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TÜV SÜD Journal 1. Quartal 2009 www.tuev-sued.de www.tuv-sud.com Im Trend: Global Sourcing 4 Ohne Alternative: Fit durch Weiterbildung 16 Vor dem Finale: TÜVTURK-Projekt 22

TÜV SÜD Journal - Zertifizierung · 23 Teams treffen: »Wir arbeiten mit bis zu neun verschie-denen Bauunternehmen zusammen, deren Arbeit koor-diniert werden muss.« Im Osten des

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TÜV SÜD Journal

1. Quartal 2009

w w w . t u e v - s u e d . d ew w w . t u v - s u d . c o m

Im Trend:

Global Sourcing 4

Ohne Alternative:

Fit durch Weiterbildung 16

Vor dem Finale:

TÜVTURK-Projekt 22

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22Sto ry I Stat i onsau fbau Tü rke i

Großprojekt am Bosporus

Die Ziellinie ist in Sicht: 189 neue Fahrzeugprüfstationen in 18 Monaten – das ist eine Leistung, auf die

TÜVTURK mit Stolz schaut. Noch nie wurde ein derart komplexes Fahrzeugüberwachungsprojekt in so

kurzer Zeit realisiert – das schafft auch neue Perspektiven für die Internationalisierung von TÜV SÜD.

etzt im Februar gehen die letzten von insgesamt

189 Fahrzeugprüfstationen in der Türkei in

Betrieb. Dann hat TÜVTURK nicht nur ein in dieser

Größe und Komplexität bisher einmaliges Projekt erfolg-

reich abgeschlossen, sondern die Tür für eine strategi-

sche Weiterentwicklung von TÜV SÜD ein Stück chen

weiter aufgestoßen. »Die Internationalisierung unseres

Geschäfts ist schon seit längerem ein strategisches

Unternehmensziel von TÜV SÜD. Jetzt haben wir in der

Türkei bewiesen, dass wir auch solche Großprojekte

stemmen können«, sagt Dr. Thomas Aubel, Chief Opera-

ting Officer bei TÜVTURK und Verantwortlicher für das

Mammut-Projekt Stationsaufbau.

189 Stationen in nur 18 Monaten

In einem Zeitraum von 18 Monaten werden 189 feste

Stationen mit insgesamt 457 Prüfgassen erbaut – dazu

kommen noch 81 mobile Stationen. Mit ihnen über-

nimmt TÜVTURK die bisher staatlich organisierte lan-

desweite Fahrzeugüberwachung in der Türkei. Vertrags-

bestandteil mit der türkischen Regierung ist, dass alle

Stationen bis Februar 2009 in Betrieb gehen. Ein Groß-

teil dieser Bauten ist auch schon fertiggestellt: 182

Stationen sind gebaut, 136 waren Ende November in

Betrieb. Der Unterschied resultiert aus den Vertragsmo-

dalitäten, die besagen, dass die Stationen nicht einzeln,

sondern nur regionsweise komplett in Betrieb genom-

men werden müssen.

TÜVTURK hat ein 20-jähriges Monopol

2.300 Mitarbeiter werden im Februar 2009 für TÜVTURK

im operativen Geschäft arbeiten, weitere 100 Mitarbei-

ter kommen in den Headquarters-Funktionen hinzu.

TÜVTURK wird dann für annähernd 20 Jahre das Mono-

pol in der Türkei auf Fahrzeugprüfungen haben und

lang fris tig über 4.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Ausgangspunkt war eine Anfrage an TÜV SÜD: Die

türkische Regierung suchte einen Vertragspartner, der

J

Dr. Thomas Aubel

Chief Operating Officer TÜVTURK

+90 212 366 99 06

+90 212 367 19 06

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www.tuev-sued.de

kontakt

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Teams treffen: »Wir arbeiten mit bis zu neun verschie-

denen Bauunternehmen zusammen, deren Arbeit koor-

diniert werden muss.« Im Osten des Landes kommt

hinzu, dass hier das Straßennetz deutlich schlechter ist

als in der Westtürkei, die Küstengebiete steigen zum

Teil steil an und das Landesinnere wird von hohen

Gebirgen ge prägt, die insbesondere im Winter Proble-

me bereiten. Augenschein: »Da kauft man eben nicht

einfach mal so ein Grundstück, sondern jede Investition

muss sehr genau bedacht und strategisch ausgelegt

werden.« Kleinere Verzögerungen tauchen außerdem

immer wieder auf: »Die Eröffnung der zwölf Istanbuler

Stationen hat sich zum Beispiel deshalb verzögert, weil

wir beim Grundstücks erwerb der zwölften und letzten

Prüfstation unerwartete Probleme hatten. Letztlich

haben unsere Mitarbeiter und Partner aber wieder viel

Zeit gutgemacht, weil diese letzte Station in absoluter

Rekordbauzeit fertiggestellt wurde«, erklärt Augen-

schein. Mehr als 300 TÜVTURK-Mitarbeiter sorgten

dann am Eröffnungstag in Istanbul dafür, dass wirklich

nichts schiefging und schon am ersten Tag über 1.500

Hauptuntersuchungen durchgeführt werden konnten.

Die Akzeptanz ist bereits sehr hoch

Über mangelnde Akzeptanz müssen sich die TÜVTURK-

Experten in der Türkei keine Sorgen machen. »Die

Unterstützung von staatlicher Seite ist schon enorm.

Dazu kommt, dass jede unserer Stationen auch

die unzureichende staatliche Fahrzeugüberwachung

landesweit übernehmen kann – und fand diesen Part-

ner in TÜV SÜD, dem türkischen Unternehmen Dogus

und dem Bau- und Betreiberunternehmen Akfen, die

gemeinsam hinter TÜVTURK stehen. Die klare Absicht

der Regierung in Ankara ist, das türkische Fahrzeug-

überwachungssys tem auf eine moderne Basis zu stel-

len, die auch hohen Anforderungen an die Fahrzeug -

sicherheit wie in der EU Rechnung trägt.

Große Herausforderungen im ganzen Land

Hinter den beeindruckenden Zahlen des Stationsauf-

baus verbergen sich viele Herausforderungen, die nicht

sofort ersichtlich sind: Von den kulturellen Unterschie-

den, die bei einem Projekt dieser Größen ordnung eine

Rolle spielen, einmal abgesehen, stellt die Türkei mit

ihrer Landesgröße, ihrer speziellen Topografie und den

starken Wetterunterschieden die Planungs- und Bau-

teams von TÜVTURK immer wieder vor gewaltige Aufga-

ben. Auch konzentrieren sich 20 Prozent des Fahrzeug-

aufkommens in der Türkei auf den Ballungsraum

Istanbul – trotzdem muss das ganze Land mit Stationen

abgedeckt werden.

Die Urlaubsregionen der Türkei in Küstennähe sind

ebenfalls stark verkehrsfrequentiert – dort darf aber in

der Hauptsaison nicht gebaut werden. Martin Augen-

schein, verantwortlich für die Projektsteuerung bei TÜV-

TURK, weiß um die Herausforderungen, auf die seine

Sto ry I St at i on sa u fbau Tü rke i

Eine der zwölf brandneuen

Prüfstationen in Istanbul. Ins-

gesamt 189 solcher Stationen

mit zwei bis sechs Gassen wird

es in der Türkei geben.

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offiziell mit dem staatlichen Logo der Fahrzeugüberwa-

chung ausgestattet ist«, erläutert Murat Dambali, ver-

antwortlich für die TÜV SÜD Service-Center in Bursa.

»Das sorgt automatisch für Akzeptanz!« Nicht überall in

der Türkei funktionieren die Mechanismen aber gleich

gut. »Wir haben natürlich gerade in den abgelegeneren

Landesteilen schon einmal Probleme, einem Lkw-Besit-

zer, der mit seinem heruntergekommenen Gefährt seit

Jahrzehnten eine ganze Großfamilie ernährt, zu erklä-

ren, dass dieses Fahrzeug absolut nicht mehr verkehrs-

sicher ist«, berichtet Dambali aus der Praxis. Doch auch

in solchen eher schwierigen Fällen erfahren die TÜV-

TURK-Prüfer grundsätzlichen Respekt. »Viele türkische

Kunden betonen immer wieder, wie gut sie es finden,

dass sich jetzt TÜVTURK um die Verkehrssicherheit küm-

mert«, sagt Murat Dambali.

Sehr positive Erwartungen bei TÜVTURK

Die Aussichten für TÜVTURK sind vielversprechend. Und

Murat Dambali glaubt nicht, dass das Urteil nach zwei

Jahrzehnten anders als heute ausfallen wird: »Die Tür-

kei braucht eine moderne Fahrzeugüberwachung – und

die können wir bieten!« Tatsächlich geben die ersten

Ergebnisse den TÜVTURK-Verantwortlichen recht: Mehr

als 800.000 Hauptuntersuchungen wurden bereits lan-

desweit durchgeführt. Dabei bestanden 60 Prozent der

vorgestellten Fahrzeuge die Prüfung im ersten Anlauf.

Erstaunlich ist die geringe Durchfallquote der restlichen

Fahrzeuge bei der zweiten Vorstellung. Das zeigt nach

Ansicht der TÜV SÜD-Experten, dass Fahrzeugsicherheit

in der Türkei zunehmend eine wichtigere Rolle spielt.

Dr. Thomas Aubel blickt jetzt bereits nach vorn: »Wir

haben hier in der Türkei eine Menge guter Erfahrungen

gewonnen. Jetzt gilt es, mit diesem Know-how die nächs -

ten logischen Schritte beim kontinuierlichen Ausbau des

internationalen Geschäfts von TÜV SÜD zu machen!« �

Mit modernster Prüftechnik

bringen die TÜVTURK-Mitarbei-

ter die Fahrzeugsicherheit in

der Türkei nach vorn. Auch auf

die gute Ausbildung der Mitar-

beiter wird bei TÜVTURK großer

Wert gelegt.

Steter Trend nach obenBig Player schon in zwei Jahren? Bis 2010 will das Boom-

land Türkei unter den Top Ten der führenden Kfz-Produ-

zenten weltweit mitmischen, allein für 2008 erwartet

der türkische Verband der Automobilindustrie OSD ein

Produktionswachstum von bis zu 15 Prozent – eine Ent -

wicklung, die allerdings noch vor der weltweiten Finanz-

krise prognostiziert wurde. Dennoch kein aussichtsloses

Unterfangen, denn laut Bundesagentur für Außenwirt-

schaft entwickelten sich schon Ende 2007 die Absatzzah-

len nach empfindlichen Einbußen ab Mitte 2006 wieder

positiv: Insgesamt 641.315 Fahrzeuge konnten im vergan-

genen Jahr zwischen Ankara und dem Ararat verkauft

werden, davon 357.465 Pkws und 283.850 Nutzfahrzeuge.

Hinzu kommen administrative Verordnungen, die nach

und nach zu einem Austausch des Bestands führen wer-

den: So müssen seit dem 15. Januar 2008 zum Beispiel

alle Nutzfahrzeuge, die älter als 35 Jahre sind, aus dem

Verkehr gezogen werden. Nach Angaben der Zulassungs-

stellen betrifft dies rund 60.000 Lkws, Abschleppwagen

und Omnibusse. Zudem setzt eines der beliebtesten

Urlaubsländer im Mittelmeerraum auf einen zunehmen-

den »Bewegungsdrang« bei den Touristen: Setzen die in

der Türkei beheimateten Mietwagenfirmen ihre Pläne um,

dann könnte sich die Zahl der Leihwagen von derzeit

125.000 auf 350.000 fast verdreifachen. Gut für die Urlau-

ber ebenso wie für die türkische Automobilindustrie.

Von Ankara bis zum Ararat

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Herr Dr. Aubel, der Stationsaufbau in

der Türkei steht kurz vor dem erfolgrei-

chen Abschluss. Welche Bedeutung

hat das Projekt für die Internationali-

sierung von TÜV SÜD?

Wir haben hier in der Türkei ein Projekt

von einmaligem Umfang realisiert –

sowohl was die Investitionen angeht als

auch im Hinblick auf die Komplexität der

Aufgabe. Da ich nicht erwarte, dass es

bei TÜV SÜD oder überhaupt in unserer

Branche so schnell etwas Vergleichbares

geben wird, hat der Stationsaufbau bei

TÜVTURK natürlich absoluten Referenz-

charakter. Wir haben alle unglaublich

viel gelernt und nun werden wir die hier

gewonnenen Erfahrungen wie bei einem

Pilotprojekt nutzen, um unsere interna-

tionalen Geschäfte weiter zu befördern.

Wird TÜV SÜD durch dieses Projekt

international bereits anders wahrge-

nommen?

Ja, ganz sicher. Zum einen stehen die

Medien seit geraumer Zeit bei uns

Schlange und möchten über unseren

Erfolg und das Konzept, das dahinter-

steht, berichten. Das betrifft Fernseh -

teams gleichermaßen wie die Fachpres-

se. Zum anderen werden natürlich auch

internationale Firmen seit einiger Zeit

mehr und mehr auf uns aufmerksam,

denn schon die Größe des Projekts hier

in der Türkei verschafft TÜV SÜD eine

Reputation, die wir jetzt auch nutzen

wollen.

Gibt es denn bereits weitere Kunden-

anfragen aus dem Projekterfolg her-

aus?

Unser Erfolg in der Türkei zeigt sich auch

darin, dass wir nun aufgefordert werden,

in anderen Ländern zu präsentieren. Das

Interesse ist da noch sehr unterschied-

lich: Konkrete Anfragen gibt es aus den

Vereinigten Arabischen Emiraten – ein

bisher eher loses Interesse besteht in

Südafrika.

Hat die Mannschaft von TÜV SÜD

durch den Erfolg in der Türkei an

Selbstbewusstsein gewonnen?

Das ist sehr deutlich zu spüren. In der

Startphase des Türkeiprojektes hatten

wir ein Kernteam von 25 bis 30 Ingenieu-

ren – »Flying Engineers« genannt: Sie

haben beim Aufbau hier vor Ort als groß-

artige Botschafter für TÜV SÜD gewirkt.

Heute haben wir 2.300 hoch motivierte

Mitarbeiter in der Türkei: Das ist eine

großartige Basis für weitere internatio-

nale Aufgaben! Ich bin ganz sicher, dass

wir allein aus dem Kreis unserer türki-

schen Headquarters-Mitarbeiter viel Erfah-

rung für neue Projekte ableiten und nut-

zen können.

Glauben Sie, dass TÜV SÜD ein sol-

ches Projekt wieder leisten könnte?

Jederzeit. Wir haben jetzt die »Man -

power« in vielen Bereichen, um solche

internationalen Projekte anzuschieben –

und wir können es beweisen. Dabei set-

zen wir auch in Zukunft unsere Experten

aus verschiedenen Praxisbereichen als

Task Force ein. Das zeigt, wie flexibel wir

auf neue Herausforderungen reagieren

können. Und genau diese Flexibilität ist

unsere Stärke bei TÜV SÜD.

Interview Dr. AubelAls Chief Operating Officer von TÜVTURK hat Dr. Thomas Aubel den Stationsaufbau in

der Türkei geplant und auch komplett gemanagt. Im Interview spricht er über seine

Erfahrungen bei diesem Mammut-Projekt und darüber, welchen Stellenwert das TÜV

SÜD-Engagement am Bosporus hat.

25 Sto ry I St at i on sa u fbau Tü rke i

189 Prüfstationen und 81 mobile Einheiten verteilen sich auf das ganze Land. Bis Februar 2009 sollen alle in Betrieb sein.

22_25_TuevTurk:10_11_Gentechnik 30.01.2009 11:19 Uhr Seite 25

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