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Heft 1/2019 | Januar bis März | 21912 was + wie Kinder religionspädagogisch begleiten Für 3- bis 6-Jährige | » Das ist voll ungerecht!« – Religionspädagogik und Gerechtigkeit Bild in der Mitte | »Ich bin, weil du bist« Kreativer Erzählvorschlag | Maja und das Kamel im Nadelöhr Dieses Heft wird KLIMA NEUTRAL produziert Selig die Armen? – Kinderarmut und Teilhabe

UDO BAER, GABRIELE FRICK-BAER - randomhouse.de · Inhalt was+wie Heft 1/2019 Zum Heft Selig die Armen? – Kinderarmut und Teilhabe 1 Zugänge und Hintergründe Das Thema Das darf

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Heft 1/2019 | Januar bis März | 21912

was+wieKinder religionspädagogisch begleiten

Für 3- bis 6-Jährige | »Das ist voll ungerecht!« – Religionspädagogik und Gerechtigkeit

Bild in der Mitte | »Ich bin, weil du bist«

Kreativer Erzählvorschlag | Maja und das Kamel im Nadelöhr

12120/ISSN 0341-7158 www.gtvh.de

M U H A M M A D Y U N U S

»Wir müssen Wirtschaft ganz neu denken!«

Muhammad YunusEin anderer Kapitalismus ist machbarWie Social Business Armut beseitigt, Arbeits-losigkeit abschafft und Nachhaltigkeit fördert

304 Seiten / gebunden mit Schutzumschlag € 22,00 (D) / € 22,70 (A) / CHF* 30,90ISBN 978-3-579-08715-3Auch als E-Book erhältlich

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»Ein Buch, das die Wall-Street zum Erbeben bringt.« Kirkus Reviews

*empf. Verkaufspreis

Wie kann eine Wirtschaftsordnung jenseits des Kapitalismus aussehen? Welche Schritte sind nötig, damit diese neue Ordnung Wirklichkeit wird? Muhammad Yunus, Friedensnobel-preisträger und Bestseller-Autor, entwickelt die Idee des »Social Business«, die Vision einer neuen, postkapitalistischen Form des wirtschaftlichen Handelns. Ein Buch voller positiver Perspektiven, ein motivierender Gegenentwurf zum Egoismus und Fatalismus der Gegenwart.

Dieses Heft wird KLIMA NEUTRAL produziert

Selig die Armen? – Kinderarmut und Teilhabe

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Inhalt

was+wieHeft 1/2019

Zum HeftSelig die Armen? – Kinderarmut und Teilhabe 1Zugänge und Hintergründe

Das ThemaDas darf doch wohl nicht sein: Kinderarmut in Deutschland 2

Persönliche ZugängeKinderarmut 3

Biblische und theologische BezügeLukas – der Evangelist mit Blick auf die Armen 6

Impulse für die PraxisFür 3- bis 6-Jährige

»Das ist voll ungerecht!« Religionspädagogik und Gerechtigkeit 7Gesegnet 8Sie hatten alle Dinge gemeinsam 10Alles gegeben! – »Das Scherflein der Witwe« 11Fastenzeit real erleben 13Weihnachtspäckchen für Flüchtlingskinder 15Kinderarmut bekämpfen – in vielen kleinen und großen Schritten 17

Für 0- bis 3-JährigePsalm 23 – für Krippenkinder 18

Das Bild in der Mitte»Ich bin, weil du bist« 19

Für 0- bis 3-JährigeWir teilen 23

Für 7- bis 10-JährigeNeue Wege gehen am Beispiel von Mutter Teresa 24

Im TeamWarum immer weiter machen, wenn es doch nichts hilft? 26

Eltern und FamilieEin Familientag der besonderen Art – Mitmachaktion »Saft, Spaghetti und Obst« 28

Gottesdienst für Groß und KleinIch verdanke alles, was ich habe 30

Kreativer ErzählvorschlagMaja und das Kamel im Nadelöhr 32

KirchenjahreszeitlichesDie Faschingszeit im Blick eines in der Diktatur aufgewachsenenKatholiken aus den reformatorischen Stammlanden 34

Religionspädagogik aktuellKinderbewahranstalt – Kindergarten – Kindertagesstätte 36

Zugänge und HintergründeTheologisches Stichwort

Judas 38Literatur und Medien

Literaturhinweise 39Impressum 40

*empf. Verkaufspreis

U D O B A E R , G A B R I E L E F R I C K- B A E R

Das Handbuch für alle Fachkräfte und Ehrenamtliche

Viele der Asylsuchenden und Flüchtlinge sind trauma tisiert, ihr Verhalten ist Trauma-geprägt: Kinder sind verstört oder verstummt, Erwachsene werden aggressiv oder bekommen Angstattacken. Dieses Buch vermittelt Verständnis für Trauma-bedingtes Verhalten, beschreibt Symptome von Traumafolgen, erklärt den Hintergrund von Trauma-Prozessen und bietet konkrete Hilfestellungen zum Umgang.

Udo Baer, Gabriele Frick-BaerFlucht und TraumaWie wir traumatisierten Flüchtlingen wirksam helfen können

224 Seiten / Klappenbroschur € 17,99 (D) / € 18,50 (A) / CHF* 25,50ISBN 978-3-579-08641-5Auch als E-Book erhältlich

Erfahren Sie mehr zu diesem Buch unter www.gtvh.de

»Das Handbuch ist verständlich und praxisnah geschrieben, mit prägnanten Zusammenfas-sungen versehen und sowohl Ehrenamtlichen wie Fachkräften in der Flüchtlingsarbeit wärmstens zu empfehlen.«

bn - bibliotheksnachrichten

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Das Thema | Zugänge und Hintergründe

Selig die Armen? – Kinderarmut und TeilhabeWährend wir mit der Endredaktion dieses Heftes beschäftigt waren, gab es wöchentlich neue Veröffentlichungen zum Thema »Kinderarmut«. Neben zahlreichen Zeitungsartikeln und den Hinweisen auf S. 39 fiel mir die Veröffentlichung im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht auf: Gerhard K. Schäfer/Barbara Montag/Joachim Deterding (Hrsg.): »Arme habt ihr immer bei euch«. Armut und soziale Ausgrenzung wahrnehmen, reduzieren, überwinden.

Wie der Titel dieses was+wie-Heftes »Selig die Armen« ist auch der Buchtitel »Arme habt ihr immer bei euch« die Aufnahme eines Jesuswortes aus dem Neuen Testament (Lukas 6,20; Matthäus 26,11). Und beide Titel haben es in sich: Sie können als entlastende Feststellung missverstanden werden, wenn man sie zum Anlass nimmt, Armut als ohnehin vorhanden zu bagatellisieren oder sogar als Weg zur Seligkeit religiös zu überhöhen. Bei genauem Hin-sehen ist beides so nicht gemeint. Die religiös begründete Würde aller Menschen beinhaltet zugleich die große Aufgabe, diese Würde erfahrbar zu machen, gerade auch im Umgang mit den schwächsten und hilflosesten Gliedern unserer Gesellschaft, den Kindern.

Damit nimmt das vorliegende Heft den Gedankengang auf, der in den Heften 1/2018 »Wie im Himmel!? – Inklusion mit Kindern« und 4/2018 »Fürchte dich nicht – Wie Prophet*innen Mut machen« angedacht und in die jeweilige Richtung ausgeführt worden ist. Die beiden Richtungen, in die das vorliegende Heft das Thema »Kinderarmut« entwickelt, sind im Un-tertitel markiert: Auf der einen Seite geht es um die Wahrnehmung des Phänomens »Ar-mut« mit allen Konsequenzen und um den deutlichen Hinweis an die Öffentlichkeit, dass aus menschlicher und erst recht aus religiöser Perspektive hier ein akuter Handlungsbedarf besteht. Auf der anderen Seite möchte das Heft Mut machen, in den konkreten Kontexten der Tageseinrichtungen für Kinder und Schulen Schritte weiterzugehen oder neu zu versu-chen, um in den Einzelfällen die Folgen der Armut zu lindern und Teilhabe zu ermöglichen.

Leider zeigt sich immer wieder, dass Versuche, Zeichen gegen die Kinderarmut zu setzen, wie Tropfen auf einem heißen Stein wirken. Die Aufgabe scheint zu groß, als dass einzelne Einrichtungen oder gar Einzelpersonen viel bewirken können. Aber zugleich wird deutlich, dass jeder Schritt, der dazu führt, dass ein Kind vor den Folgen der Armut bewahrt wird, ein Schritt in die richtige Richtung ist und vielleicht sogar andere Menschen zum Nachdenken bringt und zum Mitgehen ermutigt.

Mit dem Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterschieden.

wünsche ich Ihnen, dass Sie in diesem Heft interessante Anregungen für Ihre Praxis finden, Kraft für die möglichen Schritte und die Hoffnung auf Gottes Begleitung und Hilfe, wenn die Probleme endlos groß erscheinen.

Ralf Fischer

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Zum Heft

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Impulse für die Praxis | Eltern und Familie

Ein Familientag der besonderen Art – Mitmachaktion »Saft, Spaghetti und Obst«Die folgenden Ausführungen umschreiben eine Mitmachaktion für vorwiegend Ki-ta-Eltern, die vor Ort verschiedenartig mo-difiziert und den örtlichen Gegebenheiten oder Intentionen angeglichen werden kann. Schon jetzt viel Freude beim Ausprobieren, Gestalten, Modifizieren und Durchführen. Über eine Resonanz bzw. ein Feedback freuen sich die Autorin bzw. das Redakti-onsteam von was+wie.

Idee:Die Eltern werden auf einem Elternabend (oder per Aushang bzw. schriftliche Mittei-lung) über ein Projekt der »besonderen Art« mit einem etwas ungewöhnlichen Konzept aufmerksam gemacht: Eine Mitmachaktion des Kindergartens/der Kita mit Unterstüt-zung der Kirchengemeinde unter dem Motto: »Saft, Spaghetti und Obst« an einem Samstag.

Die Idee ist, Menschen bzw. Familien an ei-nem Tisch zusammenzubringen und mitei-nander zu essen, zu feiern oder auch etwas zu unternehmen, zunächst in den Häusern der Familien, zum Abschluss in der Kita oder Kirche zu einer kleinen Andacht. Die Aktion verbindet privates Engagement mit kirchlichem Handeln. Sie will ganz ver-schiedene Menschen bzw. Familien in Ver-

bindung bringen – Familien aus der Nachbarschaf t , Freunde, Neuzu-gezogene, Flücht-linge, Fernstehen- de, die zwar die Einrichtung der Kita nutzen, aber sonst kaum Kon-takte zur Kirchen-

gemeinde haben oder sich wenig untereinan-der kennen.

Ziel ist es, die Kita bzw. Kirchengemeinde als einladenden und guten Lebensort zu präsentieren und verschiedene Menschen miteinander bekannt zu machen.

Organisation:Das Kita-Team und die Vertreter der Kir-chengemeinde überlegen gemeinsam wie, wo und wann sie die Mitmachaktion durch-führen wollen.

Wie?• Das Kita-Team und Vertreter*innen der

Kirchengemeinde treffen sich, um die Idee vorzustellen, ein Konzept zu entwer-fen und die Verantwortlichkeit zu klären. Wer ist Ansprechpartner*in?

• Sie bestimmen einen Termin (z.B. an ei-nem Samstag oder am 06.01., wenn an diesem Termin z.B. bereits in der Ge-meinde ein Eintopfessen stattfindet) und den zeitlichen Ablauf der Vorbereitung und der Durchführung der Aktion.

• Sie klären die Finanzierung des Essens und Trinkens: Bezahlen die gastgebenden Familien die Aktion oder die Kirchenge-meinde oder versucht man, Spendengel-der zu erhalten. Idealerweise ist das Essen kostenlos, also über Spendengelder oder über die Kirchengemeinde finanziert.

• Sie überlegen, welche Produkte für Essen und Trinken angeboten werden (Wasser und Saft, Spaghetti, Gewürze, Zwiebeln und Tomaten, Käse, ..., Obst).

• Sie beschließen, wer den Einkauf der Pro-dukte übernimmt und zu Paketen für die einzelnen Familien zusammenstellt. w

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Auch der Ort der Paketausgabe wird fest-gelegt, z.B. die Kita, die Kirche oder das Gemeindehaus).

• Sollen Essensrituale dem Paket beigelegt werden? – Tischgebete, Segenssprüche, Lieder [z.B. Alle guten Gaben, EG 463; Herr, gib uns unser täglich Brot, EG 464; Komm, Herr Jesus, sei du unser Gast, EG 465; «Viele Menschen auf der Welt haben weder Brot noch Geld. Herr, von dir kommt unser Brot, stille du auch ihre Not. Amen.« (Günther Beck); »Für Spa-ghetti lang und schlank, sag ich meinem Schöpfer Dank, ebenso für die famose, leckere Tomatensoße (geniale Käsesoße/ geniale Hackfleischsoße/leck’re Carbona-rasoße/ Schinken- und Gemüsesoße).« (Günther Beck)]

• Braucht es Anregungen für die gastge-benden Familien, wie die gemeinsame Zeit nach dem Essen gestaltet werden kann? (Welche Route eignet sich für ei-nen Spaziergang?, Spielideen oder Spie-lekiste zusammenstellen für schlechtes Wetter, Auflistungen möglicher Events, die besucht werden können.)

• Wer ist Einladender? Einladende? – El-tern, die mindestens ein Kind in der Kita haben, oder auch Personen aus der Kir-chengemeinde mit älteren Kindern, aus dem Kirchengemeinderat/Presbyterium, aus kirchlichen Kreisen usw. ...

• Wer wird eingeladen? – Eingeladen wer-den die übrigen Eltern mit mindestens einem Kind in der Kita, die nicht selbst Einladende sind.

• Wie finden Einladende und Eingeladene zusammen? – Aushang, persönliche An-sprache, Bewerbung bzw. Anmeldung durch Handzettel an die Eltern, Treff-punkte vereinbaren.

• Wo beginnt die Aktion, gleich bei den einladenden Familien, in der Kita oder an der Kirche?

• Sie überlegen die Form der Andacht. Hält der Pfarrer/die Pfarrerin diese, das

Team der Erzieher*innen oder beide ge-meinsam? Will man alle Beteiligten ein-beziehen, so könnte die Andacht wie ein Hausgebet vorbereitet werden. Länge ca. 20 Minuten. Dankgebet, Fürbitten, Vater unser, Segen, eventuell eine Kurz-geschichte. Musik: meditative Musik zum Stillewerden, Lieder, die die Kinder in der Einrichtung singen.

• Sie klären, ob es nach der Andacht noch weitergeht? Wenn ja in welcher Form und was wird hierzu benötigt?

• Möchten wir ein Feedback über die Ak-tion, wenn ja, in welcher Form? Was ist gut gelungen, was verbesserungswürdig? Was müsste geändert werden?

• Soll die Aktion in der Presse erscheinen?

• Auswertungsrunde: Möchten wir, dass die Aktion wiederholt wird, vielleicht sogar als Tradition jährlich stattfindet? In welcher Form? Wollen wir eine Ver-bindung mit anderen Kitas unseres Stadt-teils oder eine gegenseitige Einladung zwischen evangelischen, katholischen, konfessionsverschiedenen oder kommu-nalen Kitas?

Vorschlag für den Ablauf der Mitmach­aktion:Nachdem die Essenspakete abgeholt wor-den sind, kocht die »gastgebende« Familie zunächst (Alternativ trifft man sich früher und kocht gemeinsam).Um 12 Uhr trifft man sich bei den jewei-ligen »gastgebenden« Familien zu einem gemeinsamen einfachen Essen, an das sich individuelle Beschäftigungen anschließen: Gemeinsames Erzählen, Spielen, Unterneh-mungen.Um 16 Uhr (oder später) kommt man in der Kirche oder Kita zu einer kleinen Andacht zusammen. Offenes Ende bei einer Erzählrunde bzw. Auswertungsrunde mit einer Tasse Tee oder einem Glas Saft.

Heike Vierling-Ihrig

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Maja und das Kamel im NadelöhrEine Geschichte zum Vorlesen und Malen mit Lukas 18,18-27

»Warum gibt es reiche und arme Men-schen?« Maja sitzt am Früh-stückstisch und lässt das Müsli vom Löffel zurück in das Schälchen plumpsen. Ihr Va-

ter schaut sie an. »Ja, das ist eigentlich gar nicht schön. Aber so ist es. Auf der ganzen Welt ist es so: Manche Menschen haben viel Geld, und sehr viele haben wenig Geld.« »Ja, aber warum ist das so?«, hakt Maja nach. Jetzt denkt ihr Vater nach. »Hm, weil ei-nige mehr haben wollen als die anderen? Und so mächtig sind, dass sie dafür sorgen können, reich zu werden?« Maja rührt in ihrem Müsli. »Wir haben zwei Autos, Lisa hat keins. Wir machen Urlaub auf Mallorca, Lisa sagt, sie können sich keinen echten Ur-laub leisten, deshalb fährt sie zu ihrer Oma. Sind wir reich und mächtig?«

Jetzt muss der Vater lächeln. »Ja, also weißt du, so meinte ich das nicht. Die, die ganz reich sind, die sind mächtig. Naja, eigent-lich auch nicht. Aber irgendwie ist es ja so: Wenn man viel Geld hat, kann man viel ent-scheiden. Und dafür sorgen, dass man noch mehr Geld bekommt.« Er merkt selbst, dass er nicht so richtig weiß, wie er Majas Frage beantworten kann.

Maja sagt: »In der Kita dürfen wir alle ent-scheiden. Egal, wie viel Geld wir haben. Wo-hin der Ausflug nächste Woche geht zum Beispiel. Haben wir im Kinderparlament entschieden. Und Lisa durfte mitentschei-den, obwohl sie nicht genug Geld hat, um in den Urlaub zu fahren.« Der Vater holt Luft und sagt: »So meinte ich das auch gar nicht. Selbstverständlich dürft ihr in der Kita alle gleich viel entscheiden, egal ob reich oder nicht so reich. Da spielt das Geld doch gar keine Rolle.« Maja ist noch nicht zufrie-den: »Warum gibt es dann reiche und arme Menschen?« Ihr Vater überlegt: »Also, das ist aber auch wirklich eine schwierige Frage. Wie soll ich es denn erklären?« Bevor er wei-tere Erklärungen versuchen kann, fällt Maja ihm ins Wort: »… ich finde das ungerecht! Im Morgenkreis hat Anja gesagt, dass Gott alle Menschen gleich lieb hat. Warum macht er einige dann reich und andere arm?« »Du glaubst, Gott macht Menschen arm oder reich?« »Ja, klar, wenn Gott die Menschen machen kann, kann er sie doch auch reich oder arm machen«, erklärt Maja. Ihr Vater wirft ein: »Ich könnte mir eher vorstellen, dass es die Menschen sind, die dafür sorgen, dass es nicht gerecht ist auf der Erde.«

Maja schweigt und denkt nach. »Echt? Aber dann könnten die Menschen doch auch ma-chen, dass alle gleich viel haben. Wäre doch viel gerechter.« »Ja«, antwortet ihr Vater. »Ich denke mir, dass Gott das eigentlich so möchte: Dass wir alle dafür sorgen, dass es gerechter wird.« »Und warum machen wir es dann nicht?«, fragt Maja.

»Hm«, Majas Vater überlegt. »Ich erzähle dir mal eine Geschichte. Die geht so:

Einmal kam ein reicher und mächtiger Mann zu Jesus. »Jesus, ich möchte so gerne zu Gott kommen und ganz dicht dran sein an Gott. Was muss ich dafür tun?« Jesus

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antwortete: »Eigentlich weißt du doch, was du tun musst: Es gibt Regeln, die das Zu-sammenleben friedlich machen und den Menschen gut tun. Die musst du einhal-ten.« »Das tue ich«, sagte der Mensch eif-rig. »Ich versuche, alles richtig zu machen, damit es allen gut geht.« Jesus schaute ihn an. »Eins fehlt aber noch«, sagte Jesus. »Verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Das wird sich für dich anfühlen, als ob du einen Schatz im Himmelreich hast. Und dann«, fügte Jesus hinzu, »dann gehe mit mir mit!« Da schaute ihn der Mann mit großen Augen an. »Alles verkaufen? Mei-nen großen Schatz auf der Erde hergeben und dafür einen Schatz im Himmel bekom-men, den ich gar nicht sehen und anfassen kann? Das kann ich nicht! Das schaffe ich nicht!« Er ließ den Kopf hängen und wurde sehr traurig.

Jesus sah, wie traurig er geworden war. Er sagte: »Das ist ganz schön schwierig für Rei-che, Gott nahe zu sein. Da ist es ja leichter für ein Kamel durch ein Nadelöhr zu gehen, als dass ein Reicher sich von seinen Reich-tümern trennt und ganz bei Gott ist.« Die Leute drum herum fragten: »Wie kann man denn dann zu Gott kommen?« Und Jesus

gab eine geheimnisvolle Antwort, so, wie er es manchmal tat: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.«

»Hä?«, Maja schaut ihren Vater an. »Schiebt Gott ein Kamel durch ein Nadelöhr oder was? Das passt doch da wirklich nicht durch!« Statt zu antworten, malt sein Vater mit dem Kugelschreiber auf den Zeitungs-rand ein Kamel, wie es gerade durch ein Nadelöhr steigt.

Maja schaut zu, dann greift sie sich die Müs-lipackung und versucht, auch ein Kamel im Nadelöhr zu zeichnen. »Au ja, das mache ich heute in der Kita: Kamele im Nadelöhr malen. Mal sehen, wer mitmacht. Und dann kann Anja nochmal die Geschichte von Je-sus erzählen.«

Nach dem zweiten Kamel fügt sie hinzu: »Und ich möchte, dass wir im Kinderparla-ment überlegen, wie das geht, dass Reiche den Armen etwas abgeben.«

Maike Lauther-Pohl

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