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Udo Peil 60 Jahre Wer Udo Peil vortragen hört, erfreuet sich dreifach: Er erfährt das Fachliche präzis und klar, auf das Wesentliche konzentriert. Er genießt die frische, flüs- sig, freie Rede, die rhetorisch glänzend, anschaulich und kurzweilig erklärt, wo- von die Rede ist. Er erlebt jemanden, der offenbar mit sich und der Welt in Einklang ist, Lebensfreude und Lebens- mut herübergibt, ernsthaft Durchdach- tes und ironisch Vergnügliches, jemand, der zur Heiterkeit des Geistes fähig ist. Dieser Udo Peil, der an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braun- schweig Stahlbau lehrt und mit Institut und Experimentierhalle forscht, wird am 20. April 60 Jahre alt. Da darf eine Zwi- schenbilanz gezogen werden, was diese 60 Jahre prägte. In Oldenburg wird er geboren und geht dort zur Schule. Den Vater hat der 1944 Geborene nie erfahren, weil der im letz- ten Kriegsjahr als „vermißt“ den Solda- tentod starb. Bauingenieurwesen stu- diert er von 1965 bis 1971 an der TU Braunschweig. Sind’s seine Lebhaftig- keit, seine Begeisterung für Musik, sein optimistisches Wesen?: Er gewinnt schon 1971 das Ehe-Ja-Wort von Kristiane Sie- dentopf, die Klugheit und Charme, Ver- ständnis und Herz in das gemeinsame Leben einbringt. Florian (geb. 1975) und Christian (geb. 1977) heißen die Söhne. Und Kristiane ist bis heute eine begei- sterte, begeisternde Lehrerin in Anfän- gerklassen. Professor Rudolf Barbré bietet Udo Peil 1971 eine Assistentenstelle im Insti- tut für Stahlbau an. Weltweit (bis nach Australien) sind einige stählerne Kasten- brücken spektakulär eingestürzt. Die Stahlbauer erforschen in einem großen Gemeinschaftsprogramm ihre Stabilität und Traglast. In diesem Forschungsfeld promoviert Udo Peil 1976 mit einer Ar- beit über Scheibenfaltwerke (Kastenträ- ger) im elastisch-plastischen Zustand. Mit Herbert Schmidt (jetzt Universität 284 Rubriken Stahlbau 73 (2004), Heft 4 Essen) entsteht ein Springer-Buch „Be- rechnung von Balken mit breiten Gur- ten“. Unter der Leitung von Professor Joachim Scheer (ab 1976) arbeitet er als Akademischer Rat und Oberrat an den intensiv einsetzenden experimentellen und theoretischen Forschungen mit. Trag- lastversuche von Biegeträgern, Schrau- ben und Klemmen, Kontaktstöße, mit- wirkende Gurtbreiten sind einige der Themen. Joachim Scheer führt ihn in die Probleme abgespannter Maste ein: gekoppelte Seilabspannungen, Windla- sten, nichtlineares Seilverhalten u. a. Am DFG-Sonderforschungsbereich 319 „Stoffgesetze metallischer Werkstoffe“ ist Udo Peil mit Forschungen und organi- satorisch als stellvertretender Sprecher beteiligt. 1988 erhält er einen Ruf auf die C3-Professur für Stahl- und Leichtme- tallbau an der Universität Karlsruhe. In diesen vier Jahren forscht, schreibt und redet er – z. T. mit den Koautoren H. Nölle, G. Telljohann – über Beanspru- chungen abgespannter Maste, Messun- gen ihrer Windbelastungen, Ermüdung unter Wind, Vereisung. Er ist internatio- nal gefragt. Mit Zh. Wang erscheint ein Band über stählerne Maste sogar in Chinesisch. Er beteiligt sich an zwei Sonderforschungsbereichen über Silos und über strömungsmechanische Be- messungsgrundlagen für Bauwerke. Für das Stahlbau-Handbuch schreibt er das Kapitel „Baudynamik“. 1992 meint Braunschweig, er sei der geeignetste Kandidat für die Nach- folge von Joachim Scheer und holt ihn als Direktor des Instituts für Stahlbau an seine Heimatuniversität zurück. Nun kann sich sein Leistenwollen in Lehre und Forschung ganz entfalten. Zu den bisherigen Forschungsfeldern kommen in Experiment und Theorie hinzu: das (auch zeitabhängige) Materialverhalten von Stahl bei wechselnden und mehr- axialen Beanspruchungen bis zur Er- schöpfung, zyklische Plastizität, Versa- gen realer Brücken infolge Ermüdung, dynamische Stabilität abgespannter Bauwerke, Methoden der Bauüberwa- chung und Abschätzung der verbleiben- den „Lebensdauer“ von Brücken. Für den Stahlbau-Kalender 2000 schreibt er den Beitrag „Bauen mit Seilen“ und für den von 2003 mit H.-J. Niemann „Wind- lasten auf Bauwerke“. Mit großem Elan gelingt es ihm, nicht nur die Beteiligung der Professoren zu erreichen, sondern 1997 auch die Bewilligung des DFG- Sonderforschungsbereichs 477 Sicher- stellung der Nutzungsfähigkeit von Bau- werken durch Bauüberwachung. Hier ist er bis heute Sprecher und Motor. Normenausschüsse und internatio- nale Working Groups bitten um seine Mitarbeit. Die Deutsche Forschungsge- meinschaft beruft ihn 1996 bis 2002 in Senat und Hauptausschuß, wo er mit- helfen kann, 1,3 Mio. € jährlich gerecht Persönliches zu verteilen. Hier lernt er die gesamte Forschungslandschaft der deutschen Uni- versitäten kennen. Er wird 1999 Mit- glied der Braunschweigischen Wissen- schaftlichen Gesellschaft und 2001 der Academia Europaea (Sitz in London). Seit 2002 ist er Sprecher des Internatio- nalen Graduiertenkollegs „Risk Mana- gement of Natural and Civilisation Ha- zards on Buildings and Infrastructure“ (TU Braunschweig und Universität Flo- renz). Er wirbt 2003 von der Industrie eine Stiftungsprofessur für Bauwerkser- haltung ein, kann sehr gute Absolven- ten für die Mitarbeit am Institut gewin- nen und so zu Vorträgen von Stanford bis nach Seoul reisen. Und weil Lehre und Forschung im Stahlbau den Praxis- bezug brauchen, bringt er seine Prüfin- genieurlizenz in die Ingenieursozietät Peil, Ummenhofer und Partner ein und ist an einer GmbH Innovative Enginee- ring beteiligt. Da kann er an Stadion- Dächern für die Fußball-Weltmeister- schaft, an Mastbauten (und deren Scha- densfallanalysen), am Science Center in Wolfsburg, an Schwingungsuntersuchun- gen von Industriebauten von Straßburg bis nach Taiwan mitarbeiten und Erfah- rungen sammeln. Doch all dies erschöpft noch lange nicht Udo Peils Begabungen und Tätig- keiten. Wer ihn aus Braunschweiger Nähe kennt, weiß, daß er mit Leiden- schaft musiziert. Er spielt seine Klari- netten konzertreif, im Luis-Spohr-En- semble und dem Wolfenbütteler Som- merorchester. Bei Diplomfeiern muß er manchmal die anderen Quartett-Musi- ker kräftig führen. Er singt mit sonorem Baß im Chor der St. Katharinen-Kirche und ist Leiter des Fördervereins für die Musik an dieser Kirche. Und Musik ist es im Grunde auch, wenn es ihn freut, in abendlicher Runde Hölderlin-Stro- phen rezitieren zu dürfen. Wahrschein- lich singt er seine Choräle auch beim Surfen mit seiner Kristiane über den Wellen des Gardasees, dem jährlichen Urlaubsziel. Wir wünschen dem nun 60jähri- gen, er möge gesund bleiben, sich sei- nen Elan bewahren und aus der ange- sammelten Erfahrung in Lehre, For- schung und Praxis noch viele Jahre Vieles leisten und viel bewirken. Und seine Lebensfreude als etwas Kostbares behüten, sie weiterhin auf andere über- tragen. Heinz Duddeck, Braunschweig Volker Adam 25 Jahre bei Donges Am 1. April 2004 konnte Dr.-Ing. Volker Adam auf seine 25jährige Betriebszuge- hörigkeit in der Donges Stahlbau GmbH, Darmstadt zurückblicken. Das Bauingenieurwesen studierte Adam an der Technischen Hochschule Darmstadt und schloß es 1974 mit der

Udo Peil 60 Jahre

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Udo Peil 60 Jahre

Wer Udo Peil vortragen hört, erfreuetsich dreifach: Er erfährt das Fachlichepräzis und klar, auf das Wesentlichekonzentriert. Er genießt die frische, flüs-sig, freie Rede, die rhetorisch glänzend,anschaulich und kurzweilig erklärt, wo-von die Rede ist. Er erlebt jemanden,der offenbar mit sich und der Welt inEinklang ist, Lebensfreude und Lebens-mut herübergibt, ernsthaft Durchdach-tes und ironisch Vergnügliches, jemand,der zur Heiterkeit des Geistes fähig ist.Dieser Udo Peil, der an der TechnischenUniversität Carolo-Wilhelmina zu Braun-schweig Stahlbau lehrt und mit Institutund Experimentierhalle forscht, wird am20. April 60 Jahre alt. Da darf eine Zwi-schenbilanz gezogen werden, was diese60 Jahre prägte.

In Oldenburg wird er geboren und gehtdort zur Schule. Den Vater hat der 1944Geborene nie erfahren, weil der im letz-ten Kriegsjahr als „vermißt“ den Solda-tentod starb. Bauingenieurwesen stu-diert er von 1965 bis 1971 an der TUBraunschweig. Sind’s seine Lebhaftig-keit, seine Begeisterung für Musik, seinoptimistisches Wesen?: Er gewinnt schon1971 das Ehe-Ja-Wort von Kristiane Sie-dentopf, die Klugheit und Charme, Ver-ständnis und Herz in das gemeinsameLeben einbringt. Florian (geb. 1975) undChristian (geb. 1977) heißen die Söhne.Und Kristiane ist bis heute eine begei-sterte, begeisternde Lehrerin in Anfän-gerklassen.

Professor Rudolf Barbré bietet UdoPeil 1971 eine Assistentenstelle im Insti-tut für Stahlbau an. Weltweit (bis nachAustralien) sind einige stählerne Kasten-brücken spektakulär eingestürzt. DieStahlbauer erforschen in einem großenGemeinschaftsprogramm ihre Stabilitätund Traglast. In diesem Forschungsfeldpromoviert Udo Peil 1976 mit einer Ar-beit über Scheibenfaltwerke (Kastenträ-ger) im elastisch-plastischen Zustand.Mit Herbert Schmidt (jetzt Universität284

Rubriken

Stahlbau 73 (2004), Heft 4

Essen) entsteht ein Springer-Buch „Be-rechnung von Balken mit breiten Gur-ten“. Unter der Leitung von ProfessorJoachim Scheer (ab 1976) arbeitet er alsAkademischer Rat und Oberrat an denintensiv einsetzenden experimentellenund theoretischen Forschungen mit. Trag-lastversuche von Biegeträgern, Schrau-ben und Klemmen, Kontaktstöße, mit-wirkende Gurtbreiten sind einige derThemen. Joachim Scheer führt ihn indie Probleme abgespannter Maste ein:gekoppelte Seilabspannungen, Windla-sten, nichtlineares Seilverhalten u. a.Am DFG-Sonderforschungsbereich 319„Stoffgesetze metallischer Werkstoffe“ istUdo Peil mit Forschungen und organi-satorisch als stellvertretender Sprecherbeteiligt.

1988 erhält er einen Ruf auf dieC3-Professur für Stahl- und Leichtme-tallbau an der Universität Karlsruhe. Indiesen vier Jahren forscht, schreibt undredet er – z. T. mit den KoautorenH. Nölle, G. Telljohann – über Beanspru-chungen abgespannter Maste, Messun-gen ihrer Windbelastungen, Ermüdungunter Wind, Vereisung. Er ist internatio-nal gefragt. Mit Zh. Wang erscheint einBand über stählerne Maste sogar inChinesisch. Er beteiligt sich an zweiSonderforschungsbereichen über Silosund über strömungsmechanische Be-messungsgrundlagen für Bauwerke. Fürdas Stahlbau-Handbuch schreibt er dasKapitel „Baudynamik“.

1992 meint Braunschweig, er seider geeignetste Kandidat für die Nach-folge von Joachim Scheer und holt ihnals Direktor des Instituts für Stahlbauan seine Heimatuniversität zurück. Nunkann sich sein Leistenwollen in Lehreund Forschung ganz entfalten. Zu denbisherigen Forschungsfeldern kommenin Experiment und Theorie hinzu: das(auch zeitabhängige) Materialverhaltenvon Stahl bei wechselnden und mehr-axialen Beanspruchungen bis zur Er-schöpfung, zyklische Plastizität, Versa-gen realer Brücken infolge Ermüdung,dynamische Stabilität abgespannterBauwerke, Methoden der Bauüberwa-chung und Abschätzung der verbleiben-den „Lebensdauer“ von Brücken. Fürden Stahlbau-Kalender 2000 schreibt erden Beitrag „Bauen mit Seilen“ und fürden von 2003 mit H.-J. Niemann „Wind-lasten auf Bauwerke“. Mit großem Elangelingt es ihm, nicht nur die Beteiligungder Professoren zu erreichen, sondern1997 auch die Bewilligung des DFG-Sonderforschungsbereichs 477 Sicher-stellung der Nutzungsfähigkeit von Bau-werken durch Bauüberwachung. Hier ister bis heute Sprecher und Motor.

Normenausschüsse und internatio-nale Working Groups bitten um seineMitarbeit. Die Deutsche Forschungsge-meinschaft beruft ihn 1996 bis 2002 inSenat und Hauptausschuß, wo er mit-helfen kann, 1,3 Mio. € jährlich gerecht

Persönliches

zu verteilen. Hier lernt er die gesamteForschungslandschaft der deutschen Uni-versitäten kennen. Er wird 1999 Mit-glied der Braunschweigischen Wissen-schaftlichen Gesellschaft und 2001 derAcademia Europaea (Sitz in London).Seit 2002 ist er Sprecher des Internatio-nalen Graduiertenkollegs „Risk Mana-gement of Natural and Civilisation Ha-zards on Buildings and Infrastructure“(TU Braunschweig und Universität Flo-renz). Er wirbt 2003 von der Industrieeine Stiftungsprofessur für Bauwerkser-haltung ein, kann sehr gute Absolven-ten für die Mitarbeit am Institut gewin-nen und so zu Vorträgen von Stanfordbis nach Seoul reisen. Und weil Lehreund Forschung im Stahlbau den Praxis-bezug brauchen, bringt er seine Prüfin-genieurlizenz in die IngenieursozietätPeil, Ummenhofer und Partner ein undist an einer GmbH Innovative Enginee-ring beteiligt. Da kann er an Stadion-Dächern für die Fußball-Weltmeister-schaft, an Mastbauten (und deren Scha-densfallanalysen), am Science Center inWolfsburg, an Schwingungsuntersuchun-gen von Industriebauten von Straßburgbis nach Taiwan mitarbeiten und Erfah-rungen sammeln.

Doch all dies erschöpft noch langenicht Udo Peils Begabungen und Tätig-keiten. Wer ihn aus BraunschweigerNähe kennt, weiß, daß er mit Leiden-schaft musiziert. Er spielt seine Klari-netten konzertreif, im Luis-Spohr-En-semble und dem Wolfenbütteler Som-merorchester. Bei Diplomfeiern muß ermanchmal die anderen Quartett-Musi-ker kräftig führen. Er singt mit sonoremBaß im Chor der St. Katharinen-Kircheund ist Leiter des Fördervereins für dieMusik an dieser Kirche. Und Musik istes im Grunde auch, wenn es ihn freut,in abendlicher Runde Hölderlin-Stro-phen rezitieren zu dürfen. Wahrschein-lich singt er seine Choräle auch beimSurfen mit seiner Kristiane über denWellen des Gardasees, dem jährlichenUrlaubsziel.

Wir wünschen dem nun 60jähri-gen, er möge gesund bleiben, sich sei-nen Elan bewahren und aus der ange-sammelten Erfahrung in Lehre, For-schung und Praxis noch viele JahreVieles leisten und viel bewirken. Undseine Lebensfreude als etwas Kostbaresbehüten, sie weiterhin auf andere über-tragen.

Heinz Duddeck, Braunschweig

Volker Adam 25 Jahre bei Donges

Am 1. April 2004 konnte Dr.-Ing. VolkerAdam auf seine 25jährige Betriebszuge-hörigkeit in der Donges Stahlbau GmbH,Darmstadt zurückblicken.

Das Bauingenieurwesen studierteAdam an der Technischen HochschuleDarmstadt und schloß es 1974 mit der