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AUF DEM WEG ZUR KREATIVEN STADT TRIER UNIVERS.CITY

Trier Universcity Booklet

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Auf dem Weg zur kreAtiven StAdt

Trier Univers.ciTy

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... ist ein vom Campus für Gestaltung an der Hochschule Trier zusammen mit seinen Studie-renden initiiertes offenes Format. Es ist entstan-den aus den Ideen, die sich mit den Konzepten von „open innovation“, „open university“ und

„open city“ verbinden. Die Überlagerung und Durchdringung dieser Konzepte eröffnet ein Handlungs- und Gestaltungsfeld, in welchen mit Veranstaltungen und Ausstellungen, Aktionen und Interventionen, Laboratorien und Projekt-entwicklungen nachhaltige Wechselwirkungen zwischen Hochschul- und Stadtentwicklung an-geregt werden.

trier univers.city ist auf Offenheit, Teilha-be und Mitwirkung angelegt. Dahinter steht die Überzeugung, dass Trier auf dem Weg zu einer kreativen Stadt und vitalen Region umso besser vorankommen wird, wenn die lebendige Ver-schränkung von Kultur- und Bildungsinstituti-onen, von Wirtschaft und Politik mit dem Lern- und Erlebnisort Stadt und – nicht zuletzt – aus ihrer Bevölkerung heraus immer wieder neue Impulse erhält. Ohne Zweifel können hier die Hochschulen gerade in einer Stadt wie Trier eine wertvolle Rolle spielen. Mit seiner zunehmenden Entwicklungs dynamik zum Campus für Gestal-tung am Moselufer wird der Fachbereich Gestal-tung damit selbst Bestandteil urbaner Entwick-lung. So wie schon das traditionsreiche Gebäude der früheren Handwerker- und Kunstgewerbe-schule am Paulusplatz in seiner stadträumlichen

Verschränkung und werkkunstpädagogischen Programmatik immer auch wieder Impulsgeber für Modernisierungen war, die durch den tech-nologischen Wandel und im gesellschaftlichen Fluss der Zeiten gefordert waren.

„Ewige Unruhe – 100 Jahre Paulusplatz und mehr!“ – aus diesem Jubiläumsanlass wird das Potenzial von trier univers.city mit einer exemp-larischen Projektauswahl belegt und mit diesem kleinen Booklet medial begleitet. Entlang eines Weges, der zehn Stationen über den Campus verteilt, werden Konzepte, Entwürfe aber auch einsatzfähige Designentwicklungen oder seit lan-gem interregionale und internationale kulturelle Praxis präsentiert, die aus dem Fachbereich Ge-staltung in die Stadt, die Region und Großregion hineinwirken wollen und hierfür wertvolle An-regungen geben. Über die konkreten Vorschläge dieser Beiträge hinaus gilt es aber, noch etwas an-deres zu kommunizieren: trier univers.city ist als eine unabgeschlossene und offene Initiative nach vielen Seiten anschlussfähig. In diesem Sinne fungiert trier univers.city als ein Claim, der wie ein Fächer vielseitig entfaltet werden kann, da-mit unterschiedlichste Kompetenzfelder zusam-menzuführen und diese auch in verschiedenste Richtungen möglicher und sinnvoller Hochschul- und Stadtentwicklung zu lenken vermag. Der Weg hin zur kreativen Stadt ist dabei nur eine von vielen Optionen, die im Zusammenwirken von Hochschule und Stadt angeregt werden kann.

Trier Univers.ciTy

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aUf dem weg zUr kreaTiven sTadT

Damit der allseits zu beobachtende Hype um die „kreative Stadt“ oder die „städtische Kreativität“ nicht ins Leere läuft, ist die Frage nach den Bedingungen zu stellen, welche für die Herausbildung von Kreativität – und ihrem Gefolge: die Möglichkeit für das Entstehen einer Innovationskultur im Umgang mit dem urbanen Raum – günstig sind. Damit das noch Junge und Neue schließlich auch wirksam werden kann, ist der Aufbau von produktiven Spannungen, die Profilierung von Systemdifferenzen, die Erzeugung von Vielfalt und Kom-plexität, das Zulassen von Störungen und Widerspruch ohne Zweifel für die Entfaltung eines Raums konstitutiv, in dem sich kreativer Eigen- und Möglichkeitssinn beheimaten kann.

Auf den folgenden, die Ausstellung „trier univers.city – auf dem Weg zur kreativen Stadt“ begleitenden Seiten wird nun mit zehn Stationen ein Aktionsfeld umrissen und mit ausgewählten Projekten belegt, innerhalb dessen sich ein kreatives Klima durch jeweils unterschiedliche Wechselwir-kungen zwischen Hochschule und Stadt ausbreiten und ver-stärken kann. In urbanen Kontexten gedacht ist hierbei zu al-lererst der wichtigste Speicher für das kreative Kapital einer Stadt zu nennen: Das sind ihre besonderen Orte! Dabei ste-hen aber gar nicht die besonders prominenten Orte mit ihren abgesicherten Bedeutungen und Funktionen im Vordergrund. Vielmehr geht es um vergessene oder verlorene Orte, die aber ein erhebliches, unausgeschöpftes Potenzial für Kreativitäts-entwicklung, für wirtschaftliche wie auch für soziale und ur-bane Innovationen bereithalten.

Die frühere Lokrichthalle in Trier-Euren steht beispiel-haft für einen solchen, inzwischen seit Jahrzehnten „verlo-renen Ort“. Studentinnen und Studenten der Fachrichtung Architektur haben diesem brachliegenden Industriegebäude als Forschungs- und Entwicklungszentrum für interdiszip-

linäres Lernen und Experimentieren zwischen den beiden Hochschulhügeln, auf der Talsohle in Moselnähe gelegen, eine zukunftsweisende Nutzung zugewiesen. An der ersten Station des Rundgangs, Orte und Potenziale, werden die Ent-wurfsergebnisse umfangreich dargestellt.

Geografische Grenzen und soziografische Schichtungen sind für Identifikation kreativer Milieus gleichermaßen es-sentiell wie die der Orte, deren Identität durch Abgrenzung überhaupt erst entsteht. Ohnehin lässt sich der kreative Pro-zess als die Überwindung von Schranken, also als die Her-stellung von Kommunikation und Kooperation zwischen ver-schiedenen Kulturen einigermaßen treffsicher beschreiben. In diesem Kontext wird das aus dem Fachbereich Gestaltung hervorgegangene und beispielhaft für eine Kultur kreativer Grenzüberschreitung agierende Cross-Border-Network of of History and Arts an der zweiten Station im Deutungszusam-menhang von Grenzen und Übergängen präsentiert.

Die dritte Station steht unter der Überschrift Gedächtnis und Erinnerung und ist mit der vorangegangenen Etappe eng verbunden. Der gemeinsame Nenner ist hier die europäische Geschichte, die in vielfacher Weise identitätsbildend wirkt. Mit der Veröffentlichung einer in der Fachrichtung Intermedia De-sign entwickelten, voll funktionsfähigen Mobile-Media-App zum Auffinden von Stolpersteinen wird Erinnerungskultur mit medialen Mitteln vor Ort zu einer anrührenden Naher-fahrung verdichtet. Dieser Aufruf des kulturellen Gedächtnis-ses der jüngsten Vergangenheit ist aber ebenso in die Zukunft gerichtet; denn angesichts des historisch gewordenen Schre-ckens in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts werden junge Menschen in Trier – ganz im Sinne des Cross-Border-Networks

– angeregt, an der Vision eines besseren Europas festzuhalten und diese weiter zu bearbeiten.

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Der Weg zur kreativen Stadt ist für sich selbst genommen als ein Prozess zu begreifen. Dieser Prozess benötigt starke Bilder aber auch Wegmarkierungen. Die vierte Station gibt deshalb Raum für Markierungen, Marken und Marketing, in dem sich die Stadt aber auch die Dinge des täglichen Ge-brauchs am Markt neu positionieren. So bietet die an der Fachrichtung Kommunikationsdesign entstandene Master-arbeit „Stadtmarketing im Designkontext“ Lösungen für Trier. Im Anschluss hieran wird in der fünften Station sicht-bar, dass sich unter dem Einfluss der sozialen Medien die zunehmend vernetzte Ökonomie mit dem medial forcierten Paradigma des Teilens und der Teilhabe auseinanderzusetzen hat. Es gilt, das Konzept der Zivilgesellschaft auch aus der Hochschule heraus mit Leben zu füllen. Belegt mit einer Aus-wahl studentischer Medienengagements wird hierbei deut-lich, dass die kreative Stadt immer auch als eine soziale Stadt zu konzipieren ist.

Um dem Phänomen Stadt in all seiner örtlichen Vielfalt und Komplexität, Konkretheit wie Abstraktkeit mit kreati-ven Absichten überhaupt habhaft werden zu können, ist der Stadtraum immer auch als ein Denkraum und Spielraum zu begreifen. In diesem Raum sind Strategien der Gestaltung mit Strategien der Durchsetzung zu verbinden. Das an die-ser sechsten Station präsentierte 3D-Strategiespiel gibt einen ersten Eindruck, wie Gamification-Konzepte als ambitionier-te Interaktionsangebote für die Aneignung von Geschichte fruchtbar gemacht, aber dabei auch weiter gedacht werden können. Der Stadtraum ist aber nicht zuletzt auch ein Raum für Inszenierungen von Ereignissen und Erlebnissen. Die siebte Station bezieht sich hier beispielhaft auf die stadtweit bekannte Präsenz der Modenschauen oder auf die Konzept-ausstellung „Dunkel war’s...“, die im innerstädtischen Raum

„Glanzlichter“ setzen möchte.

Als älteste Stadt Deutschlands hält Trier schließlich eine wei-tere Herausforderung bereit. Wie kann Altes und Neues in dieser Stadt in innovativer Weise aufeinander bezogen wer-den? Auf der achten Etappe des Rundgangs wird diese Frage mit einer nächtlichen Grossbildprojektion beispielhaft be-antwortet. „Binary Patina“ begibt sich als Live-Performance mit der Fassade des Gebäudes am Paulusplatz in einen audio-visuellen Dialog. Die kreative Stadt muss ästhetisch-sinnlich spürbar werden und sich hierfür neue Formen öffentlicher Kommunikation erschliessen. Wie schließlich an der neun-ten Station Schreiben, Lesen, Sprechen ausführlich doku-mentiert, vermag aber die Anstiftung schöpferischer Dialoge ebenso über die klassischen Publikationsformen von Schrif-ten, Vortragsreihen, Tagungen und Symposien in die Öffent-lichkeit hineinzuwirken.

Hochschul- und Stadtentwicklung in kreative Wechsel-wirkung zu bringen und in diesem Prozess den sich neu for-mierenden Campus für Gestaltung als ein Pilotprojekt bei-spielhaft in Stellung zu bringen, das ist kein Selbstzweck. Es ist ein politisches Gebot, das auf die globale Dynamik einer zunehmend ästhetisch geprägten Kreativ-Ökonomie zeit-gemäß antworten möchte. Letztendlich geht es hier um die wirksame Kopplung von Kreation und Innovation, die immer deutlicher über effiziente Designstrategien erfolgt. An der zehnten und letzten Station dieses Rundgangs haben deshalb auch unsere Studentinnen und Studenten das letzte Wort; denn das Gelingen einer produktiven Verbindung von Krea-tion und Innovation entscheidet letztlich darüber, ob die kre-ativen Köpfe zusammen mit und in dieser Stadt und Region eine Zukunft haben werden.

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Jede Stadt, wie auch Trier, hat ihre Nischen und Lücken, ihre Resträume und Brachen, ihre ein-dimensional wie monofunktional genutzten Flä-chen, ihre ausgegrenzten Bezirke, ihre Ränder und Grenzzonen. Und es ist kein Zufall, wenn diese Nicht-Mehr- oder Noch-Nicht-Orte bevor-zugt von zumeist noch jungen Menschen als „hot spots“ mit unausgeschöpftem Entwicklungspo-tenzial wahrgenommen und auch erschlossen werden. Solche Nicht- und Unorte scheinen einen

besonderen „Quellcode für Kreativität“ in sich zu tragen. Vor diesem Hintergrund sind – zusam-men mit dem Campus für Gestaltung und seinen über eintausend kreativen Köpfen – die Problem-zonen der Moselmetropole und ältesten Stadt Deutschlands zu allererst als ein Raum urbaner Möglichkeiten zu betrachten, aus denen sich Zu-kunft entwerfen, gestalten und entwickeln lässt. Neben den vielfältigen verlorenen Orten, welche die Stadt dem kreativ-korrigierenden Blick zu bieten hat, ist die „Kunstschule am Paulusplatz“ selbst ein solcher Ort, dessen Potenzial, gerade auch in seinem stadt- und architekturräumlichen Gefüge wieder neu zu entdecken ist.

orTe & poTenTiale

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Orte & POtentiale

Orte im Hinblick auf ihre Potenziale zu befragen, ist von essentieller Bedeutung für die Gestaltungsaufgabe der Architektur. Für angehende Architektinnen und Architektinnen ist es zudem wichtig, den Raum der Möglichkeiten auch mit Utopien füllen zu dürfen. Die im Sommersemes-ter 2013 in der Fachrichtung Architektur bearbeitete Entwurfsaufgabe ist hierfür ein gutes Beispiel: „Trier als „kleine Großstadt“ mit zwei pros-perierenden Hochschulen möchte für ihre Hochschulen ein gemeinsames Forschungs- und Entwicklungszentrum anbieten.“ Das war der Ausgangs-punkt. Dieses Forschungs- und Entwicklungszentrum soll zwischen den beiden „Hochschulhügeln“ Tarforst und Schneidershof vermitteln. Vor-gesehen ist hierfür die ehemalige Lokrichthalle im Trierer Westen.In stadtplanerischer Sicht bietet sich aber an, die angesprochene Ent-wicklungsthematik flussabwärts, über die Römerbrücke, danach der Mosel noch weiter folgend über die Kaiser-Wilhelm-Brücke hinaus zu denken. Denn von der Lokrichthalle, in enger Nachbarschaft zum ge-rade neu erblühenden Bobinet-Gelände, schauen wir in eine noch we-nig entwickelte Stadt-am-Fluss-Landschaft. In Abstimmung mit dem durchaus attraktiven wie vielfältigen Ensemble von Anrainern könnten hier aus der Schnittstelle univers/city einmal mehr wertvolle Impulse er-wachsen. Die Rede ist vom Campus für Gestaltung und der Europäischen Kunstakademie, denen man, auch in der Zusammenschau auf die Archi-tektur, das Design und die Künste, einen verbindenden Brückenschlag wünschte. Die Fachrichtung Architektur arbeitet konsequent an dieser Option. Nach Beiträgen zur Entwicklung von Trier-West oder Vorschlä-gen für den Bau einer Moseltherme für Trier-Nord, sind von hier aus wei-tere Anregungen für Trier als Stadt am Fluss zu erwarten.

Prof. Dr.-Ing. Matthias Sieveke vertritt das Lehrgebiet Konstruieren und Gebäudetechno-logie in der Fachrichtung Architektur und ist

Prodekan am Fachbereich Gestaltung

Orte von essentieller Bedeutung

Matthias Sieveke

Die Lokrichthalle in Trier-Euren

Primäres Ziel dieses Entwurfs von Julie Lorang ist, dass „die riesige Halle mit Leben gefüllt wird, Studierende aus Trier zum Forschen und Experi-mentieren zusammenkommen, ein konzentrier-tes Lernumfeld zum interdisziplinären Arbeiten vorfinden und sich in den Räumlichkeiten gerne aufhalten“. Die komplexen Entwurfsanforderun-gen werden gestalterisch, funktional und kon-struktiv mit einem schlüssigen Konzept beant-wortet. Der „grüne Steg“ führt als signifikantes Element längsseitig durch die Halle und schließt nach Außen an die repräsentativen Treppenhäu-ser an. Die sich so entwickelnde Raumlandschaft bietet zahlreiche unterschiedliche Zonen, welche auf die Anforderungen der Funktionen reagieren. Die Höhenentwicklung des Steges, seine Textu-ren, die Setzung der Öffnungen bieten Orientie-rung und räumliche Identifikation. In der Mitte der Halle befinden sich als zentraler Treffpunkt die zweigeschossig angeordnete Mensa und die öffentliche Bibliothek. Labor- und Werkstattnut-zungen werden westlich angeordnet. Die Ostseite wird als eine begrünte, überdachte Außenfläche ausgeformt. Die Öffnungen im Dach unterstüt-zen das Mikroklima in der Halle. Die Luft wird gereinigt, die Energiekreisläufe werden unter-stützt.

lokrichThalle

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Die Großregion ist eine Grenzregion und Trier eine Stadt im Grenzbereich. In dieser besonderen, europäischen Lage ist ein unschätzbares krea-tives Potenzial eingeschlossen, das mehr noch als bisher zu heben ist. Die Überschreitung von Grenzen wie die Überwindung von Schranken ist für die Entfaltung von Kreativität essentiell. Der

„Step Across the Border“ zwischen Sprach- und Denkkulturen, zwischen Kommunikations- und Lebensformen, zwischen Imagination und Rea-lität ist für junge Kreative vor allem Chance für innovative Vielfalt in immer wieder neuen Nach-barschaften. Sowohl der Grenzstadt Trier wie auch dem Campus für Gestaltung ist in dieser exponierten geografischen Lage das Programm kreativer Grenzüberschreitungen darum sub-stanziell eingeschrieben. An der Schnittstelle von Kultur, Kreativität und Wirtschaft lässt sich hieraus eine Identität des Ortes ableiten, für die eine Kultur der Grenzübergänge, auch als ein at-traktives Alleinstellungsmerkmal, konstitutiv ist. Das vom Fachbereich Gestaltung initiierte, seit über sieben Jahren mit immer größerer Reichwei-te operierende Cross-Border Network of History and Arts ist in diesem Sinne beispielgebend und hat sich zu einem internationalem Botschafter nicht nur für den Campus für Gestaltung son-dern für Trier insgesamt entwickelt.

grenzen & Übergänge

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Grenzen & ÜberGänGe

www.cross-border-network.eu [email protected]

Das Hochschul-Netzwerk «Cross-Border Net-work of History and Arts» organisiert seit 2007 grenzüberschreitende und interdisziplinäre Pro-jekte, die sich jährlich mit einer für Europa kul-turhistorisch wichtigen Thematik beschäftigen. Initiiert und koordiniert wird das Netzwerk von Anna Bulanda-Pantalacci, Professorin am Fach-bereich Gestaltung der Hochschule Trier. Moti-vation und Ziel war, ein nachhaltiges Folgekon-zept von «Erinnerungsräume – Architekturen des Krieges in der Großregion», das im Rahmen von «Luxemburg und Großregion – Kulturhauptstadt Europas 2007» entstand, als eine angewandte und dauerhafte Kooperation der Hochschulen im Bereich der Kultur zu etablieren. Hochschulen der Großregion (Deutschland, Frankreich, Bel-gien und Luxemburg) bilden den Kern des Netz-werks. Nach 2007, im Verlauf der Projekte, konn-ten weitere europäische und außereuropäische Partner gewonnen werden (Polen, Irland, Italien, USA, Kanada, Georgien).

Die in diesem Netzwerk im Jahresrhyth-mus bearbeiteten Kulturprojekte greifen immer aktuelle Fragestellungen auf, entwickeln und bearbeiten diese aus einer historisch fundier-ten Perspektive. So wird zudem eine interdis-ziplinäre Verzahnung der wissenschaftlichen

und der künstlerischen Bereiche befördert. Die Wechselwirkung zwischen Geschichte und Kunst in einem internationalen Umfeld regt dazu an,

„fremde“ Denk- und Arbeitsweisen ohne Berüh-rungsängste zu akzeptieren, auszuprobieren und umzusetzen. Durch die persönliche Erfahrung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Vergangenheit und Gegenwart wird das Interesse für ein gemeinsames Europa geweckt, lebendig gehalten und mit neuen Ideen bereichert.

Da die Rahmenbedingungen, trotz kulturel-ler und sprachlicher Barrieren, einen intensiven Austausch ermöglichen, erwerben die Studieren-den während der Projekte interkulturelle Kom-petenzen und tragen damit zur Verständigung zwischen den Völkern Europas bei. Das Netz-werk hat als ein Modell für die Verständigung und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern auch Vorbildcharakter für andere Kooperationen. Das zugleich lokal geprägte, wie auch grenz-über-greifende Kulturprojekt verbindet die Menschen, die Hochschulen und die Länder Europas. Das Forum trägt durch seine rege Ausstellungs- und Publikationstätigkeit dazu bei, dass breite Schichten der Bevölkerung sich den historischen Themen öffnen können.

cross-border neTwork of hisTory and arTs

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Grenzen & ÜberGänGe

Die studentische Künstler- und Performancegruppe „Landgang“ agiert nach dem Vorbild der Fluxusbewe-gung aus den 60er Jahren, welche die Elemente der Bildenden Kunst mit Klang, gesprochenen Texten, Lichtprojektionen sowie Körpersprache verbindet und auf diese Weise die Umgebung in einen theat-ralen Aktionsraum verwandelt. Sie ist ebenso der Tradition experimenteller szenischer Darbietungen verbunden, wie diese zum Beispiel von Oskar Schlem-mer im Bauhaus kultiviert wurden. Mit ihren Ver-wandlungen setzt „Landgang“ Zeichen für Toleranz, Verständnis und Frieden zwischen den Völkern, the-matisiert Grenzerfahrungen zwischen verschiedenen Kulturräumen, zeichnet ein Porträt für ein mögliches Miteinander.

Inzwischen hat sich die Gruppe „Landgang“ in der Großregion und über deren Grenzen hinaus mit den dichten Bildern und poetischen Figurationen ih-rer Performanceaktionen in vielen Auftritten einen Namen gemacht: So mit mehreren Performances im Rahmen des Projektes „ Tour der Melodie“ zum 25jäh-rigen Jubiläum der Schengener Verträge 2010, zum Abschluß des Projektes “Erzwungene Migration“, Eu-ropean Forum of History and Arts, in Kreisau 2011, in den Berliner Ministergärten 2011, in Luxembourg Stadt anläßlich des Transatlantic Dialogue 2011, beim Mirabellenfest der Großregion 2012, auf dem Kultursommerschiff am Moselufer Trier 2013 und für die Illuminale 2013 in Trier.

„Landgang“ wie auch auf den Foren des Cross-Bor-der Networks of History and Arts in internationaler

Atmosphäre entstandene Kunstprojekte wie „The Multicultural Table“ (AgnieszKa Jagiełło, Natalia Go-zdowska, P) oder „Take a Risk“ (Lisa Ramensee, D) ste-hen beispielhaft für eine Form der von Professor Anna Bulanda-Pantalacci initiierten Erinnerungsarbeit, die

– der Zukunft zugewandt – eine Quelle positiv wirken-der Energien ist; Energien und Inspirationen, die sich in der von ihr auf den Weg gebrachten, interdiszipli-nären und internationalen mobilen Hochschule seit 2007 verbreiten. Dieses Netzwerk besteht inzwischen aus 14 Kunst- oder Designhochschulen und Univer-sitäten aus 9 europäischen Ländern wie aus Übersee. Neben den gestalterisch-künstlerischen Disziplinen sind diese Universitäten derzeit mit den Fachgebieten Geschichte, Politologie, Soziologie, Kunstgeschichte repräsentiert.

Das Netzwerk verfolgt die Idee einer „noma-dischen“ Hochschule, die das Studium öffnen und dynamisieren möchte, aus dem fest gefügten insti-tutionellen Rahmen und dem Hochschulalltag jedes Jahr aufs Neue an bedeutungsvolle Orten in Europa herausträgt (Trier/Metz/Westwall; Krakau/Nova Huta; Schloss Namedy Andernach; Schengen; Krei-sau/Polen; Liège). Zentrales Ziel dieser auf Dauer an-gelegten Initiative ist es, Kreativität und Innovation im Gestaltungsprozess durch die Förderung inter-, trans- und multidisziplinärer Ansätze im Cross-Over der Disziplinen freizusetzen. Nicht nur durch die Zu-sammenkunft von Wissenschaft und Kunst, sondern auch innerhalb dieser beiden Bereiche findet eine Ver-zahnung verschiedener Disziplinen statt.

landgang Und andere poeTische figUraTionen

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Nahezu ein Viertel der Trierer Stadtbevölkerung sind Studentinnen und Studenten in einer Auf-bruchsphase ihres Lebens, das in die Zukunft gerichtet ist. Die älteste Stadt Deutschlands ist darum auch eine der jüngsten. Das kollektive Ge-dächtnis dieser Stadt sollte deshalb eine Erinne-rungskultur pflegen, die Geschichte produktiv in die Zukunft wendet. Allein die vergangenen ein-hundert Jahre, auch 100 Jahre Gestaltungsaus-bildung am Paulusplatz, überspannen einen in der Großregion tief verankerten Erfahrungsho-rizont, der für heutige und zukünftige Generati-onen bedeutungsvoll bleibt. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, in welcher Weise die Erin-nerung auf dieses Gedächtnis zugreift, und: „von welcher Realität aus das System in die Zukunft blickt.“ (Niklas Luhmann). In der europäischen Kern- und Großregion sind dabei die Schrecken des 20.ten Jahrhunderts für unser heutiges Euro-paverständnis, gerade auch angesichts aktueller Krisen und Anomien von zentraler Bedeutung. Dieses wachzuhalten und daraus positive Energi-en für die Zukunft zu gewinnen, ist eine funda-mentale Gestaltungsaufgabe, die am Campus für Gestaltung immer wieder bearbeitet wird.

gedächTnis & erinnerUng

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Gedächtnis & erinnerunG

Das inzwischen europaweit verbreitete „Stol-persteine“-Projekt geht auf den Künstler Gunter Demnig zurück. Quadratische Messing-Platten werden in den Bürgersteig vor Hauseingängen eingelassen, deren Bewohner zum Opfer des na-tionalsozialistischen Rassenwahns geworden sind. Auf den kleinen Gedenktafeln mit 10cm Kantenlänge wird der Name der Person, Geburt, das Datum der Verschleppung und der Todesort vermerkt. Stolpersteine gedenken ausdrücklich allen Opfern nationalsozialistischer Deportatio-nen. Bisher gibt es europaweit fast 43.500 solcher Steine, die damit zum größten örtlich verteilten Mahnmal in Europa geworden sind. Ihre Pflege und die Verwaltung der weiterführenden Infor-mationen liegt dabei in den Händen von freiwil-ligen ortsansässigen Gruppen und Vereine, die zeitweise auch Führungen anbieten.

Diese Gruppen sind allerdings mit der Nach-frage so ausgelastet, dass weder genug Geld für den ständigen Nachdruck der Info-Broschüren,

noch genug Zeit für vermehrte Führungen vor-handen ist. Um hier Abhilfe zu schaffen, haben die Intermedia Design Studenten Kim Becker, Pe-ter Nürnberger und Alexander Prümm eine Stol-persteine-Guide als Mobile-Media-Anwendung entwickelt. Hier werden über eine App die jeweils verfügbaren Hintergrundinformationen zu den Stolpersteinen für jeden frei zugänglich gemacht. Ziel ist es, die Vereine zu entlasten und dafür zu sorgen, dass auch spontane Erkundungstouren möglich werden. In der App werden Führungen, eine freie Karte und ein Lexikon angeboten, so-dass einerseits im Rahmen einer Führung direkt am Ort des Geschehens die passenden Einträge zum aktuellen Stein angezeigt werden. Anderer-seits besteht aber auch die Möglichkeit, die Stol-persteine in den mitwirkenden Städten eigen-ständig zu erkunden und Einträge noch einmal nachzulesen. Damit ist die Hoffnung verbunden, noch etwas mehr von dem Menschen an den Ort zurückbringen zu können, von dem er gewaltsam verschleppt wurde.

sTolpersTeine

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Die Gestaltungsaufgabe heute erschöpft sich nicht darin, den Produktnutzen im Hinblick auf seine Gebrauchswerte und Nutzerbedürfnisse zu optimieren. Produktwettbewerbe sind auch Kommunikationswettbewerbe. Um im Meer der (Konsum)Möglichkeiten die Orientierung nicht zu verlieren, sind Markierungen, die Positionie-rung von Markenkernen und ein ganzheitliches, ja sogar sinngebendes Marketing unverzichtbar geworden. In einer sich globalisierenden Welt sind gerade auch Städte wie Trier weithin sicht-bare Zeichenträger geworden. In diesem Sinne verbindet sich mit trier univers.city auch der Ver-such, Tradition mit Modernität zu verschränken, hierfür das kreative Potenzial der Hochschulen und Markenbewusstsein auf der Höhe der Zeit ins Spiel zu bringen. Die Gestaltungsausbildung ist dabei auf einen engen Austausch mit der Wirt-schaft ganz besonders angewiesen. Denn nur so lässt sich die notwendige Nähe zum Markt si-cherstellen, die für das Entstehen von Innovatio-nen unerlässlich ist.

markierUngen, marken, markeTing

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MarkierunGen, Marken, MarketinG

Eine Stadt wird heute mehr und mehr als Marke verstanden, präsentiert und vermarktet. Neben den klassischen Marketingprozessen stellt auch die visuelle Identität und Formsprache einen wichtigen Erfolgsfaktor innerhalb des Stadtmar-ketings dar. Dieser Sachverhalt wird auch durch das zunehmende mediale Interesse deutlich. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Mas-terarbeit „Stadtmarketing im Designkontext“ von Silvia Gessinger, betreut von Prof. Andreas Hogan, schwerpunktmäßig mit der Wirkung und Werbekraft von visuellen städtischen Er-scheinungsbildern. Die auf Basis umfassender Recherchen und vergleichenden Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundla-ge für die Entwicklung eines möglichen neuen Corporate Designs der Stadt Trier, das zugleich exemplarischen Charakter hat und in allen Pha-sen vorgestellt wird. Hierbei stehen zunächst die unterschiedlichen Anlässe zur Logogestaltung im Vordergrund. Die in dem Findungsprozess ermittelten Möglichkeiten werden skizzenhaft dokumentiert und ausgearbeitet und dienen als Grundlagen für eine weitere Spezialisierung bis hin zur Logogestaltung.

Aus den Ansätzen wurde eine Möglichkeit ausgewählt und zu einem Logo mit verschiede-

nen Anwendungen weiterentwickelt. Das Zeichen stellt eine Reduktionen der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der Stadt Trier, dar und fungiert als dynamisches Zeichen mit Projektionsfläche für unterschiedliche Themen. Die Form ist einpräg-sam und auf allen Medien reproduzierbar. In den verschiedenen Anwendungen, wie der Geschäfts-ausstattung, dem Webportal, unterschiedlichen Plakatserien, Beschriftungen und Leitsystemen sowie diversen Merchandisingprodukten wird das neue Corporate Design visualisiert.

Am Ende dieser Arbeit steht ein Resümee, in dem die wichtigsten Erkenntnisse zusammenge-tragen werden. Die Anforderungen und Voraus-setzungen für ein gutes Design werden aufgelis-tet und verdeutlicht. Die Diskrepanz zwischen gutem Design und deren Akzeptanz, ein häufiges Problem bei der Implementierung neuer Erschei-nungsbilder, wird an dieser Stelle thematisiert. Es wurden Möglichkeiten entwickelt, neue Er-scheinungsbilder besser auf dem Markt zu etab-lieren. Denn ein erfolgreiches Corporate Design hängt nicht nur von der gestalterischen Leistung ab, sondern vielmehr von der Kommunikations-politik, die eine Sensibilisierung aller Beteiligten erreichen muss.

sTadT- markeTing

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MarkierunGen, Marken, MarketinG

Es gilt, die wichtigste Mahlzeit des Tages zum „Frühstücks-Hopping“ zu entwickeln, denn jedes 7. Kind geht ohne Frühstück aus dem Haus. Der Produktnutzen, sich schnell und unkompliziert für einen optimalen Start in den Tag zu versor-gen, sollte in einer authentischen Ansprache Schüler und junge Erwachsene erreichen. „Früh-matz“ zeigt ein Rotkehlchen aus collagierten Zu-taten, die Leichtigkeit suggerieren. Zudem geht über den Naturschutzbund NABU mit jeder ver-kauften Packung ein bestimmter Betrag an den Vogelartenschutz. Die erfolgreiche Kooperation zwischen Arla/MUH Milch-Union Hocheifel und dem Lehrgebiet Design Köprer Raum besteht seit 2008.

Diese Projekte sind in dem

Lehrgebiet Design, Körper,

Raum / Gestaltungs-

grundlagen 3D unter

Leitung und Betreuung

von Prof. Anita Burgard

entstanden.

Arla Foods - Der funktio-

nelle Frühstücksdrink:

Jennifer Tatarinov,

Andreas Welter, Jan Malte

Stock, Lynn Harles, Chris-

topher Paul, Judith Bürger,

Vanessa Kirsch

Wünscheroute „Einkaufen

von Marx bis Mosel“:

Anna Weist, Almut

Schmitt

Arla FoodsDer funktionelle Frühstücksdrink

Wünscheroute „Einkaufen von Marx bis Mosel“

Mieter und Besitzer von Geschäftshäusern der drei Straßenzüge: Brücken,-Jüdemer- und Karl-Marxstraße forcieren die Attraktivitätsstei-gerung ihres Handlungsraumes, der abseits am Rande der Innenstadt liegt. Die Bildmarke des Logos visualisiert die Lage der Straßenzüge zu-einander und assoziiert in ihrer Form eine Wün-scherute, welche inhaltlich und formal als Inspi-ration für die Wortmarke „Wünscheroute“ diente. Ergebnis: Fahnen, Schaufenster und Inszenierun-gen im Straßenbereich fördern ein von weitem sichtbares und aktives Facelifting der Location im Gesamten. Tragetaschen, Postkarten, etc. un-terstützen zusätzlich die einzelnen Geschäfte.

prodUkT- kommUnikaTionen

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Lobby GestaltungHandwerkskammer Trier

BörnerKüchenaccessoires

Der Eingangsbereich verbindet das Äußere mit dem Inneren eines Gebäudes, wird zum „Vor-zimmer“ für erste Kontaktaufnahmen, ist Me-dium zur Kommunikation und Orientierung. Die Wandgestaltung und Objektvitrinen mit traditionellem Werkzeug zitieren Funktionsbe-stimmungen des Gebäudes. Variable, dreidimen-sionale Plakatgestaltungen und der Sichtschutz spielen mit der Bildmarke der HWK, stärken ihre Identität und Wiedererkennbarkeit. Die Komple-mentärfarben blau und orange signalisieren Ak-tivität und Offenheit. So entsteht eine Raum-At-mosphäre, in der sich der Besucher wohlfühlt und positive Erinnerung mitnimmt.

Für eine schonende Rohkostzubereitung sind Börner Küchenaccessoires weltweite Empfeh-lung. Rituale ums Essen waren Inspiration für die Saft-Auffangschale, die eine moderne Tisch-kultur anregt. Oder das Produkt „prepcaps“ für einen mobilen Einsatz Zuhause oder im Büro. Beliebig austauschbare Edelstahlaufsätze wer-den in einem Deckelring aus Silikon auf einem gefriersicheren Glasgefäß gehalten. Beim Hobeln und Raspeln fällt das Produkt ins Glas, was die Weiterverarbeitung z.B. mit einem Dressing ein-fach macht. Das to-go-Produkt LunchCan vereint Topf, Reibe und Aufbewahrung. Ein gebrauchs-tauglicher, langlebiger Kräuterbeutel ergänzt die Produktreihe.

Lobby Gestaltung Handwerskammer Trier:2. Semester, Meike Zimmermann, Nina Burgard, Julia Schygulla

Börner Küchenacce-soires:Tobias Küsters, Lynn Harles, Tom Schus-ter, Andreas Welter

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Forciert durch das Web 2.0, mit dem das Inter-net zum Leitmedium unserer Zeit avancierte, ist ein gravierender ökonomischer Wandel zu ver-zeichnen. Er eröffnet die Chance für eine neue Soziokultur der Teilnahme, des Teilhabens und des Teilens. Unter den Bedingungen der media-len Welt wird menschliche Aufmerksamkeit ein zunehmend knappes und umkämpftes Gut. Al-ternativen, an wen Aufmerksamkeit – vorteils- oder Anteil nehmend – zu verkaufen oder auch zu verschenken sei, spitzen sich zu. Empathie wird hier zu einer Schlüsselkompetenz, die im Hin-

blick auf die Idee der kreativen und sozialen Stadt insbesondere an der Schnittstelle univers/city in vielfältigen zivilgesellschaftlichen Engagements, nicht zuletzt angesichts des demografischen Wandels als ein bedeutsamer, sinnstiftender Wert zu erfahren und zu vermitteln ist. Gerade im Bereich der mediengestützten Gestaltung, wo vernetztes Denken und kreatives Handeln eng aufeinander bezogen sind, gewinnt die Arbeit ge-sellschaftlicher Themen im städtischen Umfeld zunehmende Bedeutung.

Teilen & Teilhaben

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teilen & teilhaben

Die “Aktion Rote Hand” (engl. Red Hand Day) ist eine weltweite Protestaktion gegen den Miss-brauch von Kindern als Soldaten und steht in Trier unter der Schirmherrschaft der Lokalen Agenda 21. Die Studierenden entwickelten in Kooperation mit dem Verein ein Internetprojekt, mit dem die folgenden Ziele verfolgt wurden: grö-ßere Öffentlichkeit gewinnen, Interesse an Teil-nahme aufrechterhalten, Aufwand für Teilnahme und Dokumentation reduzieren, Transparenz unter den Teilnehmern verbessern, Ergebnisse anschaulich darstellen. Als Ergebnis entstand eine Webplattform, auf der Aktionen in Bild und Text festgehalten werden können. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass das Einstellen der Inhalte sehr einfach möglich ist. Ein Kernfeature ist die lokale Verortung der Aktionen auf einer Karte. Sie ermöglicht einen Gesamtüberblick und zeigt “Nachbarschaften” unter den Aktiven auf.

Diese Projekte sind in dem

Lehrgebiet Hypermedia

und interaktive Systeme

unter Leitung und

Betreuung von Marcus

Haberkorn, Akad.Rat am

Fachbereich Gestaltung

entstanden. S.a. http://

www.intermediales-de-

sign.de/project_tags/

gesellschaftsthemen

Gegen Kindersoldaten: Aktion Rote Hand / Red Hand Day

Wajabuku Flash-Game zum Thema Regenwaldrodung

Das Flash-Game Wajabuku versetzt den Spieler in die hilflose Rolle eines von Brandrodung bedroh-ten Regenwaldbaumes. Das Spiel baut vor diesem Hintergrund eine Geschichte auf, in der die Bäu-me über ihr Kommunikationsnetzwerk Wajabuku gemeinsam aufdecken, welcher Bedrohung sie ausgesetzt sind. Es ist an ein soziales Netzwerk angelehnt und simuliert auch dessen Basisfunk-tionen, wie Nachrichten empfangen und Freunde hinzufügen. Das eigentliche Spielelement bildet eine Puzzle-Mechanik, mit der die Botschaften aus Duftbausteinen (Teka-Tekis) entschlüsselt werden. Gemeinsam erkennen die Bäume, dass ihr Regenwald verbrannt wird, um dort Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Sie entdecken die Konsequenzen und Hintergründe dieser Katast-rophe aus der naiven Sicht eines nicht zivilisier-ten Naturwesens.

zivilgesellschafTliche engagemenTs

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Halblang Interaktives Video zur Suchtprävention

Neue Website für den Behindertenbeirat Trier

Das Thema “Suchtprävention bei vorrangig Ju-gendlichen” wird in diesem interaktiven Video auf soziale Aspekte hin ausgearbeitet. In An-schluss an die Lebenswelten von Jugendlichen wird das verbreitete Phänomen des “Vorglühens” aufgegriffen. Hier wirkender sozialer Druck wird vermittelt über ambivalenter Entscheidungs-momente in den Mittelpunkt gestellt. Indem die Linearität der Erzählung aufgebrochen wird, werden dem User soziale Erfahrungen im Kon-text des Suchtmittelgebrauchs vermittelt. Das interaktive Moment zielt darauf ab, den jugend-lichen User zum Akteur werden zu lassen, um zu verdeutlichen, dass Entscheidungsfreiheit auch in Gruppensituationen gegeben ist. Die konzep-tuelle Entwicklung fand im Austausch mit der Ju-gendschutzbeauftragten der Region Trier-Saar-burg statt. Das Video wird online bereitgestellt und kann in der Jugendarbeit verwendet werden.

Seit 2012 besitzt Trier einen Behindertenbeirat, der behinderte Einwohner in ihren Belangen unterstützt. Betreut von Dipl.Des. Adam Lorek entwickelten drei Studierende Konzepte und Entwürfe für eine Webpräsenz des Beirats. Da-nach wurde die Site realisiert und redaktionelle Inhalte eingepflegt. Diese enthält nicht nur In-formationen zur vielfältigen Arbeit des Beirats: Die in der Arbeitsgruppe Internet engagierten Menschen haben eine Fülle an Informationen zu-sammengetragen, die behinderte Menschen um-fassend über die Bedingungen in Trier informiert. In der Kategorie “Trier barrierefrei” finden sich u.a . Informationen über problemlos zugängige Arztpraxen oder Restaurants. Auch behinderten-gerechten Wohnungsangebote aus der Stadt sind im “Wohnungsmarkt” recherchierbar. Auch die Website selbst barrierearm zu gestalten, war ein Teil der Herausforderung der Studierenden, die ihre Kompetenzen in diesem gesellschaftlichen Themenfeld anwenden konnten.

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konsequente Ausweitung des Designbegriffs und eine neue Innovationsmethode. Hierbei wird über die klassische Nutzerzentrierung hinaus dem transdisziplinären User Experience Design, also der Mitwirkung vielfältiger Nutzergruppen ein immer größerer Spielraum geboten. Am Campus für Gestaltung wird in verschiedenen fachlichen Bezügen der Nutzer mit „ins Spiel gebracht“, wird ihm eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Designlösungen zugewiesen. Insbesondere wer-den bei zunehmendem Einfluss des Social Web in Trier Gamification-Konzepte in den Design-prozess integriert. Damit geht ein Modernisie-rungsprozess der Gestaltungsausbildung einher, welcher insbesondere den Wechselwirkungen zwischen Medienkompetenz und Urbanität inte-ressante Perspektiven eröffnen. Dieses ist für die Zukunftsfähigkeit Triers als innovativer Design-standort insgesamt von Bedeutung.

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Die unter dem Einfluss der globalen Vernetzung zu-nehmende Komplexität der Gestaltungsaufgabe weist dem konzeptionellen und strategischem Designden-ken eine immer größere Bedeutung zu. „Design Thin-king“ im Verbund mit „Design Doing“ stehen für die

denken & spielen

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denken & sPielen

Ein 3D-Strategiespiel für alle gängigen Platt-formen hat sich der wechselvollen Geschichte der Gestaltungsausbildung am Trierer Paulusplatz an-genommen. Dieser interaktive Kommentar steht unter www.ewige-unruhe.de zum kostenfreien Download bereit.

Seit über 100 Jahren hat die Ausbildung in angewandter Kunst und Design den traditions-reichen Ort am Paulusplatz in „Ewige Unruhe“ versetzt. Dabei hat sie immer wieder neue Gestal-tungsspielräume eröffnet und sich in jüngerer Zeit zunehmend auch der digitalen Medien bedient. Es ist deshalb kein Zufall, wenn sich diese „Ewige Un-ruhe“ als Motiv und das tragende Motto des gro-ßen Jubiläumsfests am 25. Oktober ursprünglich dem gleichnamigen 3D-Computerspiel verdankt, das eigens für diesen Anlass entwickelt wurde. Im Mittelpunkt des Spiels stehen die sozialen Netz-werke, die diesen historischen Ort geprägt haben. Der Spieler lernt dabei einige Konfliktlinien und Kooperationskonstellationen kennen, die den Paulusplatz bis in die Gegenwart als einen unruhi-gen Ort charakterisieren.

Dass nun ausgerechnet ein Computerspiel als Format gewählt wurde, um Geschichte interaktiv zugänglich zu machen, verdeutlicht, dass sich Ge-staltung am Paulusplatz durchaus traditionsbe-wusst, aber stets auch als ein Labor zeitgemäßer Möglichkeiten definiert. Für ihre Hommage an Kreation und Innovation am Paulusplatz beziehen sich die Macher des Spiels mit ihrem Titel auf ein Zitat des Architekten und Grenzgängers Gustav Hassenpflug. Bereits 1956 attestierte er die den Kunstschulen eigene „Ewige Unruhe“ nicht als

Als Initiator, Konzepter

und Leiter dieses ambitio-

nierten Projekts zeichnet

Marcus Haberkorn zudem

für das Game Design, die

Website sowie Sound &

Musik verantwortlich. Der

vielseitige Designer Jörg

Meyer hat gemeinsam mit

Wolfgang Reichardt dafür

gesorgt, dass sich für den

Spieler eine attraktive

abstrakte Raumstruk-

tur entfaltet. Wolfgang

Reichardt und Tom Trocha

haben die Programmie-

rung verantwortet und

der künstlichen Intelligenz

des Gegenparts Leben

eingehaucht.

Schwäche sondern als „Zeichen der Aktivität des wirklichen Lebens“. In Anlehnung an diese Pers-pektive ist ein Spiel entstanden, das nicht nur in-telligent gespielt werden kann, sondern zugleich ein medienkünstlerisches Statement ist, das auf der medialen Höhe der Zeit Design in seinen ge-sellschaftlichen Kontext setzt.

Die im Spiel entstehenden dreidimensiona-len Geometrien haben eine tiefere Bedeutung: Sie bilden verschiedenste Kooperationskonstellatio-nen ab, die die Entwicklung der Handwerker- und Kunstgewerbe- und späteren Werkkunstschule am Paulusplatz im Laufe ihrer Geschichte voran-gebracht hat. Mit knappen Kontextinformationen und seiner interaktiven, prozeduralen Rhetorik gelingt es dem Spiel, in eigener Art und Weise Ein-drücke über konkrete historische Situationen zu vermitteln, die anschließende Gegenwartsinter-pretationen prägen dürften. Das Transferpoten- zial dieses Ansatzes auf andere, urbane Kooperati-onsszenarien ist offenkundig.

Weniger Wettkampfsituationen, sondern die Exploration des dreidimensionalen Raums und die im Spielverlauf notwendige, gleichsam architekto-nische Kreation abstrakter, geometrischer Formen lassen eine besondere Spielfreude entstehen, Die aus der visuellen Analyse sozialer Netzwerke ab-geleitete der Formensprache öffnet Projektionsflä-chen für die subjektive, fantasiereiche Vorstellung über die historischen Ereignisse.

„die ewige UnrUhe“ ein 3d-sTraTegiespiel

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Ereignisse und Erlebnisse sind intensiv durch-lebte Augenblicke, die emotional berühren und auch darum immer wieder nachhaltigen Anlass zur Erinnerung geben. An der Hochschule Trier, die nicht nur eine Hochschule für Technik und Wirtschaft sondern auch eine Hochschule für Gestaltung ist, hat die kreative Inszenierung von ästhetisch-sinnlich erfahrbaren Ereignissen, also die temporäre Entfaltung szenografisch-theatra-ler wie medialer Räume eine bis in die Zeiten der Kunstgewerbeschule zurückreichende Tradition. Legendäre Feste, Theateraufführungen und Film-nächte, opulente Modenschauen, Performances und Interventionen im öffentlichen Raum, Aus-stellungen in Museen und Galerien stehen hier-für beispielhaft ein. Die so vermittelten Atmo-sphären, Affekte und Emotionen verdichten sich zu kollektiven Erlebnissen. Sie bewähren sich als urbane Identitätsgeneratoren par excellence, weil sie eng mit dem Ort des Geschehens verbunden bleiben.

ereignis & erlebnis

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ereiGnis & erlebnis

Studierende aus den Fachrichtungen In-nenarchitektur, Intermedia- und Kommunikati-onsdesign haben ein reichhaltiges Portfolio von über zwanzig Ideen, Konzepten und Prototypen für Licht- und Medien installationen ausgearbei-tet, die – ausgehend vom Moselufer – im städti-schen Raum Lichtzeichen setzen könnten. Einige dieser Arbeiten haben bereits der ILLUMINALE 2013 einen besonderen Glanz verliehen. Sie ste-hen wiederum beispielhaft für Beiträge aus dem Fachbereich Gestaltung, die das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Im Hinblick auf die ILLU-MINALE 2014 gilt es nun, für die Umsetzung der vorliegenden Konzepte und Entwürfe weitere Fürsprecher, Realisations partner schaften und Projektpatenschaften zu gewinnen.

Das Vorhaben „Dunkel war‘s ...“ wird in den neuen Räumen im Gebäude R zwischen Paulus-platz und Irminenfreihof und weiteren verteilten Orten präsentiert. In diesem Rahmen wird auch die Fassade des Gebäudes am Paulusplatz 4 zum Experimentierfeld, in dem ein Team von „Pro-jektionisten“ die Darstellungsmöglichkeiten der Großbildprojektion in ersten Schritten experi-mentell erkundet.

dUnkel war’s ... call for cooperaTion

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ereiGnis & erlebnis

Wenn an diesem Ort in regelmäßigen Abständen der Modepreis der Stadt Trier an Absolventin-nen oder Absolventen des Modedesign-Studiums verliehen wird, dann wird damit ganz deutlich: Dieser Stadt liegt etwas daran, Mode und Mode-design als Ausbildungsangebot hier zu haben. Die Idee und das Format von trier univers.city wird insofern in dem Zusammenwirken zwischen den jungen Kreativen der Fachrichtung Mode-design mit immer wieder neuen Locations im städtischen Umfeld schon seit langem mit Leben gefüllt. Jahr für Jahr begeistern die von unse-ren Studierenden selbstständig unter größtem Einsatz organisierten Modenschauen das Trierer Publikum in beachtlicher Zahl. Modenschauen in Trier sind Ereignisse, die inzwischen fest zum Er-lebnisrepertoire dieser Stadt gehören.

Darf sich die „Moselmetropole Trier“ des-halb schon als die „Modestadt Trier“ präsentie-ren. Beides wohl eher nicht, oder vielleicht bes-ser: noch nicht! Denn das Potenzial, mit dem sich Trier zur der Modestadt am Fluss und im Fluss der Zeit entwickeln und mit noch größerer Strahlkraft auch interregional wie international sichtbar und wahrnehmbar werden könnte, die-ses Potenzial ist ganz bestimmt gegeben. Dazu sind aber zwei Punkte besonders wichtig. Erstens: Studium und Lehre muss in einer Weise dauer-

haft abgesichert werden, die die Weiterentwick-lung eines modernen Lehrangebots gewährleistet. Und zweitens: Das Format der Modenschauen muss in eine medienästhetisch wie szenografisch neue Dimension und in eine medienpublizistisch neue Reichweite entwickelt werden.

Die notwendigen Voraussetzungen hier-für, nämlich die notwendigen Qualifikationen, Kompetenzen und Entwicklungspotenziale sind eigentlich gegeben. Damit diese aber auch freige-setzt und handlungsfähig werden, sind neue Alli-anzen gefordert, die aus der Region und der Groß-region Ressourcen zusammenführen und diese in ein faszinierendes Szenario investieren. Denn Trier ist mit seinen grandiosen, historischen Welterbestätten, mit seinen attraktiven Stadt- und Landschaftsräumen aber auch mit seinen verlorenen Orten und Brachen ein großartiger theatraler Raum. Er lädt dazu ein, das Alte immer wieder mit dem Neuen zu konfrontieren. Trier ist also im besten Sinne ein idealer, urbaner Raum für die Mode, in der sie die Aktualität des Zeit-geistes kontrastreich zur Geltung bringen kann.

Prof. Dirk Wolfes vertritt das Lehrgebiet Knitwear, Technology, Concepts,

Design and Realisation in der Fachrich-tung Modedesign und ist Prodekan

am Fachbereich Gestaltung

Dirk Wolfes

visions of fashion – aUf dem weg zUr modesTadT Trier

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Das Gedächtnis ist kein Speicher, aus dem die Er-innerungen, einmal dort abgelegt, nach Belieben wieder hervorgeholt wer-den können. Stattdessen kontrolliert jedes Ge-dächtnis, „von welcher Realität aus das System in die Zukunft blickt.“

- (nach Luhmann, Niklas (1997), Die Gesellschaft der Gesellschaft , S.58)

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Wie kann das Alte und das Neue insbeson-dere in Trier eine ambitionierte Beziehung ein-gehen. Die älteste Stadt Deutschland bietet sich dafür an, ihr unvergleichlich reiches Kulturerbe mit technologisch avancierten Präsentations-, Interaktions- und Interventions formen in eine sich gegenseitig inspirierende Wechselwirkung zu bringen. Trier sollte sich – Schritt für Schritt

– zum Modellfall für eine neue Dimension der lan-desweiten, mediengestützten Vermittlung, der schöpferischen Aneignung und medial zukunfts-weisenden Nutzung von Kultur profilieren. Mul-timediale Szenografien wie Großbildprojektionen auf Architekturobjekten, local based storytelling mit mobilen Medien, innovative Interaktionsfor-men in der Museumskommunikation oder Com-puterspiele und Gamification-Konzepte stehen beispielhaft für den Einsatz neuer und neuester Medientechnologien, die – in bereits erfolgreich erprobten Kooperationen zwischen Hochschule, Stadt und Region – den Kulturraum einer Stadt mit großer Strahlkraft entfalten, diesen in belie-biger Reichweite erschliessen und mit einer neu-en urbanen Qualität ausstatten können.

das alTe & das neUe

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das alte & das neue

„Binary Patina“ ist eine audiovisuelle Hom-mage, die den Paulusplatz in einen dynamischen Klangraum verwandelt und die Gebäudefassa-de mit einer reaktiven Bildschicht überzieht. Zur Umsetzung dieser computerunterstützten Live-Performance haben sich drei kreative Köp-fe zusammengefunden. Der in Trier lebende und aus Korea stammende, international ausgewie-sene Medienkünstler JeongHo Park zeichnet für die technoimaginäre Bildwelt dieser Arbeit ver-antwortlich. JHP schreibt Software, die die Mu-sik interpretiert und in generative dynamische Bilder überführt, welche er zudem live manipu-liert.

Die Klangvorlage liefern die Trierer Digi-talisten Flextronic und Myom, die sie eigens für „Binary Patina“ Stücke geschrieben haben, die sie live arrangieren und auch instrumentell begleiten. Michael Kreft hat als Produzent elek-

tronischer Musik unter dem Alias Flextronic in-ternationale Veröffentlichungen, als vielseitiger Musiker ist er auch Schlagzeuger der Trierer In-die-Band „Herr Berlin“ oder hat am Theater Trier das Stück „Superflex“ musikalisch begleitet. Mit Marcus Haberkorn, alias Myom, verbinden ihn langjährige Zusammenarbeit unterschiedlichster Art, wie gemeinsame Bandprojekte oder der Auf-bau eines Netzlabels.

Die kreative Stadt muss ästhetisch-sinnlich spürbar werden und sich hierfür neue Formen öffentlicher Kommunikation erschliessen. Ge-nerative und interaktive Projektionen, die insbe-sondere mit dem Erbe der Baukultur einen audi-ovisuellen Dialog aufnehmen, vermögen in und für Trier neue Zeichen zu setzen. „Binary Patina“ kann als ein auch medientechnologisch avancier-ter „Architectural Remix“ hierfür als ein Pilot-projekt gelten.

binary paTina archiTecTUral remiX

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Der Dialog als schöpferischer Prozess ist essentiell für die Entfaltung von Kreativität, die Freisetzung von Entwürfen und die Umsetzung in Innovationen. Das Gespräch in öffentlichen Räumen mit den Rezipienten und Nutzern guter Gestaltung ist in diesem Prozess unverzichtbar. Die Lesbarkeit und Handhabbarkeit von Design sind zwei Seiten derselben Medaille. Publikatio-nen müssen diesen Verständigungsprozess initi-ieren oder zumindest unterstützen. Der heutige Campus für Gestaltung, die frühere Werkkunst-schule und die Kunstgewerbeschule der 1910er, 20er und frühen 30er Jahre war und ist deshalb immer auch ein Ort, an dem schreibend, lesend und miteinander sprechend die Öffentlichkeit mit ihrem Publikum gesucht wurde und gesucht wird. Schriften, Vorträge und Präsentationen, Tagungen und Symposien sind ein fester Be-standteil, mit dem der Fachbereich Gestaltung immer wieder Öffentlichkeit herstellt, in diesem Zuge seine Positionen zur Diskussion stellt und die erwünschten Feedbacks zu einer kontinuierli-chen Weiterentwicklung inhaltlicher, formgeben-der wie politischer Positionen im Spannungsfeld von Design und Kunst nutzt.

schreiben, lesen, sprechen

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schreiben, lesen, sPrechen

Wie dem vom Standort Trier ausgehenden Cross Border Network of History and Arts liegen den am Standort Idar-Oberstein etablierten, im-mer auch international ausgerichteten Initiati-ven des jährlichen Symposiums Schmuckdenken/ThinkingJewellery, des Artists-in-Residence-Pro-gramms und der kontinuierlichen Ausstellungs-tätigkeit in der Villa Bengel ähnliche Auffassun-gen zugrunde. Beide verleihen dem Konzept der univers.city als einem Weg zur kreativen Stadt, der auf Wechselwirkungen zwischen Hochschule und Stadt gebaut ist, in besonderer Weise Subs-tanz. Dabei sind alle Formen zur Herstellung von Öffentlichkeit ganz wesentlich. Zum einen wird hierbei in alltäglicher (Publikations)Praxis gelebt, dass die Hochschule nicht nur einen Bildungs-auftrag sondern immer auch einen Kulturauftrag wahrzunehmen hat. Und das bedeutet: Kulturel-le I/O-Impulse wirken aus der Hochschule in die Stadt, in die Region, weit über ihre Grenzen hin-aus und wieder in die Hochschule zurück.

Zum andern ist für beide Initiativen ganz wesentlich, dass ihre Fundierung auf die freien Künste einen Gestaltungsraum markiert, in dem neben der Freiheit von Forschung und Lehre auch die Kunstfreiheit nun grundgesetzlich fest veran-kert ist. Künstlerischer Freiraum und Möglich-keitsraum wird so im Hochschulraum auf engste miteinander verschränkt. In einem Feld, in dem keine wissenschaftliche Wahrheit oder techni-sche Funktion, wohl aber die für das künstleri-

sche Tun allein persönlich motivierte wie legiti-mierte Verantwortung handlungsleitend ist, ist diese Kopplung von Freiheit und Möglichkeit von ganz großer Bedeutung. Und das gilt nicht nur für die Entfaltung anregender Atmosphären und kreativer Energien, ohne die ein städtisches Umfeld nie urbane Qualitäten gewinnen könnte. Es gilt ebenso für die Übergänge zwischen den freien zu den marktnahen Künsten, den Transfer zwischen Kreation und Innovation.

In diesem Sinne setzt die Fachrichtung Edelstein und Schmuck mit ihrer entschiedenen Orientierung auf die Freien Künste ein doppeltes Zeichen. Sie bringt einerseits verloren gegange-nes Terrain zurück, in dem sie die noch in Werk-kunstschulzeiten vorhandene Dualität zwischen Kunst und Design beispielgebend reaktiviert. Da-mit werden die Voraussetzungen für das Entste-hen von Kreativität essentiell gestärkt. Die freien Künste waren und sind aber immer auch Impuls-geber für Innovation. Das gilt ganz besonders für eine Ökonomie, die sich – wie auch in Idar-Ober-stein – immer deutlicher als eine ästhetisch pro-filierte Ökonomie behaupten muss. Das seit Jah-ren stattfindende Symposium Schmuckdenken, hat hierbei einen Prozess begleitet und zum Teil auch forciert, der zu der heutigen, auf die freien Künste setzende Positionierung von Edelstein und Schmuck in Idar-Oberstein geführt hat.

Theo Smeets

schmUckdenken

Prof. Theo Smeets vertritt

das Lehrgebiet Schmuck in

der Fachrichtung Edelstein

und Schmuck des Fach-

bereich Gestaltung am

Standort Idar-Oberstein

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Die Kreation des Neuen ist erst dann inno-vativ, wenn es gelingt, dieses Neue erfolgreich in den Markt zu bringen. Neuere, am Campus für Gestaltung praktizierte Innovationsmethoden, zu denen auch das Konzept des Design Thinking gehört, stellen sich dabei auf veränderte Anfor-derungen der Medien- und Netzgesellschaft ein. In diesem Zusammenhang übernimmt Design immer häufiger die Aufgabe, Anschlussfähigkeit herzustellen. Das betrifft insbesondere wirksa-me Arrangements von Angebot und Nachfrage, damit – in dem vorgenannten Sinne – aus Inven-tionen Innovationen werden können. Und in die-sem Zusammenhang gewinnt der systematische Einbezug von User Experience wie auch von User Experience Design eine immer größere Bedeu-tung. Für Studium und Lehre in kreativen Studi-engängen, wie Gestaltungsstudiengänge es sind, führt dieses zu einem entscheidenden Punkt. Angesichts der Forderung, den Studienerfolg als

Berufsbefähigung – gerade auch im Hinblick auf Selbstständigkeit und Gründungsmotivation – auszuweisen, darf sich die Lehre nicht mit der

„Kreation“ von kreativen Köpfen zufrieden geben. Die Studierenden müssen von Anfang an auch zu Innovatoren befähigt werden, oder besser noch: sie müssen sich – ausgestattet mit den notwen-digen unternehmerischen Elan – hierzu selbst ermutigen und befähigen. Mit anderen Worten: Die am Fachbereich Gestaltung verfolgte Linie, Studium, Entwicklung und Innovation integrativ zusammenzuführen, muss von den Studierenden zu ihrer eigenen Sache gemacht werden. Und dar-um haben sie auch in dieser Broschüre „das letzte Wort“. Vorab steht aber schon fest: nur mit inno-vationsfreudigen Studentinnen und Studenten wird Trier auf dem Weg zur kreativen Stadt er-folgreich sein.

kreaTion & innovaTion

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kreatiOn & innOvatiOn

Kreation und Innovation befinden sich in einer am-bivalenten Beziehung. Innovation gibt es nicht ohne Kre-ation. Kreation hingegen wird verhindert, wenn Aussich-ten auf Innovation verschlossen bleiben. Immer wieder stellt sich diese Erfahrung in unserem Studienalltag ein. So, wenn Kooperationspartner auf den letzten Metern abspringen oder Entwicklungen nicht realisiert werden. Vor diesem Hintergrund haben wir das Angebot, dieses Booklet mit unserem Beitrag abzuschliessen, gerne ange-nommen.

Aus unserer Sicht wird gute Gestaltung und intel-ligentes Design viel zu oft unterschätzt, erhält nicht die Wertschätzung, der sie bedarf. In der Berufswirklichkeit bildet sich dieses Dilemma in prekären Entgelten ab oder manifestiert sich im Studienalltag durch das – weitge-hende – Ausklammern dieser Problematik. Auch auf die Gefahr hin arrogant zu wirken: die allerorten zu beob-achtende Ignoranz gegenüber der Bedeutung des Design in einer zunehmend ästhetisch geprägten Kreativwirt-schaft ist betriebswirtschaftliche Blindheit, volkswirt-schaftliche Dummheit und politisch nicht zu verantwor-ten. Was aber dagegen tun?

Aus unserer Sicht ist der einzig mögliche Weg ein progressiver Weg nach vorn: den Bleistift in die Hand nehmen und zeigen was Gestaltung wert ist, wo und warum Design notwendig ist. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass wir den geläufigen Designbegriff und die Designpraxis weiter fassen und weiter denken müssen als bisher. Mit der seit 2005 als eine rein studentische Initiative auf den Weg gebrachte DesignFusion, die im zweijährigen Turnus inter- und transdisziplinär Gren-zen überschreitet, haben wir uns für eine neue Dynamik

entschieden. Für eine Initiative, die den Designprozess als „Fusionsprozess“, getrieben von „Ewiger Unruhe“, in die Bereich bringt, wo Kreation und Innovation in wirk-liche Wechselwirkung kommen können. Idee, Vision und Praxis der Designfusion ist letztlich nur ein anderer Aus-druck für unser manifestes Begehren, die Möglichkeiten für inter- und transdisziplinäres Arbeiten zu verbessern.

Denn wir wissen: Die Überwindung von Schranken zwischen analogen und digitalen Technologien, zwischen Ort und Zeit, zwischen verschiedenen Fach- und Denk-kulturen, zwischen Institutionen, zwischen Hochschule, Stadt und Region, zwischen den Generationen, zwischen Kommunikations- und Lebensstilen,... kurz: kreative Grenzüberschreitungen sind heute mehr denn je Voraus-setzung für Innovation. Auf dem Weg in die zunehmend vernetzte Designgesellschaft müssen wir neue Möglich-keiten der Kooperation ausloten und auch in Angriff neh-men: zwischen Hochschule und Universität, zwischen Hochschule, Wirtschaft und Kultur, zwischen Hochschu-le und Stadt. Gerade auch im Verbund mit der Großregion sind die Stadt und die Region Trier, sind wir als Studen-teninnen und Studenten zusammen mit unseren Hoch-schulen dazu prädestiniert, Kreativität und Innovation durch sich gegenseitig inspirierende Nachbarschaften voranzubringen.

Nörgeln ist der gewohnte Weg, sich mit inakzeptab-len Verhältnissen dennoch abzufinden. Der Design-Weg ist agieren, das Ergreifen von Initiative. In dieser Traditi-on sehen wir diese Ausstellung – und auch dieses Booklet. Es nörgelt nicht. Es initiiert – auf dem Weg zu einer krea-tiven Stadt, in der Innovationen möglich sind.

designfUsion handeln, nichT nÖrgeln!

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Konzept & Redaktion: Prof. Franz KlugeGestaltung: Ben Jurca ( SIGMA ), Caspar Bauer ( SIGMA )Logo-Entwicklung, Ausstellungsorganisation und Ausstellungsgestaltung: Moritz Bolle und Michael Mietzner

Hochschule TrierUniversity of Applied Sciences

Fachbereich GestaltungDekanat

Irminenfreihof 854290 Trier

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