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Ueber den microscopischen Bau der von [ryops meuacephalus Cope.
Mit 15 Abbildungen.
Inauguraldissertation
zur Erlangnng der Doctorwi)rde
der hohen philosophischen Facnltät der Fri,B!lrilch·.Alexauder.t
Erlangen
•
vorgelegt VuD
Ludwig Stkkler, l .. b"s ... 1 allS MÜDchen ..
Tag der mündlichen Prüfung: so. November 1898 •
8tu ttgart. E. 8ebweizerbart'sehe Verlagsbncbbandlung (E. Naegele).
18911.
Ueber den microscopischen Bau der Faltenzähne von Eryops megacephalus Cope.
Mit 15 Abbildungen.
Inauguraldissertation
zur Erlallgullg der Doctonviirde
der hohen philosophischen Facultät der Friedrich·Alexanders·Universität
Erlangen
vorgelegt von
Ludwig' Stickler, Zahuarzt aus München.
Tag der mündlichen Prüfung: 30. November 1898.
S tut t gar t.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung' (E. i{ aegele).
1899.
Druek yon Carl Hammer in Stuttgart.
Ueber den mieroseopisehen Bau der Faltenzähne von Eryops megaeephalus Cape
von
L. Stickler.
Mit 15 Abbildungen.
Bereits R. OWEN hat in seiner Odontography (London 1840-45) den eigenthümlichen mäandrisch gewundenen Faltenbau der Zähne von Labyrinthodon und Mastodonsaurus, zweier zur Ordnung der Stegocephalen gehörigen Amphibien eingehend dargestellt. In neuerer Zeit hat EBERHARD FRAAS 1
verschiedene Irrthümer OWEN'S berichtigt und insbesondere die Anwesenheit von ächtem Schmelz bei Mastodonsaurus nachgewiesen. Eine sehr ausführliche Arbeit von H. CREDNER 2 beschäftigt sich in nahezu erschöpfender Weise mit dem histologischen Baue der einfacheren Faltenzähne des permischen Stegocephalen Sclerocephalus. In dieser Abhandlung gelangt CREDNER zu dem Schlusse, dass die Faltenzähne durch Verschmelzung vieler kleiner Kegelzähne entstehen.
Gegen diese Deutung haben sich sowohl JAEKEL (Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu BerIin 1894) als auch RösE s, der bisherige eifrigste Verfechter der Verwachsungstheorie, ausgesprochen. RösE nimmt an, dass das Bildungsmaterial vieler kleiner Kegelzähne aufgebraucht wurde, um einen grossen Faltenzahn zu bilden. Von einer wirklichen Verwachsung einzelner Zahnindividuen könne dagegen keine R.ede sein.
In der Bezeichnungsweise der verschiedenen Varietäten von bindegewebigen Hartgebilden, welche bei den Wirbelthieren vorkommen, hat sich bis heute noch keine volle Uebereinstimmung herstellen lassen. Während bei den höheren Vertebraten Zahnbein und Knochen sich scharf von einander unterscheiden lassen, finden sich bei den tieferstehenden alle mögliche Uebergangsformen.
OWEN hat zuerst nach grob histologischen Merkmalen an trockenen Zahnschliffen Vitrodentin, Osteodentin, Vasodentin und Plicidentin unterschieden. Letztere Abart ist den meisten Stegocephalenzähnen eigen. Der Name "Plicidentin" besagt weiter nichts, als dass der Zahn radiärfaltig gebaut ist.
1 EBERHARD FRAAS, Die Labyrinthodonten der schwäbischen Trias (Palaeonthographica Bd. 36. 1889. Taf. XVIII). 2 H. CREDNER, Zur Histologie der Faltenzähne palaeozoischer Stegocephalen, Abh. d. K. S. Ges. d. Wissen
schaften. Leipzig 1873. S C. RÖSE, Das Zahnsystem der Wirbelthiere. (Anatomische Hefte von MERKEr. & BONNET, 1895).
Ueller die histogenetische Entlltehung der Faltenzülme, Ja selbst über die Auffas~ung der ein
zelnen Gewebshe~tan(ltheile, gehen die bisherigen Ansichten weit auseinander. Nach OWEN überzieht
eine dünne Schicht von kniichernem Cement die Aussenseite der Labyrinthodontenzähne. Indem Dupli
caturell lUeses Cementes ins Innere des sieh ellt\Yickelnden Zahnes eindringen, entsteht, nach diesem
Forscher, der radiärfaltige Bau rles Zahnbeines.
In ähnlicher Weise sprechen sich L. V. "\l\IilION t, E. FRAAs und H. CREDNER aus. A. FRITSCH 2
spricht der stl'llcturlo~en Aussenschicht und der l\Iittelschicht der Falten sogar eine schmelzähllliche
Stl'llctur zu. Dahingegen haben schon ElIIBLETON 8.' ATTHEY 3 diese Gewebsbestandtheile sehr richti~'
als s tru cf ur los es Zahnbein !:iedeutet. In gleichem Sinne spricht sich CH. TOMES4 aus, welcher rlar
legt, dass Cementgewehe niemals unter dem Schmelze, sondern stets übel' demselben liegt. Dem gegen
über heUt CREDNER hervor, dass "Cement und Dentin der Faltenzähne nichts sind als durch L eber
gänge und Yerflüssungen verbundene Differenzierungen eines entodermalen (?) Knochengewebes und
(lesshalb die Stellung diese:> Cementes zum epithelialen Schmelz die gleiche ist, wie fliejenige des
Dentins".
)'Ian sieht, es fehlte llisller vor allem an einer durchgreifen(len scharfen Definition für die
mesodermalen Hal'tge bilde.
Es ist nun das Yerdienst ftiisE's 5, solche scharfe Detinitionen für die einzelnen Abarten der
Zahn- und Knochengewebe gegeben zu haben.
RÖSE unterscheidet:
1. Aechtes Zahnbein - Dentin oder Orthodentin. Hartgewebe mit glatter Ouerfläche, wekhes von der Innenwand einer E p i t hel sc he i d e aus
einseitig nach der :Mitte der einheitlichen Zahnpu1va hin \yäcIlst.
a) Höhrchenzahnbein = Korlllales Dentin. Es enthält die bekannten Zahnbein
kanälchen zur Aufnahme der protoplasmatischen Zahnfasern (Zellenausläufer der Zahn
beinbildner Oller Odontohlasten).
b) Röhrchenfreies Zahnbein = Yitroc1entin. Es enthält keine pl'otoplasmatischen Ein
schlüsse und ist, abgesehen von der Grundmasse der leimgebenden Fibrillen, structurlos.
c) Gei'ässzahllbein Yasorlentin. Es enthält ein Xetz~yerk von Blutgefässcapillaren
und kann im ülJrigen bald Zalmbeinkanälchen besitzen, bald röhrchenfrei sein.
II. Bälkchenzahnbein = Trabeculardentin. Hartgewebe, welches ohne Beziehung zur Epithelscheicle in üestalt von einzelnen RUkchen
frei im Bindegewebe dei:) jugendlichen Zahnmarkraumes oder in seiner nächsten Kähe entsteht, und
1 L. Y. AJll>ION, Die llermisclJen Amphillien der Rheinpfalz, München 1 %~.
" A. FRIT'CH, Fauna der Gasl,ohle und der Kalksteine der Permformation \on Böhmen, 1885.
B EJIBLE~'()l( &; ATTHEY, On the skull etc. of Loxomma. Ann. and Mag. of. Nat. HÜit. London 1874.
1 lH. TOUE", Manuel of Dental Anatomy. 3. Auflage. 11:189.
[, nÖ'E, r eber die \ erschieüenen Al,ilnderllngen der Hartge\\ ehe bei niederen ~Wirbeltieren. Anatomischer Anzeiger xrr. Bel. 11'-.'17.
5
welches allseitig wachsen kann. Da5 Ciewebe entllält zalllreiche kur;:e Zahnueinki1nälchen, welche
von pl'otoplasmatischen Zellenausläufel'll fillgf'fiillt sillr1.
IH. Einflussreiches Hartgewebe - Ossteoides Gewebe. Allseitig wachsendes Hart~eweue, welches keine llrotoplmmJatischen Eino,chlüsse enthült und
im U ebrigen hald das ächte Knochengewebe , bal(l (las Trabeculardentin ersetzt. Im letztl-'ren Falle
ist die gleichbedeutenlle Bezeichnung "Yitrotl'aheculal'dentin" znlt\ssi~.
IV. Knochen = Os. Alls e i tig wachRendes Hartgewebe , welche:-. in <1e'3talt yon einzelnen Bälkchen ülJerall im
Bindegewebe der, Körpers entsteht und ,relches :-;eine eigenen BilUungszellen (()steohla~ten) um\\ äch;oo t,
um sie als Ernähl'ungsorgane für das fel'ti!2,'e Gewebe lJeizulJehalten.
V. Knochenzahnbein = Osteodentin. l!ehergangRgcwchc zwischen Knochen einerseits, nentin orler Trahecularclentill andel'er~eits,
enthält zugleich Kno('henze11en und Zahnheinkanälchen mit protoplasmatischen Zellenausläufern.
Unter Cement versteht man ein i1chtes Knochen- oder Knochenzahnbeingewebe, welche;; nach
der Auflösung der Epithelscheide von aus~en hel' dem fertig gebildeten Zahnbeine na c 11 träg li c It auf
gelagert wird. Ist bei festgewachsenen Zähnen Cement vorhanden, so bildet dasselbe die unmittelbare
:Fortsetzung vom Knochenzahnbein des Zahnsockels oder vom Knochengewebe des Kiefers.
Bei thecodonten Zähnen wächst das knochenal'tige Cement hüuti~ durch <las Vi" urzelloch hin
durch in 's Innnere der Pulpahöhle hinein und füllt z. B. bei Ichthyos(fI(}'us-Zülmen in Ge')talt eine')
spongiösen Knochengewelles die ganze untere Hülfte der Pulpahöhle au~.
Der Kame ,.Cement" bezeichnet demnach nicht eine besundere (~ewebsart, sondern nur eine
besondere Ahlagerung VOll Knochen oder Knuchenzahnbein (Ostcoc1cntin) auf llen IJereits fertk ge
bildeten Zahn.
Die Ausdrücke "Plicidentin" und "LabyrinthodentiIl', hült llÖSE für überflü~sig: der faltige
oder mäandrisch gmnmclene Bau kommt nicht im Zahnbein, sondern auch in den übrigen (~ewebs
bestandtheilen der Faltenzühne zum Amdruck. Das sogenannte Plieidentin entsteht in Folge eines
merkwürdigen Ineinandergreifens von Röhrehenzahnbein. Dentin und Trabecularclentin.
Auf Grundlage dieser von RÖSE !2,'egebenen Definitionen, möchte ich nUll yersuchen. auch
meinerseits einen Beitrag zur Lösung diesel' interessanten Frage zu liefern. indem ich in K achful[(enclem
eine Darstellung des histologischen Baues der Faltenzähne von Eryops und Sclcrocepha7l1s, zweier cha
rakteristischer Stegocephalenformen, gebe.
Eryops megaceplwlus COPE yon der UnterordnUllg Te1llilospowlyli Halb- oder Sclmitt,rirbler,
ist der grösste der bis jetzt llekannten Stegocephalen Nordamerikas. ('orE 1 hat aus der Permformation
VOll Texas und K eumexiko zahlreiche Skelctl'este beschrieben. Der dreieckige Schädel des ausgey,"ach
senen Thieres ist ca. 40- 60 cm lang und am hinteren Ende :;U-JG cm ln·eit. Die Kieferknochen
tragen je eine einfache lleihe wechselnd grosser, nach hinten an C;rösse abnehmender Faltenzilhne.
1 COPE, The american ~aturalist, 1""-1.
6
Herr Geheimratb Prof. Dr. v. ZlT'I'EL hat im laufe der letzten Jahre sehr werthvolle Skelet· reste dieses grossen amerikanischen Stegocephalen für die palaeontologisehe Sammlung in München erworbeo,
Herr Geheimrath v. ZITTEL haUe die Güte, mir von diesem Materiale \'ereinzelte Zähne und KieIerbrucbstücke zur histologischen Untersuchung zu überlassen. Die Döthigen Dünnschliffe sind theils von mir selbst, theils von der Firma Voigt & Hocbgesang in Göttingeo hergestellt worden. Die Zeichnungen hat der academisehe Zeichner Hr. C. KRAPP, Münehen, ausgefnhrt. Hr. Dr. C. RösE hatte die Liebenswürdigkeit. mir fUr meinen Aufsatz eine Anzahl von seinen eigenen Originalzeichnungen zu überlassen, welche für seine in Aussicht genommene Odontographie bereits angefertigt waren. Herr Geheimrath Prof. Dr. H. CREDNER und Hr. Dr. EBERHARD F1UAS haben die microscopischen Präparate, welche ihren Arbeiten als Grundlage gedient haben, Hrn. Dr. RÖSE zur Nachprüfung überlassen und haben mir gestattet, die von Hrn. Dr. RÖSE angefertigten Zeichnungen für meine Arbeit benützen zu dürfen. Herr Prof. DI'. LE:SK liess mir bei meiner Arbeit seine gütige Unterstützung in liebenswürdig· ster Weise zu Theil werden.
Allen diesen genannten Herren spreche ich hiermit meinen allerverbindlichsten Dank aus.
Die Faltenzähne der Stegocephalen scheinen sämmtlich nacb einem und demselben Bauplane gebildet zu sein. Es handelt sich um grössere oder kleinere kegelförmige Zäbne, die an der Spitze glatt und mit ächtem Schmelze überzogen, an der Basis dagegen mehr oder weniger deutlich ge· rippt sind.
Yittelgrosser Kieferzahn von Eryops megacephalU8. Abbildung 1. In natürlicher GrÖsse. Abgebrochener Zahn , links noch iD Verbindung mit einem
ausgebrochenen Stücke des Kieferknochens. A. Seitenansicht. B. Aussenfläche.
Abbildung 1 zeigt zwei vom Kieferknochen abgebrochene mitteIgrosse Kieferzähne des Eryops in natürlicher Grösse. Die leicht gebogenen Zahnkegel haben an der Spitze eine scharfkantige zwei-
13.
schneidige Dolchform , an der Basis dagegen eine nahezu kreisrunde. Die obere Hälfte der Zahnkegel ist vollkommen spiegelglatt und glä.nzend. In der untern Zahnhiilfte treten entsprechend dem innern Faltenbo.u äusserlich Längsfurchen und dazwischen liegende Längsrippen auf. Der Schmelzüberzug beschränkt sich bei den kleineren Zähnen auf die glatte Spitze des Zabnkegels, bei grösseren Zähnen überzieht der Schmelz auch zum Theil den gerippten Thei! der Zahnbasis. Diese Schmelzkappe ist an der Spitze am stärksten und verjüngt 'sich gegen die Basis, bis der Schmelz ganz verschwindet. Ab und zu weisen die Faltenzähne eine oder
mehrere Ringfurchen auf (Abbildung 1 B), welche durch Wachsthumshemmungen während der Zahn· entwicklung entstanden sind.
Die Zähnchen der kleineren Stegocephalenformen aus der Permformatioll von Niederhässlich und Nynm haben in ihrer grösseren Mehrzahl eine einfache Pulpahöhle obne jede Andeutung einer Fältelung. Diese einfachen Kcgelzähnchen gleichen vollständig denjenigen einzelner unserer recenten Amphibien.
Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, dass die fischähnlichen Vorfahren der Stegocephalen sämmtlich solche einfache Kegelzähne besassen.
7
Der Faltenbau dürfte eine Folge der Urössenzunahme der eiuzelnen Zähne sein. Bei h'ryops lässt es sich direkt nachweisen, dass Jie grösseren Kieferzähne viel comvlicirter gebaut sind, als die
kleineren aus demselben Kiefer desselben Thieres. Die gleiche DeoLachtung hat K F1LL~S bei JJIa"fo
donsauru8 gemacht. A ueh hier sind die kleineren Gaulflcnzähne viel einfacher gebaut wie die gros::;en Fangzähne.
Vergleicht man Zahnquerschnitte von Stegocpphalen verschiedenen geologischen Alters, so
ergiebt sich die fernere Thatsache, dass l,ei gleicher Grösse der Zähnc die jüno;eren Stego
cephalen aus der Trias eine cOlllplicirtere Structur besitzen, wie die ülteren Formen aus dem Perm.
Die ursprünglichen einfachen Kegelzähnchen der Ste~ocephalen kommen auf den Gaumenknochen
von Eryops ebenfalls vor, konnten aber von mir nicht untersucht ,,'erden. Dagegen hat ('REDNEn die~e
1-1 1 2 mm langen Zähnchen auf dem Vom er und Pter.rgoid des grÖBsten Stegocephalen aus dem
Rothliegenden von Niederhässlich, SclerocPjJ!trtlus, beschrieben und abgebildet. In Ahbildull~' :2-5 ist
die Structur diesel' kleinen Gaumenzähnchen llach einem jetzt in HÖ~E'S Besitz befindlichen Präparate CREDNEn's ,,'iedergegehen worden.
Abbildung 2: Sc7crocephalus labyrillthicus: Liingsschliff durch die Spitze eines Gaumenzähnchens. S. = Schmelz, VD. = Vitrotlentin, D;', Zahnbeinrührchcn. Yergrösserun~' :j"JI).
Abbildung 2 stellt die oberste Spitze eines soldlCll Zühnchens bei sehr starker \ergri'lsserung
dar. In der l\Iitte steigen die starken. mit zahlreichen "eitlichen Verbindungsästchen versehenen Zahn
beinröhrchen senkrecht in die Höhe, biegen nahe ihrem Ende um und verzweigen sich besenreisähnlich
in feinste Ausläufer. Die Endausläufer der Zahnbeinröhrchen erreichen die Oberfläche des Zahnes nicht.
Diese Oberfläche wird von einer dünnen Lage structurlosen Yitrodentins gebil<let. Die äus"erste Spitze
des Zahnes ist ausserdem von einer dünnen Schmelzkappe hedeckt. Der Schmelz ist vollkommen
structurlos, ausgesprochen doppelhrecheud unü gleicht yolbtändig der dünnen Scltmelzschicht auf der
Spitze der recentcn Amphibienzähne.
Ab bj I d n n g B: Sclcrocephall(s labyrinthic/{s; (Ju erschliff durch die Basis eines (;allmenz~1l1llchens. P. = Pulpahöhle, D/", - Dentinröhrchen, DI'.1 - Enc1ausläufer der Dentinröhrcben, I. Interglobularriiume, T'n. =
Vitroc1entin, Co. = Contnrlinien. Yelgrössel'ung _ 80.
Abbildung 3 steIlt cülen (~llersch1iff durch die Basis eines (Taumenülmchens dar. Yon der
einfachen runden Pulpahöhle P strahlen kurze Dentinröhrchen in den (lünnen Dentinmantel aus, dessen
ällsserste Schicht "'iederum aus Yitrodentin besteht. Schmelz ist hier llicht vorhanden. Im lebenden
Zustande war das Vitrodentin, nach HüsE, von einer dünnen unverkalkten Schmelz-Cuticula bedeckt,
welche beim Fossilisationsprozess verloren ging.
Die Dentinröhrchen zeigen einen "ehr primitiyen Habitus, sie sind sehr kurz und haben ein
sparriges Aussehen. Wirkliche gabelförmige Yerästelnng kommt selten vor, da!2;egen sieht man zahl
reiche quere Yerhindungsästcben. Yon besonderem Interesse ist das Vorkommen von sogenannten In te r
gl 0 bularr ä um en 1. Dieselben sehen hei ohertlächliclter Betrachtung elen Knochenkürperchen sehr
ähnlich. CUEDXER ist thatsächlich geneigt, beiderlei Bildungen zu identiflziren und Ilemnach das
Gewebe der Abbildung 3 als Osteodentin zn bezeichnen. Diese Ansicht dürfte sich jelloc 11 nicht aufrecht
erhalten lassen. RÖSE hat in verschieden en Arbeiten das ,\Yesen der fraglichen Bildungen eingehend
erörtert. Alle Knochen- und Zahnbeingewebe werden von einem Filzwerke leimg'ebender Fihrillen durch-
8
zogen. Die Zahnbein UlHl Knochen bilden(len Binde:,;ewehszellen scheillen zuerst jeweilig eine dünne
~dticht unverkalkter (~l'llndsubstallz aus, den sogellallten Zahnbeinknol'pel und Knochenknol'pel. Dieses
eebergangsgewebe besteht lpdi:.,\lich aus einem dkhten Filzwerke rOll leimgehenden Fibrillen. Indem
f..ith Kalksalze zwischen den Fibrillen niederl'chlagen, entsteht das verkalkte Zahnbein und der ver
kallite Knochen. Für die Zwecke des ~tofi\yech'leh:l werden bei dickerer Ablagerung der bindegewebigen
Hartgebilde neste der ursprünglichen unverkalkten Gl'undsubi',tanz ausgespart. Dieselben finden sich
zunächst als NEUl\UNN'sche Scheiden in der UmgelJUng' der protoplasmatischen Zahnfasern und als YIRCHow'sche Knochenkal'seln in der Cmgebung der Knocheniellen. Ferner sind die zahlreichen quer
laufenden Yerbindungsästchen der Zahnbeinröhrchen, sowie die Pl'imitivröhrchen des Knochens lediglich
dem StoffwechRel dienende Aussparungen der unvedmlkten Gl'llndsubstanz.
In Folge von Erniihrung'sstörungen während der Entwicklung können nun auch grössere Hohl
rüume im Zahnbeine sowohl wie im Knochen unverkalkt bleiben. Es hind dies die sogenannten Interglobularräume, ul1l'egelmüssige von zackigen Linien begrenzte Massen, die im Dentin gewöhnlich mit
lIen :NEUl\lANN-Scheirlen in unmittellJarer Verbindung stehen, welche aber auch im röhrchenfreien Vitrorlentine vorkommen können. Die vun ihren NEUi\IANN'Schen Scheiden umgebenen protoplasmatischen
Zahnfasern laufen im lebenden Zahnbeine häufig unverändert durch die Interglobularräume hindurch
und setzen sich jenseits uersell)en geradlinig weiter fort. Liegen die Interglobularrilmue dagegen nahe der Oherfläche des Zahnbeine8, :;0 endigen die letzten Ausläufer der protoplasmatischen Zahnfasern
meistens innerhalb der Interglobularräume. Nitht ReIten finden sich ganz kleine Interglobularräume, (lie nur mehr oder weniger unregelllüissig-e lokale Verdickungen der NEUl\IANN'Schen Scheiden darstellen.
Bei fossilen Zilhnen sind nicht allein die Einschlüsse von Zellen und protoplasma tischen Zellen
ausHiufern, sondern auch alle UelJerreste der unverkalkten leimgebenden Knochen- und Zahnbeingrundsubi',tanz zerstört. Die Dentinröhrchen uer fORRilen Zülme entsprechen dann nicht lIen von der lJroto
plasmatischen Zahnfaser durchzogenen Zahnbeinkanülchen des lebenden Zahnbeins, f;ondern sie sind viel ditker und entRprechen dem iiusseren Umfange der NEul\IANN'schen Scheiden. Bei fossilen Zähnen stellen danun die Interglobularräume im Bereiche ues Röhrchendentins thatsächlich nur unregelmässige
Ausbuchtungen der Dentinröhrchen dar. Dieser Umstand hat CREDNER, welcher nÜSE'S Abhandlung
noch nicht kannte, irrigerweise veranlasst, ~charf zwischen den ächten Interglobularräumen des röhrchen
freien Dentins und den sogenannten "Dentinhöhlen" ues Röhrchendentins zu unterscheiden. That
sächlich sind CREDNER'S .,Dentinhiihlen'· ächte Interglobularriiume 1.
Ebenso "'ie von den XEUlu:rm'schen Scheiden gehen auch von den Interglobularrüumen quere
Verbindun~siistchen kalldreier lirundsubstanz aus (siehe RÖSE t'..: GYSI, ~ammlung von :Microphoto
g-raphien zur Veranschauliclnmg der microscopischell Structur der Zähne des ~lellschen). Lie~'en nun
die InterglolJUlarl'üume so nahe der Oberfläche, dass sich nur ganz kurze EndauRläufer der Dentin
röhrchen durch die Räume hindurch nach der Ijahnl)einoberfliiche hin fortsetzen, so sehen die Inter
globularräume fossiler Zähne den Hohlräumen der Knochenkörperchen einigel'lnassen ähnlich. (Ab
bildung- 3.) Sind, wie bei CREDNER 's Präparaten, alle Hohlräume bis in ihre feinsten Verzweigungen von
Brauneisenstein erfüllt, so wird derjenige, welcher viel Uebung im microscopischen Untersuchen von
Zähnen hat, dennoch in den meisten Fällen InterglolJUlarrüume von ächten Knochenkörperchen unter-
1 Nach persönlicher :\littheilung des Hrn. Dr. Rii~E hat ein schriftlicher Gedankenaustausch zwischen ihm und 11m. Ileheimrath CRED:-IER stattgefunden, in de,sen Verlauf Hr. Ueheimrath CRED~ER die Richtigkeit der RÖ~E'schen Ansrhauung anerkannte,
9
scheiden können. So hat RösB gleich zahlreiche Hohlr~iume ab lntergluuularl'ümne erkannt, welche
C'nEDxER als Knochenkörperehen deutete.
Ab bild u n g J: EJ'Yops megaccphnl1l8; Liings~c hlitt (lurch Ilie SlJitze eine:> Eiet'erzahncs.
p. l'nl!Jahöhle, S'. - Schmelt; J7i. = Yitl'oclentin, ('n. = Conturliniell. Ver(!]"i',ertLn~' = :!,J,
Bei Betrachtung des Baues der I\iefel'zühne von h'ryops el'gieüt ein Uillge,schlitf durch die
Spitze ganz da~selbe Bild wie ein Längsschlilf durch die 8lJitze irgend eines einfachen ~aurierzalllls.
Von einer einfachen Pulpahöhle P. strahlen parallele Zahnbeinrührchen aus und verlaufen nahezu bis
an die Peripherie des Zahnheines, wo sie sich in zahlreiche feine Aeste gaheln. Die iiusserste Schicht
des Zahnbeins besteht wiedelulll aus Yitrodentin. Darüber liegt eine dünne Schicht ächten dOlJ]Jelt
brechenden Schmelzes. ('REDNER konnte beim tldnnelze von 8rlrJ'f)C('jJ7wlul> nur einige zarte parallele
Schichtungsstreifen, aber keine prismatische Stmctur finden. Bei AnweIHlung von stärkeren Yergrösse
rungen lassen sich jedoch im polarisirten Lichte bei Srleroce.]llwllls hie und da vereinzelte All cl e u
tun gen von Prismenstrudur des Schmelzes deutlich nachweisen. Bei J'.;ryops ist diese Prismenstructur
schon viel auffälliger. Besonders beim UelJergauge VOll positiver in negative DoppeltlJl'eclmng leuchten
an gewissen Stellen die prismatischen Abschnitte des dünnen :-;chmelzbeleges abwechselnd ill verschie
denen Farben auf. Trotzdem wäre es zu \yeit gegangen. Lei Eryops von scharf aUi!:egrenzten Schmelz
prismen ZIl reden. Dagegen sind bei den triasischen LalJ:\Tinthodonten die eillZeln kurzen Schmelz
prismen :-.chon Lei gewöhnlichem durchfallendem Lichte und bei mittelstarken Y crgrüsserullgen deutlich
abgegrenzt sichtbar.
In der Kähe des Pulparaumes besonders fillflen sich dütenfürmig übereinander zahlreiche An
wachsstreifen oder Conturlinien. ~\.n den peripherischen Lagen cle" Dentins hind (lie~e "\.nwachsstreifen
seltener. Im Gegensatze zu Sclr),()cppf,alils sind bei Enj()]ls die Interglobularl'äume nicht l'egelnübsig
unfl nicht in so grossen ~Iassen vorhanden.
Ab b il dun g j: Rryops me.qacephalus; LällW,schlitf durch einen Kieferzalm. Ein Stück Zahnbein nahe
der unteren Sclnnelzgrelw' lHci starker Yergrösl'erunQ·. S. = Sdllllelz, Fji, = Vitrodelltin, I. = InterglobubrrüullJe, F. - 'Virklkhe (,abelnnrren (leI' DentinkJ.ncdchen,
lJ,'. üentinröhrchen, V. = (~uere Vcrbindnngsiistchen tler ::\'Eu,rA)lK'Schen ::'clteiclPll. Yergrüsscrung = 2,jO.
Abbildung 5 zeigt an einem Längsschliffe nahe an der unteren Schlllelzgrenze die Interglobular
räume I. als geschlossene Schicht (licht unter üem Yitl'odentine VD. Die Endausläufer der Dentin
röhrchen endigen entweder im lnnern der Interglobnlarriiume oder setzen sich al:-; feine Spitzchen noch
eine Strecke weit über die Räume hinau~ in's Vitrodentin fort. Im CTegensatze zu den zahlreichen
queren Verbindungsästchen der Dentinröhrchen finden sich wirkliche gabelförmige Yerästelungen, welche
von dem Zusammenwachsen zweier protoplaslllatischer Zellenausläufer herrühren rlürften, ziemlieh selten
und erst nahe der Oberfläche, kurz vor Beginn (leI' InterglolmlarräUlIle (Abbildung ;) F).
Abbildung ß: Eryops me(Jacephallls, Querschlitf durch das obere Dl'itttheil eille~
!.(rossell 1\ ieferzahn es. P. I'ulpallöhle, S. _ ~chmelz, rD, Yitroclentin, Co. - Contllrlinien. Vergl'ös5erun:;r _ :J.~.
Ein (Juerschliff durch das obere Dritttheil eines gro"sen Kieferzahnes von E/'yops zeil-!;t immer
noch eine einfache Pulpahöhle Po, von der ra(lial die langen Dentinkanälchen nach allen Seiten hin 2
11)
ausstrahlen. Von besonderem Interes~e sind die zahlreiehen Schichtungsstreifen (Conturlinien), die in eoneentrischen llingen das ganze Dentin durchziehen.
Durch Yergleich der .\bhildunqen ~ und (i lässt f-ijrh das Wesen dieser Conturlinien leicht
feststellen. Es handelt sich um wirkliche Schichtungs- oder Anwachsstreifen, yergleichhar den Jahres
rin~'en der Bäume. Da'> WachstllUlll des Zahnbeins erleidet durch jede allgemeine Ernährungsstürung
ebenfalls gewif,se Störungen. Es werden <lie Kalksalze in geringer Masse abgelagert. In Folge dessen
überwiegt in dieRen ZOllen der Wachsthull1shemmung die Menge der leimgehenden organischen Massen.
Auf diese Weise kommen hellere nnd dunklere Streifen abwechselnd zur Er&cheinung. Sinil die Wachs
tlnnnshemmungen hoclJ!),'radiger. dann finden Rich im Yerlaufe der Conturlinien grü};sere und kleinere
Interglohularrilume eingelagert. Rehr gut ist diese Erscheinung an einem Querschliffe l'UEDNER 's von
einem Sclcrocrphalus-Zahllc zu sehen (>\hhildung 7).
Abbildung ,: Sc7eroreplwlus louyrinfhicus; Querschlitf durch daE> obere Dritttheil eines grossen
Fangzahnes. Peripheri~cher Yerlauf der Dentinrührchen Dr. bei starker Yergrüs ~erung. ])1".1 _ Endverzweigunp: der Dentinröhrchen, T"D. = Yitro<1entin, S. Schmelz, Co. - (ontllrlinien, ('0.1 Contur-
linien mit IntergloLuIarräumen, ('U.2 C on(llllinien mit llla~senhaften gröss eren InterglohularriiUlnen. Yergrüs~erung = 250 .
. \ lJbildunq '-I: Eryops lIIegrtceplwlus; ein Theil des Querschlifl:"eE> der Fig. 6 hei starker Yergrösserung.
P. _ Rand der l'lllpahühle. Dr. Dentillriihn:hen, r. = Quere VerLindungsästchen der NEuMANx'schen ~cheiden.
Co. = Normaler i:'chichtun..!sstreifen ((onturlinie), Co. 1 = bchichtungsstreifen mit kleinen Illterglobularräumen uud ~lJiraliger Wiudung der Dentillrührchen. Yergrösserung 250.
Bei meinen Schliffen von ErJj()p.~ kommen in der Spitze der Zähne solche Conturlinien mit
Illterglobularriiumen üusserst f>piirlich \'ur. Abl)ildung '-I giebt hei starker Yergl'össerung ein Theil
f>tück des Schliffes der .\.bbildllng () wieder. In den stark ausgeprägten Conturlinien Co. 1 finden sich
spärlich kleine Illterglohlllarräullle eingestreut. Ferner aber machen Rämmtliche Dentinröhrchen im Bereiche der Conturlinien spiralfönnige "Tindungen. Dadurch kommt eine besondere Form von Contnr
linien zu Stande, welche KOLL:'tIANN 1 eingehend beschrieben hat. Dieser Autor nahm allerdings an,
dass die Entstehung sämmtlicher Cunturliniell auf derartige Biegungen, Knickungen und Windungen zurückzuführen seien. Dage~en hahen LEIDIG 2 und HERT'\\'IG~ bei Schlang'en und Haifischen das Yor
kummen von Rchichtungsbtreifen nach!!,ewiesen, die unahhängig vom Yerlaufe der Delltinkanälchen
entstanden sind. RÜSE führte den Beweis. dabs die (!'e nannten Schichtungsstreifen, welche u. a. auch
bei den Stegocephalenzähnen in so ausgeprägter Weii'e vorkommen, auf stiirkerer Anhäufung von
Grundmasse heruhen.
Abbildung !I: Eryops ?J/('[Jaceplw7us; (Juerschliff durch die obere Hälfte eines grossen Kieferzalmes, dicht unterhalb des BeginlleR der Faltenhildung.
s = ~chlllelz, T"D. = Yitrouelltin, T"n.l Yitroosteouentin, P. = Zipfel der zerschlitzten Pulpahöhle, Cf>. Conturlinien. Vergrö~serung = 75.
Abbildung 9 zeigt den Anfang der Faltellhildung eines grossen Kieferzahnes von Eryops. Der betreffende Schnitt ist cle~~halb interessant, weil noch eine dünne Schmelzschicht S. das in Ein-
1 KOLL)IA!'X, Zeitschrift für wü"enschaftliche Zoologie. Bd. ::!3, Heft ö. " L"CIIJI<.., Die Zähne einheimischer ~rhlalHl:en eie. Archiv f. micro~c. Anat. Ba. 9. 3 O. HERT\\"IG, ('eber Bau und Entwicklung der Placoid~chuppen und der Zähne der Selachier. H174, Jenaische
Zeitschrift f. Katl1l wissenseh. Dtl. ".
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faltUllg begriffene Zahnbein überzieht. Cnter dem Schmelze liegt eint' sclmüche Yitrudentinsehicllt VlJ. Von ihr aus laufen coulissenartig >':ltreifen einer hyalinen Hartsuustallz VD.l ill'" nühl'endentin hinein, welche nach ]lÜSE als Vitrotrabeculanlentin bezeichnet werrlen müssen.
Apriori waren für die Entstehung der FaItenbildung z:wei :.\Iiiglichkeiten ge~ehl:n. Nach (ler einen ist währen(l der Zahnentwicklllng die Evithelscheille in FuulI von faltenarti:";8n Duvlicaturen in's Innere der Pulpahöhle hineingewachsen. In diest'll! Falle wenl"n siclt Ilach,\.uflü'UIl~ (11'1' Evitltelscheide dünne Celllentlagen im Centrum der Falten ab~elagert 11;(1)(:11. Die>.;e .\n .ler Faltenllilc1ullg nndet sich bei den Faltenzähnen mancher Crossopterygier, in gerin~elll Urade z. B. bei ('ri ('odul!, in hohem Grade bei JJlegalicldys.
Die andere Möglichkeit (1er Faltenhilcllll1g 1 esteht darin, c18ss die El'itlH'lscheide sich nur in ganz geringem }Iasse einstülpt. Frei im Bindegewebe (1 er Pn11Ja entstehen darm aller structurlose Bänder VOll Vitrotraueclllardentin, welche sich einerseits an (lie üItt'sfe Ab:"cheidung des üchtCll Dentins, an's Vitl'odentil1 anlehnen, allflererseits frei im l'lllparaume el1di;2;en. \'on dieben Vitrotulbeculardentinbändern aus llehmen die seitlichen Dentinrühren der einzelnen FächerRysteme ihren Crsprullg. Letztgenannte Art der Faltenbilclung nnLlet sidl vorzugsweise bei elen Ziilmen der Stpf;"ocephaltll.
CREDNEE His~t zwar an beinen .\.bbildullgen von Sclel'occph(f7!IS die iiussere Cementumhiilhmg des Zahnes direkt ill die }littcl~chicht der FaltelllJildnng- eindrillgl:'Tl \lnd ülJergchcn. Indessen li:is~t
sielt bei geeigneter Abblendung auch an CREDN:Elt'S Pl'ävaraten überall und so auell an der Einfaltungsstelle eine scharfe Grenze zwischen der äussel':-oten Dentin~chicht, dem Yitrudentin, und dem lIaehträglich aufgelagerten Cemente nachweisen. Bei Hr'!}ops ist diese ~charfe (~renze in fa~t allen ::lcltlitfen deutlich erkennbar. Nur an der untersten Basis des Zahnes, wo (lie Ellitltelscheide ihre forlllgebemle Thiiti,:;keit eillgestellt hattt:, ver"chwindd die Grenze zwi:,chen dem ÜU::3seren aufgelagertcn Ce meute und dem innen gebildeten Osteodentine bezüglich Trabecul:mlentine.
CREmnm hat hei Sc7erocep7wllls sehr ~chün darg'estellt, wie durch aEm~ihliche Yerlängerung' und wunnförmige Schlängelung der Zahnbcinfalten der lleriphere Tl1eil (ler Pulpahöhle in taschenförmige Zivfel zerlegt wird. Von ,c;rossem Illtere~se j~t der eigemlltige Yerlauf der Conturlinien, an dellen sich das allnüihliche DickenwachstllUm lIes gefalteten ZrLllllbeins sehr deutlich verfolgen Ll~c;t.
Ganz die gleichen Bilder wie sie Cm:DNER giebt, zl'j[2;en gewisse (Nerschnitte von Eryops-Zühnen. nur sind hier die Interglobulanäume an der (irenze von Yitrodentin und Röhrchendentin nicht su mas<;enhaft gebildet.
.\. b)) i 1 d \l TI g 10: Er?J(Jps llicfj(lcpphalus; (JUf'rSrhllitt durch elllen kleineren Kiefel'zahn in (ler unteren I.ahnhälfte.
P. _ Pulpa, C. Cement, T'D. - Yitrndelltin, VD.l YitroosteodentillbJnd. vergrössernng 2.).
Abbildung 10 giebt das Gesammtbild eines Querschnittes durch einen kleineren Kieferzahn VOll Eryops. Obgleich der Schliff aus rIer unteren Zahnhälfte stammt. ist clennot:h die faltenbildung Ilur gel'inggradig ausgeprägt. Von Interesse ist die ungleiche Uinge der einzellIen VitrotrabeClI18rdentinbänder. Schmelz ist nicht vorhanden, dagegen eine vcrhältnissmässig starke Cementschicht. welche sich scharf vom Vitrodcntin aJJgrenzt.
Abbildung 11: Eryops mefjrtcephltlus; (luerst:hnitt durch einen J11ittelgrossen Kieferzalm. P. - Pulpazipfel, C. - Cement, YD. vitroL1cntin, VD.l Vitrotra lJeculardentin.
vergrös,~run~ = 50.
In Abbildung 11 ist die ungleiche Uinge der Vitroosteodentinhiinder no(~h schihfer ausgeprügt.
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Wiihrend einzelne dieser Blinder bereits wurmfürmig gekrümmt sind und innerhalb langer Zahnbeinzipfel liegen, :;iml andere Blinder sehr kurz und bilden entweder gar keinen oder nur einen ganz kurz abgestutzten Zapfen. Auf diese "r ei:;;e entstehen die eigenthümlichen Doppelsysteme von Zahn beinrölJrchen, welche in einen gemeinsamen Pulpazipfel ausmünden. Auch die Entstehung der .,Secunclärftichel'systeme" yon Dentil1l'iihrchelL wie sie ('REDNER hei Srlf'l'ocepl,alus br"scl!reibL zeigt die Abbildung ] 1 von EI'!Jojl., sehr deutlich.
Abbildung 1:2: E1'Y0]i8 mc.lJac~J!"allls; Querschnitt durch die Basis eines kleineren Kieferzalmef>.
P. }'u]l'a, Pli. kürzPl'e l'licitlcntinfalten, PD. 1 Jüngere Plicidentinfaltcn, welche n8 rll aussen ohne scharfe (:,.renze in (1; ~ ulllgehontle ()<;teoc1entin GD. ühergehen. 1l. = Kieferknochen, T'D. - Vitrotlentill,
YD.l Vitl'otrabent1anlentin der Falten. Ver((rii%cnlng [c,.
Abbilrlung U stellt einen (~uel'''cltliff UUl'dl die unterste Ba~is eines kleineren Kieferzahnes VOll
~R}'yops dar. Hier hat man eim~n ganz ähnlichen Grad VOll Faltenbildung vor sich, wie ihn CJ1].;D~ER VOll der Ba~is ller grossen Brlerocl'plur7lts-Zhlme giebt. Lange dünne, nur wenig geschlängelte Falten wachsen von aUeu Seiten in elen l'ulparaum P. hinein. Der Schliff ist links in einem höheren }\'iYeau gelegen, als rechts. InF'olge uessen haben die linksseitigen Dentinrühl'chen-Systemc noch ihre deutlic:hc Grenzschicht von Vitroflentin. TIechts dagegen geht das Zahnbein der Falten ununterhrochen in das umgebellue Osteouentin OD. und ,veitcrhin in elen ächten Kieferknochen K. über. Einzelne Falten sind auf dem Schnitte durch das Eindringen von Blutg'etiiss1;:anälell vollstündig isolil't.
Ab bil du n g 1.';: E')'yops ?w'!/aCl:plta7ug: Lüngs:;chliff durch die Basis eines Kieferzahnes in Verbindung mit den Knochen.
P. Pnlpa, OD. = O'teodelllim. welchem die Zalllll><"i, aufsitzt. I1.
Das (ement ('. ist eine clirel,te F'ort~etzl\ng des ~pongi,jSell Ostcoc1entingnl'ehes. auf
L'Il11elL'r 2c,chichteter Kieferknochen, PD. Pliridentinfalten, tlteil' lüng', theils sc llief Q etl'offen. T'D - Yitrodentin.
Yergrii'scrung - ]0.
Ein \'öllig klares Bild übel' den Zusammenhang der Faltenzähne mit dem Kieferknochen lässt sich erst (lurch einen Längsschlifi' gewinnen. In AlJhihhmg 13 ist ein solcher bei sc1l'IYacher \'e1'grösserung dargestellt. Die äussere lamellar geschichtete Rinde des Kieferknochens K. llmschliesst. ein N etz~\'el'l;: spongiiisen I';:nochcns und Osteodentins on. Das Cemeut C. bildet die unmittelbare Fortsetzung dieses ;-;pongiö:;en (},teodentingewebes. Die theils längs, theils schief durchschnittenen Plicidentillfalten PD. grenzen sich gegen das Cement hin durch eille dünne Schicht structurIosen Yitrodentins scharf ab. Heide Gewebe gehen dann unmittelbar ineinander über.
\Yältl'end Llie kleineren I\ieferzälme ,"on E1'YI)ZJS nic:ht complicirtel' gebaut sind "'ie die grussen Zähne VOll Sc7c}'oceplwl1ts. geben (lie gTlisseren Kieferzähne und die gro:;;sen Fangzähne VOll Eryops ein viel complicil'tel'es Bild des Faltenbane:;, welcher unmittelbar zu der LabYl'inthstl'uctur der triasischen Labyrinthodonten überleitet.
Ab bi I cl u n g l±: EryojJs meg((U!p7w!us; Theil eines Querschliffes durch die Dasis eines grossen Kieferzahnes.
P. Pull'azipfel, C. <. cment, rD. = Yitl'odentin, T'D.l \'itrotrabeClllarclentinbänder der Falten. Yergrüsserl1tlg = öii.
In Allbildul1Q' 1.J sind die Yitrotrn becularrlelltinbänclel' r"D.l vielfach gefaltet und geknickt. Zwischen Falten mit nOllllal ab~erundeten Enden finden sich solche, welche abgestutzt I'ind oder keil-
förmig auslaufen. An manchen Stellen kommen die Aussenwänue der einzelnen Falten in nahe
Berührung; dadurch kommen flaschenhalsförmige Verengungen der einzelnen Pulpazipfel zu Rtanrle, welche mit rundlichen oder länglichen Ausbuchtungen dieser Zipfel ah\Yech:;,eln.
Abbildung 15: Eryops megaceplwlus; Theil eines Querschliffes durch 11ie Basi~ von einem
grossen Kieferzalme.
P. = Pulpazipfel, P.l = Pulpazipfel blindsackartig abgeschnürt. VD. Yitrodentin, T'D. 1 YitrotralJecnlanleutinuanl1. C. = Cement, G. = Gefässkanäle im L1ln~~- und Querschnitt. Yerp;rÖbserung = :;5.
In Abbildung 1:1 sind zwei Dentinfalten an ihren inneren Enden miteinander verwach'len. Dadurch kommt in der Höhe des Schliffes eine völlige Abschnürung des peripheren Pulpazipfels zu Stande, welche sich. körperlich gedacht, als blindsackförmige Ansstülpun~' eines taschenal'tigen Pulpa
zipfels darstellen würde. Von besonderem Interesse ist an dem rechtsseitigen Yitrotrabeculardentinbande rechts ein spornartiger Ausläufer. Körperlich gedacht ist auf das vielfach gefaltete. aher immer noch einheitliche Vitrotrabecularclentinband eine secundüre Vitrotl'aheculardentinleiste aufgewach:,en.
E. FR AAS bildet in seinem oben genannten Werke einen kleinen Gaumenzahn von ]Jlastodonsazwus gmnuloslts ab, dessen Zahnstructur weniger complicirt ist wie diejenige von ETYOPS auf Abbildung 14 und 15. Es dürfte nicht schwierig sein, an der Hand des einschlägigen Materials schrittweise die weitere Complication der Stegocephalenzähne bis zu den grossen Fangzähnen der ohertriasischen J\lastodonsaurier zu verfolgen. Die Zahnbeinfalten werden immer länger und gewundener, die centrale Pulpahöhle verengt sich immer mehr und mehr. Die einzelnen Falten venyachsen hei ]Jlastodonsaurus an zahlreichen Stellen miteinander. dadurch werden die einzelnen Pulpataschen in zahlreiche blindsackähnliche Divertikel zerlegt, rlie auf Querschliffen f'cheinbar mit der centralen Pulpahöhle gar nicht mehl' zusammenhängen. Thatsächlich aber münclen die wurmförmigen, Yielfach gell lUl
denen Pulpakanäle an irgend einer Stelle in den centralen Pu]paraum ein. Die untersten dürften wohl auch unmittelbar in die HAYERs'schen Kanäle des darunterliegenclen Kieferknochens übergehen.
Fasst man das Ergebniss der vorstehenden Ausführungen zw-,ammen, so zeigt sich aufs Deutlichste, dass innerhalb der grossen Familie der Stegocephalen eine zunehmende C'omplication der Zähne schrittweise zu verfolgen ist. Yon den einfachen Gaumenzähnchen 'Ion Sclerocpplwlus his zu den höchst entwickelten Fangzähnen des ]JIastodonSCl1l1"llS sind alle möglichen Uebergänge vorhanden.
Schon diese Thatsache liesse sich nicht mit der yon CREDNER gegebenen Anschauung vereinigen, wonach die grossen Faltenzähne durch Verwachsung zahlreicher einfacher Einzelzähnchen entstanden sein solleIL Man darf ferner nicht übersehen, dass die von C'UEDNER so schiin auf Querschnitten dargestellten Systeme nnd Untersysteme von Dentinröhrchen eben nur auf Querschnitten sich
so scharf von einander abheben. Körperlich vorgestellt, handelt es sich doch nur um einfache Taschenfalten einer an und für sich einfachen einspitzigen Zahn einheit.
Durch die vorstehende Darstellung läf-&t sich nun auch die Entstehung selbst der complicir
testen Faltenzähne erklären. Ueberall handelt es sich darum, dass ein an der Spitze einfa<.:her Zahnbeinmantel nach der Basis hin, von aus<;en her. mehr oder weniger eingefaltet wurde. An diese
äussere, durch die El)ithelscheicle bedingte, Einfaltung <les ächten Zahnheines schliesst sich llllll die
innere Faltenbildung an, indem mehr oder weniger gewundene Bänder VOll Yitl'otrabeculardentin frei
im Bindegewebe der Pulpa cntstehcn. Yon diesen Biindern aus wachsen dann Dentinröhrchen, na c h
bei(len Seiten hin, au~. DUl'ch ZU:>Hmmelltliessen dieser yom Yitrotrabeculal'llentinbande aus~ehenden
unrl tIer YOIl der Epithelscheide ausgehenden Dentinkanälchen kommen die eigenthümlichen Zahnbein
systeme zn ;-;tande, welche den Faltenzähnen ihr besonderes Gepräge geben.
Di!' Thatsache, da~s hei gleichen Gattungen die grösseren Zähne stets complicirter gebaut sind
als die kleinerelI, liisst sich überall nachweisen. So bei Sr7erocepltallis (CREDNER), JJIastor7oIlSr6UnIS
(FnAASJ. Arche!Josfturlls unrt Trf'lIIrdo8ctUnr8 (!lÖSE, noclt nicht veröffentlicht). Jedoch ist dabei noch
rIas geologische .~lter der verschiedenen Uattun;'en massgebeml. Im Grossen und Ganzen haben elie
ültel'en (~attungen einfachere Zähne wie die jüngeren Formen.
In dritter Linie "'teht die Höhe der allgemeinen Ausbildung mit der Complication der
Zähne in einem gewissen Zusammenhange. Uralte Formen wie Lo:colllmct aus dem Carbon haben Imch
~Iittheilungen von EMBLETOX ,\: ATTHEY bereits sehr complicirte Faltenzähne. Diese Formen gehören
aber auch der hör hstentwickelten Stegocephalen-Familie fle'l' '.'ullwi1'bler (StpTeospowlyli) an, Und auch
alle übrigen jüngeren Formen mit ausgeslll'o('!tt:nem labyrinthisrhem Faltenbane , wie Trematosrwrus,
Capltoswll'n-;, JJusfor7oJtsClu)'ns, gehören zu ebel1 rliesen Yullwirblern,
Allf c;mnd diesel' Erfahrungen darf mall I1lIll111chr wohl unbedenklich den ;-;atz aufstellen. ,dass
die geologi~ch jüngeren Formen bei gIeirhen (;rösselll'crlü:rltllissen der Zähne eine ('OIlllJ!icirtere Zahn
structur bc;;itz(~n wie die geologisc:h älteren Formell.
Le benslauf.
LUDWIG AUGUST STICKLER, kath. COllfession, wurde geboren den D. SeptLr. 1 ".")7 zu Kahl
a. Main, Landgericht Alzenau, als Pohn des damaligen Ziegelei besitzers ACGUSTIK RTfCKr;EH und dessen
Ehefrau KATHARINA geb. HOFFlVIA<'\!'\.
In seinem ersten Lebensjahre siedelten seine Eltern mit ihm nach Frankfurt a. Main über.
woselbst er bis zu seinem IfJ. Jahre verblieb. Kach vollendetem Schulhesuche widmete er sich anfangs
dem Baufache, wobei er neLen einer praktischen Lehrzeit die Baukurse des dortigen ST1DEL'schen
Kunstinstituts besuchte und dann das damals hestandene Polytechnikum zu Langensalza. Familien
verhältnisse zwangen ihn, von der weiteren Au~Lilclllng in diesem Bernfe abzustehen. Er wandte sieb
lIUlI dem Studium der Zahnheilkunde zu, welches er mit einer praktischen Lehrzeit in der Zahntecbllik
bei seinem Onkel, dem Zahnarzte Hrn. :1\1. SncKLER in "\Yürzburg, begann. Zu seiner \yeiteren prak
tischen Ausbildung war er ab Zahntechniker und Assistent während fünf ,lahren ]lei Zahnärzten in
Belgien und Deutschland thätig.
Um zum Universitätsstudium der Zahnheilkunde zugelassen werden zu kiinnell, unterzog er
sich in Maillz, seinem damaligen Aufenthaltsorte, an dem dortigell Healgymnasiull1 im Sommer l.,,,.S
mit Erfolg der yorgeschriehenen Prüfung - TI dfe zur Prima. IY.-S. 1 ""3 84 ]HclOg \'1' die Universität
München und blieb daselbst bis zum abgelegten zahnärztlichen Staatsexamen - Februar 1 c:,"6 -, wobei er die Note I erhielt.
Im Frühjahr 1886 liess er :sich in München als Zahnarzt nieder.
W.-S. 1894 D5 liess er sich an der l'ni\"ersität Erlangen zu \yeiterem natunYisscnschaftlichem
Studium immatriculil'en.
Während seiner Ulliversitätsstudienzeit besuchte er die Yorle~mngell und praktiscbe Uebungen
über Anatomie, Physiologie, Chirurgie, allgemeine und specielle Patholugie ne]J:,t Therapie. Arznei
mittellehre, Physik Chemie. Botanik, Zoologie, Yergleichende Anatomie. Palaeontologie und Geologie.
Fig.2. Fig. 6.
Limtdru,k v. earl Ebn~t, Stul.UJart
Fig ....
V1)
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Tafel I
c.
JuHN GliERAR LlBU.RY' "
Tafel .u
Fig. 15. t:fI 1'11 I'f}
li9- 13. .,. f"J)
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Fi~ 5, Hg. 8.
Fig. 7
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.' A;. <
Fig. 12. Vig. 1~.
Uch.l.druck 1'. (arl Ehn"', StuUgarl
'THE JOHN CRERAR
L1B~ARY