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539 0ber das Vorkommen yon Ell gs ure in der Fichtenrinde. Von F. Strohmer~ erster ztsMstent der Versuchsst~tion des Uentralvereines f i i r tt~&enzuckerlndustr~e i~ IVien. (Vorgelegt in der Sitzung am 23. Juni 1881.) Die Stammriude yon Abies excelsa D C ist in Oesterreich, namentlich in B(ihmen, dana Ungarn und Deutschland das meist gebrauchte Gcrbmaterial, auch in den anderen europi~ischeu Staaten nimmt selbe neben der Eichenrinde in de1 Lohgerberei den ersten Plutz ein. Trotz der grossen teehnischen Wichtigkeit, die nun dieses Material besitzt~ ist bis jetzt die Fichtenrindengerb- s~ure, also das wirksame Agens der Fiehtenrinde, noch nicht n~her untersucht worden und ich habe mir daher im Laufe des vorigen Sommers die Aufgabe gestellt~ die Fiehtenrindengerbs~ure rein dxczustellen, um ihre Eigeuschaften uud Zus~mmeusetzung zu studiren. Die Arbeit naht ihrem Abschlusse und hoffe ich bald in der Lage zu sein~ tiber deren Result~te referirea zu k(innen. Neben der Fichtenrindengerbsaure fund ich in reiner, botanisch bestimmter Fichtenlohe ebenso wie E tti (Monatshefte ftir Chemie der kaiserl. Wiener Akademie, 1880, pug. 266) in der Eichen- rinde neben Eichenrindengerbs~ure, Ellags~iure. Es scheint mir das Vorkommeu dieses Oxydationsproduetes der G~lluss~.ure, welches den Hauptbestandthei] der Bezoare (gewisser Darmkon- kretionen der wildeu persischen Ziegen) bildet, interessant g'enug zu sein, bier mitgetheilt zu werden und zwar nmsomehr, als es mir nicht gelungen, in der Fichtenlohe Galluss~ure nachzuweisen. DieEllags~ture wurde auf folgendeWeise gewonuen : 10 Kilo- gramm verriebener, vorher gereinigter Fiehtenlohe wurden bei ihrer Verarbeitung auf Eichem'indengerbsiiure zuerst dreimal mit Xthylather zm" Enfernung des Harzes extrahirt. Der Ather- auszug hinterliess beim Abdestillireu nut Harz und konnte die

Über das Vorkommen von Ellagsäure in der Fichtenrinde

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0ber das Vorkommen yon Ell gs ure in der Fichtenrinde.

Von F. Strohmer~ erster ztsMstent der Versuchsst~tion des Uentralvereines f i ir tt~&enzuckerlndustr~e i~ IVien.

(Vorgelegt in der Sitzung am 23. Juni 1881.)

Die Stammriude yon Abies excelsa D C ist in Oesterreich, namentlich in B(ihmen, dana Ungarn und Deutschland das meist gebrauchte Gcrbmaterial, auch in den anderen europi~ischeu Staaten nimmt selbe neben der Eichenrinde in de1 Lohgerberei den ersten Plutz ein. Trotz der grossen teehnischen Wichtigkeit, die nun dieses Material besitzt~ ist bis jetzt die Fichtenrindengerb- s~ure, also das wirksame Agens der Fiehtenrinde, noch nicht n~her untersucht worden und ich habe mir daher im Laufe des vorigen Sommers die Aufgabe gestellt~ die Fiehtenrindengerbs~ure rein dxczustellen, um ihre Eigeuschaften uud Zus~mmeusetzung zu studiren. Die Arbeit naht ihrem Abschlusse und hoffe ich bald in der Lage zu sein~ tiber deren Result~te referirea zu k(innen. Neben der Fichtenrindengerbsaure fund ich in reiner, botanisch bestimmter Fichtenlohe ebenso wie E t t i (Monatshefte ftir Chemie der kaiserl. Wiener Akademie, 1880, pug. 266) in der Eichen- rinde neben Eichenrindengerbs~ure, Ellags~iure. Es scheint mir das Vorkommeu dieses Oxydationsproduetes der G~lluss~.ure, welches den Hauptbestandthei] der Bezoare (gewisser Darmkon- kretionen der wildeu persischen Ziegen) bildet, interessant g'enug zu sein, bier mitgetheilt zu werden und zwar nmsomehr, als es mir nicht gelungen, in der Fichtenlohe Galluss~ure nachzuweisen.

DieEllags~ture wurde auf folgendeWeise gewonuen : 10 Kilo- gramm verriebener, vorher gereinigter Fiehtenlohe wurden bei ihrer Verarbeitung auf Eichem'indengerbsiiure zuerst dreimal mit Xthylather zm" Enfernung des Harzes extrahirt. Der Ather- auszug hinterliess beim Abdestillireu nut Harz und konnte die

540 S trohmer. Uber das Vorkommen yon Ellaffsiiure etc.

Anwesenheit yon Gallussiiure neben diesem nicht nachgewiese~ werden. Die Rinde wurde nachher mit Weingeist yon 350 Tralles. vollstiindig erseh5pft und die weingeistige GerbsiiurelSsung mit

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einem Gemenge yon Essigiither und Athyliither zu gleiehen Theilen (ifter ausgeschtittelt. Die dureh partielles Abdestilliren gewonnenen weingeistigen GerbsSurelSsungen setzten einea gelblieh-kSrnigen Iqiederschlag ab~ welcher naeh dem Filtriren, erst mit Alkohol und dann mit Wasser gewaschen wurde. Ich vermuthete nach den Erfahrungen Ett i ' s , dass diese Abscheidung Ellagsiiure sei. D~ dieselbe bei einer PrUfung nicht ganz frei yon Asche war, sondern noch etwas Kalk enthielt, wurde dieselbe in ~Natronlauge gelSst und mit Salzs~ure und Alkohol wieder gefiilit, nachher mit verdiinntem Alkohol dureh mehrmaUge De- cantation gereinigt~ filtrirt und nochmals mit Alkohol und Wasser gewaschen~ dann gepresst und zuletzt ur/ter der Exsiceator-Glocke lufttroeken gemacht.

Als 0"4615 Grm. der lufttrockenen Substanz bei 120 o C. bis zum konstanten Gewicht getrocknct wurden, verloren dieselben 0"0602 Grm. Wasser ~ 10.88 Perzent H20 , was mit dem nach der Formel C14HoOs + 2H20 berechneten Betrage von 10 .65 Percent H20 nahe libereinstimmt.

Die Verbrennung der wasserfreien Substanz ergab folgendes Resultat: 0. 2112 Grm. Substanz gaben 0.4316 Grm. CO 2 und 0"0354Grm.

H20 oder in Percenten: Gefunden l~erechnet fiir

C14H~Os C . . . . 55" 74 C . . . . 55" 6:3 H . . . . 1"86 H . . . . 1 '99

Der gefundene KSrper war demnaeh Ellagsliure. Galluss~ure konnte auch bei den sp:,tteren Operationen der

Reindarstellung der Fiehtenrindengerbsiiure, welehe hier zu er- 8rtern kein Platz ist, nieht nachg'ewiesen werden, man muss daher annehmen, dass die Ellagsiiure pr~iexistirend in der Rinde yon Abies excelsa DC vorhanden war.