24
Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut für Kunstgeschichte Lehrstuhl für Geschichte und Ästhetik der Medien Tutoren: Katarina Saalfeld & Alexander Paulski

Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche

Arbeiten

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Sommersemester 2009

Philosophische Fakultät / Institut für Kunstgeschichte

Lehrstuhl für Geschichte und Ästhetik der Medien

Tutoren: Katarina Saalfeld & Alexander Paulski

Page 2: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliche Arbeiten verfassen

Page 3: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Typen wissenschaftlich verfasster Arbeiten

• Protokoll

• Essay

• Hausarbeit

• Magister-/Diplom-/Bachelor-/Masterarbeit

• Dissertation/Habilitation

Page 4: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Das Protokoll- Einsatz in Seminaren

Verlaufsprotokoll: chronologischer Ablauf einer Seminarsitzung wird protokolliert

vs.

Ergebnisprotokoll: vorwiegend verwendete Art des Protokolls

Fokus auf Kernargumente einer Seminar-

diskussion

chronologische Abfolge der Sitzung wird

ebenso grob widergegeben

Page 5: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Der Essay I• Einsatz in Seminaren/Vorlesungen

• Anforderung: Erörtern einer wissenschaftlichen Fragestellung bzw. einer These in pointierter Form

• Subjektive, auch zugespitzte Sichtweise auf Problem/Phänomen soll deutlich gemacht werden

• Umfassende Darstellung soll nicht geleistet werden

• Besser: Fokus auf Teilaspekt eines Problems; präzise, eingegrenzte Fragestellung

Page 6: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Der Essay II

• Einheit von gezielter Argumentation, wissenschaftlichem Anspruch, sprachlicher Eleganz

• Formale Basisregeln des Verfassens wissenschaftlicher Arbeiten gelten auch für Essays (s. konsistentes Zitiersystem, Bibliographie, Fußnotenaparatt)

• Sprachliche Spiele sind durchaus erlaubt, wenn sie Stil angemessen eingeflochten werden

• Aufbau: Einleitung/Hauptteil/Schluss

• Aussagekräftige Unterüberschriften sind sinnvoll, um den Fließtext zu strukturieren

Page 7: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Der Essay III

Einige potentielle Fehlerquellen

- trotz subjektiver Sichtweise darf das wissenschaftliche Argumentieren nicht leiden

- Vermeiden eines lakonischen/ausschweifenden/poetischen Schreibstils

- „Roter Faden“ muss vorhanden sein

- Bemerkungen in Fußnoten eher sparsam verwenden

Page 8: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Die Hausarbeit

• Zumeist als Komplement zu Seminar-Referat

• Sollte jedoch eigenen, kreativen Ansatz beinhalten

• !KEINE Theorie-Nacherzählung oder Verschriftlichung eines Referats!

• HA als Übung für spätere Abschlussarbeit

Page 9: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Hausarbeit: erste Schritte

Die Themenfindung

- Leitfrage muss gefunden werden

- z.B. über Brainstorming zum Thema; Seminardiskussionen; ungeklärte Fragen, auf die in Forschungsliteratur hingewiesen werden; …

- Die Leitfrage ist nicht spannend, wenn die Antwort offensichtlich ist

- Wenn mehrere Antworten möglich scheinen oder bereits in Forschungsliteratur heftig umstritten sind, hat man spannende Leitfrage gefunden

- Arbeit ist dann fertig, wenn Leitfrage beantwortet wurde

- Zur Klärung der Leitfrage sollten sich Unterfragen ergeben, über deren „Umweg“ man zur Antwort gelangt

Page 10: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Hausarbeit: erste Schritte

• Leitfrage sollte mit Dozent abgeklärt werden (s. Sprechstunde)

• Sinnvoll ist vorab das Verfassen eines Exposés

• Nach „Genehmigung“ des Themas: Erstellen eines Zeitplans für das eigene Management und die Motivation

• Zeitplan sollte nicht zu strikt sein, aber dabei ungefähr folgende Elemente enthalten: Themenfindung, Literaturrecherche, Exzerpieren, Gliedern/Strukturieren der HA, Verfassen der Arbeit, Ausbessern/Korrektur

Page 11: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Bsp. Zeitplan

• 1. Woche: Themenfindung/Besuchen der Sprechstunde, etc., Vorab-Gliederung

• 2./3.Woche:Literaturrecherche, Exzerpieren• Ende 3. Woche: Fixieren der Gliederung• 4./5. Woche: Verfassen der Arbeit• 6. Woche: Formalia/Korrektur

Page 12: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Strukturieren und Gliedern • Eine wissenschaftliche Arbeit behandelt EIN Problem, EINE Frage oder

argumentiert für EINE These

• Struktur ergibt sich aus Fragestellung und der verwendeten Methode

• Über Aufbau/Struktur und Methode muss in der Einleitung Rechenschaft abgegeben werden

• Mögliches Gliederungssystem: Dezimalgliederung

- Obere Gliederungsebenen + Unterebenen

- Abschnitt Null gibt es nicht

- Abschnitt 1.1 kann es nur geben, wenn auch 1.2 vorhanden

- Mehr als zwei Unterebenen stiften eher Verwirrung

Page 13: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Die Einleitung

• Vorstellung des Themas (und daraus abgeleitete Forschungsfrage), des Ziels und der verwendeten Methode

• Erläutern der Nicht-Zielsetzung: Worauf wird Arbeit begrenzt? Was wird nicht thematisiert?

• Begründung des Aufbaus

• Verweis auf bisher bestehende Forschungsgrundlage; daraus sich ergebene Auswahl an Forschungsliteratur begründen

• Benennen der Reichweite und Aussagekraft der verwendeten Literatur

Page 14: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Der Hauptteil• Entfaltung der Argumentationsstränge

• Einhalten von wissenschaftlichem Schreibstil

• Leitfrage/These/Problem muss kontrovers erörtert werden

• Dies beinhaltet auch, Ansichten einzubeziehen, die einer aufgestellten These widersprechen

• Einnehmen einer Metaebene zeigt deine Fähigkeit zur kritischen Reflektion deiner argumentativen Vorgehensweise

Page 15: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Das FazitZusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse

Bezug zur Einleitung, vor allem der Leitfrage

Kritisches Reflektieren der Ergebnisse

Ausblick

Auf weiterführende Forschungsfragen aufmerksam machen

Page 16: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches Schreiben„Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist,

wenn die Intellektuellen es versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer´s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er´s klar sagen kann.“

[Karl Popper: „Gegen die großen Worte“, in: ders. Auf der Suche nach einer besseren Welt. München/Zürich 1987, S. 99.]

Page 17: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches Schreiben

Was ist „wissenschaftlich“ am wissenschaftlichen Schreiben?

Selbstverständnis von Wissenschaft sieht einen Sprachstil vor, der sich durch sachlich-nüchterne, exakte, klare, einfache Sprache sowie gewisse stilistische Schlichtheit auszeichnet.

Ziel: intersubjektives Nachvollziehen der Argumentation

Page 18: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches Schreiben• Was ist „wissenschaftlich“ am wissenschaftlichen Schreiben?

Objektivität: „In dem Glauben, Wissenschaft müsse immer ´objektiv`sein, eliminieren die Studierenden sich selbst als Subjekte der Wissenschaft.“(nach Kruse: „Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durch Studium“. 1995, S. 59.)

Objektiv-Sein heißt, nicht einfach das Wort „ich“ aus dem Text zu entfernen, sondern eher offenzulegen, welche Position der Forschende/Schreibende einnimmt und auf welchem Weg Erkenntnisse erlangt wurden.

Page 19: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches Schreiben• Was ist „wissenschaftlich“ am wissenschaftlichen

Schreiben?

Abstraktion: dein subjektives Empfinden bzgl. eines Problems steht bei einer HA nicht im Vordergrund

- Argumente müssen logisch und schlüssig belegt werden

- Eine „richtige“ Wissenschaft gibt es dabei nicht!

- Behaupten/Begründen/Belegen sind stets miteinander verzahnte Elemente einer Argumentation

Page 20: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches Schreiben

• Was ist „wissenschaftlich“ am wissenschaftlichen Schreiben?

Definition von Wissenschaft nach Otto Kruse:

„Wissenschaft und wissenschaftliches Denken beginnen dort, wo ich bereit bin, meinem eigenen Denken zu trauen, es zu explizieren, auf die Meinung anderer zu beziehen und seine Resultate in den wissenschaftlichen Diskurs einzubringen.“ (ebd.)

Page 21: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches SchreibenEinige stilistische Schreibstrategien

1. Treffsicheres Formulieren: genaues, klares, bestimmtes Ausdrücken. Spielräume für Fehlinterpretationen sollen eliminiert werden. Formulierte Sätze und Begriffsverwendungen dürfen nicht mehrdeutig erscheinen.

2. Durchgängiges und einheitliches Verwenden von Begriffen: häufiges Wechseln inhaltsgleicher Termini soll vermieden werden.

Page 22: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches Schreiben

Einige stilistische Schreibstrategien

3. Sorgfältiges Einsetzen von Fremdwörtern: Flut an eingeflochtenen Fremdwörtern wird meist vom Leser als vorgetäuschte akademische Potenz enttarnt.

Fremdwörter sollten nur dann zur Anwendung kommen, wenn es kein deutsches Äquivalent gibt oder es sich um einen Fachterminus handelt. Die inhaltliche Bedeutung eines verwendeten Fremdworts muss völlig klar.

Page 23: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Wissenschaftliches SchreibenEinige stilistische Schreibstrategen

4. Keine Füllwörter: Füllwörter weisen nur sehr geringen Informationsgehalt auf.

Bsp: „quasi“/“gewissermaßen“/“an und für sich“/“eigentlich“…

5. Vermeiden von gehäuften Passivkonstruktionen: Passivformulierungen erscheinen sprachlich umständlich, statisch, schwerer verständlich.

Page 24: Tutorium Filmtheorie, Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Friedrich-Schiller-Universität Jena Sommersemester 2009 Philosophische Fakultät / Institut

Quellen

• Kruse, Otto: Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockade durchs Studium, Frankfurt am Main: Campus Verlag 1995.

• Popper, Karl: Auf der Suche nach einer besseren Welt: Vorträge und Aufsätze aus dreißig Jahren, München/Zürich: Piper 1987.

• Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, Heidelberg: C.F. Juristischer Verlag 1993.