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MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 01 | 2008 Turm der Superlative – Burj Dubai von SKIDMORE, OWINGS & MERRILL Architektur der Energieerzeugung Potenziale intelligenter Gebäudeinstallation Living on Water – Prototyp eines schwimmenden Niedrigenergiehauses Hotelinteriors – zu Besuch bei AB.Living Design, Schweden

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MAGAZIN FÜR BEWEGUNG IN DER ARCHITEKTUR 01 | 2008

Turm der Superlative –Burj Dubaivon SKIDMORE, OWINGS & MERRILL

Architektur der Energieerzeugung

Potenziale intelligenter Gebäudeinstallation

Living on Water – Prototyp einesschwimmenden Niedrigenergiehauses

Hotelinteriors – zu Besuch bei AB.Living Design, Schweden

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» Editorial

Welche Energien werden die Architektur –und unser Leben – in Zukunft bestimmen?Ich hoffe, dass unsere Zukunft von den natür-lichen Ressourcen unserer Erde getragen wird,vorrangig von der Sonne. Aber auch Wind undWasser sollten verstärkt eine Rolle spielen.Für welche, auch noch unbekannten Anwen-dungsmöglichkeiten könnten diese Energieneinmal gebraucht werden?Eine Reihe bekannter oder in der Entwicklungbefindlicher Energieformen sind bereits inErsteinsätzen: Biogas-Anlagen, solare Auf-triebskraftwerke, Wasserstoff zum Beispiel fürden Antrieb von Motoren bis hin zur neuestenPhotovoltaik. Die weltweite Forschung wirdzwangsläufig neue Anwendungen generieren.Wie nachhaltig ist die Architektur, verglichenmit anderen Industriezweigen?Im Weltvergleich sind wir, was das Knowhowfür „intelligente“ Gebäude betrifft, ganz vorn.

Zur Sache: Energieeffizienzpuls im Gespräch mit dem Kölner Architekturbüro Gatermann + Schossig

Allein die Tatsache, dass vierzig Prozent desglobalen Energieverbrauchs auf Gebäudezurückgehen, zeigt uns, in welcher verantwor-tungsvollen Rolle die Architektur steckt.Wie werden sich das Wohnen und die Mobi-lität im Hinblick auf Energien ändern?Das Problem Energie könnte uns tatsächlichdabei helfen, die entstandene Mobilitäts-schraube wieder etwas zurückzudrehen. Res-sourcenschonendes Verhalten bedingt einensorgfältigen Umgang mit Mobilität, insbeson-dere des Individualverkehrs. Wenn wir esschaffen, die Entfernungen zwischen Arbeits-und Wohnort zu reduzieren, wieder eine stär-kere Durchmischung unserer Städte errei-chen und damit deren Lebendigkeit erhöhen,haben wir den ökologischen Vorteil gratis.Wo sehen Sie derzeit den größten Nachholbe-darf im Bauwesen und mit welchen Technolo-gien verbinden Sie die größten Hoffnungen?

Sprechen wir über das Bauen, haben wirgegenüber anderen Industriezweigen nochriesige Defizite. Der Unterschied in der Qua-lität der Produkte ist enorm. Nur strukturier-tes, modulares Bauen schafft die Grundlagefür bessere Qualität. In Verbindung mit intelli-genten Softwaremodulen und einer grund-sätzlich neuen Logistik kann der Unterschiedaufgeholt werden.Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht intelli-gente Gebäudeleitsysteme für eine energie-effiziente Architektur?Ohne eine präzise, auf das Gesamtgefügeabgestimmte Software kann ein modernesGebäude nicht effizient betrieben werden.Bedenken wir, dass Bürohäuser im Durch-schnitt nur bis zu 25 Prozent übers Jahr belegtsind, so macht das deutlich, dass ein intelli-gentes Leitsystem zur Steuerung aller wichti-ger Gebäudefunktionen unerlässlich ist.

Die Verbindung von Ökonomie, Ökologie und Stadt, von Technik, Raum und Kunst liegen für

Prof. Dörte Gatermann und Elmar Schossig im integralen Planen und digitalen Bauen.

puls 01 | 2008

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Titelbild: Illustration von

Skidmore, Owings & Merrill

Bildbearbeitung: Raphael

Pohland / stilradar

MacroDie Architektur der Energieerzeugung

von Klaus Dieter Weiss

MicroPotenziale intelligenter Gebäudeinstallation

von Prof. Dr.-Ing. Martin Becker

Praxis IBurj Dubai – Hochhaus der Superlative

Gebäudemanagement mit Herausforderung

Praxis IILiving on Water – Prototyp eines schwim-

menden Niedrigenergiehauses von Fischer,

Fromm und Partner

VisionenZukunftsprojekte – Die Ästhetik der Windkraft

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Zu BesuchInterview mit Tarek Hegazy von AB.Living

Design – Hotelinteriors im Luxussegment

Workshop„Haus-Technik-Zukunft“: Energiebewusstsein

durch Energieeffizienz

MaterialProf. Dorothea Voitländer über das Material

Kunststoff

EinblickeNews und Produktneuheiten aus dem Hause

Busch-Jaeger

DenkanstoßDie Schätzfrage zum Thema Elektrizität

Impressum

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„Die Kräfte, die Ebbe und Flut erzeugen, sind eine natürliche Energiequelle, die nie versiegt.“> S. 04 Optimierung durch Kontrolle > S. 08Burj Dubai – Energieeffizienz am Persischen Golf> S. 12 Leben auf dem Wasser – Backbord wohnen und Steuerbord kochen > S. 22Zukunftsvisionen gebauter Windkraft > S. 28

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» Macro

Die Architektur der Energieerzeugung

Talsperren, Staudämme und Wasserkraftwerke prägen unsere Landschaft.Sie sind oft schon von Weitem sichtbare bauliche Statements und Zeichenihrer Zeit. Neueste Errungenschaft im Energiesektor aber sind Strömungs-kraftwerke. Sie nutzen die ungeheure Kraft der Ozeane, um umweltfreundlicheEnergie zu erzeugen. Nicht nur technologisch gesehen, auch architektonischbedeutet dies einen Quantensprung: Die Energieerzeugung findet – für dasmenschliche Auge unsichtbar – auf dem Meeresboden statt.

Von Klaus Dieter Weiss

Jeder zehnte Zug fährt mit Wasserkraft, titelte die Süddeut-sche Zeitung zur Jahrtausendwende. Ein neues Wasserkraft-werk an der Donau in Bad Abbach, zwischen Kehlheim undRegensburg, nutzt einen Höhenunterschied von nur fünfMetern zwischen Rhein-Main-Donau-Kanal und dem eigent-lichen Flusslauf der Donau. Das vollständig in einen vorhan-denen Staudamm eingebaute, nahezu unsichtbare Kraftwerkerzeugt 21 Millionen Kilowattstunden Bahnstrom, das Äqui-valent zu sechs Millionen Liter Dieselkraftstoff. 90 Kubikme-ter Wasser pro Sekunde fließen aus dem Kanal in den tiefer gelegenen Donauarm, ohne dass das Wasser künstlichaufgestaut werden müsste. Die Nutzung anderer regenerati-ver Energiequellen ist für die Bahn schwierig, weil Windkraft-und Solaranlagen nur zeitweise Strom liefern können, dieZüge aber rund um die Uhr im Einsatz sind. Allerdings sindauch Laufwasserkraftwerke vom Wasserangebot abhängig.Wegen saisonaler Schwankungen mussten darum die in Bayern vorherrschenden Wasserkraftwerke der Bahn durchden Bau einer Umrichteranlage in Karlsfeld aufwändig ab-gesichert werden.Das technisch nutzbare Angebot aller regenerativen Energienist mehrfach höher als der menschliche Energieverbrauch.Wasserkraft ist eine der ältesten Energiequellen der Mensch-

heit. Seit über 2000 Jahren wird die Kraft von aufgestautemoder fließendem Wasser genutzt, um Korn- und Sägemühlenoder Hammerschmieden zu betreiben. Weltweit liefern Was-serkraftwerke etwa ein Fünftel des gesamten Strombedarfs.In Skandinavien und Kanada spielt die Wasserkraft einebesonders wichtige Rolle. Dort gibt es auch noch viele Mög-lichkeiten einer intensiveren Nutzung. In Deutschland wurdedie Wasserkraft bereits Ende des 19. Jahrhunderts stark aus-gebaut. Deshalb sind hier Neuanlagen, auch aufgrund an-spruchsvoller Umweltbestimmungen, selten geworden.Allein in Europa sollen in den kommenden Jahren jedoch 300 Millionen Euro in die Entwicklung und den Bau von Meeresenergieanlagen investiert werden.Alle regenerativen Energien entstehen direkt oder indirektaus Sonnenenergie. Die Sonne lässt das Wasser verdampfenund hebt es damit auf größere Höhen, von denen es wiederherabfließen und seine potenzielle Energie in Arbeitsleistungverwandeln kann. Die zweimal täglich einsetzende Ebbe undFlut beruht auf der Gravitationswirkung der Sonne, des Mon-des und auf der Erdrotation. Noch heute gibt es Überrestemittelalterlicher Mehlmühlen, die mit dem Tidenhub ihrMahlwasser bekamen. Eine andere, heute seltene Bauformder Wassermühle war die Schiffmühle, die bereits im 1. Jahr-

Das Hochdruck-Speicherkraft-

werk Walchensee in Bayern

nutzt bei einem natürlichen

Gefälle von 200 Metern die

herabstürzenden Wasser-

massen zur Stromerzeugung.

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Archiv ABB Schweiz

puls 01 | 2008

auf 8640 Megawatt heraufgesetzt. Die zwischen Brean Down(England) und Lavernock Point (Wales) geplante, 16 Kilometerlange Barriere sollte mit fast 200 Turbinen ausgerüstet wer-den. Die Anlage hätte etwa 12 Prozent des damaligen Strom-verbrauchs in Großbritannien decken können. Nach erheb-lichen Planungs- und Entwicklungskosten wurde der Gedan-ke jedoch erst wieder im Jahr 2006 erneut aufgegriffen, aus-gelöst durch die alarmierenden Signale des Klimawandels.Gezeitenkraftwerke nützen den Höhenunterschied (Tiden-hub) des Meerwassers bei Ebbe und Flut. Bei Flut strömt dasWasser über Röhrenturbinen innerhalb der Staumauer in dieabgetrennte Meeresbucht. Ist der Wasserspiegel zwischenMeer und Bucht auf gleicher Höhe, werden die Öffnungen inder Staumauer geschlossen. Bei Ebbe wiederholt sich der Vor-gang in umgekehrter Richtung. Das seit 1966 betriebeneGezeitenkraftwerk La Rance im Golf von St. Malo an der Nord-küste der Bretagne liefert auf diese Weise seit mehr als vierzigJahren nahezu störungsfrei und sehr günstig Strom.Der umstrittene Drei-Schluchten-Staudamm in der chinesi-schen Provinz Hubei bildet dagegen eine konventionelle Tal-sperre – wenn auch doppelt so groß wie der Bodensee – dieweltweit größte. 26 Turbinen mit einer Nennleistung von ins-gesamt 18.200 Megawatt könnten 14 Prozent des deutschen

hundert vor der Zeitrechnung entwickelt worden war, umEnergie-Engpässe während einer Belagerung Roms abzuwen-den. Diese auf schwimmenden Plattformen eingerichtetenMühlen waren unabhängig von wechselnden Wasserstän-den, weil sie sich diesen ganz einfach anpassen konnten.Schiffmühlen waren damit im Gegensatz zu konventionellenWassermühlen die ersten Grundlastmaschinen der Wasser-kraft, die rund um die Uhr zur Verfügung standen. Mit derstärkeren Nutzung der Flüsse als Verkehrsweg wurden siejedoch zu einem Verkehrshindernis. Heute greifen Wasser-kraftanlagen vor allem in das komplizierte ökologischeGleichgewicht von Seen, Flüssen und deren Umfeld ein. Spek-takulären Großprojekten standen jedoch auch immer wiedertechnische und ökonomische Risiken im Wege.

Größtes Gezeitenkraftwerk der WeltIm Jahr 1840 entstand in Großbritannien die Idee, an derMündung des Severn zwischen Cardiff und Weston einenDamm zu bauen. Eine offizielle Studie des Jahres 1925 wiesnach, wie an diesem Standort 800 Megawatt Strom erzeugtwerden könnten. In konkreten Studien zwischen 1974 und1987 wurde für dieses größte Gezeitenkraftwerk der Welt dermögliche Ertrag aus dem Gezeitenhub von bis zu 15 Metern

Das Rheinkraftwerk Ryburg-Schwörstadt, erbaut 1931, ist das größte von elf Laufwasserkraftwerken zwischen Bodensee und Basel. Die

Generatoren und die elektrische Ausrüstung wurden von der ABB-Vorgängerin BBC Brown Boveri hergestellt; vor fünf Jahren wurde das

Kraftwerk modernisiert und mit zukunftsweisender Technik von ABB ausgestattet.

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Strombedarfs decken. Für dieses Mammutprojekt wurden 13Städte und 1500 Dörfer überflutet. Zwei Millionen Menschenverloren ihre Heimat.

Unsichtbare Strömungskraftwerke Die Schwierigkeiten von Gezeitenkraftwerken liegen demge-genüber darin begründet, dass trotz seewasserbeständigenMaterials erhebliche Verschleißerscheinungen zu bewältigensind. Der Wartungsaufwand durch Versanden und Verschli-cken ist gleichfalls hoch. Durch die notwendigerweise riesi-gen Absperrungen wird das biologische Gleichgewicht emp-findlich gestört. Die Investitionen für den Dammbau, denmeist erforderlichen Stausee und die komplizierten Schleu-sensysteme sind immens. Der Wirkungsgrad der relativ wir-kungsschwachen Niederdruckturbinen liegt dagegen nurzwischen 25 und 65 Prozent. Viermal am Tag erreichen Gezei-tenkraftwerke ihren „Null-Leistungs-Punkt“, der sich zudemtäglich um rund 50 Minuten verschiebt, so dass unweigerlichauch Spitzenlastzeiten von diesen natürlichen Ausfällenbetroffen sind. Strömungskraftwerke in der Gezeitenströ-mung, die im Gegensatz zu Wind und Sonne berechenbar undpermanent auftritt, nutzen dagegen die Auswirkungen derGravitation, ohne die klassischen Nachteile von Gezeiten-kraftwerken in Kauf nehmen zu müssen. Durch die hoheDichte des Wassers im Gegensatz zum Wind benötigen Strö-mungskraftwerke mit 2 bis 2,5 Metern pro Sekunde nur etwahalb so große Strömungsgeschwindigkeiten wie Windener-gieanlagen. Unter Wasser reicht darum ein 20 Meter großerRotor für eine Leistung von einem Megawatt. Unter Windlastmüsste der Durchmesser des Rotors dafür 55 Meter betragen.Strömungskraftwerke setzen beim Gezeitenwechsel nureinen Moment aus und ändern dabei die Richtung bzw. dieRotorblätter werden verstellt und die Drehrichtung wird bei-behalten. Die weltweit erste Pilotanlage des deutsch-briti-schen Projekts „Seaflow“ wurde im Juni 2003 vor der KüsteCornwalls in Betrieb genommen. Der nächste Schritt ist dieEntwicklung eines Doppelrotors mit einer Leistung voneinem Megawatt pro Anlage.Sichtbares Zeichen eines Strömungskraftwerks bleibt alleinein schiffshoher Turm im Wasser, der sogenannte Monopile.Die Rotornabe befindet sich in der Regel etwa 10 Meter unterdem Gezeiten-Tiefstand. Für Wartungsarbeiten kann dergesamte Rotor hochgefahren werden. Aus der sichtbarenUmsetzung der Wasserkraft mit Hilfe von Mühlen und Stau-dämmen ist eine in die Topografie nahezu völlig integrierteLösung unter Wasser geworden.

Klaus Dieter Weiss ist Architekturkritiker und Fotograf. Er schreibtund fotografiert regelmäßig für die einschlägige Architekturpresseim In- und Ausland. Der Autor lebt und arbeitet in Minden.

Das Laufwasserkraftwerk

Ybbs an der Donau (oben),

der Hoover Dam am Colorado

River (Mitte) und ein zukünfti-

ges Strömungskraftwerk am

Meeresboden (unten) stehen

beispielhaft für das große

Potenzial der Wasserkraft.

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Gebäude der Zukunft – Energieeinsparpotenziale erkennen

Architektur und Gebäudeautomation erscheinen auf denersten Blick als zwei voneinander getrennte Felder, inderen Zusammenwirken jedoch große Energieeinsparpo-tenziale liegen. Vor dem Hintergrund der zunehmendenForderung nach ressourcenschonendem Bauen ist eineauf den Investor oder Bauherrn passende Kompromisslö-sung notwendig. Moderne energetische Gebäudeplanungheißt somit, einen Kompromiss zu finden zwischen Kos-ten, Energieeffizienz und Komfort- und Behaglichkeitsas-pekten der Nutzer. Dazu sind allerdings nicht nur die inder Planung ermittelten energetischen Bedarfswertewichtig: Bereits in der Planungsphase muss berücksich-tigt werden, wie die während der gesamten Betriebszeiteines Gebäudes anfallenden Energiekosten überwachtund minimiert werden können. Die laufenden Betriebs-kosten wie Energie- oder Wartungskosten tragen einenAnteil von bis zu 80 Prozent an den gesamten Lebenszy-kluskosten, die nur einmal getätigten Planungs- und Bau-kosten verschlingen dagegen nur einen Anteil von bis zu2o Prozent. An diesen Zahlen lässt sich erkennen, dasseine zeitgemäße und angepasste Gebäudeautomationund ein darauf aufsetzendes Energie- und Gebäude-

management die entscheidende Rolle für Wirtschaftlich-keit und Energieeffizienz im Gebäude spielen. Nicht sel-ten übersteigen die späteren Energieverbräuche die in derPlanung ermittelten Bedarfswerte um den Faktor zwei bisdrei. Neben dem schwer zu berücksichtigenden Nutzer-einfluss sind unter anderem regelungstechnisch nichtoptimal eingestellte Anlagen und nicht an die Nutzungangepasste Betriebsparameter als Gründe dafür zu nen-nen. Diese Fehleinstellungen transparent zu machen, istauch Aufgabe der Gebäudeautomation. Der Energiever-brauch eines Gebäudes ist keine fixe Größe, sondern starkvom Nutzerverhalten und von einem optimierten Anla-gen- und Gebäudebetrieb abhängig. Zeitgemäße Automa-tisierungstechnik ist das notwendige Werkzeug für eindynamisches Energie- und Gebäudemanagement, beidem alle erforderlichen Daten erfasst und ausgewertetwerden. Diese Daten garantieren die nötige Transparenzaller Energieflüsse durch entsprechende Energiekenngrö-ßen im Gebäude und geben Aufschluss über positivesowie negative Einflüsse des Nutzerverhaltens. Hierauslassen sich wiederum zeitnah und zielgerichtet wirt-schaftliche Optimierungsmaßnahmen ableiten.

Noch nie waren Strom, Gas und Öl teurer als heute – noch nie hat sich einsinnvoller Umgang mit Energie mehr gelohnt. Ressourcenschonendes, nach-haltiges Bauen muss alle Möglichkeiten zur Steigerung von Energieeffizienz aus-schöpfen. Weitestgehend ungenutzte Potenziale liegen dabei im Bereich derGebäudeautomation. puls zeigt die Chancen des Gebäudemanagements auf.

Von Prof. Dr.-Ing. Martin Becker

Explosion des Energiebedarfs

in Städten – Energieeinspar-

potenziale jedes einzelnen

Haushalts helfen dagegenzu-

steuern.

» Micro

» Micro

10 puls 01 | 2008

Gebäudeautomation für einen energieeffizienten GebäudebetriebEnergieeinsparpotenzial besteht zum einen aus der Opti-mierung von Einzelsystemen wie Heizung, Lüftung, Klimaoder Beleuchtung. Beispiele hierfür sind angepassteReglerparameter und gleitende Sollwerte, eine angepassteBetriebsführung der Anlagen im Teillastbetrieb oder an-wesenheits- und belegungsabhängige Automationsstrate-gien für Heizen, Lüften, Kühlen und Beleuchten im Raum.Zum anderen besteht auch ein hohes Optimierungspoten-zial im Bereich der übergreifenden Systemautomation imSinne des abgestimmten Zusammenspiels der gesamtenAnlagentechnik. Das können Strategien für die Kraft-Wär-me-Kälte-Kopplung (KWKK) von Anlagen sein oder Strate-gien für die Integration regenerativer und dezentralerEnergiesysteme (z. B. Photovoltaik, BHKW, Wärmepumpe)in ein abgestimmtes Energieversorgungssystem. Beispielehierfür sind auch übergreifende Automationskonzepte fürdie geothermische Nutzung mit Wärmepumpen für denKühl-/Heizbetrieb in Verbindung mit thermischer Bauteil-aktivierung unter Berücksichtigung aktueller Lastprofileund Wetterdaten bzw. Wetterprognosen.

Gewerkeübergreifender AnsatzModerne Gebäudeautomationslösungen sind durch ganz-heitliche, gewerkeübergreifende Ansätze gekennzeichnet.Offene Bussysteme und Kommunikationsstandards wieder Europäische Installationsbus (EIB/KNX) gehören heut-zutage fast selbstverständlich als Standardinfrastrukturins Gebäude. Zunehmend werden diese Systeme für über-geordnete Managementaufgaben in das üblicherweisevorhandene EDV-Netz, basierend auf einem EthernetTCP/IP-Netzwerk, eingebunden. Gebäudeautomations-,Büro- und Telekommunikationsnetzwerke wachsen somitimmer mehr zu einem integrierten Kommunikationssys-tem zusammen. Damit können wichtige Anlagenwerte fürdie Diagnose oder Energieverbrauchswerte zeitnah vonjedem Ort der Welt an jeden anderen Ort der Welt übertra-gen werden. Die Visualisierung von Anlagen und derenaktuelle Prozessdaten auf dynamischen Anlagenbildernist hierbei eine hervorragende Basis, um den Betrieb einerAnlage überwachen und energetisch bewerten zu können.Zusätzlich lassen sich Aufgaben wie Wartungsmanage-ment oder Material- und Personaleinsatzplanung realisie-ren und in die übergeordneten Geschäftsprozesse und dasFacility Management integrieren.

Hindernisse im System beseitigenBetrachtet man die heutige Situation kritisch, so mussman feststellen, dass wir in vielen Anwendungen nochmeilenweit von einer effektiven Nutzung von Gebäudeau-

tomation und Gebäudemanagement mit den heute bereitsverfügbaren technischen Möglichkeiten entfernt sind.Einige Ursachen sind im Folgenden stichpunktartiggenannt: Bei Architekten und Bauherren ist ein geringesWissen und oft mangelndes Verständnis für den Stellen-wert und die Möglichkeiten zeitgemäßer Raum- undGebäudeautomation sowie von Gebäudemanagement vor-handen. Die Hersteller haben es (bisher) nicht geschafft,das Thema Gebäudeautomation und Kommunikations-technik für Architekten und Bauherrn zu „übersetzen".Verhindert oder verzögert wird eine gewerkeübergreifen-de Gebäudeautomation in vielen Fällen durch den klassi-schen Planungsprozess in Einzelgewerken („meinGewerk“). So gut wie nie wird eine transparente Lebenszy-klusbetrachtung einbezogen, die eventuell höhere Investi-tionskosten für die Gebäudeautomation über die Reduzie-rung der später geringeren Betriebskosten wirtschaftlichrechtfertigt. Gebäudeautomation wird im laufendenGebäudebetrieb zu wenig als kontinuierliches Optimie-rungswerkzeug gesehen und genutzt, da häufig geschultesPersonal fehlt. Dadurch werden Energieeinsparmöglichkei-ten nicht oder kaum ausgeschöpft.

Optimierung bereits in der PlanungsphaseEine Verbesserung der heutigen Situation, die für allebeteiligten Gruppen (Bauherr/Investor, Architekt, Planer,Betreiber, Nutzer) zweifelsfrei wünschenswert wäre, mussbereits in der Planungsphase von Gebäuden ansetzen undfordert sicherlich auch eine Bereitschaft im Umdenkenklassischer Planungsschritte gemäß dem Motto: „UnserKopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändernkann.“ Folgerichtig sollte so früh wie möglich eine auf den Gebäudetyp und dessen Nutzung zugeschnitteneGebäudeautomations- und Informations-Architektur (GIA)entworfen werden. Je später der Entwurf entsteht, destoteurer und damit unwirtschaftlicher werden Gebäudeau-tomationslösungen. Nachträgliche, durchaus sinnvolleund notwendige Investitionen für einen optimiertenGebäudebetrieb (z. B. Einbau zusätzlicher Energiezähler,zusätzliche Sensoren für die Überwachung oder bedarfs-/nutzungsgeführte Regelungsstrategien oder übergeord-nete Gebäudeleittechnik) sind dann in der Regel nichtmehr wirtschaftlich umsetzbar. Wird dies jedoch in Formeines konsistenten, in sich abgestimmten Gebäudeauto-mationskonzeptes bereits in der frühen Gebäudeplanungberücksichtigt und in den späteren Planungsphasenschrittweise konkretisiert, sind – bezogen auf die gesam-ten Baukosten – vergleichsweise geringe Mehrinvestitio-nen erforderlich. Praktische Beispiele zeigen, dass diessogar bei einer Integrationsplanung ohne Mehrkosten rea-lisiert werden kann. Parallel zum architektonischen

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Gebäudeentwurf sprechen wir hier vom Architekturent-wurf des umzusetzenden Gebäudeautomations- undInformationssystems (GIS). Dazu empfiehlt es sich, bereitsin einer frühen Planungs- und Entwurfsphase einen Inte-grationsplaner oder technischen Designplaner einzubin-den, der auch die Lebenszykluskosten eines Gebäudes mitberücksichtigt.

Integrierte Gebäudesysteme / Mechatronische Fassaden-systeme – ein AusblickEin starker Trend in der Gebäudetechnik ist zurzeit dieEntwicklung zu steckerfertigen, integrierten, gebäude-technischen Systemen mit aufeinander abgestimmtenTeilkomponenten und integrierter Mess-, Steuer- undRegeltechnik (MSR-Technik). Ein Beispiel hierfür sind ste-ckerfertige Wärmepumpen mit integrierter Hydraulikbau-gruppe und MSR-Technik. Diese Entwicklung wird sichkünftig auch auf die Gebäudehülle und die Fassadentech-nik ausdehnen. Erste Fassadensysteme dieser Art sind am Markt verfügbar, die dezentrale Lüftungsgeräte, Son-nenschutzsysteme, Beleuchtungssysteme und sogar dieEnergieerzeugung über Photovoltaik-Module beinhalten,

wobei diese Einzelsysteme über eine in die Fassade eben-falls eingebaute MSR-Technik (Fassadenautomation) opti-mal aufeinander abgestimmt sind. Der Fassadencontrollerwiederum ist über standardisierte Bussysteme in dieRaum- und Gebäudeautomation eingebunden, sodass eineauf die Nutzung und Energieeffizienz abgestimmteBetriebsführung ermöglicht wird. Das Fenster beziehungs-weise die Fassade wandelt sich somit zunehmend voneinem passiven zu einem aktiven gebäudetechnischenBauelement. Man kann in diesem Zusammenhang auchvon einem mechatronischen Fassadensystem sprechen,das mechanische, elektromechanische/elektronische undinformationstechnische Komponenten zu einem neuen,höherwertigen Gesamtsystem verknüpft. Hier haben wirnoch spannende Entwicklungen vor uns, die neue inte-grierte Gebäudekonzepte ermöglichen.

Das Cockpit eines Flugzeugs

– ein Beispiel für optimierte

Steuerungstechnik. In der

Gebäudeautomatisierung wird

dieser Stand noch angestrebt:

gewerkeübergreifende Lösun-

gen garantieren ein ganzheit-

liches Gebäudemanagement.

Prof. Dr.-Ing. Martin Becker lehrt an der Hochschule Biberach, FakultätArchitektur und Gebäudeklimatik. Er forscht auf den Gebieten derRaum- und Fassadenautomation, der gewerkeübergreifende Gebäude-automation sowie im Bereich Energie- und Gebäudemanagement.

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» Praxis

Vertikale Stadt

Das Aschenputtel am Persischen Golf ist dabei, sich zurTraumprinzessin zu wandeln. Monatelang war die Beton-konstruktion des Burj Dubai wie ein aschgrauer Finger inden Wüstenhimmel gewachsen. Nun werden seit Herbst2007 die Fassadenpaneele montiert und lassen erahnen,welches Bild die Gigantin in ihrem spiegelnden Stahl-Glas-kleid dereinst abgeben wird. Doch selbst in der hektischenBau-Betriebsamkeit am Golf mutet der Turm befremdlichan, wie ein Gulliver, der aus einer anderen Welt unter Zwer-ge gefallen ist. Ein gutes Stück westlich der Innenstadt undvon der Stadtautobahn landeinwärts gelegen, überragt diehalbfertige Struktur alle Bauten im weiteren Umkreis umnahezu das Doppelte. Und das will schon etwas heißen inDubai, jener Stadt, die inzwischen rund 150 Wolkenkratzerüber 100 Meter Höhe ihr eigen nennt.An der isolierten Lage des Burj Dubai soll sich in den kom-menden Jahren einiges ändern: Ringsum ist für rund 20Milliarden Euro ein neues Stadtviertel, „Downtown BurjDubai“ geplant, das einen Mix aus Wohnen gehobenen

Die Welt schaut nach Dubai – umso mehr, seitdort der welthöchste Wolkenkratzer errichtetwird. Noch etwas mehr als ein Jahr trennt denBurj Dubai von seiner Fertigstellung. DasGebäude gleicht nicht nur hinsichtlich der Nut-zerzahl, sondern auch in Sachen Ressourcen-verbrauch und Installationstechnik einer eige-nen „Stadt in der Stadt“.

Von Jakob Schoof

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Standards, Büros sowie extravaganten Einkaufs- und Frei-zeitangeboten bieten soll. Bleiben soll dagegen, wenn esnach dem Bauherrn EMAAR Properties und seinen Archi-tekten Skidmore, Owings & Merrill (SOM) geht, ein anderesAlleinstellungsmerkmal des Turms. Ein für alle Mal soll derBurj Dubai die Frage beantworten, wer nun der Höchste istauf der Welt: das Taipei 101 mit der höchsten nutzbarenGeschossebene (439 Meter) oder der Sears Tower mit derhöchsten Antennenspitze (527 Meter)? Oder doch der CNTower in Toronto, der nicht als Hochhaus zählt, aber mit 553Metern Antennenhöhe bislang das höchste nicht abge-spannte Bauwerk der Welt ist? Burj Dubai wird sie alle inden Schatten stellen: Zwar wird die endgültige Bauhöheoffiziell noch immer gehütet wie ein Staatsgeheimnis,doch die Anzeichen verdichten sich, dass bei rund 820Meter „Schluss sein“ wird. Der Burj Dubai wäre damit nachallen vier Kriterien des Council on Tall Buildings and UrbanHabitat (CTBUH) in Chicago das höchste Bauwerk der Welt:Er besäße das höchstgelegene genutzte Stockwerk, diehöchste Dachfläche, die höchste Gebäudestruktur und diehöchste Antennenspitze. Man könnte ihn mit bloßem Augeaus einer Entfernung von fast 100 Kilometern sehen.

Wüstenblume mit BrettwurzelnEine sechsblättrige Wüstenblume soll den Architektenzufolge Pate für die Grundrissform des Burj Dubai gestan-den haben. Sechs radiale Achsen besitzt der Grundrissjedoch nur im Sockelbereich, wo dem Burj Dubai drei lin-

senförmige Eingangspavillons vorgelagert sind. Der weit-aus größte Teil des Turms besitzt Y-förmige Grundrisse,deren Flügel nach oben hin sukzessive kürzer werden. Die-se Form besitzt praktische Vorteile: hohe Stabilität beigeringem Materialeinsatz (auch Urwaldbäume verwendenbei ihren Brettwurzeln das gleiche Konstruktionsprinzip),und ein optimales Verhältnis von Fassadenfläche zu Raum-tiefe. Alle Wohnungen und Büros genießen Panoramablickins Freie, ohne in das Wohnzimmer des Nachbarn sehen zukönnen – oder zu müssen.Doch nicht nur die Blume, auch ein zweites Bild aus demarabischen Kulturraum drängt sich als Analogie zum BurjDubai auf: die Zikkurat, der sich nach oben hin verjüngen-de „Turm von Babel“, mit seiner spiralförmig umlaufendenErschließungsrampe. Ihr entsprechen beim Burj Dubai ins-gesamt 25 spiralförmig angeordnete Rücksprünge, die denTurm nach oben hin immer weiter „ausdünnen“. Zudemwird der vertikale Abstand zwischen den Rücksprüngenzur Spitze hin sukzessive größer und die Turmsilhouettedamit immer steiler. Auch hier bietet die Form wiederumfunktionale Vorzüge: Die horizontalen Windkräfte findennirgends eine wirkliche Angriffsfläche; sie werden stets anden nächsthöheren Rücksprung „weitergereicht“.Auf 440.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, davon312.000 m2 überirdisch, wird der Burj Dubai drei Hauptnut-zungen vereinen: ein „Fünf-Sterne-plus“ Armani Hotel (biszur 39. Etage), Luxuswohnungen (Ebenen 43-108) sowieBürogeschosse (Ebenen 112-154). Hinzu kommen: ein unter-

Schon jetzt, also noch ohne

seine 200 Meter hohe Stahl-

spitze, überragt der Burj

Dubai die Skyline des Emirats

deutlich. Im Vordergrund ist

das künstliche Insel-Archipel

„The World“ im Rohbauzu-

stand zu sehen.

So stellt sich die Investoren-

gesellschaft Nakheel Dubai im

Jahr 2020 vor. Neben „Palm

Jumeirah“ und „The World“

sollen bis dahin zwei weitere

Palmeninseln sowie die halb-

mondförmige „Dubai Water-

front“ entstanden sein.

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art

puls 01 | 2008

irdisches Parkhaus für 2500 Autos, die höchste im Freiengelegene Aussichtsplattform der Welt (auf Ebene 124; 440Meter über dem Straßenniveau), mehrere Ebenen für Kom-munikationstechnik in der Turmspitze sowie vier je dreige-schossige Technikzonen. Sie beginnen oberhalb der Ebenen38, 72, 108 und 140 und enthalten Einrichtungen für Be- undEntlüftung, Klimatisierung, Elektroverteiler und Pumpen-zentralen sowie die Über- und Unterfahrten der Aufzüge.

Rekordwachstum mit Rekord-BetonSchon vor der Fertigstellung besitzt der Burj Dubai seineeigene Fan-Homepage: Unter www.burjdubaiskyscraper.com werden fast täglich Bilder und Neuigkeiten zum Bau-fortschritt veröffentlicht. Und der ist beachtlich: Währendder Rohbauarbeiten waren ständig 2000 bis 3000 Bauar-beiter im Drei-Schicht-Betrieb im Einsatz. Das Gebäudewuchs dadurch alle drei bis vier Tage um ein neuesGeschoss.Der Rohbau des Burj Dubai besteht aus zwei Teilen: einer601 Meter hohen Stahlbetonkonstruktion und einer Stahl-spitze, deren genaue Höhe derzeit noch geheimgehaltenwird. Insgesamt wurden 230.000 Kubikmetern Beton ver-baut, was einem Würfel von 61 Metern Kantenlänge ent-spräche. Die Stahlbewehrung des Turms würde, anein-andergelegt, um ein Viertel des Erdballs reichen. Verwen-det wurde ein hochfester Beton der Festigkeitsklasse C80.Dieser mit speziellen Chemikalien, insbesondere Betonver-flüssigern, versehene Transportbeton besitzt eine dreimalhöhere Druckfestigkeit als Beton mit normaler Festigkeit.Zwei Höchstleistungspumpen beförderten den Beton anseinen Einsatzort an der Turmspitze. Bis dahin war er teilsüber 20 Minuten unterwegs und musste durch Beimengenvon Eis gekühlt werden, um bei Außentemperaturen um 50 Grad noch verarbeitungsfähig zu bleiben.Üblicherweise werden bei Hochhäusern wenige tragendeWände mit großen Wandstärken errichtet und die übrigenVertikallasten über Punktstützen abgetragen. Dies ist beimBurj Dubai anders: Der Turm entstand als Wabenkonstruk-tion mit vielen spantenartigen Aussteifungswänden undWandstärken von nur 30 bis 40, im Ausnahmefall 60 Zenti-metern. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Schalungs-technik: Im Regelfall ist im Hochhausbau des Verhältnisvon Wand- zu Deckenschalung 1:2 oder 1:3. Bei Bau des BurjDubai war es umgekehrt.

Glaskleid mit SonnenschutzfaktorEin findiger Kopf hat einmal errechnet, dass die Vorhang-fassade des Burj Dubai so groß sein wird wie 17 Fußballfel-der zusammen. Eine solche Fassadenfläche lässt sich nurwirtschaftlich errichten, wenn die Potenziale der Vorferti-gung und Standardisierung vollständig ausgeschöpft wer-

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Ebene 156-158:

Telekommunikationstechnik

Ebene 156:

Haustechnik

Ebene 144-154:

Bürogeschosse

Ebene 141-143:

Haustechnik

Ebene 109-111:

Haustechnik

Ebene 73-75:

Haustechnik

Ebene 69-71:

Haustechnik

Ebene 17-18:

Haustechnik

Ebene 5-16:

Hotelzimmer

Sockel + Untergeschosse:

Lobby, Büros, Läden,

Parkebenen

Ebene 38-39:

Hotelzimmer

Ebene 19-37:

Wohnungen

Ebene 122-124:

Club & Aussichtsebene

Ebene 112-121:

Bürogeschosse

Ebene 76-108:

Luxuswohnungen

Ebene 43-72:

Wohnungen

Ebene 125-140:

Bürogeschosse

den. Am Burj Dubai werden insgesamt 21 unterschiedlicheFassadenpaneele in Größen von 1,3 x 3,2 Metern bis 2,25 x 8Metern verbaut. Die Fassadenpfosten aus Aluminium sindaußen mit Edelstahl-Abdeckprofilen verkleidet, die wieLisenen aus der Fassadenfläche hervortreten und diese ver-tikal gliedern. Für die Fassaden wurde eine Doppel-Isolier-verglasung mit 16 mm Scheibenzwischenraum verwendet.Die äußere Glasscheibe erhielt eine innen liegende Silber-beschichtung, die innere dagegen eine außen liegendeLow-E-Beschichtung. Diese Glaskombination lässt 20 % dessichtbaren Lichts, aber nur 16 % der Wärmestrahlung insGebäudeinnere passieren. Welchen enormen Witterungs-einflüssen die Fassade standhalten muss, wird aus folgen-den Zahlen deutlich: Die Außentemperaturen schwankenzwischen +2°C und +54°C, die Oberflächentemperatur derFassade steigt bis auf 82 °C. Hinzu kommen der mit derHöhe zunehmende extreme Winddruck und der an derGolfküste ständig zirkulierende Flugsand, der den Fassadenzusetzt wie Scheuerpulver.Gereinigt werden die Fassadenflächen mit Hilfe dreierAußenaufzüge, die in außen liegenden „Garagen“ weitoben am Turm geparkt werden. Sie hängen an einem je 45Meter langen Schwenkarm, der seinerseits auf Schienenhorizontal verfahrbar ist. Die einmalige Reinigung allerTurmfassaden nimmt auf diese Weise rund drei bis vierMonate in Anspruch.

Haustechnik der ExtraklasseFür die Vertikalerschließung des Burj Dubai adaptierten dieAufzugsplaner ein aus dem Eisenbahnwesen bekanntesPrinzip: Express-Aufzüge bringen die Bewohner und Ange-stellten ohne Zwischenhalt zu Verteilerebenen, so genann-ten „sky lobbies“, oberhalb der Technikzonen. Von dort ausgelangen die Nutzer mit „Nahverkehrs“-Aufzügen in ihrejeweilige Wohn- oder Büroetage. Die Vorteile: Die Express-Aufzüge können auf extrem hohe Geschwindigkeit (bis zu700 Meter pro Minute) und Kapazität (2 x 21 Personen aufzwei Kabinenebenen) ausgelegt werden. Die Schächte derLokal-Aufzüge lassen sich dagegen platzsparend übereinan-der stapeln, da jeder von ihnen nur einen Abschnitt desGebäudes bedient. Insgesamt werden mehr als 50 Aufzügeim Gebäude unterwegs sein. Hierzu zählen auch zwei Ser-vice- und Wartungsaufzüge für die Büroebenen. Einer vonihnen fährt vom Erdgeschoss bis ins 138. Geschoss und ist mitmehr als 500 Metern Schachthöhe der höchste Aufzug derWelt. Planerisch bedeuteten diese Aufzüge wegen des„umgekehrten Kamin-Effekts“ eine besondere Herausforde-rung: In gemäßigten Breiten neigt die Luft in hohen Atrienoder Lufträumen dazu, sich zu erwärmen und aufzusteigen.Im subtropischen Klima Dubais ist das Gegenteil der Fall:Das Gebäudeinnere ist kühler als die Außenluft, was regel-

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Haider Yousuf / Fotolia.com

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Hymenocallis, ein Lilienge-

wächs, stammt aus dem tro-

pischen Mittelamerika. Ihr

Blütenaufbau soll für die

Grundrissform des Burj Dubai

Pate gestanden haben.

Florale Formen prägen

Dubais Städtebau auch im

größten denkbaren Maßstab:

Die Palm Jumeirah, hier kurz

vor ihrer Fertigstellung,

besteht aus rund 200 Millio-

nen Kubikmetern künstlich

aufgeschüttetem Sand und

Steinen. Allein ihr Stamm ist

rund fünf Kilometer lang.

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rechte Fallwinde in den Treppenhäusern und Aufzugs-schächten entstehen lässt. Dem Problem wurde begegnet,indem alle Express- und Wartungsaufzüge Vorräume mitdicht schließenden Türen erhielten.Die Verbrauchszahlen für ein Gebäude von der Größe desBurj Dubai sind beeindruckend: Die Wärmeenergie, die demGebäude zu Spitzenzeiten jeden Tag entzogen werden muss,würde ausreichen, um 10.000 Tonnen Eis zu schmelzen. DasKühlwasser für den Gebäudekomplex wird aus zwei nahegelegenen Kühlkraftwerken bezogen, von denen jedes denBurj Dubai im Notfall auch alleine versorgen kann. ImGebäudesockel sind Wärmetauscher und Pumpstationenuntergebracht, die die unterschiedlichen Nutzungszonen mitKühlwasser versorgen: je zwei für die Wohn- und Hotelebe-nen, einer für die Bürogeschosse und ein weiterer für dieKühlung des Trinkwassers, dessen Temperatur im Sommerbis auf 39 Grad Celsius steigen kann. Die Zuluft für den Turmwird in den Technikzonen angesaugt, dort über einen Wär-metauscher durch die Abluft vorgekühlt und später maschi-nell in die einzelnen Etagen weitergeleitet. RegelbareAntriebssysteme von ABB sorgen dafür, dass Lüftungsanla-gen, Abluftventilatoren, Pumpen, Entrauchungsventilatorenund Frischluftgebläse aufeinander und auf das Außenklimaabgestimmt arbeiten.

Der Burj Dubai ist vollständig mit Sprinklern ausgestattet,für die ein separates Löschwassersystem mit 870 Kubikme-tern Speichervermögen vorgesehen wurde. Es soll ausrei-chen, um den unteren Teil des Turms 90 Minuten und denoberen Teil 30 Minuten lang vor dem Ausbreiten eines Feu-ers zu schützen.Die Elektrizitätsversorgung des Hochhauses wurde auf eineSpitzenlast von 36 MW ausgelegt. Zum Vergleich: Das größteSolarkraftwerk der Welt, das derzeit bei Leipzig errichtetwird, liefert mit 400.000 m2 Modulfläche eine Spitzenleis-tung von 40 MW. Um diesen hohen Anforderungen gerechtzu werden, wird der Burj Dubai als eines der ersten Gebäudeam Persischen Golf mit 11 kV Hochspannung versorgt. Erstim Gebäude wird der Strom durch eigene Umspannwerke in230 Volt Betriebsspannung umgewandelt. 50 gasisolierteSchaltanlagen von ABB steuern den Stromfluss so präzise,dass sich Teile des gesamten Hausnetzes zu Wartungszwe-cken oder zur Fehleranalyse isolieren lassen. Die Geräte eig-nen sich aufgrund ihres extrem geringen Platzbedarfsbesonders für den Einsatz in Hochhäusern.Fünf 11 kV-Notstromgeneratoren stellen darüber hinaus imNotfall die Stromversorgung für Sicherheitssysteme, ausge-wählte Aufzüge, die Druckbelüftung der Treppenhäuser, Ent-rauchungsventilatoren, Pumpen und Notbeleuchtung sicher.

Dachaufsicht (oben links) und

Geschossgrundriss (oben

rechts)

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» Praxis

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Projektbeteiligte

Architekten, Tragwerks- und HaustechnikplanungSkidmore, Owings & Merrill LLP, Chicago, USAwww.som.com

BauherrEMAAR Properties PJSC, Dubai, VAEwww.emaar.com

Projektmanagement Turner Construction Internationalwww.turnerconstruction.com

BauausführungSamsung/BeSix/Arabtec

Lageplan (links).

Rund um den Burj Dubai soll

in den kommenden Jahren ein

eigenes Stadtzentrum entste-

hen. Die Größenverhältnisse

sind eindrucksvoll: Die bisher

in dem Gebiet entstandenen

Hochhäuser reichen kaum

über den Sockel des welt-

höchsten Gebäudes hinaus

(rechts).

Ein Monument des ErdölzeitaltersWas wird mit dem Burj Dubai nach seiner Fertigstellunggeschehen, wie wird de Welt in 50 der 100 Jahren über ihndenken? Die Geschichte lehrt uns, dass Monumenteimmer dann im kollektiven Gedächtnis haften gebliebensind, wenn sie ihrer Zeit in punkto Größe um Längen vor-aus waren (wie die ägyptischen Pyramiden oder das Em-pire State Building) oder sich durch formale Eleganz einenPlatz im Herzen der Bevölkerung erobert haben (wie dieKathedralen der Gotik oder das Chrysler Building in NewYork). Der Burj Dubai könnte dereinst zu den Gebäudender Welt gehören, denen beides zuteil wurde. Vielleichtwird er aber auch als spätes Monument des Erdölzeitaltersund seines ungebremsten Wachstumsglaubens gelten.Dass für dieses Bauwerk andere Gesetze gelten als für„normale“ Investoren-Immobilien, dürfte klar sein. ImVordergrund steht nicht die Rentabilität, sondern der öko-nomische und politische Symbolwert. Und dieser soll mög-lichst die Zeit überdauern: Dem obersten Bauleiter GregSang zufolge beträgt die avisierte Lebensdauer des BurjDubai mehr als hundert Jahre.

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Am Wasser zu wohnen, galt schon immer als Privilegbesonders wohlhabender Bürger. Wer aber auf dem Was-ser wohnt, dem wird eher eine gesellschaftliche Außensei-terrolle zugeordnet. Die verborgenen Uferränder, die heutezum Wohnen und/oder Arbeiten genutzt werden, sind inden seltesten Fällen offiziell genehmigt und in der RegelProvisorien in Form von ausgedienten Binnenschiffen unddeshalb schon den entsprechenden Behörden ein Dorn imAuge. Befreit von diesem Negativ-Image bleibt eine her-vorragende Idee zurück: Mit innovativem Gedankengutund neuester Technik lässt sich die im Wasser liegendeUferzone eines Flusses, Sees oder auch verlassenen Hafen-beckens durchaus „gesellschaftsfähig” und städtebaulichsinnvoll bebauen.Wie so oft, entsteht Neues erst aus veränderten wirtschaft-lichen Verhältnissen. Der globalisierte Markt hat auch dieKieler Friedrich-Werft gezwungen, ihr Knowhow nichtallein auf das Kerngeschäft, den Schiffsbau, zu konzentrie-ren, um die Überlebensfähigkeit des Unternehmens lang-fristig zu sichern. Noch ist die Idee, schwimmende Häuserzu bauen, eine Nische, die sich aber schnell zu einem

Living on Water

An der Kieler Förde liegt der Prototyp einesersten schwimmenden Niedrigenergiehauses.Einem Team aus Architekten, Schiffsbauern undIngenieuren ist es gelungen, aus modernerSchiffstechnik und ressourcesparender Bauweiseeinen neuen Haustypus zu entwickeln, der aufminimaler Grundstücksfläche mit freiem Blickaufs Wasser höchsten Wohnkomfortansprüchengerecht wird.

Von Cornelia Krause

» Praxis

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» Praxis

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Erfolg ausweiten kann. Wo sonst sind die kaum bezahlba-ren Wassergrundstücke auf so kleinem Raum heute nochzu haben?Diese Art der Besiedelung setzt allerdings einen schonen-den Umgang mit der Natur voraus. Dazu gehört die sensi-ble Ausweisung der Liegeplätze genauso wie die Anwen-dung regenerativer Energien für die Ver- und Entsorgungeinschließlich der Auswahl der Bau- und Ausbaumateria-lien. Die Macher von Living on Water sahen in ihrer Aufga-be eben nicht nur eine Verlagerung städtischen Lebensvom Land aufs Wasser, sondern betrachteten gerade dieKombination aus Schiff und Wohnhaus als eine besondereHerausforderung, die sich zudem den heutigen Lebensbe-dingungen stellen sollte.Die Verschmelzung zweier eigenständiger Bauelementeverursacht Veränderungen in konstruktiver, technischerund gestalterischer Sicht, die zwangsläufig zu einer neuenErscheinungsform führt. Die fruchtbare Zusammenarbeitzwischen den Betreibern der Werft, Vertretern der Muthe-sius Kunsthochschule sowie Architekten und Stadtplanernhat zu einem Entwurf geführt, der sowohl ästhetisch wieauch technisch den schwierigen Spagat zwischen Schiff

und Haus meistert. Dem künftigen (und zugleich mutigen)Bauherrn stehen 140 qm Wohnraum mit Außenterrassenzur Vergügung, verteilt über drei Ebenen, die in diesemFall folgerichtig als Decks bezeichnet werden müssen. DasHauptdeck ist dem Wohnen vorbehalten mit Küche undeinem Wintergarten, der über beide Geschosse reicht.Das Sonnendeck dient nicht nur der Entspannung, son-dern kann gleichzeitig als Anleger für die eigene Yachtbenutzt werden. Im Oberdeck ist Platz für ein Schlafzim-mer und das Bad.

Technischer AusbauDie Energiegewinnung erfolgt über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach, einem Wärmeaustauscher unterdem Schwimmkörper und einem Holzpelletofen im Win-tergarten. Steuerelemente sorgen dafür, dass die Wärme-regulierung bedarfsgerecht und damit selbst die regenera-tiven Energien noch wirtschaftlich genutzt werden.Zusätzlich unterstützt ein ausgeklügeltes Gebäudesystemden Wohnkomfort. Vergleichbar mit der Computertechno-logie eines modernen Schiffes werden Licht, Heizung, Küh-lung, Temperatur, Uhrzeit und Steuerungsanzeigen zentral

Grundriss und Schnitt des Prototyps Living on Water I

Der Licht durchflutete Wohn-

bereich / Wintergarten

mit Blick auf die Kieler Förde.

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Oliver Heissner

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von der „Brücke” (hier die Küche) geregelt. Ein LCD-Bild-schirm zeigt im Haupmenü die gesamte Decksstruktur desSchwimmhauses vom Unterdeck bis zum Sonnendeck.Zusätzlich sind alle Funktionen auch per Fernbedienungoder über Bedienelemente vor Ort steuerbar. Das multi-funktionale Anzeige- und Bediengerät übernimmt zudemdie Aufgabe der Meldezentrale, die das Ansprechen vonSicherungseinrichtungen wie Bewegungsmelder oderFensterkontakte am Haus sicht- und hörbar signalisiert.

TragwerkDie Basis des Schwimmhauses bildet ein schiffsähnlicher,jedoch nicht fahrtüchtiger Stahlschwimmkörper aus achtMillimeter dicken, verschweißten Stahlplatten, in den derdreigeschossige, hausähnliche Aufbau eingestellt ist.Obwohl fest an einem Liegeplatz verankert, wird die Stahl-wanne wie ein Schiff behandelt, das gegen Wellenschlagund Eisdruck geschützt werden muss. Aus diesem Grundsind die Seitenwände des Rumpfes schräg nach außengeneigt. Für den Havariefall sichert ein wasserdichtesSchott die Schwimmfähigkeit. Die erste Ebene wird nahe-

Die Bordküche und der Essbereich gehen fließend ineinander über. Ob beim

Kochen oder Essen – der freie Blick aufs Wasser ist immer gegeben.

Vom Controlpanel, ange-

bracht zwischen Eingang und

Küche, lassen sich alle Funk-

tionen für das Schwimmhaus

aktivieren, wie Licht schalten

und dimmen, die Heizung

steuern. Ebenso lassen sich

auch Messwerte oder Alarm-

meldungen ablesen.

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zu von der dauerhaft gegen Korrosion geschützten Stahl-wanne geschluckt. Ähnlich einem konventionellen Unter-geschoss ist auch hier ein wesentlicher Teil der Haustech-nik untergebracht. Den sichtbaren Teil des Hausesumschließen großformatige, tragende Holzsandwichele-mente mit raumhohen, verglasten Ausschnitten. Einzwanzig Zentimeter dicker Kern aus Styropor sorgt für dennötigen Wärmeschutz. Raumseitig sind die hochgedämm-ten Wandbauteile mit Strohmatten und Lehmputz verklei-det sowie mit Flächenheizungen versehen. Well-Alumi-nium und farbige Faserzementplatten bilden den äußerenFassadenabschluss.Das Zusammenwirken maritimer, architektonischer undgebäudetechnischer Aspekte erschließt auf ästhetischem,ökologischem und technischem Gebiet ganz neue Dimen-sionen. Das auf Modulen basierende Zusammenspiel vonSchwimmkörper und flexiblen Aufbauten eröffnet eineVielzahl von Nutzungsvarianten, die vom Wohn- undFerienhaus bis zum Büro, Veranstaltungsort oder sogarRestaurant reichen können. Die vernetzten Strukturengarantieren dabei hohe Effizienz und Wirtschaftlichkeit.

Die Entstehungsphasen des Schwimmhauses: Mit Hilfe eines Krans wird das Untergeschoss in den Stahlschwimmkörper

abgesenkt (oben). Die angelieferten Sandwichelemente werden in der Werfthalle montiert (unten).

ProjektbeteiligteBauherrLiving on Water GmbH & Co. KG, Kiel

ArchitektFischer, Fromm und Partner GbR, Berlin

SchiffsbauIngo Clausen, Maasholm

HaustechnikHATI GmbH, BerlinIntegrierte Produkte: EIB/KNX-System, Control-panel sowie EIB Bedienelemente der Schalterseriecarat von Busch-Jaeger

Innenarchitektur Dagmar Nordberg, Bissee

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» Visionen

Ästhetikder Windkraft

Gerber Architekten: Energy Tower, Manama, Bahrain

Nicht überall auf der Welt lassen sich die Primärenergien Sonne, Wind und

Wasser gemeinsam so gut nutzen wie auf der arabischen Halbinsel. Zusätz-

lich inspiriert von der Wirkungsweise der dort weit verbreiteten Windtürme,

gelang es den Architekten, das erste Null-Primärenergie-Hochhaus zu pla-

nen. Der 322 m hohe, taillierte Turm mit seiner in sich gedrehten, gläsernen

Fassade wird künftig als Hotel, Wohn- und Bürogebäude genutzt. Für seine

Be- und Entlüftung wird das Grundprinzip des Windturmes angewandt,

indem die Energie des Windes über dem Gebäude eingefangen und kühlend

durch das Innere geleitet wird. Dabei spielt die Doppelfassade eine wichtige

Rolle. Unter Ausnutzung der Druckunterschiede, die durch Wind und Ther-

mik ständig entstehen, wird dem Gebäude die verbrauchte Luft mit natür-

lichen Kräften entzogen. Verstärkt wird die ökologische Kühlung durch einen

mit Photovoltaik beschichteten Schild, der mit der Sonne rotiert und nicht

nur vor Aufheizung schützt, sondern noch zusätzlich Strom erzeugt. Es liegt

auf der Hand, dass der Energy Tower nicht nur äußerst sparsam im Ver-

brauch ist, sondern auch die Energie erzeugt, die er selbst benötigt, und das

ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.

Keine erneuerbare Energieform hat in denvergangenen Jahren ähnliche Zuwachsratenerlebt wie die Windkraft. Längst beschäftigensich auch Architekten mit ihrer Integration inunsere Bauten und Städte. Die „gute alte“Windturbine mutiert in ihren Entwürfen zumFortschrittssymbol – oder wird, je nachZweck und Kontext des Gebäudes, gelegent-lich auch schamhaft versteckt.

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Zaha Hadid Architects: Forschungsinstitut, RWTH Aachen

Am nördlichen Ende des Universitätscampus ist ein neues

Institut als Niedrigenergiegebäude geplant. Das stark

durch die Bewegungsrichtung einer Bundesstraße gepräg-

te Grundstück scheint wie geschaffen für die irakische

Architektin, die für ihre großräumlichen architektoni-

schen Gesten weltweit bekannt ist. Der skulpturale Ent-

wurf erlaubt, selbst technische Parameter so zu integrie-

ren, dass sie als solche kaum erkennbar sind. Die stark aus-

geprägten, aerodynamischen Sicken im Längsverlauf der

mit Faserbeton verkleideten Dachlandschaft modulieren

das einfallende Licht und die über das Gebäude strömende

Luft. Sieben geräuscharme, in die entstehenden Luftkanäle

eingebaute Windturbinen, die von Windspoilern umrahmt

sind, begünstigen die Stromerzeugung des Gebäudes.

Auf diese Weise werden Ressourcen effektiv für den Innen-

raum nutzbar gemacht. Die Struktur und Form des Gebäu-

des steht auch hier in direkter Beziehung zu allen sicht-

baren und unsichtbaren Strömungen auf dem Areal und

seiner Umgebung. Das System aus Stahlkastenträgern und

Bindern wird durch die Topografie in eine höhere und eine

tiefer gelegene Ebene geteilt. Damit konnte der praktisch

und experimentell ausgerichtete Bereich mit vier Labor-

einheiten und der Ausstellungshalle optisch vom akade-

mischen Zweig getrennt werden. Im Entwurfsprozess wur-

de früh entschieden, die Nutzer des Gebäudes über einen

Fußweg zum Haupteingang im Südwesten zu führen.

Der Weg, der als Landschaftspfad bereits existierte, wird

bewusst als extrem lange Erschließungsachse inszeniert.

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(r.)

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Atkins Architects: World Trade Center,

Manama, Bahrain

Die wie zwei Segel anmutenden Türme des neu-

en World Trade Centers werden mit ihren 240

Meter Höhe die Skyline der Stadt Manama ent-

scheidend prägen. Auffallend sind die drei ver-

bindenden Brücken, an denen jeweils eine Tur-

bine installiert ist. Sie werden vom starken Küs-

tenwind des persischen Golfs angetrieben.

Die auf diese Weise gewonnene Energie deckt

bereits 15 Prozent des Gesamtstromverbrauchs

der überwiegend für Büros vorgesehenen Tür-

me. Da es für diese Kombination aus Bauwerk

und Windkraftnutzung noch keine Vergleichs-

werte gab, mussten erst technisch aufwändige

Versuche und Simulationen zum Schwingungs-

verhalten und zur Dimensionierung von Bau-

teilen durchgeführt werden, mit dem Ergebnis,

dass es heute möglich ist, Turbinen von 29

Metern Durchmesser an einem Gebäude zu

befestigen. Den Planern ging es aber nicht allein

um Superlative. Mit ökologischem Feingefühl

sorgten sie mit einer komplexen Landschaftspla-

nung für ausreichende natürliche Verschattung

im Sockelbereich der Türme. Die intensive

Begrünung verhindert nicht nur die störende

Blendung der Glasfassaden, sondern dient

gleichzeitig der Aufarbeitung von CO2.

Marks Barfield Architects

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Michael Jantzen: Solar Wind Pavilion, Fullerton

Als Versammlungsort für die California State University hat der

amerikanische Architekt Michael Jantzen seinen Sonnen- und

Windpavillon konzipiert. Die satinierte Glaskuppel des Pavillons

wird durch außen liegende, konzentrische Ringlamellen beschat-

tet. Diese sind auf der Südseite mit Solarzellen versehen. Ein rund

45 Meter hoher Mast mit vertikaler Windturbine soll den Pavillon

und die umliegenden Universitätsbauten mit Strom versorgen.

Gespeichert wird die Energie teils in einer Batterie, teils in einem

Wasserstoffspeicher, beide im Gebäudesockel. Für die Wasserstof-

ferzeugung wird Regenwasser verwendet, das ebenfalls in einem

Tank unter dem Pavillon gespeichert wird.

Marks Barfield Architects: Windturbine „Beacon“, London

50 Prozent des Londoner Strombedarfs will Ken Livingstone, der

Bürgermeister der Stadt, langfristig aus erneuerbaren Quellen

decken. Dies sieht sein Programm „Green Light to Green Power“

(Grünes Licht für grüne Energie) vor. Von Hilfe könnten dabei die

von Marks Barfield Architects, XCO2 und Price & Myers entwi-

ckelten „Beacon“-Windturbinen sein. Die 40 Meter hohen, Y-för-

migen Masten ließen sich an der Themse, auf Kreisverkehren

oder entlang von Hauptverkehrsstraßen aufstellen. Mit 6650

„Beacons“ – je einem pro 24 Hektar Stadtfläche – ließe sich

Livingstones Energieziel erreichen. Zu viele? Nach Ansicht der

Entwerfer relativiert sich die Zahl, bedenkt man, dass London

allein über 19.000 Bushaltestellen besitzt.

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» Zu Besuch

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Die Fünf-Sterne-Designer

Tarek Hegazy kennt das internationale Hotel-Business in-und auswendig. Bevor er Ende der 90er-Jahre zu AB.LivingDesign stieß, war der gebürtige Ägypter in Saudi-Arabien,den USA, Frankreich, Ungarn und Dubai tätig und wirkte dortan Bauten wie dem Burj Al Arab und den Emirates Towersmit. Gemeinsam mit seinen 16 Mitarbeitern bietet er heuteschlüsselfertigen Planungsservice für Hotels gehobenenStandards. Das heißt: Von der ersten Entwurfsskizze über dieDetailplanung bis zur Bauüberwachung liegt alles in derHand des Büros mit Sitz in Stockholm.

Herr Hegazy, Sie bieten Ihren Kunden Komplettservice auseiner Hand an. Welche Leistungen erbringen Sie selbst, undwofür ziehen Sie externe Dienstleister hinzu?Den Entwurf und die Detailplanung unserer Projekte erar-beiten wir selbst. Externe Dienstleister übernehmen Leistun-gen wie Visualisierung, Projektmanagement und Bauüber-wachung. Meistens arbeiten wir mit ihnen schon langezusammen und können uns auf sie verlassen wie auf unsereeigenen Angestellten.

Heißt das, Sie haben strategische Partner in ganz Europa,die Sie etwa mit der Bauüberwachung beauftragen?Nein. In der Regel schicken wir Kollegen aus Schweden vor

Ort. Wir vertrauen sehr auf die schwedische Arbeits- undQualitätskultur, und auch unsere Kunden nehmen uns alsein „schwedisches” Unternehmen wahr, obwohl wir in Wirk-lichkeit sehr international aufgestellt sind: Bei uns arbeitenInnenarchitekten aus Großbritannien und Irland, derSchweiz, Kanada und Frankreich. Dadurch können wir unsbei unserer Arbeit auch leichter auf die Gepflogenheitenunterschiedlicher Länder und ihrer Kulturen einstellen.

Was bedeutet „schwedische Qualität“ in der Innenarchitektur?Wir verwenden äußerste Sorgfalt auf Details, und ich glaube,dies hat seine Wurzeln in der schwedischen Kultur. Betrach-ten Sie zum Beispiel Marken wie Volvo und Ikea: Auch dortdefiniert sich Qualität immer über klug geplante und quali-tätsvoll ausgeführte Details.

In welchen Teilen der Welt arbeiten Sie – und woran? Wir konzentrieren uns seit Jahren ausschließlich auf Hotelle-rie und Gastronomie. Nur ganz gelegentlich nehmen wireinen Auftrag für ein Privathaus oder eine Wohnung an.Wenn wir dies tun, gilt der Grundsatz: Wir wählen unsereKunden aus, nicht sie uns. Wir entwerfen bisher ausschließ-lich für Standorte in Europa und Russland. Das lastet unsere

Wenn es um authentischen Luxus geht, ziehen die Hotelbetreiber der Welthäufig Spezialisten aus Schweden hinzu: Das Büro AB.Living Design hat seitseiner Gründung 1982 über 90 Hotels und Resorts für Betreiber wie Kem-pinski, Radisson SAS und Sheraton realisiert. puls hat mit Tarek Hegazyvon AB.Living Design gesprochen.

Von Jakob Schoof

Tarek Hegazy (links) und sein

internationales Team von

AB.Living Design gestalten

Hotelinteriors im absoluten

Luxussegment.

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Kapazität vollkommen aus. Als eines der ersten westlichenPlanungsbüros waren wir schon vor 15 Jahren in Russlandaktiv. Auf diese Weise haben wir die russische Kultur gutkennen gelernt.

Wie stark unterscheiden sich die Ansprüche an russischeHotels von denen in Mitteleuropa?Jedes Land hat eine eigene Hotelkultur und einen eigenenLuxusbegriff. In Skandinavien zum Beispiel gilt Minima-lismus als Luxus. In Russland dagegen wird Luxus durchkomplexe Details, viel Gold und Holzschnitzereien zur Schaugestellt. Auch Bezeichnungen wie „zeitgenössisch“ oder„klassisch“ haben in Russland eine ganz andere Bedeutungals in Frankreich oder Skandinavien.

Sie haben für renommierte Hotelbetreiber wie Kempinski,Sheraton oder Radisson SAS gearbeitet. Wie unterscheidendiese sich in Stil und Anspruch?Die Unterschiede sind enorm. Der vielleicht größte bestehtzwischen Vier- und Fünf-Sterne-Hotels: Ein Fünf-Sterne-Hotel hat sehr eigene Vorstellungen, was Stil und Komfort

angeht, und ist zu keinerlei Kompromissen bereit. Zum Bei-spiel arbeite ich sehr gern für Kempinski: Dieses Unterneh-men will, dass sich jedes seiner Häuser vom anderen unter-scheidet. Da heißt es, bei jedem Entwurf Neues zu wagen.Andere Fünf-Sterne-Betreiber setzen eher auf ein einheitli-ches Corporate Design. Sie bieten dem Hotelgast in jedemihrer Häuser das gleiche visuelle Erlebnis. Doch dieser TypHotel als „globalisiertes“ Produkt wird letzlich weder seinemStandort gerecht, noch besitzt er eine eigene Identität. Erfunktioniert im Drei- oder Vier-Sterne-Bereich, aber nicht imLuxussegment. Für mich hat individuelle Gestaltung etwasmit menschlichen Emotionen zu tun. Sie lassen sich auchnicht standardisieren oder „globalisieren“, sie bleiben immerdie einer einzelnen Person.

Die technische Ausstattung von Hotels und Hotelzimmernverändert sich. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?Gerade in den letzten drei Jahren hat sich in der Installa-tionstechnik viel verändert. Kleine Details wie zum BeispielSteckdosen, auf die früher weder die Hotelgäste noch wirEntwerfer besonders geachtet haben, werden auf einmal

Neu eröffnet wurde im

Herbst 2007 das renovierte

Grand Hotel Kempinski

Geneva. Die Hotelbar mit

ihrem ornamentierten Edel-

stahltresen und die mosaik-

verkleideten Säulen zeigen

mehr als nur einen Hauch

von Extravaganz.

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wichtig. Mit EIB und anderen fortschrittlichen Installations-systemen lässt sich die Bedienung der Gebäudetechnik kom-fortabler und effizienter gestalten. Auf der anderen Seitesteht der noch immer recht hohe Preis. Er führt dazu, dass dieAkzeptanz dieser Systeme bei Hotelbetreibern noch nicht sohoch ist wie zum Beispiel im Bürobereich. Ich bin abersicher, dass sich dies bald ändern wird.

Wie stark sind Sie bei Ihrer Arbeit auf kompetente Part-nern aus der Industrie angewiesen? Sehr stark. Wenn die Hersteller nicht absolut verlässlicharbeiten, scheitert man. Man muss daher bei der Wahl sei-ner Kooperationspartner äußerst selektiv vorgehen. Beider Arbeit mit Busch-Jaeger ist dieses wechselseitige Ver-trauen vorhanden: Wir wissen, was wir erwarten können,und wenn wir das Unternehmen an einen unserer Kundenweiterempfehlen, weiß auch er, was er bekommt.

Der Vormarsch der großen Hotelketten scheint unaufhalt-sam. Haben kleine, familiengeführte Hotels in dieserSituation überhaupt noch eine Zukunft?

Die haben sie mit Sicherheit, allerdings nicht in den Groß-städten. Dort ist ihre Zeit unwiderruflich vorüber. Auf demLand oder in Kleinstädten werden sie dagegen überleben –auch weil sie dort einen Standortvorteil haben: Die großenKetten haben meist Schwierigkeiten, sich an kleinstädti-sche Lagen anzupassen. Die Hotelgrößen und die Kultur,mit der sie operieren, sind einfach andere. In historischenStädten und in landschaftlich reizvollen Gebieten gehörtdem Modell „Familienhotel” daher die Zukunft.

Wenn Sie eine Nacht in einem Hotel Ihrer Wahl frei hät-ten, welches würden Sie wählen?Das ist eine schwierige Frage. Das Hyatt in Singapur zähltzu meinen Lieblingshotels, und ich bewundere das Adlonwegen seines Services. Auch eine Nacht im „EmiratesTowers“ in Dubai würde mir gefallen, vielleicht auch, weilich seinerzeit daran mitgearbeitet habe. All dies hängtaber sehr von der Jahreszeit und der persönlichen Stim-mung ab.

Lesen Sie mehr über Hotels in der nächsten Ausgabe von puls.

Das Kempinski Hotel

Taschenbergpalais in Dresden

(ganz oben und rechts) wurde

1998 eröffnet. Bei der Ein-

richtung des Barockbaus von

Matthäus Daniel Pöppelmann

verbanden AB.Living Design

klassische Eleganz mit

moderner Funktionalität.

Skandinavisch minimalistisch

präsentiert sich dagegen das

Interieur des Hotel Clarion in

Stockholm (Mitte).

» Workshop

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Mal ehrlich – bevor die große Klimadiskussion so richtigöffentlich wurde, ist da nicht jeder mit Energie verschwen-derisch umgegangen? Das Bewusstsein zum Sparen istinzwischen gewachsen und doch fehlt vielen Menschenimmer noch das richtige Gespür für einen verantwor-tungsvollen Umgang mit Energie. Sei es, dass sie mit derberühmten Kippstellung des Fensters dauerlüften, dasLicht brennen oder die Heizung laufen lassen in Räumen,die sie nicht oder nur selten benutzen. Die Folge ist, dassunnötig Energie aufgebracht werden muss, ohne dass derNutzer einen Gewinn davon hätte.Hans-Joachim Paap und Dr. Christian Mayer sehen vorallem im Fassadenbereich wie auch in den kritischenÜbergängen zwischen Außen- und Innenraum noch vielPotenzial, Einsparungen vorzunehmen. Der Status quo istderzeit gekennzeichnet durch ein unabhängiges Steuernund Regeln einzelner Komponenten. Die Entwerfer schla-gen deshalb ein gewerkeübergreifendes Energiemanage-ment vor, mit dessen Hilfe es möglich ist, den aktuellenStromverbrauch nicht irgendwo versteckt im Keller, son-dern am Aufenthaltsort direkt ablesbar zu machen. Erstwenn der Nutzer den Verbrauch so deutlich vor Augengeführt bekommt wie bei einem Zählwerk im Taxi, wird erbereit sein, zu sparen. Ein regelmäßiges Feedback, mit derMöglichkeit, Vergleiche anzustellen, spornt zusätzlich an.

Welches Potenzial in moderner Haustechniksteckt, haben mehr als vierzig Architekten,Innenarchitekten und Fachplaner gemeinsammit Busch-Jaeger während der Workshopreihe„Haus-Technik-Zukunft“ erforscht. puls stellt injeder Ausgabe ein Projekt vor.

Entwurf Hans-Joachim Paap von Gerkan, Marg + Partner und

Dr. Christian Mayer Ingenieurbüro für Bauklimatik

Die für das Wohlbefinden des Men-

schen wichtige lichtdurchlässige

Fassade stellt energetisch einer-

seits die Schwachstelle, anderer-

seits das größte Optimierungspo-

tenzial dar.

Neben Fassaden bieten die Ein-

und Ausgangsbereiche Möglichkei-

ten für ein optimiertes Energie-

management. Vorgefertigte Tür-

elemente sollten neben der reinen

Schließfunktion weitere Kompo-

nenten integrieren können wie Be-

leuchtung und Heizung.

Durch seine Verhaltensweisen

agiert der Mensch oftmals energe-

tisch unvernünftig. Vielfach fehlt

ihm das Gespür für die Auswirkun-

gen seines Handelns. Das Energie-

display als sichtbares Element des

Energiemanagements soll helfen,

das Bewusstsein zu schärfen.

Workshop „Haus-Technik-Zukunft“

Energiebewusstsein durch Energieeffizienz

Doppelfassade Prinzip Winter Prinzip Sommer Energieverlust

analoge Darstellung digitale Darstellung

Steuerung durch differenzierte Sensoren in den Zugängen Vorgefertigtes Türelement mit Steuerungssensorik

» Material

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Kunststoff

Glasfaserverstärkter

Kunststoff dient als Fas-

sadenverkleidung: Atelierhaus

von Deffner Voitländer in Dachau.

Antworten von Prof. Dorothea Voitländer

Was fasziniert Sie an dem Material Kunststoff ? Kunststoff ermöglicht unglaubliche Gestaltungsfreiheiten. Es istfrei formbar, beliebig einfärbbar, widerstandsfähig gegen Chemika-lien und Witterung sowie extrem schlagzäh. Wir verwenden glasfa-serverstärkten Kunststoff (GFK) und setzen ihn in Form von hand-laminierten, transluzenten Fassadenpaneelen ein. In den flüssigenKunststoff wird bedrucktes Spezialpapier eingelegt und so erscheintdas Motiv wie ein Tattoo, das tief in der GFK-Haut steckt. Wir habenauf dieses Verfahren ein Patent angemeldet.

Kunststoff ist aus der Architektur nicht mehr wegzudenken – abergleichzeitig kein besonders „angesehenes“ Baumaterial. Wird sichdas in naher Zukunft ändern?Kunststoff wird heute in erster Linie eine dienende Funktion zuge-wiesen, optisch relevant ist er nicht. Das ist vergleichbar mit demMaterial Stahlbeton, das vor hundert Jahren auch erst langsam vonseiner ästhethischen Seite entdeckt wurde. Viele bezeichnenKunststoff noch immer mit dem abschätzigen Begriff „Plastik“. InFachkreisen erlebt dieses Material derzeit allerdings eine Renais-sance, nachdem es Ende der 70er Jahre in Verruf geraten war.

Wie sähe Ihr „Wunschkunststoff“ aus, den es bisher noch nicht gibt?Er könnte trotz großer Transluzenz und unter Beibehaltung derfreien Formgebung die Brandschutzklasse B1 nachweisen. Manmüsste eine Maschine erfinden, die den aufwändigen Formenbaufür Kunststoffteile überflüssig macht und sie direkt laminiert ...

Materialien sind die Seele der Architektur. Sie gebenGebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Dochwas denken Architekten über „Material-Klassiker“heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.

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puls 01 | 2008

Dynamisch aufgestellt

Mit seinem neuen Logistikzentrum investiert Busch-Jaeger am Standort Lüdenscheid in die Zukunft. In demMitte Juni 2007 eingeweihten Neubau konnte die ge-samte Busch-Jaeger Logistik konzentriert und moderni-siert werden. Baulicher Schwerpunkt des 18 MillionenEuro teuren Projekts ist das computergesteuerte Hochre-gallager im Verbund mit einem neuen automatisiertenKastenlager. Schon heute gehen bei Busch-Jaeger mehrals 80 Prozent aller Bestellungen auf elektronischem Wegein. Mit Unterstützung der neuen Zentrallogistik kanndas Unternehmen den Kunden künftig einen noch besse-ren Service bieten, und auf Änderungen des Markteswesentlich schneller, flexibler und präziser reagieren.Schnelle Durchlaufzeiten, kurze Wege und ein reibungslo-ser Warenstrom sorgen für hohe Produktverfügbarkeitund damit für mehr Versorgungssicherheit. Das durch-gängige EDV-Konzept bietet durch die Bereitstellung ver-besserter Dokumente und die Verwendung neuer Liefer-einheiten zusätzliche Vorteile. Busch-Jaeger unterstreichtmit dem 2005 gestarteten Bauvorhaben, welche Bedeu-tung das Unternehmen der Logistik zuweist.

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Farbe bekennen Höchst komfortabel

Ausgehend von der am häufigsten verwendeten Wandfar-be Weiß, ist es nicht verwunderlich, dass auch bei denSchalterprogrammen Weiß vorherrschte. Ton in Ton solltedie Haustechnik möglichst nicht auffallen. Das kann sichjetzt ändern mit dem neuen Programm „axcent“ vonBusch-Jaeger. Vier satte Farben sorgen in Zukunft dafür,dass Lichtschalter kein Schattendasein mehr führen. DieFarben können für unterschiedlichste Bereiche verwendetwerden. Über den dekorativen Effekt hinaus lassen sie sichauch Funktionen zuordnen. An der Haustür kann „axcent“in Grün zum Beispiel den Umweltschalter markieren, derbeim Verlassen der Wohnung alle Geräte im Standby-Betrieb ausschaltet. Aber auch in öffentlichen Gebäudenwie Krankenhäusern und Ämtern kann „axcent“ wichtigeHilfestellung geben, weil es sich problemlos in farbigeOrientierungssysteme integrieren lässt. Der zweiteiligeRahmen besteht aus einem weißen Träger und der far-bigen Deckplatte, die den Schalter fasst. Auf diese Weisekonnte „axcent“ sehr flach gestaltet werden. Die durch daskleinere Trägerelement entstandene Schattenfuge lässtden Schalter fast schwerelos vor der Wand schweben.

Wie oft war man schon in der Situation, einen dunklenRaum betreten zu wollen und dabei beide Hände nicht frei zu haben. Jetzt sorgt der Busch-Komfortschalter dafür,dass sich wie von Geisterhand der Raum erhellt. Er siehtaus wie ein ganz normaler Lichtschalter, doch steckt inihm wesentlich mehr. Drei Komfortstufen lassen sich,über den Normalbetrieb hinaus (wie gewohnt das Lichtmanuell schalten), integrieren. Der Medium-Komfortzeichnet sich durch den Halbautomatikbetrieb aus, dasheißt, das Licht wird automatisch an, aber von Hand aus-geschaltet. Mit dem Time-Komfort wird zwar das Licht wiegewohnt angeschaltet, aber zeitgesteuert ausgeschaltet.Den höchsten Komfort bietet die Vollautomatik, das heißtkein Lichtschalter wird mehr betätigt. Der Busch-Komfort-schalter ist ohne großen Aufwand über eine ganz normaleUP-Dose zu installieren und mit fast allen Busch-JaegerProgrammen kombinierbar. Durch die unterschiedlichenAbstufungen ergeben sich viele Anwendungsmöglichkei-ten auch über den Wohnbereich hinaus, zum Beispiel für sporadisch genutzte Bereiche in Bürohäusern oder öffent-lichen Gebäuden wie Schulen und Krankenhäusern.

» Einblicke

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» Denkanstoß

Wie viel Strom verbrauchtdas Burj Dubai in Spitzen-zeiten und wie viele 40-Watt- Glühlampen kann man damitzum Leuchten bringen?

Energie und Elektrizität sind Begriffe, die schwer einzuordnensind, die sich in Dimensionen und Zahlen bewegen, die mitunterjenseits unserer Vorstellungskraft liegen. puls testet Ihr Schätz-vermögen und stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage. Der Gewinner erhält eine Belohnung in Form eines Buchpreises.

puls 01 | 2008

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Antwort

Ausfüllen, kopieren und faxen an: +49 (0)1805-66 99 09 Email an: [email protected]

Zu gewinnen: Unter allen richtigen Einsen-dungen verlost Busch-Jaeger je ein Exemplar der Bücher„Renzo Piano“ und „SantiagoCalatrava. Complete Works“aus dem Taschen Verlag. Auf jeca. 530 Seiten im Format 30,8 x39 cm dokumentieren die vonPhilip Jodidio verfasstenMonografien die Werke derbeiden Architekten in bislangungekannter Ausführlichkeit.

Der Spitzenverbrauch des Burj Dubai reicht, um 40-Watt-Glühlampen zum Leuchten zu bringen.

Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftigregelmäßig frei Haus zu.

pulsZeitschrift für Bewegung in der Architektur

Herausgeber:Busch-Jaeger Elektro GmbHFreisenbergstr. 258513 Lüdenscheidwww.busch-jaeger.de

Verlag:Gesellschaft für Knowhow-Transferin Architektur und Bauwesen mbH70771 Leinfelden-Echterdingenwww.gkt-publishing.de

Redaktion:Cornelia Krause, Thomas K. Müller, Britta Rohlfing, Jakob Schoof, Christiane Schulte,Mirko Simon, Martin Wolframm

Printed in Germany – Imprimé en Allemagne

Hotels in aller WeltVom Spa-Resort im Alpental bis zum Sieben-Sterne-Luxushotel in Dubai: Was die Hotel-lerie und ihre Architekten heute bewegt.Mehr darüber in puls 02-2008.

Vorschau puls 02-2008:

Impressum

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