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Tschechoslowakisch-polnische Grenzkonflikte

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Tschechoslowakisch-polnische Grenzkonflikte

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die polnisch-tschechoslowakischen Grenzkonflikte haben ihren Ursprung in der offiziellenGrenzziehung während des Bestehens des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn und den daraus nachdem Ersten Weltkrieg resultierenden neuen Grenzen. Durch die gemischte Bevölkerungsverteilungin den nördlichen Gebieten der Tschechoslowakei forderte Polen einige Grenzgebiet für sich ein:

• das Teschener  Land, speziell das Olsa-Gebiet, siehe dazu Polnisch-Tschechoslowakischer Grenzkrieg 

• die Arwa, speziell um den Ort Jabłonka herum• die Zips, speziell der nördliche Teil um Nowa Biała (die sogenannte "Polnische Zips")

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Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]• 1 Konflikt um die

Grenze im

slowakischenLandesteil • 2 Auflistung der 

abgetretenen Gebiete • 2.1 Zips

• 2.1.1Gebietum

 NowaBiała/NováBelá(Nummer 7) 

• 2.1.2Gebietum(Tatranská)Javorina

(Nummer 6) • 2.1.3

GebietumLesnica(Nummer 8) 

• 2.2 Arwa• 2.2.1

Gebiet

umJabłonk a/Jablonka(Nummer 2+3) 

• 2.2.2GebietumSucháHora(Nummer 4) 

• 2.3 Gebiet umSkalité

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Konflikt um die Grenze im slowakischen Landesteil [Bearbeiten]

 Nordslowakei mit Grenzveränderungen zu Polen, die rot gekennzeichneten Flächen wurdenletztendlich Teil Polens, grün gekennzeichnete Gebiete behielt die Tschechoslowakei.

Ein winziger Teil der Zips (unterhalb des Rysy in Polen gelegen) kam schon 1902 im Zuge einesGebietstausches zur österreichischen Reichshälfte, somit kam dieser Teil 1918 automatisch zum neuentstandenen polnischen Staat (siehe Karte Nummer 5).

 Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 appellierten die Slowakischen Staatsbürger 

 polnischer Herkunft an Stefan Żeromski, welcher damals die Funktion des Präsidenten der  Republik von Zakopane innehatte, um „Bruderhilfe“ gegen die „Tschechische Invasion“. Am 6. November 1918 kam es zum Einmarsch polnischer Truppen in die Zips, diese mussten die besetzten Gebieteaber nach dem verlorenen Gefecht bei Kežmarok (7. Dezember 1918), der Inanspruchnahme der 

 polnischen Truppen im Krieg gegen die sowjetische Armee und auch wegen starken Drucks der Entente wieder räumen. Im Juni 1919 kam es wiederum zur Besetzung der Nordzips und auch der 

 Nordarwa. Sie forderten den ganzen Nordteil des Gebietes bis hin nach Poprad, dennoch kam esaber wieder zum Truppenrückzug auf Befehl Warschaus im Januar 1920. Trotz der Zusage beider Staaten, die Bevölkerung über deren Schicksal in Referenden abstimmen zu lassen, kam es nichtdazu und es wurde um Vermittlung durch die internationale Gemeinschaft gebeten. Auf der Pariser Friedenskonferenz reduzierte Polen seine Forderungen dann auf die nordwestliche Zips (mit dem

Gebiet um Javorina) und die heute bestehende Grenze wurde im großen und ganzen auf einer Konferenz der Botschafter in Spa (Belgien) am 28. Juli 1920 festgelegt. Edvard Beneš in seiner damaligen Funktion als Außenminister stimmte einer Abtretung von 13 Ortschaften im Nordwestender Zips (speziell Nowa Biała, Jurgów und Niedzica mit 195 km² Fläche und 8.747 Einwohnern, diesogenannte Polnische Zips, siehe Karte Nummer 7) und 12 Ortschaften in der nordöstlichen Arwa(um den Ort Jabłonka herum mit 389 km² Fläche und 16.133 Einwohnern, siehe Karte Nummer 3)an Polen zu, obwohl die meisten der Einwohner Slowaken waren. Polen forderte jedoch nochweitere Gebiete, vor allem jene um Javorina und Ždiar (beide in der  Hohen Tatra, siehe KarteNummer 6) herum.

Der Konflikt wurde schließlich durch den Rat des Völkerbundes (Internationaler Gerichtshof) am

12. März 1924 beigelegt, wobei es zu einem Gebietstausch kam. Das Gebiet um den Ort LipnicaWielka (slowakisch Nižná Lipnica, siehe Karte Nummer 2) kam zu Polen und im Gegenzug dasGebiet um die Orte Suchá Hora und Hladovka (siehe Karte Nummer 4) an die Tschechoslowakei.Der neue Grenzverlauf wurde dann auch in einem Tschechoslowakisch-Polnischen Vertrag am 24.

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April 1925 bestätigt und ist identisch mit dem heutigen Grenzverlauf. Für Polen blieb die Lage jedoch unbefriedigend.

Im Oktober 1938 besetzte Polen dann im Zuge der Ereignisse um das Münchner Abkommen unddem Wiener Schiedsspruch einige Gebiete im Norden der Slowakei, da es die schon erwähntenGebiete um Suchá Hora und Hladovka, um Javorina sowie das Gebiet um den Ort Lesnica (polnisch

 Leśnica, in den Pieninen liegend, siehe Karte Nummer 8), ein kleines Gebiet um Skalité und anderekleine Grenzgebiete (siehe Karte Nummer 1) abgetreten bekommen hatte (offiziell wurden dieGebiete erst am 1. November 1938 polnisches Staatsgebiet).

Die am 14. März 1939 neu entstandene Slowakei bekam jedoch alle bisher erwähnten Gebietewegen der Teilnahme am Angriff auf Polen (mit Deutschland) am Beginn des 2. Weltkriegesoffiziell am 21. November 1939 wieder zurück, begann aber schon im Oktober mit der Besetzungder Gebiete.

Im Januar 1945 wurden die Gebiete durch die Sowjetische Rote Armee erobert und die Einwohner organisierten die Verwaltung analog dem Rest der Tschechoslowakei, wobei sie polnische Behördendaran hinderten, eine eigene Verwaltung aufzubauen. Der nunmehrige tschechoslowakischeStaatspräsident Edvard Beneš entschied aber, die Gebiete wieder an Polen zurückzugeben (formalam 20. Mai 1945 bestätigt), obwohl eine Volksbefragung in den Gebieten zeigte, dass 98 Prozentder Bevölkerung die nördliche Zips und Arwa bei der Tschechoslowakei sehen wollten. Auchmassive Proteste durch Delegationen beim Präsidenten, Petitionen an Prag und Warschau undProteste amerikanischer Slowaken und des Klerus brachten keinen Erfolg, und dieVorkriegsgrenzen wurden wiederhergestellt.

Polnische Truppen besetzten die Gebiete dann am 17. Juli 1945 und wiesen slowakische Richter,Geistliche und Lehrer aus. Es folgten Plünderungen und Verfolgungen der Slowaken in denannektierten Gebieten und es kam sogar zu Zusammenstößen mit dem Militär, bei denen einigePersonen getötet wurden. Somit verließen zirka 6.000 Slowaken (fast 25 Prozent der Bevölkerung)

 bis 1947 die nunmehr polnischen Gebiete, die meisten Zipser siedelten sich in Kežmarok , Poprad, 

der neu entstandenen Industriestadt Svit sowie in den nun entvölkerten ehemals deutschsprachigenOrtschaften bei Kežmarok an, die Bevölkerung der Arwa ging hauptsächlich nach MährischSchlesien und in die entvölkerten ehemals deutschsprachigen Orte im Sudetenland.

Am 10. März 1947 schließlich wurde nach langen Verhandlungen ein Vertrag zwischen beidenLändern geschlossen, welcher die Grundrechte der Slowaken in Polen sichern sollte. Als Folgeeröffneten 41 slowakische Grundschulen und eine höhere Schule in Polen, die meisten wurden aber durch polnische Behörden in den 1960er Jahren wieder geschlossen.

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Auflistung der abgetretenen Gebiete [Bearbeiten]

Zips [Bearbeiten]

 

Gebietsansprüche in der Zips um Tatranská Javorina

Gebiet um Nowa Biała/Nová Belá (Nummer 7) [Bearbeiten]

•  Nowa Biała (slowakisch Nová Belá, deutsch Neubela)• Frydman (slowakisch Fridman, deutsch Friedmann)• Krempachy (slowakisch und deutsch Krempach)•

Trybsz (slowakisch Tribš , deutsch Tripsch)• Dursztyn (slowakisch Durštín, deutsch Dornstein)• Jurgów (slowakisch Jurgov, deutsch Joerg )• Rzepiska (slowakisch Repiská, deutsch Reps)• Czarna Góra (slowakisch Čierná Hora, deutsch Schwarzberg )• Łapsze Wyżne (slowakisch Vyšné Lapše, deutsch Oberlapsch)• Łapsze Niżne (slowakisch Nížné Lapše, deutsch Unterlapsch)•  Niedzica (slowakisch Nedeca, deutsch Niest )• Kacwin (slowakisch Kacvín, deutsch Katzwinkel )• Łapszanka (slowakisch Lapšanka, deutsch Kleinlapsch)

Gebiet um (Tatranská) Javorina (Nummer 6) [Bearbeiten]

• Tatranská Javorina (polnisch Jaworzyna Spiska, deutsch Uhrngarten)• Podspády (polnisch Podspady, deutsch Fluder )

Gebiet um Lesnica (Nummer 8) [Bearbeiten]

• Lesnica (deutsch Lechnitz)

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Arwa [Bearbeiten]

 

Gebietsansprüche in der Arwa um Suchá Hora

Gebiet um Jabłonka/Jablonka (Nummer 2+3) [Bearbeiten]

Podsarnie (slowakische Srnie)• Podwilk (slowakisch Podvlk )• Harkabuz (slowakisch Harkabus)• Zubrzyca Dolna (slowakisch Nižná Zubrica)• Zubrzyca Górna (slowakisch Vyšná Zubrica)• Zawoda (slowakisch Oravka)• Podszkle (slowakisch Bukovina-Podsklie)• Piekielnik (slowakisch Pekelník )• Jabłonka (slowakisch Jablonka)• Chyżne (slowakisch Chyžné)•

Lipnica Mała (slowakisch Vyšná Lipnica)• Lipnica Wielka (slowakisch Nižná Lipnica)

Gebiet um Suchá Hora (Nummer 4) [Bearbeiten]

• Hladovka (polnisch Głodówka)• Suchá Hora (polnisch Sucha Góra)

Gebiet um Skalité (Nummer 1) [Bearbeiten]

• Skalité (polnisch Skalite)

• Čierne (polnisch Czerne)• Svrčinovec (polnisch Swierczynowiec)

Literatur [Bearbeiten]

Félix Buttin. The Polish-Czechoslovak Conflict over Teschen Silesia (1918–1920): a case study.Perspectives : The Central European Review of International Affairs. Nr. 25/2006. S. 63-78. ISSN1210-762X. PDF