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42| ärztliches journal reise & medizin  5|2014 Tropenmedizinische Fortbildungs- Rundreisen für Ärzte in Afrika Fotos: Dr. Kay Schaefer Aufgrund des wachsenden Tourismus werden Ärzte immer häufiger mit medizinischen Check-ups nach Tropenaufenthalt konfrontiert. Viele von ihnen sind auf dem Gebiet der klinischen Tropen- und Reisemedizin unzureichend ausgebildet. Praktische Erfahrungen können im Rahmen von Bedside Teaching Sessions in den Tropen erworben werden. Dr. med. Kay Schaefer leitet seit 20 Jahren Fortbildungs-Rundreisen nach Afrika und fasst seine Erfahrungen hier zusammen. Jedes Jahr reisen immer mehr Tou- risten in die Tropen und Subtropen, oft ohne Impfschutz und Malariaprophyla- xe. Und immer häufiger erkranken und sterben Tropenrückkehrer an Malaria und anderen Infektionen, da die Krank- heiten von Ärzten zu spät oder gar nicht erkannt werden. Auch die Zunahme von Asylbewerbern konfrontiert Mediziner mit Infektionen, die sie vorher noch nicht gesehen haben. Darüber hinaus führt die Erderwärmung zu einem Anstieg von Malaria und Dengue-Fieber in gemäßigten Breiten. Aufgrund dieser Entwicklungen ist eine qualifizierte Ausbildung der Ärzte und anderer Heilberufe auf dem Gebiet der klinischen Tropen- und Reisemedizin notwendig. Zielsetzung der Exkursionen: Während der 11–13 Tage dauernden TROPMEDEX Fortbildungs-Rundreisen mit Gelände- wagen, Bus und Flugzeug (im Schnitt 1.500 km pro Exkursion) besuchen die Teilnehmer verschiedene Lehrkranken- häuser, Forschungsprojekte und Hilfs- organisationen in den Endemiegebie- ten von Kenia, Uganda, Tansania und Ghana. Erfahrene Tropenmediziner aus Afrika und Deutschland lehren am Kranken- bett über die Klinik und Therapie der je nach Reiseland wichtigsten tro- pischen Infektionskrankheiten: Schisto- somiasis, Lymphatische Fila- riose, Onchozerkose, Malaria, Afrikanische Trypanosomia- sis, Viszerale Leishmaniose, Amoebiasis, Brucellose, Chole- ra, Shigellose, Typhus, Lepra, Buruli-Ulkus, Dengue-Fieber, Rift-Valley-Fieber sowie HIV/ AIDS und begleitende oppor- tunistische Infektionen. Auf Feldexkursionen erwer- ben die Teilnehmer nicht nur Kenntnisse über die Entomologie, Epidemiologie, Prävention und Kon- trollmaßnahmen der jeweiligen Tropen- krankheiten, sondern lernen auch eine einzigartige Flora und Fauna in den ländlichen Gebieten von Afrika kennen. Diagnostische Laborpraktika (mikrosko- pische Untersuchung von Erregern im Blut, Stuhl, Urin und der Haut) und Vor- lesungen auf Englisch runden das medi- zinische Programm ab. Anerkennung: Die Teilnahme wird mit 60 CME-Stunden von der Ärztekammer Nordrhein zertifiziert. Darüber hinaus ist ein 9-stündiger Refresherkurs für Reisemedizin, anerkannt von der Deut- schen Tropenmedizinischen Gesell- schaft (DTG), in jede Reise integriert. Bilanz nach 20 Jahren: Zwischen 1995 und 2014 sind 44 TROPMEDEX Fortbil- dungs-Rundreisen unter der Leitung des Autors in Afrika durchgeführt wor- den: 19 Exkursionen haben in Uganda stattgefunden, 18 in Kenia, sechs in Tan- sania und eine in Ghana. Insgesamt 434 Healthcare Professio- nals aus der ganzen Welt haben sich auf dem Gebiet der Tropen- und Reise- medizin weitergebildet, im Schnitt zehn Teilnehmer pro Exkursion. Unter ihnen waren 229 (53%) Frauen und 205 (47%) Männer. Das Durchschnittsalter lag bei 49 Jahren. Bezüglich der Herkunft kamen 244 (56%) aus Europa, 97 (22%) FORUM REISEN Patient mit Lymphatischer Filariose. Kommende TROPMEDEX Termine: Ghana: 26. November bis 6. Dezember 2014  Tansania: 1. bis 13. Februar 2015 Uganda: 22. März bis 3. April 2015 Ghana: 25. November bis 5. Dezember 2015 Weitere Informationen unter:  www.tropmedex.com FRM Premium-Mitglieder erhalten einen Rabatt von 100 Euro auf den Reisepreis.

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42|  ärztliches journal reise & medizin  5|2014

Tropenmedizinische Fortbildungs- Rundreisen für Ärzte in Afrika

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Aufgrund des wachsenden Tourismus werden Ärzte immer häufiger mit medizinischen Check-ups nach Tropenaufenthalt konfrontiert. Viele von ihnen sind auf dem Gebiet der klinischen Tropen- und Reisemedizin unzureichend ausgebildet. Praktische Erfahrungen können im Rahmen von Bedside Teaching Sessions in den Tropen erworben werden. Dr. med. Kay Schaefer leitet seit 20 Jahren Fortbildungs-Rundreisen nach Afrika und fasst seine Erfahrungen hier zusammen.

Jedes Jahr reisen immer mehr Tou-risten in die Tropen und Subtropen, oft ohne Impfschutz und Malariaprophyla-xe. Und immer häufiger erkranken und sterben Tropenrückkehrer an Malaria und anderen Infektionen, da die Krank-heiten von Ärzten zu spät oder gar nicht erkannt werden. Auch die Zunahme von Asylbewerbern konfrontiert Mediziner mit Infektionen, die sie vorher noch nicht gesehen haben. Darüber hinaus führt die Erderwärmung zu einem Anstieg von Malaria und Dengue-Fieber in gemäßigten Breiten.Aufgrund dieser Entwicklungen ist eine qualifizierte Ausbildung der Ärzte und anderer Heilberufe auf dem Gebiet der klinischen Tropen- und Reisemedizin notwendig.

Zielsetzung der Exkursionen: Während der 11–13 Tage dauernden TROPMEDEX Fortbildungs-Rundreisen mit Gelände-wagen, Bus und Flugzeug (im Schnitt 1.500 km pro Exkursion) besuchen die Teilnehmer verschiedene Lehrkranken-häuser, Forschungsprojekte und Hilfs-organisationen in den Endemiegebie-ten von Kenia, Uganda, Tansania und Ghana. Erfahrene Tropenmediziner aus Afrika und Deutschland lehren am Kranken-bett über die Klinik und Therapie der je nach Reiseland wichtigsten tro-pischen Infektionskrankheiten: Schisto-

somiasis, Lymphatische Fila-riose, Onchozerkose, Malaria, Afrikanische Trypanosomia-sis, Viszerale Leishmaniose, Amoebiasis, Brucellose, Chole-ra, Shigellose, Typhus, Lepra, Buruli-Ulkus, Dengue-Fieber, Rift-Valley-Fieber sowie HIV/AIDS und begleitende oppor-tunistische Infektionen. Auf Feldexkursionen erwer-ben die Teilnehmer nicht nur Kenntnisse über die Entomologie, Epidemiologie, Prävention und Kon-trollmaßnahmen der jeweiligen Tropen-krankheiten, sondern lernen auch eine einzigartige Flora und Fauna in den ländlichen Gebieten von Afrika kennen. Diagnostische Laborpraktika (mikrosko-pische Untersuchung von Erregern im Blut, Stuhl, Urin und der Haut) und Vor-lesungen auf Eng lisch runden das medi-zinische Programm ab.

Anerkennung: Die Teilnahme wird mit 60 CME-Stunden von der Ärztekammer Nordrhein zertifiziert. Darüber hinaus ist ein 9-stündiger Refresherkurs für Reisemedizin, anerkannt von der Deut-schen Tropenmedizinischen Gesell-schaft (DTG), in jede Reise integriert. Bilanz nach 20 Jahren: Zwischen 1995 und 2014 sind 44 TROPMEDEX Fortbil-dungs-Rundreisen unter der Leitung des Autors in Afrika durchgeführt wor-den: 19 Exkursionen haben in Uganda stattgefunden, 18 in Kenia, sechs in Tan-sania und eine in Ghana. Insgesamt 434 Healthcare Professio-nals aus der ganzen Welt haben sich auf dem Gebiet der Tropen- und Reise-medizin weitergebildet, im Schnitt zehn Teilnehmer pro Exkursion. Unter ihnen waren 229 (53%) Frauen und 205 (47%) Männer. Das Durchschnittsalter lag bei 49 Jahren. Bezüglich der Herkunft kamen 244 (56%) aus Europa, 97 (22%)

FoRum REiSEn

Patient mit Lymphatischer Filariose.

Kommende TRoPmEDEX Termine:Ghana: 26. November bis 6. Dezember 2014        Tansania:     1. bis 13. Februar 2015uganda: 22. März bis 3. April 2015Ghana: 25. November bis 5. Dezember 2015

Weitere Informationen unter: www.tropmedex.com

FRm Premium-mitglieder erhalten einen Rabatt von 100 Euro auf den Reisepreis.

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5|2014  ärztliches journal reise & medizin  |43

aus den USA/Kanada, 45 (10%) aus Aus-tralien/Neuseeland, 35 (8%) aus Asien und 13 (3%) aus Afrika. Die Fachrich-tungen teilten sich wie folgt auf: 143 (33%) Praktische Ärzte, 82 (19%) Inter-nisten, 59 (14%) Infektiologen/Tropen-

mediziner, 37 (9%) Gastroente-rologen, 28 (6%) Public Health Experten, 21 (5%) Arbeitsmediziner, 18 (4%) Mikrobio-logen, zwölf (3%) Dermatologen, elf (3%) Kinderärzte,

neun (2%) Krankenschwestern, vier (1%) Gynäkologen sowie weitere Heilberufe.

Diskussion: Theoretisches Wissen über Tropen- und Reisemedizin kann in Form von Vorlesungen, Büchern und

ForuM reISeN

Herausgeber: FORUM Reisen und Medizin e.V. Brienner Str. 11 80333 München Tel.: 089/89860223  Fax: 089/89860224 e-Mail: [email protected] Internet: www.frm-web.de Koordination: Johannes Wabnitz Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. Dieter Nothdurft, Dr. med. Nikolaus Frühwein. Die veröffentlichten Inhalte stellen die Meinung der jeweiligen Autoren oder Fachgesell schaften dar. eine Haftung für die richtigkeit kann vom Herausgeber nicht übernommen werden. Nachdruck, reproduktion und Veröffentlichung, auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers zulässig.

über das Internet vermittelt werden. Klinische Erfahrungen werden jedoch nur erworben, wenn Ärzte Patienten mit tropischen Infektionskrankheiten sehen und untersuchen. Einige Tropeninsti-tute in Europa, wie die London School of Hygiene and Tropical Medicine, bil-den Mediziner auf dem Gebiet der kli-nischen Tropenmedizin aus. Allerdings ist die Zahl der Patienten mit tropischen Infektionskrankheiten begrenzt. Zwei qualitativ gute Tropenmedizin-kurse (Dauer jeweils zwei Wochen) in den Tropen seien hier erwähnt. Der Gorgas Expert Course an der Universi-dad Peruana Cayetano Heredia in Lima, Peru, und der Asian Clinical Tropical Medicine Course an der Mahidol Uni-versity in Bangkok, Thailand. Beide Kurse bieten Bedside Teaching an. Die Kurse werden allerdings nur an einem Ort, nämlich in einem Lehrkran-kenhaus in Lima bzw. in Bangkok abge-halten. Im Gegensatz dazu sind die TROP-MEDEX Fortbildungs-Rundreisen nach Afrika so konzipiert, dass Teilnehmer in verschiedenen Krankenhäusern ausge-bildet werden. Sie lernen in den jewei-ligen Endemiegebieten, also dort, wo die Krankheiten entstehen. n

Dr. med. Kay Schaefer Consultant für Tropen- und Reisemedizin

Titusstr. 16, 50678 KölnE-Mail: [email protected]

In der Nähe von Arusha reisen die 

Teilnehmer durch ein Gebiet, in dem 

die Malaria endemisch ist. Nach der 

Malaria-Vorlesung machen die Ärzte 

Visite auf der Kinderstation in einem 

Missionskrankenhaus. Sie untersuchen 

Kinder mit zerebraler Malaria und 

besprechen die Symptomatik und The-

rapie mit dem leitenden Stationsarzt. 

Die zerebrale Form kann innerhalb von 

Stunden zum Tod führen. Nachdem 

die Teilnehmer die gängigen diagnos-

tischen Nachweismethoden (dicker und dünner Blutausstrich) für Malaria im Labor 

erlernt haben, besuchen sie am Stadtrand von Arusha das A-Z Textile Medical Center, 

in dem Moskitonetze aus mit Permethrin imprägnierten Fasern hergestellt werden, die 

in Präventions- und Kontrollprojekten zum einsatz kommen. Am nächsten Tag machen 

die Teilnehmer mit einem Public Health officer eine medizinische exkursion in den 

Tarangire Nationalpark und schauen sich das Habitat der Antilopen – das reservoir 

der Trypanosomiasis rhodesiense –  sowie Tsetse-Fliegenfallen an, die in den Ästen der 

Schirmakazien aufgehängt worden sind.  es kommt immer wieder vor, dass Touristen 

während einer Safari im Tarangire National Park von einer Tsetse-Fliege gestochen 

werden und an der Schlafkrankheit erkranken. Im 50 km weiter südlich gelegenen 

Magugu regierungskrankenhaus sehen die Ärzte am Nachmittag einen afrikanischen 

Patienten, der mit hohem Fieber, Lymphadenopathie und Splenomegalie eingewiesen 

worden ist. Im dünnen Blutausstrich können Trypanosomen nachgewiesen werden. 

Differenzialdiagnostisch muss man diese Krankheit in Betracht ziehen, wenn jemand 

mit Fieber aus einem endemiegebiet in Afrika kommt.

Zwei typische Kurstage in Tansania

Visite auf der Kinderstation in einem missionskrankenhaus.

mit Geländewagen on tour auf einer TRoPmEDEX Fortbildungs-Rundreise.