpartner Unternehmen 73%

Unternehmen 27%

Unternehmen 34%

Häufigste Anzahl an Partnern

3-4 0-4 0-3

Zielgruppen (Anteil >15 Prozent)

Kommunale Einrichtungen, Privatpersonen, Unternehmen

Anwohner, Landwirte,

Kinder & Jugendliche, Touristen

Breite Bevölkerung, Unternehmen &

Einzelhandel

Umsetzung innerhalb des ersten Jahres

71% 58% 46%

Räumlicher Kontext

Regionalebene 5%; 33% der Projekte auf

Gesamtstadtebene sind Städte >1 Mio.

EW

Eigens geschaffene Region 24%;

Großes Dorf (2.000-4.999 EW) 23%

21% begrenzt auf Deutschland durch Sprache etc.; 16% an Gebäude oder Infrastrukturen

gebunden

Projekttreibende Faktoren

Ressourceneffizienz Attraktivitätssteigerung, Zukunftsfähigkeit

Wissensvorsprung, Erwerb neuer Kompetenzen

Abbildung 14: Vergleichende Tabelle über die zentralen Ergebnisse der Systemanalysen für die Wettbewerbsjahre 2013 bis 2015 (Fraunhofer IAO 2013; Fraunhofer IAO 2014; Fraunhofer IAO 2015a; Fraunhofer IAO 2015b)

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Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

Innovationspfade für die digitale

Welt

5 Innovationspfade für die digitale Welt

In diesem Kapitel werden die sechs Bundessieger zunächst anhand ihrer Potenziale für die Zukunft der digitalen Welt eingeordnet. Anschließend werden anhand von ihnen Visionen für die digitale Welt 2025 aufgezeigt. Abschließend werden Handlungsempfehlungen für den Übergang zur digitalen Welt 2025 formuliert. Die Visionen können dabei als Inspiration, die Handlungsempfehlungen als Motivation verstanden werden.

5.1 Potenzialbewertung der sechs Bundessieger

In diesem Kapitel wird jeder der sechs Bundessieger anhand von Relevanz, Erfolgsfaktoren, Potenzial und Transfermöglichkeiten verortet. CityTree – Multifunktionale Grünfläche für die intelligente Stadt Kategorie: Umwelt

Relevanz Mit weiterhin anhaltenden Urbanisierungs-tendenzen, einem kontinuierlichen Anstieg des Umweltbewusstseins und der steigenden Forderung nach Partizipation in der Gestaltung des menschlichen Lebensumfelds, wird die attraktive Gestaltung urbaner Räume immer wichtiger. Hierzu trägt z.B. die Fassaden- oder Dachbegrünung bei. Aufgrund des Platzmangels in Städten sind dabei raumsparende Lösungen gefragt, die gleichzeitig einen großen Einfluss auf die Lebensqualität haben.

Erfolgsfaktoren

� Platzsparende vertikale Wuchsfläche für Stadtgrün

� Dient als Sichtbarriere und verbessert die Luftqualität.

� Versteckte Sensoren messen die Luftqualität oder bieten W-LAN.

� Natürliche Materialien wie Pflanzen oder Holz bereichern den Stadtraum.

� Zusätzliche Sitzgelegenheiten bieten Aufenthaltsqualität.

Potenzial

� Gerade in Städten sind aufgrund des Platzmangels multifunktionale Lösungen gefragt.

� Finanzierung wird durch die Nutzung der Wand als Werbeträger ermöglicht.

� Verdunstungskälte bringt Stadtklima ins Gleichgewicht.

Transfermöglichkeiten

� Skalierung auf Häuserfassaden.

� In Verbindung mit Lärmschutzmaterialien können Zusatzfunktionen ermöglicht werden.

� Zusätzliche Aufenthaltsqualität durch Überdachung, Tisch etc. möglich.

� Übertragung auf Haltestellen im ÖPNV.

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Innovationspfade für die digitale

Welt

Telemedizin-Netzwerk für Menschen ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung Kategorie: Gesellschaft

Relevanz Die Menschen, die in ländlich geprägten Regionen der Bundesrepublik leben, benötigen nicht nur eine Grundversorgung, sondern auch konkrete Anreize, um periphere und entlegene Gebiete langfristig als Heimat wahrnehmen zu können. Insbesondere in Zusammenhang mit den demografischen Entwicklungen sind in Deutschland häufig die peripheren ländlichen Regionen durch einen großen Anteil an älteren Personen ausgezeichnet. Um ihnen eine optimale gesundheitliche Versorgung – bei zunehmenden gesundheitlichen und v.a. chronischen Beschwerden – zu ermöglichen, bieten Telemedizin-Lösungen eine attraktive Alternative zu stationären bzw. regelmäßigen Klinikaufenthalten.

Erfolgsfaktoren

� Eindeutige Identifikation des Patienten.

� Sichere Datenübertragung in Echtzeit.

� Bei akutem Bedarf können konkrete Maßnahmen eingeleitet werden.

� Einfache Bedienung des Geräts durch den Patienten oder eine geschulte Fachkraft.

� Tragekomfort des Geräts.

Potenzial

� Schnellere Genesung im gewohnten Umfeld statt im Krankenhaus ist erwiesen.

� Diagnose und Monitoring des Gesundheitszustands auch für immobile Menschen, z.B. in hohem Alter.

� Durchgängiges Monitoring im Vergleich zu punktuellen Erhebungen, z.B. auch bei der Überführung von Patienten vom Krankenwagen bis ins Krankenhaus.

� Sammlung von großen Datenmengen für klinische Studien.

Transfermöglichkeiten

� Bei geeigneten Serverkapazitäten übertragbar auf andere Krankenhäuser und Gesundheitszentren.

� Auch für urbane Gebiete bietet Telemedizin Verbesserungen in der Versorgung, z.B. in der Rehabilitation.

� Erweiterungsmöglichkeit durch Alert-Systeme, welche den Nutzer nicht nur zur Notwendigkeit eines Arztbesuchs auffordern, sondern bspw. auch auf die Einnahme von Medikamenten hinweisen.

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Innovationspfade für die digitale

Welt

Forschungsstelle RobotRecht Kategorie: Wissenschaft

Relevanz Durch Vernetzung und Digitalisierung erhalten Handlungen immer stärker auch internationale Auswirkungen. Gleichzeitig nimmt die Komplexität der Sachverhalte zu. Für Laien werden Rechtsfragen daher immer unverständlicher und sie benötigen professionelle Unterstützung. Schließlich sollten risikobehaftete und teure Entwicklungsvorhaben nicht an rechtlichen Grundlagen, bspw. zur Erprobung einer technischen Erfindung, scheitern. Zudem werden mit voranschreitenden technischen Entwicklungen derzeit völlig neue Fragestellungen aufgeworfen, wie bspw. die rechtliche Schuld bei Unfällen mit vollständig automatisierten Fahrzeugen. Nicht zuletzt besitzen v.a. kleine innovative Start-Ups häufig keine eigene Rechtsabteilung und sind auf derartige Dienstleistungen angewiesen. Damit diese Entwicklungen keine Hemmnisse für Innovation in Deutschland bedeuten, werden Beratungsleistungen im Fachbereich Recht immer bedeutsamer.

Erfolgsfaktoren

� Fachexpertise der Juristen mit Anwendungsbezug an relevante Akteure vermitteln.

� Zeitnah und vorausschauend auf potenzielle Probleme aufmerksam machen.

� Die Beratungsleistung ist auch für kleine innovative Unternehmen oder Initiativen interessant, die keine eigene Rechtsabteilung aufweisen.

Potenzial

� Neu aufkommende Fragestellungen, die sich durch die voranschreitende Digitalisierung und Technologisierung ergeben, können frühzeitig erfasst und z.B. in Gesetzesentwürfen berücksichtigt werden.

� Die Verknüpfung von Wissenschaft und Anwendungsbezug ermöglicht eine effektive Beratung.

Transfermöglichkeiten

� Verknüpfung mit urbanen oder ländlichen Innovationslaboren, wo Lösungen z.B. großflächig getestet werden können.

� Bei geeigneten Lösungen z.B. direkte Vermittlung an ein Patentamt.

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Innovationspfade für die digitale

Welt

Industrie 4.0 – Mehr Produktivität durch Vernetzung Kategorie: Wirtschaft

Relevanz Mit dem Begriff Industrie 4.0 wird die vierte industrielle Revolution beschrieben, deren Grundlage die Idee eines Internet der Dinge ist. Sie steht für die intelligente Vernetzung von technischen Geräten und wurde erstmals 1999 als Internet of Things (IoT) bezeichnet. Seitdem wird der Wandel von einem einzigen Personal Computer hin zu vielen verteilten Geräten vorangetrieben, die durch ihre standardisierte und teilweise automatisierte Kommunikation untereinander intelligent werden. Im Rahmen der Industrie 4.0 wird das Konzept auf die Fertigungstechnik und Logistik angewendet. In Deutschland wird sie durch die High-Tech-Strategie der Bundesregierung gefördert.

Erfolgsfaktoren

� Kommunikation zwischen Geräten ermöglicht perfekt aufeinander abgestimmte Prozesse in der Werkshalle.

� Schulung der Mitarbeiter für den verbesserten Umgang mit den neuen Lösungen als Notwendigkeit für die erfolgreiche Anwendung der Lösung.

� Einbeziehung aller Bereiche der Fertigung im Werk.

� Produktivitätssteigerung im Werk bereits festgestellt, Ressourceneffizienz als wichtiger Baustein der Leistungen.

Potenzial

� Wissenstransfer auf andere Standorte und ggf. andere Branchen ist möglich.

� Wandlungsfähigkeit durch Echtzeit-Kommunikation und automatisierte Anpassung an veränderte Rahmen-bedingungen.

� 24h-Produktion nach dem Just-in-time-Prinzip wird unterstützt.

� Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse – Crowd Sourcing Potenziale.

Transfermöglichkeiten

� Vorbild für andere Werke des Unternehmens.

� Wissensvorsprung gegenüber anderen Unternehmen, die Interesse an der Fabrik 4.0 haben – Beratungsleistung.

� Werk als abgeschlossene Einheit, wird zukünftig auch im privaten Umfeld anzutreffen sein – Integration des erworbenen Wissens in Geräte für den Heimgebrauch.

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Innovationspfade für die digitale

Welt

Dauerausstellung »Das Netz. Menschen, Kabel, Datenströme« Kategorie: Kultur

Relevanz Mit der Digitalisierung ist unsere analoge Welt einem Wandel unterzogen, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Durch die Technisierung wird unsere Welt komplexer und Zusammenhänge vor allem für Laien weniger verständlich. Das Heranführen an das Thema Digitalisierung und die interessante und nachvollziehbare Aufbereitung der Inhalte erhält in diesem Kontext große Bedeutung, um alle Alters- und Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf den vergangenen Entwicklungen, die durchaus auch kritisch betrachtet werden müssen, um die Auswirkungen zukünftiger Entwicklungen einschätzen zu können. Analoge Generationen sollen dabei ihre Geschichte erzählen und von einem Leben ohne virtuelle Unterstützung berichten können.

Erfolgsfaktoren

� Ein Fokus auf der Zielgruppe Kinder und Familien setzt den Umgang mit interaktiven Elementen voraus, welche auch für Erwachsene oder Technik-begeisterte attraktiv sind.

� Die Ausstellung deckt zahlreiche Aspekte ab, wie z.B. Materialien, aus welchen Kommunikations- und Informationsnetze gemacht sind, und beleuchtet die Entwicklungen durchaus auch kritisch.

� Technisches Wissen wird durch einen Alltagsbezug spielerisch vermittelt.

� Es wird Transparenz über ein sehr komplexes Thema hergestellt, das alle Menschen in Deutschland betrifft.

� Die jüngste Generation wächst bereits als Digital Natives heran und wird eine Welt ohne digitale Medien nicht mehr kennen.

Potenzial

� Historie muss verstanden werden, um zukünftige Entwicklungen einschätzen und eigenständige Entscheidungen treffen zu können, welche Ausmaße IKT in unserem persönlichen Leben einnehmen sollen.

� Verbindung klassischer Ausstellungs-elemente mit modernen Inhalten, um auch die digitalen Generationen an die Vorzüge von Museen und Ausstellungen heranzuführen.

Transfermöglichkeiten

� Umgestaltung des Angebots aus einer örtlich gebundenen Ausstellung in eine Wanderausstellung.

� Verlagerung von Ausstellungelementen in den virtuellen Raum, was die Inhalte im Sinne der Open Data für alle zugänglich macht.

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Open Roberta – Spielerisch Programmieren lernen Kategorie: Bildung

Relevanz Mit dem voranschreitenden digitalen Wandel werden Kompetenzen im Umgang mit den neuen Medien stets wichtiger. Obwohl Kinder und Jugendliche als Digital Natives eine Welt ohne digitale Medien nicht mehr kennen, müssen sie dennoch erlernen, mit ihnen (verantwortungs-)bewusst umzugehen. Hierzu werden neue Bildungsangebote zum Erlangen notwendiger Kompetenzen und der kritischen Betrachtung neuer Lösungen notwendig. Insbesondere für junge Generationen ist ein spielerisches Heranführen an technische Kenntnisse, wie auch das Programmieren von großer Bedeutung, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und ihr Interesse langfristig zu wecken. Diese Generationen sind von großer Bedeutung auch für die Zukunft Deutschlands in der Weltwirtschaft. Denn der internationale Wettbewerbsdruck um gut ausgebildete Arbeitskräfte steigt stets an und bildet sich in einer zunehmenden Wissensgesellschaft immer stärker aus.

Erfolgsfaktoren

� Einfacher Zugang zur Plattform von zu Hause oder aus dem Klassenzimmer über Internet-Browser.

� Der konkrete Anwendungsbezug hilft den Kindern und Jugendlichen, die abstrakte Natur des Programmierens spielerisch zu erlernen.

� Jungen wie Mädchen werden durch das Projekt angesprochen.

� Lehrkräfte werden durch die Online-Plattform bei der Vorbereitung und Durchführung einer Unterrichtseinheit unterstützt.

Potenzial

� Unterschiedliche Schwierigkeitsstufen des Programmierens können durch die spielerische Herangehensweise schnell erlernt werden.

� Bereits die Jüngsten erlernen neue Kompetenzen, was ihnen später auf dem Arbeitsmarkt als Schlüsselqualifikationen zugutekommt.

� Übertragbarkeit der erworbenen Kenntnisse ist auch auf andere Themenbereiche, d.h. abseits von Robotern, möglich.

Transfermöglichkeiten

� Lehrkräfte müssen ebenfalls hinsichtlich der neu geforderten Kompetenzen geschult werden.

� Open Source Ansätze liefern Potenziale für den problemlosen und ortsunabhängigen Einsatz.

� Anreize durch Wettbewerbe für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Altersklassen und Schwierigkeitsstufen schaffen.

� Kombination mit anderen Bereichen, wie bspw. Solarantrieb eines ferngesteuerten Roboterautos.

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5.2 Visionen für die digitale Welt 2025

Bereits die Jüngsten werden in Zukunft mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) vertraut sein und sie als Digital Natives einwandfrei zu beherrschen verstehen. Neue Medien werden die Schule wie selbstverständlich in jedem Fach begleiten und v.a. in den jungen Jahren das spielerische Lernen vorantreiben. Langsam aber sicher werden Lösungen wie Overhead-Projektoren, Videorekorder und Schiefertafeln der Vergangenheit angehören und stattdessen durch Smartboards und Tablets abgelöst werden. Die Zahl der Jugendlichen oder Kinder, die bereits ein Smartphone besitzen, wird weiterhin ansteigen und die Idee des »bring your own device« auch in Schulen vermehrt zum Einsatz kommen. Lehrer stellen demnach Plattformen zur Verfügung, die Wissen multimedial vermitteln und die Kinder wählen sich das Gerät und die Methode, welche für sie persönlich den größten Erfolg verspricht, selbst aus. Auf diese Welt müssen Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte vorbereitet werden und nicht nur die neuen Geräte selbst verwenden können, sondern diese auch so beherrschen, dass sie ein Vorbild für die Schüler und Kinder in Sachen IT-Kompetenz werden. In diesem Zusammenhang wächst die Bedeutung von Kompetenzen wie dem Programmieren oder dem Wissen über die Tücken der digitalen Welt und ihre Auswirkungen auf gesellschaftliche und soziale Aspekte des Lebens (z.B. Cyber Mobbing). Die bisherige und voraussichtlich zu erwartende Entwicklungsgeschichte unserer vernetzten Welt wird dabei ebenso bedeutsam wie das Aufzeigen von Auswirkungen unseres individuellen oder kollektiven Handelns. Hierzu werden reale und virtuelle Informations- und Bildungsplattformen für die breite Bevölkerung immer wichtiger, wie bspw. die Bundessieger »Dauerausstellung Das Netz.« in der Kategorie Kultur oder »Open Roberta« in der Kategorie Bildung zeigen.

Auch wissenschaftliche Analysen über die Verwendung neuer Medien und Geräte in gewissen Altersgruppen und das Aussprechen von fachlich fundierten Empfehlungen hinsichtlich der täglichen Verwendungsdauer der Geräte und möglicherweise notwendige Sperren oder Filter für bestimmte Altersgruppen, werden notwendig sein. Diese unterstützen Eltern, Pädagogen und Erziehungsberechtigte im Umgang mit den neuen Möglichkeiten. Denn als Digital Immigrants lernen sie die neue Welt nur Schritt für Schritt ähnlich einer Fremdsprache kennen und werden von den nachfolgenden Generationen schnell durch ihren Wissens- und Erfahrungsschatz überholt. Durch die neu gewonnenen Möglichkeiten werden undurchlässige Strukturen innerhalb des bildungsbedingten sozialen Aufstiegs abgebaut, alle Bevölkerungsgruppen angesprochen und auch individuell ideal gefördert.

Open Roberta – Spielerisch Programmieren lernen – Kategorie Bildung Jedes Kind wird 2025 bereits im Grundschulalter die Grundzüge des Programmierens kennenlernen – spielerisch versteht sich, unter Anleitung und mit einem starken Anwendungsbezug. Ob über Online-Plattformen durch die eigenen Lehrkräfte, eigens für Schulklassen vorbereitete Boxen, die alle wesentlichen Materialien und Anleitungen beinhalten oder Workshops. Unterschiedliche Aufgaben je nach Altersklasse und persönlichen Interessen sind zudem weit verbreitet, um tatsächlich jedes Kind individuell anzusprechen.

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Die Bedeutung von Bildung und Fachexpertise wird in unserer Wissensgesellschaft weiter anwachsen. Dies hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsalltag: Die Menschen müssen mit neuen Technologien, Geräten und Prozessen umgehen. Wandel prägt den Alltag – sind es Software-Updates oder auf Echtzeit-Informationen angepasste Abläufe. Darauf muss nicht nur vor dem Berufseinstieg gut vorbereitet, sondern auch währenddessen stets weitergebildet werden (siehe Bundessieger »Industrie 4.0«). Virtuelle Klassenzimmer und Fernstudiengänge werden daher weiter an Bedeutung gewinnen, die zeit- und ortsungebunden wahrgenommen werden.

Unter den Stichworten Industrie 4.0 und Smart Homes hält das Internet der Dinge Einzug in Wirtschaft und Privatleben und vernetzt Geräte intelligent miteinander, um eine standardisierte und teilweise automatisierte Kommunikation zu ermöglichen. Produktivitätssteigerungen und Ressourceneffizienz gelten als Vorteile der vernetzten Welt – der Mensch steht allerdings weiterhin im Mittelpunkt. Durch die voranschreitende Automatisierung richten sich Arbeitsplätze immer stärker auf geistige statt körperliche Arbeit aus. Dies ermöglicht einerseits die Inklusion von körperlich beeinträchtigten Bevölkerungsgruppen, z.B. durch flexible Arbeitsmodelle. Allerdings ergeben sich aus den veränderten Bedingungen ebenfalls Konsequenzen für die Gesundheit der Bevölkerung. Chronische Probleme wie Rückenschmerzen oder aber Adipositas werden durch fehlende körperliche Aktivität im Ausgleich zum langen Sitzen ebenso vermehrt auftreten wie die Diagnose Burnout durch mehr und mehr ungeregelte Arbeitsmodelle bei steigenden Anforderungen an die Berufstätigen.

Dauerausstellung „Das Netz. Menschen. Kabel. Datenströme.“ – Kategorie Kultur In Mitmachmuseen oder interaktiv gestalteten Ausstellungen werden bereits heute alle Altersgruppen spielerisch an Themen herangeführt, da durch das eigenständige Ausprobieren Wissen besser gespeichert werden kann, als durch reines Lesen oder Ansehen. Die Bereicherung von physischen Museen um digitale und virtuelle Ergänzungen wird Ausstellungen 2025 auch ortsungebunden erlebbar machen, z.B. über Online-Plattformen, die zukünftig auch Erlebnisse in 3D ermöglichen. Open Knowledge ist das Stichwort, welches Akteure aus dem kulturellen Bereich vor neue Herausforderungen stellt, denn die Finanzierung der Angebote muss weiter gewährleistet sein, auch wenn die Aufbereitung der Inhalte anspruchsvoller und der Zugang kostenlos werden soll. Von Bedeutung ist dabei neben traditionellen Inhalten aus den Naturwissenschaften, kulturellen Artefakten oder geschichtliche Schwerpunkte im Jahr 2025 immer mehr auch die Darstellung aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen und politischer Inhalte.

Industrie 4.0 – Mehr Produktivität durch Vernetzung – Kategorie Wirtschaft Intelligent miteinander kommunizierende Geräte ermöglichen im Jahr 2025 perfekt aufeinander abgestimmte Prozesse, die Wartezeiten und Fehlproduktionen ausschließen. Just in time erhält damit eine neue Bedeutung und insbesondere eine stärker ressourcenschonende Komponente. Entgegen der gängigen Meinung, Automatisierung schaffe lediglich Kosteneinsparung durch die Einstellung von Arbeitsplätzen, gestaltet sie Prozesse effizienter und unterstützt die Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit. Selbstverständlich wandelt sich der Arbeitsalltag vieler Berufe in Zukunft und die Arbeit wird wissensbasierter als früher. Gleichzeitig erkennen Arbeitgeber jedoch immer mehr die Verantwortung für ihre Angestellten und deren lebenslangen Bildungsweg und unterstützen sie dabei tatkräftig. Corporate Social Responsibility geht jedoch über den Mitarbeiter hinaus und umfasst zukünftig vermehrt auch Bereiche wie Kultur oder adressiert die unmittelbaren Anwohner.

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Die Fitness-Gegenbewegung zu diesen sich bereits heute abzeichnenden Entwicklungen wird 2025 durch den Einsatz von Sensorik und neue Self-Tracking-Lösungen weiterhin bestehen. Auch der Wellness-Trend wird durch das stetige Verschmelzen von Privatleben und Arbeitszeit aufrechterhalten. Die völlige Abgeschiedenheit von Nachrichten, E-Mails, Internet oder Handyempfang wird zum neuen und erstrebenswerten Erlebnis. Raum und Zeit erhalten durch die Offline-Dimension neue bzw. wiederentdeckte Qualitäten. Und Wellness erhält eine stärker gesundheitsorientierte Komponente. Dieser 2025 weitergeführte und durch die voranschreitende Digitalisierung stets angetriebene Trend erstreckt sich jedoch weit über Fitness und Gesundheit hinaus und verdeutlicht damit auch die Komplexitätszunahme in nicht-technischen Bereichen des Alltags: Bio- und Ökosiegel sowie das Interesse an regionalen Produkten lassen im weitesten Sinne auf ein zunehmendes Umweltbewusstsein schließen. Nach und nach erstreckt es sich über alle Aspekte unseres Lebens, angefangen bei Fragen der Gewässergüte und Energieeffizienz, über Mobilität und die Aufenthaltsqualität von städtischen Grünflächen, bis hin zum Konsumverhalten. Dabei entwickeln sich bipolare Ausprägungen, die von gleichgültiger Verschwendung bis hin zu abstinenter Suffizienz reichen. Die Bereitstellung einer transparenten Berichterstattung und vertrauensvollen Bewertung von Produkten und Handlungen erhält in diesem Kontext eine Hauptrolle, welche vor allem unabhängigen Initiativen zugesprochen wird.

Von der Vernetzung und Technisierung profitieren die Menschen jedoch auch in ihrem Privatleben und in der Freizeit. Denn zukünftig werden nicht nur Industrieanlagen und Fertigungshallen vernetzt sein, sondern auch Wohnungen und Fahrzeuge bzw. der Mensch mit unterschiedlichsten Geräten in seinem Umfeld. Insbesondere für ältere oder kranke Menschen bietet dies neue Potenziale, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen und soziale Integration zu erleben. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in Deutschland und der damit wachsenden Gruppe der Alten und Hochbetagten, wird die Bedeutung dieser neuen Möglichkeiten deutlich. Intelligente Wohnungen unterstützen dabei nicht nur die darin wohnenden Menschen, sondern auch Angehörige oder Pfleger, z.B. durch Meldemechanismen, wenn der Herd unangemessen lange eingeschaltet ist oder der intelligente Teppich einen Sturz erkennt. Weiterhin werden Gesundheitsleistungen auch für das Monitoring von chronischen Krankheiten oder die Rehabilitation in allen Altersgruppen möglich, wie der Bundessieger »Telemedizin-Netzwerk« verdeutlicht. Diese werden auch notwendig, da trotz weiter voranschreitender Urbanisierungstendenzen auch der periphere ländliche Raum nicht unberücksichtigt bleiben darf, aufgrund seiner Bedeutung für die biologische und kulturelle Vielfalt in Deutschland. In dispers besiedelten Gebieten mit einer geringen Fachärztedichte werden solche Anwendungen besonders benötigt, um die Grundversorgung sicher zu stellen. Weiterhin werden Telemedizin-Anwendungen z.B. auch zur kontinuierlichen Messung des Blutzuckerspiegels oder des gesundheitlichen Zustands nach einer Herztransplantation

Telemedizin-Netzwerk für Menschen ohne Zugang zu ärztlicher Versorgung – Kategorie Gesellschaft 2025 wird jeder Deutsche, egal wo er wohnt, lebt und arbeitet, eine ideale Gesundheitsversorgung erhalten. Telemedizin-Lösungen machen es möglich und umfassen die Vorsorge, akute Behandlung und Rehabilitation. Dabei spielt die eindeutige Identifizierung und sichere Übertragung von Daten eine wesentliche Rolle für den Erfolg der Anwendungen. Die Usability ist nicht ausschließlich, aber dennoch in großem Maße insbesondere auf die Verwendung durch ältere Menschen ausgerichtet, welche geringe Vorkenntnisse in der Bedienung komplexer technischer Geräte mitbringen und verhältnismäßig längeren Einarbeitungszeiten benötigen als jüngere Bevölkerungsgruppen. Intuitive Lösungen werden daher auch in der Anwendung von Gesundheitslösungen immer bedeutsamer.

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eingesetzt. Die durch ständig am Körper getragene Geräte erfassten Daten werden sicher an das zuständige Krankenhaus gesendet und ausgewertet. Beim Überschreiten gewisser Schwellwerte nimmt man entweder Kontakt zum Patienten auf oder leitet direkt die Überführung ins Krankenhaus ein. Ähnliche Lösungen gibt es auch für die Rehabilitation, welche nachweislich in der gewohnten häuslichen Umgebung wesentlich schneller vonstattengeht, als in Reha-Einrichtungen. Dabei spielt allerdings nicht nur das technische Monitoring und die Auswertung der Daten eine wichtige Rolle, sondern ebenfalls der direkte Kontakt mit dem Arzt, der Feedback zu Unterrichtseinheiten und Genesungsfortschritt gibt. Dies wird 2025 oftmals per Video-Chat erledigt, um Fahrt- und Wartezeiten zu verringern. Die technische Erschließung unseres Privatlebens und unserer Umgebung bei gleichzeitig ansteigendem Umweltbewusstsein, lassen das Interesse der Bürger an Transparenz und Mitbestimmung steigen. Graue Betonwüsten gehören einer anderen Zeit an, die Zukunft wird lebenswert. Das Projekt »CityTree« greift diesen Aspekt auf: Grüne Wände, Fassaden und Hausdächer sind nur der Anfang. Öffentliche Flächen werden zu einem Großteil auch in Eigenregie und über finanzielle Beteiligung von den Bürgern (z.B. durch Crowdfunding) attraktiv gestaltet. Die Städte bleiben lebendig durch ihre engagierten Bewohner.

Unter diesen Voraussetzungen nimmt die Komplexität stets zu und die Welt wird aufgrund der zur Verfügung stehenden Datenmengen immer unüberschaubarer. Dies wirkt sich auch auf rechtliche Fragestellungen aus, die insbesondere in Zusammenhang mit Datenschutz und Schutz von geistigem Eigentum, an Relevanz gewinnen. Fachliche Unterstützung wird in diesem Zusammenhang notwendig und Beratungsleistungen können an Experten ausgelagert werden. Dies ist insbesondere für kleine, junge Unternehmen oder Start-Ups wichtig, da sie häufig nicht über die Mittel verfügen, eine eigene Rechtsabteilung mit der notwendigen Fachexpertise aufzubauen. Gleichzeitig sind Kenntnisse über evtl. entstehende rechtliche Hindernisse für neue Lösungen frühzeitig zu berücksichtigen, um die Innovationskraft in Deutschland nicht zu schmälern. Der Bundessieger »Forschungsstelle RobotRecht« zeigt diese Entwicklung anschaulich auf.

CityTree – Multifunktionale Grünfläche für die intelligente Stadt – Kategorie Umwelt Multifunktionalität spielt 2025 eine bedeutsame Rolle, sowohl bei der Nutzung der wertvollen Ressource Raum, als auch bei Geräten. Das Smartphone vereint bspw. Haustelefon, Mobiltelefon, PC, Fotoapparat, Datenspeicher, W-LAN Hotspot, etc. – und zukünftig noch vieles mehr. Die Multifunktionalität von Geräten wird zudem unterstützt durch die Verschmelzung von Technik und natürlichen Materialien. Sensoren können dadurch immer besser versteckt und in unseren Alltag integriert werden – sie sind somit ubiquitär vorhanden.

Forschungsstelle RobotRecht – Kategorie Wissenschaft Im Jahr 2025 werden Dienstleistungen jeglicher Art durch Crowdsourcing ergänzt. Dabei werden Wertschöpfungsprozesse gemeinsam durch Experten und Laien vorangetrieben. Zukünftige Nutzer neuer Lösungen werden bspw. direkt hinsichtlich ihrer Anforderungen an ein neues Produkt befragt und werden sowohl in den Designprozess als auch in die Gestaltung der Funktionen einbezogen. Neue Medien und Plattformen unterstützen die Entwickler dabei, die gemeinsam geschaffenen Produkte und Dienstleistungen in die Realität umzusetzen.

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5.3 Handlungsempfehlungen für die digitalen Welt von Morgen

Im Folgenden werden Handlungsempfehlungen aufgeführt, die im Rahmen der Trendstudie entstanden und als sinnvoll für die Weiterentwicklung der digitalen Welt in Deutschland bis 2025 erachtet werden. Die Ergebnisse aus der Trendanalyse, der Systemanalyse, der Vergleichsanalyse sowie den möglichen Visionen sind dabei Grundlage für die Ableitung der Handlungsempfehlungen.

1. Digitale Medienkompetenz als Pflichtveranstaltung der Aus- und Weiterbildung Im Rahmen des Trendreports wurde die Wichtigkeit einer digitalen Medienkompetenz für unterschiedliche Zielgruppen deutlich herausgearbeitet. Insbesondere für Lehrkräfte haben sie jedoch eine besondere Bedeutung, um neue Medien in allen Aspekten der schulischen Ausbildung ideal zu integrieren und sie zum Vorteil von Lehrern und Schülern einzusetzen. Dies beinhaltet nicht nur didaktische Methoden, um mit den neuen Medien umzugehen, sondern auch Programmierkenntnisse zu besitzen oder Wissen darüber zu erlangen, wie die Schüler ihre Zeit im Netz tatsächlich verbringen. Hier können Lehrkräfte ideal durch wissenschaftliche Einrichtungen im Bildungsbereich unterstützt werden, indem sie Lernplattformen auch für Lehrer einrichten und mit Materialien ausstatten, welche eine Anwendung ermöglichen, die nahe am Alltag der Kinder und Jugendlichen ansetzt.

2. Zeitgemäße Unternehmenskulturen etablieren Flexible Arbeitszeitmodelle und ortsungebundenes Arbeiten halten Einzug in immer mehr deutschen Unternehmen. Die zusätzlichen Optionen werden von den Mitarbeitern meist positiv bewertet, auch wenn sich die tatsächliche Nutzung der Möglichkeiten differenziert gestaltet. Unter Berücksichtigung sich aktuell abzeichnender Gesundheitstrends sowie eines wachsenden Bewusstseins für die Nachteile der vernetzten Welt, wird es notwendig, nachhaltige und zeitgemäße Unternehmenskulturen zu etablieren. Diese dulden bspw. ein temporäres »nicht-erreichbar-sein« nicht nur, sondern fördern es sogar – denn der Mensch benötigt Regenerationszeiten um leistungsfähig zu bleiben. Besonders hohes Engagement wird in diesem Zusammenhang nicht länger anhand von aufgestauten Urlaubstagen oder angesammelten Überstunden bewertet, sondern am pünktlichen Verlassen des Büros.

3. Bring-your-own-device Lösungen für Schulen entwickeln Schulen müssen einen Mix aus traditionellen und modernen Medien verfolgen, um die Kinder und Jugendlichen ideal zu fördern. Dazu benötigen sie die notwendigen Geräte, welche allerdings kostspielig in der Anschaffung sind. Eine Lösung könnte ein »Bring-your-own-device« (BYOD) Ansatz sein, da Schüler aller Altersgruppen nahezu vollständig mit Smartphones, Tablets oder anderen technischen Geräten ausgestattet sind, mithilfe derer unterrichtet werden kann. Ein Lehrmodus müsste dabei sicherstellen, dass die Schüler sich auf die Lehrveranstaltung konzentrieren und parallel z.B. nicht im Internet surfen. Die Einbindung aller Schüler, d.h. auch solche aus benachteiligten Haushalten, die sich bspw. kein Gerät leisten können oder aus anderen Gründen kein eigenes haben, muss dabei garantiert werden.

4. Komplexität im Umgang mit der digitalen Welt abbauen

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Es bedarf wissenschaftlich fundierten Empfehlungen von Fachexperten, die bspw. die Dauer oder Art der Benutzung der neuen Medien in unterschiedlichen Altersgruppen berücksichtigen. Auch Transparenz über Filter und Einschränkungsmöglichkeiten von ungeeigneten Seiten im Internet sind hilfreich für alle, die erzieherische Aufgaben übernehmen. Ähnlich wie bei Filmen könnten Altersbeschränkungen für gewisse Seiten im Internet eingeführt werden, z.B. mittels eindeutiger Identifikation per elektronischen Personalausweis. Die vertrauensvolle Bewertung von Produkten und Dienstleistungen in der digitalen Welt schafft darüber hinaus für alle Nutzer mehr Transparenz und die Filterung der Ergebnisse ermöglicht eine Reduktion der Komplexität. Gleichzeitig muss untersucht werden, welche Auswirkungen individuell auf den Nutzer zugeschnittene Lösungen, wie z.B. personalisierte Suchergebnisse, haben – die selektive Wahrnehmung der digitalen Welt bietet schließlich Einschränkungen.

5. Die Reduktion des digitalen Fußabdrucks bewerkstelligen Der uneingeschränkten Datengenerierung muss Einhalt geboten werden, um einerseits die im Netz verfügbaren Informationen nicht durch einen undurchdringlichen Wildwuchs unauffindbar zu machen und andererseits Ressourcen einzusparen, die durch unser verändertes Handeln vermehrt in Anspruch genommen werden. Ein Gütesiegel für besonders ressourcenfreundliche Seiten könnte in diesem Kontext eingeführt und Transparenz über die Auswirkungen unser digitales Handeln geschaffen werden. Wie viel CO2 wird bspw. durch einen Klick in Deutschland und in anderen Ländern ausgestoßen? Was bedeutet es, jährlich ein neues Smartphone zu kaufen? Und wo auf der Welt zeichnen sich die Auswirkungen unseres veränderten Handelns in Europa am stärksten ab? Kompensationsmaßnahmen könnten durch die Beantwortung dieser Fragestellungen ermöglicht und die Nutzer somit zu einem verantwortlicheren Umgang mit der digitalen Welt ermutigt werden.

6. Innovationshubs für digitale Lösungen im ländlichen Raum schaffen Die räumliche Verortung der Siegerprojekte aus dem Wettbewerbsjahr 2015 zeigt, dass nur wenige Ideen für die digitale Welt aus dem ländlichen Raum stammen. Lösungen werden derzeit hauptsächlich in Großstädten mit Unternehmenssitzen und Standorten von wissenschaftlichen Einrichtungen entwickelt. Der Trendreport 2014 hat allerdings bewiesen, dass die Herausforderungen, welchen sich der ländliche Raum gegenüber sieht, am besten vor Ort begegnet werden können. Wo bleiben also die Innovationszentren für digitale Fragestellungen, die explizit den ländlichen Raum betreffen?

7. Simulationsverfahren durch Virtual Reality fördern Information Acceleration ist ein marktorientiertes Simulationsverfahren, das die Möglichkeit bietet, mit Hilfe von virtuellen Realitäten Erprobungs- und Erlebnisräume zu schaffen und Blicke in die Zukunft zu realisieren. Dadurch können zukünftige Innovationen, hauptsächlich aus dem technologischen Bereich, virtuell getestet werden und Anwender möglichst authentisch in die angestrebte Zukunftssituation versetzt werden. Ziel der Methode ist es, während der Prototyp-Phase den Absatzverlauf der geplanten Innovation voraussagen zu können. Durch die stetige Zunahme der Digitalisierung kann Information Acceleration auch für andere Arbeits- und Lebensbereiche eingesetzt werden, um virtuelle Erfahrungen mit Neuheiten zu machen, ohne dass diese in der Realität vorhanden sein müssen – ganz im Sinne der Ressourceneffizienz.

8. Städte als Datenquellen durch kommunale Hand nutzen

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In urbanen Zentren werden derzeit Unmengen an Daten durch die Bewohner, Besucher und dort agierenden Akteure generiert und genutzt – allerdings meist durch globale Unternehmen. Möchten Kommunen Daten nutzen, um den Raum zu analysieren oder auf Basis der Erkenntnisse Veränderungen anzustoßen, müssen sie diese erst teuer einkaufen. Beispielhaft kann hier das Mobilitätsverhalten genannt werden. Allerdings bestehen die finanziellen Möglichkeiten, Datensätze einzukaufen oder eigenverantwortlich großflächig Daten zu erheben, häufig nicht. Durch moderne Lösungen wie Tracking-Apps könnten kostenintensive Erhebungen, wie z.B. die des Modal Split, automatisiert und wesentlich günstiger regelmäßig durchgeführt werden.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

6 Literatur- und Quellenverzeichnis

BITKOM (2015): Green IT. URL: http://www.bitkom.org/de/themen/51049.aspx, zuletzt geprüft: 28.5.2015. BITKOM (2014): Smartphone und Internet gehören für Kinder zum Alltag. URL: http://www.bitkom.org/de/markt_statistik/64026_79221.aspx, zuletzt geprüft: 27.5.2015. BMUB – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; UBA Umweltbundesamt (2014): Umweltbewusstsein in Deutschland 2014. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. URL: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/umweltbewusstsein_in_deutschland.pdf, zuletzt geprüft: 27.05.2015. Bpb – Bundeszentrale für politische Bildung (2011): Dossier Open Data. URL: https://www.bpb.de/gesellschaft/medien/opendata/64055/was-sind-offene-daten, zuletzt geprüft: 27.5.2015. Brodbeck, Felix C.; Guillaume, Yves, R. F. (2010): Arbeiten in Gruppen. In: Kleinbeck, U.; Schmidt, K.-H. (Hrsg.): Enzyklopädie der Psychologie. Band Arbeitspsychologie, S. 383-443. Göttingen, Hogrefe. Cornell University; INSEAD – The Business School for the World; WIPO – World Intellectual Property Organization (2014): The Global Innovation Index 2014. The Human Factor in Innovation. URL: https://www.globalinnovationindex.org/content.aspx?page=gii-full-report-2014; zuletzt geprüft: 30.06.2015. Cradle to Cradle e.V. (2015): C2C Konzept. URL: http://c2c-ev.de/c2c-konzept/denkschule/; zuletzt geprüft: 14.06.2015. EMC Corporation (2014): The Digital Universe of Opportunities. Infobrief. URL: http://www.emc.com/collateral/analyst-reports/idc-digital-universe-2014.pdf, zuletzt geprüft: 27.5.2015. European Commission (2015): Moving Towards a Circular Economy. URL: http://ec.europa.eu/environment/circular-economy/index_en.htm, zuletzt geprüft: 28.5.2015. Fraunhofer IAO – Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (2015a): Langzeitstudie zum zehnjährigen Wettbewerbsjubiläum von »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«. Internes Projektdokument als wissenschaftliche Begleitstudie zum Wettbewerbsjubiläum. Fraunhofer IAO – Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (2015b): Auswertung der eingereichten Projektunterlagen im Wettbewerbsjahr 2015 mit dem Jahresthema »Stadt, Land, Netz! – Innovationen für eine digitale Welt«. Interne Projektunterlagen.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

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Literatur- und Quellenverzeichnis

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Fraunhofer IAO Trendstudie »Stadt, Land, Netz!«

Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«

Literatur- und Quellenverzeichnis

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