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108 auto-illustrierte 02|12 Tuningtest | Chevrolet Camaro vs. Dodge Challenger

Tuningtest Chevrolet Camarovs.Dodge Challenger · 2014-02-04 · Challenger,und das ebenso deutlich. So unterschiedlich ihre Cha-rakteresein mögen, eines ist den Fahrern der beiden

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108 auto-illustrierte 02|12

Tuningtest | Chevrolet Camaro vs. Dodge Challenger

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Pferdestärkenmit Swiss-PowerZwei amerikanische Retro-Coupés werden in der Ostschweiz veredelt.Heraus kommen zwei bärenstarke Typen mit unterschiedlichem Charakter.

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Tuningtest | Chevrolet Camaro vs. Dodge Challenger

Text | Herbie SchmidtFotos | Richard Meinert

Zwei US-Boliden tretengegeneinander an. Sodurchtrainiert, dass die

liebenswerte Bezeichnung«Pony Car» kaum passen mag.im Übrigen fehlt der Namens-geber dieser Kategorie, nämlichder Ford Mustang. Das tut demVergleich der auf mehr als 500PS getunten US-Rambos kei-nen Abbruch, die mit ihren V8-Aggregaten schon als MuscleCars durchgehen dürfen.

Der Chevrolet Camaro SSund der Dodge ChallengerSRT8 sind schon ab Werk mitmehr als 430 PS starken Ben-

zinern bestückt. Beide wurdenvor ihrem Gang zum eidgenös-sischen Tuner direkt aus denUSA importiert. Der Camaro istallerdings mittlerweile in euro-päischer Spezifikation über dasoffizielle Schweizer Chevrolet-Händlernetz zu bestellen.

Anklänge an die SixtiesGemeinsam sind beiden Coupésdas clevere Retrodesign derCoupé-Aussenhaut, der Heck-antrieb und Benzinmotoren mitmehr als sechs Litern Hubraum.Beide Muskelpakete sind tiefer-gelegt, der Dodge schafft esnicht ganz so tief runter wie derChevy. Doch die Optik verrätnicht alles: Vom Charakter her

könnten die beiden Amis kaumunterschiedlicher sein.

Was die Mannschaft vonRusconi & Ulz im bündneri-schen Chur aus dem ChevroletCamaro SS gemacht hat, istschlicht ein kompromissloserund gnadenlos brettharterSportskamerad. Äusserlich zuerkennen gibt sich das wahreWesen des Tuning-Camaro ander mattschwarzen Beklebungder Motorhaube, der geringenBodenfreiheit und den 22-Zoll-Rädern. Zusätzliche Spoiler-kits? Überflüssig.

Spätestens beim Einsteigenwird klar, dass der Tuner denCamaro in erster Linie für dieFahrt auf der Rennstrecke opti-

Alles im BlickDie Chevy-Instrumente sind fastimmer gut ablesbar.

Rennsport-SetupDie 22-Zoll-Räder finden unter der tiefergelegtenCamaro-Karosserie Platz.Viel Federweg erlaubtdas Fahrwerk jedoch nicht.

Rusconi & Ulz wandelt den Chevro-let Camaro SS in ein kompromisslo-ses Renngefährt um. Die Leistungs-steigerung macht ihn zum Sportge-rät, eine etwas nachgiebigere Fahr-werksabstimmung liesse ihn nochmehr vom Kraftgewinn profitieren.

FazitHerbie Schmidt

★ ★ ★ ★ ★

Mangelhaft ★

Ausreichend ★★

Befriedigend ★★★

Gut ★★★★

Sehr gut ★★★★★

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Meisterstück der MontageDie Recaro-Sportsitze im knappen Camaro-Innern unterzubringen ist knifflig. DemChurer Tuner ist es mit Geduld und Tüftelei gelungen.

Fast alles serienmässigDie Armaturentafel des Rusconi-&-Ulz-Camaroist mit Alcantara veredelt.ist mit Alcantara veredelt.

miert hat. Trotz tiefgezogenerDachlinie mit knapper Kopffrei-heit ist es gelungen, die auf US-Komfort ausgelegten Sitzedurch Sportschalen des TypsRecaro CS zu ersetzen. DieSitzposition ist entsprechendtief. Das ist gut für den Schwer-punkt, doch schlecht für dieSicht nach vorne; der Blick aufdie Strasse ist durch den Wulstauf der Haube eingeschränkt.Immerhin lässt sich der Rus-coni-&-Ulz-Camaro mit Helmfahren, ohne dass er bei jederFahrbahnunebenheit am Dach-himmel anklopft.

Um mehr Wohnlichkeit imKunststoff-Interieur zu schaffen,haben die Churer die Oberseite

des Armaturenbretts und wei-tere Hartplastikteile mit schwar-zem Alcantara veredelt.

Kraft und KomfortGanz anders als das Camaro-Brett gibt sich der vom Rhein-taler Tuner O.CT optimierteDodge Challenger, ebenfallsäusserlich fast unverändert undnur mit mattsilbernem Zierstrei-fen auf der Haube veredelt. DieTieferlegung steht dem Dodgegenauso gut wie 20-Zoll-Seri-enfelgen.

Der Einstieg ist mehr als be-quem, der Fahrer sitzt deutlichhöher im Wagen, die Kopffrei-heit ist vollkommen ausrei-chend. Die Ledersessel mit

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Tuningtest | Chevrolet Camaro vs. Dodge Challenger

mässigem Seitenhalt entspre-chen der Serienausstattung wiedas komplette Interieur und dieleider schlecht ablesbarenRundinstrumente.

Eine nicht uner-hebliche

Fürs üppige ReisegepäckDer grosszügige Kofferraum desDodge schluckt 460 Liter.

Licht und SchattenDie Instrumente im Challenger SRT8 sind nicht sogut ablesbar. Die knackig-präzise Handschaltungist dafür aller Ehren wert.

Ausnahme betrifft den Schalt-hebel des manuellen Sechs-ganggetriebes, in Chrom mitweissem Kugelknauf. Hand-

schaltung ist in ei-

nem Muscle Car selten anzu-treffen, aber sie bietet bei derKraft von 517 Pferden Vorteilein der Kraftübertragung, vor al-lem im Sprint.

Gar nicht artfremd ist das tief-tönige Bollern des 6,1-Liter-V8,von O.CT per Kompressorkitund akustisch durch die vier

Edelstahlrohre der Abgasan-lage zum Rockkonzert fürPassanten aufgewertet.

Im Innern ist derSound überraschenddezent. Zugleich offen-

bart der Challenger schonauf den ersten Metern sei-

ne eher gutmütige Fahr-werksabstimmung. Im Ver-

gleich zum Camaro lässt das

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entspre-SeitenhaltmässigemwieSerienausstattungderchen

das komplette Interieur und dieablesbarenschlechtleider

Rundinstrumente.uner-nichtEine

hebliche

Schalt-denbetrifftAusnahmeSechs-manuellendeshebel

mitChrominganggetriebes,Hand-Kugelknauf.weissem

ei-inistschaltung

anzu-seltenCarMusclenemderbeibietetsieabertreffen,

Kraft von 517 Pferden Vorteilein der Kraftübertragung, vor al-lem im Sprint.

tief-dasistartfremdnichtGar6,1-Liter-V8,desBollerntönige

KompressorkitperO.CTvonvierdiedurchakustischund

Abgasan-derEdelstahlrohrelage zum Rockkonzert fürPassanten aufgewertet.

deristInnernImüberraschendSound

offen-Zugleichdezent.schonChallengerderbart

auf den ersten Metern sei-Fahr-gutmütigeeherne

Ver-Imwerksabstimmung.gleich zum Camaro lässt das

KW-Gewindefahrwerk (Version2) des Dodge deutlich mehr Fe-derwege zu. Die Reifen mit hö-heren Seitenwänden als beimChevrolet sorgen für zusätzlicheFedereffekte. Jede Rille im Belagund jeder Gangwechsel führenzu kleinen Nickbewegungen desmehr als fünf Meter langenSchlachtschiffs. Doch dasSchalten im O.CT-Challenger isteine Wonne: präzis und knackig,mit kurzen Schaltwegen. Im All-tagsverkehr lässt sich der getun-te Dodge problemlos und kom-fortabel bewegen, und das mit

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Tuningtest | Chevrolet Camaro vs. Dodge Challenger

Marke Chevrolet Camaro SS Dodge ChallengerModell by Rusconi & Ulz SRT8 by O.CT

Preis Tuningpaket Fr. 52 125 34 995Basispreis Fr. ca. 65 000 (US-Version) ca. 60 000 (US-Import)Zylinder/Hubraum cm3 V8/6162 V8/6059Leistung (Serie) kW (PS)/1/min 318 (432)/5900 317 (431)/6200Leistung (Tuning) kW (PS)/1/min 375 (510)/6200 380 (517)/6300Drehmoment (Serie) Nm/1/min 569/4600 569/4800Drehmoment (Tuning) Nm/1/min 740/4100 682/1500–6500Antrieb/Getriebe Hinterrad/A6 Hinterrad/M60 bis 100 km/h (Serie) s 5,4 5,2Spitze (Serie/Tuning) km/h 250/275 270/278Leergewicht kg 1769 1890Leistungsgewicht (Serie/Tuning) kg/PS 4,1/3,5 4,4/3,7

TUNINGKOMPONENTENMotortuning Kompressorumbau Kompressor-Kit,

Hennessey inkl. CH-Gut- Ladeluftkühler, geänd.achten und Ölkühler MotormanagementFr. 15 000.– inkl. CH-GA Fr. 26920.–Auspuffanlage ab Kat. inkl. Auspuffanlage 4-RohrCH-GA Fr. 2950.– Fr. 4650.–Fächerkrümmer inkl.Sportkat. Fr. 3850.–Luftfilterkit HennesseyFr. 1250.–

Fahrwerk Gewindefahrwerk GewindefahrwerkKW-Clubsport inkl. KW-V2 Fr. 3425.–CH-GA Fr. 3325.–Stabilisatoren inkl.CH-GA Fr. 2750.–

Karosserie Heckleuchten LED abge-dunkelt Fr. 750.–

Räder Foose 22 Zoll inkl. CH-GAund Pneus Fr. 7200.–

Interieur Recaro-Sportsitze Lederinkl. Einbau Fr. 8000.–Armaturenbrett & div. Teilein Alcantara Fr. 5500

Diverses Dekorsatz «Old StyleCamaro» Fr. 1550.–

VERTRIEBRusconi & Ulz Oberscheider TuningAutotechnik AG, 7007 Chur GmbH, 9443 WidnauTel. 081 250 05 05 Tel. 071 722 11 88www.cartech.ch www.oct-tuning.com

Technische Daten

Die auto-illustrierte testet alle Fahrzeugemit dem Treibstoff ultimate von bp

erer:

besserer Rundumsicht als imNull-Kompromiss-Camaro. Gibtsich der im Rheintal aufgemöbel-te Challenger beim Anfahren zu-nächst sanftmütig, mutiert er beistärkerer Gaspedalbetätigungzum brachialen Kraftprotz. DieSeitenneigung ist mässig, lässtden Dodge jedoch etwasschwerfällig wirken. Dennochlässt er sich erstaunlich willig undpräzis durch langgezogene Kur-ven lenken, mit viel Traktion undFahrbahnkontakt. In engen Win-dungen legt er erwartungsge-mäss weniger Agilität an den Tag.

Kraft ist nicht allesHier trumpft der Camaro vonRusconi & Ulz deutlich stärker

auf. Der Handling-Parcours istsein Revier, die harte Fahr-werksabstimmung lässt kaumNeige- und Wankbewegungenzu. Der Chevy klebt am Boden,vor allem wenn es auf topfebe-nem Untergrund geradeausgeht.

Bei unebener Bahn aller-dings gerät der Camaro ausdem Konzept und verliert kurz-zeitig die Haftung. In solchenSituationen erscheint das KW-Clubsportfahrwerk als zu kon-sequent eingestellt, ein Teil der510 PS verpufft. Für Entschä-digung sorgt der aggressiveMotorsound des 6,2-Liter-Kompressor-V8, im Innern ister zudem akustisch sehr viel

präsenter als beim Dodge-Ri-valen. Der Sechsstufenautomatnimmt dem Chevrolet etwasvon seiner Antrittskraft beimSprint aus dem Stand, die Kraftentfaltet sich zögerlicher als imSRT8-Hemi des Challenger. Diesechs Stufen des Wandlerssind zu deutlich spürbar.

Doch aufgrund der rennsport-lichen Auslegung und des bes-seren Leistungsgewichts ge-winnt der Camaro die Perfor-mance-Wertung klar. Den Siegin der Komfortwertung holt derChallenger, und das ebensodeutlich.

So unterschiedlich ihre Cha-raktere sein mögen, eines istden Fahrern der beiden in der

Wie sein Detroiter Rivale ist derDodge Challenger SRT8 bei O.CTzum emotionalen Hingucker mutiert,der über Bärenkräfte verfügt. Dankseiner etwas weicheren Auslegungist er der komfortablere Ami.Wenigersportlich ist er trotzdem nicht.

FazitHerbie Schmidt

★ ★ ★ ★ ★

Mangelhaft ★

Ausreichend ★★

Befriedigend ★★★

Gut ★★★★

Sehr gut ★★★★★

Ostschweiz getunten Amerika-ner gewiss: Herzklopfen pur.

Leistung und LuxusO.CT kitzelt aus dem V8 deutlich mehrKompressorleistung. Die komfortablenLedersessel bedürfen keines Tunings.

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AW

TW

ERBE

AG

ENTU

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8260 Stein am RheinTel. 052 742 00 56

[email protected]

Aerotechnik Fahrzeugteile AG

Marke Chevrolet Camaro SS Dodge ChallengerModell by Rusconi & Ulz SRT8 by O.CT

VERBRAUCH (L/100 KM)Durchschnitt l/100 km/h 16,1 15,8Min./Max. l/100 km/h 13,9/20,6 13,7/19,5

BESCHLEUNIGUNG0 bis 50 km/h s 2,1 2,40 bis 80 km/h s 3,5 3,80 bis 100 km/h s 5,0 5,30 bis 120 km/h s 6,7 7,20 bis 140 km/h s 7,6 8,20 bis 160 km/h s 9,8 10,5400 m mit stehendem Start s 13,0 13,2

ELASTIZITÄT80 bis 120 km/h im 5. Gang s – 6,380 bis 120 km/h im 6. Gang s – 16,0

BREMSWEG (100–0 KM/H)Min./Max. m 36,4/36,5 37,1/38,4

Messungen: auto-illustrierte, 430 m ü.M.Chevrolet Camaro: Temp. 18 °C, km-Stand 5 240; Reifen: Pirelli P Zero Nero, v. 265/30 ZR22, h. 315/25 ZR22Dodge Challenger: Temp. 19 °C, km-Stand 14 848; Reifen: Goodyear Eagle F1, v. 245/45 ZR20, h. 255/45 ZR20

Testwerte

Unverhohlene OptikBeide Muscle Cars verfügen überBärenkräfte – die sich schon durch dieaggressiven Frontpartien andeuten.

V8 im Chevy-Stil6,2-Liter-Benziner mit Hennessey-Kompressoranlage: 510 PS

V8 nach Dodge-Bauart6,1-Liter-Benziner mit Kompressor-Kit: 517 PS

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