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Heft 28. ] Biologische II. 7. I924J Tflr6ffner eingebaut, der sich dutch kri~ffiges Zusam- mendrficken eines buchdeckelartigen Doppelbrettchens ausIOsen lieB. Zuerst lag das Brettchen ant dem Boden. Als die Reaktion dnrch langes Hernmprobieren erlernt war, stellte Verf. das Brettchen senl~echt gegen die Wand, worauf sich die Hunde s~mtlich v611ig des- orientiert zeigten. Eine neben das Brettchen gestellte Untertasse wurde ebenso oft gestol3en wie das Brettchen selbst, und durch reinen Zufall gelang endlich die L6- sung. Wurden znr Gegenprobe das Brettchen nnd ein ihm ~hnlich sehender Pappkarton auf den Boden nebeneinander gelegt, so beachtete kein Hund die Pappe, sondern jeder 16ste die Anigabe sofort in einem Znge. -- Als ein Stuhl mit dem Futternapfe darauf neben die Seitenwand des Ki~figs gestellt wurde, anstatt wie bisher gegenfiber der Tare, 6ffnete Andr6 zwar die Tiir, ging aber nicht hindurch, sondern vielmehr immer wieder im K~fig zn der 'Wand, durch deren St~tbe hin- durch er dem Futter rXumlich am n~tchsten kam, und starrte durchs Gitter die Speise an. Selbst als er nach langem tIin und I-Ier die LOsung gefnnden hatte, verliefen Wiederholungen nicht wesentlich besser. Sogar wenn der dutch die KXfigdecke eingesetzte Hund die Tiir often land, rannte er wiederholt an der offenen Tar vorbei gegen die geradezu ats Falle wirkende Seitenwand, die den Anblick des Futters gew~hrte. 3. tIoBHOUSE hatte angegeben, dab S~ugetiere, z. B. Katzen, es erlernen, ein StUck Fleisch, das ant einem Pappteller auf dem Tische liegt, dutch Anziehen eines am Teller befestigten herabhgngenden Fadens zu sich ant den Boden zu bef6rdern. AIs Verf. den Vet- such mit seinen ttunden wiederholte, ging es zuerst gar nicht Auch als man am Faden einen Pappring befestigte und die Pfote des tIundes hindurchsteckte, rib er das Yleisch zwar herab, konnte aber die Auigabe yon sich aus nicht 10sen. HOBHOUSEhatte das Faden- ende far seine Katzen mit Fischgeruch parIflmiert; wenn Verf. zum Ersatz den Pappring tanzen liel3, so packte der JcIund zu und so konnte es dahin kommen, dab das Fleiseh herabfiel; aber yon einem zielsicheren L6sen der Aufgabe war keine Rede. -- Kurzum, es fehit jegliche, noeh so primitive Einsicht in die Mittel, das Ziel zu erreichen, und ebenso fehlt Schlul3vermOgen. Lediglich durch Versuch und Irrtum wird etwas er- lernt, aber nicht die L6sung der Aufgabe im Prinzip, sondern eine gewisse Ab~olge yon Bewegungen. Des- halb scheitert der Hund an dem gleichen Problem des Tfir6ffnens yon auBen und yon innen, weft sie einmal geschoben, das anderemal gedrflckt werden muB, um sich zu 6ffnen usw. Die Qualit~iten des Komplexes (VoLK~L'r) dominieren, zu Begriffen der Gegenst~nde, denen die Qualit~ten anhaiten, kommt setbst der Hund nJcht. O. KOEHL~ a. Lernf/ihigkeit gehirnverletzter Ratten. (AuGuSTE JELLINEK und TH~ZODOR KOPPAN¥I, Anz. d. Akad. d. ~Viss., Wien, la/Iathem.-naturwiss. KI. Jg. I923, Nr. 17. S. 13o. 1923.) Vorl~tufige Mitteilung fiber Dressur- versuche an gehirnverletzten Ratten, mit dem Ergebnis, ,,dab das assoziative GedXchtnis bei Ratten in weitem MaBe yon der GroBhirnrinde unabh~ngig ist". Einer b!inden Raite wurde der gauze Grot3hirnmanteI ant thermokaustischem Wege zerst6rt. Reste des Cortex waren nur an den basalen Teilen der Temporallappen und an den iRiechlappen erhalten. 5iit dieser Ratte wurde eine kin~sthetische Dressur durchgefflhrt. Sie lernte in Assoziafion mit der Ffltterung, sich an einer bestimmfen Stelle des K~figs aufzuriehten, und lieB sich auch ant eine neue Stelle umdressieren. Bei einer anderen Ratte wurde die gleiche thermokaustische Mitteilungen. 581 Operation durchgefflhrt, wobei besonderes Gewicht ant vollkommene Zerst6rung der motorischen und OD- tisehen Zone gelegt wurde. Erhalten geblieben waren vom Cortex die Rieehlappen, die vorderen Teile der Prontallappen und die basalen Teile der Temporal- lappen. Die Zerst6rung der Occipitallappen reichte bis zum Mittelhirn. Bei dieser Ratte gelang eine op- tisehe Dressur; sie lernte die Unierseheidung einer weiBen Bleehscheibe yon einer gleich geformten blauen. Die votlkommene Dressur nahm niche mehr Zeit in Anspruch als bei einer normalen Ratte. K.v. FRISCH. Die Rolle des Kerns bei der Ortsbewegung einer Entam6be. (E. R. BXCI,:ER, Proc. of the soc. f. exp. biol. a. reed. 21, Nr. 3, S. 155--i56. ~923. ) In der Kanlquappe des Ochsenfrosehes lebt eine Giber ioo lange Entam0be, die sich ~ihnlieh unserer Pelomyxa als Ganzes Iortbewegt, wobei im Endoplasma eine sehr deutliche Fontanenstr6mung anitritt. An der Spitze, wo das vorgeflossene Endoplasma sieh teilt, nm im Zylindermantel um den zentralen, vorw~rts gerichteten Strom herum und an ihm entlang wieder rflckw~rts zu fliel3en, ]iegt stets der Kern, vorn in Ektoplasma eingebettet, hinten dem Gipfe] der Endoplasmafont~ne aufliegend, wie die Kugel dem Veasserstrahl des Spring- brunnens. Bei der Fortbewegung sieht man den Kern dauernd seitlich oszillierende Bewegungen ausifihren, offenbar indem das vorflieBende Endoplasma den Kern immer wieder arts seiner augenbticklichen Ste!lung verdrXngt. So bewegen sich die Spitze des Tieres und der Kern in Spiratbahnen vorwXrts. Zerschneidet man die AmObe, so kriecht der kernhaltige Tell, auch wenn er nur etwa ~/5 des ganzen Volumens darstellt, naeh dem beschriebenen Schema. Das vieI grOBere kernlose Teilstflck aber ist zu regelrechter Fortbewegung nicht mehr f~hig, in vollem Gegensatz zu sXmtlJchen analogen Erfahrungen an anderen Ambben. Auch wenn der Kern nut mit Spuren anhaftenden Plasmas enffernt wurde, ist das kernlose Plasma nicht mehr normal bewegungstachtig. -- Wird end!ich der Kern durch Deekglasdruck aus seiner gewohnten Steile verdr~ingt, so f~hrt er im Zylindermantel nach rfickw~rts; alsbald abet hOrt das VorwartsflieBen auf, nnd der Kern bleibt stehen. Dort aber, wo er jetzt liegt, bildet sich plOtz- lich ein Bruchsackpseudopodium, in welchem der Kern yon neuem seine angestammte Lage zwischen Ekto- plasma und Endoplasma einnimmt, woraui das Tier die IRichtung des neuen Pseudopodiums einsehlggt. -- Alle diese Beobachtungen machen es au13erst wahr- scheinlich, dab bei unserer Am6be der Kern die Str6- mungsrichtung bestimmt, und zwar vermutlich, indem er das ektoplasmatisehe Gel etwas verflfissigt und da- durch seinen Widerstand gegen den Drnck des Endo- plasmas verringert. (Berichte fib. d. ges. Physiol. u. experim. Pharmakol. Band 2 3 U. 25. O. KOEHLER. 0bet das Farbensehen von Daphnia magna Straus. (O. t'~OE~ILER, Zeitschr. f. vergl. Physiol. I, I924. ) Der langjfihrige, teilweise mit grol3er Heftigkeit ge- fiihrte Streit zwisehen dem unl~ngst verstorbenen Mfinchener Ophtalmologen v. HESS und dem Zoologen v. FRISCH fiber das Farbensehen der wirbellosen Tiere und Fische, der den Lesern der ,,Natur~dssenschaften'" bereits durch Aufs~tze v. FRISCHS nnd KL'HN$ bekannt ist, wird jetzt mehr und mehr zn Ounsten der v. Frisch- schen Auffassnng entschieden. In vorliegender Arbeit untersucht nun KOEHLER, ob Daphnien (Wasserfl6he) nut, wie v. HEss meint, ant Intensit~ts-(Quantitttts-) nnterschiede des Lichtes oder auch auI Unterschiede in der Wellenli~nge (Qualit~it) nach v. FRICHS Ansicht reagieren, v. HESS arbeitete mit dunkel- und hell-

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H e f t 28. ] Biologische I I . 7. I924J

Tflr6ffner eingebaut, der sich dutch kri~ffiges Zusam- mendrficken eines buchdeckelartigen Doppelbrettchens ausIOsen lieB. Zuerst lag das Brettchen ant dem Boden. Als die Reaktion dnrch langes Hernmprobieren erlernt war, stellte Verf. das Brettchen senl~echt gegen die Wand, worauf sich die Hunde s~mtlich v611ig des- orientiert zeigten. Eine neben das Brettchen gestellte Untertasse wurde ebenso oft gestol3en wie das Brettchen selbst, und durch reinen Zufall gelang endlich die L6- sung. Wurden znr Gegenprobe das Brettchen nnd ein ihm ~hnlich sehender Pappkarton auf den Boden nebeneinander gelegt, so beachtete kein Hund die Pappe, sondern jeder 16ste die Anigabe sofort in einem Znge. - - Als ein Stuhl mit dem Futternapfe darauf neben die Seitenwand des Ki~figs gestellt wurde, anstat t wie bisher gegenfiber der Tare, 6ffnete Andr6 zwar die Tiir, ging aber nicht hindurch, sondern vielmehr immer wieder im K~fig zn der 'Wand, durch deren St~tbe hin- durch er dem Fut ter rXumlich am n~tchsten kam, und starrte durchs Gitter die Speise an. Selbst als er nach langem tIin und I-Ier die LOsung gefnnden hatte, verliefen Wiederholungen nicht wesentlich besser. Sogar wenn der dutch d i e KXfigdecke eingesetzte Hund die Tiir often land, rannte er wiederholt an der offenen Tar vorbei gegen die geradezu ats Falle wirkende Seitenwand, die den Anblick des Futters gew~hrte. 3. tIoBHOUSE hatte angegeben, dab S~ugetiere, z. B. Katzen, es erlernen, ein StUck Fleisch, das ant einem Pappteller auf dem Tische liegt, dutch Anziehen eines am Teller befestigten herabhgngenden Fadens zu sich ant den Boden zu bef6rdern. AIs Verf. den Vet- such mit seinen t tunden wiederholte, ging es zuerst gar n i ch t Auch als man am Faden einen Pappring befestigte und die Pfote des tIundes hindurchsteckte, rib er das Yleisch zwar herab, konnte aber die Auigabe yon sich aus nicht 10sen. HOBHOUSE hatte das Faden- ende far seine Katzen mit Fischgeruch parIflmiert; wenn Verf. zum Ersatz den Pappring tanzen liel3, so packte der JcIund zu und so konnte es dahin kommen, dab das Fleiseh herabfiel; aber yon einem zielsicheren L6sen der Aufgabe war keine Rede. -- Kurzum, es fehit jegliche, noeh so primitive Einsicht in die Mittel, das Ziel zu erreichen, und ebenso fehlt Schlul3vermOgen. Lediglich durch Versuch und Irr tum wird etwas er- lernt, aber nicht die L6sung der Aufgabe im Prinzip, sondern eine gewisse Ab~olge yon Bewegungen. Des- halb scheitert der Hund an dem gleichen Problem des Tfir6ffnens yon auBen und yon innen, weft sie einmal geschoben, das anderemal gedrflckt werden muB, um sich zu 6ffnen usw. Die Qualit~iten des Komplexes (VoLK~L'r) dominieren, zu Begriffen der Gegenst~nde, denen die Qualit~ten anhaiten, kommt setbst der Hund nJcht. O. KOEHL~ a.

Lernf/ihigkeit gehirnverletzter Ratten. (AuGuSTE JELLINEK und TH~ZODOR KOPPAN¥I, Anz. d. Akad. d. ~Viss., Wien, la/Iathem.-naturwiss. KI. Jg. I923, Nr. 17. S. 13o. 1923.) Vorl~tufige Mitteilung fiber Dressur- versuche an gehirnverletzten Ratten, mit dem Ergebnis, ,,dab das assoziative GedXchtnis bei Ratten in weitem MaBe yon der GroBhirnrinde unabh~ngig ist". Einer b!inden Rai te wurde der gauze Grot3hirnmanteI ant thermokaustischem Wege zerst6rt. Reste des Cortex waren nur an den basalen Teilen der Temporallappen und an den iRiechlappen erhalten. 5iit dieser Ratte wurde eine kin~sthetische Dressur durchgefflhrt. Sie lernte in Assoziafion mit der Ffltterung, sich an einer bestimmfen Stelle des K~figs aufzuriehten, und lieB sich auch ant eine neue Stelle umdressieren. Bei einer anderen Ratte wurde die gleiche thermokaustische

Mitteilungen. 581

Operation durchgefflhrt, wobei besonderes Gewicht ant vollkommene Zerst6rung der motorischen und OD- tisehen Zone gelegt wurde. Erhalten geblieben waren vom Cortex die Rieehlappen, die vorderen Teile der Prontallappen und die basalen Teile der Temporal- lappen. Die Zerst6rung der Occipitallappen reichte bis zum Mittelhirn. Bei dieser Ratte gelang eine op- tisehe Dressur; sie lernte die Unierseheidung einer weiBen Bleehscheibe yon einer gleich geformten blauen. Die votlkommene Dressur nahm niche mehr Zeit in Anspruch als bei einer normalen Ratte. K .v . FRISCH.

Die Rolle des Kerns bei der Ortsbewegung einer Entam6be. (E. R. BXCI,:ER, Proc. of the soc. f. exp. biol. a. reed. 21, Nr. 3, S. 155--i56. ~923. ) In der Kanlquappe des Ochsenfrosehes lebt eine Giber ioo lange Entam0be, die sich ~ihnlieh unserer Pelomyxa als Ganzes Iortbewegt, wobei im Endoplasma eine sehr deutliche Fontanenstr6mung anitritt . An der Spitze, wo das vorgeflossene Endoplasma sieh teilt, nm im Zylindermantel um den zentralen, vorw~rts gerichteten Strom herum und an ihm entlang wieder rflckw~rts zu fliel3en, ]iegt stets der Kern, vorn in Ektoplasma eingebettet, hinten dem Gipfe] der Endoplasmafont~ne aufliegend, wie die Kugel dem Veasserstrahl des Spring- brunnens. Bei der Fortbewegung sieht man den Kern dauernd seitlich oszillierende Bewegungen ausifihren, offenbar indem das vorflieBende Endoplasma den Kern immer wieder arts seiner augenbticklichen Ste!lung verdrXngt. So bewegen sich die Spitze des Tieres und der Kern in Spiratbahnen vorwXrts. Zerschneidet man die AmObe, so kriecht der kernhaltige Tell, auch wenn er nur etwa ~/5 des ganzen Volumens darstellt, naeh dem beschriebenen Schema. Das vieI grOBere kernlose Teilstflck aber ist zu regelrechter Fortbewegung nicht mehr f~hig, in vollem Gegensatz zu sXmtlJchen analogen Erfahrungen an anderen Ambben. Auch wenn der Kern nut mit Spuren anhaftenden Plasmas enffernt wurde, ist das kernlose Plasma nicht mehr normal bewegungstachtig. -- Wird end!ich der Kern durch Deekglasdruck aus seiner gewohnten Steile verdr~ingt, so f~hrt er im Zylindermantel nach rfickw~rts; alsbald abet hOrt das VorwartsflieBen auf, nnd der Kern bleibt stehen. Dort aber, wo er jetzt liegt, bildet sich plOtz- lich ein Bruchsackpseudopodium, in welchem der Kern yon neuem seine angestammte Lage zwischen Ekto- plasma und Endoplasma einnimmt, woraui das Tier die IRichtung des neuen Pseudopodiums einsehlggt. -- Alle diese Beobachtungen machen es au13erst wahr- scheinlich, dab bei unserer Am6be der Kern die Str6- mungsrichtung bestimmt, und zwar vermutlich, indem er das ektoplasmatisehe Gel etwas verflfissigt und da- durch seinen Widerstand gegen den Drnck des Endo- plasmas verringert. (Berichte fib. d. ges. Physiol. u. experim. Pharmakol. Band 2 3 U. 2 5. O. KOEHLER.

0bet das Farbensehen von Daphnia magna Straus. (O. t'~OE~ILER, Zeitschr. f. vergl. Physiol. I, I924. ) Der langjfihrige, teilweise mit grol3er Heftigkeit ge- fiihrte Streit zwisehen dem unl~ngst verstorbenen Mfinchener Ophtalmologen v. HESS und dem Zoologen v. FRISCH fiber das Farbensehen der wirbellosen Tiere und Fische, der den Lesern der ,,Natur~dssenschaften'" bereits durch Aufs~tze v . FRISCHS nnd KL'HN$ bekannt ist, wird jetzt mehr und mehr zn Ounsten der v. Frisch- schen Auffassnng entschieden. In vorliegender Arbeit untersucht nun KOEHLER, ob Daphnien (Wasserfl6he) nut, wie v. HEss meint, ant Intensit~ts-(Quantitttts-) nnterschiede des Lichtes oder auch auI Unterschiede in der Wellenli~nge (Qualit~it) nach v. FRICHS Ansicht reagieren, v. HESS arbeitete mit dunkel- und hell-

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adaptierten Tieren, w~hrend I~2OEHLER im AnschluB an v. FRISCH und ~UPELWIESER n u r einen sog. ,,mittleren Adaptat ionszustand" als ffir Farbenversuche geeignet bezeichnet. In diesem mittteren Adaptationszustand haben sich die Tiere an eine vorflbergehend optirnale mittlere Helligkeit angepaBt, die sie beizubehalten be- s t rebt sind, sie reagieren also auf Erhellung dieser lBe- leuchtung negativ und auf deren Verdunkelung positiv phototropisch. Im Gegensatz zu v. H~ss, der vornehm- lich die Vertikalbewegungen der Daphnien (bet Dunkel- tieren auf Erhellung passives Absinken, auf Verdunke- lung aktives Aufsteigen, bM Helltieren unter Umst~nden umgekehrt ) als Reaktionskennzeichen benutzte, beob- achtete KOE~L~R die auf die Beleuchtung einsetzenden ttorizontalbewegungen zur Lichtquelle oder yon ihr weg, indem er die die Daphnien enthattenden Glastr6ge yon der Schmalseite her nacheinander (,,Snkzessiv- methode") mit den verschiedenen Spektralfarben be- leuchtete. Dabei ergab sich, dab Not, Orange, Gelb, Gelbgrfln und Gran die Tiere positivierte und Btau und Violett sie negativierte, gleichgt~ltig, ob die Farben auf Dunkelheit oder auf Helligkeit folgten. Da die Spektralfarben dutch Zerlegung des weiBen Lichtes gewonnen wurden, an das die Tiere angepaBt waren, waren sie dunkler als dieses. Somit mflBten, falls mit v. HESS nut die Helligkeitsdifferenzen und nicht die Farbwerte Reizwerte bes~Ben, alle diese Farben die Verdunkelungsreaktion ( = positiv) hervorrufen, wenn sie auf Helligkeit folgen, Ebenso mfll3ten alle diese Farben, auf Dunkelheit folger_d, die Erhellungsreaktion (= negativ )hervorrufen. Da die Tiere abet innerhalb gewisser Grenzen stets spezifisch auf die Farben ohne Riicksieht auf Erhellung oder Verdunkelung reagierten, mug notwendigerweise auch die Wellenl~nge des Lichtes neben der Quantit~t Ms Reiz auf die Tiere wJrken. Sie mfissen also mindestens einen Farbensinn far zwei Qualit~ten besitzen, da sie langwelliges Licht bis zu ca. 520 l*# positiviert und kurzwelliges yon ca. 480 W~. abw~irts sie negativiert und da sie diese Lichtqualit~ten yon weiBem Lieht unterseheiden k6nnen. Spektrales Blaugrfln und Purpur (gewonnen durch Mischung yon spektralem Rot und Blau oder Violett) negativierte auf Dunkelheit Iolgend und positivierte auI Heltigkeit folgend, and gewisse WeigintensitXten iibten auf die Tiere dieselbe Wirkung aus wie diese beiden Farben. Daher w~re es denkbar, dab diese Farben nicht als solche bemerkt werden k6nnten, was Verf. jedoeh aus best immten Grtinden nicht unbedingt bejaht. Komple- ment~rfarben (kurzwelliges Rot -- langwelliges Blau, Gelb -- kurzwelliges Blau, Gelbgriin -- Violett) zu farblosem \¥eiB gemischt wirkten auch auI die Daphnien wie weiBes Licht. Diese Farben sind mithin wie ftir den Menschen auch ffir die Daphnien ~omplement~r- farben. -- Bet Versuehen mit Heringschen Farbpapieren ergaben sich die gteichen Resultate, wobei besonders auf die Ausschaltung yon l~eimengungen uttravioietten Liehtes geachtet wurde. Damit begegnete K. dem v. Hess'schen Einwaud, der eine seiner Ansicht nach nut seheinbare Wirkung der Farbe ihrem Gehalt an ultra- violettem Licht zuschrieb. -- Versuche an dunkel- adaptierten und an helladaptierten Tieren zeigten, dab sie in diesem Zustand tats~chlich, wie v. H~-'ss angibt, nur auI Hetligkeits- und nicht auf Farbdifferenzen reagierten. Ihr Verhalten gleicht also dem des fa¢ben- ~gehtigen Menschen, der aueh im dunkeladaptierten Zustand genfigend lichtsehwaehe homogene Farben und im helladaptierten Zustand extrem helle Lichter farblos sieht. Aueh der l~bergang aus dem totalfarbenbtinden in den farbeusehenden Zustand liegt ffir die Daphnien in denselben Intensitatsgebieten x~e far den Iarben-

Mitteitungen. [ Die Natur- [wissenschaffen

ttichtigen Menschen. So riefen Rot, Gelb und Grfin, die ffir den Menschen in der Dunkelheit noch iarblos waren, bet den Daphnien auf Dunkelheit/olgend negative Re- aktionen hervor. Sobald abet die Farben liir den Men- schen bemerkbar wurden, reagierten die Tiere bereits positiv. Das farblose Blau negativierte schw&cher als das farbige. Wenu auf das farblose Blau ein etwas hel- leres WeiB folgte, so wurde die Negativit~t starker, wie wenn jenes Blau ein schw~cheres WeiB gewesen ware, aber auf eben farbiges ]3]au iolgend positivierte hel- fetes We~13. Die Tiere ha t ten sich also bet dem faxbigen Blau bereits auf die mitttere Adaptation eingestellt, w~hrend bet dem farblosen Blau die Reaktion gem~f3 der Dunkeladaptation ausfiel. -- Dadurch, dab v. HEss nut die Hell- nnd Dunkeladaptation, abet nicht die rnittlere Adaptation untersuchte, konnte er zur Paralletisierung des Verhaltens der Daphnien mit dem des farbenblinden Menschen gelangen. Die iKoehler- schen Untersuchungen, die zum Tell auch methodisch be- merkenswertes und neues bringen, zeigen also in exakter Weise einen Weg zur L6sung dieses Gordischen Knotens.

giber den Farbensinn der Fische. (FRIEDRICH SCHIE- ~ Z , Zeitschr. f. vergl. Physiologie I, 1924. ) Die in vorstehendem Referat besproehenen Differenzen be- standen auch hinsichtlich des Farbensinns der Fische; und auch hier mehren sich die Versuche, die ]/~r Maen Farbensinn der Fisehe sprechen, also gegen v. HEss und ffir v. FEISCH. SCHIEMENZ uatersuchte in der vor- liegenden Arbeit die Dressurf~higkeit yon Stichlingen und Ellritzen auf bestimmte Farben. Zungchst wurde bet Stichlingen versucht, eine Assoziation der Dressur- farbe mit einem Flueht ausl6senden Reiz zu erzwingen, indem den Fischen bet Ann~herung an die auf der einen Seite des Aquariums befindliehe ,,Sehreckfarbe" eiu elektrischer Schlag erteilt wurde, der bet AnnAherung an eine auf der entgegengesetzten Seite befindliche andere Farbe, die ,,IRuhefarbe", wegfiel. So sollte der Fisch allm~hlich lernen, die ,,Schreqkfarbe", auch ohne vorher den Schlag empfangen zu haben, zu meiden. Dieser Versuch gelang nur bet 3 unter 53 Tieren, jedoeh zeigte er immerhin, dab Rot und Gelb als Farbe be- merkt und yon allen verwendeten Graut6nen unter- schieden werden k6nnen. In einer zweiten Versuchs- reihe wurden die Fische auf einen durch Beleuchtung mit spektralem Licht gef~rbten Stab dressiert, mit dem ihnen Ful ler gereicht wurde. Diese Versuehe ergaben bet Etlritzen Mare :Resultate, die Tiere schnappten nach einiger Zeit auch ohne Fut ter eifrig, sobald die Dressur- farbe (such ohne Stab) erschien. Wurde das kontinuier- liche Spektrum ins Aquarium geworfen, so schossen die Fische stets auf ihre Dressurfarbe zu. t~s konnte hierbei festgestellt werden, dab die Eltritzen mindestens ~olgende Spektralfarben ohne Rflcksicht auf ihre Inten- sitar unterscheiden k6naen: Rot, Gelb, Grfln, Blau, ¥iolet t und Ultraviolett bis zu 365 #~* ~vVellenl~nge und VeeiB. Nut die der Dressurfarbe unmittelbar benach- barren Farben konnten yon den Ellritzen nicht yon der Dressurfarbe unterschieden werden, wobei die ~-hnlich- keit zwischen ]3lau und Grfln fflr die Tiere besonders groB war, die zwischen ]31au uad Violett jedoch ge- ringer war als ftir den Menschen. Interessaut ist die Tatsache, dab die J~hnlichkei± zwischen Dressur- und Nachbarfarbe m i t d e r Dressurdauer sich verminderte. Auch lieBen die Fische, wean sie im Verlaufe eines Versuches ermi~deten, zun~chst die Nachbarfarbe nn- beachtet und dann erst die eigentliche Dressurfarbe. DaB die Fische such auf Nachbarfarben reagierten, wenn sie hetler sis die Dressurfarben waren, zeigte, dal3 die I~eaktion yon dem Helligkeitswert der Farbe unab- h~ngig war, wie auch die Tiere ebenso nach der Dressur-