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Eine Publikation der TSB Technologiestiftung Berlin 1

TSB Jahresbericht 2011

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Schwerpunkte und Aktivitäten der TSB Technologiestiftung Berlin 2011

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Page 1: TSB Jahresbericht 2011

Eine Publikation der TSB Technologiestiftung Berlin

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Grußwort · Senatorin Sybille von Obernitz

Wissens- und Technologietransfer bleibt beständige Herausforderung für die Technologiestiftung Berlin

Zukunft beginnt in der Gegenwart. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Forschungs-ergebnisse und technologische Entwicklungen bieten Potenzial für profitable Inno-vationen. Pulsierende Zukunftsorte können aus sensiblen, oft fragilen Keimzellen entstehen, in denen sich Forschung und Wirtschaft vereinen. Aber sie müssen zueinander finden, zueinander passen. Sie brauchen Katalysatoren, die die richtigen Konditionen schaffen, Kooperationen ermöglichen.

Einen solchen Katalysator hat

Berlin mit der TSB Technolo-

giestiftung Berlin und ihrem

Tochterunternehmen, der TSB Innovationsagentur Berlin. Mit bei-

den ist die Hauptstadt für die wichtige Aufgabe Wissens- und

Technologietransfer gut aufgestellt. Dieser Auftrag verliert auf

dem Weg zu einer profitablen wissensbasierten Wirtschaft in

Berlin nichts an Bedeutung. Im Gegenteil: Die Anforderungen an

das Ermöglichen und Umsetzen reibungslosen Transfers steigen

in dem Maße, wie die vielseitige Forschungslandschaft der

Hauptstadtregion Ergebnisse generiert und andererseits eine

wachsende innovative Industrie nach neuen Erkenntnissen ruft,

um Verfahren und Produkte erfolgreich weiter entwickeln zu kön-

nen. Es bleibt wesentliches Ziel, aus technologischen Entwicklun-

gen auch marktfähige Produkte, neue und sichere Arbeitsplätzen

zu machen. Dafür bietet sich der Berliner Wirtschaft eine hervor-

ragende Basis: ausgezeichnete Forschung an akademischen Ein-

richtungen und Technologieentwicklung, die vielfach schon in

enger Kooperation zwischen Unternehmen und Forschungs-

instituten umgesetzt wird. Erfolg versprechender Technologie-

transfer zwischen Forschung und Wirtschaft ist Kernauftrag der

TSB und bleibt Herausforderung, wie auch die stete Justierung

und Optimierung der Strukturen, die Transfer möglich und effizi-

ent machen.

Forschung spezialisiert sich, um Spitzenergebnisse zu erzielen.

Für Unternehmen wird die Identifizierung des richtigen An-

sprechpartners zur Optimierung von Produkten und Verfahren

schwieriger und gleichzeitig wichtiger. Auch die Forschung ist

gefordert, sich in ihren unterschiedlichen Bereichen und mit ef-

fektiven Partnern in der Industriestadt Berlin zu vernetzen, um

Projekte zur Innovation, um Ideen zur kommerziellen Verwer-

tung zu bringen. Hier sind Verbindungen zu schaffen, hier ist das

Einsatzfeld der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TSB. Analy-

sen und strategische Empfehlungen, Information und Beratung,

Projektinitiierung und Koordination sind gefordert.

Das Arbeitsfeld der TSB wandelt und erweitert sich. Berlin und

Brandenburg bilden einen gemeinsamen Wirtschaftsraum und

verfolgen mit der innoBB eine gemeinsame Innovationsstrategie

mit der Fokussierung auf fünf Cluster. Die Managements für Ge-

sundheitswirtschaft, Verkehr/Mobilität/Logistik, Energietechnik,

Optik sowie IKT/Medien/Kreativwirtschaft stellen die TSB Innova-

tionsagentur, die Berlin Partner und die ZukunftsAgentur Bran-

denburg. Die Bildung gemeinsamer Teams gehört zur Etablierung

der Cluster, die 2011 weitgehend abgeschlossen wurde. 2012

besteht der Transferauftrag der TSB auch darin, mit der Verknüp-

fung von Forschung und Unternehmen die Cluster für eine ziel-

gerichtete Innovations- und Wirtschaftsförderung zu entwickeln

und die Basis für Wachstum zu schaffen. Denn Wachstum sichert

Zukunft. Innovationen bringen Wachstum.

Sybille von Obernitz

Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Berlin

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Grußwort der Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung

Wissens- und Technologietransfer bleibt beständige Herausforderung für die Technologiestiftung Berlin 3

Die TSB Technologiestiftung Berlin im Überblick 7

Was wir wollen 6

Positionen:

Innovationen für die Hauptstadtregion 8

Positionen:

Die Zukunft der Industrie 10

Das Jahr im Bild 12

Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock

Ehrfurcht und Ehrgeiz 16

Innovationen aus der Hauptstadtregion 18

Die Stiftung 24

Technologiekommunikation

Informationen, Diskussionen, Ideen 25

Bildung & Projektförderung

Aktivitäten entlang der gesamten Bildungskette 26

Technologie & Innovation

Daten, Fakten, Handlungsempfehlungen 27

Inhalt

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Die Innovationsagentur 28

Verkehr & Mobilität

Die Verkehrssysteme der Zukunft 29

Life Science & Gesundheit

Der innovative Kern der Gesundheitswirtschaft 30

Energietechnik

Innovationen für die Energiewende 32

Informations- & Kommunikationstechnologien

Offene Standards, vernetztes Leben, funkende Verbindungen 33

Optik & Mikrosystemtechnik

Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb der Regionen 34

Industrie & Forschung

Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion 35

Publikationen der TSB Technologiestiftung Berlin 36

Der Förderverein 38

Treffpunkt für innovative Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft 39

Köpfe der TSB Technologiestiftung Berlin 40

Gremien der TSB Technologiestiftung Berlin 42

Page 6: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Die TSB Technologiestiftung Berlin im Überblick

TSB Kuratorium TSB Aufsichtsrat

Aufsichtsgremium von TSB Technologiestiftung / TSB Innovationsagentur (Personalunion)

TSB Innovationsagentur Berlin GmbH

Geschäftsbereiche

k Life Science & Gesundheit

k Verkehr & Mobilität / Energietechnik

k Optik & MST / IKT / Industrie & Forschung

k Finanzen & Administration

Leistungen

k Wissens- und Technologietransfer

k Clustermanagement

k Projektentwicklung und -management

k Netzwerkmanagement

k Innovations- und Technologieberatung

k kaufmännisches Projektmanagement

k 100 %ige Tochter der TSB Technologiestiftung

k Neutralität

k vorwettbewerblich tätig

Unternehmenszweck

k Beratung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)

im Bereich Technologietransfer

k Clustermanagement im Auftrag der Länder Berlin

und Brandenburg

TIR Technologie- und Innovationsrat Berlin

k berät das Land Berlin/den Regierenden Bürgermeister

k Beirat der TSB Technologiestiftung

TSB Förderverein Technologiestiftung Berlin e. V.

k unterstützt die TSB Technologiestiftung

k lobt den Transferpreis WissensWerte aus

TSB Technologiestiftung Berlin

Geschäftsbereiche

k Technologie & Innovation

k Bildung

k Technologiekommunikation

Leistungen

k Daten und Fakten für die Technologiepolitik

k Identifizierung von Kompetenzen und

Kooperations potenzialen

k Handlungsvorschläge zur Weiterentwicklung der Region

k Weiterentwicklung des Technologie-Portfolios der Stadt

k Förderung des Nachwuchses für MINT-Berufe

k Schaffung eines innovationsfreundlichen Klimas

k Stiftung bürgerlichen Rechts

k gemeinnützig und unabhängig von Politik, Wissenschaft

und Wirtschaft (Neutralität)

Stiftungszweck

k Förderung von Wissenschaft und Bildung

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Was wir wollen

k Wir unterstützen Innovation und Technologie entwicklung.

k Wir fördern die naturwissenschaftlich-technische Bildung.

k Wir arbeiten daran, dass Berlin-Brandenburg seine reiche Forschungslandschaft für die wirtschaftliche Entwicklung nutzt und zur innovativsten Region Europas wird.

k Wir organisieren Plattformen und Netzwerke für den Fortschritt.

k Wir sorgen dafür, dass aus Ideen Projekte und aus Projekten Produkte werden.

k Wir stärken die Hauptstadtregion.

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Positionen

Innovationen für die Hauptstadtregion

Berlin muss auf Innovation setzen. Politisches Ziel ist es, die Hauptstadtregion als modernen Wirtschaftsstandort auf Basis wissensbasierter Industrien zu entwickeln. Deshalb braucht Berlin eine Institution, die eindeutig auf Innovationsförderung fo-kussiert: die TSB Technologiestiftung Berlin.

In den letzten zehn Jahren ha-

ben wir die Stärken der Region

analysiert und mit Branden-

burg eine Strategie verabredet,

die sich auf fünf Cluster kon-

zentriert. Wir sind gespannt, wie sich diese Technologiefelder

entwickeln. Es sind allesamt Bereiche, die vor großen Herausfor-

derungen stehen und das Leben eines jeden von uns stark beein-

flussen.

Unsere Zukunft wird von Technologie und Innovation geprägt sein

Was erwarten wir für die nächsten Jahrzehnte? Die Lebenswis-

senschaften sollen die Mittel hervorbringen, um insbesondere

die Krankheiten des Alters soweit zu beherrschen, dass weder

Lebensspanne noch Lebensqualität schmerzlich verringert wer-

den. Die Energietechnik muss die Voraussetzungen schaffen,

dass regenerative Energien kostenmäßig mit der konventionellen

Energieerzeugung aus fossilen Quellen mithalten können. Im Be-

reich Verkehr und Mobilität erwarten wir vor allem im Individual-

verkehr, aber auch in der Warenlogistik in den großen Metropolen

Systemveränderungen, die mit den nun startenden Groß ver-

suchen der Elektromobilität einen ersten Impuls erhalten, aber

noch viel weiter reichende Veränderungen bringen werden. In-

formations- und Kommunikationstechnologie wird unseren All-

tag noch viel weiter durchdringen, als das heute schon der Fall ist.

PCs werden verschwinden, dafür werden Tische, Kleider, Fenster,

Zahnbürsten und Sonnenbrillen computerisiert. Optik und Mikro-

systemtechnik schließlich werden Leistungsfähigkeit und Effizi-

enz einer Vielzahl von Geräten von der medizinischen Diagnostik

über Fotovoltaik und Umweltmonitoring bis zur Datenübertra-

gung weiter verbessern.

Wir können von Glück sagen, dass nicht nur bei uns, sondern

überall auf der Welt an diesen großen Aufgaben gearbeitet wird.

Je größer die Anstrengungen, desto größer die Chancen auf wirk-

liche Durchbrüche. Andererseits wollen wir nicht nur persönlich

als Techniknutzer davon profitieren, sondern auch ökonomisch

als Region, indem hier Produkte für den Weltmarkt erfunden, ent-

wickelt und produziert werden. Der Ansporn ist also ein doppel-

ter. Und wir haben allen Grund, beständig daran zu arbeiten, dass

Forschung und Entwicklung vernünftige Rahmenbedingungen

haben, effektiv unterstützt werden und Wertschätzung erfahren.

Erfolge der Innovationspolitik

Die Berliner Wirtschaft wuchs in den letzten Jahren stärker als

jedes andere Bundesland. Alleine zwischen 2004 und 2010 stieg

das Bruttoinlandsprodukt um 14,3 Prozent. Bundesweit waren es

6,7 Prozent. Für diese positive Entwicklung spielen Innovationen

und neue Produkte eine besondere Rolle: Ihr Anteil am Umsatz

beträgt in Berlin mehr als 36 Prozent; im Bundesgebiet sind es

26 Prozent.

Berlins Wirtschaft wächst vor allem im Bereich der Spitzentech-

nologien, ein Bereich, der sich gemessen am Umsatz durch einen

besonders hohen Anteil an Forschungs- und Entwicklungsleistun-

gen auszeichnet. Und noch etwas fällt ins Auge: In Berlin wird

gegründet, wobei der Schwerpunkt bei den Spitzentechnologien

und im Bereich der wissensorientierten Dienstleistungen liegt.

Die Zahlen lassen zwei Schlüsse zu: Zum einen zeigen sie, dass

unsere Strategie, sich auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren

und eine enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft zu

bewirken, richtig ist. Zum anderen zeigt der ungebrochene Trend,

dass das Entwicklungspotenzial für die Stadt nach wie vor im

Technologie- und Innovationsbereich liegt.

Die Entwicklungsdynamik bleibt bestehen

Keine andere Region Deutschlands ist so mit Forschungseinrich-

tungen gesegnet wie die Hauptstadtregion. Die im Sommer 2011

Page 9: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Innovationen für die Hauptstadtregion

erschienene TSB-Studie „Kapital in Köpfen“ hat gezeigt, welchen

Anteil alleine die technischen Hochschulen am Gründungs-

geschehen in Berlin haben. Gleichzeitig ist die Hauptstadtregion

ein Magnet. Nach Berlin kommen Menschen, die etwas auspro-

bieren wollen, die vielleicht etwas Neues wagen wollen, die neu-

gierig sind. Das ist eine Stärke. Die breite Forschungslandschaft,

die Offenheit und Experimentierfreude sind eine Basis, auf der

die Innovationspolitik aufbauen kann. Berlin hat sich vor diesem

Hintergrund in den letzten Jahren gut aufgestellt: Eine länderü-

bergreifende Innovationsstrategie hat zu einer Konzentration der

Aktivitäten in den Clustern Gesundheitswirtschaft, Verkehr/Mo-

bilität/Logistik, Energietechnik, Optik sowie IKT/Medien/Kreativ-

wirtschaft geführt. Dabei legt die Strategie besonderes Augen-

merk auf die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft sowie

Wissens- und Technologietransfer, die einen Schwerpunkt der

Arbeit der TSB darstellen.

Berliner Zukunftsorte nicht kleinteilig entwickeln

Berlin hat Platz für Neues. Nicht in Randlage, wo Flächen erst

angebunden werden müssen. Nein, insbesondere in den letzten

Jahren sind Flächen hinzugekommen, die mitten im Geschehen

liegen, eine spannende Geschichte haben und viel Platz für Zu-

kunft bieten.

Ich nenne diese Orte deshalb gerne Zukunftsorte und denke da-

bei an Flächen wie die alten Flughäfen Tegel und Tempelhof, das

Gelände am neuen Hauptbahnhof oder den Campus Charlotten-

burg in enger Nachbarschaft zur Technischen Universität und der

Universität der Künste. Diese Flächen dürfen nicht einzeln be-

trachtet und im schlimmsten Fall in Konkurrenz zueinander ent-

wickelt werden. Berlin sollte vielmehr die Chance ergreifen, ein

Konzept für diese Zukunftsorte und deren Entwicklung zu formu-

lieren und in eine Hand zu legen. Es müssen klare Profile heraus-

gearbeitet und Konzepte entwickelt werden, wie sich die Flächen

aus eigener Kraft, mit gezielten Anstößen und Leuchttürmen wei-

terentwickeln können. Der Blick auf Adlershof zeigt, wie es gehen

kann, und bestätigt: Es werden die innovativen Ideen und Projek-

te aus der Forschung und Entwicklung sein, die Zukunft generie-

ren und auf deren Förderung sich die Stadt konzentrieren muss.

Größere Ansiedlungen von außen sind in ein solches Entwick-

lungskonzept jederzeit integrierbar, wenn sie kommen. Sich auf

diese zu konzentrieren, wäre aber der falsche Weg.

Strategien und Kreativität sind gefragt, aber auch Geduld

Der Weg, auf die eigenen Stärken zu setzen und die Entwicklung

zu begleiten, kostet Zeit, Geduld und erfordert Kreativität. Es gibt

keine Patentrezepte. Vielmehr müssen für die verschiedenen Be-

reiche passgenaue Angebote gemacht werden. Innovative

Medika mente in die Anwendung zu bringen, erfordert andere

Maßnahmen als die Weiterentwicklung von Batterien für Elektro-

fahrzeuge. Die richtigen Angebote zu konzipieren, anzubieten

und zu managen, ist Aufgabe der TSB.

Neben der Arbeit in den einzelnen Clustern engagiert sich die

TSB dafür, die Cluster miteinander zu verknüpfen, Impulse zu

geben und bisher unerkannte Stärken herauszuarbeiten, die in

die Entwicklung einbezogen werden sollen. Natürlich ist nicht zu

erwarten, dass bei dieser Arbeit völlig neue Themen entdeckt

werden. Aber Studien, wie die zum Turbomaschinenbau in der

Region, die die TSB Anfang 2011 herausgegeben hat, zeigen,

dass es nach wie vor Themen gibt, die mehr Aufmerksamkeit ver-

dienen, weil ihre gezielte Weiterentwicklung wichtige Impulse

und spürbare Effekte bringen kann. Stärker als bisher wird die

TSB zukünftig außerdem Expertise von außen mit einbeziehen.

Wie machen es andere Regionen? Was kann man lernen? Was

können Experten mit ihrem Blick von außen der Region raten?

Berlin braucht Nachwuchs

Die Anregungen, die die TSB gibt, erfolgen immer mit dem Blick

der Naturwissenschaftlerin beziehungsweise des Naturwissen-

schaftlers, der Technikerin oder des Technikers auf das

Innovations geschehen. Dabei kennt und versteht die TSB beide

Seiten: Wissenschaft und Wirtschaft.

Auch das TSB-Engagement für naturwissenschaftlich-technische

Bildung beruht auf der Überzeugung, dass Berlin für seine weite-

re Entwicklung diesen Sachverstand braucht und hierfür werben

muss – je früher, desto besser.

Norbert Quinkert

Vorsitzender des Vorstands

TSB Technologiestiftung Berlin

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Positionen

Die Zukunft der Industrie

Rückblickend ist immer alles einfach und klar. Die Vorstellungen von der ersten industriellen Revolution sind heute recht einheitlich: Dampfmaschine, mechani-scher Webstuhl, Fabriken. Auch wenn von der zweiten industriellen Revolution die Rede ist, denken die meisten vor allem an weitgehende Mechanisierung und Mas-senproduktion, wie wir sie von Charlie Chaplin in Moderne Zeiten gezeigt bekamen. In Hinblick auf eine etwaige dritte gehen die Meinungen dagegen schon deutlich auseinander.

Je mehr wir uns der Jetztzeit

nähern, desto unklarer ist, ob

wir große Umwälzungen gewärtigen und wodurch sich diese aus-

zeichnen. Wurde eine dritte Revolution durch die Mikroelektronik

eingeleitet und ist als „Digitale Revolution“ noch in vollem Gan-

ge? Oder sollen wir uns den „Aufbruch in ein ökologisches Jahr-

hundert“ darunter vorstellen? Oder das „Ende der Arbeit“?

Es zeigt sich: Die markanten Benennungen eignen sich besser für

die Vergangenheit als für die Zukunft. Wenn wir darüber nach-

denken, wie sich die Industrie in den nächsten Jahrzehnten ent-

wickeln wird, brauchen wir keine Revolutionen auszurufen. Es

geht darum, Trends zu erkennen, sich Herausforderungen zu stel-

len und Zeichen zu setzen. Und warum nicht mit Blick auf Berlin?

Die Hauptstadt der führenden Wirtschaftsmacht Europas war

einst ein strahlender Industriestandort, konnte es dann lange

nicht mehr sein, glaubte vielleicht eine Weile, es nicht mehr wer-

den zu müssen, besinnt sich nun aber wieder auf den Wert realer

Wertschöpfung.

Moderne Industriearbeitsplätze

Nun schauen wir, was wir haben und was wir können. Wir sind

erschrocken, wenn das Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-

schung uns sagt, dass der Stadt 100.000 Industriearbeitsplätze

fehlen. Diese 100.000 würden in der Tat einen großen Unter-

schied machen. Denn Arbeitsplätze sind nicht gleich Arbeitsplät-

ze. Moderne Industriearbeitsplätze sind etwas Besonderes: Sie

liefern Produkte, die weltweit verkauft werden, und sorgen so

dafür, dass Geld von außen in die Region fließt. Sie bieten Arbeit

auf einer Vielzahl von Qualifikationsniveaus und vorwiegend im

Bereich mittlerer Einkommen. Sie sorgen für mehr Jobs: Ein mo-

derner Industriearbeitsplatz schafft in der Regel drei bis vier zu-

sätzliche Arbeitsplätze in industrienahen Dienstleistungen. Und,

diesen Punkt möchte ich besonders betonen: Weil Industrie auf

ständige Innovation angewiesen ist, stärkt sie Forschung und

Entwicklung.

Innovation ist die entscheidende Größe, der wir größte Beach-

tung schenken müssen. Es ist nämlich müßig, über die vielen

Vorzüge von Industriearbeitsplätzen zu sprechen, wenn wir nicht

zielgerichtet daran arbeiten, dass sie entstehen. Mancher glaubt,

sie lassen sich kaufen. Auch Berlin-Brandenburg versucht, wie

alle anderen Standorte, nach Kräften finanzielle Anreize für An-

siedlungen zu bieten. Dem kann man sich kaum entziehen, aber

wie jeder weiß, sind unsere Möglichkeiten in dieser Hinsicht sehr

begrenzt. Deshalb muss die Devise lauten: Selber machen! Und

an dieser Stelle deutet sich an, dass die Reindustrialisierungsge-

schichte Berlin durchaus auf ein Happy End zusteuern kann. Na-

türlich brauchen wir Ausdauer, natürlich muss die Politik die rich-

tigen Weichen stellen. Aber die Voraussetzungen sind gut, und

der eingeschlagene Weg ist Erfolg versprechend.

Innovation ist nicht gleich Innovation

„Wissens- und Technologietransfer“ lautet der etwas spröde Fach-

begriff. Im Kern geht es darum, aus Ideen Projekte und aus Pro-

jekten Produkte zu machen. Überlegene Produkte. Überlegen,

weil innovativ. Solche Produkte fallen nicht vom Himmel. Und

Innovation ist auch nicht gleich Innovation.

Generell gilt: Je weiter am Anfang der Wertschöpfungskette die

Innovation steht, desto bedeutender ist sie. Innovative Verpa-

ckungen, Werbemotive oder Vertriebskanäle haben ihre Berech-

tigung und können unter Umständen zu einem schnellen, spek-

takulären Erfolg verhelfen. Sie zeitigen jedoch keine nachhaltige

Wirkung. Maßgebliche Verbesserungen am Beginn der Wert-

schöpfungskette, etwa ein innovatives Wirkprinzip, wie die

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Zukunft der Industrie

Gentherapie in der Medizin, oder eine neue Speichertechnologie

können dagegen echte „Game Changer“ sein, die eine Industrie

komplett verändern. Die meisten Innovationen liegen irgendwo

zwischen diesen beiden Polen. Wichtig ist: Sie entstehen an der

Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft. Diese muss des-

halb gehegt und gepflegt werden. Dafür steht uns eine Vielzahl

von Instrumenten zur Verfügung: der individuelle Austausch zwi-

schen Forschern und Anwendern auf Konferenzen, Seminaren

und anderen Veranstaltungen, Auftragsforschung, gemeinsame

Forschungsprojekte, Beratungsleistungen von akademischen

Forschern und die Einlizenzierung von geistigem Eigentum. Eine

sehr effektive Form des Technologietransfers ist auch die Aus-

gründung, bei der akademische Forschungs- und Entwicklungs-

projekte (FuE-Projekte) in Form eines Unternehmens weiterge-

führt werden. Sehr hilfreich für die Stimulierung des

Wissenstransfers und die Anbahnung kooperativer FuE-Projekte

sind themenspezifische Netzwerke.

Gute Aussichten für die Hauptstadtregion

In der regionalen Innovationsförderung, mit der die TSB Innova-

tionsagentur Berlin beauftragt ist, werden all diese Ansätze ver-

folgt. Den Rahmen bildet dabei die Gemeinsame Innovationsstra-

tegie der Länder Berlin und Brandenburg (inno-BB), die eine

Konzentration auf fünf Cluster vorsieht: Gesundheitswirtschaft,

Verkehr/Mobilität/Logistik, Energietechnik, Optik sowie IKT/Me-

dien/Kreativwirtschaft. Diese länderübergreifende, den gemein-

samen Wirtschaftsraum umfassende Strategie ist auch wirt-

schaftsstrukturpolitisch, vor allem in Hinblick auf den zukünftigen

Zugang zu Mitteln der Europäischen Union (EU), sehr bedeutsam,

denn die EU sieht in der Strategie Europa 2020 vor, vorrangig

„funktionale Räume“ (wie von uns definiert und gelebt) zu fördern.

Die Metropolregion Berlin-Brandenburg ist prädestiniert für das

schnelle Voranschreiten hin zur wissensbasierten Ökonomie. Die-

se entsteht nicht durch einzelne „Wunderinnovationen“ oder mo-

nothematische (zum Beispiel auf Klimaschutz fixierte) Technolo-

gieförderung sondern durch eine breite Innovationsbewegung

mit differenzierter Schwerpunktsetzung. Sie entsteht durch die

enge Zusammenarbeit mit Universitäten, Fachhochschulen und

den zahlreichen Forschungseinrichtungen der Helmholtz- und

der Leibniz Gemeinschaft, der Max-Planck- und der Fraunhofer-

Gesellschaft. Das Ergebnis sind neue Produkte, neue Prozesse,

neue Systeme. Und damit primäre Arbeitsplätze und sekundäre

Arbeitsplätze.

Ist das alles ein Selbstläufer? Ja und nein. Ja, weil Berlin eine groß-

artige Wissenschaftslandschaft hat, weil es eine Stadt ist, die kre-

ative Menschen anzieht und offen für Neues ist. Das wissen unter

anderem auch internationale Konzerne zu schätzen und orientie-

ren sich deshalb nach Berlin. Nein, weil es in Berlin auch Vorstel-

lungen gibt, man könne Beschäftigung von Wachstum entkop-

peln, man könne mangelnde Wertschöpfung durch umfänglichere

Umverteilung kompensieren, man könne Fortschritt durch Sparen

ersetzen. Damit solche Vorstellungen nicht über ein Nischenda-

sein hinauskommen, brauchen wir in der Politik ein klares

Bekenntnis zu Wachstum und Technologieentwicklung. Ist Berlin

dann bereit für eine neue industrielle Revolution? Die sollen an-

dere verkünden. Was die Hauptstadtregion braucht, ist eine brei-

te Innovationsoffensive, die Mobilisierung aller Kräfte an der

Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft.

Dr.-Ing. Adolf M. Kopp

Geschäftsführer

TSB Innovationsagentur Berlin GmbH

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Das Jahr im Bild

WTT-Kooperationsforum „Angewandte Automation in Industrie, Energie-

systemen und Gebäuden“ im Labor für Regelungstechnik an der Hochschule

für Technik und Wirtschaft Berlin

Thomas Meißner, Geschäftsbe-

reichsleiter Verkehr & Mobilität /

Energietechnik bei der TSB Innova-

tionsagentur, testet E-Bikes.

Große und kleine Spatenstiche

für das HELLEUM-Kinderforscher-

zentrum am 1. September

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Das Jahr im Bild

Auf der Clusterkonferenz Energietechnik im Dezember werden Resultate aus

den fünf Handlungsfeldkonferenzen vorgestellt, auf deren Basis der Master-

plan Energietechnik Berlin-Brandenburg entwickelt wird.

Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zum Clustermanagement

Optik auf dem Innovationsgipfel im August. Von links: Clustersprecher

Prof. Dr. Günther Tränkle, Dr. Adolf M. Kopp, Dr. Steffen Kammradt und

Dr. Rolf Strittmatter

Die „Berlin Night“ ist ein beliebter Treffpunkt auf der weltgrößten

Bio technologiemesse, der BIO, im Juni in Washington.

Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministe-

rin für Bildung und Forschung, bei der Eröffnung der „Zukunftskonferenz

Medizin technik 2011“ im Juni

Michael Stamm, Bereichsleiter IKT bei der TSB, im Interview anlässlich der

Verleihung des Website Awards 2011 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Prof. Dr Barbara Lenz, Sprecherin des Clusters Verkehr, Mobilität & Logistik,

beim Forschungspolitischen Dialog „Elektromobilität“ im April

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Das Jahr im Bild

Andrea Ode vom Julius Wolff Institut der Charité ist die Siegerin

des BIONNALE Speed Lecture Awards 2011. Rechts: Dr. Kai Bindseil,

Geschäftsbereichsleiter Life Science & Gesundheit bei der TSB

Über 5.000 Schülerinnen und Schüler der Klassen 3 bis 6 besuchen vom 6.

bis 8. September die TSB Aktionstage in der Urania.

Die Reihe „Foreign Researcher Forum“ bietet ausländischen Forschern, die in

Berlin zu Gast sind, eine Plattform zum Austausch.

Den Auftakt für den Beschluss, die Clusterzusammenarbeit zwischen Berlin

und Warschau im Bereich der optischen Technologien zu stärken, bildet das

„Warsaw-Berlin Business Lunch“ am 22. November.

Der Treffpunkt WissensWerte im Oktober widmet sich unter dem Titel „Glo-

betrotter – Wissenschaftliches Reiseziel Berlin“ dem Reisen und Ankommen

in einer der spannendsten Wissenschaftsregionen der Welt.

Kooperationsbörse des Enterprise Europe Networks (EEN) auf dem „Mobile

World Congress 2011“ im Februar in Barcelona

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Das Jahr im Bild

Im Rahmen der vom BMVBS geförderten „Modellregion Elektromobilität

Berlin-Potsdam“ werden Verkehrs- und Mobilitätskonzepte des Personen-

und Gütertransports erprobt. Die TSB Innovationsagentur fungiert dabei als

Projektleitstelle. Im Bild ein Elektro-LKW der Hüffermann Transportsysteme

Teilnehmer des deutsch-britisch-französischen Workshops über „Innovative

health-promoting food“ im September in der Französischen Botschaft in

Berlin

Ministerin Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Minister Ralf Christoffers und

Senator Harald Wolf beim Innovationsgipfel

Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung treffen sich

auf dem TSB Jahresempfang im Mai.

Preisverleihung des Ideen- und Best-Practice-Wettbewerbs im Technologie-

feld Open Source/Open Standards am 8. August im Rahmen des Desktop

Summit 2011. Von links: Carl-Philipp Wackernagel (TSB), Michael Stamm

(TSB), Birthe Russmeyer (Finn GmbH), Sven Hinderlich (Deutsche Telekom,

Referenzkunde Finn GmbH), Raffael Reichelt (Sugarlabs Deutschland),

Jörn Turner (betterFORM), Steffen Illner (IundS AG Berlin), Nikolaus Bride,

Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt, Yan Minagawa (teleportR),

Ivan Villanueva (Gridcalendar)

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Interview mit Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock

Ehrfurcht und Ehrgeiz Interview

Herr Prof. Stock, ich habe Ihnen keine Fragen mitgebracht, sondern neun Begriffspaare, die viel mit Ihrem Wirken zu tun haben. Wir würden gerne hören, was Ihnen spontan dazu einfällt.

Einverstanden.

Dann beginnen wir mit: Technologie und Innovation

Beides soll uns weiterbringen und beides basiert auf Forschung.

Im öffentlichen Dialog scheint es besser, Innovationen anhand

von Produkten zu diskutieren und nicht anhand der zugrunde lie-

genden Technologien. Wenn über Gentechnologie oder Nano-

technologie gesprochen wird, verbindet man damit etwas Abs-

traktes, und es ist fast trivial zu sagen, Technologie bringt Gutes

und Schlechtes zugleich. Dann kann man das Gute betonen oder

das Schlechte hervorheben. Deshalb sollten wir lieber fragen:

Möchtest Du neue Medikamente haben? Oder: Möchtest Du

einen Autolack haben, der nicht so empfindlich ist? So kommen

wir weiter. Entscheidend ist, ob eine Innovation wünschenswert

und sicher ist, und nicht, ob das Produkt mit dieser oder jener

Technologie hergestellt wird.

Akademie und Industrie

In den vergangenen Jahrzehnten haben wir sehr viel gelernt. Frü-

her hat man strikt getrennt. Im akademischen Bereich wurde

Grundlagenforschung betrieben. Dann übergab man an die In-

dustrie, die daraus irgendwelche Produkte machte. Physiker, Che-

miker und Techniker haben schon relativ früh gesagt, dass es für

sie wichtig ist, zu sehen, was aus ihren Erfindungen wird. Sie ha-

ben daher engere Kontakte zur Wirtschaft gepflegt. Mit dem Auf-

kommen der molekularen Medizin hat sich auch im biologisch-

medizinischen Bereich etwas völlig Neues ergeben. Wir haben

sehr viel mehr naturwissenschaftliche Technologien angewendet.

Die Industrie hat sich, gerade im Biotech-Bereich, weit in die ele-

mentare Forschung begeben, und an akademischen Einrichtun-

gen wird versucht, mit Partnern, auch Produktentwicklung zu

betreiben. Mittlerweile sind akademische Forschung und indust-

rielle Forschung eng verzahnt und davon profitieren beide.

Berlin und Brandenburg

Die Akademie, an der ich tätig bin, ist eines der ältesten und bes-

ten Beispiele dafür, dass es zwischen beiden Ländern funktio-

niert. In einer Zeit, in der wir von der Globalisierung des Wissens

sprechen, ist es anachronistisch, scharf zwischen Berlin und

Brandenburg zu differenzieren. Auch in der TSB haben wir, insbe-

sondere mit der Initiative BioTOP, gezeigt, dass die Zusammenar-

beit in bestimmten Bereichen hervorragend funktioniert.

Fortschritt und Wachstum

Es gibt viele Menschen, die glauben, wir seien genug gewachsen.

Sie wollen eine Abkehr vom Höher-Schneller-Weiter. Das scheint

auf den ersten Blick sympathisch. Andererseits muss man sehen,

dass sehr vieles noch nicht optimal gelöst ist. Ich bin fasziniert

von den neuen Möglichkeiten, die die Wissenschaft eröffnet. Es

wäre eine Sünde wider den Geist, wenn man diese notwendigen

Innovationen nicht zulassen würde, weil man genug vom Wachs-

tum hat. Das Wesen des Fortschritts besteht darin, dass wir nicht

die Richtung bestimmen. Schauen Sie die moderne Informations-

technologie an, die heute unseren Alltag prägt und auf die nie-

mand mehr verzichten will. Die war nicht geplant und wurde

nicht vorausgesehen. Wir sollten uns also nicht anmaßen, den

Fortschritt steuern oder bremsen zu wollen, wir sollten ihn ledig-

lich mit einer Kosten-Nutzen- beziehungsweise Chancen-Risiken-

Abwägung begleiten. Wenn wir „Ja“ sagen zum Fortschritt, dann

ist es genauso klar, dass es auch weiteres Wachstum gibt.

Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft

Es wäre für einen Leonardo da Vinci undenkbar gewesen, eine

solche Differenzierung zu machen. Und es war für Leibniz, den

Gründer unserer Akademie, undenkbar, beides zu trennen. Er hat

diese Akademie, und diesen Akademietyp, der sich weltweit

durchgesetzt hat, in deutlicher Abhebung zur Londoner Royal

Society und Pariser Académie des sciences und auch zur damaligen

Leopoldina gegründet, indem er sie eben nicht auf Naturwissen-

schaften und Medizin beschränkte. Er wollte ausdrücklich ALLE

Wissenschaften zusammenführen. Heute müssen wir noch

weiter gehen. Wir müssen innerhalb der Naturwissenschaften

stark interdisziplinär arbeiten. Und wir sind, wenn wir die großen

Page 17: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011 Interview

Herausforderungen unserer Zeit meistern und uns nicht mit tech-

nischem Fortschritt begnügen wollen, sondern umfassenden ge-

sellschaftlichen Fortschritt anstreben, auch auf sozial- und

geisteswissenschaftliche Expertise angewiesen. Der rechtliche,

soziologische, ethische Dialog muss parallel zur Entwicklung

technischer Lösungen geführt werden.

Wissenschaft und Politik

Die Emanzipation der Wissenschaft von staatlichem oder hoheit-

lichem Willen ist eine große Errungenschaft. Politik hat die Auf-

gabe, die Randbedingungen für Forschung und Wissenschaft so

zu gestalten, dass sie sich entwickeln können, und darauf zu ach-

ten, dass die Wissenschaft sich selbst Maßstäbe gibt und selbst

ihre Qualität kontrolliert. Die Wissenschaft ihrerseits muss versu-

chen, auch solche Probleme zu lösen, die von der Politik und von

der Gesellschaft als dringlich angesehen werden. Sie muss zudem

den Anspruch haben, der Politik in jenen Fragen Rat zu geben, in

denen wissenschaftlicher Rat angezeigt ist. Dabei muss sie Fak-

ten zur Verfügung stellen, aber auch klar sagen, wo es noch Un-

sicherheit gibt. Und sie muss der Versuchung widerstehen, selbst

politische Entscheidungen treffen oder beeinflussen zu wollen.

Bildung und Wohlstand

Ohne Bildung kein Wohlstand, ohne Wohlstand weniger Bildung.

Bildung hat auf volkswirtschaftlicher und auch persönlicher Ebe-

ne zweifellos mit Wohlstand zu tun. Bildung hat aber auch damit

zu tun, sein Leben selbständig, autonom gestalten zu können und

für sich selber unmittelbar Lebensqualität zu gewinnen. Man er-

langt „inneren Reichtum“, der mit dem äußeren nicht direkt kor-

reliert ist. Bildung ist damit alles andere als bloßes Mittel zum

Zweck.

Gesundheit und Wirtschaft

Gesundheitswirtschaft (in einem Wort) ist ein spannendes The-

ma. Und zwar deshalb, weil wir, gerade in Deutschland, darin

immer noch fast einen Gegensatz sehen. Mit Gesundheit Geld zu

verdienen, war lange Zeit nicht besonders ästimiert. Gesundheit

wurde der Sphäre des Sozialen zugerechnet, nicht der Welt der

Wirtschaft oder gar der Industrie. Dann hat man entdeckt, dass

Gesundheit Geld kostet und Medizin vornehmlich als Kostenfak-

tor und medizinischen Fortschritt als Kostentreiber gesehen. Ich

denke, wir tun gut daran, Gesundheit als hohes Gut und die Ge-

sundheitswirtschaft als im doppelten Sinne lohnendes Unterfan-

gen zu erkennen. Jeder von uns möchte zu Recht auf höchstem

Niveau versorgt werden. Viele von uns – in Berlin-Brandenburg

sind es über 350.000 Menschen – arbeiten in der Gesundheits-

wirtschaft. Auch die Vorstellung, medizinischer Fortschritt führe

zwangsläufig zu wachsenden Kosten, ist falsch. Wir können heute

oft durch medikamentöse Behandlung Operationen vermeiden.

Und selbst wenn wir mehr Geld für Gesundheit ausgeben, so darf

man nicht übersehen, dass dadurch Kosten für Arbeitsausfall und

Arbeitsunfähigkeit gesenkt werden. Gerade die medikamentöse

Behandlung hat auch ein demokratisches Element. Es gibt keine

Wartezeiten, und fast jeder kommt in den Genuss. Dieses kann

eigentlich nur ein Zyniker beklagen.

Vergangenheit und Zukunft

In der Berlin-Brandenburgischen Akademie wird sehr viel über

das kulturelle Erbe gearbeitet: wie wir es erhalten können, aber

auch erschließen und für Zukunftsfragen berücksichtigen kön-

nen. Wenn wir die Errungenschaften der Vergangenheit nicht

genügend kennen und würdigen und darauf aufbauen, dann wer-

den wir die Zukunft weniger gut gestalten. Es gibt keine vergan-

genheitsfreie Zukunft. Von Newton stammt der Satz: „If I have

seen further it is by standing on the shoulders of giants“. Damit

ist Ehrfurcht ausgedrückt, aber auch der Ehrgeiz, den kommen-

den Generationen einen noch weiteren Blick zu ermöglichen.

Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock

ist Präsident der Berlin-Brandenburgischen

Akademie der Wissenschaften und Kurato-

riumsvorsitzender der TSB Technologiestiftung

Berlin. Die Stichworte gab Thilo Spahl.

Page 18: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Innovationen aus der Hauptstadtregion

Berlin-Brandenburg ist innovativ. Doch viele Produkte, Ideen oder revolutionäre Konzepte sind kaum bekannt. Deshalb haben wir eine bunte Mischung von kleinen und großen, einfachen und komplizierten, nützlichen oder auch lebensrettenden Innovationen aus der Region zusammengestellt.

Funkelbeton

HINTERGRUND: Beton ist überall – meist grau und unauffällig.

IDEE: Eine Betonwand, die einem plötzlich ein Signal gibt, fällt

auf, dachten sich die Schöpfer von BlingCrete™. Um dies zu errei-

chen, werden Mikroglaskugeln in die Betonoberfläche eingelas-

sen. Sie bewirken, dass eine Lichtreflektion beim Vorbeigehen für

einen bestimmten Moment stark sichtbar wird. Die sogenannte

retroreflektierende Oberfläche wirft einfallendes Licht präzise in

Richtung der Lichtquelle zurück. So wechselt die Betonober-

fläche von einem passiven in einen aktiven Zustand.

MARKT: Die Eigenschaften von BlingCrete™ eröffnen vielfältige

Gestaltungsmöglichkeiten in der Architektur, der Innenarchitek-

tur, dem Produktdesign und in verkehrstechnisch sicherheitsrele-

vanten Bereichen.

AUSGEWÄHLT VON:

Ines Junge

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Technologie & Innovation

Page 19: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Innovationen aus der Hauptstadtregion

Gate of Trust

HINTERGRUND: Um Anschläge zu vermeiden, wurden Kontrol-

len an Flughäfen stark ausgeweitet. Diese sind oft zeitintensiv

und nur bedingt erfolgreich.

IDEE: Das European Aviation Security Center (easc) hat ausge-

hend von diesen Herausforderungen einen konzeptionellen An-

satz mit dem Namen „Gate of Trust“ für Flughäfen entwickelt: ein

dualer Ansatz mit realem und „virtuellem“ Security Check. Der

reale Security Check besteht aus einem mit attraktiven flächigen

OLEDs illuminierten Durchgang („OLED-Gate“), hinter dessen

Wänden verschiedenste, für den Passagier nicht zuordenbare De-

tektionstechnologien verborgen sind. Im „virtuellen“ Security

Check werden für den Passagier nicht erkennbare Detektions-

technologien über das gesamte Terminal verteilt.

MARKT: Das Sicherheitskonzept kann in modifizierter Form,

aber auch in anderen kritischen Infrastrukturen zum Einsatz kom-

men, wie etwa in Bahnhöfen, Schiffsterminals oder auch Veran-

staltungshallen.

AUSGEWÄHLT VON:

Dr. Uwe Weigmann

Projektleiter Modern Airport

Verkehr & Mobilität

Kameras aus dem Salzstreuer

HINTERGRUND: Sehen, wo man von Natur aus nicht hinsehen

kann, ist nicht nur reizvoll, sondern inzwischen unverzichtbarer

Bestandteil vieler technischer Prozeduren.

IDEE: Je kleiner und billiger, desto besser. Das Fraunhofer-Institut

für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM hat zusammen mit

dem Unternehmen Awaiba eine Minikamera von der Größe eines

Salzkorns entwickelt, die kleiner als ein Stecknadelkopf ist. Ein

spezielles Produktionsverfahren ermöglicht es, dass die Kameras

nicht nur kleiner, sondern auch sehr viel billiger herzustellen sind.

MARKT: Mit Kosten von wenigen Euros eignet sich das System

als Einmalkamera besonders für den medizinischen Einsatz in En-

doskopen. Zudem interessiert sich auch die Automobilindustrie

für den Kamera-Winzling. Aktuell wird daran geforscht, mit Mik-

rokameras Außenrückspiegel von Fahrzeugen zu ersetzen.

AUSGEWÄHLT VON:

Gerrit Rössler

Projektmanager

Optik & Mikrosystemtechnik

Page 20: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Innovationen aus der Hauptstadtregion

Zähler mobil

HINTERGRUND: In Deutschland sollen bis 2020 eine Million

Elektroautos unterwegs sein. Das gelingt nur, wenn Kosten mini-

miert werden.

IDEE: Die Berliner Firma ubitricity hat ein Konzept für eine Lade-

infrastruktur auf Basis mobiler Zähl- und Kommunikationstech-

nik entwickelt, die mit geringen Investitionen die Installation ei-

ner Vielzahl von Ladepunkten ermöglicht. Die Ladestation ist

dabei wenig mehr als eine Steckdose. Die Zähl- und Kommunika-

tionstechnik bringt der Nutzer mit: entweder als Teil seines Fahr-

zeugs (On-Board Metering) oder eingebaut in einem Kabel (Cable

Metering).

MARKT: Elektromobilität ist mittelfristig ein stark wachsender

Markt. Wenn sich das Konzept durchsetzt, kann es zum Standard

in jedem E-Mobil werden.

AUSGEWÄHLT VON:

Frank Behrendt

Projektleiter

Verkehr & Mobilität

Klärwerke als Kraftwerke

HINTERGRUND: Kommunales Abwasser enthält erhebliche

Mengen an chemischer Energie, die bislang als erneuerbare Ener-

giequelle weitestgehend ungenutzt bleiben. Stattdessen wird in

den klassischen kommunalen Kläranlagen zusätzliche Primär-

energie zur Belüftung eingesetzt.

IDEE: Im Projekt CARISMO am Kompetenzzentrum Wasser Berlin

(KWB) werden schrittweise neue Wege gesucht, um Kläranlagen

von Verbrauchern fossiler Energie zu Nettoproduzenten regene-

rativer Energie zu verwandeln. Die großen Kläranlagen Berlins

haben derzeit einen spezifischen Energiebedarf von 0,2 bis 0,4

Kilowattstunden pro Kubikmeter. Bei vollständiger Umwandlung

aller im Abwasser enthaltenen organischen Stoffe zu Methan mit

der derzeit besten verfügbaren Technik könnten bis zu 0,8 Kilo-

wattstunden pro Kubikmeter Abwasser erzeugt werden. In Pilot-

versuchen werden mit realem Abwasser drei neue Behandlungs-

konzepte erprobt und evaluiert. Bei allen geht es darum, mit

Einsatz von Mikrosieb-Separationstechnik bereits im Primär-

schlamm die Kohlenstoffausbeute zu erhöhen.

MARKT: abhängig von Investitionsbedarf und Entwicklung der

Energiekosten

AUSGEWÄHLT VON:

Dr. Dieter Müller

Geschäftsbereichsleiter

Bildung & Projektförderung

Page 21: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Innovationen aus der Hauptstadtregion

Märchenonkel 2.0

HINTERGRUND: Smartphones und Tablets mit GPS-Funktion

verbreiten sich immer mehr und ermöglichen neue Anwendun-

gen.

IDEE: Jede Geschichte hat einen Ort, an dem sie spielt. Warum

nicht Ort und Geschichte zusammenbringen? Mit dem Produkt

STORYTUDE entwickelt die mobile melting GmbH spannende

Hörgeschichten und Stadt-Touren für iPhone und Android. Diese

sind „location based“, so dass Hörgeschichten an bestimmten Or-

ten abgespielt werden, die man sich erläuft.

MARKT: Beliebte Reiseziele sind auch beliebte Orte für Ge-

schichten. Allein für Berlin gehen die Geschichten so schnell nicht

aus. Das Unternehmen hat aber auch schon Hamburg, Frankfurt

und München im Programm.

AUSGEWÄHLT VON:

Carl-Philipp Wackernagel

Stellvertretender Bereichsleiter

Informations- & Kommunikations technologien

Neuartiger Steinzertrümmerer

HINTERGRUND: Die in der Medizin eleganteste Methode,

schmerzhafte Nieren-, Blasen- oder Gallengangsteine loszuwer-

den, besteht darin, sie mit einem gepulsten Laserstrahl zu zer-

trümmern. Größter Nachteil hierbei ist aber die Gefahr von Schä-

den am umliegenden Gewebe durch die Hitzeentwicklung des

konzentrierten Lichts. Zudem kommt es vor, dass der Stein un-

kontrollierbar weggestoßen wird und deshalb zusätzliche Laser-

pulse nötig werden.

IDEE: Entscheidend ist die Dauer der Laserpulse: Während her-

kömmliche Steinzertrümmerer (Holmium-YAG-Laser) für einen

einzelnen Puls mindestens 300 Mikrosekunden benötigen und

entsprechend viel Hitze erzeugen, reichen dem Lasergerät der

Limmer Laser GmbH, FREDDY 400 plus, für eine hochintensive

Schockwelle 1,2 Mikrosekunden. Damit ist das Hitzeproblem ge-

löst und der Stein auch in sensitiven Organen zertrümmert.

MARKT: Die lasergestützte Therapie von intrakorporalen Steinen

zeigt deutliche Vorteile gegenüber klassischen Alternativen. Die

beim Laser verwendeten Lichtleiter sind flexibler und dünner.

Dadurch können auch schwer zugängliche Organe erreicht wer-

den. Wichtigste Limitierung war bislang die Hitzeentwicklung,

welche sich mit der hier vorgestellten Idee vermeiden lässt.

AUSGEWÄHLT VON:

Pia Jost

Koordinatorin medtecnet-BB

Life Science & Gesundheit

Page 22: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Innovationen aus der Hauptstadtregion

Energiecontrolling

HINTERGRUND: Über dem Verbrauch von Strom, Gas, Wasser

und Druckluft hängt meist ein „dichter Nebel“. Er verdeckt den

hohen Anteil überflüssiger Verbräuche und Kosten. Sensorik und

Informationstechnik erlauben es, diesen Nebel zu lichten.

IDEE: Die Firma deZem GmbH hat eine Visualisierungs- und Ana-

lysesoftware für Energie-, Umwelt- und Prozessdaten entwickelt,

mit der jede Verschwendung in Echtzeit sichtbar wird. So ent-

steht höchste Energietransparenz mit einfach nachvollziehbaren

Verbrauchs- beziehungsweise Kostenkurven und vielfältigen an-

deren Visualisierungen, die zu genauer Untersuchung einladen

und oft eine schnelle Problemlösung oder Optimierung erlauben.

MARKT: Durch Energieeinsparung kann praktisch jeder Kosten

senken. deZem liefert Komplettlösungen aus Hardware (Senso-

ren und Übertragungstechnik) und Software. Energiecontrolling

findet unter anderem schon Anwendung in Industriebetrieben,

Rechenzentren, Bürogebäuden, Schulen und Forschungseinrich-

tungen. Das Unternehmen hat Projekte in Europa, Zentral- und

Südamerika sowie Asien.

AUSGEWÄHLT VON:

Martin Schipper

Bereichsleiter

Energietechnik

Körper auf dem Chip

HINTERGRUND: Tierversuche sind ethisch umstritten, kostenin-

tensiv und auch nur bedingt aussagekräftig, da Tiere anders auf

Substanzen reagieren als Menschen. Die Methoden der dreidi-

mensionalen Gewebezüchtung können dazu beitragen, die Not-

wendigkeit deutlich zu verringern.

IDEE: Die Firma TissUse entwickelt zusammen mit der Techni-

schen Universität Berlin winzige menschliche Organe auf einem

Biochip. Auf dem Chip werden die einzelnen Organmodelle, etwa

für Leber, Haut und Nervengewebe, über ein Mikrofluidiksystem

versorgt, also unter ähnlichen Bedingungen wie im lebenden Or-

ganismus kultiviert. Über verschiedene Sensoren kann gemessen

werden, wie das Miniaturorgan auf die zugegebenen Substanzen

reagiert. Das Fernziel ist, den gesamten menschlichen Organis-

mus als modulare Ansammlung von 3D-Zellmodellen auf einen

Mikrochip zu packen.

MARKT: Nicht zuletzt weil Tierversuche teuer sind, besteht für die

Medikamentenentwicklung, aber auch beim Testen von Chemika-

lien und Kosmetika, ein großer Bedarf an Alternativmethoden.

AUSGEWÄHLT VON:

Volker Erb

Projektmanager

Life Science & Gesundheit

Page 23: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Innovationen aus der Hauptstadtregion

Dom für unterwegs

HINTERGRUND: Die wachsende Mobilität macht auch vor „Im-

mobilien“ nicht Halt. Kluges Design und innovative Materialien

ermöglichen Leichtbaukonstruktionen für die unterschiedlichsten

Anlässe.

IDEE: Die Firma ZENDOME hat sich auf mobile Architektur in Ge-

stalt von geodätischen Kuppeln spezialisiert. Eine geodätische

Kuppel ist ein konvexes, unregelmäßiges Polyeder. Das Unterneh-

men setzt auf höchsten ästhetischen Anspruch bei minimalem

Materialaufwand und größtem Innenraumvolumen. Die Kon-

struktionen von ZENDOME sind in Zusammenarbeit mit Partnern

aus der Berliner Wissenschaft in vielen technischen Details für

schnellen Aufbau, hohe Mobilität und hohe Belastbarkeit der

Außen haut optimiert.

MARKT: Ein Schwerpunkt der Nutzung liegt im Bereich des

Event-Marketings. Das Unternehmen bietet Kuppeln von 20 bis

300 und mehr Quadratmetern Grundfläche.

AUSGEWÄHLT VON:

Siegfried Helling

Bereichsleiter

Industrie & Forschung

Jede Minute zählt

HINTERGRUND: Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine

bleibende Behinderung im Erwachsenenalter und die dritthäu-

figste Todesursache. Wie schwer die Folgen sind, hängt entschei-

dend davon ab, wie schnell die Therapie einsetzt.

IDEE: In dem Berliner Verbundprojekt STEMO werden Technolo-

gien und Methoden entwickelt und erprobt, damit in Zukunft

wertvolle Zeit gewonnen wird. Das Forschungsprojekt, an dem

die Charité, die Berliner Feuerwehr sowie die Firmen MEYTEC

und B·R·A·H·M·S beteiligt sind, zielt darauf, mit der Behandlung

bereits beim Rettungseinsatz zu beginnen. In das Stroke-Einsatz-

Mobil (STEMO) wurden dafür erstmals ein CT-Gerät, ein Notfall-

labor und eine telemedizinische Verbindung in die Klinik einge-

baut.

MARKT: Der medizinische Bedarf ist groß. Alle 100 Sekunden

erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall.

AUSGEWÄHLT VON:

Dr. Christian Hammel

Geschäftsbereichsleiter

Technologie & Innovation

Page 24: TSB Jahresbericht 2011

Die Stiftung

Die TSB Technologiestiftung Berlin ist eine private,

gemeinnützige Stiftung.

Ihr Ziel ist es, Wissenschaft und Forschung sowie Bildung in

den Bereichen Naturwissenschaft und Technik zu fördern.

Schwerpunkte der Tätigkeit sind Strategieentwicklung zur

Unterstützung der regionalen Innovationspolitik, Projekte zur

MINT-Bildung sowie Beiträge zum öffentlichen Diskurs über

Wissenschaft und Technologie.

24

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Page 25: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Stiftung

Technologiekommunikation

Informationen, Diskussionen, Ideen

Die TSB sorgt dafür, dass über Forschung und Technologie ge-

sprochen wird. Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen fördern

wir den Austausch zwischen Experten aus Wissenschaft und Wirt-

schaft auf der einen und Politik und breiter Öffentlichkeit auf der

anderen Seite.

Forschungspolitischer Dialog

Mit der Senatsverwaltung für Forschung führt die TSB seit über

15 Jahren die Reihe „Forschungspolitische Dialoge“ durch. Diese

stellt die Leistungsfähigkeit und Attraktivität des Wissenschafts-

standortes dar und arbeitet notwendige strukturverbessernde

Maßnahmen und Leitprojekte für das Zusammenwirken von Wis-

senschaft und Wirtschaft in innovativen Zukunftstechnologien

heraus. Beim Forschungspolitischen Dialog im April 2011 wur-

den die vielfältigen Aktivitäten zu Elektromobilität aufgegriffen,

die regionalen Potenziale und Handlungsempfehlungen themati-

siert und mit hochrangigen Akteuren aus Wissenschaft, Unter-

nehmen, Politik und Verwaltung diskutiert.

Treffpunkt WissensWerte

„Gipfelstürmer“, „Turbomaschinen“, „Sternenzeit“, „Kunst-Stoff“,

„Herzenssache“ lauteten 2011 die Themen in der Reihe Treff-

punkt WissensWerte, die die TSB gemeinsam mit Inforadio (rbb)

durchgeführt hat, um die Öffentlichkeit über aktuelle Technolo-

gie- und Innovationsthemen aus der Region zu informieren. Die

Podiumsdiskussionen mit Experten aus der Wissenschaft und

Wirtschaft finden vor Publikum statt, werden aufgezeichnet und

mehrfach auf Inforadio ausgestrahlt.

TSB Aktionstage

Die TSB Aktionstage in der Urania zielen darauf, Kinder an tech-

nische und wissenschaftliche Themen heranzuführen. 2011 nah-

men rund 5.200 Dritt- bis Sechstklässler und 400 Lehrkräfte teil.

Die TSB bot gemeinsam mit vielen Partnern aus den Schülerlabo-

ren naturwissenschaftlich-technische Workshops und Mitmach-

Versuche an, die darauf angelegt sind, von den Schülern zuhause

beziehungsweise mit ihren Lehrern im Unterricht nachgemacht

und weiterentwickelt zu werden.

Rot + Grün = Gelb

Die TSB hat gemeinsam mit dem UniLab Adlershof der Humboldt-

Universität Experimentierworkshops für Eltern und Großeltern

entwickelt, die praktisch lernen wollen, wie man mit Kindern na-

turwissenschaftlich spielt. Nach erfolgreichen Testläufen wird

das Format in das UniLab-Angebot übernommen und vom Schü-

lerforschungszentrum Helleum angeboten.

Kontakt mit der Welt

Ein weiterer Schwerpunkt im Geschäftsbereich Technologiekom-

munikation ist der internationale Austausch. Hier ein Ausschnitt

aus den Aktivitäten:

k In Anknüpfung an einen niederländischen Delegations besuch

in Berlin im Jahr 2009 fand im Februar 2011 ein Besuch von

Berliner Wissenschaftlern im Life-Science-Cluster Rotterdam

und Eindhoven statt.

k Im Juni wurde von der TSB ein Austausch des Hong Kong

Science and Technology Parks und des Technologieparks

Adlershof initiiert.

k Im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen fand in Kooperation mit

dem Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies

ein Symposium zur Regenerativen Medizin statt.

k In der Reihe „Treffpunkt WissensWerte“ diskutieren Experten

mit internationalen Forscherkarrieren zum Thema „Globetrot-

ter – Wissenschaftliches Reiseziel: Berlin“.

k Vertreter aus 17 Ländern folgten am 12. Oktober 2011

der  Einladung der TSB zur Veranstaltung „Innovation Policy

Made in Berlin – Turbo Engines“ ins Siemens Gasturbinenwerk

Berlin.

k In der Veranstaltungsreihe „Researchers Forum – Networking

Opportunities in Berlin“ fanden drei Veranstaltungen zu den

Themen Biotechnologie, Medizintechnik und Gesundheits-

wirtschaft statt. Ziel der Veranstaltungen sind langfristige und

nachhaltige Vernetzungen internationaler Gastwissenschaftler

untereinander und mit Berliner Einrichtungen.

Page 26: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Stiftung

Bildung & Projektförderung

Aktivitäten entlang der gesamten Bildungskette

Die TSB unterstützt Aktivitäten zur Verbesserung der Bildung in

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ent-

lang der gesamten Bildungskette. Im Jahr 2011 wurde unter an-

derem das Kinderforschungs zentrum Helleum ins Leben gerufen

und das Leibniz-Applikationslabor für innovative Röntgentechno-

logien etabliert.

Kinderforscherzentrum HELLEUM

Neigungen werden bereits sehr früh in der Bildungskarriere ent-

wickelt und gefestigt. Das HELLEUM in Marzahn-Hellersdorf,

Lehr- und Lernort zugleich, will mit einem spielerischen Zugang

zu Wissenschaft und Technik das Interesse an naturwissenschaft-

lichen und technischen Berufen wecken.

Das HELLEUM dient auch als Plattform für die wissenschaftliche

Entwicklung neuer Lernangebote. Das Projekt unterstützt dazu

besonders die Aus- und Weiterbildung von MINT-Lehrkräften.

Das Konzept des HELLEUM wurde in einem Netzwerk aus Bezirk-

samt, der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und For-

schung, den lokalen Grundschulen und beteiligten Hochschulen

entwickelt. Die TSB fördert dieses Leuchtturmprojekt der regio-

nalen MINT-Bildung. Am 1. September 2011 konnte in feierli-

chem Rahmen der erste Spatenstich für den Neubau gesetzt wer-

den. Zu Gast waren neben Vertretern des Bezirks auch die

Staatssekretärinnen für Stadtentwicklung, Hella Dunger-Löper,

und für Bildung, Jugend und Familie, Claudia Zinke.

Das Berlin Laboratory for Innovative X-Ray Technologies (BliX) – ein Erfolg der Stiftungsprofessur Röntgenanalytik

Anfang 2009 ist die Physikerin Prof. Dr. Birgit Kanngießer auf die

Stiftungsprofessur „Analytische Röntgenphysik“ berufen worden.

Die Einrichtung der Professur wurde von 13 in- und ausländi-

schen Unternehmen, der TSB und der Technischen Universität

Berlin (TU) initiiert. Ziel ist es, die anwendungsnahe Forschung

der analytischen Röntgenphysik nachhaltig auszubauen sowie

eine fundierte Ausbildung der Studierenden auf diesem Gebiet

zu gewährleisten.

Um die Unternehmen in ihrer Eigeninitiative zu unterstützen

und der Universität eine langfristige Forschungspartnerschaft

anzubieten, hat die TSB ein Modell einer nicht rechtsfähigen

Verbrauchsstiftung unter ihrem Dach entwickelt. So konnten

der TU für die Stiftungsprofessur 515.000 Euro aus den Zustif-

tungen der Unternehmen und wei tere 135.000 Euro aus TSB-

Mitteln zugesichert werden, zusammen 650.000 Euro über ei-

nen Zeitraum von 5 Jahren.

Ein großer Erfolg dieser Stiftungsprofessur ist die Etablierung des

„Leibniz-Applikationslabors für innovative Röntgentechno logien“

– kurz BliX – zusammen mit dem Max-Born-Institut. Die offizielle

Eröffnung erfolgte am 4. Februar 2011. Das BliX ist mit bislang

1,2 Millionen Euro aus Senats- und Bundesmitteln ausgestattet.

Im BliX werden durch eine neuartige Laser-Plasma-Quelle Experi-

mente möglich, die bisher nur an Synchrotronquellen wie BESSY

durchführbar sind. Auch Strukturen, die dünner sind als 100 Na-

nometer, wie zum Beispiel diejenigen innerhalb von Dünnschicht-

Solarzellen, können mit dieser Laserquelle untersucht werden.

Das Labor soll durch Angebote an kleine und mittlere Unterneh-

men für einen Technologietransfer in die Wirtschaft stehen sowie

als Ausgangspunkt für innovative kommerzielle Produkte dienen.

Die TSB sieht damit die großen Erwartungen bestätigt, die sie in

die Kofinanzierung der Stiftungsprofessur gesetzt hat. Es ist ge-

lungen, durch die Sicherung von Grundlagenforschung an einer

Hochschule gleichzeitig Anstöße für die anwendungsnahe For-

schung in Kooperation mit Unternehmen zu geben und damit

weitere Mitteleinwerbungen in die Region zu ermöglichen.

Page 27: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Stiftung

Technologie & Innovation

Daten, Fakten, Handlungsempfehlungen

Die Berliner Wirtschaft hat begonnen, ein sehr spezifisches Profil

herauszubilden, das stark von Spitzentechnologien geprägt ist.

Daten und Fakten aus dem Geschäftsbereich Technologie und In-

novation der TSB zeigen dies deutlich. Sie belegen, dass die TSB

und das Land mit ihrer Strategie, Wissen aus der öffentlichen For-

schung der Region in die Anwendung in der Region zu bringen,

auf die richtigen Pferde gesetzt haben und dass so wieder endo-

genes Wachstum entsteht. Studien der TSB geben Handlungs-

empfehlungen, wie dieser Erneuerungsprozess weiter gestärkt

werden kann.

In der TSB Schriftenreihe „Studien zu Technologie und Innova-

tion“ sind zwei Bücher erschienen. Die Studie „Turbomaschinen

in Berlin-Brandenburg. Forschung – Industrie – Innovation“ zeigt

Bedeutung und Entwicklungschancen des Turbomaschinenbaus

in der Hauptstadtregion auf. Die Studie „Wie neues Wissen in die

Wirtschaft kommt“ legt erstmals für die Region empirische Daten

und Fakten zu Art, Umfang, Regionalität und Motivation von Ko-

operationen zwischen Unternehmen und (Fach-)hochschulen vor.

Die wichtigsten Ergebnisse:

k Kooperation zwischen Hochschulen und Unternehmen hat er-

heblichen Umfang: Rund die Hälfte aller Unternehmen aus

dem produktiven Gewerbe und den technischen Dienstleis-

tungen kooperiert mit Hochschulen. Rund 85 Prozent der

Hochschullehrer der drei großen technischen Fachhochschu-

len kooperieren mit Unternehmen. Gründungen aus Hoch-

schulen heraus sind ein weiterer relevanter Innovationsfaktor.

k Abschlussarbeiten und gemeinsame Forschungsprojekte sind

die wichtigste Form der Kooperation. Während Hochschul-

lehrer vorwiegend an Forschungsfragen interessiert sind, hat

für die Unternehmen auch die Gewinnung künftiger Fachkräf-

te einen hohen Stellenwert.

k Bei der Anbahnung von Kooperationen sind persönliche Kon-

takte zwischen den Hochschullehrern und den Industrie-

forschern ausschlaggebender Faktor.

k Trotz des hohen Niveaus der Kooperationen sieht die Studie

noch Steigerungschancen und gibt dazu Empfehlungen: Da

fachliches Interesse und persönliche Kontakte entscheidend

sind, sollten die Aktivitäten in fachlich orientierten Netzwer-

ken intensiv gepflegt werden. Den Unternehmen empfiehlt

die Studie, Kooperationen längerfristig anzulegen. Darüber

hinaus zeigt sie, dass dadurch noch ein erhebliches Reservoir

an Fachkräften erschlossen werden kann.

Zwei Themenhefte der Reihe „Daten und Fakten“ stellen in kom-

primierter Form Hintergrundwissen zu Innovationsfaktoren in

Berlin vor:

k „Forschung und Entwicklung in Berlin – Woher das neue Wis-

sen kommt“ zeigt die FuE-Ausgaben der Region: Obwohl

60 Prozent der FuE-Ausgaben von der öffentlichen Hand getä-

tigt werden, ist auch die Industrieforschung erfreulich ange-

stiegen. Der überwiegende Teil der Industrieforschung entfällt

auf die Großindustrie, aber bei den kleinen und mittleren Un-

ternehmen ist der Anstieg besonders groß. Und das Forschen

zahlt sich aus: Die Umsätze mit neuen oder verbesserten Pro-

dukten sind bei Berliner Unternehmen deutlich höher als im

Bundesdurchschnitt.

k „Kapital in Köpfen – Potenzial für Innovation und Wachstum in

Berlin-Brandenburg“ zeigt Daten und Fakten zu hochqualifi-

zierten Fachkräften und zu Hochtechnologiegründern in der

Region.

Page 28: TSB Jahresbericht 2011

Die TSB Innovationsagentur Berlin GmbH ist ein

Tochterunternehmen der TSB Technologiestiftung Berlin.

Sie ist von den Ländern Berlin und Brandenburg mit dem

Clustermanagement beauftragt und konzentriert sich daher

auf die Themen Gesundheitswirtschaft, Verkehr & Mobilität,

Energietechnik, Optik sowie IKT.

Darüber hinaus unterstützt die TSB Innovationsagentur auch

Unternehmen anderer Branchen beim Technologietransfer

und übernimmt das kaufmännische Management von

Förderprojekten.

28

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Die Innovationsagentur

Page 29: TSB Jahresbericht 2011

29

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

Verkehr & Mobilität

Die Verkehrssysteme der Zukunft

Verkehr und Mobilität markieren ein Spannungsfeld für die Ent-

wicklung von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Einerseits

werden Grundbedürfnisse befriedigt und der Austausch von Wa-

ren ermöglicht, andererseits verursacht der „physische“ Verkehr

Belastungen – vom Flächenverbrauch über Lärm und Unfallge-

fahren – bis hin zur Emission klimarelevanter Gase. Die Gestal-

tung nachhaltiger Verkehrssysteme ist der Schlüssel zur Siche-

rung der Mobilität. Dies gilt auf regionaler, nationaler und

letztlich auf globaler Ebene. Die Region Berlin-Brandenburg mit

ihren besonderen interdisziplinären Kompetenzen bringt gute

Voraussetzungen mit, die Verkehrssysteme der Zukunft in we-

sentlichen Teilen zu gestalten. Diese Potenziale noch besser zu

nutzen, ist eine wichtige Handlungsmaxime des Bereichs Verkehr

und Mobilität in der TSB, die die Federführung im gemeinsam mit

der Zukunfts Agentur Brandenburg und Berlin Partner getragenen

Clustermanagement Verkehr, Mobilität und Logistik hat.

Das Cluster formiert sich

Am 25. Mai ging das Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik in

Berlin-Brandenburg offiziell an den Start. Prof. Barbara Lenz, die

Leiterin des Instituts für Verkehrsforschung des DLR, wurde als

Clustersprecherin berufen. Frau Prof. Lenz steht besonders für

das interdisziplinäre Entwickeln zukünftiger Verkehrssysteme

und damit für den integrativen Ansatz der Clusterstrategie.

Berlin und Brandenburg – Vorreiter der Elektromobilität

Die Hauptstadtregion strebt eine führende Position beim Zu-

kunftsthema Elektromobilität an. In der Modellregion Berlin-

Potsdam und anderen Erprobungsvorhaben sind wichtige Er-

kenntnisse für das Funktionieren elektrischer Mobilität gewonnen

worden. Der nächste große Schritt für die Schaffung von kriti-

scher Masse bei Fahrzeugen und Infrastruktur wird das „Interna-

tionale Schaufenster Berlin-Brandenburg“ sein. Die Ende 2010

gemeinsam von Berlin Partner und TSB Innovationsagentur ge-

gründete Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) hat in 2011

die Erstellung des Schaufensterantrags koordiniert. Im Frühjahr

2012 gab die Bundesregierung bekannt, dass die Region zu den

vier Siegern des Wettbewerbs gehört. Es stehen nun Fördermittel

von bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung.

Verkehr auf dem Flughafenvorfeld – effizient und sicher

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit der Verkehre auf dem Flug-

hafenvorfeld weiter zu optimieren – das ist das Leitmotiv des von

der TSB koordinierten EU-Projektes AAS. Im Rahmen der Ab-

schlusskonferenz auf dem Flughafen Tegel im April 2011 wurde

demonstriert, wie das Zusammenspiel moderner Telematiklösun-

gen mit den unterschiedlichen Leitstellen auf einem Flughafen

den Airportbetrieb optimieren kann.

Rahmenbedingungen für umweltfreundliche Bahnsysteme

Die Nutzung der technischen Möglichkeiten für verringerten

Energieverbrauch von Eisenbahnen erfordert passende rechtli-

che Rahmenbedingungen. Das EU-Projekt EcoRailS erarbeitete

und testete an der Schnittstelle zwischen Technik und Verkehrs-

wirtschaft einen rechtssicheren Leitfaden mit dem Ziel, die Ener-

gieeffizienz regionaler Bahnverkehre nachhaltig zu optimieren.

Koordiniert von der TSB Innovationsagentur und mit maßgebli-

cher Rolle des Senats haben die Partner aus sechs europäischen

Ländern diesen Leitfaden 2011 unter ihren jeweiligen Randbe-

dingungen erfolgreich erprobt.

Page 30: TSB Jahresbericht 2011

30

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

Life Science & Gesundheit

Der innovative Kern der Gesundheitswirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft nimmt in der Region Berlin-Branden-

burg eine herausragende Stellung ein. Mit 16 Milliarden Euro

Bruttowertschöpfung und über 350.000 Beschäftigten ist sie ein

entscheidender Wirtschaftsfaktor in der Hauptstadtregion. Den

innovativen Kern bilden dabei Unternehmen der Biotechnologie-,

Medizintechnik- und Pharmabranche, die am Standort mit einer

Vielzahl von akademischen und außeruniversitären Forschungs-

einrichtungen sowie Kliniken kooperieren. Die TSB Innovations-

agentur ist von den beiden Ländern mit dem Management des

Clusters Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg beauftragt.

Dies umfasst auch Management und Koordination des Branchen-

netzwerks BioTOP, des Leitprojekts „Zentrum für Molekulare Di-

agnostik und Bioanalytik“ (ZMDB), der Regenerativen Medizin

Initiative Berlin-Brandenburg (RMIB), des Imaging Netzwerks

Berlin (INB), des Medizintechniknetzwerks Berlin-Brandenburg

(medtecnet-BB) sowie des Netzwerks Gesundheitswirtschaft

Health Capital.

Gesundheit und Informationstechnologie

Im Rahmen der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder

Berlin und Brandenburg (innoBB) wurde im Herbst 2011 auf Ini-

tiative der TSB eine gemeinsame Aktionslinie zum Thema

„Health  IT“ gestartet, um die Grenzen zwischen der Gesundheits-

wirtschaft und der Informations- und Kommunikationstechnolo-

gie zu überwinden und die regionalen Akteure auf dem Weg zur

innovativen Gesundheitswirtschaft der Zukunft zusammenzu-

bringen. Zum Einstieg wurde am 29. November 2011 ein von

Experten der „Hasso Plattner School of Design Thinking“ mode-

rierter Workshop mit Unterstützung der SAP durchgeführt, um

gemeinsam Zukunftsszenarien für die Gesundheitsregion Berlin-

Brandenburg zu entwerfen. In gemischten Teams aus Wirtschafts-

experten und Wissenschaftlern beider Disziplinen wurden Szena-

rien dazu entwickelt, wie mit den Herausforderungen im

Gesundheitsbereich in den nächsten Jahren umgegangen werden

kann. Die neue Aktionslinie berücksichtigt auch vorhandene Pro-

jekte in der Telemedizin. Dort lag 2011 ein Schwerpunkt auf der

Entwicklung der länderübergreifenden Telemedizin, insbesonde-

re in Zusammenarbeit mit Institutionen des Landes Brandenburg.

Es wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der Telemed-Initia-

tive Brandenburg e. V. geschlossen und Formate zur Beförderung

der Telemedizin wie zum Beispiel Praxisseminare für niedergelas-

sene Ärzte weiterentwickelt. Zudem wird im Rahmen des EU-

Projekts „Regions of Europe working together for Health (Rene-

wing Health)“, daran gearbeitet, Kosten und Nutzen von

Telemedizin bei Diabetes und COPD bei der Betreuung von euro-

paweit 7.900 Patienten zu erheben.

Regionale und nationale Branchentreffs

Im März nahmen rund 500 Menschen an der neunten BIONNALE

der Biotechnologie teil. Thematische Schwerpunkte waren Herz-

Kreislauferkrankungen sowie Dienstleistungen für die Arzneimit-

telentwicklung. Erstmals gab es ein Partnerland, nämlich die Nie-

derlande, von wo 15 Unternehmen nach Berlin kamen. Mit über

1200 Teilnehmern konnte die SchülerBIONNALE im April, bei der

in einem umfangreichen Programm Berufsmöglichkeiten in den

Biowissenschaften vorgestellt werden, einen Rekordbesuch ver-

zeichnen. Im Mai folgte der 25. Treffpunkt Medizintechnik in der

Charité, der sich diesmal dem Thema „Nicht-invasive Diagnostik“

widmete. Im Juni organisierte die TSB die Zukunftskonferenz Me-

dizintechnik als wichtigstes nationales Treffen der Branche. Die

gemeinsam von den Ländern Berlin und Brandenburg sowie den

Bundesministerien für Bildung und Forschung, für Wirtschaft

und Technologie und für Gesundheit sowie der Branchenverbän-

de BVMed, Spectaris, VDGH, ZVEI und der Deutschen Gesell-

schaft für Biomedizinische Technik getragene Zukunftskonferenz

Medizintechnik 2011 war der Auftakt für den „Strategieprozess

Innovationen in der Medizintechnik“. Aufbauend auf den in der

Konferenz erarbeiteten Ergebnissen führt das BMBF zusammen

Page 31: TSB Jahresbericht 2011

31

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

mit dem BMG und dem BMWi einen Strategieprozess „Innovatio-

nen in der Medizintechnik“ unter Beteiligung von Experten aus

Wissenschaft, Wirtschaft und Gesundheitswesen durch. Ziel ist es,

die deutsche Medizintechnikindustrie zu stärken, Innovations-

prozesse in der Medizintechnik zu beschleunigen und die Patien-

tenversorgung zu verbessern.

Weitere größere Veranstaltungen mit überregionaler Wirkung

waren das 5. Senftenberger Innovationsforum Multiparameter-

analytik, das 3. Berlin-Brandenburger Technologieforum „In-vit-

ro-Diagnostik und Bioanalytik“, die Potsdam Days on Bioanalysis,

die Transferveranstaltung „Science to Market“ zusammen mit der

European Association of Pharma Biotechnology sowie der IFCC

Weltkongress der Labormediziner im Mai in Berlin, an dem sich

das ZMDB mit einem Gemeinschaftsstand und einem Workshop

beteiligte.

Internationale Vernetzung

Mit der Etablierung der European Diagnostics Cluster Alliance

(EDCA), an der neben dem ZMDB sieben weitere Netzwerke aus

Belgien, Großbritannien, Frankreich, Schweden, Polen und Spani-

en teilnehmen, ist die Region einen wichtigen Schritt in der inter-

nationalen Vernetzung gegangen. Hauptziele von EDCA sind die

Förderung des Wachstums von europäischen KMU im Bereich der

medizinischen Diagnostik, die Unterstützung von Kooperationen

zwischen Diagnostik-Clustern und die Internationalisierung der

Diagnostika-Entwicklung durch europäische Verbundprojekte.

Im September trafen sich führende Ernährungsforscher aus

Frankreich, Großbritannien und Deutschland zum „Trilateral

Workshop on Innovative health-promoting food“, den die TSB ge-

meinsam mit der britischen und französischen Botschaft organi-

sierte. Ein weiterer Schritt in der kontinuierlichen Zusammenar-

beit mit Korea war das „Symposium Regenerative Medizin“ im

Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen. Dem Symposium im Rathaus

schloss sich einen Tag später ein German-Korean Workshop im

Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) an.

Am Rande der Asien-Pazifik-Wochen wurde unter anderem im

Beisein des Gouverneurs der koreanischen Provinz Chungbuk,

Herrn Si Jong Lee, ein Memorandum of Understanding zwischen

dem Chungbuk-Technopark und dem Biotechnologiepark Lucken-

walde unterschrieben.

Durchblick bei den Regularien

Ein wichtiger Bestandteil der Weiterbildungsaktivitäten des Be-

reichs Life Science & Gesundheit ist das Programm BB LIFE. Es

informiert über Voraussetzungen und empfohlene Vorgehens-

weisen, die bei der Entwicklung, Prüfung, Herstellung, Zulassung

beziehungsweise Vermarktung von Arzneimitteln, Medizinpro-

dukten, In-vitro-Diagnostika und anderen Life-Sciences-Produk-

ten zu beachten sind – oder bei der Erbringung von Dienstleis-

tungen für diese Produktgruppen. 2011 wurden insgesamt 21

ganztägige Veranstaltungen mit 73 Referenten und 555 Teilneh-

mern aus 198 verschiedenen Organisationen durchgeführt, dar-

unter erstmals ein Inspektorenworkshop, als gemeinsames Ange-

bot von TSB, dem Paul-Ehrlich-Institut, der Expertenfachgruppe

„Biotechnologie und Gewebe” der ZLG, der Abteilung Gesundheit

beim Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

des Landes Brandenburg und der Regenerative Medizin Initiative

Berlin-Brandenburg (RMIB).

Nachwachsende Rohstoffe

Vor dem Hintergrund der nationalen Forschungsstrategie Bioöko-

nomie 2030 wurde mit Vertretern der Universität Potsdam, dem

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), dem

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim, dem Max-

Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie und der Fach-

hochschule Lausitz ein neuer Themenschwerpunkt Bioökonomie

(beziehungsweise BioCleanTech) vorbereitet. Zur weiteren Road-

map-Entwicklung erfolgte Ende 2011 mit der Unterstützung der

TSB eine „Potenzialanalyse zur regionalen Bioökonomie in Berlin

und Brandenburg“. Ziel war es, vorhandene Kompetenzen zu ana-

lysieren und die Innovationspotenziale in der Nutzung nach-

wachsender Rohstoffe zu identifizieren. Die Analyse zeigt, dass

die Region Berlin-Brandenburg das Potenzial hat, beim Aufbau

der Bioökonomie in Deutschland und Europa eine führende und

maßgebliche Rolle zu übernehmen.

Für den Themenbereich Biomaterialien hat BioTOP gemeinsam

mit dem Kunststoffverbund Berlin/Brandenburg, BASF und dem

Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung ein Inno-

vationsforum zum Thema „Biopolymere und biobasierte Kunst-

stoffe – nachhaltige Materialien mit Zukunft“ beim BMBF bean-

tragt, das im Februar 2012 bewilligt wurde.

Page 32: TSB Jahresbericht 2011

32

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

Energietechnik

Innovationen für die Energiewende

Das Jahr 2011 war für den Energiesektor mit tiefgreifenden Ver-

änderungen verbunden. Die durch die Bundesregierung eingelei-

tete Energiewende mit dem Ziel, bis 2050 einen umfassenden

Wechsel hin zur überwiegenden Versorgung durch erneuerbare

Energien zu erwirken, ist für die Energieregion Berlin-Branden-

burg mit vielen wichtigen Impulsen und neuen Technologie- und

Marktpotentialen verbunden. Berlin und Brandenburg haben sich

daher entschlossen, in der Innovationspolitik die Energietechnik

noch stärker zu berücksichtigen. Im Januar 2011 wurde das

Cluster management Energietechnik etabliert, das gemeinsam

von der ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB), der TSB Innovati-

onsagentur sowie Berlin Partner getragen wird. Im Mittelpunkt

der Clusteraktivitäten 2011 stand der Aufbau von Management-

strukturen sowie die Vorbereitung des Masterplans Energietech-

nik (Fertigstellung: 2012). Die TSB übernahm unter anderem die

Koordination der Handlungsfelder Solarenergie (gemeinsam mit

der ZAB), Turbomaschinen und Kraftwerkstechnik sowie Energie-

effizienztechnologien.

Bedarfe und Ziele

In den insgesamt fünf Handlungsfeldern des Clusters (neben den

genannten Themen auch Energienetze und -speicher/Elektromo-

bilität sowie Windenergie/Bioenergie) wurden Auftaktveranstal-

tungen sowie eine übergreifende Clusterkonferenz durchgeführt.

Regionale Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, sowie Vertreter

von intermediären Organisationen und politischen Institutionen

identifizierten gemeinsam Handlungsbedarfe, die als Zielsetzun-

gen und Maßnahmen in den Masterplan Energietechnik einge-

hen werden.

Ein wesentlicher Baustein für die Energiewende und damit auch

ein wichtiges Aufgabenspektrum für das Cluster ist die Integrati-

on von Erzeuger-, Verbraucher- und Energieversorgungsstruktu-

ren im Sinne einer zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien.

Eine Integration der unterschiedlichen Dimensionen ist jedoch

nur durch eine entsprechende Zusammenarbeit der Akteure

möglich. Darum wurde unter anderem der Expertendialog „Ber-

lin-Brandenburg – Region der Energiewende“, in dem Unterneh-

men aus allen fünf Handlungsfeldern sowie die Berliner Senats-

verwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung und das

Brandenburger Ministerium für Wirtschaft und Europaangele-

genheiten vertreten sind, konzipiert und gemeinsam mit der ZAB

umgesetzt.

Berliner Wirtschaftskonferenz 2011: Energie – Technik, Effizienz, Services aus Berlin

Die TSB beteiligte sich als Mitglied in der Wachstumsinitiative

Berlin an der Umsetzung der Berliner Wirtschaftskonferenz, die

am 23. November 2011 unter dem Motto „Energie – Technik,

Effizienz, Services aus Berlin“ stattfand. Dabei wirkte sie an der

inhaltlichen Vorbereitung der Konferenz mit und organisierte

und moderierte gemeinsam mit der Berliner Energieagentur das

Fachforum IV „Energieservices. Stärken und Impulse industrie-

naher Dienstleistungen“. Die Konferenz verdeutlichte die große

Bedeutung von Energiethemen für die deutsche Hauptstadt hin-

sichtlich Unternehmens- und Forschungskompetenzen, die es in

Zukunft gezielt weiterzuentwickeln gilt.

Nachhaltige Wasserwirtschaft

Im Rahmen der Clean Economy/Technology-Themen wurde ins-

besondere die nachhaltige Wasserwirtschaft im Sinne einer Wei-

terentwicklung der in Berlin vertretenen, großen Technologiepo-

tentiale verfolgt. Ein Beispiel ist die durch die TSB in Auftrag

gegebene Machbarkeitsstudie zur Anwendung von Innovationen

im Rahmen der Nachnutzung des Flughafens Tegel, die vom

Netzwerk WaterPN erstellt wurde.

Page 33: TSB Jahresbericht 2011

33

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

Informations- & Kommunikationstechnologien

Offene Standards, vernetztes Leben, funkende Verbindungen

Das Cluster IKT/Medien/Kreativwirtschaft umfasste im Jahr 2009

29.349 Unternehmen mit 211.801 Erwerbstätigen, davon

122.660 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, und erzielte

einen Umsatz von 22,4 Milliarden Euro. Auf den Bereich der In-

formations- und Kommunikationstechnologie entfielen 5.400

Unternehmen mit 51.200 Erwerbstätigen, davon 40.860 sozial-

versicherungspflichtige Beschäftigte. Der Umsatz der Branche

betrug 7,9 Milliarden Euro. Die TSB Innovationsagentur über-

nahm, in Abstimmung mit dem Clustermanagement, die Leitung

und in haltliche Bearbeitung der Handlungsfelder Open Source/

Open Standards, Wireless – RFID- und Nahfeldfunktechno logien

und Vernetztes Leben – IKT für die Verbesserung der Arbeits- und

Lebensbedingungen.

Jetzt funkts-ionierts in Berlin

Die TSB Innovationsagentur begleitete auch im Jahr 2011 die vier

großen Berliner FuE-Projekte im Bereich der drahtlosen Identifi-

kationstechnik (RFID): POSEIDON zum Einsatz von RFID im Mu-

seum, sowie Profile HU, und TENIVER – beides Projekte zum Ein-

satz von RFID in Bibliotheken, damit Bücher schneller, einfacher

und bei längeren Öffnungszeiten ausgeliehen werden können.

Am 13. September 2011 wurde der Showroom des Berliner Wi-

reless Transfer- und EntwicklungsCenter BeWiTEC an der Hoch-

schule für Technik und Wirtschaft Berlin eröffnet. Das BeWiTEC

soll zur zentralen Anlaufstelle werden, die Entwickler, Anbieter

und Nutzer zusammenbringt und die Entwicklung und Nutzung

neuer Produkte und Dienstleistungen initiiert.

Berlins Zukunft ist „offen“

Unter dem Motto „Berlins Zukunft ist offen“ lobte die TSB im

Sommer 2011 einen Ideen- und Best-Practice-Wettbewerb zu

Open Source/Open Standards aus. Die Preisverleihung durch die

Staatssekretärin Almut Hartwig-Tiedt fand am 8. August 2011

anlässlich des Desktop Summit 2011 vor rund 800 Teilnehmern

aus aller Welt statt. Damit weitere gute Projekte und innovative

Unternehmen aus Berlin im Bereich von freier und offener Soft-

ware noch bekannter werden, wurde im September die Dachmar-

ke „open it berlin – Berliner Netzwerk für freie IT“ ins Leben ge-

rufen. Die gleichnamige Website dient Berliner Akteuren im

Bereich Open Source, Open Hardware und Open Standards/Inter-

operabilität als gemeinsames Dach, um ihre Aktivitäten zu bün-

deln und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Auch das von der TSB ge-

führte Netzwerk „open source berlin“ verbindet Berliner

Innovation und gebündeltes Open-Source-Know-how. Die Netz-

werkpartner sind Spezialisten auf ihrem Gebiet und im Verbund

optimale Ansprechpartner für große Projekte im Bereich Open-

Source-Software.

Wohnen und Arbeiten von Morgen

Highlight des Handlungsfeldes und Netzwerkes „Vernetztes Le-

ben“ waren die gemeinsamen Aktivitäten auf der CeBIT und der

IFA 2011. Der Bereich „Vernetztes Leben“ engagiert sich für Lö-

sungen, die Menschen zukünftig durch intelligente Technik im

Wohn- und Arbeitsbereich unterstützen werden. Themen sind

beispielsweise Komfort und Sicherheit, aber auch generationen-

gerechtes Wohnen und Energieeffizienz.

Unternehmen im Web

Mit dem Projekt eCOMM Berlin unterstützt die TSB Unternehmen,

die das Internet und Internet-Technologien geschäftlich nutzen

wollen. In über 20 anwenderbezogenen Info-Veranstaltungen

wurden 2011 über 1000 Besucher über die neuesten Entwick-

lungen der Webtechnologien und Nutzung von Social Media un-

terrichtet.

Page 34: TSB Jahresbericht 2011

34

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

Optik & Mikrosystemtechnik

Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb der Regionen

Seit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung von

OpTecBB, TSB, ZAB und Berlin Partner auf dem Innovationsgipfel

2011 ist das Cluster Optik Teil der Gemeinsamen Innovations-

strategie Berlin-Brandenburg. Zum Cluster gehören 390 Unter-

nehmen sowie 36 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in

der Hauptstadtregion mit Schwerpunkt in den Optischen Techno-

logien und der Mikrosystemtechnik. Die Entwicklung ist sehr dy-

namisch. Über 4.000 Industriearbeitsplätze sind in den letzten

10 Jahren entstanden; die Umsätze stiegen im Schnitt um über

8 Prozent jährlich. Mit insgesamt rund 16.600 Beschäftigten in

Industrie und Forschung ist die Optik zwar das nominell kleinste

der fünf Cluster, aber im internationalen Vergleich wird deutlich,

dass die Hauptstadtregion zu den weltweit führenden Standorten

der Photonik zählt – ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb

der Regionen, von dem auch die anderen Cluster enorm profitie-

ren. Denn Optik und Mikrosystemtechnik bilden häufig die

Grundlage für innovative Produkte und Dienstleistungen in Me-

dizin, Biotechnologie oder Kommunikationstechnik.

Fokus Lasertechnik

Rund 65 Unternehmen beschäftigen sich in der Region mit der

Entwicklung von Lasern und Lasersystemen für ein breites An-

wendungsfeld von der Materialbearbeitung bis zur Messtechnik.

Die Lasertechnik bildet eines von sechs Handlungsfeldern im

Cluster Optik und wird von der TSB betreut. Die TSB setzt dabei

auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Laserverbund Berlin-

Brandenburg e. V., der mit 110 Mitgliedern neben OpTecBB das

größte Branchennetzwerk der Optischen Technologien bildet.

Wichtige Aktivitäten 2011 waren unter anderem der Laser-

stammtisch sowie Workshops bei dem führenden Laserhersteller

Rofin-Sinar in Bergkirchen und im Forschungs- und Anwendungs-

zentrum für Füge- und Beschichtungstechnik an der TU Berlin.

Optik aus Berlin weckt internationales Interesse

Das große Interesse internationaler Unternehmer und Wissen-

schaftler an Optischen Technologien made in Berlin zeigte sich

auch während des Kooperationsprojekts „Baltic Sea Innovation

Network Centres“, kurz BaSIC. Nachdem das Interreg-Projekt

2011 auslief ergriff die TSB in Zusammenarbeit mit der WISTA

Management GmbH und der Messe Berlin GmbH und Unterstüt-

zung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und For-

schung die Initiative zur Etablierung einer Partnerschaft zwi-

schen den Optik-Clustern in Berlin und Warschau. Im November

2011 trafen sich führende Vertreter aus Wissenschaft und Indus-

trie in Berlin und besiegelten als ersten Schritt zur langfristigen

Zusammenarbeit die Teilnahme Polens als Partnerland auf der

Laser Optics Berlin 2012.

Innovationen für Europa

Im Bereich Optik & Mikrosystemtechnik der TSB ist auch das

Enterprise Europe Network (EEN) angesiedelt, das sich um inter-

nationale Messen, multilaterale Kooperationsbörsen und kom-

plexe Technologietransfers kümmert. Im Jahr 2011 bot das EEN

in der TSB erstmalig eine Seminar- und Workshopreihe zum

7.  Forschungsrahmenprogramm an. Unternehmen und For-

schungseinrichtungen erhalten Informationen und Unterstüt-

zung, um sich für die internationale Zusammenarbeit vorbereiten

zu können.

Themen waren Antragstellung, Projektmanagement, Controlling

und geistige Schutzrechte. Auch wurden bewährte Formate, wie

zum Beispiel die Matchmaking-Software, die Datenbankprofile

für den Technologietransfer und für die Geschäftspartnersuche

ausgebaut, die ein fester Bestandteil des Serviceangebots der

TSB für technologieorientierte kleine und mittlere Unternehmen,

Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind.

Page 35: TSB Jahresbericht 2011

35

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Innovationsagentur

Industrie & Forschung

Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion

Serviceleistungen des Bereiches Industrie und Forschung im Rah-

men des Projekts Wissens- und Technologietransfer (WTT) tragen

seit 2007 dazu bei, das hohe wissenschaftliche Potential der

Hauptstadtregion noch enger mit der Wirtschaft zu verzahnen,

insbesondere mit Unternehmen der Branchen Elektrotechnik/

Elektronik, des Maschinen- und Anlagenbaus sowie der Chemi-

schen Industrie. Das ermöglicht vor allem kleinen und mittleren

Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Der Bereich Industrie und Forschung konzentriert sich auf

cluster übergreifende Themen, wie zum Beispiel Energie- und

Ressourcen effizienz in der Produktion. Diese gewinnt als Wettbe-

werbsfaktor immer stärker an Bedeutung. Die Steigerung der

Produktivität von Unternehmen gelingt nur bei effizientem und

intelligentem Umgang mit Energie, Material und Personal.

Die Energie- und Ressourceneffizienz wird künftig eine der wich-

tigsten Wettbewerbsgrößen sein, die das Gewicht der Produk-

tionsfaktoren neu definiert. Klimaschutzziele, Verbraucherbe-

dürfnisse und Ressourcenverknappung führen dabei zu neuen

Fragestellungen: Wie kann man maximalen Gewinn aus minima-

len Ressourcen schöpfen? Welche Potentiale lassen sich für das

verarbeitende Gewerbe in der Region ableiten? Welche Möglich-

keiten ergeben sich durch den Einsatz effizienterer Technologien

bei der Kostenreduktion und Ressourcenschonung?

Um die Berliner Unternehmen bei dieser Herausforderung zu un-

terstützen und zu begleiten, wurde im Rahmen der WTT-Koope-

rationsforen die Veranstaltungsreihe „Trends und Entwicklungen

für eine energie- und ressourceneffiziente Produktion“ ins Leben

gerufen.

Die Auftaktveranstaltung am 10. Mai 2011 widmete sich dem oft

vernachlässigten Thema der „Ressourceneffizienz in der Entwick-

lung“. Das frühzeitige Erkennen effizienter Technologien ist es-

sentiell. Denn Produktdesign ist auch Produktions design. 80 Pro-

zent der Produktkosten werden bereits im Entwicklungsprozess

festgelegt. Industriedesigner, Entwick lungs ingenieure, Konstruk-

teure und Werkstofftechniker legen somit das Fundament für

nachhaltige Produkte sowie Prozesse. Die Auftaktveranstaltung

war mit einer Vielzahl an Teilnehmern aus Wissenschaft sowie

KMU sehr erfolgreich und spiegelte das enorme Interesse am

Thema. Die 2. Veranstaltung vom 15. September 2011 beleuch-

tete das Thema „Energie- und Ressourceneffizienz in Fertigungs-

prozessen und -systemen“ aus verschiedenen Blickwinkeln. Es

wurden Lösungen und Beispiele aus Industrie und Forschung,

unter anderem für die Bereiche Arbeitsmittel und Software, so-

wie Möglichkeiten zur Förderungen dargestellt. 62 Vertreter aus

Wirtschaft, Wissenschaft und intermediären Einrichtungen nah-

men an dem Forum teil.

Immer stärker in den Fokus rücken auch die Energiekosten. Vor

diesem Hintergrund lohnt es, den Energieverbrauch in jedem Un-

ternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen. Das 3. WTT-

Kooperationsforum vom 10. November 2011 konzentrierte sich

deshalb auf die „Energie- und ressourcenschonende Fabrik“. Be-

reits im Verwaltungsbereich lassen sich oft erhebliche Einspar-

potenziale erschließen. Größere Einsparungen sind in Unterneh-

men mit energieintensiver Produktion möglich und nötig. Auch

die industriell orientierten KMU, beispielsweise im Bereich der

Oberflächentechnik oder Metall und Holz verarbeitender Betrie-

be, haben meist größere Energieeinsparpotenziale, die ausge-

schöpft werden sollten.

Weitere Themen auf WTT-Veranstaltungen waren unter anderem

Schutz vor Produktpiraterie, Micro Energy Harvesting, das heißt

die Nutzung von Umgebungsenergie (Ambient Energy), RFID für

mobile und webbasierte Anwendungen sowie angewandte Auto-

mation.

Page 36: TSB Jahresbericht 2011

36

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Publikationen der TSB Technologiestiftung Berlin

Die TSB informiert in Studien, Dokumentationen und Reporten

zu Technologieschwerpunkten, Fragen der Innovationsförderung

und Clusterentwicklung. Einen Überblick über unsere Veröffentli-

chungen finden Sie unter www.tsb-berlin.de/publikationen.

In der Reihe „Daten und Fakten“ sind die Studien Kapital in Köp-

fen. Potenzial für Innovation und Wachstum in Berlin-Bran-

denburg sowie Forschung und Entwicklung in Berlin – Woher

das neue Wissen kommt erschienen.

Der erste Band dokumentiert das große Reservoir der Haupt-

stadtregion an hochqualifizierten Fachkräften und Gründern.

Berlin hat – gemeinsam mit Hamburg – bundesweit den höchs-

ten Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten und die höchste

Gründungsintensität im High-Tech-Sektor.

Der zweite Band belegt anhand von FuE-Ausgaben die Entwick-

lung Berlins zum Spitzentechnologiestandort. Die Umsätze der

Industrie mit neuen oder verbesserten Produkten sind deutlich

überdurchschnittlich.

In keiner anderen Region Deutschlands gibt es so viele Schülerla-

bore auf engstem Raum wie in Berlin-Brandenburg. Darüber hin-

aus bieten zahlreiche Unternehmen und freie Träger Aktionen

und Informationen für Schülerinnen und Schüler zu naturwissen-

schaftlich-technischen Themen an. Der Report Berlin-Branden-

burg. Hier forscht die Jugend! gibt einen Überblick über die

Angebote.

Die von der TSB beauftragte Machbarkeitsstudie Wasserma-

nagement für die Nachnutzung des Flughafens Berlin TXL

untersucht die Möglichkeiten eines nachhaltigen Wassermanage-

ments, entwickelt, angepasst an Bestand und Entwicklungsziele,

die Realisierung in Szenarien und stellt die Realisierbarkeit der

„Modellstadt Wasser TXL“ dar.

Page 37: TSB Jahresbericht 2011

37

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Publikationen der TSB Technologiestiftung Berlin

Berlin-Brandenburg ist eine führende Biotechnologieregion. Der

jährlich erscheinende BioTOP Report gibt einen Überblick über

Wissenschaft und Wirtschaft.

Berlin-Brandenburg ist heute schon als Standort für Praxisprojek-

te im Bereich Elektromobilität führend in Deutschland. Die beste-

henden interdisziplinären Forschungskompetenzen müssen wei-

ter vernetzt werden, um die positive Ausgangsposition zu nutzen

und die Attraktivität der Region für Anwendung, FuE und Produk-

tion in der Elektromobilität weiter auszubauen. Der hier doku-

mentierte Forschungspolitische Dialog Elektromobilität lie-

ferte wichtige Beiträge zur Strategie Berlins, um sich gemeinsam

mit dem Land Brandenburg zur führenden Metropolregion der

Elektromobilität zu entwickeln.

In der TSB Schriftenreihe „Studien zu Technologie und Innovati-

on“ sind im REGIOVERLAG zwei Bücher veröffentlicht worden.

Die Studie Turbomaschinen in Berlin-Brandenburg. Forschung

– Industrie – Innovation zeigt Bedeutung und Entwicklungs-

chancen des Turbomaschinenbaus in der Hauptstadtregion auf.

Die Studie Wie neues Wissen in die Wirtschaft kommt gibt

Empfehlungen zur Verbesserung des Wissens- und Technologie-

transfers.

Page 38: TSB Jahresbericht 2011

Mit vielfältigen Aktivitäten unterstützt der

Förderverein Technologiestiftung Berlin e. V. die

anwendungsorientierte regionale Wissenschaft

und damit die Arbeit der TSB.

Besonderes Anliegen des Fördervereins ist die

Intensivierung der Kommunikation zwischen

Hochschule und Wirtschaft. Ziel ist es, durch den

praxisorientierten Dialog Forschungs-Know-how

schneller in die Anwendung zu bringen sowie die

Vernetzung der Akteure zu fördern.

Werden Sie Mitglied!

Interessierte aus Forschungs- und innovativen Wirtschaftskreisen sind als

Mitglieder im Förderverein stets herzlich willkommen. Informationen erhalten

Sie bei der Geschäftsstelle des Fördervereins:

Karin Lemansky-Timm

Telefon +49 30 46302 461 · [email protected]

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Der Förderverein

Page 39: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Der Förderverein

Treffpunkt für innovative Menschen aus Wissenschaft und Wirtschaft

Regelmäßig treffen sich Mitglieder des Fördervereins sowie Gäs-

te aus Wissenschaft und Wirtschaft zu Fördervereinsabenden

und Besichtigungen von Forschungseinrichtungen beziehungs-

weise Produktionsstätten. Hier werden interessante Forschungs-

bereiche, aktuelle Entwicklungen und Innovationen vorgestellt

sowie neue Wege für die Intensivierung des Dialoges zwischen

Wissenschaft und Wirtschaft beschritten.

Im Jahr 2011 wurde unter anderem der im Bau befindliche neue

Hauptstadtflughafen besucht, wo die Teilnehmer einen Blick hin-

ter die Kulissen moderner Sicherheitssysteme auf dem Flug-

hafenvorfeld werfen konnten. Beim Clubabend im Produktions-

technischen Zentrum wurden den Teilnehmern neueste

Entwicklungen im Bereich industrieller Automatisierungstechnik

im Versuchsfeld demonstriert. Der Firmenbesuch bei der IAV

GmbH, die mit 4000 Mitarbeitern Ingenieurleistungen für die

Automobilindustrie bietet, beleuchtete das Thema „Elektromobi-

lität“. Und auf der Mitgliederversammlung berichtete anlässlich

des 50. Jahrestages des Mauerbaus der DDR-Oppositionelle und

heutige Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbei-

tung der SED-Diktatur, Rainer Eppelmann, als Zeitzeuge.

Clubabend im Produktionstechnischen Zentrum

Transferpreis WissensWerte

Seit 2003 vergibt der Förderverein den Transferpreis Wissens-

Werte. Er wendet sich an Wissenschaftler aus Berlin und Branden-

burg, die ein Technologietransferprojekt in Kooperation mit ei-

nem nach Möglichkeit in der Region ansässigen Unternehmen

erfolgreich begonnen oder abgeschlossen haben. Als besonders

preiswürdig werden herausragende Transferprojekte betrachtet,

die mit überdurchschnittlichem Erfolg durchgeführt werden und

ein hohes Innovations- und Marktpotenzial erkennen lassen.

Gewinner des TransferPreises 2011. Von links nach rechts: Dr. Hans Wenzel,

Dr. Götz Erbert, Dr. Steffen Knigge, Paul Crump PhD, Dr. Andreas Maaßdorf,

Dr. Jörg Fricke

Die Ausschreibungen für den Transferpreis WissensWerte haben

in den zurückliegenden Jahren ein lebhaftes Interesse gefunden.

Die aus der Fülle der Einreichungen ausgewählten Preisträger

und die ausgezeichneten Innovationen haben auf beeindruckende

Weise gezeigt, wie vielfältig und anwendungsorientiert die regi-

onale Wissenschaft arbeitet. Im Jahr 2011 war der Transferpreis

WissensWerte erstmals mit 50.000 Euro dotiert. Preisträger ist

eine Forschergruppe des Ferdinand-Braun-Instituts (FBH). Das

von Dr. Götz Erbert geleitete Team konnte die Leistungsfähigkeit

von Diodenlasern auf der Basis von Galliumarsenid bei höherer

elektri scher Ausgangsleistung deutlich steigern. Mit dieser For-

schungsleistung vertieft das FBH die enge Kooperation mit der

Jenoptik AG, die zurzeit in Nachbarschaft zum Institut durch

einen Neubau ihre Produktionskapazitäten für Diodenlaser ver-

doppelt.

Norbert Geyer, Vorsitzender des Fördervereins bei der Preisverleihung im

Rahmen des Eröffnungsabends auf der Laser Optics Berlin 2012

Page 40: TSB Jahresbericht 2011

Die Köpfe der TSB

40

TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Norbert QuinkertVorsitzender des Vorstands der TSB Technologiestiftung Berlin

Sein ganzes Berufsleben hat Norbert Quinkert im Bereich der

Hochtechnologie gewirkt.

Seine Karriere begann 1965 als Systemanalytiker bei der BULL

AG, die später als General-Electric-Informations-Service GmbH

ausgegründet wurde. Von 1978 an bekleidete er verschiedene

Positionen als Vertriebsdirektor, Marketingdirektor und schließ-

lich Geschäftsführer des Unternehmens. 1984 wurden ihm auch

die Tochtergesellschaften in Österreich, Schweiz, Norwegen und

Schweden unterstellt. 1988 übernahm Quinkert die General

Electric Healthcare in Zentraleuropa als Vice President Central

European Operations. Durch Jack Welch wurde er in Personaluni-

on zum Präsidenten von General Electric Deutschland ernannt

mit der Aufgabe, alle GE-Geschäftsfelder in Deutschland, Öster-

reich und der Schweiz zu führen. Norbert Quinkert wechselte

1995 als Vorsitzender der Geschäftsführung zur Motorola GmbH.

Er war außerdem als Regionsmanager für die Motorola Tochter-

gesellschaften in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden

verantwortlich. Ende 2006 legte er den Vorsitz der Geschäftsfüh-

rung nieder und wechselte in den Aufsichtsrat der Motorola

GmbH. Im Januar 2007 gründete er mit zwei Partnern die Quin-

kert & Esser Executive Search GmbH.

Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der AMG (Advanced Metallurgi-

cal Group), Wayne Pennsylvania, USA, und der VTION Wireless

Technologies AG, Frankfurt und Peking, sowie Beiratsmitglied der

Commerzbank, Frankfurt, und der MSC Gleichmann Gruppe,

Karlsruhe. Im Ehrenamt war Norbert Quinkert von 1993 bis 2011

Executive Vice President der American Chamber of Commerce in

Germany. Er ist Mitglied des Beirates von Project HOPE und Trä-

ger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse.

Dr.-Ing. Adolf M. KoppGeschäftsführer der TSB Innovationsagentur Berlin

Dr. Adolf M. Kopp ist Experte für den Bereich Technologietransfer.

Sein Credo: „Wir sind Vertrauensarbeiter und Vermittler, denn er-

folgreicher Technologietransfer gelingt immer dann, wenn wir

die richtigen Partner zusammenbringen und Vertrauen für die

Zusammenarbeit schaffen.“

Nach seinem Studium in Hannover wurde Dr. Adolf M. Kopp 1997

an der Universität Göttingen promoviert und schloss parallel sein

interdisziplinäres Masterstudium zur Phytomedizin ab. Von 1998

bis 2002 arbeitete er als stellvertretender Geschäftsführer bei

der Innovationsagentur des Landes Niedersachsen. 2002 nahm

er eine neue Herausforderung als Prokurist bei der Wirtschafts-

förderungsgesellschaft des Landes Bremen an. Hier verantwortete

er sämtliche Technologiezentren Bremens und gestaltete die

Technologie- und Innovationsstrategie des Landes mit. Im An-

schluss setzte er sich als Direktor der Wirtschaftsförderung Karls-

ruhe für eine verstärkte Clusterbildung der Wirtschaft ein.

Impulse setzt er in der Vernetzung der Wirtschaftsförderer im

deutsch-französischen Wirtschaftsraum, als Vorstandsvorsitz-

ender der Wirtschaftsstiftung Südwest, Vorstand des Cyberfo-

rums und als Leiter des AEN Automotive Engineering Network

Südwest e. V.

2008 kam Dr. Kopp nach Berlin und übernahm die Geschäftsfüh-

rung der TSB Innovationsagentur. Er engagiert sich in zahlreichen

Gremien für die Förderung von Wissenschaft, Technologie und

Innovation.

Köpfe der TSB Technologiestiftung Berlin

Page 41: TSB Jahresbericht 2011

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011Die Köpfe der TSB

Prof. Dr. Dr. h. c. Günter StockKuratoriumsvorsitzender der TSB Technologiestiftung und

Aufsichtsratsvorsitzender der TSB Innovationsagentur

Prof. Dr. Stock ist Mediziner. Er war von 1980–1983 Professor für

Vegetative Physiologie an der Universität Heidelberg, bevor er in

die Schering AG in Berlin eintrat, wo er von 1989 bis 2005 als

Mitglied im Vorstand den Bereich Forschung und Entwicklung

verantwortete. Seit Januar 2006 ist er Präsident der Berlin-Bran-

denburgischen Akademie der Wissenschaften, seit 2008 Präsi-

dent der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

und seit 2012 Präsident der „All European Academies“ (ALLEA).

Günter Stock war bis 2012 Mitglied des Senats- und des Verwal-

tungsrates der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), ist Vizepräsident

der MPG, Senator der Deutschen Akademie der Naturforscher

Leopoldina, Senator und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG), Mitglied in der Deutschen Aka-

demie für Technikwissenschaften (acatech), Mitglied der Europä-

ischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Mitglied in der

Academia Europaea, Vorsitzender der Jury des Deutschen Zu-

kunftspreises des Bundespräsidenten, Mitglied in der For-

schungsunion Wirtschaft – Wissenschaft des Bundesministeri-

ums für Bildung und Forschung, Mitglied in verschiedenen

Kuratorien, Aufsichtsräten und wissenschaftlichen Institutionen

(u.a. Carl Zeiss AG, Charité). Clustersprecher Gesundheitswirt-

schaft Berlin-Brandenburg (HealthCapital), Inhaber des Bundes-

verdienstkreuzes Erster Klasse des Verdienstordens der Bundes-

republik Deutschland und des Verdienstordens des Landes Berlin.

Norbert GeyerGründungsmitglied und

Vorstandsvorsitzender des TSB Fördervereins e. V.

Für den Mittelständler Norbert Geyer ist staatsbürgerliches Enga-

gement selbstverständlich. Besonders liegt ihm die Innovations-

fähigkeit der Berliner Wirtschaft und damit die Vernetzung von

Wissenschaft und Wirtschaft am Herzen.

Der gelernte Werkzeugmacher Norbert Geyer absolvierte von

1967 bis 1971 ein Abendstudium der Fachrichtung Feinwerk-

technik an der Ingenieurschule Gauss in Berlin, legte die Meister-

prüfung ab und übernahm 1972 die Leitung des väterlichen Be-

triebes, den er zur heutigen Geyer-Gruppe Industrieholding

GmbH mit Fertigungsstätten in Berlin und Dessau ausgebaut hat.

Norbert Geyer engagiert sich in vielfältiger Weise für Berlin. Der

Förderverein mit seinen innovationspolitischen Impulsen und

seinen Begegnungsmöglichkeiten zwischen Wissenschaftlern

und Unternehmern ist ihm ein wichtiges Anliegen.

Geyer ist neben seiner Tätigkeit in der TSB Vorstandsmitglied und

Landessprecher des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anla-

genbau (VDMA), Vorstandsmitglied der Berliner Wirtschafts-

gespräche, Kurator der Beuth Hochschule für Technik Berlin, Mit-

glied der Vollversammlung und des Kompetenzteams der IHK zu

Berlin, Beirat des TCC, Kurator des VDI, ehrenamtlicher Sozial-

und Handelsrichter, Mitglied im Arbeitskreis evangelischer Un-

ternehmer AEU, Gesellschafter des Instituts für technische Wei-

terbildung (itw); er ist Vorsitzender des Industriebeirats der

Werkstätten für Behinderte (BWB) sowie Unterzeichner und Un-

terstützer des Masterplans Industriestadt Berlin 2010–2020.

Page 42: TSB Jahresbericht 2011

Die Köpfe der TSB

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TSB Technologiestiftung Berlin · Jahresbericht 2011

Gremien der TSB Technologiestiftung Berlin

Mitglieder des Kuratoriums der TSB Technologiestiftung Berlin/des Aufsichtsrats der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH (Personalunion)

k Burkhard IschlerLtr. Berliner Büro der Leitung · Siemens AG(Vorsitzender bis 29.05.2011)

k Prof. Dr. Günter StockPräsident · Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Vorsitzender ab 30.05.2011)

k Prof. Dr. Andreas Busch Mitglied des Vorstandes · Bayer Pharma AG

k Harald EisenachMitglied der Geschäftsleitung · Deutsche Bank AG

k Norbert Geyer Inhaber · Geyer Gruppe

k Arno Hager1. Bevollmächtigter · Industriegewerkschaft MetallVerwaltungsstelle Berlin

k Ingeborg Junge-ReyerSenatorin · Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin(bis 05.12.2011)

k Ulrich KissingVorstandsvorsitzender · Investitionsbank Berlin

k Erwin KostyraVizepräsident · Handwerkskammer Berlin

k Mathis KuchejdaGeschäftsführender GesellschafterSchmidt + Haensch GmbH & Co.(stellvertretender Vorsitzender bis 29.05.2011)

k Michael Müller Senator · Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin(ab 06.12.2011)

k Dr. Andreas PenkVorsitzender der Geschäftsführung · Pfizer Pharma GmbH

k Prof. Dr.-Ing. Jörg SteinbachPräsident · Technische Universität Berlin(stellvertretender Vorsitzender ab 30.05.2011)

k Sandra ScheeresSenatorinSenatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin (ab 06.12.2011)

k Prof. Dr.-Ing. Reinhard ThümerPräsident (bis 30.09.2011) · Beuth Hochschule für Technik Berlin

k Prof. Dr. Günther TränkleWissenschaftlicher Direktor · Ferdinand-Braun-InstitutLeibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik

k Sybille von ObernitzSenatorin · Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung (ab 06.12.2011)

k Harald WolfSenator · Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Berlin (stellvertretender Vorsitzender)(bis 05.12.2011)

k Prof. Dr. E. Jürgen ZöllnerSenator · Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung Berlin (bis 05.12.2011)

Vorstand der TSB Technologiestiftung Berlin

k Norbert QuinkertVorsitzender

k Steffen DöringStellvertretender Vorsitzender (ab 30.05.2011)

k Jürgen FechnerStellvertretenderVorsitzender (bis 29.05.2011)

k Prof. Dr. Günther SeligerStellvertretender Vorsitzender

Geschäftsführung der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH

k Dr.-Ing. Adolf M. KoppGeschäftsführer

Page 43: TSB Jahresbericht 2011

Impressum

Herausgeber

TSB Technologiestiftung Berlin · TSB Innovationsagentur Berlin GmbH

Fasanenstraße 85 · 10623 Berlin · www.tsb-berlin.de

Redaktion

Thilo Spahl

Frauke Nippel

Gestaltung

Frau Supiran gestaltet visuelle Kommunikation

www.supiran.de

Druck

Hermann Schlesener KG, Berlin

www.schlesener.de

Fotos/Abbildungen

Seite 3 SenWTF Seite 4/5 (auch 6/7, 28, 42) Christopher Ewing* Seite 8 TSB Seite 10 TSB Seite 12 TSB/Phillip Görs, TSB,

TSB Seite 13 TSB/Svea Pietschmann, Berlin Partner, Rolf Ruppenthal, Presse- + Bilderdienst; TSB/Elke A. Jung-Wolff, TSB,

ZAB Seite 14 TSB/Christian Kruppa, TSB/Uwe Steinert, TSB/Phillip Görs, TSB, TSB, Messe Berlin GmbH Seite 15 TSB/ Elke

A. Jung-Wolff, TSB, TSB, TSB/André Müller, TSB/ Elke A. Jung-Wolff Seite 17 BBAW Seite 18 Moth*, BlingCrete/ Roman

Polster Seite 19 Björn Rolle/Flughafen Berlin Brandenburg, IZM/ Awaiba GmbH Seite 20 ubitricity, Darknightsky*

Seite 21 mobile melting GmbH, B_karloff*/ Edhardream* Seite 22 Limmer Laser GmbH, TissUse/Sven Brincker

Seite 23 ZENDOME, Charité – Universitätsmedizin Berlin Seite 24 Pricelessphotos*/Ron Chapple Stock

Seite 26 Tatyanagl* Seite 27 Igor Dolgov* Seite 28 Christopher Ewing* Seite 29 (auch 36/37) moniquewuestenhagen.de

Seite 30 Grafoo* Seite 32 Steamroller* Seite 33 Logoboom* Seite 34 Seahorse* Seite 35 Cyclotimia*

Seite 38 TSB Seite 39 TSB, Stefan Parsch, Messe Berlin GmbH Seite 40 TSB Seite 41 BBAW, Geyer Gruppe.

*dreamstime.com

Diese Publikation der TSB Technologiestiftung Berlin wird aus Mitteln des Landes Berlin und der Investitionsbank Berlin gefördert, kofinanziert von der Europäischen Union – Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft.

Page 44: TSB Jahresbericht 2011

www.tsb-berlin.de

Die TSB Technologiestiftung Berlin steht für Innovation und Technologie entwicklung in der Hauptstadtregion. Sie fördert die

Wissenschaft und unter stützt die Wirtschaft. Schwerpunkte der Arbeit der Stiftung sind Strategieentwicklung, Bildung und

Wissen schafts kommunikation. Kernaufgaben der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH sind Cluster management, Vernetzung

und Technologietransfer auf den Feldern Life Science & Gesundheit, Verkehr & Mobilität, Energietechnik, Optik & Mikrosystem-

technik, IKT sowie in weiteren technologieorientierten Industriesegmenten.