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Bedimgungen, welche die chein. Vencandtscli. i,rod$ciren. 299 trockne Kieselsiiure enthielt so viel H3N, dass man dar- aus 3,l Proc. H4N0, SiO3 berechnen lronnte. 2) Eine auf analoge Art, jedoch mittelst Salniiak- losung, ausgefallte und etwas abgetrocknete Kieselsaure zeigte kurz nach dep Darstellung ebenso deutliche Merk- male von der Anwesenheit des Ainmoniaks, nach 9 Tagen aber geringere, und nach 4 Woclien nur noch so viel, dass sich 1,46 Proc. H4N0, Si03 bcrechnen liessen. Dar- aus schliesst der Verf;, dass gelatiniise Kieselslure Am- moniak chemisch biride und beim Trocknen sich die Verbindung allmalig zersetze. Gegen die ebea angefuhrten Schlussfolgerungen be- merkt Lie big (Ann. d. C7Leni. ti. Phavnz. Bd. 94. S. 373 dass Ammoniak und kohlensaures Ammoniak die Loslic P - keit der Kieselsaure in Wasser nicht erhohen, sondern vermindern, und daas wohl von einer Anziehiing der Iiieselerde zum Ammoniak die Rede sein konne, wie dies auch bei der Kohle, Thonerde, Magnesia, dem Eisen- oxyd u. a. der Fall ist, aber nicht von einer chemischen Verbindung, d. h. in stets unverlnderlichen stochiometri- sclien Verhiiltnissen. Was die grossere oder geringere Loslichkeit der Kieselsaure in Wasser betrifft, 80 fand sie L ie big we- sentlich davon abhiingig, ob bei der Ausscheidung der- selben aus einem Silicat hinreichend Wasser zu ihrer Losung vorhanden war oder nicht. Die gallertartige Kieselsaure lost sich, mit Wasser behandelt, nicht so reichlich, als die, welohe im Ausscheidungsmoment hin- reichende Wassermenge zu ihrer Losung vorfindet. Ver- dunnt man eine Losung von kieselsaurem Alkali so weit, dass bei ihrer Neutralisirung mit Saure sich nicht mehr Kieselerde ausscheidet und sie Tage lang klar bleibt, so kann sie selbst bei einem kleinen Ueberschuss an Salz- saure bis zu Kieselsaure gelost behalten. (Journ. f. yrakt. Chemie, Bd. 66. Hft. 3.) H. B. Ueber Bedingungen, welehe die chemisehe Verwandt- sehaft modificiren. Die zu losende Frage ist: Was findet statt, wenn zwei binare Verbindungen AB und CD unter solchen Umstiinden zusammengebracht werden, dass sie selbst sowohl, als die Producte ihrer gegenseitigen Einwirkupg, frei auf einander wirken kijnnen? Bleiben sie, wie man allgemein annimmt, unaeriindert, oder entatehen zufolge

Ueber Bedingungen, welche die chemische Verwandtschaft modificiren

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Bedimgungen, welche die chein. Vencandtscli. i,rod$ciren. 299

trockne Kieselsiiure enthielt so viel H3N, dass man dar- aus 3,l Proc. H4N0, SiO3 berechnen lronnte.

2) Eine auf analoge Art, jedoch mittelst Salniiak- losung, ausgefallte und etwas abgetrocknete Kieselsaure zeigte kurz nach dep Darstellung ebenso deutliche Merk- male von der Anwesenheit des Ainmoniaks, nach 9 Tagen aber geringere, und nach 4 Woclien nur noch so viel, dass sich 1,46 Proc. H4N0, Si03 bcrechnen liessen. Dar- aus schliesst der Verf;, dass gelatiniise Kieselslure Am- moniak chemisch biride und beim Trocknen sich die Verbindung allmalig zersetze.

Gegen die ebea angefuhrten Schlussfolgerungen be- merkt L i e b i g (Ann. d . C7Leni. ti. Phavnz. B d . 94. S. 373 dass Ammoniak und kohlensaures Ammoniak die Loslic P - keit der Kieselsaure in Wasser nicht erhohen, sondern vermindern, und daas wohl von einer Anziehiing der Iiieselerde zum Ammoniak die Rede sein konne, wie dies auch bei der Kohle, Thonerde, Magnesia, dem Eisen- oxyd u. a. der Fall ist, aber nicht von einer chemischen Verbindung, d. h. in stets unverlnderlichen stochiometri- sclien Verhiiltnissen.

Was die grossere oder geringere Loslichkeit der Kieselsaure in Wasser betrifft, 80 fand sie L ie b ig we- sentlich davon abhiingig, ob bei der Ausscheidung der- selben aus einem Silicat hinreichend Wasser zu ihrer Losung vorhanden war oder nicht. Die gallertartige Kieselsaure lost sich, mit Wasser behandelt, nicht so reichlich, als die, welohe im Ausscheidungsmoment hin- reichende Wassermenge zu ihrer Losung vorfindet. Ver- dunnt man eine Losung von kieselsaurem Alkali so weit, dass bei ihrer Neutralisirung mit Saure sich nicht mehr Kieselerde ausscheidet und sie Tage lang klar bleibt, so kann sie selbst bei einem kleinen Ueberschuss an Salz- saure bis zu Kieselsaure gelost behalten. (Journ. f. yrakt. Chemie, Bd. 66. Hft. 3.) H. B.

Ueber Bedingungen, welehe die chemisehe Verwandt- sehaft modificiren.

Die zu losende Frage ist: Was findet statt, wenn zwei binare Verbindungen AB und CD unter solchen Umstiinden zusammengebracht werden, dass sie selbst sowohl, als die Producte ihrer gegenseitigen Einwirkupg, frei auf einander wirken kijnnen? Bleiben sie, wie man allgemein annimmt, unaeriindert, oder entatehen zufolge

300 Bediugztngeu, iaebhe die chem. Veelrc;andtscli. modijiciren.

iiberwiegender Verwandtschaftskraft AD und CB? Oder theilen sich nach Berthol le t ’s Ansicht A und C in ge- wisRen Proportionen zwischen B und D, wobei diese Pro- portionen nicht nur durch den Unterschied der Verwandt- schaftsintensitiit, sondern auch durch den Unterschied in der Atenge der Korper bestimmt werden? Und, das Letzte als richtig vorausgesetzt, nehmen die durch die Reaction entstandenen Mengen von AD und CB fort- schrcitend zu mit der relativen Vermehrung von A131 Oder finden plotzliche Uebergan e statt, wie neulich von

Producte auf einmal aus dem Wirkungskreise entfernt wurden?

G 1 a d s t o n e giebt hierauf folgende aus seinen Ver- suchen abgeleitete Antwort :

1) Wenn zwei odcr mehrere binare Verbindungen vermischt werden, so dass alle entstehenden Producte Freiheit haben, auf einander zu wirken, so tritt jedes electropositive Element in Verbindung mit jedem electro- negativen und zwar in bestiinmten constanten Verh#lb nissen.

2) Diese Verhiiltnisse sind unabhgngig von der Art und Weise, in welcher urspriinglich die verschiedenen Elemente angeordnet sind. Sie sind ferner nicht bloss die Resultante der verschiedencn Verwandtschaftskrafte zwischen den verschiedenen Substanzen, sondern h#ngen auch von der Masse jeder der anwesenden Substanzen ab.

3) Eine Verandcrung in der Masse einer der binaren Verbindungen zieht eine Aenderung im Betrage jeder anderen der binaren Verbindungen nach sich und zwar in regelmassig fortschreitepdem Verhaltniss. Plotzliche Uebergange treten nur ein, wenn eine Substanz init einer andcren sicli in mehr sls einein Verhiiltnisse zu vcrbinden vcrmag.

4) Das Ulcichgewicht der Verwandtschaften ordnet sich meistens in sehr kurzer Zeit; aber in nianchen Fiillen erreichen die Elemente deli Endziiatand ihrer Ver- bindung erst nach Stundea

5) Ganz verschieden werden die Erscheinungen, wenn Fallung, Verfliichtigung, Krystallisation und vielleicht andcre Wirkungen eintreten, weil dann durch die Ent- fernung der Substanzen das zuerst hergestellte Gleich- gewicht wieder aufgehoben wird.

6) Es ist daher ein griindlicher Irrthum, wenn man die relative Stiirke dc:. Verwandtschaft durch Fkllung

H u n s e n und D e b u s beobac R tet wurde, wenn die

Nanfxatwiz und Quelle des Sticbtofs fiir PJlnnzen. 301

bestimmen will, oder wenn man eine quantitative analy- tische Methode auf die Farbe einer Losung begriinden will, in welcher zugleich farblose Salze anwesend sind, oder wenn man eine so allgemeine Regel aufstellen wollte, wie: die stiirkste Saure verbindet sich mit der starksten Base. (Journ. f. p a k t . Chem. Bd. 67. Hft. I.) H. B.

Ueber Nitrification nnd die Qnelle des Stichstoffs fiir die Pflanzen,

S. C 1 o el; ging von der Aiisicht aus, dass die porosen Substanzen des Bodens bei Gegenwart von Alkalien, von Kalk, die Fahigkeit haben, den Stickstoff der Atmosphare zu einer directen Verbindung mit Sauerstoff zu bestim- men, SO dass sich Salpetersaure bildet. Er stellte deshalb Versuche an, bei denen ein Luftstrom, der von allen Beimengungen saurer wie ammoniakalischer Dainpfe be- freit war, durch eine Reihe von Flaschen strich, die rnit Stucken einer porosen, mit kohlensaurein Alkali oder einer kohlensauren alkalischen Erde versehenen Substanz angcfiidlt waren. Die Luft, welche durch die Flaschen streichen sollte, war zuvor durch eine Losung von koh- lensaurem Kali und durch Schwefekiiure geleitet.

Die erste Flasche enthielt dann frisch ausgegluhte Ziegelsteinstiicken, welche mit einer L6sung von kohlen- saiirem Kali getrankt wurden. Die zweite Flasche ent- hielt eben solche Stiicken, die aber noch in durch Nieder- schlagen erhaltenen kohlensauren Kalk eingehullt wurden. Die dritte Flasche enthielt ebenso wie vorige vorbereitete Stiicken von Ziegelsteinen, in kohlensaure Talkerde ein- gehullt. Eine vierte Flasche enthielt feuchte Ziegelsteine, die bloss in kohlensauren Kalk eingehiillt waren.

Hierauf folgte ein zweites System von 4 Flaschen, deren porosc Substanz in Birnstein bestand, der rnit Scliwefelsaure angefeuchtet nnd ausgegluhet wurde. Diese 4 Flaschen waren mit diesem Unterscliiedc der porosen Substanz iibrigens eben so vorbereitet, wie die ersten 4 Flaschen.

Die ncunte Flnsche enthielt porose weissgcbrannte Knochen, die mit einer Losung von 100 Grm. kohlen- sauren Kali getrankt waren. Die zehnte Flasche war mit Kalkmergel aus der Nahe vonBelleville gefiillt. Der Luftstrom ging von dieser zehnten Flasche von Neuem durch eine lange Colonne von Bimstein, der mit Schwefel- &urc getriiiilrt war, dann nochmals durch 4 Flasohen, die